Kolloquium Straßenbau in der Praxis
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expert Verlag Tübingen
91
2021
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Virtuelle Technologien in der Praxis
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2021
Kemal Gider
Agile Prozesse, eine schnell voranschreitende Digitalisierung und steigende Ansprüche an eine frühzeitige Partizipation von unterschiedlichen Stakeholdern bei Infrastrukturprojekten stellen komplexe Herausforderungen an die moderne Straßenverkehrsinfrastruktur. Der Einsatz virtueller Technologien bietet hier neue Möglichkeiten der 3D-Visualisierung, die am Praxisbeispiel des Großbauprojekts „Stuttgart 21“ dargestellt werden. Kemal Gider, Director Sales der CDM Tech
GmbH, zeigt unter anderem wie sich Architekturmodelle mittels Augmented Reality (AR) realitätsnah erweitern lassen, wie eine digitale Vernetzung von Plänen ermöglicht wird, wie mittels AR ein IST-SOLL Abgleich der Baulayouts durchgeführt wird und welche Möglichkeiten für eine Remote-Bauabnahme mittels AR bereits heute bestehen. Zusätzlich wird der Vortrag mit der Präsentation von Partizipationsmodellen mittels virtueller Technologien in Extended Reality und deren Vorteil für eine frühzeitige Einbindung in der Planungs- und Bauphase dargestellt.
Ziel des Vortrags ist es praxisnah aufzuzeigen, wie sich virtuelle Technologien für Bauprojekte in der Straßenverkehrsinfrastruktur einsetzen und nutzen lassen. Dabei geht der Autor auch auf konkrete Vorteile hinsichtlich Ressourceneinsparungen und eine integrierte Nutzung über den gesamten Lebenszyklus der Bauplanung ein.
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Was kommt nach 5D? Digitalisierung über den Lebenszyklus 468 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 Erstellung von Prozesssequenzen für einen bestimmten Anwendungsfall programmiert und begonnen in die Softwarelandschaft zu integrieren. Im Rahmen der Optimierung der digitalen Bauablaufplanung wird eine Verbindung zum Lean Management untersucht („digital Lean“) und die Weiterentwicklung zahlreicher Funktionen, UI´s, dem Softwarekern und spezielle Anwendungsfälle der Industriepartner vorangetrieben. Dabei wird das Prinzip des Lean-Startup verfolgt. 3. Das digitale Wertschöpfungsnetzwerk In zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträgen wird die praktisch nicht vorhandene Produktivitätserhöhung der Baubranche in den letzten Jahrzehnten thematisiert. Betrachten wir allein die technologischen Weiterentwicklungen der letzten Jahrzehnte auf den Baustellen und vergleichen diese z.B. mit der Maschinen- und Elektroindustrie oder gar der IT-Technologie, ist diese Aussage schnell qualitativ nachgewiesen und begreifbar. Diese zugegeben sehr niedrig liegende Ausgangsbasis hat wiederum einen Vorteil, nämlich ein riesiges Potential auch für Sprunginnovationen, wenn wir uns die Technik und Arbeitsweisen anderer Branchen schnell und effektiv zu nutzen machen. Irgendein Marktteilnehmer wird dieses Potential früher oder später heben, spätestens im nächsten Konjunkturzyklus. Für die im Markt befindlichen Unternehmen ergibt sich dann aber die Notwendigkeit und/ oder Machbarkeit von Innovationssprüngen mit mehreren Zehnprozent Produktivitätszuwachs. Konventionelle Innovationsprozesse reichen nicht. Abbildung 11: Potential zu Sprunginnovationen in der Baubranche (eigene Darstellung) Dazu müssen wir lernen, die Wertschöpfung als Ganzes zu betrachten, uns zu vernetzten, unser Wissen zu teilen und unsere Kräfte zu bündeln. Erst mit dem dafür notwendigen Kulturwandel in unserer Branche können wir die Produktivitätsvorteile aus der technischen Entwicklung hebeln und die geforderten Innovationssprünge erreichen. An der Hochschule Biberach haben wir, basierend auf der wegweisenden Bachelorarbeit von Herrn Patrick Theis aus dem Wintersemester 19/ 20, den Begriff des „digitalen Wertschöpfungsnetzwerks“ geprägt und beschrieben. Das digitale Wertschöpfungsnetzwerk beschreibt die projektunabhängige vollständige digitale Vernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Stakeholder über den gesamten Lebenszyklus. Digital verfügbare Standards der Bauwerke, Bau- und Betriebsprozesse erhöhen die Produktivität und Innovationskraft. Durch einen transparenten, risikominimierten, nutzerorientierten, kollaborativen und digital gestützten Planungs- und Bauprozess werden partnerschaftliche Vertragsmodelle mit den Kunden/ Nutzern ermöglicht und Vertrauen aufgebaut. Die heutigen Möglichkeiten der Digitalisierung schaffen dafür endlich die geeignete technologische Basis. Abbildung 12: Digitales Wertschöpfungsnetzwerk (Hochschule Biberach 2020)