eJournals Kolloquium Parkbauten 10/1

Kolloquium Parkbauten
kpb
2510-7763
expert verlag Tübingen
0208
2022
101 Technische Akademie Esslingen

Entscheidungshilfen für brandgeschützte Parkbauten mit individuell konfigurierbaren Verbund-System-Lösungen

0208
2022
Sascha Schaaf
Der Verbundbau eröffnet uns neue Möglichkeiten für zukünftige Anforderungen. Wir erleben in der heutigen Zeit eine Fokussierung auf die Themen der Nachhaltigkeit und der Sicherheit. Dabei sind zwei Schlagwörter häufig wiederzufinden, einmal das CO2-Äquivalent und einmal der Brandschutz. Betrachtet man beide Themen etwas intensiver so stellt man fest das sich die Maßnahmen, die zum Erreichen der Ziele notwendig sind, durchaus gegenseitig ausschließen können. So ist es heute anerkannt das man zum nachhaltigen Bauen möglichst auf Baustoffe verzichten sollte, die in ihrer Herstellung und Verarbeitung große Mengen an Energie benötigen. Dazu gehören beispielweise Beton und Stahl. Nachwachsende Materialien wie das Holz sollen bevorzugt eingesetzt werden. Betrachtet man im Gegenzug das Brandverhalten der Materialien so stellt man fest das gerade Beton und Stahl als „nichtbrennbar“ eingestuft werden, Holz hingegen bauaufsichtlich kritisch gesehen wird. Es wird also Kompromisse geben müssen, um beide Anforderungen erreichen zu können. Dabei kann der Verbundbau entscheidende Vorteile bieten!
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10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 223 Entscheidungshilfen für brandgeschützte Parkbauten mit individuell konfigurierbaren Verbund-System-Lösungen Dipl.-Ing. (FH) Sascha Schaaf Peikko Deutschland GmbH, Waldeck Zusammenfassung Der Verbundbau eröffnet uns neue Möglichkeiten für zukünftige Anforderungen. Wir erleben in der heutigen Zeit eine Fokussierung auf die Themen der Nachhaltigkeit und der Sicherheit. Dabei sind zwei Schlagwörter häufig wiederzufinden, einmal das CO2-Äquivalent und einmal der Brandschutz. Betrachtet man beide Themen etwas intensiver so stellt man fest das sich die Maßnahmen, die zum Erreichen der Ziele notwendig sind, durchaus gegenseitig ausschließen können. So ist es heute anerkannt das man zum nachhaltigen Bauen möglichst auf Baustoffe verzichten sollte, die in ihrer Herstellung und Verarbeitung große Mengen an Energie benötigen. Dazu gehören beispielweise Beton und Stahl. Nachwachsende Materialien wie das Holz sollen bevorzugt eingesetzt werden. Betrachtet man im Gegenzug das Brandverhalten der Materialien so stellt man fest das gerade Beton und Stahl als „nichtbrennbar“ eingestuft werden, Holz hingegen bauaufsichtlich kritisch gesehen wird. Es wird also Kompromisse geben müssen, um beide Anforderungen erreichen zu können. Dabei kann der Verbundbau entscheidende Vorteile bieten! 1. Motivation 1.1 Umweltauswirkungen Wir sind in einer Zeit angekommen, die uns zum Nachdenken bewegen muss. Die Berichte über Naturkatastrophen, Überschwemmungen, extreme Hitzeperioden, Trockenheit und Dürre reißen nicht ab und werden es auch in absehbarer Zeit nicht tun. Die Auswirkungen auf unsere Böden und deren Wassergehalt sind dramatisch. Abbildung 1: Dürre (Quelle: Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ) Die Folgen des Klimawandels sind aber nicht nur auf Trockenperioden und deren Effekte beschränkt. Auch Starkregen mit enormen Wassermengen werden uns zukünftig noch stärker beeinflussen als heute. Abbildung 2: Klimawandel (Quelle: Umweltbundesamt, Adelphi, PRC, Furac) 224 10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 Entscheidungshilfen für brandgeschützte Parkbauten mit individuell konfigurierbaren Verbund-System-Lösungen 1.2 Die Folgen für unsere Umwelt Es ist schwierig zu übersehen, dass Baumbestände, die über 100 Jahre hinweg das Erscheinungsbild unserer Wälder geprägt haben, plötzlich unter dem Einfluss der Trockenheit absterben oder stark geschädigt sind. Riesige karge Flächen haben sich durch das Absterben ganzer Waldgebiete ergeben. Abbildung 3: Totholz durch Dürre (Quelle: dpa) Abbildung 4: ausgetrocknete Flussbetten (Quelle: dpa) Neben den Auswirkungen extremer Trockenheit und Dürre werden wir auf der anderen Seite immer häufiger von Starkregen und ausgeprägten Gewittern betroffen. Sich daraus ergebende Überschwemmungen sind nicht nur eine unmittelbare Gefährdung für Leib und Leben, sondern zerstören ganze Existenzen. Die Schadensregulierung nimmt vorher nicht gekannte Summen ein und belastet damit den Geldbeutel jedes Einzelnen. Abbildung 5: Überschwemmungen (Quelle: dpa) 1.3 CO2-Äquivalent Das CO2-Äquivalent beschreibt die Auswirkungen unterschiedlicher Treibhausgase auf die globale Erderwärmung. Neben dem wichtigsten vom Menschen verursachten Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) gibt es weitere Treibhausgase wie Methan und diverse Kältemittel. Abbildung 6: Treibhauspotenziale (Quelle: Zukunft Umweltwärme) Neben dem Treibhauspotenzial (CO2-Äquivalent) ist es allerdings sehr wichtig die verwendeten Anteile der Materialien in die richtige Relation zu setzen. Nimmt man beispielsweise den Beton, der medial als Klimakiller beschrieben wird, so stellt man bei neutraler Betrachtung fest, dass er nur zu ca. 10% seines Gesamtvolumens aus Zement, der gebrannt werden muss und dabei große Energiemengen benötigt, besteht. Ein Vergleich an einem ähnlichen Bauteil wird Aufschluss darüber geben, wie wichtig die Betrachtung der richtigen Anteile ist. In der folgenden Tabelle wurde eine Stütze mit gleicher Belastung und Knicklänge, gefertigt aus verschiedenen Baumaterialien, untersucht. Abbildung 7: Energieverbrauch und CO2-Äqv. bei der Materialherstellung (Quelle: Zentrum Ressourceneffizienz 10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 225 Entscheidungshilfen für brandgeschützte Parkbauten mit individuell konfigurierbaren Verbund-System-Lösungen Es ist zu erkennen das die Stahlbetonstütze ein etwa 3-4fach niedrigeres CO2-Äqv. als die reine Stahlstütze aufweist. Allerdings bedingt es die Seriosität des Vergleiches zu erwähnen, dass die Stahlstütze nur etwa die halben Querschnittsabmessungen des Stahlbetonquerschnittes benötigt. 1.4 Brandschutzanforderungen Mit Fassung vom 04. September 2020 wurde der Entwurf der „Musterverordnung über den Bau und Betrieb von Garagen und Stellplätzen (M-GarStVO)“ veröffentlicht. Darin werden die Brandschutzanforderungen für offene oberirdische Parkdecks neu definiert. In der Synopse zu den Änderungen heißt es dazu: „Die Erleichterungen im bisherigen Absatz 2 unter Ziffer 2 für offene Mittel- und Großgaragen entfallen aufgrund 3-fach höheren Brandlast der heutigen Fahrzeuggenerationen. Die Mindestöffnungsflächen der offenen Garagen haben im Brandfall nicht den Effekt erzielt, den man sich von der Hitzeabstrahlung erhofft hat, d.h., die Anforderung feuerhemmend besteht auch für offene Mittel- und Großgaragen.“ Die bauaufsichtliche Anforderung „feuerhemmend“ ist zusätzlich zu der aktuellen Anforderung „nichtbrennbar“ aus der Muster-Garagenverordnung (M-GarVO), zuletzt geändert am 30.05.2008, aufgenommen worden. Ausgedrückt in einer Feuerwiderstandsklasse bedeutet dies eine Anforderung von 30 Minuten Feuerwiderstandsdauer entsprechend R30 nach DIN EN 13501-2. Sollte diese neue Anforderung bauaufsichtlich eingeführt werden, so wird es sehr schwierig reine Stahlkonstruktionen für oberirdische, offene Parkbauten, wirtschaftlich und weniger klimaschädlich umzusetzen! 1.5 Gebäudezertifizierungen Gebäude werden in zunehmender Anzahl zertifiziert. Dabei spielt die Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien eine entscheidende Rolle. Die wichtigsten Label dabei sind: • Deutsches DGNB für private Bauherren • BNB für öffentliche Bundesbauten • LEED und BREEAM für internationale Zertifizierungen Um die notwendigen Eingangswerte für die Berechnungen bereitzustellen, gibt es diverse Plattformen, die eine Datenbasis für übliche Materialien zu Verfügung stellen. Hier zu nennen ist die Internetseite www.oekobaudat.de vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. Weitergehende Informationen zu herstellerspezifischen Produkten werden über sogenannte „EPDs - Environmental Product Declaration’s“ bereitgestellt. Die EPDs werden durch die Hersteller in Auftrag gegeben und durch entsprechend zertifizierte Institutionen erarbeitet. Die Rechenwerte für diverse Umweltauswirkungen gleichen dem Schema der „Ökobaudat“. Abbildung 8: EPD Peikko DELTABEAM® Green (Quelle: Peikko) Als eines der wichtigsten Bewertungskriterien sei hier das CO2-Äquivalent genannt. 2. Verbundbau 2.1 Begriffserklärung Beim Verbundbau werden verschiedene Bauteile aus wechselnden Materialien mittels Verbundmitteln kraftschlüssig miteinander verbunden. Neben dem bereits etablierten Stahl-Beton-Verbundbau trifft man heute auch immer mehr auf den Holz-Beton-Verbundbau. Eine neuere Sonderform bezeichnet den Hybridbau, bei dem der Stahl-Beton-Verbundbau mit dem Holz-Beton-Verbundbau kombiniert wird. 226 10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 Entscheidungshilfen für brandgeschützte Parkbauten mit individuell konfigurierbaren Verbund-System-Lösungen Abbildung 9: Holz-Beton-Verbund in Kombination mit Stahl-Beton-Verbund (Quelle: Peikko) 2.2 Parkdecks heute Aufgrund der aktuell noch gültigen Muster-Garagenverordnung (M-GarVO), zuletzt geändert am 30.05.2008, ist es möglich oberirdische und offene Parkdecks aus nichtbrennbaren Materialien zu erstellen. In der Praxis kommen hier in der Regel offene Stahlprofile für Stahl- und Stahl-Verbund-Träger sowie Stützen zum Einsatz. Die Querschnitte liegen dabei außerhalb von vor Brandeinwirkungen schützenden Betonquerschnitten, da es keine weiterführenden Brandschutzanforderungen gibt. Erst ab einer Höhe der Einstellplätze von mehr als 22 m sind die Konstruktionen feuerbeständig auszuführen, was einer Feuerwiderstandsdauer von 90 Minuten bzw. der Feuerwiderstandsklasse R90 entspricht. Abbildung 10: konventionelle Systembauweise (Quelle: Bittermann GmbH - Parkdeck Ebene 1 -ARCHI VIVA Architekten) Für die überwiegende Bauweise mit offenen Stahlprofilen liefert die Konstruktion keinen ausreichenden Schutz vor der Brandeinwirkung. Hier müssen zugelassene Brandschutzbeschichtungen oder entsprechende Verkleidungen gemäß DIN 4102-4: 2016-05 eingesetzt werden. Der Tragwiderstand wird bei klassischen Verbundträgern durch das Stahlprofil und dem oben aufgebauten Betonspiegel hergestellt. Durch die Verbindungsmittel, in der Regel Kopfbolzendübel, kann die benötigte Menge an Stahl, infolge der Verbundtragwirkung, deutlich reduziert werden. Bei den Stahlstützen hingegen wird die gesamte Tragfähigkeit über den Stahlquerschnitt bereitgestellt, es beteiligen sich keine weiteren Komponenten. 2.3 Vorteile des Verbundbaus Da der Stahl einen großen Anteil zum CO2-Äquivalent beiträgt (vgl. Abb. 7) wäre ein teilweiser Austausch gegen ein deutlich weniger klimaschädliches Material, wie den Beton, durch viele Vorteile geprägt. Im Einzelnen sind dabei zu nennen: • Reduktion des CO2-Äquivalents Beton ist ein weniger klimaschädliches Material als Stahl. • Ressourcenschonung Der vorzugsweise Einsatz nur eines Baustoffes führt zwangsläufig zu einer Materialverknappung. Das kann durch den Austausch eines großen Anteils deutlich verzögert werden. • Wirtschaftlichkeit Beton erzielt bei entsprechend verfügbaren Querschnitten größere Tragfähigkeiten im Verhältnis zu seinen Kosten. Es sind aber nicht nur die Vorteile im Hinblick auf die Umweltauswirkungen zu nennen. Ebenfalls von großer Bedeutung sind die Vorteile im Hinblick auf die Tragfähigkeiten. Betrachtet man beispielsweise eine Stahlrohrstütze aus S235 mit einem Durchmesser von 323,9 mm und einer Wandungsstärke von 8 mm, bei einer Knicklänge von 3,0 m, so kann die Tragfähigkeit durch das Verfüllen mit Beton C50/ 60 um mehr als das 3-fache gesteigert werden. Der Preis der Stütze steigt jedoch nur um etwa 10% bis 15% infolge des einzubauenden Betons. Zusätzlich wird das CO2-Äquivalent nur moderat gesteigert, da der Beton wesentlich geringere Äquivalente als ein Stahlquerschnitt aufweist, der ebenfalls eine 3-fache Tragfähigkeit zu Verfügung stellen könnte. Baustahl S355 Gewicht Stahlprofil: 153 kg/ m 10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 227 Entscheidungshilfen für brandgeschützte Parkbauten mit individuell konfigurierbaren Verbund-System-Lösungen Baustahl S355 Gewicht Stahlprofil: 270 kg/ m Abbildung 11: Querschnittsvergleich (Quelle: Peikko) Bei den in Abbildung 11 dargestellten Querschnitten handelt es sich um statisch notwendige Profile für einen klassischen Parkdeckträger, der eine Spannweite von 16,5 m aufweist und im Abstand von 5,0m angeordnet wird. Als Decke wurde mit einer Stahlbetonvariante einer Bauhöhe h= 18cm gearbeitet. Die Nutzlast beträgt 3,5 kN/ m². Alle Flächenlasten wurden mit entsprechenden Durchlauffaktoren erhöht. Es wurde eine Überhöhung von etwa 4-5 cm gewählt. Die Abdichtung soll mit einem Oberflächenschutzsystem erfolgen. Der spezielle trapezförmige Verbundträger „DELTABE- AM® D50-400“ der Firma Peikko weist bei gleichen statischen Anforderungen ein um 43% kleineres Eigengewicht als der ohne Verbund angesetzte Stahlträger HEM500 aus S355 auf! 2.4 Funktionsweise und Anwendung Häufig stoßen gute Ideen in der Praxis auf berechtigte Widerstände, da sie in der Realität nicht oder nur schwierig und mit negativen Auswirkungen auf andere Bereiche umsetzbar sind. Nicht so beim Verbundbau. Die Kombination von Stahl und Beton kennen wir seit Jahrzehnten. Wir wenden sie schadensfrei im Stahlbetonbau an. Dabei mussten wir lernen, auf verschiedene Besonderheiten, wie z.B. eine ausreichende Betonüberdeckung für die Dauerhaftigkeit, zu achten. Die Kombination aus Stahl und Beton ist bereits in den Regelwerken erfasst. Hier sei die DIN EN 1994-1-1 und DIN EN 1994-1-2 sowie Bauartgenehmigungen wie die Z-26.2-49 der Firma Peikko genannt. Der klassische Verbundbau, mit dem auch heute die Mehrzahl der Parkdecks erstellt werden, bedient sich als Verbindungsmitteln oben aufgesetzter Kopfbolzen, die in einen Betonspiegel (Stahlbeton- oder Profilblechverbunddecke) eingreifen. Durch die schubfeste Verbindung zwischen dem Stahlprofil und dem Betonquerschnitt wird der Verbundquerschnitt hergestellt. Die Vorteile liegen im Wesentlichen im Bereich der größeren Tragfähigkeiten und Biegesteifigkeiten im Vergleich zum reinen Stahlprofil. Somit ist es möglich Spannweiten von 16,5 m (zwei Stellplätze a 5,0m Tiefe und eine Fahrgasse von 6,5m Breite) bei einer Konstruktionshöhe von etwa 70cm herzustellen. Ein wesentlicher Nachteil ergibt sich jedoch durch die ungeschützte Lage des Stahlprofils im Hinblick auf eine mögliche Brandeinwirkung. Bei offenen Stahlprofilen als reine Stahlstützen verstärkt sich der Nachteil zusätzlich, da anstatt einer 3-seitigen Beflammung eine 4-seitige Brandeinwirkung möglich ist. Abbildung 12: klassischer Verbundquerschnitt (Quelle: Wikipedia - Verbundbau) Eine Weiterentwicklung des Verbundbaus, speziell für besonders hohe Biegeschlankheiten entwickelt, wird von der Firma Peikko angeboten. Abbildung 13: trapezförmiger Verbundquerschnitt (Quelle: Peikko DELTABEAM®) Bei diesem System wird der Träger (DELTABEAM®) in die Höhenlage des Deckenquerschnitts verschoben. Je nach Spannweitenverhältnissen und Deckensystemen kann damit eine deckengleiche oder eine teilintegrierte Bauweise erreicht werden. In Ergänzung zu dem speziellen trapezförmigen Verbundträger bietet der Hersteller sogenannte Peikko Verbundstützen an. Diese Stützen bestehen aus einem Stahlmantel mit einem Stahlbetonkern. Aus dieser Weiterentwicklung des Verbundbaus ergeben sich folgende Vorteile: 228 10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 Entscheidungshilfen für brandgeschützte Parkbauten mit individuell konfigurierbaren Verbund-System-Lösungen 1. Brandschutzanforderungen bis R120 können ohne weitere Maßnahmen, wie Beschichtungen oder Verkleidungen, wirtschaftlich erfüllt werden. 2. Konstruktionshöhen können bis zur Deckengleichheit reduziert werden. 3. Ebene Deckenuntersichten erlauben reduzierte Bauhöhen und großflächige Installations- und Belichtungsmöglichkeiten. Der Verbundträger verfügt über eine Allgemeine Bauartgenehmigung (Z-26.2-49): Abbildung 14: Deckblatt zu Z-26.2-49 (Quelle: Peikko) 2.5 Brandschutz Heutige Anforderungen an den Brandschutz sehen vor, dass Gebäude einen Feuerwiderstand über eine gewisse Branddauer einhalten. Die rechnerisch anzunehmende Branddauer richtet sich dabei nach der Gebäudenutzung sowie den Gebäudeklassen gemäß den jeweiligen Landesbauordnungen. Die Grundlage für die Bemessungsansätze bildet die sogenannte Einheitstemperaturzeitkurve ETK (Normbrandbeanspruchung). Die Brandbemessung des trapezförmigen Verbundträgers kann keiner aktuell verfügbaren Norm entnommen werden. Hierzu wurden im Rahmen einer Bauartgenehmigung komplexe Finite-Elemente-Berechnungen herangezogen, die die Bemessung im Brandfall analog der Allgemeinen Bauartgenehmigung Z-26.2-49 ermöglichen. Dabei werden werkseitig in den Verbundquerschnitt eingelegte Sekundärbewehrungen für die Nachweise im Brandfall herangezogen. Diese Bewehrung weist aufgrund der Einbindung in den umgebenden Beton deutlich geringere Temperaturen als der direkt beflammte Untergurt auf. Abbildung 15: Isothermen bei Brandbeanspruchung (Quelle: Peikko) Über den Ansatz der reduzierten Werkstoffkennwerte nach EN 1994-1-2 kann das innere Kräftegleichgewicht hergestellt und die notwendigen Spannungssowie Verformungsnachweise geführt werden (vgl. Abbildung 16 und 17). Abbildung 16: Reduktionsfaktoren für Baustahl im Brandfall (Quelle: EN 1994-1-2, Beuth) Abbildung 17: Brandreduzierter Querschnitt zur Ermittlung der positiven Momententragfähigkeit - beispielhaft (Quelle: Z-26.2-49, Peikko) 10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 229 Entscheidungshilfen für brandgeschützte Parkbauten mit individuell konfigurierbaren Verbund-System-Lösungen An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass reaktive Brandschutzbeschichtungen auf Stahlbauteilen keinen dauerhaften Brandschutz darstellen (vgl. Technische Mitteilung 09b / 002 der Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik e.V.). Der komplette Wortlaut wird in Abbildung 18 wiedergegeben. Abbildung 18: Technische Mitteilung 09b / 002 (Quelle: Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik e.V.) 2.6 „Grüner“ Stahl - DELTABEAM® Green Neueste Entwicklungen machen es möglich, dass der Verbundträger aus über 97% recyceltem Stahl hergestellt werden kann. Dadurch werden die Klimaauswirkungen und das globale Erwärmungspotential weiter und signifikant reduziert. Im Vergleich zu einem aus normalem Baustahl hergestellten trapezförmigen Verbundträger fallen nur etwa 50% der CO2-Emissionen an. 3. Entscheidungshilfen 3.1 Peikko Parking Entscheidungen zu treffen und dafür die richtigen Einflussfaktoren zu kennen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Wichtig ist es dabei die Vor- und Nachteile eines Systems gegeneinander abzuwägen. Dabei ist es denkbar das je nach Standort und Nutzung verschiedene Eigenschaften verschiedene Gewichtungen erhalten müssen, um den Erfolg des Vorhabens zu sichern. Die Firma Peikko hat mit der Broschüre „Peikko Parking“ eine Hilfe für die Entscheidungsfindung herausgebracht. Dabei wird konsequent auf den Einsatz von Verbundbauteilen gesetzt, um heutige und zukünftige Anforderungen an den Brandschutz sicher zu erfüllen. Durch den Austausch von Stahlanteilen gegen Beton kann die CO2- Bilanz deutlich verbessert werden. Der aus heutiger Sicht sehr seltene Einsatz von Holz für die Tragkonstruktion eines Parkdecks wird ebenfalls beleuchtet. Aufgrund der Brandschutzanforderung „nichtbrennbar“ erscheint es zunächst einmal schwierig dieses Material zu verwenden. Auf der anderen Seite wird der Einsatz von Holz immer mehr gefordert, was zu einer Veränderung der Bauordnungen führen wird. Technische Bemessungsansätze (z.B. über die Abbrandrate) liegen bereits vor und können angewendet werden. Die ersten Parkdecks aus Holz wurden bereits realisiert. 230 10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 Entscheidungshilfen für brandgeschützte Parkbauten mit individuell konfigurierbaren Verbund-System-Lösungen Abbildung 19: Deckenkonstruktion Parkdeck aus Holz (Quelle: Parken aktuell, Jahrgang 32, März 2021, Ausgabe 120) In der Broschüre „Peikko Parking“ werden insgesamt fünf Varianten an einem ausgewählten Referenzparkdeck verglichen. • DELTABEAM® + Holz-Beton-Verbunddecke • DELTABEAM® + Elementplattendecke, vorgespannt • DELTABEAM® + Elementplattendecke • DELTABEAM® + Spannbetonhohlplattendecke • DELTABEAM® + TT-Plattendecke Abbildung 20: Darstellung der Deckenvarianten (Quelle: Peikko Parking) Die Kombination der einzelnen Deckensysteme in Verbindung mit den Haupttraggliedern des Verbundbaus werden bewertet und Auswirkungen im Hinblick auf die folgenden Kriterien aufgezeigt: Abbildung 21: Bewertungskriterien (Quelle: Peikko Parking) Das gewählte Referenzparkdeck für die Ermittlung der Massen hat bei der Variante mit einer Holz-Beton-Verbunddecke folgendes Erscheinungsbild. Abbildung 22: Referenzparkdeck (Quelle: Peikko Parking) Die Bewertung erfolgt mit einem Ampelsystem. 10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 231 Entscheidungshilfen für brandgeschützte Parkbauten mit individuell konfigurierbaren Verbund-System-Lösungen Abbildung 23: Bewertung mittels Ampelsystem (Quelle: Peikko Parking) Zusätzlich werden Balkendiagramme für den Vergleich der einzelnen Varianten genutzt. Abbildung 24: Bewertung mittels Balkendiagrammen (Quelle: Peikko Parking) 4. Zusammenfassung Die Bauindustrie hat einen deutlichen Einfluss auf den Klimawandel. Deshalb ist es an der Zeit über alternative Bauverfahren und Konstruktionen nachzudenken. Der Verbundbau kann dazu einen Beitrag leisten, da bezogen auf die Tragfähigkeit die CO2 Äquivalente von Beton deutlich günstiger sind als die von Stahl. Dabei hat der Verbundbau im Hinblick auf den Brandschutz entscheidende Vorteile gegenüber dem reinen Stahlbau. Durch den Neuentwurf der „Muster-Garagen- und Stellplatzverordnung M-GarStVO“ vom 04. September 2020 kann die Anforderung R30 verpflichtend für jedes offene Parkdeck werden. Eine Beschichtung oder Verkleidung ist aus heutiger Sicht zum Erreichen dieser Anforderung nicht zielführend. Um es Investoren, Planern und Entwicklern sowie Bauherren leichter zu machen verschiedene Kombinationen von Deckentragwerken in Verbindung mit einer innovativen Verbundkonstruktion miteinander zu vergleichen, hat die Firma Peikko eine Broschüre herausgebracht, die verschiedene Entscheidungskriterien auswertet. 232 10. Kolloquium Parkbauten - Februar 2022 Entscheidungshilfen für brandgeschützte Parkbauten mit individuell konfigurierbaren Verbund-System-Lösungen 5. Ausblick Brandschutz ist eines der höchsten Schutzziele im Bauwesen. Dabei können keine Kompromisse gemacht werden. Aktuelle Entwicklungen in der „Muster-Garagen- und Stellplatzverordnung M-GarStVO“ vom 04. September 2020 tragen der Wichtigkeit des Brandschutzes für Parkdecks entsprechend Rechnung. Neue Bauweisen, die zu einer besseren CO2-Bilanz beitragen, wie der Holz-Beton-Verbundbau, müssen in den entsprechenden Bauordnungen gleichgestellt werden. Hierzu gibt es bereits entsprechende Fortschritte. Die zum Bauen unerlässlichen Materialien wie Stahl und Beton müssen in ihren Herstellungsprozessen angepasst werden. Dazu zählt im Wesentlichen die energieintensiven Prozesse durch den Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien (Sonne, Wind, Wasserkraft, etc.) weiter zu ermöglichen und alte Prozesse zu optimieren, um weniger Energie einsetzen zu müssen. Beim Einsatz von Stahl und Beton müssen recycelte Materialien Verwendung finden. Beton kann zu einem großen Teil wiederverwertet werden (Ersatz für Gesteinskörnungen und Zementstein). Der Baustahl kann zu einem hohen, fast 100%-igen Anteil aus Stahlschrott hergestellt werden. Hierzu sei der mögliche Einsatz des schon heute marktreifen Peikko DELTABEAM® Green genannt. Literaturangaben [1] Synopse M-GarStVO [2] DIN EN 1994-1-1 2010-12, Beuth [3] DIN EN 1994-1-2 2010-12, Beuth [4] Allgemeine Bauartgenehmigung Z-26.2-49 DELTABEAM® Verbundträger, 2020-10 Peikko Group Oy, DIBt [5] DIN EN 1995-1-1 2010-12, Beuth [6] DIN EN 1995-1-2 2010-12, Beuth [7] EPD DELTABEAM® Green 29.04.2020, Building Information Foundation, Helsinki [8] Parken aktuell Jahrgang 32, März 2021, Ausgabe 120 [9] Von Monobaustoffen zu symbiotischen Materialkombinationen KI - Konstruktiver Ingenieurbau, Heft 05/ 2020 Sascha Schaaf Dipl.-Ing. (FH) [10] Peikko Parking