Kolloquium Erhaltung von Bauwerken
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expert Verlag Tübingen
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2023
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Instandsetzung von WHG-Bodenplatten mit bewehrten Dichtschichten aus Beton
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2023
Marc Bücker
Bewehrte nicht tragende Dichtschichten aus Beton stellen eine Möglichkeit dar, um Betonbodenplatten instand zu setzen, die entsprechend dem Besorgnisgrundsatz des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) austretende wassergefährdende Flüssigkeiten zurückhalten sollen. Bei der Planung und Ausführung von Beton-Dichtschichten sind die einschlägigen auf den Grundwasserschutz ausgerichtete technische Regelwerke zu beachten. Diese stellen insbesondere Anforderungen an die Eigenschaften von Beton-Dichtschichten im Hinblick auf deren Dichtheit und Dauerhaftigkeit. Wie diese Anforderungen erfüllt werden können und welche Vorteile sich aus dem Einsatz von Beton-Dichtschichten für die Instandsetzung von WHG-Bodenplatten ergeben, wird am Beispiel des QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystem deutlich.
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8. Kolloquium Erhaltung von Bauwerken - Februar 2023 185 Instandsetzung von WHG-Bodenplatten mit bewehrten Dichtschichten aus Beton Dr.-Ing. Marc Bücker Quinting Zementol GmbH, Ascheberg Zusammenfassung Bewehrte nicht tragende Dichtschichten aus Beton stellen eine Möglichkeit dar, um Betonbodenplatten instand zu setzen, die entsprechend dem Besorgnisgrundsatz des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) austretende wassergefährdende Flüssigkeiten zurückhalten sollen. Bei der Planung und Ausführung von Beton-Dichtschichten sind die einschlägigen auf den Grundwasserschutz ausgerichtete technische Regelwerke zu beachten. Diese stellen insbesondere Anforderungen an die Eigenschaften von Beton-Dichtschichten im Hinblick auf deren Dichtheit und Dauerhaftigkeit. Wie diese Anforderungen erfüllt werden können und welche Vorteile sich aus dem Einsatz von Beton-Dichtschichten für die Instandsetzung von von WHG-Bodenplatten ergeben, wird am Beispiel des QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystem deutlich. 1. Einführung Sanierungsbedürftige WHG-Bodenplatten aus Beton, die gemäß § 62 Wasserhauhaltsgesetz als Sekundärbarriere von AwSV-Anlagen das Eindringen wassergefährdender Flüssigkeiten in das Grundwasser verhindern sollen, können auf unterschiedliche Weise instandgesetzt werden. Ist eine herkömmliche Instandsetzung wie z. B. durch das Füllen von Rissen oder eine an der Oberfläche aufgebrachte dünnschichtige Abdichtung nicht mehr möglich oder zielführend, wird häufig entschieden, die WHG-Bodenplatte abzubrechen und neu herzustellen. Eine Alternative hierzu bietet der Einbau einer bewehrten nicht tragenden Beton-Dichtschicht mit geringer Aufbauhöhe auf der sanierungsbedürftigen WHG-Bodenplatte. Die bestehende Bodenplatte wird dabei weiterhin zur Lastabtragung genutzt. Dadurch sind der Ressourcenverbrauch wie auch die erforderliche Bauzeit deutlich geringer als bei einem Abbruch der Bestandsbodenplatten und dem Neubau einer WHG-Bodenplatte aus FDbzw. FDE-Beton nach den Vorgaben der DAfStb-Richtlinie „Betonbau im Umgang mit wassergefährdenden Stoffen“ (DAfStb-Rili BUmwS) [1]. 2. Grundlagen der Planung und Ausführung von Beton-Dichtschichten Beton-Dichtschichten werden bereits seit vielen Jahren als Sekundärbarrieren in Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen eingesetzt. In der Regel haben diese eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung bzw. eine allgemeine Bauartgenehmigungen des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt), durch die ihre Eignung im Sinne § 62 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) zur Verwendung in Anlagen zum Lagern, Abfüllen und Umschlagen von wassergefährdenden Stoffen (LAU-Anlagen) festgestellt wurde. Allgemein gültige technische Regeln zur Planung und Ausführung von Beton-Dichtschichten beim Umgang mit wassergefährdenden Flüssigkeiten wurden zuerst in der DAfStb-Rili BUmwS festgelegt. Im Oktober 2020 wurden Beton-Dichtschichten dann auch in die Technischen Regel wassergefährdender Stoffe - Ausführung von Dichtflächen (TRwS 786) [2] als mögliche Bauart für Dichtflächen aufgenommen. 2.1 DAfStb-Richtlinie Betonbau im Umgang mit wassergefährdenden Stoffen In der DAfStB-Rili BUmwS werden Beton-Dichtschichten als nichttragende zementgebundene flüssigkeitsdichte Dichtschichten beschrieben, die eine erhöhte Dehnfähigkeit aufweisen, ohne undicht zu werden. Die erhöhte Dehnfähigkeit kann sich dabei z. B. durch Zusätze von Kunststoffen oder Fasern ergeben. Die DAfStb-Rili BUmwS verlangt für solche Dichtschichten den Nachweis der Dichtheit auf der Grundlage von Eindringprüfungen, die im Rahmen der Erstprüfung als Zusatzprüfungen durchzuführen sind. Sie bezeichnet Beton-Dichtschichten daher auch als „Nichttragende FDE-Dichtschichten (flüssigkeitsdichte nichttragende Dichtschicht nach Eindringprüfung)“. Der Teil 3 der DAfStb-Rili BUmwS regelt die Instandsetzungsmaßnahmen, die für Betonbauwerke nach dieser Richtlinie (z. B. WHG-Bodenplatten aus FDbzw. FDE-Beton) umzusetzen sind, um eine ausreichende Dichtheit und Beständigkeit gegen wassergefährdende Stoffe wiederherzustellen. In Abschnitt 6.2 werden neue Dichtflächen aus Beton behandelt, die auf der undicht gewordenen Betonkonstruktion aufgebaut werden. Beträgt die Dicke dieser neu herzustellenden Dichtfläche weniger als 100 mm, ist sie als Beton-Dichtschicht gemäß DAfStb-Rili BUmwS, Teil 2, Abschnitt 3.1.3 auszuführen. Die Forderung zur Ausführung der Dichtfläche als Beton-Dichtschicht gilt außerdem auch dann, wenn die instand zu setzende Betonfläche Risse oder Fugenbereiche aufweist, die von der darauf aufzubringenden neuen Dichtfläche überbrückt werden müssen (vgl. DAfStb-Rili BUmwS, Teil 3, Abschnitte 6.2.2 und 6.2.3). Gemäß DAfStb-Rili BUmwS, Teil 2, Abschnitt 3.1.3 müssen Beton-Dichtschichten ein erhöhtes Dehnvermögen aufweisen, ohne undicht zu werden. Dichtschichten 186 8. Kolloquium Erhaltung von Bauwerken - Februar 2023 Instandsetzung von WHG-Bodenplatten mit bewehrten Dichtschichten aus Beton aus Faserbeton müssen zudem folgende Anforderungen erfüllen: • Volumenanteil der Fasern am Gesamtvolumen des Betons ≥ 10 Vol.-% • Wasserzementwert des Zementmörtels: w/ z ≤ 0,45 • Festigkeitsklasse des Zements ≥ CEM 42,5 • Größtkorndurchmesser ≤ 2 mm • Mindestdicke der Dichtschicht: h ≥ 50 mm 2.2 TRwS 786 - Ausführung von Dichtflächen Die TRwS 786 gilt für die Ausführung von Dichtflächen von Rückhalteeinrichtungen gemäß der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV). In Tabelle 1 der TRwS 786 ist eine Übersicht möglicher Bauausführungen bzw. Bauarten für derartige Dichtflächen aufgeführt, darunter die Lfd. Nr. 5 „Bewehrte nicht tragende Betonbzw. Estrich-Dichtschichten“. In Tabelle 3 der TRwS 786 sind zu diesen möglichen Bauausführungen die Bestimmungen festgelegt, die bei den unterschiedlichen Bauausführungen jeweils einzuhalten sind. Für bewehrte nicht tragende Beton- und Estrich-Dichtschichten müssen demnach die folgenden Eigenschaften gegeben sein: • rissüberbrückend • flüssigkeitsundurchlässig unter Berücksichtigung bestimmter Dehnungsbeanspruchungen • witterungsbeständig, unter anderem bei Frostangriff mit bzw. ohne Taumittel • begehbar bzw. befahrbar • hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Rissbildung und Abplatzungen Außerdem gibt die TRwS 786 an dieser Stelle vor, dass nicht tragende Betonbzw. Estrich-Dichtschichten auf tragfähige, lastableitende Unterlagen eingebaut werden müssen. Die TRwS 786 gibt somit für bewehrte nicht tragende Beton-Dichtschichten die für die Verwendung in AwSV-Anlagen wichtigsten Eigenschaften zwingend vor. Dies ist an erster Stelle die Undurchlässigkeit gegenüber Flüssigkeiten, da diese die grundlegende Funktion der Dichtfläche ausmacht. Dabei versteht die TRwS 786 Flüssigkeitsundurchlässigkeit entsprechend § 18 AwSV, das heißt so, dass die Dichtfunktion der Dichtfläche während der Beaufschlagung mit wassergefährdenden Stoffen nicht verloren geht. Für eine dauerhafte Flüssigkeitsundurchlässigkeit von Beton-Dichtschichten ist es wichtig, dass die Beton-Dichtschichten rissüberbrückend sind und somit in der Unterlage neu auftretende oder sich aufweitende Risse nicht dazu führen, dass die Beton-Dichtschicht undicht wird. Die weiteren in Tabelle 3, TRwS 786 geforderten Eigenschaften wie Witterungsbeständigkeit, Begehbzw. Befahrbarkeit und hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Rissbildung und Abplatzungen zielen ebenfalls auf eine dauerhafte Undurchlässigkeit der Dichtfläche ab. Die TRwS 786 beschreibt nicht nur die möglichen Bauausführungen für Dichtflächen und gibt deren zwingend einzuhaltenden Eigenschaften vor, sondern definiert auch unterschiedliche Funktionsbereiche und Beanspruchungen von Dichtflächen. Dichtflächen werden nach ihrer Funktion eingeteilt in: • Ablaufflächen: Einrichtungen zum Ableiten flüssiger wassergefährdender Stoffe über Gefälle • Stauflächen: Einrichtungen zum Aufnehmen flüssiger wassergefährdender Stoffe für einen begrenzten Zeitraum (z. B. Auffangwannen) • Tiefpunkte: Einrichtungen, in denen sich flüssige wassergefährdende Stoffe zuerst anstauen (z. B. Pumpensümpfe) Um den Grad der Beanspruchung von Dichtflächen durch eine Beaufschlagung mit wassergefährdenden Flüssigkeiten zu bewerten, definiert die TRwS 786 die drei Beanspruchungsstufen „gering“, „mittel“ und „hoch“. Beim Lagern, Herstellen, Behandeln, Verwenden und Befördern in Rohrleitungen innerhalb eines Werksgeländes liegen diesen Beanspruchungsgruppen folgende Beaufschlagungsdauern zugrunde: gering: Beanspruchung bis 8 Stunden mittel: Beanspruchung bis 72 Stunden hoch: Beanspruchung bis 3 Monate Innerhalb dieser Beaufschlagungsbzw. Beanspruchungsdauern müssen ausgelaufene Flüssigkeiten erkannt und von der Dichtfläche entfernt worden sein. Neben der Beanspruchungsdauer gibt die TRwS 786 für die vorgenannten Beanspruchungsgruppen auch infrastrukturelle Anforderungen zu Leckageüberwachungen vor. Die Beanspruchung von Dichtflächen beim Abfüllen oder Umschlagen von wassergefährdenden Flüssigkeiten teilt die TRwS 786 ebenfalls in Beanspruchungsstufen ein. Grundlage der Einteilung sind dabei statt der Beaufschlagungsdauer zum Teil andere Parameter wie z. B. die Häufigkeit der Abfüllvorgänge. Die in der TRwS 786 aufgeführten Bauausführungen von Dichtflächen sind für die unterschiedlichen Funktionsbereiche und in Abhängigkeit von der jeweiligen Beanspruchungsstufe mal mehr und mal weniger bzw. gar nicht geeignet. Dementsprechend empfiehlt die TRwS 786 in ihrer Tabelle 2 Bauausführungen von Dichtflächen, die in den jeweiligen Funktionsbereichen und in Abhängigkeit der zu berücksichtigenden Beanspruchungsstufe zur Anwendung kommen sollten. Beton-Dichtschichten werden danach für die in der folgenden Tabelle [Tab. 1] aufgeführten Bereiche empfohlen: Tab. 1: Verwendung von Beton-Dichtschichten in Abhängigkeit von Beanspruchungsstufe und Funktionsbereich Beanspruchungsstufe Funktionsbereich Ablauffläche Staufläche Tiefpunkt gering ja ja mittel ja ja ja hoch ja nein nein Die TRwS 786 empfiehlt somit (neben anderen Bauausführungen für Dichtflächen) den Einsatz von Beton-Dichtschichten im Bereich von Ablaufflächen für alle Beanspruchungsstufen und für Stauflächen für die Beanspruchungsstufen „gering“ und „mittel“. Für 8. Kolloquium Erhaltung von Bauwerken - Februar 2023 187 Instandsetzung von WHG-Bodenplatten mit bewehrten Dichtschichten aus Beton Tiefpunkte wird der Einsatz von Beton-Dichtschichten nur für die Beanspruchungsstufe „mittel“ empfohlen. Eine Empfehlung wird für Bauausführungen von Dichtschichten bei Tiefpunkten und der Beanspruchungsstufe „gering“ grundsätzlich nicht gegeben, da diese gemäß Vorgabe in Tabelle 2 der TRwS 786 mindestens für die Beanspruchungsstufe „mittel“ auszuführen sind. 3. Instandsetzung von WHG-Bodenplatten WHG-Bodenflächen als Sekundärbarriere für die Rückhaltung von ausgetretenen wassergefährdenden Flüssigkeiten werden häufig aus Beton hergestellt. Diese Bauweise hat den Vorteil, dass sie äußerst robust und dauerhaft ist. Trotz dieser ausgeprägten Robustheit, insbesondere gegenüber mechanischen Einwirkungen, können WHG- Bodenplatten aus Beton unter bestimmten Voraussetzungen ihre abdichtende Funktion verlieren. Dies ist vor allen Dingen dann der Fall, wenn die Betonbodenplatte Verformungen erfährt, die zu inneren Zwängen und bei Überschreitung der Zugfestigkeiten zu Rissen im Beton führen. Sind diese Verformungen veränderlich, so führt dies dazu, dass die Risse sich bewegen, d. h. sich aufweiten. Die Entstehung von neuen Rissen sowie die Bewegung von bereits vorhandenen Rissen in WHG-Bodenplatten aus Beton stellen für deren Instandsetzung besondere Anforderungen dar. Unabhängig davon, ob die Risse zur Instandsetzung gefüllt oder überdeckt werden sollen, muss für eine dauerhafte Instandsetzung das eingesetzte Material bzw. Instandsetzungssystem in der Lage sein, die Rissbewegungen schadlos aufzunehmen oder die Risse mit ihren Bewegungen zu überbrücken. Die DAfStb-Rili BUmwS und die TRwS 786 fordern daher, dass Beton- Dichtschichten rissüberbrückend sind. Um diese Qualität zu erreichen, müssen die Beton-Dichtschichten eine erhöhte Dehnfähigkeit und damit eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber flüssigkeitsdurchlässigen Rissbildungen aufweisen. Auch dies sind Anforderungen, welche die DAfStb-Rili BUmwS und die TRwS 786 explizit an Beton-Dichtschichten stellen (siehe oben). 4. Beton-Dichtschichten im QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystem Die DAfStb-Rili BUmwS gibt genaue Anforderungen bezüglich der Dichtheit vor, die von Beton-Dichtschichten eingehalten werden müssen, damit diese als Rückhalteeinrichtung im Umgang mit wassergefährdenden Stoffen eingesetzt werden dürfen. Der entsprechende Nachweis der Dichtheit ist auf der Grundlage von Eindringprüfung mit den wassergefährdenden Flüssigkeiten durchzuführen, die in der jeweiligen Dichtfläche zur Beaufschlagung kommen können. Alternativ hierzu können Beton-Dichtschichtsysteme eingesetzt werden, die vom DIBt allgemein bauaufsichtlich zugelassen sind bzw. für die das DIBt eine allgemeine Bauartgenehmigung die Verwendung in LAU-Anlagen (Anlagen zum Lagern, Abfüllen und Umschlagen von wassergefährdenden Stoffen) ausgestellt hat. Für diese sind in der Regel keine neuen Eindringprüfungen durchzuführen, da die erforderlichen Prüfungen bereits im Zuge der Erteilung der Zulassung durchgeführt wurden. Ein Bespiel für ein allgemein bauaufsichtlich zugelassenes Beton-Dichtschichtsystem ist das in [Abb. 1] dargestellte QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystem der Ingenieurgesellschaft Quinting. Es besteht aus einer mit Stahlfasern bewehrten Beton-Dichtschicht mit einer Mindestdicke von 45 mm und einer darauf aufgebrachten 5 - 10 mm dicken Verschleißschicht. Abb. 1: Auf bau QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystem Die Dichtschicht wird direkt auf der instandsetzungsbedürftigen Betonbodenplatte eingebaut. Eine Vorbereitung der Oberfläche der Bodenplatte zur Erzielung einer bestimmten Haftzugfestigkeit ist beim QZ-Stahlfaser- Dichtschichtsystem nicht erforderlich, da die Dichtschicht ohne einen flächigen Verbund zur Unterlage eingebaut werden kann. Die Dichtschicht wird lediglich punktuell auf der Betonunterlage verankert, um ein Aufwölben oder Aufschüsseln der Dichtschicht zu verhindern. Um den vorgegebenen Bewehrungsgehalt von 10 Vol.-% zu erreichen, können die Stahlfasern nicht dem Frischbeton beigemischt werden. Stattdessen wird die Dichtschicht im sogenannten SIFCON-Verfahren hergestellt. Zur Herstellung des SIFCON (Slurry Infiltrated Fibre Concrete) werden zunächst die Stahlfasern zu einem Faserbett ausgestreut. Bei den Stahlfasern handelt es sich um unbeschichtete, ca. 30 mm lange und an den Enden gekröpfte Stahldrahtfasern mit einem Durchmesser von 0,5 mm. Beim Streuen der Stahlfasern ist darauf zu achten, dass die einzelnen Stahlfasern losgelöst voneinander zu Boden fallen, so dass sie im Wesentlichen horizontal zu liegen kommen. Ansonsten wird die erforderliche Lagerungsdichte der Stahlfasern und damit der geforderte Bewehrungsgehalt von 10 Vol.-% nicht erreicht. Im nächsten Arbeitsschritt wird der hochfließfähige Zementleim (Slurry) auf das Faserbett gegeben, der das Faserbett infiltriert und von unten nach oben auffüllt. In [Abb. 2] ist an der Schnittfläche eines Musterstückes des QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystems gut zu erkennen, wie im Bereich der Dichtschicht die ausgehärtete Slurry die Stahlfasern umschließt und das Faserbett vollständig gefüllt ist. 188 8. Kolloquium Erhaltung von Bauwerken - Februar 2023 Instandsetzung von WHG-Bodenplatten mit bewehrten Dichtschichten aus Beton Abb. 2: Schnittfläche QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystem Der extrem hohe Stahlfasergehalt der Dichtschicht von 800 kg/ m³ und die ungerichtet gelagerten Stahlfasern führen zu einem duktilen Verformungsverhalten der Dichtschicht. Bei Verformungen der Dichtschicht bildet sich statt eines herkömmlichen Risses eine Vielzahl von Mikrorissen, die so fein sind, dass Flüssigkeiten gar nicht oder nur sehr langsam durch die Dichtschicht dringen können. Zudem weist die Betonmatrix der Dichtschicht ein äußerst dichtes Gefüge auf. Zum Schutz der stahlfaserbewehrten Dichtschicht wird auf dieser eine Verschleißschicht aus einem Hartstoffmörtel mit einer Druckfestigkeit von 60 N/ mm² eingebaut. Im Regelfall beträgt die Dicke dieser Verschleißschicht 5 - 7 mm. Ist davon auszugehen, dass austretende Flüssigkeiten auf das QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystem gelangen, die einen pH-Wert kleiner/ gleich 6 aufweisen, ist die Verschleißschicht mindestens 10 mm dick auszuführen. Für den Verbund zwischen Dichtschicht und Verschleißschicht sorgt eine Haftbrücke aus einer Epoxidharzgrundierung mit Quarzsandeinstreuung. Wie in [Abb. 1] dargestellt können durch die Einbindung von Randaufkantungen aus Edelstahlblechen mit dem QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystem auch Auffangwannen hergestellt werden. Der Fuß der Randaufkantungen wird dabei so ausgeführt, dass diese flüssigkeitsdicht und wartungsfrei an die Dichtschicht anschließen. In gleicher Weise können Rinnen und Pumpensümpfe an die Dichtschicht angeschlossen werden (vgl. [Abb. 3]). Zur Entwässerung der Dichtfläche in Richtung von Rinnen und Pumpensümpfen kann die Dichtschicht mit einem Gefälle von bis zu 2 % ausgebildet werden. Abb. 3: Anschluss Rinne/ Pumpensumpf an Dichtschicht Angrenzenden Dichtflächen können an das QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystem auch mit allgemein bauaufsichtlich zugelassenen Fugendichtstoffen oder aufgeklebten Fugenbandsystemen angeschlossen werden. Erforderliche Bauabschnittsfugen bei der Herstellung des QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystems werden mit einem speziellen Bauabschnittsfugenprofil aus Edelstahl abgedichtet, wie in [Abb. 4] dargestellt. Abb. 4: Abdichtung Bauabschnittsfuge Dem Prinzip des Bauabschnittsfugenprofils folgend werden Höhenversprünge in der Dichtfläche mit einem Stufenprofil aus Edelstahlblech abgedichtet (vgl. [Abb. 5]). Abb. 5: Abdichtung Stufenprofil Der Dichtheitsnachweis wird beim QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystem anhand eines in der allgemeinen Bauartgenehmigung aufgeführten Diagramms zum Eindringverhalten von Flüssigkeiten geführt, mit dem die für den Anwendungsfall maximal zulässige Beaufschlagungsdauer für das QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystem ermittelt wird. Eingangsparamater sind dabei die Oberflächenspannung und die dynamische Viskosität der betrachteten wassergefährdenden Flüssigkeiten sowie die zu erwartende Dehnungsverformung der Unterlage der Dichtschicht. Eine Einschränkung der Anwendbarkeit auf bestimmte Mediengruppen besteht nicht. Eindringprüfungen oder weitere Nachweise nach DAfStb-Rili BUmwS sind für den Dichtheitsnachweis nicht erforderlich. Die Anforderung der TRwS 786 an Beton-Dichtschichten werden vom QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystems erfüllt. Bestätigt wird dies durch die Beschreibung der Eigenschaften des QZ-Stahlfaser-Dichtschichtsystems in der 8. Kolloquium Erhaltung von Bauwerken - Februar 2023 189 Instandsetzung von WHG-Bodenplatten mit bewehrten Dichtschichten aus Beton zugehörigen allgemeinen Bauartgenehmigung Nr. Z-74.1- 65, die mit den Anforderungen der TRwS 786 übereinstimmt. 5. Einsatzbereiche von Beton-Dichtschichten Beton-Dichtschichten nach DAfStb-Rili BUmwS und TRwS 786 sind als nichttragende Betonkonstruktionen zu planen und daher immer auf einer tragfähigen Unterlage herzustellen. Als Sekundärbarriere in Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen kommen sie daher dort zum Einsatz, wo entweder eine Dichtfläche aus Beton instandgesetzt werden muss oder eine Betonfläche, die nicht gemäß den Anforderungen des WHG geplant und hergestellt wurde, zu einer WHG-Dichtfläche ausgebaut werden soll. Aufgrund ihrer rissüberbrückenden Eigenschaften werden Beton-Dichtschichten insbesondere dann eingeplant, wenn bereits bewegliche Risse in der Betonunterlage vorhanden sind oder mit der Entstehung von neuen Rissen gerechnet wird. WHG-Auffangräume und -Ableitflächen werden zumeist dort als Betonkonstruktion errichtet, wo hohe Anforderungen an die Robustheit und Dauerhaftigkeit der Dichtfläche gestellt werden. Müssen diese Dichtflächen saniert werden, bieten Beton-Dichtschichten den Vorteil, dass bei ihrem Einsatz die Robustheit und die Dauerhaftigkeit der Dichtfläche nicht nur wiederhergestellt, sondern aufgrund der geforderten erhöhten Dehnfähigkeit der Beton- Dichtschicht in der Regel sogar verbessert wird. Da Beton-Dichtschichten auch ohne Verbund zur tragfähigen Unterlage hergestellt werden dürfen, können sie auch dort eingebaut werden, wo die Haftzugfestigkeit an der Oberfläche der Unterlage nur noch sehr gering oder gar nicht mehr vorhanden ist. Für die Rissüberbrückung der Beton-Dichtschicht ist ein nicht vorhandener oder sehr geringer flächiger Verbund zur Unterlage sogar förderlich, da sich so im Bereich beweglicher oder neu entstehender Risse die Betonunterlage unter der Beton-Dichtschicht bewegen kann. Die Bewegung der Betonunterlage im Rissbereich wird somit nicht direkt auf die Beton-Dichtschicht übertragen, sondern an den Stellen, wo die Beton-Dichtschicht z. B. an punktuellen Verankerungen mit der Unterlage kraftschlüssig verbunden ist. Hierdurch verteilt sich die Aufweitung des Risses auf die freie Dehnlänge zwischen zwei Verankerungspunkten, was zu einer erheblich geringeren Dehnung in der Beton-Dichtschicht und damit zu einem entsprechend geringen Einfluss auf die Dichtwirkung der Beton-Dichtschicht führt. Es ist daher von Vorteil, Beton- Dichtschichten ohne flächigen Haftverbund zur Unterlage einzubauen. Eine punktuelle Verankerung der Beton-Dichtschicht sollte allerdings vorgesehen werden, um Aufschüsselungen oder Aufwölbungen der Beton-Dichtschicht zu vermeiden, welche die Dauerhaftigkeit der Beton-Dichtschicht beeinträchtigen könnten. Literatur [1] DAfStb-Richtlinie - Betonbau im Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (BUmwS) (03/ 2011) [2] Arbeitsblatt DWA-A 786 (TRwS 786) (10/ 2005)