eJournals Kolloquium Parkbauten 9/1

Kolloquium Parkbauten
kpb
2510-7763
expert verlag Tübingen
0201
2020
91 Technische Akademie Esslingen

Einheitliche Ladeinfrastruktur in Garagen und Parkplätzen

0201
2020
Michael Elbl
Laut den letzten entsprechenden Auswertungen werden 80 % aller Ladungen von Elektrofahrzeugen im Off-Street Bereich erfolgen. Derzeit werden viele verschiedene Insellösungen an Ladeinfrastruktur entwickelt und auf den Markt gebracht. Die Elektroautofahrer einerseits, sowie die Infrastrukturbetreiber (z.B. Parkplatz- und Garagenbetreiber) andererseits benötigen aber ein einheitliches, synchronisiertes Ladesystem. Vergleichbar mit dem weltweiten System des Tankstellennetz für fossile Treibstoffe. Aber auch die Garage/der Parkplatz selbst befinden sich im Wandel der Elektromobilität, der multimodalen Mobilität, Digitalisierung und dem wandelnden Servicegedanken. So wird die Garage/der Parkplatz der Zukunft Ladeinfrastruktur und Mobilitätshub, automatisiertes Parken & Laden ermöglichen und zudem beispielsweise Onlineeinkäufe direkt in die Garage liefern lassen.
kpb910167
9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 167 Einheitliche Ladeinfrastruktur in Garagen und Parkplätzen Die Garage: Mobilitätsknotenpunkt & Servicecenter Michael Elbl e-carage Beratung Parkhaus Elbl Betreibs GmbH, Wien, Österreich Zusammenfassung Laut den letzten entsprechenden Auswertungen werden 80 % aller Ladungen von Elektrofahrzeugen im Off-Street Bereich erfolgen. Derzeit werden viele verschiedenen Insellösungen an Ladeinfrastruktur entwickelt und auf den Markt gebracht. Die Elektroautofahrer einerseits, sowie die Infrastrukturbetreiber (z.B. Parkplatz- und Garagenbetreiber) andrerseits benötigen aber ein einheitliches, synchronisiertes Ladesystem. Vergleichbar mit dem weltweiten System des Tankstellennetz für fossile Treibstoffe. Aber auch die Garage/ der Parkplatz selbst befinden sich im Wandel der Elektromobilität, der multimodalen Mobilität, Digitalisierung und dem wandelnden Servicegedanken. So wird die Garage/ der Parkplatz der Zukunft, Ladeinfrastruktur und Mobilitätshub, automatisiertes Parken & Laden ermöglichen und zudem beispielweise Onlineeinkäufe direkt in die Garage liefern lassen. 1. Ausgangslage In den kommenden Jahren werden die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen stark steigen. Vor allem im urbanen Bereich müssen die bestehenden Garagen und Parkplätze zusätzlich mit einer entsprechenden Ladeinfrastruktur ausgestattet werden. 2. Voraussetzungen Laden von Elektrofahrzeugen mit Akkus benötigt Zeit und Raum. Garagen und Parkplätze bieten beides. Zu bemerken ist, dass Garagen und Parkplätze keine “Stromtankstellen” sind, sondern eben weiterhin zum Abstellen von Fahrzeugen dienen - nun zusätzlich mit einer Lademöglichkeit ausgestattet. Ladeinfrastruktur muss flächendeckend, ausreichend und zuverlässig errichtet werden. Durchschnittlich steht ein Fahr zeug täglich 23 Stunden. Genügend Zeit für eine schonende Akku Langsamladung mit 3,7 KW/ h oder für Kurzparker maximal 11KW/ h. Somit stößt man nicht gleich an die Grenzen des lokalen Strombezuges. 3. Herrausforderungen Um den Strombezug nicht überzustrapazieren bzw. alle in der Garage befindlichen Elektrofahrzeuge laden zu können, spricht man in diesem Zusammenhang gerne von Lastmanagmentlösungen. Dies ist zwar notwendig und bei Flotten durchaus gut anwendbar. Grundsätzlich ist jedoch Lastmanagement nicht unbedingt Kundenwunsch.erster Wahl. Individuelle Mobilität heißt auch Flexiblität & Spontanität - d.h., dass der Kunde jederzeit seine Mobilität in Anspruch nehmen können möchte. So werden verbesserte Akku Leistungen, Ausbau der Netze, intelligente Ladelösungen, aber auch die Speicherung von Strom das Thema Lastenverteilung entschärfen können. 4. Businessmodell Ladeinfrastruktur Um Investoren ein Geschäftsmodell bieten zu können, ist es naheliegend, dass man den abgegbenen Strom leistungsbezogen verrechnet. EVU’s haben dies als Ersters erkannt und versuchen seither ihr Kerngeschäft weiter auszubauen. Aber man ist als Ladestellenbetreiber nicht zwingend verpflichtet, sich das Geschäft aus der Hand nehmen zu lassen. Erfüllt man alle Vorraussetzungen, so lässt das EnWG in D und das ElWog in Ö den Verkauf von Strom an Dritte zu. 5. Vorraussetzungen einer Verrechnung von Stromabgabe Wie bei den Anfängen jeder technologischen Entwicklung, müssen die entsprechenden juristischen Rahmenbedingungen erst durch den Gesetzgeber geregelt werden. Dzt. bestehen in vielen Ländern große Gesetzteslücken und somit Unsicherheiten in Bezug auf die marktgerechte Ladesäule. buch2.indb 167 13.01.20 15: 40 168 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 Einheitliche Ladeinfrastruktur in Garagen und ParkplätzenDie Garage: Mobilitätsknotenpunkt & Servicecenter 6. Was ist zu beachten? EU-Richtlinie für die Ladinfrastruktur - Ladesäulenverordnung - Eich- und Messwesen - Preisangabenverordnung - Konsumentschutz - elektrotechnische Sicherheitsbestimmungen - uvm. Dh. eine Ladeinfrastruktur, die im öffentlich zugänglichen Bereich installiert ist, muss oben aufgezählte Richtlinien, Gesetze und Verordnungen erfüllen, damit diese z.B. mit einer entsprechenden Konformitätsbewertung von der PTB ausgestattet und am Markt bedenkenlos eingesetzt werden kann. 7. Ladeinfrastruktur in Garagen und Parkplätzen Weltweit sind die Tankstellen für fossile Treibstoffe einheitlich geregelt und synchronisiert.. Ein einheitliches Tankstellennetz ist überregional verfügbar und gibt der Mobilität mit Verbrennungsmotor eine uneingeschränkte Reichweite. Nachdem 80 % aller Ladungen in Garagen und Parkplätzen erfolgen werden, ist es von Nöten die Entwicklung der Ladeinfrastruktur genau dort ankoppeln weiter ansetzen. Weltweit sind die meisten Parkabfertigungsanlagen ebenfalls synchronisiert und einheitlich verwendbar Die bekanntesten Systemhersteller im DACH Raum sind SKIDATA, Scheidt & Bachmann, Designa, etc. Es bedarf nur des Implementierens der Ladeinfrastuktur in das bestehende Parabfertigungssystem. Einfahren - Parken - Laden - Zahlen … - Der Kurzparker zieht wie gewohnt ein Kurzparkticket am Einfahrtsschranken und aktiviert damit auch die Ladesäule in der Garage. Ist der Park- und Ladevorgang beendet, können beide Umsätze (park & charge) separat ausgewiesen am Kassenautomaten bezahlt warden. - Der Dauerparker verwendet wie gewohnt die Dauerpakkarte beim Einfahrtsschranken und aktiviert mit damit ebenfalls die Ladesäule in der Garage. Ist der Ladevorgang beendet, wird dieser Umsatz (park & charge) am Kassenautomaten bezahlt. So kann zummindest in öffentlichen Garagen und Parkplätzen rasch ein einheitlicher Standard für Ladeinfrastruktur entstehen. Keine Insellösungen, keine Abhängigkeiten von Registrierungen und Apps, keine Probleme mit Raoaming und DSGVO. 8. Die Garage als Mobilitätsknotenpunkt Sämtliche Bereiche unseres Lebens unterliegen einem ständigen Wandel. Wohnen, Arbeiten und die Mobilität verändern sich in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Die wichtigste Triebfeder dieser Entwicklung ist die Ersparnis von Zeit & Geld. War früher eine Garage lediglich ein Aufbewahrungsort für Fahrzeuge, so entwickelt sich diese immer mehr zum Mobilitätsknotenpunkt = Mobilitätshub für die multimodale Mobilität. Womit man auch anreist und seine Wege fortsetzt die Garage ist die Umstiegsstelle aller Mobilitätsformen. Die Garage ist noch mehr - ein Servicecenter! Online Einkäufe werden in die Garage zugestellt, Autos werden in der Stehzeit gereinigt, geladen, geparkt, weitervermietet, etc., Storage, Carsharing, SB Corner für Bankgeschä fte, Snack- und Getränkeautomaten 9. Fazit: Die Garage / der Parkplatz der Zukunft muss für den Wandel im Bereich Mobilität - Schwerpunkt Ladeinfrastruktur und Digitaliserung, autonomes Fahren umgerüstet sein. buch2.indb 168 13.01.20 15: 40