eJournals Kodikas/Code 42/2-4

Kodikas/Code
kod
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
826
2024
422-4

Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan

826
2024
Götz Wienold
Jewelry Bridge is an interpretant ascribed to a plastic work of art placed on an elevated passage way in front of Ueno Station in Tokyo. As it turns out, the interpretant itself is in need of interpretation. Similar objects abound in Japan. A number of such objects are described and their interpretants discussed in the framework of Peircean semiotics. To prepare the discussion the article takes up, first, the semiotics of objects in general, their quali-signs and ornaments and, secondly, of objects marking public places, particularly in Japan. A special way of marking a public place in Japan is an oval area with a traditional symbol, an indeciduous tree in one focus and a novel object accompanied by an interpretant in the other. Incidentally, ways of symbol formation, augmentation, miniaturization, deiconization and abstraction are touched upon..
kod422-40209
K O D I K A S / C O D E Volume 42 (2019) · No. 2 - 4 Gunter Narr Verlag Tübingen Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan Götz Wienold (Tokyo/ Berlin) Abstract: Jewelry Bridge is an interpretant ascribed to a plastic work of art placed on an elevated passage way in front of Ueno Station in Tokyo. As it turns out, the interpretant itself is in need of interpretation. Similar objects abound in Japan. A number of such objects are described and their interpretants discussed in the framework of Peircean semiotics. To prepare the discussion the article takes up, first, the semiotics of objects in general, their quali-signs and ornaments and, secondly, of objects marking public places, particularly in Japan. A special way of marking a public place in Japan is an oval area with a traditional symbol, an indeciduous tree in one focus and a novel object accompanied by an interpretant in the other. Incidentally, ways of symbol formation, augmentation, miniaturization, deiconization and abstraction are touched upon. Keywords: interpretant, attribution, rhema, dicent and argument in peirce ’ s semiotics, arrangement, Objects as signs, qualisign, ornament, marking of public localities, symbolism of trees, turtle and crane in Japan, augmentation, miniaturization, deiconization, abstraction Zusammenfassung: Jewelry Bridge ist ein Interpretant, der einer Plastik auf einem erhöhten Fußgängerüberweg vor dem Bahnhof Ueno in Tokyo beigegeben ist. Doch der Interpretant bedarf indessen selbst einer Interpretation. Ähnliche Objekte sind im heutigen Japan vielfach anzutreffen. Eine Reihe solcher Objekte werden in der Folge beschrieben und ihre Interpretanten werden im Rahmen der Peirce folgenden Semiotik erörtert. Zur Vorbereitung werden zunächst die Semiotik von Objekten im allgemeinen, deren Qualizeichen und Ornamente aufgegriffen, danach Objekte, die öffentliche Örtlichkeiten in markanter Weise auszeichnen. Eine besondere Art der Auszeichnung besteht in einem Oval mit dem traditionellen Symbol eines Laubbaums in einem der Brennpunkte und einem neuartigen Objekt mit Interpretanten im anderen. Dabei werden Verfahren der Zeichenbildung wie Augmentierung, Miniaturisierung, Deikonisieung und Abstraktion besprochen. Schlüsselbegriffe: Interpretant, Zuschreibung, Rhema, Dizent und Argument in Peirces Semiotik, Arrangement, Objekte als Zeichen, Qualizeichen, Ornament, markante Auszeichnungen von öffentlichen Örtlichkeiten, Symbolik von Bäumen, Schildkröte und Kranich in Japan, Augmentierung, Miniaturisierung, Deikonisierung, Abstraktion 1 Gegenstand Über den Vorplatz vor dem Bahnhof Ueno, einem der größten in Tokyo, spannen sich erhöhte Fußgängerüberwege, von ihren Kreuzungen geht es hinab zu Straßen und zu Eingängen über- und unterirdischer Bahnen. Von weitem schon sieht man eine - geschätzt - zehn Meter hohe Plastik: Vier rote rechteckige Säulen, zwei niedriger, zwei höher, aus bemaltem Stahl, biegen sich oben gegeneinander und münden in zwei goldene Halbkreise. Je nach Perspektive schließen die Halbkreise sich zu einem Ring (Abb. 1), formen ein massives Band (Abb. 2) oder verbleiben als zwei getrennte sich gegenüberstehende Rundungen (Abb. 3). Die Säulen ruhen auf zwei niedrigen Sockeln, zwischen denen man hindurchgehen kann, oben auf den Sockeln Tafeln, die in Schreibschrift einmal auf Englisch, einmal in japanischen Silbenzeichen (Katakana) sagen: Jewelry Bridge. Der Name leitet an, das Objekt als eine Art Brücke zu sehen, eine, die eines der üblichsten und symbolträchtigsten Schmuckstücke trägt. Doch es ist nur ein Schmuck, der Schmuck selbst ist keine Brücke, verbindet nichts. Ohne die Tafeln würde man wohl nicht leicht darauf kommen, das Bildwerk als eine Brücke zu sehen und so zu bezeichnen. Wenige hundert Meter von der Schmuck-Brücke entfernt laufen von Norden nach Süden zwei Straßen ineinander. So entsteht ein Dreieck, es wird durch ein Stück Querstraße unterteilt. Der nördliche Teil bietet zum Verweilen eine steinerne Sitzbank und vor ihr, im Sitzen anzuschauen, eine niedrige Plastik: die obere Hälfte eines aufgeschnittenen Apfels mit Stil, sein Fruchtfleisch ein buntes Mosaik. Neben der Sitzbank eine Tafel mit der Überschrift: ringo to kotoba “ Apfel und Wort ” , auch, da Japanisch keinen grammatischen Numerus kennt, als “ Äpfel und Worte ” zu übersetzen. Sie zitiert ein bekanntes englisches Sprichwort ( “ An apple a day keeps the doctor away “ ) und preist ausführlich die Wohltat der Äpfel. Nach dem schmalen Zwischenstück engen sich die ineinanderlaufenden Straßen zu einem mit Sträuchern dicht bewachsenen Dreieck (Abb. 4). Man blickt zunächst auf eine Skulptur aus glänzend poliertem dunklem Stein 1 , ein Stamm ist in zwei eng aneinandergedrängte, stumpf endende Äste gespalten. Dahinter wächst mit einer hohen reichen Krone ein Kampferbaum, an ihm ein Schild mit seinem japanischem Namen kusunoki. Vor der Skulptur liegt tief in den Sträuchern eine steinerne Tafel mit sino-japanischen Zeichen: kiro “ Wegscheide, Scheideweg ” , darunter der Name Miura Yoshiyuki. Die gut einen Meter hohe Skulptur steht in einer Wegscheide, sie selbst ist, ohne an diesem Ort zu stehen, wohl nicht leicht als Abbild einer solchen Gabelung zu verstehen. Die Plastiken ‘ Apfel ’ und ‘ Schmuck- Brücke ’ zeichnen für sich je eine Örtlichkeit aus, die breitere Dreieckshälfte und eine Kreuzung der Fußgängerüberwege. Die Skulptur kiro bildet zusammen mit den Sträuchern, inmitten derer sie gesetzt ist, und dem Kampferbaum ein Arrangement, das sich ganz von der Umgebung abhebt. In einer grünen Anlage im Tokyoter Stadtbezirk Chiyoda stößt man auf die goldfarbene Skulptur eines affenartigen Tiers. Die Skulptur ist aus Messing und steht auf einem menschenhohen Sockel mit zwei japanischen Inschriften. Eine schreibt dem Tier den 1 In der Unterscheidung von Plastik und Skulptur folge ich dem von Werner Hofmann dargelegten Sprachgebrauch: Resultate eines “ modellierenden ” versus eines “ bildhauerischen Gestaltungsaktes ” (Hofmann 1958: 18 f.). Vgl. auch Reuße 1995: 160. 210 Götz Wienold Namen kanemushi ‘ Goldkäfer ’ zu, die zweite bietet zur Reflexion an: hootenkanshuuzoo ‘ Statue (zoo) von Entwicklung (ten) von Gedeihen (hoo) sehen (kan) und beschützen (shuu) ’ , 2 oder etwas freier übersetzt: ‘ Die Entwicklung von Gedeihen sehen und beschützen, als Statue dargestellt ’ . Als Bild eines Käfers ist die Skulptur durch Linien auf dem Rücken, wie auf dem Panzer eines Insekts, zu erkennen, doch hat das Tier auch weibliche Brüste, diese und die Stellung der Gliedmaßen verleihen ihm den Charakter einer allegorischen Personifikation. 3 Auch diese Skulptur befindet sich in einer Anlage mit Bäumen und Pflanzen, einem Arrangement. Vor dem französischen Kulturzentrum im Shiodome Media Tower nahe dem Bahnhof Shimbashi auf halbhohem Sockel eine Skulptur von drei überaus schlanken, nackten, jedoch entsexualisierten Figuren, nur aus der Gestaltung des Kopfes als zwei Frauen und ein Mann zu erkennen (Abb. 5). Mit ganz nach oben gestreckten Armen halten sie eine Art Trommel, die Wände der Trommel tragen ein Relief von drei Vogelpaaren, oben auf ihr sitzt die Skulptur eines Vogels. Eingraviert liest man in japanischer Silbenschrift, diesmal Hiragana: todoke und in lateinischer Schrift den Namen: K. Shigeoka. ‘ Sende hin ‘ , mag man todoke, Imperativ des Verbs todoku, übersetzen, ausgedeutet: ‘ sende dem Himmel entgegen ’ , das Ziel der Anstrengung der sich reckenden Menschen angebend. 4 Wie kiro in Ueno bildet die Skulptur ein Ensemble mit einem Baum, mit einem Shirakashi, einer in Tokyo in vielen Anlagen und Parks zu findenden immergrünen Eichenart, ein Arrangement wie auch das von kanemushi. Am südlichen Ende der Nihonbashi ‘ Japanbrücke ’ ruht auf drei niedrigen Stützen eine runde Kugel aus Stein, ein breites, schwarzes Band um seine Mitte. Ein beigegebener Text nennt sie taimukapuseru ‘ Zeitkapsel ’ (in Katakana). Die Kapsel, heißt es weiter, enthalte eine Botschaft, in die Zukunft gesandt, im Jahre 2036 bei Öffnung der Kapsel zu lesen. Eine Nihonbashi bestand an gleichem Ort bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Diese hölzerne Brücke, den meisten Japanern wohl durch Ukiyoe bekannt, wurde 1913 durch die jetzige steinerne ersetzt. Die Geländer schmücken aus Kupfer gegossene Laternen und kirin, geflügelte Vierbeiner der chinesischen Mythologie. Tafeln geben die Entfernungen zu japanischen Städten in verschiedenen Richtungen von diesem genpyoo ‘ Ausgangszeichen, Nullpunkt ’ aus an. Die Brücke war einstmals das symbolische Zeichen des Landes Japan, zur Zeit ihrer Setzung war Japan durch die Diktatur der Tokugawa gerade als einiges Land konstituiert worden. Wieder haben wir ein Arrangement mit einer Skulptur mit unerwarteten Namen. Der Dreifuß, auf dem die Zeitkapsel ruht, lässt an den Dreifuß der Pythia in Delphi denken, und so mag die für 2036, 125 Jahre nach Errichtung der Brücke aus Stein, bestimmte Botschaft jedenfalls bis dahin ein Rätsel aufgeben. 2 Japanische Ausdrücke und Namen werden, um dem Japanischen als Morensprache gerecht zu werden, in einer modifizierten Hepburnumschrift wiedergegeben, dabei erscheinen anderswo mit einem Querstrich oder einem Zirkumflex bezeichnete Vokale außer in bei uns eingebürgerten Begriffen und Namen als Doppelvokale. 3 Diese Anlage wurde ein erstes Mal mit Abbildungen von Anlage, Skulptur und Inschriften in Wienold 1998: 191 f. vorgestellt, wieder aufgenommen in Wienold 2015: 83 f. 4 Auf der Internetseite aato no kaze - Wind of the Art kann man zahlreiche Skulpturen sich ähnlich streckender Figuren von Kenji Shigeoka (*1936) sehen, zum Beispiel daichi kara oozora e ‚ ‚ von der weiten Erde zum großen Himmel (im Olympic Museum, in Lausanne). Vgl. auch www.anshindo-grp.co.jp/ art/ sculpture/ shigeokakenji. html, eingesehen am 8.12.2022. Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan 211 Auf einem hohen, weiten Rund, in das sogar eine Einfahrt in den Untergrund führt, ein Café, vor ihm posiert ein schwarzes, metallenes Monster, es reckt sich, wie es sich für diese einem Filmmythos des 20. Jahrhunderts entstammende Figur gehört, auf, und wird für den, der sie nicht wiedererkennen will, auf der Tafel Godzilla Square namentlich identifiziert. Der Film ist von 1954. Gegenüber dem Ungeheuer, das von der Leinwand drohte (Abb. Reischauer/ Katoo 1993: 459), wirkt dieser Godzilla (jap. gojira) wenig bedrohlich. Im Gebäude hinter dem Rund, ganz nahe dem Bahnhof Yurakuchoo, ist schicklich ein Kino untergebracht. Auch hier also finden wir Name und Figur beieinander. In der Südwestecke des Vorplatzes vor dem Bahnhof Tokyo steht auf einem zunächst aus drei stufenförmig aufeinander gelegten, granitenen Quadern, sodann aus einem bronzenen, zusätzlich mit Girlanden geschmückten Zylinder gebildeten Sockel, beide Sockelteile jeweils für sich bereits übermenschenhoch, die mächtige Statue einer Frau in züchtiger, westlicher Kleidung. Auf dem obersten granitenen Quader des Sockels gibt eine zweisprachige Inschrift ihr einen Namen, sino-japanisch ai, altgriechisch he agape ‘ die Liebe ’ . 5 Der griechische Name bestimmt sie als die spirituelle Liebe, wie sie der 1. Korintherbrief des Paulus preist, das japanische Wort entspricht dem, die erotische Liebe würde japanisch koi heißen. 6 Auf dem westlichen Vorplatz des Bahnhofs Ebisu in Tokyo ein Oval. Im rechten der beiden Brennpunkte zwei immergrüne Bäume, im anderen eine auf einen begehbaren Sockel aus drei Stufen gesetzte niedrige Kuppel, ein halbdurchsichtiger Bogen, in dem Wasser fließt. Die Kuppel ist in der Mitte zweigeteilt, ein sehr schmaler Gang führt hindurch. Weitere metallene Bögen und Wasserspiel umgeben eine schwarze Tafel mit den Versalien EBISU (Abb. 6). Ebisu heißt einer der sieben aus China überkommenen Glücksgötter (shichifukujin), unter diesen der Gott reichen Fischfangs, für die Fischereination Japan ein naheliegendes mythologisches Symbol, zu dem auch die Spiele mit Wasser stimmen. Direkt am Bahnhof eine Skulptur des Gottes in traditioneller Gestalt. Er sitzt, lächelt übers pausbäckige Gesicht mit knubbligen Ohrläppchen und hält in der linken Hand eine Meerbrasse. Auf der schwarzen Tafel mit dem Namen kehrt das Gesicht in einfacher Zeichnung wieder. So scheint die Plastik in abstrakter Form ebenso dem Gott zu gelten. In der Folge werden noch eine ganze Reihe weiterer öffentlich aufgestellter Objekte mit und ohne explizite Interpretanten auftreten. Tatsächlich finden sich allein in Parks wie an Straßen Tokyos weit über 100 solcher Objekte in überwältigender Vielfalt und unterschiedlichsten Appeals, einige mit erläuternden Tafeln wie bei ringo to kotoba. 7 Die bisher beschriebenen Objekte befinden sich alle in einem durchgehend westlichen, das heißt nach europäischen und nordamerikanischen Vorbildern und Praktiken gestaltetem Stadtbild. Englisches wie Jewelry Bridge oder - japanisiert - taimukapuseru entspricht der in der Welt 5 Japanisch kennt keine Artikel, ai darf man deshalb wie altgriechisches he agape mit bestimmtem Artikel als Titel einer Statue gleichermaßen mit “ die Liebe ” übersetzen. 6 Die lange westliche Fassade des Bahnhofs Tokyo selbst bildet heute ein sorgfältig konserviertes architektonisches Museumsstück. Das Eingangstor in der Mitte war einst dem Kaiserpaar reserviert, ist heute jedoch geschlossen und durch eine Gruppierung sorgfältig beschnittener Kiefern zugestellt, die quasi eine Dekoration bilden. Ein mächtiger steinerner Quader trägt die sino-japanische Inschrift ‘ Bahnhof Tokyo ’ . Die Inschrift steht so tief wie oft die Information über den Namen eines Ausstellungsgegenstandes. 7 Vgl. locahan.com/ 3obuje.html (Stand vom 14.12.2022). Eine ganze Reihe der bisher wie unten in Abschnitt 3 besprochenen Objekte werden auf der Web-Seite nicht erwähnt. 212 Götz Wienold der Waren und Märkte, besonders im Design von Mode und Accessoires mit Englischem durchsetzten heutigen japanischen Kultur. 8 Die Plastiken und Skulpturen folgen in westlichen Ländern entwickelten Kunsttraditionen. Viele der Objekte stehen in einem Arrangement mit Pflanzenwuchs. sie setzen Akzente im Stadtbild. Ich behandele an öffentlichen Orten aufgestellte Objekte, nicht Werke der bildenden Kunst in Freilichtmuseen, und die ihnen beigegebenen Interpretanten. 9 Die Objekte sind in der Öffentlichkeit im Freien aufgestellt, so dass sie bemerkt, beachtet, betrachtet werden. Sie sind keine Gebrauchsobjekte. Sie sind für ‘ Sinn ’ frei, die beigegebenen Worte schreiben ihnen einen Sinn zu. Dass sie benannt sind, bestärkt darin, sie wie Worte, die etwas benennen, als Zeichen zu betrachten. Die Zeichenklassifikation von Charles Sanders Peirce unterscheidet nach dem Interpretantenbezug (Sinnbezug) der Zeichen Rhema, Dizent und Argument. Peirce hat diese Begriffe aus einer Analyse der menschlichen Sprache, speziell einer logischen Analyse der Sprache, der Unterscheidung von Wort, Satz und Schlussbildung, gewonnen, so in seiner Schrift Elements of Logic (Peirce 1903, §§ 250 - 253) und im Letter to Lady Welby (Peirce 1904, 337 - 339): Rhema, ein Einzelelement, Dizent eine für sich erfassbare und beurteilbare Verbindung von Einzelelementen, Argument schließlich eine abgeschlossene Folge von Dizenten, die für sich bestehen kann. 10 Als solche bereiten Peirces Begriffe für die Beschreibung einer zeichenhaft verstandenen Objektwelt gewisse Schwierigkeiten, weil deren Klassifizierung weniger eingeübt ist als die umgangssprachlich akzeptierte Einteilung von sprachlichen Zeichen in Wort, Satz und Text und man nicht davon ausgehen darf, die von einer Konzeption von Sprache ausgehende Klassifikation von Zeichen ohne weiteres auf Verhältnisse einer nichtsprachlichen Objektwelt übertragen zu dürfen. 11 Die Elemente, aus denen die Objekte zusammengefügt sind - die Halbringe, die Säulen, die Sockel der Jewelry Bridge, die Figuren, die Trommel, der Vogel oben auf ihr von todoke, die Stützen, die Kugel, der schwarze Reif um die Zeitkapsel - sehe ich als Rhemata. Aus ihnen werden Dizenten, die - mit Bedeutungszuschreibungen versehenen - Objekte wie Jewelry Bridge oder kiro gebildet. Werden sie wie kiro zusammen mit dem Kampferbaum inmitten von Sträuchern gesetzt, die Skulptur todoke einem shirakashi-Baum gegenübergestellt, wird ein geschlossener Zusammenhang hergestellt. Bei kiro ist er klar markiert (Abb. 4), auch todoke hebt sich von der Umgebung ab (Abb. 5). Sprachliche Texte als abgeschlossener Zusammenhang sind ein Fall von Argumenten in diesem Sinn. Bei visuellem Material sage ich statt Argument “ Arrangement ” . Der Begriff ‘ Arrangement ’ zielt auf die Art und Weise, wie Objekte als Zeichenelemente in einer Anlage verteilt und einander zugeordnet sind, so dass wir sie als zusammenhängenden Komplex, unabhängig von der Umgebung, betrachten und aufnehmen können. 12 Sprachliche Texte signalisieren häufig erkennbar Anfang und Ende, genauso Filme, Musikwerke; 8 Vgl. Wienold 1993, 1995, 2015: 151 - 167. 9 Zum Tempel Choosen-in in Nakameguro gehört die auf vier knapp bemessenen Stellflächen im Freien aufgestellte Watanabe Collection, über 50 Skulpturen aus Stahl, Bronze, Aluminium, Granit, Andesit usw. ( “ Museum für gegenwärtige Skulptur ” ). 10 Vgl. dazu Walther 1979: 73 ff. 11 Vgl. dazu auch Barthes 1985: 256 f. 12 Zum Begriff des Arrangements vgl. Wienold 2015: 7 - 11, 22 - 25, 75 - 78 und öfter, weiter Wienold 2017 und 2023. Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan 213 die Abgeschlossenheit in Arrangements zeigt sich häufig durch Rahmung, etwa durch Einschließung mit Mauern an, Bilder haben Rahmen, bei theatralischen Aufführungen staffeln sich oft sogar die Rahmen. Der Triade Rhema - Dizent - Argument entspricht in der semiotischen Analyse von kulturellem Verhalten durch Jurij M. Lotman die Triade Geste - Akt - Verhaltenstext. Auch Lotman betont die Abgeschlossenheit des dritten Glieds, des Verhaltenstexts: “… should be understood as a completed chain of conscious action located between intention and result ” (Lotman 1995: 109). 13 In Alltagssituationen mag ein Argument oder ein Arrangement an den Rändern ausfransen, es mag nicht genau anzugeben sein, wo es beginnt und aufhört. Unter den bisher genannten Objekten gilt das für die Fußgängerüberwege vor dem Bahnhof Ueno. Die beschriebenen Objekte sind neuartig, viele von ihnen sind, mit einem Ausdruck von Werner Hofmann, “ freie Gegenstandserfindungen ” (Hofmann 1958: 81). Der zugeschriebene Sinn ist vom bloßen Anschauen her keineswegs offenkundig, die Zuschreibung bedarf eines Kommentars. Die Zuschreibung Jewelry Bridge scheint angesichts des Objekts ungenügend, man fragt, was hat hier eine Skulptur kiro ‘ Wegscheidung ’ zu suchen, eine Statue der “ Liebe ” , altgriechisch in griechischer Schrift an diesem Ort? Worum es solchen Zeichen geht, soll uns also beschäftigen (4). In zwei vorbereitenden Schritten gehe ich dem Zeichencharakter von Objekten (2) nach und der Markierung von öffentlichen Örtlichkeiten durch Zeichen (3). Abb. 1: Jewelry Bridge: Ring geschlossen (Satoo Ken ’ ichi) 13 Die Parallelisierung mit der Peirceschen Triade steht nicht bei Lotman. Zum Zeichenbegriff Lotmans vgl. Fleischer 1998, zur sowjetischen Semiotik insgesamt Eimermacher 1984. 214 Götz Wienold Abb. 2: Jewelry Bridge: Ring massiv (Satoo Ken ’ ichi) Abb. 3: Jewelry Bridge: Ring offen (Satoo Ken ’ ichi) Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan 215 Abb. 4: kiro (Satoo Ken ’ ichi) 216 Götz Wienold Abb. 5: todoke (Satoo Ken ’ ichi) Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan 217 Abb. 6: EBISU (Abb. v. Verf.) 218 Götz Wienold 2 Objekte als Zeichen Objekte sind Zeichen in einem Gebrauchszusammenhang. Traditionell werden Objekte in der Semiotik als etwas, auf das Zeichen sich beziehen können, angesehen; der Objektbezug ist eine Funktion von Zeichen, Objekte selbst liegen außerhalb. Objekte in Gebrauch oder, wie man auch sagen kann, in Funktion, sind nun an einen Lebenszusammenhang gebunden: “ l ’ objet est une sorte de médiateur entre l ’ action et l ‘ homme ” (Barthes 1985: 251). Objekte funktionieren in raumzeitlicher Kontiguität, darin haben sie den grundlegenden Charakter alles Zeichenhaften, Indexikalität. Das gilt jedenfalls für von Menschen hervorgebrachte Objekte, Artefakte menschlicher Kulturen, und Naturobjekte, die durch menschliche Tätigkeiten affiziert sind. Praktisch die gesamte Pflanzenwelt außerhalb unberührter Urwälder macht heute solche Naturobjekte aus. 14 Grundsätzlich und grundlegend ist die gesamte Objektwelt zeichenhaft geprägt, ohne dass das im allgemeinen den Teilnehmern bewusst ist (vgl. Nöth 2000: 526 - 528). 15 “ Tous les objets qui font partie d ’ une société ont un sens ” (Barthes 1985: 252). 16 Sieht man Objekte als Zeichen, sind die materiellen (und in ihrer Materialität wahrgenommenen) Objekte selbst die Zeichenträger, der ihnen bestimmte Gebrauch ihre Referenz, die Bewertung der Objekte im Gebrauchszusammenhang ihr Interpretant. Eine Klinke erlaubt, eine Tür zu öffnen und zu schließen, ein Riegel sie zu verriegeln und zu entriegeln. Eine Treppe verbindet zwei Flächen so, dass man von der unteren zur oberen und umgekehrt gelangen kann. Treppe, Klinke und Riegel an Ort und Stelle zeigen, wozu sie da sind, darin sehe ich, semiotisch gedacht, ihre Referenz, der Gestaltpsychologe Kurt Lewin hat vom “ Aufforderungscharakter der Dinge ” gesprochen (Lewin 1982: 64 f., 176 f., 395 ff.). 17 Wir erkennen an ihnen, wozu wir sie benutzen können. Eine bei Abbruch eines Hauses herausgebrochene, auf den zum Abtransport bereitstehenden Laster geworfene Treppe hat ihre Referenz verloren. Wie die Treppe betrachtet wird, sehe ich als ihren Interpretanten. “ Die Form hat nicht nur funktionelle Bedeutung, sie hat auch einen Ausdruckswert ” , schreibt Wilhelm Braun-Feldweg in Normen und Formen industrieller Produktion, Form “ drückt allgemein Menschliches aus und will gefallen ” . 18 John Heskett nennt es “ product semantics ” (2002: 22). Roland Barthes exemplifiziert seine “ Semantik der Objekte ” an Gestaltungen eines Gegenstandes, der selbst Zeicheninstrument par excellence ist, dem Telefon (Barthes 1985: 252 f.). Er arbeitet mit dem zweigliedrigen Zeichenbegriff de Saussures, der Unterscheidung von signifiant und signifié, und schlägt vor, Objekte als Zeichen nach ihrem Gebrauch in Theater, Film und Werbung zu untersuchen. Ich folge der Klassifikation von Zeichen von Charles Sanders Peirce. Mir schwebt vor, sie nach dem Umgang von Teilnehmern mit ihnen zu betrachten. Unsere Vorstellungen von Objekten sind stark durch unsere heutige Lebenswelt wie aus uns leichter zugänglichen, weniger lang vergangenen Zeiten oder auf Reisen leicht 14 In anderer, hier nicht zu erörternder Perspektive lassen sich selbstverständlich auch vom Menschen unberührte Pflanzen, ja grundsätzlich alles in der materiellen Welt als Zeichen betrachten. 15 Zum Begriff des Teilnehmers ( “ participant ” ) s. Pike 1967: 78 f., Koch 1971: 18 f. 16 Die zitierten Aussagen von Roland Barthes stehen in einem Essay “ Sémantique de l ’ objet ” , der zuerst bereits 1966 erschien, auch enthalten in Barthes 1994 - 1995: II 65 - 73 17 Zu den Beziehungen zwischen Gestalttheorien und Semiotik vgl. Stadler/ Wildgen 2003. 18 Ravensburg: Otto Maier, 1954, hier zitiert nach Auszüge in Breuer/ Eisele 2018: 62 - 66, hier 62, 65, 66 dort genauer zum “ Menschlichen ” . Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan 219 erreichbaren Kulturen bestimmt. Eine allgemeine Theorie muss ihr Netz so weit wie möglich auswerfen und, wie Heskett es tut, im Begriff selbstverständlich Kajaks der Eskimo und Bumerangs der Ureinwohner Australiens einschließen (Heskett 2002: 8 - 16; vgl. Hofmann 1958: 11). Künstler und ästhetische Bewegungen haben seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, verstärkt um den Beginn des 20., auf die Gestaltung von Objekten besonderen Einfluss gewonnen, in England das Arts and Craft Movement, in Frankreich Art Nouveau und Art Déco, in Österreich die Wiener Sezession, in Deutschland Jugendstil und der Deutsche Werkbund, später das Bauhaus, in den Niederlanden De Stijl, in Russland um 1900 Künstler um die Zeitschrift Mir iskusstvo ( ‘ Welt der Kunst ’ ) (Bowlt 1982: 39 ff., 97 ff.), dann der revolutionäre Konstruktivismus (Kashiwagi 1984, 88 - 98). Oota 2011 stellt die Ausgestaltung von Häusern, Innenräumen und Gärten in Japan in Tradition und Gegenwart unter dem Begriff ‘ Design ’ dar. Man bildete die Begriffe ‘ Kunstgewerbe ’ und ‘ Angewandte Kunst ’ , errichtete Kunstgewerbeschulen, Museen für Kunstgewerbe, Schulen und Akademien für Angewandte Kunst und Hochschulen für Gestaltung, begründete eine neue Disziplin ‘ Designtheorie ’ (Heskett 2002, Breuer/ Eisele 2018, Yoshikawa 2020) und entwickelte eine postmoderne und politische Kritik des Designs (Breuer/ Eisele 2018, 183 - 218). Konstruktivisten vertraten die “ Auffassung, daß Gebrauchsgegenstände als Erzeugnisse echter Kunst zu erachten sind ” (Hofmann 1958: 127), Malewitsch entwarf 1924 für die Leningrader Porzellanmanufaktur Teegeschirr, Rodchenko Möbel für einen Arbeiterklub (Kashiwagi 1984. 88 - 98 mit Abb.). All das hat insgesamt zu stärkerer Bewusstheit des Zeichencharakters von Objekten beigetragen. Die Design-Theorie wirkt recht normativ. Für die Semiotik der Objekte ist aber eine Theorie nötig, die eine differenzierte Beschreibung ermöglicht, wie in der Linguistik Phonetik und Phonologie die physiologische und physikalische Materialität sprachlicher Zeichen der Analyse zugänglich machten. Die gegenständliche Gestaltung der jeweiligen Lebensumwelten der Gesellschaften bildet ihre semiotische Grundsprache. Was unspezifisch benannt “ Ausdruckswert ” oder “ das allgemein Menschliche ” der Objekte ausmacht, das sind im wesentlichen visuelle und taktile Qualitäten, Qualitäten der Materialität und der Formung. Peirce hat dies Quali-Zeichen genannt. Ein Quali-Zeichen ist eine Qualität von etwas, das heißt, es kann nicht ohne dieses Zeichen sein: “ It cannot actually act as a sign until it is embodied, but the embodiment has nothing to do with its character as a sign. ” (Peirce 1903: 142). In ein Beispiel übersetzt: Braune und schwarze Hemden zeigten Mitglieder deutscher und italienischer faschistischer Organisationen an, doch ein Hemd zu tragen allein macht nicht den Faschisten aus. Bei den Quali-Zeichen von Objekten handelt sich im wesentlichen um Farben, Stoffe (Stein und seine Arten, Keramik, Metalle, Glas, Holz, Felle, Leder, Gewebe, Kunststoffe) und ihre Bearbeitung, vor allem der Oberfläche (glänzend - matt, glatt - rau, fein - grob, geschliffen - aufgeraut, geriffelt, gerillt, kanneliert, ziseliert, bei Holz: roh, gebeizt, lackiert usw.), schließlich die Formung und Gliederung und Applikationen (wie Ornamente). Im Abschnitt 4 versuche ich, die Funktion der Quali-Zeichen für die Interpretation von Objekten an Beispielen deutlich zu machen. Statt von Mode, Möbeln, Geschirr, Besteck, die oft durch Material, Formung, Ornamente, auch Aufschriften bereits hervorgehoben sind, spreche ich, um das Grundsätzliche der hier 220 Götz Wienold eingenommenen Position klar zu machen, vom Alltäglichsten. 19 Sehen wir uns deshalb Gehflächen an. In Berlin wie in Tokyo finde ich sie aus einer Masse wie Asphalt oder aus Steinen gebildet. (Wege, Pfade aus Erde, Sand usw. sind abgelegen, oft als Behelfe, Abkürzungen von Fußgängern aus nicht zum Gehen bestimmtem Rasen herausgetrampelt.) Die Pflastersteine, Platten, Fliesen von Gehflächen sind genau aneinandergefügt, haben oft besondere Gestalt und Färbung, sie dürfen in ganz einfacher Weise ornamental genannt werden. Die Fliesen, Ziegel oder Steine haben etwa eine besondere, nicht einfach quadratische oder rechteckige, sondern z. B. gezackte Form, oder sie werden in Winkeln zueinander verlegt, sie bilden in mehreren Farbtönungen wiederkehrende Muster usw., während auf angrenzenden Flächen, für Gerätschaften oder Gestelle oder zum Abstellen von Gegenständen bestimmt, kleinere, ungleich geformte Pflastersteine oder Steinchen liegen, zwischen denen Gräser wachsen oder Erde liegt. Aus- oder Einfahrten sind wieder in anderer Art gepflastert und kenntlich, anders wieder Plätze für Fahrräder oder Parkplätze. Davon, dass Gehflächen für Menschen bestimmt sind, rührt die Tendenz zum Ornamentalen. Im Wohnbereich sind Räume durch Bodenbelag (Fliesen, Linoleum, Bretter, Parkett, Teppichware) unterschieden, Räume je nach Bestimmung mit Teppichen, Läufern, an besonderen Stellen Vorlegern; Matten und so weiter ausgestattet, Wände mit Tapeten, Behängen, Spiegeln, Regalen, alle nach Formqualitäten und Farben, häufig mit Ornamenten. Der jeweilige so bestimmte und durch weitere Objekte hergestellte Komplex, Situationskontext, dient Handlungen und Verhaltensweisen von Menschen (und Haustieren: wohl erzogene Katzen erkennen ihr Klo). Teppiche oder Läufer zum Bespiel zeichnen in Räumlichkeiten Flächen für Zwecke aus. Die gesamte private wie öffentliche Lebenswelt mit ihren Aufenthalts-, Bewegungs-, Tätigkeitsräumen besteht aus Objekten mit Zeichencharakter. Unter den Quali-Zeichen scheint die Zeichenhaftigkeit von Objekten besonders deutlich in Ornamenten auf. Es gab eine Zeit, da ritten Kavalleristen auf bestickten Sätteln (Babel 1992: 109), die reichen Aristokraten der Fujiwara, die in der Heian-Zeit (794 - 1185) über Jahrhunderte den Ton angaben, schmückten ihre Sättel mit Perlmutter (raden) (Akutagawa 1967: 43). Beschlagenes, kostbar geschmücktes Zaumzeug zierte das geschätzte Pferd und den, der das Pferd ritt. 20 Die nach oben ausschwingenden Rückenlehnen repräsentativer Sessel, auf denen sich bedeutende Persönlichkeiten niederlassen, werfen in Fernsehberichten um ihre Köpfe und Schultern Glanz. Dort wo die Stadtplanung Tokyos heute auf einem breiten Bürgersteig Flächen für Fußgänger von denen für Fahrradfahrer abteilt, sind 19 Zum Alltäglichen bzw. Alltagsleben in der Semiotik vgl. Nöth 1998, 2000. 20 Babel 1992: 110: “ Neben ihm blinkte das Geschirr des toten Pferdes, die kunstvolle, vielfältige Rüstung eines Kosakenrenners: Brustleder mit schwarzen Quasten, geschmeidige Schweifriemen mit bunten Steinen, Zügel mit eingeschmiedetem Silberschmuck. ” Babels Reiterarmee (Konarmija) reflektiert Erfahrungen des Autors während des Krieges zwischen der Sowjetunion und Polen 1919 - 1921 (vgl. Lehnstaedt 2019, der Babel mehrfach anführt). Deshalb halte ich seine Darstellung für verlässliche Beschreibungen einer erlebten Wirklichkeit. (Das russische Original erschien zuerst 1926, die Übersetzung von Umanski zuerst Berlin: Volk und Welt, 1964.) Akutagawas Erzählung verarbeitet Material aus den Konjaku Monogatari ( “ Erzählungen als lang vergangener Zeit ” ) einer Sammlung von Erzählungen aus dem 12. Jahrhundert (vgl. Keene 1984: 558 - 565), Details der in Akutagawas Quelle beschriebenen Realien nehme ich hier deshalb für historisch korrekt. Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan 221 die für Fahrradfahrer eintönig asphaltiert, die für Fußgänger mit bunten Ornamenten ausgelegt. Beteiligte Personen und Institutionen werden sich wohl partiell über das, was sie planen und tun, untereinander abstimmen. Doch dafür, dass in der Objektgestaltung in Deutschland und Japan gleiche oder ähnliche Ergebnisse zustande kommen, braucht es keine generelle Absprache. Alles Ornamentale ist Menschen zugeordnet. Ornamente sind metonym zu den Menschen, die die Objekte gebrauchen. Das heißt auch: Ornamente an Objekten sind Klassen- oder Standeszeichen. Ornamente gelten Menschen, sie ziehen Augen an. Menschen schauen auf Ornamente und schauen sich in ihnen an 3 Markante Auszeichnungen öffentlicher Örtlichkeiten Die zu Beginn beschriebenen Objekte, wiewohl im Alltag befindlich, sind nicht alltägliche, stehen nicht in einem Gebrauchszusammenhang. Sie zeichnen Örtlichkeiten in auffälliger, unerwarteter Weise aus. Sie sind so aufgestellt, dass sie oft schon von weitem ins Auge fallen, Jewelry Bridge in Ueno, die Siegessäule in Berlin, der Obelisk auf dem Oval innerhalb der Kolonnaden des Petersplatzes in Rom. Im Westen kennen wir als markante Auszeichnungen öffentlicher Örtlichkeiten, meist bereits aus der Antike stammend, Obelisk, Standbild, Säule (mit oder ohne Statue), Uhrturm, Bogen, speziell als Triumphbogen, Fontäne, Denkmal (Bauer 1996). Siegessäulen, Obelisken, Triumphbögen sind Überreste aus Zeiten römischer Vorherrschaft in Westeuropa, Nordafrika und Vorderem Orient, und ihrer Tradierung im Imperialismus und Kolonialismus. Sie sind uns in genügender Zahl erhalten, werden heute aber kaum neu errichtet. Immerhin hat man in die Mitte des Strausberger Platzes in Berlin in Zeiten der DDR eine Fontäne gesetzt. Einen besonderen Platz als Zeichen absoluter Herrschaft nehmen vom römischen Kaiser Marcus Aurelius bis zum spanischen Diktator Francisco Franco Reiterstatuen ein (Wienold 2001). 21 Wenn solche markante Auszeichnungen öffentlicher Örtlichkeiten Texte in Gestalt von Inschriften tragen sind dies nicht Zuschreibungen der Art von Jewelry Bridge, todoke, taimukapuseru. Inschriften auf Triumphbögen, auf Denkmälern verkünden. Auch der Obelisk auf dem Petersplatz trug ehemals wohl eine Inschrift, heute sind ihm an der Basis Inschriften beigegeben (Cassanelli 2013: 64). Auf der Wasserkuppe in der Rhön wurde 1923 ein Denkmal für die im Ersten Weltkrieg umgekommenen Piloten aufgestellt, auf einem Sockel ein “ nach Westen blickender Adler ” mit dem Text: “ Wir toten Flieger blieben Sieger durch uns allein, Volk, flieg du wieder und du wirst Sieger durch dich allein. ” (Medicus 2013, 55) So neu dies noch im 20. Jahrhundert, so aus Imperiumswillen entstanden wie die aufgeführten aus der Antike herrührenden Auszeichnungen. Zu Inschriften treten Reliefs, Ornamente, um die Zeichen herum nicht selten Rasen und Gitter, die abgrenzen und den Raum zusätzlich markieren. Typischerweise nehmen solche Auszeichnungen die Mitte von großen, oft runden Plätzen ein. Michelangelo, Künstler der Herren seiner Zeit, ließ 1538 die Reiterstatue Mark Aurels in die Mitte der von ihm geplanten Piazza del Campidoglio stellen (Kähler 21 Die Neue Zürcher Zeitung meldete am 24. 3. 2005, in Madrid sei eine Reiterstatue Francos abgebaut worden (Internationale Ausgabe, Nr. 70, S. 2). 222 Götz Wienold 1963: 167). 22 Daneben erhalten Statuen vor Tor, Eingang, Aufgang eines besonderen, dadurch weiter hervorgehobenen Gebäudes Prominenz. Vor der Signoria in Florenz stehen zwei Statuen, links der David des Michelangelo, rechts, ein Werk Baccio Bandinellis, Herkules mit dem von ihm gebändigten Monster Cacus zu Füßen,. Beide, David wie Herkules, stehen auf hohen, besonders gestalteten und ornamentierten Sockeln. 23 Vor dem Treppenaufgang zum Ernst-Ludwig-Haus auf der Mathildenhöhe in Darmstadt auf hohen gestuften Sockeln rechts die Statue einer Frau, links die eines Mannes von Joseph Maria Olbrich, beide Jugendstil, beide - gleich David und Herkules - ganz nackt. 24 Auf der Ebisu Garden Plaza im Tokyoter Stadtteil Ebisu hat man ein Schloss nach Art der Loire-Schlösser nachgebaut, an die Treppen, die zu ihm hinaufführen, Statuen der Art, wie sie wohl im 18. Jahrhundert in Frankreich zu finden waren, gestellt, rechts einen Mann, links eine Frau, beide nackt. Die Nacktheit an öffentlichem Ort erhöht die Besonderheit der Markierung. Sockel heben die Markierung hervor. Zu einem hohen Sockel muss man sich recken, um zu sehen, was auf ihm steht. Hohe Sockel sind nicht selten zusätzlich gestuft wie der der Statue der ai - agape vor dem Bahnhof Tokyo. Ein hoher Sockel trägt oft zusätzlich Ornamente, der obere runde der ai - agape ist von Girlanden umwunden. 25 Heute ist der Sockel aus moderner Plastik für öffentliche Orte fast verbannt. 26 Die üblichste Art, einen Ort auszuzeichnen, ist in Japan ein hoher immergrüner Baum mit breiter, dichter Krone. Man setzt ihn in eine eingegrenzte, oft begrünte Fläche. So findet man Bäume schon auf sehr begrenztem Raum von vielleicht noch nicht einmal 20 m 2 . Gleich wenn man den Campus der Universität Tokyo in Komaba durch ein Tor betritt, sieht man vor dem Uhrturm des Hauptgebäudes in einem Rund einen mächtigen Kampferbaum und nur ein wenig weiter rechts vor dem Museum der Universität wieder in einem Rund einen noch gewaltigeren, eine Himalaya-Zeder. Ähnlich steht vor dem Eingangsgebäude (mit Uhrturm) der Universität Kyoto ein Kampferbaum mit breiter Krone. Auf dem Vorplatz des Bahnhofs Tokyo stand mitten in einem grünen Rund ein immergrüner Baum (Kajima 1979: 8, Foto aus dem Jahr 1932). Ein immergrüner, weit ausladender Baum ist so selbstverständlich Symbol, dass jeder Zusatz, es sei denn eine botanische Bezeichnung wie kusunoki ‘ Kampferbaum ’ bei kiro, überflüssig ist. Größere Firmen setzen ebenfalls gern auf den Vorplatz ihres Gebäudes einen Baum, seltener eine Plastik (ohne Zuschreibung) dazu. 27 Steht mehr Raum zur Verfügung, pflanzt man eine Gruppe von Bäumen und Sträuchern, einen Mini-Park mit Bänken zum Sitzen, einen solchen zum Beispiel vor dem Verwaltungsgebäude des Bezirks Meguro. Aus dem zerstörten Hiroshima hat man eine Platte 22 Heute steht sie auf dem Platz vor dem Capitolinischen Museum. 23 Vgl.Sinkiewicz 2019, 263 f. mit Abb. 11.5 24 Kubota/ Kietzmann 2022, Abb. S. 101 25 Gestufte und besonders elaborierte Sockel werden an zahlreichen Beispielen in Wienold 2001 analysiert. 26 Vgl. die Diskussion des Sockels von Denkmälern in Reuße 1995, 95 - 98, 308. Statuen von Personen (mit Sockeln) gibt es in Japan erst seit der Meijizeit (Saaler 2006). Viele von ihnen sind heute aus Tokyo verschwunden. Ein Foto aus dem Jahr 1921 zeigt vor dem heute nicht mehr existenten Bahnhof Manseibashi auf einem mehrfach gegliederten Sockel die Statue des Fregattenkapitäns Hirose, der im Russisch-Japanischen Krieg 1904 - 1905 eine Rolle spielte. Die Statue wurde nach dem Pazifischen Krieg entfernt (Kajima 1979: 28). 27 Nahe dem Yamatani-Museum stellt eine Firma in die Fassade eine Kopie von Michelangelos David in Originalgröße in eine entsprechend hohe Nische mit einem steinernen Baldachin über seinem Kopf. Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan 223 hergebracht, einen “ Stein des Friedens ” (heiwa no ishi). Der Park selbst wird nakayoshikooen genannt, “ Park des Gutmiteinander-Auskommens ” . Die Anlage vor dem Verwaltungsamt des Stadtbezirks Shibuya ist etwas breiter gestaltet, die Motivik ähnlich. Eine Skulptur dreier Reigen tanzender Kinder trägt den Namen nakayoshi ‘ gut miteinander auskommen ‘ , in einem hohen, innen bunt geschmückten, runden und sich nach vorn öffnenden Gebilde hängt eine “ Glocke des Friedens ” (heiwa no kane). 28 Die Interpretanten nakayoshi und heiwa benennen und betonen Prinzipien der Erziehung in Japan. Nakayoshi nennt ein Prinzip der Erziehung in den Familien, im Kindergarten, in der Nachbarschaft; Friede ist seit dem Ende des pazifischen Krieges mit den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki und der Kapitulation und Okkupation des Landes Japanern ein Herzensthema. Die Nachkriegsverfassung Japans wird auch heute noch als pazifistisch bezeichnet, auch wenn sie durch Interpretation und Gesetzgebung schon seit mehreren Jahrzehnten, besonders unter den Premierministern Koizumi und Abe, mehr und mehr ausgehöhlt worden ist. Eine Statue des Friedens von Kitamura Seiboo in Nagasaki gedenkt der Opfer der Atombombe (Abb. in Reischauer, Katoo u. a. 1993: 1032). 29 Vor dem Verwaltungsgebäude des Bezirks Minato in Tokyo steht eine heiwa-no megami “ Göttin des Friedens ” benannte Skulptur (Wienold 2015: 78 - 83 mit Abb. 20), im Setagaya-Park eine Skulptur heiwa-no tomoshibi “ Friedenslicht ” . Auf einer Plattform hoch oben über der Bucht von Tokyo steht eine 56 m hohe Statue der Kannon, einer buddhistischen Darstellung der Barmherzigkeit, zum Gedenken an die Toten der Flächenbombardements auf Tokyo, um sie herum mehrere Tafeln mit der Inschrift “ Für den Frieden der Welt ” , genauso im Tempel der Kannon im Stadtbezirk Setagaya (Wienold 2017: 392 f.). Ein Baum in einem Rund als einfachste Auszeichnung einer Örtlichkeit braucht keine Sinnzuschreibung. Eine Erweiterung zum Rund ist ein Oval, in das wie in die beiden Brennpunkte einer Ellipse zwei Objekt gesetzt werden, im einfachsten Fall zwei Bäume (Wienold 2015: 78 f. mit Abb. 17). Ein “ Brennpunkt ” des Ovals vor dem westlichen, kleineren, Vorplatz des Bahnhofs von Sooka, einer Stadt wenig nördlich von Tokyo, ist mit einem aus Metall gestalteten Objekt, einem Uhrturm, der Mittelpunkt mit einem Baum besetzt, dauernde und vergehende Zeit, wenn man das Arrangement in Worte umsetzen will. Bei der Plastik EBISU haben wir ein weiteres Oval kennengelernt, dessen rechter Brennpunkt mit immergrünen Bäumen besetzt ist. Vertraute Symbole brauchen ebenfalls keine Erklärung. In der Mitte eines Ovals auf dem östlichen Vorplatz des Bahnhofs von Sooka, die Plastik einer Schildkröte. Ihr Buckel ist übermenschengroß und mehrere Meter lang. Vor ihm streckt sich ein weit kleinerer Kopf. Beige, flache Steinplatten in schräger Lage, wie man Schiefer an den Tag treten sieht, bilden die Körper. Als Darstellung einer Schildkröte wirkt die Plastik fast abstrakt. Abstraktion und Augmentierung sind Verfahren der Symbolbildung (Wienold 2023), die Schildkröte ist in Japan ein altbekanntes Symbol langen Lebens. In traditionellen japanischen Gärten tritt sie 28 Zwei Skulpturen zum Thema nakayoshi finden sich in einem Park im Bezirk Kootoo. Eine “ Glocke des Friedens ” ist in Kyobashi in ein spitzes Dreieck, im Hibiya-Park in einen Glockenstuhl gehängt, in Kameto gibt es eine Plastik heiwa-no inori ‘ Friedensgebet ’ (alle Orte in Tokyo), eine andere Form der Erinnerung an Hiroshima findet man in Oofuna unweit Tokyos (Wienold 2017: 392) 29 In Hiroshima gilt den Toten der Atombombe ein Kenotaph, ein geschwungener Bogen, der sich gegen die unteren Enden verjüngt (Abb. in Reischauer/ Katoo 1993: 541). 224 Götz Wienold zusammen mit dem Kranich, seinerseits ebenfalls Symbol langen Lebens, immer wieder auf (Wienold 2023). Im Kumogataike ( ‘ Teich in Wolkengestalt ’ ) im 1903 angelegten Hibiyapark in Tokyo steigt aus der Skulptur eines zum Flug abhebenden Kranichs eine Fontäne. Schildkröte wie Kranich sind so selbstverständlich Symbole, sie brauchen keine Zuschreibungen bei sich. Symbol “ langen Lebens ” ist Übersetzung eines Zeichens in ein anderes, eines plastisch-visuellen in ein sprachliches. Das soll nicht so verstanden werden, als würde der sprachliche Ausdruck, die mit der Plastik gegebene “ Bedeutung ” angeben. Für bildliche Zeichen darf durchaus dasselbe gelten, was Wittgenstein für sprachliche sagt: “ Wenn ich in der Sprache denke, so schweben mir nicht neben dem sprachlichen Ausdruck noch ‘ Bedeutungen ’ vor; sondern die Sprache selbst ist das Vehikel des Denkens ” (Wittgenstein 1960: 411 (§ 329)). So bitte ich auch alle Angaben des Sinnes von bildlichen Zeichen im Folgenden zu verstehen (vgl. Wienold 2023). Keinen Namen braucht ebenfalls ein meist übermannshoher schwarzer Stein, shumisen (aus sumeru, im Sanskrit Name des Weltbergs) genannt, an hervorragende Stelle gesetzt, so im Saigoo-Park im Stadtteil Aobadai, Bezirk Meguro, dort wo die Anhöhe steil zum Tal des Flusses Meguro abstürzt. Ein shumisen wird, Gründungssymbol der Welt, auch zum Gedenken an die Gründung eines Tempels oder einer Institution gesetzt und findet sich oft in buddhistischen Gärten (Abb: Nitschke 1991: 25). Schildkröte und Kranich haben ihre Symbolik vorgegeben wie die hohen, mächtigen immergrünen Bäume. Auch Markierungen, die nur einmal vorkommen, können durchaus wie selbstverständlich funktionieren. Kap Sooya (Hokkaido), den nördlichsten Punkt Japans, markiert ein Mal aus zwei dreieckigen Platten, so gegeneinander gestellt, dass sie ein spitzes Dreieck ergeben. Um es herum wie durch es hindurch blickt man aufs Meer. Wenige Stufen führen zu einem schwarzen Quader innerhalb des Mals, auf ihm ein Ständer mit Pfeilen nach Nord und Süd. Auf dem Quader heißt es, hier sei der Ort des nördlichen Endes von Japan. Bis zum Ende des Pazifischen Kriegs gingen von hier die Transporte zur Insel Sakhalin (Reischauer/ Katoo 1993: 1453 mit Abb.). 30 Die Spitze, die sich gegen den Himmel richtet, kann man nach Norden projizieren. So funktionieren schließlich auch aus dem Westen übernommene Symbole, die sich traditionellen anschließen können. Der Fußgängern reservierte Vorplatz vor dem Startbahnhof der Setagaya-Linie und dem 26stöckigen Carrot Tower, so seiner roten Klinker wegen genannt, im Tokyoter Stadtteil Sangenjaya trägt in der Mitte in den Boden eingelassen ein metallenes Relief des westlichen Tierkreises mit den im Englischen üblichen lateinischen Namen (Aries, Taurus usw.). Um den Kreis herum in alle Richtungen ausstrahlend zwölf mit Fliesen in mehreren Farben belegte Dreiecke. Die zwölf Dreiecke wiederholen die Zwölfheit des Tierkreises, sie sind ein abstrahierendes, auf diese Form reduziertes Ikon zu ihm. 31 Der Tierkreis vor dem Carrot Tower ist der im Westen geläufige, ursprünglich aus Babylonien stammende, nicht, wie man in Japan vielleicht erwarten könnte, der ebenfalls aus zwölf Tierbildern gebildete chinesische, der der Stunden- und Jahreszählung, nicht der Jahreseinteilung dient. Drückt sich darin Anerkennung aus, dass 30 Die Fußgängerfläche vor dem Mal ist ornamental mit Fliesen belegt. 31 Ein ähnlicher Fall durch Abstraktion ein Ikon zu bilden, wird in Wienold 2015: 68 beschreiben. Zu Abstraktion als Verfahren der Zeichenbildung vgl. auch Wienold 2023. Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan 225 eine ältere, in ihrer Symbolik aus China überkommene Sicht der Erde im Raum durch eine westliche, dort allerdings ebenfalls überkommene, in alte Symbolik getauchte Sicht der Erde im Raum abgelöst worden ist? Wir werden gleich neue, der heutigen Kosmologie entsprechende Zeichen kennenlernen, 4 Explizite Zuschreibung von Interpretanten Die eingangs beschriebenen Objekte sind alle einzigartig, singulär, Sin-Zeichen im Sinne von Peirce: “ an actual existent thing or event which is a sign ” (Peirce 1903: § 245). Sie sind neuartig, nicht eingeführt. Sie scheinen weder einem Gebrauchszweck zu dienen noch der Information wie das Mal am Kap Sooya. Sie erscheinen wie Zeichen, ohne dass man sagen könnte, wofür. So sind sie offen, in gewissem Sinne unvollständig. Peirce schreibt im Brief To Lady Welby: “ It appears to me that the essential function of a sign is to render inefficient relations efficient - not to send them into action, but to establish a habit or general rule whereby they will act on occasion. ” (Peirce 1904: § 392) In einem posthum publizierten Text A Survey of Pragmatism formuliert Peirce: “ interpretants, or proper significate effects, of signs ” (Peirce 1965: § 475). Peirces Forderung scheinen die neuartigen Objekte durch die Zuschreibungen zu erfüllen, doch muss man meist nach ihnen suchen. Die Zuschreibung Jewelry Bridge endeckt man nur, wenn man sich über einen der Sockel bückt. Bei kiro muß man sich, um sie zu finden, sogar in die Büsche hinein beugen. Die Zuschreibung todoke ist klein gehalten, von gleicher Farbe wie die Skulptur, in sie hineingepresst. Das Auffälligste jedoch: der Sinn der Zuschreibungen ist nicht leicht zu erfassen. Warum wird ein goldener Ring, ein Ehering, “ Jewelry ” genannt, und warum nennt man die Plastik eine Brücke? kiro als Hinweis auf eine Gabelung der Straßen, die, wenn man auf Objekt und Kampferbaum blickt, hier gerade zusammenlaufen (Abb. 4), macht kaum Sinn. 32 Nur bei kanemushi gibt es einen Zusatz, bei taimukapuseru wird erklärt, dass in einer Zukunft, die viele gar nicht erleben werden, etwas mit dem Objekt geschehen soll. EBISU als Name einer Plastik wird allenfalls durch das beigegebene Gesicht, das als das des Ebisu erkannt werden kann, verständlich. Was hat am Bahnhof Tokyo eine Statue christlicher Liebe zu suchen? Das Objekt Jewelry Bridge lässt sich schwerlich als Brücke auffassen, wenn es auch an einem Ort steht, der Brückenfunktion hat: auf erhöhten Fußgängerüberwegen. Ein Schmuckstück ist dargestellt, doch in Augmentierung, was, wie bereits gesagt, auf Symbolhaftigkeit hindeutet, was kann das Schmuckstück aber für etwas, das eine Brücke sein soll, selbst eine metaphorisch verstandene, erbringen? Da lohnt es, das Objekt noch einmal genauer zu betrachten. Die roten Säulen sind nicht gleich hoch, die beiden niedrigeren wie die beiden höheren nicht. Oben beugen sie sich jeweils zueinander. Fassen wir sie als abstrakte Ikone zweier Menschen mit Armen auf, die greifen und halten, können wir in ihnen Mann und Frau sehen. Traditionell in Japan wie auch anderswo sind viele Paare ungleich groß (sicher nicht natürlich gegeben, sondern durch gezielte, gesellschaftlich bestimmte Selektion so geworden). Die beiden Hälften eines goldenen Rings, die je nach Blickpunkt getrennt, wenn auch einander zugewandt (Abb. 3), sich zu einem geschlossenen Ring verbindend (Abb. 1), schließlich als massiver Ring, den die 32 Über Hinweise als Funktion von Inschriften vgl., Wienold 1994. 226 Götz Wienold Figuren festhalten, erscheinen (Abb. 2) würden vom Weg zur Ehe (oder auch aus ihm hinaus) erzählen. Der goldene Ring stellt, so verstanden, die gesellschaftlich vorgegebene und von vielen tatsächlich gesuchte und vollzogene Verbindung dar, ein gesellschaftlicher Wert wie der nakayoshi-Reigen vor dem Bezirksamt Shibuya. Auf Abb. 1 ist ganz rechts das Verwaltungsgebäude des Bezirks Taitoo, in dem wir uns hier befinden, zu sehen, wo Paare eine Eheschließung (oder Scheidung) registrieren lassen können. 33 Jewelry Bridge steht in Metonymie zum Ort, an dem sich seine Symbolik erfüllen kann. Das Quali-Zeichen ‘ nicht zusammengefügt ’ in der Sicht von Abb. 3 und das Quali-Zeichen ‘ massiv ’ , besonders wirkungsvoll in Abb. 2 zu sehen, lassen erkennen, dass es sich nicht um ein Ikon des Eherings, sondern um ein Symbol der Lebensform Ehe handelt. Auch das Quali-Zeichen ‘ goldfarbig ’ wirkt in Richtung ‘ Symbol ’ . Viele Japanerinnen und Japaner tragen heute am linken Ringfinger schlichte, schmale Ringe, die nicht aus Gold sind. Das Quali-Zeichen ‘ hoch über die Köpfe erhoben ’ schließlich betont den hohen gesellschaftlichen Wert, dem das Symbol gilt. 34 Obwohl das Wort kiro eine Wegscheide bezeichnet, ist das so bezeichnete Objekt kaum als Ikon einer solchen zu sehen. Warum sollte es einen Hinweis auf die Gabelung brauchen, die man direkt vor sich sieht? Sieht man vom Objekt und der Tafel in den Sträuchern vor ihm auf die Weggabel hinter dem Kampferbaum, sieht man zudem die Straßen zusammenlaufen, nicht sich trennen. Ein genauer Blick auf das Objekt scheint auch in diesem Fall zu seinem Verständnis als Symbol, zu einer Interpretation über den gegebenen sprachlichen Interpretanten hinaus zu führen. Die beiden oben abbrechenden Säulen sind eng aneinander gedrängt, nur durch einen Einschnitt voneinander gehalten. Sie laufen nicht auseinander, sondern parallel. Die rechte ist oben wie verstümmelt, als wäre sie angerostet und das obere Ende dadurch ins Abbröckeln geraten (Abb. 4). Statt einer glatten, eine rauere Fortsetzung des Lebensweges, auf die man sich einstellt, die man annimmt? Im Westen ist die aus der griechischen Stoa, von Prodikos stammende Erzählung von Herkules am Scheideweg geläufig, der Entscheidung zwischen einem angenehm scheinenden Weg, der ins Böse, und einem harten, der zum Guten führt (Anagnostou-Laotides 2019 a, b). In Japan ist es eher die Scheide im Schicksalsweg, die die Annahme von einem nicht erstrebten, aber einem Menschen zugefallenem Leben erzwingt, was freilich eine Entscheidung zwischen Gut und Böse implizieren kann. Weggabel genannt, ist sie keine, es sei denn eben symbolisch gedeutet. Das Quali-Zeichen ‘ dunkelgrau ’ indiziert das Symbolische, das Quali-Zeichen ‘ (nur) eingeschnitten ’ , dass es sich um einen Einschnitt im Leben handelt. Das Quali- Zeichen ‚ aufgeraut, gleichsam angerostet ’ am Kopf der rechten (Lebens-)Säule entspricht der in Japan verbreiteten Ästhetik von sabi ( “ Rost ” ) und wabi ( “ Einsamkeit ” ), dem Hinnehmen, auch positivem Akzeptieren eines karge(re)n Daseins (Reischauer/ Katoo 1993: 1289, 1677). “ Wir Japaner können auch die Trauer genießen ” , formulierte das einmal ein japanischer Kollege im Gespräch über die in Wind und Regen fortstiebenden Kirschblüten. Jewelry Bridge und kiro sind nur einige hundert Meter voneinander entfernt, man könnte sie in Entsprechung zueinander sehen. 33 Zur Auflösung einer Ehe per Registrierung vgl. Fuess 2004: 8 34 Ein ortskundiger Japaner, der mit mir das Objekt ansehen ging, schlug vor Jewelry Bridge als ‚ bridge (leading) to jewelry (shops) ” zu lesen, doch die nächsten Juwelierläden sind mindestens 1 km entfernt. Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan 227 Die Zuschreibung auf der Plastik todoke lässt sich eher wörtlich nehmen. Die Figuren sich streckender Menschen rufen mit der Trommel, auf der sie ihn halten, die Aufforderung aus: “ Sende hin! ” 35 Die Syntax des Japanischen ist freizügig, sie erlaubt wegzulassen, was man aus sprachlichem oder situationellem Kontext ergänzen kann. Näher betrachtet, fragt man aber doch: Wem gilt die Aufforderung, was betrifft sie, wer soll was “ zusenden ” ? Der Vogel etwas, das nicht ausgedrückt ist, oder die Figuren den Vogel, etwa dem Himmel entgegen? Während die Vögel der drei Paare auf dem Relief tatsächlich fliegend dargestellt sind, sitzt der Vogel oben ruhig da, er scheint nicht dabei, zum Flug abzuheben, um eine Gabe oder eine Botschaft davonzutragen. Die Plastik steht mitten im dichtesten Gewirr, zwischen den Hochhäusern, von denen es wie in New York und Hong Kong in Tokyo wimmelt, seit Japan sich versichert hat, heutige Statik ließe auch Kolosse von 50 und mehr Stockwerken zu, ohne ihren Einsturz bei einem nächsten Erdbeben der Stärke des Bebens von 1923 befürchten zu müssen. Wollte man hier gleich einem Vogel die Weite des Himmels genießen, sich aus der Eingezwängtheit und dem Lebensdruck des Molochs Millionenstadt auf engem Grund befreien, müsste man sich viel höher strecken können, als die beiden Frauen und der Mann. Auf Abb. 5 sieht man hinter dem Arrangement aus Plastik und immergrünem Baum die hochgelegte Trasse des Shinkansen, geht man auf die andere Seite der Trasse, was für Fußgänger an dieser Stelle reichlich mühsam und umständlich ist, sähe man sich gleich am Hibiya Jinja, einem Shinto-Schrein, der einmal groß erschienen sein mag, heute wie einer aus der Puppenstube wirkt, so muss er sich mühen, bis an die Schnellzugtrasse zu reichen. In solcher Enge recken sich also die Figuren mit einer Botschaft, die man sich hinzudenken muss. Das Quali-Zeichen ‘ entsexualisiert ’ zeigt an, dass es sich um Menschen allgemein, nicht konkrete Personen handelt, das Quali-Zeichen der Dreiheit (zwei Frauen, ein Mann), dass es nicht um etwas geht, das nur ein Paar von Mann und Frau betrifft, die Opposition der Quali-Zeichen ‘ fliegend ’ der Vögel auf dem Relief gegen ‘ sitzend ’ des Vogels oben drauf, dass die erwünschte Handlung nicht realisiert ist. Dieser Vogel fliegt nicht, er soll fliegen. Vögel, die auffliegen, stehen in der bildenden Kunst wohl oft für Wünsche und Hoffnungen. Immergrüne Bäume, Symbole, die für den Ausdruck eines akzeptierten Lebenswerts an einer öffentlichen Örtlichkeit traditionell verlässlich scheinen, kein Zusatz nötig, bilden mit kiro, todoke und EBISU jeweils ein Arrangement. So könnte man sie für den jeweiligen, absichernden Kontrapunkt zu neuartigen Symbolen halten, gefunden, um in einer Welt weniger gesicherter Deutung einen Ausdruck zu finden, was sich nicht einfach zu einem bündigen Ausdruck binden lässt. Der kleine Park vor dem Bezirksamt Meguro knüpft mit dem Namen nakayoshi und dem Wunsch nach Frieden nach verwüstendem Krieg an gesicherte Vorstellungen und ihre Ausdrucksweisen an, genauso der Reigen der Kinder vor dem Bezirksamt Shibuya. So lässt sich in einer Metropole von großem öffentlichen Luxus bei gleichzeitig verbreiteter privater Enge und sogar Erbärmlichkeit - Besucher Tokyos aus Berlin mögen nur die reiche Ausstattung und Zuverlässigkeit seiner U- und S-Bahnen gegen die zu Hause halten - das Lob auf das Aufblühen wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und Macht in Japan ab 1960 im kanemushi ‘ Goldkäfer ’ auffassen. Diesem Symbol ist anders als bei den drei bisher besprochenen der wie ein Titel wirkenden Zuschreibung eine ausdeutende Inschrift beigegeben: hootenkanshuuzoo ‘ Statue (zoo) von Entwicklung (ten) 35 todoke lässt sich auch als Nomen ‘ Benachrichtigung ’ verstehen. Ich verfolge dies hier nicht weiter. 228 Götz Wienold von Gedeihen (hoo) sehen (kan) und beschützen (shuu) ’ . Der erreichte Wohlstand möge uns erhalten bleiben! Die Quali-Zeichen ‘ grün, immergrün ’ und ‘ goldfarben ’ brauchen keine weitere Erläuterung. Die Skulptur taimukapseru benützt wie Jewelry Bridge englisches Sprachmaterial, bildet daraus aber, wohl in Analogie zu space capsule, ein neues Wort. Die Nihonbashi nahm einst ihren Namen von dem das Landes her, markierte den Nullpunkt der Erstreckung des Inselstaats nach Norden und Süden, der damals aber weder Hokkaido, die nördlichste der vier Hauptinseln, noch die sich an Kyuushuu, deren südlichste, anschließende Inselkette, vor allem die Ryuukyuu-Inseln mit Okinawa, umfasste. Das im 20. Jahrhundert aufgestellte Zeichen weist nicht in den Raum, sondern in die Zeit, in eine unbekannte Zukunft, der man sich wohl, wie immer unbekannt und ungeahnt, versichern will. Man gibt an, eine Botschaft an die Menschen im Jahre 2036 zu senden. Tatsächlich möchte man sich aber wohl versichern, dass es für das Land Japan eine solche Zukunft gibt, ein Symbol auch des Stolzes über das, was das Land in Industrie und Technologie erreicht hat, wie der Name Nihonbashi ‘ Japanbrücke ’ Symbol einst des Stolzes der (militärisch durchgesetzten) Herrschaft über das geeinigte Land war. Die Kugel lagert auf dem Dreifuß gleichsam schwebend, sie kann sich vom “ Boden ” der Zeit lösen. Zwei weitere Quali-Zeichen der Form, Kugel und Reif, lassen sie als Erde im Kosmos erscheinen, das des Granits als von Dauer. 36 Das Objekt des aufgeschnittenen Apfels mit dem Text ringo to kotoba benötigt nach dem Bisherigen wohl keinen Kommentar, der gegenüber dem Kinomonster miniaturisierte Godzilla indiziert, hier geht es nicht um drohende Katastrophe, sondern hier geht es um das Kinoland Japan, die Statue mit dem sino-japanischen ai und dem griechischen he agape “ die Liebe ” mag darauf verweisen, dass die japanische Kultur sich seit der Meiji-Zeit allem, was es in der irdischen Welt und ihrer Geschichte gibt, geöffnet hat, auch dem Christentum, obwohl es hier, gleichviel in welcher seiner Denominationen, nur eine geringe Rolle spielt. Die doppelten übermenschenhohen Sockel zeigen den Wert des Ideals an. Die serifenlose Kapitale von EBISU auf der schwarzen Tafel - neben dem Gesicht der Name des Gottes - folgen moderner Typografie und stimmen darin gut zu einer völlig abstrakten Darstellung (Abb. 6), einer Plastik “ von einander treffenden und schneidenden Linien und Flächen ” , wie sie Hofmann am Werk von Naum Gabo erläutert hat (1958, 129). Nur die Rundungen der Kuppel und der weiteren Bögen - Ebisu wird oft mit einer hohen Mütze dargestellt - und das Wasserspiel halten als Quali-Zeichen Züge von ihm fest. Vom Gott und vom Bahnhof Ebisu ein gutes Stück entfernt finden wir auf der Ebisu Garden Plaza - unter anderem Heim des Museums für Photographie, die Nachbildung eines Loire-Schlosses ebenda wurde bereits erwähnt - recht in der Mitte einen Kubus aus Glas, der einen riesigen kristallenen Kandelaber mit sechs Kreisen von Glühbirnen beherbergt, dazu als Titel Baccarat Eternal Lights und die Erklärung, er würde im Winter auf fast zwei Monate - Eternal ist also hyperbolisch! - angezündet, 2022 schon im 23. Jahr, um an die im 18. Jahrhundert im französischen Baccarat begonnene Kristallherstellung zu erinnern. Japan spielt mit einer Vielfalt von Symbolen. 36 Eine unbenannte Plastik auf den Fußgängerüberwegen vor dem Bahnhof Ueno spielt auf andere Weise mit der Vorstellung des Erdballs im Kosmos. Zwei schwarze Us ragen senkrecht hoch und halten wie Magneten oben eine silbrig glänzende, im Sonnenlicht gar golden schimmernde Kugel, die im Raum fliegende Erde, für uns ein ruhender, unbewegter Ort. Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan 229 An der Komagata-Brücke am Fluss Sumida aus rostfarbenem Eisen ein schräg auf ein ebensolches Pedestal abgestützter, zugespitzter Pfahl in einem eingegrenzten Geviert, das mit hellen und dunklen Steinchen gefüllt ist. Runde, steinerne, mit Blumen bepflanzte Becken und eine Sitzbank ebenfalls aus Stein ergänzen das Arrangement. Im Geviert eine Tafel: ombashira vom Künstler Andoo Yutaka. Der Name bezieht sich auf das Fest “ Ombashira Matsuri ” , bei dem alle sechs Jahre vier frisch gefällte und geschälte Stämme von Tannen in die vier Ecken eines Shinto-Schrein in Suwa (Präfektur Nagano) als Pfeiler (hashira) eingerammt werden (Reischauer/ Katoo 1993: 1487; Hakomori 2002: 80). Im Arrangement von Andoos ombashira besetzen die vier Ecken Gefäße, in denen sich Regenwasser sammelt, und die Skulptur zeigt keinen Pfeiler, sondern einen Pfahl. Wie wir in der abstrakten Gestalterfindung vor dem Bahnhof Ebisu ohne den ihr beigegebenen Namen des Gottes nicht eine Figur der Tradition wiederfinden könnten, so bei der modernen Eisenskulptur ohne ihren Namen nicht den Ritus. 5 Ergänzendes zu Zuschreibungen Der Reichtum und die Vielfalt der Zeichen in Japan wie die Offenheit für die Aufnahme und Einbindung neuer und neuester haben schon oft Erstaunen und Bewunderung hervorgerufen (Ikegami 1998: 1898 f.). Roland Barthes ’ Buch L ‘ Empire des signes ( “ Das Reich der Zeichen ” ) ist dafür geradezu sprichwörtlich geworden (Barthes 1970). Die heutige Verliebtheit in obuje (< frz. objet), die Freude an Capricen, ist ein neuer Zug in der von Barthes beschriebenen Kultur. Das gegenwärtige Japan könnte eine neue Grammar of Ornament gebrauchen. 37 Japan verwendet nicht nur eine Vielfalt unterschiedlicher Zeichen, die Öffentlichkeit ist nicht nur voll Zeichen, es herrscht ein Zeichenüberfluss, eine Zeichenflut, schriftlich an Hinweisen, Erklärungen, Verhaltensanweisungen, sogar Ermahnungen, hörbar in Ansagen. In den Stadtteilen Tokyos geben Lausprecher Durchsagen durch, um 5 Uhr nachmittags rufen sie, es sei Zeit, für Kinder nach Hause zu gehen usw., in Kaufhäusern so zahlreich und nahe beieinander, dass sie sozusagen miteinander kämpfen, gehört und verstanden zu werden. In den 80ern des vergangenen Jahrhunderts hingen vielfach noch Spruchbänder quer über Straßen. Hierher gehören auch die manaa-posutaa, aus engl. manner und poster gebildet, Plakate, die zu gewünschtem Verhalten in Bahnen, auf Bahnsteigen, aber auch in öffentlichen Gebäuden anleiten sollen (Pollock 2020: 289 mit Abb.). Die Zuschreibungen von Interpretanten zu Objekten, die ich behandelt habe, mögen sich also der Freudigkeit verdanken, mit Zeichen umzugehen. Das allein würde die trotz beigegebener Interpretanten bestehende Interpretationsbedürftigkeit nicht nur der Objekte, sondern eben auch der beigegebenen sprachlichen Interpretanten selbst aber nicht erklären. Sie dienen, habe ich versucht zu argumentieren, dazu, neue, neu erfundene, bisher 37 Audsley/ Cutler 1989 ist eine Kompilation aus George Ashley Audley, The Ornamental Art of Japan, Marston: Sampson Law 1882, Thomas W. Cutler: A Grammar of Japanese Ornament and Design, London: Batsford, 1880, und Estoffes de Soie du Japon, Paris: Henri Ernst, c. 1900. Bereits 1856 erschien Owen Jones, The Grammar of Ornaments, London: Day and Son, Neuausgabe London: Studio Editions, 1986, dt. Die Grammatik der Ornamente, Stuttgart: Parkland, 1987. 230 Götz Wienold nicht gebrauchte Zeichen in die Öffentlichkeit zu bringen, und, so habe ich weiter nahezulegen versucht, in einer Zeit starker historischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, technologischer, politischer Veränderungen in sie hinein zu wirken, allerdings nicht mit Slogans, spruchbandhaft, sondern eher andeutend, Rätsel aufgebend. Zuschreibungen werden selbstverständlich von Fall zu Fall auch anderswo gegeben, man sucht sogar nach solchen. Die Fernsehnachrichten von TVB Hong Kong 7: 30 abends berichteten am 24. 10. 22, dass zum Lichterfest Diwali (auch Divali geschrieben) im indischen Ayodha entlang dem Fluss Satya über anderthalb Millionen Lichter entzündet worden seien, dazu hieß es: “ The Diwali festival symbolises triumph of good over evil ” . Beschreibungen des Festes, meist als Fest der Lichter bezeichnet, sind in religionswissenschaftlicher Literatur zu finden (Gonda 1960/ 1963: I 205, II 273 f.; Knott 1998: 61), doch ohne jede Zuschreibung eines Interpretanten. Die Nachrichtenredaktion fügte also anscheinend die Zuschreibung hinzu. Im während des Zweiten Weltkriegs von Deutschen betriebenen Kriegsgefangenenlager von Salapils nahe Riga in Lettland befindet sich seit 1967 eine Gedenkstätte. “ Sieben monumentale, weithin sichtbare menschliche Gestalten aus Beton repräsentieren Leid und Kampf im Lager … Aus einem viereckigen Marmorblock ertönt das Geräusch eines menschlichen Herzens, eine weiteres Mahnmal erinnert an die ermordeten Kinder. ” (Jahn 2009: 555). In einer anderen Beschreibung derselben Gedenkstätte heißt es: “ Gebogene Platten verwiesen auf die Massengräber, eine gerade Stele symbolisierte Standhaftigkeit, eine gebogene Erniedrigung. Inschriften und Symbolik benannten die Gruppe, die hier gelitten hatte, eindeutig und waren in ihrer Klarheit für die Sowjetunion einmalig. ” (Meier/ Winkel 2021: 235). Die zitierten Zuschreibungen zu Objekten in der Gedenkstätte von Salapils werden von Forscherinnen gegeben, sind nicht den Objekten beigegebene Zuschreibungen. Zwei Beispiele aus Berlin, eines ohne Zuschreibung, eines, das sie nur in Klammern gibt. Auf den Gehflächen vor den Eingängen zu den unterirdischen Bahnsteigen des Bahnhofs Potsdamer Platz ragen, unterschiedlich hoch, schräg drei Säulen auf. Sie sind ein Stück weit durchsichtig, zwei stehen näher beieinander als die dritte. Oben auf ihnen sind Spiegel angebracht; dem, der sich dicht an sie drängt und den Kopf weit in den Nacken legt, spiegeln sie die Umgebung des gerade eigenommenen Standorts. Die Säulen setzen sich unter dem Boden fort und werfen jeweils einen dünnen, dank der ovalen Spiegel, ovalen Schein auf die unterirdische Gehfläche oder auf einen Bahnsteig. Dies ist zweifellos ebenfalls ein Objekt, bei dem man sich fragt, was es sei, ob es auf etwas aufmerksam machen solle. Eine Zuschreibung eines Interpretanten habe ich nicht gefunden. Geht man vom Potsdamer Platz zur Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße findet man an einem Wasserbecken eine Plastik einer roten und einer blauen männlichen Figur aus bemalten Stahl; sie strecken Arme und Hände durch ovale Öffnungen in Kopf und Rumpf des Gegenüberstehenden. Ein Schild gibt an: “ Untitled (Boxers) ” von Keith Haring (USA 1987). Hier wird einem Wunsch nach Zuschreibung sozusagen halbwegs nachgegeben. Wenn jemand erfahren möchte, was dargestellt sei, dann Boxer, eher verfährt man jedoch nach einer nicht seltenen Praxis gegenwärtiger Kunst, dem Werk keinen Titel zu geben. Interessant und in Parallele zu den japanischen Objekten ist die Zuschreibung durch den in Klammer gesetzten - wenn man den Untitel Untitled des Arguments wegen als Titel nimmt - alternativen Titel ja auch einer Interpretation bedürftig, etwa der, Boxer seien hier nicht Jewelry Bridge: Öffentlich aufgestellte Objekte und ihre Interpretanten im heutigen Japan 231 als Kämpfer, die den Gegner möglichst zu Boden schlagen möchten, dargestellt, sondern als Männer, die das Gegeneinander in einem gewünschten und geschätzten Miteinander verbindet. Es ginge, so würde man weiter ausführen, nicht um Kampf, sondern um Sport und Sportlichkeit als Wert. Keinen Titel zu geben, entspricht einer Tendenz in nichtfigurativer Kunst, Phelps sagt “ non-objective art ” (Phelps 1994: 268, Anm. 69), doch sowohl bei Hartleys Werk als bei den Objekten aus Japan handelt es sich nicht um nicht-figurative Kunst. Die beiden Beispiele aus Berlin können nur belegen, dass auf Zuschreibungen zu öffentlich aufgestellten Objekten durchaus verzichtet wird, sie sollen keinen Gegensatz zwischen heutigem Japan und heutigem Deutschland behaupten. Auch für Japan ist, was ich dargestellt habe, viel zu unzulänglich, um Verallgemeinerungen wagen zu dürfen. Ich wünsche mir einen möglichst umfangeichen Katalog von Örtlichkeiten auszeichnenden Objekten in Japan, darunter besonders solche mit expliziter Zuschreibung von Interpretanten. Ich wünsche mir eine Erhebung, welche Personen auf welche Weise mit welchen Intentionen zur Aufstellung beigetragen habe, welche Institutionen daran beteiligt sind und wie Entscheidungen in ihnen darüber getroffen werden. Ich wünsche mir, wenigstens zu einer gewissen Zahl von Objekten Japanerinnen und Japaner unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Lebensweise zu befragen. 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