Kolloquium Straßenbau in der Praxis
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expert Verlag Tübingen
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2025
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Nachhaltige Planungen und Gestaltung von Meistereigehöften
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Thorsten Cypra
Sonja Cypra
Die Bundesfernstraßen und Landesstraßen in Deutschland werden von über 700 Autobahn- und Straßenmeistereien betreut, um die Verkehrssicherheit und Funktionsfähigkeit des Straßennetzes zu gewährleisten. Aufgrund der Altersstruktur der Meistereigehöfte gibt es heutzutage wie auch zukünftig einen hohen Bedarf an Modernisierungen bei den Bestandbauten und Neubauten bei Meistereigehöften. Bei diesen Maßnahmen wird sich an der aktuell geltenden Richtlinie für die Anlage von Meistereien (RAM) aus dem Jahr 2014 orientiert. Die Richtlinie für die Anlage von Meistereien gibt Planungs- und Gestaltungsgrundsätze für den Neubau von Autobahn- und Straßenmeistereien. Diese Planungs- und Gestaltungsgrundsätze ergeben sich im Wesentlichen aus den Anforderungen des Leistungsheftes für den Straßenbetrieb, die in Abhängigkeit des zu betreuenden Streckennetzes die Ausstattung mit Personal sowie Fahrzeugen und Geräten beeinflussen. Die Grundsätze in der RAM geben nur das Rahmenwerk für die Planung vor, jede Meisterei ist bezogen auf die örtlichen Rahmenbedingungen (z. B. Platzverhältnisse, Umfeldbedingungen, Dimensionierung) individuell zu entwerfen. In der bestehenden Richtlinie sind jedoch keine konkreten Entscheidungsgrundlagen aus Nachhaltigkeitssicht enthalten. Ziel des Forschungsvorhabens war daher die Überarbeitung der aktuellen Richtlinie für die Anlage von Meistereien. Ziel ist es, die Planung, den Bau sowie den Gebäudebetrieb unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsaspekte durchführen zu können und somit die Projekte ganzheitlich zu planen und umzusetzen. Diese überarbeitete Richtlinie beinhaltet neben der baulichen und betrieblichen Ausgestaltung der Meisterei auch Vorgaben für die Fuhrpark- und IT-Infrastruktur. Innerhalb des Forschungsprojektes wurde eine Literaturanalyse, Besichtigungen in Straßen- und Autobahnmeistereien in ganz Deutschland durchgeführt und Benchmarks für Energie, Wasser und Betriebskosten erarbeitet. Es wurden unter Nachhaltigkeitsaspekten Planungsgrundlagen für bauliche Anlagen, d. h. für Verwaltungsräume, Fahrzeugabstellbereiche, Fahrzeugwaschbereiche, Werkstätten, Lager und Streustofflagerstätten sowie für die sonstigen Anlagen wie Betriebsfläche, Tankanlagen, Parkplätze und Sicherheitseinrichtungen zusammengestellt. Zusätzlich wurde der Fuhrpark für den Straßenbetriebsdienst von Meistereien analysiert und Vorgaben für die bauliche Infrastruktur zur Umrüstung auf alternative Antriebstechnologien aufgeführt. Die IT-Infrastruktur entspricht bei Straßen und Autobahnmeistereien einer kritischen Infrastruktur und ist aus diesem Grund besonders zu schützen. Bauliche Maßnahmen, welche bei der IT-Infrastruktur eingehalten werden müssen, wurden ausführlich dargestellt.
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4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 437 Nachhaltige Planung und Gestaltung von Meistereigehöften Prof. Dr.-Ing. Thorsten Cypra Steinbeis-Transferzentrum Infrastrukturmanagement im Verkehrswesen (IMV), Karlsruhe Dr. Sonja Cypra Steinbeis-Transferzentrum Infrastrukturmanagement im Verkehrswesen (IMV), Karlsruhe Zusammenfassung Die Bundesfernstraßen und Landesstraßen in Deutschland werden von über 700 Autobahn- und Straßenmeistereien betreut, um die Verkehrssicherheit und Funktionsfähigkeit des Straßennetzes zu gewährleisten. Aufgrund der Altersstruktur der Meistereigehöfte gibt es heutzutage wie auch zukünftig einen hohen Bedarf an Modernisierungen bei den Bestandbauten und Neubauten bei Meistereigehöften. Bei diesen Maßnahmen wird sich an der aktuell geltenden Richtlinie für die Anlage von Meistereien (RAM) aus dem Jahr 2014 orientiert. Die Richtlinie für die Anlage von Meistereien gibt Planungs- und Gestaltungsgrundsätze für den Neubau von Autobahn- und Straßenmeistereien. Diese Planungs- und Gestaltungsgrundsätze ergeben sich im Wesentlichen aus den Anforderungen des Leistungsheftes für den Straßenbetrieb, die in Abhängigkeit des zu betreuenden Streckennetzes die Ausstattung mit Personal sowie Fahrzeugen und Geräten beeinflussen. Die Grundsätze in der RAM geben nur das Rahmenwerk für die Planung vor, jede Meisterei ist bezogen auf die örtlichen Rahmenbedingungen (z. B. Platzverhältnisse, Umfeldbedingungen, Dimensionierung) individuell zu entwerfen. In der bestehenden Richtlinie sind jedoch keine konkreten Entscheidungsgrundlagen aus Nachhaltigkeitssicht enthalten. Ziel des Forschungsvorhabens war daher die Überarbeitung der aktuellen Richtlinie für die Anlage von Meistereien. Ziel ist es, die Planung, den Bau sowie den Gebäudebetrieb unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsaspekte durchführen zu können und somit die Projekte ganzheitlich zu planen und umzusetzen. Diese überarbeitete Richtlinie beinhaltet neben der baulichen und betrieblichen Ausgestaltung der Meisterei auch Vorgaben für die Fuhrpark- und IT-Infrastruktur. Innerhalb des Forschungsprojektes wurde eine Literaturanalyse, Besichtigungen in Straßen- und Autobahnmeistereien in ganz Deutschland durchgeführt und Benchmarks für Energie, Wasser und Betriebskosten erarbeitet. Es wurden unter Nachhaltigkeitsaspekten Planungsgrundlagen für bauliche Anlagen, d. h. für Verwaltungsräume, Fahrzeugabstellbereiche, Fahrzeugwaschbereiche, Werkstätten, Lager und Streustofflagerstätten sowie für die sonstigen Anlagen wie Betriebsfläche, Tankanlagen, Parkplätze und Sicherheitseinrichtungen zusammengestellt. Zusätzlich wurde der Fuhrpark für den Straßenbetriebsdienst von Meistereien analysiert und Vorgaben für die bauliche Infrastruktur zur Umrüstung auf alternative Antriebstechnologien aufgeführt. Die IT-Infrastruktur entspricht bei Straßen und Autobahnmeistereien einer kritischen Infrastruktur und ist aus diesem Grund besonders zu schützen. Bauliche Maßnahmen, welche bei der IT-Infrastruktur eingehalten werden müssen, wurden ausführlich dargestellt. 1. Einführung Die bis heute am weitesten verbreitete Definition der Nachhaltigkeit entstammt dem Brundtland-Bericht, wonach eine Entwicklung nachhaltig ist, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen [1]. Im Laufe der Jahre gewann die Nachhaltigkeit immer weiter an Bedeutung. Im Jahr 2015 haben die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen die UN-Agenda 2030 verabschiedet. In der Agenda wurden 17 globale Ziele für eine nachhaltigere Entwicklung festgehalten, die „Sustainable Development Goals“ (SDGs). Diese Ziele richten sich weltweit an alle Regierungen, Zivilgesellschaften, Privatgesellschaften und die Wissenschaft. Sie sollen eine Grundlage für einen Fahrplan für eine nachhaltigere Zukunft darstellen, unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten. [2] Ziel des Nachhaltigen Bauens ist es, unterschiedliche Interessen von Stakeholdern in Einklang zu bringen und damit die an Gebäude gestellten, vielseitigen und komplexen Anforderungen bestmöglich zu erfüllen. Diese Gebäude haben lange Bestand und sind auf diese Weise zukunftssicher. Nachhaltiges Bauen stellt Anforderungen an die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität von Gebäuden. Diese drei Bereiche stammen aus der ursprünglichen Definition der Nachhaltigkeit, sie sind die drei so genannten Nachhaltigkeitsdimensionen. Mittlerweile wurde diese Definition durch verschiedene Querschnittsfunktionen wie z. B die Qualität der Planungs- und Bauprozesse sowie die technische Qualität ergänzt, die teilweise zuvor in den drei Nachhaltigkeitsdimensionen integriert waren. Mit der zunehmenden Klimaerwärmung und deren Folgen wurden beispielsweise immer mehr Maßnahmen für eine klimaschonendere Entwicklung in der gesamten Gesellschaft entwickelt. Die Deutsche Klimastrategie sieht vor, bis 2045 die Klimaneutralität zu erreichen. Bis 2030 ist das Zwischenziel von einer Reduktion der Treibhausgase um 65 % in Bezug auf das Jahr 1990 zu erreichen. [3] 438 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 Nachhaltige Planung und Gestaltung von Meistereigehöften Betrachtet man die Treibhausgasemissionen in Sektoren aufgeteilt, wird deutlich, dass der Gebäudesektor einen wesentlichen Beitrag leistet. Insgesamt entstehen in Deutschland etwa 40 % der Treibhausgasemissionen beim Betrieb von Gebäuden [3]. Um das Ziel der Treibhausgasneutralität erreichen zu können, stellt die Reduktion der Treibhausgase verursacht durch Gebäude somit ein großes Potenzial dar. Dabei sollten Gebäude, welche von der öffentlichen Hand betrieben werden, als Vorbild dienen. Im Gebäudebereich haben sich sowohl zur besseren Planung, Umsetzung und Betrieb, aber insbesondere auch als Qualitätssicherung Nachhaltigkeitszertifizierungssysteme entwickelt. Danach werden ökologische, ökonomische und soziale Aspekte mit Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus berücksichtigt. Meistens werden sie durch weitere Querschnittsfunktionen wie z.B. Prozesse und Standort ergänzt. 2. Ausgewählte Anforderungen von Meistereien Die Bundesfernstraßen und Landesstraßen in Deutschland werden von über 700 Autobahn- und Straßenmeistereien betreut, um die Verkehrssicherheit und Funktionsfähigkeit des Straßennetzes zu gewährleisten. Der Gebäudebestand der Straßenmeistereien ist im Durchschnitt 45 Jahre alt. Aufgrund der Altersstruktur der Meistereigehöfte gibt es heutzutage wie auch zukünftig einen hohen Bedarf an Modernisierungen bei den Bestandbauten und Neubauten bei Meistereigehöften. Bei diesen Maßnahmen wird sich an der aktuell geltenden Richtlinie für die Anlage von Meistereien (RAM) [4] aus dem Jahr 2014 orientiert. In der bestehenden Richtlinie sind jedoch keine konkreten Entscheidungsgrundlagen aus Nachhaltigkeitssicht enthalten. Straßen- und Autobahnmeistereien weisen durch ihr besonderes Nutzungsprofil eine hohe Komplexität auf. Durch die besonderen und vielfältigen Aufgaben des Straßenbetriebsdienstes ergeben sich Areale, auf denen Gebäude und Hallen unterschiedlichster Nutzungen stehen. Dazu zählen: Verwaltungsgebäude, Fahrzeughallen, Werkstatt, Salzhalle, Lager und Waschhalle. Entweder werden diese Gebäude als funktionale Einzelgebäude errichtet oder in einer Kompaktbauweise umgesetzt, bei der alle Funktionsbereiche in einem Komplex zusammengefasst sind. Bei Neubau und Sanierung von Meistereien ist eine Nachhaltigkeitszertifizierung mit den entsprechenden Nutzungsprofilen durchzuführen. Es ist ein Gesamterfüllungsgrad von mindestens 50 % zu erreichen, wobei eine höherwertige Auszeichnung des Nachhaltigkeitszertifikats von Vorteil ist. Die Zertifizierung sollte frühestmöglich begonnen und planungsbegleitend durchgeführt werden. Zertifizierungen bei Gebäuden im Betrieb sind anzustreben, da sie zur Optimierung des Betriebs und der strategischen Planung weiterer Maßnahmen eingesetzt werden können. Die verschiedenen Bereiche haben unterschiedliche Anforderungen. Beispielsweise sind der Verwaltungsbereich und die Werkstatt zu beheizen, während weitere Gebäude und Hallen des Straßenbetriebsdienstes nur teilweise auf 12 bis 15 °C geheizt werden, um ein Arbeiten in den Bereichen zu ermöglichen. Neben der Temperierung der Gebäudetrakte entsteht durch die Beleuchtung des Betriebshofes sowie der Gebäude und Hallen, das Laden der Batterien der Vorwarntafeln, der akkubetriebenen Maschinen und elektrisch betriebenen Fahrzeuge Bedarf an Elektrizität. Weitere Verbräuche werden durch die Nutzende verursacht. Durch das spezielle Nutzungsprofil entstehen in den Meistereien überdurchschnittlich hohe Wasserverbräuche. Dabei fallen die größten Wassermengen bei der Soleproduktion im Winterdienst und der eigenen Waschanlage an. Weitere Verbräuche entstehen z. B. durch die Bewässerung von Grünflächen im Zuständigkeitsbereich. In Meistereigehöften ist speziell durch die unterschiedlichen Nutzungen eine prozessorientierte Arbeitsweise zu unterstützen, um ein effizientes und erleichtertes Arbeiten der Mitarbeiter zu erreichen. Einerseits sind Arbeitsbereiche sinnvoll aufeinander abzustimmen, z. B. Platzierung der Stiefelwaschanlage, Ausstattung der Werkstatt etc. Andererseits sind Arbeitsgeräte so zu platzieren, dass sie mit wenig Aufwand eingesetzt werden können und möglichst wenig Platz benötigen. Weiterhin ist der Umgang mit den Fahrzeugen und die entsprechenden baulichen Notwendigkeiten zu berücksichtigen, z. B. Vermeiden von Rückwärtsfahren und Wenden. Je nachdem, ob ein Neubau geplant ist oder es sich um eine Meisterei im Bestand handelt, sind unterschiedliche Blickwinkel notwendig. Optimal ist eine nachhaltig erstellte Meisterei im Betrieb weiter zu optimieren. Gesamtziel des Forschungsvorhabens war die Überarbeitung der aktuellen Richtlinie für die Anlage von Meistereien. Ziel ist es, die Planung, den Bau sowie den Gebäudebetrieb unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsaspekte durchführen zu können und somit die Projekte ganzheitlich zu planen und umzusetzen. Diese überarbeitete Richtlinie beinhaltet neben der baulichen und betrieblichen Ausgestaltung der Meisterei auch Vorgaben für die Fuhrpark- und IT-Infrastruktur. 3. Nachhaltige Planung von Meistereigehöften Nachhaltige Straßen- und Autobahnmeistereien sind aufgrund der Anforderungen unter den verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeitsdimensionen zu betrachten. Im Neubau gibt es mehr Möglichkeiten für eine nachhaltige Konstruktion, Betrieb und Rückbau. Je früher der Nachhaltigkeitsgedanke in die Planung integriert wird, desto geringer ist der Aufwand und die zugehörigen Kosten für ein möglichst nachhaltiges Gebäude. Bei bestehenden Gebäuden sind die Einflussmöglichkeiten geringer. Allerdings gibt es hier sowohl im Betrieb wie auch bei anstehenden Sanierungen, Instandsetzungsmaßnahmen und Umbauten zahlreiche Möglichkeiten. Dies betrifft insbesondere die Optimierung von Prozessen, Reduzierung von Verbräuchen und Abfällen, Zufriedenheit der Nutzenden etc. Jede Meisterei soll eine eigenständige gestalterische Identität aufweisen, die aus der Auseinandersetzung mit den 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 439 Nachhaltige Planung und Gestaltung von Meistereigehöften besonderen klimatischen, regionalen, landschaftlichen, topographischen und städtebaulichen Rahmenbedingungen des jeweiligen Standortes zu entwickeln ist. Ziel der jeweiligen Objektplanung müssen neben den funktionalen, gestalterischen und konstruktiven Anforderungen stets auch ganzheitliche energie- und umweltschonende Lösungen sein. Die Anordnung der zu einer Meisterei gehörenden Gebäude, wie auch die innere Organisation und die konstruktivgestalterische Ausführung der einzelnen Baukörper, sind dabei so zu planen, dass niedrige Baunutzungskosten und Betriebsabläufe mit kurzen Wegen entstehen sowie die Berücksichtigung der Belange des Arbeits- und Gesundheitsschutzes beachtet werden. Die nachfolgend genannten Funktionsbereiche können baulich zusammengefasst werden. Erweiterungen sollen möglich sein. Zusätzlich ist bereits bei der Planung die Ausrichtung des Gebäudes möglichst so zu wählen, dass eine optimale Belegung mit einer Photovoltaikanlage möglich ist. 3.1 Bauweise der Meisterei Ob eine Kompaktbauweise (keine Einzelgebäude, sondern lediglich ein großer zusammenhängender Gebäudekomplex) eine oder offene Bauweise (Meisterei besteht aus funktionalen Einzelgebäuden) gewählt wird, hängt meist von den Grundstücksgegebenheiten ab. Wenn die Größe und die Form des Grundstücks eine Kompaktbauweise zulassen, stellt diese Art der Bauweise die nachhaltigere Gestaltungsoption dar. Durch die Minimierung des Flächen-Volumen-Verhältnisses kann eine höhere Energieeffizienz sichergestellt werden und daraus resultierend geringere Betriebskosten. Zudem ergeben sich Einsparpotenziale bei den Baumaterialien, was im Hinblick auf die Rohstoffknappheit ein wichtiger Faktor darstellt. Weitere monetäre Einsparpotenziale ergeben sich aus kostengünstigeren Synergie-Effekten, die sich aus der Nutzung von mehreren Geschossen beim Bau ergeben. Bei der Technischen Gebäudeausstattung (TGA) werden durch die Kompaktheit des Gebäudes kürzere Leitungen benötigt, außerdem fallen die Leitungs- und Tief bauarbeiten zu weiteren Gebäuden auf dem Gehöft geringer aus. Daraus resultiert ein hohes Einsparpotenzial bei den Kosten. Angesichts des Flächenverbrauchs und der großen versiegelten Flächen bei Meistereigehöften ist speziell auf flächenschonende Bauweisen zu achten. Diese Thematik wurde bereits im vorherigen Kapitel ausgiebig erörtert. Durch die kompakte Bauform entstehen zwischen den einzelnen Funktionsbereichen kürzere Wege für das Personal. Da bei dieser Bauweise ein Großteil der durchgeführten Wege vor der Witterung geschützt stattfindet, wirkt sich das positiv auf die Arbeitssicherheit aus. Wichtig ist, dass trotzdem optimale Bedingungen für die Fahrzeuge des Betriebsdienstes herrschen. Dabei sollten möglichst wenige Rangiervorgänge stattfinden. Dies erleichtert das Fahren und erhöht die Arbeitssicherheit auf dem Gelände. Eine Umfahrbarkeit der Kompakthalle bzw. die Durchfahrbarkeit der Hallen (ggf. Einbahnstraßenregelung) sollte gewährleistet werden, sodass Rückwärtsfahrten größtenteils vermieden werden können. Abbildung 1: Gesamtansicht Straßenmeisterei in Kompaktbauweise Vorteil einer offenen Bauweise ist es, dass sich funktional getrennte Gebäude auch zu einem späteren Zeitpunkt flexibler erweitern bzw. zu anderen Funktionen ändern lassen. Wenn ein Neubau einer Meisterei geplant wird und die Größe und Form des Grundstücks eine Kompaktbauweise zulassen, stellt diese Art der Bauweise die zu bevorzugende Gestaltungsoption dar. Im Fall von Sanierungen auch mit Teilneubauten sollte eine bereits vorhandene Struktur beibehalten werden. Dabei können auch Formen zwischen Kompaktbauweise und offener Bauweise umgesetzt werden. Die Gehöftfläche sollte so gestaltet werden, dass Grünflächen, Dach- und Fassadenbegrünung die Biodiversität unterstützt. Diese Flächen sollten biologisch wertvoll gestaltet werden. Zusätzlich sollte darauf geachtet werden, so wenig Flächen wie möglich zu versiegeln. 3.2 Konstruktion und Baumaterialien Ein Gebäude besteht aus verschiedenen Bauprodukten mit unterschiedlichen Lebenszyklen. Es ist wichtig innerhalb dieser Hierarchien zu planen. Folgende Merkmale sind in Betracht zu ziehen: • Möglichst lange Lebensdauern • Reparierbarkeit und Wartungsfreundlichkeit • Trennung von Primärstruktur (Tragwerk), Sekundärstruktur (Hülle und Innenausbau) und die Tertiärstruktur (Gebäudetechnik), um bei einem Austausch von z. B. der technischen Ausstattung nicht erheblich in die Konstruktion eingreifen zu müssen • Tragende Wände möglichst vermeiden, um eine flexible Raumnutzung zu gewährleisten und andere Raumkonzepte gemäß geänderten Gegebenheiten einfacher umsetzen zu können. Weitere Maßnahmen zur zusätzlichen flexiblen Umnutzung des Gebäudes sind anzustreben, um das Gebäude mit den verbauten Ressourcen längst möglich nutzen zu können 440 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 Nachhaltige Planung und Gestaltung von Meistereigehöften Bei der Auswahl der Baumaterialien sollte der Klimaschutz, die Ressourcenschonung, der Schutz der Gesundheit und Umwelt durch Vermeiden von Schad- und Risikostoffen und das Beachten von nachhaltigen Lieferketten beachtet werden. Generell sollte das Gebäude immer im gesamten Lebenszyklus betrachtet werden. Damit ist auch der Rückbau eingeschossen. 3.3 Biodiversität fördern Auf dem Meistereigelände von Straßen- und Autobahnmeistereien gibt es zahlreiche Möglichkeiten, neben den großen versiegelten Flächen auch begrünte Ausgleichsflächen vorzuhalten und damit die Biodiversität zu fördern. Es ist möglich, die großen Hallendächer zu begrünen. Diese können entweder mit einer extensiven oder intensiven Dachbegrünung bestückt werden. Auch eine Fassadenbegrünung stellt hier eine Möglichkeit dar. Dabei sollte besonders auf die Schaffung wertvoller Verdunstungsflächen wertgelegt werden. Die Schaffung eines Solargründachs ist die Kombination eines Gründachs mit einer Photovoltaikanlage und stellt hier auch eine gute ökologisch wertvolle Möglichkeit zur Förderung der Biodiversität dar. Zusätzlich können auf dem Grundstück Grünflächen vorgehalten werden, die Biotope für heimische Flora und Fauna ermöglichen. Dabei sollte durch Vermeidung invasiver Pflanzenarten die heimische Flora geschützt werden. Das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern wie zum Beispiel Obstbäume und -sträucher stellt dabei eine gute Grundlage dar. Zusätzlich wird dadurch ein Lebensraum für Tiere wie Vögel, Reptilien und Insekten geschaffen. Es können Nistkästen und Bienenhotels oder ähnliche Nisthilfen für die heimischen Tierarten eingerichtet werden. Abbildung 2: Streuobstwiese auf Gehöftsfläche (Bild: Cypra) 4. Anlagen zur Ver- und Entsorgung 4.1 Energieversorgung und erneuerbare Energien Nachdem alle Möglichkeiten der städtebaulichen Bestandssituation, Optimierung der Gebäudehülle und Optimierung der Nutzerenergie (Energiebedarf für Stromanwendungen, die zusätzlich zu den elektrischen Systemen zur Gebäudekonditionierung zum Einsatz kommen, z.B. batterie-elektrische Fahrzeuge, Aufzüge genauso wie hausinterne IT-Infrastruktur) ausgeschöpft wurden, kommen die Planung bzw. Prüfung der Versorgungssysteme zum Tragen. Dabei geht es darum, zu ermitteln, welche Versorgungssysteme für einen angepassten, geringeren Energie-bedarf optimal sind. Dabei sind sowohl die Effizienz des Umwandlungssystems, das notwendige Temperaturniveau als auch der CO 2 -Emissionsfaktor der eingesetzten Energieträger wesentliche Aspekte. Zur Bereitstellung der notwendigen Energie stehen u. a. folgende Möglichkeiten zur Verfügung: • Umweltenergie • Biomasse • Fernwärme/ Nahwärme • Solarenergie • Windkraft • Wasserstoff • Elektrische Energie (Strommix, erneuerbare Energien) Bei Neubau oder Sanierung sind alle möglichen Flächen sind mit Solarmodulen zu belegen. Die Dachkonstruktion ist entsprechend statisch auszulegen. Eine Kombination mit einer Dachbegrünung ist anzustreben, da dadurch der Wirkungsgrad der Module erhöht werden kann. Fassadenintegrierte Photovoltaik-systeme sowie der Einsatz von Solarthermie sind zu prüfen. Pufferspeicher sind vorzusehen, damit der Anteil der Eigennutzung u. a. auch für die Versorgung von Fahrzeugen maximiert und der Autarkiegrad erhöht werden kann. 4.2 Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Eine Reduzierung des Trinkwasserbedarfs und der Abwasserentsorgung senkt laufende Kosten. Darüber hinaus schafft ein hohes Maß an Wiederverwertung von Abwässern sowie die Nutzung lokaler Ressourcen (z.B. Niederschlagswasser) eine Unabhängigkeit von Preisschwankungen und Verfügbarkeit. Dadurch kann der Frischwasserverbrauch enorm gesenkt werden, da auch die Soleanlage für den Winterdienst mit Niederschlagswasser problemlos betrieben werden kann und keine Trinkwasserqualität aufweisen muss. Abbildung 3: Rigole zur Versickerung des überschüssigen Niederschlagwassers aus Zisterne (Bild: Cypra) 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 441 Nachhaltige Planung und Gestaltung von Meistereigehöften Eine Zisterne zum Sammeln von Niederschlagswasser ist bei Meistereigehöften vorzusehen. Dabei ist ein sinnvolles Fassungsvermögen von mindestens 150 m³ anzustreben. Um möglichst hohe Frischwassermengen einzusparen, ist eine Versorgung möglichst vieler Bereiche im Straßenbetriebsdienst wie Wasser zur Soleherstellung für den Winterdienst, Waschwasser für die Fahrzeugreinigung oder Baumbewässerung und Grünflächenbewässerung zu erzielen. Überschüssiges Niederschlagswasser sollte in einer Rigole vor Ort versickern. 4.3 Heizung, Lüftung und Kühlung Die Gebäude sind soweit notwendig und in gefordertem Maß zu beheizen, belüften und kühlen. Beim Beheizen, Belüften und Kühlen des Gebäudes sind die lokalen Gegebenheiten und das Angebot an Ressourcen zu beachten. Dies könnten bereits vorhandene Fern- und Nahwärmenetze, mögliche Nutzung von Abwärme etc. sein. Weitere Synergieeffekte z.B. benachbarte Energieerzeuger sind zu nutzen. Die Konzepte sind auf einen klimaneutralen Betrieb auszurichten. Sollte dies nicht möglich sein, ist im Rahmen eines Klimaschutzfahrplans aufzuzeigen, wie bis spätestens 2045 oder gemäß den aktuellen gesetzlichen Anforderungen ein klimaneutraler Betrieb erfolgt. 4.4 Steuerung und technisches Monitoring Zur Regelung und Steuerung kommen entsprechende Systeme und Geräte zum Einsatz. Die verschiedenen Komponenten sind meistens über standardisierte Kommunikationssysteme miteinander vernetzt. Dadurch kann ein bedarfsorientierter und damit optimierter Betrieb der Gebäudetechnik mit Berücksichtigung des erforderlichen Nutzerkomforts umgesetzt werden. Daher ist ein technisches Monitoring anzustreben. Hierfür ist es schon in den frühen Planungsphasen notwendig, die entsprechende Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik einzuplanen. Dies bildet die Grundlage für die Soll-Ist-Analyse. Eine moderne und angepasste Mess- , Steuerungs- und Regelungstechnik in Verbindung mit der Gebäudeautomation ist heute die Basis für ein abgestimmtes Zusammenspiel von Gebäudearchitektur, Anlagentechnik und Raumkomfort. Trotz Automatisierung der meisten Abläufe ist die individuelle Eingriffsmöglichkeit durch den Menschen weiterhin Ziel von Gebäudekonzepten. Spezielle Anwendungen setzen auf vorausschauende Steuerung der Gebäudetechnik. So werden automatisch Bauphysik, Wettervorhersagen, Personenbelegung und Nutzerverhalten etc. vorausschauend einbezogen und die Gebäudetechnik nutzerorientiert gesteuert. Diese Anwendungen ermöglichen weitere Ressourcen- und Kosteneinsparungen und sind daher in jedem Neubau und Sanierungsprojekten zu prüfen. 5. Funktionsbereiche einer Meisterei Straßen- und Autobahnmeistereien bestehen aus vielen einzelnen Nutzungsbereichen, die die verschiedenen Aufgaben des Straßenbetriebsdienstes widerspiegeln. 5.1 Räume für Verwaltung, Betrieb und Technik Räume sollten gemäß den Anforderungen der Meisterei bemessen und so konzipiert werden, dass diese im Bedarfsfall in ihrer Funktion zukünftig umgenutzt werden können. Die Räume sollten für ein positives Arbeitsumfeld ansprechend gestaltet sein. Die barrierefreie Gestaltung des Verwaltungsbereiches ist zu gewährleisten. Dazu ist auch gegebenenfalls ein Aufzug zu installieren oder dessen nachträgliche Installation baulich vorzusehen. Bei der Ausstattung der Büroräume sollte auch der Raumkomfort betrachtet werden. Dabei spielt die Ausrichtung des Verwaltungsgebäudes eine wichtige Rolle. Bei einer Süd-Ausrichtung können sich die Büroräume im Winter durch die Sonne aufwärmen und Heizkosten eingespart werden. Zusätzlich werden gute natürliche Lichtverhältnisse geschaffen. Es wird empfohlen, eine außenliegende Verschattung an den Fenstern zu installieren. Diese sollten individuell gesteuert werden können. Durch die Verschattung wird die Auf heizung der Räume im Sommer vermindert. Außerdem sollte bei der Einrichtung auf ergonomische Büromöbel geachtet werden. Abbildung 4: Südwestlich ausgerichtetes Büro des SM- Leiters mit Außenjalousie (Bild: Cypra) 5.2 Fahrzeughalle Die Gestaltung der Stände für die Fahrzeuge unterscheidet sich hinsichtlich der Bauart zwischen Kompaktbauweise oder offener Bauweise. Bei einer Kompaktmeisterei werden die Groß- und Kleinfahrzeuge gemeinsam in einer Fahrzeughalle abgestellt. In die Fahrzeughalle wird in der Regel durch ein Tor gefahren und die Halle wird durch ein weiteres Tor verlassen. Bei den Anforderungen gelten bei der Fahrzeughalle die Abmessungen der Tore und lichten Raumhöhen der Großfahrzeuge. Bei funktional getrennten Gebäudeteilen gelten die für die Fahrzeuggruppen jeweiligen Abmessungen und Anforderungen. Besonders bei den Großfahrzeugen des Straßenbetriebsdienstes sollten Rückwärtsfahrten vermieden werden. Durch das Vermeiden von Rückwärtsfahrten wir das Risiko für Unfälle auf dem Betriebsgelände des Straßenbetriebsdienstes erheblich minimiert. 442 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 Nachhaltige Planung und Gestaltung von Meistereigehöften Abbildung 5: Fahrzeughalle im Einbahnstraßenverkehr mit Materiallager (Bild: Cypra) Abbildung 6: Fahrzeughalle im Zweirichtungsverkehr mit Materiallager (Bild: Arnold, SM Merzig) Alle Fahrzeuge des Straßenbetriebsdienst sollen einen eigenen Platz in der Fahrzeughalle erhalten. Grundsätzlich sollte es möglich sein, typische Fahrzeugkombinationen (z.B. Arbeitsstellensicherung, Anbaukombinationen im Sommer- und Winterdienst) in der Fahrzeughalle abzustellen. Für batterieelektrisch betriebene Kleinfahrzeuge, fahrbare Absperrtafeln und Geräte sind aus-reichend Ladepunkte in der Fahrzeughalle im Abstellbereich vorzusehen. Die Zusammensetzung und Dimensionierung der Lade- und Betankungsinfrastruktur für die Betriebsdienstfahrzeuge richten sich nach dem tatsächlichen oder geplanten Bestand an Fahrzeugen und der Zusammensetzung des Fuhrparks gemäß Maßnahmenkatalog M7 [5]. Hier vor allem ist der Winterdienst entscheidend, da dieser den mit Abstand höchsten Energiebedarf unter den Einsätzen vorweist. Bei der Planung der Lade- und Betankungsinfrastruktur sind zudem die organisatorischen Gegebenheiten (eigene Durchführung des Winterdienstes oder Vergabe an Auftragnehmer) zu beachten. Die zukünftige Energieversorgung der Betriebsdienstfahrzeuge ist gegenwärtig schwer vorhersehbar. Gegenwärtig zeichnen sich folgende Energiearten ab: - batterieelektrische Antriebe oder oder - Antriebe mit Wasserstoff (als Verbrenner oder über Brennstoffzelle) Bei einem Neubau sollte diese Infrastruktur für eine Nachrüstung planerisch einbezogen werden. 5.3 Waschhalle, Außenwaschplatz Die Waschhalle und der Außenwaschplatz dient der Reinigung von Fahrzeugen und Geräten, insbesondere nach Winterdiensteinsätzen. Abbildung 7: Außenwaschplatz ausgestattet mit einer Rampe (Bild: Cypra) Zum Betreiben der Waschplätze eignet sich Wasser aus einer Regenwasserzisterne sehr gut und es kann kostbares Trinkwasser gespart werden. Der Außenwaschplatz für die Grobreinigung der Fahrzeuge ist in ausreichender Größe vorzusehen. Damit Fahrzeuge auch von unten gereinigt oder konserviert werden können, ist der Außenwaschplatz mit einer Rampe bzw. geeigneter Hebeanlage auszuführen. Falls sich ein Gebäude direkt beim Außenwaschplatz anschließt, ist bei der Gestaltung der Fassade darauf zu achten, dass diese leicht zu reinigen und schmutzabweisend ist. Zudem muss beim Außen-waschplatz im Winter darauf geachtet werden, dass der Boden eisfrei gehalten wird, um ein Ausrutschen zu verhindern. Außenwaschplatz und Waschhalle befinden sich bestenfalls in direkter Nähe zueinander. Die Waschbereiche haben eine ausreichende Größe aufzuweisen, sodass ein Fahrzeug mit An- und Auf bauten gereinigt werden kann 5.4 Werkstattbereich Der Werkstattbereich besteht aus der Werkstatt, in welcher sich eine Hebevorrichtung und/ oder einer Inspektionsgrube für Fahrzeuge befindet sowie Arbeitsbereiche mit Werkbänken, Nebenräume der Werkstatt und das 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 443 Nachhaltige Planung und Gestaltung von Meistereigehöften Büro des Werkstattleiters. Die Werkstatt kann bei der Kompaktbauweise an die Fahrzeughalle gekoppelt werden. Um die Höhe der Halle effizienter zu nutzen, kann der Bereich mit Ebenen ausgestattet werden. Abbildung 8: Lkw - Stempelhebebühne (Quelle: Hessen Mobil) 5.5 Streustofflagerung Für die Lagerung von Streustoffen für den Winterdienst kommen Streustoffhallen, Streustoffsilos oder eine Kombination daraus zur Anwendung. Im Bereich der Trockensalzlagerung ist auch die Infrastruktur zur Herstellung, Lagerung und Beladung der Sole vorzusehen. Grundsätzlich ist ein Soleerzeuger einzuplanen. Für die Dimensionierung der Trockensalzbevorratung ist der Leitfaden zur Dimensionierung von Tausalzlagern TAUSALA anzuwenden. Weitere Anforderungen und Ausstattungshinweise werden innerhalb der Regelwerke „Hinweise für die Lagerung und Beladung von Streustoffen für den Winterdienst (H LaStreu)“ und „Hinweise für die Beschaffung und den Betrieb von Soleanlagen für den Winterdienst (H SolA)“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) erläutert. Für die Soleherstellung ist Niederschlagswasser aus der Zisterne zu verwenden. Für den Fall, dass das gesammelte Niederschlagswasser nicht ausreicht, ist auch ein Trinkwasseranschluss vorzusehen. Zur Erfassung des Trinkwasserverbrauchs für die Soleerzeugung ist ein separater Zähler einzuplanen 6. Notversorgung Straßen- und Autobahnmeistereien müssen resilient gegen extreme Wetter- und Naturereignisse, bei Versorgungsengpässen oder Angriffen auf die Infrastruktur ausgerüstet werden. Zur Sicherstellung der Betriebsbereitschaft einer Meisterei im Falle eines Ausfalls der Stromversorgung ist die elektrische Infrastruktur für einen Notstrombetrieb zu planen und eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) vorzusehen. Diese soll derart dimensioniert sein, dass für 72 Stunden der Betrieb von • Notbeleuchtung • IT-Infrastruktur • Soleanlage für den Winterdienst • Betankungs- und Lademöglichkeiten für Fahrzeuge des Winterdienstes und der Herstellung einer ausreichenden Verkehrssicherheit • Betriebssprach- und Betriebsdatenfunk • Weitere notwendige Anlagenteile sichergestellt ist. Eine möglichst einfache Erhöhung der Kapazitäten, z.B. durch einen steigenden Elektrifizierungsgrad der Fahrzeugflotte, ist bei der Planung und durch vorbereitende Baumaßnahmen zu berücksichtigen. Eine CO 2 -arme Lösung, beispielsweise durch den Einsatz von Batteriespeichern und/ oder Brennstoffzellen, ist gegenüber fossilen Energieträgern zu präferieren. 7. Fazit Es zeigt sich, dass es bei Straßen- und Autobahnmeistereien als Teile des Gebäudesektors große Einsparpotenziale insbesondere im Hinblick auf Energie- und Wasserverbrauch gibt. Durch eine nachhaltige Planung und Umsetzung sowie nachhaltiger Betrieb einer Meisterei können in allen Bereichen Fehler vermieden werden, die zu besseren Abläufen und Einsparungen sowie Reduktion der Kosten führen. Mit Hilfe von Benchmarks ist man in der Lage, Ziele zu setzen und Vergleiche mit anderen Meistereien durchzuführen. Erkenntnisse aus Kontakten mit Meistereien haben gezeigt, dass bereits zahlreiche Konzepte, Maßnahmen und Ideen bestehen und diese auch umgesetzt werden. Diese Vorzeigeprojekte sind weiter anzuwenden und zu übertragen. Durch die Spezialfunktion deckt die Meisterei verschiedene Bereiche ab, die einerseits die Komplexität erhöhen, andererseits aber auch Potenziale birgt. Diese Spezialfunktion hat auch ihre Grenzen. So kann eine Straßenmeisterei nicht ohne Weiteres selbst erzeugten Strom einspeisen. Es ist wichtig, neben den drei Nachhaltigkeitsdimensionen auch die Querschnittsfunktionen wie z. B. Prozesse zu berücksichtigen. Gerade bei Meistereien gibt in diesem Bereich hohe Anforderungen und gute Optimierungsmöglichkeiten. Mit Nachhaltigkeitsbewertungen und -zertifizierungen können die bestehenden positiven Bemühungen aufgezeigt und erforderliche Maßnahmen identifiziert werden. Die SM Merzig wurde als erste Straßenmeisterei in Deutschland bereits mit dem Nachhaltigkeitszertifikat „Gebäude im Betrieb“ der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert. Dadurch wurden aktuelle Gegebenheiten wie z.B. Verbräuche erfasst und Ziele zur Erreichung der Klimaneutralität formuliert. 444 4. Kolloquium Straßenbau in der Praxis - Februar 2025 Nachhaltige Planung und Gestaltung von Meistereigehöften Abbildung 9: Gemeinschaftsfläche im Außenbereich (Bild: Cypra) Literatur [1] Hauff V. (1987): Unsere gemeinsame Zukunft: der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Eggenkamp, Greven. [2] Vereinte Nationen; UNRIC - Regionales Informationszentrum der Vereinten Nationen (Hrsg.): Ziele für nachhaltige Entwicklung. Online verfügbar unter https: / / unric.org/ de/ 17ziele/ , zuletzt geprüft am 04.11.2020. [3] Die Bundesregierung (2021): Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie: Weiterentwicklung 2021. Berlin. [4] FGSV - Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen; Richtlinie für die Anlage von Meistereien, RAM; FGSV Verlag. Köln, 2014. [5] Bundesministerium für Digitales und Verkehr. (2013) Maßnahmenkatalog M 7: Teil: Management der Fahrzeug- und Geräteausstattung für den Straßenbetriebsdienst. Bonn.
