Kodikas/Code
kod
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2000
233-4
Jürg Niederhauser, Wissenschaftssprache und populärwissenschaftliche Vermittlung (= Forum für Fachsprachenforschung 53), Tübingen: Narr 1999, ISBN 3-8233-5358-6, 275 S.
121
2000
Ernest W. B. Hess-Lüttich
kod233-40368
368 Reviews funktion stellt er einen eigenen Ansatz vor, der im Unterschied zu Großes Katalog nicht an das sprechakttheorethische Konzept der Illokationsindikatoren anknüpft, sondern auf der Definition eigener "Indikatoren der Textfunktion" basiert. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie "auf einem einheitlichen Kriterium beruhen": auf der "Art des kommunikativen Kontaktes, den der Emittent mit dem Text dem Rezipienten gegenüber zum Ausdruck bringt" (S. 107). Zum "Zusammenhang von Textfunktion und Textstruktur" wird vermerkt, die Textfunktion bedinge in grammatischer bzw. thematischer Hinsicht die Textstruktur. ·Die Zusammenhänge präsentieren sich aber als kompliziertes Gefüge, was wiederum anhand eines Textbeispiels erläutert wird. Nach Betrachtungen zum Satz und zu textinhärenten Strukturen und Funktionen gelangt Brinker zum Schluß zur Klassifikation von Texten, also zur Analyse von Textsorten. Jeder konkrete Text ist Exemplar einer bestimmten Textsorte, wobei zunächst noch der linguistische Begriff der Textsorte vom alltagssprachlichen abgegrenzt wird. In der Linguistik gibt es dazu wiederum ein sprachsystematisches und ein kommunikationsorientiertes Konzept, wobei das letztere deskriptiv angemessener sei. Die Differenzierung fußt auf funktionalen, kontextuellen und strukturellen Kriterien. In der abschließenden Zusammenfassung werden die in den vorhergehenden Kapiteln erklärten Teile der linguistischen Textanalyse zu besseren Übersicht in einer Tabelle zusammengeführt. Brinkers Buch ist eine klar strukturierte und gut lesbare, auch für Anfänger der Textanalyse geeignete Einführung, die sich nicht mit zu vielen komplizierten Einzelheiten aufhält. Die Erläuterungen anhand konkreter Textbeispiele machen die teils etwas kondensiert dargebotenen theoretischen Anteile anschaulich. Bei den Ergänzungen zur 5. Auflage hätte die Aktualisierung hier und da (etwa im Hinblick auf neue Vertextungsformen wie Hypertext-Komplexe im Gefolge der technologischen Entwicklung oder auf semiotische Verfahren zur Analyse von Kohärenz in polycodierten Texten) etwas energischer ausfallen können. Ernest W.B. Hess-Lüttich (Bern) Jörg Niederhauser, Wissenschaftssprache und populärwissenschaftliche Vermittlung (=Forum für Fachsprachenforschung 53), Tübingen: Narr 1999, ISBN 3-8233-5358-6, 275 S. Der Berner Germanist Jürg Niederhauser legt hier eine aus seiner Dissertation hervorgegangene Arbeit vor, die Beachtung verdient, da sie sich einem zunehmend an Bedeutung gewinnenden Sektor der modernen Fachsprachenforschung widmet: der Popularisierung wissenschaftlichen Wissens. Legitimationsprobleme der Wissenschaft werden in einer Wissensgesellschaft heute auf den Foren der Öffentlichkeit diskutiert. Den Vermittlern von Resultaten der Forschung an eben diese Öffentlichkeit kommt dabei eine besondere Verantwortung zu. Je komplizierter die Probleme, desto hermetischer die Sprache derer, die sie in ihren Zirkeln behandeln. Hier ist im besten Sinne des Wortes Übersetzungsarbeit gefordert, sei es durch die Experten selbst (was eine nicht sehr verbreitete Zusatzkompetenz erfordert), sei es durch die Mediatoren im Wissenschaftsjournalismus (die über ihr Metier hinaus über die Kompetenz im jeweiligen Fach verfügen müssen, dessen Ergebnisse sie verständlich machen wollen). Das ist der Ausgangspunkt einer linguistischen Untersuchung der Popularisierung wissenschaftlichen Wissens: "Kommunikationskonflikte innerhalb des Prozesses der Vermittlung wissenschaftlichen Wissens zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit einerseits, bei andererseits zunehmender Wichtigkeit der Wissenschaften in einer Zeit, die wie keine andere durch Wissenschaft und Technik geprägt ist" (S. 15). Der Konflikt gründet in den völlig unterschiedlichen Bedingungen der Verständigung in der Welt der Wissenschaft und der Welt der Öffentlichkeit. Das Interesse an diesen Bedingungen zielt auf eine Erweiterung des traditionellen Spektrums der Fachsprachenforschung, deren Verdienste bislang vor allem in der Erforschung der fachinternen Kommunikation lagen, in der Erfassung von Fachwortschätzen und in Fragen der Terminologienormung. Erst in neuerer Zeit wurde sie um pragmatische, textlinguistische und textsortentypologische Fragestellungen systematisch erweitert. Dabei Reviews 369 kam es auch zu Berührungspunkten der Fachsprachenforschung (manchmal auch in etwas engführender Analogie zu anderen "Bindestrich-Linguistiken" kurz Technolinguistik genannt) mit gesprächsanalytischen Ansätzen zur Erforschung der Kommunikation in Institutionen und mit solchen der neueren Verständlichkeitsforschung. Unverständlichkeit sei ja das hervorstechende Merkmal einer hermetischen Fachsprache mit all ihren standardisierten, spezialisierten, formalisierten, partikularisierten, kondensierten, deagentivierten, latinisierten oder anglisierten Konventionen der Formulierung. Der Umformung dieser in der Welt der Wissenschaft funktional adäquaten Redeweisen in die der anderen Gesetzen gehorchenden Welt der Öffentlichkeit gilt das Hauptinteresse des Buches. Dazu legt der Verf. gleichsam einen Schnitt durch die Wissenschaftsberichterstattung, beleuchtet also den gesamten Prozeß von der ersten fachinternen Formulierung für Experten über mehrere Transferschritte hinweg bis zum journalistischen Artikel in den Printmedien. Gestützt auf ein Corpus von Texten, die sich auf ein bestimmtes physikalisches Thema beziehen (die sog. Hochtemperatur-Supraleitung), kann der Verf. (der zum Glück zugleich auch Physiker ist) die Techniken und Strategien der Popularisierung, die sprachbezogenen Aspekte populärwissenschaftlicher Wissenschaftsvermittlung und das Verhältnis von fachinterner und fachexterner Kommunikation genauer profilieren. Er zeigt, wie sich im Umgang mit der spezialisierten Fachterminologie eine Reihe von Erklärungsverfahren herausgebildet haben, die indes oft eher den Stilpräferenzen der Autoren folgten als sich an systematischen Erfordernissen orientierten. Während im wissenschaftlichen Text die Abbildung der lliustration des dargestellten Sachverhalts diene, ziele sie in der populärwissenschaftlichen eher auf die Aufmerksamkeitslenkung. An die Stelle des sachbetonten, deskriptiven, argumentativen Diskurses trete dann die erzählende Darstellung mit ihrem Interesse eher an der Person des Wissenschaftlers, mit ihrer Orientierung am (gesellschaftlichen) Nutzen, mit ihrer Erklärung durch Bezug auf Alltagserfahrungen. Das Buch ist solide strukturiert: der Verf. beginnt mit einem Blick auf den gegenwärtigen Stand der Fachsprachenforschung, problematisiert den Terminus Fachsprache selbst und sichtet bisherige Ansätze zur Analyse linguistischer Aspekte der Vermittlung und Popularisierung von Wissenschaft. Dabei berücksichtigt er auch Ergebnisse der Medien- und Publizistikwissenschaft sowie neuere Erkenntnisse der Verständlichkeitsforschung. Von semiotischem Interesse sind da-. bei besonders die Elemente wissenschaftlicher Darstellung, die sich der 'rein' linguistischen Analyse entziehen, die Vertextungsmuster in ihrem polycodierten Aufbau von Text, Apparat, Bild und Graphik. Hier könnte eine Analyse der journalistischen Aufbereitung wissenschaftlicher Ergebnisse in den elektronischen Medien anschließen mit ihren weiteren Besonderheiten der Visualisierung, Personalisierung und narrativen Rekonstruktion des Erkenntnisprozesses. Aber das würde den selbstgesteckten Rahmen einer solchen Einzeluntersuchung weit übersteigen, weil derlei heute empirisch sinnvoll nur noch in Forschungsteams geleistet werden kann. Dem Buch kommt zugute, daß der Verf. nicht nur selbst über die Doppelkompetenz in der Linguistik und in der Physik verfügt, sondern auch aktiv im Wissenschaftsjournalismus aktiv ist. Die Bedeutung seines Themas nicht nur für die moderne Fachsprachenforschung, sondern auch für die Einstellung zur Wissenschaft allgemein und in der Öffentlichkeit kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn "die Wissenschaftsberichterstattung bestimmt auch das öffentliche Bild von Wissenschaft, denn für die meisten Leute ist nach Ablauf von Schulzeit oder Studium die Wissenschaftsberichterstattung der einzige Kontakt zur Wissenschaft" (S. 234). Ernest W.B. Hess-Lüttich (Bern) Jens Wernecken: Wir und die anderen ... Nationale Stereotypen im Kontext des Mediensports ( = Beiträge des Instituts für Sportpublizistik 6), Berlin: Vistas 2000, ISBN 3-89158-271-4, 530 S. In der aus seiner Dissertation am Institut für Sportpublizistik der Universität Münster hervorgegangenen Studie setzt sich Jens Wernecken das
