eJournals Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis 6/1

Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis
ktw
expert verlag Tübingen
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Praxis der betontechnologischen Umsetzung beim Neubau des zentralen Trinkwasserbehälters in Stuttgart

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Hans Baumer
Beton, ein Jahrtausend alter Baustoff, von den Römern schon erfolgreich eingesetzt, und von der heutigen Wissenschaft/Industrie erfolgreich weiterentwickelt fordert trotz aller Erkenntnisse, alle Baubeteiligte immer wieder heraus. Höchste betontechnologische Ansprüche werden an den Neubau eines Trinkwasserbehälters in klassischer WU-Bauweise gestellt. Um das Ziel, einen rissfreien wasserdichten Trinkwasserspeicher herzustellen, sind alle Spezialisten, wie Objektplaner, Tragwerksplaner, Betontechnologe, Geologe, und letztendlich eine erfahrene Ausführungsfirma gefordert. In meinem Bericht möchte ich anhand des BV Neubau HB Kanonenweg Beispiele aufzeigen wie die technischen Anforderungen in die Praxis umgesetzt wurden.
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6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 133 Praxis der betontechnologischen Umsetzung beim Neubau des zentralen Trinkwasserbehälters in Stuttgart Hans Baumer Netze-BW Wasser GmbH Zusammenfassung Beton, ein Jahrtausend alter Baustoff, von den Römern schon erfolgreich eingesetzt, und von der heutigen Wissenschaft/ Industrie erfolgreich weiterentwickelt fordert trotz aller Erkenntnisse, alle Baubeteiligte immer wieder heraus. Höchste betontechnologische Ansprüche werden an den Neubau eines Trinkwasserbehälters in klassischer WU-Bauweise gestellt. Um das Ziel, einen rissfreien wasserdichten Trinkwasserspeicher herzustellen, sind alle Spezialisten, wie Objektplaner, Tragwerksplaner, Betontechnologe, Geologe, und letztendlich eine erfahrene Ausführungsfirma gefordert. In meinem Bericht möchte ich anhand des BV Neubau HB Kanonenweg Beispiele aufzeigen wie die technischen Anforderungen in die Praxis umgesetzt wurden. 1. Stuttgarter Wasserversorgung Die Trinkwasserversorgung von Stuttgart ist komplex und aufwändig. Grund dafür ist die besondere Topgraphie der Stadt, mit den Stadtteilen, die sich um das Zentrum auf den angrenzenden Hügeln ausdehnen. Das System muss dadurch Höhenunterschiede von über 300 Metern bewältigen. Das Stadtgebiet Stuttgart ist in 68 Druckzonen aufgeteilt, denn nur so können die natürlichen Höhenunterschiede ausgeglichen werden. Innerhalb dieser Druckzonen befinden sich insgesamt 43 Hochbehälter. Von dort fließt das Trinkwasser durch rund 2.500 Kilometer Leitung und passiert 17.000 Streckenarmaturen, bis es den Kunden über die Hausanschlüsse mit rund 104.000 eingebauten Wasserzählern erreicht. 1.1 Neubau des Trinkwasserbehälters Kanonenweg im Zentrum von Stuttgart Der Trinkwasserbehälter „Kanonenweg“, oberhalb des Urachplatzes gelegen, ist der wichtigste Knotenpunkt der anspruchsvollen Trinkwasserversorgung von Stuttgart. Er wurde mit einem Gesamtspeichervolumen von 10.000 Kubikmetern im Jahr 1881 (Kammern 1 und 2) gebaut und im Jahre 1925 (Kammer 3) auf 20.300 Kubikmeter erweitert. Nach knapp 140 Jahren Betriebszeit war das Ende der Lebensdauer der Anlage erreicht. Ende 2018 wurde der neue Hochbehälter nach knapp drei Jahren Bauzeit in Betrieb genommen. Auf Grundlage des Betriebskonzeptes wurde das Volumen des Neubaus unter Berücksichtigung des prognostizierten Wasserbedarfs auf 7.500 Kubikmeter festgelegt. Der Verbau der Baugrube wurde mit rund 100 doppelt rückverankerten, überschnittenen Stahlbetonbohrpfählen mit einem Durchmesser von 90 Zentimetern und Trägerbohlwänden hergestellt. Für den Aushub bis zur Gründungssohle und den in Teilbereichen erforderlichen Bodenverbesserungen, wurden ca. 26.000 Kubikmeter Erdmasse abgefahren, und 7.000 m³ zum Teil zwischengelagert. Für das neue Bauwerk wurden etwa 750 Tonnen Betonstabstahl und 3.100 Kubikmeter Beton verbaut. Die Decken sind spritzrau, die Wände und Stützen wurden geglättet und mit einer mineralischen Dickbeschichtung ausgeführt Die Bodenbeschichtung wurde im Estrichverfahren eingebaut und flügelgeglättet. Der Trinkwasserbehälter ist erdangedeckt, an den zum Teil sehr steilen Böschungen wurde ergänzend Stabilisierungsmaßnahmen durch Geogitter notwendig. Auf dem gesamten Gelände wurden als Ausgleichsmaßnahme 45 Bäume gepflanzt und ca. 20.000 Bodendecker als zusätzlichen Erosionsschutz erforderlich. Der Kostenrahmen von 10,5 Millionen Euro konnte trotz sehr schwieriger Umstände eingehalten werden. 1.2 Grundlagen Bedarfsplanung / Leistungsbeschreibung Die Planung und Ausführung von WU-Konstruktionen, insbesondere bei Trinkwasserbehältern, stellt den Bauherrn mit seinen Baubeteiligten immer wieder vor besondere technische Herausforderungen. Praxis der betontechnologischen Umsetzung beim Neubau des zentralen Trinkwasserbehälters in Stuttgart 134 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 Die gestellten Anforderungen an Beton für den Trinkwasserbereich sind komplex und werden auch in Zukunft nicht einfacher. Auf Grund der Umwelt- und Emissionsauflagen für die Zementindustrie werden zunehmend Betone mit Zusatzstoffen angeboten, die zwar alle physikalischen Anforderungen hervorragend erfüllen, aber ein besonderes Augenmerk auf die hygienischen Grenzwerte erfordern. Dadurch ist es nur zu empfehlen, dass vom Projektstart an, vom AG, Objektplaner in Zusammenarbeit mit den Fachplanern (Tragwerksplaner, Betontechnologen) das Thema Beton berücksichtigt wird. Um unnötige Diskussionen, Besprechungen, Sonderlösungen zu vermeiden, sollten in der Ausschreibung die Anforderungen an den Beton klar und eindeutig definiert sein, um den AN mit seinem Betonlieferanten eine kalkulierbare Grundlage der Arbeitsabläufe während der Ausführung zu geben. Abbildung 1: Oberfläche mit Schalungsbahn Abbildung 2: Oberfläche mineralisch beschichtet Abbildung 3: Oberfläche Sichtbeton Die Verantwortung, eine geeignete Betonrezeptur zu liefern, die alle physikalischen und hygienischen Anforderungen erfüllt, liegt beim AN. Es ist aber zu empfehlen, in der Planungsphase mit den in Frage kommenden Betonlieferanten aus der Region, Kontakt aufzunehmen und sämtliche Anforderungen an die Betonrezeptur abzufragen. Beton nach besonderen Eigenschaften, die im Sortenverzeichnis des Betonlieferanten meist standardmäßig nicht gelistet sind, werden dementsprechend nach Anforderung hergestellt. Dies ist im Voraus für den AN allerdings schlecht kalkulierbar. Je nach Jahreszeit sind die Anforderungen an die Frischbetoneigenschaften, Temperatur, Wärmeentwicklung und Nachbehandlungszeit zu beachten, um die Gefahr einer Rissbildung zu reduzieren. Der AG stellt seine Anforderung an die Oberflächenbeschaffenheit. Sollen die Wände mit Schalungsbahnen ausgeführt, mineralisch beschichtet oder durch eine klassische Sichtbetonoberfläche hergestellt werden. Bei allen Risiken insbesondere bei den hygienischen Anforderungen an trinkwasserberührten Betonoberflächen ist meiner Meinung nach eine nach DVGW W-347 geprüfte mineralische Beschichtung nach wie vor eine sichere Ausführungsvariante, das im Rückblick auch für unser Bauvorhaben die richtige Entscheidung war. Beim Herstellen der Betonwände vor allem bei Sichtbeton ist immer ein Augenmerk auf die Schalhaut zu richten. Saugende oder nicht saugende Schalhaut, Praxis der betontechnologischen Umsetzung beim Neubau des zentralen Trinkwasserbehälters in Stuttgart 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 135 Abbildung 4: Schalhaut. Bsp. System. Westag Trennmittel sind dabei möglichst zu vermeiden. Auch ist zu berücksichtigen, für wieviel Betoniertakte die Schalhaut eingesetzt werden kann, um die gewünschte Oberflächenqualität zu erreichen. Im Regelfall werden meist nichtsaugende Schalungen mit einer Phenolharzbeschichtung eingesetzt, dabei sollte darauf geachtet werden das eine DVGW Zulassung nach W-270 vorliegt. Bei der Betonzusammensetzung sind allerdings auch die Blut- und Sedimentationseigenschaften des Betons nach DBV-Merkblatt Besondere Verfahren zu berücksichtigen. Eine erhöhte Blutwasserabsonderung des Betons kann, insbesondere bei nicht saugender Schalhaut, und dementsprechende Bauteilhöhen neben einer Schlierenbildung auch zu Bereichen mit absandender Oberfläche führen, die sich durch das Aufsteigen des Blutwassers an der Schalungshaut bilden. Eine besondere Herausforderung an die WU-Bauteile stellt immer wieder unter all den technischen und konstruktiven Randbedingungen, die hygienische und physikalische Anforderung des Betons an den Betonlieferant. Unter Berücksichtigung der Rissbreitenbeschränkung, Oberflächenanforderung, und Betonierbarkeit der Bauteile sind die hygienischen Anforderungen in der Abbildung 5: Lagerfläche Schalung Betonrezeptur zu berücksichtigen. Diese Anforderungen sind in der Leistungsbeschreibung durch folgende Mindestangaben genau zu definieren. • Betoneigenschaften nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 mit besonderen Eigenschaften als WU Beton nach DAfStb- Richtlinie. • Festigkeitsklasse C30/ 37 • Mindestzementgehalt kg/ m³, 320, bei Anrechnung von Zusatzstoffen 270 • Mehlkorngehalt kg/ m³, < 400 • Expositionsklasse einschl. Ergänzende Expo X TWB nach DVGW Arbeitsblatt W-300-4 / W-398, W-347, W-270 • Zemente nach DIN EN 197-1 beschränkt auf CEM I, CEM II, CEM III und DIN 1164-10 unter Begrenzung der Schwermetalle laut Positivliste • Gesteinskörnung nach DIN 12620, es sind die ergänzenden Hinweise auf leichtgewichtige organische Bestandteile unter Einhaltung des Kaliumpermanganat- Index zu berücksichtigen • Zugabewasser nach DIN EN 1008, es ist Trinkwasser zu verwenden • Zusatzmittel nach DIN EN 934-2, das den Wirkungsgruppen Betonverflüssiger, Fließmittel oder Verzögerer zugeordnet ist. Kombinationsprodukte dürfen nicht verwendet werden. Einschränkungen ergeben sich aus dem DVGW Arbeitsblatt W-347 • Zusatzstoffe nach DIN EN 450-1, DIN EN 13263-1 • Für die verwendete Produkte sind die notwendigen Nachweise vorzulegen: Leistungserklärung des Herstellers nach Bauprodukteverordnung, nach DVGW Arbeitsblatt W-347 und DVGW Arbeitsblatt W-270 bei organischen Bestandteilen Abbildung 6: Lieferschein Betonwerk Sehr gute Erfahrung wurden mit der Ausführung von Schalungsbindeelemente für druckwasserdichte Spannstellendurchführungen gemacht. Die Ausführung wird als Komplettelement für verschiedene Wandstärken mit einer zweifach aufgeschweißten Wassersperrplatte min. Praxis der betontechnologischen Umsetzung beim Neubau des zentralen Trinkwasserbehälters in Stuttgart 136 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 25/ 25 cm ausgeschrieben. Das Verschließen der Konenvertiefung erfolgt durch einen Trinkwasserzugelassenem Zementmörtel. Abbildung 7: Ansicht Spannstellen Abbildung 8: Bsp. Schalungsbindeelement Abbildung 9: Faserzement Abstandhalter Betondeckung Gemäß DVGW Arbeitsblatt W 300-4 ist grundsätzlich eine min. Betondeckung cmin = 25 mm (cnom = 40 mm) einzuhalten. Dies wird zum Beispiel durch Abstandhalter aus Faserzement mit Trinkwasserzulassung erreicht. Nachbehandlung Gemäß DVGW Arbeitsblatt W 300-4 gelten die dreifachen Werte der DIN EN 13670 und DIN 1045-3, mindestens aber 14 Tage. Die betonierten Bauteile sind mind. 14 Tage in der Schalung zu belassen, danach 14 Tage Nachbehandlung mit Jutegewebe bzw. Folie. Zu vermeiden sind Luftzüge und Kamineffekte, die zu einem Austrocknen des Betons führen. 1.3 Planerische Aspekte die gemeinsam durch den Fachplaner, Betontechnologe, Tragwerksplaner festzulegen sind Die Anforderungen an das Bauwerk sind in der Bedarfsplanung, durch den Planer festzulegen. Sämtliche Kriterien wie z.B. Beanspruchungsklasse, Bauteilabmessungen, Arbeitsfugen, Fugenabdichtungen, Planung von Einbauteilen, Durchdringungen, Betonierabschnitte, sind zu berücksichtigen. Für die Herstellung einer möglichst rissfreien, wasserundurchlässigen Betonkonstruktion ist die max. Rissbreite festzulegen, in unserem Fall < 0,10 mm. Ziel muss es sein, den zentrischen Zwang und die dadurch entstehende Risse so gering zu halten, dass keine wasserführenden Trennrisse entstehen, und im gleichen Zuge während des Neubaus eine Betonsanierung durchgeführt werden muss. Zwang entsteht durch Verformungen an dem Bauteil, durch zu rasches Abkühlen des jungen Betons durch Schwindprozesse, durch Reibung, abfließende Hydrationswärme (Frühschwinden) oder durch jahreszeitlich bedingte Temperaturunterschiede (Spätschwinden). Eine in anderen Bauvorhaben durchaus positiv und wirtschaftlich interessante Alternative ist, die Vergabe Praxis der betontechnologischen Umsetzung beim Neubau des zentralen Trinkwasserbehälters in Stuttgart 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 137 der Betontechnologie an spezialisierte Ing.- Büros für Weiße Wannen zu vergeben, die in Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner z.B. den Bewehrungsgrad z.B. auf eine Rissbreitenbeschränkung von 0,15 mm reduzieren, unter Voraussetzung einen wasserdichten Trinkwasserbehälter zu gewährleisten. Auch hier muss das Ko- Kriterium für eine erfolgreiche Abnahme sein, eine bestandene Dichtigkeitsüberprüfung gemäß Vorgabe DVGW Arbeitsblatt W-300- 1. Abbildung 10: Bewehrungsgrad bei einer Rissbreite von 0,15mm Abbildung 11: Bewehrungsgrad bei einer Rissbreite von 0,10mm Arbeitsfugen An den Wandfugen, z.B. Abschalelement mit Fugenblech aus konstruktiv verstärktem Streckmetall mit Fugenblech 2 mm stark und 300 mm breit, beidseitiger Streckgitterüberstand als Abschalung in Stärke der Bewehrung. Einbau als verlorene Schalung zwischen den Bewehrungslagen. Am Wandanschluss der Bodenplatte wurde ein Stahlfugenblech (B= 0,75mm / L= 2.000mm / H= 150mm) mit entsprechender Zulasung das beidseitig mineralisch beschichtet ist, eingebaut. Generell ist darauf zu achten, dass die Anschlussfugen nach dem Betonieren frei von Verschmutzungen durch Betonspritzer und Betonschlempe sind. Verunreinigungen müssen im frischen Zustand gereinigt und entfernt werden. Des Weiteren sind die Anschlussfugen der Bodenplatte/ Wandschalung dicht herzustellen, dass keine Zementschlemme herauslaufen kann. Abbildung 12: Arbeitsfuge Wandabschnitt Abbildung 13: Arbeitsfugen Bodenplatte/ Wand Praxis der betontechnologischen Umsetzung beim Neubau des zentralen Trinkwasserbehälters in Stuttgart 138 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 Abbildung 14: Dicht hergestellte Schalung Aufstellfläche Bei erhöhtem Bewehrungsgrad, sind Rüttelgassen durch den Tragwerksplaner festzulegen. Abbildung 15: Rüttelgasse in der Wandfläche Abbildung 16: Rüttelgasse Wandeck Durch den Tragwerksplaner werden die Betonierabschnitte festgelegt. Abbildung 17: Bsp. Skizze Betonierabschnitte 1.4 Qualitätssicherung Betonierkonzept Ziel des Betonierkonzeptes ist die fach- und normgerechte Herstellung der Trinkwasserbehälterkammern und des Rohrkellers. Es werden die Anforderungen und Maßnahmen dargelegt, welche zur Erfüllung dieses Zieles notwendig sind. Folgende Mindestanforderungen sollte ein Betonierkonzept enthalten: • Angaben generell zur Betontechnologie • Angaben zum Sortenverzeichnis, welche Betone zum Einsatz kommen • Freigabe der Betonrezeptur anhand der Erstprüfung durch den Tragwerksplaner/ Betontechnologen • Betonlieferant unter Berücksichtigung der Fahrzeiten/ Entladezeiten ggf. Ersatzlieferwerk bei Großbetonagen oder Ausfall • Bei Betongüte ab C30/ 37 ist eine Überwachung gemäß ÜK 2 nach DIN 1045 erforderlich • Angabe des Baustofflabors für die Eigenüberwachung • Angabe des Baustofflabors für die Fremdüberwachung Betonförderung Die Förderung des Betons erfolgte bei Bodenplatten und Decken mit einer Betonpumpe. Betonagen der Wände wurden vorrangig mittels Kübel durchgeführt. Betoneinbau • Angaben Konsistenz z.B. F3 • Angabe Zielausbreitmaß gemäß den Vorgaben der DIN 1045-2 und DIN EN 206-1. z.B. 42 bis 48 cm • Angabe Verdichtung des Betons z. B. mit Innenrüttlern/ Außenrüttler. Die Bodenplatten und Decken werden außerdem mit einer Motorkartätsche abgezogen. Praxis der betontechnologischen Umsetzung beim Neubau des zentralen Trinkwasserbehälters in Stuttgart 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 139 Bei der Bodenplatte der Trinkwasserbehälter erfolgt eine Oberflächenvergütung mittels Flügelglätten • Angabe Schüttlagen: Diese sollten mit einer Höhe von 50 cm eingebracht werden und sind durch Eintauchen der Innenrüttler in schon verdichtete Lagen miteinander zu vernadeln Frisch- und Festbetonprüfungen, Probenahmen und Lagerung Die Frischbetonprüfungen wie Ausbreitmaß und Betontemperatur werden durch eine fachlich geeignete Person durchgeführt. Die Festbetonprüfungen (Würfeldruckfestigkeit und WU-Prüfung) erfolgen durch den Eigenüberwacher (siehe Punkt Betontechnologie). Jeder Betongang soll im Vorfeld an die fremdüberwachende Stelle gemeldet werden. Die Würfelanzahl richtet sich nach den Vorgaben der DIN 1045. Die Würfel werden bis zur Abholung durch die Prüfstelle in einer Klimakiste gelagert und die Ergebnisse der Prüfungen werden im Betontagebuch bzw. der ÜK II Akte hinterlegt. Nach Abschluss der Betonarbeiten wird durch den Fremdüberwacher ein Abschlussbericht erstellt. Schalung • Welches Schalungssystem für Wände eingesetzt wird • Angabe des Schalungsdruckes in KN/ m². Daraus resultiert unter dem Erstarrungsende der gewählten Betonsorte die Betoniergeschwindigkeit von X m/ Stunde. In Wandtakten mit Gelenkecken ist ein geringerer Schalungsdruck zu berücksichtigen • Angabe über das Schalungssystem der Decke Bewehrung und Einbauteile • Bewehrungsabnahme durch den Tragwerksplaner. Über die Abnahme wird ein Protokoll erstellt • Produktangaben über Fugenblech von Bodenplatten, Bodenplatte/ Wände, Wände/ Wände • Angaben über das Herstellen von Wandöffnungen bzw. Rohrdurchführungen, Schalungskästen oder Streckmetallabstellungen Ausschal- und Nachbehandlungsfristen Zur Verhinderung von Bauteilschäden infolge zu frühen Ausschalens, sind Ausschalfristen einzuhalten. Die Ausschalfristen werden auf Basis der aktuellen Umgebungsbedingungen gemäß Merkblatt „Betonschalungen und Ausschalfristen“ festgelegt. Die Wände sollen jedoch unabhängig davon 10 bis 14 Tage in der Schalung belassen werden. Die Nachbehandlung soll die Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Betons insbesondere der Randzone sicherstellen. Zugabewasser darf nicht rasch verdunsten, um das Frühschwinden zu reduzieren. Hier soll das Zementmerkblatt B8 4.2014 als Grundlage für die Dauer der Nachbehandlung fungieren. Die Dauer richtet sich im Wesentlichen nach den Umgebungsbedingungen und der Erhärtungsgeschwindigkeit des Betons. Als Nachbehandlung sind für die Bodenplatten und Deckenplatten das Abdecken mit Folie oder Jutematten vorgesehen. Diese müssen lagegesichert sein. Für die Wände sind das Belassen in der Schalung und das Verkleiden mit Folie geplant. Bei Foliennachbehandlung darf kein „Kaminzug“ entstehen. Nachbehandlungsmittel sind aufgrund Ihrer Nichttauglichkeit für Trinkwasser vom Einsatz ausgeschlossen. Die Nachbehandlung wird in der ÜK II Akte dokumentiert. Einbauteile Bsp. Drucktüre Abbildung 18: Drucktüre Innenseite mit umlaufenden Dichtflansch und zus. eingelegten Verpressschlauch Abbildung 19: Fußteil mit Entlüftungsbohrungen Thermische Betrachtung In der Vergangenheit wurde die Erfahrung gemacht, dass bei Einbauteilen > NW 300, insbesondere bei V4A, eine größere Rissgefahr besteht. Auf Empfehlung erfahrener Betontechnologen wurden erstmalig alle Rohrformstücke vor dem Betonieren gedämmt und der Hydrationsverlauf thermisch überwacht. Es sind im Vorfeld Praxis der betontechnologischen Umsetzung beim Neubau des zentralen Trinkwasserbehälters in Stuttgart 140 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 rechnerisch die maximalen zu erwartenden Bauteilkerntemperaturen aufzuzeigen. Dies ist technisch mit einer relativ hohen Prognosegenauigkeit sehr gut möglich. Grundlage der Berechnungen sind dabei auch Messungen der hydratationsbedingten Wärmeentwicklungen. Dabei ist die zum Einsatz vorgesehene Betonzusammensetzung unter Berücksichtigung tragwerksplanerischer Vorgaben (insbesondere Rissbreitenbegrenzung) und der hydratationssteuernden Eigenschaften (insbesondere Bindemittelarten und -mengen) aufzuzeigen. Mit Festlegung von Frischbetontemperaturen unmittelbar vor dem Einbau sind die bei Umsetzung zu erwartenden Umgebungsbedingungen (Lufttemperatur, Windeinflüsse, Sonneneinstrahlung) auf der Grundlage zugänglicher Wetterprognosen abzuschätzen, einzubinden und aufzuzeigen. Die Berechnungen sind für die einzelnen Bauteile (z.B. Bodenplatte und Wände) durchzuführen. Die maximalen Temperaturdifferenzen im Bauteil zwischen dem Kern und von Außenflächen, auch bezüglich des jeweiligen Untergrundes, sind zu beschreiben, rechnerisch abzuschätzen und aufzuzeigen. Ab Temperaturdifferenzen von i.A. 20 Kelvin und größer steigt die Rissgefahr deutlich an. Die Berechnungen sind für eine zu definierende Zeitspanne durchzuführen. Deren Länge ist abhängig von den zu erwartenden Temperaturentwicklungen und kann auch bis zu mehreren Tagen betragen. Werden dabei Temperaturdifferenzen von größer 18 Kelvin errechnet, sind entsprechende Maßnahmen zur Verringerung dieser Temperaturdifferenzen aufzuzeigen. Dazu gehören Maßnahmen der Nachbehandlung, Belassen in Schalung, Auflegen von Wärmedämmmatten und Dämmen von Einbauteilen. Abbildung 20: Dämmung Einbauteile Abbildung 21: Risiko für Rissbildung z.B. Entnahmeleitung Abbildung 22: Protokoll Hydrationsverlauf, Wärmeentwicklung Besichtigung der Betonmischanlage. Abbildung 23: Beladestelle LKW-Betonmischer Praxis der betontechnologischen Umsetzung beim Neubau des zentralen Trinkwasserbehälters in Stuttgart 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 141 Abbildung 24: Entladestelle Zuschlagstoffe Abbildung 25: Beton Mischanlage