eJournals Kolloquium Parkbauten 9/1

Kolloquium Parkbauten
kpb
2510-7763
expert verlag Tübingen
0201
2020
91 Technische Akademie Esslingen

Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten

0201
2020
Werner Noebel
Thorsten Fienz
Durch Schälen kann man alte OS8 oder OS11 Beschichtungen in Parkbauten betonschonend abtragen und gleichzeitig eine optimal vorbereitete Oberfläche für eine neue Beschichtung erhalten. Zwei unabhängig voneinander erstellte Institutsuntersuchungen bestätigen in Verfahrensvergleichen, dass durch Schälen sehr gute Oberflächenzugfestigkeitswerte und die besten Scherfestigkeitswerte für eine neue Beschichtung erreicht werden. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass eine sehr grobe Oberfläche, aufgrund einer sogenannten „Verkrallung“, die beste Scherfestigkeit ergeben müsste, zeigen beide Institutsuntersuchungen, dass die scheinbar „glatte“ Oberfläche durch Schälen bessere Scherfestigkeitswerte erzeugt, als mit anderen Verfahren vorbereitete Flächen. Bereits vor einigen Jahren wurde durch die AMPA - Amtliche Materialprüfanstalt für das Bauwesen [1] in Kassel bei Untersuchungen festgestellt, dass bei der Sanierung durch Fräsen Mikrorisse bis zu 15 mm Tiefe entstehen. Diese sind dafür verantwortlich, dass die Haftzugfestigkeit des Betons weit unter die zulässigen Werte für eine neue Beschichtung absinkt.
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9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 13 Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten Werner Noebel, Dipl.-Ing. Husqvarna Deutschland GmbH, HTC Floor Systems Thorsten Fienz Husqvarna Deutschland GmbH, HTC Floor Systems Zusammenfassung Durch Schälen kann man alte OS8 oder OS11 Beschichtungen in Parkbauten betonschonend abtragen und gleichzeitig eine optimal vorbereitete Oberfläche für eine neue Beschichtung erhalten.Zwei unabhängig voneinander erstellte Institutsuntersuchungen bestätigen in Verfahrensvergleichen, dass durch Schälen sehr gute Oberflächenzugfestigkeitswerte und die besten Scherfestigkeitswerte für eine neue Beschichtung erreicht werden. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass eine sehr grobe Oberfläche, aufgrund einer sogenannten „Verkrallung“, die beste Scherfestigkeit ergeben müsste, zeigen beide Institutsuntersuchungen, dass die scheinbar „glatte“ Oberfläche durch Schälen bessere Scherfestigkeitswerte erzeugt, als mit anderen Verfahren vorbereitete Flächen. Bereits vor einigen Jahren wurde durch die AMPA - Amtliche Materialprüfanstalt für das Bauwesen [1] in Kassel bei Untersuchungen festgestellt, dass bei der Sanierung durch Fräsen Mikrorisse bis zu 15 mm Tiefe entstehen. Diese sind dafür verantwortlich, dass die Haftzugfestigkeit des Betons weit unter die zulässigen Werte für eine neue Beschichtung absinkt. 1. Betonschonende Untergrundvorbereitung mit Schäl-Technik Bild I: OS 8 Parkhaus Instandsetzung Riem Arcaden in München Ein Hauptkriterium in Parkbauten ist es zu verhindern, dass eingetragenes salziges Tauwasser im Winter über die Schwindrisse die Bewehrung im Beton schädigt. In diesen und anderen Fällen kommt man nicht umhin den Betonboden mit Kunststoff zu beschichten, mit dem Nachteil, dass ca. alle 10-15 Jahre die alten Beschichtungen saniert werden müssen. Bei der Sanierung von Parkbauten muss dabei in der Regel zuerst die alte Beschichtung entfernt werden. Bild II: Zeigt was man befürchtet Es gibt hierzu bekannte Verfahren wie z. B. Fräsen, mit Vorteilen aber auch mit gravierenden Nachteilen. Bei der Einführung von neuen Verfahren werden in der Regel Fragen zu Oberflächenzug- und Scherfestigkeits-werten sowie zur Betonschädigung in Form von Mikrorissen gestellt. buch2.indb 13 13.01.20 15: 39 14 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten Institutsuntersuchungen: Um diese Fragen objektiv zu beantworten hat die HTC Floor Systems GmbH die AMPA - Amtliche Materialprüfanstalt für das Bauwesen damit beauftragt, diese Fragen in Form eines Institut Prüfberichts [1], im Rahmen eines Verfahrensvergleichs unabhängig zu untersuchen. Im September 2012 wurden von der AMPA in Kassel Vergleichsuntersuchungen [1] zwischen Schleiftechnik bzw. Schältechnik, Kugelstrahlen, Fräsen und Höchstdruckwasserstrahl (HDW) auf einer 8 x 6 Meter großen Musterfläche durchgeführt. Bild 1: Aufteilung der AMPA Musterfläche [1] Bild 2: Beschichtete Musterfläche AMPA Kassel Im Sommer 2014 wurde die Hochschule München - Labor für Baustoffe von HTC damit beauftragt, auf weiteren Testflächen die nachfolgend beschriebenen Untergrundvorbereitungsverfahren nochmals unabhängig zu untersuchen. Alle Verfahren wurden auf neu hergestellten Aufbetontestflächen sowie auf zwei Bestandtestflächen angewendet. Ziel der Arbeit war es, mit Hilfe von Versuchsreihen herauszufinden, welche Verfahren sich für die Untergrundvorbereitung von Betonflächen eignen, die anschließend beschichtet werden sollen. Dabei wurden die ermittelten Kennwerte und Festigkeiten miteinander verglichen und auf eventuelle Zusammenhänge geprüft. [2] Bild 3: Übersichtsplan Testflächen München [2] buch2.indb 14 13.01.20 15: 39 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 15 Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten 2. Verfahrensvergleich 2.1 Kugelstrahlen OS8 und OS11 Parkhaus-Beschichtungen lassen sich in der Regel mit Kugelstrahlen nicht abtragen. [1] Bild 4: Versuchergebnis, die Beschichtung nur mitKugelstrahlen abzutragen Kugelstrahlen wird zumeist lediglich als nachträglicher Arbeitsgang zu Fräsen und HDW eingesetzt. 2.2 Feinfräsen „Fein“-Fräsen bedeutet, dass man eine etwas kleinere und leichtere Straßenfräse einsetzt. Bild 5: Kleine Straßenfräse Die Straßenfräse wird dann mit einer sogenannten „Fein“-Fräswalze bestückt, die ca. dreimal mehr und kleinere Meißel hat als eine Standard-Straßenbauwalze. Bild 6: „Fein“-Fräswalze Selbst 10 mm starke Beschichtungen lassen sich mit einer Fräse mühelos abtragen, allerdings mit dem ungewollt hohen Abtrag der Betondecke von bis zu ca. 1 cm. Die Oberflächenzugfestigkeitswerte des Betons liegen danach regelmäßig unterhalb des nach ZTV-ING [3] für eine Beschichtung vorgeschriebenen Werts von mindestens 1,5 N/ mm². Bild 7: „Fein“-Fräsen Der Begriff „Fein“-Fräsen verharmlost das Verfahren, es ist vielmehr ein Meißeln mit vertikalem Krafteintrag. Der Beton wird laut dem AMPA-Prüfbericht [1] mit bis zu 2 cm tiefen Mikrorissen im Beton geschädigt, die wiederum ursächlich für die schlechten Oberflächenzugfestigkeitswerte sind. Seit einer früheren AMPA Untersuchung gibt es in den Hessen Mobil internen Regelungen/ Ergänzungen folgende Vorgabe: „Aufgrund mehrfach aufgetretener Schäden im Rahmen von Bauwerksinstandsetzungen ist großflächiges Fräsen der Betonoberfläche als Oberflächenvorbereitung nicht mehr anzuwenden.“ [4] Fräsen ist zudem: - sehr laut und erzeugt einen hohen Festkörperschall im gesamten Gebäude. - eine staubige Angelegenheit, da es ohne Staubabsaugung erfolgt. - nacharbeitsintensiv, da ein Kugelstrahlgang und eine zusätzliche Kratzspachtelung erforderlich sind. buch2.indb 15 13.01.20 15: 39 16 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten Der zusätzliche Kugelstrahlgang ist zwingend erforderlich, um einen Großteil der durch das Meißeln gelockerten Betonoberfläche abzutragen. Bild 8: Kugelstrahlen nach „Fein“-Fräsen Die Rautiefe einer gefrästen Oberfläche liegt über 1,5 mm, so dass nach ZTV-ING [3] eine zusätzlichematerial- und arbeitszeitaufwendige Kratzspachtelung erforderlich ist. Bild 9: Kratzspachtelung nach „Fein“-Fräsen Laut Betonsachverständigem „schädigt Fräsen aber nicht nur den Beton, sondern führt auch oft zu organisatorischem Ärger auf den Baustellen. Dazu gehören zum Beispiel Nachtragsforderungen für „verfestigend“ wirkende Grundierungen, mit denen der durch Fräsen geschädigte Beton wieder ertüchtigt werden muss. Auch die beim Fräsen entstehenden Rautiefen und deren Ausgleich sind häufig Gegenstand unangenehmer Diskussionen.“ [5] 2.3 Lammellenfräsen (auch Klopffräsen oder Schlaglamellenfräsen genannt) Eine Lamellenfräse kann in der Regel eine Beschichtung alleine nicht abtragen, es ist ein vorheriges Flammstrahlen erforderlich. Das Lamellenfräsen erfolgt in der Regel ohne Staubabsaugung. Bild 10: Lamellenfräsen Es ist ein zusätzlicher Kugelstrahlgang erforderlich, der durch das Klopfen gelockertes Gefüge von der Betonoberfläche abträgt. Bild 11: Lamellenwalzen einer Lamellenfräse Die beim Lamellenfräsen entstehenden Längsriefen müssen abschließend noch kratzgespachtelt werden, da ansonsten nicht gewährleistet ist, dass später eine ebene, beschichtete Fahrbahn entsteht. Vor dem Lamellenfräsen ist zur Vorbereitung ein zusätzliches Flammstrahlen erforderlich um die Beschichtung vorzuschädigen. Bild 12: Vorbereitendes Flammstrahlen buch2.indb 16 13.01.20 15: 39 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 17 Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten Dieses Verfahren wurde von der AMPA nicht weiter untersucht, weil wir aufgrund der Anzahl und Art der erforderlichen Arbeitsgänge (Flammstrahlen, Lamellenfräsen, Kugelstrahlen und Kratzspachteln) zu große wirtschaftliche Nachteile sahen. 2.4 Höchstdruckwasserstrahlen (HDW) Bild 13: Höchstdruckpumpe - 2.500 Bar Höchstdruckwasserstrahlen (HDW - 2.500 bar) ist ein relativ teures Verfahren mit einer geringen Flächenleistung. HDW Handlanze ist zudem durch den hohen Rückstoß und die erforderliche Schutzkleidung eine gefährliche Schwerstarbeit. Bild 14: HDW Handlanze HDW erzeugt ein Menge Schlamm aus Beschichtungs-Material und Beton sowie Schmutzwasser, welches aufgefangen und gefiltert sowie aufwendig aufbereitet (pH neutralisiert) werden muss, bevor es in das Abwasser geleitet werden darf. Die Rautiefe einer entschichteten HDW Oberfläche liegt über 1,5 mm, so dass nach ZTV-ING [3] eine zusätzliche material- und arbeitszeitaufwendige Kratzspachtelung erforderlich ist. Bild 15: HDW Oberfläche Entgegen der Ansicht vieler Experten ergaben die Untersuchungen durch die AMPA [1], dass die kraterartige Oberflächenstruktur, hervorgerufen durch den Einsatz von HDW-Handlanzen, nicht zu einer hohen Scherfestigkeit führt, sondern eine durch Schälen plus Kugelstrahlen vorbereitete Fläche die besten Scherfestigkeitswerte ergibt. Bild 16: AMPA - Universität Kassel Amtliche Materialprüfanstalt für das Bauwesen Scherfestigkeitsvergleich Testaufbau [6] Bild 17: Hochschule München - Labor für Baustoffe Scherfestigkeitsvergleich Testaufbau [7] buch2.indb 17 13.01.20 15: 39 18 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten Eine zweite Untersuchung im Sommer 2014 an der Hochschule München - Labor für Baustoffe bestätigte, dass eine durch Schälen plus Kugelstrahlen vorbereitete Fläche 1,7 bzw. 1,8 mal höhere Scherfestigkeitswerte ergibt als Fräsen bzw. HDW plus Kugelstrahlen. [2] 2.5 Schälen (Schleiftechnik) Beschichtungen lassen sich durch Schleifmaschinen mit Planetenantrieb und speziellen Diamant-Schäl-Werkzeugen sehr gut abtragen. Bild 18: Schleifmaschine mit Planetenantrieb Ein Planetenantrieb besteht aus einem rotierenden Schleifkopf und vier gegenläufig rotierenden Schleifscheiben. Diese Technik erzeugt beim Schälen eine absolut ebene Oberfläche. Bild 19: Schälen Die Flächenleistung liegt bei einer Schleifmaschine mit ca. 1 Meter Arbeitsdurchmesser bei ca. 20-60 m²/ h und ist abhängig von der Härte und der Dicke der Beschichtung sowie der Ebenheit des Betonbodens. Die dem AMPA Prüfbericht [1] zugrunde liegende Untersuchung kommt bei einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zu dem Ergebnis, dass Schälen unter Berücksichtigung der Kosten und der Flächenleistung das wirtschaftlichste Verfahren ist. [8] Der Abtrag der Beschichtung erfolgt mit eigens dafür entwickelten polykristallinen (PKD) Diamant-Schäl-Werkzeugen. Bild 20: (PKD) Diamant Schälwerkzeug Von allen Untergrundvorbereitungsverfahren hat Schälen die höchste Oberflächenzugfestigkeit und die höchste Haftzugfestigkeit. [2] Der AMPA Prüfbericht [1] bestätigt, dass das Schälen im Gegensatz zum Fräsen keine Betonschäden in Form von Mikrorissen im Gefüge verursacht. Die sehr guten Oberflächenzugfestigkeitswerte nach dem Schälen lassen sich sowohl laut AMPA Prüfbericht [1] als auch der Untersuchung der Hochschule München [2] durch einen zusätzlichen Kugelstrahlgang nicht weiter verbessern. Aufgrund der Ergebnisse der beiden Scherfestigkeits-Untersuchungen [1] [2] empfehlen wir, vor der Grundierung einen zusätzlichen Kugelstrahlgang durchzuführen, um eine maximale Scherfestigkeit zu gewährleisten. Bild 21: Geschälte Oberfläche buch2.indb 18 13.01.20 15: 39 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 19 Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten Die Rautiefe der geschälten Oberfläche liegt weit unter 1,5 mm, so dass nach ZTV-ING [3] keine zusätzliche, kostspielige Kratzspachtelung erforderlich ist. 3. Parkbauten-Sanierung In Betonbauwerken wie Parkhäusern, Tiefgaragen oder auf Parkdecks hat sich Schälen als Verfahren zum Entfernen von Altbeschichtungen bereits etabliert. Bild 22: Parkhaussanierung [9] Die geschälte Oberfläche ist ohne eine zusätzliche Kratzspachtelung bereit für eine neue Beschichtung. Bild 23: Geschälte Oberfläche [9] Die gesamte geschälte Betonoberfläche ist absolut eben und ohne Spurrillen von den Überlappungen der einzelnen Abtragungsspuren wie bei anderer Untergrund-Vorbereitungsverfahren. Die geschälte Betonoberfläche ist damit ohne eine zusätzliche Kratzspachtelung auch für eine 1,5 mm Dünnbeschichtung geeignet. Bild 24: Geschälte, ebene Gesamtoberfläche [9] Bei sehr großen Parkflächen sind zu Erreichung einer entsprechenden Flächenleistung in der Regel 2 bis 3 Schleifmaschinen gleichzeitig im Einsatz. Bild 25: Zwei Schleifmaschinen auf Parkdeck [9] 4. Projekt Kurzberichte 4.1 Düsseldorf Airport - VIP-Parkhaus Ende Juni 2014 fand die Eröffnung des ersten automatischen VIP-Parkhauses am Düsseldorfer Airport statt. Die automatische Parkanlage ist eine technische Weltneuheit und besteht aus drei Parkrobotern sowie sechs Übergabeboxen. Bild 26: Düsseldorf Airport - VIP-Parkhaus 3 [10] buch2.indb 19 13.01.20 15: 39 20 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten Im Zuge des Einbaus der automatischen Parkanlage wurde der über die Jahre unansehnlich gewordene Gussasphaltboden des Parkhauses 3 im kompletten Kundenbereich in nur 2 Wochen geschliffen und imprägniert. Bild 27: Düsseldorf Airport - VIP-Parkhaus 3 vor der Sanierung Bild 28: Parkroboter in Übergabebox Nr. 05 [10] Das Ergebnis ist ein kundengerechter und zugleich strapazierfähiger sowie pflegeleichter Boden. Deutlich geringere Sanierungszeiten und -kosten sowie die längere Lebensdauer waren ausschlaggeben für die Entscheidung für eine Sanierung mit Schleiftechnik anstatt einer Spezialbeschichtung auf Gussasphalt. 4.2 Parkhaus Hanse Viertel Hamburg Bild 29: Parkhaus Hanse Viertel Hamburg Im September 2014 wurde im Hamburger Hanse-Viertel, einem gemischten Geschäfts-, Büro- und Wohngebiet, in den Nächten die alte geschädigte OS8 Beschichtung der über 440 Parkhausstellplätze saniert. Folgende Kriterien sprachen für die Sanierung mit Schleiftechnik anstatt zu Fräsen: - Die Schältechnik war erheblich leiser als Fräsen und erzeugte im gesamten Gebäudekomplex einen wesentlich geringeren Festkörperschall, der die Nachtruhe der Anwohner nicht beeinträchtigte. - Durch die direkte Staubabsaugung an der Schleifmaschine mit einem leistungsstarken Sauger war der Abtrag der Altbeschichtung nahezu staubfrei. - Die Schältechnik ist im Vergleich zur Frästechnik ein betonschonenderes Verfahren ohne Mikrorisse zu erzeugen und erzielt im Endergebnis bessere Ober-flächenzugfestigkeitssowie beste Scherfestigkeits-werte. - Durch die Einsparung der Kratzspachtelung ist die Schältechnik, insgesamt gerechnet, auch das kommerziell günstigste Vorbereitungsverfahren. - Die geschälte Betonoberfläche wurde lediglich noch kugelgestrahlt und dann direkt grundiert. 4.3 Parkdeck Möbelhaus in Bielefeld Bild 30: Parkdeck schwedisches Möbelhaus in Bielefeld Im Mai 2015 wurde auf dem Parkhaus eines schwedischen Möbelhauses in Bielefeld, in einem gemischten Wohn- und Gewerbegebiet, tagsüber, die alte geschädigte OS11 Beschichtung des Parkdecks saniert. Das ca. 8.000 Quadratmeter große Parkdeck hat eine „weiche“ Stahlverbund Trapezdecke mit nur ca. 10 cm Betonstärke und einer Eigenfrequenz von ca. 3-4 Hertz. buch2.indb 20 13.01.20 15: 39 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 21 Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten Bild 31: Stahlverbund Trapezdecke von unten Hauptkriterien für die Untergrundvorbereitung mit Schältechnik, anstatt zu Fräsen waren: - Dass die „weiche“ Stahlverbund Trapezdecke (3-4 Hertz) nicht in Eigenschwingungen versetzt wurde. - Die Gewährleistung eines möglichst geringen Betonabtrags der dünnen Stahlverbund Trapezdecke. - Dass der nach TA-Lärm vorgegebenen Umgebungs-Schalldruckwerte für ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet von tagsüber 60 dB eingehalten wird. - Durch die direkte Staubabsaugung an der Schleifmaschine mit einem leistungsstarken Sauger war der Abtrag der Altbeschichtung nahezu staubfrei. - Die Schältechnik ist im Vergleich zur Frästechnik ein betonschonenderes Verfahren ohne Mikrorisse zu erzeugen und erzielt im Endergebnis bessere Ober-flächenzugfestigkeitssowie beste Scherfestigkeits-werte. - Durch die Einsparung der Kratzspachtelung ist die Schältechnik, insgesamt gerechnet, auch das kommerziell günstigste Vorbereitungsverfahren. - Die geschälte Betonoberfläche wurde lediglich noch kugelgestrahlt und dann direkt grundiert. 4.4 Tiefgarage RIEM Arcaden in München Bild 32: Tiefgarage RIEM Arcaden in München In 2014-2016 wurde in den RIEM Arcaden in München, einem Einkaufzentrum mit 128 Shops, tagsüber während des laufenden Verkaufs, die alte geschädigte OS8 Beschichtung der insgesamt 2.700 Tiefgaragenstellplätze in der Ebene -3 in drei Teilabschnitten saniert. Hauptkriterien für die Untergrundvorbereitung mit Schältechnik, anstatt zu Fräsen waren: - Obwohl die Tiefgarage für die Absaugung von Auto-Dieselabgasen ausgelegt ist, wurden die durch den Einsatz einer Dieselfräse im ersten Sanierungs-Abschnitt entstandenen für Arbeiter und Kunden in den Augen brennenden Dieselabgase vermieden. - Die Schältechnik war erheblich leiser als Fräsen und erzeugte einen wesentlich geringeren Festkörperschall im gesamten Arkadenkomplex, der den laufenden Verkauf nicht beeinträchtigte. - Das Staubproblem beim Fräsen im ersten Abschnitt konnte man nur durch eine permanente Befeuchtung des Abtrags und der Erzeugung von Schlamm halbwegs in den Griff bekommen. - Durch die direkte Staubabsaugung an den Schleifmaschinen mit leistungsstarken Saugern ist der Abtrag der Altbeschichtung im Gegensatz dazu nahezu staubfrei. - Die durch den ungewollt hohen Abtrag beim Fräsen entstandenen großen Mengen an Sondermüll (Schlamm), welche kostspielig entsorgt werden mussten, wurden erheblich reduziert. - Die Schältechnik ist im Vergleich zur Frästechnik ein betonschonenderes Verfahren ohne Mikrorisse zu erzeugen und erzielt im Endergebnis bessere Ober-flächenzugfestigkeitssowie beste Scherfestigkeits-werte. - Durch die Einsparung der Kratzspachtelung ist die Schältechnik, insgesamt gerechnet, auch das kommerziell günstigste Vorbereitungsverfahren. - Die geschälte Betonoberfläche wurde lediglich noch kugelgestrahlt und dann direkt grundiert. Im Sommer 2019 wurden dann die kompletten 13.500 Quadratmeter der Tiefgaragen Ebene -2 in einem Abschnitt komplett mit Schältechnik saniert. Bild 33: 2 Schleifköpfe einer Aufsitz-Schleifmaschine buch2.indb 21 13.01.20 15: 39 22 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten Bild 34: Fugenprofil schleifen mit einem Aufsitzer Um die Fehlzeit für die komplette Parkebene -2 zu minimieren waren für den Abtrag der alten OS8 Beschichtung zwei Aufsitz-Schleifmaschinen gleichzeitig im Einsatz. Die beiden Aufsitzer hatten eine gemeinsame Flächenleistung von bis zu 100 Quadratmeter pro Stunde. Bild 35: Entschichten mit 2 Aufsitz-Schleif maschinen [11] Die Mengen an Beschichtungs-Abfällen waren immens, pro Stunde wurden ca. 1 Kubikmeter davon erzeugt. Bild 36: Beschichtungs-Abfälle aus Ebene -2 Die geschälte Oberfläche wurde lediglich noch kugelgestahlt und anschließend ohne Kratzspachtelung direkt Grundierung. Bild 37: Kugelstahlen vor der Neubeschichtung Als letzter Schritt wurde eine farblich abgestimmte Deckversiegelung aufgebracht. Bild 38: Auftrag der Deckversiegelung In der Ebene -3 wurden durch den Abtrag der alten OS8 Beschichtung alle wasserführenden Risse in der Bodenplatte offengelegt, die dann mit einem Spezial-Verfahren verpresst und abschließend bandagiert wurden. Bild 39: Rissverpressung vor abschließender Bandagierung buch2.indb 22 13.01.20 15: 39 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 23 Schältechnik zum betonschonenden Abtrag von Altbeschichtungen bei der Sanierung von Parkbauten Bild 40: RIEM Arcaden sanierte Beschichtung Literaturverzeichnis [1] AMPA - Universität Kassel - Amtliche Materialprüfanstalt für das Bauwesen - Prüfbericht Nr. 122141- 10, 2012 [2] Hochschule München - Fakultät 02 - Bauingenieurwesen - Labor für Baustoffe - Bereich Instandsetzung - Untersuchung der Eignung verschiedener mechanischer Verfahren für die Untergrundvorbereitung von Beton - Okt. 2014 [3] Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten - ZTV-ING [4] Handbuch Hessen Mobil, Straßen- und Verkehrsmanagement, 2.4.2 Brücken- und Ingenieurbau, Tunnelbau, Seite 45 [5] Zitat Dr. Joachim Käppler, Bausachverständiger, Wiesbaden, Mai 2014 [6] Fotos: AMPA - Universität Kassel - Amtliche Materialprüfanstalt für das Bauwesen [7] Fotos: Hochschule München - Labor für Baustoffe [8] Universität Kassel - Fachgebiet Werkstoffe des Bauwesens - Fachbereich 14 - Bau- und Umweltingenieurwesen - Untersuchung der Auswirkungen von mechanischen Bearbeitungsverfahren von Betonoberflächen auf das Betongefüge - Kapitel 7 - Wirtschaftliche Betrachtung der Verfahren - Seite 114, 2012 [9] Fotos: Friedrich OFT GmbH & Co.KG [10] Fotografie Andreas Wiese, Düsseldorf [11] Foto: A.R.D. Kugelstrahltechnik GmbH & Co.KG buch2.indb 23 13.01.20 15: 39