eJournals Italienisch 38/76

Italienisch
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Narr Verlag Tübingen
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2016
3876 Fesenmeier Föcking Krefeld Ott

Luigi Capuanas Il marchese di Roccaverdina

121
2016
Helmut Meter
ita38760048
4 8 h ElMut M EtEr luigi Capuanas Il marchese di Roccaverdina Möglichkeiten und grenzen veristischen Erzählens 1. Capuanas kulturelle Vielseitigkeit und die exponierte rolle des Marchese di Roccaverdina Luigi Capuanas später Roman Il Marchese di Roccaverdina (1901) gilt den Literaturhistorikern seit langem als sein bester und bedeutendster Dies ist nachdrücklich zu betonen im Hinblick auf die sich abzeichnende Wiederentdeckung eines Schriftstellers, der an der Wende zum 20 Jahrhundert Italiens meistgelesener literarischer Autor war . 1 Verdankte er diesen Erfolg seiner erstaunlichen Vielseitigkeit als sachkundiger Theoretiker, Kulturvermittler, Schreiber in unterschiedlichen Genres und als Propagator aktueller Wissenschaftskonzepte, so hat wahrscheinlich gerade diese Breite seines Wirkens auch dazu beigetragen, dass er längere Zeit in Vergessenheit geriet Verbindet sich mit seinem Namen nicht zuletzt die Kategorie veristischen Erzählens, so stand er allmählich dennoch im Schatten Giovanni Vergas, der sich nach einer Zeit relativen Misserfolgs am Ende eines kontinuierlichen Zuspruchs seitens des Publikums erfreuen konnte und immer noch kann Denkt man an Capuana, hat man die Vermittlung der kulturellen und wissenschaftlichen Diskurse, aber auch der Moden aus Paris im Sinn; man sieht ihn als Vertreter der Kinderliteratur auf den Spuren der Erzählung Scurpiddu; man hat ihn in Erinnerung als Experten der volkstümlichen Traditionen Siziliens, als versierten Literaturkritiker, als Experten und Propagator neuer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und Theorien, als markanten Interessenten am Phänomen des Spiritismus, kurzum: als multitalentierten homme de lettres . 2 So zählt er zum kleinen Kreis solcher Autoren, die trotz umfassender Anerkennung zu Lebzeiten keine bleibende Resonanz gefunden haben, nicht weil sich ihr Œuvre historisch als inkonsistent erwiesen hätte, sondern weil sich aus einem weiten Tätigkeitsfeld keine dominante kulturelle Formel hat ableiten lassen, die sich als dauerhaftes Qualitätszeichen hätte etablieren können . 3 Doch eine Renaissance des Interesses an Capuana ist bereits in Gang, und sie betrifft nicht zuletzt seine beiden seinerzeit Aufsehen erregenden Romane, die Émile Zola zugeeignete Giacinta (1879), den ersten veristischen Roman Italiens, sowie Il marchese di Roccaverdina, in dem mit einigem Recht eine Art Summe von Capuanas Erzählerkarriere gesehen werden darf 2_IH_Italienisch_76.indd 48 23.12.16 09: 52 Helmut Meter Il marchese di Roccaverdina 4 9 Dieser Text soll im Folgenden näher betrachtet werden, wobei seine paradigmatische Etikettierung als veristisch durch die Forschungsliteratur den Leitfaden, aber auch den Anlass zu kritischer Überprüfung bieten soll . 4 2. Die Erzählfabel des romans und das Problem seiner veristischen gestaltung Die Grundzüge der im fiktiven sizilianischen Ràbbato angesiedelten Erzählfabel sind rasch skizziert . 5 Nach zehn Jahren gemeinschaftlichen Lebens hat sich Antonio Schirardi di Roccaverdina, einem altaristokratischen Geschlecht entstammend, von seiner Geliebten Agrippina Solmo getrennt, der Tochter einer Olivenpflückerin Den überkommenen Machtverhältnissen entsprechend, hat er die seinerzeit Sechzehnjährige zum Konkubinat genötigt, was diese widerspruchslos hinnahm, eingedenk von jeher unabänderlicher Machtstrukturen Da der Marchese Agrippina nicht in den Armen eines anderen Mannes wissen möchte, nötigt er sie und Neli Casaccio, einen seiner Getreuen, zu einer Eheschließung, die ein geheimes Keuschheitsgelöbnis beinhaltet Doch die Eifersucht lässt ihn alsbald Neli erschießen, ohne dass er in Mordverdacht geriete Ein Unschuldiger wird verurteilt, und der Marchese sieht sich durch seine Gewissensbisse und weitere psychische Probleme in zunehmender seelischer Bedrängnis Hierzu zählt auch die der Familientradition geschuldete Heirat mit Zòsima Mugnos, einer verarmten Altaristokratin, die sein Desinteresse an ihr zu spät bemerkt und die nach wie vor bestehende emotionale Bindung an die frühere Geliebte erkennt Antonio di Roccaverdina aber sieht sich immer mehr inneren Problemen ausgesetzt, eine seelische Verfassung, die sich schließlich zu einer gravierenden Krankheit verdichtet, in deren Verlauf seine Mordtat zutage tritt und er am Ende im Krankheitsbild des ebetismo den Verstand verliert und dem Tode geweiht ist Agrippina Solmo eilt herbei, um ihm unterwürfig dienstbar zu sein, seine Ehefrau hingegen verlässt ihn und nimmt ihr vorheriges Leben in Armut wieder auf Kann angesichts dieser Geschehenselemente - so ist zu fragen - der Verismo noch Fluchtpunkt oder Integrationsrahmen des Erzählten sein? Der Verismo ist grundsätzlich geeignet, eine im Prinzip statische Welt zu fixieren, ganz so, als sei jede mögliche Weiterentwicklung durchaus aufgehoben innerhalb der Koordinaten des positivistischen Erklärungsmodells . 6 Der Wandel von Welt und Gesellschaft wäre demnach ein nur äußerlicher, der Hypothese entsprechend, allem Geschehen liege ein panchronisches Ordnungsprinzip zugrunde, das letzten Endes mit dem Linné’schen Leitsatz von Natura non facit saltus essentiell umschrieben wäre Ein Verismo, der sich für die literarische Modellierung beobachtbarer oder imaginativer Welt diese Position in 2_IH_Italienisch_76.indd 49 23.12.16 09: 52 Il marchese di Roccaverdina Helmut Meter 50 aller Strenge zu eigen machte, würde sich freilich alsbald als epistemologisches Fehlverhalten erweisen Es darf mithin unterstellt werden, dass Capuana einen anderen Weg beschreitet Sein ausgeprägtes und über Jahrzehnte hinweg belegbares Interesse an allen kulturellen Neuorientierungen, seine kontinuierliche Beobachtung der literarischen Szene nicht zuletzt Frankreichs, sein sehr privilegierter Einblick in das Schaffen befreundeter Autoren wie Verga und De Roberto, 7 durften ihn sicherlich nicht an der Historizität erzählerischer Verfahren zweifeln lassen So ist es plausibel, dass sein 1901 erschienener Roman mehr als eine konzeptionell erweiterte oder perfektionierte Version des Erzählhabitus von Giacinta sein musste Dafür sprechen auch eine nahezu zwanzigjährige Befassung mit dem Roman, dessen stetiges Wiederaufgreifen nach Phasen der Distanz und eine fast leitmotivische Unzufriedenheit mit dem jeweils Erreichten . 8 Dementsprechend musste der Roman auch eine differentia specifica gegenüber den zwischenzeitlich erschienenen Erzählwerken weiterer Veristen aufweisen, musste er eine sizilianische Welt ins Blickfeld rücken, die zumindest andere Facetten bereithält als die gewichtigen Texte der übrigen hervorstechenden Ostsizilianer - ohne diese indessen ob ihrer Errungenschaften zu dementieren Anders gesagt: Ein sizilianischer Erzähler der Jahrhundertwende, der sich in einem Spätwerk der sizilianischen Provinz zuwendet, 9 baut unwillkürlich einen Erwartungshorizont auf, dem er sich nicht ganz entziehen kann Getragen wird die Romankonstruktion von einer ebenso elementaren wie effektvollen Figurenkonstellation: Die Titelfigur steht zwischen zwei Frauen Agrippina Solmo ist hierbei die insgesamt interessantere, weil semantisch gesehen eine bipolare Figur . 10 Einerseits verkörpert sie das archaische Prinzip des uneingeschränkten Aufgehens in der angestammten Rolle servilen Selbstverständnisses Dementsprechend schreiben sich die Kategorien ihres Tuns in eine zeitlose Tradition des sozialen Verzichts ein und sind folglich überindividuell begründete, schichtspezifische Verhaltensmuster Andererseits keimen in dieser Figur sporadische Anwandlungen sozialer Veränderbarkeit auf So sieht sie sich rückblickend als «vera padrona» (S 26) des Roccaverdina-Palasts und ist auch nahe daran, das Keuschheitsgelöbnis zu brechen Insbesondere aber ist ihre abschließende Genugtuung hervorzuheben, von dem Marchese geliebt worden zu sein Solcherart stellt sich Agrippina als Symbolfigur potentieller sizilianischer Alterität dar bei gleichzeitiger Bestätigung des Paradigmas eines semper idem der gesellschaftlichen Hierarchie und somit auch als Musterexemplar eines würdevollen Menschentypus, dessen zeitenthobene Daseinsform eine geradezu uranfängliche Idealität ins Bild setzt 2_IH_Italienisch_76.indd 50 23.12.16 09: 52 Helmut Meter Il marchese di Roccaverdina 51 Demgegenüber lebt Zòsima Mugnos in einem gebrochenen Selbstverständnis Das Bewusstsein altaristokratischer Größe ihrer Familie paart sich mit dem Erleben ökonomischer Dekadenz Über die topische Resignationsformel von «ormai» 11 zeichnet sich eine substantielle Verzichtshaltung ab, deren als schicksalhaft begriffene Notwendigkeit durchaus ein Pendant zu der über viele Generationen eingeübten Unterwürfigkeit der bäuerlichen Unterschicht darstellt In diesem Sinne weisen die Entwicklungslinien der zentralen Frauengestalten des Romans in konvergierende, aber auch in konträre Richtungen Virtuell gesehen, liegt sogar ein sozialer Aufstieg der Agrippina durchaus nahe, während die salvierende Reintegration der Zòsima in die - mittelfristig verlorene - Lebensführung der Aristokratie von Anbeginn unter einem Unstern steht Parallelität und Opposition der Frauenfiguren kommen indes essentiell in den Bewusstseinsvorgängen des Protagonisten zum Tragen, sind wechselnde Funktionen seiner unsteten psychischen Disposition Auf diese Weise verlagert Capuana den Aspekt sozialer Entwicklungsparameter beträchtlich auf die Ebene des geistig Virtuellen So entscheidet sich in der Innenwelt des Marchese, welche Konturen die soziale Außenwelt hypothetisch anzunehmen vermöchte Die Verfestigung der alten Tradition ist hierbei eine gleichberechtigte Option im Verhältnis zur eventuellen Markierung eines gesellschaftlichen Wandels Damit zeigen sich freilich beide Frauengestalten nicht unerheblich als sekundäre mentale Gebilde, insofern ihr unmittelbarer Status als Erzählfiguren sich ihrer Funktion als psychischer Konstruktionen einer in der narrativen Hierarchie höher angesiedelten Figur verbindet 3. Verismo und introspektiv angelegtes Erzählen: der experimentelle Charakter von Capuanas Verismo Im Hinblick auf das Prinzip unpersönlichen Erzählens, wie es Verga seit seinen sizilianischen Novellen zur Norm erhoben hatte, lässt sich dieses Vorgehen offenbar nur bedingt als veristisch bezeichnen Eine impassibilità, eine Objektivität des Erzählens steht letztlich in Frage, da die Referenz auf psychische Vorgänge - auf Reflexionen, Emotionen und unwillkürliche innere Regungen - ein ungleich höheres Potential an spekulativer Erzählorganisation erfordert denn die Modellierung von Figuren und Ereignissen, die als in strikter Außensicht wahrgenommen gelten sollen So tritt deutlich zutage, dass der introspektive Habitus zumal des Marchese in manchem seine Nähe zur Technik der traditionellen Auktorialität nicht verbergen kann, wiewohl die Artikulationsmodi des discorso indiretto libero wie des inneren Monologs und folglich die Suggestion unmittelbarer subjektiver Sicht ausgiebig Verwendung finden 2_IH_Italienisch_76.indd 51 23.12.16 09: 52 Il marchese di Roccaverdina Helmut Meter 52 Die demnach eingeschränkte Objektivität der Narration ist der Preis, den Capuana für das ambitionierte Ziel entrichten muss, einen vollständigeren Wirklichkeitseffekt hervorzubringen, der eben auch der geistig-seelischen Dimension der Figuren Rechnung tragen will Kategorial gesehen, darf dies jedoch immer noch als veristisch bzw naturalistisch gelten, sofern man sich die Postulate von Hippolyte Taine in De l’intelligence zu eigen macht, der letztlich als Komplement des wissenschaftsanalogen Erzählens, wie es Zola in seinem Roman expérimental (1880) darlegt, gerade die Berücksichtigung auch der «âme humaine», 12 mithin der Innenseite des Menschen einfordert Demzufolge gestaltet sich das Vorhaben Capuanas als zweifellos umfassender und letzten Endes komplexer, als man es etwa bei den prominenten Veristen Verga und De Roberto vorfinden kann, wenn man als Maßstab die Anforderungen des narrativen Profils vor Augen hat Dies macht den Marchese di Roccaverdina denn auch zu einem bedeutenden Roman, 13 wobei sich in diesem obendrein eine zukunftsträchtige Dimension ansatzweise abzeichnet: Der Erzähltext offenbart seinen experimentellen Charakter im Hinblick auf das Konzipieren psychischer Prozesse Ein solches Erzählen als Such- und Erprobungsform des noch nicht oder erst kaum Etablierten ist im Grunde als eine unmittelbare Folge von Capuanas spekulativ-unkonventioneller Einstellung zu betrachten, die sich im Übrigen immer wieder in seinen kritischen Schriften bemerkbar macht . 14 Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass die Frage, ob und inwieweit Il Marchese di Roccaverdina als ein veristisches Erzählwerk zu bewerten ist, auch anders gestellt werden kann Aussagekräftiger lautet sie nämlich, in welchem Ausmaß der Autor die Grenzen des Verismo gezielt verschiebt, um dadurch am Ende eine vollständigere Konzeption veristischen Erzählens zu erreichen Dabei ist in Erinnerung zu rufen, dass der Begriff des vero, der semantische Kern von Verismo, in der zeitgenössischen Aktualität seiner Verwendung vielfach nur einen approximativen Aussagewert hatte Die psychologische Komponente des Terminus erwies sich nur in Umrissen als objektivierbar Bei einer Begegnung von Émile Zola und Giovanni Verga in Rom trat dies beispielhaft in Erscheinung So lobte Zola anschließend seinen Gesprächspartner, den Hauptvertreter des Verismo, als interessante Person, bemängelte aber zugleich, ihm fehle es an «théories bien arrêtées», an klar umrissenen Konzepten . 15 Die Ausrichtung am Prinzip des vero musste offenbar als unzulänglich empfunden worden sein Daraus ist zu schließen, dass der Spielraum des Möglichen im Rahmen des Verismo nicht knapp bemessen ist 2_IH_Italienisch_76.indd 52 23.12.16 09: 52 Helmut Meter Il marchese di Roccaverdina 53 4. Die unbestimmte Ätiologie im Krankheitsbild des Protagonisten als grundlage für ein elastisches veristisches Erzählmodell Dies konnte sich Capuana denn auch zunutze machen Dabei bietet sich besonders die Figurenpsychologie als ein geeigneter Sektor für die Entfaltung neuer Ideen, Konzepte und Versuchsformen an . 16 Anders gewendet: Ein elastisches veristisches Erzählmodell ist partiell aufnahmefähig für Inhalte, die im strikten Sinne mit einer positivistischen Denkungsart, sprich: der wissenschaftstheoretischen Basis des Verismo, schwer kompatibel sind Hier ist in erster Linie zu denken an die Ätiologie im Krankheitsbild des Antonio di Roccaverdina Die sich anbietenden Lesarten im Hinblick auf Herausbildung, Entfaltung und Verdichtung seiner Krankheit sind offenkundig verschiedenartig Keine einzelne von ihnen erweist sich in ihrer Singularität als hinreichend plausibel, den Entwicklungsverlauf zum Endpunkt des ebetismo, des pathologischen Stumpfsinns mit Todesfolge, erklärbar zu machen Demgegenüber liegt es nahe, die Gesamtheit der widerstreitenden Anforderungen, denen sich der Protagonist innerlich ausgesetzt sieht, für seinen progressiven geistigen Verfall zu vereinnahmen So ist das Prinzip einer über Recht und sozialer Rücksichtnahme stehenden Familientradition nicht länger aufrecht zu erhalten Die Maluomini, die ihr Wollen und Tun nach subjektivem Belieben und in uneingeschränkter Willkür zu praktizieren vermochten, haben abgedankt Die christliche Moral vermag zwar ernsthafte Gewissensqualen bei dem altaristokratischen Marquis und Mörder hervorzurufen, erweist sich aber nicht mehr in der Lage, ihre Prinzipien dauerhaft durchzusetzen Der freigeistige Rationalismus und Materialismus, vertreten von cavalier Pergola, des Marcheses Vetter, kann zwar eine kurzfristige Versuchung darstellen und ein neues seelisches Gleichgewicht der Zentralfigur in Aussicht stellen, doch der Rückfall seines Exponenten in eine vorrationale, kirchlich geleitete Gottgläubigkeit im Zuge einer schweren Krankheit lässt auch diese Form der Lebensausrichtung unglaubwürdig erscheinen . 17 Des Weiteren kommt einer eventuellen degenerativen Krankheit des Roccaverdina-Geschlechts - man denke an die irreversible pazzia der zia Mariangela 18 - kein hinreichendes Gewicht zu, um die Krankheit des Antonio im Grundsätzlichen verständlich zu machen Das Motiv des «cervello bacato» (S 22), des wurmstichigen Hirns der Roccaverdina, vorgebracht von der alten Baronessa di Lagomorto, bleibt im erzählerischen Gesamtduktus sekundär Da nehmen sich die psychischen Anstöße, die von dem Advokaten und Spiritisten Don Aquilante ausgehen und den Marchese zusehends verunsichern, schon gewichtiger aus, zumal der juristische Berater der Familie dem von Antonio gehüteten Geheimnis seines Mordes gefährlich nahe zu kom- 2_IH_Italienisch_76.indd 53 23.12.16 09: 52 Il marchese di Roccaverdina Helmut Meter 5 4 men scheint Indessen bleibt unklar, ob des Advokaten wachsende Erkenntnis tatsächlich seinen spiritistischen Praktiken zu verdanken ist Der allseits mit Distanz betrachtete, hoch gebildete Don Aquilante hat nämlich zugleich als die klarsichtigste Gestalt im Ambiente von Ràbbato zu gelten . 19 Im Wirrwarr der Vermutungen, Meinungen und Handlungsweisen sticht letzten Endes seine Vernunft hervor, so auch im Diagnostizieren der unterschätzten Gefahr bei der allzu sorglosen Kreditaufnahme beim Banco di Sicilia zwecks Aufbaus und Ausstattung einer Società Agraria durch eine Gruppe lokaler Interessenten unter der Ägide des Marchese . 20 Freilich ist auch der Ansatzpunkt spiritistischer Versuchung unzulänglich, um die finale Befindlichkeit der Titelfigur ursächlich zu erklären Die Befürchtungen der Ärzte schließlich - beide, dottor Meccio und dottor La Greca, sind allerdings in der provinziellen Enge beheimatet -, dass eine Anleitung zu spiritistischen Experimenten die gravierende Krankheit bewirkt haben könnte, finden im Erzählkontinuum keine Entsprechung, wiewohl auf eklatante Krankheitsfälle in den Metropolen der Welt verwiesen wird . 21 Sind die bislang genannten Phänomene und Einflussfaktoren, die das Bewusstsein, aber auch das Unbewusste von Antonio di Roccaverdina affizieren, Belastungsformen heterogener Art, so fehlt indessen noch der Hinweis auf einen grundlegenden Aspekt von höchst krankheitsrelevantem Gewicht: des Protagonisten ungeklärtes Verhältnis zu seiner sozial inferioren Geliebten Die Unfähigkeit, eine definitive Entscheidung für ein im Endeffekt eheliches Leben mit ihr oder aber für die unwiderrufliche Lossagung von ihr zu treffen, manifestiert sich schließlich als Dauersymptom tiefer Unzufriedenheit und kontinuierlichen Unwohlseins Es erhebt sich sogar die Frage, ob die Mordtat des eifersüchtigen Aristokraten für seine Psyche nicht weniger gravierend ist als die ihr zugrunde liegende innere Zerrissenheit im ungeklärten und offenbar nicht zu klärenden Verhältnis zu der früheren Lebensgefährtin Es sind demnach multifaktorielle Bedingungen, die Antonio di Roccaverdinas Existenz unterminieren Dies lässt den gesamten Krankheitsverlauf durchaus ein wenig mysteriös erscheinen Im Sinne dieser offenbar gezielten narrativen Intention fehlt dem Roman denn auch ein argumentativer Fluchtpunkt, der zur Lösung des Rätsels beitragen könnte . 22 Weder eine exponierte Figur noch eine verlässliche Erzählinstanz sind verfügbar, um einen überzeugenden Weg aus dem Dilemma der multiplen seelischen Bedrängungsmuster zu weisen, das am Ende «certe intermittenze di pensiero» (S 233), eine «densa nebbia» (S 233) der Orientierungslosigkeit und das «delirio febbrile» (S 252) der Demenz zur Folge hat Gerade diese diffuse Situation macht indessen Reiz und Spannung der bemerkenswerten Erzählkonstruktion aus 2_IH_Italienisch_76.indd 54 23.12.16 09: 52 Helmut Meter Il marchese di Roccaverdina 55 5. Das Problem der nicht fixierbaren «verità» und die konstitutive Willensschwäche des Protagonisten Will man einen erzählimmanenten sprachlichen Zugang zur mehrschichtigen Problematik der Zentralfigur finden, so bietet sich der Terminus der «verità» nebst seinem Wortfeld an . 23 Stets ist die «verità» für die Figuren das Ziel allen Bemühens, doch die jeweiligen, letztlich individuellen Formen von «verità» weisen kaum in eine einheitliche Richtung So sie überhaupt vorhanden sind, zeigen sie sich brüchig Was schließlich den Marchese betrifft, verbleibt das Bemühen um «Wahrheit» im Stadium einer steten, doch vergeblichen Suche Mit anderen Worten: Es ist keine «verità» als Orientierung oder Sicherheit gewährende Bezugsnorm verfügbar Das fällt insofern ins Gewicht, als veristisches Erzählen sich ja elementar der Kategorie des «vero» verpflichtet weiß Wo aber keine übergreifende «Wahrheit» mehr zu Gebote steht, kann Verismo am Ende nur noch die Wahrheit festhalten, die besagt, dass es keine solche gibt So bewegt sich Capuana hier auf eine pirandellianische Position zu und somit zu einer relativistischen Auffassung hin . 24 Wenn es für den Marchese nur kurzfristig gültige Formen von «verità» gibt, so resultiert das entscheidend aus seiner konstitutiven Willensschwäche, aus einer «strana fiacchezza di volontà» (S 46) Es gelingt ihm nicht, einem jeweiligen Willensimpuls dauerhaft stattzugeben und sich auf einer gesicherten Willensbasis einzurichten Das religiöse Paradigma, die Orientierung an den «Maluomini» 25 , die rationalistische Fährte, das spiritistische Angebot und Weiteres sind nur vergängliche Anwandlungen Offenbar leidet der Protagonist unter einer markanten Willensinsuffizienz, die ihn, bedrängt von der relativen Fülle des Möglichen, den Verstand verlieren lässt Dies kündigt sich in wachsender Verdichtung an, wobei von dem Betroffenen des Öfteren das Bild des brüchigen Bodens verwendet wird, auf dem er sich zu bewegen scheint: «[…] egli provava la strana sensazione di camminare su un terreno poco solido, che avrebbe potuto sprofondarglisi sotto i piedi .» (S 147) . Die Thematik der Willensschwäche zeigt deutlich Capuanas Bemühen um einen engen Nexus zwischen Erzählen und Fragestellungen der zeitgenössischen Wissenschaft Im späten 19 Jahrhundert wurde das Genre des Romans ja oft als genuin wissenschaftliches Instrument begriffen, nicht nur als Medium, in dem Forschungsergebnisse nachträglich und zur Verbreitung eingebracht werden konnten, sondern ebenso sehr auch als eine selbstständige Form der Erkenntnis, die Forschungsresultate kraft eigenen Urteilsvermögens sogar vorwegzunehmen vermochte Für den Erzähler und Physiologen Paolo Mantegazza und den Psychiater Cesare Lombroso bestand deshalb tendenziell kein Unterschied zwischen narrativer Exploration und 2_IH_Italienisch_76.indd 55 23.12.16 09: 52 Il marchese di Roccaverdina Helmut Meter 56 wissenschaftlicher Investigation Offenbar wurde das neue Wissen zudem bereitwilliger akzeptiert, wenn es die Romanautoren, nicht aber die zuständigen Forscher vermittelten, denn das «Bewusstsein der Wahrheit» konnte, etwa Lombroso zufolge, gerade durch den künstlerischen Ausdruck am ehesten geweckt werden . 26 Zeittypisch fiel der Medizin und der Psychiatrie im Hinblick auf das Ergründen der menschlichen Innenwelt eine besondere Rolle zu Die sich nun herausbildenden Fragestellungen gingen in ihrem Novitätscharakter über die positivistischen Methoden hinaus und ließen sie mitunter sogar obsolet erscheinen Somit kam, literarisch gesehen, der «immaginazione creativa» 27 laut Capuana große Bedeutung zu Was den Roccaverdina-Roman betrifft, ist dies mit zu veranschlagen, darf aber nicht überbewertet werden Entschieden mehr denn andernorts verzichtet Capuana hier, explizit auf bestimmte Forschungsrichtungen zu rekurrieren Implizit aber zeigt sich zweifellos eine Affinität zu den Arbeiten von Théodule Ribot über die Krankheitsformen der Persönlichkeit, insbesondere in Bezug auf dessen einflussreiche Abhandlung über die Willenskrankheiten, Les Maladies de la volonté . 28 Sicherlich folgt Capuana nicht den verschiedenen Ausprägungen des pathologischen Spektrums gemäß Ribot Allerdings ist bei Antonio di Roccaverdina die grundlegende Doppelheit mangelnder und verlorener Willensimpulse im Prinzip zu beobachten, mehr noch indessen das Muster der «folie du doute», der Entscheidungsunfähigkeit . 29 Der Willensproblematik benachbart sind schließlich Alfred Binets damalige Studien über die Persönlichkeitsveränderungen in seinem groß angelegten Werk Les altérations de la personnalité . 30 Wenn der menschliche «esprit», die «intelligence», als «eine Anordnung sehr zahlreicher und verschiedenartiger Ereignisse» betrachtet wird und die «Einheit unseres psychischen Seins», unseres «être psychique» nur in der «Synthese», der «Koordination» all dieser «Ereignisse» gesucht werden dürfe, 31 so berührt das die seelische Problematik von Capuanas Marchese-Gestalt in hohem Ausmaß Der Roman ist mithin, vom Wissenschaftsbezug her gesehen, auf die Zukunft, auf neue anthropologische Einsichten ausgerichtet . 32 Die veristische Erzählhaltung muss sich dem im Rahmen des Möglichen anpassen 6. Capuanas fiktionswelt im Verhältnis zum Erzählen von Verga und De roberto Wie man sieht, geht Capuana in der Modellierung seiner Erzählwelt in manchem über das hinaus, was Verga und De Roberto an fiktional relevanten Mitteln einsetzen . 33 Zugleich darf dennoch nicht übersehen werden, was ihn im Entwerfen eines repräsentativen Lebensausschnitts, eines documento 2_IH_Italienisch_76.indd 56 23.12.16 09: 52 Helmut Meter Il marchese di Roccaverdina 57 umano aus der sizilianischen Provinz, mit den beiden anderen Autoren am Ende wieder eint Zweifellos ist Il Marchese di Roccaverdina ein Roman der vinti, des Scheiterns der in Szene gesetzten Figuren an ihren historischen Lebensumständen wie an ihrer psycho-physischen Konstitution Vergas literarisches Sizilienbild, wenn nicht gar seine in der Vorrede zu den Malavoglia entfaltete Geschichtsauffassung negativer Anthropologie, 34 findet sich dadurch im Prinzip bestätigt Ein Ausweg aus der panchronischen Situation gesellschaftlicher Stagnation ist nicht in Sicht Will man indes einen signifikanten Unterschied zu Vergas Fiktionswelt hervorheben, so lässt sich sagen, dass der Roman vom geisteskranken Marchese zumindest einen minimalen Aspekt virtueller Veränderung der archaischen sozialen Verhältnisse aufweist Das eventuelle Festhalten des Protagonisten an Agrippina Solmo, ja die insgesamt noch kühne Perspektive einer Eheschließung mit der Geliebten, ist der Erzählpsychologie zufolge sicher nicht ausgeschlossen Nicht allein dem Marchese ist dies kurzzeitig bewusst, auch die alte Baronessa, seine Tante, erkennt diese Möglichkeit, wenngleich als zu bannende Gefahr . 35 Besondere Erwähnung verdient jedoch, dass selbst seitens der lokalen Bevölkerung eine solche Entwicklung als möglich erachtet wird Damit scheint ein markanter Einschnitt im starren Sozialgefüge keineswegs aussichtslos zu sein Das vermeintlich zeitlose Prinzip der Trennung der gesellschaftlichen Schichten, wie es im alten Diktum des «Pares cum paribus» (S 18) aufscheint, büßt demnach etwas an Gültigkeit ein Trotzdem muss betont werden, dass der Erzählausgang schließlich und endlich die Verga’sche Vinti-Ideologie wiederum bestätigt Deren Negativität erfährt bei Capuana jedoch eine signifikante Abwandlung, die uns zur introspektiven Ausrichtung seines Verismo zurückführt Eine potentielle, einschneidende Veränderung der Verhältnisse ist - in letzter Konsequenz - im Inneren der Hauptfigur aufgehoben, ist einer personalen Spezifität unterstellt, 36 nicht aber - wie bei Verga - von dem von vornherein illusorischen Aufbrechen eines homogenen und äußerst resistenten sozialen Gefüges abhängig In Bezug auf Capuanas Romanwelt mag man das als Hoffnungsschimmer begreifen oder aber, ganz im Gegenteil, sogar als zugespitzte Form der fortwährenden Wiederkehr des Gleichen Vergessen wir in diesem Zusammenhang auch nicht, dass in Vergas Mastro-don Gesualdo die Altaristokratin Bianca Trao und der reiche Don Gesualdo, eine der Unterschicht entstammende Gestalt, sich ehelich binden und sogleich ebenso distanziert voneinander leben, wie dies ohne Bindung der Fall war, einer Bindung, die sich ohnehin nur der dramatischen Armut der standesbewussten Frau verdankt . 37 Die soziale Mischehe ist, veristisch gesehen, bereits negativ denotiert 2_IH_Italienisch_76.indd 57 23.12.16 09: 52 Il marchese di Roccaverdina Helmut Meter 5 8 Betrachtet man hingegen den destruktiven Aspekt der gestörten Persönlichkeit von Antonio di Roccaverdina, so ist ein vergleichender Blick auf De Robertos Vicerè von Interesse Aus dem breiten Spektrum der hocharistokratischen Familie der Vizekönige, der Uzeda, das viele groteske Seiten der Sippenangehörigen sarkastisch veranschaulicht, ragt der junge Principe Consalvo hervor Dessen krankhafte hysterische Persönlichkeit 38 ist seiner sozialen Gruppe insofern von Vorteil, als sie in destruktivem Wirken entscheidend dazu beiträgt, die sozialen Unterschiede auch über die nationalstaatliche Einheit hinaus zu perpetuieren Die Ärmsten der Armen wählen den ebenso bizarren wie nicht anfechtbaren Jungaristokraten als ihren vermeintlichen Interessenvertreter ins römische Parlament Liegt hier eine nur scheinbare Veränderung der Gesellschaft, ein bloßer trasformismo vor, so bleibt im Kern offensichtlich die alte Macht- und Rollenverteilung unverändert Ebendies entspricht in der Substanz der narrativ vermittelten Schlussfolgerung Capuanas, wenn er sich auch, anders als De Roberto, der zynischen Inszenierung des nicht stattfindenden Strukturwandels enthält Auch bei Capuana behält folglich Sizilien als literarischer Vorwurf seine eigentümliche Sonderstellung einer archaisch anmutenden Lebenswelt bei Es wäre sicherlich zu einfach, hierin einen schieren Reflex realhistorischer Verhältnisse sehen zu wollen Der Anteil der literarischen Stilisierung der Insel zu einem fiktionalen Gebilde sui generis mit festen Merkmalen ist nicht zu übersehen Sizilien als Projektionsraum des Unvergänglichen, selbst in seiner sozialen Unveränderbarkeit, erwirbt im Zuge mannigfachen Erzählens eine fast mythische Dimension, bis hin zu Lampedusas Gattopardo und Brancatis Texten im Zeichen des gallismo 7. Die psychologische Konzeption des Verhältnisses von Antonio di roccaverdina und Agrippina Solmo Unter dem Aspekt des Verismo bleibt indes noch näher zu erörtern, wie es um die psychologische Konzeption des Verhältnisses von Antonio di Roccaverdina und Agrippina Solmo bestellt ist Einem Topos naturalistischer Gesellschaftsauffassung zufolge erweist sich die Emotionalität von Personen niederer sozialer Herkunft als rudimentär, wenig intensiv und fern einer Raffinesse, wie sie in den höheren Sphären der Gesellschaft anzutreffen sei Entspricht dies etwa dem Denken der Brüder Goncourt und Champfleurys, 39 so hat sich auch Verga von dieser Idee leiten lassen für sein Projekt des Vinti- Zyklus, das bekanntlich die Gesellschaft in der fortschreitenden Betrachtung von unten nach oben, vom Einfachen zum Komplexen hinsichtlich der passioni umane, literarisch abbilden sollte 2_IH_Italienisch_76.indd 58 23.12.16 09: 52 Helmut Meter Il marchese di Roccaverdina 59 Dies scheint sich zunächst auch in Capuanas Paraderoman niederzuschlagen, obgleich man sich von den sehr unterschiedlichen introspektiven Anteilen, die dem Marchese und seiner Geliebten vorbehalten sind, nicht täuschen lassen darf So zeigt sich am Ende, dass die Quantität der emotionsgeprägten Selbstvergewisserungsversuche des Aristokraten kaum einen qualitativen Unterschied zu der mit Gefühlsattributen weniger reich bedachten Landarbeiterin bewirkt Zwar steht die Intensität der Leidenschaft des Antonio für Agrippina außer Frage . 40 Doch beruht diese fast ausschließlich auf den Faktoren der Physiologie und des Auskostens sozialer Macht Dass hiermit subtilere Gefühlsmerkmale einhergehen könnten, wird allenfalls suggeriert, doch nicht expliziert Letztlich liegt sogar eine Permutation der Gefühlsäußerungen im Hinblick auf die Geliebte vor: «Non amava più, odiava Agrippina Solmo, ma l’odio gliela teneva radicata nell’animo più assai dell’amore! » (S 47) Mit diesem Paradoxon muss der Marchese leben So ist dem folgenden Aufblitzen von Erinnerung das Maximum an emotionaler Bindung an die Geliebte zu entnehmen, bezeichnenderweise im Modus anfänglicher Abwehr Sind die gemeinten «ricordi del passato» (S 96) doch nicht zu vertreiben, eines «passato, che gli faceva risentire il contatto delle verginali carni di lei, come la prima volta, a Margitello, quando egli le aveva giurato: ‘Non avrò altra donna! ’ Era un fiore allora! … E dopo … anche! » (S 96) Wie das Zitat offenbart, wirkt die Vergangenheit bis in die aktuelle Gegenwart hinein, was denn auch begreiflich macht, dass Agrippina zu den Gestalten zählt, die dem Marchese immer wieder unvermittelt als psychisch generiertes «fantasma» 41 vor Augen treten und ihn tief verunsichern Offenkundig gelingt es dem Protagonisten nicht, die unmittelbar-existentielle Bindung an die Geliebte mit seinen sozialen Selbstansprüchen in Einklang zu bringen Die Anwandlungen widerstreitender Wahlmöglichkeiten offenbaren sich mithin auch auf der Ebene des Liebesregisters: «Non dovevo, non potevo sposarla io, e la volevo sempre mia» (S 65) - «O tutta mia, o né mia né di altri! » (S 67) Der gegenüber der potentiell dauerhaften Gefährtin ausgeübte Zwang ist als die Ultima Ratio des unlösbaren Gegensatzes von aktueller Affektivität und traditionellem Kastendenken zu verstehen Innerhalb der kargen Einblicke in die Emotionalität von Agrippina Solmo herrscht erwartungsgemäß die Norm der sozialen humilitas vor Das verleiht ihren Bewusstseinsabläufen einen Zug ins Repetitive, abgesehen von ihrem Stolz, Herrin im Palast der Roccaverdina gewesen zu sein Freilich 2_IH_Italienisch_76.indd 59 23.12.16 09: 52 Il marchese di Roccaverdina Helmut Meter 6 0 sticht insgesamt ihre abschließende Genugtuung hervor, vom Marchese di Roccaverdina geliebt worden zu sein: «Ella […] sfuggì per baciare quelle mani quasi inerti che avevano ammazzato per gelosia di lei; e pareva volesse lasciarvi tutta l’anima sua grata e orgogliosa di essere stata amata fino a quel punto dal marchese di Roccaverdina .» (S 268) Diese subjektive Gewissheit engster Verbundenheit kommt sinnfälliger Weise gerade in dem Augenblick zum Ausdruck, als Agrippina definitiv von Antonio getrennt wird - als sozialer Störfaktor Die alten Verhältnisse dominieren endgültig im Moment ihres Innewerdens, authentische Zuneigung erhalten zu haben Doch im Sinne von Capuanas Erzählstrategie ist es nur konsequent, dass dieses höchste Glücksempfinden in seinem ursächlichen Anlass zugleich die trennende Tradition wieder beschwört Erweist sich der Mord als Liebesbeweis, so muss er seitens der Frau rückblickend gerechtfertigt sein Das aber legitimiert mental die alten, immer gleichen Lebensumstände So offenbart auch das Romanende Capuanas teils konsequenten, teils unorthodoxen Verismo Aus der Gefühlswelt der abschließend fokussierten Frauenfigur - einer Apotheose elementarer Humanität - erwächst sowohl die Hoffnung auf das gänzlich andere als auch die Gewissheit des immer Gleichen Das Seelenleben hat eigene Normen, die zwar aufgezeigt werden, sich aber in ihrer Eigengesetzlichkeit einer klaren Kausalität zu entziehen scheinen Abstract Il contributo esamina le caratteristiche della scrittura veristica di Luigi Capuana ne Il Marchese di Roccaverdina (1901), il suo ultimo e più importante romanzo La sua lunga elaborazione è senz’altro un segno dei problemi che risultano dall’ormai ridotta validità del paradigma veristico ancora in atto nel peculiare modello della Giacinta (1879) Nel Marchese, Capuana si dedica più che in altre opere alla psiche del personaggio protagonista, ma suggerisce al contempo una etiologia indeterminata della sua malattia mentale La tecnica veristica della narrazione non serve quindi più a circoscrivere dei fenomeni classificabili secondo categorie strettamente positivistiche Si dimostra, invece, necessaria una scrittura veristica più elastica e contrassegnata da compromessi Il romanzo, infatti, non offre più un’idea di verità oggettivabile, anche se certe teorie contemporanee in ambito medico-psicologico formano uno strato nascosto per l’eventuale ma incerta spiegazione della malattia di Antonio di Roccaverdina 2_IH_Italienisch_76.indd 60 23.12.16 09: 52 Helmut Meter Il marchese di Roccaverdina 61 Anmerkungen 1 Zur Biographie sowie zur persönlichen und kulturellen Entwicklung Capuanas siehe Pietro Vetro, Luigi Capuana, Catania: Studio Editoriale 1923 und Corrado Di Blasi, Luigi Capuana . Vita, amicizie, relazioni letterarie, Mineo: Biblioteca Capuana 1954 2 Näheren Aufschluss über Capuanas Verortung im kulturellen Spektrum seiner Zeit gibt Giorgio Luti, «Capuana e la cultura del suo tempo», in: La rassegna della letteratura italiana 97, n . 3 (sett .-dic .)/ 1993, S . 24-34 3 Indessen kam selbst B . Croce schon 1904 zu einem positiven Urteil über Capuanas komplexes Œuvre, wiewohl ihm Manches darin angesichts seines normativen Ästhetik- Verständnisses zweifellos nicht zusagen konnte . So spricht er der «opera nel suo complesso» eine «non piccola importanza nella moderna cultura italiana» zu in ihrem Bemühen, gegen «pregiudizi e convenzionalismi» anzukämpfen, einer «opera costantemente sincera ed onesta» . Vgl . Benedetto Croce, La letteratura della Nuova Italia . Saggi critici, vol . III, Bari: Laterza 1973 [ 1 1915], S . 110 u . 113 4 Auszugehen ist nach wie vor von Carlo A . Madrignani, Capuana e il naturalismo, Bari: Laterza 1970 . Als empfehlenswert erweist sich weiterhin: Anna Storti Abate, Introduzione a Capuana, Bari: Laterza 1989 . Zum literarischen Vorschein von Realität bei Capuana siehe die Beiträge in L’illusione della realtà . Studi su Luigi Capuana . Atti del Convegno di Montréal (16-18 marzo 1989), a cura di Michelangelo Picone e Enrica Rosetti, Roma: Salerno Ed . 1990 . Als summarische Einführung ist hilfreich: Angelo Piero Cappello, Invito alla lettura di Luigi Capuana, Milano: Mursia 1994 5 Als Textausgabe wird verwendet: Luigi Capuana, Il marchese di Roccaverdina, Milano: Garzanti 1974 (I Garzanti . I Grandi Libri) . Alle nicht weiter spezifizierten Seitenangaben im laufenden Text und in den Anmerkungen folgen dieser Edition . Eine textkritische Ausgabe des Romans liegt bislang nicht vor . Die Edizione nazionale delle opere di Luigi Capuana (2009 ff .) bei Salerno in Rom bleibt bislang auf die beiden ersten - theaterbezogenen und von Gianni Oliva herausgegebenen - Bände begrenzt Zwar liegen mehrere unkommentierte neuere Ausgaben des Marchese di Roccaverdina vor, doch bieten diese keinen qualitativen Vorteil gegenüber der hier herangezogenen 6 Zur Herausbildung des Verismo als Erzählprinzip vgl . Marina Musitelli Paladini, Nascita di una poetica: il verismo, Palermo: Palumbo 1974 7 Siehe hierzu u .a . den Briefwechsel mit beiden: Capuana e De Roberto [Carteggio], a cura di Sarah Zappulla Muscarà, Caltanissetta: S . Sciascia 1984; Carteggio Verga- Capuana, a cura di Gino Raya, Roma: Edizioni dell’Ateneo 1984 8 Capuana selbst spricht von einem unablässigen «flaubertianismo», der ihn geplagt habe, von einer steten «incontentabilità della frase» im Zuge seines Schreibens . So brieflich an Édouard Rod (1884) laut Alfredo Stussi, «L’amalgama imperfetto del ‘Marchese di Roccaverdina’», in: «Le donne, i cavalier, l’arme, gli amori» . Poema e romanzo: la narrativa lunga in Italia, a cura di Francesco Bruni, Venezia: Marsilio 2001, S . 301-313: S . 310 9 Zu Aspekten der Sizilianität in Capuanas Erzählen siehe Alberico Guarneri, Sulla narrativa siciliana di Luigi Capuana, Cosenza: Pellegrini 2012 . Der Herausbildung narrativer Modernität aus einer spezifischen Sizilienbindung widmet sich Carlo A . Madrignani, Effetto Sicilia: genesi del romanzo moderno, Macerata: Quodlibet 2007 10 Agrippina ist auch der Name der «martire santa protettrice» von Mineo, Capuanas Geburtsort . Siehe Giuseppe Paolo Samonà, «Luigi Capuana . La Vita . Profilo storicocritico dell’autore e dell’opera . Guida bibliografica», in: Capuana, Il marchese, op . cit ., S . VII-XXIII: S . XVIII 2_IH_Italienisch_76.indd 61 23.12.16 09: 52 Il marchese di Roccaverdina Helmut Meter 62 11 Vgl . etwa - z .T . mit mehrmaliger Okkurrenz - S . 87, 88, 90, 151, 259 12 Hippolyte Taine, De l’intelligence, Paris: Hachette 6 1892 [ 11 870], T . 1, S . 352 13 Dessen zukunftsträchtige Qualität hat schon früh Pirandello erkannt, wenn er meint: «Questo romanzo, così denso e vivo e forte, resterà senza dubbio tra le maggiori opere della letteratura contemporanea .» Luigi Pirandello, L’Umorismo e altri saggi, a cura di Enrico Ghidetti, Firenze: Giunti 1994, S . 273 14 Dazu zählt nicht zuletzt seine Absage an alle engeren kunst- und literaturtheoretischen Kategorisierungen im Zeichen der zeitgenössisch wuchernden Ismen . So meint er: «Io, caso mai, sono naturalista, verista, quanto sono idealista e simbolista: cioè tutti i concetti o tutti i soggetti mi sembrano indifferenti per l’artista ed ugualmente interessanti, se da essi egli riesce a trar fuori un’opera d’arte sincera .» Luigi Capuana, Cronache letterarie, Catania: Giannotta 1899, S . 250 15 Zu diesem, vom Augenzeugen L . D’Ambra in seinem Bericht wiedergegebenen Urteil vgl . Enrico Ghidetti, Verga . Guida storico-critica, Roma: Editori Riuniti 1979, S . 29 f 16 Zur zentralen Funktion der Figur an sich im Erzählen Capuanas vgl . Cinzia Falabella, Le statut du personnage chez Luigi Capuana . Thèse Université de Nice (UFR de Lettres, Arts et Sciences Humaines) 2012 17 Zum für das Ambiente unkonventionellen Weltbild des cavalier Pergola vgl . S . 74-75 u . S . 78-81 . Zu dessen krankheitsbedingter Rückkehr zur traditionellen Religiosität vgl . S . 174, 176 u . 180 f 18 Zu den Verwünschungen der «povera pazza» an die Adresse der Roccaverdina vgl S . 82 19 Hinsichtlich Don Aquilantes antipositivistischer und antimaterialistischer Einstellung siehe vor allem S . 123-126 20 Zu Plan und sich abzeichnendem Scheitern der Società Agraria vgl . S . 129-133 u . 249 21 Siehe S . 260 22 Zur Gestaltung des Romans in textphilologischer Hinsicht siehe Alfredo Stussi, «Aspetti dell’elaborazione del ‘Marchese di Roccaverdina’», in: Giornale storico della letteratura italiana CLXXII/ 1995, S . 400-414 23 Siehe insbesondere die Belege auf den Seiten 55, 80, 218, 224, 242 u . 251 . Die Formulierungen «la verità più vera» (S . 174) sowie «la vera verità» (S . 232) dokumentieren die fehlende Verlässlichkeit des Konzepts schlechthin . Solcher Ungewissheit entsprechen denn auch des Marcheses Auffassung «Non v’è certezza di niente! » (S . 183) sowie der kontinuierliche Rekurs auf das Verbum «sembrare» in den Reflexionen und Äußerungen unterschiedlicher Figuren . 24 Besonders anschaulich kommt dies zum Ausdruck in Pirandellos Novelle La signora Frola e il signor Ponza, suo genero . Siehe Luigi Pirandello, Novelle per un anno, Milano: Mondadori 12 1980, II, S . 891-898 25 Zur Tradition des Gewaltmonopols, das für die Vorfahren des Marchese in ihrem Selbstverständnis als «Maluomini» noch maßgeblich war, vgl . S . 135 26 Vgl . hierzu Delia Frigessi, «Scienza e letteratura: Cesare Lombroso e alcuni scrittori di fine secolo», in: Publif@rum 1/ 2005: Cesare Lombroso e la fine del secolo: la verità dei corpi . Atti del Convegno di Genova (24-25 sett . 2004) . Sous la direction de Bertrand Marquer, S . 1-6: S . 2 27 Luigi Capuana, Gli «ismi contemporanei», Catania: Giannotta 1898, S . 67 28 Paris: Germer-Baillière 1882 29 Siehe hierzu vor allem Théodule Ribot, Psychologie des sentiments, Paris: Alcan 1896, S 366-368, wo «la folie du doute» als «maladie chronique de l’esprit» begriffen ist 2_IH_Italienisch_76.indd 62 23.12.16 09: 52 Helmut Meter Il marchese di Roccaverdina 6 3 30 Paris: Alcan 1892 31 Vgl . ebenda, S . 317-318 32 Ein schöner Überblick über psychopathologische Phänomene in der italienischen Erzählliteratur an der Wende vom 19 . zum 20 . Jahrhundert findet sich bei Federica Adriano, Alienazione, nevrosi e follia: esiti della ricerca scientifica nella narrativa italiana tra Otto e Novecento . Tesi di dottorato in Scienze dei Sistemi Culturali, Università degli studi di Sassari, Anno Accademico 2008-2009 33 Zu einer umfassenderen vergleichenden Betrachtung der jeweiligen narrativen Spezifität vgl . Helmut Meter, Figur und Erzählauffassung im veristischen Roman . Studien zu Verga, De Roberto und Capuana vor dem Hintergrund der französischen Realisten und Naturalisten, Frankfurt a .M .: Klostermann 1986 34 Siehe hierzu Helmut Meter, «Weder autonom noch fremdbestimmt . Die Literatur als anthropologische Kategorie bei G . Verga und A . Camus», in: Literatur als Herausforderung . Zwischen ästhetischem Autonomiestreben, kontextueller Fremdbestimmung und dem Gestaltungsanspruch gesellschaftlicher Zukunft, hrsg . von Henning Hufnagel und Barbara Ventarola, Würzburg: Königshausen & Neumann 2015, S . 73-91 35 Vgl . S . 18, 21 u . 22 36 Zum Problem der Ich-Spaltung als einer angeblichen Folgeerscheinung der dialektisch zurückwirkenden Machtausübung des Protagonisten gegenüber seinen sklavenartigen Abhängigen vgl . Christina Petraglia, «‘Il marchese contadino’: the divided self and the other in Luigi Capuana’s ‘Il marchese di Roccaverdina’», in: Romance Studies, vol . 28, 4/ 2010, S . 235-245 37 Man denke z .B . an die beeindruckende Szene am Ende der «Parte Prima» des Romans, die die frisch Vermählten in signifikanter Kommunikationsunfähigkeit miteinander vereint . Siehe Giovanni Verga, Mastro-don Gesualdo, Milano: Mondadori 1976 (XI ristampa Oscar Mondadori), S . 167-170 38 Vgl . hierzu und zum skrupellosen Opportunismus des Consalvo die längeren Ausführungen aus Erzählersicht am Ende von Kapitel III der «Parte Terza» des Romans Federico De Roberto, I Vicerè, Milano: Garzanti 1976, S . 510-512 39 Vgl . etwa die Auffassung der «réalité élégante» im Vorwort der Erstauflage von E . de Goncourts Chérie (1884), wiedergegeben in: Edmond et Jules de Goncourt, Préfaces et manifestes littéraires . Présenté par H . Juin, Paris-Genève: Slatkine 1980 (Neudruck der Pariser Ausg . von 1926), S . 61-72: S . 62 . Siehe auch Champfleury, Le réalisme, Genève: Slatkine 1967 [ 1 1857], S . 10 40 Zur Kategorie der «Leidenschaft» als einem hervorstechenden Merkmal naturalistischen Erzählens vgl . die Beiträge in La scrittura delle passioni: scienza e narrazione nel naturalismo europeo: Francia, Italia, Spagna . Atti del Convegno Internazionale di studi (Napoli 30 e 31 gennaio 2004), a cura di Maria Rosaria Alfani, Patricia Bianchi et al ., Grumo Nevano: Marchese 2009 41 Zur Dauerpräsenz des Phänomens vgl . insbesondere S . 197, 199 u . 210 Bibliographie Primärliteratur Capuana, Luigi: Cronache letterarie, Catania: Giannotta 1899 Capuana, Luigi: Gli «ismi contemporanei», Catania: Giannotta 1898 Capuana, Luigi: Il marchese di Roccaverdina, Milano: Garzanti 1974 (I Garzanti I Grandi Libri) 2_IH_Italienisch_76.indd 63 23.12.16 09: 52 Il marchese di Roccaverdina Helmut Meter 6 4 De Roberto, Federico: I Vicerè, Milano: Garzanti 1976 (I Garzanti . I Grandi Libri) Pirandello, Luigi: Novelle per un anno, Milano: Mondadori 12 1980, II (I Classici contemporanei italiani) Pirandello, Luigi: L’umorismo e altri saggi, a cura di Enrico Ghidetti, Firenze: Giunti 1994 (Classici Giunti) Raya, Gino (a cura di): Carteggio Verga-Capuana, Roma: Edizioni dell’Ateneo 1984 (Collana di cultura, 40) Verga, Giovanni: Mastro-don Gesualdo, Milano: Mondadori 1976 (XI ristampa Oscar Mondadori) Zappulla Muscarà, Sarah (a cura di): Capuana e De Roberto [Carteggio], Caltanissetta, S . Sciascia 1984 (L’Aretusa, 40) Sekundärliteratur Adriano, Federica: Alienazione, nevrosi e follia: esiti della ricerca scientifica nella narrativa italiana tra Otto e Novecento . Tesi di dottorato in Scienze dei Sistemi Culturali, Università degli studi di Sassari, Anno Accademico 2008- 2009 Alfani, Maria Rosaria / Bianchi, Patricia et al . (a cura di): La scrittura delle passioni: scienza e narrazione nel naturalismo europeo: Francia, Italia, Spagna . Atti del Convegno Internazionale di studi (Napoli 30-31 gennaio 2004), Grumo Nevano: Marchese 2009 (Testimonianze, 1) Binet, Alfred: Les Altérations de la personnalité, Paris: Alcan 1892 Cappello, Angelo Piero: Invito alla lettura di Luigi Capuana, Milano: Mursia 1994 (Invito alla lettura . Sezione italiana, 105) Champfleury [Fleury-Husson, Jules]: Le réalisme, Genève: Slatkine 1967 [ 1 1857] Croce, Benedetto: La letteratura della Nuova Italia . Saggi critici, vol . III, Bari: Laterza 1973 [ 1 1915] Di Blasi, Corrado: Luigi Capuana . Vita, amicizie, relazioni letterarie, Mineo: Biblioteca Capuana 1954 Falabella, Cinzia: Le statut du personnage chez Luigi Capuana, Thèse Université de Nice (UFR de Lettres, Arts et Sciences Humaines) 2012 Frigessi, Delia-: «Scienza e letteratura: Cesare Lombroso e alcuni scrittori di fine secolo», in: Publif@rum 1/ 2005: Cesare Lombroso e la fine del secolo: la verità dei corpi . Atti del Convegno di Genova (24-25 sett . 2004) . Sous la direction de Bertrand Marquer, S . 1-6 Ghidetti, Enrico: Verga . Guida storico-critica, Roma: Editori Riuniti 1979 Goncourt, Edmond et Jules de: Préfaces et manifestes littéraires . Présenté par H . Juin, Paris-Genève: Slatkine 1980 [Neudruck der Pariser Edition von 1926] Guarneri, Alberico: Sulla narrativa siciliana di Luigi Capuana, Cosenza: Pellegrini 2012 (Crocevia) Luti, Giorgio: «Capuana e la cultura del suo tempo», in: La Rassegna della letteratura italiana 97, n . 3 (sett .-dic .)/ 1993, S . 24-34 Madrignani, Carlo A .: Capuana e il naturalismo, Bari: Laterza 1970 (Biblioteca di cultura moderna, 687) Madrignani, Carlo A .: Effetto Sicilia: genesi del romanzo moderno, Macerata: Quodlibet 2007 (Quodlibet Studio . Lettere) Meter, Helmut: Figur und Erzählauffassung im veristischen Roman . Studien zu Verga, De Roberto und Capuana vor dem Hintergrund der französischen Realisten und Naturalisten, Frankfurt a .M .: Klostermann 1986 (Analecta Romanica, 51) 2_IH_Italienisch_76.indd 64 23.12.16 09: 52 Helmut Meter Il marchese di Roccaverdina 6 5 Meter, Helmut: «Weder autonom noch fremdbestimmt . Die Literatur als anthropologische Kategorie bei G . Verga und A . Camus», in: Literatur als Herausforderung . Zwischen ästhetischem Autonomiestreben, kontextueller Fremdbestimmung und dem Geltungsanspruch gesellschaftlicher Zukunft, hrsg . von Henning Hufnagel und Barbara Ventarola, Würzburg: Königshausen & Neumann 2015 (Saarbrücker Beiträge zur Vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft, 71), S . 73-91 Musitelli Paladini, Marina: Nascita di una poetica: il verismo, Palermo: Palumbo 1974 Petraglia, Christina: «‘Il marchese contadino’: the divided self and the other in Luigi Capuana’s ‘Il marchese di Roccaverdina’», in: Romance Studies, vol . 28, 4/ 2010, S . 235-245 Picone, Michelangelo / Rosetti, Enrica (a cura di): L’illusione della realtà . Studi su Luigi Capuana . Atti del Convegno di Montréal (16-18 marzo 1989), Roma: Salerno Ed . 1990 Ribot, Théodule: Les Maladies de la volonté, Paris: Germer-Baillière 1882 Ribot, Théodule: Psychologie des sentiments, Paris: Alcan 1896 Samonà, Giuseppe Paolo: «Luigi Capuana . La Vita . Profilo storico-critico dell’autore e dell’opera . Guida bibliografica», in: Luigi Capuana, Il marchese di Roccaverdina, Milano: Garzanti 1974, S . VII-XIII Storti Abate, Anna: Introduzione a Capuana, Bari: Laterza 1989 Stussi, Alfredo: «Aspetti dell’elaborazione del ‘Marchese di Roccaverdina’», in: Giornale storico della letteratura italiana CLXXII/ 1995, p . 400-414 Stussi, Alfredo: «L’amalgama imperfetto del ‘Marchese di Roccaverdina’», in: «Le donne, i cavalier, l’arme, gli amori» . Poema e romanzo: la narrativa lunga in Italia, a cura di Francesco Bruni, Venezia: Marsilio 2001 (Presente storico, 18), S . 301-313 Taine, Hippolyte: De l’intelligence, Paris: Hachette 6 1892 ( 1 1870), T . 1 Vetro, Pietro: Luigi Capuana, Catania: Studio Editoriale 1923 2_IH_Italienisch_76.indd 65 23.12.16 09: 52