Italienisch
ita
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
121
2022
4488
Fesenmeier Föcking Krefeld OttMovimenti - Bewegungen
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2022
Barbara Kuhn
ita44880001
Movimenti - Bewegungen L ’ aquilone volò altissimo, sopra le dune e il mare, e da quel giorno divenne il loro segnale di richiamo, un codice segreto per ritrovarsi. Quanto era stata in pena Clara per non aver più visto quel segnale dopo la dichiarazione dell ’ entrata in guerra del Duce alla radio. Ubah Cristina Ali Farah, Le stazioni della luna (2021) Drachen können auf vielfache Weise für «movimenti» stehen: etwa, wie in dem Zitat, durch ihren ‹ volo altissimo › oder auch durch die von ihnen ausgehende Signalwirkung auf andere, wie in den vergangenen Jahren etwa in der Berichterstattung über Afghanistan in den Medien zu sehen und zu lesen war. Dort wurde die Bewegung der Drachen am Himmel zum Symbol für Freiheit und so zum politischen Statement: zu einem Zeichen, das derzeit - noch, wie vielfach befürchtet - nicht wieder verboten ist, anders als in den Neunzigerjahren, als die Taliban das traditionelle Drachenspiel untersagt hatten. Auch in Ali Farahs jüngstem Roman wird der Drachenflug zu einer eigenen Sprache; auch hier ist der Drachen viel mehr als nur «ein Stück Papier an einem Faden», wie Emran Feroz über die afghanischen Drachen schreibt (Fluter, 23.4.2021; vgl. Alexander Haneke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.7.2022). Er wird zum Bild für die prekäre Freundschaft zwischen Clara und Kaahiye, aber auch für die Gefahr und Bedrohung, in der die Jugendlichen und analog das damals noch nicht unabhängige Somalia stehen, für die unsichere und schwierige Zeit, die der Roman erzählt, und er fügt sich damit ein in eine Vielzahl von «movimenti», die diesen Roman ebenso charakterisieren wie etwa den von Flucht, Bürgerkrieg und Diaspora handelnden Text Madre piccola (2007) oder die anderen Werke der italosomalischen Autorin, die beim letzten Italianistentag zu Gast war und im Münchner Istituto Italiano di Cultura einen Abend lang im Gespräch ihre Romane, Erzählungen und Gedichte vorstellte, aber auch von manchen der «movimenti» erzählte, die ihr eigenes Leben bestimmten und bestimmen. Denn unter dem Thema «Movimenti - Bewegungen» stand auch der XII. Deutsche Italianistentag, der im März 2022 an der Ludwig-Maximilians- Universität München (LMU) auf den Mainzer Italianistentag von 2018 folgte - und allein diese Daten deuten schon darauf hin, dass das gewählte Thema sich zeitweise geradezu als kontrafaktisches herausstellen sollte: Es war alles geplant und vorbereitet, als sich im Februar 2020 die Pandemie auch in Deutschland zunehmend ausbreitete und aus Italien bereits diverse Absagen eintrafen. Schweren Herzens entschieden sich der Vorstand des Deutschen Italianistenverbands (DIV) und die Verantwortlichen vor Ort dazu, die «Movimenti» DOI 10.24053/ Ital-2022-0029 1 zunächst anzuhalten - zu einem Zeitpunkt, als noch keineswegs absehbar war, wie lange und in welcher Weise uns die Pandemie seither betreffen und beschäftigen sollte. Der Plan, ein Jahr später die Tagung nachzuholen, ließ sich bekanntlich ebenso wenig aufrechterhalten, zumal Einigkeit bestand, dass die Verbandstagung neben der Darbietung wissenschaftlicher Vorträge - auch - zahlreiche weitere wichtige Funktionen erfüllt, die sich bei einer reinen Videokonferenz, wie alle sie in der Zwischenzeit vielfach erprobt haben und wie sie für bestimmte Belange durchaus angemessen sein mag, nicht verwirklichen lassen. Dank der wunderbaren Münchner Organisation konnten DIV und LMU nun 2022 die «Movimenti» in hybrider Form veranstalten, und der Kongress ist damit wieder im üblichen Rhythmus, was ja nicht zuletzt im Blick auf die weiteren romanistischen Verbandstagungen keinen unerheblichen Faktor darstellt. Gleichzeitig war dies die letzte Tagung unter dem alten Namen, da bei der kurz nach dem Münchner Italianistentag in virtueller Form durchgeführten Mitgliederversammlung auf Anregung der Arbeitsgemeinschaft der romanistischen Fachverbände (AG Rom) beschlossen wurde, den Verband, der weiterhin unter dem Akronym DIV firmiert, in «Deutscher Italianistikverband - Fachverband Italienisch in Wissenschaft und Unterricht e.V.» umzubenennen. Neu ist zudem, dass erstmals die Resultate der fachdidaktischen, der sprachwissenschaftlichen und der literaturwissenschaftlichen Sektion in einer gemeinsamen, dreibändigen «Movimenti»-Publikation in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft erscheinen werden. Für die nächste Tagung im März 2024 ist der DIV nach Freiburg eingeladen, und viele freuen sich jetzt schon auf das als Präsenzveranstaltung geplante Treffen im Schwarzwald. Barbara Kuhn Movimenti - Bewegungen 2
