eJournals Kolloquium Parkbauten 11/1

Kolloquium Parkbauten
kpb
2510-7763
expert verlag Tübingen
21
2024
111 Technische Akademie Esslingen

Gussasphalt auf WU-Bodenplatten in Tiefgaragen

21
2024
Heiko Steidl
Immer wieder gibt es kontroverse Diskussionen, ob eine Abdichtung mit einer Lage Polymerbitumenschweißbahn und Gussasphalt auf WU-Betonplatten einsetzbar ist oder nicht. Auch wenn in einigen Kreisen gegen diese Bauweise gesprochen wird, so wird diese Bauweise doch erfolgreich in Deutschland und Europa eingesetzt und ist seit Jahren Bestandteil zur Sicherung der Dauerhaftigkeit eines Bauwerks, auch auf WU-Betonen.
kpb1110103
11. Kolloquium Parkbauten - Februar 2024 103 Gussasphalt auf WU-Bodenplatten in Tiefgaragen Kann eine Abdichtung in Verbindung mit Gussasphalt auf WU-Betonplatten eingesetzt werden? Heiko Steidl, Staatlich geprüfter Techniker Fachrichtung Bautechnik Beratungsstelle für Gussasphaltanwendung e.V., Bonn Zusammenfassung Immer wieder gibt es kontroverse Diskussionen, ob eine Abdichtung mit einer Lage Polymerbitumenschweißbahn und Gussasphalt auf WU-betonplatten einsetzbar ist oder nicht. Auch wenn in einigen Kreisen gegen diese Bauweise gesprochen wird, so wird diese Bauweise doch erfolgreich in Deutschland und Europa eingesetzt und ist seit Jahren Bestandteil zur Sicherung der Dauerhaftigkeit eines Bauwerks, auch auf WU-Betonen. 1. Einführung Nach DIN 18532 werden Abdichtungen auf befahrbaren Flächen aus Beton beschrieben. Wo wird aber eine Abdichtung aus einer Lage Polymerbitumenschweißbahn und einer Lage Gussasphalt angewendet? Dies wird in der DIN 18532-2 beschrieben. Dort wird eine Abdichtung auf Brücken, auf Parkdecks, auf wärmegedämmten Parkdächern, Zwischendecks, Hofkellerdecken und Rampen behandelt. Aber wie sieht dies auf einer erdberührten WU-Betonbodenplatte einer Tiefgarage aus? 2. Hauptkapitel Es stellt sich die Frage, wie die Bodenplatte in einer Tiefgarage normativ behandelt werden kann. Handelt es sich um ein erdberührtes Bauteil, oder vielleicht um einen Innenraum oder doch um eine befahrene Betonfläche, also eine Abdichtung? Die Antwort findet sich in der DIN 18532, denn dort ist eine Abdichtung von innen nicht vorgesehen. Bodenplatten müssen von außen abgedichtet werden. Entweder nach DIN 18533 oder als WU-Beton. Dennoch werden Abdichtungen mit Polymerbitumenschweißbahnen und Gussasphalt auf erdberührten Bodenplatten eingesetzt. Wie ist dies zu bewerten? Normen sollten immer in Gänze betrachtet werden. Deshalb muss ebenso die DIN18532-1 berücksichtigt werden, bei der in der Einleitung nachzulesen ist, dass „Abdichtungen auch zum Schutz gegen Chloride aus der Einwirkung von Taumitteln sowie Frosteinwirkungen zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit Anwendung finden dürfen“. Die Abdichtung fungiert somit als Oberflächenschutzsystem und dient nicht mehr als Abdichtung einer befahrenen Fläche aus Beton. In DIN 18532 werden somit Abdichtungen auf befahrenen Betonflächen, also auf Brücken, auf Parkdecks, auf Hofkellerdecken und auf Rampen beschrieben sowie Abdichtungen als Oberflächenschutzsystem für Bodenplatten. Für Planer ist das Merkblatt Parkhäuser und Tiefgaragen des DBV ein hilfreiches Nachschlagewerk. In Tabelle 5, „Ausführungsvarianten für befahrene Parkflächen aus Stahlbeton oder Spannbeton“, wird festgelegt bei welcher Variante und bei welchem Entwurfsgrundsatz Abdichtungen mit Polymerbitumenschweißbahnen/ OS 10 oder FLK und Schichten aus Asphalten eingesetzt werden können. Obwohl in der Fußnote d) alternative Produkte und Bauarten eingesetzt werden können, wenn deren Gleichwertigkeit mit OS-Systemen nachgewiesen ist (DIN 18532- 2), wird in diesem Merkblatt auf Seite 61 explizit darauf hingewiesen, dass: „die Ausführungsvariante C mit einer oberseitigen Abdichtung ungeeignet ist, da ein Wasserdurchtritt durch die WU-Bodenplatte nicht frühzeitig festgestellt und bei entsprechendem Wasserdruck eine Hinterläufigkeit der Abdichtung nicht ausgeschlossen werden kann“. Es wird also angeraten, dass auf WU-Bodenplatten keine Bauweisen mit Gussasphalt anzuwenden sind, obwohl diese Bauweise vielfach und in ganz Europa Anwendung findet! Mit dieser Frage hat sich die Technische Kommission der Beratungsstelle für Gussasphalt e.V. über Jahre auseinandergesetzt und unter Befragung von aktiven Planungs- und Ingenieurbüros festgestellt, dass Schäden durch Chloride am WU-Beton durch eine sogenannte Hinterläufigkeit bzw. Unterläufigkeit der Abdichtung unbekannt sind. Sobald die Verbundbauweise regelgerecht bis ins Detail ausgeführt wurde, ist eine Einwirkung aus Tausalzen von oben mit einer gleichzeitigen Übertragung in einen Riss unter der Abdichtung ausgeschlossen, da die schädigenden Expositionen über dem dichtem System bleiben. 104 11. Kolloquium Parkbauten - Februar 2024 Gussasphalt auf WU-Bodenplatten in Tiefgaragen Abb. 1: Schmelzwasser eines Fahrzeugs Da das eingesetzte Epoxidharz unproblematisch auf rückseitige Durchfeuchtung reagiert und eine starker Verbund zum Beton sowie eine hohe Auflast von rund 200 kg/ m 2 vorliegt, sehen die Fachkreise aus der Gussasphaltbranche einen Einsatz einer Abdichtung aus Polymerbitumenschweißbahn und Gussasphalt auf einer WU-Bodenplatte auch bei Wasserwechselzonen für geeignet. Und ein Riss mit Grundwasser dient eher der Rissheilung als einem Problem für den Oberflächenschutz oder dem WU-Beton. Der Verband kann sich nur deshalb nur vorstellen, dass durch unsachgerechte Ausführungen, wie z. B. mit Gussasphalt auf Trennlage auf einer WU-Bodenplatte zu dieser Aussage geführt hat. Abb. 2: Gussasphalt ohne Verbundabdichtung Hier sind tatsächlich außerordentliche Schäden entstanden. Diese sind aber auch technisch verständlich, denn bei dieser Bauweise ist keine Unterlaufsicherheit gegeben und die Einwirkungen chloridhaltiger Expositionen können ungehindert in die Tragkonstruktion eindringen und sich bei Wasserdurchtritt ungehindert verteilen. Aus Kostengründen wird diese Bauweise entegen allem Fachwissen erstaunlicherweise noch heute ausgeführt und wie an den Beispielen zu sehen, führen diese zu exorbitanten Schäden, bis hin zu Komplettsanierungen nach wenigen Jahren. Umso wichtiger ist daher die Planung im Detail bei einem Oberflächenschutzsystem aus einer Polymerbitmenschweißbahn und einer Lage Gussasphalt. Die Beanspruchungen müssen bekannt sein, denn diese unterscheiden sich wesentlich bei einem Parkdeck zu einer Tiefgarage. Auch Regionen müssen dabei unterschieden werden. Bei Tiefgaragen in den Alpen sind mehr Einwirkungen aus chloridhaltigen Schmelzwasser zu erwarten als z. B. in der Rheinaue in Bonn. Diese Beanspruchungen sind auch in der Leistungsbeschreibung aufzuführen. Um ein dauerhaftes Oberflächenschutzsystem aus einer Abdichtung herzustellen sind folgende Grundsätze zu beachten: - Es muss ein ausreichendes Gefälle im Beton vorhanden sein und - es muss eine unterlaufsichere Abdichtung im Verbund mit der Unterlage vorhanden sein. - Die Bauweise 1a, Abdichtungsschicht auf dem Konstruktionsbeton unter der Nutzschicht ist auf WU-Bodenplatten einzusetzen. - Die Bauweise 1b, Abdichtungsschicht auf dem Konstruktionsbeton, direkt genutzt sollte nur in Ausnahmefällen genutzt werden. Abb. 3: Gussasphalt ohne ausreichendes Gefälle Ausführung in der Praxis: - Oberflächenvorbereitung durch abtragendes vorbereiten, - Oberflächenbehandlung aus einer Epoxidharzversiegelung, - Polymerbitumenschweißbahn mit Mehrfachbrennern aufschweißen, - 1. Lage Gussasphalt als Estrich nach DIN EN 13813 aus AS IC 40, - Nutzschicht aus Gussasphalt als Estrich nach DIN EN 13813 aus AS IC 40, - Oberflächenbearbeitung mit Sand/ Splitten. Es gibt verschiedene Oberflächenbearbeitungsmöglichkeiten des Gussasphaltes. Entweder als Abstreuung mit Sand oder mit Splitten. 11. Kolloquium Parkbauten - Februar 2024 105 Gussasphalt auf WU-Bodenplatten in Tiefgaragen Abb. 4: Gussasphalt mit feiner Splittabstreuung Detailausbildungen, wie Anbzw. Abschlüsse, aufgehenden Bauteilen, Durchdringungen, Leitsysteme, Rinnen oder Abläufe sind so zu planen, dass eine Abdichtung dauerhaft angeschlossen werden kann. Dies kann nur mit Klebeflanschen oder Los- Festflanschkonstruktionen ausgeführt werden. Diese Details müssen so exakt ausgeführt werden, denn diese sind der Schlüssel zum Erfolg einer dauerhaften Oberflächenschutzes. Abb. 5: Detailabdichtung Anprallschutz Rampen: Rampen sind immer in er Bauweise 1a zu planen und zu bauen. Bei Rampen besteht die Möglichkeit diese mit einem elektrischen Heizsystem Schnee- und Eisfrei zu halten. Die Rampenheizung sollte mit einer zusätzlichen Lage Gussasphalt, einer Einbettschicht, geplant werden. Abb. 6: Rampe mit Gussasphalt Literatur [1] DIN 18532-1 [2] DIN 18532-2 [3] DBV Merkblatt Parkhäuser und Tiefgaragen [4] Technische Information Nr. 53 bga e.V. [5] ZTV-Ing Teil 6.1 [6] TL Bel-B-1 [7] TL Bel-EP