Kodikas/Code
kod
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2000
233-4
Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch bei Peirce und Wittgenstein
121
2000
Marcel Post
kod233-40249
KODIKAS / CODE Ars Semeiotica Volume 23 (2000) • No. 3-4 Gunter Narr Verlag Tübingen Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch bei Peirce und Wittgenstein Marcel Post Charles Sanders Peirce und Ludwig Wittgenstein liegen mit ihren Lebenszeiten eine Generation auseinander. Der Amerikaner Peirce ist 1839 in Cambridge, Massachusetts geboren und 1914 in Milford, Pennsylvania gestorben. Der Österreicherund späterhin Engländer Wittgenstein ist 1889 in Wien geboren und 1951 in Cambridge gestorben. Beide sind als Philosophen im wesentlichen orientiert und eingebettet in die europäische Philosophie. Für Peirce gilt dies auch insofern, als aus heutiger Sicht zu seiner Zeit kaum eine eigenständige amerikanische Philosophie besteht, sondern just zu seiner Zeit und auch mit Peirce selbst eine solche erst beginnt. Auch in der Philosophie ist damals noch der Blick auf den "Alten Kontinent" gerichtet und ohne Alternative. Welche die hauptsächlichen Einflüsse auf beide durch andere Philosophen und Philosophien sind, läßt sich bei Peirce deutlicher ausmachen als bei Wittgenstein, da sich Peirce ausdrücklich auf andere Philosophen bezieht, während Wittgenstein dies im Gegenteil meidet (die wohl prominenteste Ausnahme ist der Bezug auf Augustinus' "Confessiones" I/ 8 in den PU 1-4 ). Philosophie interessiert Wittgenstein als für sich geltende individuelle Lebensform. Damit fällt für ihn der disziplinäre Rekurs auf die Philosophie als akademische Lehre weitestgehend aus. Dennoch weiß man über Wittgenstein, daß er persönlich anregender Auseinandersetzung mit philosophischer Literatur und der mit Kollegen nicht aus dem Weg ging. Durch seine Schwester Margarete Stonborough-Wittgenstein sind ihm schon früh Schopenhauer, Kierkegaard, Weininger nahegebracht worden. Unter seinen Büchern finden sich Titel von Platon, Spinoza, Hume u.a. (vgl. Wright, 1972: 98; Wuchterl, Hübner, 1979: 30ff.). Die Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 1916 sind teilweise in der Übereinstimmung mit buddhistischen Ideen sehr augenfällig. 1 Tatsächlich erscheinen in der ersten und zweiten Dekade erste kritische Übersetzungen buddhistischer Literatur in deutscher Sprache 2 und auch die Lektüre von Schopenhauers Werken, der sich selbst "Buddhaist" nannte, mag dazu beigetragen haben. Weiter ist Wittgensteins Sprachauffassung und Sprachkritik der Fritz Mauthners so auffallend nahe, daß man auch hier Kenntnisse Wittgensteins vermuten möchte. Mit seinem Fortgang nach England und mit seiner späteren Philosophie vermehrt sich die Auseinandersetzung mit anderen Philosophen. Die Haltung der konkreten Sprachbeschauung statt des reflektierenden Überflugs über philosophische Sujets bleibt aber bestehen. Anderer Philosophen Theorien werden auch jetzt nur in beiläufiger Form angesprochen. Peirce denkt Philosophie als eine evolutionäre Disziplin, bei der jeder Philosoph vom Standart seiner Vorgänger profitiert, es also eine historische und interpersonale Allianz gibt, innerhalb der um die tragfähigsten Erklärungen, Argumente und Ideen gerungen wird; nach der Regel: "The survival is the fittest". Hieraus ergibt sich im Verhältnis zu Wittgenstein ein geradezu philologisches Interesse gegenüber ihm wichtigen Quellentexten, auf die er sich auch ausdrücklich bezieht. Peirce beherrscht Latein, Griechisch, Deutsch, Französisch und hat 250 MarcelPost sich systematisch profunde Kenntnisse der klassischen Philosophie erarbeitet. Diskutiert werden von Peirce vor allem Aristoteles, Ockham, Duns Scotus, Descartes, Leibniz, Locke, Hume, Berkeley, Kant, Hegel, Schelling, Schröder, Trendelenburg u.a. Teile von Aristoteles Kategorienschrift überträgt Peirce vom Griechischen ins Englische (Peirce, MS 2. la 16; 4. 1b 25; 1995: 143ff.). Zeitgenössische Philosophen, Logiker und Naturwissenschaftler werden von Peirce aufmerksam rezensierter verfaßt hunderte von Rezensionen. Besonders hervorgehoben seien hier: A. de Morgan, B. Russen, W. James, J. Dewey, F.C.S. Schiller, J. Royce, E.F.W.K. Schröder, Ch. Sigwart, verschiedene Vertreter der physiologischen Psychologieallen voran W. Wundt-und schließlich Ch. Darwin. Für Peirce ist zu Anfang Immanuel Kant ganz besonders wichtig. Durch dessen Werk er in die Philosophie und das Philosophieren eingetreten ist (vgl. Peirce, MS L 107; 1986: 64ff.). Das bezieht sich wesentlich auf Kants "Kritik der reinen Vernunft" und dort speziell auf die ''Transzendentale Analytik". Bei aller zeitlichen und räumlichen Distanz, die zwischen Peirce und Wittgenstein gelegen ist, gibt es neben der gemeinsamen europäischen philosophischen Tradition eine biographische und das Werk betreffende Gemeinsamkeit, dergestalt, daß beide in ihrem beruflichen Leben auch mit technisch-naturwissenschaftlichen Problemen beschäftigt sind: Peirce mit photometrischen Untersuchungen und Pendelexperimenten (für die er selbst Apparaturen konstruiert) und mit seiner Beschäftigung mit geodätischen Untersuchungen im Auftrag der amerikanischen "Coast Survey" (vergl. Walther, 1989: 61ff.; Oehler, 1993: 17ff.); Wittgenstein mit seiner Flugingenieursausbildung in Brünn (vgl. Wright, 1972: 84f.). Bei beiden ist die philosophische Methode von den Naturwissenschaften, der naturwissenschaftlichen Praxis geprägt: Grundsätzlich schon einmal in der Bewußtheit darüber, daß die Methode das mit ihr Erkannte in Form und also Inhalt mitausprägt. Dazu gehören bei beiden wesentlich auch die sprachgetragenen Methoden, weniger das Problem der mit Instrumenten erreichten Erkenntnis. Weiters sind Peirce und Wittgenstein nachdrücklich phänomenorientiert, wenn auch in unterschiedlicher Weise, wie noch genauer zu zeigen sein wird. Dies wird bei ihnen begleitet von einer besonderen Vorsicht und teilweisen Enthaltung gegenüber metaphysischen Interpretationen. Die empirische bzw. positivistische Perspektive gilt beiden als grundlegend. Schließlich nimmt beiderseits die logische Kritik in ihrer Philosophie eine zentrale Stellung ein. Philosophiegeschichtlich liegen Peirce und Wittgenstein damit im Trend der Orientierung der Philosophie an der Methodik der naturwissenschaftlichen Disziplinen. Speziell für Peirce gilt, daß er sich für seine Konzeption des Erkennens und des Geistes auch an der zeitgenössischen physiologischen Psychologie orientiert. Zu den begrifflichen Konzepten, wie sie in der Philosophie hierzu bestanden - und da ist vor allem das erwähnte von Kant zu sehen-, traten nun genaue empirische Untersuchungen zum gesamten sensuellen Bereich: Wahrnehmungsmuster, Lernmodi, Affektivität, Organfunktionen etc. Dies wird von Peirce genau verfolgt undin Teilen transformiertin seine Philosophie eingebracht. Neben dem erwähnten Wilhelm Wundt ist hier neben G.T. Fechner, E.H. Weber, 0. Külpe, C. Stumpf, H.L.F. Helmholtz, E.B. Titchener u.a. besonders hervorzuheben. Auch bei Wittgenstein ist ein solcher Einfluß durch psychophysische Erklärungen des Geistes zu sehen (vgl. T 6.58 u. BPP) zumal er in Wien in einem der Zentren dieser Entwicklung lebt (In Wien arbeiten z.B. E. Mach und Ch. und K. Bühler letzte gehörten zum Freundeskreis der Familie Wittgenstein). Für beide Philosophen gilt, was wohl das Hauptmerkmal, der Größte Gemeinsame Nenner der Modeme ist: die Emanzipation der Mittel als formulierendes Moment in gestaltenden Disziplinen. Zur Anführung sei genannt: in der Malerei die Hervorhebung der stofflichen Farbe und der Wahrnehmung als Thema; in der Musik die Hervorhebung der kompositori- Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 251 sehen Verfahrenstechnik als generierendes Mittel zur Klangbildung und Klangorganistion; in der Kunstliteratur die Hervorhebung des Lautes und/ oder der Textgestalt oder auch des Erzählverfahrens als zumindest latentes Thema usw. In diesem Sinne wird auch die Sprache als Mittel des Denkens und speziell der Philosophie emanzipiert. Peirce und Wittgenstein verstehen Sprache als vollendendes Mittel des Denkens, dergestalt auch, daß eine Kritik des Denkens mit einer Kritik der Sprache einherzugehen habe. Was zuverlässig denkbar ist, ist auch sagbar. Das ist ein Grundsatz, dem beide gewiß zustimmen würden, vor allem auch bezogen auf den interpersonalen sprachlichen Austausch. Dennoch ist die konkrete Gestalt ihrer Philosophien recht unterschiedlich. Wittgenstein meidet Erklärungen und Argumente und zieht sich zurück auf das Befragen, Analysieren und Definieren bezogen auf das in Rede stehende Phänomen. Er suspendiert metaphysische Kletterkünste innerhalb des Sprachgebrauchs in der Philosophie. Bevorzugt wird von ihm die deskriptive Methode. "Alle Erklärung muß fort, und nur Beschreibung an ihre Stelle treten." (PU 109). Peirce akzeptiert eine von Grund auf bestehende Dualität des Erkennens, d.h. einesteils von äußeren Phänomenen deren Perzeption ausgehend, andernteils, diese vermittelnd, in die Form des Denkens transformiert. D.h., es ist gewissermaßen von "zwei Wirklichkeitsursprüngen" auszugehen (was nicht etwa die Akzeptanz des "Ding an sich" als eine Wirklichkeit bedeutet). 3 Peirce geht von der durchgängigen gegenseitigen Vermitteltheit von Sensation zu Spekulation (-speculare = ausspähen, betrachten) aus. Daraus folgt für ihn, daß keine "Gangart" des Denkens zu suspendieren ist, sondern daß sie methodisch zu kontrollieren ist. Die epistemischen Möglichkeiten des Denkens entsprechen bei Peirce recht genau den methodischen Mitteln des Denkens, während Wittgenstein diese Mittel wohl auch sehen mag, sich aber thematisch und methodisch auf Sprache und deren Deskription einschränkt. Wittgenstein ist asystemisch und betrachtet und zeigt, Peirce ist systemisch und betrachtet und interpretiert, hat jedoch nicht etwa ein geschlossenes System. Wittgenstein will nur vorfinden, Peirce will darüber hinaus auch bauen. Beide haben, wenn man die Werke betrachtet, diese oft nicht "abgeschlossen". In der Form des Fragments liegt wieder etwas Vergleichbares zwischen ihnen. Das Fragment geht bei beiden mit suchendem Philosophieren, mit dem ständigen Sich-Umschichten ihrer Intentionen einher. * Wittgensteins Begriff vom Zeichen steht zunächst nur im Zusammenhang mit einem System von sprachlichen Ausdrücken, das eigens aus dem Bedürfnis des Menschen nach Darstellung von Sachverhalten besteht. Vornehmlich interessiert ihn die Schrift- und Verbalsprache neben der logischen und der mathematischen Symbolsprache. Er bezieht sich weniger auf Mimik, Gestik, Bild- und Notensprache. Sprache ist hier zu verstehen als Darstellungssystem (heute teilweise auch "Kode" genannt), dessen Elemente "Zeichen" genannt werden. Es gibt unzählige Beispiele von Dialogen bei Wittgenstein in denen die eine Person zu einer anderen etwas sagt und daraufhin die angesprochene Person etwas tut. Dieses Tun ist aber nicht dargestellt als eine Formulierung in einem Zeichensystem, sondern als eine einfache Handlung. Dennoch geht aus der Handlung, die mindestens von der Ansprache ausgelöst ist oder auf sie reagiert und schließlich sogar antwortet, etwas inhaltliches bzw. bedeutsames hervor. Eine Handlung könnte also ihrem Stande nach durchaus auch als ein Zeichen zu betrachten sein nicht aber bei Wittgenstein. Sie ist eine zeicheninstruierte Reaktion, die ihrerseits kein Zeichen ist. Offenbar liegt hier bei ihm eine methodische und/ oder begriffliche Grenze vor. Oder es ist 252 MarcelPost eine solche Grenze gar nicht gedacht oder gesucht, sondern es wird ein zeichenrelevantes Feld vorgestellt, in dem die Verbal- und Schriftsprache als so zentral und exemplarisch eingeschätzt wird, daß mit der Klärung des sprachlichen Zeichenbegriffs hier alle "abseitigeren" Fälle des Gegebenseins von Zeichen miterledigt sind und so eben auch die Handlung als Zeichen. Scheinbar hat Wittgenstein das Problem der Begriffsbegrenzung von Zeichen in diesem Sinne behandelt. Wie einige andere Vertreter der Sprachphilosophie und der Linguistik auch, vertritt Wittgenstein einen sehr sprachzentrierten Zeichenbegriff (vgl. Saussure, Frege). Dadurch vereinfacht sich das Problem einer Bestimmung des Zeichens wesentlich, die Differenzierung des Zeichenbegriffs ist hier gar nicht von entscheidender Bedeutung. So ist bei Wittgenstein das Wort "Zeichen" auch oft ersetzbar durch ein anderes, wie z.B. "Name" oder "Symbol". Knüpft sich an den Zeichenbegriff auch eine Erkenntnistheorie, was nämlich bei Peirce der Fall ist, so ist eine viel differenziertere Bestimmung vonnöten. Doch hiervon später mehr. Über alle Stadien Wittgensteinscher Philosophie hinweg darf folgende dem ''Tractatus logico-philosophicus" entnommene Bestimmung des Zeichens als grundlegend angenommen werden, obwohl zu sehen ist, daß einiges aus Wittgensteins früher Zeit für seine späteren Werke nicht mehr gilt Das "sinnlich wahrnehmbare Zeichen (Laut- oder Schriftzeichen)" ist ein Element, welches zu einem Satz gefügt, "als Projektion der möglichen Sachlage" dient. "Die Projektionsmethode ist das Denken des Satzsinnes." (T 3.11). "Zum Satz gehört alles, was zur Projektion gehört, aber nicht das Projizierte." (T 3.13). Hieran erweist sich, daß Wittgenstein Zeichen zwar als materielles, einem Code angehöriges Objekt versteht, aber das, was ihm korreliert als "sein" subjektinternes psychisches Geschehnis, welches man als Verstehen bezeichnen kann, gehört nicht zum Zeichen -womit an dieser Stelle bei Wittgenstein eingeschlossen ist, daß nicht darüber gesprochen werden kann, weil es ihm zu unbestimmt bzw. überhaupt unbestimmbar ist. Der Unterschied zwischen Wittgensteins später und früher Zeichenkonzeption ist der, daß er anfänglich den Satz als ein Bild der Wirklichkeit versteht, wohingegen er später sagt, daß wir in diesen Bildern seien, also keine Scheidung mehr zwischen Denken und Sprache getroffen wird. Für Wittgenstein bleibt aber bestehen, daß er sich an der Seite der Entäußerung des Zeichens hält, also vorwiegend an Geschriebenem und Gesagtem. Auch in seiner Spätphilosophie bleibt er dabei, daß das durch Zeichen Ausgelöste etwas ist, was "wir doch wieder mit unseren Mitteln gar nicht beschreiben könnten. Es ist uns, als wollten wir ein zerstörtes Spinnennetz mit unseren Fingern in Ordnung bringen." (PU 106). Und das gilt für den Emittenten wie für den Adressaten,•die einen Dialog unterhalten, d.h. nicht nur für den Blick auf den anderen, sondern auch für den Blick auf sich selbst: "Wenn man aber sagt: 'Wie soll ich wissen, was er meint, ich sehe ja nur seine Zeichen', so sage ich: 'wie soll er wissen, was er meint, er hat ja auch nur seine Zeichen'." (PU 504). Wir können nach Wittgenstein, auch für uns selbst, die Wirkungsweise des "Befehls", der jedes Zeichen bzw. jede Zeichenfolge für uns ist, als solche nicht direkt handhaben (vgl. PU 431). Wir sind den Zeichenbefehlen zunächst ausgesetzt, wenn wir Verstehen eingehen wollen. Wir können nur die Folgen zur Kenntnis nehmen. Das Sprechen über Zeichenwirkungen verändert nur den Befehl und seine Folgen, dabei wird man aber der konkreten Wirkungsweise, wie durch eine "Kluft" davon getrennt, nicht habhaft (vgl. PU 116). Deshalb zieht sich Wittgenstein auf das Zeigen von materiellen Zeichenbefehlen und deren Folgen zurück. Eine Position, die im Verfahren an die behavioristische(n) erinnert. Daß nach Wittgenstein das materielle, sinnlich wahrnehmbare Gebilde zum Zeichen gehört, gilt auch für Peirce jedoch nicht allein die Information, der subjektive funkionelle Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 253 Effekt mit dem es verbunden ist, gehört im Unterschied zu Wittgenstein ebenso dazu. Gleichgültig, ob diese Information die Form einer Empfindung, einer körperlichen Aktion oder einer rationakn Regung hat ("emotionaler", "energetischer" u. "logischer Interpretant"). Generell ist für Peirce ein Zeichen immer dann gegeben, wenn jemand etwas versteht. Das heißt im Gegensatz zu Wittgenstein: Alle Gegenstände und nicht nur materielle Zugehörige eines Zeichensystems, eines Codes, sind Zeichen, sofern sie als etwas verstanden werden (vergl. C.P. 5.265 o. Peirce, 1991: 41) also beispielsweise das unwillkürliche Schließen der Augenlider, eine Büroklammer, ein Stein etc. Und immer ist da nicht nur etwas, sondern es ist auch wie, was und warum. So schildert es Peirce in einer frühen Vorlesung von 1866, der "Elften Lowell-Vorlesung" (MS 359; Peirce, 1986: 128ff.). Alternierend formuliert er es dort außerdem so: Ein Zeichen ist gleichsam ein "Name" für etwas. Von diesem Etwas gibt es eine Geschichte, d.i. die Hinsichten auf ein Objekt, die jeweils mit der sinnlichen Erfahrung desselben angesammelt werden die Eigenschaften. Aus dieser Objektbzw. Gegenstandsgeschichte ergibt sich das Material für den logischen Schluß hin zur "Materie" dessen, was bisher nur "Name" und "Geschichte" war. (Peirce bemerkt dort auch, daß "Materie" synonym zu "Substanz" zu verstehen ist.) Mit "Materie" ist der Punkt der Verknüpfung mit anderen Zeichen erreicht: Zwei Namen wie "Wasser" und "Stein" und deren Geschichte lassen den Schluß zu, das Steine nicht auf Wasser schwimmen. In der Instanz der Materie wird im logischen Schluß die Geschichte beider Namen aufeinander veranschlagt. Es gehört für Peirce zu den notwendigen Bedingungen des Zeichens, daß es nicht für sich allein bestehen kann. Späterhin stehen bei Peirce für die genannten drei Bezüge die heute bekannten Termini "Zeichen" (Name), "Objekt" (Geschichte) und "Interpretant" (Materie). Außerdem wandelt sich bei Peirce, was zu Anfang mehr ein ontologisches, auf Substanz gehendes Zeichenmodell ist, später zu einem rein logisch-relational fundierten Zeichenmodell; gleichsinnig auch zu der das Zeichen fundierenden Peirce'schen Kategorienlehre. Die Logik liefert ihm die tragfähigsten Allgemeinbegriffe und damit eine bewährte Metaphysik. Er strebt eine nichtpsychologische Zeichentheorie an (vergl. Peirce, MS 340; 1989: 87ff.). Daß die direkte Beschreibung des Zustandekommens des durch das Zeichen Ausgelösten, der mit Händen betriebenen Reparatur eines zerstörten Spinnennetztes gleicht, hätte Peirce sehr wahrscheinlich bejaht. Mit dem Einwand aber, daß man sich ja schließlich indirekt darüber äußern könne. Denn das von Peirce über Zeichen Gesagte, legitimiert sich über nicht direkt Beobachtbares und somit "Unsagbares" hinweg, durch die Fähigkeit des Menschen zu logischem Schließen und zur Bildung allgemeiner Begriffe. Für Wittgenstein bedeutet dies metaphysische Spekulation zu betreiben, etwas, das er im Rahmen der Philosophie, besonders der Sprachphilosophie, strikt ablehnt. Pointiert gesagt vertritt Wittgenstein, daß wir in Zeichen sind, während Peirce sagt, daß wir in und über Zeichen sind. Für Peirce gehört Selbstbezüglichkeit zum grundlegenden Moment der Semiose. D.h. Zeichen bestehen nicht für sich allein, sondern aus ihrem Bezug zu anderen Zeichen und so eben auch durch den Bezug allgemeiner Zeichen auf singuläre. Außerdem ist nach ihm auch ein mentaler Inhalt (z.B. ein Vorstellungsbild), sofern man sich über ihn bewußt ist, ein Zeichen. Die Bereiche Erleben, Wollen, Denken gehören dazu. Hier gilt implizit das schon Gesagte, daß nämlich das Zeichen über das materielle Kode- Zeichen hinausreicht. 254 MarcelPost Die Unterschiede lassen sich zusammengefaßt wie folgt darstellen: Wittgenstein: Subjekt Sprache Wirklichkeit 1 1 1 wird durch sprachliche Ausdrücke abgebildet, zugänglich gemacht und geordnet. Material dieser Abbildungen sei immer nur sensuell Gegebenes. I, Zeichen werden behandelt als materielle bzw. als Einheit aus Subjekt, Sprache u. Wirklichkeit mentale Folgen von Zeichen sind durch (Selbst-)Beobachtung faßbar, ihr Zustandekommen nicht. Es besteht eine mentale Selbstblindheit, derenthalber Bedeutung nur gezeigt werden kann. ___ Peirce: __ __________ 1__ _____ _ ist durch Zeichen zugänglich und geordnet u. kann durch Zeichen dargestellt werden stellt sich aber auch selbst in Zeichen dar. Seiendes ist Zeichen-seiendes. Zeichen werden gedacht und behandelt als mentale und materiale. mentale Folgen von Zeichen sind durch (Selbst-) Beobachtung beobachtbar, ihr Zustandekommen nicht. Ein Wirkungszusammenhang, der Zeichen genannt wird, ist erschließbar und differenzierbar durch praktische Folgen und Logik (Semiotik) Um die Situation eines äußeren materiellen zeichenförmigen Objekts, eines Zeichens in Gestalt eines Schriftsymbols, welches einem Kode angehört, eigens benennen zu können, belegt Peirce es mit dem Terminus "Repräsentamen". Es gilt, nicht zu übersehen, daß in Fig. l jene Momente dargestellt sind, die methodisch Verwendung finden und im Rahmen der Untersuchungen beider geltend gemacht werden. Wittgenstein läßt jedoch bekanntermaßen immer wieder durchblicken, daß er sich "privat" metaphysische Ideen zuläßt. Wittgenstein will sehen, wie ein Phänomen sich zeigt und sich auf Beobachtbares, wie die Reaktion der Person auf Zeichen bzw. die logische Ordnung von Zeichenfolgen also offensichtliche Sätze zurückziehen. Peirce teilt dies als induktiven Sockel des Denkens über Zeichen ohnehin, sucht aber dann auch abstraktive Überführungen, die sich in der deduktiven Veranschlagung als richtig erweisen müssen. Dann zeigt sich eben nicht nur ein Phänomen, sondern auch die Richtigkeit einer abstraktiven Projektion auf ein Phänomen. Beides sind Ausgangspunkte ein und derselben Perspektive. Beide Perspektiven beruhen aufeinander - und für Peirce eben auch in der philqsophischen Methode. Wenn Wittgenstein nicht die materielle Zeichensprache thematisiert, sondern ihre formende Wirkung auf das Bewußtsein, was ja in seinem Spätwerk häufig der Fall ist, dann muß man die Frage stellen, ob eben diese Sprache an einem äußeren Phänomen einem sprachlichen Ausdruck -, das er als solches erscheinen lassen will, nicht auch wie eine abstrahierende Projektion fungiert; allgemeine Vorstellungen davon, was der Sprache eigen ist, Interessen, die Auswahl, gerade dieses und jenes zu notieren und in ~inem bestimmten Zusammenhang geltend zu machen, tendieren dahin. (Und sind denn allgemeine Begriffe, Vorbegriffe ohne Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 255 "Belegstück" in der Wirklichkeit nicht ein Fuß in der Tür zur Metaphysik? ) Ohne nivellieren zu wollen, daß Wittgenstein deutlich deskriptiv arbeitet, muß aber gesehen werden, daß auch er nicht ohne allgemeine Vorbegriffe Sprachanalyse betreiben könnte, d.h. diese auch selbst in der Sprache stecken, diese mit der Sprache geliefert werden. Letztlich lassen sich die beiden unterschiedlichen philosophischen Pläne operational oft weit weniger unterscheiden als vielmehr programmatisch. Wittgensteins Zeichenbegriff ist psychologisch fundiert. Er geht davon aus, daß Denken, Wirklichkeit und Sprache analog miteinander verknüpft sind, aber die Arbitrarität der Zeichen eine psychische Verbindung zwischen sprachlichen Zeichen und ihrer Bedeutung nötig hat. Er will zeigen, daß und wie sie besteht, soweit sich dies als etwas beobachtbares aufweist. Er spricht (vielfach in den PU) vom Lernen der Bedeutungen, von Abrichtung auf Sprache und von Regeln des Gebrauchs, also auch von einem sozialen Akt des Sprechens. Peirce' Zeichenbegriff ist nicht psychologisch, sondern logisch fundiert. Er geht von der logischen Verknüpfung von Denken, Sprache und Wirklichkeit aus. Er ignoriert psychologische Zeichenerklärungen, da ihm die Logik die verläßlichsten Allgemeinbegriffe liefert, um sie im ganzen zu beschreiben und zu erklären. Logik beruht bei ihm auf "beobachtbaren Tatsachen", die auf das "Wissen" ihres Interpreten und ihre "Darstellung" (Peirce, MS 787; 1986: 235) bezogen werden. Hierin zeigt sich wieder der Unterschied zwischen Wittgensteins Anspruch des Zeigens und Peirce Anspruch des Erklärens. Soweit es für das Thema dieses Artikels nützlich ist, soll anschließend noch Detailiertes zu Peirce' Zeichentheorie aufgezeigt werden. Daß dies vergleichsweise umfangreich ausfällt, mag als Zeichen dafür stehen, wie fundamental Peirce die Rolle des Zeichens verstanden hat. Peirce' Zeichenmodell sind seine drei Kategorien Erstheit, Zweitheit und Drittheit zugrundegelegt. Da diese Kategorien logisch begründet sind, erklärt dies auch, daß sie numerisch, also "inhaltsleer" im Vergleich zu herkömmlichen begrifflichen Kategorien sind, wenn man an die von Aristoteles und Kant denkt, von denen Peirce anfänglich ausgegangen war. Die erste Kategorie (Firstness) "ist die Idee dessen, was so ist, wie es ist, ohne etwas anderes zu berücksichtigen." Die zweite Kategorie (Secondness) "ist die Idee dessen, was so ist, wie es ist, indem es ein Zweites zu einem Ersten ist, ohne irgend etwas anderes sonst zu berücksichtigen und ohne irgendein Gesetz zu berücksichtigen, obwohl es mit einem Gesetz übereinstimmen kann." Die dritte Kategorie (Thirdness) "ist die Idee dessen, das so ist, wie es ist, indem ein Drittes oder ein Medium zwischen einem Zweiten und seinem Ersten ist." (C.P. 5.14-5.212 o. Peirce, 1991: 43ff.) (Die Kategorien betreffendes ist nachfolgend zur Übersicht mit dem Index Ibis m versehen.). Nacheinander stehen die Kategorien grundsätzlich für eine Qualität als solche (1), eine Relation zu einem Nächsten (II) und beide repräsentiert durch ein Drittes (ill). Peirce geht davon aus, daß diese Kategorien über den Geist des Menschen hinaus bestehen.4 D.h. sie entsprächen damitder kosmologischen Ordnung, sie seien ein Teil von ihr. Demzufolge seien Natur, Mensch und Sprache von dieser Ordnung bzw. von diesem Ordnenden durchwaltet. Es lassen sich zahllose Beispiele finden, die das Gegebensein der Peirce' schen Kategorien vorstellen können. Anführungsweise ist Erstheit gegeben bei einer Gefühlsqualität, die noch für sich besteht-d.h., wenn noch keine Reaktion, noch keine Folge sich aus ihr ergeben hat. Dann verhielte sie sich nämlich zu einem Zweiten, das ihr folgt, und wäre in diesem Fall ein Beispiel für den Moment der Zweitheit. Alles kausale Miteinander- Sein von Gegenständen entspricht dem Fall einer Zweitheit. Wenn ein Rabe eine Nuß, die er fliegend emporgetragen hat, schließlich fallen läßt, mit dem Ziel, die Nuß auf diese Weise aufzubrechen, so fällt sie nach dem Prinzip der Naturgesetze, ohne daß diese Nuß von diesen 256 MarcelPost Gesetzen etwas "wüßte". Hier gilt das (oben zitierte) Wort, daß Zweitheit "auch mit einem Gesetz übereinstimmen kann". Repräsentiert wird diese Zweitheit von der Drittheit des Raben, dessen Instinkt und Lernfähigkeit dieses naturgesetzliche Geschehen repräsentiert und bei dem insofern die Möglichkeit besteht, dieses Naturgesetz zu veranschlagen. In seiner Kosmologie geht Peirce sogar davon aus, daß Drittheit nicht unbedingt an ein Individuum gebunden ist-was auch oben genanntes Beispiel zeigt, da Naturgesetzte objektive Drittheiten sind. D.h. fällt der Rabe aus der Betrachtung weg, sind die Kategorien so zu situieren, daß Zweitheit sich im Verlauf des Kampfes ("struggle", vergl. C.P. 5.45) verschiedener n~turgesetzlicher Kräfte ausdrückt und die Drittheit die Naturgesetze selbst (Gravitation, Luftwiderstand usw.) sind, die in der Regelmäßigkeit des Verlaufs dieses Widerstreits bestehen. Nach Peirce sind Materie, ''unser" Sonnensystem, die Erde und in der Folge aus ihr die Evolution dadurch entstanden, weil im Prozeß ihrer Werdung das Moment der Drittheit immer schon enthalten war. Materie und Evolution sind für Peirce in sich intelligibel. 5 Es ist hier festzuhalten: Die Extension des Zeichenbegriffs bei Peirce ist denkbar weit: Angesichts der oben skizzierten Kosmologie gilt für Peirce, daß der Mensch selbst ein Zeichen sei. Zeichen für was (II), bei wem oder was (III), sei hier und auch bei Peirce dahingestellt. Festzuhalten ist hier aber, weshalb beim Zeichenmodell Drittheit nicht "Interpret" heißt, sondern "Interpretant": Der lnterpretant ist nicht subjektiv, nicht personal, wegen der Extension der Drittheit, der der Interpretant zugehört, und weil der Interpretant bzw. das Zeichen im weiteren logisch begründet ist. Entscheidend ist nun bei Peirce, daß die (Zeichen-)Kategorien, damit sie überhaupt als prozesshaft wirksam erklärt werden können, in ihrem logischen Zusammenhang geklärt werden müssen. Das soll seine 1870 veröffentlichte "Logik der Relative" leisten. 6 In ihr ist es ein entscheidender Grundsatz, daß die drei Kategorien irreduzibel sind. In Peirce' Sicht sind alle Phänomene auf diese drei Kategorien zurückführbar. In der Konsequenz gilt, daß alle Phänomene, die diese Kategorien in mehrfacher Weise enthalten, sich zerlegen lassen in diese drei wie ansatzweise schon beim Beispiel des Raben zu sehen war, da einmal der Rabe, dann aber wieder ein Naturgesetz als Drittheit stand und auch noch weitere Zerlegungen möglich wären. Alle zahlenmäßig höheren und komplexeren Sachverhalte lassen sich in diese drei kategorialen Grundmomente zerlegen, aber nicht in weniger als in diese drei. Das läßt sich in Kürze in einem sprachlichen Ausdruck zeigen: A gibt Bein C für D. Das läßt sich zergliedern in A gibt B ein C und B gibtD ein C. Drittheit ist im nächsten insofern irreduzibel, da die nächste Reduktion heißen müßte: A gibt B und B gibt D. Damit wäre je nur noch eine bloße Relation (II) gegeben, die keine Fortsetzung in sich enthält. In dem Ausgangssatz (A gibt B ein C für D) zeigt sich der in Logik der Relative angelegte Kalkül, der einen Prozeß im Modus der drei Kategorien in sich enthalten soll. "Für C" zeigt an, daß A etwas C gibt, indem es einen darüber hinausgehenden Zweck verfolgt. D.h. eine erste gegebene Drittheit (A gibt Bein C) ist Voraussetzung für ein weiteres, nämlich daß B dem Dein C gibt (vgl. Peirce, MS 909; 1995: 122). Entsprechend zu den drei Kategorien konstituiert sich im Sinne Peirce auch das Zeichen. Es besteht in seiner Erstheit aus dem Zeichen (I), in seiner Zweitheit aus dem Objekt (II) und in seiner Drittheit aus dem Interpretanten (Ill). Der Zeichenprozeß ist in Entsprechung zum oben ausgeführten sprachlichen Ausdruck zu verstehen. Ein Zeichen besteht in Relation zu seinem Objekt. Das Zeichen und das zu ihm relationierte Objekt stehen wiederum im Bezug zu einem Interpretanten. Dieser Interpretant ist nun die Voraussetzung zu einem weiteren Zeichen, so, wie das in der Erstheit gegebene Zeichen die Folge eines weiteren ihm vorhergehenden Zeichens gewesen ist. Der scheinbare Widersinn, daß etwas Bedingtes und Bedin- Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 257 gung zugleich seien soll, indem diese Triade selbst ein Zeichen ist und aber ein Zeichen wieder in sich enthält, klärt sich damit auf. Das in dieser Triade enthaltene Zeichen ist nämlich der Standard aus einem vorhergehenden Zeichen, das seinerseits wieder aus einem Zeichen einem Objekt - und einem Interpretantenbezug bestand usw. ad infinitum. Jedes Zeichen inkludiert ein weiteres bzw. bringt mit einem nächsten ein weiteres hervor. Zeichen sind "Antezedenzien ohne ein endgültiges Konsequens" (Peirce, MS 787; 1986: 266f.). Semiose wird von Peirce gedacht als ein in sich endloser Prozeß, aber - und hier ist auch noch einmal auf die Naturphilosophie zurückzusehen dieser Prozeß ist vorzustellen als ein zielfolgender. D.h. anführungsweise für das Denken des Menschen, welches auch als ein semiotischer Prozeß vorzustellen ist, daß der Verstehensprozeß nie abgeschlossen ist, aber aktuell immer auch der hinreichende Standard sein muß, um erfolgreich gegenüber seiner Umwelt und im Sinne seiner Existenz zu handeln. Situationsbedingt muß Interpretation aufhören und Handeln beginnen. (Drittheit (Denken) hebt Zweitheit (Wollen) und Erstheit (Empfinden) nicht aufein Irrtum bei Hegel, den Peirce immer wieder anspricht (vgl. z.B. Peirce, MS 465; 1990: 149 und wiederholt i.d. Vorlesungen z. Pragmatismus C.P. 5.14ff.). All das kann nur geleistet werden, wenn ein Zeichen ausreichend distinkt und wiederholbar ist: Im Ausgangspunkt muß die sinnliche Differenzierung, die zu treffen möglich ist, das mögliche Material eines Zeichens sein. Wenn für eine Fledermaus zwischen hell und dunkel kein Unterschied besteht, kann sich aus dieser nicht bestehenden Differenz für sie kein Zeichen ergeben. Wiederholbarkeit ist Voraussetzung dafür, daß Repräsentation (die ein etabliertes Reiz-Reaktionsschema als mindesten Standart haben muß) bestehen kann. Für das menschliche Bewußtsein gilt: Nur Zeichen, die wiederholbar sind, können bewußt sein, sie müssen willentlich sein können. Zweitheit ist präsentativ zu einem Dritten. Drittheit repräsentiert eine Präsentation. Im Sinne der Kategorienlehre und der in ihr angelegten Prozessualtität ist es auch, daß die besagten drei Zeichenbezüge - Zeichen an sich, Objektbezug und Interpretantenbezug weitere triadische Differenzierungen in sich enthalten, die Peirce zu einer Grammatik des Zeichens auszugestalten suchte. Soweit diese Differenzierungen am Zeichenmodell hier relevant sind, sollen diese noch benannt sein: "Die erste von mir berücksichtigte Unterteilung der Zeichen hängt von der Seinsweise der Zeichen als Dinge ab." (Peirce, MS 284; 1990: 377). Das sind die sog. "Qualizeichen" (I.I), die "Sinzeichen" (I.II) und die "Legizeichen" (LIII). Ein Qualizeichen ist eine Qualität, die sich präsentiert als ein Zeichen, beispielsweise im Klang eines intonierten Vokals. Bei einem Sinzeichen steht die Silbe "Sin" für "singuli" und/ oder "simul". "So sagen wir beispielweise, wenn wir eine Seite überfliegen, daß wir darauf20mal das Wort "der" zählen, wobei jedes "der" als ein einzelnes Wort aufgefaßt wird. Ich nenne ein solches Zeichen ein Sinzeichen". "Andererseits sagen wir häufiger, daß das Wort "der" ein und dasselbe Wort ist, wo immer es auftaucht." Dann sehen wir das Wort "der" als "einen in seinen Mitteln und in seiner Bedeutung vollständig bestimmten Typ, obgleich es gänzlich in allen anderen Hinsichten unbestimmt ist, wie beispielsweise ob es kursiv ist oder nicht, ob es gesprochen oder geschrieben wird usw. Ich nenne einen derartigen Zeichen-Typ ein Legizeichen" (Peirce, MS 284; 1990: 377). In einer speziellen Erscheinungsform (gesprochen, kursiv usw.) ist es nämlich ein Sinzeichen. "Der" als Legizeichen meint die repräsentative Idee zu allen singulären Fallen mit ihren je speziellen kontextuellen Ausprägungen, die ein Sinzeichen ausmachen. (Das entspricht dem Verhältnis "Type" zu "Token", wie Peirce es andernorts auch nennt.) Das Objekt, das in Relation zu einem Zeichen besteht, besteht seinerseits aus einer kategorialen Triade, dem Icon, dem Index und dem Symbol. Mit diesen Unterscheidungen 258 MarcelPost soll differenziert werden, welche unterschiedlichen Funktionen der Gegenstandsbezug eines Zeichens annimmt. Das Icon funktioniert als eine Darstellung, die in einer strukturellen Ähnlichkeit mit dem Objekt, dem Gegenstand besteht, den es darstellt. Hinter dieser Ähnlichkeit kann eine komplexe Interpretation stehen, so wie man es von Diagrammen kennt. Sie kann aber auch in einer einfachen Gestaltähnlichkeit bestehen, die interpretativ nicht so vorausssetzungsvoll erscheint (d.h., der vorausgehende Zeichenprozeß muß nicht so spezifisch sein, daß er zum Code eines Interpretationsstandards wird, den man kennen muß also dann ein sogenanntes "Diagramm-Ikon" ist). Das Zeichenobjekt als Index fungiert, indem ein Objekt in einem kausalen Bezug auf etwas anderes verweist. Oft hat Peirce hierzu das Beispiel der Wetterfahne benutzt, an der sich ablesen läßt, aus welcher Richtung der Wind weht, auch, wenn man selbst den Wind (das Objekt) nicht direkt wahrhehmen kann. Es geht um indirekte Information aus einem Tatbestand, der für etwas anderes spricht. Ein Thermometer für eine Temparatur, der man nicht ausgesetzt ist, der Ruf einer Person, die man nicht sieht, dafür, daß da jemand ist, sind weitere Beispiele. Der Index ist für die menschliche Erkenntnis von herausragender Bedeutung. So ist etwa auch die Atomtheorie über einen langen Indizienprozeß gewonnen, indem der Index eine materialgegebende Rolle einnimmt (Anführungsweise bei den Experimenten E. Rutherfords, die ihrem Prinzip nach bis heute so weitergeführt werden). Und schließlich ist ein aufKonditionierung beruhendes festes Verhältnis zwischen Reiz und Reaktion ein Index etwas, das für die Sprache von Bedeutung ist und hier noch aufzugreifen ist. Denn der kausale Zusammenhang, der das Indizieren von Sachverhalten ermöglicht, nimmt im menschlichen Bewußtsein nun die Rolle eines regelmäßigen Zusammnenhangs zwischen einem etwa sprachlichen - Zeichen und dem Erleben und Denken, zu Handlungen und zu äußeren Sachverhalten ein. Im Denken von Peirce entspricht eine Gewohnheit des Denkens einem kausalen Zusammenhang zwischen Dingen. Übrigens gilt, um eine Brücke zu schlagen daß DER ein Index für das Legizeichen "der" ist bzw. sein kann (vergl. Peirce, MS 939; 1990: 273). Ist ein Objekt allein durch Zeichen hervorgebracht, z.B. bei "Seele", heißt es ein "unmittelbares Objekt" unmittelbar durch ein Zeichen hervorgerufen. Geht der Impuls zu einem Zeichen von einem realen Objekt aus, heißt es bei Peirce "dynamisches Objekt" hervorgerufen durch materielle Erscheinungen. Als Drittes gibt es das Zeichenobjekt als Symbol, welches allein darin besteht, daß ihm sein es bedeutendes Objekt zugedacht wird. Der Objektbezug des Symbols ist im Vergleich zu Icon und Index im höchsten Maße von Konventionen, von Interpretationsregeln abhängig, damit es als Symbolzeichen funktionieren kann. Anders gesagt: Es ist maximal arbiträr. Farbe und Form der deutschen Flagge z.B. haben formal nichts an sich, das es nahelegte, in ihr ein Zeichen für sie deutsche Nation zu sehen. Es ist als Zeichen überhaupt nicht selbsterklärend, wie es das Icon und der Index teilweise durch ihre Form Sind, man muß es vollständig lernen. Die Triade beim Interpretantenbezug (ID) schließlich nennt Peirce "Rhema" (III.I), "Dicent" (ID.II) und "Argument" (ID.ID). Sie verhalten sich wie Term, Proposition und Argument zueinander. Ein Rhema ist für seinen Interpretanten ein Zeichen als eine qualitative Möglichkeit. Es ist ein einzelnes Zeichen, ohne Beziehung zu einem anderen. Es ist eine erste Voraussetzung für wahr oder falsch. Es ist eine Prädikation, wie etwa "ist hart". Ein Dicent ist ein Zeichen, das seinem lnterpretanten eine Information über etwas geben kann etwas ist hart, Glas ist hart. Das Dicent ist der Behauptung fähig und ist logisch betrachtet weder wahr noch falsch. Das Argument entspricht einem logisch gültigen Zusammenhang. Es steht im Bereich vernünftiger Notwendigkeit. Es kann wahr oder falsch sein für ein Bewußtsein, das dieses Argument versteht, d.h. versteht, wofür es steht. Es ist wahr, wenn eine Übereinkunft Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 259 zwischen einer wahrgenommenen Tatsache und logischer Gültigkeit besteht. Für die Richtigkeit des Arguments sind drei Klassen von Argumenten (ID.ID.I-ID) relevant, die bei Peirce "Abduktion" (I), "Induktion" (II) und "Deduktion" (ID) heißen. 7 Entscheidend dafür, welches Zeichen als gegeben anzusehen ist, hängt davon ab, welches Interesse aktuell beim Interpreten besteht und welche Situation ihn umgibt. Die jeweilige innere und äußere Handlungssituation des Interpreten spielt dabei eine gewichtige Rolle. In der Weise, wie ein Interpret sich relativ zu den Phänomenen verhält, verhält er sich relativ zu den verschiedenen möglichen oben geschilderten - Zeichenprofilierungen der Phänomene. Es ist offen, ob "Der" ein Sinzeichen, ein Legizeichen oder ein Index oder noch ein anderes ist, bis zur jeweiligen operationalen Verwirklichung dieser Möglichkeiten. * Das bewußte und kommunizierbare Denken ist daran gebunden, die Formen von Aussagen anzunehmen. Wittgensteins populärer Satz, nach dem die Grenzen der Sprache die Grenzen der Welt sind, steht dafür. Das Gleiche drückt sich bei Peirce beispielsweise in der Triade des Interpretanten aus, in der Rhema, Dicent und Argument alle eine sprachliche Form haben. Insofern befinden sich beide Philosophen in der Tendenz, die sich seit Kant mit Herder, Hamann u.a. verstärkte, nach der Sprache in der Erschließung von Wirklichkeit und in der Ausgestaltung des Denkens eine zentrale Rolle einnimmt. Nicht nur in der Gestalt, daß sich der menschliche Geist der Sprache bedient, sondern vielmehr in dem Sinne, daß sich das Denken in der Form der Sprache befindet. Sprache erscheint so nicht nur als ein Instrument, dessen man sich bedient, sondern ist ein so verinnerlichtes Mittel, daß das Denken in der Form der Sprache geschieht; Mittel und Form des Denkens fallen in eins. Zumindest so, wie es sich im selbstkontrollierten und dialogischen Denken ausdrückt. "Jene Psychologen, die uns sagen, daß Denken der Sprache bedarf und nicht hätte stattfinden können, bevor Menschen eine Sprache besaßen, haben insoweit recht, als die Sprache für den Menschen das instinktive Medium des Denkens ist, sogar für ihn selbst gegenüber dem Selbst des folgenden Augenblicks, und daß wir bisher wenig oder nichts darüber wissen, wie dieses Vermögen entstand." (Peirce, MS 654; 1993: 345). Das In-der-Sprache-Sein drückt sich bei Peirce implizit in dem Phänomen der Semiose aus, bei dem von der Setzung, daß Denken nur in Form von Zeichen geschieht, ausgegangen wird, und alle Entwicklung des Denkens in der Übersetzung von Zeichen zu Zeichen, im logischen Schließen zwischen/ mit Zeichen vorzustellen ist. "Vom logischen Standpunkt aus gibt es keine weitere Annäherung an das Denken als diejenige, welche in der Anstrengung enthalten ist, die nicht bereits das Denken selbst ist." (Peirce, MS 12; 1993: 470). Allerdings gilt Peirce die Sprache dennoch als ein Epiphänomen des Zeichens in dem Sinne, daß Kommunikation des Zeichens bedarf, nicht aber das Zeichen der Kommunikation (vergl. C.P. 5.449 o. Eco, 1992: 435f.). Dennoch, die Sprache erhält ihre Bedeutung für den Menschen durch ihren logisch-syntaktischen Aufbau, der sie zu einem sehr effizienten Mittel der Darstellung macht. Wittgenstein, für den auch "Denken im wesentlichen eine Tätigkeit des Operierens mit Zeichen ist." (BB, S.23), reklamiert ebenfalls das In-eins-Sein mit Zeichen bei ihm heißt das vor allem mit der Sprache: "Bei näherem Hinsehen zeigt sich, daß das Denken nicht ein begleitender Vorgang ist, sondern in der Sprache drinsteckt." (PU 330); ''.wir sind so sehr an die Mitteilung durch Sprechen, im Gespräch, gewöhnt, daß es uns scheint, als läge der ganze Witz der Mitteilung darin, daß ein anderer den Sinn meiner Worte etwas als Seelisches auffaßt, sozusagen in seinen Geist aufnimmt, wenn er dann auch noch etwas damit anfängt, so gehört das nicht 260 MarcelPost mehr zum unmittelbaren Zweck der Sprache." (PU 363). Das In-eins-Sein mit Zeichen, mit Sprache, drückt sich bei Wittgenstein auch darin aus, daß ihm das Zeichen, "seine" Bedeutung, "sein" Objekt und "sein" Verstehen mehr und mehr eine Einheit sind. Weiterhin ist für Wittgenstein (Zeichen-) Bedeutung synonym mit "Gebrauch" wovon weiter unten noch die Rede sein wird. "Alles Wesentliche ist, daß die Zeichen an sich, in wie immer komplizierter Weise, am Schluß sich doch auf die unmittelbare Erfahrung beziehen und nicht auf ein Mittelglied (ein Ding an sich)."[sic] (PB 282). Die Neigung, daß Zeichen als Einheit zu belassen, indem die Zeigefunktion und das Gezeigte nicht zerlegt werden sollen, drückt sich auch im folgenden Wort aus: "Jedes Zeichen kann im Prinzip gedeutet werden; aber die Bedeutung darf nicht gedeutet werden können. Sie ist die letze Deutung." (BB, 61). Oben Gesagtes gilt für seine späteren Werke in der Zeit der Verfassung des "Tractatus" wurde noch zwischen Zeichen, Bedeutung und Gegenstand unterschieden, vornehmlich unter dem Einfluß von Frege. (Vorsichtshalber sei gesagt, daß hier kein Vergleich zwischen Zeichen, Gegenstand, Bedeutung (Frege) und Zeichen (1), Objekt (11), und Interpretant (III) indiziert werden soll.) Bei Peirce sehen wir, daß Zeichen abstraktiv gegliedert werden in den Aspekt des Zeichens als solches, dem Objekt, für das es steht, und des Interpretanten, der die Relation zwischen Zeichen und Objekt reflektiert. Zugleich sahen wir, daß diese drei zusammen an sich ein Zeichen sind und daß dazu der Interpretant nicht notwendig, aber möglich, personaliter zu verstehen ist. Für Wittgenstein, als einen Behavioristen eigener Prägung und für Peirce als Realisten 8 gilt, daß sie ·anerkennen, daß sprachliche Formulierungen, sei es im Sinne innerer oder entäußerter Rede, offen sind zum Bereich des emotiven, des Erlebens, das noch gar nicht zum Grade seines Beobachtet-Werdens und folglich Darüber-sprechen-Könnens gelangt ist. Methodisch schließt Wittgenstein diesen Bereich aus, seine Exempel sind allesamt grammatische Fiktionen, die nur zeigen sollen, oder aber er sucht der "Verhexung durch Sprache" (PU 109) durch Sprachanalyse zu begegnen. Er definiert, analysiert, befragt, suspendiert, deskribiert und unterdrückt das deutende Behaupten und Urteilen über sprachliche Ausdrücke. Dadurch, daß er die inneren Geschehnisse in einer Person generell für unzugänglich hält, die Rede davon ist ja etwas anderes - und da In-Sprache-Bringen in bewußtseinsoberflächlicher Akt ist, ist er mit Vorbewußtem, wie es in die Sprache einfließen mag, ·gar nicht konfrontiert. Das schließt nicht aus, daß sich solches zeigen kann, aber es wird auch nicht eingeschlossen, daß es sich zeigen soll. Auch Peirce vertritt, daß es ein vorbewußtes Feld zum bewußten, selbstkontrollierten sprachlichen Sich-Äußern gibt. Aber nur als Idee. Nur ein bewußter Gedanke kann einer Kritik unterzogen werden. "Unter allen Gedanken, die man durch die Verwendung von Sprache ausdrücken kann z.B. Emotionen, Befehle usw. beschränkt die Logik ihr.Interesse auf Behauptungen, auf Zeichen der Wahrheit von Behauptungen und auf andere, in ihnen enthaltene Zeichen. Dennoch muß der Logiker seine Tätigkeit mit einem Blick über die Schranken seiner eigenen Wissenschaft beginnen, wenn auch nur zu dem Zweck, die Grenzlinien der letzteren festzulegen." (Peirce, MS 12; 1993: 471 ). Logik bedeutet hierbei Zeichentheorie, denn "Logik ist die objektive Untersuchung des Denkens." (ebd.: 469). Peirce sieht sich bestätigt durch die experimentell gewonnenen Erkenntnisse der physiologischen Psychologie seiner Zeit, die besagen, daß Emotionen, wenn sie zum Gegenstand des Bewußtseins geworden sind, diese nicht mehr reine Emotionen sind, sondern ein rationaler Inhalt von etwas Vergangenem. Dies drückt sich beispielsweise aus in der Paralelle, die er zu der von Wilhelm Wundt gefundenen Dreiteilung des Bewußtseins des Menschen hat, der sie Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 261 in die Domänen Empfinden, Wollen und Denken eingeteilt hat. 9 Sie sind durchlässig zueinander und befinden sich im Rahmen des Bewußtseins. Sie haben in Peirce Philosophie ihre Entsprechung zu den Gegenstandsbereichen seiner "normativen Wissenschaften" Ästhetik, Ethik und Logik bzw. Semiotik. "Das Denken läuft fortwährend weiter, nicht nur in jenem Teil des Bewußtseins, der sich der Aufmerksamkeit aufdrängt, sondern auch in Teilen, die in tiefem Schatten liegen und deren wir uns zu wenig bewußt sind, um von dem, was dort stattfindet, beeinflußt werden zu können." (Peirce, MS 595; 1986: 225). So wenig, wie das äußere Objekt uns formlos zugänglich ist, ist auch ein unformuliertes Inneres zugänglich. "Bevor wir unsere Aufmerksamkeit auf das richten können, was unmittelbar gegenwärtig ist, statt auf die praktischen oder emotionalen Aspekte dessen, was uns interessiert, ist die Idee bereits verschwunden; und so, wie sie sich in der Erinnerung darstellt, ist sie durch den Prozeß des Denkens bereits umgebildet und überarbeitet worden." (ebd.: 224). In diesem Zusammenhang dieses offenen Untergrundes des Denkens und folglich auch der Sprache ist bei beiden Philosophen von einer Schwelle zu sprechen, die zwischen dem einen Teil des Denkens liegt, den man als passiv beschreiben kann, da wir äußeren Sensationen und inneren Zuständen unwillkürlich ausgesetzt sind, und der anderen aktiven Seite jenseits dieser Schwelle, wo das selbstkontrollierte Denken ist, das seine mentalen Gegenstände sich bewußt vorhalten kann. Wittgenstein spricht in seinen Worten zum Bereich Psychologie ebenfalls jene Schwelle zwischen dem aktiven und passiven Teil des Denkens bzw. des Bewußtseins an. Anführungsweise, wenn er sagt: "Vorstellungen, könnte man sagen, sind willkürlich, Nachbilder unwillkürlich." (BPP 760). Eine allgemeine Konzeption dessen, was denn Sprache im Rahmen des Bewußtseins sei, die von beiden geteilt werden könnte, sieht wie folgt aus: Erfahrung und Sprache an und mit sich, d.h. mit dem eigenen Körper und dessen Sinnlichkeit. Empfindung, Wollen; durch Beobachtung anderer und anderem (, was auch Bereiche des eigenen Seins, als ein anderes genommen, einschließen kann). Wahrnehmung, Wollen; durch Reflektion im eigenen Geist, d.h. durch Veranschlagung des o.g. und der Gewinnung neuer Erfahrungen daraus, die man also Denkerfahrungen nennen kann. Wollen, Denken; durch Transport von Informationen in der Kommunikation mit anderen und anderem. Handeln, Denken. Die vier Erfahrungbereiche sind nach ihrer Zugänglichkeit für das Medium der Sprache von oben nach unten geordnet. Aber alle sind mit der Sprache involviert bzw. sie sind involviert in Sprache. Der vierte Bereich ist jener, der die personale Grenze entgrenzt, indem Sprache als Intermedium persönliche Erfahrung mitteilbar macht. Dies gilt für den ersten Bereich am allerwenigsten. Wittgenstein insistiert sehr auf den eigenen Körper als Wahrnehmungsgegenstand, der der anderen Person entzogen ist, wenn er von Zahnschmerzen schreibt, dennoch ist wenngleich diese Schmerzen nicht teilbar sind auch dieser Bereich von Sprache geprägt. Denn der Schmerz ist für den Empfindenden nicht namenlos (wird zum Teil sogar dadurch zu einem Empfindungsgegenstand), und die Rede von ihm löst die Erinnerung eines anderen an ähnliche Erfahrungen aus. Sprache gewährleistet eine indirekte Teilung personaler Zustände bzw. eine doppelt indirekte, nämlich über Sprache es, und die je eigene Person ich. 262 MarcelPost Anders gesagt, sie gibt Orientierung über andere und anderes durch ein gemeinsam geteiltes Zeichensystem und die Wesensgleichheit der Menschen untereinander. D.h. die Bewußtseinsbereiche des Menschen, die sich mit solchen Begriffen wie Empfindung, Wahrnehmung, Wollen, Denken, Handeln usw. ansprechen lassen, sind durchgängig von Sprache geprägt. Ob man Erfahrung mit Sprache macht, oder ob nicht etwa nichtsprachliche Erfahrung in Sprache eingeht, ist nicht entscheidbar. Das entspräche bezüglich Peirce der Unentscheidbarkeit der Frage, welches der drei Momente des Zeichens denn zu Anfang bestanden habe. Im Zeichenprozeß ist, was sprachliche Zeichen in ihm bewirkten, nicht isolierbar. Von beiden Philosophien läßt sich besonders die Entwicklung Wittgensteins in der Perspektive der drei, auch in der Sprachwissenschaft gebräuchlichen Bereiche der Syntaktik, Semantik und Pragmatik betrachten. In der Zeit des ''Tractatus" hat sich Wittgenstein analytisch und methodisch wesentlich auf logische Syntaktik und auf Semantik beschränkt. Sicherzustellen ist hier, daß logische Syntaktik von der grammatikalischen der Linguistik zu unterscheiden ist. Allgemein ist Syntax der Bereich rein figurativ-formaler Regeln für den korrekten Aufbau sprachlicher Ausdrücke. Logische Syntax betrifft die Satzbaupläne nach logischen Regeln. Hier gelten (bes. bei Wittgenstein) aussagenlogische Kriterien. Logische Syntax ist gültig unter Absehung der Bedeutung der Ausdrücke, sie behandelt die regelrechte Abfolge der Elemente aus denen die Ausdrücke bestehen. Der darüber aufbauende Bereich ist der der Semantik. Semantik behandelt, welche Bedeutung welchen Ausdrücken zuzuordnen ist. Das kann methodisch nur nachträglich passieren, im Moment des Ausdrückens ist der Emittent des Ausdrucks inmitten dieser Fähigkeit und hat erst retrospektiv die Möglichkeit den Ausdruck betrachten. Zwischen Syntax und Semantik ist zu unterscheiden, daß die Frage danach, ob eine Aussage wahr oder falsch ist, für die Syntax nicht relevant ist, für die Semantik aber wohl. Wenn sprachliche Ausdrücke Aussagen über die Welt machen, erweist sich ihr Wahr- oder Falschsein, an der Korrespondenz zu dem, was sie über die Welt ausdrücken. Die Beschäftigung mit dieser Korrespondenz, d.h. dem Bereich der Semantik, reicht dann bis in die Spätphilosophie Wittgensteins und ist ein verbindendes Glied zwischen seiner frühen und späten Philosophie. 10 Im Zentrum des Bereichs der Semantik steht beim "Tractatus" die "Abbildtheorie" (T 2.lff.). Der Satz ist nach ihr ein Bild von der Welt. "Das Bild hat mit dem Abgebildeten die logische Form der Abbildung gemein." (T 2.2). Die Korrespondenz zwischen diesem Bild und der Welt wird nach Wittgenstein vor allem durch "Namen" gewährleistet. Er sagt, daß Zeichen bzw. Namen, die auf Gegenstände referieren, sozusagen die "Kontaktstellen" dieses Bildes zur Welt seien, indem sie etwas "nennen". Kontaktstellen im Sinne auch des "Maßstabes", der mit dem Satz über die Wirklichkeit an die Wirklichkeit angelegt wird. Alle übrigen formalen Mittel sprachlicher Ausdrücke dienen mehr oder ausschließlich der internen Regulation der Sätze, besorgen die Kohärenz der Satzelemente (bspw. komparative Elemente). Syntax ist intern, ist synonym mit "formal". Die Struktur (-Art und Weise des Zusammenhangs) von Sachverhalten und Tatsachen hat zwar auch eine Auswirkung auf die Struktur der Satzelemente, aber die Satzstruktur gehorcht dennoch der syntaktischen Dimension. Wörter wie und, das, unter bezeichnen nichts direkt, sondern vermitteln zwischen Namen bzw. situieren sie. Das Aussprechen von Sätzen besteht in ihrem Ausdruck, das "Zeigen" mit Sätzen besteht in dem von ihnen herrührenden Eindruck. Mit der Zeigefunktion der Sprache und dem das Zeigen voraussetzenden Adressaten, dem es Eindruck zu geben gilt, ist das Feld der Semantik beschritten. · Da aber das Bedenken und Zuordnen von Bedeutungen von sprachlichen Ausdrücken etwas zum Gegenstand macht, was während des Sprechens und Sagens nicht der Gegenstand Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 263 ist, nämlich nicht mehr das Gezeigte, sondern das Zeigende, steht Wittgenstein vor dem Problem metasprachlicher Aussagen, die er, wie bereits angesprochen, meiden will. Wenn man über die Bedeutung eines Ausdrucks A etwas ausdrücken wm, muß man hierzu den Ausdruck A, bzw. dessen Elemente, benennen. Aber nie wären sie das Original des Ausdrucksaktes. In diesem Sinne gibt es für Wittgenstein nichts Sagbares über das Gesagte. Die radikale Trennung zwischen Syntax und Semantik schreibt sich in der Enthaltung gegenüber der Deutung der Bedeutung in Wittgensteins Spätphilosophie (vor allem den "PU") fort: er zieht sich weitgehend darauf zurück, schriftlich niedergelegte sprachliche Ausdrücke als solche zu nehmen, sie quasi sich selbst überführen zu lassen und es dem Leser zu überlassen, die Wirkung derselben an sich selbst zu beobachten. Wittgenstein zeigt dann im doppelten Sinne: die ausgelöste Wirkung der Ausdrücke und durch seine Auswahl besonders signifikanter Fälle oder Situationen. Oder er schildert fiktive Situationen des sprachlichen Verstehens bzw. Nichtverstehens, die der Leser bei sich selbst im vorstellenden Nachvollzug "erproben" kann, und zieht sich auch da auf die Rolle des Zeigens zurück. Der Übergang von signifikanten Fällen der semantischen Ebene zu (Lebens-) Situationen des Verstehens ist zugleich auch der des Übergangs von der Semantik zur Pragmatik. Doch zunächst zu einer Betrachtung von Peirce' Sprachbegriff in der Perspektive von Syntax und Semantik. Für Peirce ist die Aufteilung der Sprache in die Gebiete Syntax, Semantik und Pragmatik nicht so undurchlässig getrennt wie bei Wittgenstein. Peirce sagt beispielsweise, "Die Syntax muß erklären, welche Tatsachen die verschiedenen Ausdrucksformen bezeichnen, und die Ausdrucksformen folgen im großen und ganzen den Weisen des Denkens." (Peirce, MS 595; 1986: 217). Die allgemeine grammatische Syntax betrifft für ihn die Sprachwissenschaft und ist nicht eigentliche Angelegenheit des Logikers. Die (seine) logische Syntax beschäftigt sich mit verschiedenen Ausdruckformen, die bezeichnungsfähig zu Tatsachen sind und zudem eine Darstellung des Denkens über Tatsachen und des Denkens überhaupt sind. Die logischsyntaktische Ebene behandelt Möglichkeiten des Darstellens einschließlich des Denkens. Die Wirklichkeit eines sprachlichen Ausdrucks ist die eines formulierten Satzes als Darstellung eines formulierten Satzes (1), als Darstellung eines Gedankens (III), als Darstellung eines Gedankens über etwas (II). Dies gilt, ob der Satz nur gedacht wird oder einer anderen Person mitgeteilt wird. Der Satz hat dann etwas über sich Hinausweisendes, eine externe Richtung, und ist damit im semantischen Feld. Wir erinnern uns (aus Kap. 1), daß das Rhema ein einzelnes Wort ist und einem Begriff gleicht, welcher bloß der Behauptung fähig ist eben nur eine Möglichkeit zu einem Satz. Das Dicent ist ein Ausdruck, ein Satz, der der Behauptung fähig ist und auch der Wahrheit oder Falschheit. Ohne etwa behaupten zu wollen, daß das Trivium der Syntax, Semantik und Pragmatik der Peirce'schen Erstheit, Zweitheit und Drittheit entspricht, ist im Bereich der zweiten Kategorie der der Semantik zu finden. D.i. also für die bereits erörterten Triaden (''Trichoomien") der Zeichentriade, das Sinzeichen, der Index, das Dicent. Das Sinzeichen ist ein konkretes Zeichen (Repräsentamen), also ein Wort, eine Wortverbindung-je ein singulärer Fall, den Peirce auch ''Token" nennt. Als Fall eines allgemeinen Typs ist dieses ein Legizeichen, das Peirce auch "Type" nennt. "Unterhalb" des Sinzeichens liegt das Qualizeichen, das die Sinzeichen in ihrer (arbiträren) Gestaltqualität benennt. "Der Index', so sagt Peirce, 'steht für sein Objekt kraft einer wirklichen Verbindung mit ihm oder weil es den Geist dazu zwingt, sich mit diesem Objekt zu befassen." (Peirce, MS 595; 1986: 206). Dies ist bei einem indexikalischen Satz der Fall. Ein indexikalischer Satz (1) ist entweder wahr oder falsch aufgrund des Vorhandenseins und Soseins eines Sachverhalts (11), der in ihm für einen Hörer (III) ausgedrückt und behauptet wird. Der indexikalische Satz ist ein Zeichen, das auf 264 MarcelPost eine andere Tatsache als die, die er ist, verweist. Der Satz stellt aber auch W ahrheitsbedingungen gegenüber der Wirklichkeit eine Umkehrung, die nur im Rahmen eines vorher schon vorhandenen Interpretanten möglich ist der Index setzt als Erstheit eine Zweitheit (Objekt), und eine' Zweitheit eine Drittheit (Interpretant) voraus. Das bezieht sich auf den schon genannten Punkt, nämlich warum von Peirce der Terminus Interpretant gewählt wurde: durchaus läßt sich sagen: "Der Satz behauptet ..." obwohl keine Person behauptet. Dies wird auch durch die syntaktische Konstruktion und die Bedeutung der Wörter, des· Satzes erreicht. Schon auf syntaktischer Ebene ist eine Darstellungsfunktion zu finden. Daher ist das besagte Trivium eine Architektonik, bei der jede Stufe die Basis für die nächste ist, anders gesagt, sie ist ein semiosischer Aufbau, der dies Trivium zu einer offenen Einheit macht. Die im Zusammenhang mit den Peirce' sehen Kategorien bereits angesprochene Logik der Relative, ist, wie auch das dort angeführte Beispiel zeigt (A gibt Bein C ... ), besonders für die natürliche Sprache relevant. Sie gehört hier zum Gebiet der logischen Syntax. "Meine Forschungen zur Logik der Relative haben zweifelsfrei gezeigt, daß in einer Hinsicht die Verbindung der Begriffe eine bemerkenswerte Analogie zu den chemischen Verbindungen zeigen; jeder Begriff besitzt eine genaue Wertigkeit. So ist das Prädikat "ist blau" einwertig, das Prädikat "tötet" ist zweiwertig (denn die direkten und indirekten Objekte sind, trotz Grammatik, ebenso Gegensätze wie das Subjekt im Nominativ); das Prädikat "geben" ist dreiwertig, da AB an C gibt usw. Ebenso wie die Wertigkeit der Chemie eine atomare Eigenschaft ist, können unzerlegbare Begriffe zwei- oder dreiwertig sein." (Peirce, MS 318; 1993: 287) Im Bereich der natürlichen Sprache gilt die Logik der Relative für alle logischen Operationen, Aussagen oder Prädikate. Peirce entwickelt hierzu eine Notation, die er mit dem Terminus "Existentielle Graphen" belegt. Mit ihrer Hilfe lassen sich natürliche Sprachen analysieren, indem sie als Darstellungen logischer Prozesse objektiviert werden können. In Wittgensteins Werk hat dies von dem her, was damit angestrengt wird im "Tractatus" noch die größte Entsprechung. Indem er in der Mitte des Werkes Aussagen natürlicher Sprache regelrecht durch den Filter der Transformierung in aussagenlogische Ausdrücke schickt. Auch dies hat das Ansinnen einer logischen Objektivierung der sprachlichen Ausdrücke. Relationenlogik wie Aussagenlogik sind zu verstehen als eine Syntax des Denkens, die die Art, wie Ideen zueinander stehen, zum Thema hat. Doch reicht die Logik der Relative in ihrer "Zuständigkeit" über die Sprache hinaus. Die Kategorienlehre, mit der sie verbunden ist, steht dafür. So könnten nach Peirce anführungsweise elektrische Schaltungen mit ihrer Hilfe konzipiert werden. Daß logische Relation bezüglich der natürlichen Sprache von großem Interesse ist, findet seinen Ausdruck darin, daß Peirce die Pronomen für wichtiger hält, als die Substantive also jenes, das die zentrale Rolle der Namen einnimmt, die nach Wittgenstein durch ihre Nennfunktion die Extemalität von Ausdrücken herstellen. "Man kann unmöglich sagen, worauf sich eine Aussage bezieht, außer aufgrund eines Index. Das Pronomen ist ein Index. [... ] Das Pronomen sollte man als ein Wort definieren, das alles anzeigen kann, zu dem eine erste und eine zweite Person in geeigneter realer Verbindung stehen, und zwar so, daß die Aufmerksamkeit der zweiten Person darauf gelenkt wird" (Peirce, MS 595; 1986: 207f.). Bis hierhin zeichnete sich nun ab, "Daß der Lebensfunke jeder Aussage, das besondere Aussageelement jeder Aussage, eine indexikalische Aussage ist, ein Index, der ein Ikon einschließt." (Peirce, MS 517; 1988: 355f.). In den bisherigen Ausführungen und Zitaten kündigte sich aber auch imm~r wieder an, daß es noch ein weiteres "belebendes" Moment des Zeichens gibt. Wenn z.B. vom Zwang und von der Steuerung des Sprechers auf den Geist des Hörers die Rede war. Es ist gewiß auch im Sinne von Peirce, das bei Wittgenstein zu lesen Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 265 steht: "Wenn wir jedoch irgendetwas, daß das Leben des Zeichens ausmacht, benennen sollten, so würden wir sagen müssen, daß es sein Gebrauch ist." (BB 21). Wir müssen es. * Der grundlegende Bedeutungsträger ist der Mensch. Handlung und Sprache sind in ihm enthalten, sie machen den Menschen aus. Was die ursprüngliche, vorfindliche Objektwelt betrifft, so bestünde sie im menschlichen Sinne gar nicht, wenn der Mensch sie nicht in seiner Form spiegelte und sie nicht empfindend, wollend und denkend erfahren würde. Da der Mensch ein Gemeinschaftwesen ist, ist sicher, daß Sprache sich in existentieller Notwendigkeit zur Zeichengebung unter seinesgleichen entwickelt hat. Und daß sich die Handlung des Lautzeichen-Machens ursprünglich auf andere Handlungen bezieht. Sicher ist auch, daß sich später aus der Bildsprache und aus der Rechenkunst ein optisches Zeichensystem entwickelt hat und sich in der Praxis eine Parallelisierung von Schrift- und Verbalsprache langsam eingefunden hat. Dies wohl deshalb, da der gegenseitig sich ergänzende funktionelle Unterschied beider Sprachformen seitens der Verbalsprache in der situationstüchtigen, schnellen und unaufwendigen Art und seitens der Schriftsprache im zeitlich stabilen, materiell niedergelegten Zeichenbestand und noch immer besteht. Um das zu gewährleisten, war die Angleichung von Verbal- und Schriftsprache erforderlich. - Dies darf sicherlich als allgemeingültige Vorannahme in Sachen Sprache und deren anthropologischer Herkunft behauptet werden. Der Mensch selbst sein Denken, die Objektwelt bzw. die Wirklichkeit sowie Sprache und die Sprachen und die Handlung bzw. der Gebrauch sind als die tragenden Momente der Bedeutung anzusehen. Wenn man das Denken und die ·Objektwelt als von vornherein gegeben ansieht, so erscheinen Sprache und Handlung sowie der Gebrauch als die hauptsächlichen Träger der Bedeutung. Die Handlung ist nicht nur die Ursprungssituation der Sprache, sondern auch das Ursprüngliche des einzelnen sprachlichen Aktes in der Gegenwart. Das Mittel der Sprache ist eine spezielle Möglichkeit des Handelns wogegen die allgemeine Handlung generell die Sprache umfaßt und anstiftet. Denn eine Handlung kann sprachlich oder auch jenseits der Sprache sein. Bedeutsam ist die Handlung, indem sie als sinnvoll oder sinngebend erscheint. Hier ist Verhalten von Handlung abzugrenzen. Im Rahmen kommunikativer Lebenszusammenhänge wird Verhalten in der Regel als nicht bedeutsam gemeint verstanden. Ist die Handlung bedeutsam als sprachliche Handlung, ist das Sprechen, Hören und des Schreiben und Lesen eingebettet in einen Handlungszusammenhang. Sprache, der menschliche Körper und auch Gegenstände verweisen dann aufeinander. Handlung kann außerdem eine äußerlich nicht beobachtbare, innere Handlung sein, soweit sie willentlich angestrengt ist. Eine Handlung ist ansehbar als originär individuell wie auch als allgemein konventionell. Gerade dort, wo Handlung allgemein konventionell ist, entspricht sie recht genau dem, was Gebrauch ist. Gebrauch geht nämlich über die einmalige Intention hinaus, er zeichnet sich durch Wiederholung aus, die einer gemeinschaftlichen Regel entspricht. Der individuelle Gebrauch, angesprochen in Wittgensteins Auseinandersetzung mit der Privatsprache, ist für die allgemeine Sprache nicht relevant, da Sprache durch allgemeingültige Konventionen spricht. Verhalten, Handlung, Gebrauch stufen in der Bedeutung, die sie haben können, aufeinander auf. Wenn beispielsweise bei einer Unterhaltung zwischen zwei Personen die eine sich hinterm Ohr kratzt, so kann die andere wissen, daß dies für sie nichts zu bedeuten hat. Es ist dann bedeutungsloses Verhalten angesichts dessen, was man einander mitteilt. Ob der Sich-Kratzende handelt oder sich verhält, ist offen dies ist auch davon abhängig, ob er 266 Marcel Post dies während des Sprechens bewußt intentional tut und ob diese Intentionalität für den anderen erkennbar ist. Vielleicht gibt es aber irgendwo einen Lebenszusammenhang, in der das Kratzen hinter dem Ohr, während man spricht, Gebrauch ist. Dann darf man sicher sein, daß es etwas bedeutet. "Jener philosophische Begriff der Bedeutung ist in einer primitiven Vorstellung von der Art und Weise, wie die Sprache funktioniert, zu Hause. Man kann aber auch sagen, es sei die Vorstellung einer primitiveren Sprache als der unsern." (PU 2). Dieses Wort kann man als Grund für Wittgensteins Eintritt in die genauere Betrachtung des sprachlichen Gebrauchs reklamieren. Die Frage, was denn Bedeutung sei, ist mit der Betrachtung des Gebrauchs für Wittgenstein neu beantwortbar. Konträr zu dem, was Wittgenstein im Tractatus vertrat, heißt es jetzt: "Es ist wichtig festzustellen, daß das Wort 'Bedeutung' sprachwidrig gebraucht wird, wenn man damit das Ding bezeichnet, das dem Wort 'entspricht'." (PU 40). Die Idee der Einfachheit des Namens mit seinem eindimensionalen Verweis auf "seinen" Gegenstand ist für Wittgenstein passe, und "Die hinweisende Definition erklärt den Gebrauch die Bedeutung des Wortes, wenn schon klar ist, welche Rolle das Wort in der Sprache überhaupt spielen soll." (PU 30). Wenn man also mittels Sprache Elemente dieser selben Sprache erklären will, ist man immer schon im Gebrauch der sprachlichen Ausdrücke, die in Rede stehen und kann nicht etwa außerhalb der Sprache aufweisen wie ein Gebrauch, wie eine Bedeutung sich konstituieren bzw. sie konstituiert sind. Das wäre ein performativer Selbstwiderpruch. Nach Wittgenstein kann man nur an originärer Stelle sehen und zeigen wie Bedeutung auftritt, sie einfach da ist. "die Bedeutung ist das, was die Erklärung der Bedeutung erklärt." (PU 560). Er verneint außerdem, daß die Idee einer Bedeutung etwa regelhafter wäre als die Praxis. (vergl. PU 103). Die Praxis, der Gebrauch zeigen vielmehr, daß nicht das Geltend-Machen der semantischen bzw. grammatischen Ebene für die Praxis, der Gang von der Idee der Bedeutung zur Verwirklichung von Bedeutung das Übliche ist, sondern es der Übergang von Möglichkeiten des Bedeutens (Semantik, Grammatik) zu einer Spezifikation von Bedeutung im situativen Gebrauch ist. Sprache ist ein Potential, das erst im aktuellen Gebrauch in einer Hinsicht bzw. einer eingeengten Hinsicht bedeutend wirksam istso meint Wittgenstein. Das ist für ihn der Grund, sich von einem morphologischen Botaniker der Sprache zu einem betrachtenden Gärtner zu wandeln. Die Idee, die auf ein sprachliches Geschehen projiziert wird, ist ihm eine "Brille" (PU 103), die es abzusetzen gelte. Nicht nur ist für Wittgenstein die Bedeutung keine Relation zwischen einem Wort und einem Gegenstand, sondern sie ist ihm gar keine Entität für sich. Hier taucht wieder das Erwähnte auf, was Wittgenstein nämlich von Anfang an vermeiden will, mit Behauptungen in das hineinreichen zu wollen, was als inneres psychisches Geschehnis zu umschreiben ist. Bedeutung ist also als solche nicht auffindlich, auch nicht im Subjekt, das an der Sprache teilhat und auch nicht am Gegenstand, den die Sprache anspricht. Es bleiben Wittgenstein zur Sprachuntersuchung, wenn die anfänglich angeführten Träger von Bedeutung vollständig sind, nur sprachliche Ausdrücke und ihr Gebrauch. Um die Betrachtung der sprachlichen Ausdrücke rankt sich in der Spätphilosophie der Begriff "Grammatik". Sie umfaßt alle Bereiche des inneren Regelwerks der Sprache und darf wohl mit dem semantischen Bereich der Sprache identifiziert werden. D.h. in diesem Zusammenhang, daß die erwähnte "hinweisende Definition" ein Geltendmachen der Grammatik, bzw. der semantischen Ebene der Sprache ist die Bedeutung erklärt sich dann durch die Erklärung des Gebrauchs eines Wortes. Wittgenstein vergleicht dies mit dem Fall des Zeigens von Spielregeln, um in ein Spiel eintreten zu können (vgl. PG 23). Das Bild des Spiels und der Spielregeln zeigt an, wie sehr Bedeutung neben der Grammatik im Bereich des Gebrauchs Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 267 liegt. Denn hauptsächlich lernt der Mensch sprechen in der direkten Anwendung des Sprechens und in Absicht auf ein Ziel. Da die hinweisende Definition nur im Regreß mittels Sprache gegebene Sprachelemente zeigen und erklären kann, scheint dagegen der Gebrauch zur Regelaneignung tiefer zu gehen. Und in der Tat, wenn man den Spracherwerb bei Kindern betrachtet, sind vor allem die Eingliederung in die sprachliche Praxis und daneben die hinweisende Definition das, was den erwachsenen Menschen zu einem Sprachteilnehmer in der sozialen Gemeinschaft gemacht hat. Das Eingliedern in die sprachliche Praxis könnte man in Wittgensteins Sinne auch als ein Einleben in die Sprache ausdrücken. Die Internalisierung der Form der Sprache und der Sprachspiele, die dieses Einleben eröffnet, ist so mächtig, daß es wohl deshalb so undenkbar erscheint, sich von der Sprache und ihr Bedeutsames abgetrennt zu betrachten. Vor diesem Hintergrund ist es völlig klar, daß ein sprachphänomenaler Ansatz, wie Wittgensein ihn verfolgt, Bedeutung unter dem Gesichtspunkt des Innerpsychischen nicht angehen kann und sich am Entäußerten halten muß. "Das Innere ist eine Täuschung [... ] wie ein gemalter Vorhang vor die Szene der eigentlichen Wortverwendung gezogen." (LSPP 133). Hier ist anzuzeigen, daß die Weise, in der Wittgenstein uns Bedeutung im Blick auf den Gebrauch zeigen kann, auf gleicher Ebene liegt wie die hinweisende Definition, denn er hat nur die Schriftsprache und damit die grammatische Fiktion zur Verfügung, um Gebrauch darzustellen. Besonders für Wittgenstein ist Philosophie ja nicht nur Darstellung von Ideen, sondern auch eine Praxis, eine Lebensform. Allgemein gilt, daß Literatur durch ihre zeitliche Stabilität und durch ihre Form situationsunabhängiger ist als der Sprechakt im Verhältnis zur ihn einrahmenden Situation. Der Leser muß die grammatische Fiktion, in der die zahlreichen Beispiele des Gebrauchs von Sprache(n) dargestellt werden, in sich vorstellend wachrufen. D.h. daß Wittgenstein, dessen Hauptinteresse in der Grammatik und dem Gebrauch der Sprache liegt, durch die Form grammatischer Fiktion gehen muß, um dies kundzutun. An sich ist das eine eher schlichte Feststellung, man könnte fragen: "Wie denn sonst? " Aber wenn so nachdrücklich die Sprache als Lebensform, die Sprachspiele als "Muster im Lebensteppich" (LSPP 59), das Sich-Zeigen und Bilden der Bedeutung im Gebrauch und schließlich das Philosophieren als Lebensform geltend gemacht werden, ist dies der ausdrücklichen Feststellung wert. In den PU 23 werden Ansätze aufgeführt, nach denen sich die mannigfaltigen Sprachspiele im Gebrauch der Sprache zeigen sollen. Das ist eine Liste der Möglichkeiten, sprachliche "Tätigkeit" als "Lebensform" im Beispiel zu zeigen. So lautet die erste "Befehlen, und nach Befehlen handeln -" und setzt sich in dieser Art fort; es sind insgesamt neunzehn Vorschläge, sicher ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Diese Liste ist auch lesbar als methodisches Programm. Die Sprachsituationen, die dort aufgezeigt werden sollen, sind im Kern sämtlich solche, die entweder die Reaktion einer Person auf einen sprachlichen Ausdruck oder die Reaktion einer Person mit einem sprachlichen Ausdruck ausmachen. Die sprachliche Reaktion auf eine Person, die personale Reaktion auf eine Ansprache entsprechen den zwei Seiten einer Münze. Beide Seiten sind nicht trennbar und die Frage, was wovon abhängt ist auch nicht beantwortbar mit einem Entweder-Oder. Gleiches gilt für das Verhältnis von Gebrauch und Sprache. Kommt etwa der Gebrauch aus der Sprache oder die Sprache aus dem Gebrauch? Und weiter, kommt die Bedeutung aus dem Gebrauch oder der Gebrauch aus der Bedeutung? Für alle drei Fragen muß die Antwort sowohl als auch lauten. Denn die Sprache beginnt mit ihrer kleinsten Einheit (einem einzelnen Laut) und wirkt sich aus bis zum Ganzen des Lebens, wie es mit der Sprache verbunden ist (vergl. PU 7). Sprache ist eine "gemeinsame menschliche Handlungsweise" (PU 206), oder wie Wittgenstein auch sagt, ein "Natur- 268 MarcelPost geschehen" (PU 25). D.h. daß die Grammatik der Sprache in ihrer Ausführung nicht allein auf die "Technik" der Sprache und ihre Ausübung beschränkt bleibt, sondern in die Wirklichkeitswahrnehmung und das Handeln, wie sie in die Sprache perspektiviert werden, hinein~ reicht. Gebrauch und Grammatik der Sprache regulieren sich nach Wittgenstein gegenseitig. Und ebenso auch Person und Sprache, Gebrauch und Sprache, Gebrauch und Bedeuung. Sie sind untrennbar. In diesem Zusammenhang ist als ein Wichtiges herauszustellen, daß die oben angeführte Wendung in der Konzeption Wittgensteins, daß nicht der sprachliche Ausdruck definitiv und der Gebrauch bedeutungsoffen sind, keine schlichte Umkehung erfahren hat, sondern daß Grammatik wie Gebrauch auf ihre Art beide bedeutungsoffen sind. Grammatik ist durch Regeln konstituiert. Diese Regeln stehen da wie "Wegweiser" (PU 85)das Bild des Wegweisers ist von Wittgenstein geschickt gewählt, denn es führt, ganz in seinem Sinne, zu der Idee, daß Wegweiser aus der Erfahrung der Praxis, also dem Gebrauch, errichtet worden sind. Und weiter noch indiziert das Bild des Wegweisers die Idee, daß dieser aufgestellt wurde, um ein Ziel zu erreichen. Nämlich das der Verständigung unter den Menschen. Es ist sehr oft zu beobachten, daß wenn etwas im kommunikativen Tauschhandel nicht gelingt und die Sprache als Technik sich in diesem Moment als unzureichend erweist, kurz die sprachlichen Ausdrücke und/ oder die Absicht thematisiert werden, um anschließend wieder am Ziel des sprachlichen Sich-Veständigens arbeiten zu können. "Der Wegweiser ist in Ordnung, wenn er, unter normalen Verhältnissen, seinen Zweck erfüllt." (PU 87). Sprache, Gebrauch und Handlung scheinen im Ganzen nicht enger als nötig·und so offen wie möglich untereinander gebunden zu sein. Sowohl Sprache als Regelwerk wie auch die sozialen sprachlichen Gebräuche bieten einander gegenseitig Handlungsschemata und Handlungsrahmen für das Leben der Menschen und sind unter dem Blickwinkel der Praxis ebenfalls untrennbar. Trennbar sind sie nur theoretisch. Es istnach dem bisher zu Peirce Gesagten klar, daß auch er der Bedeutung keinen "Ort" gibt und sie auch keine Entität für ihn ist. Sie besteht in Relationen durchaus auch noch im Sinne.Wittgesteins. Nach Wittgenstein in der Relation zwischen Person, Sprache, Gebrauch. Das Objekt hingegen spielt bei Wittgenstein kaum eine direkte Rolle. Grundsätzlich schon einmal, weil er ein sprachanalytischer Philosoph ist und das Objekt für ihn in der Darstellungsfunktion der Sprache eingeschlossen ist. Sicher es gibt viele Beispiele, in denen Wittgenstein die Wahrnehmung von äußeren Gegenständen thematisiert und auf solche Objekte auch direkt eingeht; aber diese Gegenstandswelt ist der Bedeutung passivisch ausgesetzt. D.h. Gegenstände bedeuten etwas, weil sie schon längst im System der Sprache situiert sind. Sprache ist in Wittgensteins Sinne das geistige Auge, das die Gegenstände sieht. In Peirce' semiotischer Sicht 11 gilt, daß Bedeutung relational zwischen Person, Sprache, Objekt und obligat auch im Gebrauch besteht. Aber da fangen wieder die Schwierigkeiten des Vergleichens an, denn der Objektbezug ist in Peirce' Philosophie grundlegender. Peirce ist kein sprachananalytischer Philosoph wie Wittgenstein, er verfogt einen universalistischen Ansatz. Jedoch wird von Wittgenstein die Sprachphilosophie als universell verstanden, und zwar wegen der universellen Rolle der Sprache. Dagegen ist Peirce' universelle Philosophie durch seine kategoriale und semiotische Fundierung gewährleistet. Für Peirce ist schon längst bevor Sprache ein geistiges Auge ist, das Objekte und Beziehungen formt, das Zeichen eine Form des Erkennens. Bevor "rot" zu einer bedeutungstragenden Gestalt für irgendwen und irgendwas wird, müssen dem unabsehbar viele Differenzierungen vorausgehen, bis der Fall des Zeichens "rot" ermöglicht ist. Und dieser vorlaufende Prozess ist ein nichtsprachlicher bzw. vorsprachlicher und nicht nur einfach ein sprachlicher wie Wittgenstein dies ins Feld führt. Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 269 Peirce sieht die Sprache als ein Zeichensystem unter vielen, wenngleich wie oben bereits gesagt als das zentrale. Sprache ist auch für ihn ein Darstellungsmittel wie auch eine Erkenntnisform. Während Wittgensteins Interesse an der Logik deutlich zurücktritt und dagegen das, was im allgemeinen als Semantik und Pragmatik klassifiziert wird, eine vorherrschende Rolle einnimmt, sind für Peirce alle drei Klassifikationen das wofür sie einstehen, gleichermaßen relevant. Ähnlich wie bei Wittgenstein gibt es bei Peirce immer wieder konkrete Fälle der Sprache, die betrachtet werden, doch im Gegensatz zu Wittgenstein werden diese den Peirce'schen Ideen unterzogen, werden einem logischen-begrifflichen Konzept ausgesetzt. Nicht wie Wittgenstein läßt er sprachliche Ausdrücke für sich sprechen, denn Peirce vertritt: Nichts spricht für sich! "Die Erkenntnis, daß die Sonne alle vierundzwanzig Stunden (Sternenzeit) immer ungefähr einmal aufgegangen ist, ist ein Zeichen, dessen Objekt die Sonne ist; und (richtig verstanden) ist das Aufgehen der Sonne morgen früh ein Teil dessen, was es bezeichnet.[ ... ] Sie ist die darstellende Einwirkung [representative action] des Zeichens auf sein Objekt. Denn immer, wenn ein Ding auf ein anderes einwirkt, bestimmt es in diesem anderen eine Qualität, die sonst nicht dagewesen wäre." (Peirce, MS 517; 1988: 346f.) - Die Sonne muß von einer Sache des Seins zu einer Sache des Dargestelltseins werden, damit sie etwas wird. Hierzu bedarf es einer Einwirkung der Sache als Ausgangspunkt. Das schließt freilich, daß"[ ... ] nicht gesagt werden kann, es existiere wirklich." (ebd.) 12 Nach Peirce gehört es notwendig zu den Zeichen, daß sie untereinander ineinander übersetzbar sind. Am obigen Beispiel ist zu sehen, wie die sinnliche Erscheinung eines Objektes einer Übersetzung in ein dargestelltes Objekt (als Symbol) bedarf, um schließlich auch Gegenstand eines sprachlichen Ausdrucks sein zu können. Ist in einem Ausdruck die Regelmäßigkeit der Sonne behauptet, entspricht dies der Erfahrung ihrer Regelmäßigkeit als Objekt. Analoges gilt für die Erfahrung der regelmäßigen Referenz des Wortes "Sonne" zu dem Objekt, das allgemein so genannt wird. "Ich betrete ein Möbelgeschäft und sage, ich wolle einen "Tisch". Ich verlasse mich auf meine Vermutung, daß der Ladenbesitzer und ich reaktive Erfahrungen gemacht haben, die zwar verschieden sind, aber doch so durch reaktive Erfahrungen miteinander verknüpft, daß sie im Grunde dieselben sind.[ ... ] Der Leser möge eigene Beispiele ausprobieren, bis in bezug auf Symbole von erfahrenen Gegenständen kein Zweifel mehr besteht, daß diese stets vermittels von Indizes etwas benennen" (Peirce, MS 517; 1988: 372f.). So war es im Abschnitt über Peirce' Zeichentheorie dargestellt worden: Das Symbol (ill) ist ein Zeichenobjekt, das seine Bedeutung dadurch erhält, daß diese ihm zu-gedacht wird, und der Indize/ lndex (II) steht in realer Beziehung zum Objekt des Zeichens (z.B. indiziert Möbelgeschäft möglicherweise "Tisch" (1)). Das Symbol ist also entsprechend zu einer allgemeinen Idee "Tisch" und gibt ein weiteres Beispiei dafür, inwiefern Peirce sich als "scotistischer Realist" (siehe Anm. 8) versteht. Es macht aber außerdem deutlich, daß auch für Peirce' Konzeption gilt, daß einem sprachlichen Ausdruck für sich keine Bedeutung zukommt: Die symbolische Darstellung bedarf nicht nur einer interpretativen Kompetenz zu ihrer Auslösung was ja noch der semantischen Ebene zuhört und hier nun selbstverständlich istsondern auch in Peirce' Sinne einer situativen Einbettung, die sie spezifiziert und in der das Symbol erst zu einer praktischen Funktion wird. Auch bei Peirce fällt der sprachlichen Handlung eine bedeutungskonstituierende Rolle zu, so, wie es im Grundsatz auch Wittgenstein verstand. Wenn man die lebensweltlichen Tatsachen des Sprachgebrauchs betrachtet, ist dies ein zwingender Schluß, aber bei Peirce und Wittgenstein ist dies unterschiedlich beschrieben bzw. erklärt. 270 MarcelPost Das Gesetz ist "im strengsten Sinne die definierende Ursache der wirklichen individuellen Tatsachen." (Peirce, MS 517; 1988: 365). Das Gesetz "ist eine Formel, der tatsächlich wirkliche Ereignisse entsprechen" (ebd.: 362). Ein Symbol (ill) ist gesetzhaft. Bezüglich der Sprache und in der Praxis des Lesens gilt ebenfalls das Verhältnis Legizeichen (ill) und Sinzeichen (II), zu erinnern ist hier auch an die erwähnten ihnen entsprechenden Termini "Typ" (ill) und "Token" (II). Sie stehen im Bereich schriftlicher Sprache für den allgemeinen Typ eines Wortes beispiesweise "rot" -und den singulären Fällen dieses Wortes -vereinzelt hier in diesem nämlichen Text. In jedem singulären Fall ist dies Wort jedes Mal semantisch anders eingebettet (es sei denn, es lägen Kopien dieses Textes vor), aber immer nach Maßgabe des Legizeichens bzw. des Typs und unter der gleichzeitigen Bedingung, einen sinnvollen Satz geltend zu machen. Ist im Prozeß der Semiose der Standard eines Typs erreicht, kann ein Text verstanden werden, wenn zuvor die Typen erlernt worden sind. D.h. eine Schriftkultur hat ein System von Typen errichtet, und die Teilnehmer müssen dieses individuell erlernt haben und unterhalten auf diesem Wege diese ihre eigene Kultur. Ein Kind etwa, das eine Schrift noch nicht gelernt hat, steht vor einem Wald von Tons. "Ton" (1) nennt Peirce ein graphisches Zeichen in seiner Qualität, die es als reale Figuration hat, ohne über sich hinauszuweisen oder für etwas anderes zu stehen. Es ist zu sehen, daß stets derselbe logische Zusammenhang zwischen Fällen der Erstheit, Zweitheit und Drittheit besteht. Im Gesamtzusammenhang heißt das, daß Bedeutung für Peirce aus logischen Relationen ersteht. "Ich meinerseits betrachte die Sprachgebräuche nicht als etwas, das eine befriedigende Lehre für die Logik abgibt. Für mich ist die Logik das Studium der wesentlichen Bedingungen, denen Zeichen zu genügen haben, um als solche zu funktionieren. [ ...]Die Berufung auf die Sprache scheint mir nicht besser, als die unbefriedigende Methode, psychologische Tatsachen festzustellen, welche von keiner Bedeutung für die Logik sind." (Peirce, MS 517; 1988: 352). Was die im Zusammenhang mit Wittgenstein bereits angesprochene Offenheit zwischen der Ebene der Grammatik und der des Gebrauchs betrifft, so ist auch diese bei Peirce über die Logik behandelt. Geht der besagte Kunde in den Laden und sagt, er wolle einen Tisch, und schaut dabei auf einen, der in der Nähe steht, kann der Verkäufer eine Menge von Tischen ausschließen, die in seinem Laden stehen. Aber der Kunde sagt nicht, er wolle diesen Tisch. Deswegen bleibt offen zu klären, ob der Kunde möglicherweise diese Art von Tisch intendiert usw. Die Ebene des sprachlichen Ausdrucks und die Handlungssituation, in der dieser Spruch getan wird, lassen einen Schluß auf genau diese eine oder eine engere Wahl von Möglichkeiten des intendierten zu. Sprache und praktische Handlung regulieren sich gegenseitig, so wie Wirklichkeit und ihre Darstellung in Zeichen, so wie Index und Symbol, so wie Token und Typ, so wie Induktion und Deduktion, so wie Rhema und Dicent, so wie Sinzeichen und Legizeichen und so fort. Alle diese Regulative bestehen in der praktischen Erprobung und Beibehaltung ihres funktionellen Zusammenhangs. Der Gebrauch konstituiert Sprache und unterhält sie. Es ist klar, daß für Peirce die Gesamtheit einer Sprache so etwas wie eine Legislative darstellt. Schließlich besteht sie aus Symbolen und ist dazu geeignet Argumente zu formulieren. Das hat auch Auswirkungen im praktischen Gebrauch. Denn ein Sprecher ist"[ ... ] für die Wahrheit einer Proposition verantwortlich[ ... ]" (Peirce, MS 599; 1986: 411). "[ ... ] ein Akt der Behauptung setzt voraus, daß, wenn eine Proposition ausgeprochen wird, eine Person eine Handlung vollzieht, die sie den Sanktionen des sozialen Gesetzes (oder jedenfalls des moralischen Gesetzes) unterwirft, sollte diese sich nicht als wahr erweisen, es sei denn, diese Person hat eine bestimmte und ausreichende Entschuldigung." (Peirce, MS 478; 1983: 73). Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 271 In puncto Bedeutung muß schließlich noch von der verhältnismäßig bekannten "Pragmatischen Maxime" von Peirce die Rede sein. Die pragmatische Maxime läßt sich ohne weiteres mit dem bisher zu Peirce Gesagten verknüpfen, was schon ahnen läßt, wie falsch es ist, Peirce als Pragmatisten zu bezeichnen, was häufiger zu vernehmen ist. 13 Diese Maxime ist nicht anderes als ein allgemeiner Grundsatz zur Begriffsbestimmung, was eben auch die Bedeutung der Wörter betrifft, die mit dem Begriff verbunden sind. Die Pragmatische Maxime wurde von Peirce 1878 in dem Aufsatz "How to make our ideas clear" formuliert: "Consider what effects, that might conceivably have practical bearings, we conceive the object of our conceptions to have. Then, our conception of these effects is the whole of our conception of the object." (Peirce, C.P. 5.388-410; 1968: 63). 1903 verwendet Peirce genau diese Passage im Sinne eines Eigenzitats, doch mit zusätzlicher Herausstellung der Wörter "conceivably", "is" und "whole" (Peirce, MS L 107; 1986: 67). Der Begriff ist Folge und Vorausetzung der Wahrnehmungsurteile, die wir aufgrund der sinnlichen Erfahrimg von Objekten gebildet haben, und/ oder sich im begrifflichen Selbstbezug untereinander gebildet haben. Insgesamt ist ein Begriff ein Potential geistiger Verstehensmöglichkeiten, anders formuliert: ein Sediment aus logischen Prozessen. Begriffe und folglich das Denken, Gedanken im inneren Monolog oder ausgesprochen, sind mit den Sprachgebräuchen unter den Menschen verbunden. In Verständigungsakten sind wir abhängig vom wesentlichen Erfüllen unserer Erwartungen und der weitgehenden Bestätigung unserer Gewohnheiten, entsprechend den gesellschaftlichen Regeln und den Regeln der Sprache. Gegner der Gewohnheit ist der Zweifel, der aufkommt, wenn die äußerem Tatsachen mit den Begriffen nicht übereinstimmen. Hier ist also wieder das Regulativ zwischen einem Moment der Zweitheit und einer Drittheit, einige von ihnen sind hier behandelt worden. Wenn ein Sprecher im vorhinein sorgfältig erwägt, wie er mit einer sprachlichen Äußerung, sicher sein intendiertes Zeil erreichen kann, den Adressaten zu einer bestimmten Handlung zu bewegen, ist er schon Praktizierender der Peirce'schen Maxime. Und zwar, wenn er verschiedenste Möglichkeiten des Verstehenes seines Gedankens, den er ausdrücken will, durchgeht und ihre Wirkungen konjunktivisch durchgeht. Geht bei schließlicher Ansprache des Adressaten das Konzept nicht auf, muß der Sprecher seine Begriffe und also auch seine Gewohnheiten modifizieren. Auch die Pragmatische Maxime spricht dafür, daß Bedeutungen in der Praxis austariert werden. Anmerkungen 1 Bspw. ist die Idee, daß Lebensprobleme in gedanklicher Reflektion grundsätzlich nicht gelöst werden können, sondern man ihren Wegfall zu erreichen suchen müsse, eine Buddhistische Grundidee. Zum Vergl.: "Die Lösung des Problems des Lebens merkt man am Verschwinden dieses Problems." (T 6.521 u. Tagebuch, 6.7.1916), 2 Z.B. Nyanatolika, 1906; Neumann, K.E., 1911 u. Walleser, M., 1911. 3 "Jede gesunde Person lebt in einer doppelten Welt, in der äußeren und in der inneren Welt, in der Welt der Wahrnehmungsobjekte und in der Welt der Phantasien." (Peirce, MS 318, 1993: 257). 4 " ... , Denken und Sein scheinen im weitesten Sinne synonyme Begiffe zu sein und nicht nur, wie das die deutschen Idealisten annehmen, metaphysisch dasselbe." (Peirce, MS 931; 1986: 172). 5 "Ein Teil wird uns von außen aufgezwungen und scheint vom Geist der Natur zu stammen; ein Teil kommt aus den Tiefen des Geistes, der aus uns herausblickt und den wir aufgrund eines egoistischen Anakoluths unseren Geist nennen." (Peirce, MS 595; 1986: 227). 6 "Im Jahre 1870 veröffentlichte er in den Memoirs of American Academy of Artsand Sciences eine Erweiterung der Booleschen Algebra der Logik, um diese auf die Relationenlogik anwendbar zu machen, [ ... ]. Insbesondere 272 MarcelPost bewies er, daß alle Relationen zwischen vier oder mehr Korrelaten auf Verknüpfungen von triadischen Relationen reduzierber sind, während triadische Relationen niemals durch dyadische Relationen definiert werden können." So schrieb Peirce 1904 über sich selbst in "Eine intellektuelle Biographie". (Peirce, MS Ll07; 1986: 66). 7 "Abduktion" entspricht als Terminus Peirce' Interpretation einer unklaren Stelle in Aristoteles' "Ersten Analytik", dem 25. Kap. des zweiten Buches, wo es sich um "apagoge" handelt. Kurz läßt sich "Abduktion" als semiosische Kompetenz richtg zu vermuten, zu unterstellen, beschreiben. (vgl. C.P. 2.776). 8 "Ich selbst bin ein scholastischer Realist einer recht extremen Richtung. Jeder Realist muß als solcher zugeben, daß ein Allgemeines ein Term ist und deshalb ein Zeichen. Wenn er darüber hinaus noch vertritt, daß dies ein absolutes Exemplar ist (Anm.: z.B. ein Legizeichen), dann geht dieser Platonismus weit über die Frage des Nominalismus und Realismus hinaus; und tatsächlich ist die platonische Ideenlehre von den extremsten Realisten vertreten worden." (Peirce, MS 330; 1993: 279); Anmerkung vom Verfasser. 9 "Deuken ist natürlich ein Modus des Bewußtseins. Nun kennen die Psychologen im allgemeinen drei Bewußtseinsmodi, Sinnesempfindungen (sensation), Wollen und Denken. Es ist hier keineswegs meine Absicht, irgendetwas aus der Psychologie zu übernehmen. Denn ich halte es für die Psychlogie für so unverzichtbar, auf den Fels einer soliden Logik aufzubauen, daß ich meine, die Logik würde einen schädlichen Zirkelschluß begehen, wenn sie versuchte, sich in ihren grundlegenden Zweigen auf irgendwelche Konklusionen der Wissenschaft der Psychologie zu stützen. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, daß der Logiker, indem er Denken einfach als Objekt des unmittelbaren Bewußtseins auffaßt, vorjeder Untersuchung der subjektiven Seite des Bewußtseins zu einer Konklusion kommen muß, die im wesentlichen mit der identisch ist, zu der die Mehrheit der Psychologen gelangt ist." (Peirce, 1993: 468f,). 10 "The main point is the theorie of what can be expressed by propositions, i.e. by language (and, which comes to the same, what can be thought) and what cannot be expressed by propositions, but only shown: which I believe it is the cardinal problem of philosophy." so Wittgenstein in einem Brief an B. Russe! v. 19.8.1919 (zit. n. Lorenz, 1970: 68, 69). 11 "[ ... ] unter'Semiose' verstehe ich[... ] eine Wirkung oder einen Einfluß, der in dem Zusammenwirken dreier Gegenstände, wie ein Zeichen, sein Objekt und sein Interpretant, besteht, wobei dieser tri-relative Einfluß in keiner Weise in Wirkungen zwischen Teilen aufgelöst werden kann." (Peirce, MS 318; 1993: 255). 12 Hinter diesem Zusatz steht die Idee, daß ein Ding an sich, wie Kant es fonnuliert, nicht gibt. Peirce vertritt dieselbe Haltung, und sie ist in dieser Weise in seiner Semiotik integriert. 13 "Im Jahr 1897 hat Professor James die Sache (Anm.: gemeint ist William James u. die Pragmatische Maxime) verändert und sie in eine philosophische Lehre umgemodelt, von der einige Teile bei mir große Anerkennung fanden, andere und herausragendere dagegen sah und sehe ich weiterhin im Widerspruch zur korrekten Logik." (Peirce, MS 841-3; 1995: 354); Anmerkung vom Verfasser. Literatur Standardwerke Charles .Sanders Peirce: C.P.= Collected Papers ofCharles SandersPeirce; (anschl. Nm. stehen f. d. Bd. u. Paragraph) Peirce, Charles Sanders, Collected Papers ofCharles Sanders Peirce. Vol. I-VI, ed. by Hartshome, Charles and Weiss, Paul; Vol. VII, VIII ed. by Burcks, Arthur. Cambridge, Massachusetts, London: Harward University Press, 1931-35, 1958 MS =Annoted Catalogue ofthe Papers ofCharles Sanders Peirce; (anschl. Nm. stehen f. d. Manuskripm.) Peirce, Charles Sanders: Annoted Catalogue of the Papers of Charles Sanders Peirce. By Robin, Richard S. Massachusetts: The University ofMassachusetts Press, 1967 (Viele der in deutsch zitierten Passagen mit dem Verweis auf diesen Katalog sind noch nicht in englischer Sprache erschienen; z.Z. wird in den Writings of Charles Sanders Peirce nach diesen Manuskriptnummern verlegt, z.Z. bis Bd. V vorliegend) Bedeutung im Zusammenhang von Handlung und Gebrauch 273 Ludwig Wittgenstein: T = Tractatus logico philosophicus; PU= Philosophische Untersuchungen; PB= Philosophische Bemerkungen; PG = Philosophische Grammatik; BB = Blaues Buch; LSPP= Letzte Schriften über die Philosophie der Psychologie; (anschl. Nm. stehen für den Paragraph, bei "T" f. d. Dezimalgliederung) Wittgenstein, Ludwig, Werkausgabe in acht Bänden, Frankfurt: Suhrkamp, 1989 T, PU, Bd. 1; PB, Bd. 2; PG, Bd. 4; BB, Bd. 5; LSPP, Bd. 7 Zitierte Literatur: Eco, Umberto, 1992: Die Grenzen der Interpretation. München, Wien: Hanser Lorenz, Kuno, 1970: Elemente der Sprachkritik. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Peirce, Charles Sanders, 1968: Über die Klarheit unserer Gedanken. How to Make Our Ideas Clear. Einl., Übers. u. Kommentar v. Klaus Oehler. Frankfurt a.M.: Klostermann Peirce, Charles Sanders, 1986: Semiotische Schriften. Bd. 1, hrsg. u. übers. v. Christian Kloesel u. Helmut Pape. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Peirce, Charles Sanders, 1988: Naturordnung und Zeichenprozess. Mit einem Vorw. v. Ilya Prigogine, übers. v. Bertram Kienzle. hrsg. u. eingel. v. Helmut Pape. Aachen: Alano Peirce, Charles Sanders, 1990: Semiotische Schriften. Bd. 2, hrsg. u. übers. v. Christian Kloesel u. Helmut Pape. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Peirce, Charles Sanders, 1991: Vorlesungen über Pragmatismus. Ein! . u. Anm. v. Elisabeth Walther. Hamburg: Meiner Peirce, Charles Sanders, 1993: Semiotische Schriften. Bd. 3, hrsg. u. übers. v. Christian Kloesel u. Helmut Pape. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Peirce, Charles Sanders, 1995: Eine bisher unveröffentlichte englische Übersetzung der ersten vier Kapitel der Aristotelischen Kategorienschrift von Charles Sanders Peirce aus den Jahre 1864. In: Oehler, Klaus: "Sachen und Zeichen", Frankfurt a.M.: Klostermann Peirce, Charles Sanders, 1995: Religionsphilosophische Schriften. Hrsg. HermannDeuser, Übers. HelmutMaassen. Hamburg: Meiner Erwähnte Literatur: Buchheister, Kai/ Steuer, Daniel, 1992: Ludwig Wittgenstein. Stuttgart: Metzler Oehler, Klaus, 1993: Charles Sanders Peirce. München: Beck von Wright, George Hendrik, 1972: Biographische Betrachtung. In: "Beiheft 1" von "Ludwig Wittgenstein Schriften", zweite Aufl., Frankfurt a.M.: Suhrkamp Walther, Elisabeth, 1989: Charles Sanders Peirce. Baden-Baden: Agis Wuchterl, Kurt/ Hübner, 1979: Adolf, Wittgenstein. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt
