eJournals Kolloquium Straßenbau in der Praxis 3/1

Kolloquium Straßenbau in der Praxis
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expert Verlag Tübingen
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2023
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Modellbasierte Prozesssteuerung im Tief- und Straßenbau in der Bauausführung

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2023
Martin Grüninger
Steffen Matthes
Die LV-Klassifikation ist ein Ansatz zur Strukturierung eines Leistungsverzeichnis (LV), um eine vollumfängliche Verknüpfung mit dem zugehörigen 3D-Modell zu ermöglichen. Im Rahmen von Mengenabfragen (QTO) am Modell werden 100 % der LV-Positionen berücksichtigt, ohne dass dafür jede Position explizit im Modell repräsentiert sein muss. Die einzelnen Positionen werden in explizit modellierte Leit- und Normalpositionen sowie Anhangspositionen unterschieden. Anhangspositionen werden entsprechend des Verhältnisses ihrer LV-Menge bezogen auf die LV-Menge der Leitposition im Modell repräsentiert. Der Ansatz ermöglicht es, jede LV-Position unabhängig von Modellierbarkeit und Modellierungsaufwand mit dem 3D-Modell zu verknüpfen. Da die Kalkulation direkt mit dem LV verknüpft ist, können dadurch 100 % der Kalkulationsansätze im Modell abgebildet werden. Dies ist Voraussetzung, um eine Bauprozesssteuerung auf einer fundierten Datengrundlage zu ermöglichen.
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3. Kolloquium Straßenbau - Februar 2023 375 Modellbasierte Prozesssteuerung im Tief- und Straßenbau in der Bauausführung LV-Klassifikation als Ansatz zur Integration von LV und BIM-Modell Martin Grüninger WOLFF & MÜLLER Tief- und Straßenbau GmbH & Co. KG, Stuttgart Steffen Matthes WOLFF & MÜLLER Tief- und Straßenbau GmbH & Co. KG, Stuttgart Zusammenfassung Die LV-Klassifikation ist ein Ansatz zur Strukturierung eines Leistungsverzeichnis (LV), um eine vollumfängliche Verknüpfung mit dem zugehörigen 3D-Modell zu ermöglichen. Im Rahmen von Mengenabfragen (QTO) am Modell werden 100 % der LV-Positionen berücksichtigt, ohne dass dafür jede Position explizit im Modell repräsentiert sein muss. Die einzelnen Positionen werden in explizit modellierte Leit- und Normalpositionen sowie Anhangspositionen unterschieden. Anhangspositionen werden entsprechend des Verhältnisses ihrer LV-Menge bezogen auf die LV-Menge der Leitposition im Modell repräsentiert. Der Ansatz ermöglicht es, jede LV-Position unabhängig von Modellierbarkeit und Modellierungsaufwand mit dem 3D-Modell zu verknüpfen. Da die Kalkulation direkt mit dem LV verknüpft ist, können dadurch 100 % der Kalkulationsansätze im Modell abgebildet werden. Dies ist Voraussetzung, um eine Bauprozesssteuerung auf einer fundierten Datengrundlage zu ermöglichen. 1. Einleitung Um ein Bauwerk erfolgreich in die Örtlichkeit umsetzen zu können, gilt es, die Arbeitsvorbereitung und anschließende Prozesssteuerung auf dem jeweilig dafür notwendigen bestmöglichen Wissensstand aufzusetzen. Dieses Wissen muss aus den verschiedensten Daten abgeleitet werden, die während des Bauprozesses anfallen. Bis zu einem gewissen Punkt kann dies gelingen, wenn die Daten unabhängig voneinander betrachtet oder nur punktuell vernetzt werden („Datensilos“). Durch eine umfassende Vernetzung der Daten aus unterschiedlichen Quellen kann die Wissensbasis jedoch verbessert und damit die Prozessqualität bestmöglich gesteigert werden kann. Um Daten vernetzen zu können gilt es, Gemeinsamkeiten in den verschiedenen Datenstrukturen zu identifizieren oder zu schaffen. Datenstrukturen ergeben sich aus dem Blickwinkel, den die Datenautoren (Mensch, Software) auf den Bauprozess einnehmen. Folglich sind diese sehr unterschiedlich und nicht einfach zusammenzuführen. Selten denken Datenautoren an die verschiedensten Blickwinkel, die andere Personen während des Bauprozesses einnehmen. Als Beispiel sollen folgende, für das Bauunternehmen relevante, strukturierte Daten dienen: Leistungsverzeichnis (LV), 3D-Modell und Kalkulation. Das durch den Planer des Auftraggebers erstellte LV orientiert sich in der Struktur meist an den einzelnen Gewerken des Bauprozesses. Es soll zum Ziel haben, alle Bauaufgaben bestmöglich qualitativ und quantitativ zu beschreiben. Es bildet somit die Struktur, auf der weitere Daten des Bauprozesses auf bauen. Auf dieser LV-Struktur baut die Kalkulation der Bauunternehmen auf und ist somit bereits direkt mit dem LV verknüpft. Sie liefert detaillierte Aufwands- und Kosteninformationen bezüglich der Bauaufgabe. Das 3D-Planungsmodell wiederum hat die Aufgabe die Bauaufgabe geometrisch möglichst detailgetreu und realitätsnah abzubilden. Die Strukturierung der Daten erfolgt dabei zunächst rein geometrisch. Die bauausführungsbezogenen Gewerke des LV spielen dafür keine Rolle. 3D-Modellstruktur und LV-Struktur werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus erstellt und sind nicht ohne weiteres kompatibel. Die BIM Methodik zielt darauf ab, Qualitätsbeschreibung und Geometrische Information im Sinne einer „Single Source of Truth“ abzubilden und vollumfänglich zu vernetzen. Innerhalb des Ansatzes zeigen sich jedoch aktuell Schwächen auf. Zum einen kann eine Bauaufgabe im Straßen- und Tief bau auf Grund von Unbekannten aus der Örtlichkeit (Bodenklassen, Untergrundverbesserung, unbekannter Leitungsbestand, …) in der Planungsphase nicht vollumfänglich geometrisch abgebildet werden. Zum anderen zeigt sich im Moment auch keine praktikable Lösung auf, wie die gegenwärtig angewandten qualitativ hervorragenden Grundlagen auf Basis des Standardleistungskatalogs (StLK) verlustfrei mit der Geometrie vernetzt werden können. Im vorliegenden Beitrag wird mit der LV-Klassifikation eine allgemeingültige Möglichkeit aufgezeigt, die Daten des LV (und anhängend der Kalkulation) mit den Daten des 3D-Modells zu verknüpfen. Im Rahmen von Mengenabfragen am Modell können dadurch 100 % der LV- Mengen berücksichtigt werden. Der Beitrag liefert Anregungen, wie das LV zukünftig verknüpfungsoptimiert 376 3. Kolloquium Straßenbau - Februar 2023 Modellbasierte Prozesssteuerung im Tief- und Straßenbau in der Bauausführung strukturiert werden kann. Am Beispiel der Wochenplanung des Bauleiters werden die softwaretechnische Umsetzung des Ansatzes sowie die aus der Datenverknüpfung resultierenden Mehrwerte aufgezeigt. 2. Motivation Während des Kalkulationsprozesses geht es für ein Bauunternehmen darum, die Aufwände und damit verbundenen Kosten aller im LV angeforderten Leistungen zu ermitteln. Dabei werden unter anderem die Mengen geprüft und Annahmen bezüglich den Leistungsansätzen und dem sich daraus ergebenden Bedarf an Personal und Geräten getroffen. Weiterhin werden die notwendigen Materialen, so wie der Einsatz von Nachunternehmerleistungen festgelegt. Darüber hinaus werden die Bauabläufe mit der dafür notwendigen Logistik entwickelt. Es entsteht Wissen in Form von Daten, welche grundlegend auf der Struktur des LV auf bauen und in der Regel nach Kostenarten strukturiert sind. Die Umsetzung der hier getroffenen Annahmen in die Örtlichkeit ist Basis für die erfolgreiche Abwicklung der Baumaßnahme. Nach Beauftragung gilt es, das Wissen aus der Kalkulation an die mit der Bauausführung betrauten Personen weiterzugeben. Dies geschieht in der Regel in Form von Übergabebesprechungen, in denen die wichtigsten Annahmen aus der Kalkulation thematisiert werden. Die Kalkulationsdaten sind jedoch in Gänze auf Grund der zersplitterten LV-Struktur für die bauausführenden Personen in ihrer komplexen Form oft wenig zugänglich. Hier kann der in diesem Beitrag vorgestellte Ansatz der LV-Klassifikation Abhilfe schaffen. Er ermöglicht die komplexen Kalkulationsdaten mittels des LV mit den Geometriedaten des 3D-Modell zu verknüpfen. Der Zugriff auf die Kalkulationsdaten kann dadurch sehr anschaulich und verständlich mittels des 3D-Modell erfolgen. Abbildung 1: Wochenplanung mit verknüpfter Datengrundlage Beispielhaft für den Nutzen der Datenverknüpfung steht die wochenweise Planung der Bauausführung des Bauleiters. Für jede der innerhalb der Woche auszuführenden Hauptarbeiten erstellt er ein Arbeitspaket auf Basis des Geometriemodells. Durch entsprechende Verknüpfungen enthält das Arbeitspaket ebenfalls die Informationen aus zugehörigen LV-Positionen und Kalkulationsdaten. Dieses Arbeitspaket kann der Bauleiter dann direkt an den Polier übergeben. Abbildung 1 zeigt schematisch, wie die wochenweise Planung der Bauausführung mittels Arbeitspaketen aussieht. In Abbildung 2 ist ein auf Basis des verknüpften Datenmodells erstelltes Arbeitspaket dargestellt. Abbildung 3 zeigt die Zusammenfassung des Arbeitspaketes im PDF-Format. Abbildung 2: 3D-Ansicht eines Arbeitspaketes Abbildung 3: PDF-Ausdruck eines Arbeitspaketes 3. Ziele Hauptziel der LV-Klassifikation ist es, die im LV qualitativ beschriebene Bauaufgabe vollumfänglich mit der im 3D-Modell beschriebenen Geometrie der Bauaufgabe zu verknüpfen. Konventionell wäre dies nur möglich, wenn jede LV-Position eine explizite Repräsentation im 3D-Modell hätte mit der sie verknüpft wird. Durch die LV-Klassifikation werden LV-Positionen, die keine 3D- Repräsentation haben, mit 3D-repräsentierten LV-Positionen verknüpft. Dadurch kann die Detailliertheit der 3D-Modellierung variabel angepasst werden. Eine Abwägung zwischen gewünschter Mengensicherheit und erforderlichem Modellierungsaufwand kann erfolgen. Unabhängig davon sind stets 100 Prozent der LV-Positionen im 3D-Modell repräsentiert und stehen für die Mengenabfrage zur Verfügung. Dies ermöglicht, dass in der Kalkulation im Bauunternehmen erarbeitete Wissen zur Steuerung des Bauprozesses zu nutzen. Der Datenzugriff kann schnell und anschaulich über das 3D-Modell erfolgen. Der Aufwand, die Daten zu nutzen wird reduziert und die Akzeptanz der Nutzung dadurch erhöht. Um BIM als Regelprozess im Unternehmen einsetzen zu etablieren, ist es unabdingbar, BIM unabhängig vom Auftraggeber nachträglich zur Bauphase hin einführen zu können. Dies kann auf Basis einer konventionellen Aus- 3. Kolloquium Straßenbau - Februar 2023 377 Modellbasierte Prozesssteuerung im Tief- und Straßenbau in der Bauausführung schreibung mittels Nachmodellierung einer 2,5D Planung und der Klassifizierung des herkömmlichen LV´s erfolgen. Der Detaillierungsgrad der Modellierung kann auf die Positionen beschränkt werden, für die eine genaue Menge erforderlich ist. Positionen, deren Modellierungsaufwand im Verhältnis zum Bauvolumen sehr groß ist, müssen nicht explizit modelliert werden. Viele dieser Modellierungsaufgaben werden aktuell im Zuge der nachgelagerten Abrechnung durch das Bauunternehmen bereits ausgeführt. Eine Vorverlagerung dieser Arbeiten kann die Datengrundlage vor Beginn der Baumaßnahme verbessern. Da eine Ausgabe der Daten für die konventionelle Abrechnung ebenfalls möglich ist können Projekte auch hybrid abgewickelt werden (intern als BIM-Projekt, zum Auftraggeber hin konventionell). Außerdem führt die LV-Klassifizierung dazu, dass Klarheit bezüglich der Abrechnung der einzelnen Positionen herrscht. Für explizit im 3D-Modell modellierte Positionen kann die Abrechnung direkt anhand deren Geometrie erfolgen. Die Abrechnungsmenge für an andere Positionen angehangene Positionen muss geprüft und gegebenenfalls durch ein separates Aufmaß verifiziert werden. 4. Herausforderung Zwingend erforderlich zur Umsetzung des Ansatzes der LV-Klassifikation ist ein passend strukturiertes 3D-Modell der Bauaufgabe. Die meisten Ausschreibungen im Tief- und Straßenbau sind aktuell nicht BIM-basiert und enthalten kein 3D-Modell. Die Nachmodellierung der 2,5-D-Planung durch das Bauunternehmen ist grundsätzlich möglich. Abweichend zum in der gegenwärtigen Vergabepraxis oft angetroffenen Zustand, bedarf es dann einem ausreichend großen Zeitfenster von der Vergabe bis zum Baubeginn. Weiterhin ist es erforderlich, dass die Struktur des LVs grundsätzlich für einen modellbasierten Ansatz geeignet sein sollte. Die LV-Positionen sollten in ihrer Aufteilung verschiedene Bauphasen und Bauabschnitte berücksichtigen. Beispielsweise wäre es ungünstig, wenn das Abtragen des Banketts am Baubeginn und das spätere Wiederherstellen am Bauende in derselben LV-Position ausgeschrieben sind. Die im Bauablauf zeitlich getrennten Arbeiten und die damit verbundenen, kalkulierten Aufwände könnten im Modell nicht getrennt voneinander dargestellt werden. Eine nachgängige interne Aufspaltung in eine Unterposition würde nötig werden. 5. LV-Klassifikation Eine eigene Analyse von verschiedenen Bauherren LV´s im Tief- und Straßenbau hat ergeben, dass nur ca. 65 % der Bausumme sinnvoll und direkt modellierbar sind. Sinnvoll bedeutet dabei, dass die Positionen explizit und mit vertretbarem Aufwand modellierbar sind. So können Leistungen, die nicht explizit geometrische zugeordnet werden können (z.B. Bodenaustausch), nicht sinnvoll modelliert werden. Bindemittel für Bodenverbesserungen oder -verfestigungen, die im LV in der Mengeneinheit „to“ ausgeschrieben sind, können nicht explizit modelliert werden. Der Aufwand für die Modellierung der Steigeisen eines Schachtes wird im Verhältnis zu deren Bausumme als nicht vertretbar angesehen. In fast allen dieser Fälle kann die nicht sinnvoll modellierbare Position einer anderen, sinnvoll modellierbaren Position zugeordnet werden. Sinnvoll modellierbare Positionen werden im Rahmen der LV-Klassifikation in Normal- und Leitpositionen unterschieden. Normalpositionen sind explizit im Modell repräsentiert, es gibt jedoch keine anderen Positionen, die von ihnen abhängig sind. Leitpositionen sind ebenfalls explizit modelliert und besitzen weitere, von ihnen abhängige Anhangspositionen. Anhangspositionen werden in „relativ“ und „kombi“ unterschieden. Relative Anhangspositionen können einer- oder mehreren Leitpositionen zugeordnet werden. Ihre Menge hängt von der Menge aller zugehörigen Leitpositionen ab. Kombi Anhangspositionen werden genau einer Leitposition zugeordnet. Das Besondere dabei ist, dass im Vorhinein nicht festgelegt werden kann, welche der Kombiposition einer Leitposition oder die Leitposition selbst, für ein Modellobjekt zur Anwendung kommen. Zunächst werden also sowohl die Leitposition als auch alle zugehörigen Kompositionen entsprechend ihrer LV-Mengenverhältnisse berücksichtigt. Die verschiedenen Positionsarten und ihre Abhängigkeiten sind in Abbildung 4 schematisch dargestellt. Abbildung 4 Positionstypen und Abhängigkeiten der LV-Klassifikation Tabelle 1 enthält das Beispiel einer Leitposition und einer zugehörigen Anhangsposition. Die Position 01.01., das Herstellen der Asphaltdeckschicht, wurde als Leitposition klassifiziert. Der Modellierungsaufwand für diese Position steht in einem günstigen Verhältnis zu ihrer Bausumme und eine hohe Mengengenauigkeit ist Voraussetzung für die Bauausführung. Die Position 01.02., das Herstellen der Anschlussfuge der Asphaltdeckschicht, wurde als relative Anhangsposition klassifiziert. Die geringe Bausumme rechtfertigt den Modellierungsaufwand nicht. Beispielhaft wird nun im Rahmen der Mengenabfrage am Modell ein Deckschichtobjekt ausgewählt, welches mit der Position 01.01. verknüpft ist und eine Fläche von 1 m² hat. Entsprechend der LV-Mengenverhältnisse von Anhangs- und Leitposition (50,00 m / 250 m²) wird automatisch eine Menge von 0,2 m für Position 01.02. mitgeliefert. 378 3. Kolloquium Straßenbau - Februar 2023 Modellbasierte Prozesssteuerung im Tief- und Straßenbau in der Bauausführung Tabelle 1: Beispiel einer Leitposition mit zugehöriger, relativer Anhangsposition OZ Kurztext ME Menge Positionstyp 01.01. ADS herstellen m² 250,00 Leitposition 01.02. Anschlussfuge herstellen m 50,00 Anhang_ relativ Tabelle 2 enthält das Beispiel einer Leitposition und zweier zugehörigen Anhangspositionen. Die Position 02.01., das Abtragen des Bankettes Z1 DK0, wurde als Leitposition klassifiziert. Die Positionen 02.02. und 02.03., das Abtragen der Bankette weiterer Bodenklassen und Deponiekategorien, wurde als kombi Anhangsposition klassifiziert. In diesem Fall werden die Mengen aller Positionen im 3D-Modell explizit abgebildet. Es ist jedoch im Voraus nicht vorhersehbar, für welches Modellobjekt welche LV-Position zum Tragen kommt. Beispielhaft wird nun im Rahmen der Mengenabfrage am Modell ein Bankettobjekt ausgewählt, welches mit der Position 02.01. verknüpft ist und ein Volumen von 1 m³ hat. Dieses Volumen wird nun entsprechend den LV- Mengenverhältnissen sowohl auf die Leitposition als auch alle kombi Anhangspositionen aufgeteilt. Es ergeben sich für Positionen 02.01., 02.02. und 02.03. die Mengen 0,25 m³ (50,00 m³ / 200 m³), 0,5 m³ (100,00 m³ / 200 m³) und 0.25 m³ (50,00 m³ / 200 m³). Tabelle 2: Beispiel einer Leitposition mit zugehörigen kombi Anhangspositionen OZ Kurztext ME Menge Positionstyp 02.01. Bankett abtragen Z1 DK0 m³ 50 Leitposition 02.02. Bankett abtragen Z2 DK0 m³ 100 Anhang_ kombi 02.03. Bankett abtragen Z2 DK1 m³ 50 Anhang_ kombi 6. Umsetzung im Beispielprojekt A36 Am Beispiel der Erhaltungsmaßnahme BAB 36 zwischen AS Halberstadt und AS Blankenburg-Ost (im folgenden A36 genannt) soll der Ansatz sowie dessen softwaretechnische Umsetzung in DESITE BIM verdeutlicht werden. Die Maßnahme hatte ein Gesamtbauvolumen von ca. 1,8 Mio. Euro. Im wesentlich ging es darum, auf einer Strecke von ca. 3 km für eine Richtungsfahrbahn den Asphaltoberbau zu erneuern und die Frostschutzschicht neu zu profilieren. Die Modellierung erfolgte dabei auf Basis des Ergebnisses der LV-Klassifikation. In Abbildung 5 ist das Vorgehen hinsichtlich der LV- Klassifikation ersichtlich. Da für die Baumaßnahme nur wenige Planungsunterlagen vorlagen (u.a. keine Querschnittszeichnungen), wurden einfache Zeichnungen erstellt anhand derer die LV-Klassifikation anschaulich abgestimmt werden konnte. Die blau hinterlegten Positionen sind Leitpositionen, während die gelb hinterlegten Positionen Anhangspositionen darstellen. Abbildung 5: Abstimmung der LV-Klassifikation In Tabelle 3 ist die Anzahl und Bausumme der einzelnen Positionen im Ergebnis der LV-Klassifikation erkennbar. Es wurden lediglich 34 Positionen (Normal- und Leitpositionen) zur expliziten Modellierung vorgesehen. 121 Positionen wurden an diese angehängt. Trotz dessen, dass nur diese ca. 21,9 % der Positionen direkt modelliert wurden, konnten dadurch ca. 68,7 % der gesamten Bausumme abgebildet werden. Tabelle 3: Übersicht Positionstypen im Ergebnis der LV-Klassifikation (LV A36) Positionstyp Anzahl Positionen Anteil Bausumme [ca. %] Normalposition 1 0,7 Leitposition 33 68,0 Anhangspositionen 121 31,3 Auf Grundlage dieser LV-Klassifikation wird die softwaretechnische Umsetzung in DESITE erläutert. Dabei wird die Perspektive der Bauleitung eingenommen. Im Detail geht es darum, die Bauausführung für die anstehende Woche gemeinsam mit dem Polier zu planen (siehe auch Abbildung 1). Als Datenbasis dienen dazu folgende Elemente: strukturiertes 3D-Modell, klassifiziertes Bauherren-LV und Auftragnehmer Kalkulation. Auf Grundlage einer Kalenderwoche wird für jede Haupttätigkeit ein Arbeitspaket erstellt. Abbildung 6 zeigt die Übersicht über alle Kalenderwochen der Baumaßnahme. Diese werden zu Beginn des Projektes für den gesamten Bauzeitraum angelegt. Für jede Kalenderwoche ist ersichtlich, wie viele Arbeitskräfte geplant und wie viele Lohnstunden geplant und kalkuliert wurden. Die Werte ergeben sich durch Aufsummieren der Werte aller in der Kalenderwoche enthaltenen Arbeitspakete. Dies ermöglicht dem Bauleiter, eine schnelle Übersicht zu jeder Kalenderwoche zu erhalten. 3. Kolloquium Straßenbau - Februar 2023 379 Modellbasierte Prozesssteuerung im Tief- und Straßenbau in der Bauausführung Abbildung 6: Übersicht über Kalenderwochen der Baumaßnahme Wird eine Kalenderwoche geöffnet, gelangt man zu der in Abbildung 7 dargestellten Übersicht. Hier sind alle für die Kalenderwoche geplanten Arbeitspakete ersichtlich. Dies dient einer schnellen Übersicht über die Höhe der geplanten und kalkulierten Lohnstunden sowie der kalkulierten Gesamtkosten. An dieser Stelle kann mit der Erstellung eines neuen Arbeitspaketes begonnen werden. Abbildung 7: Übersicht über Arbeitspakete einer Baumaßnahme Abbildung 8 zeigt den ersten Schritt bei der Erstellung eines neuen Arbeitspaketes. Zunächst werden die Modellobjekte nach bestimmten Kriterien gefiltert. Filter können in beliebiger Reihenfolge beliebig kombiniert werden. Anhand der hinterlegten Kalkulation können für jede Filterkonfiguration direkt die kalkulierten Lohnstunden berechnet werden. Dadurch wird eine zielgerichtete Iteration des Filters hinsichtlich der Lohnstunden ermöglicht. Im Beispiel wurden nach den Modellobjekten gefiltert, die am Ort MÜ2 (Mittelstreifenüberfahrt 2) liegen. Für die mit diesen Objekten verknüpften LV-Positionen wurden insgesamt 127 Lohnstunden kalkuliert. Abbildung 8: Festlegen der Modellobjekte des Arbeitspaketes Im nächsten Schritt werden, wie in Abbildung 9 gezeigt, Details bezüglich des Arbeitspaketes definiert. Diese beinhalten den Arbeitspaketnamen sowie die Arbeitskräfteeinsatzplanung. Es erfolgt die Festlegung, wie viele Arbeitskräfte an wie vielen Tagen der Woche für wie viele Stunden eingesetzt werden sollen. Wieder kann hier der direkte Abgleich mit den kalkulierten Lohnstunden erfolgen. Abbildung 9: Arbeitspaket detaillierte Arbeitskräfteplanung In Abbildung 10 sind die mit den gefilterten Modellobjekten verknüpften LV-Positionen ersichtlich. Während die Klassifikation in den vorhergehend beschriebenen Schritten bereits für die Ermittlung der kalkulierten Lohnstunden von Bedeutung war, ist sie hier das erste Mal direkt ersichtlich. Leit- und Normalpositionen sind grün gekennzeichnet, während Anhangspositionen gelb bzw. blau gekennzeichnet sind. Es wird direkt ersichtlich, welche Anhangspositionen ihre Mengen von welchen Leitpositionen ableiten. Die Mengen von Leit- und Normalpositionen sind explizit modelliert und damit nicht anpassbar. Die Mengen von Anhangspositionen sind aufgrund ihrer inhärenten Unschärfe anpassbar. 380 3. Kolloquium Straßenbau - Februar 2023 Modellbasierte Prozesssteuerung im Tief- und Straßenbau in der Bauausführung Abbildung 10: LV-Mengenübersicht eines Arbeitspaketes Nachdem die Mengen der Anhangspositionen entsprechend angepasst wurden, werden, wie in Abbildung 11 gezeigt, die für die LV-Positionsmengen kalkulierten Kosten und Aufwände dargestellt. Außer eigener Kommentare bestehen hier keine weiteren Anpassungsmöglichkeiten. Die Erstellung des Arbeitspaketes wird anschließend abgeschlossen und das Arbeitspaket wird in der Übersicht sichtbar (Abbildung 12). Die Weitergabe des Arbeitspaketes kann als PDF- (siehe Abbildung 3) oder als Excel-Datei mit angehängtem Modellausschnitt erfolgen. Abbildung 11: Kalkulationsmengenübersicht eines Arbeitspaketes Abbildung 12: erstelltes Arbeitspaket in der Übersicht