Kodikas/Code
kod
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2008
313-4
Arnold Groh (Hrsg.): Was ist Zeit? Beleuchtungen eines alltäglichen Phänomens. Berlin: Weidler 2008. 223 S., 30,00 €, ISBN 978-3-89693-513-7
121
2008
Dagmar Schmauks
kod313-40351
Sprache und Politik 351 englische ‘Qualitätspresse’ zu einem kritischen Diskursereignis wie dem des Kriegsbeginns im Irak verhält (S. 148-167). Die Autorinnen zeigen unterschiedliche Akzeptanzwerbepraktiken auf in den Leitartikeln der beiden Tageszeitungen The Independent und The Times; dabei finden sie in den Leitartikeln der Times eine ziemlich einfach strukturierte Argumentation zur Akzeptanzwerbung für den Irakkrieg, die sich erkennbar an der von Bush und Blair orientiert. Im Independent werde demgegenüber komplexer und gegenüber dem US-amerikanischen Kurs kritischer argumentiert, was die Autorinnen nach Quellen und Qualitäten der Artikel in der Times fragen läßt. Ins orthographisch-semiotische Detail der journalistischen Möglichkeiten, eigene Meinungen zu artikulieren, geht Andrea Lehr mit ihrem Beitrag (S. 168-195). Sie befaßt sich mit der Funktion doppelter Anführungszeichen für die journalistische Einstellungsbekundung in politischen Pressetexten, die dem Ermessen des Berichterstatters unterliegen (cf. Kamps 2006: 127). Doppelte Anführungszeichen haben entweder Zitatfunktion, indem sie Aussagen von dritten als solche kennzeichnen, oder modalisierende Funktion, mit der die Einstellung des Journalisten zum Ausdruck kommt. Häufig sind beide Funktionen nicht zu trennen, da die Kennzeichnung des Geschriebenen als Aussage eines Dritten bewußt (oft auch unbewußt) Distanz zwischen die Aussage und die Position des Journalisten bringt und damit auch modalisierende Funktionen übernehmen kann. Ein Beitrag von Anita Fetzer über das politische Interview im britischen Fernsehen rundet den Band ab (S. 196-211). Zur genaueren Untersuchung dieses Genres erstellt sie ein Modell der Öffentlichkeitsbedingungen des politischen Interviews, in dem der Interviewer, der Interviewte und das Publikum in einem triadischen Interaktionsverhältnis zueinander stehen. Inwiefern die Mehrfachadressiertheit und der Inszenierungscharakter auf die Interaktion einwirken, ist an Medienreferenzen zu erkennen, mit denen beide Interviewpartner in verschiedenen Abschnitten des Gespräches auf die mediale Situation verweisen. Interessant dabei ist besonders die Feststellung der nicht prototypischen Referenzen in dem Teil des Interviews, in dem das Ansprechen von Publikum und Medium dazu dient, den Interviewpartner in die gewünschte Richtung zu lotsen. Entsprechende Strategien werden sowohl vom Interviewer als auch von Interviewten verwendet. Die Lektüre des Bandes macht erst richtig bewußt, was man immer schon geahnt zu haben glaubt, nämlich mit welch differenzierten sprachlichen Strategien Personen des politischen Geschehens zu kommunizieren verstehen und wie gezielt solche Strategien auch zur Manipulation und zur Durchsetzung zumeist spezifischer Interessen eingesetzt werden. Zugleich wird aber trotz der hilfreichen Einführung durch die Editoren auch deutlich, daß die oft dem einzelnen Exempel verhafteten Beiträge durch eine stärkere theoretische Fundierung noch einen festeren Boden gewinnen könnten für das Studium der Fallstricke politischer Kommunikation. Anmerkungen 1 Burkhardt, Armin & Kornelia Pape (eds.) 2003: Politik, Sprache, Glaubwürdigkeit. Linguistik des politischen Skandals, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. 2 Girnth, Heiko & Constanze Spieß (eds.) 2006: Strategien politischer Kommunikation. Pragmatische Analysen (= Philologische Studien und Quellen 200), Berlin: Erich Schmidt. Ernest W.B. Hess-Lüttich 352 Literatur Burkhardt, Armin 1996: “Politolinguistik. Versuch einer Ortsbestimmung”, in: Josef Klein & Hajo Diekmannshenke (eds.) 1996: Sprachstrategien und Dialogblockaden. Linguistische und politikwissenschaftliche Studien zur politischen Kommunikation, Berlin / New York: de Gruyter, 75-100 Burkhardt, Armin 2002: “Politische Sprache. Ansätze und Methoden ihrer Analyse und Kritik”, in: Jürgen Spitzmüller et al. (eds.) 2002: Streitfall Sprache, Bremen: Hempen, 75-114 Burkhardt, Armin & Kornelia Pape (eds.) 2003: Politik, Sprache, Glaubwürdigkeit. Linguistik des politischen Skandals, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag Dieckmann, Walther 1975: Sprache in der Politik. Einführung in die Pragmatik und Semantik der politischen Sprache, Heidelberg: Winter Girnth, Heiko 2002: Sprache und Sprachverwendung in der Politik. Eine Einführung in die linguistische Analyse öffentlich-politischer Kommunikation (= Germanistische Arbeitshefte 39), Tübingen: Niemeyer Girnth, Heiko & Constanze Spieß (eds.) 2006: Strategien politischer Kommunikation. Pragmatische Analysen (= Philologische Studien und Quellen 200), Berlin: Erich Schmidt Hermanns, Fritz & Werner Holly 2007: “Linguistische Hermeneutik. Versuch eines Anfangs”, in: Fritz Hermanns & Werner Holly (eds.): Linguistische Hermeneutik. Theorie und Praxis des Verstehens und Interpretierens Tübingen: Niemeyer, 1-4 Hess-Lüttich, Ernest W.B. 2008: “Sprache und Recht. Neue Studien zur Rechtskommunikation”, in: Kodikas/ Code. Ars semeiotica. An International Journal of Semiotics 31.1-2 (2008): 233-237 Kamps, Klaus 2006: “Regierung, Partei, Medien. Meinungsfindung in der ‘Mediengesellschaft’”, in: Klaus Kamps & Jörg-Uwe Nieland (eds.) 2006: Regieren und Kommunikation. Meinungsbildung, Entscheidungsfindung und gouvernementales Kommunikationsmanagement - Trends, Vergleiche, Perspektiven, Köln: von Halem, 110-138 Kilian, Jörg 1994: “Sprache in der Politik. Ein einführender Überblick”, in: Praxis Deutsch 21/ 125 (1994): 4-10 Roth, Kersten Sven 2004: Politische Sprachberatung als Symbiose von Linguistik und Sprachkritik. Zu Theorie und Praxis einer kooperativ-kritischen Sprachwissenschaft (= Reihe Germanistische Linguistik 249), Tübingen: Niemeyer Review Articles Ja oder nein? Schweizer Abstimmung Stöckl Lt. prot.xls sollte auch noch o.g. Beitrag gesetzt werden. Wo befindet sich dieser Beitrag? K O D I K A S / C O D E Ars Semeiotica Volume 31 (2008) No. 3 - 4 Gunter Narr Verlag Tübingen Erik Heijerman 354 mir fehlt da etwas? ? ? B.N.