eJournals Kodikas/Code 31/1-2

Kodikas/Code
kod
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
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2008
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Micha Brumlik: Schrift, Wort und Ikone. Wege aus dem Bilderverbot. 2., uberarbeitete Auflage. Philo Verlag, Hamburg 2006, 149 Seiten, 18,00 €

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2008
Markus Meßling
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Reviews 164 sation des langues et par ricochet une parfaite entente mondiale, il n’en demeure pas moins que ces langues soient influencées par les espaces qui les accueillent. En définitive, parler la même langue ne revient pas à dire qu’on ait le même langage. Conclusion Les “origines du langage” trouvent leur fondement dans l’histoire de l’Humanité et se trouvent ainsi liées à l’apparition de la première langue. Sur ce sujet, plusieurs légendes et mythes rivalisent. Notre tentative a été de montrer que tout tend à privilégier les origines bibliques de la vie sur terre et de faire du langage un don divin avec une marge de liberté attribuée aux humains. Mais à partir du moment où le religieux demeure toujours quelque chose de dogmatique, il va s’en dire que rechercher l’Origine du langage ne sera rien d’autre qu’une entreprise chimérique. C’est pourquoi il faut revenir au titre de l’ouvrage pour prôner la pluralité de “non-donnés” pour expliquer la seule réalité que représente le langage, car comme le dit Wolfgang Iser: “Il faut du non-donné pour comprendre le donné, du symbole pour avoir accès aux donnés empiriques.”. En privilégiant la pluralité, l’ouvrage laisse valoir cette boutade avec laquelle il convient de clore tout commentaire: “A chacun sa vérité! ”. Notes 1 Malgré sa rédaction qui se situe longtemps après des mythes grecs, des écrits philosophiques antiques etc., la Bible ne relate pas moins d’histoires et d’événements se déroulant bien avant ceux-ci. 2 Cette opinion s’insurge contre l’idée selon laquelle l’absence de mots abstraits de certaines langues témoigne du manque de raisonnement chez ces peuples-là. Ignace Djama Allaba (Bern) Micha Brumlik: Schrift, Wort und Ikone. Wege aus dem Bilderverbot. 2., überarbeitete Auflage. Philo Verlag, Hamburg 2006, 149 Seiten, 18,00 . Verfahren der Kulturgenese Micha Brumlik eröffnet kulturgeschichtliche Wege aus dem Bilderverbot Vielleicht ist es sogar gut, dass der Verlag den geplanten Auslieferungstermin von Micha Brumliks Buch im Sommer 2006 nicht einhalten konnte. Denn die besonnene Stimme des dünnen Bändchens wäre im medialen Getöse des weltweiten Streits um die Mohammed-Karrikaturen vermutlich untergegangen. Brumlik vertritt in dem Text die These, dass Kulturen und ihr Selbstverständnis wesentlich im Modus ihrer Reflexion angelegt sind: “Je nachdem, ob sich eine Kultur im Modus der Rede und Wechselrede, des Lesens und Schreibens oder des Bildens und Schauens versteht, wird sich ihre Haltung zu Zeit und Geschichte, zu Sinn und Moral sowie zu ihren Gottes- und Menschenbildern ausprägen.” Hierin liegt die eigentliche Sprengkraft des Bilderverbots. Vor diesem Hintergrund ist es aber umso bedauerlicher, dass der Publikationsdruck, der wohl dem Versuch politischer Aktualität geschuldet war, nicht die Zeit für ein Kapitel zum Bilderverbot im Islam gelassen hat. So bleibt mit Erscheinen der zweiten schon gleich das Desiderat einer dritten, vervollständigten Auflage. Trotz dieser Leerstelle ist Micha Brumliks Buch aber von politischer Relevanz. Nicht nur, weil es die kulturgeschichtliche Tiefe des biblischen Bilderverbots darstellt, sondern vor allem, weil es deutlich macht, wie produktiv das Denken war, das daraus hervorgegangen ist. Die Überzeugung von der Undarstellbarkeit Gottes war keine geistige Sackgasse, sondern eher ein Ausgangspunkt, von dem aus sich das griechische, christliche und jüdische Denken entwickelt und je spezifische Wege aus der Bilderlosigkeit gefunden haben. Dies verdeutlicht Brumlik an der jüdischen Tradition, oder besser gesagt: an seiner eigenen jüdischen Traditionsbildung. Denn Brumliks Blick ist von der Philosophie Emmanuel Lévinas’ und der Grammatologie Jacques Derridas geprägt und entfaltet das Judentum von der tal- Reviews 165 mudischen Tradition über die antike jüdische Gelehrtheit insbesondere Philo von Alexandriens sowie Abraham Abulafias kabbalistische Mystik hin zu Lévinas’ Ethik des Antlitzes als eine “Lebensform der Schrift”. Gemeint ist damit eine Hermeneutik, die von einer ursprünglichen Abwesenheit Gottes ausgeht, die in dessen Bildlosigkeit repräsentiert ist und den Menschen zur Interpretation der Weisung, zur Auslegung der Schrift ermächtigt. Insofern sei “das Denken des rabbinischen Judentums weniger als Geschichtsdenken und Messianismus denn als Ethik und Lehre kommunaler Freiheit” zu verstehen. Einerseits legt Micha Brumlik mit dieser Perspektivierung jüdische Grundlagen eines postmodernen Denkens dar, das Jacques Derrida in seiner Lektüre von Franz Kafkas Parabel “Vor dem Gesetz” entfaltet hat: Der Mensch kann nicht ‘in’ Gottes Gesetz sein, er kann sich ihm nur stets annähern, er ist verurteilt zur Freiheit. Andererseits ist Brumliks Interpretation der jüdischen Tradition so sehr von Derridas schriftbasierter Dekonstruktion inspiriert, dass sie wohl kaum von orthodoxen jüdischen Gesetzesdenkern geteilt würde. Wenn die schrifttypologischen Bemerkungen des Autors zu den ägyptischen Hieroglyphen (die sich nicht “in einer vereinfachten Abbildrelation unmittelbar auf die Welt beziehen”) problematisch sind, so ist sein Verweis auf die Buchstabenschrift für die Entstehung des jüdischen Monotheismus doch zentral. Während Jan Assmann in seinem Buch Moses der Ägypter (1998) vor allem den Vorwurf der Idolatrie, des Götzenkultes, gegen die äußerlich bildhaften Hieroglyphen als Moment jüdischer Identität betont hat, so hebt Micha Brumlik hervor, dass ein Konzept des Schreibens des Nicht-Bildhaften, Abwesenden überhaupt erst durch die Entstehung der nordsemitischen Konsonantenschriften im 17. Jahrhundert v. Chr. möglich wurde. Hier zeigt sich im Konkreten Brumliks Konzeption menschlicher Modi, die nicht Ausdruck eines Denkens, sondern symbolische Formen sind, die diesen Ausdruck, also Kultur, erst ermöglichen. In der Festschreibung einer Kultur auf ein generatives Verfahren läge natürlich eine unvorstellbare Essentialisierung. Man denke etwa an Ernest Renans Vorstellung von der “semitischen Sprachrasse”, in der das monotheistische Denken und die arabisch-jüdische Gesetzeskultur - letztlich ein ganzer Kulturkreis - auf die Struktur weitgehend vokalloser Schriften zurückgeführt werden. Doch dieser Gefahr sitzt Brumlik gleich in mehrfacher Hinsicht nicht auf. So zeigt er, dass die Durchsetzung des lange umstrittenen Bilderverbots einhergeht mit der politischen und kultischen Zentralisierung des israelischen Königreichs und erst im 4. Jahrhundert v. Chr., nach dem babylonischen Exil, als Judentum kodifiziert wurde. Ähnlich verhält es sich im Christentum, das sowohl das griechisch-platonische als auch das jüdisch-religiöse Konzept der Nicht-Darstellbarkeit Gottes beerbt hat. Brumlik erzählt in einer guten Darstellung den byzantinischen Streit zwischen Ikonoklasten und Befürwortern einer volksnah-pädogischen Bilderkultur. Im Kern der von Konzil zu Konzil ausgetragenen Streitigkeiten stand die Frage nach der Natur Jesu. Erst spät, im 8. Jahrhundert n. Chr., setzten sich die Befürworter der Bildhaftigkeit und damit die Lehre von der Fleischwerdung des Wortes durch. Die Problematik des Bilderverbots zeigt sich in der Geschichte des Judentums wie des Christentums also als identitäres Ringen und als Geschichte ständiger Durchdringung. Das exemplifiziert Baruch de Spinoza, der Bild und Schrift gleichermaßen geschmäht und die Vorstellung eines in einer “Geistchristologie” erfahrenen “unmittelbaren Gottes” entwickelt hat. In dieser Erkenntnis liegt die größte politische Tragweite des Buchs. Deshalb ist es bedauerlich, dass der Autor bisweilen doch auf die zu einfache Opposition zwischen christlichem Logozentrismus und jüdischer Schriftkultur, zwischen philosophischer Subjektzentriertheit und einem jüdischen Denken des Anderen zurückgreift. Reibungsvolle Lektüren etwa des Herderschen Hörens auf die Welt oder der dialogischen Erkenntnistheorie Wilhelm von Humboldts, die bereits auf den Anderen und damit in Richtung einer Ethik des Antlitzes weisen, hätten durchaus aufschlussreich sein können. Dennoch ist Micha Brumliks Büchlein eine sehr lesenswerte Befragung unserer kulturellen Grundlagen. Markus Meßling (Paris)