eJournals Kodikas/Code 41/3-4

Kodikas/Code
kod
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2018
413-4

Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung - Semiotische Fundamente der Kommunikationswissenschaft

121
2018
Henrik Dindas
kod413-40197
K O D I K A S / C O D E Volume 41 (2018) · No. 3 - 4 Gunter Narr Verlag Tübingen Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung - Semiotische Fundamente der Kommunikationswissenschaft 1 / Communication Models, Signs and “ Verzeichnung ” - Semiotic Foundations of Communication Studies Henrik Dindas (FOM Essen) Abstract: Communication science deals with any informational contact between humans, animals or even machines. Many popular (so-called) communication theories begin their studies with the identification of signals and thus with the clarification of where they came from and under which conditions they were produced by a sender system. However, interpersonal communication does not only imply an activity of a sender in the sense of a mere illustration, but rather a fictional creation based on an intelligible correlation to reality. Thus, communication as a sign-based co-orientation can only be described as a social and hence supra-individual event of specific structure, which is realized and dynamized in interweavings of time, space, semiotic resources, concrete actors and competencies, as well as explicit and implicit normative structures of social fields of practice. All human perceiving, thinking and recognizing is always perceiving, thinking and recognizing in signs. The aim of this paper is therefore to illuminate the research object of communication from the models of information, communication and sign theory and to distinguish communication from non-communication, thus enabling a differentiation of specific forms of communication. Keywords: Semiotics, Karl Bühler, Charles Sanders Peirce, Language, Imateriality, Communication, Signs / Semiotik, Karl Bühler, Charles Sanders Peirce, Sprache, Immaterialität, Kommunikation, Zeichen 1 Einleitung und Zielsetzung Wir wissen viel über Kommunikation, ohne aber so recht zu wissen, was wir wissen, denn was fehlt ist eine kontinuierliche Diskussion kommunikationswissenschaftlicher Theoriebildung, Theorieprüfung und Methodenreflexion (vgl. Rühl 2018: 3). Wie es der 1 Der vorliegende Beitrag ist eine gebündelte und überarbeitete Fassung der unter dem Titel Gelingen und Scheitern zwischenmenschlicher Kommunikation: Semiotische Analyse von Kommunikationsmodellen am Beispiel des Werks von Samuel Beckett von Henrik Dindas (2017) erschienenen Publikation. Kommunikationswissenschaftler Friedrich Krotz von seiner Disziplin konstatiert, hat sich “ die sozialwissenschaftlich orientierte Kommunikationswissenschaft [. . .] in den letzten Jahren viel zu sehr auf einen zu engen Kommunikationsbegriff konzentriert ” (Krotz 2008: 127). In einer Vielzahl aktueller Publikationen wird nach wie vor die Frage diskutiert, ob es außer dem Kernbereich der öffentlichen Kommunikation und seiner Bedeutung für die Formen des menschlichen Zusammenlebens tatsächlich noch “ andere, gleichwertige Fragen für sie geben kann ” (Krotz 2008: 127). So sehen beispielsweise die aus der Zeitungswissenschaft hervorgegangene Fachrichtung und gleichsam das Programm der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft im Fokus des Fachs die Aufklärung indirekter, durch Massenmedien vermittelter, öffentlicher Kommunikation (vgl. Gries 2008: 48). Immer noch bilden die damit verbundenen Produktions-, Verarbeitungs- und Rezeptionsprozesse den Mittelpunkt des Fachinteresses und die klassischen Medien genießen demzufolge besondere Aufmerksamkeit. Damit einhergehend wird die reine interpersonale Kommunikation als Basisphänomen höchstens insoweit fokussiert, als diese an öffentliche Kommunikationsprozesse gebunden wird. Schon bei Gottfried Wilhelm Leibniz findet sich eine nachdrückliche Erinnerung daran, dass “ die Worte nicht nur der Gedanken, sondern auch der Dinge Zeichen seien, und dass wir Zeichen nötig haben, nicht nur unsere Meinung anderen anzudeuten, sondern auch unseren Gedanken selbst zu helfen ” (Leibniz in Hartmann 2000: 117). Ein Zeichen ist dabei als ein Glied in der Kette der Kommunikation oder aber als Element eines Regelkreises zu verstehen, im Sinne einer sinnzuschreibenden Vermittlungsinstanz. In diesem Zusammenhang befasst sich die Kommunikationswissenschaft mit jeglichem informationellen Kontakt zwischen Menschen, Tieren oder auch Maschinen. Ein solcher in seiner Globalität bedenklich weite Begriff hat jedoch solange als unbrauchbar zu gelten, wie nicht alle in ihm beinhalteten spezifischen Parameter benannt sind, Kommunikation von Nicht-Kommunikation zu unterscheiden und damit erst eine Differenzierung spezifischer Kommunikationsformen zu ermöglichen (vgl. Eschbach 1980: 42). Somit soll in dem vorliegenden Beitrag der Grundsatz gelten, dass der Mensch ohne die Vermittlung von Zeichen, welcher Art auch immer, zur Erledigung seiner vielfältigen sozialen Aufgaben und Verpflichtungen nicht im Stande ist. Dies hat zur Folge, dass der Mensch tagtäglich mit einem relativ wirkmächtigen Zeicheninventar hantiert, welches sich nachhaltig in dessen Art und Weise manifestiert, Ordnung in die Dinge zu bringen. Für eine begriffliche Gegenstandsbestimmung ist hierbei leitend, dass Kommunikation als zeichenbasierte Koorientierung selbst nur als soziales und damit überindividuelles Ereignis spezifischer Struktur beschreibbar ist, das sich in Verflechtungen der Zeit, des Raums, semiotischer Ressourcen, konkreter Akteure und Kompetenzen sowie expliziten und impliziten normativen Strukturen gesellschaftlicher Praxisfelder und gegebenenfalls digitaler Technologien realisiert und dynamisiert (vgl. Kolb-Albers 2020: 57). All unser menschliches Wahrnehmen, Denken und Erkennen ist stets ein Wahrnehmen, Denken und Erkennen in Zeichen. Immer dann, wenn etwas vorgeführt wird, führt dies zu einem Vergleichsprozess, respektive Verzeichnungsprozess, mit bereits Bekanntem oder aber der Feststellung, dass es sich bei dem Vorgeführten um etwas Neues, noch Unbekanntes handelt. Wir Menschen sind stets von Zeichen umgeben und verzeichnen unsere eigene Welt. Dies geschieht bewusst und unbewusst, beziehungsweise aktiv und passiv, abglei- 198 Henrik Dindas (FOM Essen) chend mit den Erfahrungen und Weltanschauungen. Folglich unterliegt die Bedeutung eines Zeichens in einer ununterbrochenen Interpretantenrelation einem ständigen Wandel. Im Sinne eines “ Verzeichnens ” (Eschbach 2003: 374) der menschlichen Wirklichkeit hat somit die Bedingung zu gelten, dass die Objektkonstitution nicht voraussetzungslos, sondern in einem diakritischen Prozess stattfindet. Dies bedeutet also, dass wenn wir neue Dinge erschließen, dies in ständiger Abgrenzung von bereits früher erzielten Objektivationen vollziehen. Dabei sortiert unser Gehirn stets und beständig die Reize, die auf welche Art und Weise auch immer auf uns einwirken. Nicht jedes Moment findet dabei Eingang in unsere Objektkonstitution, sondern nur dasjenige, was für unsere aktuellen Handlungsgewohnheiten eine Relevanz aufweist. Unter dieser Prämisse wird deutlich, dass in einer solchen Betrachtungsweise nur das ein Zeichen ist und sein kann, was als Zeichen interpretiert wird. So einfach und redundant dies auch klingen mag, so weitreichend sind die Folgen dieser Forderung, was im vorliegenden Beitrag dargelegt werden soll. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es folglich, den Forschungsgegenstand Kommunikation aus den dargelegten Modellen zu beleuchten und diese in Einklang mit einem aus den Gemeinsamkeiten der Modelle resultierenden Semiotik-Verständnis zu generieren. Damit gilt es forschungsstrategisch gedacht, derartige “ symbolische Sinnwelten ” ganz im Verständnis der beiden Soziologen Peter L. Berger und Thomas Luckmann (vgl. Berger & Luckmann 1969) dort zu ergründen, “ wo die Sinn- und Symboldimensionen besonders offensichtlich sind ” (Mergel in Gries 2008: 52). Semiotik soll in diesem Zusammenhang und in weiterer Betrachtung im Sinne Achim Eschbachs aufgefasst werden: Semiotik als Wissenschaft von den Zeichen befaßt sich mit der Konstitution, Funktion und Analyse von Zeichen im sozialen Kontext. Soziale Handlungssysteme, d. h. Erkenntnis- und Interaktionssysteme, die auf der notwendigen Anwesenheit von Zeichen beruhen, werden semiotische Systeme genannt. Charakteristischer Untersuchungsgegenstand der Zeichentheorie sind Zeichen- und Bedeutungssituationen, in denen ein Zeichenbenutzer etwas als Zeichen für irgendetwas anderes begründet, auffaßt und mitteilt (Eschbach 1979: 9). Die Wahl der Semiotik als übergeordnete Wissenschaft ist damit zu begründen, dass die Semiotik als ein wichtiger Grundbaustein aller Wissenschaften zu gelten hat. Um diesem Axiom Folge zu leisten, soll in dem vorliegenden Beitrag stets der Grundsatz gelten, dass es eine nicht durch Zeichen vermittelte Kommunikation weder in theoretischer noch in praktischer Hinsicht geben kann (vgl. Eschbach 2003: 372) und folglich die Kommunikationswissenschaft als zeichentheoretische Wissenschaft angegangen werden soll. Nicht erst seit der Formulierung einer Zeichentheorie im eigentlichen Sinne gibt es Untersuchungen zu der Konstitution und Funktion von Zeichen. Ähnlich wie die Lehre von den Krankheitssymptomen schon einen signifikanten Beitrag in der klassischen griechischen Medizin leistete, basieren die platonischen und aristotelischen sprach-philosophischen Reflexionen an wesentlichen Basis-Elementen auf zeichentheoretischen Argumenten. So kann beispielsweise die stoische Logik bereits zu weiten Teilen als eine Logik der Zeichen begriffen werden (vgl. Eschbach 1980: 43), auch wenn diese Tatsache mitnichten zur Folge hat, dass jeder Theoretiker, der den Terminus “ Zeichen ” in seinen Ausführungen verwendet, rückwirkend als Semiotiker zu bestimmen gilt, zumal eine derartige retrospektive Zuordnung zu dem Ergebnis führen würde, dass “ nahezu die gesamte Sprach- und Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 199 Philosophiegeschichte als Geschichte der Semiotik zu betrachten ” (Eschbach 1980: 43) wäre. Folglich bildet die Semiotik, als die Wissenschaft von Zeichen, einen ausschlaggebenden und entscheidenden Teil der kommunikationswissenschaftlichen Forschung, da beide Arbeitsbereiche und Gegenstände maßgebliche Berührungspunkte aufweisen. Seit Charles Morris im Jahr 1946 davon sprach, dass “ die Geschichte der Semiotik als ganzes noch zu schreiben bleibt “ , sind zwar viele Kapitel zu den einzelnen Epochen dieser Geschichte erarbeitet worden, aber eine umfassende Einordnung der Semiotik von ihren Anfängen bis heute liegt immer noch nicht vor (vgl. Nöth 2000: 1). Als Verfahren soll zunächst ein Schwerpunkt auf die Herleitung und Erarbeitung informations-, kommunikations- und zeichentheoretischer Grundlagen gelegt werden, bevor diese Modelle schließlich durch die Ausführungen und Konzepte von Charles Sanders Peirce sowie Karl Bühlers zeichentheoretische Überlegungen vergleichend gegenübergestellt werden sollen. Eine solche zeichentheoretische Herangehensweise ist erforderlich, um zwischenmenschliche Kommunikation überhaupt erst zu verstehen. Nur sie bietet einen ganzheitlichen Ansatz, der eine Verbindung von Bildern, Sehen, Erfahren und Sprache detailliert aufzeigen kann. 2 Die Bedeutung von Zeichen Der vorliegende Beitrag versucht somit darzulegen, dass es Kommunikation in zwei grundlegenden Funktionen zu verstehen gilt: In einer repräsentationalen und einer seinskonstituierenden. Die Repräsentation von Wirklichkeit in der Darstellung bedingt, dass die Darstellung für eine Wirklichkeit steht, sie einem rezipierenden Bewusstsein vermittelt und zugleich etwas über diese Wirklichkeit aussagt. Somit hat Repräsentation eine vermittelnde und zudem eine aufzeigende Funktion, indem die dargestellte Wirklichkeit als solche explizit gemacht wird. Diese dargestellte Wirklichkeit verdoppelt dabei nicht reale Wirklichkeit, sondern steht in einer bestimmten Weise für sie und macht sie zugleich im künstlerischen Medium explizit. Ganz im Sinne von Charles Sanders Peirce semiotisch-relationslogischer Beschreibung, macht dieses Für-etwas-Stehen und zugleich die Aussage über dieses, das repräsentationale Moment der Kommunikation aus (vgl. Feldmann 1988: 18). Diese Repräsentation funktioniert jedoch nur, wenn das Zeichen vermittels eines Interpretanten zugleich etwas darüber aussagt und explizit macht. Somit ist es von fundamentaler Bedeutung, eine Betrachtung der Kommunikationstheorien mit einer Vertiefung der geschichtlichen Konzepte zu beginnen und von diesen als Basis ausgehend, weitere Überlegungen anzuschließen. Aristoteles entwickelte beispielsweise keine als selbständige Wissenschaft abgegrenzte Kunstphilosophie, sondern ein Konzept der künstlerischen Mimesis, welches über den Bereich der Dichtung weit hinausgeht. Viele (vermeintlich) kommunikationswissenschaftliche Theorien, wie beispielsweise Schulz von Thuns Kommunikationsquadrat, beginnen ihre Studien mit der Identifizierung von Signalen und damit einhergehend mit der Klärung, woher diese kamen und unter welchen Bedingungen sie von einem Sender-System produziert wurden. Dabei werden jedoch Fragen nach dem Adressaten der Signale oder aber Fragen bezüglich der Umstände, unter welchen das Empfänger-System mit welchen Konsequenzen auf diese Signale 200 Henrik Dindas (FOM Essen) reagiert, in der Regel gar nicht erst oder erst anschließend an die zuvor dargestellte Kommunikationshandlung geklärt (vgl. Todt & Kipper 2003: 31). Zwischenmenschliche Kommunikation impliziert aber nicht nur eine Tätigkeit eines Senders im Sinne einer bloßen Abbildung, sondern vielmehr eine fiktionale Gestaltung aufgrund einer verständlichen Korrelation zur Wirklichkeit. Sie umschließt den Raum menschlicher Erfahrung und Einbildungskraft. Die seinskonstruierende Funktion von Kommunikation bringt Wirklichkeit als eine neue hervor und macht die eigentliche ästhetische Potenz aus. Dabei lassen sich diese beiden Funktionen nicht trennen, da sie wesensmäßig zusammengehören. Wirklichkeit setzt immer auch die Aneignung vorgegebener Wirklichkeit und repräsentationale Bezugnahme auf Wirklichkeit voraus. Erst Kommunikation bedingt Erkennen und Verstehen. So ist Kommunikation nicht einfach nur mit dem Begriff der Übermittlung von Signalen gleichzusetzen. Gegenstände der Kommunikation schließen nicht bloß das Wirkliche oder Gegenständliche - ob gegenwärtig oder vergangen - ein, sondern auch “ die Dinge [. . .], wie man sagt, die seien, und wie sie zu sein scheinen ” und die Dinge, “ wie sie sein sollten ” (Aristoteles in Buchheim 2003: XX). Somit umgreift zwischenmenschliche Kommunikation den gesamten Raum der menschlichen Erfahrung und Einbildungskraft und sie besteht als Zeichen eines Impulses, die Wirklichkeit zu verstehen. Im Mittelpunkt einer ihren Untersuchungsgegenstand so begreifenden semiotischen Kommunikationsforschung steht ein Verständnis von “ Kommunikation ” als einer spezifischen, komplexen Form sozialer Praxis, deren strukturelle und funktionale Merkmale sich weder allein mit einem Verweis auf kognitive Kompetenzen von Akteuren noch unter ausschließlicher Bezugnahme auf gesellschaftliche Bedingungen oder Eigenschaften von Kommunikationsmitteln umfassend erschließen lassen (vgl. Kolb-Albers & Kurilla 2020: 1). Die Formen der Darstellung sind folglich kulturelle Entwicklungen, die durch den menschlichen Erkenntnisdrang ausgelöst werden. Die Menschen deuten und verzeichnen die ihrige Welt. Um diesem Bestreben gerecht zu werden soll der Gegenstand Kommunikation in einer zeichentheoretisch fundierten Herangehensweise erarbeitet und anschließend der Versuch unternommen werden, das aus den vorherigen Überlegungen resultierende semiotische Zeichenmodell begreifbar zu machen. 3 Modelle von Information, Kommunikation und Zeichen Es gibt zahlreiche Modelle von Kommunikation, Interaktion und Zeichen, die sich im Hinblick auf ihre wissenschaftliche Tradition, Komplexität und inhaltliche Schwerpunkte unterscheiden (vgl. Röhner & Schütz 2016: 19). Das wohl älteste Zeichenmodell, welches im Kontext einer medizinischen Symptomatologie der Griechen des 3. Jahrhunderts v. Chr. nachweisbar ist, fokussiert bereits die temporale, lokale oder kausale Kontiguität zweier Dinge oder Ereignisse. Unabdingbare Voraussetzung dieser vergleichenden Zusammenführung ist dabei stets, so Eschbach, dass Ding 1 als Zeichen für Ding 2 angesehen werden muss. Ein Beispiel für solch eine Voraussetzung sind, wie sie etwa Sextus Empiricus anführt, dunkle Wolken für drohenden Regen (vgl. Eschbach 1980: 44). So auch deutet der Jäger eine Verwundung des Herzens oder der Lunge als Zeichen des bevorstehenden Todes des Stückes Wild und eine Narbe ist ebenfalls Zeichen einer vorangegangenen Verletzung. Mit dieser Bestimmung wird deutlich, dass dieses alte, beziehungsweise erste “ Zeichenmodell “ , Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 201 vielmehr den Charakter einer deskriptiven, statischen Substitutionsbeschreibung umfasst nach dem Schema “ Ding 1 verweist auf Ding 2 ” (Abb. 1). Jenes Modell kann allerdings nur hinreichend als ein erster Schritt zu einem tieferen Verständnis des Betrachtungsgegenstandes zu gelten haben, da die Zeichenfunktion dieses Modells nur auf die materielle Vertretung eines Dinges durch ein anderes reduziert dargelegt ist. Was fehlt, ist eine zwischen den beiden direkt aufeinander bezogenen Dingen vermittelnde Instanz, die auf eine Vorstellung, einen Begriff oder eine Idee rekurriert. Allerdings muss auch in diesem Zusammenhang betont werden, dass Zeichentheorien, die diese Vermittlungsfunktion untermauern, entweder die Unabhängigkeit von Ideen und Zeichen behaupten oder aber die Zeichen werden als Materialisationen von Vorstellungen angesehen. Bei ersterem wird die Vermittlung unter Bezug auf den Konventionalitätsbegriff eingeholt und bei der Materialisation fällt die Herstellung der Beziehung von Vorstellung und vorgestelltem Ding dem zeichenbenutzenden Subjekt zu (vgl. Eschbach 1980: 44). Folglich besteht erstgenannte Position auf der Unabhängigkeit der Vorstellungen von Dingen und die besondere Aufmerksamkeit auf die Abhängigkeit der Zeichen wird in der zweiten Hinsicht auf die von den Zeichenbenutzern wie den bezeichneten Dingen gelenkt. In beiden Fällen handelt es sich, wie es Jürgen Trabant ausführt, um “ realistische ” und “ nominalistische ” Theorien, die jeweils ein Repräsentationsmodell darlegen, welches auf der Addition dyadischer Beziehungen basiert (Abb. 2). In einer sehr eindringlichen und damit wirkungsvollen Weise ist die zuvor dargestellte Repräsentationsbeziehung durch den scholastischen Merksatz aliquid stat pro aliquo - etwas steht (oder verweist) für (auf ) etwas anderes - verdeutlicht, der bereits im frühen 13. Jahrhundert bei Albertus Magnus zu finden ist. Abgesehen von einigen darauf folgenden Variationen des Repräsentationsmodells, die sich allerdings nicht in ihren Grundsätzen von dem Zentralbegriff “ Repräsentation ” unterscheiden, wird in der Weiterführung der Entwicklung dieses Modells erst mit der Entfaltung des Zeichensystem-Begriffs, des Konzeptes der kontinuierli- Abb. 1: Ding-Relation (in Anlehnung an Dindas 2017: 39) Abb. 2: Vorstellungs-Relation (in Anlehnung an Dindas 2017: 40) 202 Henrik Dindas (FOM Essen) chen Interpretation, der relationslogischen Begründung des nicht auf Dyaden reduzierbaren triadischen Zeichenbegriffs (Abb. 3) und der Reflexion auf die erkenntniskritischen Implikationen und Konsequenzen der Semiotik, ein bedeutender Erkenntnisfortschritt erzielt (vgl. Eschbach 1980: 44). Abb. 3: Triadische Relation (in Anlehnung an Dindas 2017: 41) Ein bekanntes und als Klassiker viel zitiertes Modell der Kommunikation stammt von Claude E. Shannon und Warren Weaver und fußt auf informationtheoretischen Überlegungen (vgl. Röhner & Schütz 2016: 21). Hierbei steht den zuvor dargelegten zeichentheoretisch fundierten Überlegungen die schon in der Frühgeschichte entwickelte Informationstheorie gegenüber, deren Entstehung auf ihren engen Zusammenhang mit der Entwicklung der kinetischen Gastheorie und der damit verbundenen Wärmelehre zurückzuführen ist. Als einen der ersten Wissenschaftler führt Jens Loenhoff beispielsweise James C. Maxwell (1831 - 1879) an, welcher statistische Begriffe in die Physik einführte und dabei bemerkte, dass sich die Eigenschaften von Gasen aufgrund der starken Bewegung ihrer Moleküle nur stochastisch und damit durch Angabe von Wahrscheinlichkeiten mathematisch darstellen lassen. Folglich kann die statistische Verteilung die vollständige Kenntnis des jeweiligen Ortes der Gasmoleküle substituieren. Im Kontext seiner mechanischen Wärmetheorie formuliert, etwa zeitgleich, Rudolf Clausius (1822 - 1888) den 2. Hauptsatz der Thermodynamik und prägt damit den Terminus “ Entropie ” als Maß für die Unzugänglichkeit von Energie (vgl. Loenhoff 2010). Auf diesem aufbauend, gibt dann Ludwig Boltzmann (1844 - 1906) den zeitasymmetrischen kinetischen Gleichungen mit der “ H-Funktion ” eine wahrscheinlichkeitstheoretische Grundlage, die ebenfalls einige der Vorhersagen Maxwells experimentell bestätigten. Alle folgenden Untersuchungen und Beiträge beziehen sich fortan auf die beiden Hauptsätze: 1) “ In jedem geschlossenen System bleibt die Energiemenge bewahrt ” ; und 2) “ in jedem geschlossenen System bleibt die Entropie konstant oder verändert sich ” (Loenhoff 2010). Minimale Entropie bedeutet schließlich einen minimalen Grad von Unordnung oder einen maximalen Grad von Ordnung. Dies hat schließlich eine maximale Information über die Gruppierung der einzelnen Moleküle im System zur Folge und für den Zustand eines Gases bedeutet dies, dass überall die gleiche Wahrscheinlichkeit des Vorkommens bestimmter Moleküle besteht. Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 203 Damit ist keine Umkehr dieses Zustandes in ungleiche Wahrscheinlichkeiten möglich. Durch diese Erkenntnisse geleitet drängt sich eine fatale, in der Geschichte der Betrachtung von Kommunikation jedoch allzu oft umgesetzte, Analogie auf: Wenn in den statistischen Gleichungen der Thermodynamik Entropie eine Wahrscheinlichkeitsfunktion der Partikel eines Gases ist, so könnte diese Wendung in der Kommunikationstheorie als Terminus für eine Wahrscheinlichkeitsfunktion der Zustände einer Nachrichtenquelle eingeführt werden (vgl. Loenhoff 2010). Den darauf folgenden ersten nachrichtentechnisch motivierten Ansatz zu einer mathematisch-statistischen Theorie wurde von Ralph V. L. Hartley (1888 - 1951) ausgeführt. In einer seiner Arbeiten aus dem Jahr 1928 erörterte er den Ansatz einer statistischen Interpretation einer Nachricht als eine aufeinanderfolgende Selektion aus einem festgelegten Signalvorrat. Obwohl Hartley in seinen Ausführungen bereits wesentliche Aspekte der späteren Theorie Claude E. Shannons (1916 - 2001) vorweg nimmt, stellt sich aufgrund einer geringen Rezeption über ein nachrichtentechnisches Umfeld hinaus keine Resonanz ein. Nur zehn Jahre später veröffentlicht der bis dato noch unbekannte Wissenschaftler Shannon, ein Schüler Norbert Wieners (1849 - 1964) am Massachusetts Institute of Technology (MIT), in den Transactions of the American Institute of Electronic Engineers einen Beitrag über Möglichkeiten der Digitalisierbarkeit logischer Terme (vgl. Loenhoff 2010). Somit geht das uns heute als Modell der Sender-Empfänger-Kommunikation bekannte Konstrukt auf den US-amerikanischen Ingenieur der Telefongesellschaft Bell zurück, welcher (eigentlich) versuchte, einen Ansatz zu entwickeln, Ingenieure dabei zu unterstützen, einen möglichst effizienten und einen für Fehler wenig anfälligen Weg zu finden, elektrische Signale von einem Ort zu einem anderen übertragen zu können (vgl. Rau 2013: 60). Shannons Modell sollte in besonderer Weise das Feld der rein technischen Kommunikation abdecken und mögliche Störungen des Kommunikationskanals aufdecken, um mit diesen Informationen eine sichere Verschlüsselung und die Entschlüsselung von Signalen zu gewährleisten. Zuvor erfasste Shannon in zwei Aufsätzen im Bell Technical Journal, mit dem Titel A Mathematical Theory of Communication (1948), neben zahlreichen anderen Ableitungen, eine mathematische Formel, mit der sich die “ minimale Anzahl binärer Operationen zur Identifikation eines Elementes innerhalb eines stets von Elementen einer bekannten Verteilung genau berechnen lässt ” (Loenhoff 2010: 2). Shannons primäres Interesse bestand zunächst darin, die Verhältnisse von statistischen Charakteristika eines Codes und dem Grad der Wahrscheinlichkeit, mit der Signale einen Kanal durchlaufen, exakt bestimmen zu können. Shannons Fokus galt dabei der Suche nach einer Beantwortung der Frage, wie durch Kenntnis der statistischen Eigenschaften der Quelle eine Kodierung von Nachrichten so optimiert werden kann, dass die benötigte Kanalkapazität reduziert würde (vgl. Shannon & Weaver 1949: 10). Diese ersten Ausführungen modifizierte Shannon anschließend durch einen Mechanismus, der beim Empfänger korrigierend eingreifen kann, um damit die Unterschiede zwischen gesendetem und empfangenem Signal auszugleichen. Entsprechender Beobachtungs- und Korrekturmechanismus war schließlich Vorläufer des inzwischen weit verbreiteten Feedback-Konzeptes. Allerdings ist hier klarzustellen, dass der Kern der frühen Botschaft war, als fundamentales Problem der Kommunikationswissenschaft, eine an einem 204 Henrik Dindas (FOM Essen) Ort ausgewählte Nachricht an einem anderen Ort exakt oder zumindest annähernd zu reproduzieren (vgl. Rau 2013: 60). Zusammengefasst sind es folglich drei Kernprobleme der Signalübertragung, die von Shannons mathematischer Theorie aufeinander bezogen und gelöst werden sollten, nämlich 1) das Problem der Kodierung, 2) das Problem der Kanalkapazität und letztlich 3) das Problem der möglichen Störungen oder des “ Rauschens ” (Loenhoff 2010). Shannon befasste sich also hauptsächlich mit der Lösung von Störproblemen, die unter anderem auch kriegführende Parteien, Geheimdienste, Telefongesellschaften und Funk- und Fernsehtechniker vor Probleme der Vermittlung stellte. Damit wird Kommunikation nicht als Vermittlung von Inhalten zum Zweck der Verständigung begriffen, sondern Inhalte völlig ignoriert, das Rauschen vor dem Signal privilegiert und letztlich Verstehen auf fälschungssicheres Übertragen, das gleichzeitig möglichst feindsicheres Verschlüsseln meinen kann, reduziert. Ein solches Verständnis befindet sich in unüberbietbarer Opposition zu allen hermeneutischen Kommunikationstheorien, denn Kommunikation wird folglich nicht selbst zum Prüfstein universalen Humanismus ’ sondern zur kriegsentscheidenen Waffe (vgl. Kümmel 2000: 206). In der Nachfolge der beiden Artikel von Shannon veröffentlichte Warren Weaver eine kürzere Fassung der Theorie Shannons. Unter dem Titel The Mathematics of Communication weitete Weaver, in Zusammenarbeit mit Shannon, den Anwendungsbereich der vorherigen Informationstheorie über den nachrichtentechnischen Bereich aus und erhob dabei den noch zu besprechenden fatalen Anspruch, die Beschreibung weitgehend aller Formen symbolischer Prozesse mit informationstheoretischen Werkzeugen verarbeiten zu können. Diese beziehen sich auf das Problem der Bedeutung der Information für Signal-Empfänger und Sender und eröffnen damit dem Gegenstand eine semantische Ebene. Zudem umfassen Weavers Ausführungen das Problem der Wirkungen der Information auf das Verhalten des Empfängers und damit eine pragmatische Dimension des Kommunikationsprozesses. Wie es Jens Loenhoff in seiner Rezension Nur dem, der das Glück verachtet, wird Erkenntnis (2010) anmerkt, liegt bereits hier “ die Quelle aller späteren Missverständnisse und Fehldeutungen ” (Loenhoff 2010), denen die mathematische Theorie der Kommunikation in ihrer Interpretation als Theorie zwischenmenschlicher Kommunikation ausgesetzt gewesen ist. Bemerkenswerterweise haben sich an keiner anderen naturwissenschaftlichen Theorie die Sozial-, Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften so stark orientiert und keine andere Theorie ist so signifikant häufig auf beliebige Gegenstände verallgemeinert und infolgedessen ausgiebig popularisiert worden (vgl. Loenhoff 2010). Viele Publikationen benutzen und verweisen bei dem Thema Kommunikation auf Shannon und Weavers Sender-Empfänger-Modell. Beispielsweise setzt auch Joachim Bauer in seinem erfolgreichen Buch Warum ich fühle, was du fühlst (2008) in seinen Erklärungen zu den Übertragungen von menschlichen Gefühlen auf das zuvor benannte Sender-Empfänger- Schema und auch Harald Rau bezeichnet dieses Modell in seinem Buch Einladung zur Kommunikationswissenschaft (2013) als “ die Mutter aller Kommunikationsmodelle ” (Rau 2013: 58) und begründet dies damit, dass jenes Modell alle wichtigen Größen enthalte, die für einen gelingenden Kommunikationsprozess relevant seien. Dies mag auf einen ersten (unhinterfragten) Blick ganz logisch klingen, jedoch handelt es sich bei Shannons und Weavers Entwurf, kommunikativen Störungen zu begegnen, letztlich um ein rein technisch ausgerichtetes Informationsmodell, welches statisch und linear nur die Übermittlung von Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 205 Informationen beschreibt. Die Möglichkeit eines potentiellen Feedbacks wird zudem nicht illustriert. Somit erweist sich der potentielle Adressat der übermittelten Nachricht als reines Empfangsinstrument in diesem monodirektional ausgerichteten Modell. Damit entscheidet sich Kommunikation in der Reproduktion einer Nachricht im oder beim Empfänger, was für rein technische Übertragungen wie das Senden eines Fernsehbildes oder das Übermitteln von leitungsgebundenen oder drahtlosen Dienstangeboten gelten mag (vgl. Rau 2013: 60). Das zentrale Anliegen der Informationstheorie besteht zusammenfassend formuliert darin, eine möglichst effizient kodierte Menge von Informationseinheiten über ein optimal ausgelegtes Informationsmedium unter ökonomisch akzeptablen Bedingungen dahingehend an einen Informationsempfänger zu übermitteln, dass der Empfänger die Information möglichst unverzerrt dekodieren kann (Abb. 4). Abb. 4: Informationsmodell nach Shannon (in Anlehnung an Dindas 2017: 45) Dieser von Claude E. Shannon und Warren Weaver gewählte Zugang bietet eine sehr logische und konsequente, dennoch rein mathematische Begegnung mit dem Gegenstand der Signalübertragung. Harald Rau, wie auch viele andere, ziehen hierbei bereits den folgenschweren Schluss, dass selbiges Modell auch für die Beschreibung zwischenmenschlicher Kommunikation geeignet sei, da auch diese sich auf ein System bezieht, “ das unterschiedliche physikalische oder konzeptuelle Eigenschaften besitzt ” (Rau 2013: 61) und auch Joachim Bauer versteht die menschliche Kommunikation in Bezug zur Sprache als “ Transporteur von Handlungsvorstellungen ” (Bauer 2008: 76). Überdies argumentiert Rau, dass im menschlichen Alltag viele der Kommunikationsroutinen dazu dienen, Entropie positiv zu beeinflussen. Dabei agieren der Informationsgehalt der Inhalte und die Auslegung der Systeme zusammen, um Verständigung zu generieren. Seine Argumente leitet Rau dabei aus den informationstheoretischen Gegebenheiten des Sender-Empfänger-Modells ab und setzt diesen Vorgang mit dem menschlichen Denken gleich. Schließlich helfe die 206 Henrik Dindas (FOM Essen) Anwendung des Modells dem Kommunikationspraktiker, einem Mitarbeiter in der Unternehmenskommunikation, unterschiedliche Strategievarianten herauszuarbeiten (vgl. Rau 2013: 70). Diese Argumentation ist nur logische Konsequenz, schaut man sich an, was Weaver selbst über seine modifizierte Theorie Shannons schreibt: The word communication will be used here in a very broad sense to include all of the procedures by which one mind may affect another. This, of course, involves not only written and oral speech, but also music, the pictorial arts, the theatre, the ballet, and in fact all human behavior (Weaver 1949: 95). Basierend auf diesem Verständnis von Kommunikation, ordnet Weaver den Erklärungsanspruch der Theorie drei Ebenen zu. So betrifft Ebene A das von Shannon umschriebene technische Übertragungsproblem und wirft dabei die Frage auf, wie genau Zeichen übertragen werden können. Zugleich geht es bei Ebene B um semantische Aspekte, die die Frage behandeln, wie genau die übertragenen Zeichen der gewünschten Bedeutung entsprechen. Die letzte Ebene C umfasst das Effektivitätsproblem und hat den Anspruch zu klären, wie effektiv eine empfangene Nachricht das Verhalten in der vom Sender gewünschten Weise beeinflusst (vgl. Loenhoff 2010). In diesem Zusammenhang weist Weaver darauf hin, dass sich Shannons Ausführungen nur auf die Probleme der Ebene A beziehen und damit nur die technischen Übertragungen thematisieren, er jedoch ganz andere Zusammenhänge betonen müsse: Part of the significance of the new theory comes from the fact that Levels B and C, above, can make use only of those signals accuracies which turn out to be possible when analyzed at Level A. Thus any limitations discovered in the theory at Level A necessarily apply to Levels B and C. But a larger part of the significance comes from the fact that the analysis at Level A discloses that this level overlaps the other levels more than one could possibly naively suspect. Thus the theory of Level A is, at least to a significant degree, also a theory of Levels B and C (Weaver 1949: 95). Mit einer solchen direkten Übertragung des technischen Informationsmodells auf den Bereich kommunikativer Sinnerzeugung erhebt Weaver letztlich den Anspruch, eine Theorie zwischenmenschlicher Kommunikation entwickelt zu haben. Die Informationsquelle in Shannons Modell wird schließlich erweitert und mit dem Gehirn eines Sprechers identifiziert. Zusätzlich werden der “ transmitter ” mit den Sprechorganen, der Übertragungskanal mit dem Medium Luft, der Empfänger mit dem auditiven Wahrnehmungssystem beziehungsweise dem Ohr eines Hörers und die “ destination ” mit dem beteiligten Gehirn gleichgesetzt (vgl. Loenhoff 2010). Bezüglich der Veränderungen des Informationsbegriffs sind zudem noch zwei weitere Ergänzungen relevant, namentlich die Einführung der senderseitigen Größe “ semantic noise ” sowie die des empfängerseitigen “ semantic receiver “ , welcher die Nachricht ein weiteres Mal decodiert und durch diesen Akt dann eine Bedeutung zuschreibt: This semantic receiver subjects the message to a second decoding, the demand on this being that it must match the statistical semantic characteristics of the message to the statistical semantic capacities of the totality of receivers, or of that subset of receivers which constitute the audience one wishes to affect (Weaver 1949: 115). Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 207 In diesem Zusammenhang betont Weaver zwar, dass diese Modifizierungen lediglich eine minimale Veränderung und keine wirkliche Korrektur des Modells darstellen, doch haben sie die unumgängliche Konsequenz, dass zwei unterschiedliche Kategorien im Informationsbegriff erhoben werden. So macht es Weaver zum Gegenstand, anhand der von ihm eingeführten Differenzierung zwischen “ signal symbol ” und “ message symbol ” (Weaver 1949), auch mit zwei Kategorien von Unwahrscheinlichkeiten zu arbeiten, von denen letztere auf den Prozess der Sinnverarbeitung bezogen ist. Shannons Modell ist aber nur dann tauglich, wenn sich die sächlich strengen Vorgaben mathematisch berechnen lassen, wie er es in seinen ersten beiden Artikeln, die er in der unternehmenseigenen Fachzeitschrift Bell System Technical Journal publizierte, anhand der Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung darlegt. Neben zahlreichen weiteren technischen Spezialproblemen sind zudem drei Charakteristika zu betonen, die zum Einen die Besonderheiten der informationstheoretischen Fragestellung begründen, wie sie zum Anderen für eine deutliche Differenzierung von der Kommunikationswie der Zeichentheorie verantwortlich sind (vgl. Eschbach 1980: 41). Shannon selbst betont sogar den Sachverhalt, dass “ the concept of information developed in this theory [. . .] has nothing to do with meaning ” (Shannon 1949: 27). Gleichfalls abstrahiert die Informationstheorie einerseits vollständig von Sinn, Inhalt und Zweck der übermittelten Informationen und fokussiert damit ausschließlich die Frage nach den allen Informationsübertragungprozessen zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten. Eine derartige qualitative Abstraktion ist der Grund dafür, dass der dieserTheorie eigene Informationsbegriff lediglich statistisch erhoben werden kann. Dieser ist dabei als Maßgröße für die Auftretenswahrscheinlichkeit spezifischer Ereignisse von reinen Binärentscheidungen zu betrachten. Damit erweisen sich die oft benutzten Begriffe einer syntaktischen, semantischen und/ oder pragmatischen Information schon in dieser ersten Hinsicht insofern als falsifizierbar, als die Informationstheorie nach eigenem Anspruch keine inhaltlich bestimmten und zielgerichteten Kommunikationseinheiten untersucht (vgl. Eschbach 1980: 42). Sie untersucht vielmehr nur die sender-, medium- und empfängerseitigen Auswahlentscheidungen. Letztlich beruht die Bedeutungsabstinenz der Informationstheorie auf der Annahme eines abzählbaren und wohldefinierten Bestandes an Informationseinheiten, wie beispielsweise die langen und kurzen Impulse des Morsealphabets und die Buchstaben des natürlichsprachlichen Alphabets. Damit besteht das wesentliche Merkmal dieser zuvor benannten Informationseinheiten darin, dass sie weder isoliert noch in sonst einer Kombination Bedeutungen tragen. Aufgrund ihrer wohldefinierten Position besitzen sie in dem jeweiligen Bestand oder Repertoire einen eineindeutigen relationalen Wert. Ebenso geht die Informationstheorie davon aus, dass für die Verarbeitung der Informationseinheiten eineindeutige Formations- und Transformationsregeln bestünden, so dass der Kodierungs- und Dekodierungsprozess abbildbar und als regelgeleitete Operation über einem festen Repertoire beschreibbar wird (vgl. Eschbach 1980: 42). Mit diesen zuvor dargestellten und grundlegenden Erklärungen zum Ausgangspunkt der Informationstheorie, ist es nicht weiter befremdlich, dass Shannon selbst und bereits 1956 in einem Artikel die Warnung bekräftigt, den Informationsbegriff auf interpersonale Kommunikation zu übertragen (vgl. Loenhoff 2010): 208 Henrik Dindas (FOM Essen) The fundamental problem of communication is that of reproducing at one point either exactly or approximately a message selected at another point. Frequently the messages have meaning; that is they refer to or are correlated according to some system with certain physical or conceptual entities. These semantic aspects of communication are irrelevant to the engineering problem. The significant aspect is that the actual message is one selected from a set of possible messages (Shannon 1949: 3). Damit ist ausschließlicher Bezugspunkt der Theorie Shannons die sukzessive Auswahl bestimmter Signale aus einem zuvor definierten (! ) Signalvorrat. Unbeeindruckt der Bedenken Shannons, bemerkt Weaver hinsichtlich der explikativen Reichweite seiner modifizierten Theorie, “ [. . .] one should say [. . .] that one is now, perhaps for the first time, ready for a real theory of meaning ” (Weaver 1949: 109) und begeht den noch zu diskutierenden Fehler, die statistische Varianz des Codes unbedarft mit der statistischen Varianz der Botschaft gleichzusetzen und dabei verwendet er den Terminus “ uncertainty ” mehrdeutig: It is generally true that when there is noise, the received signal exhibits greater information - or better, the received signal is selected out of a more varied set than is the transmitted signal. This is a situation which beautifully illustrates the semantic trap into which one can fall if he does not remember that ‘ information ’ is used here with a special meaning that measures freedom of choice and hence uncertainty as to what choice has been made. It is therefore possible for the word information to have either good or bad connotations. Uncertainty which arises by virtue of freedom of choice on the part of the sender is desirable uncertainty. Uncertainty which arises because of errors or because of the influence of noise, is undesirable uncertainty (Weaver 1949: 109). Trotz der durch ihn selbst gut begründeten Warnhinweise Shannons, haben Weavers Ergänzungen zu mannigfachen Versuchen geführt, den Informationsbegriff und die damit verbundene Informationstheorie als Fundamentalbegriff der Kommunikationstheorie im engeren Sinne zu behaupten (vgl. Loenhoff 2010). An dieser Stelle ist vor allem die Vermutung und der damit einhergehende Umstand zu benennen, dass die Mehrheit der darauf folgenden Abhandlungen die von Shannon aufgestellte Informationstheorie (mutmaßlich) nur in ihrer Kommentierung durch Weaver zur Kenntnis genommen haben. Diese Ausweitung der Informationstheorie über ihren direkten Anwendungsbereich begann bereits mit einer oft fehlgedeuteten Unklarheit von zuvor benanntem Hartley, welcher sich zwar in Zusammenhang mit seinen statistischen Informationsmaßen von semantischen Konnotationen unterscheiden wollte, mit dem von ihm benutzten Terminus “ Informationsgehalt ” allerdings den Eindruck vermittelte, es ginge um mitgeteilte Aussagen über reale Prozesse (vgl. Loenhoff 2010). Auch die im Modell verwendeten Ausdrücke “ Sender ” und “ Empfänger ” werden innerhalb der Kommunikationswissenschaft allzu häufig ausschließlich mit Shannon und Weavers Konstrukt in Verbindung gebracht. Hier ist es aber von großer Bedeutung darauf hinzuweisen, dass beide Ausdrücke im Deutschen schon lange vorher heimisch und in Alltag und Wissenschaft Gebräuchlich waren, so z. B. in wissenschaftlichen Kontexten von Karl Bühler in seinem Organonmodell (vgl. Schmitz 2018: 127). Folglich erleichtern alle sprachlichen und grafischen Bestandteile des Informations-Modells wissenschaftsintern wie -extern die Deutung und auch rezeption des diagrammatisch repräsentierten Modells der Kommunikation. Inbesondere weil sie den schon vorhandenen Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 209 Annahmen, Sprachverwendungen und Wissensbeständen entsprachen und sich damit als höchst anschlussfähig erweisen (vgl. Schmitz 2018: 130). Zusammenfassend muss aber statuiert werden, dass eine Übertragung des Sender- Empfänger-Modells auf die zwischenmenschliche Kommunikation aus den folgenden bedeutsamen und eng miteinander zusammenhängenden Gründen zu kritisieren ist: Zum einen, so Frank Kannetzky, abstrahiert das Informationsmodell gänzlich von der pragmatischen Dimension von Kommunikation. Die Antwort, dass wir menschlich erschaffene Zeichen (Sprache und Gesten) benutzen, indem wir Informationen übermitteln, mag zwar einen wichtigen Aspekt dieser Handlungen benennen, so kann sie diese als Handlungen unterschiedlichen Typs nicht voneinander unterscheiden (vgl. Kannetzky 2002: 3). Eine einfache Beschreibung als Informationshandlung fügt der Charakterisierung des jeweiligen Sprechaktes nichts hinzu, vor allem dann, wenn sie für beliebige Sprechakte gelten soll. In dem Modell spielt somit der Handlungsaspekt menschlicher Kommunikation keine Rolle, denn Sender sind hier nur Leerstellen für Interpreten von codierten Signalen. Die Zwecke und Intentionen von Kommunikation werden somit nicht berücksichtigt, obwohl doch Handlungen als wesentlich über die mit ihnen verfolgten Intentionen identifiziert werden. Die im Sender-Empfänger-Modell dargelegten Informationshandlungen können nur dann als kommunikative Handlungen angenommen werden, wenn dem Sender eine entsprechende Intention schon im Vorhinein unterstellt wird, da diese sich aus dem Modell selbst nicht ergeben (vgl. Kannetzky 2003: 3). Unter dem Aspekt der Informationsübertragung sind alle Arten des Datenaustausches gleichwertig und damit sind Handlungsintentionen irrelevant, was die Schlussfolgerung zulässt, dass Handlungen und damit auch kommunikative Handlungen mit dem Sender-Empfänger-Schema auch nicht modelliert werden können und dürfen. Als ein weiterer Vorbehalt gegenüber der Ableitung des Informationsmodells auf zwischenmenschliche Kommunikation muss verdeutlicht werden, dass das Modell stets ein gemeinsames gleiches Zeicheninventar voraussetzt, wie beispielsweise eine gemeinsame Sprache, innerhalb dessen Sender und Empfänger kommunizieren. In direktem Bezug zu menschlichen kommunikativen Handlungen würde dies eine immer schon gemeinsam geteilte Welttheorie, geteilte gleiche Praxen und einen geteilten epistemischen und normativen zueinander bedeutungsgleichen Hintergrund voraussetzen. Diese Vorbedingungen werden bereits dann prekär, wenn erkannt wird, dass diese gemeinsame aber nicht minder essentielle Bedingung nicht einfach nur von Natur aus gegeben ist. Wäre dem so, würde den zahlreichen Ratgebern über kommunikative Verhaltensvorschläge zu Beziehung, Liebe und Erfolg im Beruf ein tristes Ableben in den Bücherregalen bevorstehen und zuvor genannte Autoren wie Friedemann Schulz von Thun, Paul Watzlawick oder Joachim Bauer müssten sich nach neuen Tätigkeitsfeldern umschauen. Da aber eine der wichtigsten Funktionen von Kommunikation gerade darin besteht, “ einen solchen gemeinsamen Rahmen erst zu schaffen oder zu tradieren ” (Kannetzky 2003: 3), veranschaulicht dies nur umso deutlicher die defizitäre Qualität eines auf informationstheoretischen Überlegungen basierenden Sender-Empfänger-Modells um zwischenmenschliche Kommunikation abzubilden oder zu erklären. Dies ist mitunter auch der Grund, weshalb etwaige Erweiterungen dieses Modells, wie sie beispielsweise Schulz von Thun in seinem “ Kommunikationsquadrat ” vollzieht (vgl. Schulz 210 Henrik Dindas (FOM Essen) von Thun 2014: 31), nicht wirklich eine Optimierung des Modells darlegen, da die dort vertretenden Überlegungen nur darauf hinauslaufen, die Leerstellen, die durch Sender und Empfänger bloß markiert sind, anderweitig anzureichern. Das Modell suggeriert damit letztlich nur in der Lage zu sein, mehr als den reinen Informationsaustausch zu erfassen (vgl. Kannetzky 2003: 4). Schulz von Thun erweitert das Sender-Empfänger-Modell in dem Maße, dass die durch einen Sender getätigte Aussage oder Botschaft aus jeweils vier Perspektiven betrachtet wird. Diese vier Seiten, oder auch “ vier Schnäbel ” und “ vier Ohren ” , einer Aussage sind das Kernstück des in 1981 vorgestellten Modells. Folglich enthält eine Äußerung vier simultane Botschaften, die Schulz von Thun als “ vier Seiten einer Nachricht ” (Schulz von Thun 1981) darlegt und sprachlich folgendermaßen einführt: Der Grundvorgang der zwischenmenschlichen Kommunikation ist schnell beschrieben. Da ist ein Sender, der etwas mitteilen möchte. Er verschlüsselt sein Anliegen in erkennbare Zeichen - wir nennen das, was er von sich gibt, seine Nachricht. Dem Empfänger obliegt es, dieses wahrnehmbare Gebilde zu entschlüsseln. In der Regel stimmen gesendete und empfangene Nachricht leidlich überein, so daß eine Verständigung stattgefunden hat (Schulz von Thun 1981: 25). Diese sprachliche und inhaltliche Popularisierung des Grundmodells von Shannon und Weaver wird diagrammatisch fortgesetzt für die Elemente “ Sender ” und “ Empfänger ” (Abb. 5), die Schulz von Thun dabei gemäß seiner psychologischen Perspektive neu gestaltet (vgl. Schmitz 2019: 136). Abb. 5: Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun (in Anlehnung an Dindas 2017: 51) Die problematischen Vorannahmen und Voraussetzungen des noch immer auf dualistischen Überlegungen basierenden Kommunikations-Modells von Schulz von Thun werden mit Änderungen solcherart allerdings nur zu “ Eigenschaften der Subjekte der Kommunikation hypostasiert ” (Kannetzky 2003: 4), nicht aber klarer herausgearbeitet. Auch wenn die Bedeutung des Empfängers in seinem Modell hinzugenommen wird und der Fokus auf den reinen Ausdruck um die Ebene des Eindrucks des Empfängers erweitert wird, geht das Modell weiterhin davon aus, dass zwischenmenschliche Kommunikation in Gestalt einer monodirektionalen Übermittlung von Botschaften oder Mitteilungen im Sinne einer Signalübertragung vollzogen wird. Kommunikationsmodelle der Kommunikation wie die besprochenen Modelle von Shannon und Weaver und Schulz von Thun gehen Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 211 unausgesprochen davon aus, dass die Wörter und Sätze wie ein Gefäß funktionieren, mit dem man das Gemeinte in den Kopf des Partners transportieren könnte (vgl. Ebert 2020: 54). Diese Anschauung führt unweigerlich zu der zweifelhaften Annahme, dass sowohl im Sender-Empfänger-Modell, als auch im Kommunikationsquadrat, der Frage nach dem “ Wozu ” von Kommunikation keine Bedeutung beigemessen würde. Die Modelle gehen von einer (vermeintlich) stets zutreffenden Gewissheit gelingender Kommunikation aus, ohne zu hinterfragen, was es überhaupt bedeutet, von gelingender Kommunikation zu sprechen. Für eine eineindeutige und entsprechend präzise Beschreibung menschlicher Kommunikation ist es aber von unabdingbarem Interesse, Bedingungen von den Präsuppositionen, Praxisformen, Gelingens- und auch Scheiternsbedingungen der menschlichen Interaktion zu erschließen und damit Fragen nach dem Zweck und der Funktion dieser Praxisformen in einer verzeichneten Welt zu entschlüsseln (vgl. Kannetzky 2003: 4). Von all dem ausgehend, müssen die Begriffsbildungen entsprechend andersartig ausfallen als die der Theorie eines informationstheoretischen Signalverkehrs. Den zuvor bezeichneten “ theoretischen Generalisierungen ” muss konsequenterweise ein Vorgehen entgegen gesetzt werden, welches mit der Forderung an eine adäquate theoretische Fundierung folglich derart ausgestaltet ist, als dass sie Kommunikation als Austausch in einem sozialen Kontext zu begreifen versucht, um schließlich eine Herangehensweise darzulegen, die sich einer ganzheitlichen Betrachtung von Kommunikation nicht verwehrt: “ Kommunikation umfasst so betrachtet primär das Ensemble derjenigen Prozesse, die den Austausch von Bedeutungen ermöglichen ” (vgl. Rath 2003: 57). 4 Der Zeichenbegriff bei Charles Sanders Peirce Mit den zuvor dargelegten Fragen der Bedeutungszuweisung, Darstellung und Deutungsnuancen beschäftigte sich auch der US-amerikanische Mathematiker, Philosoph, Logiker und Semiotiker Charles Sanders Peirce, welcher neben William James und John Dewey zu den maßgeblichen Denkern des Pragmatismus gehört. In gleichem Maße ist Peirce, neben Ferdinand de Saussure und Karl Bühler, als einer der wichtigsten Denkanreger der modernen Zeichentheorie zu nennen, da er, entgegen den vielen alternativen zeichentheoretischen Ansätzen, einen ganzheitlichen Zeichenbegriff entwickelte. Charles Sanders Peirce bestimmt das Zeichen als eine triadische Relation zwischen einem Objekt, einem Repräsentamen und einem Interpretanten. Ohne sich auch nur der geringsten Mühe einer sorgfältigen und gewissenhaften Textlektüre zu unterziehen, haben - ähnlich zur Auslegung des in Kapitel 3 dargelegten Informationsmodells von Shannon - Bataillone von Peirce-Exegeten und Sekundärliteraten diese Bestimmung in vielfältiger Weise materialistisch verkürzt und mißverstanden, so dass im Endeffekt nur noch eine wenig aussagekräftige Substitutionsformel als der Semiotik letzter Schluß herausschaute: Das Eine steht für das Andere, oder etwas vornehmer: aliquid stat pro aliquo. Für diese tiefe Einsicht brauchte man keine wissenschaftliche Disziplin, keine Zeitschriften und auch keine Gesellschaften! So etwas ist schlicht und einfach banal, auch wenn es die sogenannte semiotische Praxis der vergangenen Jahrzehnte weitestgehend charakterisiert: Die weitverbreitete, nichts desto weniger aber grundfalsche und obendrein völlig sinnlose Rede von dem materiellen Zeichenträger, der zwischen einem 212 Henrik Dindas (FOM Essen) Objekt und einem Interpretanten vermittele, weist größte Ähnlichkeiten zu der kommunikationswissenschaftlichen “ Transportmetapher ” auf, die, wie zuvor versucht wurde darzulegen, ja auch nur in die Irre führt. Von einer Transport “ metapher ” in der Substitutionssemiotik zu sprechen, verbietet im Prinzip die Ethik der Terminologie: Wenn Charles William Morris den Terminus “ sign vehicle ” (Zeichenträger) benutzt, dann meint er ein besonderes Ereignis oder Objekt; Analoges gilt für das “ Mittel ” bei Max Bense und der sogenannten Stuttgarter Schule, die das Peirce ’ sche Repräsentamen nach Herzenslust einer materialistischen Metamorphose unterzogen haben. Wenn aber das Zeichen zutreffend als triadische Relation zu beschreiben ist - und es besteht kein vernünftiger Grund, daran zu zweifeln - bleibt es völlig rätselhaft, wie es zu einer immateriellen, gedanklichen Relation zwischen dem (gedanklichen, bezeichneten, dynamischen) Objekt und dem nicht minder mentalen Interpretanten und einem materiellen Vermittler kommen soll. Somit greift der vorliegende Beitrag auf die semiotische Logik zurück, die Peirce in seiner Auseinandersetzung mit der Darstellungsproblematik, in der er Zeichenwirklichkeit in ihrem Eigentlichen adäquat abzubilden versucht, entwickelte. Die Wahl des Werkes von Peirce ist dadurch zu begründen, dass die Peircesche Semiotik mit ihrer relationslogischen Begründung als die allgemeinste und universellste Zeichentheorie zu gelten hat (vgl. Feldmann 1988: 43) und somit dem Gegenstand in seiner Komplexität besonders angemessen erscheint. Die Semiotik von Peirce bietet eine umfassende Begrifflichkeit, mit der die Zeichenhaftigkeit der Vielzahl von Konzepten einer Zeichentheorie differenziert werden kann. Peirce erfasst die Zeichenwirklichkeit als einen offenen Kommunikationszusammenhang, für den er als konstitutive Voraussetzungen bedingt, dass die im Menschen angelegten Verhaltenstendenzen dem Zeichengehalt nur konditional entsprechen. Dies bedeutet, dass der Mensch so angelegt ist, dass er nur bei Vorliegen der erforderlichen Voraussetzungen zur angemessenen Zeicheninterpretation gelangen kann. Immanent im Vordergrund steht hierbei der Interpretant eines Zeichens, welcher als dasjenige zu fassen ist, was am Zeichen selbst an Bedeutung, Sinngebung, Prädikation explizit ist und somit etwas Zeichenimmanentes ist (vgl. Feldmann 1988: 42). Bei Peirce ist der Interpretant die eigentlich bedeutungstragende Funktion des Zeichens, welche selbst Zeichencharakter besitzt. Dieser beinhaltet so viel wie das, was das Zeichen an Sinn, Qualität und Aussage nahelegt, was am Zeichen an Bedeutung offenbar ist. Dabei ist der Interpretant die Wirkung, die vom Zeichen bezüglich seiner Interpretierbarkeit ausgeht (vgl. Peirce 1977). Für Peirce, kann ein Zeichen nur als ein solches benannt werden, wenn es die Möglichkeit hat, einen Interpretanten für seine Funktion oder für etwas anderes, sein Objekt, hervorzurufen. Hier schildert das Zeichen in dieser Relation zu seinem Objektbezug keineswegs jeden Aspekt eines wirklichen Gegenstandes. Das Zeichen geht eine Beziehung zum interpretierenden Individuum ein, welches während seines Erlebens, Verhaltens oder Denkens den Interpretanten des Zeichens konstituiert. Dieser Interpretant beschreibt die vom Individuum als Vorstellung und Bedeutung aktualisierte Verbindung des Zeichens mit dessen Objekt (vgl. Schelske 1997: 19). Der Kerngedanke des Peirceschen Zeichenmodells basiert auf dem Prinzip einer triadischen Relation. Statt von statischen Geistes-Zuständen auszugehen entwickelt Peirce eine semiotische Theorie des Denkens, eine Theorie in der Denkprozesse als Zeichenprozesse vergegenständlicht werden. Dabei stellt die intentionale Relation eine besondere Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 213 Form von Zeichen-Objekt-Beziehung dar, denn bei Peirce kann auch ein Zeichen etwas bedeuten, was es nicht gibt (vgl. Kappner 2004: XIV). Hierbei ist heraustechend an seiner semiotischen Theorie, dass sie auf die Entwicklung des Denkens bezogen ist und damit in enger Relation zu biologischen Begriffen begründet ist. Peirces entwicklungsbezogene Perspektive geht dabei nicht davon aus, dass Beschreibungen mittels biologischer Begriffe ausreichen, um alle intentionalen Phänomene adäquat zu erfassen, sie ist folglich nicht reduktionistisch. Der zentrale Ausgangspunkt der Peirceschen Theorie, die ebenfalls Denken als Zeichenvorgang postuliert, liegt darin, dass sich die “ Bedeutung eines Zeichens oder eines Gedankens erst infolge eines weiteren Zeichens oder Gedankens näher bestimmen lässt ” (Schelske 1997: 20). In jeder Zeichenabfolge wird ein Interpretant von einem zweiten Interpretanten als Zeichen bzw. Repräsentamen aufgefasst. Hierdurch wird ersterer als Zeichen einer Reflexion mit neuem Objektbezug im zweiten Interpretanten interpretiert. Theoretisch lässt sich diese Zeichenabfolge ohne ein Ende der Semiose fortführen und nur durch den Handlungszwang des Menschen bedingt bricht dieser Regress ad infinitum notwendigerweise ab. Dies belegt, dass zwar die Bedeutung eines Zeichens in einem Interpretanten verstanden wird, dieser Interpretant aber wiederum zu einem Zeichen wird, “ sobald die Bedeutung seiner Bedeutung in einem nachfolgenden Interpretanten geklärt werden soll ” (Schelske 1997: 21). Somit bedeuten Zeichen nichts anderes als Zeichen und Interpretationen von etwas anderem und ihnen kann folglich keine intersubjektiv stabile und endgültige Bedeutungsidentität zugewiesen werden (Abb. 6). Peirce Zeichenbegriff ist hierbei nicht auf natürliche oder künstliche Zeichensysteme sowie auf Zeichen durch Konvention oder auf Anzeichen bzw. Symptome von etwas beschränkt. Somit kann für Peirce alles ein Zeichen sein, sofern es auf etwas anderes - im Sinne des internen Objekts - so bezogen ist, dass es ein Drittes, nämlich den Interpretanten, dazu bestimmt, darüber etwas zu sagen (vgl. Feldmann 1988: 44). Folglich können auch komplexe Gebilde Zeichencharakter haben, sogar wenn diese selbst auf einer Struktur von Subzeichen oder elementaren Zeichen beruhen. Diese Grundcharakteristik beschreibt Peirce in einer vielzitierten Stelle wie folgt: A Sign, or Representamen, is a First which stands in such a genuine triadic relation to a Second, called its Object, as to be capable of determining a Third, called its Interpretant, to assume the same triadic relation to its Object in which it stands itself to the same Object. [. . .] A Sign is a Representamen with a mental Interpretant. (Peirce 1960: 2.274) [. . .] A Sign [. . .] is something which stands to somebody for something in some respect or capacity. It addresses somebody, that is, creates in the mind of that person an equivalent sign, or perhaps a more developed sign (Peirce 1960: 2.228). Das Wesen des Zeichens ist folglich nicht einfach durch eine materielle Eigenschaft charakterisiert, die selbst schon ganz unterschiedlich realisiert sein kann, sondern jedes Zeichen steht für etwas, namentlich das Objekt, das es bezeichnet, vorstellt oder zu dem es referiert und weist damit über sich, nur als Zeichen-an-sich betrachtet, hinaus (vgl. Schneider 1998: 26). Von großer Bedeutung ist folglich in dieser Betrachtungsweise eines Zeichens, dass Zeichen stets eine Bedeutung für jemanden haben und erst auf der Seite des Interpretanten wird die Verbindung zwischen der bedeutungstragenden Ausprägung des Zeichens und 214 Henrik Dindas (FOM Essen) dem bezeichneten Objekt begriffen. Damit wird eine sinnvolle Verbindung zwischen Objekt und Zeichen hergestellt und das Zeichen stiftet beim Interpreten dessen Sinn und erzielte Wirkung (vgl. Nagel 1992: 31). Die triadische Natur des Zeichens bedeutet somit eine Relation zwischen drei Anteilen einer Semiosis: l dem Repräsentamen l dem unmittelbaren (internen) Objekt l dem Interpretanten Diese drei Glieder der Zeichenrelation sind nur innerhalb einer dreistelligen Funktionseinheit zu verstehen, die die Zeichenwirklichkeit ausmacht (vgl. Apel 1975). Die Beziehung zwischen dem Repräsentamen und seinem internen Objekt ist als sinnleer zu begreifen, solange nicht vermittels des Interpretanten darüber etwas ausgesagt wird. Gleichbedeutend ist die Relation zwischen Zeichen und seinem Interpretanten bedeutungslos, da eine Aussage immer nur über etwas geschieht. Somit bedarf sie eines Argumentes, folglich eines internen Objekts des Zeichens. Diese voneinander abhängige Zusammengehörigkeit wird Abb. 6: Peirce Konzept der Semiosis (in Anlehnung an Dindas 2017: 140) Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 215 zum konstitutionellen Element des Modells, denn die triadische Relation kann nicht auf Kosten eines anderen Konstituenten reduziert werden. Schließlich lässt diese Verbindung sich auch nicht in eine wie auch immer geartete Kombination von dyadischen Verbindungen auflösen. Oehler beschreibt diese stets vollständige Triade als eine, “ bei welcher keine zwei der drei Korrelate aufeinander bezogen sind ohne Vermittlung des dritten Korrelats ” (Oehler 1979: 16) und begründet damit die “ hinreichende Bedingung ” des Zeichens: Die hinreichende Bedingung dafür, daß etwas als Zeichen fungiert, ist mithin, daß es in die triadische Relation eingeführt ist, also ein anderes Etwas bezeichnet und, daß diese Bezeichnung eine Bedeutung hat, die von einem anderen Etwas, einem Bewußtsein, verstanden wird (Oehler 1979: 16). In dieser zuvor beschriebenen Geschlossenheit, die einen vollständigen Prozess der Bestimmung umfasst, erkennt auch Pape die “ zentrale Idee der Peirceschen Zeichentheorie ” (Pape 1990: 50). Historiographisch betrachtet überwindet Peirce mit seiner Betrachtungsweise die bis Mitte des 19. Jahrhunderts von philosophischen Schulen des Realismus und Empirismus dominierten Theorien einer dyadisch geprägten Erkenntnisstruktur. Diese beschrieb Zeichen lediglich als Signal für etwas oder als Anzeichen zu etwas (vgl. Kapitel 2). Für Peirce müssen Erkenntnisse (über Objekte) allerdings stets als zeichenvermittelt betrachten werden, da für ihn Erkennen gemeinhin bedeutet, etwas als wahr, real oder gültig in das Wissen des Erkennenden aufzunehmen (vgl. Schneider 1998: 27). Zusammenfassend lässt sich die Konstitution eines Zeichens als ein abduktiv vermittelnder Schlussprozess auf noch nicht Bekanntes beschreiben, wobei die Funktion des Zeichens im kontinuierlichen Interpretationsprozess darin besteht, eine Erweiterung des Horizonts der gemeinsamen Wahrnehmung interagierender Individuen zu gewährleisten (vgl. Eschbach 1980: 55). In einer vergleichbaren Art und Weise und mit einem gleichartigen Verständnis von Denkprozessen erforschten die Wissenschaftler der Würzburger Schule - und hier insbesondere Karl Bühler - Denk- und Willensvorgänge sowie das Urteilen, Wollen und die Aufmerksamkeit. Hierbei stützten sich die Würzburger Wissenschaftler methodisch vor allem auf gezielte Introspektion unter experimentellen Bedingungen und lehnten in diesem Zusammenhang die sensualistisch-mechanistischen Deutungen willentlich gesteuerter Denkvorgänge als rein assoziative Verknüpfungen ab. Dabei betonten sie die Wirkung sinnbezogener zielgerichteter Tendenzen in den seelischen Abläufen und betitelten diese mit dem Begriff “ Ich-Akte ” (vgl. Janke & Schneider 1999). Gegenüber den zuvor ausgeführten Überlegungen von Peirce, der seine Sprachtheorie als umfassende Zeichentheorie entfaltet, legt Bühler größere Aufmerksamkeit auf die Phänomene des Deiktischen. So fokussiert Bühler beispielsweise neben der Darstellungsfunktion des Symbols im Symbolfeld besonders die Appellfunktion des Signals im Zeigfeld der Sprache (vgl. Wenzel 2007: 113). 216 Henrik Dindas (FOM Essen) 5 Zeichen bei Karl Bühler Hier hat Karl Bühlers Zeichentheorie eine bedeutende Relevanz, da sie durch ihren übergeordneten und grundlegenden Charakter jegliche Disziplinen betrifft, die etwas über intersubjektive Prozesse des Zeichengebrauchs sagen wollen und sich mit korrespondierenden Phänomenen beschäftigen: Karl Bühler hat der Forschergemeinschaft durch seinen pragmatischen Zeichenbegriff, der sich in seinen konstitutiven Facetten erst erschließt, wenn man seine nicht als Monographie oder anderweitig geschlossen ausformulierte Zeichentheorie einer konsequenten Analyse unterzieht, die inhaltlichen Anhaltspunkte hinterlassen, die den Vorgängen des zwischenmenschlichen Zeichenverkehrs und den sozialen Bedingungen der Zeichenkonstitution ein Profil geben (Wallat 2013: V). Bühler hat schon immer auf die Zusammenhänge einer triadisch geprägten Sprachauffassung hingewiesen und diese Thematik bereits vor der Visualisierung seines Organonmodells in der Axiomatik der Sprachwissenschaften sowie später in der Sprachtheorie angerissen. Beispielsweise stellt er bereits in einem Aufsatz von 1918 über den Satz heraus: “ Dreifach ist die Leistung der menschlichen Sprache: Kundgabe, Auslösung und Darstellung ” (Bühler 1978: 28). Nur wenig später favorisierte er ähnliche Begriffe, welche sich letztendlich auch im Organonmodell wiederfinden: “ Ausdruck ” “ Appell ” und “ Darstellung ” (Vonk 1992: 210). Mit seiner triadischen Auffassung arbeitete Bühler eine Grundfunktion des sprachlichen Zeichens heraus. Wie bereits der griechische Philosoph Platon versteht Karl Bühler die Sprache als Werkzeug (=organum), welches von den Menschen zu Zwecken der gegenseitigen Steuerung und damit Verständigung eingesetzt wird (vgl. Bühler 1934). Sprache ist damit das einzige dem Menschen zugängliche Medium, die Realität zu erfassen und letztlich abzubilden. Im Mittelpunkt des Bühlerschen Organonmodells, durch den gestrichelten Kreis symbolisiert, steht folglich ein Organum, welches beispielsweise die Sprache sein kann. Zu einem Zeichen - durch das “ Z ” gekennzeichnet - im eigentlichen Sinn wird dieses vermittels der drei daran angreifenden Momente, die sich in der Darstellung des Dreieckes widerspiegeln: Die Seiten des eingezeichneten Dreiecks symbolisieren diese drei Momente. Das Dreieck umschließt in einer Hinsicht weniger als der Kreis (Prinzip der abstraktiven Relevanz). In anderer Richtung wieder greift es über den Kreis hinaus, um anzudeuten, daß das sinnlich Gegebene stets eine apperzeptive Ergänzung erfährt (Bühler 1978: 28). Um dieses herum angeordnet sind folgende weitere Komponenten: der Gegenstand/ Sachverhalt, ein Sender und ein Empfänger. Der Sender kommuniziert, stets zeichenvermittelt, über einen Gegenstand oder Sachverhalt mit dem Empfänger dieser Zeichen. Hierbei werden im Zeichen immer drei Dimensionen vermittelt: So symbolisiert das Zeichen die in einer nach oben gerichteten Verbindung für die Zuordnung zu dem bezogenen Objekt, auf das es verweist (den Gegenstand/ Sachverhalt), steht stellvertretend für ihn und stellt ihn gleichfalls dar. Zudem ist es abhängig vom Sender ein Ausdruck von dessen Verfassung und immer auch ein Appell an den Empfänger. In einer kommunikativen Handlung sind stets alle drei Dimension gleichbedeutend vorhanden und stets abhängig von der Absicht des Sprechers (Abb. 7). Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 217 Abb. 7: Organonmodell der Sprache nach Bühler (in Anlehnung an Dindas 2017: 94) Wichtig ist hierbei zu benennen, dass Zeichen, in diesem Kontext sprachliche Zeichen (Wörter, Sätze, etc.), nie eineindeutig vermittelt und anbzw. wahrgenommen werden können, da sie stets von Gefühlen, Bewertungen, aktuellen Gedanken und Weltanschauungen abhängig sind, die sich in jedem Moment neu aushandeln lassen und daher stets variabel auftreten können: Die Sprechhandlungen lassen sich nicht gebietsmäßig aufteilen in darstellende, ausdrückende und appellierende; vielmehr zeigen sich für den weitaus größeren Teil unserer Rede, daß in ihr die Sprachzeichen alle drei Funktionen zugleich erfüllen (Ströker 1976: 148). Für Bühler drücken sprachliche Zeichen folglich nicht nur irgendeinen inneren Zustand aus, sondern sie stellen auch stets äußere Sachverhalte dar (vgl. Pl ē h 1984: 297). Gerade dies ist es, was die menschliche Sprache von den einfacheren Systemen unterscheidet, die nur durch das Vorhandensein von “ Ausdruck ” und “ Appell ” zu charakterisieren sind. Aufgrund dieser Gegenstandszentriertheit der Darstellungsfunktion ist festzuhalten, dass Bühler sich gegen die noch heute vertretene Auffassung der Psycholinguistik stellt, dass die intellektuelle Funktion der Sprache mit einem subjektiven “ Gedankenausdruck ” identisch sei (vgl. Pl ē h 1984: 298) und wendet sich damit offen gegen jede radikal-behavioristische Auffassung. Diese zeigt sich am deutlichsten im Zeichenbegriff. So genügt es nicht einmal für die Interpretation der Appellfunktion, die Zeichen als bloße physikalische Reize zu bestimmen, wie es in der Bestimmung eines behavioristischen Stimulus-Response-Schemas erforderlich wäre. Es ist vielmehr notwendig, wenn über Zeichen gesprochen wird, ihnen eine Sinndimension zuzuweisen, das bedeutet, sie müssen über sich selbst hinausweisen. Bedeutende Erkenntnis des Bühlerschen Organonmodells ist damit, wie es Bühler selbst formuliert, 218 Henrik Dindas (FOM Essen) Daß die Sprache [. . .] zu den ‘ Geräten ’ gehört oder platonisch gesprochen, daß sie ein Organon sei, heißt nichts anderes, als sie in Relation zu denen betrachten, die mit ihr umgehen und ihre Täter sind. Die Sprachforschung stößt also im Axiom von der Zeichennatur der Sprache auf das Denkmodell des homo faber, eines Machers und Benützers von Geräten (Bühler 1934: 48). Bühler veranschaulicht in seinem Modell folglich drei wesentliche Aspekte der zwischenmenschlichen Verständigung, die Krallmann und Ziemann wie folgt zusammen fassen: 1) Kommunikation besitzt immer eine soziale Komponente bzw. eine soziale Rahmung, da mindestens ein Sprecher und ein Empfänger miteinander interagieren; 2) Kommunikation besitzt einen Prozesscharakter, der darin deutlich wird, dass die Beteiligten versuchen, sich gegenseitig zu beeinflussen, zu steuern und sich aneinander zu orientieren, mit dem Ziel “ etwas Bestimmtes zu erreichen oder gemeinsam, auf ein zukünftiges Ziel hin, tätig zu sein ” (Bühler 1934 S. 35). Bühler setzt ein angemessenes Verhalten der Gesprächspartner, eine vorhandene Verstehensabsicht und ein Handlungsziel voraus und (3) die Zeichenhaftigkeit der Sprache, die als vom Menschen geschaffenes Symbolsystem als Werkzeug, beziehungsweise Organon, des gegenseitigen Verstehens anzusehen ist (vgl. Bühler 1934: 155). Ein Zeichen muss als Zeichen immer für jemanden Zeichen und zur erfolgreichen Verständigung intersubjektiv gültig sein. Ohne Zeichen kann es folglich keine Kommunikation geben, aber mit Zeichen steuern die Menschen sich wechselseitig auf etwas hin, das entweder den gleichzeitig gemeinsamen Wahrnehmungsraum betrifft (z. B. demonstratio ad aures) oder ihn raumzeitlich überschreitet (z. B. Deixis am Phantasma) (vgl. Krallmann & Ziemann 2001: 69). 6 Fazit und Ausblick Auch wenn sich in der aktuellen Forschung ein stetig wachsender Konsens über die mangelnde Leistungsfähigkeit der Theorie für den Bereich zwischenmenschlicher Verständigung abzeichnet, ist die weiterhin fortwährende Wirkung und die damit verbundene falsche Auslegung der Informationstheorie nicht zu unterschätzen. Denn trotz dieser Festlegung fungieren Shannons Sender-Empfänger-Modell und dessen unzählige Nachfolger noch immer als “ attraktivere Referenzgröße kommunikationstheoretischer Positionierungen ” (Eschbach 1980: 43) als andere, der Beschreibung des Kommunikationsprozesses wesentlich angemessenere und zudem korrektere Modelle, wie sie beispielsweise in dem vorliegenden Beitrag durch Veranschaulichung eines ganzheitlichen Semiotik-Verständnisses verdeutlicht wurden. In dem durch Weaver auf die Kommunikation übertragenen Informationsmodell werden fatalerweise mehrere, zu einer ganzheitlichen Betrachtung aber unabdingbar essentielle Elemente der semiotischen Triade isoliert. Damit wird allerdings die umfassende Bezeichnungspotenz des triadischen Zeichens, das allein dazu in der Lage ist, der soziohistorischen Wirklichkeit des Menschen gerecht zu werden, willkürlich zerstört (vgl. Rossi-Landi 1979). Das Sender-Empfänger-Modell reduziert die Semiosis auf den Zeichenträger und beschränkt dieses Zeichenresiduum damit auf eine bloße Materialität. Bei der zuvor dargelegten Betrachtung vergleichbarer Differenzierungen der Untersuchungsbereiche von Informations-, Kommunikations- und Zeichentheorie wird deutlich, dass als genus proximum dieser drei Theorie-Konstrukte die Verwendung des Zeichen- Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 219 Begriffs als unabdingbar zu gelten hat. Hingegen stellt sich als differentia specifica heraus, dass die Anwendung unterschiedlicher Zeichenarten äußerst variabel und nie eineindeutig ihre Verwendung findet. Folglich wird in der Informationstheorie von Signalen, in der Kommunikationstheorie von Symbolen und in der Zeichentheorie von Zeichen aller Art gesprochen, ohne jedoch eine deutliche Abgrenzung der Nicht-Bedeutungen herauszustellen. Diese auf den ersten Blick konsequent logisch geschlussfolgerte Unterscheidung erweist sich bei näherer Betrachtung jedoch als wenig sachgemäß, denn die Informationstheorie befasst sich weder mit Signalen noch mit sonstigen Zeichen. Viel-mehr sind es Informationseinheiten, die mitnichten die konstituierenden Bedingungen von Zeichen erfüllen, wie auch, mit verändertem Vorzeichen, die Kommunikationstheorie (vgl. Eschbach 1980: 43). Auch wenn es sich bestätigt, dass Kommunikation nur als zeichenvermittelte Etablierung interaktionaler Beziehungen möglich ist, so sind diese Wechselwirkungen weder auf spezifische Zeichen reduzierbar noch ausschließlich dadurch zu verstehen. Demnach kann es nur Sinn und Ziel von zwischenmenschlichen Kommunikationsprozessen sein, Verständigung zu erwirken und das Kommunikationsziel Verständigung ist wiederum Voraussetzung dafür, gemeinsam Probleme lösen zu können. Dies steht merklich konträr zu dem zuvor umschriebenem Kommunikationsverständnis, in dem Verständigung im Sinne von Übertragung von Information beschrieben wird. Fehler und Missverständnisse wären dabei stets modifizier- und somit korrigierbar und der Mensch würde nie neues Wissen und neue Erfahrungen generieren können, da er Wissen bzw. Informationen nur in Funktionsweise von Radiogeräten empfangen und diese in möglichst ungestörter Form verarbeiten würde. Schlussendlich könnte der Mensch keine neuen Theorien generieren. Erfahren, Wahrnehmen und Handeln sind folglich als (inner- und außer-) körperliche Prozesse zu verstehen, die weit mehr als nur das bewusste Erleben umfassen. Die kollektive Stiftung von Sinn geschieht somit stets zwischenmenschlich kommunikativ. Als weiteres wichtiges Differenzierungsmerkmal ist die Tatsache zu benennen, dass schon in den Implikationsverhältnissen der hier zur Diskussion stehenden Theorien signifikante Unterscheidungen zu machen sind. Könnte der Zeichenbegriff eine explikative Funktion in der Informationswie der Kommunikationstheorie einnehmen, so würde die Semiotik im Verhältnis zu den beiden Theorien eine metatheoretische Position einnehmen. Unter Vernachlässigung der gesamtem Metasprachenproblematik, Peirce beispielsweise deklariert in diesem Zusammenhang die Umgangssprache als letztliche Metasprache in einem infiniten Prozess, muss an dieser Stelle deutlich herausgehoben werden, dass die Semiotik weder von ihren eigentlichen Interessen, noch von ihren Möglichkeiten her Anspruch nimmt, die Probleme anderer Forschungsbereiche zu lösen und dies auch gar nicht kann. Denn im umgekehrten Sinne gilt ebenfalls, dass eine informations-, respektive kommunikationtheoretische Lesart der Semiotik in nicht weniger schwerwiegende Aporien münden muss (vgl. Eschbach 1980: 43). Dem in Kapitel 4 dargelegten Peirce ’ schen Repräsentamen haben zuvor beschriebene Substitutionstheoretiker verhängnisvollerweise stets die geringste Aufmerksamkeit geschenkt: Was soll man auch schon groß mit einer Vermittlungsinstanz anfangen, deren transitorischer Charakter spätestens dann erfüllt ist, wenn das Ziel der Stellvertretung erreicht ist? Nun hat Peirce allerdings die Semiosis so beschrieben, daß der unmittelbare (erste) Interpretant im Prozeß der permanenten Zeicheninterpretation (nennen wir es: 220 Henrik Dindas (FOM Essen) Zunahme an konkreter Vernünftigkeit) in die Funktion des Repräsentamens der folgenden Interpretationsrunde eintritt: Wie sollte aber eine mentale Größe (unmittelbarer Interpretant) zu einem dynamischen Objekt vermitteln und einen Interpretanten höherer Determinationsstufe generieren, wenn da irgendwo materiale Zwischenstufen wären? Der Zeichenprozeß ist ein mentaler Prozeß und sonst gar nichts. Die Semiosis befaßt sich nicht mit dem “ Transport ” von Zeichen von einem Objekt zu einem Interpretanten, sondern fragt nach den Bedingungen der Möglichkeit symbolischer Erkenntnis. Die Semiotik gibt auf diese Frage eine dreigliedrige Antwort: Im Hinblick auf die Objektkonstitution fällt die Antwort erkenntnistheoretisch aus; im Hinblick auf die Interpretantemelation fällt die Antwort hermeneutisch aus; im Hinblick auf das Repräsentamen fällt die Antwort relationslogisch aus. Es ist an dieser Stelle wichtig, mit einer gewissen Impertinenz darauf zu bestehen, daß es sich hier nicht um drei Antworten auf eine Frage handelt, sondern um drei Aspekte einer ansonsten homogenen Antwort. Wiederum war es Peirce, der vor den Gefahren gewarnt hat, die bei Vernachlässigung oder Überbetonung eines oder zweier Aspekte dieser Triade drohen. Wie in dem vorliegenden Beitrag versucht wurde darzustellen, bieten hier die denkpsychologischen Zugänge der Würzburger Schule - allen voran Karl Bühler - und die der Peirceianischen Philosophie, die geeigneten Instrumente, um den Gegenstand “ Kommunikation ” vollständig zu erschließen. Die Fokussierung der sprach-, zeichen- und schließlich kommunikationstheoretischen Perspektiven in dem vorliegenden Beitrag rechtfertigt sich mitunter von innen heraus, da sich hieran aufzeigen lässt, wie in der Kommunikationsforschung und allen wissenschaftlichen Teildisziplinen, welche sich eines Kommunikationsbegriffes bedienen, vorzugehen ist, will man “ Stoffentgleisungen ” 2 entgehen, welche größtenteils flächendeckend das Bild der kommunikationswissenschaftlichen Aufgaben und Ziele falsch wiedergeben und folglich den “ eigentlichen Gegenstand nur ungenügend abbilden ” (Wallat 2013: VI). Eine semiotische Betrachtungsweise erweist sich folglich als der einzig fruchtbare Ausgangspunkt die Kommunikationswissenschaft in ihren Inhalten und Vorgehensweisen zu untersuchen, da sich an ihr die Bedeutung einer zeichentheoretischen Arbeitsweise wirksam darstellen lässt. So will der vorliegende Beitrag unterstreichen, dass zwischenmenschliche Kommunikation stets eine Aktivität von Handelnden ist. Zwischenmenschliche Kommunikation ist die in einer symbolisch verzeichneten Welt, objektivierte Antwort eines Subjekts, welches sich stets an der Welt von anderen orientiert. Was kann man aber mit einer derart abstrakten, ungegenständlichen Semiotik anstellen? Ich denke, daß wir uns in der Kommunikationswissenschaft in einer höchst ähnlichen Lage befinden, wie Karl Bühler sie in den zwanziger Jahren in der Psychologie vorfand, als er die an Kant orientierte Frage stellte: “ Wie ist Psychologie möglich? ” Bühler hat an verschiedenen Stellen seines Werkes geschrieben, daß er sich durch die Ermittlung der Axiome der mit der Sprache befaßten Wissenschaften um eine Antwort auf seine Hauptfrage bemühe; die in der Krise der 2 In Tradition des für die Semiotik fatalen Prinzips des psychophysischen Parallelismus werden Aussagen über psychische Phänomene getätigt, die in Art und Weise eines “ Taschenspielertricks ” (Eschbach 1989: 44) Schlüsse vom Sein auf das Bewusstsein tätigen, also Ableitungen von der Physis auf die Psyche vollziehen. Ein kardinaler Denkfehler, den Bühler treffend als “ Stoffentgleisung ” benennt, da die in sich bereits völlig unzulängliche Substitutionstheorie des Zeichens auf diesem Wege weiter reduziert und sinnentleert wird. Kommunikationsmodelle, Zeichen und Verzeichnung 221 Psychologie, der Sprachtheorie und auch noch an anderen Orten vorgestellten Axiomatiken waren nicht die Lösungen, mit denen Bühler sich zufrieden geben wollte (vgl. Eschbach, 2013). 1938 plant Bühler - kurz vor seiner Emigration - eine allgemeine Sematologie oder Lehre von den Zeichen im Sinne einer Logik der Geisteswissenschaften, die er als “ die logische Heimat der Sprachtheorie ” bezeichnet. Wörtlich heißt es bei Bühler: Meinen Vorschlag kennen Sie: Man vergleiche die Sprache mit anderen Darstellungsgeräten. Wären wir soweit und könnten eine allgemeine Zeichenlehre, eine ausgewachsene Sematologie vorlegen, so wäre unser Beitrag geleistet. Eine allgemeine Sematologie - das ist es, was zustande gebracht werden muß und hier werden von allen Seiten die heute noch getrennten Beiträge einmünden (Bühler in Eschbach, 2018: 182). Semiotik ist dabei aber weder “ nur ” Wissenschaft noch Lehre oder Doktrin, sondern vielmehr antidogmatische “ kritische Theorie der Zeichen in Aktion ” (Eschbach 1981: 57). Sie darf dabei nicht im Sinne einer reinen Methode oder eines eineindeutigen Analyseinstrumentes begriffen werden, sondern sie ist als eine metatheoretische Logik der Forschung zu charakterisieren. Da es, so Charles Sanders Peirce, so etwas wie eine unmittelbare, intuitive, nicht durch Zeichen vermittelte Form des Denkens und Erkennens prinzipiell nicht geben kann, ist hieraus zu schließen, dass alles Denken ein Denken in Zeichen ist (vgl. Peirce 1960). Diese Erkenntnis hat zur Folge, dass somit jeder Gedanke in einem anderen Gedanken aufgehoben ist und zur Bestimmung eines weiteren Gedankens führt schließlich nur das, was aus dem Wesen eines Zeichens folgt, um letztlich eine Beziehungsfunktion auszuüben (Eschbach 1981: 57). Insofern also alles Denken ein Denken in Zeichen ist, erweist sich die Theorie der Zeichen als ein antiintuitionistisches System, da Intuition als unvermitteltes zeichenloses Denken schlichtweg nicht existieren kann. Folglich basiert die Theorie der Zeichen auf einem Modell deduktiv-hypothetischer Urteile, zumal der Prozess der kontinuierlichen Zeicheninterpretation ein “ quasi-notwendiges ” (Eschbach 1981: 57) Verfahren darstellt. Schlussendlich kann Semiotik als die Modal-Logik der Zeichen angesehen werden, denn jeder Wahrnehmungsprozess eines Menschen stellt als Formulierung eines Wahrnehmungsurteils und jedes Wahrnehmungsurteil letztendlich einen Extremfall abduktiven Schließens dar. Zusammenfassend kann also statuiert werden: In der Erforschung von Kommunikation und einer daraus resultierenden Kommunikationswissenschaft geht es in erster Linie um Probleme der Vermittlung und Verständigung und die dabei zu klärenden Fragen sind mitnichten als Elemente stoffgebundener Natur zu verstehen. Wie es Achim Eschbach nicht zutreffender hätte formulieren können, sind wir Menschen eben keine Bienen, die ihre “ Stoffproben zu ihren Stockgefährten ” tragen, sondern wir überschreiten den Präsentationsrahmen und bedienen uns der repräsentationalen Vermittlung (vgl. Eschbach 2003: 376). Wie in dem vorliegenden Beitrag versucht wurde darzulegen, findet ein derartiger Gebrauch eines stoffentbundenen Zeichenverkehrs niemals zwischen materiellen Entitäten statt, sondern zwischen Bewusstseinseinheiten. Diese Begebenheit ist schon von der Natur der Sache her begründet, da wir als Menschen nicht die Fertigkeit besitzen, direkt und unvermittelt von einem Bewusstsein zum anderen zu kommunizieren. Diese Erkenntnis führt unweigerlich dazu, dass wir uns repräsentationaler Zeichen bedienen müssen, die 222 Henrik Dindas (FOM Essen) ihrerseits auch keine sinnlich wahrnehmbaren Entitäten sind, wie beispielsweise Verkehrszeichen am Straßenrand. Sie sind vielmehr Bewusstseinsinhalte, ebenso wie die Zeichenobjekte und Zeicheninterpretationen, weshalb sie weder messbar noch zählbar sind. Nur in der ihnen eigenen Erscheinungsweise können wir sie denken und analysieren, was unweigerlich bedeutet, zuerst die spezielle Relationenlogik der Zeichen selbst zu analysieren und dabei die speziellen Beziehungen von mentalen Einheiten zu ordnen, zu systematisieren und damit berechenbar zu machen. Literatur Apel, Karl-Otto 1975: Der Denkweg von Charles S. Peirce. STW 141. 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