eJournals Kodikas/Code 28/1-2

Kodikas/Code
kod
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/61
2005
281-2

Zur Sprachtheorie

61
2005
Josef Krug
kod281-20087
Zur Sprachtheorie Josef Krug Karl Bühlers Sprachtheorie gründet sich in der Hauptsache auf die Feststellung, daß der menschlichen Lautsprache drei voneinander wohl unterscheidbare Leistungen zukommen. Die Sprache vermag, erstens Erlebnisse des Sprechers kundzugeben, zweitens seelische Vorgänge im Hörer und dadurch auch Handlungen in ihm auszulösen, drittens Sachverhalte der gegenständlichen Welt darzustellen. Der Umstand, daß die sprachlichen Gebilde absichtlich und unabsichtlich hinsichtlich dieser drei Möglichkeiten der Kundgabe, Auslösung und Darstellung, unbeschadet deren Verflechtung im entwickelten und verwickelten Sprachgebrauch, in ziemlich weitgehendem Ausmaß unabhängig voneinander variierbar sind, daß es vollends Fälle gibt - darunter welche von besonderem phylogenetischen und ontogenetischen Interesse -, in denen eine oder zwei dieser Funktionen fehlen oder wenigstens gegen Null limitieren, rechtfertigt es, von drei Richtungen, Dimensionen oder Koordinaten der Sprache zu reden. Diesen Befund von den drei aufeinander nicht reduzierbaren Leistungsdimensionen der Sprache hat Bühler zum erstenmal in der Abhandlung “Kritische Musterung der neueren Theorien des Satzes” 1 andersartigen sprachtheoretischen Auffassungen, die mit einer oder mit zwei Dimensionen das Auslangen zu finden versuchen, in prägnanter Fassung gegenübergestellt. Als Vorläufer hierzu kommen in Betracht eine kritische Besprechung Bühlers von Martys Sprachphilosophie 2 und sein Sammelreferat “Über das Sprachverständnis vom Standpunkt der Normalpsychologie aus” 3 . Die Fruchtbarkeit der neuen Auffassung für die Kinderpsychologie hat Bühler in dem einschlägigen Kapitel “Die Entwicklung der Sprache” schon in der 1. Auflage seines Werkes “Die geistige Entwicklung des Kindes” 4 erkennen lassen. In der Abhandlung “Vom Wesen der Syntax” 5 hat Bühler von seiner Konzeption im Dienste eines speziell sprachwissenschaftlichen Themas Gebrauch gemacht. Der Begriff der sprachlichen Darstellung erfuhr in dem Aufsatz “Über den Begriff der sprachlichen Darstellung” 6 eine schärfere Beleuchtung. In einem zweisemestrigen Kolleg an der Wiener Universität 7 wurden nicht nur die Grundzüge, sondern auch viele Einzelheiten der inzwischen weiter gediehenen Sprachtheorie den Hörern vorgetragen. Neuerdings hat Bühler in seinem letzten Werke “Die Krise der Psychologie” 8 die Prinzipien dieser Lehre nochmals schärfer formuliert und eingehender begründet; zugleich wurden die am Phänomen der Sprache gewonnenen drei Aspekte psychologischer Betrachtung als vorbildlich und unentbehrlich für die Bearbeitung anderer psychologischer Problemgebiete aufgezeigt. In diesem Buche hat uns Bühler auch das Erscheinen eines nahezu vollendeten Buches “Theorie der Sprache” als Ergebnis seiner über zwei Jahrzehnte zurückreichenden Beschäftigung mit diesem Thema in Aussicht gestellt. K O D I K A S / C O D E Ars Semeiotica Volume 28 (2005) No. 1-2 Gunter Narr Verlag Tübingen Josef Krug 88 Schon nach dem Eindruck der bisher in die Öffentlichkeit gelangten Teile steht zu erwarten, daß die ausgeführte Sprachtheorie Bühlers, wenn sie einmal zur Gänze vorliegen wird, nicht allein für die Psychologie als solche, sondern vor allem auch für die Sprachwissenschaft von hervorragender Bedeutung und Wirkung sein wird. Zweifellos wird dann auch mit der Erkenntnis ihrer Bedeutung das Bedürfnis fühlbar werden, über die von Bühler selbst schon gegebenen oder noch zu erwartenden Anregungen und Andeutungen hinaus den mannigfachen Beziehungen nachzugehen, die zwischen der Bühlerschen Auffassung und der anderer Sprachtheoretiker bestehen, und insbesondere die Übereinstimmungen und Abweichungen der neuen Theorie gegenüber früheren Forschern möglichst genau herauszuarbeiten. Angesichts der fast unübersehbar gewordenen, sprachspychologischen und sprachphilosophischen Literatur dürfte eine historischkritische Beleuchtung der neuen Sprachtheorie vielleicht die Kräfte eines einzelnen übersteigen und auf die Zusammenarbeit und Ergänzung mehrerer gestellt werden müssen. Doch hätte ein solches gewiß reizvolles und dankenswertes Unternehmen vor allem die schon erfolgte Publikation des Bühlerschen Sprachwerkes zur notwendigen Voraussetzung. Als bescheidener Beitrag zu einer solchen der Zukunft vorbehaltenen Arbeit sei im folgenden der Versuch gemacht, die grundlegenden Positionen der Sprachtheorie von Karl Bühler mit den einschlägigen Anschauungen von Alexius Meinong zu konfrontieren, in der Absicht, durch diese Gegenüberstellung zur näheren Kennzeichnung der beiden Standpunkte und damit auch etwas zur sachlichen Klärung der vorliegenden Probleme beizusteuern. Die Rechtfertigung dafür, unter den zahlreichen Autoren, die sich zum Problem der Sprache geäußert haben, gerade Meinong herauszugreifen, nehmen wir aus den Worten Bühlers, der in der “Krise der Psychologie” am Schlusse seiner knappen historischen Skizze 9 erklärt hat, daß “seiner eigenen Theorie die Bemühungen Meinongs am nächsten kommen” und daß Meinong selbst ihm diese “Übereinstimmung” brieflich bestätigte. Es dürfte demnach der hier unternommene Versuch, den Grad dieser Übereinstimmung festzustellen, nicht als ein abwegiges Beginnen erscheinen. Im besonderen wird es sich darum drehen, die von Bühler und Meinong vollzogene Parallelisierung der Begriffspaare, “Kundgabe” und “Darstellung” einerseits, “Ausdruck” und “Bedeutung” andererseits, auf ihre Berechtigung zu prüfen. Zunächst muß betont werden, daß das Problem der Sprache in keiner der zahlreichen Veröffentlichungen Meinongs im Mittelpunkt der Betrachtung steht, daß vielmehr Meinong nur gelegentlich, sozusagen im Vorübergehen, zu gewissen Seiten der sprachlichen Phänomene Stellung genommen hat. Eine scheinbare Ausnahme hiervon bildet das zweite Kapitel seines Buches “Über Annahmen” 10 , das die Überschrift “Zur Frage nach den charakteristischen Leistungen des Satzes” trägt. Was sich hier und an einigen anderen Stellen, besonders gegen Schluß des Buches 11 , findet, darf in der Tat als die wichtigste und ergiebigste Quelle für die sprachtheoretischen Ansichten Meinongs, insbesondere für seine Unterscheidung von “Ausdruck” und “Bedeutung” bei sprachlichen Zeichen, gelten. Aber selbst da handelt es sich für Meinong nicht vorzugsweise um eine Aufhellung sprachlicher Probleme, sondern um eine zuerst vorbereitende und später weiter auszuführende Charakterisierung des Unterschiedes zwischen “Urteil” (Ernsturteil) und “Annahme” (Phantasieurteil), indem gezeigt wird, daß ein “Satz” zwar sowohl das psychische Erlebnis eines Urteils als auch das einer Annahme “auszudrücken” vermag, daß er hingegen allemal den von dem Urteilserlebnis bzw. dem Annahmeerlebnis erfaßten Gegenstand - d.i. ein “Objektiv”, einen Sachverhalt - “bedeutet”. Hiermit hat Meinong das, was er früher einmal 12 in einer kurzen Bemerkung in anderem Zusammenhange über das Auseinanderhalten von Ausdruck und Bedeutung bei Vorstellungen gesagt hatte, auf das Gebiet der anderen intellektuellen Erleb- Zur Sprachtheorie 89 nisse übertragen und erweitert. Von allgemeineren Darlegungen des Annahmenbuches, soweit sie sich auf Sprachliches beziehen, verdient als wichtig hervorgehoben zu werden die an E. Martinaks “Psychologische Untersuchungen zur Bedeutungslehre” 13 anknüpfende Betrachtung über die Natur der Relation zwischen Zeichen und Bezeichnetem; hier wird konstatiert, daß das Verhältnis zwischen sprachlichem Zeichen und dem dadurch gegebenen Erlebnisausdruck ein anderes ist als das zwischen sprachlichem Zeichen und seiner gegenständlichen Bedeutung. Im übrigen liegt auch in den sprachpsychologischen Ausführungen dieses Buches entsprechend seiner Aufgabe, das bis dahin nicht genügend beachtete psychologische Tatsachengebiet der Annahmen in möglichst helles Licht zu rücken, fast aller Nachdruck auf der Feststellung, daß in derselben sprachlichen Formulierung, also in demselben Satz, ebensogut ein Urteil (ein von Überzeugung oder wenigstens von Vermutung getragenes Erfassen eines Sachverhaltes) wie eine Annahme (ein bloß betrachtendes Erfassen eines Sachverhaltes) Ausdruck finden kann. Ein Satz wie z.B. “Die Erde ist eine Scheibe”, wenn er außerhalb jeglichen Zusammenhanges steht, läßt nicht erkennen, ob durch ihn ein Urteil oder eine bloße Annahme ausgedrückt ist. Für das “Verstehen” eines solchen Satzes ist keineswegs notwendig, daß der Hörer oder Leser dieses Satzes den untatsächlichen Sachverhalt, daß die Erde eine Scheibe ist, auch glaubt, also urteilsmäßig erfaßt, sondern es ist nach Meinong für das Verständnis ausreichend, wenn der Hörer diesen Sachverhalt in einem Annahmeerlebnis erfaßt, auch wenn der Satz ein wirkliches Urteil des Sprechers oder Schreibers ausdrücken sollte. Für das Verständnis eines Satzes ist also nach Meinong die denkende (aber gleichgültig, ob urteilende oder bloß annehmende) Erfassung seiner “Bedeutung” allein wichtig und wesentlich. Dies und die Erörterungen darüber, daß Annahmeerlebnisse vermöge ihrer besonderen Rolle beim unanschaulichen und indirekten Vorstellen außer in eigentlichen Sätzen auch schon in isolierten Wörtern und Wortkomplexen ihren Ausdruck finden können, sind die hauptsächlichen Ergebnisse der sprachtheoretischen Exkurse in dem Meinongschen Buche über Annahmen. Was einige andere, nicht unwesentliche Einzelheiten einschlägiger Art betrifft, die sich noch in diesem Buche aufzeigen lassen, so muß gleich hier bemerkt werden, daß sie nur mit Vorsicht aufzunehmen und zu interpretieren sind, aus dem einfachen Grunde, da sie einem Standpunkt entsprungen sind, den Meinong in späteren Veröffentlichungen aufgegeben hat. Da es zu weit abführen würde, zugleich eine ausführliche Entwicklungsgeschichte der Meinongschen Psychologie zu bieten - einiges davon wird später zur Sprache kommen - und wir uns darauf beschränken müssen, hauptsächlich die ausgereiften Produkte der Gedankenarbeit Meinongs zum Vergleich mit Bühlers Sprachtheorie heranzuziehen, sei hier nur darauf hingewiesen, daß Meinong zur Zeit der Abfassung des Annahmenbuches nur den intellektuellen Erlebnissen (den Vorstellungen und den Gedanken) eigene intentionale Gegenstände (nämlich Objekte und Objektive) zuerkannt hat, hingegen den emotionalen Erlebnissen (den Gefühlen und den Begehrungen) keinerlei andere Gegenstände als die der sie begleitenden oder ihnen zugrunde liegenden intellektuellen Erlebnisse. Genauer: Meinong stand damals auf dem Standpunkt, “daß es einerseits Erlebnisse gibt, in deren Natur es liegt, dem Denken, wenn es nur irgendwie funktioniert, Gegenstände zu präsentieren, andererseits solche, bei denen dies nicht der Fall ist” 14 , und daß eben den emotionalen Erlebnissen zum Unterschied von den intellektuellen die Fähigkeit, dem Denken eigene Gegenstände zu präsentieren, abgeht. Dies führte zusammen mit der Erklärung, daß “ein Wort etwas bedeutet, sofern es ein präsentierendes Erlebnis ausdrückt, und der durch dieses präsentierte Gegenstand die Bedeutung ist” 15 , zur Aufstellung und Begründung der Behauptung, daß es zwar “keine Bedeutung ohne Ausdruck” gibt, daß aber, “was Ausdruck ist, darum noch durchaus nicht Josef Krug 90 Bedeutung haben muß” 16 . Insbesondere wird den “Ausdrücken für zunächst emotionale Erlebnisse, z.B. ‘ach’, ‘pfui’, ‘halloh’ u. dgl.” 17 lediglich Ausdruck zugebilligt und eine Bedeutung abgesprochen, “solange man von Bedeuten immer nur im nämlichen Sinne redet wie bisher”, d.h. im Sinne des Hinweisens auf einen dem Denken präsentierten Gegenstand und nicht etwa bloß von “Bedeutung im weiteren Sinne, wie sie dem Zeichen als solchem zukommt, und damit eine gewisse Wichtigkeit, Beachtungswürdigkeit oder wie man sonst sagen mag, eignen kann” 18 . Doch hat Meinong diese Behauptung vom Vorkommen bedeutungsloser Ausdrücke sogleich etwas modifiziert. Der Umstand, daß emotionale Erlebnisse, wenn sie auch dem Denken keinen eigenen Gegenstand präsentieren können, doch ebenso wie auch intellektuelle Erlebnisse sich selbst der inneren Wahrnehmung darbieten können, bringe es mit sich, daß “Ausdrücke, die von Haus aus bedeutungslos waren, sozusagen nachträglich auch Bedeutung gewinnen” 19 ; eine derartige Beziehung emotionaler Ausdrücke auf psychische, durch “ Einwärts Wendung” erfaßbare Tatbestände verleihe den primär bedeutungslosen Ausdrücken eine “sekundäre Bedeutung”. Diese “Fälle sekundären Bedeutens” stellt Meinong gegenüber den Fällen “sekundären Ausdrucks” 20 : Sagt jemand etwa “ich habe Kopfschmerz” 21 , so ist dieser Satz zunächst Ausdruck eines Urteilserlebnisses und hat einen bestimmten Sachverhalt zur Bedeutung; da aber “der die Bedeutung ausmachende Gegenstand dem Gebiete innerer Wahrnehmung angehört” und dem Satz “zugleich zu entnehmen ist, daß der Redende den Schmerz wirklich hat”, drückt der Satz auch ein Gefühl aus, “aber gleichsam auf einem Umwege und in diesem Sinne sekundär” 22 . Auf diese Weise gewinnt ein sprachliches Gebilde unter Umständen neben dem primären Ausdruck überdies noch einen sekundären Ausdruck. “Es erweist sich der sekundäre Ausdruck gleichsam auf eine Bedeutungstatsache gebaut” 23 , während - wie wir hinzufügen wollen - die sekundäre Bedeutung auf eine Ausdruckstatsache gebaut ist. Es liegt nahe, gerade aus den soeben vorgeführten Stellen des Annahmenbuches eine weitgehende Übereinstimmung der Auffassungen Meinongs mit denen Bühlers herauszulesen. Speziell die Fälle bedeutungslosen Ausdrückens wie “ach”, “pfui”, “halloh” u. dgl. erinnern sehr an die Fälle, die Bühler als “reine” Kundgabe oder als “reine” Auslösung (halloh), d.h. ohne Darstellung, bezeichnet hat. Leider müssen wir mit guten Gründen, wie sich später zeigen wird, einen solchen Schluß auf die Konkordanz Meinongs und Bühlers zunächst für vorschnell halten, selbst dann, wenn die Gültigkeit dieses Schlusses bloß für den damaligen Standpunkt Meinongs in Anspruch genommen wird. Die Einstellung, die Meinong den Sprachphänomenen gegenüber einnimmt, war schon damals eine andere als die Bühlers und hängt aufs innigste mit der Präsentationslehre Meinongs zusammen. In dem Maße, als sich diese Lehre von der Präsentation verändert oder vielmehr weitergebildet hat, verschiebt sich zwar der Standpunkt Meinongs, verbleibt aber trotzdem, wie aus unseren Ausführungen deutlich werden soll, gewissermaßen in derselben Ebene, während Bühler von Anfang an eine andere Stellung bezogen hat. Leider hat Meinong später nicht mehr eine Gelegenheit ergriffen, nochmals ausführlicher auf seine sprachtheoretischen Auffassungen, wie sie in seinem Annahmenbuche entwickelt worden sind, zurückzukommen und sie seiner späteren Entwicklung gemäß darzustellen. Für den Kenner der weitergebildeten Meinongschen Psychologie besteht kein Zweifel, daß er nach Abschluß seiner Abhandlung “Über emotionale Präsentation” 24 , in der er auch den emotionalen Erlebnissen die Fähigkeit zur Präsentation von spezifischen Gegenständen zuerkannt hat, mancherlei an seinen früheren Aufstellungen zu verbessern gewußt hätte. Man kann mit größter Wahrscheinlichkeit sagen, daß Meinong bei einer solchen Revision dem Satz “Keine Bedeutung ohne Ausdruck” einen Satz “Kein Ausdruck ohne Bedeutung” an die Zur Sprachtheorie 91 Seite gestellt hätte. Aber, wenn es auch zu bedauern ist, daß Meinong, mit anderen, hauptsächlich werttheoretischen Problemen beschäftigt, nirgends - von einer Stelle 25 in der “Emotionalen Präsentation” abgesehen - ausdrücklich die Konsequenzen seiner weitergebildeten Präsentationslehre für die Sprachpsychologie gezogen hat, so ist dafür die neue Präsentationslehre in den letzten Veröffentlichungen Meinongs so ausführlich dargestellt und bietet einen dermaßen übersichtlichen Aufbau, daß es nicht allzu schwer fällt, diese sprachtheoretischen Folgerungen im Sinne Meinongs zu ziehen und die vorliegenden, teils unvollständigen, teils überholten Ausführungen über “Ausdruck” und “Bedeutung” zu ergänzen und auf den neuesten Stand zu bringen. In der immerhin ein wenig mißlichen Lage, die Legitimität und Bündigkeit unserer nachfolgenden Darlegungen vorwiegend auf der persönlichen Einsicht in die innere Struktur der Meinongschen Psychologie letzter Fassung basiert zu sehen, vermag uns nur noch eine kurze Bemerkung in der Selbstdarstellung Meinongs 26 eine gewisse Stütze zu bieten. Es heißt da: “Jedes innere Erlebnis, mindestens jedes ausreichend elementare, hat einen … Gegenstand, und sofern das Erlebnis zum Ausdruck gelangt, also zunächst in den Wörtern und Sätzen der Sprache, steht solchem Ausdruck normalerweise eine Bedeutung gegenüber und diese ist jederzeit ein Gegenstand”. Ich glaube, diese Bemerkung Meinongs so interpretieren zu dürfen, daß Ausdruck und Bedeutung eines sprachlichen Gebildes ständig gekoppelt sind. Die gewissen Einschränkungen, welche der zitierte Satz der Deutung noch offen läßt, halte ich für unwesentlich, ja sogar für nur scheinbar; sie erklären sich in ungezwungener Weise daraus, daß in dem Zusammenhange dieser Stelle, die auf das Wesen der Gegenständlichkeit und auf die Unabhängigkeit der Gegenstände vom Psychischen abzielt, ein genaueres Eingehen auf Sprachphänomene nicht beabsichtigt ist. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß von Meinong selbst die Auswirkung seines letzten psychologischen Systems auf das speziell sprachliche Problem nicht in allen Einzelheiten verfolgt wurde und daß er sich daher hier mit einer mehr unverbindlichen Formulierung begnügt hat. Die Rechtfertigung unserer Behauptung, daß Ausdruck und Bedeutung im Sinne Meinongs stets miteinander gekoppelt sind und schon deshalb nicht ohne weiteres mit den Bühlerschen Begriffen Kundgabe und Darstellung für identisch gehalten werden dürfen, kann erst im Laufe weiter ausholender Überlegungen erbracht werden. Wir müssen zu diesem Zwecke Meinongs Lehre von der Präsentation und die damit verbundene Lehre vom Gegenstand, Inhalt und Akt psychischer Erlebnisse genauer betrachten. Eine Anknüpfung für die nun unerläßliche gedrängte Darstellung psychologischer Grundpositionen Meinongs 27 bietet die auf Franz Brentano zurückgehende und außer von Meinong auch von mehreren anderen Psychologen übernommene Charakterisierung des Psychischen durch das Merkmal der Intentionalität. In ausreichend allgemeiner Fassung des Begriffes der Intentionalität dürfte diese als Charakteristikum alles Psychischen in dem Sinne, daß jegliches aktuelle psychische Erlebnis irgendwie auf etwas gerichtet oder bezogen ist, das selbst außerhalb dieses aktuellen psychischen Erlebnisses liegt, kaum einem ernstlichen Widerspruch begegnen. Daß alles Psychische zwar einerseits im Ich wurzelt, aber andererseits über sich selbst hinauszielt, gewissermaßen eine Brücke vom Ich zum Nicht-Ich schlagend, dürfte letztlich auch den Grund für die Leistungsfähigkeit und Lebenswichtigkeit des Psychischen enthalten. Der Dissens beginnt erst, wenn versucht wird, den zunächst etwas farblosen Begriff der Intentionalität genauer zu umreißen, das Wesen dieses Bezogenseins alles Seelischen und das der Gegenstände, auf welche die einzelnen Arten seelischer Erlebnisse gerichtet sind, schärfer zu kennzeichnen. Es muß konstatiert werden, daß Meinong den Gedanken der Intentionalität oder Gegenstandsbezogenheit im Laufe seiner Entwicklung unablässig weitergebildet und mit beispielloser Konsequenz zu Ende gedacht hat. Josef Krug 92 Meinong war ursprünglich der Ansicht, daß unter den von ihm angenommenen vier Grundklassen seelischer Elementarerlebnisse (Vorstellen, Denken, Fühlen, Begehren) nur den Vorstellungen (den Wahrnehmungs- und Phantasievorstellungen) die Fähigkeit zukomme, Gegenstände direkt zu ergreifen, und daß die Vorstellungen die von ihnen ergriffenen Gegenstände den anderen psychischen Erlebnissen zu weiterer Stellungnahme oder Verarbeitung darbieten oder “präsentieren”, so daß den Denkerlebnissen, den Gefühlen und den Begehrungen nur eine indirekte oder vermittelte Gegenstandsbezogenheit eigne. In der damaligen Entwicklungsphase (etwa bis 1902) schrieb also Meinong den Gedanken, Gefühlen und Begehrungen zwar auch Gegenstände zu, aber - um schon jetzt eine spätere Terminologie 28 Meinongs zu gebrauchen - keine spezifischen Eigengegenstände, sondern nur angeeignete Gegenstände, eben die durch Vorstellungen präsentierten Gegenstände. Demzufolge seien auch die Gedanken, Gefühle und Begehrungen zwar eigenartige, aber unselbständige Erlebnisse, da sie alle der Vorstellungen als psychologischer Voraussetzungen bedürfen. An dieser Lehre, daß nur durch Vermittlung von Vorstellungen den anderen seelischen Erlebnissen, insbesondere auch dem denkenden Erfassen, Gegenstände präsentiert werden können und müssen, hat Meinong zuerst dadurch eine Modifikation vorgenommen, daß er für die innere Wahrnehmung, also für das denkende Erfassen des seelischen Geschehens selbst, eine gewisse Ausnahme gelten ließ; um innere Erlebnisse wahrzunehmen oder zu erinnern, wozu Urteilserlebnisse notwendig sind, bedürfe es nicht erst einer Vermittlung durch das Vorstellen dieser Erlebnisse, sondern die inneren Erlebnisse bieten sich durch “Einwärtswendung” der inneren Wahrnehmung selbst und als Ganzes dar. Zum Unterschiede von solchen Fällen von “Selbst- und Totalpräsentation des Psychischen” bezeichnete Meinong in späteren Zusammenfassungen 29 die den Vorstellungen zufallende Rolle, anderen Erlebnissen Gegenstände vermittels des “Vorstellungsinhalts” zu präsentieren, als “Fremd- und Partialpräsentation”. Das ausschließliche Vorrecht der Vorstellungen, anderen seelischen Erlebnissen gegenüber als Fremd- und Partialpräsentanten von Gegenständen zu fungieren, wurde zuerst erschüttert durch die Entdeckung, daß den Denkerlebnissen, als deren elementare Formen Meinong die Urteils- und Annahmeerlebnisse anführt, spezifische eigene Gegenstände entsprechen, die dem bloßen Vorstellen unzugänglich sind und daher auch nicht von diesem dem Denken präsentiert werden können. Vorstellungsgegenstände wie z.B. “Baum” oder “grüner Baum” mögen zwar den Urteilen “da ist ein Baum” bzw. “der Baum ist grün” zugrunde liegen, aber doch nur als entferntere oder angeeignete Gegenstände. Der Baum wird zwar beurteilt, aber nicht geurteilt. Die spezifischen Urteilsgegenstände in den vorliegenden Beispielen, also das, was geurteilt wird, sind vielmehr stets “Sachverhalte”, das Dasein (die Existenz) des Baumes oder ein bestimmtes Sosein (das Grünsein) desselben. Analoges liegt vor nicht nur bei den Ernsturteilen, in denen ein Sachverhalt (das Dasein, das Bestehen oder das Sosein eines Objektes) wirklich geglaubt wird, sondern auch bei den Phantasieurteilen, die von Meinong vorzugsweise mit dem Terminus “Annahmen” bezeichnet werden, in denen ein Sachverhalt bloß denkend betrachtet wird. Die Sachverhalte als die den Urteilen und Annahmen zukommenden Eigengegenstände wurden von Meinong zum Unterschiede von den Objekten, den Eigengegenständen der Vorstellungen, als “Objektive” benannt. Die Objektive sind zwar keine realen Gegenstände, keine Dinge, sondern “ideale Gegenstände höherer Ordnung”; sie werden aber durch das Denken nicht etwa erzeugt, sondern sind dem Denken vorgegeben, sie werden vom Denken vorgefunden und durch das Denken erfaßt. Dies gilt sogar für den Fall, daß die erfaßten Objektive untatsächliche Sachverhalte und daher die erfassenden Urteile falsch sind; doch rührt dies schon an Probleme, die nicht eigentlich Zur Sprachtheorie 93 die Psychologie, sondern die Erkenntnistheorie und Logik angehen. Für uns genügt es festzuhalten, daß nach der soeben kurz entwickelten Auffassung Meinongs außer den angeeigneten Vorstellungsgegenständen oder Objekten allen Denkerlebnissen noch Objektive als Eigengegenstände intentional gegenüberstehen, die sie nicht nur anderen, sich überlagernden Denkerlebnissen, sondern auch den Gefühlen und Begehrungen als anzueignende Gegenstände zu weiterer Stellungnahme präsentieren können und auch wirklich präsentieren. Gegenüber den intellektuellen Phänomenen des Vorstellens und Denkens behaupteten bei Meinong die emotionalen Phänomene des Fühlens und Begehrens längere Zeit noch ihre Sonderstellung, derzufolge ihnen die Fähigkeit, Eigengegenstände zu ergreifen und zu präsentieren, versagt blieb. Die besondere Subjektivität, die dieser Gattung von Erlebnissen, insbesondere den Gefühlen, nach allgemeiner Überzeugung anhaftet, schien es geradezu zu verbieten, den von Meinong betretenen Weg, jeder Sorte von Elementarerlebnissen als besondere Erfassungsmittel für spezifische Gegenstände aufzufassen, auch in das Gebiet des Emotionalen weiter zu verfolgen. Jeder, der die vorsichtig abwägende Art Meinongs zu philosophieren kennen gelernt hat, kann sich vorstellen, wie lange er gezaudert haben mag, etwa “dem Gefühle die Fähigkeit zuzutrauen, Dinge oder Geschehnisse nach ihren objektiven Eigenschaften zu charakterisieren” 30 , und daß ihn nur gewichtige Gründe veranlaßt haben konnten, auch diesen Schritt entgegen weitverbreiteter Vormeinung doch zu tun. Es kann hier nicht versucht werden, die in der Abhandlung “Über emotionale Präsentation” enthaltenen Gründe im einzelnen darzulegen und nachzuprüfen. Wir müssen uns fast ganz auf eine dürftige Aufzählung der hauptsächlichen Resultate beschränken. Die sehr beachtenswerte Abhandlung 31 weist auch den emotionalen Erlebnissen spezifische Eigengegenstände zu, die den intellektuellen Erlebnissen ursprünglich unzugänglich sind. Die intellektuelle Erfassung dieser emotionalen Eigengegenstände gelingt erst, wenn sie durch emotionale Phänomene dem Intellekt präsentiert werden. Die Eigengegenstände der Gefühle nennt Meinong “Dignitative”, die der Begehrungen “Desiderative”. Auch die Dignitative und Desiderative sind, wie die Objektive, ideale Gegenstände höherer Ordnung oder Superiora, die auf den durch intellektuelle Erlebnisse präsentierten und von den emotionalen Erlebnissen angeeigneten Gegenständen, den Objekten und Objektiven als Inferiora, fundiert sind; auch sie werden durch Erlebnisse nicht erzeugt, sondern vorgefunden, wenngleich nur “die berechtigten Emotionen” als wirkliche Erkenntnismittel der Erfassung tatsächlicher Dignitative und Desiderative dienen. Meinong zeigt des weiteren, wie sich von hier aus ein Zugang zu einer nicht-subjektivistischen Werttheorie eröffnet, worauf wir hier nicht einzugehen brauchen. Als Grundklassen der Dignitative nennt Meinong das Angenehme, das Schöne, das Wahre und das Gute nebst ihren Gegensätzen, als Grundklassen der Desiderative das Sollen und den Zweck (letzterer wird von Meinong auch als Für-Sollen bezeichnet und näher charakterisiert), ohne eine Gewähr für die Vollständigkeit dieser Klassen zu übernehmen. Nähere Angaben hierüber müssen wir uns hier, weil außerhalb des gestellten Themas liegend, versagen. Doch dürfte es sich für den vorliegenden Zweck einer ersten Kennzeichnung des neuen Standpunkts, zugleich aber auch als letzter, noch nicht behandelter Beitrag Meinongs zum Sprachproblem, empfehlen, auszugsweise eine der Ausgangsüberlegungen Meinongs wiederzugeben, die u.a. gerade auch darauf hinausläuft, an Adjektiven wie “schön”, “hässlich”, “angenehm” u. dgl. neben der Ausdrucksfunktion auch eine besondere Bedeutungsfunktion aufzuzeigen. Anknüpfend an die verbreitete Interpretation solcher Ausdrücke, daß sie lediglich der Reflexion auf unsere Gefühlserlebnisse entspringen, sagt Meinong 32 : “Demgegenüber erscheint nun aber die Frage unvermeidlich, wie es dann mit der so augenfälligen Analogie zwischen ‚der Himmel Josef Krug 94 ist schön’ und ‘der Himmel ist blau’ bewandt sei. Ab und zu begegnet man ja freilich der Meinung, daß, wer emporblickend den Himmel blau findet, damit ‚eigentlich’ sagen wolle, er habe eine Blauempfindung, die durch den Himmel verursacht werde. In der Regel pflegt man aber doch nicht zu verkennen, wie das auf Wahrnehmung gegründete, evtl. durch die Wahrnehmung ganz direkt ausgemachte Urteil weder von einem Erlebnis des Urteilenden, noch von einem Kausalnexus handelt, sondern eben vom Himmel und dessen Eigenschaft der Bläue. Und ist man darin unzweifelhaft im Rechte, dann wird eine Andersbehandlung des Satzes ‘der Himmel ist schön’ angesichts der Erfahrung ebenfalls nicht wohl angehen. In der Tat dürfte von einer Reflexion auf ein Gefühl auch hier meist nichts anzutreffen sein und vom Erfassen eines Kausalzusammenhanges ebensowenig. Dennoch wäre namentlich der letztere Tatbestand auffällig genug, daß sich nicht glauben läßt, er könne demjenigen entgehen, der mit einiger Aufmerksamkeit sich von seinen Erlebnissen Rechenschaft zu geben versucht. Die Parität ist nun aber leicht herzustellen, wenn man auch im Falle des Gefühles darauf verzichtet, ganz gegen die direkte Empirie den Gedanken an Kausalität und inneres Erlebnis zu interpolieren, dem Gefühle des Gefallens aber eine ähnliche Beziehung zum Gegenstande Himmel zuerkennt, wie die ist, die der Vorstellung ‘blau’ nach allgemeiner Meinung eignet. Im Sinne solcher Parität darf man also auch dem Gefühle die Eignung zutrauen, unter günstigen Umständen als Inhaltspräsentant von Gegenständen zu fungieren.” Nach Abweisung einiger Bedenken und einem kurzen Exkurs, in dem die “Gefühlsempfindungen” von C. Stumpf - ein in den Augen Meinongs mißglückter Versuch, die sinnlichen Gefühle den Empfindungen, also den einfachsten Wahrnehmungsvorstellungen im Sinne Meinongs und somit den von vornherein präsentationsfähigen intellektuellen Erlebnissen beizugesellen - immerhin als ein Zeugnis dafür in Anspruch genommen werden, “daß es den Gefühlen trotz ihrer Eigenart auch nicht an jeder Verwandtschaft mit intellektuellen Erlebnissen fehlt, ein quasi-intellektuelles Funktionieren derselben also nicht unter dem Gesichtspunkte völliger Verschiedenheit a limine abgelehnt werden müsste”, fährt Meinong fort: “Daß solcher Präsentation beim Fühlen der Charakter der Inhalts- oder Partialpräsentation nicht minder zukommt wie beim Vorstellen, versteht sich. Wer aber in betreff des Auftretens dieser Gefühlspräsentation, was ihre Häufigkeit anlangt, einen ersten Überschlag versuchen wollte, müßte noch einen Umstand ausdrücklich in Rechnung ziehen. Um die Tatsache einer Inhaltspräsentation beim Gefühle glaublich zu machen, dazu war ein sprachliches Paradigma wie ‘schön’ um vieles günstiger als z.B. ein Paradigma wie ‘wohlgefällig’, weil die Bedeutung dieses Wortes ausdrücklich auf das Gefühlserlebnis des ‘Wohlgefallens’ Bezug nimmt und dadurch die oben abgelehnte Kausalauffassung um vieles näher legt, als dies beim Worte ‘schön’ der Fall ist. Nun ist aber klar, daß, wenn einmal die Präsentationsauffassung für gewisse ausnehmend deutliche Fälle sichergestellt ist, sie mindestens als Eventualität auch für Fälle in Betracht kommt, wo die Kausalauffassung etymologisch nähergelegt sein mag. Das wird besonders durch Worte beleuchtet, bei denen die auf Kausalität hinweisende Etymologie zwar noch leicht erkennbar ist, ohne sich darum dem Sprachgefühle eigentlich noch aufzudrängen. Den Gegensatz zu ‘schön’ pflegt ‚häßlich’ auszudrücken, und etymologisch wird dies doch wohl Ähnliches wie etwa ‘hassenswert’ zu bedeuten haben, sonach etwas bezeichnen sollen, sofern es unseren Haß oder wenigstens unser Mißfallen wachruft. Dennoch kann jeder aus seiner Erfahrung bestätigen, daß er bei ‘häßlich’ normalerweise so wenig an sein Erleben (sein ‘Hassen’ od. dgl.), dagegen ebenso ausschließlich an eine Eigenschaft des Gegenstandes denkt wie bei ‘schön’. - Die Sachlage ist im allgemeinen nicht schwer zu übersehen, wenn man … an einem Worte (resp. Satze) das, was es ausdrückt, also den Ausdruck, von dem, was es bedeutet, also der Bedeutung unterscheidet. Das in diesem Sinne Ausgedrückte ist ein Erlebnis, die Bedeutung ein Gegenstand. Fragt man, was eigentlich das Wort mit dem seine Bedeutung ausmachenden Gegenstande verbinde, so ergibt sich dort, wo das Wort eine Vorstellung ausdrückt, die einfache Antwort: Da die natürliche Funktion einer Vorstellung darin besteht, dem Erfassen eines ihr vermöge ihres Inhaltes zugeordneten Gegenstandes zu dienen, so schließt sich unter Vermittlung dieser Vorstellung das Wort, das sie ausdrückt, mit dem Gegenstande, den sie erfassen hilft, als mit seiner Bedeutung zusammen. Daß dann eine Bedeutung auch Zur Sprachtheorie 95 solchen Wörtern nicht fehlt, die, wie etwa ‘Lust’, ‘Schmerz’, Erlebnisse ausdrücken, die von Natur nicht einfach als Hilfsmittel für intellektuelle Operationen betrachtet werden können, das ist wohl darauf zurückzuführen, daß sie doch jedenfalls der Selbst- und Fremdpräsentation als Totalpräsentanten dienen, nur daß da für ein gegebenes Wort Ausdruck und Bedeutung leicht zusammenfallen können. Wenn nun aber ein so ausdrückbares Erlebnis einmal ausnahmsweise auch als Partialpräsentant funktioniert, so läßt sich verstehen, daß eine solche Ausnahmsleistung dem betreffenden Worte durchaus nicht jedesmal auch zu einer neuen Bedeutung verhelfen muß. Man wird darum aber auch nicht aus dem Mangel an einer festen Bedeutung dieser Art darauf schließen dürfen, daß das betreffende Erlebnis sich nicht ganz wohl auch als Partialpräsentant betätigen könne. Daraufhin können so ziemlich alle der oben 33 aufgezählten Gefühlsausdrücke, und nicht minder noch viele andere, auf Gefühlspräsentation gedeutet werden, wo der sonstige Aspekt den Kausalgedanken und die Reflexion auf innere Erlebnisse unwahrscheinlich macht.” - Einiges an dieser Stelle, die in der Abhandlung leider die einzige ist, in der Meinong bei Sprachlichem etwas verweilt, und die im Rahmen des Ganzen doch nur eine vorbereitende Rolle spielt, wird später (S. 243ff.) noch zu besprechen sein. Die im vorstehenden skizzierte, spätere Fassung der Präsentationslehre Meinongs verlangt zu ihrer Ergänzung mindestens noch eine rasche Bezugnahme auf das von Meinong oft und eingehend behandelte Problem der Unterscheidung von Akt, Inhalt und Gegenstand eines psychischen Erlebnisses. Da der Gegenstand zwar den Richtpunkt des Erlebnisses abgibt, nicht aber eigentlich dem Erlebnis selbst angehört - schon aus dem einfachen Grunde, da er, von Fällen der inneren Wahrnehmung abgesehen, gar nichts Psychisches ist -, so erhebt sich zunächst die Frage, was ihm als realer psychischer Bestandteil im Erlebnis entspricht und ihn daselbst gleichsam vertritt. Diese Rolle spielt nach Meinong der Erlebnisinhalt. Ob das Verhältnis zwischen Inhalt und Gegenstand als eine Art Abbildung, vergleichbar etwa dem Verhältnis einer Photographie zu deren Originalgegenstand, oder als bloße Zuordnung aufzufassen ist, darüber hat sich Meinong nicht näher ausgesprochen. Eine Verständigung über den Inhalt eines Erlebnisses kann nur vermittels des dem Inhalt entsprechenden Gegenstandes erfolgen. Wichtig ist, daß der Inhalt als Präsentant der Gegenstände, und zwar als Fremd- und Partialpräsentant derselben, fungiert. Der Inhalt ändert sich, bzw. bleibt konstant, wenn der entsprechende Gegenstand sich ändert, bzw. konstant bleibt. Da es aber auch vorkommt, daß sich verschiedene psychische Erlebnisse demselben Gegenstand zuwenden - so z.B. wenn dasselbe Objekt zuerst in einer Wahrnehmungsvorstellung und hernach in einer Phantasievorstellung erfaßt wird, oder wenn dasselbe Objektiv das eine Mal geurteilt und das andere Mal nur beannahmt wird -, muß sich im realpsychischen Geschehen der Erlebnisse neben dem Inhalt noch ein zweiter Bestandteil auffinden lassen, dessen Veränderungen für die verschiedenen Arten der Erlebnisse bei gleichem Gegenstand und entsprechend gleichem Inhalt charakteristisch sind. Als dieser zweite Erlebnisbestandteil gilt bei Meinong der Akt. Doch sind Akt und Inhalt eines Erlebnisses keine real abtrennbaren Teile desselben, sondern nur unterscheidbare Seiten, da es ja weder einen psychischen Akt ohne Inhalt noch einen Inhalt ohne Akt gibt 34 . Neben der generischen Aktverschiedenheit, wie sie den vier einzelnen Grundklassen von Elementarerlebnissen schon im Hinblick auf ihre spezifische Eigenständlichkeit eigen ist und die nur noch durch die vorwiegende Aktivität oder Passivität der betreffenden Erlebnisart zu kennzeichnen ist, hat Meinong noch eine durchgreifende Aktverschiedenheit insofern angenommen, als innerhalb jeder der vier Erlebnisklassen noch ein Unterschied zwischen Ernst- und Phantasieerlebnissen besteht. Unter diesem Gesichtspunkt hat Meinong nicht nur die Reproduktionen und Kombinationen von Wahrnehmungsvorstellungen als Phantasievorstellungen den Wahrnehmungsvorstellungen als Ernstvorstellungen, sondern auch die Annahmen als Phantasieurteile den Ernstur- Josef Krug 96 teilen und analog die Phantasiegefühle und Phantasiebegehrungen den Ernstgefühlen und Ernstbegehrungen gegenübergestellt; erinnerte und vorgestellte Gefühle und Begehrungen sind keine Vorstellungen von emotionalen Erlebnissen, sondern eigenartige Erlebnisse emotionaler Natur. Als zusammenfassende Übersicht über die Klassifikation psychischer Elementarphänomene ergibt sich aus den letzten Veröffentlichungen Meinongs folgende 35 : Elementare Erlebnisse: intellektuelle emotionale passiv Vorstellungen aktiv Gedanken passiv Gefühle aktiv Begehrungen im Akt unterscheiden sich: Ernsterlebnisse Wahrnehmungsvorstellungen (Empfindungen und Empfindungskomplexe) Urteile (Gewißheits- und Vermutungsurteile) Ernstgefühle Ernstbegehrungen (Wollen und Wünschen) Phantasieerlebnisse Phantasievorstellungen Annahmen Phantasiegefühle Phantasiebegehrungen den Erlebnisinhalten entsprechen als Eigengegenstände: Objekte Objektive Dignitative Desiderative Es ist hier nicht der Ort, zum Wahrheitsgehalt der Meinongschen Psychologie kritische Stellung zu nehmen, noch weniger, der Verflechtung dieser Psychologie mit dem philosophischen System Meinongs, das von ihm selbst gelegentlich als “Objektivismus” 36 bezeichnet worden ist, nachzugehen oder dessen Verwurzelung in der Persönlichkeit seines Schöpfers aufzuzeigen, dessen gesamtes Lebenswerk als ein unermüdlicher Kampf gegen die Hydra des Psychologismus, Subjektivismus und Relativismus angesehen werden kann. Der Auszug aus Meinongs Psychologie, in dem begreiflicherweise viele Einzelheiten unterdrückt werden mußten, soll lediglich den Leser, wenn er uns so weit gefolgt ist, instand setzen, auf Grund dieser Überschau selbst zu urteilen, was Meinong schließlich, d.h. in der letzten Phase seiner Entwicklung, mit den Begriffen “Ausdruck” und “Bedeutung” bei sprachlichen Gebilden und über das wechselseitige Verhältnis beider Begriffe gemeint haben mag. Hiermit sind wir zum Kernpunkt unseres Themas vorgedrungen, zu dessen Erledigung es nur noch notwendig ist, die Konsequenzen aus dem vorgelegten Material zu ziehen. Den Satz “Keine Bedeutung ohne Ausdruck”, genauer: “Ein sprachliches Gebilde, das Bedeutung hat, muß zugleich auch Ausdruck eines inneren Erlebnisses sein”, der sich schon in dem Annahmenbuche findet, hat Meinong später nirgends zurückgenommen oder abgeändert, weshalb wir zunächst bei ihm nicht zu verweilen brauchen. Es sei nur noch darauf hingewiesen, daß Meinong ausdrücklich 37 gegenüber nominalistischer Auffassung auch für die Bedeutungen von Begriffswörtern Begriffserlebnisse reklamiert hat, trotz der wenig prägnanten und der inneren Wahrnehmung schwer zugänglichen, von Meinong als “schattenhaft” bezeichneten Natur dieser psychischen Vorgänge; der Begriffsgegenstand als Zur Sprachtheorie 97 Wortbedeutung ist zumeist ein “unvollständiger” und darum unanschaulicher Gegenstand, bei dessen Erfassung die Mitwirkung von Annahmen als Präsentanten unerläßlich ist. Wie steht es aber mit den “Ausdrücken ohne Bedeutung”, deren Vorkommen Meinong früher behauptet hat? Etwa mit den “bedeutungslosen” Interjektionen, wie “ach”, “pfui”, “halloh” u. dgl.? Wir erinnern uns, daß Meinong diesen Ausdrücken deshalb die Bedeutungsfunktion aberkannt hat, weil sie emotionalen Erlebnissen entspringen, denen außer den schon durch die begleitenden Vorstellungen und Gedanken präsentierten Gegenständen keine Eigengegenstände entsprechen und die nur durch eine gewisse innere Zuständlichkeit über ihre Voraussetzungserlebnisse hinausragen. Mit der späteren Korrektur dieser Ansicht entfällt auch das Hindernis, den in Rede stehenden Interjektionen auch eine Bedeutung, und zwar eine primäre Bedeutung im Meinongschen Sinne zuzuschreiben. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Meinong für sich auch diese Folgerung gezogen hat oder wenigstens gezogen hätte, wenn er darauf aufmerksam geworden wäre. Die Bedeutung dieser Interjektionen ist völlig ebenbürtig der sonst angenommenen primären Bedeutung von Ausdrücken für intellektuelle Erlebnisse. In der Tat entsprechen den emotionalen Erlebnissen, die in Wörtern wie “ach” und “pfui” ihren adäquaten Ausdruck finden, nach der endgültigen Auffassung Meinongs bestimmte Dignitative, und zwar bei “ach” wahrscheinlich ein hedonisches Dignitativ der Reihe “angenehm - unangenehm”, bei “pfui” entweder ein solches oder ein ethisches Dignitativ der Reihe “gut - schlecht”. Bei “halloh” als Ausdruck eines Begehrungserlebnisses kommt ein bestimmtes Sollen, etwa das Hören-Sollen, das Stehenbleiben-Sollen oder das Aufmerken-Sollen des Angerufenen, als erfaßtes Desiderativ in Betracht. Es erübrigt aber noch, eines Falles besonders zu gedenken, den Meinong öfters 38 in Betracht gezogen, aber kaum bis in seine letzten Auswirkungen auf seine Deutung der Sprachphänomene verfolgt hat. Dieser Fall liegt vor, wenn ein emotionales Erlebnis zum Ausdruck gelangt, das sich gegenüber dem Bewußtsein doch nicht als Partialpräsentant seines Eigengegenstandes betätigt. Hierzu ist zunächst als Nachtrag zu unserem Bericht über Meinongs Psychologie zu bemerken, daß nach den Anschauungen Meinongs über emotionale Präsentation für emotionale Erlebnisse zwar die Möglichkeit gesichert ist, als Präsentanten ihrer Eigengegenstände zu fungieren, aber keineswegs auch die Notwendigkeit besteht, immer als solche fungieren zu müssen. Mit anderen Worten: es kommt vor, daß der spezifische Gegenstand eines Gefühles oder einer Begehrung dem Bewußtsein doch nicht präsentiert wird, oder daß etwa diese Präsentation unbeachtet bleibt und sonstwie von ihr kein Gebrauch gemacht wird. Im Hinblick auf diese nicht seltene Eventualität bestehe die schlechte Meinung, die man gemeinhin von der minderen Leistungsfähigkeit der Gefühle und Begehrungen als Erfassungs- und Erkenntnismittel gegenüber den intellektuellen Phänomenen hat, gewissermaßen zu Recht. Sagt jemand z B., er freue sich, betrübe sich über dies oder er wolle jenes, so treten die Eigengegenstände der betreffenden Emotionen oft gegenüber den angeeigneten Gegenständen ganz zurück und außer diesen bleibt nur noch die innere Zuständlichkeit des Subjektes etwa als Aktqualität im Blickpunkt des Bewußtseins. Es ist vielleicht sogar nicht ausgeschlossen, daß unter Umständen ein Satz wie “dieses Bild ist schön” doch nichts anderes besagen soll als “dieses Bild gefällt mir”, daß also echte, nicht nur vermeintliche Synonymie beider Sätze vorliegt, wenngleich Meinong in diesem von uns fingierten Beispiel den Satz “dieses Bild ist schön” schwerlich als adäquaten Ausdruck für ein nicht-fremdpräsentierendes Erlebnis angesehen hätte. Dieser Tatbestand liegt im wesentlichen auch schon bei einzelnen Wörtern vor, wenn z.B. jemand in irgendwelchem Zusammenhang von seiner “Lust”, seinem “Schmerz”, seinem “Wunsch” u. dgl. spricht. In allen diesen angedeuteten Fällen, in denen die emotionalen Erlebnisse nicht als Präsentanten außerpsy- Josef Krug 98 chischer Gegenstände auftreten, sondern sich selbst als Ganzes der inneren Wahrnehmung darbieten (Selbst- und Totalpräsentation), hätte Meinong früher den betreffenden sprachlichen Gebilden nur eine sekundäre, d.h. eine auf dem Ausdruck sich gründende, Bedeutung zugesprochen. Wie aus der oben (S. 239) zitierten Stelle 39 hervorgeht, hat Meinong diesen Standpunkt später schon insofern etwas abgeändert, als er nun sagt, daß in solchen Fällen “Ausdruck und Bedeutung leicht zusammenfallen können”. Wir können aber selbst dies nicht für ein letztes und unwiderrufliches Wort hinnehmen, wenn wir dagegenhalten, was Meinong bei anderen Gelegenheiten über Selbstpräsentation des Psychischen und über innere Wahrnehmung 40 ausgemacht hat. Die Wahrnehmungserlebnisse, in denen eine innere Wirklichkeit erfaßt wird, sind im wesentlichen Urteilserlebnisse, die einen seelischen Sachverhalt zum Gegenstande haben und die sich von den Erlebnissen der äußeren Wahrnehmung hauptsächlich dadurch unterscheiden, daß sie nicht wie diese auf präsentierende Vorstellungen von äußeren Objekten angewiesen sind, sondern sich den selbstpräsentierenden seelischen Erlebnissen direkt zuwenden können. Aber die Erfassungserlebnisse der inneren Wahrnehmung sind mit den erfaßten psychischen Sachverhalten nicht identisch, sie sind sogar nach Meinong nur in einem praktisch außer Betracht bleibenden Grenzfall gleichzeitig. Wenn nun dem so ist, so ist nicht einzusehen, daß in einem Satz wie “ich bin traurig” Ausdruck und Bedeutung zusammenfallen sollen. Dieser Satz drückt doch ein Urteil (ein Urteil der inneren Wahrnehmung) aus und bedeutet den von diesem Urteil erfaßten (psychischen) Sachverhalt. Spricht jemand von seiner “Lust”, so drückt auch hier konsequenterweise das Wort “Lust” das Erfassungserlebnis (das keineswegs “lustig” ist) aus, während es die erfaßte Lust bedeutet. Daß es hier den emotionalen Erlebnissen, wenn sie sich der inneren Wahrnehmung selbst präsentieren, nicht anders ergeht wie den intellektuellen, ist klar; Sätze wie z.B. “ich denke”, “ich bin überzeugt”, “ich zweifle” u. dgl. oder Wortverbindungen wie etwa “meine Vorstellung”, “meine Vermutung” u. dgl. drücken ebenfalls erfassende Erlebnisse aus und bedeuten die erfaßten Erlebnisse, aber diese beiden Erlebnisse sind nicht identisch, selbst wenn sie beide intellektueller Wesenheit sind. Daß vollends Begriffswörter, wie “Lust” (schlechtweg, ohne Rücksicht auf ein konkretes Erlebnis) oder “Wunsch”, nicht anders dastehen wie “Baum” oder “Würfel”, daß sie Begriffserlebnisse ausdrücken und den Begriffsgegenstand bedeuten, darüber kann doch wohl kein Zweifel sein; freilich auch, daß solche Begriffswörter, wenn sie in einem konkreten Fall von fremdpräsentierender Emotion Anwendung finden, nicht ohne weiteres schon in ihrer neuen speziellen Bedeutung verstanden werden müssen 41 . Da Meinong unbewußte psychische Erlebnisse nirgends in den Kreis seiner Betrachtung gezogen hat, so ergibt sich als Zusammenfassung folgendes. Ein bewußtes Erlebnis ist entweder ein Erlebnis, das einen außerhalb seiner selbst liegenden Gegenstand dem Bewußtsein präsentiert, oder eines, das sich selbst dem Bewußtsein in der inneren Wahrnehmung präsentiert. Im ersteren Falle ist das sprachliche Gebilde Ausdruck des präsentierenden Erlebnisses und hat den präsentierten Gegenstand zur Bedeutung; im letzteren Falle bringt das sprachliche Gebilde das innere Wahrnehmungserlebnis zum Ausdruck und hat den wahrgenommenen seelischen Tatbestand zu seiner Bedeutung. Da nach Meinong jedem seelischen Erlebnis ein Gegenstand zukommt und da kein seelisches Erlebnis sich selbst zum Gegenstand haben kann, so muß bei einem sprachlichen Gebilde, wenn es Ausdruck eines Erlebnisses ist, diesem Ausdruck auch eine Bedeutung zur Seite stehen und es muß auch Ausdruck und Bedeutung voneinander verschieden sein. Wir folgern also aus der Meinongschen Lehre, wenn sie konsequent zu Ende gedacht wird, auch den Satz “Kein Ausdruck ohne Bedeutung”. - Es sei noch bemerkt, daß man auf diesen Satz auch geführt wird, wenn Zur Sprachtheorie 99 man von der Umkehrung “Keine Bedeutung ohne Ausdruck” ausgeht, die Meinong selbst ausdrücklich zugestanden hat. Da sich nämlich unschwer zeigen läßt, daß allen von Meinong seinerzeit angeführten “bedeutungslosen Ausdrücken” doch eine gegenständliche Bedeutung, zum mindesten ein psychischer Sachverhalt als Bedeutung zukommt - und psychische Sachverhalte fallen doch auch in den Bereich der Meinongschen Gegenstände - und die so aufgezeigte Bedeutung nach dem Zugeständnis Meinongs nicht ohne Ausdruck vorkommen kann, so erweist sich auch bei den Wörtern und Sätzen, die das Vorkommen von Ausdruck ohne Bedeutung hätten belegen sollen, Ausdruck und Bedeutung als miteinander gekoppelt. Kurz, man mag die Sache drehen und wenden, wie man will, man gelangt zu dem Resultat, daß es keine Bedeutung ohne Ausdruck und keinen Ausdruck ohne Bedeutung gibt, oder kürzer: Ausdruck und Bedeutung eines sprachlichen Zeichens sind nach der Lehre Meinongs korrelativ. Diese Korrelation geht letzten Endes zurück auf die Korrelation zwischen psychischem Erlebnis (Akt + Inhalt) und seinem intentionalen Gegenstand. Das sprachliche Gebilde bringt das psychische Erlebnis zum Ausdruck und bedeutet den von diesem psychischen Erlebnis erfaßten Gegenstand. Die Meinongsche Auffassung von der doppelten Funktion sprachlicher Gebilde läßt sich in folgendem Schema festhalten. Indem wir nochmals feststellen, daß wir es hier nicht als unsere Aufgabe betrachten können, den Wahrheitsgehalt der Meinongschen Psychologie zu überprüfen, und daß wir nur durch Vereinigung und folgerichtigen Ausbau einzelner Meinongscher Thesen zu dem oben angegebenen Resultat gekommen sind, gehen wir nun daran, einige Folgerungen abzuleiten, wobei wir selbst gleich zugeben wollen, daß diese Folgerungen wohl manchem auf den ersten Blick recht befremdlich erscheinen können. Zunächst ist klar, daß ein Satz wie “Kein Ausdruck ohne Bedeutung” oder “Was Ausdruck ist, muß auch Bedeutung haben”, wiewohl er vorerst nur auf sprachlichen Ausdruck bezogen wurde, nicht leicht nur auf Sprachliches wird beschränkt bleiben können. Kommt ein inneres Erlebnis irgendwie anders als sprachlich zum Ausdruck, so wird dieses Geschehen, sofern es eben ein inneres Erlebnis - das immer auf einen Gegenstand bezogen ist - zum Ausdruck bringt, diese Gegenstandsbezogenheit als gegenständliche Bedeutung irgendwie mit übernehmen müssen. In der Tat dürfte die gegenständliche Deutung von “Ausdrucksbewegungen” (im weiteren Sinne) keinen ernstlichen Schwierigkeiten begegnen. Nicht nur hinweisende und nachahmende Gebärden, auch schon Mienen und Gesten des Behagens, des Erstaunens, des Abscheus, des Erschreckens usw. drücken einerseits innere Erlebnisse aus und weisen andererseits auf den Gegenstand dieses Erlebnisses hin; das vergnügte Gesicht bedeutet etwas Angenehmes und zwar etwas Bestimmtes, der hinweisende Finger bedeutet “Hier ist es”, das Kopfnicken bedeutet “Ich bin einverstanden”, die heranwinkende Gebärde bedeutet “Du sollst herkommen”, usw. Aber wir brauchen nicht beim Menschen Halt machen, sondern können noch weiter gehen. Wenn das Josef Krug 100 Seelenleben der Tiere dem des Menschen auch nur einigermaßen verwandt und ähnlich ist, so müssen wir dem seelischen Geschehen im Tier doch wohl auch das Hauptmerkmal des Psychischen, seine Intentionalität oder Gegenstandsbezogenheit, zugestehen. Ich glaube nicht, daß Meinong sich dagegen verwahrt hätte, obwohl er sich darüber nicht geäußert hat. So dürfte denn auch nichts im Wege stehen, den tierischen Lautgebärden (dem Warnungspfiff des Wächters in einer Tierhorde, dem Lockruf der Henne usw. bis herab zum Quaken des Frosches), aber auch den anderen semantischen Einrichtungen im Tierreich (etwa den Werbetänzen der Bienen, den Trillerbewegungen der Ameisenfühler usw.) neben ihrem Ausdruck auch eine Bedeutung im Sinne Meinongs zuzusprechen, auch dann, wenn wir ihre Bedeutung nicht kennen. Durch diese Interpretation rückt die Meinongsche Auffassung in die Nähe der allgemeinen Theorie der Ausdrucksbewegungen von Wundt, der zufolge die Lautsprache nur einen Sektor im Gebiet der gesamten Ausdrucksbewegungen bildet. Doch darf die Ähnlichkeit wieder nicht als zu groß veranschlagt werden. In Wundts Darstellung der Sprachentstehung und Sprachentwicklung tritt die Bedeutungsfunktion der Sprachzeichen spät und wie ein Deus ex machina (beim menschlichen Aussagesatz 42 ) auf, woraus man auch bei wohlmeinender Auslegung nicht leicht schließen kann, daß Wundt die notwendige Verbundenheit von Ausdruck und Bedeutung für selbstverständlich gehalten hat. Auch dürfte “das Parallelenaxiom von der durchgehenden Bindung wahrnehmbarer Körperbewegungen an alle seelischen Regungen” 43 , das Bühler als eine unbewiesene und unfruchtbare Hypothese ablehnt, kaum die Zustimmung Meinongs gefunden haben. Die Formulierung “Jedes innere Erlebnis, sofern es zum Ausdruck gelangt …” 44 , läßt doch auf die Ansicht Meinongs schließen, daß ein inneres Erlebnis zum Ausdruck gelangen kann, aber nicht muß. Zur weiteren Verdeutlichung des Wesens der Meinongschen Begriffe “Ausdruck” und “Bedeutung” sei folgende Fiktion erlaubt. Wir denken uns einen Menschen, der bei einigen bestimmten seelischen Erlebnissen E 1 , E 2 , … E n , die auf entsprechende Gegenstände G 1 , G 2 , … G n bezogen sind, absichtlich bestimmte Bewegungen B 1 , B 2 , … B n ausführt, die sonst gar keinen Zweck haben, als höchstens eben den, die betreffenden Erlebnisse auszudrücken. Es sei auch niemand da, der diese Bewegungen verstände; wenigstens zu Anfang nicht, bevor also der Schlüssel für diese Zuordnung von Erlebnissen und Bewegungen vom Zeichengeber verraten wird oder etwa durch behavioristische Einstellung entdeckt wird. Es muß übrigens die Zuordnung keine eindeutige sein; es können dabei auch “Äquivokationen” (gleiche Bewegungen bei verschiedenen Erlebnissen) und “Synonymien” (verschiedene Bewegungen bei gleichen Erlebnissen) vorkommen. Auch auf die Absichtlichkeit und Willkürlichkeit dieser Zuordnung könnten wir noch verzichten, wenn wir uns ein entsprechend organisiertes Lebewesen denken, das von seinen Artgenossen nicht verstanden wird. Selbst unter solchen Umständen würde eine Bewegung B i Ausdruck des Erlebnisses E i sein und den Gegenstand G i bedeuten. Was wir damit sagen wollen, ist, daß die Meinongschen Begriffe “Ausdruck” und “Bedeutung” auch dann noch nichts an ihrem Wesen einbüßen, wenn ein solches Tripel E i , G i , B i aus dem natürlichen Zusammenhang, in dem es sonst steht, herausgelöst und für sich betrachtet wird, wenn nur die spezifischen Bindungen zwischen E i und G i einerseits und E i und B i andererseits aufrecht bleiben. Jedenfalls gehört ein verstehendes Auffassen der Ausdrucksbewegung als Anzeichens eines bestimmten Erlebnisses oder die Erfassung ihrer gegenständlichen Bedeutung nicht zu den Wesensmerkmalen der Begriffe “Ausdruck” und “Bedeutung”. Ein Lebewesen könnte auch Ausdrucksbewegungen mit gegenständlicher Bedeutung haben, wenn es keine Resonanz fände. Zur Sprachtheorie 101 Dieses auf den ersten Blick wohl überraschend anmutende Ergebnis läßt aber gerade das erkennen, worauf es uns schließlich ankommt. Die Begriffe “Ausdruck” und “Bedeutung” entspringen einer ganz bestimmten psychologischen Grundeinstellung. Es ist die introspektive Einstellung, die Einstellung auf das seelische Erlebnis; noch genauer: innerhalb dieser eine vorwiegend analytische oder, wie ich sagen möchte, statisch-phänomenologische Betrachtungsweise seelischer Erlebnisse. Daß man durch sie zu richtigen und wichtigen Erkenntnissen gelangen kann, darüber kann kein Zweifel bestehen. Und man wird auch die Unterscheidung von Ausdruck und Bedeutung bei sprachlichen Gebilden zu ihnen rechnen dürfen. Doch kann man durch diese Einstellung allein dem Phänomen der Sprache nicht in allen seinen Belangen gerecht werden. Meinong hat dies wohl selbst gefühlt und ist bei seinen sprachtheoretischen Überlegungen mitunter dem von ihm bevorzugten Standpunkt untreu geworden, ohne sich darüber auch Rechenschaft abzulegen. Was ihn vielleicht gehindert haben mag, seine sprachtheoretischen Ansätze konsequent zu Ende zu führen, mag außer in seiner Inanspruchnahme durch andere Probleme auch daran liegen, daß ihm unbemerkt zumal in seinen ersten Aufstellungen verschiedene Gesichtspunkte durcheinander gerieten. Es ergaben sich so einige Interferenzerscheinungen. Zu diesen rechne ich außer den “bedeutungslosen Ausdrücken” vor allem auch seine Bemerkungen über das Verstehen sprachlicher Zeichen. Von den drei psychologischen Aspekten Bühlers 45 , unter denen man sich den sprachlichen Erscheinungen zuwenden kann, ist es in überwiegendem Ausmaß der Erlebnisaspekt gewesen, der Meinong vorschwebte. Der geisteswissenschaftliche Aspekt, die Betrachtung von den Gegenständen her, so sehr sie auch von Meinong in seiner übrigen Psychologie angestrebt wird, kommt gerade bei seiner Untersuchung der Sprache nicht eigentlich zur Auswertung. Es wird lediglich die gegenständliche Bedeutung sprachlicher Gebilde hervorgehoben und von deren Ausdrucksfunktion geschieden, unter Hinweis auf die Tatsache, daß eben allen psychischen Erlebnissen ein intentionaler Gegenstand entspricht 46 . Aber nicht nur die Bedeutungsfunktion, sondern auch die Ausdrucksfunktion der Sprache wird nicht aus ihrer Verbindung mit den inneren Erlebnissen losgelöst und auf ihre besonderen Leistungen hin untersucht. Meinong sagt zwar an einer Stelle 47 , es sei “nicht frei von aller Gewaltsamkeit, zur ‘psychischen Umgebung’ eines inneren Erlebnisses auch dessen sprachlichen Ausdruck zu zählen”; aber er behandelt die Sprache doch vorzugsweise unter diesem Gesichtspunkt, als ob sie nur eine “Umgebung” der Erlebnisse, eine Begleiterscheinung, ein Anhängsel, oder, wie man auch sagen könnte, ein Sekundär- oder Epiphänomen der inneren Erlebnisse wäre. Daß die Sprache auch besonderen Zwecken dient, wird kaum irgendwo zu einem leitenden Gesichtspunkt. Meinong sagt einmal geradezu 48 : “Ob der Redende seine Gedanken auch ausdrücken will oder gar wider seinen Willen verrät, ob schließlich wirklich jemand da ist, der von dem, was die Worte erkennen lassen, auch wirklich Kenntnis nimmt, das sind Details, die hier ohne Schaden außer Betracht bleiben können”. Nur ein einziges Mal bricht der Gedanke an die Leistungen der Sprache durch, in einem Kapitel, in dem Meinong “das Verstehen bei Wort und Satz” 49 behandelt. Hier betrachtet er die Sprache “statt vom Standpunkte des Redenden nun auch vom Standpunkte des Hörenden aus”, als “Verständigungsmittel”. Dieser Verstoß gegen die Stilreinheit, wie man fast zu sagen versucht ist, erweist sich auch sofort als fruchtbar. Meinong erkennt sofort, daß das Verhältnis von sprachlichem Gebilde und ausgedrücktem Erlebnis einerseits, zwischen sprachlichem Gebilde und bedeutetem Gegenstand andererseits in seiner Wirkung auf den Hörer und dementsprechend das Verstehen von Ausdruck und von Bedeutung nicht auf gleicher Stufe stehen. Da das sprachliche Zeichen mit dem ausgedrückten Erlebnis in realer Josef Krug 102 Verknüpfung steht, kann der Hörer aus dem Bemerken des sprachlichen Zeichens auf das Stattfinden eines mit ihm verknüpften Erlebnisses im Sprecher schließen. Das Sprachzeichen wird beim Verstehen von dessen Ausdruck als Anzeichen oder als Symptom eines psychischen Erlebnisses gedeutet. Das Bemerken eines bestimmten Zeichens fungiert als Erkenntnisgrund für die Erfassung des Daseins eines bestimmten Erlebnisses als Erkenntnisfolge. Daß hingegen die gegenständliche Bedeutung eines sprachlichen Gebildes auf andere Weise und ganz direkt erfaßt wird, ohne daß immer erst ein Umweg über das Verstehen des Ausdruckes eingeschlagen werden müßte, wird von Meinong ausdrücklich hervorgehoben; er findet es “auffallend, wie sehr die Person des Redenden zumeist in den Hintergrund zu treten pflegt, wenn man Mitteilungen mit Verständnis entgegennimmt … Noch auffälliger ist dies, wo die Person des Redenden schon von vornherein gar nicht zur Geltung kommt, wenigstens äußerlich nicht: so in der Regel beim Autor eines Druckwerkes … Man ersieht aus Tatsachen dieser Art, daß es, auch wo es sich um das Verstehen handelt, eben doch nicht angeht, die Leistungen der Sprache dem allgemeinen Begriffe der Funktion des Zeichens kurzweg zu subsumieren” 50 . Unter Funktion des “Zeichens” versteht Meinong hier die Funktion des “Anzeichens” im Sinne Bühlers. Hier liegt also in der Tat eine Antizipation der Bühlerschen Unterscheidung von “Anzeichen” und “Ordnungszeichen” 51 vor. Wichtig für uns ist aber hier vor allem, daß Meinong in seiner Betrachtung über Verstehen einen entscheidenden Standpunktwechsel vorgenommen hat und daß Meinong gar nicht bemerkt, daß das sprachliche Gebilde, das vordem und sonst nur als Annex eines inneren Erlebnisses in einem isolierten Individuum auftritt, erst dadurch seine Funktion als Zeichen gewinnt, daß es als sinnvolles Geschehen in einem sozialen Gefüge gleichorganisierter Lebewesen auftritt. Die Ausdrucksfunktion, die vordem nur eine Verbindung mit den inneren Erlebnissen des Sprechers aufwies, tritt nun auch in eine Beziehung mit den inneren Erlebnissen des Artgenossen als Hörer. Sie gewinnt erst dadurch neben dem einen Pfeil zum Sprecher noch einen zweiten Pfeil zum Hörer. Die Korrelation zwischen Sprecher und Hörer ist damit gegeben. Dadurch tritt aber ganz von selbst auch die Bedeutungsfunktion eines sprachlichen Zeichens, die ja nach Meinong mit der Ausdrucksfunktion gekoppelt ist, in eine Beziehung zum Hörer; daß diese Beziehung von etwas anderer Art sein muß als die des Ausdrucks zum Hörer, leuchtet wohl ein, wenn in Betracht gezogen wird, daß auch schon das Verhältnis eines sprachlichen Gebildes zu seiner Bedeutung ein anderes, ein komplizierteres und vermitteltes, war als das zwischen sprachlichem Gebilde und seinem Ausdruck. Durch den dargelegten Aspektwechsel verändert sich das früher (S. 247) gegebene Schema für Meinongs sprachtheoretische Auffassung, oder vielmehr es gestaltet sich aus zu folgendem: Zur Sprachtheorie 103 Hiermit ist im wesentlichen schon eine dreiaspektige Einstellung zur Sprache erreicht, freilich nur im Keim, wie noch zu zeigen sein wird. Es wäre immer noch ein Irrtum, diese Einstellung mit der Bühlers schon schlechtweg zu identifizieren. Karl Bühler steht den sprachlichen Phänomenen von vornherein in einer andersartigen Betrachtungsweise als Meinong gegenüber. Daß sie sich als eine Vereinigung der drei einander ergänzenden Aspekte psychologischer Forschung erweist, hat sich für Bühler nach seinem eigenen Geständnis erst später herausgestellt, nachdem er schon vorher seine dreidimensionale Sprachtheorie in ihren Grundzügen konzipiert hatte. Ich möchte sie zum Unterschiede von der Meinongschen Einstellung, die ich als eine statisch-phänomenologische bezeichnet habe, eine dynamisch-biologische nennen. Man kann sie vielleicht am raschesten und markantesten charakterisieren, wenn man auf die Art verweist, wie Bühler den Ursprung, das Wesen und die biologischen Leistungen des Intellektes zum Unterschiede von Instinkt und Dressur aufzeigt und verständlich zu machen sucht 52 . Ganz ähnlich wie dem Intellekt steht Bühler auch den Erscheinungen der Sprache gegenüber. Er faßt sie zunächst als sinnvolles und zweckhaftes Geschehen im Dienste des Lebens. Was die Sprache alles leistet und leisten kann, steht im Blickpunkt der Aufmerksamkeit. Wir haben da ein Individuum, ihm steht gegenüber das Gefüge der Welt, in dieses eingebettet - aber als ausgezeichneter Punkt - der Artgenosse, das Du. Nach diesen drei Fundamentalpunkten ist jede Tätigkeit des Lebewesens orientiert. Jede Tätigkeit ist im Hinblick auf eines der drei Verhältnisse, des Ich zu sich selbst, des Ich zum Du, des Ich zur übrigen Welt, zu fassen und begreifbar zu machen. Daraus ergibt sich wie von selbst die Frage, ob und auf welche Weise die Sprache sich im Dienste eines oder aller dieser Verhältnisse betätigen kann. Die drei Sprachdimensionen Bühlers stehen vor uns: Kundgabe, um die eigenen Erlebnisse auszudrücken; Auslösung, um das Verhalten des Artgenossen zu steuern; Darstellung, um das Gefüge der gegenständlichen Welt mit Hilfe stellvertretender Zeichen in Gedanken zu durchdringen und zu meistern. Daß diese drei Betätigungsmöglichkeiten in weitem Ausmaß voneinander unabhängig variieren können, daß die Sprache für jeden der drei Zwecke auch eigene Einrichtungen und Veranstaltungen haben wird, das sind naheliegende Gedanken, deren Berechtigung und Ergiebigkeit zu prüfen der Sprachpsychologie als spezielle Forschungsaufgabe zufällt. Man sieht, während Meinong die Sprachphänomene gewissermaßen als ein Sein oder als einen ruhenden Zustand lediglich innerhalb der Individuen behandelt, ist für Bühler die Sprache vor allem eine Tätigkeit, und zwar eine sinnvolle Tätigkeit im Dienste des Lebens. Sprachbedürfnis, Sprachabsicht, Sprachzweck, die bei Meinong so gut wie keine Rolle spielen, treten bei Bühler in den Vordergrund. Nicht nur das Sprechen als solches, sondern auch das Sprechenkönnen, Sprechenwollen und Sprechenmüssen werden nun zu Problemen, von deren Lösung Entscheidendes für die Sprachtheorie abhängt. Nun wird wohl klar, daß die Begriffe “Kundgabe”, “Auslösung” und “Darstellung” nicht dasselbe sind wie die Meinongschen Begriffe “Ausdruck” und “Bedeutung”. Kundgabe, Auslösung und Darstellung sind zunächst sinnvolle Tätigkeiten des Sprechers und werden erst mittelbar auch zu Merkmalen der Sprachprodukte, während Ausdruck und Bedeutung von Haus aus nur zuständliche Merkmale der Sprachgebilde sind. Daß die sprachtheoretischen Ansichten Meinongs wegen der Einseitigkeit des Standpunktes, auf dem sie gewonnen sind, deswegen doch nicht falsch sein müssen, daß sie im Gegenteil einen sehr beachtenswerten Beitrag zum Ganzen der Sprachtheorie bringen, sei zum Abschlüsse in folgender Erwägung dargetan. Versinnlichen wir uns die von einem Individuum während einer gewissen Zeit tatsächlich gesprochenen sprachlichen Gebilde als dreieckige Scheiben, die wir entsprechend ihrer zeitlichen Abfolge aufeinandergeschichtet Josef Krug 104 denken, so ist das Sprechen als Tätigkeit durch die stattfindende Aufschichtung der Scheiben zu einer Säule veranschaulicht. In jeder Scheibe denken wir uns - gemäß dem oben gegebenen Schema für Meinongs Auffassung - die eine beiderseits bepfeilte Seite als Symbol der Ausdrucksfunktion und die dazu normale einseitig bepfeilte Dreieckshöhe als Symbol der Bedeutungsfunktion im Sinne Meinongs. Die Aufschichtung der Scheiben erfolge so, daß die durch Pfeile angedeuteten Richtungen übereinander zu liegen kommen. Während sich die Meinongschen Funktionen (Ausdruck und Bedeutung) allein in den horizontalen Ebenen abspielen, spielen sich dagegen die Bühlerschen Funktionen sprachlicher Zeichen (Kundgabe, Auslösung, Darstellung) in den vertikalen Ebenen ab, die von lauter gleichgerichteten Pfeilen durchzogen sind. Dieses Bild, dessen Gewagtheit mir durchaus bewußt ist, vermag auch zur Anschauung zu bringen, daß sich ein gut Teil von Kundgabe, Auslösung und Darstellung zwischen den isolierten Sprachgebilden - in Rhythmus, Lautstärkeverhältnis u. dgl., nicht zuletzt in dem, was sie “weise verschweigen” - ereignet. Bühlers Kundgabe, Auslösung und Darstellung sind eben mehr als Meinongs Ausdruck und Bedeutung. Je nachdem sich in den drei Ebenen der Kundgabe, Auslösung und Darstellung zwischen den in ihnen eingelagerten Ausdrucks- und Bedeutungsgehalten der sprachlichen Gebilde Strukturen ausbilden oder nicht, dementsprechend wird im Sinne der Sprechtätigkeit die Kundgabe, die Auslösung oder die Darstellung überwiegen oder zurücktreten 53 . Sprecher und Hörer können je nach ihrer Einstellung der einen oder anderen Struktur in ihrer Hervorbringung bzw. Beachtung ein größeres oder geringeres Gewicht verleihen. Daß es schließlich übergeordnete Gestalten geben wird, die sich in alle drei Ebenen erstrecken, dürfte beim Menschen wenigstens der Normalfall sein 54 . Die tierische Semantik, die auf Kundgabe und Auslösung beschränkt sein dürfte, können wir uns dann so vorstellen, daß die Bedeutungsgehalte der Zeichen, obwohl auch sie in jedem Zeichen nach Meinong vorliegen, unverbunden bleiben und sich zu keiner Darstellung zusammenschließen; die gemeinsame Wahrnehmungssituation, in der sich die tierische Semantik betätigt und die bei gleichorganisierten Lebewesen die gegenständliche Bedeutung ohne weiteres erkennen läßt, macht eben die Darstellung überflüssig. - Durch Hinzunahme einer neuen Richtung eröffnet die Bühlersche Auffassung für die Ausdrucks- und Bedeutungsfunktion sprachlicher Zeichen gewissermaßen Ebenen, in denen sie sich betätigen können. Das Meinongsche Schema belebt sich eben erst, wenn der Strom des Lebens hindurchgeleitet wird. Andererseits können die Meinongschen Ausdrucks- und Bedeutungsfunktionen als Keimformen oder Kümmerformen der Bühlerschen Kundgabe-, Auslösungs- und Darstellungsfunktionen gelten. Es ist kein Zufall, daß beide Forscher für Verschiedenes, wenn auch Verwandtes, verschiedene Benennungen vorgeschlagen und verwendet haben. Unter Verzicht auf Einzelheiten läßt sich auch das Wesentliche über das Verhältnis von Meinongs und Bühlers Auffassung in folgendem Schema festhalten: Zur Sprachtheorie 105 Meinongs Schema (geteilt und punktiert gezeichnet, rechts und links) liegt demzufolge in einer anderen Ebene und schimmert durch die Einstellung Bühlers gleichsam hindurch. Man dürfte unseren Darlegungen entnommen haben, daß das Verhältnis von Meinong und Bühler in der Sprachtheorie keineswegs so einfach ist, daß man kurzweg von “Übereinstimmung” reden könnte. Doch bestehen mannigfache und bemerkenswerte Beziehungen, deren Aufhellung auch zur sachlichen Klärung des Problems etwas beigetragen haben möchte. Fassen wir die Hauptergebnisse unserer Ausführungen nochmals kurz zusammen, so ergibt sich: Das Begriffspaar Meinongs “Ausdruck und Bedeutung” und die Begriffstrias Bühlers “Kundgabe, Auslösung und Darstellung” entspringen verschiedenen psychologischen Einstellungen gegenüber den sprachlichen Phänomenen. Meinong untersucht die sprachlichen Gebilde vorzugsweise unter abstrahierender Loslösung von dem Lebenszusammenhang, in den sie eingebettet sind. Ausdruck und Bedeutung eines sprachlichen Gebildes sind korrelative Merkmale, deren Verhältnis der Korrelation zwischen psychischem Erlebnis und seinem Gegenstand entspricht. Bühler betrachtet die Sprache als sinnvolle Tätigkeit im Dienste des Lebensprozesses. Kundgabe, Auslösung und Darstellung entsprechen den drei Hauptrichtungen der Stellungnahme des Individuums, zu sich, zum Artgenossen und zur übrigen Welt, und werden dadurch auch zu Leistungsdimensionen der sprachlichen Gebilde. Die Auffassungen Meinongs und Bühlers sind verträglich. Ausdruck und Bedeutung können als Angriffspunkte und zugleich als elementare Produkte der kundgebenden, auslösenden und darstellenden Tätigkeit des Sprechers angesehen werden. Anmerkungen 1 Indogerman, Jahrbuch, Bd. 6. Berlin 1919. 2 Göttinger Gel. Anz. 1909. 3 Bericht üb. d. 3. Kongreß f. exp. Psychol., Leipzig 1909. 4 1. Aufl., Jena 1918, 5. Aufl., 1929, 4- Kap., §§ 17-20. 5 Festschr. für Karl Voßler, Heidelberg 1922. 6 Festschr. für Joh. v. Kries, Ztschr. Psycholog. Forschung, 3. Bd., Heft 3, Berlin 1923. 7 In den beiden Wintersemestern 1924/ 25 und 1925/ 26. 8 Jena 1927. 9 s. 61f. 10 1. Aufl., Leipzig 1902; 2. Aufl. 1910, S. 21-41. - Die Paragraphen dieses Kapitels haben folgende Überschriften: § 3. Vom Zeichen und seiner Bedeutung. § 4. Ausdruck und Bedeutung beim Worte. Sekundärer Josef Krug 106 Ausdruck und sekundäre Bedeutung. § 5. Der Satz als Urteilsausdruck. § 6. Unabhängige und abhängige Sätze, die nicht Urteile ausdrücken. § 7. Das Verstehen bei Wort und Satz. 11 § 62. Die Annahmen und die Sprache. Noch einmal das Verstehen. S. 359-366. 12 “Über Gegenstände höherer Ordnung”, Ztschr. f. Psychol., Bd. 21, 1899, S. 188. - Auch in Ges. Abhdlgn. v. Meinong, Bd. 2, Leipzig 1913, S. 385. 13 Leipzig 1901. 14 Annahmen, 2. Aufl., S. 28. 15 Ebenda, S. 28. 16 Ebenda, S. 27 17 Ebenda, S. 27. 18 Ebenda, S. 27. 19 Ebenda, S. 29 20 Ebenda, S. 26. 21 Ebenda, S. 28. 22 Ebenda, S. 26. 23 Ebenda, S. 27. 24 Sitzungsber. d. Akademie d. Wissensch. in Wien, Philos.-hist. Klasse, Bd. 183, Wien 1917, 183 Seiten. 25 S. 34ff. - Diese Stelle ist weiter unten (S. 237ff.) auszugsweise wiedergegeben. 26 Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Bd. I, Leipzig 1921, S. 103 bzw. S. 13 des Separatabdruckes. 27 Für eine rasche Orientierung über die Psychologie Meinongs gibt der Abschnitt D “Zur Psychologie” in der oben erwähnten Selbstdarstellung (S. 118ff. bzw. 28ff.) eine knapp zusammenfassende und authentische, freilich nicht ganz leicht lesbare Grundlage. Die angegebenen zahlreichen Verweise auf die Originalstellen der einzelnen Veröffentlichungen ermöglichen dem Leser auch ein genaueres Studium von Einzelheiten. 28 Emot. Präsent., S. 53. 29 Emot. Präsent., S. 27; Selbstdarstellung, S. 112 bzw. S. 22. 30 Emot. Präsent., S. 33. 31 Meinong hat diese Abhandlung für seine bedeutsamste Arbeit gehalten. - Vgl. das Vorwort seiner Gattin zu dem posthum erschienenen, letzten Werke Meirongs “Zur Grundlegung der allgemeinen Wertlehre”. Graz 1923. 32 Emot. Präsent., S. 34ff. 33 Meinong spielt hier auf eine frühere Stelle an, wo “von angenehmem Bade, frischer Luft, drückender Hitze, lästigem Geräusch, schöner Farbe, lustiger oder trauriger, langweiliger oder unterhaltender Geschichte, erhabenem Kunstwerk, wertvollen Menschen, guten Vorsätzen u. dgl.” die Rede ist (Emot. Präsent., S. 32f.). 34 Für die Unterscheidung von Akt, Inhalt und Gegenstand psychischer Erlebnisse ist für Meinong von besonderer Wichtigkeit die Monographie von Kasimir Twardowski, “Zur Lehre vom Inhalt und Gegenstand der Vorstellungen” (Wien 1894) gewesen, auf die er wiederholt ausdrücklich Bezug nimmt. - Für den Historiker einer dreidimensionalen Sprachtheorie dürfte folgende Stelle aus dieser Schrift von Interesse sein; es heißt da S. 10: “Den drei Momenten der Vorstellung, dem Akte, Inhalt und Gegenstand, entspricht eine dreifache Aufgabe, die jeder Name zu erfüllen hat. Erstens gibt er kund, daß der den Namen Gebrauchende etwas vorstellt. Zweitens erweckt er im Hörenden einen bestimmten psychischen Inhalt; dieser Inhalt ist es, den man unter der Bedeutung eines Namens versteht. Drittens die Nennung eines Gegenstandes, der durch die von dem Namen bedeutete Vorstellung vorgestellt wird”. 35 Diese Übersicht findet sich in ziemlich gleicher Form in dem Nachruf “Alexius Meinongs philosophische Arbeit” von E. Mally in “Beiträge zur Philosophie des deutschen Idealismus”, Bd. 2, Heft 2, Erfurt 1921. 36 Selbstdarstellung, S. 134 bzw. S. 44. 37 Selbstdarstellung, S. 120 bzw. S. 30. 38 Z.B. auch in der oben (S. 237ff.) auszugsweise wiedergegebenen Stelle, Emot. Präsent., S. 34ff. 39 Emot. Präsent., S. 38. 40 Vgl. insbes. “Über die Erfahrungsgrundlagen unseres Wissens”. Berlin 1906, § 15. Psychologisches über Einwärtswendung. - Hier (S. 73) heißt es u.a.: “Wenn ich mir eines Gefühles ‘bewußt’ bin, muß dieses ‘Bewußtsein’ durchaus darin bestehen, daß ich über das Gefühl urteile? Reicht es nicht völlig aus, wenn ich das Gefühl eben habe, wenn ich es also erlebe? Innerlich wahrnehmen hieße dann soviel als erleben, und man hätte genauer zu sagen: eine innere Wahrnehmung gibt es eigentlich gar nicht; man hat hier das Objekt, weil man es erlebt, für Wahrnehmung des Objektes genommen. Es ist in erster Linie die außerordentliche Einfachheit, was diese Auffassung so sehr empfiehlt, und um des willen sie auch hier nicht unerwähnt bleiben durfte. Aber Zur Sprachtheorie 107 sie teilt, soviel ich sehe, mit vielem anderen Einfachen das Schicksal, für die Tatsachen eben doch zu einfach zu sein …” 41 Vgl. die oben (S. 237ff.) auszugsweise wiedergegebene Stelle aus Emot. Präsent., gegen Ende. 42 Vgl. hierüber Bühler, Krise S. 49. 43 Krise S. 31f. 44 Selbstdarstellung, S. 103 bzw. S. 13; oben S. 232 vollständig zitiert. 45 Krise, S. 29ff. 46 Meinong kommt über diesen allerersten Ansatz kaum hinaus und gelangt eigentlich weder zu einer “gegenständlichen”, noch zu einer “physiognomischen” Betrachtung der Sprache, etwa im Sinne der “Theorie des objektiven Geistes” von Hans Freyer, 1. Aufl., Leipzig 1923, S. 29ff. - Die Theorie Freyers ist letzten Endes auch auf die Tatsache der Intentionalität alles Psychischen (S. 18) und auf die Unterscheidung von “Ausdruck” und “Bedeutung” basiert; diese Unterscheidung wird nicht nur auf alle Gebilde des objektiven Geistes, sondern sogar schon auf “jede Handlung eines lebenden Wesens” (S. 30) ausgedehnt, ähnlich wie in der von uns oben (S. 247f.) vertretenen Meinong-Interpretation. Es ist aber beachtenswert, wie sich Freyer über den statischen und beinahe solipsistischen Standpunkt Meinongs erhebt, wie er den objektiven Geist nicht nur “als Sein”, sondern auch “als Prozeß” betrachtet und durch eingehende Berücksichtigung der Prozesse des Verstehens und Schaffens eine Fülle allgemeiner Ideen über geistige Objektivationen (wenn auch nicht speziell auf sprachtheoretischem Gebiete) entwickelt. 47 Annahmen, S. 359. 48 Annahmen, S. 24. 49 Annahmen, § 7, S. 38ff. 50 Annahmen, S. 39. 51 Diese Unterscheidung wurde von Bühler im wesentlichen schon getroffen in der Abhandlung “Kritische Musterung der neueren Theorien des Satzes”; es wurde da (S. 2ff.) das reale Verhältnis des Zusammenhanges bzw. der Abhängigkeit dem ideellen Verhältnis der Zuordnung gegenübergestellt. Die Termini “Anzeichen” und “Ordnungszeichen” finden sich in der eingangs (S. 226) erwähnten Abhandlung Bühlers “Über den Begriff der sprachlichen Darstellung”, S. 290; ferner auch in der “Krise”, S. 62. - Daß die richtige Deutung eines Anzeichens und somit speziell auch das Verstehen von sprachlichem Ausdruck “bei weitem nicht immer in der Sphäre regelrechten Schließens erfolgt, sondern der Hauptsache nach in derjenigen des primären Miterlebens, der primären Resonanz, die man als Einfühlung zu bezeichnen pflegt”, hat Bühler schon in “Sprachl. Darstellung”, S. 291, gegenüber einer allzu rationalistischen Auffassung, wie sie hier auch Meinong zu vertreten scheint, angemerkt; eine eingehende Betrachtung des “seelischen Kontaktes und des Kontaktverstehens” brachte dann ein eigener Abschnitt in der “Krise”, § 9, S. 82ff. 52 Vgl. Bühler, Geistige Entwicklung des Kindes, 8. Kapitel. 53 Was im besonderen die “Darstellung” anbelangt, so ergeben die Bedeutungsgehalte oder Nennfunktionen der einzelnen Wörter, solange sie unverbunden bleiben, noch keine Darstellung eines Sachverhaltes, ähnlich wie etwa einzelne Ringe als Zeichen für Städte noch keine Darstellung einer Landschaft, noch keine Landkarte ausmachen. Die Bedeutungsgehalte der einzelnen Wörter sind lediglich die Elemente, Materialien oder Bausteine, die sich im Bewußtsein des Sprechers und des Hörers zu einer Struktur zusammenfinden können und auch zusammenfinden müssen, wenn sprachliche Darstellung erreicht werden soll. Dies meint auch Bühler, wenn er sagt: “Die hörbaren Gebilde weisen im Satzverbande kraft der an sie geknüpften ‚Bedeutungen’ auf Gegenstände hin und geben Anweisungen, wie an diesen Gegenständen der Sachverhalt zu konstituieren, zu entnehmen sei” (Sprachl. Darstellung, S. 292). Bühler hat für das, was wir hier als die Rollen von “Element” und “Struktur” auseinanderhalten, zuerst die Bezeichnungen “Erfüllung” und “Prägung” (Sprachl. Darstellung, S. 294) eingeführt. - Daß die menschliche Lautsprache verschiedenartige, freilich meist ineinandergreifende Möglichkeiten, wie sich die Elemente zu Strukturen zusammenschließen können, ausgebildet hat und im Dienste des Darstellungsgeschäftes nebeneinander und ineinander verwendet, dürfte im wesentlichen das sein, was Bühler mit dem später vorgeschlagenen Begriffe des “Darstellungsfeldes” (vgl. Krise, S. 59) meint und einer weiterführenden Theorie der sprachlichen Darstellung zugrunde legt. Innerhalb der “Darstellungebene” unserer Figur (S. 255) lassen sich eben noch mehrere Strukturmöglichkeiten aufzeigen, die sich als “Darstellungsfelder” übereinander lagern. 54 Man braucht sich nur vorzustellen, ein wie reichgegliedertes Ganzes aus Kundgabe-, Auslösungs- und Darstellungselementen etwa in einem mündlichen Vortrag, in einem lyrischen Gedicht oder dgl. vorliegt.