Kolloquium Straßenbau in der Praxis
kstr
expert Verlag Tübingen
0217
2025
41
Online-Beteiligung im Rahmen von Mobilitätskonzepten
0217
2025
Tim Schlatterer
Die Aufstellung eines Radverkehrs- bzw. Mobilitätskonzeptes bedarf immer auch der Bereitschaft der Akteure, daran mitzuwirken. Mit einer umfassenden und stufenweisen Beteiligung aller Stakeholder können ein annähernd gleicher Informationsstand und eine breite Akzeptanz für das entsprechende Vorhaben erreicht werden. Vor allem digitale Beteiligungsformate im Rahmen öffentlichkeitswirksamer Projekte haben in den letzten Jahren einen deutlichen Zuwachs erlebt. Die Möglichkeiten eines digitalen Formates reichen von der einfachen Datenabfrage (unter anderem Single/ Multiple-Choice, Freitext, kartenbasierte Abfrage) bis hin zur Bewertung von einzelnen Maßnahmenempfehlungen. Im Vergleich zu konventionellen Methoden wie Workshops vor Ort weisen Online-Formate gewisse Vorzüge auf, sollten jedoch immer als Ergänzung zum bestehenden Beteiligungskonzept verstanden werden.
kstr410323
4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 323 Online-Beteiligung im Rahmen von Mobilitätskonzepten Schwerpunkt Radverkehrskonzepte Tim Schlatterer, B. Eng. BERNARD Gruppe ZT GmbH, Stuttgart Zusammenfassung Die Aufstellung eines Radverkehrsbzw. Mobilitätskonzeptes bedarf immer auch der Bereitschaft der Akteure, daran mitzuwirken. Mit einer umfassenden und stufenweisen Beteiligung aller Stakeholder können ein annähernd gleicher Informationsstand und eine breite Akzeptanz für das entsprechende Vorhaben erreicht werden. Vor allem digitale Beteiligungsformate im Rahmen öffentlichkeitswirksamer Projekte haben in den letzten Jahren einen deutlichen Zuwachs erlebt. Die Möglichkeiten eines digitalen Formates reichen von der einfachen Datenabfrage (unter anderem Single/ Multiple- Choice, Freitext, kartenbasierte Abfrage) bis hin zur Bewertung von einzelnen Maßnahmenempfehlungen. Im Vergleich zu konventionellen Methoden wie Workshops vor Ort weisen Online-Formate gewisse Vorzüge auf, sollten jedoch immer als Ergänzung zum bestehenden Beteiligungskonzept verstanden werden. 1. Allgemeine Informationen Die Beteiligung der Öffentlichkeit im Rahmen von Mobilitätskonzepten bzw. von Infrastrukturprojekten kann zu einem deutlichen Zuwachs der Akzeptanz bei Projekten der öffentlichen Hand führen. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung von Planungsprozessen kommen webbasierte Beteiligungsformate immer häufiger zur Anwendung. Darüber hinaus hatten vergangene Entwicklungen wie zum Beispiel die Coronapandemie einen erheblichen Einfluss auf eine vermehrte Nutzung digitaler Formate in allen Altersklassen. Online-Formate bieten, vor allem aufgrund der Erweiterung der Zielgruppen, eine sinnvolle Ergänzung zu konventionellen Formaten wie beispielsweise Abendveranstaltungen. Im Folgenden werden die Vorzüge der Einbindung der Öffentlichkeit sowie ein möglicher Auf bau einer Online- Beteiligung im Rahmen eines Radverkehrskonzeptes, anhand von Erfahrungswerten beschrieben, die im Rahmen durchgeführter Projekte gesammelt wurden. 2. Die Vorteile einer strukturierten Partizipation der Öffentlichkeit Transparente Projektdurchführung Infrastrukturprojekte und strategische Konzepte sind häufig für fachfremde Personen schwer nachvollziehbar. Oft wird das Interesse am Projekt erst geweckt, wenn Maßnahmen Auswirkungen auf den eigenen Alltag haben. Durch eine frühzeitige Einbindung der Öffentlichkeit können Projektrisiken (ggf. potenzielle Widerstände) bereits vor unumkehrbaren Meilensteinen identifiziert und im Dialog gelöst werden. Ferner kann mit fachlich gut gestalteten Beteiligungsformaten eine breitere Akzeptanz der Bevölkerung bei der Umsetzung von Projekten erzielt werden [1]. Integration lokaler Expertise Die Projekteinbindung ortsansässiger Personen (Bürgerinnen und Bürger vor Ort, lokale Verbände, etc.) bringt neben fachlicher Expertise auch „lokale Expertise“ in das Konzept ein. Nicht alle Rahmenbedingungen vor Ort lassen sich über eine allgemeine Bestandsaufnahme erfassen. Beispiele hierfür können die Information von häufigem Fehlverhalten im Straßenraum (verkehrswidriges Parken), wichtige, stark genutzte oder mangelhafte Umsteigebeziehungen im öffentlichen Nahverkehr oder aus subjektiver Sicht fehlerhafte Radinfrastruktur darstellen. Aus der Summe der vorliegenden Eindrücke der Planer, der Bürgerinnen und Bürger sowie lokaler Verbände und den Kommunen selbst können lösungsorientiertere Konzepte erstellt werden. Stärkung der Demokratie und des Gemeinwohls Eine aktive Teilnahme Kommune stärkt das Vertrauen der Bevölkerung in die Verwaltung sowie politische Gremien, es wird nicht „über dem Kopf hinweg entschieden“ und keine nicht-umsetzbaren Lösungen entwickelt. Meist können alle Akteure voneinander lernen, da die Sichtweisen und Anliegen der unterschiedlichen Stakeholder besser nachvollzogen werden können. Effizienz und Kostensenkung Strategisch ausgerichteter Planungskonzepte wie Mobilitäts-/ Radverkehrskonzepte weisen in der Regel einen Umsetzungshorizont von 10 bis 15 Jahren auf. Die darin enthaltenen Maßnahmen entfalten ihre Wirkung oft erst nach einer längeren Dauer. Gleichwohl beinhalten strategisch ausgerichtete Konzepte Maßnahmen, dessen Umsetzung viel personelle und finanzielle Kapazitäten binden (z. B. Bau einer Ortsumfahrung, Brücken, Unterführungen, etc.). Nachbesserungen oder ineffiziente Planungen sind im Rahmen von Projekten mit hohem Volumen sehr kostspielig und können durch eine frühzeitige Einbindung aller Stakeholder vermieden werden. 324 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 Online-Beteiligung im Rahmen von Mobilitätskonzepten 3. Die Vorteile eines webbasierten Beteiligungsformates Erweiterung der Zielgruppen Veranstaltungen vor Ort finden meist werktags in den Abendstunden statt, was sich in deren Beteiligungsrate widerspiegelt. Oft bestehen neben zeitlichen Aspekten auch physische Hürden wie beispielsweise Einschränkungen in der Mobilität. Berufstätige Personen, Personen aus jüngeren Altersgruppen oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität ohne direkten Bezug zum Projektvorhaben sind in Abendveranstaltungen meist unterdurchschnittlich vertreten. Die Teilnahme von webbasierten Formaten ist zeit- und ortsunabhängig, weshalb hierdurch eine deutlich höhere Teilnehmerzahl erreicht werden kann [2]. Vielfältige Interaktionsmöglichkeiten Die Möglichkeiten von webbasierten Beteiligungsformaten sind bislang nicht voll ausgeschöpft. Neben Abfragemöglichkeiten kann ergänzend über das Projektvorhaben informiert und hierdurch ein schneller und übersichtlicher Umriss des Projekts gegeben werden. Veranstaltungen vor Ort müssen sehr gut strukturiert und geplant sein, um die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden (vor allem in den Abendstunden) durchgehend zu binden. Synergien durch theoretisch unbegrenzte Teilnehmerzahlen Im Rahmen von Präsenzveranstaltungen bestehen, aufgrund des begrenzten Personals, Einschränkungen in der Anzahl der Teilnehmenden. Je nach Projektvorhaben werden im Rahmen eines Konzeptes unterschiedliche Stakeholder beteiligt. Präsenzveranstaltungen müssen hierdurch häufig in mehrere Termine aufgeteilt werden, was einen entsprechend hohen Aufwand in der Vor-/ Nachbereitung, der Durchführung sowie der Ergebnisübermittlung nach sich zieht. Gleichwohl ist die Auswertung einer webbasierten Beteiligung mit einem Auswertungsaufwand verbunden, der jedoch geringer ausfällt als bei einer Präsenzveranstaltung. Beschränkungen in der maximalen Anzahl der Teilnehmenden bestehen (zumindest theoretisch) bei einem webbasierten Format nicht. Datennachbereitung Der Vorteil einer Abendveranstaltung liegt in der direkten Interaktion von Planern, Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger untereinander. Die Erfahrung aus vergangenen Projekten hat gezeigt, dass viele Themen zwar besprochen, jedoch nicht schriftlich festgehalten wurden. Trotz des Hinwirkens auf die Niederschrift seitens der Planer („wer schreibt der bleibt“) besteht die Gefahr, dass einzelne Hinweise nicht aufgenommen werden. Die Ergebnisse einer Abendveranstaltung werden im Rahmen der Nachbereitung digitalisiert. In der Praxis kann es hierbei zu Übertragungsfehlern oder unleserlichen Antworten kommen, die die Einarbeitung der Hinweise erschwert. Durch die Festlegung einer strukturierten Reihenfolge von Fragen und deren Auswahlmöglichkeiten kann die Auswertung einer webbasierten Beteiligung deutlich effizienter gestaltet werden. 4. Einbindung der Online-Beteiligung in ein Radverkehrskonzept Im Rahmen zahlreicher Projekte wurden Erfahrungen bei der Einbindung von Online-Beteiligungen Radverkehrskonzeptionen gesammelt. Das folgende Beispiel zeigt bei welchen Schritten eine Abstimmung zum Auf bau bzw. den konkreten Inhalten des Beteiligungsformates erforderlich ist bzw. wie das Beteiligungsformat in die Konzeptbearbeitung eingebunden werden kann. Tab. 1: Einbindung der Online-Beteiligung in eine Radverkehrskonzeption Termin Beschreibung Auftaktgespräch Abstimmung der Projekthintergründe, Identifikation bestehender Verbände, politischer Akteure, etc. innerhalb der Kommune Arbeitstermin Abstimmung des konkreten Vorschlages des webbasierten Beteiligungsformates Auftaktveranstaltung Bewerben/ Informieren über das Vorhaben sowie der Durchführung von Beteiligungsformaten (Präsenz und Online) Bürgerveranstaltung/ Workshop Start der Online-Beteiligung im Rahmen nach dem Abschluss einer Bürgerveranstaltung (QR-Code) Online-Beteiligung Durchführung der Online-Beteiligung für einen Zeitraum von in der Regel 4 - 6 Wochen Arbeitstermin Abstimmung der auf bereiteten Ergebnisse bzw. deren Einbindung in das Konzept Abschlussveranstaltung/ Bericht Transparente Darstellung der Ergebnisse der Beteiligungen in Form von Plänen und Auswertungen, ggf. mit einem Hinweis zur Konzepteinarbeitung bzw. Begründung der Ablehnung 5. Aufbau einer Online-Beteiligung in Rahmen eines kommunalen Radverkehrskonzeptes Erläuterungen zum Projektvorhaben Vor dem Start der Online-Beteiligung können Informationen zum Projektvorhaben anschaulich auf bereitet werden. Hierbei ist darauf zu achten die Teilnehmenden nicht bereits zu Beginn mit zu vielen Informationen zu überfordern bzw. abzuschrecken. Verweise oder Hintergrundinformationen können über ausklappbare Texte oder weiterführende Links bei Interesse zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus ist auch die Erstellung eines Fragenverzeichnisses (FAQ) [3] oder die Einbindung von Videos möglich. Die verschiedenen Möglich- 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 325 Online-Beteiligung im Rahmen von Mobilitätskonzepten keiten können individuell auf das jeweilige Vorhaben und die Begebenheiten innerhalb der Kommune zugeschnitten werden. Statistische Angaben Zur Überprüfung der erreichten Zielgruppen bietet sich die Abfrage von statistischen Daten (Altersgruppen, Geschlecht, Beruf, Wohnort, etc.) an. Anhand dieser Informationen lässt sich überprüfen, ob die Angaben vermehrt aus einer bestimmten Nutzergruppe stammen bzw. ob andere Nutzergruppen unterrepräsentiert sind. Diese Informationen sind bei der Auswertung der Ergebnisse zu berücksichtigen. Bewertung des vorläufigen Radverkehrsnetz Das vorläufige Radverkehrsnetz (Prüfnetz) wird in der Regel durch die Planer, in Abstimmung mit der Kommune, erstellt. Das Netz stellt einen Vorschlag zur Anbindung der vorab definierten Quellen und Ziele (z. B. Teilorte, Bahnhöfe und zentrale Bushaltestellen, Bildungs-/ Verwaltungs-/ Freizeiteinrichtungen, etc.) innerhalb der Kommune sowie zu angrenzenden Nachbarkommunen dar. Im Rahmen der Online-Beteiligung können die Teilnehmenden eine Bewertung des vorläufigen Netzes vornehmen. Es können (subjektiv empfundene) fehlende Strecken hinzugefügt oder problematische Streckenabschnitte gekennzeichnet werden. Durch die frühzeitige Einbindung der Ortsexpertise kann die darauffolgende Befahrung des Netzes präziser ausgerichtet und die Befahrung der Strecken und eventueller Alternativen optimiert werden. Abfrage von Mängeln/ Gefahrenstellen im zu prüfenden Radverkehrsnetz Als Grundlage der Abfrage von Mängeln und Gefahrenstellen dient das vorläufige Radverkehrsnetz (Prüfnetz). Die Teilnehmer können den genauen Standort von Mängeln oder Gefahrenstellen mittels Strecken, Punkten oder Polygonen kennzeichnen und zusätzlich mit der Zuordnung einer Kategorie (z. B. fehlende Radinfrastruktur, gefährlicher Knotenpunkt, fehlende Querungsmöglichkeit, etc.) präzisieren. Die Eintragung von Freitexten ist möglich, sollte jedoch, aufgrund einer zielgerichteten Auswertung, auf eine bestimmte Zeichenanzahl begrenzt werden. Vorschläge für Serviceinfrastruktur/ Radabstellanlagen Die Abfrage von bestimmten Standorten, an denen entlang des Radverkehrsnetzes ergänzende Serviceelemente (z. B. Ladestationen für Pedelecs/ E-Bikes, Radabstellanlagen, Reparaturstationen, Pausenstationen) eingerichtet werden könnten ist ebenfalls möglich. Die Hinweise werden gesammelt und auf die Einrichtung bestimmter Serviceelemente geprüft. Durch die Abfrage kann eine potenzielle Nutzung bereits geplanter Standorte mit ergänzender Radinfrastruktur überprüft und genauer ausgerichtet werden. Die in der Regel begrenzten finanziellen Ressourcen lassen sich durch die vorherige Abfrage zielgerichteter einsetzen. Abschluss der Online-Beteiligung Über eine abschließende Seite können Informationen zum weiteren Vorgehen bereitgestellt werden (Was passiert mit meinen Angaben? Wie fließen meine Angaben in das Konzept ein? Welche Termine finden im Nachgang hierzu statt? ). An dieser Stelle ist der Hinweis zu weiterführenden Informationen nochmals möglich. Exkurs: Bewertung von Maßnahmenempfehlungen Die Empfehlung von Maßnahmen in einem Radverkehrskonzept leitet sich aus den in der Bestandsanalyse gewonnenen Erkenntnisse ab und orientiert sich an den derzeit gültigen Regelwerken bzw. am aktuellen Stand der Technik. Eine Bewertung der Maßnahmenempfehlungen sollte daher auf fachlich eingebundene Personengruppen wie Verbände oder Baulastträger/ zuständige Behörden beschränkt werden. Eine Online-Beteiligung zur Maßnahmenkonzeption bietet sich daher nur im Rahmen größerer Radverkehrskonzepte (kreis- oder landesweit) an, da in diesen Gebietskörperschaften viele unterschiedliche Baulastträger/ zuständige Behörden betroffen sind. Eine webbasierte Bewertung der Maßnahmenempfehlung kann als Vorabfrage zur Vorbereitung auf einen Präsenztermin oder als alleinstehende Beteiligung durchgeführt werden. Hierdurch kann die Anzahl erforderlicher Präsenztermine reduziert und die Termine an sich zielgerichteter durchgeführt werden. 6. Vier vermeidbare Fehler für eine erfolgreiche Beteiligung Zu viel Information/ zu lange Dauer der Beteiligung Im Rahmen der Auswertung von Online-Beteiligungen lässt sich meist eine Abnahme der Angaben/ Teilnahmen von Seite zu Seite beobachten. Hieraus kann geschlossen werden, dass Umfragen mit einer längeren Teilnahmedauer (in etwa ab 20 Minuten) weniger aussagekräftige Ergebnisse liefern, da die Anzahl der Abbrüche mit der Dauer der Umfrage steigt. Im Rahmen der Erstellung einer Online-Beteiligung sollte daher die Dauer der Eintragung, bzw. das Lesen der Hinweise kritisch überprüft und auf das notwendige Maß beschränkt werden. Abfragen, die viel Aufmerksamkeit erfordern oder genau gelesen werden müssen, sollten im ersten Drittel der Umfrage platziert werden. Fehlerhafte Verwendung von Freitexten Die Angabe von freien Texten erzeugt meist großen Aufwand in der Datennachbereitung und sollte daher nur bei spezifischen Anwendungsfällen, in denen eine Vorauswahl der Antworten nicht möglich ist, zur Anwendung kommen. Die Erfahrung vergangener Projekte hat gezeigt, dass Angaben mit freiem Text im Nachhinein meist bestimmten Kategorien zugeordnet werden müssen, um einen Gesamtüberblick über das Meinungsbild der Teilnehmenden zu erlangen. Freitexte eignen sich für wenige, konkrete Hinweise zu speziellen Planungen, dessen Zeichenanzahl dennoch begrenzt werden sollte. 326 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 Online-Beteiligung im Rahmen von Mobilitätskonzepten Einseitiges Beteiligungsformat Eine webbasierte Beteiligung kann, zumindest im Rahmen eines Mobilitätskonzeptes, nur ein Teil eines Beteiligungskonzeptes darstellen, das durch Präsenzveranstaltungen zu vervollständigen ist. Viele Teilnehmenden schätzen den direkten Kontakt mit der Verwaltung, den Planern sowie Personen mit abweichenden oder gleichen Interessen. Mit der Durchführung mehrerer Beteiligungsformen ergänzen sich die Vorteile der unterschiedlichen Formate. Hierdurch können möglichst viele Zielgruppen angesprochen werden. Schlechte Bewerbung der Online-Beteiligung Ein Vorteil webbasierter Beteiligungsformate liegt in der einfachen Sammlung einer großen Anzahl an Hinweisen. Dennoch besteht ein gewisser Aufwand im Auf bau eines solchen Formates, weshalb der Nutzen der Online-Beteiligung erst nach einer gewissen Teilnehmerzahl positiv ausfällt. Eine geringe Teilnehmerzahl lässt sich oft auf die unzureichende Bewerbung der Umfrage zurückführen. Bei einer zu geringen Bewerbung birgt sich zudem die Gefahr, dass bestimmte Personengruppen wie z. B. lokale Akteure übermäßig stark vertreten sind. Damit sich die Vorzüge der Beteiligung entfalten ist eine gute Bewerbung der Umfrage/ des Formates auf allen Kanälen (Stadtanzeiger, Presseartikel in lokalen Printmedien, Homepage, Aushang, soziale Medien, etc.) erforderlich. Die Durchführung eines Gewinnspiels oder ähnlichem kann die Teilnehmerzahl weiter steigern. Der Beginn der Online-Beteiligung sollte zudem sorgfältig gewählt werden. Hier bietet sich der Start der Online-Beteiligung im Rahmen einer Abendveranstaltung zum Konzept an, an dem Vertreterinnen und Vertreter der lokalen Presse eingeladen werden. Der Start/ die Bewerbung der Online- Umfrage sollte außerhalb von Ferien/ Haupturlaubszeiten liegen. Die Teilnehmenden sollen die Umfrage nach der Bekanntgabe am besten direkt starten können. 7. Fazit Eine frühzeitige Einbindung lokaler Akteure, Bürgerinnen und Bürger sowie von Verbänden kann zur Einhaltung des Projektzeitrahmens wesentlich beitragen, da Risiken frühzeitig erkannt werden. Die Akzeptanz aller Stakeholder wird verbessert, da unterschiedliche Positionen sowie deren Hintergründe durch eine transparente Darstellung der Ergebnisse sichtbar werden. Online- Formate ersetzen nicht den Prozess der Kommunikation und Diskussion vor Ort. Sie bieten, bei einer fachlich guten Durchführung, durch die Erweiterung der Zielgruppen eine wertvolle Ergänzung zum Beteiligungskonzept und der Projektkommunikation. Mit der stetigen Weiterentwicklung webbasierter Formate steigen auch deren Anwendungsmöglichkeiten fortlaufend. Im Rahmen von Straßenbauprojekten wird ein Potenzial (z. B. bei der Befahrung von Anliegern, etc.) gesehen, das bislang noch nicht voll ausgeschöpft wird. Literatur [1] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV): H Beteiligung in der Verkehrsplanung. Köln: FGSV Verlag, 2021, S. 27 [2] Dipl.-Ing. Klaus Müller-Pfannenstiel: Handbuch für eine gute Bürgerbeteiligung. Berlin: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, 2014, S. 87 [3] Planungsbüro VIA eG: https: / / www.rs9.info/ h%C3%A4ufig-gestellte-fragen, abgerufen am 15.11.2024
