eJournals Kolloquium Bauen in Boden und Fels 13/1

Kolloquium Bauen in Boden und Fels
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expert verlag Tübingen
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Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern

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Rainer Dallwig
Invasive Kampfmittelsondierungen können zu einer erheblichen Störung des Baugrundes führen. Dabei ist der Einfluss der Bohrlochverfüllung größer als die Bohrung selbst. Das über Jahre von der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) durchgeführte Untersuchungsprogramm 2014-2020 stellt fest, dass die Störung des Baugrundes maßgeblich von der Bohrlochverfüllung beeinflusst wird, während das Bohrverfahren nur einen zweitrangigen Einfluss hat.[1] Für die Wiederverfüllung des erbohrten Baugrundes werden v.a. quellfähige Tonminerale locker geschüttet oder zementbasierte Suspensionen verpresst. Für die anschließende dynamische Belastung des erbohrten Baugrundes unter Verkehrswegen sind beide Verfahren nicht optimal. Mit dem neu entwickelten Boroplast® Verfahren wird nun erstmals ein lagenweise verdichteter Einbau bindiger Bodenbaustoffe im Bohrloch realistisch und auch ökonomisch tragfähig. Erste Erprobungseinsätze am Bahn Technologie Campus Havelland und auf dem Bahn-Großvorhaben ICE Werk Cottbus weisen nach, dass das Verfahren praxistauglich ist. Damit ist ein aufeinander abgestimmtes Material und Verfahren in Sicht, mit dem eine stets vollständig verdichtete, hohlraumfreie und homogene Einbringung von Bodenbaustoffen vom Bohrlochtiefsten bis zur GOK möglich wird. Das Boroplast® Projekt sucht Lösungen auf dem Weg zur idealen Bohrlochverfüllung. Die Projektpartner Jammy Life GmbH, Berlin, SERAPID GmbH, Bad Mergentheim, solites Steinbeis Forschungsinstitut Stuttgart und Universität Stuttgart – IGS Institut für Geotechnik, Stuttgart entwickeln das Verfahren im Rahmen eines ZIM-Projekts.
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13. Kolloquium Bauen in Boden und Fels - Februar 2022 301 Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern Erfahrungen mit der lagenweisen Verdichtung durch den Einsatz der durch Schubkette angetriebenen Stopfkolbentechnik am Bahn Technologie Campus Havelland und ICE Werk Cottbus Rainer Dallwig Jammy Life GmbH, Kurfürstendamm 11, 10719 Berlin, 172-2856567, rainer@jammy.life, www.jammy.life, www.boroplast.de Invasive Kampfmittelsondierungen können zu einer erheblichen Störung des Baugrundes führen. Dabei ist der Einfluss der Bohrlochverfüllung größer als die Bohrung selbst. Das über Jahre von der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) durchgeführte Untersuchungsprogramm 2014-2020 stellt fest, dass die Störung des Baugrundes maßgeblich von der Bohrlochverfüllung beeinflusst wird, während das Bohrverfahren nur einen zweitrangigen Einfluss hat.[1] Für die Wiederverfüllung des erbohrten Baugrundes werden v.a. quellfähige Tonminerale locker geschüttet oder zementbasierte Suspensionen verpresst. Für die anschließende dynamische Belastung des erbohrten Baugrundes unter Verkehrswegen sind beide Verfahren nicht optimal. Mit dem neu entwickelten Boroplast ® Verfahren wird nun erstmals ein lagenweise verdichteter Einbau bindiger Bodenbaustoffe im Bohrloch realistisch und auch ökonomisch tragfähig. Erste Erprobungseinsätze am Bahn Technologie Campus Havelland und auf dem Bahn-Großvorhaben ICE Werk Cottbus weisen nach, dass das Verfahren praxistauglich ist. Damit ist ein aufeinander abgestimmtes Material und Verfahren in Sicht, mit dem eine stets vollständig verdichtete, hohlraumfreie und homogene Einbringung von Bodenbaustoffen vom Bohrlochtiefsten bis zur GOK möglich wird. Das Boroplast ® Projekt sucht Lösungen auf dem Weg zur idealen Bohrlochverfüllung. Die Projektpartner Jammy Life GmbH, Berlin, SERAPID GmbH, Bad Mergentheim, solites Steinbeis Forschungsinstitut Stuttgart und Universität Stuttgart - IGS Institut für Geotechnik, Stuttgart entwickeln das Verfahren im Rahmen eines ZIM-Projekts. Einsatz des Boroplast ® Verfahrens am ICE Werk Cottbus Rainer Dallwig November 2021 302 13. Kolloquium Bauen in Boden und Fels - Februar 2022 Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern Gliederung 1. Störung des Baugrundes durch Sondierungsbohrung - insbesondere durch deren Verfüllung - in der Kampfmittelerkundung 2. Bisherige Optionen der Verfüllung und Herstellung von Dichtelementen und Stand der Technik 3. Gefahrenpotenzial durch Setzung, Erosion und Ermüdung von Dichtungen in Bohrlöchern als Folge dynamischer Belastung 4. Problembeschreibung und Anforderungen der Bahn 5. Herstellung von lagenweise verdichteten Dichtelementen mit Schubkettenantrieb und Stopfkolbenmaschine 6. Ergebnisse aus der Erprobung am BTC Havelland und ICE Werk Cottbus 7. Geolog ® App - Blockchain - Dokumentation und Qualitätsdatenerfassung auf Basis der Bohrloch-ID 1. Störung des Baugrundes durch Sondierungsbohrung in der Kampfmittelerkundung Die Erweiterung und der Ausbau von Hochgeschwindigkeitstrassen der Bahn, ein zunehmender Schwerlastverkehr auf den Autobahnen und durch Klimawandel stärker geforderte Deiche der Bundeswasserstrassen zeigen eine stark steigende und veränderte zyklische dynamische Belastung des Unterbaus von Fahrwegen auf. Nicht wenige Praktiker, die Bohrungen der Kampfmittelsondierung mit schüttfähigen Tonen und Zementsuspensionen verfüllen, zweifeln angesichts steigender dynamischer Lastprofile an der langfristigen Eignung dieser jahrzehntealten Technik der Bohrlochverfüllung. Auf der Seite der Auftraggeber häufen sich Hinweise, die zum Neudenken anregen: Die Störung des Baugrundes durch invasive Sondierung und Destabilisierung des Baugrundes [2] sind Gefahrenquellen, denen Verkehrsbauten bei zunehmender dynamischer Belastung ausgesetzt sind. Eine Schüttung mit Quellton oder Verpressung mit selbst erhärtenden zementbasierten Suspensionen wurde häufig als Kompromiss, als „nicht ideal“ beschrieben. Die anschließende dynamische Belastung des erbohrten und verfüllten Baugrundes, v.a. nach Sondierungsbohrungen in Gleisanlagen der Bahn, in Deichen der Bundeswasserstrassen und im Unterbau der Autobahnen rückt in den Mittelpunkt und definiert neue Anforderungen. Sehr plastisch vorstellbar ist die Sorge der Baugrund-Fachleute um die langfristige Stabilität erbohrter Gleisanlagen im Zuge des Ausbaus neuer Hochgeschwindigkeitstrassen der Bahn. 2. Bisherige Optionen der Verfüllung und Herstellung von Dichtelementen und Stand der Technik Die Wahl der heute zugelassenen Verfahren und der zur Auswahl stehenden Verfahren gemäß Rahmenvertrag der Deutsche Bahn AG beschränkt sich auf das Verpressen von zementbasierten Suspensionen oder das Schütten quellfähiger Tonbaustoffgemische. Zementbasierte Verpress-Suspensionen hinterlassen starre Säulen, die den Baugrund punktuell stabilisieren, diesen aber bei dynamischer Belastung flächig destabilisieren können. Geschüttete Quelltongranulate oder -pellets bilden nach der lockeren Schüttung häufig nicht das erwünschte homogene Dichtelement, wie in den Anforderungen beschrieben. Jahrzehntelang wurde Bohrgut und Aushub wiederverfüllt, allerdings kollidieren die gestiegenen Anforderungen der Verkehrsinfrastruktur neben Umweltauflagen v.a. mit der geringeren Nachher-Festigkeit des Verfüllelements. Erkenntnisse aus dem Entwicklungsprogramm zur Entwicklung des Boroplast ® Verdichtungsverfahrens 2019/ 2020 In einem umfangreichen Untersuchungsprogramm 2019- 2020 im Auftrage und auf dem Gelände der Heinrich Hirdes Kampfmittelräumung GmbH [3] wurden Sondierungsbohrungen ausgeführt, verfüllt und die später wieder freigelegten Füllsäulen geowissenschaftlich analysiert. Während zementgebundene Suspensionen zu stabilen Säulen erstarrten - jedoch im oberen Bereich jeweils einen rd 30-140 cm tiefen Absetztrichter herausbildeten - sackten die Tonsuspensionen über deutlich mehr als 20% des Füllvolumens ab. Bei den teils mit zementbasierten Verpressmassen, teils mit geschütteten Tongranulaten und teils mit Boroplast® Verdichtungsbaustoff verfüllten Bohrlöchern zeigte sich die Beobachtung, dass zementbasierte Suspensionen unvermeidbar Absetztrichter bilden [4]. Das auch in dem BAW Untersuchungsprogramm festgestellte Ausbilden von Absetztrichtern nach Verpressen von Zementsuspensionen bringt ein systematisches Problem an die Oberfläche: Ein Absetztrichter, der durch dünnwandige, trompetenförmig nach oben verjüngende Stützwände („Vasen“) gekennzeichnet ist, hat ohne weitere technische manuelle Korrektur keinen belastbaren Anschluß an die GOK oder an den Unterbau des Fahrweges. 13. Kolloquium Bauen in Boden und Fels - Februar 2022 303 Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern Abb. 1: Absetztrichter Die freigelegten und geborgenen Säulen bildeten stabile, feste, jedoch spröde und starre Körper aus. Im Betrieb nehmen punktuelle Lastprofile zyklische dynamische Kräfte auf und führen diese Belastung in Form von walkenden Bewegungen in den Untergrund. Eng im Raster ausgeführte vertikale starre Zementsäulen im Unterbau von Verkehrsanlagen destabilisieren den Baugrund. 304 13. Kolloquium Bauen in Boden und Fels - Februar 2022 Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern Abb. 2: Starre Zementsäule Geschüttete Tongranulate und -pellets bilden nur dann ein zusammenhängendes Dichtelement im Bohrloch, wenn sie mit ihrer typischen Schüttdichte von 0,95 - 1,25 g/ cm 3 mindestens homogen im Bohrloch verteilt auftreten. Unter Idealbedingungen mag das unkritisch sein, aber jedes Hindernis wie etwa Versatz/ Verjüngung der Bohrung, Kaliberverengung infolge aufquellender durchbohrter Horizonte oder hereinragender Hindernisse führen zu Brückenbildung und in der Folge zu Hohlstellen in der Verfüllung. Hohlstellen insbesondere in den oberen 3-4 m unter GOK werden bei dynamischer Belastung unweigerlich zu Setzungen des Baugrundes führen. Notwendigkeit der Verdichtung bindiger Baustoffe für die Bohrlochstabilität Die Qualität eines Dichtelements wie die Verfüllsäule einer Sondierungsbohrung wird bestimmt nach Eigenschaften wie v.a. Festigkeit, Verzahnung mit dem Gebirge, Plastizität und Langzeitstabilität. Im Unterbau von Fahrwegen ist die Duktilität bei zyklischen dynamischen Lasten ausschlaggebend. Alle diese Eigenschaften lassen sich primär mit ausreichend hoher Verdichtung (Dichte > 1,70 g/ cm 3 ) beim Einbau erreichen. Die Schlüsselgröße der Langzeitstabilität ist der Quelldruck [5] des eingebauten Dichtelements. Abb. 3: Hohlstelle nach Schüttung von Quellton DIN 4904: 2017 „Geschüttete Abdichtungstone für den Brunnenbau“ beschreibt Prüfkriterien und Verfahren zur Bestimmung wesentlicher Parameter wie Schüttfähigkeit, Bestimmung des Quelldrucks, der Sinkgeschwindigkeit, des Durchlässigkeitsbeiwerts, der Strukturstabilität und der messbaren Parameter zur Qualität des durch Schüttung erreichten Einbauzustandes. [6] Die Qualitätsanforderungen einer Bohrlochdichtung heissen: Hoher Quelldruck des bindigen Baustoffs und verdichteter Einbau. Einen signifikanten Quelldruck im Bereich von 1 MPa erreicht ein Dichtelement jedoch nur bei einem Überschreiten einer Einbaudichte von > 1,70 g/ cm 3 . Bereits eine geringfügig höhere Einbaudichte von 0,4 - 0,9 g/ cm? Trockendichte ergibt - sogar bei einer Salinität von 4 mol/ l - einen erheblichen Anstieg des Quelldrucks von über 350 kPa [7]. Damit wird das neue Verfahren auch im Bereich der Küste und im Brackwasser einsatzfähig. 13. Kolloquium Bauen in Boden und Fels - Februar 2022 305 Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern Abb. 4: Quelldruck in Abhängigkeit von der Einbaudichte Die Einbaudichte ist die wesentliche Ausgangsgröße für alle bedeutenden Langzeit-Qualitätsparameter Quelldruck, Festigkeit, Stabilität, Duktilität und Plastizität. Damit ist die Formel für langlebige, sichere Verfüllungen gefunden: Verdichteter Einbau (guter Zielwert: > 1,7 g/ cm 3 ) und hoher Quelldruck (guter Zielwert: 1 MPa). 3. Gefahrenpotenzial durch Setzung, Erosion und Ermüdung von Dichtungen in Bohrlöchern als Folge dynamischer Belastung Aus gutem Grunde sind öffentlich keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur Destabilisierung von Verkehrswegen infolge von nicht volumenkonstanten Bohrlochverfüllungen zugänglich. Das bedeutet aber nicht, dass mit der Absenkung von Bohrlochverfüllungen keine Risiken für die Verkehrssicherheit einhergehen. Unterhält man sich auf Baustellen mit dem über Jahrzehnte erfahrenen Fachpersonal, so reiht sich schnell eine besorgniserregende Anekdote an die andere. Unzweifelhaft sind Schäden durch Destabilisierung von Verkehrswegen nach invasiver Erkundung (mittels Bohrungen) bekannt und alles andere als selten. Die Auswirkungen des durch invasive Sondierungstätigkeit destabilisierten Baugrundes reichen von einfachen Fahrbahn-Absenkungen bis zu kompletten Streckenschließungen und anschließenden umfangreichen Sanierungsaufgaben. Bereits bei vergleichsweise geringer dynamischer Belastung etwa durch PKW-Verkehr auf einer Nebenstrasse zeigt sich das Absetzverhalten von Bohrlochverfüllungen für den Betrachter deutlich sichtbar. Abb. 5: Setzung nach Sondierungsbohrung im Strassenbelag 4. Problembeschreibung und Anforderungen der Bahn Die Anforderungen an die Bohrlochverfüllung sind besonders hoch, da anschließend eine anhaltende dynamische Belastung des Baugrundes gegeben ist. Die Verfüllung muss ein möglichst homogenes Dichtelement bilden, welches dem zuvor erbohrten Untergrund in Struktur und bodenmechanischen Eigenschaften sehr ähnlich ist. Diese Anforderungen sind: • Ein homogenes Dichtelement, eine homogene Füllung vom Bohrlochtiefsten bis zur Geländeoberkannte (GOK) • Vollständige Verfüllung, keine Hohlstellen, kein Nachsacken • Keine Erosion in tiefer liegenden Schichten • Möglichst bodengleiche Verfüllung, sehr ähnliche bodenphysikalische Beschaffenheit, möglichst geringer Unterschied zwischen Vorher- und Nachher-Festigkeit [8] • Sichere Verfüllung durch hohes Maß an Verdichtung • Schnelle Belastungsfähigkeit mit dynamischen Lasten, geringe Wartezeit • Elastische und zugleich plastische Eigenschaften des Dichtelements bei dynamischer Belastung 306 13. Kolloquium Bauen in Boden und Fels - Februar 2022 Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern Abb. 6: Boroplast ® Verfahren schematisch Das Schubkettenmodul wird wahlweise von einem kettengetriebenen Fahrzeug (Carrymax) oder als Baggeranbaugerät über dem Bohrloch positioniert. • Kein Auswalken des Bodengefüges infolge der Dichteunterschiede von Verfüllung und Gebirge • Vermeidung vertikaler Wasserläufigkeiten Oberflächenwasserbzw. grundwasserführender Schichten • Umwelteignung • Beherrschbares Verfahren mit reproduzierbaren (Verdichtungs-) Ergebnissen Das Boroplast-Verdichtungs-Verfahren Der lagenweise verdichtete Einbau bindiger Bodenbaustoffe ist - zumindest bei flächigen Bodenbearbeitungen - hinreichend bekannt, die Notwendigkeit unbestritten. Allerdings ist die Realisierung im Bohrloch problematisch. Denkbare Vibrations- und Rüttelgeräte stoßen in der Enge des Bohrlochs an technische Grenzen, Rammgeräte und Mäkler stoßen an die Oberleitungen. Beim Boroplast®-Verfahren wird ein Stopfkolben mit einer starren Schubkette angetrieben und durch das Füllrohr in das Bohrloch geführt. Auf diese Weise wird der Verdichtungsbaustoff portionsweise in das Füllrohr geschüttet und mittels Stopfkolben bis zum jeweiligen Bohrlochtiefsten geschoben und dort unter (individuell steuerbarem) Anpressdruck lagenweise verdichtet. 13. Kolloquium Bauen in Boden und Fels - Februar 2022 307 Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern 5. Herstellung von lagenweise verdichteten Dichtelementen mit Schubkettenantrieb und Stopfkolbenmaschine Mit dem neuen Boroplast ® Verfahren steht ein mechanisch sehr gut verdichtbarer Dichtbaustoff zur Verfügung, der mit robuster Maschinentechnik lagenweise im Bohrloch zu einem Dichtelement verdichtet wird. Die Vorzüge in der Übersicht: Homogene Verdichtung - Homogenes Dichtelement - elastoplastischer Füllkörper * Homogene Dichtelemente vom Bohrlochtiefsten bis zur GOK. Keine Hohlstellen • Verdichtung des speziell entwickelten Dichtbaustoffs auf Einbaudichten > 1,6 g/ cm 3 in jeder Lage des Bohrlochs • Keine Gefahr des Nachsackens [9] • Einbau mit einem an das Gebirge angepassten natürlichen Wassergehalt • Sofortiger Aufbau von Quelldruckspannung ohne Wartezeit • Wiederholgenaue Verdichtungsergebnisse durch Maschinen- und Steuerungstechnik • Wesentliche Reduzierung von Wasserläufigkeiten • Uneingeschränkte Umwelteignung • Exakte Nachweisführung durch das integrierte GeoLOG ® Dokumentations-System 6. Ergebnisse aus der Erprobung am BTC Havelland und ICE Werk Cottbus Das innovative Boroplast ® Verfahren wurde im Juli-September 2021 gemeinsam mit dem Erprobungspartner Heinrich Hirdes Kampfmittelräumung GmbH am BTC Bahn Technologie Campus Havelland erstmals unter Feldbedingungen erprobt. Nach erfolgreichem Erprobungslauf wurde das Verfahren gemeinsam mit Heinrich Hirdes erstmals am 15. November 2021 auf der Bahn- Baustelle ICE Werk Cottbus unter Realbedingungen zur Verfüllung von Kampfmittelsondierungs-Bohrungen eingesetzt. Abb. 7: Erprobung des Boroplast ® Verfahrens am BTC Bahn Technologie Campus Havelland Der erste Erprobungseinsatz des Boroplast® Stopfkolben-Prototypen fand unter realistischen Bahn-Betriebsbedingungen am Bahn Technologie Campus Havelland statt. Die von Heinrich Hirdes Kampfmittelräumung ausgeführten Sondierungsbohrungen (110 mm Bohrdurchmesser, 6 m Teufe, Verrohrung mit DN55 PE-Rohren) befanden sich im Gleisbett der in Betrieb befindlichen und für die Verfüllung temporär gesperrten Bahnanlage. Die Ergebnisse der Erprobung [10]des Prototypen sind zusammengefasst: - Der durch Schüttung in das Bohrloch eingebrachte bindige Dichtbaustoff wird durch Stopfkolben in einzelnen Lagen von rd. 1,0 m auf rd. 50 % seines Schüttvolumens verdichtet - Der Dichtbaustoff erreicht eine gemessene Einbaudichte von 1,74 g/ cm 3 - Im oberen Gleisanschlußbereich - im Bereich von 0 bis -1,0 m unter GOK - wurde der Dichtbaustoff in kürzer werdenden Hüben insgesamt 5-mal verdichtet Das so entstandene Dichtelement ist trittfest, sofort belastbar und zeigte auch Wochen nach dem Einbau keine an der Oberfläche messbaren Setzungen 308 13. Kolloquium Bauen in Boden und Fels - Februar 2022 Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern Abb. 9: Boroplast ® Maschine im Feldeinsatz auf der Baustelle am ICE Werk Cottbus Nach dem erfolgreichen Erprobungs-Debüt am BTC Havelland wurde das Verfahren an der Bahn-Baustelle ICE Werk Cottbus zur Verfüllung von Bohrungen (Bohrdurchmesser 130mm, 9 m Teufe, Verrohrung mit DN55 PE-Rohren) mit folgenden Ergebnissen eingesetzt: - Das Schubketten-Stopfkolben-Verfahren ist das derzeit effizienteste Verfahren zum Einbau eines homogenen ermüdungsarmen Dichtelements im Bohrloch. - Mit dem Verfahren entsteht eine sofort belastungsfähige setzungsfreie Verfüllung. - Der Dichtbaustoff wird oberhalb der Grundwasserlinie mit rd. 16-18% Feuchte eingebaut und auf > 1,74 g/ cm 3 hohlraumfrei verdichtet. 7. Geolog ® App - Blockchain - Dokumentation und Qualitätsdatenerfassung auf Basis der Bohrloch-ID Die weitere Entwicklung des Boroplast ® Verfahrens wird eine umfangreiche digitale Datenerfassung mit sich bringen. Alle mit vertretbaren Aufwand messbaren und der Siemens S7 Steuerung entnehmbaren Daten werden in der Geolog ® App objektorientiert dokumentiert. Basis ist die Bohrloch-ID, mit der eine georeferenzierte, eindeutige Zuordnung aller Bohrloch-bezogenen Daten erfolgt. So entsteht mit jeder Bohrlochverfüllung nach und nach ein Datenbank-gestütztes Qualitätsprotokoll, welches bereits während des automatisierten Protokollierens mit Blockchain-Technologie zu einem unmanipulierbaren Qualitätsnachweis wird. Abb. 10: Geolog® Template Digitale Dokumentation auf Basis der Bohrloch-ID 13. Kolloquium Bauen in Boden und Fels - Februar 2022 309 Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern Die Vorteile der Blockchain - Dokumentation auf Basis der Bohrloch-ID: - Nachweis der Homogenität der lagenweise eingebauten Dichtelemente durch Messdaten. - Beweis, dass die Dichtelemente ohne Hohlräume ausgeführt wurden. - Eindeutiges, exakt protokolliertes Qualitätsdokument für jedes einzelne Bohrloch. - Übertragung der Daten in gängige digitale Kartenformate. - Präzise, schnelle Leistungsabrechnung durch Schnittstelle zu betriebswirtschaftlicher Software. Der wesentliche Fortschritt aus Boroplast® Verfahren und Geolog® Blockchain Dokumentation in zwei Punkten: - Das Boroplast ® Dichtelement ist kompakt, ohne Hohlraum, sicher vor Nachsacken/ Setzung und zyklisch dynamisch belastbar. Dadurch ist die Gefahr durch Folgeschäden nach Sondierungsbohrung deutlich reduziert . - Die Geolog ® Blockchain Dokumentation macht jede Diskussion über mögliche Schadereignisse objektiv und eindeutig. Literatur [1] Vgl. Heeling, Anne, Störung des Baugrundes durch Kampfmittelsondierungen, Publikation BAW Bundesanstalt für Wasserbau, Hamburg, 2020 [2] Kneppenberg, Michael, Störung des Baugrundes durch Kampfmittelsondierung, Vortrag 2014 [3] Siehe dazu ausführlich Dallwig, Rainer, Neues Verfahren zur lagenweisen Verdichtung bindiger Baustoffe im Bohrloch, in: bbr, Ausgabe 01/ 2021, S. 50 f. [4] Vgl. Baumann, Karsten et. al., Untersuchungen zur Bestimmung von Qualitätskriterien für Abdichtungsmaterialien im Brunnenbau, DVGW Abschlußbericht März 2003, S. 17 [5] Otto, Frank, Dallwig, Rainer et al, Quellton nach DIN 4904 Verbau von Quellton zur Sicherung der Wasserhaltung für das Beschleunigerzentrum FAIR, in: bbr Ausgabe 11/ 2017 [6] DIN 4904: 2017 Geschüttete Abdichtungstone für den Brunnenbau - Anforderungen und Prüfungen [7] Christ, Florian und Baille, Wiebke, Quelldruckversuchversuche an Quelltonen, Bochum 2019 [8] Heeling, Anne, Vortrag BAW Baugrundkolloquium 2014, 65. Deutsche Brunnenbauertage, S. 36 310 13. Kolloquium Bauen in Boden und Fels - Februar 2022 Entwicklung eines neuen Verfahrens für eine hohlraumfreie und dynamisch dauerhafte stabile Verfüllung von Bohrlöchern [9] Vgl. Kragiel, Kristian, Optimale Verfüllung von Bohrlöchern nach Sondierungsbohrungen in der Kampfmittelräumung, Abschlußbericht über die Freilegung von 24 Testbohrungen, Teltow Juni 2020, S. 17 [10] vgl. ausführlich Dallwig, Rainer, Abschlussbericht Erprobung am BTC Juli-September 2021, Berlin/ Elstal 14.11.2021 Quellen Christ, F. und Baille, W., Quelldruckversuchversuche an Quelltonen, Bochum 2019 Baumann, K. et al., Untersuchungen zur Bestimmung von Qualitätskriterien für Abdichtungsmaterialien im Brunnenbau, DVGW Abschlußbericht März 2003 Otto, F., Dallwig, R. et al, Quellton nach DIN 4904 Verbau von Quellton zur Sicherung der Wasserhaltung für das Beschleunigerzentrum FAIR, in: bbr Ausgabe 11/ 2017 Dallwig, R., Neues Verfahren zur lagenweisen Verdichtung bindiger Baustoffe im Bohrloch, in: bbr, Ausgabe 01/ 2021, S. 48-53 Dallwig, R., Abschlussbericht Erprobung am BTC Juli- September 2021, Berlin/ Elstal 14.11.2021 Heeling, A., Störung des Baugrundes durch Kampfmittelsondierungen, Forschung Express Publikation Bundesanstalt für Wasserbau BAW 22/ 2020, April 2020 Kneppenberg, M., Störung des Baugrundes durch Kampfmittelsondierung, Vortrag 2014 Kragiel, K., Optimale Verfüllung von Bohrlöchern nach Sondierungsbohrungen in der Kampfmittelräumung, Abschlußbericht über die Freilegung von 24 Testbohrungen, Teltow Juni 2020 Bilder: Alle Bilder und Abbildungen: ©Rainer Dallwig 2020- 2022 Für das Boroplast ® Verfahren ist international Patentschutz angemeldet, die Marken Boroplast ® und Geolog® genießen Markenrechte.