eJournals Kolloquium Straßenbau in der Praxis 4/1

Kolloquium Straßenbau in der Praxis
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expert Verlag Tübingen
0217
2025
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Der Weg zu einer EPD für Asphalt – Grundlagen zur Erstellung von Umweltproduktdeklarationen für Asphalt im Straßenbau in Deutschland

0217
2025
Austin Francis-Xavier
Christian Holldorb
Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit zeigt auf, dass Ökonomie, Ökologie und Soziales gleichwertige Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung im Bauwesen leisten. Insbesondere im Straßenbau ist das Bewusstsein für ökologische Aspekte deutlich gewachsen. Immer mehr Auftragnehmer, Behörden und andere Interessengruppen legen bei der Produktauswahl verstärkt Wert auf Umweltaspekte, um die Anforderungen an nachhaltiges Bauen zu erfüllen. Umweltproduktdeklarationen (EPD, en: environmental product declarations) von Herstellern für Asphaltmischgutarten und -sorten bieten hierbei eine verlässliche Grundlage, um eine einheitliche ökologische Bewertung durchzuführen.
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4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 19 Der Weg zu einer EPD für Asphalt - Grundlagen zur Erstellung von Umweltproduktdeklarationen für Asphalt im Straßenbau in Deutschland Austin Francis-Xavier, M. Eng. Steinbeis-Transferzentrum Infrastrukturmanagement im Verkehrswesen (IMV), Karlsruhe Prof. Dr.-Ing. Christian Holldorb Steinbeis-Transferzentrum Infrastrukturmanagement im Verkehrswesen (IMV), Karlsruhe Zusammenfassung Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit zeigt auf, dass Ökonomie, Ökologie und Soziales gleichwertige Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung im Bauwesen leisten. Insbesondere im Straßenbau ist das Bewusstsein für ökologische Aspekte deutlich gewachsen. Immer mehr Auftragnehmer, Behörden und andere Interessengruppen legen bei der Produktauswahl verstärkt Wert auf Umweltaspekte, um die Anforderungen an nachhaltiges Bauen zu erfüllen. Umweltproduktdeklarationen (EPD, en: environmental product declarations) von Herstellern für Asphaltmischgutarten und -sorten bieten hierbei eine verlässliche Grundlage, um eine einheitliche ökologische Bewertung durchzuführen. 1. Einführung Nachhaltiges Bauen im Sinne der Ökologie im Asphaltbereich erfordert eine umfassende Betrachtung und Analyse jeder Asphaltmischgutart und -sorte im Straßenbau in Deutschland. Jeder Rohstoff eines Asphaltmischguts beeinflusst die Umweltaspekte und -auswirkungen des gesamten Produkts. Die Ökobilanz, das zentrale Element jeder Umweltproduktdeklaration (EPD), dient dabei als Werkzeug zur Abschätzung der mit dem Asphaltprodukt verbundenen Umweltauswirkungen. EPDs erfassen nicht nur das Treibhauspotenzial, sondern auch eine Vielzahl weiterer Umweltwirkungskategorien und Umweltindikatoren, wie Wassernutzung, Versauerungspotenzial und Eutrophierungspotenzial. Die Ökobilanz liefert jedoch keine abschließende Entscheidung, sondern dient als fundierte Entscheidungsgrundlage für die ökologische Bewertung im Straßenbau. Die Bedeutung der Berücksichtigung von Umweltwirkungskategorien und Umweltindikatoren im Vergabeprozess wird durch die neue, bereits inhaltlich beschlossene EU-Bauproduktenverordnung (BauPVO) zunehmend hervorgehoben. Obwohl die Verordnung bislang lediglich die Betrachtung des CO 2 -Ausstoßes als verpflichtend vorschreibt, geht sie über diese Anforderung hinaus, indem sie auch eine Vielzahl weiterer wesentlicher Umweltmerkmale in den Fokus rückt. Diese wesentlichen Merkmale (u. a. Ozonabbau, Versauerung und Feinstaubemissionen) sind zwar noch nicht verpflichtend, sollen jedoch zunehmend in die Bewertung von Bauprodukten einbezogen werden, um eine ganzheitlichere und nachhaltigere Betrachtung zu ermöglichen [1]. Diese umfassende Betrachtung verdeutlicht, dass der CO 2 -Ausstoß allein nicht ausreicht, um die Umweltwirkungen von Produkten vollständig zu bewerten. Dank der bereits vorhandenen Integration dieser Umweltmerkmale in die EPDs nach EN 15804: 2012 + A2: 2019 + AC: 2021, erhalten Auftraggeber im Bauwesen künftig eine umfassende, standardisierte und vergleichbare Grundlage für ihre Entscheidungen. Bereits heute gibt es zahlreiche Projekte, die darauf abzielen, die CO 2 -Emissionen im Straßenbau zu reduzieren. So hat „Die Autobahn GmbH des Bundes“ beispielsweise bereits eine Ausschreibung durchgeführt, bei der der Preis mit 70 Prozent und der Aspekt „CO 2 e-Gesamtemissionen bituminöser Oberbau-Asphaltherstellung und Transport“ mit 30 Prozent gewichtet wurde [2]. Für die zusätzliche Berechnung der CO 2 e-Gesamtemissionen wurden den Bietern eigens entwickelte Excel-Tabellen zur Verfügung gestellt, die eine detaillierte Ermittlung der Emissionen ermöglichten [3]. Dieses Pilotprojekt verdeutlicht, wie wichtig es den Auftraggebern bereits ist, den gesamten Lebenszyklus eines Asphaltmischguts zu betrachten. Somit kann in Zukunft die EPD eine entscheidende Rolle bei der Bereitstellung dieser wichtigen Informationen spielen. Sie kann nicht nur die aufwendige Berechnung der CO 2 -Emissionen ersetzen, sondern mit der EPD lassen sich auch andere Umweltindikatoren in eine Bewertung einbeziehen. 2. Was ist eine EPD? Eine EPD, en: environmental product declaration ist eine Typ III Umweltdeklaration und somit ein Dokument, das umfassende Informationen über die Umweltauswirkungen sowie die funktionalen und technischen Eigenschaften eines Produkts (hier: Asphaltmischgut) bereitstellt. Das zentrale Element jeder EPD ist die Ökobilanz, die die quantifizierten Umweltauswirkungen eines Produkts über dessen gesamten Lebenszyklus (von der Rohstoffge- 20 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 Der Weg zu einer EPD für Asphalt - Grundlagen zur Erstellung von Umweltproduktdeklarationen für Asphalt im Straßenbau in Deutschland winnung bis hin zur Entsorgung, Wieder- oder Weiterverwendung) betrachtet. Eine EPD liefert dabei objektive, verifizierte und quantitative Daten zu einer Vielzahl von Umweltwirkungskategorien und Umweltindikatoren, wie etwa dem Globalen Erwärmungspotenzial (GWP), dem Versauerungspotenzial von Boden und Wasser (AP) sowie dem Eutrophierungspotenzial (EP) eines Produkts. Dabei erfolgt jedoch keine Bewertung der Produktqualität, vielmehr werden ausschließlich die quantifizierten Umweltauswirkungen dargestellt. Die EPD stellt somit eine zentrale Grundlage für die ökologische Nachhaltigkeitsbewertung von Produkten dar. Sie dient als wertvolles Instrument für den Informationsaustausch zwischen Auftragnehmern, Behörden und anderen Interessengruppen, die bei der Planung und Umsetzung von Straßenbauvorhaben mitwirken. Die EPD selbst ist jedoch kein Zertifikat, sondern ein verifiziertes Dokument, das von einem unabhängigen Dritten auf Vollständigkeit, Plausibilität und Normenkonformität überprüft wird [4]. 3. Was ist eine PCR? Nachfolgend werden die Grundlagen für die Erstellung von EPDs für Asphaltmischgutarten und -sorten im Straßenbau in Deutschland erörtert. Erst eine einheitliche Methodik ermöglicht es Herstellern, Auftragnehmern, Auftraggebern und anderen Interessengruppen, die Nachhaltigkeit verschiedener Asphaltmischungen zu bewerten und zu vergleichen sowie gezielte Maßnahmen zur Minimierung der Umweltauswirkungen von Asphalt zu ergreifen. Eine PCR (Produktkategorieregeln, en: Product Category Rules) ist eine Zusammenstellung, die die spezifischen Regeln und Anforderungen für die Erstellung einer Typ III Umweltdeklaration für eine bestimmte Produktkategorie festlegt. Für die Erstellung einer EPD für Asphaltmischgutarten und -sorten nach dem Programm für Umwelt-Produktdeklarationen des Instituts Bauen und Umwelt e.V. (IBU) gelten grundsätzlich die zwei PCR- Dokumente Teil A und B [5]: • Die PCR - Teil A „Rechenregeln für die Ökobilanz und Anforderungen an den Projektbericht nach EN 15804 + A2: 2019“ [6] enthält allgemeine Anforderungen, die für alle Produktkategorien im Bauwesen gelten. Dazu gehören unter anderem grundlegende Festlegungen an die Rechenregeln für die Ökobilanz (LCA) als auch Anforderungen an die Dokumentation der Ökobilanzierung im Hintergrundbericht (Projektbericht) • Die PCR - Teil B „Anforderungen an die EPD für Asphalt“ [7] ist speziell für die Produktkategorie „Asphalt“ zugeschnitten und wird als ergänzendes Dokument zu Teil A genutzt. Das Dokument enthält detaillierte und spezifischere Anforderungen für die Erstellung der EPD für dieses spezifische Produkt. Diese PCR steht seit Oktober 2024 zur Verfügung. Sie enthält jedoch keine detaillierten Vorgaben, die eine Vergleichbarkeit der mit ihr erstellten EPD gewährleisten, wie sie z.-B. für die Bewertung im Rahmen von Ausschreibungs- und Vergabeverfahren erforderlich ist. Alle aktuellen PCR-Dokumente sind nach einer kostenfreien Registrierung auf der EPD-Online-Plattform des Instituts Bauen und Umwelt e.V. (IBU) unter dem folgenden Link verfügbar: https: / / epd-online.com/ . Die PCR-Dokumente stützen sich auf die folgenden international anerkannten Standards und Normen für Umweltproduktdeklarationen und stellt sicher, dass die EPD auf einer verlässlichen und standardisierten Basis beruhen: • Die DIN EN ISO 14025 „Umweltkennzeichnungen und -deklarationen - Typ III Umweltdeklarationen - Grundsätze und Verfahren“ regelt die Typ III-Umweltdeklaration, zu denen auch die EPD gehört. Im Gegensatz zu den Typ I- und Typ II-Umweltkennzeichen, die bestimmten Anforderungen an die Produktqualität stellen, fokussiert sich die EPD auf die Bereitstellung von quantifizierten Umweltinformationen, ohne das Produkt selbst zu bewerten [4]. • Die DIN EN 15804 „Nachhaltigkeit von Bauwerken - Umweltproduktdeklarationen - Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte“ regelt die Grundsätze für die EPD von Bauprodukten und -leistungen und gilt als Kern-PCR. Diese Norm sorgt dafür, dass EPDs für Bauprodukte europaweit einheitlich erstellt, verifiziert und genutzt werden können, um eine transparente und vergleichbare Bewertung der Umweltwirkungen von Bauprodukten zu gewährleisten [8]. • Die Normen DIN EN ISO 14040 „Umweltmanagement - Ökobilanz - Grundsätze und Rahmenbedingungen“ sowie DIN EN ISO 14044 „Umweltmanagement - Ökobilanz - Anforderungen und Anleitungen“ bilden die Grundlage für die Erstellung der Ökobilanz und stellen sicher, dass die Daten nach anerkannten internationalen Standards erhoben werden [9]. 4. Was ist die c-PCR „Produktgruppenspezifische Regeln zur einheitlichen Erstellung von EPDs für Asphalt“? Die c-PCR „Produktgruppenspezifische Regeln zur einheitlichen Erstellung von EPDs für Asphalt“ [10] enthält spezifische Produktkategorieregeln und dient als zusätzlicher Leitfaden zu den allgemeinen Berechnungsregeln PCR - Teil A „Rechenregeln für die Ökobilanz und Anforderungen an den Projektbericht nach EN 15804 + A2: 2019“ sowie PCR - Teil B „Anforderungen an die EPD für Asphalt“ Die c-PCR wurde durch das Steinbeis-Transferzentrum Infrastrukturmanagement im Verkehrswesen (IMV), Karlsruhe im Auftrag des Deutschen Asphaltverbandes (DAV) e. V. erstellt, da die PCR - Teil B: „Anforderungen an die EPD für Asphalt“ im Rahmen des EPD-Programms des IBU nur begrenzte Spezifikationen ermöglichte. Dies liegt vor allem daran, dass die PCR - Teil B sowohl als Grundlage für die Inhalte der EPDs dient als auch als Vorlage innerhalb der EPD-Online-Plattform verwendet wird. Dadurch wäre die Vergleichbarkeit zwischen den verschiedenen EPDs in vielen Fällen ein- 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 21 Der Weg zu einer EPD für Asphalt - Grundlagen zur Erstellung von Umweltproduktdeklarationen für Asphalt im Straßenbau in Deutschland geschränkt, da eine Standardisierung der Datengrundlagen und Formate nur in sehr begrenztem Umfang erreicht werden konnte. Daher hat dieses Dokument das Ziel, gleiche Grundlagen für die Erstellung von EPDs für Asphaltmischgutarten und -sorten im Straßenbau in Deutschland zu definieren. Mit einer einheitlichen Methodik können Hersteller, Auftragnehmer, Auftraggeber und andere Interessengruppen die Nachhaltigkeit verschiedener Asphaltmischgüter bewerten, vergleichen sowie gezielte Maßnahmen ergreifen, um die Umweltauswirkungen der Herstellung von Asphaltmischgut im Straßenbau zu minimieren. Die c-PCR basiert ebenfalls auf international anerkannten Standards und Normen (u. a. DIN EN ISO 14040: 2021-02 und DIN EN 15804: 2022-03) für Umweltdeklarationen, umfasst verschiedene Phasen des Lebenszyklus von Asphaltmischgut (von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Wieder- und Weiterverwendung), die in einer EPD berücksichtigt werden und definiert, welche Prozesse in diesen Phasen des Lebenszyklus einzubeziehen sind. Im Wesentlichen ist in der c-PCR definiert, welche Datensätze für Sekundärdaten (Rohstoffe, Energie und Brennstoffe, Betriebsstoffe, Transporte, Abfallbehandlung) verwendet werden sollen, um eine Vergleichbarkeit der mit ihr erstellten EPDs zu gewährleisten. Weiterhin sind für die Primärdaten Anforderungen an die Datenqualität sowie den Betrachtungszeitraum definiert. Die c-PCR wurde im Dezember 2024 als ergänzendes DAV-Regelwerk zur Erstellung von EPDs veröffentlicht und ist unter dem folgenden Link https: / / www.asphalt. de/ themen/ umwelt/ pcrs-fuer-asphaltmischgut/ zu finden. 5. Der Vergleich mit anderen europäischen Ländern Im Bereich der EPDs für Asphaltmischgut nehmen europäische Länder wie Norwegen und die Niederlande bereits eine führende Rolle ein. So wurde 2017 in Norwegen eine detaillierte PCR-Teil B („PCR - Part B for Asphalt“) für Asphalt eingeführt, die spezifische Anforderungen für die Erstellung von EPDs für Asphaltmischgut festlegt [11]. Auch die Niederlande sind hier weit fortgeschritten. Im Vergleich zu Norwegen haben sie jedoch eine noch detailliertere und spezifischere PCR mit dem Titel „Product Category Rules voor bitumineuze materialen in verkeersdragers en waterwerken in Nederland („PCR Asfalt“)“ entwickelt. Diese ermöglicht eine präzise und vergleichbare Dokumentation der Umweltauswirkungen von Asphalt, die es den Akteuren im Straßenbau ermöglicht, fundierte Entscheidungen im Vergabeprozess zu treffen [12]. Beide Länder gelten als europäische Vorreiter im Bereich der standardisierten Typ III Umweltdeklarationen für Asphaltprodukte. Sie zeigen auf, wie ein strukturiertes und fundiertes Dokument zur Erstellung von EPDs im Straßenbau erfolgreich implementiert werden kann. Gleichzeitig trägt die PCR - Teil B dazu bei, wissenschaftlich fundierte, faire Entscheidungen im Vergabeprozess zu ermöglichen und bietet einen klaren Anreiz für eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltauswirkungen von Asphaltprodukten. Deutschland musste in dieser Hinsicht dringend nachziehen und ebenfalls eine umfassende PCR - Teil B für Asphalt etablieren, um den internationalen Standards gerecht zu werden und die ökologische Nachhaltigkeit im Straßenbau in Deutschland weiter voranzutreiben. Im Oktober 2024 wurde der erste Schritt unternommen und die PCR - Teil B „Anforderungen an die EPD für Asphalt“ wurde auf der Plattform des Instituts Bauen und Umwelt e.V. veröffentlicht. Weitere Schritte, wie die Integration in das Vergabeverfahren, müssen nun kontinuierlich vorangetrieben werden, um Deutschland eine führende Rolle in der europäischen und globalen Diskussion über nachhaltiges Bauen zu ermöglichen. Darüber hinaus wird auch auf europäischer Ebene intensiv an einer harmonisierten Lösung für die Einführung einer technischen Spezifikation gearbeitet. Die Herausforderung hierbei liegt darin, dass andere europäische Länder ihre PCR bereits etabliert haben und diese aktiv anwenden. Um eine europäische Lösung zu schaffen, müssen daher die unterschiedlichen Spezifikationen der einzelnen Länder berücksichtigt und unter einen gemeinsamen Rahmen gebracht werden - andernfalls ist eine wirkliche Harmonisierung schwer umsetzbar. 6. Das Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU) und seine Rolle bei der Entwicklung von PCR und EPD Das Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) ist ein Verein mit dem Ziel, den ökologischen Aspekt der Nachhaltigkeit im Bauwesen zu fördern. Mit über 300 Unternehmen und Verbänden gehört das IBU zu den größten Zusammenschlüssen von Herstellern der Baustoffindustrie. In Zusammenarbeit mit Bau- und Umweltbehörden sowie internationalen Normungsinstituten hat das IBU ein EPD-Programm ins Leben gerufen, das vorrangig der Veröffentlichung von Umweltinformationen in Form von u. a. EPDs für Bauprodukte dient. Mithilfe der PCR - Teile A und B, die ebenfalls vom IBU mitentwickelt und veröffentlicht werden, können die IBU-Mitglieder EPDs für ihre Bauprodukte erstellen. Diese EPDs werden anschließend durch unabhängige dritte Experten (unabhängige Verifizierer) geprüft, verifiziert und veröffentlicht. Dabei wird der gesamte Prozess kontinuierlich von einem unabhängigen Sachverständigenrat begleitet. Auf nationaler und internationaler Ebene spielt das IBU eine zentrale Rolle als Programmbetreiber für EPDs und deren Veröffentlichung für Bauprodukte. Zudem setzt sich das IBU auf globaler und europäischer Ebene für die grenzüberschreitende Anerkennung von EPDs ein und arbeitet eng mit vielen europäischen sowie internationalen EPD-Programmhaltern zusammen, um eine breitere Akzeptanz und Anwendung von EPDs im Bauwesen zu fördern. [13] „Im IBU-EPD-Programm können folgende Typen von EPD erstellt werden: • Spezifische EPD: Deklaration der Umweltleistung eines bestimmten Produkts eines Herstellers bzw. einer Herstellergruppe. 22 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 Der Weg zu einer EPD für Asphalt - Grundlagen zur Erstellung von Umweltproduktdeklarationen für Asphalt im Straßenbau in Deutschland • Durchschnitts-EPD: Deklaration der durchschnittlichen Umweltleistung mehrerer ähnlicher oder aus einer Produktklasse stammenden Produkte eines Herstellers bzw. einer Herstellergruppe. • Repräsentative EPD: Deklaration der Umweltleistung eines bestimmten Produkts eines Herstellers bzw. einer Herstellergruppe, das begründet repräsentativ ist für mehrere ähnliche oder aus einer Produktklasse stammende Produkte dieser Herstellergruppe. • Muster-EPD: Deklaration der Umweltleistung des Produkts eines Herstellers bzw. einer Hersteller-gruppe mit der höchsten Umweltauswirkung (Worst-Case-Produkt). Bei Produkten mit einer im Wesentlichen gleichen stofflichen Zusammensetzung darf das Produkt mit den größten potenziellen Umweltauswirkungen (Worst-Case-Produkt) stellvertretend für jedes andere Produkt derselben Klasse bzw. Gruppe ausgewählt und deklariert werden. Dies ist für alle Produkte derselben Produktklasse mit geringeren Umweltauswirkungen verwendbar.“ [14] 7. Der Erstellungsprozess einer EPD für Asphaltprodukte Die PCR - Teil A, die PCR-Teil B: „Anforderungen an die EPD für Asphalt“ sowie die c-PCR „Produktgruppenspezifische Regeln zur einheitlichen Erstellung von EPDs für Asphalt“ bilden die Grundlage für die Erstellung von vergleichbaren EPD für Asphaltmischgutarten und -sorten. Jede EPD basiert auf den entsprechenden PCR, die sicherstellen, dass die Umweltauswirkungen von Produkten standardisiert und vergleichbar dokumentiert werden. Grundlage der EPD ist eine Ökobilanzierung. Hierfür werden die notwendigen Primärdaten im Asphaltmischwerk erhoben. Dieser Prozess kann entweder intern im Unternehmen oder durch einen externen Ökobilanz- Dienstleister erfolgen. Grundlage der Ökobilanz sind neben diesen Primärdaten die Sekundärdaten, für die in der c-PCR die zu verwendenden Datensätze zusammengestellt sind, was die Ökobilanzierung vereinfacht und vergleichbar macht. Abb. 1: Erstellungsprozess einer EPD 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 23 Der Weg zu einer EPD für Asphalt - Grundlagen zur Erstellung von Umweltproduktdeklarationen für Asphalt im Straßenbau in Deutschland Nach der Berechnung der Ökobilanz werden die erhobenen Daten in die EPD-Vorlage, welche gleichzeitig die PCR - Teil B ist, übertragen und ein detaillierter Hintergrundbericht wird erstellt. Sobald alle Daten vollständig sind, kann die EPD offiziell zur Verifizierung eingereicht werden, was mit einer Gebühr verbunden ist. Nach der Einreichung zur Verifizierung wird die EPD einem unabhängigen Verifizierer zugewiesen, der sowohl die EPD als auch den Hintergrundbericht gemäß den Vorgaben der DIN EN ISO 14025, der DIN EN 15804 und den Programmrichtlinien des IBU überprüft. Die Prüfung umfasst die Kontrolle der Vollständigkeit, Plausibilität und Konsistenz der Berechnungen sowie der gemachten Angaben. Wichtig ist, dass die Verifizierer keine Beratungsdienste anbieten dürfen. Sollte die Qualität der eingereichten EPD unzureichend sein, wird der Verifizierungsprozess abgebrochen. Die Dauer der Prüfung hängt von der Komplexität des Produkts, der Qualität der Daten und den erforderlichen Korrekturen ab. In der Regel sollte mit einer Prüfungsdauer von mehreren Wochen gerechnet werden. Sobald die Verifizierung erfolgreich abgeschlossen und der abschließende Freigabeprozess durch das IBU erfolgt ist, wird die EPD sowohl im PDF-Format als auch als XML-Datensatz veröffentlicht. Die EPD bleibt maximal fünf Jahre gültig, danach ist eine Aktualisierung erforderlich. [15] Literatur [1] European Union (2022): Vorschlag für eine VER- ORDNUNG DES EUROPÄISCHEN PARLA- MENTS UND DES RATES zur Festlegung harmonisierter Bedingungen für die Vermarktung von Bauprodukten, zur Änderung der Verordnung (EU) 2019/ 1020 und zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 305/ 2011 - COM/ 2022/ 144 final. Online verfügbar unter https: / / eur-lex.europa.eu/ legal-content/ DE/ TXT/ ? uri=COM: 2022: 144: FIN; abgerufen am 10.12.2024 [2] EUROVIA (2024): Neues CO2-Berechnungsmodell: „ein Vorbild für Ausschreibungen in ganz Deutschland“ verfügbar unter https: / / www.autobahn.de/ aktuelles/ aktuell/ erneuerung-der-a6-beiwalldorf-wiesloch-pilotprojekt-fuer-klimaeffizien ten-strassenbau; abgerufen am 10.12.2024 [3] Die Autobahn GmbH des Bundes (2024): Erneuerung der A6 bei Walldorf/ Wiesloch: Pilotprojekt für klimaeffizienten Straßenbau verfügbar unter https: / / www.autobahn.de/ aktuelles/ aktuell/ erneue rung-der-a6-bei-walldorf-wiesloch-pilotprojektfuer-klimaeffizienten-strassenbau; abgerufen am 10.12.2024 [4] DIN EN ISO 14025 (2011): Umweltkennzeichnungen und -deklarationen - Typ III Umweltdeklarationen - Grundsätze und Verfahren; DIN Deutsches Institut für Normung e.V. [5] Institut Bauen und Umwelt e.V. (2016): Was ist eine PCR? verfügbar unter https: / / ibu-epd.com/ faqitems/ was-ist-eine-pcr/ ; abgerufen am 10.12.2024 [6] Institut Bauen und Umwelt e.V. (2024): Produktkategorieregeln für gebäudebezogene Produkte und Dienstleistungen - Teil A: Rechenregeln für die Ökobilanz und Anforderungen an den Projektbericht nach EN 15804+A2: 2019, Version 1.4, verfügbar unter www.ibu-epd.com; abgerufen am 12.12.2024 [7] Institut Bauen und Umwelt e.V. (2024): Produktkategorieregeln für gebäudebezogene Produkte und Dienstleistungen - Teil B: Anforderungen an die EPD fürAsphalt, verfügbar unter www.ibu-epd.com; abgerufen am 12.12.2024 [8] DIN EN 15804 (2022): Nachhaltigkeit von Bauwerken - Umweltproduktdeklarationen - Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte; DIN Deutsches Institut für Normung e.V. [9] DIN EN ISO 14040 (2021): Umweltmanagement - Ökobilanz - Grundsätze und Rahmenbedingungen; DIN Deutsches Institut für Normung e.V. [10] Steinbeis-Transferzentrum Infrastrukturmanagement in Verkehrswesen (IMV) in Zusammenarbeit mit e-hoch-3 eco impact experts GmbH & Co KG (2024): c-PCR zur PCR - Teil B: An-forderungen an die EPD für Asphalt des Instituts Bauen und Umwelt e.V. (IBU) Produktgruppenspezifische Regeln zur einheitlichen Erstellung von EPDs für Asphalt, erstellt im Auftrag des Deutschen Asphaltverbandes (DAV) e.V., verfügbar unter https: / / www.asphalt.de/ themen/ umwelt/ pcrs-fuer-asphaltmischgut/ ; abgerufen am 12.12.2024 [11] The Norwegian EPD Foundation (2022): NPCR 025: 2022 Part B forAsphalt (references to EN 15804 +A2) verfügbar unter https: / / www.epd-norge. no/ pcr/ pcr-register/ npcr-025-2022-part-b-for-as phalt-references-to-en-15804-a2; abgerufen am 12.12.2024 [12] Stichting Nationale Milieudatabase (2022): NL- PCR Asfalt V2.0. verfügbar unter https: / / milieu database.nl/ nl/ milieudata-lca/ informatie-voor-lcaopstellers/ product-category-rules-pcr/ ; abgerufen am 12.12.2024 [13] Institut Bauen und Umwelt e.V. (2020 - 2024): IBU - Institut Bauen und Umwelt e.V. verfügbar unter https: / / ibu-epd.com/ ibu/ ; abgerufen am 12.12.2024 [14] Institut Bauen und Umwelt e.V. (2020 - 2024): Allgemeine Anleitung für das EPD-Programm des Institut Bauen und Umwelt e.V. (Allgemeine Anleitung für das IBU-EPD-Programm) - Die Erstellung von Umwelt-Produktdeklarationen verfügbar unter https: / / ibu-epd.com/ wp-content/ uploads/ 2021/ 01/ Allgemeine-Anleitung-f%C3%BCr-das-IBU-EPD- Programm-v2.0.pdf; abgerufen am 12.12.2024 [15] Institut Bauen und Umwelt e.V. (2020 - 2024): EPD- Erstellung verfügbar unter https: / / ibu-epd.com/ epd-erstellung/ ; abgerufen am 12.12.2024