eJournals Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis 6/1

Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis
ktw
expert verlag Tübingen
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Edelstahlbehälter und Edelstahlauskleidungen in der Trinkwasserspeicherung - Praxishinweise aus der Sicht des Planers

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Andreas Ohmann
Die Verwendung von Edelstahl in der Ausführung von Trinkwasserbehältern stellt eine von mehreren Möglichkeiten dar, einen Behälterneubau oder eine Behältersanierung durchzuführen. Je nachdem wie sich die örtlichen Verhältnisse darstellen, bietet Edelstahl aufgrund seiner positiven Eigenschaften eine sehr gute Alternative zu den bislang überwiegend angewandten Werkstoffen. Edelstahl hat sich als Werkstoff im Rohrleitungsbau lange bewährt und beeinflusst das Wasser nicht durch Geruch, Geschmack, chemische / bakteriologische Eigenschaften, oder durch mögliche Materialauslaugungen in das Trinkwasser. Behälter oder Auskleidungen aus Edelstahl, richtig verarbeitet und behandelt, haben eine sehr hohe Lebensdauer von mindestens 50 Jahren. Dieser Artikel befasst sich mit Praxishinweisen aus der Sicht des Planers zur Planung und Ausführung der Edelstahlbauweise für den Neubau, wie auch in der Behältersanierung. Anhand von jeweils einem Ausführungsbeispiel aus der Praxis werden zu beachtende Aspekte aufgezeigt.
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6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 143 Edelstahlbehälter und Edelstahlauskleidungen in der Trinkwasserspeicherung - Praxishinweise aus der Sicht des Planers Dipl.- Ing. (FH) Andreas Ohmann UNGER ingenieure, Ingenieurgesellschaft mbH, Darmstadt, Deutschland Zusammenfassung Die Verwendung von Edelstahl in der Ausführung von Trinkwasserbehältern stellt eine von mehreren Möglichkeiten dar, einen Behälterneubau oder eine Behältersanierung durchzuführen. Je nachdem wie sich die örtlichen Verhältnisse darstellen, bietet Edelstahl aufgrund seiner positiven Eigenschaften eine sehr gute Alternative zu den bislang überwiegend angewandten Werkstoffen. Edelstahl hat sich als Werkstoff im Rohrleitungsbau lange bewährt und beeinflusst das Wasser nicht durch Geruch, Geschmack, chemische / bakteriologische Eigenschaften, oder durch mögliche Materialauslaugungen in das Trinkwasser. Behälter oder Auskleidungen aus Edelstahl, richtig verarbeitet und behandelt, haben eine sehr hohe Lebensdauer von mindestens 50 Jahren. Dieser Artikel befasst sich mit Praxishinweisen aus der Sicht des Planers zur Planung und Ausführung der Edelstahlbauweise für den Neubau, wie auch in der Behältersanierung. Anhand von jeweils einem Ausführungsbeispiel aus der Praxis werden zu beachtende Aspekte aufgezeigt. 1. Grundlagen zur Planung und Ausführung - DVGW Regelwerk Alle Grundsätze zur Planung und Ausführung von Trinkwasserbehältern in Edelstahlbauweise sowie für die Sanierung von Trinkwasserbehältern mit einer Edelstahlauskleidung sind in den DVGW Arbeitsblättern W 300 in den Teilen 1-8 beinhaltet. Nachfolgend sind auszugsweise einige Regelwerksschwerpunkte aufgeführt. 1.1 Neubau von Trinkwasserbehältern in Edelstahlbehälterbauweise Das DVGW Arbeitsblatt W 300 -Teil 1: Planung und Bau, ist die Grundlage für Planung, Bau, Betrieb, Instandhaltung und Verbesserung von TW Behältern. Es definiert die Edelstahlbehälter als „Systembehälter“, welche unter anderem aus nichtrostenden Stählen hergestellt werden. Im DVGW Arbeitsblatt W 300 - Teil 4: Werkstoffe, Auskleidungs- und Beschichtungssysteme - Grundsätze und Qualitätssicherung auf der Baustelle werden Hinweise gegeben zur hygienischen Eignung des Materials. Im neuen DVGW Arbeitsblatt W 300-5: Bewertung der Verwendbarkeit von Bauprodukten für Auskleidungs- und Beschichtungssysteme, vom August 2020 sind jetzt die nichtrostenden Stähle in Tabelle 8 aufgenommen worden. Mit dem DVGW Merkblatt W 300 -Teil 6: Trinkwasserbehälter- Planung, Bau Betrieb und Instandhaltung von System- und Fertigteilbehältern wird dieser Bauweise seit dem Vorliegen des Merkblattes im Jahr 2016 im Detail Rechnung getragen. Hier finden sich umfangreiche Hinweise zur gestalterischen Ausführung, Tragwerksplanung und konstruktiven Anforderungen, Innenraumklima, Materialien und zur Reinigung, Desinfektion und Dichtheitsprüfung. 1.2 Sanierung von Trinkwasserbehältern Das DVGW Arbeitsblatt W 300 - Teil 3 Instandsetzung und Verbesserung gibt unter anderem die Auskleidungsprinzipien für diffusionsdichte Formteile (Auskleidungen) ohne Verbund zum Untergrund vor. Für die Edelstahlauskleidung von Behältern ist hierbei das Prinzip „C“ bzw. „C+A1“ oder „C+A2“ je nach Untergrundbeschaffenheit zwingend zu beachten. Im DVGW Arbeitsblatt W 300 Teil 4 werden Hinweise zur hygienischen Eignung des Materials gegeben. Weiterhin sind hier u.a. zahlreiche Hinweise zu Einflussgrößen, konstruktiven Vorgaben, Oberflächenbehandlung/ -nachbehandlung, Reinigung und Desinfektion, und Qualifikationsanforderungen gegeben. Edelstahlbehälter und Edelstahlauskleidungen in der Trinkwasserspeicherung - Praxishinweise aus der Sicht des Planers 144 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 2. Vor- und Nachteile eines Edelstahlbehälters beim Neubau eines Behälters aus der Sicht des Planers Die Bauweise zur Planung von Edelstahlbehältern wird oftmals vom Versorger als Planungsaufgabe gestellt. Meist sind die Gründe hierfür: • Forderung nach hohem Hygienestandart • Forderung hoher Lebensdauer • Vermeidung von Verkeimungen bei längeren Verweilzeiten • Schlechte Erfahrungen mit mineralischen oder Kunststoffoberflächen • Eignung für betonangreifende Wässer Vorteile aus Sicht des Planers: • Punkte wie vor beschrieben • Kosteneinsparung bei Felsuntergründen durch nur geringe Einbindetiefe • Kosteneinsparungen bei Aushub und Entsorgung von Bodenmaterial • geringere Betroffenheit bei nahen Grundwasserständen • geringerer Platzbedarf als beim erdüberdeckten Betonbauwerk • gering mögliche Verbesserung der Druckhöhe durch aufgestellte Tankbauweise mit deutlich höheren Wasserstandshöhen gegenüber der Betonbauweisen • deutlich geringere Lärmbelastung und Baustellenbewegungen bei Baustellenlage in empfindlichen Wohngebieten durch die Gebäudekonstruktion in Fertigteilbauweise (z. Bsp. Holzrahmenbau) und den anschließenden innenliegenden Tankbau • optimale Feststellung der Dichtigkeit des Behälters. Fehler/ Undichtigkeiten werden direkt sichtbar • Bei Wahl eines innenliegenden automatischen Hochdruckreinigungssystems, muss der Behälter nicht mehr händisch gereinigt bzw. begangen werden. Nachteile: • Die Ausführungsarten der VA-Tankerstellung sind herstellerbedingt unterschiedlich und technisch nicht immer direkt vergleichbar • Nur wenige Fachfirmen für den Tankbau im Trinkwasserbereich auf dem Markt vorhanden • Sofern Wettbewerb gefordert sorgfältige und neutrale Ausschreibung damit verschiedene Anbieter mit der von Ihnen entwickelten oder durchgeführten Ausführungsart gleichwertig anbieten können. • Abhängigkeit von Rohstoffpreisen des Edelstahls führt zu konjunkturabhängigen Preisen • Ausführungszeiten benötigen eine längere Vorlaufplanung, um die Fachfirmen in den Projektzeitplan zu integrieren (hohe Auslastung der spezialisierten Firmen). • Insgesamt zu Beginn höhere Investitionskosten, welche sich aber langfristig, die Lebensdauer betreffend, wieder relativieren. 3. Vor- und Nachteile einer Edelstahlauskleidung bei der Sanierung eines Behälters aus der Sicht des Planers Die Sanierung von Trinkwasserbehältern mittels Edelstahlauskleidung ist eine auf dem Markt weniger eingesetzte Bauweise. Meist wird sie aufgrund der in der Regel höheren Investitionskosten und der ungenügenden Bausubstanz des Altbehälters aus wirtschaftlichen Gründen nicht eingesetzt. Dabei hat diese Art der Behälterauskleidung auch Ihre Vorzüge und Anwendungsmöglichkeiten. Zunächst aber ist es für diesen Anwendungsfall unbedingt erforderlich eine umfassende Bauzustandsanalyse zu erstellen, um den Bauwerkszustand umfänglich zu erfassen. Kommt dann das Instandsetzungskonzept zu dem Ergebnis, dass eine Edelstahlauskleidung wirtschaftlich und dauerhaft eingesetzt werden kann, hat dies einige Vorteile. • hoher Hygienestandard • hohe Lebensdauer • Vermeidung von Verkeimungen und Pilzbildung • Schnelle und in der Regel unproblematische Inbetriebnahme • sehr gut geeignet für betonangreifende Wässer • Einsparpotential bei Untergrundvorbereitung, wenn die Bedingungen gemäß Instandsetzungsprinzip „C“ erfüllt sind (Mindestbetondeckung) • Dadurch deutlich geringere Entsorgungskosten • Überbrückung von Rissen • Überbrückung von Fugen welche nur aufwendig hygienisch einwandfrei saniert werden können. • Teilweise Gewährleistungen über 4 Jahre hinaus möglich. Nachteile: • Nur wenige Fachfirmen im Trinkwasserbereich auf dem Markt vorhanden, daher Ausführung meist als Nachunternehmer klassischer DVGW W316 zertifizierter Firmen sinnvoll • Mit Schadstoffen belastete Untergründe müssen trotzdem vorbehandelt werden. Alle Schadstoffe müssen zuerst entfernt werden (z.B. PCB-haltige Anstriche) • Bei Erfordernis einer Untergrundvorbehandlung mit Erhöhung der Bewehrungsüberdeckung meist nicht mehr wirtschaftlich. • Oberflächen hinter der Auskleidung sind ohne Bauteilöffnung nicht mehr einsehbar • Sehr hohe fachliche Eignung und Erfahrung beim Schweißen der Edelstahlbleche erforderlich. Edelstahlbehälter und Edelstahlauskleidungen in der Trinkwasserspeicherung - Praxishinweise aus der Sicht des Planers 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 145 4. Praxisbeispiel Erweiterung einer TW-Behälteranlage mit einem Edelstahltankbehälter 4.1 Objektbeschreibung Bei der ausgeführten Anlage handelt es sich um eine Erweiterung einer Hochbehälteranlage. Bereits vorhanden waren 2 nebeneinander angeordnete TWB mit 500 m³ und 1.000 m³ Nutzinhalt. Der Bedarf von weiteren 1.400 m³ wurde mit einem VA- Behälter in einem kombinierten Beton-/ Holzrahmenbauwerk realisiert. Der Durchmesser der Wasserkammer beträgt 20,60 m und die Mantelhöhe 4,40 m. Die Tankhöhe beträgt insgesamt ca. 5,60 m. Die Edelstahlbauweise wurde vom Betreiber gewünscht und in der Planung der Massivbauweise wirtschaftlich gegenübergestellt. Die Ausführung erfolgte seitlich neben den bestehenden Behältern. Der Neubau wurde an die Rohrinstallation der best. Behälter parallel mit eingebunden. Nach Aushub und Betonbau des in die Erde eingebunden Bauwerksteils (steile Hanglage) erfolgte der obere Teil in Holzrahmenbauweise mit Holzfassade und Metalldach aus Sandwichelementen. Über eine Montageöffnung in der Wand / Decke wurden die Edelstahlbauteile und Rohbleche eingebracht. Anschließend wurde vom Tankbau zuerst die Sohlfläche erstellt. Danach wurde die Tankdeckelkonstruktion aufgebaut zum Schluss die Tankwandung in vollautomatischer Weise (System Hydro-Elektrik GmbH) hergestellt. Als VA- Material wurde der Duplexstahl 1.4162 verwendet. Die Wandstärken betrugen am Dach und Boden 3 mm, und im Wandbereich 4 mm. Abbildung 1: Bauwerksschnitt Abbildung 2: Grundriss Abbildung 3: Ansicht der Erweiterung Edelstahlbehälter und Edelstahlauskleidungen in der Trinkwasserspeicherung - Praxishinweise aus der Sicht des Planers 146 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 Abbildung 4: Rohrinstallation 4.2 Praxishinweise zum Neubau eines TW-Behälters in Edelstahlbauweise Planung: Es bedarf einer sorgfältigen Fachplanung und detaillierten Kostenberechnung, um eine wirtschaftliche Lösung zu entwickeln. Dies sollte nur durch erfahrene Fachplaner erfolgen (z. Bsp. Ausbildung entsprechend DVGW W 316). Es sollten nicht nur die Investitionskosten, sondern auch die Lebenszykluskosten betrachtet werden, da die Aufwendungen für Wartung, Reinigung, Betrieb und Instandhaltung für den gesamten Lebenszyklus des Bauwerkes einen deutlichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit haben. Topografie: Auch bei starker Hanglage ist eine Ausführung als VA Behälter möglich. Die Bauweise ist fast uneingeschränkt anwendbar. Je flacher geneigt das Gelände ist, umso günstiger werden der Erdbau und die Baukonstruktion der Gebäudehülle. Der Standort des Behälters ist bezüglich seiner Anfahrbarkeit mit Schwerlastfahrzeugen zu prüfen. Insbesondere die Dachbinder bei der Holzbauweise benötigen besondere Zufahrtsbedingungen. Optik: Die Behälter stehen meist exponiert sichtbar. Mit Hilfe der architektonischen Fassaden- und Dachgestaltung kann das Aussehen des Hallenbauwerkes dem Umfeld angepasst werden. Dies erfolgt entweder über Holzfassaden (Feldscheunencharakter) oder über Stahlbaubzw. Betonfertigteilkonstruktionen (Industriebau, Wasserwerksbereich). Bauweise: Bodenplatte und Kellersockel erfolgen in der Regel in Stahlbetonbauweise, der aufbauende Hochbau in Holzständerbauweise, Stahlbau oder Betonfertigteilbau. Bei der Edelstahltankherstellung gibt es mittlerweile unterschiedliche Herstellungsvarianten. Die Tankbauweise erfolgt entweder vollautomatisch durch ein computergesteuertes Schweiß- und Montageverfahren. Alternativ werden die Tanks auch teilautomatisch bzw. von Hand geschweißt erstellt. Hierbei werden die einzelnen Blechringabschnitte durch Aufhängung an den Dachbindern oder über Kranwagen realisiert. Ein besonderes Augenmerk ist hierbei auf die Schweißnähte sowie die Eignung der Schweißfachkräfte zu richten. Die Baukonstruktion ist möglichst luftdicht und Kleintier- / Insektendicht zu erstellen. Materialwahl: Bei Wasserverteilanlagen und bei Wasserspeichern kommen in der Regel V4A -Stähle (z.Bsp.1.4571) zur Ausführung. Seit einigen Jahren werden auch Duplexstähle (1.4062 / 1.4162), bei hohen Beanspruchungen der Super-Duplexstahl 1.4462, im Trinkwasserbereich eingesetzt. [2] Das neue Regelwerk W 300 Teil 5 nennt hierzu einige geeignete Werkstoffbezeichnungen. Tabelle 1aus: DVGW Regelwerk W300 / 5 [1]. Die Bezeichnung Edelstahl rostfrei ist eigentlich „expressis verbis“ nicht zutreffend, da die Korrosionsbeständigkeit von der Legierungszusammensetzung des Stahls abhängig ist [3]. Die Korrosionsbeständigkeit von Edelstahl rostfrei kann beeinträchtigt werden durch den Einfluss von Fremdeisenpartikel in Form von Flugrost oder Stäuben aus Schneide, Schleif- und Schweißarbeiten an Teilen aus unlegiertem Stahl [3]. Daher ist bei Einsatz von Edelstählen gerade in Bezug auf Berührung mit Gabelstaplern, Stahlketten von Flaschenzügen oder Flexen von Kabelpritschen etc. höchste Vorsicht und Überwachung geboten. Weiterhin muss der Edelstahl auch korrosionsbeständig gegen chloridfreie Reinigungs- und Desinfektionsmittel sein. Gebäudeklima: Der Hallenbau erfolgt im freiliegenden Bereich mit einer entsprechenden Wärmedämmung. Der Einbau von mit Hygrostaten gesteuerten Luftentfeuchtern ist hierbei Standard. Edelstahlbehälter und Edelstahlauskleidungen in der Trinkwasserspeicherung - Praxishinweise aus der Sicht des Planers 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 147 Ausschreibung: Die Maßnahmen können entweder schlüsselfertig oder nach einzelnen Losen ausgeschrieben werden. Beide Varianten sind gängig und haben ihre Vor- und Nachteile. Während für die Rohbauarbeiten öffentliche Ausschreibungen durchgeführt werden können, ist der Bieterkreis für die Ausführung der Edelstahltrinkwasserbehälter sehr begrenzt. Hier empfiehlt es sich nach Möglichkeit eine Beschränkte Ausschreibung zu wählen und den Bieterkreis bzw. die Nachunternehmer im Vorfeld genau zu analysieren. Beim schlüsselfertigen Bau sind beim Generalunternehmer die Ausführungsfirmen für den Behälterbau vor Vergabe abzufragen und auf Fachkenntnisse und Referenzen zu prüfen. Aufgrund des hohen Strombedarfs beim Schweißen sind eventuell Stromaggregate vorzusehen. Blitzschutz: Aufgrund der meist exponierten Lage der Behälteranlagen, der Ausführung mit Metalldächern und Metallbehälter besteht ein erhöhtes Blitzschlagrisiko, welchem durch eine entsprechende fachgerechte Blitzschutz- und Erdungsplanung entgegengewirkt werden muss. Bauausführung: Für die Bauausführung ist bereits in der Planung ein Rahmenterminplan zu erstellen, in welchem die Verfügbarkeit der Metallbaufirmen zum Behälterbau berücksichtigt sein sollte. Eine kurzfristige Ausführung ist meist nicht möglich. Weiterhin gilt auch für diese Bauweise, dass für die Ausführung ein Hygienekonzept zu erstellen ist, auch wenn dies bei dieser Bauweise deutlich weniger Aufwand bedarf als in der Massivbauweise. Auf eine sorgfältige Abdichtung im Holzrahmenbau ist zu achten, damit keine Kleintiere bzw. Insekten Zugang finden. Im Bauzustand ist die Luftfeuchte zu beachten, damit die Holzkonstruktion nicht durch Schimmel befallen wird (z. Bsp. nach Estricheinbau etc.). Zur Reinigung und Desinfektion sollten bei Bedarf nur geeignete chloridfreie Reiniger bzw. Desinfektionsmittel genutzt werden. Diese sind mit dem Hersteller des VA- Tanks abzustimmen und von diesem freizugeben. In der Regel reicht bei Edelstahloberflächen die Reinigung mit Wasser und Hochdruckgeräten. 5. Praxisbeispiel Sanierung eines TW-Behälters mittels Edelstahlauskleidung 5.1 Objektbeschreibung In dem nachfolgend beschriebenen Praxisbeispiel wollte der Versorger aufgrund der Entfernung des Behälters zum Wasserwerk und der Funktion als Gegenbehälter mit nur geringen Wasseraustausch, ein hygienisch einwandfreies Material mit hoher Lebensdauer. Bei dem Behälter eines Zweckverbandes handelt es sich um einen Stahlbetonbrillenbehälter mit einem Nutzvolumen von 2 x 1.000 m³ Inhalt. Die Wasserkammern waren mit einem Zementmörtel und einer Chlorkautschuk-Beschichtung versehen. Die Bauzustandsanalyse des sachkundigen Planers hat gezeigt, dass die Bewehrungsüberdeckung die im Regelwerk geforderten 30 mm an Wänden und Boden sicher eingehalten hat. Eine Schadstoffbelastung (PCB) war nicht vorhanden. Die Haftzugswerte des bestehenden Mörtelsystems sowie des gefliesten Bodenbelages waren ebenfalls ausreichend. Es lag im Anstrich partielle Blasenbildung bzw. einzelne Ablösungen vor. Die Decke war mineralisch zu beschichten, um die Bewehrungsüberdeckung zu erhöhen. Das Instandsetzungskonzept konnte somit dem Wunsch des Versorgers folgen und eine Edelstahlauskleidung der Wände und Sohlflächen ohne aufwändige Untergrundbehandlung planen. Zur Ausführung kam ein V4A Edelstahlblech mit 1,5 mm Blechstärke. Die Ausführung der beiden Wasserkammern erfolgte nacheinander unter Einhaltung eines Hygienekonzeptes. Ablauf der Sanierung: Es erfolgte zunächst entsprechend des Instandsetzungskonzeptes die Untergrundvorbehandlung der Deckenfläche und die Schadstellenbeseitigung. Nach setzen der neuen Edelstahlwanddurchführungen erfolgte die Auskleidung der Wände und der Bodenfläche mit den VA Blechtafeln. Zu Schluss wurde die Beschichtung der Decke mit einem dickschichtigen mineralischen Spritzmörtelsystem aufgebracht. Abbildung 5: Einbringen der Blechtafeln Edelstahlbehälter und Edelstahlauskleidungen in der Trinkwasserspeicherung - Praxishinweise aus der Sicht des Planers 148 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 Abbildung 6: Verschweißen des Boden-/ Wand Anschlusses Abbildung 7: Schweißnahtprüfung im Farbeindringverfahren (rot/ weiß) Abbildung 8: Entnahmesumpf Abbildung 9: Einbau eines Treppenabstieges 5.2 Praxishinweise zur Sanierung eines TW-Behälters mit einer Auskleidung aus Edelstahlblechen Planung: Auch bei Sanierung mit Edelstahlblechauskleidungen sind fundierte Kenntnisse bei der Planung von TW-Behältern erforderlich. Großer Wert muss auf eine umfassende Bauzustandsanalytik gelegt werden. Hierbei sind insbesondere möglichst ganzflächige Messungen zur Bewehrungsüberdeckung notwendig, um die sichere Einhaltung der Mindestdeckung zu gewährleisten. Weiterhin sind Schadstofffreiheit und Korrosionsfreiheit am Untergrund Voraussetzung. Besonderes Augenmerk ist auf alte Rohr- oder Leiterbefestigungen und einzelne Bewehrungskorrosionspunkte zu richten. Diese sind ausreichend tief auszustemmen, abzuschneiden und wieder zu verschließen. Alte Rohrdurchführungen sind, sofern nicht aus Edelstahl, komplett auszubauen und durch Edelstahlrohrdurchführungen zu ersetzen. Auf eine ausreichend große Einbringöffnung für die Bleche ist zu achten, da die Blechgröße die Menge der Schweißnähte bestimmt und damit auch die Kosten/ m² beeinflusst. Zur Anbringung der Wand- und Bodenverkleidung sind individuelle Ausführungsdetails zu erstellen. Bauweise: Es erfolgte zuerst die Untergrundvorbereitung an der Decke, die Beseitigung von kleinen Schadstellen, sowie die Erneuerung der Rohrdurchführungen. Anschließend wurden zuerst die Wand- und Bodenflächen verkleidet. Hierbei werden die Bleche lagenweise überlappend verlegt, gedübelt, und im WIG Schweißverfahren geschweißt. Darauffolgend wurden die Flächen geschützt und die Decke gemäß Instandsetzungsplanung mineralisch beschichtet. Hierbei wurde der Übergang Decke/ Wand mit eingeputzt und somit dicht verschlossen. Zum Abschluss erfolgte der Einbau der Rohrinstallation sowie einer Edelstahleinstiegs- Edelstahlbehälter und Edelstahlauskleidungen in der Trinkwasserspeicherung - Praxishinweise aus der Sicht des Planers 6. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - September 2021 149 treppe, welche über ein kleines Podest angebunden wurde, um die Kopffreiheit zu gewährleisten (siehe Abbildung 9). Materialwahl: Die Deckenbeschichtung erfolgte mit einem rein mineralischen Spritzmörtel mit entsprechender DVGW Zulassung. Für die Behälterauskleidung wurde als Werkstoff der austenitische Edelstahl V4A, Werkst. Nr. 1.4404 gewählt. Die Blechstärke wurde mit 1,5 mm gewählt. Ausführungsdetails: Nachfolgend sind einige schematischen Details zur Ausführung dargestellt. Detail 1: Fensteranschluss, Detail 2: Anschluss Wand / Boden + Wand/ Ecke Detail 3: Anschluss Wand / Decke Detail 4: Rohrdurchführung Ausschreibung: Die Maßnahme wurde vom Auftraggeber als Preisanfrageverfahren beschränkt ausgeschrieben. Im Bieterkreis wurden nur Firmen mit DVGW-Zertifizierung aufgenommen. Die Ausführung der Edelstahlarbeiten erfolgte durch einen Nachunternehmer, welcher sich auf diese Leistung spezialisiert und entsprechende Referenzen vorzuweisen hatte. Bauausführung: Die Bauausführung erfolgte unter Berücksichtigung eines Hygienekonzeptes. Eine Wasserkammer musste dabei immer in Betrieb bleiben. Über ein Qualitätssicherungskonzept wurden die Baustoffe und Leistungen überwacht. Zur Erreichung der Projektziele Termin- und Budgethaltigkeit, bei Einhaltung der sehr hohen Qualitätsziele und Anforderungen im Trinkwasserbereich, ist eine projektabhängige Intensität der Bauüberwachung erforderlich. Nur eine ausreichend häufige und qualifizierte Bauüberwachung führt am Ende zum Erfolg. 6. Fazit Die Edelstahlbehälterbauweise sowie die Sanierung von TW Behältern mit Edelstahlblechauskleidungen stellen eine attraktive Variante zum Standard dar. Sie können im Einzelfall langfristig sogar die wirtschaftlichere Variante sein. Dies ist jedoch durch den sachkundigen Planer im Detail zu untersuchen, wobei die geplante Lebensdauer hier eine große Rolle spielt. Maßgeblich in der Entscheidung ist auch das Sicherheitsbedürfnis des Versorgers, die erforderliche Anordnung am Bauort, die Untergrundverhältnisse bzw. der bauliche Zustand des Bestandes. LITERATURVERZEICHNIS [1] DVGW Arbeitsblätter/ Merkblätter W300 Teile 1-8 [2] Technische Information Edelstahl Rostfrei; Hydro Elektrik GmbH [3] Trinkwasserbehälter; G. Merkel - 3. Auflage