Kodikas/Code
kod
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2005
283-4
Semiotik per kilo - Ein Essay zum Abschluß des de Gruyter Handbuchs für Semiotik
121
2005
Ernest W. B. Hess-Lüttich
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Review Article Semiotik por kilo Ein Essay zum Abschluß des de Gruyter Handbuchs für Semiotik Ernest W.B. Hess-Lüttich Mit dem 4. Teilband des 13. HSK-Bandes wurde 2004 nun auch für die Semiotik ein einzigartiges internationales Nachschlagewerk zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. 1 HSK steht mittlerweile als in Sprach-, Text- und Zeichenwissenschaften geläufiges Kürzel für das Mammut- und Jahrhundertwerk des de Gruyter Verlages in Berlin und New York, nämlich die von dem 1982 verstorbenen Bonner Kommunikationsforscher Gerold Ungeheuer angeregte Reihe der Handbücher für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, die heute für jede Bibliothek, die auf sich hält, unverzichtbar geworden und für jeden Privatnutzer leider fast unerschwinglich geblieben ist. Bei einem so teuren Unterfangen müssen auch die Autoren mithelfen und sich (mit Rabatt) ihr Belegexemplar selber kaufen. Vielleicht wirft der Verlag eines fernen Tages, wenn alle Bibliotheksetats geplündert sind, einmal eine Neuauflage im preiswerteren Taschenbuchformat auf den Markt, als wohlfeile Kassette etwa, wie sie die Zeitungsverlage neuerdings als PR-Maßnahme anbieten, oder er stellt das ganze Werk irgendwann ins Netz wie Brockhaus Meyers Konversationslexikon. Bis dahin wird man sich die kiloschweren Bände, zusammen über 4 000 Seiten stark, zu seinem Tische schleppen und sich darin mit Gewinn versenken. Die Planung des Werkes reicht gut 30 Jahre zurück, als der Berliner Germanist und Linguist Roland Posner an der TU Berlin Mitte der 70er Jahre kurz nach dem von Umberto Eco inaugurierten ersten großen internationalen Semiotik-Kongreß 1974 in Mailand eine kleine, aber hochkrätige Gruppe von Semiotikern um sich scharte und erste Skizzen des Projektes zur Diskussion stellte. Der Rezensent war damals als frisch gebackener Assistent für Germanistik und Linguistik an der FU Berlin aus ihm unerfindlich gebliebenen Gründen auch schon dabei und fasziniert von einem Programm, das ihm als Schüler von Ungeheuer (bei dem auch Posner in Bonn studiert hatte) von seinen zeichen- und kommunikationstheoretischen Prämissen her so viel eher einleuchtete als die seinerzeit nahezu obligatorische mainstream-Linguistik der Transformationsgrammatiker Chomskyscher Provenienz. Bald danach sah er sich unversehens zum Leiter der Sektion ‘Multimediale Kommunikation’ der neu gegründeten Deutschen Gesellschaft für Semiotik gewählt und mit der Abfassung des Artikels zu diesem Stichwort für das geplante Handbuch betraut. Der in seiner ersten Fassung 1977 geschriebene Artikel erschien nach etlichen Aktualisierungen nun tatsächlich im KODIKAS / CODE Ars Semeiotica Volume 28 (2005) • No. 3-4 Gunter Narr Verlag Tübingen 412 Ernest W.B. Hess-Lüttich Jahre des Herrn 2004. ‘Gut abgehangen’ nennt man das wohl. In den 70er Jahren wußte man natürlich noch nichts von den multimedia-Wunderwelten des digitalen Zeitalters, man dachte eher an das, was heute meist ‘multimodale Kommunikation’ genannt wird, um Verwechslungen mit dem Sprachgebrauch der Computer-Werbebranche zu vermeiden, wenn man Prozesse der Verständigung beschreibt, ohne sie auf das zu reduzieren, was in die Systembaukästen mancher betriebsblinden Linguisten paßt. Gegen den damals vorherrschenden (und heute an machen Universitäten immer noch liebevoll gepflegten) linguistischen ‘Reduktionismus’ konnte Posner trefflich streiten in mancherlei Variation (programmatisch z.B. in seinem dichten Artikel zur “Linguistischen Poetik” in der 2. Auflage des Lexikons der Germanistischen Linguistik 1980 bei Niemeyer). Den Blick zu befreien von den Scheuklappen und zu schauen, was faktisch alles passiert, wenn zwei sich mittels Zeichen zu verständigen suchen, ist das semiotische Programm, das heute nicht mehr umstritten ist, dem aber seinerzeit das geschärfte Mißtrauen all derer entgegenschlug, die sich in ihren jeweiligen eng umzäunten Erkenntnisgärtlein häuslich eingerichtet hatten. Gleichwohl hat es die dafür zuständige jahrtausendealte Lehre von Zeichen und Zeichenprozessen nicht geschafft, sich als eigenständige akademische Disziplin zu etablieren. Vielleicht liegt das nicht nur an den argwöhnisch verteidigten Claims der etablierten Fächer, sondern auch an der Natur ihres Gegenstands, der sich einfacher disziplinsystematischer Rubrizierung entzieht. Wo haben wir es nicht überall mit Zeichenprozessen zu tun? ! Praktisch in allen Fächern und allen Ecken und Enden der Welt. Davon und damit von dem ganzen Reichtum der Semiotik kann sich nun überzeugen, wer das unhandliche Handbuch zur Hand nimmt. Der Herausgeber Roland Posner hat sich mit diesem Lebenswerk, das ihn buchstäblich sein akademisches Leben lang beschäftigt hat, ein Denkmal gesetzt, in den ersten Jahren unterstützt von seinem früheren Mitarbeiter Klaus Robering, der längst als Professor in Dänemark lehrt, und, eher pro forma wohl, dem Nestor der akademisch institutionalisierten Semiotik, Thomas A. Sebeok, seinerseits Herausgeber des dreibändigen Encyclopedic Dictionary of Semiotics und als Denkmal hinreichend etabliert. Als der Rezensent Anfang der 90er Jahre neben seinem Lehrstuhl in German Studies an der Indiana University zugleich als Fellow am legendären Research Center of Semiotics in Bloomington arbeitete, beklagte sich dessen Chef gelegentlich, in die editorische Arbeit an diesem Mammutprojekt nicht nach seinem Geschmacke eingebunden zu sein. Sebeok hat seinen Abschluß nicht mehr erleben können; er verstarb im Jahre 2001 mit 81 Jahren hochgeehrt; das Semiotics Research Center Bloomington verlor schnell seinen Rang, sein Werk aber, kaum weniger umfangreich als was 175 Gelehrte aus 25 Ländern zu diesem Handbuch zusammengetragen haben, bleibt ein Meilenstein in der Geschichte semiotischer Forschung. Dies wird man vermutlich auch einmal von diesem Handbuch sagen können, das den Kenntnisstand unserer Zeit über die zeichentheoretischen Grundlagen von Natur und Kultur, so der Untertitel des Werkes, eindrucksvoll dokumentiert. - Die beiden ersten Bände erschienen in schneller Folge 1997 und 1998 und wurden an dieser Stelle im Rahmen einer Besprechung der zugleich erschienenen Handbücher von Winfried Nöth und Paul Bouissac bereits gewürdigt. 2 Deshalb sei hier nur kurz resümiert, worum es in diesen Bänden vor allem ging. Zunächst entfalten die Herausgeber die grundlegende Systematik des Feldes, wobei sie nach einer kurzen Skizze der Anlage des Werkes den Dimensionen der Syntaktik, Semantik und Pragmatik allein schon drei Kapitel von zusammen monographischem Umfang (ca. 250 Seiten) widmen. Der Gegenstand wird dann in zwei systematischen Hinsichten behandelt, nämlich im Hinblick auf die Aspekte der Semiose und die dabei invol- Semiotik por kilo 413 vierten Kanäle, Medien und Codes einerseits und zum andern die Typen der Semiose von der Evolution (Sebeok) über die Biosemiose (v. Uexküll), Zoo- und Anthroposemiose (Schuler, Wuketits) bis zur Ökosemiose (Tembrock). Dann folgt ein gründliches Methodenkapitel (mit Beiträgen u.a. von Jerzy Pelc), bevor im Rest des Bandes tief in die Geschichte der Semiotik eingetaucht wird. Die Namen einiger der Autoren seien hier ganz bewußt nur exemplarisch herausgegriffen, um zu illustrieren, wie prominent die Herausgeber die Stimmen in diesem polyphonen (und übrigens durchgehend zweisprachig geführten) Gespräch zu besetzen vermochten. Umberto Eco schreibt mit gewohnter Souveränität über Geschichte und Historiographie der Semiotik, Aleida Assmann sichtet die generellen Probleme der Erfassung von Zeichenkonzeptionen im Abendland, Marcelo Dascal aus Tel Aviv und der kürzlich verstorbene Klaus Dutz suchen nach dem Beginn einer wissenschaftlichen Semiotik. In drei großen Kapiteln wird dann die Geschichte der abendländischen Semiotik von den Anfängen im keltischen, germanischen und slavischen Altertum über die griechische und römische Antike bis zu den Höhepunkten zeichentheoretischen Denkens im lateinischen Mittelalter nachgezeichnet. Die Lektüre dieser Kapitel sei all jenen Ignoranten - es gibt sie tatsächlich immer noch - eindringlich empfohlen, die Semiotik immer noch für eine wissenschaftliche ‘Modeströmung’ unserer Tage halten, auf deren baldiges Vorübergehen sie glauben hoffen zu dürfen. Der zweite Band setzt die im ersten Band begonnene Geschichte der Semiotik in Einzeldarstellungen fort und beginnt mit dem nächsten (dem IV.) Abschnitt der Geschichte der abendländischen Semiotik, der die Zeit von der Renaissance bis zum frühen 19. Jahrhundert umfaßt. Zeichenkonzeptionen in den verschiedensten Wissenschaftssparten werden hier einander gegenübergestellt, solche der Philosophie und der Ästhetik, der Logik und der Sprachtheorie, der Mathematik und Grammatik, der Rhetorik und Poetik, der Musik und Architektur und Bildenden Kunst, der Medizin und der Naturlehre. Auch nicht-wissenschaftliche Bereiche des Abendlandes haben Zeichenkonzeptionen beigesteuert: die Religion und das Alltagsleben. Der V. Teil dieser Geschichte reicht vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart und schreibt die wissenschaftlichen Sektoren des vorherigen Teils historisch fort, zu denen allerdings die Ökonomie und modernen Naturwissenschaften noch hinzutreten. Von keineswegs nur exotischem Interesse sind die Beiträge zur Geschichte der Semiotik, die fern des Abendlandes sich entwickelt hat, im Alten Orient etwa, oder im Amerika der Antike, in der islamischen Welt ebenso wie im nicht-islamischen Afrika, in Indien und China, Korea und Japan, in Indonesien und den Philippinen, in Ozeanien und den Festlandkulturen Südostasiens. Überall wurden dort Zeichenkonzeptionen entwickelt und keine davon stammt von Peirce oder Saussure: eine streckenweise faszinierende Lektüre. Das zwölfte Kapitel ist den Gegenwartsströmungen der Semiotik gewidmet. Hier nun werden Peirce und Saussure und ihre jeweiligen Nachfolger ausgiebig gewürdigt. Aber auch die semiotischen Implikationen der Arbeiten von Frege oder Wittgenstein, von Karl Bühler und Ernst Cassirer werden in fundierten Artikeln herausgearbeitet. Thure von Uexküll stellt die “Umweltlehre” Jakob von Uexkülls vor, und H. Walter Schmitz bietet eine luzide Geschichte der signifischen Bewegung in den Niederlanden, die bei Bouissac gar nicht vorkommt und bei Nöth (S. 36) nur knappe Erwähnung findet. Überhaupt ist die Nebeneinanderstellung von Darstellungen der zahlreichen für die Entwicklung der zeitgenössischen Semiotik relevanten Strömungen des dahingegangenen 20. Jahrhunderts von großem Gewinn. Phänomenologie und Logischer Empirismus, Konstruktivismus und Oxforder Schule der Ordinary Language Philo- 414 Ernest W.B. Hess-Lüttich sophy, polnische Praxeologie (oder Praxiologie) und dänische Glossematik, Russischer Formalismus und Prager Funktionalismus, die Moskauer Schule und die Tartuer Schule Lotmanns und die Pariser Schule Greimas’ - gerade in der Parallel-Lektüre all dieser Denktraditionen profiliert sich ihr semiotischer Kern. Artikel zu den Positionen von Umberto Eco und Nelson Goodman sowie ein ebenso kenntnisreicher wie nüchtern bilanzierender Beitrag von Peter Rusterholz über die Erträge der poststrukturalistischen Semiotik runden den Band ab. Danach folgen noch rund 20 erlesene Farbtafeln zu einzelnen Einträgen. Der dritte und vierte Band ließen dann etwas auf sich warten. War der zweite Band überwiegend wissenschaftshistorisch orientiert, so setzt der 2003 erschienene dritte Band disziplinsystematisch an und enthält auf seinen über 1000 Seiten nur zwei Kapitel, nämlich das XIII. zur Semiotik im Verhältnis zu andern interdisziplinären Ansätzen und das XIV. zur Semiotik und den Einzelwissenschaften. Den beiden Kapiteln stellt der Hauptherausgeber jeweils eine nützliche Einleitung voran, in deren erster er das Verhältnis zwischen Wissenschaftsdisziplinen und interdisziplinären Ansätzen erörtert, was in Zeiten, in denen von den Wissenschaftlern mehr Interdisziplinarität erwartet und gefordert und zugleich mit Nichtachtung (oder Nichtberufung) bestraft wird, wer damit ernst macht, solide Argumentationshilfen bereitstellt. Die ausgreifende und nach vielen Seiten Anschlußstellen markierende Bestimmung des Spezifischen der Semiotik im Verhältnis und in der Abgrenzung zur Wissenschaftstheorie, zur Systemtheorie, zur Informationstheorie, zur Gestalttheorie, aber auch zur Hermeneutik, zur Psychoanalyse usw. erleichtert es dem Leser, seine eigene Position im Ensemble der Theorien zu definieren. Die Einleitung zum zweiten Kapitel versucht eine semiotische Rekonstruktion der Einzelwissenschaften und setzt damit ein Vorhaben fort, das der Verfasser bereits mit seinem im Zusammenhang mit der Planung des Handbuchs in den 70er Jahren entstandenen Band über die Semiotik in den Einzelwissenschaften begonnen hatte. 3 Das besondere Verdienst diese Kapitels ist, nahezu das gesamte klassische Fächer- und Fakultäten-Spektrum von der Mathematik über die Naturwissenschaften der Physik, Chemie, Biologie, Neurologie, Astronomie und Kosmologie, über die Sozial- und Humanwissenschaften der Anthropologie, Psychologie, Medizin, Soziologie, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Politologie und Publizistik bis hin zu den Kunst- und Geisteswissenschaften der Archäologie, Geschichtswissenschaften, Sprach- und Literaturwissenschaften, Theater-, Musik-, Film- und Kunstwissenschaften, Architektur und Ethnologie und endlich auch Pädagogik und Religionswissenschaft auf seine semiotischen Implikationen, Methoden und Fragestellungen hin abzuklopfen. Natürlich kann jeder, der will, sofort Lücken entdecken. Warum kein Wort zu den Geowissenschaften, zu Ingenieurwissenschaften, Umweltwissenschaften, Technikwissenschaften usw.? Vielleicht war der an einer TU lehrende Herausgeber diesen Feldern zu nah benachbart, um sie aus der Distanz sich zum Gegenstand semiotischen Interesses zu machen? Dennoch wird niemand nach der Lektüre dieser 27 Einzelartikel mehr behaupten können, Semiotik sei eine modische Marotte von ein paar Literarästheten aus Paris und Kalifornien auf postmoderntransitorischer Suche nach Orientierung. Vielmehr betrifft sie im Grundsatz jedes Erkenntnishandeln und jede Verständigung über Sachverhalte mittels Zeichen, einschließlich der Beobachtung von nicht-menschlichen Zeichenprozessen. Wer daher die Philosophie vermißt im Gänsemarsch der Disziplinen, tröste sich mit dem Handbuch insgesamt: sie durchzieht es als roter Faden vom Anfang bis zum Ende, mit großen Schwerpunkten in den zahlreichen historischen Kapiteln des ersten und des zweiten Teilbandes. Semiotik por kilo 415 Gegenüber diesen ziegelsteingroßen-kiloschweren ersten drei Bänden wirkt der vierte mit seinen 550 Seiten fast schmal. Er erschien 2004 und enthält so etwas wie einen Restekorb, der sozusagen ‘Sonstiges’ bietet, ein Allerlei von irgendwie auch noch Interessantem, versammelt im XV. Kapitel unter dem zutreffend-allgemeinen Titel “Ausgewählte Gegenstände der Semiotik”. In diese Auswahl geschafft haben es Artikel etwa zur Mantik und Futurologie, zum Sport und zur Gerontologie, zum Tourismus und zu Körpersignalen, zu Piktogrammen und Chiffren, zur Kryptologie und Sprachplanung, auch zur extraterrestrischen Kommunikation und der zwischen Lebewesen verschiedener biologischer Arten. Paul Bouissac, selber Herausgeber einer gewichtigen semiotischen Enzyklopädie (s.o. Anm. 1), hat die Erkenntnisse über “Interspecific Communication” beigesteuert, Umberto Eco lieferte Erstaunliches über “Fälschungen” ab. Ach ja, und auch der früh bestellte Beitrag des Rezensenten über “Multimediale Kommunikation” kam hier unter, ergänzt um ein Nachwort von Dagmar Schmauks zu deren neuesten Entwicklungen. Gloria Withalm, über viele Jahre Seele der IASS (= Int’l Association for Semiotic Studies), der der Hauptherausgeber über ebenso viele Jahre präsidierte, gibt im Anhang einen Überblick über semiotische Organisationen und Institutionen sowie über semiotische Nachschlagewerke und Fachzeitschriften. Weltverbände von Rang wie die IASS, aber auch ein längst verstummter Berner Gesprächskreis Semiotik, den der Rezensent einst ins Leben rief, findet sich hier getreulich verzeichnet, unter der Anschrift des Altersruhesitzes eines verdienten Kollegen. Erstaunlich lang auch die Liste der Zeitschriften und Buchreihen, manch verdienstvolles Unterfangen darunter, aber längst versunken, andere “in full flesh” wie diese Zeitschrift, was den Rezensenten als deren Mitherausgeber natürlich erfreut. Eine wirklich nützliche (wenn auch im Einzelfall nicht immer zuverlässige und zu überprüfende) Fleißarbeit stellen diese fast 100 S. starken Anhänge dar, gefolgt von gut 150 S. Register. Man fragt sich angesichts der eindrucksvollen Fülle lokaler und weltumspannender Aktivitäten in Sachen Semiotik nur, warum es bis heute so wenige Lehrstühle für das Forschungsfeld aus eigenem Recht gibt? Warum müssen alle, die es beackern wollen, sich mit klassischen Disziplin-Etiketten tarnen? Warum rühmen sich die neuerdings so machtvollen Rektoren unserer Elite-Universitäten nicht längst der Etablierung fakultätsübergreifender semiotischer Forschungszentren? Warum haben Stiftungen der Wissenschaftsförderung keine kompetenten Gutachter für das Gebiet, warum die Akademien der Länder keine semiotischen Mitglieder und Projekte? Aber das ist eine andere Geschichte. Literatur Bouissac, Paul (ed.) 1998: Encyclopedia of Semiotics, New York/ Oxford: Oxford University Press Nöth, Winfried 1990: Handbook of Semiotics, Bloomington: Indiana University Press Nöth Winfried 2000: Handbuch der Semiotik, 2. Aufl., Stuttgart/ Weimar: Metzler Posner, Roland & Hans-Peter Reinecke (eds.) 1978: Zeichenprozesse. Semiotische Forschung in den Einzelwissenschaften, Wiesbaden: Athenaion Posner, Roland et al. (eds.) 1997-2004: Semiotik/ Semiotics. Ein Handbuch zu den zeichentheoretischen Grundlagen von Natur und Kultur / A Handbook on the Sign-Theoretic Foundations of Nature and Culture, 4 Teilbände, Berlin / New York: de Gruyter Sebeok, T.A. (ed.) 1986: Encyclopedic Dictionary of Semiotics, 3 vols., Berlin: Mouton de Gruyter 416 Ernest W.B. Hess-Lüttich Anmerkungen 1 Roland Posner, Klaus Robering & Thomas A. Sebeok (eds.) 1997-2004: Semiotik/ Semiotics. Ein Handbuch zu den zeichentheoretischen Grundlagen von Natur und Kultur/ A Handbook on the Sign-Theoretic Foundations of Nature and Culture (= HSK 13), 4 Teilbände , Berlin/ New York: de Gruyter, 3878 + 82 S. u. 45 Tafeln, ISBN 3-11-0/ 5661-X 2 Paul Bouissac (ed.) 1998: Encyclopedia of Semiotics, Oxford / New York: Oxford University Press; Winfried Nöth 2000: Handbuch der Semiotik, Stuttgart / Weimar: Metzler; cf. Ernest W.B. Hess-Lüttich 2002: “Semiotische Bilanzen”, in: K ODIKAS / C ODE . An International Journal of Semiotics 23.1-2 (2002): 143- 150 3 Roland Posner & Hans-Peter Reinecke (eds.) 1978: Zeichenprozesse. Semiotische Forschung in den Einzelwissenschaften, Wiesbaden: Athenaion
