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Brückenkolloquium
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2020
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Feuchtemonitoringsysteme auf Holzbrücken

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2020
Andreas Müller
Marcus Schiere
Sébastien Bonifacio
Brückentragwerke aus Holz sind dem Aussenklima ausgesetzt. Durch das hygroskopische Verhalten des Holzes, kommt es zu einer Variation der Holzfeuchte im Tragquerschnitt. Holzfeuchten von 15 bis 20 Massenprozenten werden in der Regel in konstruktiv geschützten Bauteilen gemessen. Anhand heute üblicher punktueller Messungen z.B. mit der Widerstandsmessung, ist es nicht möglich ein gesamtes Brückentragwerk messtechnisch zu überwachen. Die Bestimmung der Holzfeuchte bleibt auf die bekannten kritischen Stellen, wie bei Anschlüssen oder an den Fahrbahnübergangen, begrenzt. Mit einer gewissen Erfahrung gelingt es meist mit der Langzeitüberwachung dieser „Hotspots“, frühzeitig signifikante Abweichungen in der Holzfeuchte festzustellen. Ziel der aktuellen Forschungsaktivitäten ist es, durch eine flächige Messwerterfassung der Feuchte direkt unter der Abdichtungsebene, konkrete Aussagen über den Zustand der Abdichtung zu treffen, um damit Schäden an der Fahrbahnplatte zu vermeiden.
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4. Kolloquium Brückenbauten - September 2020 635 Feuchtemonitoringsysteme auf Holzbrücken Andreas Müller Berner Fachhochschule, Architektur, Holz und Bau, Institut für Holzbau, Tragwerke und Architektur, Biel, Schweiz Marcus Schiere Berner Fachhochschule, Architektur, Holz und Bau, Institut für Holzbau, Tragwerke und Architektur, Biel, Schweiz Sébastien Bonifacio Berner Fachhochschule, Architektur, Holz und Bau, Institut für Holzbau, Tragwerke und Architektur, Biel, Schweiz Zusammenfassung Brückentragwerke aus Holz sind dem Aussenklima ausgesetzt. Durch das hygroskopische Verhalten des Holzes, kommt es zu einer Variation der Holzfeuchte im Tragquerschnitt. Holzfeuchten von 15 bis 20 Massenprozenten werden in der Regel in konstruktiv geschützten Bauteilen gemessen. Anhand heute üblicher punktueller Messungen z.B. mit der Widerstandsmessung, ist es nicht möglich ein gesamtes Brückentragwerk messtechnisch zu überwachen. Die Bestimmung der Holzfeuchte bleibt auf die bekannten kritischen Stellen, wie bei Anschlüssen oder an den Fahrbahnübergangen, begrenzt. Mit einer gewissen Erfahrung gelingt es meist mit der Langzeitüberwachung dieser „Hotspots“, frühzeitig signifikante Abweichungen in der Holzfeuchte festzustellen. Ziel der aktuellen Forschungsaktivitäten ist es, durch eine flächige Messwerterfassung der Feuchte direkt unter der Abdichtungsebene, konkrete Aussagen über den Zustand der Abdichtung zu treffen, um damit Schäden an der Fahrbahnplatte zu vermeiden. 1. Einführung Zwei wichtige Aspekte sind entscheidend, um die Sicherheit und Funktionstüchtigkeit der Brücke während der gewünschten Lebensdauer zu gewährleisten [1]. Erstens muss die Planung auf dieses Ziel ausgerichtet sein und zweitens der Zustand des Bauwerks während der ganzen Betriebsphase überwacht werden. Die Überwachung und der Unterhalt sind schon von Anfang an zu planen und während der gesamten Lebensdauer des Bauwerks durchzuführen. Zur Überwachung gehören nicht nur regelmäßige visuelle Kontrollen und Inspektionen, sondern auch Kontrollmessungen der Holzfeuchte [1]. Alle tragenden Bauteile sollten dabei zugänglich sein, um eine handnahe Sichtkontrolle zu ermöglichen. Schwer kontrollierbare und verdeckte Komponenten sind bei „geschützten“ Holzbrücken oft nicht zu vermeiden. Die Abdichtungssysteme können i.d.R. nicht oder nur mit aufwändigen Sondierungen kontrolliert werden. Dies erfolgt meist erst dann, wenn Schäden an der Fahrbahnplatte bereits erkennbar sind [2]. Durch den Einbau von Messsensoren können Messdaten in festgelegten Intervallen erfasst und auf einem Webserver gespeichert werden. Dies ermöglicht, dass diese in Echtzeit z.B. vom Arbeitsplatz aus eingesehen werden. Mit dieser Lösung sind die Daten immer weltweit verfügbar. Der Server kann die Messdaten auswerten und Warnungen bzw. Alarm auslösen. Nach der Inbetriebnahme arbeitet das System autonom. Die verschiedenen Komponenten Messstellen, Messgerät, Gateway und Benutzeroberfläche bilden dabei zusammen das Monitoringsystem. 2. Monitoringsysteme bei Strassen- und Radwegbrücken Durch Einsatz von abgesicherten Systemlösungen für Abdichtungssysteme und Asphaltbeläge auf Fahrbahnplatten aus Holz, kann die Dauerhaftigkeit der Holzbrücken erhöht und der Wartungsaufwand signifikant reduziert werden. Der Fahrbahnaufbau kann eine schwimmende Verlegung der Abdichtung (Aufbau ohne Verbund) nach SN 460 450 oder ein schubfester Aufbau mit Vollverbund aufweisen [3]. Bei beiden Systemlösungen sind die Schadenmechanismen im Fall einer Leckage sehr unterschiedlich. Bei dem Aufbau mit Vollverbund, verursacht die Leckage eine lokale Erhöhung der Holzfeuchte in der Trägerplatte. Der Verbund zwischen Abdichtung und Unterlage verhindert die Ausbreitung des eindringenden Wassers unter der Abdichtung. Bei einem Aufbau ohne Verbund kann sich die eindringende Feuchtigkeit in der Trennlage (oft aus mehrlagigen Glasvliesbahnen) verteilen. Eine Erhöhung der Holzfeuchte über eine größere 636 4. Kolloquium Brückenbauten - September 2020 Feuchtemonitoringsysteme auf Holzbrücken Fläche der Fahrbahnplatte im Vergleich zum Aufbau mit Vollverbund ist die Folge (Abbildung 1). Abbildung 1: Schadenmechanismus im Falle einer Leckage in der Abdichtung, ohne und mit Verbund mit der Holzunterlage. In beiden Fahrbahnaufbauten kann ein Flächenmonitoring zur Überwachung der Funktionstüchtigkeit des Abdichtungssystems zum Einsatz kommen. Bei festgestellten Leckagen kann so sofort eingegriffen, und Schäden an den Bauteilen vermieden werden. 2.1 Monitoring von Abdichtungssysteme ohne Verbund Im Rahmen des Forschungsprojekts ‘Abdichtungssysteme und bitumenhaltige Schichten auf Brücken mit Fahrbahnplatten aus Holz’ [3] wurde eine Fuß- und Radwegbrücke zwischen Rupperswil und Auenstein (CH) mit einem Monitoringsystem zur Überwachung von Leckagen in der Abdichtung ausgerüstet. Ergänzend werden auch Klimadaten, Materialtemperatur und Holzfeuchte gemessen (Abbildung 2). Abbildung 2: Monitoringsystem Fuss- und Radwegbrücke zwischen Rupperswil und Auenstein [4]. Die Fahrbahn hat einen schwimmenden Aufbau auf der Trägerplatte (3-Schichtplatte aus Nadelholz), mit Trennschicht aus Glasvlies, Polymer-Bitumen-Dichtungsbahn (PBD) und 2-lagigem Gussasphalt. Dank dem Dachgefälle und der Trennschicht aus Glasvlies fließt, im Fall einer Leckage, das eingedrungene Wasser in die beiden Randzonen der Fahrbahnplatte. Genau hier wurden Bandsensoren zwischen Holzplatte und Glasvlies eingebaut (Abbildung 3). Diese 90 m langen Bandsensoren sind entlang der Brücke verlegt und mit der Messeinheit verbunden. Die Bandsensoren bestehen aus einem Gitter aus Kunststoff und vier Edelstahldrähte. Die Messeinheit misst den elektrischen Widerstand zwischen den Drähten und wertet die Daten aus. Bei intakter Abdichtung sind die Widerstände hoch. Im Fall einer erhöhten Feuchte oder Nässe fallen die elektrischen Widerstände tiefer aus. Die Messeinheit sendet die Messdaten mit Mobilfunk an einen Webserver, und können so jederzeit weltweit abgerufen werden. Bei Erreichen von kritischen Grenzwerten werden Warnungen bzw. Alarm ausgelöst. Die Warnung- und Alarmgrenzen werden nach der Inbetriebnahme anhand von Erfahrungswerten für das einzelne Messobjekt definiert. Die spezifischen (Grenz-) Widerstände werden im trockenen Zustand ermittelt. Abbildung 3: Sensoren auf der Holzplatte (oben) und Verlegung des Glasvlies und der PBD-Abdichtung (unten). 4. Kolloquium Brückenbauten - September 2020 637 Feuchtemonitoringsysteme auf Holzbrücken Die Bandsensoren sind effizient und unkompliziert zu verlegen und bilden beim Aufbau ohne Verbund eine wirtschaftliche Lösung. Sie bieten sich auch zur Überwachung von kritischen linienförmigen Stellen, wie zum Beispiel Fahrbahnübergänge, an. Die Sensorbänder können in verschiedenen Sektoren unterteilt werden, sodass die Ortung von Leckagen vereinfacht wird. 2.2 Monitoring von Abdichtungssystemen mit Vollverbund In der Schweiz wird bei Strassenbrücken mit Fahrbahnplatten aus Holz in der Regel ein Fahrbahnaufbau mit schwimmendem Verbund gewählt. Dieser entspricht der zurzeit hierfür gültigen Normen SN 640 451. Ein abgesicherter Fahrbahnaufbau mit Vollverbund, wie bei Strassenbrücken sonst üblich, wird momentan in einem Forschungsprojekt auch für Holzbrücken erarbeitet. Wie bereits beschrieben, kann in diesem Fall sich bei einer Leckage in der Abdichtung das eindringende Wasser nicht in der Trennschicht verteilen und die ansteigende Feuchte ist nur lokal zu messen (Abbildung 1). Bei diesen Fahrbahnaufbauten ist eine flächige Überwachung der Funktionstüchtigkeit der Abdichtung notwendig. Der Einbau von leitfähigen Werkstoffen, wie z.B. spezielle Glasvliese, ermöglicht dabei Feuchteänderungen festzustellen. Diese leitfähigen Glasvliese werden auch für die Überwachung von Flachdächern angewendet. Bei Flachdächern wird das Glasvlies unter der Abdichtung und ohne Verbund verlegt. Im Rahmen des Forschungsprojekts ‘Abdichtungssysteme und bitumenhaltige Schichten auf Brücken mit Fahrbahnplatten aus Holz’ [3], wird die Anwendung von Flächenmonitoringsystemen bei Aufbauten mit Vollverbund und mit der Beanspruchung von Straßenbrücken untersucht. Das Glasvlies (Smartex 120 g, ProGeo, Grossbeeren) wurde in die Epoxidharzversieglung (Sikadur 188) integriert (Abbildung 4). Der Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften des Verbundes ist dabei von Bedeutung. Erste Versuche haben gezeigt, dass bei einem Einbetten des „Mess“-Vlieses in der Versiegelung, die mechanischen Eigenschaften (Schubverbund) nicht beeinflusst werden. Abbildung 4: Applizierung von Epoxidharzversiegelung mit leitfähigem Glasvlies auf Brettsperrholzplatte. Da die elektrischen Eigenschaften des durchgedrängten leitfähigen Glasvlieses wesentlich sind, wurde an einem Versuchsaufbau Kabel eingelegt, um einen Pol eines magnetischen Feldes zu erzeugen. Der zweite Pol wird an der Gussasphaltoberfläche gesetzt. Bei einem Regenereignis bildet sich ein Wasserfilm über die Fahrbahn und wirkt als zweiter Pol. Mit dieser Methode ist es so möglich, eine flächige Messung über die ganze Fahrbahn durchzuführen. Die Labormessungen haben drei Situationen untersucht. (1) Eine erste Messung dient als Referenzmessung und beschreibt die Situation unmittelbar nach der Erstellung des Bauwerks mit intaktem Abdichtungssystem. (2) Bei der zweiten Messung wurde eine Leckage simuliert. (3) Eine dritte Messung wurde nach der Reparatur der Leckstelle durchgeführt (Abbildung 5). Abbildung 5: Referenzmessung bei intakter Abdichtung (oben), Messung im Fall einer Leckage (Mitte) und Messung nach der Reparatur der Leckstelle (unten) 638 4. Kolloquium Brückenbauten - September 2020 Feuchtemonitoringsysteme auf Holzbrücken Die Messungen haben gezeigt, dass eine Leckage eine deutliche Senkung des elektrischen Widerstands verursacht. Die elektrischen Widerstände liegen bei der Referenzmessung bei 13 GOhm. Sobald eine Leckstelle entsteht, sinken die Werte auf 500 kOhm. Nach der Reparatur der Leckstelle steigen diese wieder auf 6 GOhm (Abbildung 6). Abbildung 6: Messungen des elektrischen Widerstands des Prüfkörpers mit Epoxidharzversiegelung mit leitfähigem Glasvlies, PBD-Bahn und Gussasphalt Die Messungen zeigen, dass die Anwendung von leitfähigem Glasvlies in der Epoxidharzversiegelung die Ortung von Leckagen ermöglicht. Darüber hinaus ist es mit einem geeigneten Kabelraster in der elektrisch leitenden Schicht auch möglich, die Leckage zu orten. Dadurch wird die Sanierungsarbeit vereinfacht und effizienter durchgeführt. Das Monitoringsystem verbleibt auch nach der Reparatur weiter im Einsatz. 3. Monitoringsystem zur Untersuchung der Klimabedingungen von Wildtierüberführungen in Holzbauweise Im Sommer 2020 wird über die A1 bei Suhr (AG) die erste Wildtierüberführung der Schweiz in Holz gebaut [5]. Eine zweite folgt im Herbst 2020 in Neuenkirch (LU) [6]. In mehreren Machbarkeitsstudien wurden weitere Standorte bereits überprüft, deren konkrete Umsetzung in Holz noch anstehen [7]. Die Konstruktion muss dauerhaft und robust ausgeführt werden, um eine mit dem Massivbau vergleichbare Lebensdauer von 100 Jahren zu ermöglichen [7]. Die ausreichende Tragfähigkeit von Holz bei Wildtierüberführungen wird selten hinterfragt. Die anstehenden Fragen betreffen meist die Sicherstellung einer ausreichenden Dauerhaftigkeit des Holzbauwerkes. Erste positive Erfahrungen und Erkenntnisse aus den seit 2005 in Deutschland gebauten vier Wildtierüberführungen bilden eine wesentliche Planungsgrundlage [8][9][10]. Für diese Bauwerke wurden in Deutschland Holzarten mit einer höheren natürlichen Dauerhaftigkeit wie Lärche bzw. Douglasie eingesetzt. Bereits bekannte Ergebnisse aus Überwachungen in Wildtierüberführung geben Hinweis darauf, dass die Holzfeuchte nur kurzzeitig den Grenzwert für Feuchteklasse 2 von 20 M% übersteigt. Damit wäre der Einsatz der regional ausreichend verfügbaren Holzarten Fichte/ Tanne möglich. In den geplanten Projekten bei Suhr und Neuenkirch wird als zusätzliche Sicherheit Brettschichtholz mit zuvor kesseldruckimprägnierten Lamellen in der Holzart Fichte verwendet. Diese chemische Holzschutzmaßnahme wurde gewählt, da die zu erwartende Holzfeuchte nicht genügend bekannt ist. Wissenschaftlich abgesicherte Belege liegen hierfür noch nicht vor. Diese chemische Holzschutzmaßnahme könnte also überflüssig sein und die Verklebung erschweren. Im Rahmen des Forschungsprojekts ‘Klimabedingungen bei Wildtierüberführungen in Holzbauweise‘ [11] wird ein Monitoringsystem mit dem Ziel eingebaut, durch konsequente Klima- und Feuchteüberwachung die klimatischen Rahmenbedingungen im Bauwerk zu erfassen und wissenschaftlich auszuwerten. Von besonderem Interesse ist dabei der Einfluss des Verkehrs. Die Erwartung ist, dass durch Sprühnebel die Holzkonstruktion mit größeren Mengen an Wasser beaufschlagt wird. Andererseits wirkt sich der Verkehr positiv auf den Luftwechsel (Strömung) im Bauwerk und damit auf das Austrocknungsvermögen der Konstruktion aus. Ferner wird die Holzkonstruktion der Wildtierüberführung mit Erde in unterschiedlicher Menge (0,60 bis ca. 4 m) überschüttet. Kondensatbildung auf der Tragkonstruktion infolge der Temperaturunterschiede zwischen der Lufttemperatur und der im Sommer durch die Erdüberdeckung kühlen Dachkonstruktion müssen ausgeschlossen werden. Abbildung 7: Hauptfaktoren, welche die Holzfeuchte in Wildtierüberführungen beeinflussen: Temperaturunterschiede, Luftwechsel und Sprühnebel. 4. Kolloquium Brückenbauten - September 2020 639 Feuchtemonitoringsysteme auf Holzbrücken Aus diesem Forschungsprojekt sollen Eignung und Hinweise zur Anwendung von Holz als tragendes Material in Wildtierüberführungen noch weiter untersucht werden. Die Instrumentierung des Bauwerks ist so geplant, dass es einfach zu installieren ist und möglichst wenige Teile über den Fahrbahnen verlaufen. Die Daten werden über ein mobiles Datennetz übertragen und werden auf einem Server gespeichert. Der Zugang ist jederzeit möglich. Für die Instrumentierung der Wildtierüberführung wird ein drahtloses Messystem mit LoRaWAN-Technologie (Long Range Wireless Area Network) verwendet. Die LoRaWAN-Technologie erlaubt eine Datenübermittlung über mehrere Kilometer, ist jedoch nur auf tiefe Messfrequenzen beschränkt. Bei der Überwachung von Holzfeuchte und Aussenklima, wird eine Messfrequenz von ein bis 3 Stunden als ausreichend erachtet. Bei der Überwachung der Wildtierüberführungen kommen kombinierte Sensoren zum Einsatz, welche Luftfeuchte und gleichzeitig Temperatur messen (Sorptionsmethode). Diese Sensoren werden in kleine Bohrungen im Holz eingebaut und luftdicht verschlossen. Die Überwachung der Holzfeuchte wurde bislang oft mittels der Widerstandsmethode durchgeführt [2], heute wird auch vermehrt die Sorptionsmethode verwendet (Abbildung 8). Die Widerstandsmethode ist zwar robuster in Bezug auf Langzeitmessungen, im Gegensatz dazu, ist die Sorptionsmethode messgenauer bei chemisch behandeltem Holz oder Einfluss von Tausalzen. Für die Messung kleinere Feuchteunterschiede wird die Sorptionsmethode empfohlen. Abbildung 8: Schematische Darstellung der Einsetzbarkeit der Widerstandsmethode und Sorptionsmethode bei Messungen der Holzfeuchte. Sämtliche Sensoren sind mit Kabel (kurzer Kabelweg) an einer LoRa-Sendebox (Node) angeschlossen. Von dieser Node aus werden die Messdaten an eine zentrale Datenempfangsstation (Gateway) per LoRa Netzwerk gesendet (Long Range Radio; <1Ghz Funkfrequenz). Das Gateway sendet die Daten direkt an einen Webserver, der diese dann in Echtzeit dem Benutzer zur Verfügung stellt. Diese Messtechnik wird seit einigen Jahren in verschiedenen Infrastrukturbauprojekten im Straßenbau und Gleisbau, aber auch in Structural Health Monitoring-Anwendungen (SHM) erfolgreich eingesetzt. Bei diesen Anwendungen werden eine hohe Zuverlässigkeit und Stabilität der Messtechnik und Datenerfassung verlangt. Mit dem eingebauten Monitoringsystem wird nicht nur die Verwendung der einheimischen Holzarten Fichte/ Tanne ohne chemischen Holzschutz bei Wildtierüberführungen mit wissenschaftlichen Methoden ausgewertet, sondern das Bauwerk auch punktuell überwacht. Das Monitoringsystem ist so auch Teil der Qualitätssicherung. 4. RFID-Tags zur Überwachung der Holzfeuchte Die Monitoringsysteme unterscheiden sich in zwei Hauptgruppen je nach Art der verwendeten Sensoren in aktive oder passive Sensoren. Als aktive Sensoren werden jene bezeichnet, die eine Versorgungsspannung benötigen und anschließend ein Ausgangssignal generieren. Passive Sensoren arbeiten ohne Versorgungsspannung und nutzen die Energie z. B. vom Lesegerät bei der Kontrolle. Zu den passiven Sensoren gehören auch einige Radio Frequency Identification (RFID)-Tags („Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen“). Die RFID-Tags sind kleine Geräte, die Radiowellen mit geringer Leistung nutzen, um Daten zu empfangen, zu speichern und an Lesegeräte in der Nähe zu übertragen. Abbildung 9: gleichzeitige Messung von mehreren RFID-Tags, die im Holzprobekörper eingebaut sind und Komponenten eines RFID-Tags ohne Versorgungsspannung. Im Rahmen des Forschungsprojekts ‘Abdichtungssysteme und bitumenhaltige Schichten auf Brücken mit Fahrbahnplatten aus Holz’ [3], wurde die Eignung von RFID- Tags zur Messung der Holzfeuchte bewertet. Es wurden zwei Arten von RFID-Sensoren (Sensor DOGBONE und Sensor PATCH der Firma Smartrac) untersucht und sowohl an der Oberfläche wie auch zwischen zwei Holzlamellen angebracht (Abbildung 4). Die Versuche haben gezeigt, dass der Einbau von diesen Tags innerhalb vom Holzbauteil eine punktuelle Messung der Holzfeuchte erlaubt, jedoch noch mit größerer Unsicherheit gegenüber 640 4. Kolloquium Brückenbauten - September 2020 Feuchtemonitoringsysteme auf Holzbrücken der Widerstands- oder Sorptionsmethode. Die Tags sind auch im Bauteil lesbar, solange die Materialschichten das Signal nicht abschirmen. So ist es möglich schwer erreichbare und nicht sichtbare Bauteile ohne Stromversorgung zu überwachen. Den RFID-Sensoren wird eine Lebensdauer von 50 Jahre zugeschrieben. 5. Fazit Ein Monitoringsystem zur Bauwerksüberwachung ist schon in der Planungsphase zu berücksichtigen. Die Holzfeuchte ist während der gesamten Lebensdauer regelmäßig oder kontinuierlich zu messen. Neu kann auch bei Brücken ein Flächen-Monitoring die Funktionstüchtigkeit des Abdichtungssystems überwachen. Dabei wird mittels eines elektrischen Spannungsfelds die Abdichtung kontrolliert und die Leckage- Position ermittelt. Dies ermöglicht bei Undichtigkeiten unverzüglich Maßnahmen einzuleiten, bevor Schäden an der Konstruktion eintreten. Ein Monitoringsystem muss auch eine Flexibilität, an welche Messgrössen erfasst werden können, aufweisen. An dem gleichen Gateway können verschiedene Messgerät angeschlossen werden. Die Messgeräte können dezentral sein und mit dem Gateway verbunden sein. Oder Messgeräte und Gateway können in einer einzigen Messeinheit eingebaut sein. Die Möglichkeit auch andere Messgrössen zu erfassen, kann für die Auswertung helfen. Die Messungen von Klima (Lufttemperatur und relative Luftfeuchte), die punktuellen Messungen der Holzfeuchte über Widerstands- oder Sorptionsmethode oder ein Regensensor ergänzen das Monitoringsystem und erhöhen die Genauigkeit der Auswertung. Anhand dieser Messwerte können auch Plausibilitätsprüfungen durchgeführt werden. Kontrollmessungen können auch mit passiven Sensoren durchgeführt werden, die keine Energiequelle benötigen. Mit Hilfe von RFID-Sensoren können nicht erreichbare Punkte überwacht und die Holzfeuchte anhand der Messwerte abgeschätzt werden. Aufgrund der sehr geringen Kosten dieser Sensoren ist es möglich, mehrere Sensoren an den zu überprüfenden kritischen Stellen einzusetzen und so die Messsicherheit der zu verbessern. Mit dem Einbau eines flächigen Monitoringsystems, kann die Funktionstüchtigkeit des Abdichtungssystems, bereits durch Kontrollmessungen während der Bauphase, überprüft werden. Auf diese Weise können Ausführungsmängel sofort festgestellt und beseitigt werden. Für jeden Messwert, der die Sicherheit oder Gebrauchstauglichkeit beeinträchtigen kann, werden zwei Grenzwerte festgelegt: Meldewert und Alarmwert. Ausgehend von der Schwere des Ereignisses müssen Maßnahmen definiert werden. Bei einer Fehlfunktion des Messsystems muss ebenfalls ein Alarm ausgelöst werden. Die Sanierungs- und Erneuerungsarbeiten am Bauwerk müssen zukünftig nicht mehr in regelmäßigen Abständen eingeplant werden, sondern können z.B. auf dem tatsächlichen Zustand der Abdichtung basieren. Die Inspektionsintervalle und die Art der Inspektion können auch auf der Grundlage, der vom Monitoringsystem gemessenen Werte geplant werden. 6. Danksagung Das Forschungsprojekt ‘Abdichtungssysteme und bitumenhaltige Schichten auf Brücken mit Fahrbahnplatten aus Holz’ ist finanziell durch das Bundesamt für Strassen ASTRA gefördert und von den Projektpartner PROGEO Monitoring GmbH und Makiol Wiederkehr AG begleitet. Das Forschungsprojekt ‘Klimabedingungen bei Wildtierüberführungen in Holzbauweise‘ ist finanziell durch das Fonds zur Förderung der Wald- und Holzforschung des Bundesamtes für Umwelt BAFU gefördert und wird von den Projektpartner Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG, Roth AG, terra vermessungen AG und Lignum begleitet. 7. Literaturangaben [1] ASTRA, Richtlinie 12002, Überwachung und Unterhalt der Kunstbauten der Nationalstraßen, 2005 [2] Franke B., Franke S., Müller A., Case studies: longterm monitoring of timber bridges, Journal of Civil Structural Health Monitoring 5 (2), pp. 195-202, 2014 [3] Berner Fachhochschule, IMP Bautest AG, Aeschlimann AG, Asphaltbeläge auf Holzbrücken - Untersuchung der schubfesten Fahrbahnaufbauten für Holzbrücken, Forschungsprojekt ‘Abdichtungssysteme und Bitumenhaltige Schichten auf Brücken mit Fahrbahnplatten aus Holz’ [4] Makiol Widerkehr AG, Fuss- und Radwegbrücke über die Aare, Submissionsprojekt 2019 [5] Ingenieurgemeinschaft WUEF, UEF Wildtierkorridor (LU2) Neuenkirch, Detailprojekt 2018 [6] Ingenieurgemeinschaft 2B, UEF Wildüberführung Rynetal (AG 6) Suhr, Detailprojekt 2018 [7] Müller A., Bonifacio S., Fachliche Stellungnahme zu der geplanten Wildtierüberführung über die A2 in Tenniken/ Dietgen und deren Gebrauchstauglichkeit über 100 Jahre vom 27.9.2019, Institut für Holzbau, Tragwerke und Architektur, Berner Fachhochschule AHB, 2019 [8] Beitrag aus mikado 10.2012, Es bewegt sich was, 2012 [9] Bauer M., Erfahrungsbericht über die Grünbrücke bei Luckenwalde, 4. Internationale Holzbrückentage IHB 2016 [10] ProTimb, Wartungshandbuch - Prüfplan, Erfurt Deutschland, 2019 [11] Berner Fachhochschule, Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG, Roth AG, terra vermessungen AG, Lignum, Forschungsprojekt Klimabedingungen bei Wildtierüberführungen in Holzbauweise