Kolloquium Straßenbau in der Praxis
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expert Verlag Tübingen
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Herstellung eines Kreisverkehrs mit einer Betondecke
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Stefan Linsel
Die Herstellung von Verkehrsflächen, insbesondere Fahrbahndecken, aus zementösen Medien, gewinnt deutlich an Bedeutung. Eine Ursache hierfür sind die prognostizierbaren längeren Nutzungszeiten, ohne dass in diesen nennenswerte Instandsetzungsmaßnahmen durchzuführen sind.
Im innerstädtischen Bereich ist ein weiterer Aspekt, dass Fahrbahndecken aus zementösen Medien mit Betrachtung einer behindertengerechten Nutzung des wegen Vorteile bieten, da sie auch bei größeren Temperaturänderungen von auch bis zu 60 Kelvin keine hierfür nachteiligen Verformungen zulassen.
Es sind jedoch erhöhte Anforderungen hinsichtlich Qualitätssicherung bei Ausführung anzusetzen, da aufgrund der thermisch-hygrischen Eigenschaften auch während der Erhärtungsphase ausführungsbedingte Parameter zur Sicherstellung einer Rissefreiheit definiert und kontrolliert werden müssen. Hierzu gehören Maßnahmen im Vorfeld, bereits bei der Festlegung geeigneter Betonzusammensetzungen. Wichtige Parameter für die Ausführung zum Frischbeton, aber auch Parameter zur Struktur und Festigkeitsentwicklung des Betons sind stets standort- und bauteilbezogen festzulegen und im Rahmen von Erstprüfungen im Vorfeld zu qualifizieren. Dabei sind baubetriebliche Abläufe, wie beispielsweise eine zu applizierende Oberflächenstruktur, in Abhängigkeit der jeweiligen Umweltbedingungen mit zu berücksichtigen.
Aufgrund geänderter und sich ständig ändernden Rohstoffsituationen, hier insbesondere die Bindemittel und die Gesteinskörnungen betreffend, sind weitere betontechnologische Einflussparameter vorhanden, die zwingend bei der Konzeption der Betonzusammensetzung
und bei der Überwachung der Ausführung zu quantifizieren sind. Dies betrifft nicht nur geänderte Rohstoffvorkommen bei der Betrachtung der Gesteinskörnung, dies betrifft insbesondere auch sich ständig ändernde Verfügbarkeiten der Bindemittel. So werden aus ökologischer Sicht künftig beispielsweise Komposit-Zemente mehr Bedeutung gewinnen, wohingegen Zusatzstoffe, wie beispielsweise Flugasche, aufgrund ökologischer Aspekte kaum mehr zur Verfügung stehen werden. Hier müssen Substitutionsbaustoffe Eingang in die Konzepte finden.
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414 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 Betonfertigteile für den Bau kommunaler Verkehrflächen - Eine Systemlösung für die Zukunft? Abbildung 7: Ampelsystem für die Betonfertigteilbauweis von Verkehrsflächen - Zeitangabe in Abhänigkeit von der Flächengröße (Quelle: BTE stelcon GmbH) 5.2 Bauzeitenvergleich Ein wesentlicher Systemvorteil von Betonfertigteilen im Verkehrsflächenbau bzw. in der Verkehrsflächensanierung liegt in der erforderlichen Bauzeit vor Ort. Durch eine sorgfältige Planung, eine exakte Fertigung der Betonfertigteile unter höchsten Qualitätsansprüchen und einer genau abgestimmten Flächenvorbereitung kann die Einbauzeit und somit die Gesamtbauzeit auf ein Minimum reduziert werden. Damit einhergehend reduziert sich die erforderliche Sperrzeit für die erforderliche Baumaßnahme und der damit verbundenen Verkehrbeeintächtigungen für alle Verkehrsteilnehmer, was unter Umständen auch zu einer positiven Akzeptanz bei den Nutzern der Verkehrsinfrastruktur führen kann. Der bauzeitliche Erfolg von Betonfertigteilen im Verkehrsflächenbau bzw. in der Verkehrsflächensanierung liegt in der Planung und Vorbereitung. Hier ist es wichtig, dass vom ersten Tag an, Bauherr, Planer, Bauunternehmer und Lieferant eng und abgestimmt zusammenarbeiten. Jedes noch so kleine Detail kann wichtig sein, da Fehler bei der Ausführung durch die enge Taktung nicht verziehen werden bzw. behoben werden können. Tabelle 1: Bauzeitenvergleich Betonfertigteilbauweise vs. Ortbeton 5.3 Kostenvergleich der Systeme In der reinen Budgetbetrachtung ist die herkömmliche Bauweise, ob in Asphalt oder Ortbeton, gegenüber der Betonfertigteilbauweise immer die Günstigere. as Bild wandelt sich, wenn in dieser Betrachtung auch Aspekte wie (Bau)Zeit, Verfügbarkeit, Dauerhaftigkeit, Unterhaltskosten und verfügbarer Ressourceneinsatz mit einbezogen werden d.h. eine Lebenszyklusbetrachtung herangezogen wird. Allein schon die Verdopplung der Nutzungsdauer kann dazu führen, dass die Betonfertigteilbauweise gegenüber der herkömmlichen Bauweise in der Lebenszyklusbetrachtung besser abschneidet. Abbildung 8: Gegenüberstellung der herkömmlichen Verkehrsflächenbauweise vs. Betonfertigteilbauweise (Quelle: BTE stelcon GmbH) Werden Langfristigkeit und Nachhaltigkeit mit in den Entscheidungsprozess einbezogen, dann führt kein Weg an der Betonfertigteilbauweise vorbei. 6. Fazit Für die Verfügbarkeit der Straßen werden in der Zukunft Ertüchtigungssysteme benötigt, die nach kurzer Sperrzeit wieder nutzbar sein müssen. Ein Hauptaugenmerk sollte dabei die Dauerhaftigkeit der durchgeführten Ertüchtigungsmaßnahme haben, sodass der jeweilige Lebenszyklus auf ein Höchstmaß gesteigert wird, um den Nutzern der Verkehrsinfrastrutur die Verfügbarkeit so lange wie möglich zu gewährleisten. Auch wird unter diesem Aspekt jede Infrastrukturinvestion sich langfristig auszahlen und damit auch die heranwachsende Generation entlasten. Literatur [1] S. Villaret, T. Tschernack, Fertigteile für den Bau kommunaler Verkehrsfäche, update 52, Ausgabe Dezember 2018
