eJournals Kolloquium Straßenbau in der Praxis 2/1

Kolloquium Straßenbau in der Praxis
kstr
expert Verlag Tübingen
91
2021
21

Lärmarme Oberflächen auf freien Strecken und Brücken

91
2021
Jean-Marc Waeber
Fabian Traber
In der Schweiz werden erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Verkehrslärm zu reduzieren. Dazu werden auf der freien Strecke und Brücken bevorzugt offenporige Asphalt-Deckschichten (PA) eingebaut oder Semidichte Asphalte (SDA) mit geringerer Porosität. Hohlraumreiche Asphalt-Deckschichten sind ein Kompromiss zwischen Lärmreduktion und Nutzungsdauer. Um Letzteres zu vermeiden wurde eine Gussasphalt-Deckschicht entwickelt, deren Oberfläche so konstruiert ist (Splitteinstreuung, Bearbeitung mit speziellen Walzen usw.), dass eine möglichst deutliche Reduzierung des Verkehrslärms erreicht wird.
kstr210395
2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 395 Lärmarme Oberflächen auf freien Strecken und Brücken Jean-Marc Waeber Bundesamt für Strassen ASTRA, 3063 Ittigen, Schweiz Fabian Traber Bundesamt für Strassen ASTRA, 3063 Ittigen, Schweiz Zusammenfassung In der Schweiz werden erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Verkehrslärm zu reduzieren. Dazu werden auf der freien Strecke und Brücken bevorzugt offenporige Asphalt-Deckschichten (PA) eingebaut oder Semidichte Asphalte (SDA) mit geringerer Porosität. Hohlraumreiche Asphalt-Deckschichten sind ein Kompromiss zwischen Lärmreduktion und Nutzungsdauer. Um Letzteres zu vermeiden wurde eine Gussasphalt-Deckschicht entwickelt, deren Oberfläche so konstruiert ist (Splitteinstreuung, Bearbeitung mit speziellen Walzen usw.), dass eine möglichst deutliche Reduzierung des Verkehrslärms erreicht wird. 1. Lärmarme Oberflächen bei Gussasphalt- Deckschichten auf Brücken (Forschungsprojekt ASTRA 2009/ 007) Die Lärmschutz-Verordnung (LSV) führt vermehrt dazu das anstelle von Gussasphalt, Semidichte Asphalte (SDA) oder Offenporige Asphalte (PA) als Deckschicht auf unseren Kunstbauten eingesetzt werden. Beide Belagsarten haben den Nachteil, dass sie ungehindert Wasser durchlassen, welches auf Brücken unerwünscht ist wegen möglichen Schädigungen der Abdichtung und des Brückenbauwerks. Um letzteres zu vermeiden, werden auf Brücken meist wasserdichte Gussasphaltbeläge eingebaut, die wegen der nicht vorhandenen Porosität, keinen Beitrag zur Lärmreduzierung leisten können. Ziel des Forschungsvorhabens war es daher, eine Gussasphalt-Deckschicht zu entwickeln, deren Oberfläche so konstruiert ist (Splitteinstreuung, Bearbeitung mit speziellen Walzen usw.), dass eine möglichst deutliche Reduzierung des Verkehrslärms erreicht wird. In Meilenstein 1 wurden insgesamt 50 verschiedene Variationen von Gussasphalten (Kalksteinmehle, Bindemittelarten, Kornzusammensetzung) nach entsprechenden Voruntersuchungen hergestellt und geprüft. Das Ziel war, einen wärmestandfesten Gussasphalt (MA 8) zu entwickeln, der in der Lage ist, den vorumhüllten Abstreusplitt dauerhaft einzubinden. In Meilenstein 2 wurden insgesamt 12 verschiedene Abstreusplitte und 6 verschiedene Kleber überprüft zur Umhüllung der Abstreusplitte. Mit den aus Meilenstein 1 gewonnenen Ergebnissen wurde eine spezielle Zusammensetzung des Gussasphalts ausgewählt und Gussasphaltplatten hergestellt, auf deren heissen Oberflächen 10 ausgewählte vorumhüllte Abstreusplitte mit Hilfe einer Abstreuvorrichtung gleichmässig aufgestreut und mit einer Walze leicht eingedrückt wurden. Die Oberflächen der Platten wurden durch die BASt, D-Bensberg und Fa. IWS, D-Celle optisch vermessen. In Meilenstein 3 wurden 2015 nach Festlegung in der Betreuungskommission 4 Abstreusplitte ausgewählt, mit Bitumen 35/ 50 von der Fa. Weibel AG umhüllt und in die MA 8-Deckschicht auf dem Viadukt Kerzers eingestreut, in 2 Feldern noch eingewalzt, so dass insgesamt 6 Felder zur Prüfung der Lärmminderung auf der Versuchsstrecke zur Verfügung standen. Um den Belag akustisch zu begleiten wurden in den Jahren 2015 - 2019 verschiedene akustische Be-lagsuntersuchungen durch die Fa. Grolimund + Partner AG durchgeführt, welche eine Aussage zur akustischen Qualität und der Dauerhaftigkeit der Beläge zulassen. 2. Lärmarme Oberflächen auf freien Strecken Auf unseren Nationalstrassen werden heute auf der freien Strecke als Standard, Walzasphalt- und auf den Kunstbauten und in Tunneln Gussasphaltschichten verbaut. Der Hauptunterschied besteht darin, dass Walzasphalte poröser und hohlraumreicher als Gussasphalte sind. Ein Gussasphalt enthält mehr Feinanteile und deutlich mehr Bitumen als ein Walzasphalt und leitet das anfallende Wasser an seiner Oberfläche ab. Diese Eigenschaften