eJournals Kolloquium Erhaltung von Bauwerken 8/1

Kolloquium Erhaltung von Bauwerken
kevb
expert Verlag Tübingen
21
2023
81

Feuchteschutz und Kerzenwachs beim Bauen im Bestand

21
2023
Axel Dominik
Thomas Emmerichs
kevb810047
8. Kolloquium Erhaltung von Bauwerken - Februar 2023 47 Feuchteschutz und Kerzenwachs beim Bauen im Bestand Ohne Verträglichkeits- und Eignungsversuche geht es nicht Prof. Dipl.-Ing. Axel Dominik Dominik Ingenieurbüro/ Technische Hochschule Köln Thomas Emmerichs, B. Eng. Dominik Ingenieurbüro Im denkmalpflegerischen Bereich und beim Bauen im Bestand werden Produkte und Bauverfahren benötigt, die auf die speziellen Anforderungen der historischen Baukonstruktionen und Baustoffe abgestimmt werden müssen. Für die feuchtetechnische Instandsetzung von historischen Bauteilen gegen kapillar aufsteigende Feuchte z. B. im Wandbereich werden deshalb Baustoffe benötigt, die in Ihren Eigenschaften neben einer ausreichenden Wirksamkeit auch auf chemisch-mineralogischer Basis mit den historischen Baustoffen verträglich sein müssen. Verfahrens- und baustofftechnisch muss zudem beachtet werden, dass die Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit eines Bauteils durch die speziellen Ausführungstechniken nicht beeinträchtigt werden. Ein Beispiel dafür sind die vor der Hochwasserkatastrophe in Teilbereichen brandgeschädigten Bauteile eines Bauwerks. Sie enthalten im Mauerwerk geschädigte Horizontalsperren. Die Wirksamkeit dieser geschädigten Horizontalsperren gegen aufsteigende Feuchtigkeit müssen durch spezielle Feuchteschutzmaßnahmen wieder hergestellt werden. Darüber hinaus sollte auch darüber nachgedacht werden, ob es möglich ist, die korrodierenden Stahlträgerauflager der Betonkappendecken im Mauerwerksbereich mittels eines Feuchteschutzverfahrens vor einem weiteren starken Feuchteangriff zu schützen und damit den Korrosionsprozess zu verlangsamen. Es wurden dazu erste Eignungsversuche zur Wirksamkeit des sogenannten Paraffinverfahrens durchgeführt. Das sogenannte „Paraffinverfahren“ wird seit vielen Jahren zum nachträglichen Einbau einer Dichtebene gegen kapillar aufsteigende Feuchtigkeit in Bauteilen wie z.-B. Mauerwerkswänden eingesetzt. Angaben zu diesem Verfahren finden sich u.-a. in dem WTA-Merkblatt 4-10 Ausgabe 03.2015/ D „Injektionsverfahren mit zertifizierten Injektionsstoffen gegen kapillaren Feuchtetransport“. Ziel der Forschungsaktivitäten war es, am Bauwerk unter Praxis- und Laborbedingungen zu untersuchen, wie die Wirksamkeit des Verfahrens in Hinblick auf den Feuchteschutz an Bestandsbauten und die Verträglichkeit mit den Baustoffen auch unter Dauerhaftigkeitsaspekten zu beurteilen ist. Die Untersuchungsergebnisse, die am Bauwerk und im Labor ermittelt wurden zeigen deutlich, dass der Einsatz dieses Verfahrens zum Feuchteschutz in Hinblick auf Wirksamkeit und Verträglichkeit sehr unterschiedlich sein kann. Wie die Untersuchungen zeigen, ist die Wirksamkeit dieses Verfahrens neben den objektspezifischen Verhältnissen sehr stark von der Art des Feuchteschutzstoffs und der verfahrenstechnischen Anwendung abhängig. Es muss, wie bei anderen Feuchteschutzmaßnahmen auch auf die Verträglichkeit mit den Baustoffen ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Hier spielt neben der Stoffverträglichkeit (Baustoffe im Kontakt mit einem Feuchteschutzstoff sowie baustoffschädlichen Stoffen) auch die Verfahrenstechnik, z.-B. bezogen auf den Durchfeuchtungsgrad und das Vortrocknungs- und Applikationsverfahren eine wesentliche Rolle. Ohne Verträglichkeitsuntersuchungen und Eignungsversuche sollte kein Verfahren zum nachträglichen Feuchteschutz mittels „Injektionsverfahren“ nach dem WTA-Merkblatt angewendet werden. Das oben genannte WTA-Merkblatt, das eine Hilfe für die Untersuchung und Planung bietet, sollte u.-a. im Zusammenhang mit den vorliegenden Untersuchungsergebnissen und auch in Bezug auf die in dem Merkblatt angegebene Prüfverfahren für diese Verfahren aktualisiert werden.