eJournals Kolloquium Parkbauten 10/1

Kolloquium Parkbauten
kpb
2510-7763
expert verlag Tübingen
0208
2022
101 Technische Akademie Esslingen

Brandschaden Parkhaus A am Flughafen Münster/Osnabrück

0208
2022
Thorsten Brockmeyer
Im Jahr 2019 kam es zu einem Parkhausbrand am Flughafen Münster/Osnabrück, bei dem sowohl das Gebäude, als auch ein Teil der sich in dem Parkhaus befindenden Fahrzeuge stark beschädigt wurden. Der Flughafen ergriff diverse Sofortmaßnahmen, um eine Informationsbereitstellung zu gewährleisten und die Kriminalpolizei bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Die Ermittlungen zur Aufklärung des Geschehens hielten mehrere Monate an und Untersuchungen zur Schadenssumme wurden aufgenommen. Auch dem Flughafen entstanden Aufwendungen in Verbindung mit dem Parkhausbrand. Nach Aufklärung der Brandursache, begannen die Klagen gegen den mutmaßlichen Verursacher. Die vorangegangenen Aspekte werden im Folgenden thematisiert und erläutert.
kpb1010013
10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 13 Brandschaden Parkhaus A am Flughafen Münster/ Osnabrück Dipl.-Kfm. Thorsten Brockmeyer FMO Flughafen Münster/ Osnabrück GmbH, Greven, Deutschland Zusammenfassung Im Jahr 2019 kam es zu einem Parkhausbrand am Flughafen Münster/ Osnabrück, bei dem sowohl das Gebäude, als auch ein Teil der sich in dem Parkhaus befindenden Fahrzeuge stark beschädigt wurden. Der Flughafen ergriff diverse Sofortmaßnahmen, um eine Informationsbereitstellung zu gewährleisten und die Kriminalpolizei bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Die Ermittlungen zur Aufklärung des Geschehens hielten mehrere Monate an und Untersuchungen zur Schadenssumme wurden aufgenommen. Auch dem Flughafen entstanden Aufwendungen in Verbindung mit dem Parkhausbrand. Nach Aufklärung der Brandursache, begannen die Klagen gegen den mutmaßlichen Verursacher. Die vorangegangenen Aspekte werden im Folgenden thematisiert und erläutert. 1. Übersicht Am Abend des 14. Oktober 2019 kam es gegen 19: 30 Uhr zu einem Brand im Parkhaus A des Flughafens Münster/ Osnabrück. Circa 280 Einsatzkräfte der Feuerwehr waren vor Ort und die Löscharbeiten liefen bis in die Nacht hinein. In der Brandnacht konnte die Aussage getroffen werden, dass in der ersten Ebene des Parkhauses das Feuer entfachte und die Fahrzeuge in Brand gerieten. Eine Brandursache konnte anfangs jedoch nicht ermittelt werden. Die Anzahl der Fahrzeuge, die ausgebrannt, nicht fahrbereit waren oder sich in einem abgesperrten Bereich befanden, beläuft sich auf ca. 137. Zu Einschränkungen im Flugbetrieb kam es nicht, jedoch war das Parkhaus unbefahrbar. [1] 2. Erste Erkenntnisse In den Tagen nach der Brandnacht gab es erste Untersuchungserkenntnisse. Demnach waren ausschließlich Fahrzeuge auf den ersten beiden Ebenen von dem Brand betroffen. Die auf den Ebenen 0, 3 und 4 abgestellten Fahrzeuge konnten dementsprechend problemlos ausgefahren werden, ebenso wie weitere 600 Fahrzeuge auf den betroffenen Ebenen. Die Fahrzeughalter erhielten an der Airport-Information Unterstützung. Die Zuordenbarkeit der Fahrzeughalter zu den betroffenen Fahrzeugen stellte jedoch eine Herausforderung in dem Sinne dar, dass die Fahrzeuge teilweise zu massiv beschädigt waren, um eine konkrete Aussage zu liefern. Die ersten Erkenntnisse beinhalteten des Weiteren die Entwarnung, dass das Parkhaus nicht einsturzgefährdet sei. 3. Maßnahmen Da die Anfragen der Fahrzeuginhaber in den folgenden Tagen deutlich an Umfang zunahmen, wurden Sofortmaßnahmen zur Informationsbereitstellung ergriffen, die im Folgenden näher erläutert werden. 3.1 Einleitung diverser Maßnahmen An dem Tag nach dem Brand wurden diverse Informationsquellen für die Betroffenen errichtet. Dazu gehören die Aufnahme einer Service-Hotline und Veröffentlichungen über die Sozialen Medien und die Unternehmenswebseite. Des Weiteren berichteten ebenfalls die lokalen Nachrichtendienstleister über den aktuellen Stand und das weitere Vorgehen. Für die Inhaber der unbeschädigten Fahrzeuge erstattete der Flughafen die Parkgebühren und für gelandete Passagiere, bei denen eine Parkhausausfahrt nicht möglich war, fand eine Erstattung der Fahrtkosten statt. Das Parkhaus wurde sicherheitshalber durch die Kräfte des Technischen Hilfswerks mit Betonträgern abgestützt und die Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen zur Brandursache auf. 3.2 Service-Hotline als Hilfe für Betroffene Die genannte Service-Hotline, die am Tag nach dem Brand aufgenommen wurde, diente der angemessenen Beantwortung der über tausend eingehenden telefonischen Anfragen und hunderten E-Mails. Die Einrichtung der entsprechenden Infrastruktur erfolgte durch die IT-Abteilung des Flughafens. Mitarbeiter diverser 14 10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 Brandschaden Parkhaus A am Flughafen Münster/ Osnabrück Abteilungen legten ihre ursprüngliche Tätigkeit nieder und nahmen in den darauffolgenden Tagen die Anrufe über die Service-Hotline entgegen. Die Unterstützung beschränkte sich anfangs auf die Bereitstellung allgemeiner Informationen und Datenaufnahme, bis die Zuordnung der Betroffenen zu den beschädigten und unbeschädigten Fahrzeugen wenige Tage später erfolgen konnte. Die Datenaufnahme half ebenfalls der Kriminalpolizei bei ihren Ermittlungen. Nachdem der Großteil der Fahrzeughalter informiert wurde und die Datenaufnahme erfolgt war, fand eine Übergabe an die Polizei statt. 4. Mitarbeitereinsätze Der Flughafen erhielt in der thematisierten Woche Unterstützung von Mitarbeitern diverser Abteilungen und Bereiche. Im Folgenden wird näher auf die Zuständigkeiten bzw. die entsprechend übernommenen Aufgaben der Bereiche eingegangen. Zudem wird ein kurzer Einblick in die Arbeitszeiten der Mitarbeiter für die entsprechende Zeit gegeben. 4.1 Zuständigkeiten der Bereiche Die folgende Darstellung bietet eine Übersicht über die involvierten Bereiche mit entsprechender Aufgabenübernahme. Tab. 1: Zuständigkeiten der Bereiche 4.2 Arbeitszeiten der Mitarbeiter Insbesondere in den ersten Tagen nach dem Brand entstand aufgrund der Unterstützungsleistungen ein hohes Arbeitsaufkommen. Die Arbeitszeit der beteiligten Mitarbeiter lag täglich über der Soll-Zeit. Die folgende Tabelle zeigt die durchschnittliche Arbeitszeit derjenigen Mitarbeiter, die an der Service-Hotline tätig waren. Tab. 2: Durchschnittliche Arbeitszeiten 5. Untersuchungserkenntnisse Die Ursache für den Parkhausbrand blieb lange Zeit ungeklärt. Drei Tage nach dem Parkhausbrand wurde Brandstiftung durch die Polizei jedoch ausgeschlossen. Stattdessen wurden vier Fahrzeuge mutmaßlich als Brandverursacher identifiziert. Der Fokus lag bei den Untersuchungen anfangs auf einem Hybrid-Fahrzeug. Für weiterführende Ermittlungen wurden die Bilder der Videoüberwachung durch die Polizei ausgewertet und die Gebäudeversicherung des FMO gab ein Gutachten in Auftrag. [2] 6. Schaden Durch den Parkhausbrand entstanden sowohl Gebäudeschäden, als auch Fahrzeugschäden. Diese gilt es im weiteren Verlauf detaillierter zu betrachten. 6.1 Schadenssumme Die Schadenssumme belief sich nach anfänglichen Einschätzungen der Ermittler auf rund 250 Tsd. EUR. Nach kurzer Zeit wurde dies jedoch auf mehrere Millionen EUR korrigiert. Die Kosten für die Sanierung des Gebäudes belaufen sich dabei auf ca. 2 Mio. EUR. Für den Gebäudeschaden kam zunächst die Gebäudeversicherung des Flughafens auf und die Fahrzeugschäden wurden durch die individuellen Kaskoversicherungen abgedeckt. [3] 6.2 Aufwendungen für die FMO GmbH Die folgende Tabelle zeigt eine interne Auswertung der Aufwendungen, die dem Flughafen in Verbindung mit dem Parkhausbrand entstanden sind. 10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 15 Brandschaden Parkhaus A am Flughafen Münster/ Osnabrück Tab. 3: Aufwendungen Parkhausbrand Die internen Leistungen beinhalten vorliegend alle Dienstleistungen, die konzernintern für die FMO Parking Services GmbH geleistet wurden. Insgesamt betragen die Aufwendungen der Jahre 2019 bis 2021 rund 1,94 Mio. EUR. 7. Gutachten Brandursache Die abschließenden Laboruntersuchungen fanden am 13. Dezember 2019 statt. Entgegen der anfänglichen Vermutungen war ein Diesel-Pkw brandverursachend. Der Grund war der Defekt eines Bauteils in der Motorelektronik. Das Relais begann zu glühen und löste das Feuer aus. Die langanhaltenden Untersuchungen hatten den Grund, dass eine gerichtsfeste Expertise gewahrt werden musste. [4] 8. Versicherungsklagen Nach aktuellem Stand klagen vier Kaskoversicherungen gegen die Haftpflichtversicherung des mutmaßlichen Verursachers. Bisher sind die Kaskoversicherungen der Versicherten für den Schaden an 35 Fahrzeugen aufgekommen. Zunächst steht ein Feststellungsantrag im Vordergrund, der die Fragestellung, ob die Versicherung des mutmaßlichen Verursachers für die Brandschäden aufkommen muss, beleuchten soll. Derzeit macht das Gutachten der Versicherung des Verursachers deutlich, dass nach deren Ansicht andere Ursachen nicht mit erforderlicher Sicherheit ausgeschlossen wurden. [5] Literatur [1] vgl. Meike Baars: Großbrand in Parkhaus am FMO unter Kontrolle - 65 Autos in Flammen. https: / / www.noz.de/ deutschland-welt/ nordrhein-westfalen/ artikel/ 1909423/ brand-im-parkhaus-am-fmoaktuell-feuerwehr-im-einsatz-am-flughafen-muenster-osnabrueck [2] vgl. Jörg Sanders: Brand im FMO-Parkhaus: Ermittler begrenzen Brandherd auf vier Autos. https: / / www.noz.de/ deutschland-welt/ nordrhein-westfalen/ artikel/ 1912097/ brand-im-fmo-parkhaus-ermittler-begrenzen-brandherd-auf-vier-autos [3] vgl. André Pottebaum: Parkhausbrand am FMO: Flughafen spricht von Schaden in Millionenhöhe. https: / / www.noz.de/ deutschland-welt/ nordrheinwestfalen/ artikel/ 2054970/ parkhausbrand-amfmo-flughafen-spricht-von-schaden-in-millionenhoehe [4] vgl. Elmar Ries: Gutachten: Diesel-Auto löste Parkhausbrand am FMO aus. https: / / www.azonline.de/ muensterland/ gutachten-diesel-auto-losteparkhausbrand-am-fmo-aus-934676 [5] vgl. Meike Baars: Brand am FMO - Versicherungen fordern Geld für 35 zerstörte Autos. https: / / www.noz.de/ lokales/ osnabrueck/ artikel/ 2352891/ brand-am-fmo-versicherungen-fordern-geld-fuer- 35-zerstoerte-autos