Italienisch
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Narr Verlag Tübingen
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2015
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Fesenmeier Föcking Krefeld OttNicola Badolato: I drammi musicali di Giovanni Faustini per Francesco Cavalli. Firenze: Olschki 2012, 530 Seiten, € 55,00 (=Historiae Musicae Cultores CXXII)
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2015
Alessandra Origgi
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14 6 Kurzrezensionen Nicola Badolato: I drammi musicali di Giovanni Faustini per Francesco Cavalli. Firenze: olschki 2012, 530 Seiten, € 55,00 (=historiae Musicae Cultores CXXii) Die Ausgabe der von Giovanni Faustini verfassten und von Francesco Cavalli vertonten Musikdramen stellt eine weitere Bereicherung der Reihe «Historiae Musicae Cultores» des renommierten florentinischen Verlagshauses Olschki dar Der Herausgeber, Nicola Badolato, bietet nach einer lehrreichen Einführung die mit Anmerkungen versehenen und kritisch edierten Texte Faustinis Es handelt sich hierbei um die bearbeitete Version der Dissertation Badolatos, die von prominenten Wissenschaftlern (u .a Lorenzo Bianconi und Ellen Rosand) betreut wurde Auf diese Weise werden Texte einem breiteren Publikum zugänglich gemacht, die einer bedeutenden Phase der venezianischen Oper angehören, dürfen doch Francesco Cavalli und Giovanni Faustini als Spitzenautoren (der eine in der Musik, der andere im Bereich des Librettos) des seicentesken Venedigs gelten Cavalli war in der Tat «compositore dominante nel primo trentennio» (S 3) der venezianischen Opernproduktion, dessen Ruhm einem enormen Selbstbewusstsein entsprach Als Cavalli im Theater San Cassiano als Musiker, Impresario und Dramaturg arbeitete, begann eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Giovanni Faustini, Rechtsanwalt und ebenfalls wesentliche organisatorische Figur innerhalb der Opernwelt Aus dieser Zusammenarbeit gingen zehn Opern hervor: La virtù de’ strali d’amori (1642), L’Egisto (1643), L’Ormindo (1644), La Doriclea (1645), Il Titone (1645), die im Theater San Cassiano aufgeführt wurden; L’Euripo, der 1649 im S Moisé inszeniert wurde; L’Oristeo, La Rosinda, La Calisto (1651) und L’Eritrea (1652), die für das S Apollinare geschrieben wurden Faustini trägt entscheidend dazu bei, die «tecniche di orditura e tessitura degli intrecci» (S 7) der venezianischen Musikdramen zu standardisieren, wie der Abschnitt «I modelli drammatici» (S 7-13) erläutert Handlungen und dramaturgische Konventionen von Faustinis Theater hängen vom Produktionssystem des schon vorhandenen und etablierten Sprechtheaters ab: Nicht nur Geschichte und topoi, sondern auch Management und Regelmäßigkeit der Aufführungen (im Karneval) werden übernommen - eine Regelmäßigkeit, die ihrerseits die Standardisierung der Szenarien fördert Faustini lässt sich von Komödien, Romanen, Novellen beeinflussen in einer «continua riscrittura fondata sul gioco della combinazione di codici differenti, mai esplicitamente dichiarati» (S 11) - anders als die ersten Autoren der Musikdramen, die sich eher an der Pastorale orientierten Auf diese Weise werden Liebesthemen bevorzugt, die auch dem Geschmack der damals literarisch sehr aktiven Accademia degli Incogniti entgegenkamen Der gewöhnliche Plot sieht ein Liebes-paar vor, das getrennt wird und viele Schwierigkeiten überwinden 2_IH_Italienisch_74.indd 146 16.11.15 07: 55 147 Kurzrezensionen muss; auf eine anfängliche Einfachheit folgt eine Verkomplizierung, die v .a durch Missverständnisse, Verwechslung von Identitäten und Gegenständen und vor allem sehr charakteristische Nebenfiguren erzeugt wird (vgl die tabellarische Zusammenfassung in Appendice II, S 41-43: «Articolazione delle sequen-ze») Die Götter dagegen werden allmählich an den Rand gedrängt Im Abschnitt «Le tecniche di scrittura: convenzioni e scene tipiche» (S 14-27) werden die schon genannten Konventionen genauer beleuchtet Vor allem sind die Szenenwechsel zu erwähnen: Die Tabelle auf S 15 listet verschiedene Typologien auf (celeste, sacra, militare usw .), die Appendice I (S 38-40) führt für jedes Drama die zahlreichen «mutazioni sceniche» an - wenigstens zwei oder drei pro Akt, die die Handlung strukturieren Auf S 17 bis 27 konzentriert sich Badolato auf die Beschreibung der topoi, die in Faustinis Dramen vorkommen: die Reise, die die Figuren in unvorhersehbare Situationen versetzt; missverstandene Inschriften, die oft das Drama in Gang bringen; Portrait-Verwechslungen, die Irrtümer hervorbringen; Verkleidungen, bei denen mit der sexuellen Identität und den Gefühlen der Figuren gespielt wird und die wahrscheinlich von der Literatur der Incogniti abgeleitet wurden; die Schlafszene, die gleichzeitige Aktionen auf der Bühne ermöglicht; die Klage, die kontrastierende Gefühle inszeniert und sich vom berühmten Lamento d’Arianna Rinuccinis und Monteverdis ableitet; die durch Ariostos Orlando Furioso inspirierte Wahnsinnsszene; Invokationen und Zaubereien, die metrisch durch Proparoxytona charakterisiert wird Abschließend wird die Morphologie der Arien analysiert (S 27-37), wobei sich herausstellt, dass Faustinis Rezitative und Arien oft schwer zu trennen sind und dass aus dieser «mutua permeabilità […] forme ambigue, a metà tra i due modelli, e talvolta difficili da catalogare» entstehen (S 30); die Appendice III (S 44) unterscheidet Arien ohne und Arien mit Refrain; bei den kritisch edierten Texten sind die Arien mittels Einrückung hervorgehoben Die Editionsrichtlinien (S 45-47) erklären allgemein die Wichtigkeit einer kritischen Ausgabe der Libretti und insbesondere dieser Ausgabe: Die editiones principes von Faustinis Libretti werden korrigiert, metrisch überprüft, mit einer modernen Interpunktion versehen; noch wesentlicher ist die Integration der Regieanweisungen, die unentbehrlich für das Textverständnis sind, da die für einen modernen Leser nicht unmittelbar erkennbaren «elementi essenziali del testo-spettacolo» (S 47) explizit benannt werden Die «Nota ai testi» (S 48-53) bietet eine Übersicht über die Korrekturen, während die «Personaggi e luoghi mitologici citati più volte nei drammi di Giovanni Faustini» aus einer langen Tabelle besteht, die einem Laienpublikum mythologische Figuren und Orte - von Ade bis zum Zacinto - erklärt Diese Ausgabe erfüllt ein Desiderat der zeitgenössischen Musik- und Literaturwissenschaft: Die Edition musikdramatischer Texte ist eine wichtige 2_IH_Italienisch_74.indd 147 16.11.15 07: 55 14 8 Kurzrezensionen Aufgabe der Librettoforschung Solche Texte, die zwar dank der Digitalisierung oft online verfügbar sind (alle hier edierten Libretti sind in der Raccolta Drammatica der Biblioteca Braidense zu finden), brauchen dennoch einer wissenschaftlichen Aufarbeitung: eine philologische Revision muss die Fehler der Frühdrucke beseitigen; didascalie und erklärende Fußnoten erleichtern das Verständnis und helfen, Missverständnisse beim Lesen zu vermeiden Das Ganze wird durch eine Einführung komplettiert: Sie bietet einen nützlichen Überblick über die Autoren und den Kontext des venezianischen Theaters und belehrt dank einer echt reichen Bibliographie sowohl den Laien als auch den Spezialisten Alessandra Origgi Adalgisa giorgio (a cura di): «Non sto quindi a Napoli sicura di casa». Identità, spazio e testualità in Fabrizia Ramondino. Perugia: Morlacchi editore 2013, pp. 400, € 18.50 La pubblicazione scaturisce quasi interamente dagli interventi del convegno intitolato «Non sto quindi a Napoli sicura di casa». Conference in Memory of Fabrizia Ramondino (1936-2008), tenutosi a Londra il 15 e 16 gennaio del 2010, a meno di due anni dalla scomparsa della scrittrice Si trattava del primo convegno di studi con un taglio prevalentemente scientifico, ma che prevedeva anche la partecipazione di alcuni operatori estranei al mondo accademico, come ad esempio la psichiatra basagliana Assunta Signorelli e l’attrice, autrice e regista Barbara Della Polla A organizzare il simposio internazionale, e a curarne successivamente il volume, è stata Adalgisa Giorgio, nota studiosa da decenni residente in Inghilterra e attiva come docente presso il Department of Politics, Languages & International Studies dell’Università di Bath Prima del convegno londinese, erano stati dedicati all’opera della scrittrice napoletana molti articoli e recensioni, e diversi saggi di una certa consistenza sparsi su riviste e in volumi Mancava però una raccolta organica di lavori ispirati alle tematiche che costellano il percorso letterario - assai vario, peraltro, e debitore delle più diverse esperienze - di Fabrizia Ramondino In questo senso, il volume di atti congressuali curato da Adalgisa Giorgio, colma quella lacuna e si offre insieme come strumento di lavoro per chiunque voglia ripercorre criticamente l’itinerario di scrittura di un’autrice che nell’arco di un trentennio, in un costante andirivieni tra passato e presente, tra ragioni biografiche concernenti la sfera privata e famigliare e le esperienze collettive 2_IH_Italienisch_74.indd 148 16.11.15 07: 55
