eJournals Kodikas/Code 23/3-4

Kodikas/Code
kod
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2000
233-4

Klaus Brinker, Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden (= Grundlagen der Germanistik 29), 5. durchgesehene und ergänzte Auflage, Berlin: Erich Schmidt 2001, ISBN 3-503-04995-9, 168 S.

121
2000
Ernest W. B. Hess-Lüttich
kod233-40367
Reviews Klaus Brinker, Linguistische Textanalyse. Eine Eimlihrung in Grundbegriffe und Methoden(= Grundlagen der Germanistik 29), 5. durchgesehene und ergänzte Auflage, Berlin: Erich Schmidt 2001, ISBN 3 503 04995 9, 168 s. Klaus Brinkers erfolgreiche Einführung in die linguistische Textanalyse ist, gemessen an ihrem schmalen Format, ein äußerst informatives und für den Studierenden leicht zugängliches Buch. Eingangs legt der Verf. in klarer und unprätentiöser Art seine Absichten und Ziele dar und erläutert den Gegenstand der Textanalyse. Danach werde die Textanalyse bestimmt durch die Textlinguistik, die auf der Grundlage der Annahme des Textes als der "obersten Bezugseinheit linguistischer Analyse" operiere (S. 9). Als Ziele der Textanalyse formuliert Brinker einerseits das Erschließen (das "transparent machen") von Textstrukturen und andererseits die Vermittlung der Regelhaftigkeit von Textkonstitution und -rezeption. Als zentrale theoretische Grundlage der Textanalyse definiert er die Unterscheidung von Struktur und Funktion des Textes, und ihre Aufgabe entsprechend als Beschreibung der Zusammenhänge zwischen Textstruktur und Textfunktion. Der Aufbau des Buches orientiert sich an dieser Ausgangslage. Zuerst wird der Begriff des Textes selbst erläutert, dann die Elemente der Textstruktur und der Textfunktion, sowie die Analyse von Textsorten, Zum Schluß gehen alle besprochenen Elemente in eine Zusammenfassung zur linguistischen Textanalyse ein. Der Leser wird behutsam ins Thema eingeführt. Die Fachbegriffe der linguistischen Textanalyse werden von ihrer alltagssprachlichen Verwendung abgegrenzt und sukzessive anhand von Beispielen eingeführt. Eine klare Gliederung und kurz gefaßte Kapitel schaffen Übersicht. Die einzelnen Unterkapitel beschränken sich aufs Wesentliche. Nur an wenigen Stellen kann diese der KODIKAS / CODE Ars Semeiotica Volume 23 (2000) · No. 3-4 Gunter Narr Verlag Tübingen Textsorte Einführung geschuldete Knappheit bei Studienanfängern allerdings auch zu Verständnisproblemen führen, wie sich in der Verwendung des Buches in der Lehre im Grundstudium erweist. Nach der Einführung der alltagssprachlichen, der sprachsystematisch verankerten und des kommunikationsorientierten Textbegriffe schlägt der Verf. einen integrativen Textbegriff vor. Prinzipiell soll darin den unterschiedlichen Erkenntnisinteressen beider linguistischen Richtungen Rechnung getragen werden, als Grundlage für die Definition diene aber der pragmatische Ansatz: "Der Terminus Text bezeichnet eine begrenzte Folge von sprachlichen Zeichen, die in sich kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare kommunikative Funktion signalisiert" (S. 17); Seine Hauptgrößen sind Segment (Gliederung der Textoberfläche), Proposition (semantische Struktureinheit) und Satz (syntaktische Struktureinheit eines Textes). In den folgenden Abschnitten wird als leitendes Element der Textstruktur die Textkohärenz und deren grammatische, und thematischen Bedingungen besprochen (Prager Schule, Diskursforschung). Weiter geht es um die Themenentfaltung: zunächst wird festgehalten, daß die thematische Analyse vom Gesamtverständnis des Textes ausgeht; das Thema eines Textes spiegelt nicht nur den dominanten Referenzträger wider, sondern beinhaltet auch das, was mit ihm geschieht. Die "Grundformen thematischer Entfaltung" werden anhand von Textbeispielen ausführlich erläutert. Bei der Erläuterung der kommunikativen Funktion von Texten bezieht sich Brinker vor allem auf die sprechakttheoretischen Ansätze von Austin und Searle. Im Kapitel über den Begriff der Textfunktion macht der Verf. anhand eines Kriterienkatalogs von E.U. Große anschaulich klar, was unter "Textfunktion" zu verstehen sei. Bei der textanalytischen Bestimmung der Text- 368 Reviews funktion stellt er einen eigenen Ansatz vor, der im Unterschied zu Großes Katalog nicht an das sprechakttheorethische Konzept der Illokationsindikatoren anknüpft, sondern auf der Definition eigener "Indikatoren der Textfunktion" basiert. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie "auf einem einheitlichen Kriterium beruhen": auf der "Art des kommunikativen Kontaktes, den der Emittent mit dem Text dem Rezipienten gegenüber zum Ausdruck bringt" (S. 107). Zum "Zusammenhang von Textfunktion und Textstruktur" wird vermerkt, die Textfunktion bedinge in grammatischer bzw. thematischer Hinsicht die Textstruktur. ·Die Zusammenhänge präsentieren sich aber als kompliziertes Gefüge, was wiederum anhand eines Textbeispiels erläutert wird. Nach Betrachtungen zum Satz und zu textinhärenten Strukturen und Funktionen gelangt Brinker zum Schluß zur Klassifikation von Texten, also zur Analyse von Textsorten. Jeder konkrete Text ist Exemplar einer bestimmten Textsorte, wobei zunächst noch der linguistische Begriff der Textsorte vom alltagssprachlichen abgegrenzt wird. In der Linguistik gibt es dazu wiederum ein sprachsystematisches und ein kommunikationsorientiertes Konzept, wobei das letztere deskriptiv angemessener sei. Die Differenzierung fußt auf funktionalen, kontextuellen und strukturellen Kriterien. In der abschließenden Zusammenfassung werden die in den vorhergehenden Kapiteln erklärten Teile der linguistischen Textanalyse zu besseren Übersicht in einer Tabelle zusammengeführt. Brinkers Buch ist eine klar strukturierte und gut lesbare, auch für Anfänger der Textanalyse geeignete Einführung, die sich nicht mit zu vielen komplizierten Einzelheiten aufhält. Die Erläuterungen anhand konkreter Textbeispiele machen die teils etwas kondensiert dargebotenen theoretischen Anteile anschaulich. Bei den Ergänzungen zur 5. Auflage hätte die Aktualisierung hier und da (etwa im Hinblick auf neue Vertextungsformen wie Hypertext-Komplexe im Gefolge der technologischen Entwicklung oder auf semiotische Verfahren zur Analyse von Kohärenz in polycodierten Texten) etwas energischer ausfallen können. Ernest W.B. Hess-Lüttich (Bern) Jörg Niederhauser, Wissenschaftssprache und populärwissenschaftliche Vermittlung (=Forum für Fachsprachenforschung 53), Tübingen: Narr 1999, ISBN 3-8233-5358-6, 275 S. Der Berner Germanist Jürg Niederhauser legt hier eine aus seiner Dissertation hervorgegangene Arbeit vor, die Beachtung verdient, da sie sich einem zunehmend an Bedeutung gewinnenden Sektor der modernen Fachsprachenforschung widmet: der Popularisierung wissenschaftlichen Wissens. Legitimationsprobleme der Wissenschaft werden in einer Wissensgesellschaft heute auf den Foren der Öffentlichkeit diskutiert. Den Vermittlern von Resultaten der Forschung an eben diese Öffentlichkeit kommt dabei eine besondere Verantwortung zu. Je komplizierter die Probleme, desto hermetischer die Sprache derer, die sie in ihren Zirkeln behandeln. Hier ist im besten Sinne des Wortes Übersetzungsarbeit gefordert, sei es durch die Experten selbst (was eine nicht sehr verbreitete Zusatzkompetenz erfordert), sei es durch die Mediatoren im Wissenschaftsjournalismus (die über ihr Metier hinaus über die Kompetenz im jeweiligen Fach verfügen müssen, dessen Ergebnisse sie verständlich machen wollen). Das ist der Ausgangspunkt einer linguistischen Untersuchung der Popularisierung wissenschaftlichen Wissens: "Kommunikationskonflikte innerhalb des Prozesses der Vermittlung wissenschaftlichen Wissens zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit einerseits, bei andererseits zunehmender Wichtigkeit der Wissenschaften in einer Zeit, die wie keine andere durch Wissenschaft und Technik geprägt ist" (S. 15). Der Konflikt gründet in den völlig unterschiedlichen Bedingungen der Verständigung in der Welt der Wissenschaft und der Welt der Öffentlichkeit. Das Interesse an diesen Bedingungen zielt auf eine Erweiterung des traditionellen Spektrums der Fachsprachenforschung, deren Verdienste bislang vor allem in der Erforschung der fachinternen Kommunikation lagen, in der Erfassung von Fachwortschätzen und in Fragen der Terminologienormung. Erst in neuerer Zeit wurde sie um pragmatische, textlinguistische und textsortentypologische Fragestellungen systematisch erweitert. Dabei