eJournals Kolloquium Straßenbau in der Praxis 2/1

Kolloquium Straßenbau in der Praxis
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expert Verlag Tübingen
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Recyclingbaustoffe - ein Bericht aus der Straßenpraxis

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Burghardt Schramm
Aktueller Ausgangspunkt für Recycling ist das Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfälle (KRWG) [01]. Recycling hat einen hohen Rang, das für uns beim selektiven Rückbau beginnt. Neben fähigem Personal ist das Zusammenspiel aller beteiligten Geschäftsbereiche entscheidend für die optimale Verwertung von Recyclingbaustoffen. Basis für die Verwertung von Recyclingbaustoffen im Straßenbau sind die Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen (RStO 12) [02]. Bodenhandlung mit hydraulischen Bindemitteln im Unterbau/Untergrund ermöglicht das Designen der bautechnischen Eigenschaften von Böden. Im Oberbau kommen hydraulisch gebundene Tragschicht (HGT) und Verfestigung sowie ungebunden: Frostschutzschicht und Tragschicht zum Einsatz. Wo es sinnvoll ist, nutzen wir die Möglichkeiten der Richtlinien für die rechnerische Dimensionierung des Oberbaus von Verkehrsflächen mit Asphaltdeckschicht (RDO Asphalt 09) [03]. Recyclingbaustoffe sind nicht gut oder schlecht, es kommt darauf an, das passende Projekt zu finden.
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Wirtschaftliche Erneuerungsbauweisen - Neue Möglichkeiten der Verwertung von Straßenaufbruch und Boden an Ort und Stelle 510 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 Vor dem o. g. 3. Arbeitsschritt: Abtragen von Asphalt vom bestehenden Aufbau in der Dicke der später einzubauenden Asphaltschicht Dipl.-Ing. Ottmar Rienhoff-Gembus, freiberuflich beratender Ingenieur mit ca. 25 Jahren Erfahrung in der Straßenerhaltung Artikel des Verfassers erschienen im Februar 2020 in „der bauhofLeiter“ Freigegeben zur Veröffentlichung im Rahmen des 2. Kolloquium „Straßenbau in der Praxis“ von der Forum Verlag Herkert GmbH Mandichostraße 18, 86504 Merching Tel.: 08233 381-0, Fax: 08233 381-222 E-Mail: service@forum-verlag.com www.bauhof-leiter.de www.forum-verlag.com 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 511 Recyclingbaustoffe - ein Bericht aus der Straßenbaupraxis Dipl.-Ing. M.Eng. Burghardt Schramm Max Wild GmbH, Leutkircher Straße 22, 88450 Berkheim, Deutschland Zusammenfassung Aktueller Ausgangspunkt für Recycling ist das Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfälle (KRWG) [01]. Recycling hat einen hohen Rang, das für uns beim selektiven Rückbau beginnt. Neben fähigem Personal ist das Zusammenspiel aller beteiligten Geschäftsbereiche entscheidend für die optimale Verwertung von Recyclingbaustoffen. Basis für die Verwertung von Recyclingbaustoffen im Straßenbau sind die Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen (RStO 12) [02]. Bodenhandlung mit hydraulischen Bindemitteln im Unterbau/ Untergrund ermöglicht das Designen der bautechnischen Eigenschaften von Böden. Im Oberbau kommen hydraulisch gebundene Tragschicht (HGT) und Verfestigung sowie ungebunden: Frostschutzschicht und Tragschicht zum Einsatz. Wo es sinnvoll ist, nutzen wir die Möglichkeiten der Richtlinien für die rechnerische Dimensionierung des Oberbaus von Verkehrsflächen mit Asphaltdeckschicht (RDO Asphalt 09) [03]. Recyclingbaustoffe sind nicht gut oder schlecht, es kommt darauf an, das passende Projekt zu finden. 1. Kreislaufwirtschaftsgesetz Die vollständige Bezeichnung lautet Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen (KRWG) [01]. Im Gesetz ist in §6 folgende Abfallhierarchie enthalten: 1. Vermeidung 2. Vorbereitung zur Wiederverwendung 3. Recycling 4. Sonstige Verwertung, insbesondere Verwertung und Verfüllung 5. Beseitigung. Laut Absatz (2) soll sinngemäß der höherwertigen Maßnahme der Vorrang gegeben werden. Das bedeutet Recycling hat laut Gesetz einen hohen Rang. Voraussetzung für mineralisches Recycling ist die passende Qualität. Für uns beginnt die Herstellung qualitätsgerechter Recyclingbaustoffe deshalb bereits beim selektiven Rückbau von Industrie, Gebäuden und Brücken. Fachleute im Flächenrecycling und Stoffstrommanagement steuern die vorschriftenkonforme Verwertung der zertifizierten RC-Baustoffe und umwelttechnisch geeigneter Böden. Unsere Logistik transportiert täglich etwa 5.000 Tonnen an Recyclingbaustoffen, Boden und Humus sowie anderer Mineralik mit rund 60 LKW. Diese Baustoffe werden im Tiefbau eingesetzt für Ver- und Entsorgungsleitungen, Horizontalbohrungen und Erschließungen. Unser Erdbau verwertet Recyclingbaustoffe im Straßenbau, im Hochwasserschutz und bei der Renaturierung. Neben fähigem Personal ist das Zusammenspiel der genannten Geschäftsfelder entscheidend für die optimale Verwertung von Recyclingbaustoffen. 2. Untergrund/ Unterbau Basis für die Verwertung von Recyclingbaustoffen im Untergrund/ Unterbau des Straßenbaus sind die Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen (RStO 12). Hier möchte ich zitieren [02]: „Erfolgt anstelle einer Bodenverfestigung eine qualifizierte Bodenverbesserung nach den ZTV E-StB in einer Dicke von ≥ 25 cm wird dies durch die Einstufung des frostempfindlichen Untergrundes bzw. Unterbaues in der Frostempfindlichkeitsklasse F2 berücksichtigt“. Der Nutzen liegt auf der Hand bautechnisch wenig geeignete oder ungeeignete Böden mit vorschriftenkonformen umwelttechnischen Eigenschaften können zur Herstellung des Planums verwertet werden und zusätzlich kann an der Oberbaudicke eingespart werden. Wir betreiben die Bodenbehandlung mit hydraulischen Bindemitteln seit vielen Jahren. Bodenhandlung mit hydraulischen Bindemitteln ermöglicht das Designen der bautechnischen Eigenschaften von Böden, wie z.B.: • Verdichtbarkeit • Selbstverdichtende Eigenschaft • Tragfähigkeit der Schicht • Frostempfindlichkeit • Dauerhaftigkeit • Durchlässigkeit/ Dichtigkeit • Schadstoffimmobilisierung • Kohäsion Recyclingbaustoffe - ein Bericht aus der Straßenbaupraxis 512 2. Kolloquium Straßenbau - September 2021 Damit ist unter Einhaltung der umwelttechnischen Forderungen eine höhere Masse an Böden in technischen Schichten verwertbar. 2.1 Bodenbehandlung mit hydraulischen Bindemitteln, Max Wild GmbH als Mitglied der Gütegemeinschaft Bodenverbesserung und Bodenverfestigung (RAL - GZ 503) Die Transparenz der Qualität unserer Bodenbehandlung ist uns wichtig. Wir sind deshalb Mitglied in der Gütegemeinschaft Bodenverbesserung und Boden-verfestigung (RAL - GZ 503). Auf der Internetseite https: / / www.gbbweb.de/ funktion.html heißt es dazu: „Durch die Verleihung des Gütezeichens RAL-GZ 503 durch die GBB, entsprechend der vom Verein festgelegten Güte- und Prüfbestimmungen, den hohen Qualitätsanforderungen an die Bauausführung gerecht zu werden.“ Abbildung 1 3. Oberbau Die Möglichkeiten für den Einsatz von hydraulisch gebundenen und ungebundenen RC-Baustoffen im Oberbau des Straßenbaues sind in der bereits unter Punkt 2. genannte RStO 12 geregelt. Recyclingbaustoffen im Oberbau hydraulisch gebunden (gemäß Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln und Fahrbahndecken aus Beton (ZTV Beton-StB 07) [04]: • hydraulisch gebundene Tragschicht (HGT) mit Feinanteil kleiner 0,063 mm ≤ 15 M.-% und • Verfestigung Recyclingbaustoffen im Oberbau ungebunden: • Frostschutzschicht und • Tragschicht. 3.1 Frostschutz-/ Tragschichten als Recyclingschotter Eine Prüfstelle nach Rap Stra prüft nach den „Technischen Lieferbedingungen für Gesteinskörnungen im Straßenbau“ (TL Gestein-StB 04) [05] und „Technischen Lieferbedingungen für Baustoffgemische und Böden zur Herstellung von Schichten ohne Bindemittel im Straßenbau“ (TL SoB-StB 04) [06]. Bei Erfüllung der Forderungen für beispielsweise RC-Beton 0/ 45 darf das Recyclingmaterial gleichwertig zu natürlichen Körnungen als Frostschutzschicht (FSS) oder Schottertragschicht (STS) eingesetzt werden. Gleichwertig bedeutet, es werden die gleichen Forderungen für Frosttauglichkeit, Frostschutz, Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit erfüllt. Der Einsatz ist jedoch nur möglich, wenn Frostschutz-/ Tragschichtmaterial „oder gleichwertig“ zu natürlichen Körnungen ausgeschrieben wird wie es im das Kreislaufwirtschaftsgesetz vorsieht oder Nebenangebote zugelassen werden. Neben den bautechnischen Eigenschaften müssen die umwelttechnischen Eigenschaften passen. Das wir durch Zertifikate von Qualitätssicherungssystemen dokumentiert. Im Baden-Württemberg durch den QRB e.V. Basis ist die Verwaltungsvorschrift „Vorläufige Hinweise zum Einsatz von Baustoffrecyclingmaterial“. Auch bekannt als „Dihlmannerlass“. Die Ausgangsmaterialien der RC- Baustoffe sind fast vollständig bis auf (Alt-) Gleisschotter aufgeführt. (Alt-)Gleisschotter, Abfallschlüssel 17 05 08 kann in Baden-Württemberg lediglich gemäß Gleisschotterrichtlinie verwertet werden. Unser RC-Hartgestein 0/ 45 FSS/ STS wird zum heutigen Stand nicht als Recyclingbaustoff zertifiziert. Da Max Wild GmbH auch bei Affing in Bayern einen Recyclingplatz betreibt, lassen wir unsere Recyclingbaustoffe nach den bayerischen Richtlinien zertifizierten. Seit 01.10.2020 neu gemäß „QUBA - Qualitätsrichtlinie“. Wesentlicher Unterschied: die bayerischen Zertifikate beinhalten die umwelttechnischen und die bautechnische Eignung der Recyclingbaustoffe als Produkt. 3.2 Verwertung Asphaltgranulat Das Anwachsen der Haufwerke an Asphaltgranulat ist allgemein bekannt. Die Forschungsgesellschaft für Straßenbau e.V. (FGSV) forciert die Verwertung von Asphaltgranulat im Kaltrecycling. Wo es sinnvoll ist, nutzen wir die Möglichkeiten der Richtlinien für die rechnerische Dimensionierung des Oberbaus von Verkehrsflächen mit Asphaltdeckschicht (RDO Asphalt 09) [03].