eJournals Kodikas/Code 45/1-4

Kodikas/Code
kod
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
0303
2025
451-4

Einleitung

0303
2025
Joschka Briese
kod451-40001
K O D I K A S / C O D E Volume 45 (2022) · No. 1 - 4 Gunter Narr Verlag Tübingen 1 Einleitung Gegenstand dieser Arbeit sind die handlungstheoretischen Grundlagen der linguistischen Pragmatik. Sie sollen linguistisch, semiotisch, sprach- und zeichenphilosophisch und pragmatistisch betrachtet werden, um eine neue Perspektive auf deren Analyse zu ermöglichen. Auch wenn ich mich in dieser Arbeit sozialen Handlungen vonseiten der Theorie und der Modellierung nähere und daher weniger explizit empirisch arbeite, so lässt sich die Notwendigkeit der theoretischen Erfassung der handlungstheoretischen Grundlagen der linguistischen Pragmatik doch anhand von sprachlichem Material veranschaulichen: 001 SZ irgendwie is des halt n riesen drama 002 und sie sagt halt auch dass die hannah 003 dann echt °hh halt viel heult zu hause 004 weil die mutter dann arbeiten geht oder 005 die ähm hannah isch da mit der mutter 006 dann auch beleidigt (0.24) °h ähm 007 (1.39) und (.) ähm also als sie se dann 008 abgeholt hat und dann eigentlich zeit 009 für die hannah hatte dann wollte die 010 hannah halt plötzlich nich (.) also 011 [hat dann einen auf auf ] 012 AW [is doch ah klar find ich] völlig 013 oka[y ] 014 SZ [auf] beleidigt und stur gemacht 015 [deshalb ] 016 AW [ein leich] tes 017 zei[chen von in]telligenz ich hau 018 BS [logisch ] 019 AW nämlich dann zurück wenn_s dem anderen 020 [weh tut sie kann] 021 SZ [hm ] 022 AW se ja schlecht bestrafen wenn die 023 mutter sowieso weg geht um zu arbeiten 024 [weil dann j ]uckt ses nämlich gar 025 SZ [hm ] 026 AW net ob die hannah schmollt odder [net] 027 SZ [ja ] 028 MS (.) ja blöd is die net Dieses Transkript dokumentiert Spuren von Handlungen in diskursiven Praktiken. 1 Es ließe sich auch auf semantische Gehalte hin untersuchen, auf Gesprächspartikeln oder SprecherInnenwechsel. Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen aber Verhaltensdeskriptionen, die nicht nur Hinweise auf Verhaltensinterpretationen geben, sondern Zeichen explizieren, die für uns als sozial-kommunikative Wesen für die Konstitution von Verhalten als Handlung diskursiv relevant sind. Damit steht Diskursivität selbst unter analytischer Beobachtung, hier in Form von Handlungen. Es geht also weniger darum, die transkribierten Sachverhaltsdarstellungen und -beschreibungen hinsichtlich ihrer semantischen Angemessenheit oder propositionalen Struktur zu analysieren, sondern anzuerkennen, dass solche Beschreibungen sozial-normative Folgen für die dargestellten Personen haben können. Auch hierbei geht es weniger um Fragen sozialer Gerechtigkeit oder potenzielle Diskriminierung sozial Benachteiligter. Es geht darum, dass nur jemand, der als handelnde Person konstituiert wird, auch hinsichtlich diskursiver Normen beurteilbar ist. Die Spuren der Handlungskraft entfalten sich in diesem Transkript auf zweierlei Weise: drittpersonal und zweitpersonal. Drittpersonal handelt es sich um ein Gespräch von Mitarbeiterinnen einer sozialen Einrichtung über ein Mädchen und seine Mutter. Zweitpersonal ist es eine Kommunikationssituation mit verschiedenen sprachlichen Handlungen. Für eine analytische Betrachtung ist es sinnvoll, die verschiedenen Ebenen der Verhaltensdeskription zu unterscheiden: Zunächst kann man annehmen, dass die hier von SZ geschilderte Situation tatsächlich stattgefunden hat, zumindest dann, wenn man SZ zuweist, dass sie (im weiteren Sinne) die Wahrheit sagt. Es hat also etwas stattgefunden, was mehrere Personen involviert, als soziale Interaktion charakterisiert werden kann und von SZ beobachtet (und interpretiert) wurde. Diese Situation schildert SZ nun mithilfe einer Verhaltensdeskription, welche durch sprachliche Zeichen in das Gespräch der Mitarbeiterinnen eingebracht wird. Schon der Blick auf die verschiedenen Verben bzw. Verbkonstruktionen zeigt dabei, dass diese eine differenzierte Handlungssituation schildert: heulen, arbeiten (gehen), beleidigt sein, (jemanden) abholen, auf stur machen (i. S. v. störrisch sein), zurückhauen (i. S. v. heimzahlen), bestrafen, weggehen, nicht jucken (i. S. v. nicht stören), schmollen. Die Verben stellen hier aber nicht nur den Mittelpunkt der Verhaltensdeskription dar, sondern sind auch Hinweise auf Interpretationsprozesse, die es zu reflektieren gilt. Denn jedes hier geschilderte Verhalten hätte an den jeweiligen diskursiven Positionen der Sequenz auch anders dargestellt werden können und auch die Folge der dargestellten Tätigkeiten ist nicht kausal. Insbesondere bei denjenigen Verhaltensdeskriptionen, die auf Mentales rekurrieren, welches für Beobachtende nicht unmittelbar zugänglich ist, lassen sich diskursive Normen zur Beurteilung des Verhaltens hervorheben. Ein Beispiel: Phänomenal lässt sich zunächst schlicht feststellen, dass das Mädchen Hannah in dieser Situation eine von ihr erwartete Handlung nicht ausgeführt hat. An dieser Stelle wählt SZ zur Deskription die Verben bzw. Verbkonstruktionen beleidigt sein und auf stur machen 1 Es handelt sich um eine Mitarbeiterinnenbesprechung in einer sozialen Einrichtung, in der über einzelne betreute Kinder gesprochen wird. Die Daten stammen aus dem Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK_E_00026_SE_01_T_03_DF_01, 02: 53: 31.34 - 02: 54: 03.89). 2 1 Einleitung (i. S. v. auf stur schalten). Insbesondere die zweite Beschreibung ermöglicht sozial-kommunikative Anschlüsse in der Folgedeskription, die bei einer anderen Markierung des Verhaltens nicht möglich gewesen wären. Denn wer auf stur macht, der hat Gründe für seine Handlung und möchte sozial-kommunikativ etwas damit erreichen. An dieser diskursiven Position sind aber durchaus andere Verhaltensdeskriptionen vorstellbar: Hannah könnte etwas anderes zu tun haben, sie könnte die Handlungsaufforderung überhört haben, sie könnte sogar taub sein. Hier geht es nicht darum, zu beurteilen, welche Verhaltensdeskriptionen plausibler sind, sondern darum, zu zeigen, dass an dieser Stelle verschiedene Beschreibungsmöglichkeiten bestehen, deren Auswahl jeweils diskursive Konsequenzen für weitere Verhaltensdeskriptionen gehabt hätten. Der kommunikative Anschluss von AW, die das Verhalten als zurückhauen (i. S. v. heimzahlen) und bestrafen charakterisiert, ist nur dann sinnvoll, wenn das Verhalten von Hannah vorher als Handlung, das auf Gründen basiert, beschrieben wurde. Denn AW übernimmt hier die Explikation der angenommenen Gründe der Handlungsverweigerung von Hannah. Diese Sequenz der Verhaltensdeskription, die das Verhalten von Hannah als Handlung beschreibt, ist aber nicht nur die Darstellung von Verhalten, sondern kann als Spur der tatsächlichen Interpretation des Verhaltens als Handlung in der beobachteten Situation verstanden werden. Dies ist zumindest eine These der hier vorliegenden Arbeit. Damit geht es weniger um die semantischen Elemente der Darstellung als um diejenigen pragmatischen Elemente, die zur Interpretation von Verhalten als Handlung führen. Verhaltensdeskriptionen konservieren dann diese Interpretation des Sachverhalts als Handlungssituation. Das Transkript dokumentiert aber nicht nur Verhaltensdeskriptionen, sondern enthält auch Spuren sprachlicher Handlungen. Denn schließlich unterhalten sich hier verschiedene Personen miteinander. Auf die Erzählung von SZ, die vorwiegend aus assertiven sprachlichen Handlungen (hier: Behauptungen) besteht, folgen nicht nur unterschiedliche Gesprächspartikeln, sondern auch Äußerungen auf Ebene von propositionalen Gehalten, die ebenfalls als sprachliche Handlungen gelten können. Dies gilt sowohl für die explikatorischen sprachlichen Handlungen von AW, die das Verhalten von Hannah erklären, als auch für die affirmative sprachliche Handlung von MS. Während sich Spuren der Interpretation des Verhaltens von Hannah als Handlung in der Verhaltensdeskription noch anhand von Verben bzw. Verbkonstruktionen nachweisen lassen, fehlen auf der zweitpersonalen und teilnehmerzentrierten Ebene entsprechende explizite Strukturen, die diese unmittelbare Einordnung der Äußerungen in Klassen von sprachlichen Handlungen möglich macht. Auch auf Ebene der zweitpersonalen Kommunikation lassen sich (analog zur Verhaltensdeskription) verschiedene Ebenen der Handlungskonstitution und Handlungsinterpretation ausmachen. Zunächst äußern SZ, AW und MS etwas, was eine grammatische Wohlgeformtheit mündlicher Sprache aufweist und daher als sprachliche Äußerung zu erkennen ist. Diese Äußerungen zeichnen sich außerdem durch semantische (bzw. propositionale) Gehalte aus, weshalb diese als Kommunikat sozialer Interaktion erkennbar sind. Allein die sozial-kommunikative Handlungskraft der jeweiligen Äußerungen ist weder über syntaktische noch semantisch-propositionale Analysen vollständig rekonstruierbar. Vielmehr erfordert es weitere Elemente im Rahmen der Modellierung sprach- 1 Einleitung 3 licher Handlungen, um jene Handlungskraft zu erfassen. Hier kommen Konzepte wie Illokution, Intention oder Intentionalität in das theoretische Spiel der linguistischen Pragmatik, um implizite Handlungselemente diskursiver Praktiken zu erklären. Der Vergleich von Verhaltensdeskription und sprachlichen Handlungen mag auf den ersten Blick irritieren, denn Zeugnisse von Handlungen und Handlungen in der Interaktion scheinen sich wesentlich zu unterscheiden. Explizite Verhaltensdeskriptionen und implizite sprachliche Handlungen unterscheiden sich aber nicht kategorial, so zumindest die These dieser Arbeit, sondern basieren auf denselben diskursiven, normativen, kognitiven und sozial-kommunikativen Elementen, Strukturen und Prozessen. Sie unterscheiden sich lediglich hinsichtlich Zweitpersonalität und Drittpersonalität, die eine Differenz in der kommunikativen Raste darstellt. Im Wesentlichen werde ich diese Strukturen und Prozesse, die zur Interpretation von Verhalten als Handlung führen, aus Verhaltensdeskriptionen rekonstruieren. Im Zentrum dieser Arbeit stehen also Verhaltensdeskriptionen als Hinweise für Interpretation von Verhalten als Handlung, nicht nur, um Reden über Dritte zu modellieren. Sie sind außerdem Hinweise, wie Äußerungen und andere Performanzen im Rahmen von sozialer Interaktion interpretiert werden. Weil die theoretische Modellierung wie Analyse von impliziten sprachlichen Handlungen auf Basis der hier entwickelten Grundlagentheorie aber weitere Erklärungen erfordert (z. B. differenzierte Sprachhandlungstypisierungen), liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit auf den Indizien, die Verhaltensdeskriptionen auf die Konstitution von Verhalten als Handlung liefern. Diese dienen als theoretischer Ausgangspunkt, um handlungstheoretische Fragen im Rahmen einer linguistischen Pragmatik zu stellen und entsprechende Antworten vorzuschlagen. Im Mittelpunkt stehen dabei jene sprachlichen Zeichen, die Handlungskraft signifizieren. Verben bilden dabei, wie das Transkript zeigt, nicht nur einen guten Ausgangspunkt zur Analyse von Handlungskraft, sondern bilden in den folgenden pragmatischen Reflexionen den Mittelpunkt der theoretischen Argumentation, wobei sich der hier vertretene Verbbegriff etwas von traditionellen, eher systemorientierten, Grammatiken unterscheidet (s. u.). Ziel der Arbeit ist es, Verben zu analysieren und zu modellieren, die Verhalten als Handlung signifizieren (intentionale Verben). Als Heuristik, die diese Interpretation strukturiert, wird außerdem der Begriff der diskursiven Intentionalität eingeführt, welcher als signifizierte Eigenschaft jener Wesen gelten kann, die als Handelnde in diskursiven Praktiken konstituiert werden. Die folgende Arbeit forscht auf dem Gebiet der linguistischen Pragmatik und trägt zugleich zum wissenschaftstheoretischen Projekt der Schärfung und Abgrenzung der Teildisziplin im Rahmen der gesamten Linguistik (und anderer sprachbezogener Disziplinen) bei (cf. dazu Ariel 2010). Hinter dem Begriff der linguistischen Pragmatik verbergen sich allerdings nicht nur unterschiedliche Themenbereiche, sondern auch verschiedene Zugänge zu den jeweiligen Phänomenbereichen. Als kanonisch für die linguistische Pragmatik können wohl die Analyse von sprachlichen Handlungen, Deixis und Referenz, Implikaturen, Präsuppositionen und anderen Formen der Unterspezifikation von Bedeutung verstanden werden. Psycho-, Diskurs-, Sozio- und Gesprächslinguistik sind aus der Perspektive einer anglo-amerikanischen Pragmatik dann eher Anwendungsbereiche linguistischer For- 4 1 Einleitung schung, in der genuin pragmatische Theorien erprobt werden können. Auch wenn ich mich in der Reflexion der pragmatischen Phänomenbereiche einer anglo-amerikanischen Pragmatik zuordne, so lässt sich ein fundamentaler Einwand einer kontinentalen Pragmatik kaum abweisen: Eine rein formale Darstellung der Theorie sowie die Exemplifikation der Begriffe anhand von einzelnen Beispielsätzen darf nicht der letzte Erkenntnisschritt sein. Vielmehr müssen sich die theoretischen Elemente zur Darstellung und Modellierung pragmatischer Prozesse auch an authentischem Sprachmaterial nachweisen bzw. plausibel in entsprechende Analysen implementieren lassen können. Auch wenn diese Arbeit vorwiegend mit konstruierten Beispielen arbeitet, so zeigen nicht nur das Transkript der MitarbeiterInnenbesprechung, sondern auch erste Analysen und Erprobungen theoretischer Elemente (cf. z. B. Briese 2021), dass die hier entwickelte Grundlagentheorie tatsächlich Erklärungen pragmatischer Prozesse auf Basis authentischen Sprachmaterials ermöglicht. Nun unterscheiden sich aber auch die verschiedenen anglo-amerikanischen Perspektiven auf pragmatische Prozesse, insbesondere hinsichtlich der hierarchischen Ordnung des theoretischen Vokabulars. Grundbegriff der hier vertretenen linguistischen Pragmatik ist der Begriff der Inferenz: Erkenntnisprozesse von Analysierenden, aber auch von Teilnehmenden in diskursiven Praktiken müssen demnach zunächst über Inferenzen und inferenzielle Relationen rekonstruiert werden. Aus dieser Perspektive involvieren Inferenzen diskursiver Praktiken außerdem Normen, die die verschiedenen Schritte eines inferenziellen Prozesses koordinieren. Hier folgt die Arbeit den theoretischen Annahmen Robert B. Brandoms (insbesondere EV). Das Projekt dieses Buches, welches die handlungstheoretischen Grundlagen der linguistischen Pragmatik reflektiert, ist außerdem in einen semiotischen Pragmatismus eingebettet, der nicht nur die Spezifik der hier vertretenen linguistischen Pragmatik schärft, sondern auch weiteres Vokabular zur Analyse bereitstellt. Doch auch der semiotische Pragmatismus, der auf Charles S. Peirce zurückgeht, divergiert je nach Forschungstradition in seinen erkenntnistheoretischen Annahmen. Auch wenn ich die Einzelheiten in dieser Einleitung noch nicht diskutieren möchte, sind insbesondere zwei Aspekte hervorzuheben, die für die folgende Arbeit grundlegend sind: die fundamentale Prozesshaftigkeit von Zeichen (auch zeitlich-räumlich) und die Ablehnung eines Zeichenbegriffs, der Zeichen als externe Objekte der Reflexion und Wahrnehmung definiert. Während die Prozesshaftigkeit von Zeichen im semiotischen Pragmatismus weitgehend anerkannt ist und unter den Begriffen Semiose und Kontinuum auch Anwendung findet, ist es insbesondere die Externalisierung von Zeichen als Objekten, die hier vermieden werden muss: Im engeren Sinne ist etwas, auf das (diskursiv oder sozialkommunikativ) verwiesen werden kann, dann kein Zeichen mehr, sondern schlicht Objekt eines Zeichen-, Erkenntnis- oder Interpretationsprozesses. Hier wende ich mich entschlossen gegen die Peirce-Interpretation von Charles W. Morris (und auch von H. P. Grice), die Tendenzen zu jener Externalisierung zeigen (cf. dazu z. B. Pietarinen 2004, Pietarinen/ Bellucci 2015). Stattdessen folge ich einer semiotisch-pragmatistischen Traditionslinie, die in Deutschland prominent z. B. von Helmut Pape (cf. 1989, 1997, 2004) vertreten wird und die Zeichen stets als Element eines Erkenntnisbzw. Interpretationsprozesses versteht und nicht als Objekt einer Welt “ da draußen ” . Stattdessen wird dem Konzept der Indexikalität 1 Einleitung 5 insofern viel Platz eingeräumt, als dass es das Verhältnis zwischen Zeichenprozess und Objekten als stets situativ gestiftet begreift, ohne dabei ein relativistisches Verhältnis anzunehmen (cf. dazu z. B. Harendarski 2012, Jäger 2008, 2018 b). In dieser Traditionslinie folgen die zeichentheoretischen Reflexionen nicht nur den Arbeiten Charles S. Peirces, sondern auch den Interpretationen des semiotischen Pragmatismus T. L. Shorts (insbesondere 2007) und Vincent Descombes (insbesondere 2011, 2014). Neben sprach- und zeichentheoretischen Grundlagen der oben genannten Werke schließt dieses Forschungsprojekt außerdem an die Arbeiten Ulf Harendarskis (cf. 2003, 2007, 2012, 2013, 2016, 2021 a) an. Der hier gewählte Zugang zu pragmatischen Prozessen, insbesondere handlungstheoretischen, erfolgt aber zunächst auf formale Weise und arbeitet stärker mit relationslogischen, graphischen und diagrammatischen Modellierungen. Denn im Mittelpunkt stehen insbesondere relationale Momente, die etwas zu einem Zeichen für eine Handlung machen. Als Beitrag zur Grundlagenforschung der linguistischen Pragmatik muss diese Arbeit auch wesentliche Begriffe der Analyse von pragmatischen Prozessen schärfen bzw. neu bestimmen. Auch wenn im Laufe der theoretischen Reflexionen ein ausführliches theoretisches Vokabular entwickelt werden soll, möchte ich an dieser Stelle zumindest einige zentrale Termini erläutern, die immer wieder aufgegriffen (und teilweise an gegebener Stelle ausführlicher diskutiert) werden: Zeichen, Signifikanz, Verben und diskursive Intentionalität. Zeichen werden im Rahmen dieser Arbeit nicht als empirische Objekte zur Untersuchung verstanden, sondern als Momente in einem Kontinuum an Inferenzen. Dabei geht es weniger um die materiale Oberfläche, sondern insbesondere um die normativen und kognitiven Elemente, die zur Erschließung von Wirklichkeit (und damit auch zur Handlungskonstitution) verwendet werden. Zeichen werden nicht nur als prozesshaft und flüchtig verstanden, sondern gliedern sich im Sinne des triadischen Zeichenbegriffs Charles S. Peirces entlang mehrerer Aspekte, die zwar formal unterschieden werden können, aber nur in ihrer Gesamtheit Zeichen konstituieren. Dabei geht es um signifikante Zeichenmittel (Repräsentamen), Objekte und kognitive, habituelle und inferenzielle Elemente (Interpretanten). Diese Aspekte des Zeichens (und ihre Typen) werden im Laufe der Arbeit weiter erläutert, um eine semiotische Basis der theoretischen Modellierung zu schaffen. Der Begriff des Zeichens wird an gegebener Stelle um den Begriff der Signifikanz ergänzt, weil er erlaubt, Elemente zu analysieren, die unterhalb des Zeichens dieses strukturieren und zur Zeichenwerdung (Signifikation) beitragen. Weil die hier analysierten Zeichen auf Handlungsebene untersucht werden, hilft der Begriff der Signifikanz bzw. signifikativen Struktur dabei, einzelne phänomenale Momente zu erfassen (und sie anschließend zu modellieren). Weil signifikative Elemente selbst keine Zeichen sind, sondern zur Zeichenwerdung beitragen, sollten auch deren Darstellungen selbst nicht als Zeichenrepräsentationen verstanden werden. Die Modelle der signifikativen Struktur sprachlicher Zeichen (hier insbesondere intentionaler Verben) ähneln eher einer “ Nebelkammer ” , welche die flüchtigen Strukturen und Relationen im Zeichenprozess sichtbar macht. Handlungstheoretisch zentriert sich die Arbeit um den Begriff der diskursiven Intentionalität. Dieser Begriff, welcher strukturelle Ähnlichkeiten mit einem phänomenologi- 6 1 Einleitung schen Verständnis von Intentionalität aufweist, erfasst “ the capacity to engage in linguistic semantic contents within a shared linguistic community ” (Sachs 2014: 2), “ the kind of intentionality that we use to characterize the ‘ aboutness ’ or ‘ of-ness ’ of thoughts, beliefs, desires, and more generally, anything with propositional content. ” (Sachs 2014: 8) bzw. “ the intentionality of propositional discourse ” (ebd.). Es geht um die handlungstheoretische Voraussetzung, die es Personen ermöglicht, an diskursiven Praktiken teilzunehmen. Es ist jene Eigenschaft, die - um auf das Transkript zurückzukommen - SZ, AW, BS und MS Hannah zuschreiben (bzw. diese Zuschreibung bestätigen), wenn sie diese als soziales, normatives und diskursives Wesen in der Interaktion mit ihrer Mutter konstituieren. Und es ist dieselbe Fähigkeit, die theoretisch vorausgesetzt werden muss, wenn man davon ausgeht, dass sich SZ, AW, BS und MS gegenseitig als sozial-kommunikative Wesen in ihrem Gespräch verstehen. Diskursive Intentionalität erfasst aber nicht nur sprachliche Praktiken im engeren Sinne, sondern all jene Handlungen, bei denen sprachliche Zeichen nur wenige Inferenzen entfernt sind, sei es als Bedeutungsgehalt oder Konstitutionselement. Dem Begriff der diskursiven Intentionalität widme ich ein gesamtes Kapitel und auch die signifikanztheoretischen Modellierungen von intentionalen Relationen (und Verben) zehren von dieser Diskussion. Die Begriffe Zeichen, Signifikanz und diskursive Intentionalität kulminieren in einem Verbbegriff, der sich von anderen eher systemlinguistischen Definitionen unterscheidet. Denn es geht hier weniger darum, dass Verben grammatische Elemente innerhalb eines Sprachsystems sind, sondern darum, dass sie als kognitive Elemente verstanden werden können, die Relationen und Strukturen bereitstellen, welche Handlungsinterpretationen ermöglichen. Dies ist zunächst dem Fakt geschuldet, dass Verben, insbesondere intentionale Verben, da auftreten bzw. auftreten können, wo gehandelt wird bzw. Handlungen beschrieben werden (und damit diskursive Intentionalität in das diskursive Spiel kommt). Intentionale Verben gelten hier als Zeichen unterhalb der Handlungsebene, die eine signifikative Struktur aufweisen, die sich als intentionale Relation (und deren Elemente) analysieren lässt. Mit ihnen lassen sich also Handlungsinterpretationen rekonstruieren. Eine inferenzialistische Perspektive kommt diesem Verständnis von Verben insofern zugute, als dass damit eine Essenzialisierung und Individuation von sprachlichen Zeichen vermieden wird. Denn auch intentionale Verben sollten im Folgenden nicht als Objekte mit immanenten und feststehenden Gehalten verstanden werden, sondern als Zeichen in Inferenzen, die flüchtige Strukturen aufweisen, die die Emergenz von sozialen Handlungen erklären können. Es soll also um handlungstheoretische Fragen der linguistischen Pragmatik gehen. Verschiedene handlungstheoretische Aspekte werden dabei linguistisch, semiotisch, sprach- und zeichenphilosophisch und pragmatistisch reflektiert. Der Begriff der diskursiven Intentionalität stellt dabei gewissermaßen den Grundbaustein von Handlungstheorien diskursiver Praktiken bereit. Ausgehend von einer ausführlichen Reflexion des Begriffs sowie der Modellierung seiner Elemente auf Basis sprachlicher Zeichen können grundlegende Annahmen der linguistischen Pragmatik sowohl infrage gestellt als auch neu begründet werden. Insbesondere geht es dabei um die Frage, warum wir etwas als Handlung verstehen. Dies bildet die Grundlage für viele Bereiche menschlicher Kommunikation, 1 Einleitung 7 sodass hier eine geschärfte linguistische Perspektive gewinnbringend sein kann. Aus der Konstitution von Verhalten als Handlung in der sozialen Interaktion lassen sich auch andere Themenbereiche der Arbeit ableiten. Denn die hier folgenden theoretischen Argumente erfassen nicht nur Verhalten und Handlung, sondern auch Aspekte der Kognition, der Interpretation, der diskursiven Normen und der Entstehung von Bedeutung. Es geht also darum, eine pragmatistische Grundlage für die Analyse kognitiv-semiotischer und kognitiv-linguistischer Prozesse zu entwickeln, aus der sich weitere Fragen und Forschungsaufgaben entwickeln lassen können. Ziel ist daher, mithilfe der theoretischen Reflexionen Grundlagen der linguistischen Pragmatik neu zu setzen. Auf Basis eines pragmatistisch-semiotischen und inferenzialistischen Vokabulars sollen die Grundlagen für ein Forschungsprogramm geschaffen werden, welches die Interpretation und Konstitution von Handlungssituationen in diskursiven Praktiken aus der Perspektive der Signifikanz von Verben untersucht (Verbpragmatik). Die Arbeit unterteilt sich daher in verschiedene Abschnitte, die einige Etappen auf diesem Weg nehmen. Es werden zeichen- und sprachtheoretische Grundlagen des Forschungsprogramms etabliert, die weitgehend auf anderen Forschungsperspektiven beruhen. Erst im zweiten Teil reflektiere ich diese Grundlagen auf Basis des hier hergestellten Szenarios der Handlungskonstitution von Verhalten in diskursiven Praktiken. Dabei geht es um diskursive Intentionalität, deren Signifikanz als intentionale Relation bei intentionalen Verben sowie handlungstheoretische und relationslogische Modellierungen. Die Reflexionen, Argumente und Modelle stellen einen Hauptertrag dieser Arbeit dar, da sie nicht nur die theoretischen Prämissen der Verbpragmatik erklären, sondern auch wesentliche Instrumente für linguistische Analysen bereitstellen. Abschließend werden die Modelle an drei Teilbereichen der linguistischen Pragmatik erprobt, um Perspektiven eines verbpragmatischen Forschungsprogramms aufzuzeigen. Dabei geht es um sprachliche Handlungen, die Konstitution von Diskursakteuren in drittpersonaler Kommunikation und um die Involviertheit diskursiver Normen zur Beurteilung von Handlungen. Diese Perspektiven stellen aber nicht nur ein ausführliches Fazit der Arbeit dar, sondern entwickeln die grundlegenden Argumente und Modelle an den verschiedenen Teilbereichen weiter, sodass eine ausführlichere Darstellung von pragmatischen Prozessen, Elementen und Relationen in diskursiven Praktiken entsteht, die sich mit dem Begriff der diskursiven Intentionalität assoziieren lassen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Fragestellung, warum wir (als sozial-kommunikative, normative und diskursive Wesen) etwas in diskursiven Praktiken als (sozial-kommunikative, normative bzw. diskursive) Handlung verstehen. Weil der Zugang zu dieser Frage stets linguistisch bleibt, folgen aus der Beantwortung dieser Frage weitere Fragen für Strukturen und Elemente sprachlicher Zeichen, wie sie in pragmatischen Prozessen diskursiver Praktiken auftreten. Folgende Fragen erfassen dabei den spezifischen Kern dieser Arbeit: 1. Wie muss Interpretation beschaffen sein, um etwas als Handlung zu verstehen? 2. Welche semiotischen Prozesse führen zur Interpretation von etwas als Handlung? Wie lassen sich diese semiotischen Prozesse analysieren und modellieren? 8 1 Einleitung 3. Welche sprachlichen Zeichen verfügen über signifikanzstrukturelle Eigenschaften, um etwas als Handlung zu konstituieren? Wie lassen sich diese signifikativen Strukturen analysieren? 4. Wie tragen intentionale Verben zur zeichenbasierten Interpretation von etwas als Handlung bei? 5. Welche Konsequenzen hat eine verbzentrierte Perspektive für das theoretische Verständnis von Handlungsinterpretationen? 6. Wie gliedert sich eine verbpragmatische Perspektive in eine linguistische Pragmatik und eine allgemeine Linguistik ein? 7. Wie lassen sich die hier vertretenen Thesen und Argumente empirisch belegen bzw. was tragen sie zu einer empirischen Untersuchung von sozialer Interaktion bei? Anstatt hier Fragen zu formulieren, die direkt in dieser Arbeit beantwortet werden, zeichnen diese Fragen den argumentativen Verlauf dieser Arbeit nach: Jede Folgefrage deutet bereits die Antwort der vorherigen Frage an. (1.) Ausgangspunkt bleibt der Moment der Interpretation von etwas als Handlung, wobei die Frage bereits impliziert, dass Interpretation an der Handlungskonstitution in gewisser Weise beteiligt und dass Handlungsinterpretation mehr als Decodieren von Verhalten ist. (2.) Ausgehend von den zeichen- und sprachtheoretischen Grundlagen muss jene Verhaltensinterpretation nicht nur mithilfe von Zeichen und Zeichenprozessen beschrieben werden können, sondern wesentlich auf diesen beruhen. Daher sollen eben jene Elemente hervorgehoben werden, deren semiotische Aspekte zur Interpretation von etwas als Handlung führen. (3.) Aus linguistischer Perspektive lassen sich sprachliche Zeichen als kognitive Elemente zur Handlungsinterpretation analysieren, die als signifikative Momente in der Konstitution agieren. (4.) Und diese lassen sich im engeren Sinne auf intentionale Verben zurückführen. Die Unterscheidung zwischen sprachlichen Zeichen, die diskursive Intentionalität zuschreiben, und intentionalen Verben ist nicht nur ein feingliedriger analytischer Schritt. Tatsächlich hilft die Trennung auch, um zwischen der grammatischen Form und der signifikativen Funktion in pragmatischen Prozessen zu unterscheiden: So ist z. B. das Wort Verschwörung im engeren Sinne kein Verb, lässt sich aber signifikativ auf das intentionale Verb (sich miteinander) verschwören zurückführen. (5.) Diese Zentrierung auf intentionale Verben muss aber auch auf die Frage nach der Interpretation von etwas als Handlung zurückgeführt werden. Denn der argumentative Schritt, dass spezifische Verben bei der Konstitution von etwas als Handlung relevant seien, ist nicht eingängig. (6.) Weil diese Arbeit aber mehr ist als die Betrachtung einer Verbklasse an der Schnittstelle von Grammatik und Semantik und ein Forschungsprogramm entwirft, soll dieses in die Disziplin der linguistischen Pragmatik selbst eingeordnet werden. Auch wenn an dieser Stelle wissenschaftstheoretische Reflexionen naheliegen würden, geht es vielmehr um den Entwurf einer Erprobung von Argumenten und Modellen in Kernbereichen linguistischer Pragmatik. (7.) Weil diese Arbeit keinen Anspruch auf empirische Ergebnisse hat bzw. keine Erkenntnisse über spezifische Interaktionen bereitstellen möchte, bleiben Erhebung und Analysen von Korpora ein zukünftiges Projekt. Dennoch können nicht nur das obige Transkript, sondern auch die konstruierten Beispiele wie einzelnen Belege aus Zeitungskorpora zeigen, dass die explizite Nennung von intentionalen Verben 1 Einleitung 9 nicht nur ein angemessener Ausgangspunkt für theoretische Arbeiten ist, sondern auch die Projektion der Erkenntnis in den Bereich der impliziten pragmatischen und normativen Signifikanz (zweitpersonal) ermöglicht. Als Beitrag zur Grundlagenforschung der linguistischen Pragmatik verzichtet diese Arbeit weitgehend auf empirische Belege und arbeitet sich an den theoretischen Voraussetzungen der linguistischen Pragmatik ab. Dabei folge ich einer semiotisch-pragmatistischen und inferenzialistischen Traditionslinie. Aber theoretische Arbeit in einer Begriffswissenschaft wie der Linguistik bedeutet sowohl Arbeit mit Texten als auch Arbeit am Text. Intellektuell und in argumentativer Auseinandersetzung stehen dabei zentrale Texte und Werke der semiotisch-pragmatistischen und inferenzialistischen Tradition im Mittelpunkt (insbesondere Peirce, Brandom, Short, Descombes). Diese werden nicht nur vorgestellt, sondern auf den jeweils fokussierten Erkenntnisbereich (z. B. Intentionalität) angewandt. Weil semiotischer Pragmatismus und normativer Inferenzialismus viele theoretische Prämissen teilen (cf. Kapitel 4), lässt sich eine stringente Argumentation mit ihnen aufbauen. Die theoretische Arbeit verbleibt aber nicht bei diesen Forschungstraditionen, sondern blickt auf Thesen, Prämissen und Argumente, die aus benachbarten Forschungsperspektiven stammen (insbesondere Millikan und Jacques, aber auch Dennett und Davidson). Deren Erkenntnisse können unter Berücksichtigung der hier vertretenen zeichen- und sprachtheoretischen Grundlagen nicht nur anerkannt, sondern entsprechend gewendet werden, sodass sie sich in das gesamte theoretische Bild integrieren lassen. Andere Theorien, die sich ebenfalls mit z. B. handlungs- oder intentionalitätstheoretischen Aspekten beschäftigen, werden teilweise ausführlicher (z. B. Searle, Grice), teilweise skizzenhaft (z. B. Brentano, Husserl, Anscombe, von Wright) zurückgewiesen, wenn sie mit den hier präsentierten Argumenten inkompatibel sind oderAspekte aufgreifen, die im Rahmen dieserArbeit nicht berücksichtigt werden sollen. Diese Auseinandersetzung dient sowohl der Schärfung der hier vertretenen Perspektive als auch der Veranschaulichung des theoretischen Überhangs, der in der Diskussion entsteht. Arbeit am Text bedeutet auch, dass ich in dieser Arbeit keine Ergebnisse einer Erhebung dokumentiere, sondern dass der Text gewissermaßen stets an der Theorie mitarbeitet. Denn Schreiben ist auch ein Denken zu Fluchtpunkten hin, sowohl den theoretischen Diskussionspartnern als auch den abschließenden Kapiteln. Insofern ist diese Arbeit die Spur eines Denkprozesses, der sich in argumentativer Abwägung gelegentlich auch selbst neu erfindet. Dies gilt vor allem für die vorgenommenen Modellierungen, die zumeist die argumentativen Schritte konservieren, aber nicht als stetige Ergebnisse einer theoretischen Betrachtung gelten sollten. Vielmehr aktualisieren sie sich zu einem gewissen Teil stets oder setzen zumindest neue Gewichtungen für die Analyse. Die Arbeit besteht im Wesentlichen aus drei Teilen, die unterschiedliche Schwerpunkte in der Beantwortung der Forschungsfragen legen: Teil I (Kapitel 2 - 5) legt die zeichen- und sprachtheoretischen Grundlagen der theoretischen Reflexionen und bildet damit das Grundgerüst der weiteren Argumente und Modelle. Teil II (Kapitel 6 - 13) präsentiert die wesentlichen Argumente und grenzt diese von anderen handlungstheoretischen Perspektiven ab. Gleichzeitig werden das grundlegende theoretische Vokabular eingeführt und erste relationslogische und signifikanzstrukturelle Elemente modelliert. Teil III 10 1 Einleitung (Kapitel 14 - 16) wendet das theoretische Vokabular und die entsprechenden Modelle dann auf die Bereiche des sprachlichen Handelns, der Analyse von Diskursakteuren und der Involviertheit diskursiver Normen an. Kapitel 2 erklärt die zeichentheoretischen Grundlagen der Arbeit. Ausgehend von einer Beschreibung des semiotischen Pragmatismus werden Zeichen als Elemente etabliert, die zwischen universalen Kategorien und Pragmatischer Maxime oszillieren. Dafür wird die Semiotik wissenschaftstheoretisch in ein Feld an wissenschaftlichen Perspektiven eingegliedert, um deren grundlegende Funktion zu erklären. In dem daraus resultierenden theoretischen Platz lassen sich sowohl Zeichen, Zeichenelemente und -relationen als auch Zeichenprozesse theoretisch erfassen. Hierzu werden die verschiedenen Aspekte des Zeichens vorgestellt und in ihren Effektzusammenhängen erklärt und auch typisiert. Dabei geht es um Zeichenmittel, Objekte bzw. Objektrelationen und Interpretanten sowie deren Typen. Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere kognitiv-semiotische und inferenzielle Aspekte des Zeichens, weil diese auch im weiteren Verlauf der Arbeit im Fokus stehen. Der Begriff der Inferenz, der hier das erste Mal als semiotischer Begriff eingeführt wird, ermöglicht außerdem eine analytische Betrachtung von Zeichenkonstitution, welche Inferenzen bzw. inferenziellen Relationen eine Art Scharnierfunktion bei interner und externer Zeichenkonstitution zuweist. Gleichzeitig ermöglicht er es, Zeichen nicht als feststehende Elemente zu begreifen, sondern als Momente in einer sich kontinuierlich verändernden Semiose (Kontinuum). Kapitel 3 etabliert einen pragmatischen Sprachbegriff auf Basis der semiotischen Grundlagen. Ausgehend von einer normativen Pragmatik wird zwischen Pragmatik und Pragmatismus unterschieden, um grundlegende Funktionen sprachlicher Zeichen (auch in Hinsicht auf Handlungstheorie) zu beschreiben. Der Begriff des sprachlichen Zeichens basiert dabei nicht nur auf den Grundlagen des semiotischen Pragmatismus, sondern pendelt zwischen Aspekten diskursiver Normen bzw. der impliziten Normativität diskursiver Praktiken einerseits und Inferenzen bzw. inferenziellen Relationen andererseits hin und her, welche in der Perspektive des normativen Sprachpragmatismus kulminieren. Hierzu wird zwischen Regeln, Konventionen und Normen unterschieden und sozialen bzw. diskursiven Normen ein wesentlicher Platz in diskursiven Praktiken eingeräumt (und modalem Vokabular, insbesondere Modalverben, ein explikatorisches Potenzial zugewiesen). Inferenzen und inferenzielle Relationen, die auf Basis dieser diskursiven Normen entstehen, werden hier aus inferenzialistischer Perspektive analysiert und von anderen Inferenzbegriffen der linguistischen Pragmatik unterschieden. Abschließend wird das Verhältnis von normativer Pragmatik und inferenzieller Semantik noch einmal expliziert und möglichen theoretischen Einwänden zuvorgekommen. Kapitel 4 führt die theoretischen Perspektiven von Kapitel 2 (semiotischer Pragmatismus) und Kapitel 3 (normativer Sprachpragmatismus) zusammen. Dabei werden sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschieden der beiden Perspektiven hervorgehoben, um zu zeigen, wo sich diese in den zeichen- und sprachtheoretischen Grundlagen dieser Arbeit ergänzen können. Kapitel 5 ist ein kurzer Exkurs zur Diagrammatik von Modellen. Auf Basis von phänomenologischen und semiotischen Annahmen rechtfertige ich den Gebrauch von Modellen im Rahmen dieser Untersuchung und hebe deren Erkenntnispotenziale hervor. 1 Einleitung 11 Kapitel 6 setzt sich ausführlich mit dem Begriff der Intentionalität auseinander. Weil dieser Begriff nicht nur erklärungsbedürftig ist, sondern auch in verschiedenen Disziplinen unterschiedlich verwendet wird, werde ich hier mehrere Disziplinen betrachten, die diesen Begriff prominent gebrauchen. Insbesondere Phänomenologie, (analytische) Handlungstheorie, Psychologie und Kognitionswissenschaft stehen dabei im Fokus. Durch diese Beschäftigung wird ein wissenschaftliches Feld für eine ausführliche Analyse von diskursiver Intentionalität bereitet, welche sich von phänomenaler Intentionalität, Intention, Absicht, Volition, kognitiver Verursachung und Agentivität unterscheidet. Kapitel 7 grenzt den zu entwickelnden Begriff der diskursiven Intentionalität von anderen handlungstheoretischen Implikationen ab, auf die sich die linguistische Pragmatik prominent beruft. Dabei stehen die intentionalistischen Theorien H. P. Grices und John R. Searles im Mittelpunkt, da deren wesentliche Annahmen auch weiterhin Grundlagen vieler handlungsorientierter Sprachtheorien bilden. Theorie der Sprecherbedeutung und (klassische) Sprechakttheorie werden nicht nur kurz vorgestellt, sondern auch ausführlich kritisiert. Daraus resultiert nicht nur ein Desiderat der diskursiven Intentionalität, sondern es werden deren zeichen- und sprachtheoretische Implikationen hier erstmals offengelegt. In Kapitel 8 analysiere ich diskursive Intentionalität in der Tradition des normativen Sprachpragmatismus bzw. Inferenzialismus. Ausgehend von einer holzschnittartigen Definition von diskursiver Intentionalität setze ich mich mit deren inferenziellen und normativen Strukturen auseinander. Dabei stellen sowohl Robert B. Brandoms Interpretation des Intentional Stance Daniel Dennetts als auch dessen Handlungstheorie einen wesentlichen Anteil dar. Erstere ermöglicht, zu erklären, warum diskursive Intentionalität als sozial konstituiert verstanden werden sollte und nicht auf ursprünglicher Intentionalität gründet. Die handlungstheoretischen Darstellungen ermöglichen eine binnendifferenzierte Betrachtung des Begriffs der diskursiven Intentionalität. Die Analyse der diskursiven Intentionalität wird in Kapitel 9 fortgeführt, allerdings aus semiotischer Perspektive. Damit wird diskursive Intentionalität weniger als vollwertiges Zeichen verstanden, denn als spezifische Signifikanz im Rahmen diskursiver Praktiken zur Konstitution von Verhalten als Handlung. Mithilfe der Schriften T. L. Shorts lässt sich diese Signifikanzstruktur anhand intentionaler Verben nachweisen, sodass diese anschließend in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken. Mithilfe einer Reflexion der Thesen Ruth Millikans zu intentionalen Ikons kann der Signifikanzbegriff (und damit auch der Begriff des intentionalen Verbs) an einigen Positionen erweitert werden, sowohl hinsichtlich einer kooperativen (und damit sozialen) Funktion als auch einer signifikativen Suffizienz sprachlicher Zeichen: Die kooperative Funktion zeigt dabei, dass sich intentionale Zeichen bzw. Verben oftmals nicht auf Subjekt-Objekt-Relationen reduzieren lassen, sondern auch soziale Relationen involvieren. Die Frage nach der signifikativen Suffizienz sprachlicher Zeichen beschäftigt sich hingegen mit dem Verhältnis der signifikativen Oberfläche und ihrer Möglichkeit, Strukturen hinreichend zu signifizieren. Kapitel 10 fasst die Theorien Brandoms, Shorts und Millikans aus den Kapiteln 8 und 9 zusammen. Ich wiederhole wesentliche Aspekte der verschiedenen Ansätze, um theoretisches Vokabular vorzubereiten, welches intentionale Verben in diskursiven Praktiken analysieren kann. 12 1 Einleitung Kapitel 11 führt theoretisches Vokabular zur Analyse subsentenzialer inferenzieller Relationen ein. Weil die theoretischen Erklärungen zur diskursiven Intentionalität bis dahin entweder auf das Verhältnis von Handlung und Verhalten (eher objektrelational) oder auf die inferenziellen Relationen propositionaler Gehalte beschränkt sind, hilft dieses Vokabular, die inferenziellen Strukturen subsentenzialer sprachlicher Zeichen (wie Verben) zu erfassen. Kapitel 12 stellt das Zentrum der linguistisch-pragmatischen Reflexionen dieser Arbeit dar, da dort die relevanten theoretischen Prämissen und Abgrenzungen der vorherigen Kapitel zusammenlaufen und eine spezifische verbpragmatische Perspektive entwickelt wird. Zunächst wird diskursive Intentionalität als Phänomen diskursiver Praktiken epistemologisch etabliert und damit Erkenntnisschritte der vorherigen Kapitel rekapituliert. In Abgrenzung zu eher natürlich-kausalen Prozessen, aber auch Intentionen erweist sich diskursive Intentionalität hier als diskursive Heuristik, die von Interlokutoren in diskursiven Praktiken angewandt wird: Als Abstraktion zweiter Ordnung ist sie eine Voraussetzung, um jemandem spezifische mentale Strukturen wie Handlungsintentionen zuweisen zu können. Danach werden intentionale Verben von anderen Verbtypen unterschieden, die ähnliche Phänomene erfassen und teilweise strukturelle Ähnlichkeiten mit intentionalen Verben aufweisen. Insbesondere Sprechaktverben, Kommunikationsverben, psychologische Verben und phänomenologische Intentionalitätsverben werden vorgestellt und vom Analysebereich diskursiver Intentionalität abgegrenzt. Dabei werde ich zeigen, dass die Analyse intentionaler Verben spezifisches Vokabular erfordert, welches im Rahmen linguistischer Forschung bisher nicht entwickelt wurde. Daraus resultiert, dass intentionale Verben z. B. strukturell ähnliche Signifikanzen mit semantischen Rollen aufweisen, aber der Begriff der semantischen Rolle diese signifikativen Strukturen nicht adäquat erfassen kann. Mithilfe der relationalen Logik Charles S. Peirces analysiere und modelliere ich anschließend intentionale Verben. Hierzu wird Relationslogik nicht nur vorgestellt, sondern der Schwerpunkt auf intentionale Relationen als signifikative Struktur gelegt. Dabei zeige ich, dass intentionale Relationen keine bivalenten Strukturen sind und daher der Begriff der Transitivität nur bedingt auf diese angewandt werden kann. Bei Berücksichtigung tiefenstruktureller relationslogischer Aspekte zeichnen sich intentionale Verben vielmehr durch ihre indirekte Transitivität aus. Auf Basis der zeichen- und sprachtheoretischen Prämissen sowie der relationslogischen Perspektive entwickle ich dann ein Grundlagenmodell intentionaler Verben, welche das Fundament weiterer relationslogischer und signifikanzstruktureller Analysen bildet (und in den folgenden Kapiteln jeweils weiterentwickelt wird). Intentionale Verben werden als signifikative Strukturen dargestellt, die neben ihrer zentralen semantischen Relation (und deren Relata) auch eine Ebene diskursiver Normen sowie eine objektrelationale Ebene aufweisen. Hierzu wird auch (in Abgrenzung zu semantischen Rollen) der Begriff der diskursiven Rolle eingeführt, welche signifikative Relata erfasst, die Personen mit Handlungsfähigkeit und normativer Beurteilbarkeit ausstatten können. Weil aber intentionale Relationen, insbesondere in sozialen Interaktionen, kaum auf Subjekt-Objekt-Relationen reduziert werden können, erweitere ich das Grundlagenmodell anschließend mithilfe der Begriffe der sozialen, kooperativen und kollektiven intentionalen 1 Einleitung 13 Relationen. Diese Binnendifferenzierung intentionaler Relationen ermöglicht es, dass auch analysiert werden kann, wie soziale, kooperative und kollektive Relationen in diskursiven Praktiken signifiziert werden. Insbesondere im Bereich sozial-kommunikativer Handlungen bzw. Handlungsdeskriptionen ist dieses theoretische Vokabular unabdingbar. Anschließend wird auf Basis des theoretischen Vokabulars zur Analyse von subsentenzialen inferenziellen Relationen die signifikative Oberfläche und inferenzielle Gliederung intentionaler Verben hinsichtlich diskursiver Intentionalität analysiert. Denn bei einer Klassifikation der Involviertheit intentionaler Relationen bei Verben zeigt sich, dass es eine Menge an Verben gibt, die signifikativ ergänzt werden müssen, um Intentionalität zu attribuieren. Und andere Verben tilgen sogar Inferenzen hinsichtlich diskursiver Intentionalität. Zuletzt werden die Analysen unter dem Begriff einer linguistischen Verbpragmatik zusammengeführt. Dabei werde ich nicht nur die vorherigen Aspekte wiederholen, sondern eine umfassende relationslogische und signifikanzstrukturelle Darstellung gestalten. Denn ausgehend von der Zeichenwerdung des Verhältnisses von intentionalem Verb und Verhalten, also der Konstitution von etwas als Handlung, lassen sich verbpragmatisch auch weitere (vorausliegende und folgende) Handlungsaspekte und -relationen modellieren und rekonstruieren. Im Teil II abschließenden Kapitel 13 werden diejenigen Praktiken vorgestellt, die in sozialer Interaktion zur Emergenz diskursiver Intentionalität führen: Zuschreibung, Attribuierung, Inskription und Inauguration. Während sich die Analysen intentionaler Verben zuvor noch auf mikrostruktureller Ebene bewährt haben, wird über diese diskursiven Praktiken das Verhältnis von interagierenden Personen zur Konstitution von Handlungskraft hergestellt. Es geht also darum, welche Praktiken (auf Basis intentionaler Verben) diskursive Intentionalität in das sozial-kommunikative Spiel einbringen. Diese Praktiken werden anhand der Valenz des Verbs zuschreiben definiert und um ein Akzeptanzkriterium ergänzt. Mit Kapitel 14 beginnt die Darstellung der Perspektiven eines verbpragmatischen Forschungsprogramms und der damit verbundenen Weiterentwicklung der Modelle zur Analyse pragmatischer Prozesse in diskursiven Praktiken. Dabei stehen zunächst sprachliche Handlungen im Mittelpunkt. Während die ersten Kapitel insbesondere drittpersonale Konstitution von Handlungen thematisiert haben, geht es hier um pragmatische Signifikanz in zweitpersonaler Interaktion. Dabei werden sprachliche Handlungen zunächst im Rahmen inferenzialistischer Theorien etabliert und anhand Brandoms Minimalset an sprachlichen Handlungen (Behauptungen, Berufungen, Distanzierungen, Nachfragen und Anfechtungen) veranschaulicht. Dann wird die sprachliche Handlung der Behauptung exemplarisch semiotisiert, um zu zeigen, dass auch hier intentionale Verben eine wesentliche Scharnierfunktion, auch in der Konstitution von Interlokutoren, einnehmen. Weil die Analyse sprachlicher Handlungen zeigt, dass verschiedene intentionale Relationen von intentionalen Verben nicht voneinander isoliert werden können, wird über den Begriff der zeichenrelationalen Triangulation die Wechselwirkung intentionaler Relationen veranschaulicht. Kapitel 15 vertieft die Analyse der verschiedenen Relata der intentionalen Relationen von Verben (diskursive Rollen). Ausgehend von der Instanziierung einer Äußerung wird nicht 14 1 Einleitung nur die Konstitution von Interlokutoren, sondern auch von drittpersonalen Handlungsakteuren (Delokutoren) modelliert. Dabei kann nicht nur auf Basis diskursiver, sondern auch anhand kategorialer Strukturen der Unterschied von Interlokutoren und Delokutoren begründet werden. Anaphorische Relationen stellen dabei den Übergang von Zweitzu Drittpersonalität (und vice versa) her. Kapitel 16 greift noch einmal die implizite Normativität diskursiver Praktiken auf und beschäftigt sich mit diskursiven Normen, die als Grundlage pragmatischer Prozesse gelten dürften (Konversationsmaximen). Mithilfe der Analyse von Konversationsmaximen (und dem Prinzip der wohlwollenden Interpretation) als Präsumtionsregelerwartungen wird ein Übergang zu einer verbpragmatischen Perspektive ermöglicht. Diese kann anschließend plausibilisieren, dass über Substitutionsprozesse, die auf subsentenzialen inferenziellen Relationen beruhen, die Involviertheit diskursiver Normen bei Handlungen expliziert werden kann. Kapitel 17 fasst abschließend die Arbeit zusammen und zeigt weitere Forschungsperspektiven auf. Diese Arbeit wäre ohne einen Forschungszusammenschluss wie das Forschungs- und Lektürekolloquium Sprachwissenschaft (FLeKS) undenkbar. Ausführliche Diskussionen und kollektives Denken haben mich und meine Arbeit nicht nur bereichert, sondern auch wesentlich geprägt. Obwohl sich die Besetzung des FLeKS über die Jahre immer wieder verändert hat, haben sich viele Gedankengänge doch fortgesetzt. Viele der klugen Beiträge von Studierenden wie Alexandra Fessner, Luc Dettmann oder Tiziana Hallmann gehen weit über das hinaus, was ich zu Zeiten der Gründung des FLeKS im Jahr 2013 hätte hinzufügen können. Diese intellektuelle Kontinuität möchte ich nicht missen. Neben den Debatten mit Franz Januschek sind es insbesondere die kritischen Auseinandersetzungen mit Jim Asmussen, Jonathan Klix und Rasmus Karschny, die mir in Erinnerung geblieben sind und die sich teilweise bis zum heutigen Tage fortsetzen. Alle drei haben sich trotz ihrer eigenen Promotion immer wieder Zeit genommen, sich meine Ideen anzuhören, mit mir zu durchdenken und zu diskutieren. Ich verdanke Ulf Harendarski nicht nur eine herzliche Betreuung dieser Arbeit. In den vielen Jahren unserer Zusammenarbeit ist eine Form symbiotischer Theoriebildung entstanden, von der ich nicht nur profitieren konnte, sondern die mir auch eine neue Art des Denkens eröffnet hat: stets mit wohlwollendem und neugierigem Auge auf alles zu schauen, auch wenn es doch so merkwürdig wirkt auf den ersten Blick. Und dabei immer die Person zu schätzen, die einem gegenübersitzt. Dass zwischen heftigen Debatten meiner kruden theoretischen Ideen und meinem ödipalen Bedürfnis nach wissenschaftlichem Vatermord verschiedene Thesen und Argumente entstanden sind, die einer Prüfung standhalten können, ist ihm zu verdanken. Einen besseren Sparringspartner hätte ich mir nicht vorstellen können. Ich bin sehr glücklich, dass Ellen Fricke die Zweitbegutachtung dieser Arbeit zu einem so späten Zeitpunkt übernommen hat. Sich bereit zu erklären, sich mit dieser Arbeit und damit auch mit den theoretischen Grundlagen der Disziplin auseinanderzusetzen, ist heutzutage zwischen akademischer Selbstverwaltung, Forschungsprojekten und Lehre keineswegs selbstverständlich. Auch wenn sich unsere wissenschaftlichen Perspektiven wohl in 1 Einleitung 15 einigen Bereichen unterscheidet, sind es doch eben jene kritischen Blicke, die meine weitere Forschung beflügeln. Zu Dank verpflichtet bin ich außerdem Ernest Hess-Lüttich, der nicht nur ein konzises Drittgutachten zu dieser Arbeit erstellt und sich über die Anforderung hinaus dem gesamten Text auseinandergesetzt, sondern diese Arbeit außerdem in die Zeitschrift “ Kodikas/ Code ” aufgenommen hat. Dass meine theoretische Arbeit im Rahmen der linguistischen Pragmatik damit als ein relevanter Beitrag zur Semiotik betrachtet wird, freut mich sehr. Ich danke dem Bundesland Schleswig-Holstein und der Europa-Universität Flensburg, dass sie mich von 2016 bis 2018 mit einem Promotionsstipendium gefördert haben. Viele theoretische Aspekte dieser Arbeit haben ihren Ursprung in dieser Zeit, in der ich noch den gesamten Tag in wissenschaftlicher Literatur stöbern und exzerpieren konnte. Teilweise ziellos, aber stets in Erwartung eines wissenschaftlichen Arguments. Meiner Mutter Brigitte bin ich über das Interesse an Sprache verbunden. Ich bin froh, dass sie mich in dieser Leidenschaft gefördert hat. Viele Anmerkungen bei der Endredaktion verdanke ich meinem Vater Ekkehard, der sich schon viele Jahre mit meinem rohen Stil herumplagen muss, aber sich stets bereit erklärt, meine Texte zu redigieren. Zwischen Kritik und Würdigung findet er stets die richtigen (und persönlichen) Worte. Ich danke Lisa, die mich während der Promotionszeit nicht nur unterstützt, entlastet und in frustrierenden Phasen besänftigt, sondern sogar geheiratet hat. Ohne ihren Beistand hätte ich meine theoretische Arbeit sicherlich nicht bewältigen können. Für diesen Beistand danke ich auch Tjomme, der sich oft gefragt hat, was Papa denn da bei der Arbeit mache und Jorin, der noch unschuldig mit prallem Lächeln im Stubenwagen liegt. 16 1 Einleitung