Kolloquium Straßenbau in der Praxis
kstr
expert Verlag Tübingen
91
2021
21
Dokumentation einer Straßenbaustelle - es muss ja nicht immer BIM sein!
91
2021
Stefan S. Grubinger
Matthias J. Rebhan
Simon Jimenez
Reinhard Hinrichs
Michael Rappold
Um eine Entlastung der Anrainer und Autofahrer zu ermöglichen, wurden durch das Land Steiermark in den letzten Jahren eine Vielzahl an Großprojekten zur Verkehrsberuhigung gestartet und umgesetzt. Eines dieser Projekte ist die Ortsumfahrung Preding – Weiz. Diese wird in drei Teilen hergestellt wird die aktuell oberirdisch durch das Ortsgebiet von Weiz verlaufende B64 durch Nieder- und Unterflurtrassen sowie einige Tunnelabschnitte ersetzen.
Der Teil 2 besteht aus drei Niederflurtrassen und zwei Unterflurtrassen, welche in offener Bauweise errichtet werden. Neben den geotechnischen und bautechnischen Anforderungen dieses Bauabschnittes wurde ein Fokus des Landes Steiermark A16 Straßeninfrastruktur Sonderprojekte auch auf die Dokumentation des Baufortschrittes und der Bauleistung gelegt. Gemeinsam mit dem Softwareunternehmen recordIT wurde im Zuge dieses Projektes eine Pilotstudie zur Erfassung von Daten, Informationen und Bildern durchgeführt. Ziel hierbei war es, ab Baubeginn sämtliche Informationen, welche vor Ort aufgenommen und erfasst werden in einer zentralen Datenbank abzulegen und nachhaltig zu verwalten. Diese dient anschließend als Datenablage und kann zu späteren Zeitpunkten, beispielsweise bei Schadensfällen oder im Zuge einer Sanierung und Instandhaltung, erneut als Datengrundlage herangezogen werden. Neben den Möglichkeiten der Datenerfassung wie die Aufnahme von Bildern oder das Einspielen von PDF-Dokumenten wurde im Zuge dieses Pilotprojektes auch eine neue Form der Datensortierung untersucht. Diese beruht dabei auf der Vergabe von Schlagworten, welche den Bildern bzw. Daten bei der Aufnahme zugeordnet werden, woraus eine übersichtliche Sortierung bzw. eine
einfachere Wiederauffindung resultiert. Diese Funktion wird zusätzlich zu einer lagerichtigen Verortung des Standortes in Bezug auf die Straßenachse ergänzt. Daraus folgend können hocheffizient und nachvollziehbar Informationen und Daten zu Bauprozessen bzw. Bauabschnitten aufgenommen werden. Weiterführend ist auch die Ausgabe in Form von Berichten möglich oder der Bauwerkserhalter nützt die Informationen in digitaler Form. Ebenso wurde durch diesen Dokumentationsprozess, neben einer Standardisierung für alle Beteiligten, eine Zeitersparnis bei der Berichtserstellung und der Aufbereitung der Baustellendokumentation generiert.
kstr210115
114 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 BIM im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau (BIM K-VTB) 3.3.8 Ausbildung zum BIM-Baustellen-Manager (BIM-K-VTB) Um kleine und mittlere Bauunternehmen auf die mit BIM einhergehenden Herausforderungen vorzubereiten, startete die MTS-Akademie eine neue Ausbildung zum „BIM-Baustellen-Manager für kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau“. Das zehnmonatige Weiterbildungsangebot war Thema der letzten Station und vermittelt ausgewählten Schlüsselpersonen das für die Umsetzung und Anleitung von BIM-Prozessen nötige Knowhow im Rahmen einer berufsbegleitenden Qualifizierung. Diese richtet sich sowohl an Bauleiter und Poliere als auch an Auftraggeber und Planer. Leitgedanke ist dabei das Neudenken des Bau-prozesses, bei dem die eingesetzte Software nur eine untergeordnete und herstellerunabhängige Rolle spielt. Entsprechend ist das Ausbildungsangebot an keinerlei Systemvoraussetzungen gebunden und setzt neben PC-Grundkenntnissen lediglich Berufserfahrungen im Tief- und Straßenbau sowie Veränderungsbereitschaft voraus 3.4 Fazit Wer am Ende des Leistungsschau-Parcours angekommen war, verstand in der Regel zwei Dinge: Zum einen, dass der kommunale Verkehrswege- und Tiefbau (BIM K-VTB) bereits heute ‚BIM-ready“ ist und zum anderen, dass BIM wenig bis gar nichts mit irgendeiner Software-Lösung zu tun hat, sondern in erster Linie eine völlig neue Form der Baukultur darstellt, bei der das Herzstück das Miteinander, die Kommunikation, der Austausch und die Transparenz zwischen allen Prozessbeteiligten ist. Zentrale Botschaft dieses Beitrags ist demzufolge der Aufruf an jeden Einzelnen, schon heute neue Wege zu wagen. Denn der BIM-Stufenplan rückt näher und wird jeden einholen, der sich damit nicht rechtzeitig auseinandersetze. Das gilt für alle am Bauprozess Beteiligten. Und zwar ganz abgesehen von den vielen wirtschaftlichen Vorteilen im Hinblick auf Terminsicherheit und Effizienz wie auf die gesteigerte Attraktivität von Arbeitsplätzen. Literaturhinweise [1] BIM-Handbuch - Empfehlungen für den digitalen Bauablauf im Tief- & StraßenbauISBN 978-3- 9820814-0-3 [2] Die Wahrheit liegt vor der Baggerschaufel - Wie Infrastrukturprojekte wirklich gelingen Markus Becker & Guido QuelleISBN: 9783752861594 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 115 Dokumentation einer Straßenbaustelle - es muss ja nicht immer BIM sein! Stefan S. Grubinger, Matthias J. Rebhan, Simon Jimenez recordIT GmbH, Graz, Österreich Reinhard Hinrichs, Michael Rappold Amt der Steiermärkischen Landesregierung, A16 Straßeninfrastruktur - Sonderprojekte, Graz, Österreich Zusammenfassung Um eine Entlastung der Anrainer und Autofahrer zu ermöglichen, wurden durch das Land Steiermark in den letzten Jahren eine Vielzahl an Großprojekten zur Verkehrsberuhigung gestartet und umgesetzt. Eines dieser Projekte ist die Ortsumfahrung Preding - Weiz. Diese wird in drei Teilen hergestellt wird die aktuell oberirdisch durch das Ortsgebiet von Weiz verlaufende B64 durch Nieder- und Unterflurtrassen sowie einige Tunnelabschnitte ersetzen. Der Teil 2 besteht aus drei Niederflurtrassen und zwei Unterflurtrassen, welche in offener Bauweise errichtet werden. Neben den geotechnischen und bautechnischen Anforderungen dieses Bauabschnittes wurde ein Fokus des Landes Steiermark A16 Straßeninfrastruktur Sonderprojekte auch auf die Dokumentation des Baufortschrittes und der Bauleistung gelegt. Gemeinsam mit dem Softwareunternehmen recordIT wurde im Zuge dieses Projektes eine Pilotstudie zur Erfassung von Daten, Informationen und Bildern durchgeführt. Ziel hierbei war es, ab Baubeginn sämtliche Informationen, welche vor Ort aufgenommen und erfasst werden in einer zentralen Datenbank abzulegen und nachhaltig zu verwalten. Diese dient anschließend als Datenablage und kann zu späteren Zeitpunkten, beispielsweise bei Schadensfällen oder im Zuge einer Sanierung und Instandhaltung, erneut als Datengrundlage herangezogen werden. Neben den Möglichkeiten der Datenerfassung wie die Aufnahme von Bildern oder das Einspielen von PDF-Dokumenten wurde im Zuge dieses Pilotprojektes auch eine neue Form der Datensortierung untersucht. Diese beruht dabei auf der Vergabe von Schlagworten, welche den Bildern bzw. Daten bei der Aufnahme zugeordnet werden, woraus eine übersichtliche Sortierung bzw. eine einfachere Wiederauffindung resultiert. Diese Funktion wird zusätzlich zu einer lagerichtigen Verortung des Standortes in Bezug auf die Straßenachse ergänzt. Daraus folgend können hocheffizient und nachvollziehbar Informationen und Daten zu Bauprozessen bzw. Bauabschnitten aufgenommen werden. Weiterführend ist auch die Ausgabe in Form von Berichten möglich oder der Bauwerkserhalter nützt die Informationen in digitaler Form. Ebenso wurde durch diesen Dokumentationsprozess, neben einer Standardisierung für alle Beteiligten, eine Zeitersparnis bei der Berichtserstellung und der Aufbereitung der Baustellendokumentation generiert. 1. Projekt Ortsumfahrung Preding - Weiz Die B64 Rechberg Straße liegt im Herzen der Steiermark nördlich der Landeshauptstadt Graz und stellt neben den beiden Autobahnen A9 und A2 sowie der S35 eine der wichtigsten Verkehrsachsen im Raum Graz Umgebung dar. Sie führt auf einer Länge von 50,5 km von Gleisdorf an der Südautobahn (A2) entlang der Raab und dem Weizbach im Grazer Bergland nach Frohnleiten im Murtal an der Brucker Schnellstraße (S35). Sie verbindet die Bezirkshauptstadt Weiz mit der restlichen Steiermark und hat somit einen erheblichen wirtschaftlichen Beitrag für die Region. Zudem liegt im Einzugsgebiet der B64 noch der Bereich der Weizklamm sowie Teichalm, welche zwei der wichtigsten Naherholungs- und Ausflugsgebiete der Steiermark darstellen. Mit einem durchschnittlichen täglichen Verkehr DTV von mehr als 11.000 KfZ/ 24h handelt es um eine der meistbefahrenen Landesstraßen im Netz des Landes Steiermark. Aktuell führt die Trasse der B64 direkt durch das Stadtgebiet von Weiz, wo es einerseits zu einer Verkehrsbeeinflussung durch Engstellen kommt und zum anderen auch eine unnötige Einschränkung der Lebensqualität für die Einwohner*Innen der Stadt Weiz hervorruft. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2011 mit der Errichtung einer Ortsumfahrung (vgl. Abb. 1), welche die innerstädtische Verkehrsbelastung reduzieren wird, begonnen. (Amtsblatt Stadt Weiz) 116 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 Dokumentation einer Straßenbaustelle - es muss ja nicht immer BIM sein! Abb. 1: Gesamtübersicht des Projektes Ortsumfahrung Preding - Weiz (www.ortsdurchfahrt.at) Das gesamte Projekt Ortsumfahrung Weiz besteht dabei aus 3 Teilen, welche in Abb. 1 zu erkennen sind. Der 1. Teil beginnt im Bereich Preding im Südosten von Weiz, wo die Trasse der B64 als Zulaufstrecke für die geplante neue Trassenlage vorbereitet wurde. Dieser Teil wird in Form einer Wanne ausgeführt und schließt im Kreuzungsbereich der B64 mit der B72 an den Teil 2 an. Dieser weist eine Gesamtlänge von ca. 1.200 m auf und besteht aus zwei Hauptbauwerken in Form von Unterflurtrassen mit einer Länge von 425 bzw. 274 m. Diese Bauwerke (vgl. Abb. 2) werden in offener Bauweise hergestellt, wobei neben den Anforderungen an die Herstellung der Baugruben auch eine entsprechende Wasserhaltung erforderlich war. Abb. 2: Übersichtskarte des Teils 2 (www.ortsdurchfahrt.at) Die Fertigstellung des Gesamtprojektes ist für das Frühjahr 2022 geplant. Ab diesem Zeitpunkt soll der gesamte Durchzugs- und Pendlerverkehr nicht mehr wie aktuell durch das Ortsgebiet von Weiz geführt werden, sondern über die neue Trassenlage der B64. Damit sollen neben einer Verkehrsberuhigung des Innenstadtbereiches und der damit einhergehenden Aufwertung und Erhöhung der Lebensqualität auch die Verkehrsbehinderungen auf ein Minimum reduziert werden. 2. Aufgabenstellung an eine Dokumentationssoftware auf der Baustelle Eine der Hauptaufgaben am Bau - neben der technisch und sachlich richtigen Umsetzung des Bauprojektes - ist es auch, das Werk entsprechend zu dokumentieren. Neben der Einhaltung normativer Vorgaben und Vertragsbedingungen, dient die Dokumentation auch der Aufzeichnung des Baufortschrittes bzw. der Erfassung von Mängeln, Schäden und anderen Ereignissen. Aufgrund dieser Anforderungen ist in Bezug auf eine Dokumentationssoftware eine einfache Handhabung sowie eine anpassbare Funktionsweise erforderlich. Die einfache Handhabung kann bei Softwarelösungen durch eine intuitive und auf die Anwender abgestimmte Oberfläche erreicht werden. Auf diese Themenstellung wird in Kapitel 4.1 dieses Beitrages vertieft eingegangen. Um eine möglichst große Bandbreite der Funktionalität sicherzustellen ist es vorteilhaft, die Anwender sowie deren Anforderungen zu kennen, und darauf aufbauend die Erfordernisse an eine Software definieren zu können. Vor allem im Bereich des Berichtswesens und des Exportes von Dokumenten (vgl. Kapitel 4.3) können hier erhebliche Nutzungseinschränkungen bestehen, welche bei der Anwendung einer Dokumentationssoftware behindern bzw. die Nutzerzufriedenheit beeinflussen. 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 117 Dokumentation einer Straßenbaustelle - es muss ja nicht immer BIM sein! 2.1 Besondere Anforderungen einer Linienbaustelle Hochbaubaustellen wie die Errichtung einer Wohnanlage oder der Bau einer Industriehalle sind generell durch eine vertikale Bauweise gekennzeichnet. Wie Abb. 3 oben zeigt, wird im Regelfall mit der Herstellung der Gründung bzw. in diesem Fall der unterirdischen Geschosse begonnen, ehe darauffolgend nach oben gebaut wird. Damit verbunden ist eine dreidimensionale, nach oben zunehmende Ausrichtung der Bauprozesse. Beispiel hierfür ist die Position der vertikalen Tragwerksbauteile zur Lastableitung, welche im Fall eine Hochbaues im Allgemeinen in jedem Geschoss ähnlich ist. Daraus resultiert, dass diese Tatsache bei einer Dokumentation berücksichtigt werden muss. Im Regelfall wird hierzu die Anzahl der Geschosse als Abgrenzung verwendet, und Bilder werden nicht nur der Lage im Grundriss sondern auch dem entsprechenden Geschoss zugeordnet. Abb. 3: Oben: Übersichtsbild einer Baugrube (Hochbau); Unten: Übersicht einer Linienbaustelle Im Gegensatz hierzu zeichnen sich Linienbaustellen, wie in Abb. 3 unten zu erkennen, durch eine einer Linie oder Trasse folgenden Ausdehnung aus. Daraus resultiert, dass die obigen Einschränkungen einer Hochbaustelle durch das Errichten von unten nach oben auf eine Ebene projiziert werden müssen. Im Falle der in Abb. 3 unten gezeigten Errichtung einer Straßentrasse ist es somit möglich, in Bereichen der Baustelle Belagsarbeiten durchzuführen, während in anderen Bereichen der Baustelle noch an der Herstellung des Einschnittes und der Böschungssicherungen gearbeitet wird. Während bei Hochbaubaustellen das Geschoss als Hauptebene der Bildsortierung verwendet werden kann ist es bei Linienbaustellen sinnvoll die Trassierung als zusätzliche Bildinformation zu speichern und diese auch für Sortierungs-, Ablage- oder Dokumentationsinhalte zu verwenden. Aus den obigen Ausführungen wird ersichtlich, dass große Unterschiede zwischen einer klassischen Hochbaubaustelle und einer Linienbaustelle vorhanden sind. Diese sind nicht nur bei der Bauherstellung - speziell der Bauzeitplanung und der Koordinierung - zu beachten, sondern auch bei der Verwendung von Softwarelösungen für die Dokumentation und das Berichtswesen. 2.2 Anforderungen seitens des Landes Steiermark Seitens des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung, welche das Projekt der Ortsumfahrung Weiz als Bauherr und späterer Betreiber umsetzt, wurden im Zuge der Projektplanung die Anforderungen an eine zentral verwaltete Fotodokumentation definiert. Diese sollte dabei über die gesamte Bauzeit von rund 3,5 Jahren verwendbar sein und dadurch den gesamten Bauprozess vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung abdecken. Ein Hauptaugenmerk neben der technischen Umsetzung dieses Projektes war dabei eine einfache und intuitive Handhabung, um von den Anwendern vor Ort eine größtmögliche Akzeptanz zu erhalten und damit eine lückenlose und umfassende Anwendung der Dokumentationssoftware sicherzustellen. Eine weitere Anforderung an eine Dokumentationssoftware war ein einfaches Auffinden der dokumentierten Inhalte. Aus anderen, durch das Amt der Steiermärkischen Landesregierung bereits erfolgreich umgesetzten Bauprojekten, wurde von ca. 35.000 Bildern über die gesamte Projektlaufzeit ausgegangen. 3. Verwendung der Software recordIT Um die in Kapitel 2.2 angeführte Anzahl an Bildern verwalten zu können aber auch schnell auffinden zu können wurde auf die Softwarelösung recordIT (www.recordIT. at) zurückgegriffen. Nachfolgend wird kurz erklärt, wie diese aufgebaut ist, bzw. wie der Einsatz bei diesem Projekt stattfand. recordIT ist als universell verwendbares Tool für eine zeitsparende Berichterstellung konzipiert. Baustellen und Berichte können je nach firmenspezifischem Bedarf aufgelistet werden und sind durch eine individuelle Sortierung (z.B. nach Entfernung zum Anwender) schnell auffindbar. Die Hauptverwendung bei diesem Projekt war die direkte und einfache Ablage von Bildern mit Verschlagwortung und automatischer Vermarkung auf dem auf der Basemap © lagerichtig verlinkten Objektplan. Diese Bilder konnten in weiterer Folge durch Filterung nach Aufnahmezeitraum, Schlagwort oder den GPS-Koor- 118 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 Dokumentation einer Straßenbaustelle - es muss ja nicht immer BIM sein! dinaten gesucht und sortiert werden. Beispielsweise ist es somit möglich, alle Bilder auszugeben, die zwischen März und April 2018 aufgenommen wurden. Zusätzlich kann die Suchfunktion verfeinert werden, indem nur jene Bilder ausgeben werden, welche 100 m von einem spezifischen Punkt (auf der Karte bzw. dem Objektplan) aufgenommen wurden und das Schlagwort „Entwässerung“ beinhalten. Die zweite Verwendung ist die Erstellung von Berichten. Bei der Verwendung dieses Modules werden Vorlagen (vergleichbar mit analogen Leerformularen) mit den gewünschten Bildern und Informationen befüllt und die Berichterstellung ist abgeschlossen. Die Bearbeitung des Berichts im Büro ist möglich, kann aber auch bereits vor Ort durchgeführt werden. Der Workflow von recordIT ist in nachfolgender Abb. 4 dargestellt. Abb. 4: Workflow der Softwarelösung recordIT Aus der obigen Beschreibung des Workflows lässt sich erkennen, dass diese für die Erstellung von Fotodokumentation und der daraus folgenden Ableitungen von Berichten maßgeschneidert ist. In den nachfolgenden Kapiteln werden noch einige Besonderheiten, welche auch mit dem in Kapitel 1 angeführten Projekt in Zusammenhang stehen, beschrieben. Diese beziehen sich auf die Bereiche der Fotodokumentation und des Berichtswesens sowie ein spezielles Modul, welches die Anforderung einer Linienbaustelle abdeckt. 3.1 Fotodokumentation Wie die Ausführung zum Workflow von recordIT zeigt, ist es unter Anwendung von Softwarelösungen möglich, schnell und schematisiert Bilder, Informationen und Daten vor Ort zu erfassen und diese Inhalte ohne Informationsverlust in einen Bericht einzufügen. Vor der Anwendung von Softwarelösungen gestaltete sich die Erstellung von Berichten und vor allem von Fotodokumentationen als sehr zeitaufwändig und auch fehleranfällig. Maßgeblich sind hierfür zwei Punkte verantwortlich. Einerseits ist, auf Grund der Aufnahme vor Ort und der Berichterstellung ein zeitlicher Unterschied gegeben. Daraus resultierend wird mit der Erstellung der Bericht erst nach Erfassung sämtlicher Informationen begonnen. Daraus folgend lässt sich erkennen, dass ein gewisser Informationsverlust unweigerlich stattfindet. Bei Fotodokumentationen ist dies oftmals die Zuordnung der Inhalt und Bilder zu ihrer Lage am Objekt. Bei der lagerichtigen Zuordnung der Bilder wird es im Regelfall ab einer gewissen Anzahl an Bildern schwierig, den Überblick zu behalten und diese Informationen in Plänen oder anderen Unterlagen festzuhalten. Dies verstärkt sich durch die Tatsache, dass oftmals ähnliche Bauteile (z.B. Stützenreihe) auftreten. Daraus folgend können Bilder im Nachhinein lediglich falsch oder nicht mehr eindeutig zugeordnet werden, worunter nicht nur die technische Richtigkeit der Fotodokumentation leidet, sondern auch eine gewisse Unsicherheit für das Personal gegeben ist. Andererseits findet bei einer analogen Vorgehensweise mit Plan, Skizzenblock und Kamera die Vermarkung der Bilder und auch die Erfassung von Informationen an unterschiedlichen Orten statt. Maße oder Längen werden im Regelfall auf den Planunterlagen erfasst, wohingegen textlichen oder inhaltliche Informationen zu den Bildinhalten auf einem Skizzenblock erfasst werden. Daraus folgend resultiert, dass im Zuge der Berichterstellung die Inhalte mehrerer Quellen zu einem Gesamtdokument zusammengefasst werden müssen, woraus ebenfalls ein gewisses Fehlerpotential und eine Fehleranfälligkeit resultiert. Die beiden oben angeführten Schwachstellen bei einer klassischen, analogen Dokumentation können durch die Anwendung einer entsprechenden Softwarelösung abgemindert und in manchen Bereichen auch beseitigt werden. Beispielsweise kann mit der in diesem Beitrag angeführten Softwarelösung eine eindeutige Zuteilung und Vermarkung (vgl. Kapitel 3.2) der Bilder und der Bildinhalte vorgenommen werden. So können für Linienbaustellen etwa spezielle Bezüge zum Lage- und Objektplan aber auch zur Kilometrierung (Straße) oder Hektometrierung (Schiene) vorgenommen werden, um eine eindeutige Lagekennzeichnung zu ermöglichen. Weiters wird den Anwendern auch die Möglichkeit gegeben, Informationen und Abfragen direkt im Zuge der Bilderfassung zu einem aufgenommenen Bild anzuführen. Dies stellt sicher, dass diese Informationen zum Zeitpunkt der Erfassung bereits in den Bericht eingepflegt werden. Der zuvor angeführte Punkt eines möglichen Informationsverlustes kann somit weitgehend ausgeschlossen werden. 3.2 recordIT via recordIT via stellt eine Erweiterung des oben angeführten Workflows zur Erstellung von Berichten und Fotodokumentation bei Linienbaustellen dar. Die Vorteile hierbei sind, dass beispielsweise die in Kapitel 3.1 angeführte Vermarkung von Bildern automatisiert durchgeführt wird, bzw. im Bedarfsfall entsprechend angepasst werden kann. Wie Abb. 5 zeigt, kann sowohl eine Karte - als Auszug aus einem GIS-basierten System wie Basemap © aber auch der Objekt- oder Lageplan des Projektes verwendet werden. Damit ist es möglich, Bilder parallel durch zwei unterschiedliche Vorgehensweisen zuzuordnen. Zum einen kann dies durch die Verwendung des 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 119 Dokumentation einer Straßenbaustelle - es muss ja nicht immer BIM sein! GPS-Sensors des Eingabegerätes (Tablet oder Mobiltelefon) geschehen. Ist die Verortung des Gerätes aktiv, so werden die Längen- und Breitengrade des Gerätestandortes bei der Aufnahme eines Bildes als Metadaten abgelegt und in das System eingepflegt. Zum anderen kann auch eine Vermarkung des Bildes auf dem Objekt- oder Lageplan durch den Anwender oder die Anwenderin vorgenommen werden. Dies geschieht durch einfaches Setzen eines Punktes (Marker) am gewünschten Ort. Durch die Möglichkeit, den Objektplan lagerichtige zu verorten ist somit sichergestellt, dass durch ein einmaliges Referenzieren das Bilder gleichermaßen am Objekt- und Lageplan und auf einer GIS-basierten Karte verortet wurde und somit auch in beiden zur Ansicht oder Auswertung und Weiterbearbeitung verwendet werden kann. Abb. 5: Beispiel der Vermarkung eines Bildes Durch beide Verfahren - sowohl die Vermarkung per GPS als auch das händische Setzen eines Markers - führt dazu, dass das Bild lagerichtig in beiden Dokumenten dargestellt wird. So kann sowohl der Objekt- und Lageplan als auch die Karte als Referenz für den Standort verwendet werden. Dies vereinfacht die Handhabung vor Ort, da durch die GPS-Koordinaten ein eindeutiger Lagebezug gegeben ist und zudem können durch eine händische Erfassung auch Lagefehler (Genauigkeit GPS ca. 1 m) behoben werden oder es kann eine detailliertere Erfassung des Standortes vorgenommen werden. Neben der lagegenauen Erfassung des Bildstandortes wurde in recordIT via auch eine Tag-Funktion zur Verschlagwortung eingebaut. Diese basiert auf einer Datenbank, welche durch den Kunden mit Begriffen bestückt wird. Im Zuge der Aufnahme eines Bildes kann so durch einfache Auswahl des oder der jeweiligen Schlagworte ein Bildinhalt definiert und spezifiziert werden. Darüber hinaus ist dieses System selbstlernend aufgebaut und nimmt zusätzliche, durch die Anwender definierte Bildinhalte, mit in die Datenbank auf und stellt diese bei weiteren Aufnahmen wieder zur Auswahl. Dies ermöglicht einen aktuellen und vollständigen Inhalt der Schlagwörter auf Basis eines selbstlernenden Systems. Abb. 6: Filter- und Suchfunktion basierend auf der Beschlagwortung eines Bildes Neben der einfachen Eingabe und Erfassung von Bildinhalten dienen diese Tags auch der Strukturierung und Sortierung der Dokumentationsinhalte. Mit Ergänzung durch den Bildstandort ist es so beispielswiese möglich, wie in Abb. 6 gezeigt, sämtliche Bilder und Vermarkungen mit dem Tag „Schacht“ in einem Umkreis von 50 m vom aktuellen Standort anzuzeigen. Daraus resultiert für die Anwender, dass diese sich andere, bereits dokumentierte Inhalte zum gleichen Themenbereich anzeigen lassen können, aber auch, dass eine gezielte Suche nach Dokumentationsinhalten entlang der gesamten Baustellentrasse möglich ist. 3.3 Mangelmanagement Neben den oben angeführten Inhalten und Programmfeatures, um eine lückenlose und schlüssige Dokumentation eines Bauprojektes sicherzustellen bietet recordIT auch Lösungen an, um das Mangelmanagement innerhalb der Software zu verwalten. Mit diesem Modul können im Zuge der Fotodokumentation - im gleichen Arbeitsschritt - Aufgaben für unterschiedliche Personenkreise definiert werden. So wird sichergestellt, dass kein Informationsverlust vorliegt und dass Mängel, welche bereits erfasst wurden, auch gleich einer Bearbeitung zugeführt werden. Als Personenkreise können hier sowohl einzelne „physische“ Personen aber auch Firmen oder Auftragnehmer definiert werden. Die Abarbeitung der Mängel findet ebenfalls auf der Oberfläche von recordIT statt. Die im Zuge einer Mangelerfassung angeführten Personen werden verständigt und über das Vorliegen eines Mangels informiert. Nach Behebung des Mangels kann ein Bild oder Kommentar hochgeladen werden, sofern dies vom Verfasser des Mangels geplant ist. Zudem kann abschließend eine Übersicht zu Mängeln erstellt werden. Damit ist eine rasche Übersicht gegeben und diese kann beispielsweise im Zuge der Ab- und Übernahme aber auch der Abrechnung verwendet werden. Vor allem Letzteres stellt dabei einen durchgehenden Informationsfluss dar und verhindert das Mängel im Übernah- 120 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 Dokumentation einer Straßenbaustelle - es muss ja nicht immer BIM sein! meprozess übersehen werden, oder diese beispielsweise nicht in der Abrechnung Berücksichtigung finden. 4. Generelle Anforderungen an den Digitalisierungsprozess zur Dokumentation von Baustellen In den beiden vorherigen Kapiteln wurde aufgezeigt, dass große Unterschiede zwischen einer Hochbaubaustelle und einer Linienbaustelle wie beispielsweise der hier vorliegenden Umfahrung, aber auch Tunneln oder anderen Straßenbaustellen, bestehen. Diese Baustellenarten bringen einige besondere Anforderungen mit sich, welche in den Softwarelösungen zur Erfassung der Baustelle berücksichtigt werden müssen. Nachfolgend soll kurz auf generelle Anforderungen aus dem Dokumentationswesen und vor allem die in diesem Bereich stattfindenden Digitalisierungsprozesse eingegangen werden. 4.1 Datenerfassung vor Ort Eine einfache und intuitive Erfassung von Informationen auf der Baustelle bildet die Grundlage für eine Dokumentation da hier der Verlust von Informationen am geringsten ist. Aus diesem Grund gilt es dieser Phase und Tätigkeit die größte Aufmerksamkeit zu schenken. Neben dem zur Verfügung stellen sämtlicher Tools und Funktionen die hierfür benötigt werden, muss auch sichergestellt werden, dass die Handhabung für die Anwender ohne großen Aufwand möglich ist. Nur so kann die Dokumentation in der Qualität durchgeführt werden, wie diese benötigt wird auch im Nachgang Aussagekraft zu besitzen. Darüber hinaus ist festzustellen, dass eine personenübergreifende und somit vollständige Dokumentation eines Bauprojektes nur selten in der Praxis umgesetzt werden kann. Wobei hier eine Zunahme auf Grund der steigenden Verwendung von digitalen Lösungen zu erkennen ist. Durch das zur Verfügung stellen von Plattformen für eine personenübergreifende Dokumentation kommt man zu Lösungen welches sich im Baualltag als praktikabel erweisen und auch Verwendung finden. Gestützt auf den zuvor angeführten Punkten kann davon ausgegangen werden, dass eine nicht ausreichende Dokumentation im Feld nur schwer oder gar nicht in nachfolgenden Phasen egalisiert bzw. beseitigt werden kann. 4.2 Berichterstellung und Export Wie die Ausführung zu den Anforderungen des Digitalisierungsprozesses und auch die in den vorherigen Kapiteln angeführten Inhalte zur Dokumentation von Linienbaustellen zeigen, ist die Verwendung einer Softwarelösung für die Berichtserstellung mit einer Vielzahl an Vorteilen verbunden. Hierzu ist es jedoch in manchen Bereichen erforderlich, bekannte und bisher etablierte Denkweisen und Muster abzulegen bzw. diese in eine digitale Herangehensweise zu transformieren. Einer der Hauptschwächen einer schematisierten und zeitsparenden Dokumentation sind die verwendeten Berichtsvorlagen. Für diese gibt es in den meisten Unternehmen bereits Vorlagen, welche jahrelang in Verwendung waren und damit entsprechend erprobt und auch ausgereift sind. Diese sind im Regelfall jedoch auf eine analoge Erstellung der Berichte - nach der Erfassung der Inhalte vor Ort - ausgelegt. Daher sind oftmals kleinere Anpassungen bzw. Adaptierungen erforderlich, welche die Inhalte der Berichte nicht verändern, sondern in Bezug auf ihre digitale Bearbeitung in einer „vor-Ort-Software“ hin optimieren. Beispielsweise erlaubt die digitale Erfassung, nur die relevanten Checklisteneinträge im finalen Bericht erscheinen zu lassen, anstatt alle möglichen Varianten zu zeigen. Dieser Punkt wird vor allem bei der Nutzung von Vorlagen, welche in Normen oder Regelwerken gegeben sind, ersichtlich. Diese sind auf eine technisch richtige und schlüssige Erfassung und Aufbereitung der Inhalte ausgelegt, jedoch im Regelfall nur bedingt mit den Anforderungen an eine digitale Erfassung kompatibel. Daher empfiehlt es sich, derartige Vorlagen geringfügig umzuarbeiten um damit eine softwaretechnische Nutzung zu vereinfachen. Neben dem strukturellen und optischen Aufbau von Vorlagen sollten auch die Inhalte dieser definierbar und durch die Anwender anpassbar sein. Dies ermöglicht zum einen eine schnelle Reaktion auf Änderungen wie beispielsweise die Einarbeitung neuer Erkenntnisse oder der Änderungen einer technischen Vorgabe. Um hierbei eine größtmögliche Nutzerfreundlichkeit sicherzustellen, empfiehlt es sich, eine Reihe an unterschiedlichen Eingabemöglichkeiten vorzugeben. Neben Textfeldern und Auswahlmenüs sollte es auch möglich sein, Tabellen oder Skizzen in einen Bericht einfügen zu können. Tabellen werden dabei oftmals zur Erfassung gleichbleibender Inhalte (z.B. Anwesenheit) verwendet und können somit sehr zur Vereinfachung der Dokumentation beitragen. Skizzen - als eines der Hauptwerkzeuge des Technikers und der Technikerin - sind dabei ein täglicher Begleiter und unerlässlicher Bestandteil, um eine umfassende Dokumentation sicherzustellen. Abschließend sind auch entsprechende Exportfunktionen erforderlich, um eine Dokumentationssoftware anwenderpraktikabel und nutzbar zu gestallten. Neben dem Export von Bildern und abgeschlossenen Berichten sollte auch die Nachbearbeitbarkeit und die Verwendung der Berichte und Dokumentationen angedacht werden. Als Format wird dabei in den meisten Firmen Microsoft Word (*.doc oder *.docx) verwendet. Die Softwarelösung recordIT benutzt dieses Format sowohl als Grundlage für ihre Vorlagen als auch zur Ausgabe der fertiggestellten Berichte. Damit kann auch im Nachgang eine einfache und schnelle Bearbeitung durch die Anwender vorgenommen werden.
