eJournals Kolloquium Parkbauten 9/1

Kolloquium Parkbauten
kpb
2510-7763
expert verlag Tübingen
0201
2020
91 Technische Akademie Esslingen

Betonfertigteile für die Umkehrdachbauweise - Ein Erfahrungsbericht aus Sicht eines Herstellers

0201
2020
Dirk-Uwe Spengler
Die Umkehrdachbauweise hat sich in den letzten 60 Jahren weltweit durchgesetzt und bietet aufgrund der besonderen Konstruktion eine Vielzahl von Vorteilen gegenüber anderen Dachsystemen. Dies sind der Schutz der Dachabdichtung vor allen Witterungseinflüssen sowie mechanischen Beanspruchungen und der Schutz bzw. die Reduzierung vor Niederschlagswasser, das auf die Abdichtungsebene gelangt. Die einfache und nicht kraftschlüssige Bauweise mit der Abdichtungsebene, der Dämmstoffschicht sowie aller weiterer darauffolgenden Schichten (Kies, Begrünung, Plattenbelag, etc.) sind leicht in der Umsetzung und somit gut kalkulierbar. Auch der geringe Materialmix mit langer Lebensdauer stellt einen wesentlichen Vorteil dar. Mit dem Einsatz von Betonfertigteilplatten als Flächenbelag wird das schon sehr große Potential der Umkehrdachbauweise noch weiter gesteigert. Es garantiert die höchsten Ansprüche an den Fahbahnbelag in der Nutzung, sowie eine einfache und leichte Revisionierbarkeit bei Wartungs- oder Ausbesserungsarbeiten.
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9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 329 Betonfertigteile für die Umkehrdachbauweise - Ein Erfahrungsbericht aus Sicht eines Herstellers Dipl. Ing. (FH) Dirk-Uwe Spengler BTE stelcon GmbH, Germersheim, Deutschland Zusammenfassung: Die Umkehrdachbauweise hat sich in den letzten 60 Jahren weltweit durchgesetzt und bietet aufgrund der besonderen Konstruktion eine Vielzahl von Vorteilen gegenüber anderen Dachsystemen. Dies sind der Schutz der Dachabdichtung vor allen Witterungseinflüssen sowie mechanischen Beanspruchungen und der Schutz bzw. die Reduzierung vor Niederschlagswasser, das auf die Abdichtungsebene gelangt. Die einfache und nicht kraftschlüssige Bauweise mit der Abdichtungsebene, der Dämmstoffschicht sowie aller weiterer darauffolgenden Schichten (Kies, Begrünung, Plattenbelag, etc.) sind leicht in der Umsetzung und somit gut kalkulierbar. Auch der geringe Materialmix mit langer Lebensdauer stellt einen wesentlichen Vorteil dar. Mit dem Einsatz von Betonfertigteilplatten als Flächenbelag wird das schon sehr große Potential der Umkehrdachbauweise noch weiter gesteigert. Es garantiert die höchsten Ansprüche an den Fahrbahnbelag in der Nutzung, sowie eine einfache und leichte Revisionierbarkeit bei Wartungs- oder Ausbesserungsarbeiten. 1. Historischer Abriss vom Flachdach bis zur Umkehrdachbauweise Bereits 3000 v. Chr. war die Flachdachbauweise in weiten Teilen des Mittelmeerraums, Amerika und Asien verbreitet. Eines der ältesten und bekanntesten gebauten Beispiele für ein Flachdach sind die „hängenden Gärten der Semiramis“ aus Babylon, aus dem 6. Jahrhundert. Das Bauwerk steigt treppenförmig an und mit einem speziellen Bewässerungssystem war es möglich die Gärten zu bewässern. Die Abdichtung bestand aus Schichten von Asphaltplatten, Backsteinen und Mörtel. Zur Zeit der Renaissance fand man Flachdächer vorwiegend auf Schlössern, in der Epoche des Barocks und der Entwicklung des Holzzementdaches um 1839 war das Flachdach in den Großstädten weit verbreitet. Mit der Industrialisierung und der Erfindung des Stahlbeton und der Stahlskeletkonstruktion setzte sich das Flachdach auch bei Industriebauten durch. Ab dem 20 Jhd. prägte Le Corbusier die Nutzung des Flachdaches als Wohnterasse und somit als Erweiterung des Wohnraumes. [1] Das Umkehrdach - eine Variante Flachdachbauweise - wurde Anfang der Fünfzigerjahre in den USA von Ravago Buildings Solutions entwickelt und wird wie folgt erzählt: „Aus einem Zufall geboren in den USA: In einem bestehenden Fabrikgebäude war es im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt. Wegen der großen Temperaturunterschiede wurde auch die Dachabdichtung stark strapaziert und musste ständig erneuert werden. So kam man auf die Idee, die blauen Extruderschaumplatten auf das Dach zu legen, um die Abdichtung zu schützen. Ein weiterer Effekt stellte sich in der Fabrikhalle sehr schnell ein: Im Winter war es nicht mehr kalt und im Sommer nicht mehr zu heiß. Mit den Jahren merkte man auch, dass die Dachabdichtung nicht so oft erneuert werden musste, weil die blauen Extruderschaumplatten die Dachabdichtung schützten. Und das war die Geburtsstunde des Umkehrdaches.“ [2] Diese Bauweise hat sich weltweit seit mehr als 60 Jahren erfolgreich bewährt. Durch den einfachen Aufbau und die damit verbundene einfache Handhabung und ein geringer Materialmix mit langer Lebensdauer zeigen, dass das Umkehrdach Maßstäbe gegenüber anderen Systemen setzt. Die leistungsfähigen Wärmedämmstoffe aus XPS-Hartschaum machen diese besondere Dachkonstruktion überhaupt möglich und sorgen dank ihrer hochdämmenden Eigenschaften speziell bei der energetischen Sanierung für die Erfüllung der Anforderungen der EnEV. Damit stellt die Umkehrdachkonstruktion in nicht wenigen Fällen auch eine wirtschaftliche Alternative zur Komplettsanierung dar. [3] 2. Systemüberblick über die befahrbare Umkehrdachweise Das Umkehrdach gehört wie das Warmdach zu den unbelüfteten Flachdachbauten mit dem Unterschied, dass 6.2 Spengler.indd 329 15.01.20 23: 18 330 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 Betonfertigteile für die Umkehrdachbauweise - Ein Erfahrungsbericht aus Sicht eines Herstellers der konrtuktive Aufbau eine anderen Reihenfolge der Schichten aufweist. Der Regelschichtaufbau beim Umkehrdach ist von Außen nach Innen betrachtet: - Kies oder Plattenbelag - Filtervlies (je nach Aufbau) - Extrudierte Polystyrol-Hartschaumplatten (XPS) mit Stufenfalz - Abdichtung (= Dampfsperre) - Trenn-/ Schutzschicht (empfehlenswert) - Dachtragkonstruktion (bevorzugt Stahlbeton) Auf der tragenden Unterkonstruktion liegt die Dachhaut, darauf die Wäremdämmung und darüber eine Auflast bestehend aus Filterviles (wenn erforderlich) und Kies oder Ortbeton, Pflasterbelag bzw. Betonfertigteilplatten. Mit dieser Aufbauweise ist die Dachhaut vor Temperaturschwankungen geschützt, jedoch die Wärmedämmung stärker dem Regen ausgesetzt. Aus diesem Grund sollte die Wärmedämmung wasserumempfindlich sein und z.B. aus Schaumglas, Polyurethan (PUR) oder Polystyrol (PS) bestehen. Die Auslast (Kies, Pflaster, Ortbeton oder Betonfertigteilplatten) verhindern das Wegwehen, Unterspülen oder Aufschwimmen der Dämmung. Stehende Feutigkeit diffundiert durch die Dämmschicht hindurch und entweicht durch die diffusionsoffene Auflast aus Kies oder aufgestelzten Betonfertigteilplatten an die Außenluft. 2.1 Befahrbares Umkehrdach mit örtlich direkt auf der Dämmung hergestellten Betonfahrbahnbelag Bild 1: befahrbares Umkehrdach mit Ortbeton (Quelle: JACKON Insulation GmbH) (7) Ortbeton (6) Dachvlies (5) XPS-Dämmung (4) Gussasphalt I Estrich (3) 2-lagige Abdichtung mit Voranstrich (2) Stahlbetondecke (1) Innenputz 2.2 Befahrbares Umkehrdach mit Pflasterbelag Bild 2: befahrbares Umkehrdach mit Verbundsteinpflaster auf Bettungsschicht (Quelle: JACKON Insulation GmbH) (8) Verbundsteinpflaster mit Füllsand (7) Bettungsschicht (6) Dachvlies (5) XPS-Dämmung (4) Gussasphalt I Estrich (3) 2-lagige Abdichtung mit Voranstrich (2) Stahlbetondecke (1) Innenputz 2.3 Befahrbares Umkehrdach mit Betonfertigteilbelag Bild 3: befahrbares Umkehrdach mit Betonplatten auf Stelzlager (Quelle: JACKON Insulation GmbH) (6) Betonfertigteilplatte (5) gummierte Lagerplatte als Stelzlager (4) Gussasphalt (3) ebene Abdichtung (2) Stahlbetondecke (1) Innenputz 3. Anforderungen an die Betonfertigteile für ein befahrbares Umkehrdach Die grundsätzlichen Eigenschaften für die Betonfertigteile ergeben sich aus dem Einsatzzweck. Auf dem Parkdach sind die Betonfertigteile dem gleichen Verkehr und 6.2 Spengler.indd 330 15.01.20 23: 19 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 331 Betonfertigteile für die Umkehrdachbauweise - Ein Erfahrungsbericht aus Sicht eines Herstellers den gleichen Witterungsverhältnissen wie im öffentlichen Raum ausgesetzt. Somit sollten die gleichen Anforderungen an die Betonfertigteile für ein Umkehrdach wie für einen Fahrbahndeckenbeton für Straßen in Ansatz gebracht werden: - Hohe Druck- und Biegezugfestigkeit (Verformungsstabilität) - Hoher Verschleißwiederstand - Hoher Frost- und Frost-Tausalz-Widerstand - Hohe Oberflächenqualität hinsichtlich Ebenheit, Griffigkeit und Farbe 3.1 Betoneigenschaften Aus den Anforderungen für einen Fahrbahndeckenbeton ergeben sich folgende betontechnologische Kennwerte: - Mindestdruckfestigkeit ≥ C 30/ 37 - Biegezugfestigkeit ≥ 3,5 N/ mm² - Expositionsklassen XF4, XM1 Weitere Eigenschaftswerte für den Fahrbahndeckenbeton sind: - Frost-/ Tausalz-Widerstand - Prüfung nach BAW-Merkblatt „Frostprüfung von Beton“ (Ausgabe 2012) gem. ZTV-Ing Zeil 3 (12/ 2014) Grenzwert nach 28 Frost-Tauwechsel ≤ 1.500 g/ m² im Mittelwert - Abriebwiderstand - Prüfung nach „Böhme“ - ≤ 15 cm³/ 50 cm² - Ebenheit - Prüfung in Anlehnung an die DIN EN 1338 und TL Pflaster-StB - konvex ≤ 2,0 mm bzw. konkav ≤ 1,5 mm - Griffigkeit - Prüfung nach TP Griff-StB (SRT) - Anforderungen an Besenstrich - in Besenstrichrichtung mind. 50 SRT-Einheiten und quer zur Besenstrichrichtung mind. 55 SRT-Einheiten 3.2 Abmessungen der Betonfertigteile für ein befahrbares Umkherdach Die Abmessungen der Betonfertigteile für ein befahrbares Umkehrdach unterliegen keiner allgemeingültigen Regelung oder Norm und können durch den Hersteller frei gewählt werden. In der Bauteilkonfiguration sollten zwei Eckwerte beachtet werden. 3.2.1 Kantenlänge Bei einer Kantenlänge ≤ 100 cm fällt die Betonfertigteilplatte unter die DIN EN 1339 bzw. TL Plaster-StB - auszugsweise „Platten aus Beton“ und wird dann danach bewertet. Betonfertigteile mit einer Kantenlänge > 100 cm sind außerhalb der DIN EN 1339 und richten sich dann nach den jeweiligen Herstellerangaben. 3.2.2 Bauteildicke Bei der Wahl der Bauteildicke ist das spezifische Eigengewicht in Verbindung mit der einwirkenden Drucklast zu berücksichtigen. Die Erfahrung zeigt, dass sich eine Betonfertigteildicke von 10 cm bewährt hat. Das Eigengewicht der Betonfertigteilplatte beträgt 250 kg/ m² und ist somit für herkömmliche Verlegemaschinen mit Vakuumtechnik noch händelbar. Geringe Bauteildicken sind möglich, jedoch sollte die Systemtragfähigkeit je nach Aufbau überprüft werden. 3.3 Lagestabilität Durch die lose und offene Bauweise des befahrbaren Umkehrdachs kommt der Lagestatbilität eine besondere Bedeutung zu. Es hat sich gezeigt, dass trotz des hohen Eigengewichts der Betonfertigteilplatten, von bis zu 250 kg/ m², sich auch die Betonfertigteilplatten in Laufe der Nutzung verschieben können wenn sie, wie beim Pflasterbelag auf Fuge mit herkömmlichen Fugenkreuzen, lose verlegt werden. Diese Verschiebungen entstehen zum einem durch die jahreszeitlichen Witterungseinflüsse in Form der materialbedingten Ausdehnung und des zusammenziehen (Ausdehnungskoeffizient) und zum anderen, durch die Einwirkung der Schub- und Bremskräfte aus dem Karftfahrzeugverkehr auf den Fahrbahnbelag. Um diesem Erscheinungsbild entgegenzuwirken, ist ein dauerhafter Form- oder Form-Kraftschluss zwischen den einzelnen Betonfertigteilplatten erforderlich. Hier haben sich zwei Methoden im Markt bewährt. 3.3.1 Verspannung im Fugenkreuz der Betonfertigteilplatten Bild 5: Schnitt Verspannung von Betonfertigteilplatten (Quelle: Zoontjens Deutschland GmbH) Bild 6: Systembild Verspannung (Quelle: Zoontjens Deutschland GmbH) 6.2 Spengler.indd 331 15.01.20 23: 19 332 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 Betonfertigteile für die Umkehrdachbauweise - Ein Erfahrungsbericht aus Sicht eines Herstellers Das Wirkungsprinzip der Verspannung im Fugenkreus besteht in der Verdrückung einer Spannschraube mit einem Ausdehnungskörper, der die anliegenden Betonfertigteilplatten auseinandertreibt und somit eine Druckspannug zwischen den Betonfertigteilplatten erzeugt. Damit wird der Betonfertigteilbelag auf Spannung verlegt und somit ein Kraft-Formschluss erzeugt, der die Lagestabiltät gewährleistet. Durch den jeweiligen Materialausdehnungskoeffizienten müssen die Verspannungspunkte nach einer gewissen Nutzungsdauer nachgespannt werden. 3.3.2 Verkettung der Betonfertigteilplatten Bild 7: Schnitt Verkettung von Betonfertigteilplatten (Quelle: BTE stelcon GmbH) Bild 8: Detailauszug Verkettung (Quelle: BTE stelcon GmbH) Bild 9: Systembild Verkettung (Quelle: BTE stelcon GmbH) Das Wirkungsprinzip der Verkettung beruht auf einem einfachen Formschluss der Betonfertigteilplatten an zwei Fixpunkten je Plattenseite mitteils einem Fixierstück. Dieses Fixierstück wird bei der Verlegung der Betonfertigteilplatten eingesetzt und auf der Unterseite durch das Stelzlagen, hier Gummigranulatteller, vor dem herausfallen gehalten. Durch den einfachen Formschluss sind alle Betonfertigteilpaltten miteinander verbunden und wirken so wie eine vollflächige Betonplatte am Stück. Diese Verbindung hat gegenüber der Kraft-Formschluss-Verbindung den Vorteil, dass der jeweilige Matrialausdehnungskoeffizient auf das System keine Auswirkung hat und somit unterhaltungs- und wartungsfreundlich ist. 4. Anforderungen an die Aufbauflächen für die Umkehrdachbauweise mit Betonfertigteilen 4.1 Aufbau - Grundprinzip 3 Schichten Bild 10: Aufbauprinzip Umkehrdach (Quelle: BTE stelcon GmbH) 1. Abdichtung 2. Wärmedämmung (XPS) 3. Fahrbahnbelag (Betonfertigteil) Der sogenannte 3-Schichten-Aufbau ist nicht kraftschlüssig untereinander verbunden. 4.2 Betondecke Für einen lagestabilen Systemaufbau zu erhalten gelten an die Betondecke folgende Anfoderungen: Ebenheit nach DIN 18202 (Tolerenzen in Hochbau), Zeile 2 Tabelle 3 „Nichtflächenfertige Oberseite von Decken mit erhöhten Anforderuengen“ - sollten diese Anforderungen nicht eingehalten werden können, so sind entsprechende Ausgleichmaßnahmen vorzusehen. Höhenversprünge (Höhendifferenzen) zwischen zwei benachbarten Deckenplatten sollten nicht größer als 4 mm sein. Auch hier gilt, wenn diese nicht eingehalten werden können, dann sind entsprechende Ausgleichmaßnahmem zu treffen. 6.2 Spengler.indd 332 15.01.20 23: 19 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 333 Betonfertigteile für die Umkehrdachbauweise - Ein Erfahrungsbericht aus Sicht eines Herstellers 4.3 Abdichtung Im Grundaufbau sollte für die Abdichtung eine robuste Verbundandichtung mit zwei PYE-Bitumenbahnen zur Ausführung kommen. Durch diesen zweilagigen Verbundaufbau wird die Unterlaufsicherheit gewährleistet. Aufbauend auf die Betondeckenebenheit gelten für die Abdichtungsarbeiten, dass an den Überlappungen der Nähte und Stöße keine großen Höhenversprünge, <5mm auftreten. Größere Höhenversprünge sind durch Ausgleichsmaßnahmen, wie zum Beispiel das Aufbringen von einem Bitumendeckenaufstrich, vorzunehmen. 4.4 Wärmedämmung In der Verwendung dürfen nur Wärmedämmplatten mit einer bauaufsichtlichen Zulassung vom Deutschen Institut für Bautechnik für diesen Anwendungsfall eingesetzt werden. Diese Anforderungen werden durch die Extruderschaumplatten, so genante XPS-Platten, erfüllt. 5. Herstellung einer Parkdachfläche in der Umkehrdachbauweise mit Betonfertigteilen 5.1 Planung Bedingt durch die gewünschte Nutzung der Parkdachfläche, d.h. welche Fahrzeugklassen sollen auf dieser Fläche abgestellt werden können, ≤ 2,5 to oder > 2,5 to bis 7,5 to oder > 7,5 to Fahrzeuggewicht, richtet sich der zu wählende Systemaufbau. In der DIN 1055 („Einwirkung auf Tragwerke - Teile 3: Eigen- und Nutzlasten für Hochbau“) wird von einer Regellast für PKW’s (Gesamtlast) von 25 kN ausgegangen. Auf dieser Grundlage werden auch die bauaufsichtlichen Zulassungen für Wärmedämmlatten erstellt, so dass auch diese eine Begrenzung der Geamtlast für Personenkarftfahrzeuge oder ähnliche Kraftfahrzeuge von ≤ 25 kN haben. Da in der Praxis seit einigen Jahren der Anteil an Personenkraftfahrzeugen mit einem höheren Gesamtgewicht von > 25 kN auftreten, geben einige Hersteller auch eine höhere zulässige Gesamtlast an. Dies ist im Einzelfall zu prüfen. Einer weiteren Bedeutung bei der Planung in der Umkehrdachbauweise kommt der Entwässerung zu. Hier bei ist darauf zu achten, dass bei gefällelosen oder mit geringen Gefälle ausgebildeten Parkdächern, kein Wasserstau vor den jeweiligen Abläufen auftritt. Um dies zu verhindern, ist bei der Planung darauf zu achten, das die Abläufe abgesenkt eingebaut werden, d.h. dass keine Wulst beim Eindichten des Ablaufflansches entsteht. Bild 11: Dachablauf integriert in der Umkehrdachbauweise (Quelle: BTE stelcon GmbH) Auch muß die Verkehrsgeschwindigkeit bei der Planung einer Parkdachfläche, unabhänig des Fahrbahnbelages, berücksichtigt werden. Zum einen bewegen sich die Verkehrsteilnehmer in einem begrenzten Gebäude bzw. Fläche, wo durch zu schnelles Fahren gefährliche Situationen entstehen können und zum anderen vervielfachen sich die Brems- und Beschleunigungskräft, die eine negative Wirkung auf das Gesamtsystem, insbesondere auf die XPS-Hartschaumdämmung haben kann. Bei der Planung der Parkdachfläche unter Berücksichtigung der aufkommenden Fahrzeuggeschwindigkeit haben sich zwei Varianten bewährt: 1. Eine abbiegende (S-Förmige) Verkehrsführung - hier werden längere Geraden vermieden um den Beschleunigungsdrang der Verkehrsteilnehmer durch das Abbiegen zu unterbinden. 2. Die Integration von s.g. Tempohemmschweller, die eine Erhöhung in der Fahrbahn darstellen und so den Verkehrsteilnehmer zum abbremsen annimieren sollen. Bild 12: Tempohemmschwelle aus Beton (Quelle: BTE stelcon GmbH) 5.2 Ausführungsdetails Die Umkehrdachbauweise mit Betonfertigteilplatten deckt alle geläufigen Einbau-, Anbau- oder Umbaudetails ab. Es gibt kaum eine Situation, wo nicht eine Detaillösung mit Betonfertigteilen zur Umsetzung kommen kann. 6.2 Spengler.indd 333 15.01.20 23: 19 334 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 Betonfertigteile für die Umkehrdachbauweise - Ein Erfahrungsbericht aus Sicht eines Herstellers Bild 13: Ausführung der Randfuge an einer schiefwinkligen Gebäudemauer (Quelle: BTE stelcon GmbH) Bild 14: Ausführung Schrammbord (Quelle: BTE stelcon GmbH) [Bild 15]: Ausführung Wassereinlauf vom Fallrohr (Quelle: BTE stelcon GmbH) Bild 16: Ausführung Entwässerungsrinne (Quelle: BTE stelcon GmbH) Bild 17: Ausführung Aufkantung mit Warnstreifen (Quelle: BTE stelcon GmbH) Bild 18: Ausführung Schrankenanlage (Quelle: BTE stelcon GmbH) 6.2 Spengler.indd 334 15.01.20 23: 19 9. Kolloquium Parkbauten - Februar 2020 335 Betonfertigteile für die Umkehrdachbauweise - Ein Erfahrungsbericht aus Sicht eines Herstellers 6. Wirtschaftliche Betrachtung der Umkehrdachbauweise mit Betonfertigteilen Im Zuge von immer weiter steigenden Grundstücks- und Gebäudepreisen ist die effiziente Nutzung des Gebäudekörperes ein wesentlicher Bestandteil bei der betriebswirtschaftlichen Betrachtung. Die mögliche „Doppelnutzung“, d.h. Nutzung sämtlicher Innenräume und Parken oberhalb der Dachfäche, ist ein großer Vorteil für den Bau eines Umkehrdachs. Betiebswirtschaftlich sprechen drei Entscheidungsaspekte für den Bau eines Umkehrdachs. 1. Mit der Wärmedämmung erfüllen Sie die Anforderungen an den Wärmeschutz und demzufolge der Energieeinsparung. 2. Mit der Umkehrdachbauweise können zusätzliche Nutzungsflächen in ein einem begrenzten Baufeld geschaffen und somit eine effiziente Nutzung des Baugrundstücks sicher gestellt werden. 3. Mit der Bewirtschaftung der Nutzungsflächen entsteht die Möglichkeit einer zusätzlichen Einnahmequelle durch Vermietung und Verpachtung. 6.1 Herstellungskosten Je nach Ausführung und indiviuellen Wünschen der Bauherrenschaft können folgende Richtpreise (inkl. Material und Verlegung) für die Herstellung eines Umkehrdachs mit Betonfertigteilplatten zur Kalkulation angesetzt werden: 1. Abdichtung (2-lagig) 35 - 45 €/ m² 2. Wärmedämmung (XPS) 30 - 40 €/ m² 3. Fahrbahnbelag (BFP) 65 - 75 €/ m² 6.2 Wartungskosten Jede Nutzfläche bedarf einer auf ihre Nutzungsweise und -intensität abgestimmte Wartung. Durch eine regelmäßig durchgeführte Wartung wird die Langlebigkeit des Systems bzw. der Nutzungsdauer erhöht. Auch werden kostenintensive Schäden durch eine regelmäßige Instandhaltung vermieden, die insbesondere bei vermieteten Flächen umso spürbaren sind. Bei den Wartungskosten spielt die Umkehrdachbauweise mit Betonfertigteilplatten ihre ganze Stärke aus. Durch den nicht kraftschlüssigen Aufbau können sämtliche Schichten sektional aufgenommen, begutachtet bzw. gewartet und danach wieder verschlossen werden. Somit sind großflächige Öffnungen in der Fahrbahnfläche nicht erforderlich und stören auch nicht bei der Durchführung der Wartungs- oder Revisionsarbeiten die gebräuchliche Nutzung der Parkfkäche. Bei einem jährlichen Wartungsrhythmus betragen die Wartungskosten weniger als 1,00 €/ m² (>1.000 m² Flächen und max. 300 km Anfahrt). Literaturverzeichnis [1] http: / / www.baunetzwissen.de/ Flachdach/ Einführung/ Die-Geschichte-des-Flachdachs-155933 [2] Ravago Building Solutions; Seite 3; Einleitung [3] Dipl.-Ing. (FH) Antje Berger; „Umkehr mit vielen Vorteilen“; dach+holzbau, 04/ 2012 6.2 Spengler.indd 335 15.01.20 23: 19