Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis
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Schulungskonzepte auf dem Prüfstand
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Carina Janich
Quo vadis W 316? Das Regelwerk und die damit einhergehenden Schulungen haben bereits eine lange, von Erfolg geprägte Geschichte hinter sich. In den Anfängen durch den SITW initiiert und durchgeführt, übertrug man die Verantwortung für die Durchführung später an die figawa. Oberstes Ziel war jedoch schon immer die Sicherstellung der fachgerechten Bauausführung mit geeigneten Materialien und somit verlässliche Qualitätsstandards für die Auftraggeber. 2018 zuletzt überarbeitet, erfährt das Regelwerk voraussichtlich im laufenden Jahr eine erneute Anpassung. Benachbarte Regelwerke und Normen ändern sich, jüngste Entscheidungen bzw. Rechtsprechungen auf europäischer Ebene nehmen Einfluss auf verschiedene Aspekte der Zertifizierung und infolge dessen muss auch das W 316 einer Überprüfung unterzogen werden. Damit einhergehend und mit dem Anspruch, den Zeichen der Zeit gerecht zu werden, wird voraussichtlich die komplette Schulungsreihe der W 316 eine Neu-Konzeptionierung erfahren.
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7. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - März 2023 135 Schulungskonzepte auf dem Prüfstand Carina Janich figawa Service GmbH, Köln Zusammenfassung Quo vadis W 316? Das Regelwerk und die damit einhergehenden Schulungen haben bereits eine lange, von Erfolg geprägte Geschichte hinter sich. In den Anfängen durch den SITW initiiert und durchgeführt, übertrug man die Verantwortung für die Durchführung später an die figawa. Oberstes Ziel war jedoch schon immer die Sicherstellung der fachgerechten Bauausführung mit geeigneten Materialien und somit verlässliche Qualitätsstandards für die Auftraggeber. 2018 zuletzt überarbeitet, erfährt das Regelwerk voraussichtlich im laufenden Jahr eine erneute Anpassung. Benachbarte Regelwerke und Normen ändern sich, jüngste Entscheidungen bzw. Rechtsprechungen auf europäischer Ebene nehmen Einfluss auf verschiedene Aspekte der Zertifizierung und infolge dessen muss auch das W 316 einer Überprüfung unterzogen werden. Damit einhergehend und mit dem Anspruch, den Zeichen der Zeit gerecht zu werden, wird voraussichtlich die komplette Schulungsreihe der W 316 eine Neu-Konzeptionierung erfahren. 1. Hintergrund und Historie Um die bisher vorliegenden Schulungskonzepte auf den Prüfstand stellen zu können, müssen wir uns diese erst einmal anschauen und die Hintergründe der DVGW-Regelwerks-Schulungen nach Arbeitsblatt W 316 betrachten. Das DVGW-Arbeitsblatt W 316 gibt es den Überlieferungen zufolge bereits seit 1967, eine erste Überarbeitung fand im Jahr 2004 statt. Die dazugehörigen Arbeitsblätter der W 300-Reihe gibt es in Teilen seit 2005. Ihre Vorgänger gehen jedoch sogar bis ins Jahr 1983 zurück. Die Regelwerke, Normen und Arbeitsblätter werden vom DIN DVGW Normenausschuss NA 119-07-06 AA Wasserspeicherung und seinen Projektgruppen innerhalb der Technischen Komitees stetig überarbeitet und ergänzt bzw. zusammengefasst. Im Jahr 1999 fand die erste Regelwerks-Schulung nach DVGW-Arbeitsblatt W 316 statt, in ihrer Urversion initiiert von der damaligen „ARGE SITW“. Ziel des SITW war es damals, die Eigen- und Fremdüberwachung zu verbessern und durch die Schulungen nach W 316 eine Qualifizierung der Firmen wie auch des Personals zu erreichen. In der Version des W 316 von 2004 unterschied man noch die Teile W 316-1 für Fachunternehmen und W 316-2 für Fachaufsichten und Fachpersonal. Abschluss der Fortbildung war damals der sogenannte SITW- Schein. Schon in den Anfängen im Jahr 1999 war die figawa (Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach e.V.) als Partner involviert. Anfang der 2000er Jahre wurde das Schulungsgeschäft komplett an die figawa übertragen und in der Tochtergesellschaft figawa Service GmbH abgebildet. Geschult wurde seinerzeit in unregelmäßigen Abständen an wechselnden Schulungsorten. Von 2016 bis zum Pandemiebeginn im Jahr 2020 wurde in regelmäßigen Abständen an der Hochschule Koblenz unterrichtet. 2. Warum wird geschult? Warum schulen wir die Regelwerksinhalte? Die Beschreibung des W 316 besagt „Durch ein System zur Prüfung von Unternehmen zur Planung, Neubau und Instandsetzung von Trinkwasserbehältern soll erreicht werden, dass auf diesem Gebiet fachgerechte Arbeit geleistet wird.“ 1 Die Durchführung von Schulungen hat in allen Bereichen der DVGW-Regelwerke eine lange Tradition, um nach Möglichkeit die Qualität der Bauausführung sicherzustellen und zu gewährleisten, dass die Arbeiten mit geeigneten Materialien durchgeführt werden. Es gibt Regelwerke, nach denen die stetige Fort- und Weiterbildung alle 2 Jahre genauso verpflichtend für die Ausführung von Facharbeiten ist, wie die Fachunternehmens-Zertifizierung, weil Behörden ohne den entsprechenden Nachweis keine Genehmigung erteilen. So streng ist die Auslegung der W 316 nicht, jedoch findet auf Auftraggeberseite mehr und mehr Umdenken und Sensibilisierung statt. Daher wird mittlerweile sehr häufig schon bei Ausschreibungen darauf geachtet, dass der potenzielle Auftragnehmer die Zertifizierung nach W 316 mitbringt oder vergleichbare Qualifikations-nachweise liefern kann. Die Zertifizierung gilt als Nachweis der Einhaltung gewisser Qualitätsmaßstäbe. Hier ist zu beachten, dass der Besuch einer Schulung mit entsprechender Teilnahmebestätigung nicht als Zertifizierung des Unternehmens gewertet werden kann, sondern als persönliche Qualifikation des Personals als Voraussetzung für die Fachunternehmens-Zertifizierung gilt. 3. Das Pandemiejahr 2020 - Schulungskonzept erstmals auf dem Prüfstand Vor der Pandemie war es üblich, dass die Schulungen grundsätzlich in Präsenz an einer Hochschule oder in einem Bildungszentrum stattfanden. Praxisteile locker- 136 7. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - März 2023 Schulungskonzepte auf dem Prüfstand ten die Theorie auf und die Teilnehmer wurden je nach Auslastung der Veranstaltung in einzelne Gruppen entsprechend ihrer Position nach a) Fachkräften und b) Fachaufsichten und Fachplaner unterteilt. So konnte eine zielgruppen-spezifische Ansprache erfolgen. Aufgrund der aufkommenden und dann auch unglücklicherweise lange andauernden Corona-Pandemie waren Schulungen in Präsenz nicht mehr möglich, denn das bisherige Schulungskonzept durfte aufgrund von Lockdown und Veranstaltungsverboten nicht mehr durchgeführt werden. Gezwungenermaßen musste das bisherige analoge Konzept erstmals auf den Prüfstand gestellt werden. Abbildung 1: Startseite Schulungs-Plattform Abbildung 2: Ansicht Kursmodul mit Schulungsunterlagen-Download und Prüfung In Abstimmung mit dem DVGW investierte die figawa Service GmbH daher in ein Online-Schulungssystem, welches erlaubt, sowohl die Schulung online durchzuführen als auch die Prüfung je Modul digital abzunehmen. Nach anfänglicher Skepsis auf Seite der Teilnehmer hat sich dieses Durchführungs-Konzept tatsächlich bewährt. Nur so war es möglich, in der ungewissen Situation einer laufenden Pandemie ohne Vorausschau eines Endes, zu gewährleisten, dass die Mitarbeiter der Fachunternehmen weiterhin die wichtige Fortbildung besuchen konnten. Diese digitale Durchführung der Schulungsveranstaltungen fand von September 2020 bis November 2022 statt, bevor zum Jahresende 2022 beschlossen werden konnte, die Schulungen an die Hochschule Koblenz zurückkehren zu lassen. 4. Schulungen in 2023 - Schulungskonzept erneut auf dem Prüfstand Nach dem Ende der Pandemie musste der Durchführungsmodus der Veranstaltung erneut überdacht werden. Die vorhandene Möglichkeit und die recht unkomplizierte Durchführbarkeit der Veranstaltung als Online-Version weckte durchaus Begehrlichkeiten bei den Teilnehmern. Während sich die einen wünschten, endlich wieder im Präsenzunterricht in einen echten Austausch mit den Fachkollegen kommen zu können und den Lernstoff nicht via MS Office Teams vor einer Kamera aufnehmen zu müssen, sahen die anderen die großen Vorteile in Online-Veranstaltungen. Reisezeiten entfielen für den Teilnehmer und somit auch die Reisekosten für das Unternehmen. Der Teilnehmer war abends zu Hause bei der Familie oder musste den Ort seiner Baustelle nicht einmal verlassen und war somit als Ansprechpartner trotz Fortbildung vor Ort. Dennoch hat das Planungsteam entschieden, dass die Schulung der W 316 im Jahr 2023 nach langer Pandemiebedingter Pause wieder in ihren Präsenzmodus zurückkehren wird. Für die mehre Tage umfassenden Erstschulungen des Grundlagen-Moduls sowie für das Modul der zementgebundenen Werkstoffe finden die Veranstaltungen wieder wie gewohnt an der Hochschule Koblenz statt. Abb. 3 Das sogenannte Kombimodul, welches sich mit allen anderen Werkstoffen befasst, wird je nach Auslastung und Präferenz der Teilnehmer digital oder ebenfalls in Präsenz stattfinden. Die eintägigen Nachschulungen der einzelnen Module werden jedoch weiterhin in digitaler Weise durchgeführt, um den Zeit- und Kostenaufwand für die Unternehmen möglichst gering zu halten. Hier entspricht der Veranstalter klar dem Feedback der Teilnehmer und entsendenden Unternehmen, was Effizienz und Kosten angeht und wird dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit gerecht. 7. Kolloquium Trinkwasserspeicherung in der Praxis - März 2023 137 Schulungskonzepte auf dem Prüfstand Abbildung 3: Klassenraum an der Hochschule Koblenz 5. Schulungen ab 2025: Schulungskonzept zukunftsfähig machen Aufgrund der wachsenden Anforderungen an Schulungsangebote hinsichtlich Qualität, Nachhaltigkeit und Effizienz, besteht der Bedarf, das Schulungskonzept der W 316 umfangreich zu überarbeiten. Der Wunsch nach Präsenz-Veranstaltungen ist die Erkenntnis nach fast 3 Jahren Pandemie und als Feedback durch die Teilnehmer an den Veranstalter herangetragen worden. Allerdings ist auch hier ein Umdenken nötig, um der wachsenden Digitalisierung in unserem Alltag gerecht zu werden aber auch um eine Flexibilisierung der Module zu erreichen. So ist beispielsweise geplant, die Module zu entschlacken und thematisch zu entzerren, um diese in kürzeren Einheiten präsentieren zu können. Denkbar ist, theoretische Themen als Vorbereitung auf eine deutlich praxisbezogenere Schulung digital zur Verfügung zu stellen. Vorher werden die Module natürlich auf ihre Inhalte überprüft und an die aktualisierten Regelwerke angepasst. Auch eine zielgruppenspezifischere Ausrichtung der Schulung ist nötig, um dem Fortbildungsbedarf der Fachkräfte, Fachaufsichten und Planer besser gerecht werden zu können. Derzeit befinden sich die bereits überarbeiteten Arbeitsblätter W 300-1 und W 300-3 im Gelbdruck, die Teile W 300-2 und W 300-4 befinden sich noch in Revision und werden voraussichtlich im Sommer 2023 im Gelbdruck veröffentlicht. Die Wasserinfo 113 wird ebenfalls Einfluss auf die Schulungsinhalte haben und weiterhin steht eine Öffnung und Überarbeitung des Arbeitsblattes W 316 an. Somit ist die Zeitschiene für die Neu-Konzeptionierung zumindest für den inhaltlichen Teil der Schulungen vorgegeben. Um Doppelarbeit möglichst zu vermeiden, muss mit der Anpassung der Fachinhalte auf die Verabschiedung der Regelwerke gewartet werden. In der Zwischenzeit feilt das Planungsteam jedoch an der konzeptionellen Umsetzung einer modernen Schulung nach DVGW W 316. 6. Fachunternehmens-Zertifizierung Um den Weg der Weiterbildung und Qualifizierung regelwerks-konform abzubilden, führt die W 316 in eine Fachunternehmens-Zertifizierung. Die Schulungen als solche bilden bei bestandener Prüfung einen Teil der Anforderung an das Personal des Fachunternehmens ab und dienen dem Qualifikationsnachweis im Rahmen der Fachunternehmens-Zertifizierung. Literatur [1] wvgw mbH, Josef-Wirmer-Straße 3, 53123 Bonn