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Die Lieder der Salzburger Emigration von 1731/32

2008
978-3-7720-5289-7
A. Francke Verlag 
Raymond Dittrich

Am 11. November 1731 veröffentlichte der Salzburger Erzbischof Leopold Anton von Firmian (1727-1744) jenes auf den 31. Oktober datierte, historisch folgenschwere Patent, demzufolge rund 20.000 Protestanten - in der Mehrzahl Bauern und Bergleute des Umlands - binnen kürzesteter Zeit das Land verlassen mussten. Die Salzburger Exulanten markieren die letzte Welle von konfessionell bedingten Migrationen und stellen somit gleichsam in konfessions- und migrationsgeschichlicher Hinsicht das Ende des konfessionellen Zeitalters im Alten Reich dar. Das Lied spielte bei den Salzburger Protestanten sowohl in ihrer Heimat wie auch auf ihren Emigrantenzügen eine tragende Rolle. Nachweislich in Gebrauch waren zunächst und hauptsächlich Lieder aus evangelisch-lutherischen Gesangbüchern und aus populären Erbauungschriften wie vor allem aus Joseph Schaitbergers "Neuvermehrtem evangelischem Sendbrief". Neben diesem Hauptrepertoire traten Lieder, die während der Emigration entstanden. Diese sind für das Selbstverständnis der Emigranten eine unschätzbare Quelle. Doch nur in wenigen Fällen sind die Verfasserschaften eindeutig, nur ein kleiner Teil des Bestands scheint wirklich unter den Emigranten selbst entstanden zu sein. Ein Großteil dürfte dagegen von Protestanten im Reich außerhalb der Österreichischen Länder verfaßt sein, die sich mit den Emigranten solidarisch zeigten, darunter auch Stücke, die in katechetischer oder paränetischer Absicht entstanden. Die meisten der Liedtexte werden hier erstmals ediert und in den historischen Kontext der Emigration gestellt. Die Ausgabe versucht einen Beitrag zu leisten zur Erforschung des Selbstverständnisses und der kolletiven Identität der Salzburger Emigranten. Sie steht im Zusammenhang mit der Erforschung der Migrations- und Emigrationsgeschichte der frühen Neuzeit, speziell der Glaubensflüchtlinge, und stellt hierfür bislang unberücksichtigtes, weil zum großen Teil unbekanntes Quellenmaterial bereit. Zur Edition herangezogen wurden ausschließlich Liedtexte im engeren Sinn (also keine Gedichte, Poeme usw., die die Emigration thematisieren), und zwar: A) die 32 Lieder aus dem "Neuvermehrten Evangelischen Sendbrief" von Joseph Schaitberger in der Ausgabe von 1733, B) die in Einzeldrucken (Einblattdrucke usw.) zur Zeit der großen Emigration 1731/32 publizierten Lieder, C) die in zeitgenössischen historischen Werken über die Emigration (Emigrationshistorien) eingefügten oder manchmal eingebundenen Lieder.

Mainzer Hy Mainzer Hymnologische Studien ainzer Hymnologische Studien Mainzer Hymnologische Studien Die Lieder der Salzburger Emigranten von 1731 / 32 Edition nach zeitgenössischen Textdrucken Raymond Dittrich Mainzer Hy Am 11. November 1731 veröffentlichte der Salzburger Erzbischof Leopold Anton von Firmian jenes auf den 31. Oktober datierte folgenschwere Patent, demzufolge rund 20.000 Protestanten binnen kürzester Zeit das Land verlassen mußten. Die Salzburger Exulanten markieren die letzte Welle konfessionell bedingter Migrationen und stellen somit gleichsam in konfessions- und migrationsgeschichtlicher Hinsicht das Ende des konfessionellen Zeitalters im Alten Reich dar. Das Lied spielte bei den Salzburger Protestanten sowohl in ihrer Heimat wie auch auf ihren Emigrantenzügen eine tragende Rolle. Nachweislich in Gebrauch waren Lieder aus evangelisch-lutherischen Gesangbüchern und aus populären Erbauungsschriften. Daneben traten Lieder, die während der Emigration entstanden und eine unschätzbare Quelle für das Selbstverständnis der Emigranten darstellen. Doch die Verfasserschaft ist selten eindeutig, nur ein kleiner Teil des Bestands scheint wirklich unter den Emigranten selbst entstanden zu sein. Die meisten Liedtexte werden hier erstmals ediert und in den historischen Kontext der Emigration gestellt. Damit leistet die Ausgabe einen Beitrag zur Erforschung des Selbstverständnisses und der kollektiven Identität der Salzburger Emigranten. Sie steht im Zusammenhang mit der Erforschung der Migrations- und Emigrationsgeschichte der frühen Neuzeit, speziell der Glaubensflüchtlinge, und stellt hierfür bislang unberücksichtigtes, weil zum großen Teil unbekanntes Quellenmaterial bereit. Hymnologische Studien ,! 7ID7H2-aicije! ISBN 978-3-7720-8289-4 Die Lieder der Salzburger Emigranten von 1731 / 32 MAINZER HYMNOLOGISCHE STUDIEN Band 22 · 2008 Herausgegeben von Hermann Kurzke in Verbindung mit dem Interdisziplinären Arbeitskreis Gesangbuchforschung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Hymnologie Raymond Dittrich Die Lieder der Salzburger Emigranten von 1731/ 32 Edition nach zeitgenössischen Textdrucken Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.d-nb.de> abrufbar. © 2008 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Vewertung s e g a l r e V s e d g n u m m i t s u Z e n h o t s i s e z t e s e g s t h c e r r e b e h r U s e d n e z n e r G n e g n e r e d b l a h r e ß u a unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. Internet: http: / / www.francke.de E-Mail: info@francke.de Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart Druck und Bindung: Ilmprint, Langewiesen Printed in Germany ISSN 1862-2658 ISBN 978-3-7720-8289-4 Umschlagbild: Rupert Schweiger. Kupferstich von Elias Bäck, in: Kurtze Historie der Evangelischen Emigranten, Memmingen 1733, S. 62. Melodie: „O treuer Gott und Vater mein“, in: Samuel Urlsperger: Die Stellung der Glaubigen vor das Angesicht der Herrlichkeit Jesu, Augsburg 1732, S. 60-62. Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Erzbischof Rohracher Studienfonds, Salzburg, der Evangelischen Kirche A.B., Superintendenz Salzburg und Tirol, der Evang.-Luth. Kirchengemeinde St. Anna Augsburg, der Evang.-Luth. Gesamtkirchengemeinde Augsburg, der Evang.- Luth. Gesamtkirchengemeinde Nürnberg, des Forschungsinstituts für Salzburger Musikgeschichte an der Universität Salzburg, der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde sowie des Interdisziplinären Arbeitskreises Gesangbuchforschung der Johannes Gutenberg Universität Mainz. 5 Vorwort Anlaß für vorliegende Edition war ein von mir gehaltener Vortrag über die Lieder der Salzburger Emigranten auf einer Tagung des Instituts für ostdeutsche Kirchen- und Kulturgeschichte im Sommer 2004 in Jauernick bei Görlitz zum Thema „Glaubensflüchtlinge“. Im Anschluß an die Tagung entstand im Gespräch mit Herrn apl. Prof. Dr. Matthias Asche vom Historischen Seminar der Universität Tübingen der Gedanke einer Textedition, da die Lieder eine wichtige, aber bislang weitgehend übersehene historische Quelle zur Salzburger Emigration von 1731/ 32 darstellen. Während der Emigrationsgraphik bereits eine eigene Publikation gewidmet wurde (Marsch 1977), blieben die Lieder aus dem Umfeld der Emigration mit Ausnahme einiger Spezialstudien (s. Einleitung, Anm. 27), die sich auf wenige Lieder beschränken, größtensteils unberücksichtigt. Grund hierfür dürfte nicht zuletzt die mangelnde Verfügbarkeit der teilweise in nur schwer zugänglichen Quellen überlieferten Texte gewesen sein. So werden viele Liedtexte hier erstmals aus zeitgenössischen Druckschriften neu ediert und in den historischen Kontext der Emigration gestellt. Die Ausgabe versteht sich vor dem Hintergrund der Erforschung der Migrations- und Emigrationsgeschichte der frühen Neuzeit, speziell der Glaubensflüchtlinge und ihres Selbstverständnisses. Zugleich dürfte die Edition aber auch das Interesse der Hymnologie finden, der Literaturwissenschaft und der musikwissenschaftlichen Liedforschung, denen mit den Liedern ein wenig beachtetes Feld der Forschung eröffnet wird. Mein Dank gilt allen Wissenschaftlern und Institutionen, die zum Gelingen des Buches und seiner Publikation beigetragen haben, namentlich: • Herrn apl. Prof. Dr. Matthias Asche, der die Edition nicht nur angeregt, sondern das Manuskript auch kritisch durchgesehen hat und der darüber hinaus zahlreiche Literaturhinweise zum historischen Hintergrund beitrug; • Herrn Prof. Dr. Hermann Kurzke für die Aufnahme des Bandes in die Reihe Mainzer Hymnologische Studien; • Herrn Prof. Dr. Gerhard Walterskirchen (Salzburg), dem profunden Kenner der Salzburger Musikgeschichte, der mit seiner tatkräftigen vermittelnden Unterstützung die Drucklegung des Buches ermöglichte und ein fachkundiger Ansprechpartner in inhaltlichen Detailfragen war; • den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bibliotheken und Archive, die die Quellen zugänglich machten und mit vielerlei bibliographischen Auskünften unermüdlich zu Rate standen: Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Universitätsbibliothek Augsburg, Landesbibliothek Coburg, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Universitätsbibliothek Greifswald, Franckesche Stiftungen Halle, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle, 6 Archiv der Brüderunität Herrnhut, Universitätsbibliothek Jena, Universitätsbibliothek Leipzig, Universitätsbibliothek Mainz, Bayerische Staatsbibliothek München, Universitätsbibliothek München, Staatliche Bibliothek Neuburg an der Donau, Staatsarchiv Nürnberg, Deutsche Waldenservereinigung e.V., Henri-Arnaud-Haus, Ötisheim-Schönenberg, Evangelisch-Lutherisches Dekanats- und Pfarrarchiv Regensburg, Staatliche Bibliothek Regensburg, Landesarchiv Salzburg, Salzburg Museum, Bibliothek (vormals Salzburger Museum Carolino Augusteum), Universitätsbibliothek Salzburg, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart; • der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, der Universitätsbibliothek Augsburg, dem Staatsarchiv Nürnberg, der Lipperheideschen Kostümbibliothek Berlin, der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart und dem Verlag Anton H. Konrad (Weißenhorn) für die Genehmigung zur Wiedergabe der Abbildungen; • und nicht zuletzt Frau Susanne Fischer vom Francke-Verlag für die kompetente lektorale Betreuung. Regensburg, im Mai 2008 Raymond Dittrich 7 Inhalt Einleitung. Die Lieder der Salzburger Emigration von 1731/ 32 ................... 13 Zum historischen Hintergrund .................................................................... 13 Zu den Liedern ................................................................................................ 20 Quellenlage ................................................................................................ 27 Verfasserschaften und Provenienzen .................................................... 28 Melodien .................................................................................................... 38 Orale Tradition .......................................................................................... 41 Motive und Themen ................................................................................. 42 1. Trost- und Erbauungslieder ................................................................ 42 2. Emigrantenlieder im engeren Sinn .................................................... 45 3. Katechismus- und Bekenntnislieder .................................................. 53 4. Lieder über historische Ereignisse der Emigration ......................... 58 Exkurs: Kantaten im Umfeld der Salzburger Emigranten ....................... 60 Die Lieder ............................................................................................................... 65 Editorische Notiz .................................................................................................. 67 A) Die Lieder aus Joseph Schaitberger: Neu-vermehrter Evangelischer Sendbrief ......................................................... 69 Ach Herr! lehre mich bedenken ......................................................................... 71 Allein und doch nicht ganz alleine .................................................................... 73 Drum, so will ich dieses Leben ........................................................................... 75 Du bist ein Mensch, das weißt du wohl ............................................................ 77 Du nennest dich ein wahren Christen ............................................................... 80 Du Spiegel aller Tugend ...................................................................................... 82 Frage nicht: Warum ich klag? ............................................................................. 85 Getrost, mein Christ, in deinen Plagen .............................................................. 88 Gott sprach zum Vater Abraham ....................................................................... 90 Herr Jesu Christ, meins Lebens Licht ................................................................ 94 Herzlich tut mich verlangen ............................................................................... 96 Heut, ruhe, liebe Seel ............................................................................................ 98 Ich bin ein armer Exulant .................................................................................... 102 Ich danke dir, mein Gott ...................................................................................... 107 Ich hab mein Sach Gott heimgestellt .................................................................. 110 Ich kann nicht mehr .............................................................................................. 112 Ich wart, Herr, mit Verlangen ............................................................................. 116 Immanuel, dein Güt ist nicht zu zählen ............................................................ 118 Jesu, mein Lieb und Leben .................................................................................. 123 Kommt her, ihr Menschenkinder und höret, was ich sag .............................. 126 8 Mein Jesu, meiner Seelen Leben .......................................................................... 129 Mein Jesus ist mir wohl gewogen ....................................................................... 132 Nun sich der Tag geendet hat ............................................................................. 135 Nun sich die Nacht geendet hat ......................................................................... 138 Nun walt es Gott in Jesu Namen ........................................................................ 141 O Jesu! wahres Licht ............................................................................................ 143 Wann ich nur des Höchsten Güte ...................................................................... 146 Wann mein Stündlein vorhanden ist ................................................................. 149 Was ist doch diese Welt ....................................................................................... 151 Was mein Gott will, das will ich auch ............................................................... 153 Welt, gute Nacht ................................................................................................... 155 Wir Christen hier im Jammertal ......................................................................... 156 B) Lieder aus Einzeldrucken des Jahres 1732 ................................................... 163 Ein Abschieds=Lied aus Augspurg vor die Saltzburgische Emigranten So wollen wir dann weiter geh’n ....................................................................... 165 Das Aufrichtige Suchen Und Freuden=volle Finden Deß Herrn Jesu Die Dich, Herr Jesu! suchen werden .................................................................. 168 Derer Evangelisch=Saltzburgischen Emigranten Apostolische Glaubens=Lehre Alle Christen, merkt auf an allem Ort ............................................................... 171 Derer Evangelisch=Saltzburgischen Emigranten Evangelischer Wander=Stab In Gotttes Namen so heben wir an ..................................................................... 174 Derer Saltzburgischen Emigranten Gewöhnliches Reise=Lied I bin ein armer Exulant ........................................................................................ 178 Drey geistreiche Trost=Lieder Derer Saltzburgischen Exulanten Von Gott will ich nicht lassen in meiner Lebenszeit ....................................... 182 Was mein Gott will, das will ich auch ............................................................... 182 Ich bin ein armer Exulant .................................................................................... 182 Drey Glaubens=volle Lieder Welche die Saltzburgische Emigranten Ich ruf zu dir Herr Jesu Christ dann du allein mein Hoffnung bist .............. 183 O treuer Gott und Vater mein ............................................................................. 184 Mein Jesu, meiner Seele Leben ........................................................................... 184 Drey schöne Geistliche Lieder Von denen Saltzburgern Getrost mein Christ in deinen Plagen ................................................................ 185 Ich wart, Herr, mit Verlangen ............................................................................. 185 Kommt her, ihr Menschenkinder und höret, was ich sag .............................. 185 9 Drey schöne Neue Geistliche Lieder Der Saltzburger Emigranten Ich bin ein armer Exulant .................................................................................... 186 Ihr Christen, schickt euch in die Zeit ................................................................. 186 Laß, o Herze, dein Betrüben ................................................................................ 188 Emigrantenlied Ich bin ein armer Exulant .................................................................................... 190 Etwas auf die Reise den Saltzburgis[chen] Emigranten Gelobt sei Jesu, unser Hirte ................................................................................. 191 Gebeth Welches die Saltzburgischen Emigranten Ich bin ein armer Exulant .................................................................................... 195 Ach, was für Kummer, Angst und Not ............................................................. 195 Gottes Wort und Luthers Lehr ........................................................................... 197 Geistliche Aria Von Gottes Wort Gottes Wort und Luthers Lehr ........................................................................... 198 Die hart=geplagte Unschuld an den armen Saltzburgischen Unterthanen Klaglied Rupert Winters (Ach Gott, wie hart werd’ ich geplagt) .................. 200 Klaglied Simon Clammers (Gott, du Licht der frommen Herzen) ................ 204 Klaglied Andreas Gappens (Wer sich zu Gott gesellt) ................................... 207 Klaglied Hanns Klammers (Mein Herze! denk’ nicht mehr ans Leiden) ..... 211 Klaglied 22. Salzburger, welche nach Wien abgeordnet worden (Vom Wort des Höchsten ist bekannt) ........................................................ 213 Klaglied Peter Meyers (Christ, wann du wirst, wie Gott will, leben) ........... 218 Jesus der treue Hirt und gute Wirth Mit Jesu ist die Reise gut ...................................................................................... 222 Kurtze doch wahrhafftige Beschreibung derer Exulanten Ich bin ein armer Exulant .................................................................................... 225 Jesu, Liebe meines Herzens ................................................................................. 225 Von Gott will ich heut bitten ............................................................................... 228 Ein Lied vor die Saltzburgische Emigranten Auf, ihr Brüder (Schwestern), laßt uns gehen .................................................. 231 M[agister] Christian August Rotthens Catechismus=Lied Von Gott will ich nicht lassen in meiner Lebenszeit ...................................... 234 Der Saltzburgischen Emigranten […] Eigenes Lied Ich bin ein armer Exulant .................................................................................... 236 10 Der Saltzburgis[chen] Emigranten Wanderstab in zweyen Liedern verfasset In Gottes Namen tret ich an ................................................................................ 237 Ach, wann wir das recht bedenken .................................................................... 239 Ein schön geistlich Lied der Emigranten Laß dich nicht betrügen, o christliches Herz .................................................... 243 Ein schön geistlich Lied welches etliche hundert Emigranten Ich bin ein armer Exulant .................................................................................... 246 Trost=Lied vor die Saltzburgische Emigranten Jesu, mein Wanderstab ........................................................................................ 247 Ein Trost=Lied vor die Saltzburgische Emigranten Uber die Worte 2. Cor. 7. Vers. 6. Gott tröstet die Geringen ..................................................................................... 251 Vier auserlesene Geistreiche Lieder Da hängt mein Heil im höchsten Hohne ........................................................... 254 O Jesu, mein Bräutigam, wie ist mir so wohl ................................................... 256 Du unbegreiflich höchstes Gut ........................................................................... 257 Ich bin ein armer Exulant .................................................................................... 259 Wohl-meynende Erinnerung an alle Evangelische Christen Hier, Jesu, geh ich in Gedanken ......................................................................... 260 Gott Lob! wir sind nun an dem Ort ................................................................... 262 Zwey geistreiche Lieder derer Saltzburgischen Emigranten O Gott, in deinem Himmelreich ......................................................................... 265 Wir Christen hier im Jammertal ......................................................................... 272 Zwey schön neue geistl[iche] Lieder (a) Ein Lied am Sonntag, ehe man in die Kirche gehet (Nun walt, es Gott, in Jesu Namen) ............................................................. 273 Allein und doch nicht ganz alleine ................................................................... 273 Zwey schön neue geistl[iche] Lieder (b) Salzburger Kreuzlied (Frage nicht, warum ich klag) ...................................... 274 Eines glaubigen Christen Ergebung in den Willen Gottes (Was mein Gott will, das will ich auch) ...................................................... 274 11 C) In zeitgenössischen Druckschriften über die Emigration enthaltene Lieder ........................................................ 275 Actenmäßiger Bericht 1732 Gedicht welches die aus dem Saltzburgischen vertriebenen Protestanten auf sich gemacht (Ich bin ein armer Exulant) .................... 277 Gerhard Gottlieb Günther Göcking: Vollkommene Emigrations=Geschichte 1 Gelobt sei Jesus, unser Hirte ............................................................................... 278 In Gottes Namen, so heben wir an ..................................................................... 278 Mit Gott wollen wir anheben .............................................................................. 278 I bin ein armer Exulant (in Salzburger Mundart und auf Hochdeutsch) ..... 281 Von ganzem Herzen glauben wir ...................................................................... 282 Herr Gott erhalt uns mehr und mehr die Alt-Augsburgische reine Lehr .... 287 Gerhard Gottlieb Günther Göcking: Vollkommene Emigrations=Geschichte 2 Jesu, mein Wanderstab ........................................................................................ 291 Kurtze und besondere Nachricht Der vertriebenen Saltzburger ihr Leib= und Trost=Lied (Ich bin ein armer Exulant) ............................................................................ 292 Johann Jacob Moser: Derer Saltzburgischen Emigrations-Acten Wohin geht unser großer Zug? ........................................................................... 293 Auf ihr Brüder (Schwestern), laßt uns gehen ................................................... 295 So wollen wir dann weiter geh’n ....................................................................... 295 Mit Jesu ist die Reise gut ...................................................................................... 295 Samuel Urlsperger: Die Stellung der Glaubigen Ein geistliches Lied, welches die ausreisende Saltzburger zu singen pflegen (O treuer Gott und Vater mein) .................................... 296 Georg Christoph Vopel: Das Hochzupreisende Werck des Herrn Reiselied der Emigranten (Wie gut ist’s doch, mit dir, o JEsu! wandern) ........................................... 300 Willkommens=Gruß Und Abschieds=Kuß Ein Lied, welches etliche hundert Emigranten (Ich bin ein armer Exulant) ............................................................................ 302 Alphabetische Übersicht der Lieder .................................................................. 303 Abbildungen .......................................................................................................... 314 12 Literaturverzeichnis ............................................................................................. 323 A) Primärliteratur 1. Lieddrucke ................................................................................................... 323 2. Zeitgenössische Quellenwerke und Gelegenheitsschriften .................. 329 3. Lobdichtungen auf den König von Preußen .......................................... 333 4. Zeitgenössische Gesangbücher ................................................................. 335 5. Predigten ...................................................................................................... 336 6. Archivalien .................................................................................................. 336 B) Sekundärliteratur 1. Bibliographien ............................................................................................. 337 2. Sonstige Sekundärliteratur ........................................................................ 337 Register der Titel und Textanfänge .................................................................... 349 Register der Personen und Orte ......................................................................... 354 13 Einleitung Die Lieder der Salzburger Emigration von 1732 Zum historischen Hintergrund Am 11. November 1731 veröffentlichte der Salzburger Erzbischof Leopold Anton von Firmian (1727-1744) jenes auf den 31. Oktober datierte, historisch folgenschwere Patent, demzufolge rund 20.000 Protestanten 1 - in der Mehrzahl Bauern und Bergleute des Umlands - binnen kürzesteter Zeit das Land verlassen mußten. Die Salzburger Exulanten markierten die letzte Welle von konfessionell bedingten Migrationen und stellten somit gleichsam in konfessions- und migrationsgeschichlicher Hinsicht das Ende des konfessionellen Zeitalters im Alten Reich dar. 2 Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde die prinzipielle Gleichrangigkeit des lutherischen, reformierten und des katholischen Bekenntnisses festgelegt. 3 Die Paragraphen 31 bis 37 aus Artikel V des Instrumentum Pacis Osnabrugense (IPO) 4 zwangen die Reichsstände, die jeweils andere Konfession zu dulden, insofern diese schon im sogenannten „Normaljahr“ (annus normalis) 1624 bestanden hatte (IPO, Art. V, § 2). Die Religionsverteilung im Reich war im Grunde damit festgeschrieben. Konfessionellen Minderheiten, die durch die Normaljahrsregelung geschützt waren, mußte die private Religionsausübung, das exercitium religionis privatum, mit Versammlungsrecht und Zuziehung eines Geistlichen gestattet werden (§ 31). Und selbst dort, wo 1624 keine andere Konfession geduldet worden war, wie im Falle der Salzburger Protestanten, konnte der Landesherr 1 Die Namen von ca. 20.000 Protestanten erscheinen in den Emigrationslisten der sieben betroffenen Pfleggerichte des Erzbistums Salzburg (Radstadt, Wagrain, Werfen, Bischofshofen, St. Johann, St. Veith und Gastein), vgl. Walker 1997, S. 53, 57 und 60. Zu den Salzburger Exulanten außerdem: Florey 1986; Putzer 1982. Zur kurzen überblicksmäßigen Einführung ist geeignet: Ortner 1996; Haver 2007. Zur Geschichte des Protestantismus im Salzburger Land allgemein: Florey 1967; Zeeden 1992. Einen hervorragenden Überblick vermittelt der Ausstellungskatalog: Reformation 1981. 2 Zum Typus der konfessionell bedingten Migration vgl. zuletzt: Schilling 2002; Asche 2004; Asche 2005; Über die trockene Grenze 2004, darin auch ein Beitrag über die Salzburger Emigranten: Haver 2004. Die These vom Ende des konfessionellen Zeitalters mit dem Salzburger Exodus findet sich bei dem Historiker Wolfgang Reinhard, vgl. Reinhard 1981 und Reinhard 1983. 3 Vgl. Schmidt 1998, S. 452; Emrich: 2002, hier vor allem S. 35ff. 4 Siehe: Instrumenta 1966; außerdem: Quellensammlung 1904. 14 diesen Untertanen die devotio domestica, die Hausandacht und den auswärtigen Gottesdienstbesuch mit dortiger Verrichtung liturgischer Handlungen, das sogenannte ‚Auslaufen’, zugestehen (§ 34). 5 Der Landesherr hatte jedoch nach wie vor das Recht, die nicht durch das Normaljahr geschützen Untertanen zur Auswanderung zu zwingen (§ 36). Allerdings war er nun verpflichtet, die im Friedensvertrag festgeschriebene ius-emigrandi-Regelung 6 einzuhalten, das heißt, den Ausgewiesenen oder den von ihrem Auswanderungsrecht Gebrauchmachenden eine Abzugsfrist von drei Jahren (triennium) einzuräumen, innerhalb der sie ihren Besitz zu angemessenen Preisen veräußern konnten. Der Gedanke der konfessionellen Koexistenz hatte gegen Ende des 17. Jahrhunderts mehr und mehr an Boden gewonnen. Ausweisungen religiöser Minderheiten wurden zu Ausnahmeerscheinungen. Um so größere Empörung rief bei den Vertretern der Aufklärung die schon nicht mehr zeitgemäße Vertreibung der Salzburger Protestanten hervor. Im Mittelpunkt der öffentlichen Entrüstung standen jedoch vor allem die seitens des Erzbischofs nicht eingehaltenen Abzugsfristen. Wie kam es dazu? Die Hintergründe für die Ausweisung sind nicht allein in religiösen, sondern teilweise auch in sozialen und politische Spannungen zu suchen. Sie reichen letztlich bis zum Bauernkrieg von 1525/ 26 zurück. Dieser endete für die Salzburger Bauern, die sich schon im späten 15. Jahrhundert zur Abwehr der Osmanen in Wehrverbänden organisiert hatten, mit einer Niederlage. Anders als die erfolgreicheren Tiroler Bauern, denen es durchzusetzen gelang, im Gremium des Landtages als eigener Landstand vertreten zu sein, blieb den Salzburgern jede politische Mitsprachemöglichkeit vorenthalten, und sie wurden entwaffnet. 7 Diese in einer Polizeiordnung, der sogenannten Empörerordnung, vom 26. November 1526 festgeschriebene politische Herbabsetzung der Salzburger Bauern blieb nicht folgenlos für das religiös-kirchliche Leben. Der gewaltsam niedergeschlagene politische Widerstand setzte sich fort in einer religiösen Opposition gegen den katholischen Landesherrn. Die Neigung der Bevölkerung in den Gebirgsregionen zum reformatorischen Gedankengut erhielt durch die blutige Niederschlagung des Bauernaufstands weiteren Auftrieb. Zudem verschlechterte sich zusehens die Situation der katholischen Kirche, vor allem bedingt durch den Mangel an Priestern und Seelsorgern und durch die Verschlechterung des Schulwesens auf dem Lande. Unter der Bevölkerung wurde der Wunsch nach eigenen Vikaren und nach Empfang der Kommunion in beiderlei Gestalt laut. In 24 Artikeln Gemeiner Landschaft Salzburg verlangten die Bauern freie Predigt und die Wahl eigener Pfarrer. 8 Verbotene 5 Vgl. Sägmüller 1908; Schwarz 1988; neuerdings die Zusammenschau von Kaplan 2002. 6 Zur ius-emigrandi-Regelung vgl. May 1988; Weber 1961, S. 201ff. Zum Auswanderungsrecht 1555 vgl. Asche 2007. 7 Vgl. Dopsch 1988; Blickle 1991; Emrich 2002, S. 11; 8 Vgl. Emrich 2002, S. 11. 15 lutherische Schriften wurden in den umliegenden Dörfern gelesen, evangelische Prediger in den habsburgischen Nachbarländern, in Kärnten, in der Steiermark und in Oberösterreich, gehört. Außerdem ließ man die liturgischen Handlungen, wie Taufen und Eheschließungen, dort vornehmen. Ein Zentrum des Krypto-Protestantismus war der bei Bischofshofen gelegene Pongau. Der erzbischöfliche Landesherr Johann Jakob von Kuen-Belasy (1560- 1586) erlaubte zeitweise den Kelchgebrauch in der katholischen Messe, zog jedoch 1571 den Laienkelch wieder zurück. Der offiziell nicht geduldete Protestantismus, so unterschiedlicher Prägung er auch gewesen sein mag, konstituierte sich im Verborgenen, es wurden verbotene Bücher gelesen, und man traf sich zu Gottesdiensten in Privathäusern. Die Erzbischöfe Wolf Dietrich von Raitenau (1587-1612) und Markus Sittikus von Hohenems (1612-1619) drängten auf eine Rekatholisierung sowohl der Residenzstadt Salzburg wie der Gebirgsregionen. Letzterer veranlaßte zwischen 1613 und 1617 eine Generalvisitation, während der man sogar mit dem Mittel der Hausdurchsuchung das Luthertum aus dem Erzstift zu vertreiben versuchte. In den Kerngebieten des ländlichen Protestantismus waren rund 1000 Personen betroffen, denen nur nach Ablegung eines Eides, der katholischen Kirche gehorsam zu sein, die Landeshuld wieder zuteil wurde. Doch das seit dem Bauernkrieg zerstörte Vertrauen zwischen den Landesfürsten und ihren Untertanen schürte weiter die Entfremdung großer Bevölkerungsteile gegenüber der katholischen Kirche. Protestantische Salzburger, die - wie andere Angehörige bäuerlicher Unterschichten in den Alpenländern auch - infolge existentieller Not nach dem Dreißigjährigen Krieg zeitweise in Preußen oder Holland arbeiteten, brachten bei ihrer Rückkehr evangelische Schriften mit, die der Neigung der bäuerlichen Bevölkerung zum Luthertum seelsorgerlich-erbaulichen Rückhalt boten. Erstmals eskalierte die Lage im salzburgischen Defereggental in Osttirol. Hier wurden 1684 etwa 600 evangelische Talbewohner unter Rückbehalt der Kinder durch den Grafen Kuenberg des Landes vertrieben. Wenige Jahre darauf - zwischen 1686 und 1691 - wurden der später durch seinen Evangelischen Sendbrief und andere Glaubensschriften zu großer Bekanntheit gelangte Dürrnberger Bergmann Joseph Schaitberger (1658-1733) und ca. 70 seiner Anhänger, die sich wie er offen zum Protestantismus bekannten, des Landes verwiesen. Maßgeblich war die schon erwähnte „Normaljahrs“-Regelung des Westfälischen Friedens. Sich offen bekennende Dissidenten, wie etwa Schaitberger, durften, trotz der im Westfälischen Frieden ausgesprochenen Mahnung, anderskonfessionelle Minderheiten nachsichtig zu dulden, ausgewiesen werden. Die Ausweisungen der Protestanten aus dem Defereggental und der Bergknappen vom Dürrnberg, die mehrheitlich nach Brandenburg auswanderten und nach Interventionen des Kurfürsten Friedrich Wilhelm ihre unter Zwang zurückgelassenen Kinder und ihren beweglichen Besitz nachho- 16 len durften, verliefen allerdings weitaus weniger spektakulär als die spätere Vertreibung der Salzburger Protestanten 1731/ 32. 9 1687 verlangte der Erzbischof Thun, Johann Ernest Thun (1687-1709) von allen in Salzburg Ansässigen ein Bekenntnis zum Katholizismus in Form eines Glaubenseides. 10 Meineidigen drohten strengste Strafen. Nachdem Bauern sich über die Verordnungen und Erlasse der relativ schwachen Regierung Franz Anton von Harrachs (1709-1727), der unter anderem den Handel mit dem Ausland einzuschränken versuchte, hinwegzusetzten begannen, versuchte der neue Erzbischof Leopold Anton von Firmian die Herrschaftsautorität wieder aufzurichten. Durch eine den Jesuiten übertragene Missionierung hoffte er, die Rekatholisierung des Volkes herbeizuführen. Doch in Opposition hierzu solidarisierten sich ca. 19.000 Bauern und wandten sich mit einer Bittschrift an das Corpus evangelicorum, die Vertretung der evangelischen Reichsstände auf dem Immerwährenden Reichstag in Regensburg. Dieses für den weiteren Verlauf der Geschehnisse wichtige Dokument, das nur in Abschriften erhalten und deren Authentizität daher in der historischen Forschung umstritten ist, 11 ist auf den 16. Juni 1731 datiert. Die Bittsteller forderten darin das Corpus evangelicorum auf, sich für sie beim Salzburger Erzbischof zu verwenden. Sie verlangten von ihm das Recht auf freie Religionsausübung und die Einsetzung evangelischer Prediger in jeder der sieben Gerichte Radstadt, Wagrain, Werfen, Bischoffshofen, St. Johann, St. Veith und Gastein oder eine ungehinderte Auswanderung: „[…] man uns mit ferneren weiten gewaltthätigkeiten verschonen, den ohngehinderten abzug mit den unserigen aus denen Salzburgischen Landen gestatten und man uns unsere ligende gütter so, wie wür diese gekaufft gegen parer bezahlung widerumb von uns übernemmen, dahero von allen besorgend ferneren pressuren gänzlich liberiren möge.“ 12 Die Bittschrift löste in Regensburg und im protestantischen Deutschland einen derartigen Aufruhr aus, daß sich der salzburgische Gesandte in Regensburg, Sebastian Zillner von Zillerberg, genötigt sah, eine Verteidigungsschrift vorzubereiten, in der er die Agitationen der protestantischen Bauern in den Pfleggerichten kurzerhand als Aufwiegelung verurteilte. Indessen erwies sich die Bittschrift der katholischen Seite letztlich sogar als nützlich. Denn sollte es zu einer Ausweisung der Dessidenten kommen, konnte der Erzbischof nur schwerlich der Vertreibung beschuldigt werden, da die Bittsteller ja selbst um Erlaubnis zu einer ungehinderten Auswanderung baten. Allerdings versäumten die Verfasser der Bittschrift, auf das ihnen nach der ius-emigrandi- Regelung des Westfälischen Friedens zustehende Triennium Bezug zu nehmen. Ein Versäumnis, das im Ausweisungspatent eine wesentliche Rolle spie- 9 Vgl. Mecenseffy 1958; Keplinger 1960; Florey 1981, S. 77-84; Dissertori 2001; Keller 2004. 10 Zur Funktion von Konfessionseiden vgl. Schreiner 1985. 11 Vgl. Walker 1997, S. 51ff; Emrich 2002, S. 20-21. Die Bittschrift ist zitiert bei Florey 1986, S. 86-87. 12 Zitiert nach Walker 1997, S. 52. 17 len sollte. 13 Zudem bestand kein gesetzlich verbrieftes Recht, vom Erzbischof die Einsetzung evangelischer Pastoren zu verlangen, wie es die Bittschrift als Alternative zur Auswanderung forderte. So erklärte denn auch die Regierung in Salzburg, daß der erhobene Anspruch auf freie öffentliche Ausübung eines im Erzstift nicht anerkannten Bekenntnisses gegen Reichs- und Landesrecht verstoße. Aus diesem Grund stelle er eine rebellische und aufrührerische Forderung dar. In gleicher Weise verbat sich die erzbischöfliche Regierung jeglichen Aufruf zur Intervention von seiten des Corpus evangelicorum. Darüber hinaus warf sie den Salzburger Protestanten nicht nur Ketzerei vor, sondern bezeichnete sie auch als Wirtschaftflüchtlinge, denen nicht aus religiösem, sondern aus dem ökonomischen Grund eines erhofften leichteren Gelderwerbs im Ausland an einer Auswanderung gelegen sei. Die Situation spitzte sich zu. Firmian, beauftragte eine Kommission von Laienbeamten unter der Leitung von Hofkanzler Hieronymus Christiani von Rall, die die Lage in den Bergregionen durch Anhörungen und Befragungen erkunden sollte. Im Gegenzug und als Reaktion auf die vorangegangenen Missionsbestrebungen der Jesuiten, hielt die Bergbauernschaft mehrere Versammlungen in dem im Pfleggericht Goldegg an der Salzach gelegenen Ort Schwarzach ab, auf denen die Bauern ihre unbeugsame Haltung bekräftigten. Auf einer dieser Zusammenkünfte soll das legendäre „Salzlecken“ stattgefunden haben, bei dem die Teilnehmer ihre Finger in Salz tauchten und als Bekräftigung ihrer gemeinsamen Verpflichtung ableckten. 14 In den Wochen nach den Versammlungen wurden in mehreren Pfleggerichten öffentliche Bekenntnisse zur evangelische Konfession abgelegt, da das Gerücht kursierte, die Protestanten könnten auf die Unterstützung des Corpus evangelicorum, womöglich sogar des Kaisers rechnen, wenn sie sich offen zum lutherischen Glauben bekannten. Die eingesetzte Untersuchungskommission ermittelte zu dieser Zeit, im Juli 1731, 20.678 evangelische Gläubige, davon 18.460 allein im Pongau (um Bischofshofen). Nach der Rückkehr der Kommission erließ Rall am 30. Juli ein Verbot öffentlicher Versammlungen. Kurz zuvor, am 25. Juli, war auf einer Schwarzacher Versammlung ein Boykott katholischer Gottesdienste und der priesterlichen Sakramente verkündet worden. Auf einer weiteren (inzwischen verbotenen) Versammlung am 5. August beschloß man, eine vierundzwanzigköpfige Delegation nach Regensburg zum Corpus evangelicorum und zum Sitz des Kaisers in Wien zu entsenden und den Erzbischof zur Einsetzung protestantischer Pastoren zu verpflichten. Das Scheitern dieser Mission ist in einem Lied festgehalten worden 15 (vgl. 4. „Lieder über historische Ereignisse“). Die Bemühungen um Hilfe waren fehlgeschlagen. Stattdessen handelten sich die protestantischen Bergbauern seit den Schwarzacher Versammlungen 13 Vgl. Emrich 2002, S. 21. 14 Vgl. Florey 1974; Walker 1997, S. 59. 15 Klaglied 22. Salzburger, welche nach Wien abgeordnet worden (Vom Wort des Höchsten ist bekannt), in: Die hart=geplagte Unschuld, Lied Nr. 5. 18 und der erfolglosen Gesandtschaft nach Regensburg und Wien den Ruf von aufrührerischen Rebellen ein. Sie spielten dem Erzbischof gleichsam selbst das Argument zu, daß es nicht um religiöse Unterdrückung gehe, sondern um Rebellion. So wandte sich Firmian an den Kaiser mit der Mitteilung, daß die Pongauer Bauern wirklich rebellierten, da sie „unter Vorgeben und Deckmantel einer […] Religions-Bedrückung […] sich zusammen rottiret, das Gewehr ergriffen […] mit Feuer, Raub und Mord gedrohet“ 16 hätten. Auf die weiterhin erscheinenden Manifeste und Memoranden des Corpus evangelicorum reagierte die Salzburger Regierung ihrerseits mit Bemühungen, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und die Evangelischen als Rebellen abzustempeln. Bis September ließ sie jedoch zunächst keine Absicht erkennen, die über die Abwendung einer Rebellion hinausgegangen wäre. Eine Eskalation bahnte sich an, als in der Nacht vom 26. September dreiunddreißig mutmaßliche protestantische Rädelsführer festgenommen wurden. Ihre Inhaftierung auf der Festung Hohensalzburg rief Empörung und Proteste unter der Bauernschaft hervor. Ein österreichisches Truppenkontingent rückte auf Salzburger Gebiet vor. Und am 1. Oktober wurden die Pfleggerichte angewiesen, Berichte über die Lebensverhältnisse aller als Protestanten bekannten Bewohner abzugeben: gleichsam ein erster Hinweis auf die Absicht, die Vertreibung der Evangelischen ins Werk zu setzten. Und tatsächlich veröffentlichte der Erzbischof in dieser Situation am 11. November das auf den 31. Oktober datierte Ausweisungspatent, 17 das die nahezu sofortige Vertreibung der Salzburger Protestanten zu Folge hatte. Die Ausarbeitung dieses Dokuments war für die Salzburger Juristen eine nicht unproblematische Aufgabe, da die im Westfälischen Frieden zugesicherte dreijährige Abzugsfrist umgangen werden sollte. Einerseits behauptete das Erzbistum, die Bauern wären keine rechtmäßigen Konvertiten, sondern Rebellen, die keinen Anspruch auf das Triennium hätten. Denn für die nichtgeschützen, sondern nur geduldeten anderskonfessionellen Untertanen galt nach Artikel V, § 34 des IPO die Stillhaltepflicht, gegen die (und damit gegen die reichsrechtliche Vorschrift über die Abhaltung von Hausandachten) die evangelischen Bauern mit den Schwarzacher Versammlungen und öffentlich abgehaltenen Gottesdiensten ostentativ verstoßen hatten. Andererseits rechtfertigte Rebellion nach dem Reichsrecht keine Zwangsausweisung. Man stand also vor dem Dilemma, entweder sich des verfassungsgemäßen Rechts zu bedienen, religiöse Konformität zu erzwingen (in diesem Fall mußte das Triennium gewährt werden) oder den Dissidenten Rebellion vorzuwerfen (dann durften sie nicht ausgewiesen werden). 18 Da sich die Regierung „also 16 Zitiert nach Walker 1997, S. 63. 17 Vollständiger Abdruck in: Mayr 1958. Eine Zusammenfassung der zwölf Punkte des Ausweisungsbefehls bei Emrich 2002, S. 32-33. 18 Allerdings stand auch rebellierenden Untertanen das Emigrationsrecht zu, wenn der Aufruhr als sekundäre Erscheinung betrachtet wurde. Firmian hätte demnach den frei- 19 eigentlich auf keine der beiden Positionen berufen konnte, benutzte sie schließlich beide: bürgerlichen Aufruhr als Begründung für unverzügliche Maßnahmen, und religiösen Dissens als Rechtfertigung für die Ausweisung“. 19 Zunächst mußten binnen drei Monaten - im Winter 1731/ 32 - rund 5.000 Unangesessene, also z.B. Knechte und Mägde, Tagelöhner und Handwerker ohne eigenen Grundbesitz, das Land verlassen. Den ansässigen Familien wurde zugestanden, noch bis zum 23. April 1732 (dem St. Georgs-Tag) im Land zu verbleiben. Es waren ca. 16.000 Angesessene, kleine Bauern mit Grundbesitz, davon etwa 14.500 aus dem Pongau. Obwohl die evangelischen Reichsstände das Patent als Rechtsbruch bezeichneten 20 und sogar Papst Clemens XII. sich von der Entscheidung des Erzbischofs distanzierte, erzwang das österreichische Militär die Durchsetzung des Ausweisungspatents. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. bot dagegen auf Vermittlung des Wiener Hofes an, die angesessenen Emigranten in seinen durch Pestseuchen während des Großen Nordischen Krieges entvölkerten östlichen Provinzen (Preußisch-Litauen) anzusiedeln. 21 Ein kleines Kontingent zog in die Republik der Niederlande und in die amerikanischen Kolonien. Am 2. Februar 1732 erließ der Preußische König das offizielle Einwanderungspatent. Zahlreiche Lob- und Preisgedichte verherrlichen die Aufnahme der Salzburger, die in der Realität anfangs nicht ohne Probleme verlief. 22 Die meisten dieser Dichtungen entstanden anläßlich des von Friedrich Wilhelm I. angeordneten großen „Bet- und Dank-Festes“ am 31. Oktober 1732. Dieses Datum bezeichnet zum einen die endgültige Ankunft der Salzburger in Preußen, zum anderen erinnert es an den Beginn der Reformation (vermeintlicher Thesenanschlag Luthers 31. Oktober 1517), und zugleich ist es der Jahrestag des Erlasses des Ausweisungspatentes. 23 Für das Selbstverständnis der Exulanten sind diese oftmals umfangreichen Dichtungen freilich weniger aussagekräftig als die populären Lieder, die im Umfeld der Salzburger Emigration und teilweise sogar in den eigenen Reihen der Exulanten entstanden sind. willig emigrierenden das Triennium gewähren müssen. Zu der äußerst komplizierten Rechtslage, vgl. Emrich 2002, S. 40-43; außerdem: Putzer 1981, S. 85-90. 19 Walker 1997, S. 68. 20 „[…] sintemahl bey aller Weitläuffigkeit fast kein einziger § darinnen enthalten, welcher nicht deutlich wieder [sic] die Reichs=Constitutiones und in specie den Westphälischen Friedens=Schluß anstösset […] die ohne dies noch gantz unerwiesene vermeintliche Rebellion […] gleichfalls ferner nicht fürgeschützet werden [kann]“, zitiert nach Emrich 2002, S. 29-30. 21 Vgl. Kerschhofer 1979; Tautorat 1985; Benkmann 1988; Brandtner 1991; Nolde 1992; Haver 2004. 22 Vgl. Kenkel 1981, S. 123-128. 23 Eine Auswahl von Dichtungen s. im Literaturverzeichnis. 20 Zu den Liedern Gedichte und Lieder gehören mit zu den flüchtigen und am leichtesten vergänglichen Literaturerzeugnissen. Oft sind sie uns nur durch einen besonderen Zufall, durch Einkleben eines Druckblattes in ein größeres Werk oder dergl. erhalten. (Hermann Clauss: Unbekanntes zur Literatur über die Salzburger, S. 39) In den zahlreichen zeitgenössischen Berichten über die Salzburger Emigranten finden sich wiederholt Passagen, denen zufolge sie bei ihren Durchzügen durch protestantische Städte von der dortigen Geistlichkeit oder Bevölkerung singend empfangen und verabschiedet wurden. So schildert beispielsweise der Anhalt-Zerbster Hofkapellmeister Johann Friedrich Fasch (1688-1758) in einem Brief an Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) vom 1. Juli 1732 die Ankunft von 400 Exulanten in Zerbst am 29. Mai gegen 9 Uhr abends mit folgenden Worten: „Vor der Stadt, am Haÿn Holtze, wurden diese guten Leüte von dem untersten Diacono, M[agister] Kaletzky, mitt einer Anrede empfangen, u[nd] geschahe darauff, beÿ einer großen Menge Volckes, unter Läutung aller Glocken, auch Begleitung derer Geistl[ichen] und Schule der Einzug unter beständigen Singen biß vor das Schloß.“ 24 Aber die Emigranten brachten in die verschiedenen Städte auch ihre eigenen vertrauten Lieder mit, die sie ebenfalls zu Gehör brachten. Unter anderem beim Empfang eines weiteren Exulantenzuges in der bei Nürnberg gelegenen Stadt Hersbruck am 16. Juli 1732: „Endlich langeten die Emigranten unter dem Singen der Altensittenbacher Schul, und ihren eigenen Gesängen [sic! ], da zugleich die Glocken in Altensittenbach geläutet wurden, auf gedachter Wiese an.“ 25 Und weiter: „Von der Schul wurde gleich angestimmet: Nun freut euch lieben Christen etc. und es waren gleichsam drey Chöre: Die Schul, die Emigranten, und die Burgerschaft; und ob diese gleich bisweilen und ein jeder Chor ein ander Lied sungen, so machten die doch einander nicht irre; so weit streckte sich der Zug; und es erschallete und erhallete alles auf das beweglichste […] Nachdeme man durch das Sittenbacher-Thor hindurch war, kam man endlich mit Absingung des Lieds: Kommt, laßt euch den HErren lehren ect. (das unterwegs noch, nach dem ersten Lied: Frisch auf mein Seel, verzage nicht, etc. angestimmet worden) in den Kirchhof. Dieses letztere Lied kunte von der Schul nicht gar ausgesun- 24 Archiv der Brüderunität Herrnhut D-HER R 20 C 16b.43, vgl. Petzlodt 1984. Zum Empfang der Salzburger in Zerbst vgl. Göcking 1734, S. 299-536, dort auch Berichte über ihre Aufnahme in den verschiedenen Durchzugsstädten. Weitere Beispiele für Schilderungen des begeisterten Empfangs der Salzburger Exulanten, vgl. z.B. Cappeller 1910; Süß 1982; Süß 1983, Schäfer 1931. 25 Kurtze Relation 1732. Faksimile in: Süß 1982, S. 6. 21 gen werden, weilen die eifrigen Emigranten, die nun an selbiger stunden, mit ihrem Singen jene überschryen.“ Auf Zerbst zurückkommend, ist jedoch vor allem die Bemerkung Faschs interessant, daß die Emigranten nicht nur mit Gesang empfangen und einen Monat später auch wieder verabschiedet wurden, sondern daß an sie vor ihrer Abreise Gesangbücher verteilt wurden: „D[en] 21 [Juni] frühe, nach der Beth Stunde, mußten alle wieder in das Schloß, da denn Serenissmus iedweden, vom größten biß zum kleinsten, 2 Gulden reichen ließen, auch wurden viele geistl[iche] Bücher u[nd] Gesangbücher unter Ihnen vertheilet. Hierauff geschahe wieder der Auszug mitt der Geistlichkeit u[nd] Schule unter beständigen Singen u[nd] Läutung aller Glocken [...]“. Die Austeilung von Gesangbüchern zusammen mit „vielen geistlichen Büchern“ unterstützte nicht zuletzt die katechetischen Bemühungen um die Emigranten. Denn bereits während ihres vorhergehenden Aufenthalts in Köthen erhielten sie, wie Fasch mitzuteilen weiß, Katechismusunterricht: „In der lutherischen Kirche sind alle Emigranten von 3 Geistlichen, dem Hoffprediger Allendorff, 26 Diacono Zeidlern und dem aus der Schlesien verdriebenen Pastore Sommern nach der Predigt catechisiret worden, welches vielen sehr erweckl[ich] gewesen.“ Die Emigranten waren auf geistliche Leitung und Führung angewiesen, befanden sich unter ihnen doch keine Theologen, sondern nahezu ausschließlich Bergleute und Bauern des Salzburger Umlandes. Religiöse Unterweisung erhielten sie während ihrer Reisen nur an den jeweiligen Zwischenstationen. Auch in ihren Heimatregionen gab es keine ausgebildeten protestantischen Prediger. Dort haben in der Regel die Familienväter als Hauskatecheten gewirkt. Das Lied konnte für sie daher - wie bei der inhaltlichen Analyse der Lieder noch zu zeigen sein wird - ebenso wie die Lesung religiöser Schriften über die bloße Erbauung hinaus katechetische und paränetische Funktionen ausüben. Bei der Frage nach dem Liedrepertoire 27 der Salzburger Exulanten muß zunächst unterschieden werden zwischen 1.) den von ihnen in ihrer Heimat 26 Johann Ludwig Konrad Allendorf (1693-1773) war Schüler von August Hermann Francke (1663-1727) in Halle und wurde 1724 Hofprediger in Köthen. Dort gab er zusammen mit dem Pfarrer und Liederdichter Leopold Franz Friedrich Lehr (1709-1744) die pietistischen Cöthnischen Lieder heraus, vgl. Bautz 1990a. 27 Finden sich in den Monographien über die Salzburger Emigranten auch immer wieder verstreute Abschnitte über ihre Lieder und Gedichte (z.B. Arnold 1900, S. 183-185; Florey 1967, S. 129-134 oder bei Walker 1997, S. 100-102), so haben nur wenige Verfasser dem Liedgut eigene Aufsätze gewidmet. Einen guten Überblick vermitteln die Beiträge von Florey 1980 und Walterskirchen 1981. Die Liederdichter Georg und Rupert Schweiger und das Lied des letzteren In Gottes Namen tret ich an bespricht Florey in einer Miszelle (Florey 1977). Eine Studie über drei handschriftliche Gesangbüchern aus dem Umfeld des Österreichischen Geheimprotestantismus verfaßte Oskar Sakrausky (Sakrausky 22 gesungenen Liedern, 2.) dem Liedbestand der ihnen unterwegs ausgehändigten Gesangbücher und 3.) den in Titel oder Inhalt auf die Emigration konkret Bezug nehmenden Liedtextdrucke, die im Jahr der sogenannten „großen Emigration“ von 1732 vermehrt publiziert wurden. Wie verbreitet evangelische Gesangbücher unter den Salzburger Protestanten in ihrer Heimat waren, zeigte Gerhard Walterskirchen anhand eines im Erzbischöflichen Konsistorialarchiv Salzburg erhaltenen Catalogus Deren Ketzerischen und verbotenen Büecher, so der Pfarrs Vicarius zu St. Veit zu samben gebracht, und in Verwarrung hat. 28 Dieser Catalogus führt summarisch über einhundert Gesangbücher an, darunter namentlich „2 geschribne Gsäng=Bücher, 2 M. Luther: Gesang=Büecher, 1 Zwey hundert Christliche Hauß=gsänger, 1 also Hanns Walder geistl. Lied von M. Luther, und Syrach in Gsäng verfasst, 1 alle Evangelia gsangweiß, Beyläuffig 100, theils geschriebne; theils getruckte Gesäng=Büechlein.“ Gebräuchlich waren demnach - hier am Beispiel St. Veits verdeutlicht - die auf die lutherische Reformation zurückgehenden Gesangbücher mit ihrem frühen protestantischen Liedgut. Unter den konfiszierten Büchern findet sich auch ein Band mit Evangelienliedern. Diese ursprünglich typisch protestantische Liedgattung fand weiteste Verbreitung durch die von Nikolaus Herman (1500-1561) erstmals 1560 in Wittenberg publizierte, pädagogisch motivierte Sammlung von sonn- und festtäglichen Predigtperikopen in Versform mit volksliedhaften Melodien oder bekannten Kirchenliedweisen unter dem Titel Die Sonntags Evangelia uber das gantze Jar / In Gesenge verfasset / Für die Kinder und Christlichen Haußveter. Nicht für den Gebrauch in der Kirche waren die Lieder bestimmt, sondern für das häusliche Leben, die private Andacht, wie sie von den Salzburger Protestanten auch gepflegt wurde. Göcking gibt in seiner Vollkommene[n] Emigrationsgeschichte ein anschauliches Bild davon am Beispiel von Joseph Pilzeger [Piltzegger], einem Bauern aus Gerhabspach (Gericht St. Johann): „Dieser kam, wie solches an verschiedenen Orten des Landes geschahe, mit andern Nachbarn zusammen, sung mit denselben andächtig, schüttete sein Gebet 1981). Hingewiesen sei darüber hinaus auf den instruktiven Aufsatz über die Bach- Kantate Brich den hungrigen dein Brot (BWV 39), die entgegen früherer Auffassung n i c h t anläßlich des Durchzuges der Salzburger durch Leipzig im Juni 1732 komponiert wurde: Casper 1982. Zu Österreichischen Exulantenliedern vor der großen Emigration von 1732 vgl. Knapp 1861. Außerdem zu den Lieddichtungen Joseph Schaitbergers den grundlegenden Beitrag von Hermann Clauss (Clauss 1909, dort zu den Liedern S. 156-160). Die Schaitberger-Biographie von Gustav Reingrabner enthält ein eigenes Kapitel zu den Liedern (Reingrabner 2000, S. 98-106). 28 Zitiert nach Walterskirchen 1981, S. 149. 23 gegen GOtt mit aller Inbrünstigkeit aus, und rieff zu GOtt, daß er ihnen mit seiner Gnade kräfftiglich beystehen wolle.“ 29 Auch über die Art der Verbreitung der Lieder gibt der Catalogus Aufschluß, ist doch die Rede von „Beyläuffig 100, theils geschriebne[n]; theils getruckte[n] Gesäng=Büechlein“. Da es im Salzburger Raum um 1730 offiziell keine evangelischen Gesangbücher gab, waren die Protestanten auf aus Deutschland heimlich eingeführte fremde Drucke oder - wie aus dem Zitat hervorgeht - auf Abschriften angewiesen. Unter den gedruckten Gesangbüchern war unter anderem anscheinend das Württembergische Gesangbuch in der Neuauflage von 1711 in Gebrauch, denn bei Beschlagnahmungen wurde immer wieder dieses Gesangbuch konfisziert. 30 Schon bei den 1684 ausgewiesenen Deferegger Protestanten fanden sich württembergische Gesangbücher, wie Gerhard Florey 31 belegte: „An ketzerischen Büchern fänden sich in ihren Häusern lutherische Bibeln, der große und kleine Katechismus Luthers, Spangenbergs Hauspostille, 32 Johann Habermanns Gebetbuch 33 […] und das Württembergische Kirchen- und Hausgesangbuch 34 .“ Vornehmlich das handschriftlich überlieferte Liedgut wäre für die Forschung von besonderem Interesse, denn es dürfte sich wohl nicht allein um komplette Abschriften bereits gedruckter Bücher handeln, sondern sehr wahrscheinlich auch um Sammlungen, die gezielt für den eigenen Bedarf zusammengestellt wurden, und daher am ehesten Aufschluß über ein bevorzugtes Liedrepertoire geben könnten. 35 (Über einige besonders beliebte Lieder s. unten im Abschnitt über die Melodien.) 29 Göcking 1734, S. 182. Joseph Pilzeger hat sich auch für die Verbreitung der Exulantenlieder eingesetzt. Der Titelfassung zufolge übersandte er die zwei Lieder des Salzburgischen Emigranten-Wanderstabs von Rupert Schweiger an den Augsburger Verleger. 30 Nach einer freundlichen Mitteilung von Herrn Prof. Gerhard Walterskirchen. In der Württembergischen Landesbibibliothek in Stuttgart ist ein Exemplar des Groß würtembergischen neu-vermehrten Kirchen-Gesang-Buchs (Stuttgart: Rösslin, 1711) erhalten. Wegen des Folioformates des Bandes ist jedoch kaum davon auszugehen, daß die Emigranten diese Großausgabe auf Ihren Zügen mit sich führten. 31 Vgl. Florey 1981, S. 80. 32 Johann Spangenberg (1484-1550). Seine erstmals 1542-1544 in Wittenberg erschienene Postilla Deudsch wurde bis ins 19. Jahrhundert immer wieder aufgelegt. Diese sogenannte Hauspostille ist ein Katechismus für Jungen und Mädchen zu den hauptsächlichen Festen des Kirchenjahres. Sie erfreute sich im österreichischen Geheimprotestantismus großer Beliebtheit, vgl. Koch 2004. 33 Johann Habermann (Avenarius) (1516-1590) ist der Verfasser eines Betbüchleins, das über lange Zeit sehr verbreitet war: Christiche Gebeth für allerley Noth und Stende der gantzen Christenheit außgetheilet auff alle Tage in der Woche (Wittenberg 1567), vgl. Wallmann 2000. 34 Gemeint ist sehr wahrscheinlich: Wirtembergisches Kirchen- und Hauß-Gesangbuch in sich haltend vier Theil, Tübingen 1669-1670. 35 Vgl. zu drei handschriftlichen Gesangbüchern aus dem Umfeld des Österreichischen Geheimprotestantismus: Sakrausky 1981. 24 Florey hat indessen darauf hingewiesen, daß es im Erzstift Salzburg „kaum zu einer bodenständigen evangelischen Lieddichtung“ 36 gekommen ist. Als Gründe dafür vermutet er zum einen die Tatsache, daß man in den aus den zeitgenössischen Gesangbüchern übernommenen Liedern bereits die eigenen Anliegen ausgedrückt fand, „und das in vollkommenerer Form, als man sie selbst dafür gefunden hätte“. 37 Zum anderen erkennt er „eine gewisse Ängstlichkeit und Bescheidenheit in den gottesdienstlichen Verrichtungen, zu denen ja auch der Gemeindegesang gehört“ 38 als Ursache für den Wegfall eigenständigen Liedgutes. Schließlich waren Beispiele genug bekannt, daß allein der Besitz protestantischer Schriften zu Denunziationen mit nachfolgenden Verhören und Geldstrafen führen konnte. 39 Darüber hinaus dürften - so muß man wohl ergänzen - auch Unsicherheit, Unkenntnis und Halbwissen in allen Fragen der Liturgie und des Dogmas in Rechnung zu stellen sein, hatten die Salzburger Protestanten in ihren Privatandachten doch nur selten eine fundierte theologische Unterweisung erhalten. Erst das Schicksal der Emigration hätte, so Florey weiter, Ansätze zu einer eigenen Lieddichtung gegeben, da sich in den bekannten Gesangbüchern keine Emigrantenlieder befanden. Neben der schriftlichen Fixierung kann die mündliche Tradition bei den Salzburger protestantischen Bergleuten und Bauern, unter denen sich auch Analphabeten befanden, nicht hoch genug veranschlagt werden. Einen Beleg für diesen oralen Traditionsstrang findet sich in jenem Porträt des Emigranten Hans Burgschweiger (Abbildung 1), das die bezeichnende Bildunterschrift trägt: „Vorsinger bey denen Emigranden. Kunte weder leßen noch Schreiben und hat doch gegen 200 Geistliche Lieder singen können.“ 40 Nicht nur die, wenn auch übertriebene, so doch erstaunliche Zahl von 200 auswendig beherrschten Liedern ist in diesem Zusammenhang aussagekräftig, sondern auch die Tatsache, daß das geistliche Lied tatsächlich einen nicht zu unterschätzenden Raum in der Spiritualität der Emigranten eingenommen zu haben scheint. Die 1733 in Memmingen gedruckte Kurtze Historie Derer Evangelischen Emigranten bestätigt diesen Sachverhalt, wenn sie berichtet: „Ihr meister Zeitvertreib bestande unterwegs, ihrer Gewohnheit nach, in stetem Beten und Singen, indem sie gar sehr viel Evangelische Lieder auswendig konnten, ja auch diejenige, welche weder lesen noch schreiben gelernet, dergleichen auch einer Nahmens Joseph Pilzecker, welcher, bey einem Transport 36 Florey 1980, S. 209. 37 Florey 1980, S. 209. 38 Florey 1980, S. 209. 39 Vgl. Göcking 1734, S. 204: „Damit nun diß Werck der Bekehrung [gemeint ist die Rekatholisierung] um so viel besser von statten gehen möchte; so bemühete man sich vor allen Dingen den Leuten die Evangelischen Bücher aus den Händen zu bringen, und zu machen, daß ihnen die Lust, dergleichen Bücher zu lesen, vergehen möchte. Daher stellte man zum öfftern unvermuthete Haußsuchungen an, bloß deswegen, daß man die Evangelische Bücher zusammen bringen möchte.“ 40 Marsch 1977, Abb. 134. Zitiert auch bei Walterskirchen 1981, S. 149. 25 Evangelischer Saltzburger, viele Lieder anstimmte, worunter auch das Emigranten Lied war: Ich bin armer Emigrant [i.e. Exulant], welches Joseph Schaitberger verfertiget hat, der vor ungefehr 47. Jahren um des Evangelii willen gleichfalls aus dem Ertz=Stift vertrieben worden […].“ 41 Das mündlich überlieferte, in handschriftlichen Sammlungen fixierte oder aus überkommenen gedruckten Quellen übernommene Liedrepertoire konnte erweitert werden durch Lieder aus den lokalen Traditionen derjenigen Orte, die die Exulanten auf ihrer Wanderungen passierten. So wird es im Falle des eingangs erwähnten Durchzugs durch die Stadt Zerbst das dortige Gesangbuch in der Auflage von 1730 oder einer früheren gewesen sein, mit dem man sie beim Abschied beschenkte: Zerbstisches || Gesang=Buch, ||In welchem, nebst || D. Martin Luthers || und andern schon bekandten || Liedern || Noch viele neue und niehmals gedruckte,|| zu finden […] Zerbst 1730. 42 Die Zerbster „Bücherspende“ war natürlich kein Einzelfall. Während ihres Aufenthaltes in Danzig beispielsweise wurden die Exulanten mit 100 für sie eigens gebundenen Gesangbüchern beschenkt, wie die in Danzig gedruckte Nachricht von dem Durchzuge und der Bewirthung einiger Saltzburgischen Emigranten zu berichten weiß: „[...] sind unter sie Dantziger Gesang=Bücher, wovon 100. Stück neu vor sie eingebunden waren, ausgetheilet worden; Und als sie dabey sich vernehmen lassen, daß sie gerne Johann Arnds Paradies=Gärtlein 43 zu haben wünscheten, sind von diesem Buch so viel Exemplaria, als man in der Eyl ungebunden hat habhafft werden können, so aber nur in 37. bestanden, geschwinde eingebunden und nebst 16. Dutzend Fibeln, und 16 Dutzend Catechismo Lutheri vertheilet worden.“ 44 Und in Eisenach wurden die Salzburger nicht nur von offizieller Seite, sondern auch von der Bevölkerung mit Gesangbüchern versorgt, wie der dortige Kantor Johann Conrad Geishirt mitteilt: „Allein, wie haben sich denn die Herren Eisenacher gegen diese Leute erwiesen? Ich sage: viele sehr wohl. Die von der Cantzel und sonst zur Mildtätigkeit geschehene Ermunterung ist nicht ohne Frucht gewesen. Gebundene Bibeln, Gesang=Bücher, Psalmen und Catachismi wurden ihnen auf das Rathaus gebracht.“ 45 41 Kurtze Historie 1733, Num XXIII., S. 73. 42 Je ein Exemplar der Auflage von 1730 ist erhalten im Archiv des Konsistoriums Zerbst sowie in der Forschungsbbliothek Gotha (Signatur: Cant.spir 8º 00615a). 43 Johann Arndt (1555-1621). Lutherischer Theologe und Erbauungsschriftsteller, der als einer der geistigen Väter des Pietismus gilt. Sein Paradiesgärtlein voller christl. Tugenden, wie solche zur Übung des wahren Christentums durch andächtige, lehrhafte und trostreiche Gebete in die Seele zu pflanzen (Magdeburg 1612) war bis ins 18. Jahrhundert hinein eines der beliebtesten protestantischen Andachtsbücher. 44 Nachricht 1732, S. 8. 45 Geisthirt 1732, S. 12. 26 Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang auch die Specification derer Bücher welche von Augsburg nach Regensburg geschickt wurden / um solche unter die Berchtoldsgadische Emigranten auszutheilen etc. 46 Angesprochen sind hier die protestantischen Untertanen des Fürstpropstes von Berchtesgaden - überwiegend Handwerker- und Bauernfamilien -, die im Windschatten der Ausweisungswelle der zahlenmäßig weitaus größeren Salzburger ebenfalls ausgewiesen wurden. 47 Die Zeitgenossen nahmen die Berchtesgadener Emigranten noch als eigene Gruppe wahr. Erst später wurde zwischen ihnen und den Salzburger Exultanten nicht mehr unterschieden. Unter den aufgeführten Büchern finden sich neben verschiedenen Bibelausgaben und religiösen Lehr- und Erbauungsschriften (dabei wieder Arndts Paradiesgärtlein und seine Bücher Vom wahren Christentum), auch zwei Gesangbücher. Zum einen ein „Gerh. Gesang=Buch“, zum anderen das „Brigische Gesang=Buch“. Handelt es sich beim ersten mit Sicherheit um einen Band mit Liedern des lutherischen Dichters Paul Gerhardt (1607-1676), 48 so dürfte das zweite mit einem in der Schlesischen Stadt Brieg (heute poln. Brzeg) gedruckten Gesangbuch zu identifizieren sein. 49 Die Bücher - 22 verschiedene Ausgaben in insgesamt 558 teils gebundenen, teil ungebundenen Exemplaren, darunter allerdings nur 3 „Bri[e]gidische“ und 4 Gerhardtische Gesangbücher - hatte „Herr Senior Urlsperger aus der Privat=Eigentum- Cassa bezahlt“ 50 . Gemeint ist der mit dem Begründer des Hallischen Pietismus, August Hermann Francke, befreundete Pastor Samuel Urlsperger (1685- 1772), der sich in Augsburg stark für die vertriebenen Salzburger engagierte. Anläßlich ihrer Ankunft am 18. Juni 1732 hielt er eine Predigt über „Die Stel- 46 Wiedergegeben bei Moser 1732-1733, 12. Stück, Num XVIII, S. 544-546. 47 Vgl. dazu: Klein 1980; Marsch 1998. 48 In Frage käme die beim Augsburger Verleger Lotter gedruckte Ausgabe von 1708 : Paul Gerhards || Geistreiche schöne || Lieder/ || Auf allerhand Zeiten und || Fälle gerichtet. || Samt einem Anhang/ || Verschiedener Gebethe/ || Für allerhand Fälle. || Nebst einer || Von Johann Philipp Treuner / || der Heil. Schrifft Doctore, || Pastore an der Evangel. Baarfüsser || Gemeine und des Ministerii || Seniore || gestellten Vorrede. || Augspurg, || Drucks und verlegts Joh. Jacob || Lotter/ || auf dem Obern Graben. || 1708 (= DKL 1708 05 ). 49 Möglicherweise : Evangelisches Kirchen= und Hauß=Gesang=Buch, Darinnen Bewährte und andächtige theils in der öffentlichen Gemeine von Alters gebräuchliche und bekandte, theils zu Mehrung der Andacht auch von neuerer Zeit bekandt wordene Evangelische Lieder, Auf einer Christl. Herrschaft Veranstaltung Besonders Einfältigen und Armen zu ihrer geislichen Ubung zusammen gesammelt worden. Nebst nöthigen Registern. Cum Censura. Brieg, druckts Gottfried Tramp. Dieses ohne Erscheinungssatum gedruckte Gesangbuch datiert Anna Mańko- Matysiak (Mańko-Matysiak 2005, S. 286) auf ca. 1730. Die dritte Auflage von 1739 heißt ausdrücklich Briegisches Neu=auserlesenes Evangelisches Gesang=Buch (Mańko-Matysiak 2005, S. 286). Das „Briegische Gesangbuch“ war anscheinend in Augsburg tatsächlich bekannt, denn die Augsburger Staats- und Stadtbibliothek besitzt sowohl die erste, ohne Druckjahr erschienene Auflage (Signatur Th Lt E 307), wie auch eine spätere von 1763 (Signatur Th Lt E 133). 50 Moser 1732-1733, 12. Stück, S. 544. 27 lung der Glaubigen vor das Angesicht Jesu“, mit der er ihnen die Heils- und Bußordnung darlegte. 51 Geben die genannten Quellen überwiegend das traditionelle protestantische Liedrepertoire mit seinem Kernbestand und gegebenenfalls lokalen Besonderheiten wieder, so tritt mit der Ausweisung der Evangelischen ein Sonderliedgut in Erscheinung, das gezielt von den oder für die Emigranten gedichtet bzw. von ihnen oder für sie zusammengestellt wurde. Denn im Jahr der unter Erzbischof Firmian erfolgten Emigrationswelle von 1731/ 32 erschienen zahlreiche Liedtextdrucke geringen Umfangs, in denen die Emigration bewußt thematisiert wird. Sie tragen Titel wie Zwey schön neue Geistliche Lieder, Welche die Saltzburgische Emigranten In ihrer Einsambkeit gesungen haben oder Drey schöne neue geistliche Lieder der Saltzburger Emigranten, welche von vielen hundert derselben auf der Reise zu ihrem Trost gesungen worden usw. Dieses Sonderliedgut sei im folgenden des näheren betrachtet. Vorangestellt seien einige Bemerkungen zur Quellenlage der Drucke, zur Provenienz und Verfasserschaft der Lieder und zu deren Melodien. Quellenlage Die Exulantenlieder, wie sie verkürzt genannt werden sollen, erschienen in der Mehrzahl noch im Jahr der Emigration 1732 in Form von Einblattdrucken oder etwa 2 bis 16 Blatt umfassenden Heften. Als Druckorte kehren vor allem Frankfurt am Main, Leipzig und besonders häufig Augsburg wieder. Hier waren es vor allem Georg Ludwig Kurtz 52 und Elias Bäck (1679-1747) 53 , die sich dem Druck von Emigrantenliedern widmeten. Die konfessionell geteilte Stadt, die zum Durchzugsgebiet der Emigranten zählte, ist ebenso durch die vermehrte Produktion von Emigrantengraphik hervorgetreten. Diese sollte, wie Angelika Marsch wohl richtig vermutet, das Andenken an das bei der Ankunft der Emigranten erst zwei Jahre zurückliegende Jubiläum der Augsburger Konfession von 1530 wachhalten - nicht ohne wirtschaftliches verlegerisches Interesse. 54 Letzteres ist jedenfalls auch für den Druck und die Verbreitung der anläßlich des Durchzugs der Salzburger in den verschiednenen Städten entstandenen Gelegenheitsschriften zu konstatieren, wie eine Annonce in einer dieser Schriften, von denen manche auch Emigrantenlieder enthalten, nahe legt: 51 Vgl. Brecht 1996a, S. 116. 52 Möglicherweise ist Kurtz identisch mit dem bei Thieme-Becker nachgewiesenen Augsburger Formschneider Georg Ludwig Kurz (um 1690-1746)? Dieser publizierte unter anderem ein Flugblatt mit illuminierten Holzschnitt „Der Kupferschmiedt“, vgl. Hämmerle 1928. 53 Elias Bäck (1679-1747) gab zugleich einen wesentlichen Teil der Emigrationsgraphik heraus. Bekannt wurde er besonders durch seine Flugblätter und Einblattdrucke zu zeitgeschichtlichen Ereignissen, vgl. Marsch 1977, S. 46. 54 Vgl. Marsch 1977, S. 46. 28 „Im Mohrenthalischen Laden sind von folgenden 20. Städten die Nachrichten, wie die Saltzburger Emigranten 1732. in Altenburg, Chemnitz, Döbeln, Franckenberg, Freyberg, Gera, Grimma, Grossenhayn, Hoyerswerda, Königsbrück, Leipzig, Leißnig, Meissen, Mittweyda, Senfftenberg, Torgau, Wittenberg, Wolckenstein und Zwickau auffgenommen und bewirthet worden, jeder Bogen vor 6. Pfennig, ingleichen eine Abbildung eines Saltzburgischen Emigrantens, nach seinem vornehmsten Eigenschafften, mit Kupffer, auf 2. Bogen zu haben.“ 55 In dieselbe Richtung wie der Verkauf der Augsburger Emigrantengraphik dürfte wohl auch der Versuch der Augsburger Verleger zielen, die im Umfeld der Salzburger Exulanten entstandenen oder zusammengestellten Lieder in den Druck zu nehmen. Bemerkenswert ist, daß der Augsburger Verleger Samuel Fincke ein und dasselbe Lied, das „von einem guten Freunde“ der Salzburger verfaßte Gelobt sey Jesus unser Hirte als Titelauflage mit zwei leicht differierenden Titelfassungen drucken ließ: Etwas auf die Reise || den || Saltzburgis[chen] Emigranten / || welche || A. 1732 d. 18. Maij zu Augsburg ankamen […] einerseits und anderseits Etwas auf die Reise || den || Saltzburgis[chen] Emigranten / || da sie als Ihro Königl. Maj. in Preussen || declarirte Unterthanen || von Augsburg || nach Dero Landen aufbrachen. Neben den zahlreichen Einzeldrucken fanden einzelne Lieder Aufnahme in die schon bald erschienenen zeitgenössischen Quellenwerke über die Emigration, wie beispielsweise in die von Johann Jacob Moser herausgegebene Dokumentensammlung Derer Saltzburgischen Emigrations-Acten, in denen Moser unter anderem zahlreiche der oben erwähnten Gelegenheitsschriften auswertete oder sogar wörtlich wiedergab, oder in Gerhard Gottlieb Günther Göckings Vollkommene Emigrations-Geschichte. Sind die hierin abgedruckten Lieder in aller Regel konkordant zu den Primärquellen der Einzeldrucke, so haben doch manche Lieder - in Ermagelung authentischer Erstdrucke - allein durch die Aufnahme in diese Werke überlebt, etwa das bei Moser wiedergegebene Wohin geht unser großer Zug? oder das Reiselied der Emigranten: Wie gut ist’s doch, mit dir, o JEsu! wandern aus Georg Christoph Vopels Das Hochzupreisende Werck des Herrn. Verfasserschaften und Provenienzen Die Titel vieler Drucke suggerieren, daß die Lieder im Kreis der Emigranten selbst entstanden seien oder daß es sich um von ihnen wirklich gesungene Lieder handelt. Das mag für einen Teil zutreffen, jedoch ist eine genauere Prüfung der Provenzien unerläßlich. Eindeutige Verfasserschaften liegen in den seltesten Fällen vor. Zu den wenigen auf den Titelblättern genannten Autoren zählt Rupert Schweiger. Unter seinem Namen erschien Der Saltzburgischen Emigranten Wanderstab in zweyen Liedern verfasset und aufgesetzet von einem jungen Exulanten Namens 55 Kurtze und besondere Nachricht 1732, S. [4]. 29 Rubert Schweiger von St. Veith gebürtig. Von ihm stammen die beiden darin enthaltenen Lieder In Gottes Namen trett ich an und Ach, wann wir das recht bedencken. Rupert Schweiger ist historisch faßbar. Er gehört zu den ersten „unangessenen“ Emigranten, also solchen ohne Grundbesitz, die am 26. November 1731 aus St. Veit vertrieben wurden. Der damals Sechsundzwanzigjährige schloß sich nach anfänglichen Irrfahrten später den „angesessenen“ Salzburgern an, die sich über Augsburg auf dem Weg nach Ostpreußen befanden. 56 Er scheint als Liederdichter kein Unbekannter gewesen zu sein, denn in der mit zahlreichen Kupferstichen gezierten Memminger Kurtze[n] Historie der Evangelischen Emigranten 57 ist ihm nicht nur eine biographische Notitz 58 gewidmet, sondern auch ein Porträt 59 (Abbildung 2) mit der Bildunterschrift: „Rubert Schweiger ein Emigrant von St. Veit. / Ich geh mit Gott getrost, auf der Verfolgungs Bahn/ Das Lied so ich gemacht, ein jeder lesen kann.“ Der erste Vers ist offensichtlich eine Anspielung auf den Beginn seines Liedes „In GOttes Nahmen trett ich an / Den Weg und die Verfolgungsbahn“ aus dem Emigranten-Wanderstab. 60 Unter Rupert Schweigers Verfasserschaft zitieren Göcking und Arnold außerdem das Lied In Gottes Namen, so heben wir an. 61 Auch sein Vater, der 1672 geborene Georg Schweiger, der zu den wohlhabenden Protestanten gehörte und bei seiner Ausweisung am St.-Georgs-Tag, dem 23. April, 1732 8900 Gulden zurücklassen mußte, 62 scheint als Lieddichter hervorgetreten zu sein. Göcking gibt sein Lied Mit Gott woll’n wir anheben allesamm insgemein wieder. 63 Georg Schweiger besaß das Gut Urfahr in der Gemeinde Schwarzach, Pfleggericht Goldegg im Pongau. Als angesessener Salzburger verließ er im Mai 1732 mit seiner Ehefrau Maria, geborene Klinger, die Heimat. Von ihren neun Kindern, sieben Söhnen und zwei Töchtern, begleiteten sie nur die drei jüngsten. Die älteren sechs, unter ihnen der älteste 56 Vgl. Arnold 1900, S. 183; Florey 1977, S. 77-79. 57 Kurtze Historie 1733, S. 62. 58 „Unter andern war auch ein ganz junger und feiner Mensch darunter, ledigen Standes, Nahmens Rupert Schweiger von St. Veit gebürtig, welcher unter dem Titel: Der Saltzburgischen Emigranten Wanderstab, 2. Lieder verfertiget hat. Das erste, so nach der Melodey des bekannten Liedes: Wenn wir in höchsten Nöthen seyn, &. eingerichtet war, fienge sich also an: In GOttes Nahmen trett ich an Den Weg und die Verfolgungs=Bahn, &. und das andere nach der Melodey des schönen Liedes: JEsu, der du meine Seele, &. hatte diesen Anfang: Ach wenn wir das recht bedenken, Sollten wir ja fröhlich seyn, weil GOtt uns jetzt thut schencken Sein heiligs Wort so rein, &. Es hat derselbige ein schönes Gebet der Vertriebenen und Verfolgten, um der Bekänntniß willen der Wahrheit und Trost vor dieselbe aufgesetzt, welches gleichfalls in Druck geraten.“ Kurtze Historie 1733, Num XVIII- Num XIX, S. 62-63. 59 Wiedergegeben auch bei Marsch 1977, Abb. 211. 60 Der Saltzburgis[chen] Emigranten Wanderstab 1732. 61 Göcking 1734, S. 609f.; Arnold 1900, S. 183f. 62 Göcking 1734, S. 232. 63 Göcking 1734, S. 610-612; Teilabdruck auch bei Arnold 1900, S. 184f. Zur Verfasserschaft vgl. auch Florey 1980, S. 209. 30 Sohn Rupert, mussten schon im Winter 1731 zusammen mit andern Unangesessenen aus dem benachbarten St. Veit das Land verlassen. 64 Es ist fraglich, inwieweit sich unter der Menge der anonym publizierten Lieder wirklich solche der Exulanten finden. Schon Florey wies darauf hin, daß sich in der Fülle der 1732 publizierten Emigrationsschriften immer wieder Lieder eingestreut finden, die „den evangelischen Salzburgern in den Mund gelegt werden“ 65 , in Wirklichkeit aber von Protestanten im Reich außerhalb der Österreichischen Länder stammen. So deute vor allem ein höheres Sprachniveau auf eine mögliche fremde Verfasserschaft. In wenigen Fällen geben sich die Autoren als solche zu erkennen. Die Titelfassungen täuschen dann aber auch nicht vor, Lieder der Exulanten zu sein, sondern machen deutlich, daß sie entweder für diese oder über die Ereignisse der Emigration geschrieben worden sind. Hierzu gehört das zur Erbauung Derer Saltzburgischen Evangelischen Glaubens-Genossen geschriebene Katechismuslied Von Gott will ich nicht lassen in meiner Lebenszeit von Christian August Rotth (1685-1752), einem Verwandten Georg Friedrich Händels, 66 ebenso wie das Lied eines nicht weiter bekannten Christoph Johann Dietrich Hoppe, mit welchem den 9. Sept. 1732 705 Saltzburg[ische] Emigranten und 11. darauf 500 dergleichen Personen zu Neuruppin empfangen worden 67 . Ähnlich auch das Trost=Lied vor die Saltzburgische Emigranten: Jesu, mein Wanderstab, dessen Verfasser der in Guben bei Frankfurt an der Oder tätige Pastor Magister Albert Wessel ist, der es den von Berlin nach Preußisch-Litauen weiterziehenden Salzburgern „mit auf den Weg“ 68 gab. Andere Verfasser zeigten sich zwar mit den Salzburgern solidarisch, nahmen jedoch davon Abstand, ihren Namen preiszugeben. Das schon erwähnte, in Augsburg gedruckte Lied Gelobt sey Jesus unser Hirte wurde, wie das Titelblatt mitteilt, von einem guten Freunde mit gegeben. 69 Göcking, der das Lied ebenfalls in seiner Vollkommenen Emigrationsgeschichte wiedergab (S. 331-332), wußte darüber hinaus zu berichten, daß es „ein Candidatus Ministerii in Augsburg verfertiget, und einem Trupp bey seinem Abschied ausgetheilt 64 Vgl. Florey 1977, S. 77f. 65 Florey 1980, S. 211. 66 M[agister] Christian August Rotthens [...] Catechismus-Lied 1732. Zum Verwandtschaftsverhältnis zwischen Händel und Christian August Rotth (1685- 1752), den Händel in seinem Testament bedachte, vgl. Hobohm 1992. Zwischen 1711 und 1744 wurden in die Hallenser Gesangbücher auch einige Kirchenlieder von Rotth aufgenommen (Hobohm 1992, S. 135). 67 Ein Lied, mit welchem den 9. Sept. 1732 705 Saltzburg[ische] Emigranten und 11. darauf 500 dergleichen Personen zu Neuruppin empfangen worden, abgefasset von Christoph Joh. Dietrich Hoppen, s.l. 1732. Nachweis bei Dannappel 1866, S. 10 sowie Ehmer 1975, S. 32, Nr. 181. 68 Göcking 1737, S. 168. Vgl. auch S. 165f.: „Man führete sie unter Anstimmung des von Herrn Wessel auf die Saltzburger verfertigten Liedes: JESU mein Wander=Stab […] auf den grünen Anger.“ 69 Etwas auf die Reise 1732a. 31 hat“. 70 Ein Beispiel dafür, daß ein Lied für die Emigranten verfaßt, während ihres Aufenthaltes oder kurz zuvor in den Druck gegeben und vor ihrer Weiterreise unter sie verteilt wurde, vermutlich in höherer Exemplarzahl. Ob solche Lieder dann auch wirklich ins aktive Repertoire der Emigranten gelangten, muß dahingestellt bleiben. Jedenfalls belegt das Zitat, daß sie Kenntnis zumindest einiger der für sie gedichteten Lieder hatten. In diesem Fall handelte es sich um das sogar in Titelauflage (s. oben) erschienene und auf die populäre Melodie Wer nur den lieben Gott läßt walten gesungene Lied mit der bezeichnenden Überschrift Etwas auf die Reise den Saltzburgis[chen] Emigranten. Unter den deutschen Protestanten erfreute es sich - nicht zuletzt wohl wegen der darin vorkommenden Verherrlichung des Preußenkönigs 71 - nicht geringer Verbreitung, erschien es doch bald schon auch in einer im thüringischen Arnstadt gedruckten Emigrantenschrift. 72 Wieder andere Autoren integrierten in den Titel ihre Initialen in Form von typographisch hervorgehobenen Buchstaben. So beispielsweise I [=J ] C B im Trost=Lied vor die Saltzburgische Emigranten [...] Von EInem guten Freund zu stetem AndenCken denselBen aufsetzt und mitgethheilt (Gott tröstet die Geringen) 73 ; I E F im Titel des Druckes Das Aufrichtige Suchen, Und Freuden-volle Finden Deß Herrn Jesu In einem Liede vorgestellt, Und einigen Saltzburgischen EmIgrantEn auF ihre Reise nach Königlich-Preußischen Landen mitgetheilt (Die dich, Herr Jesu, suchen werden) 74 oder Ch K in JESUS Der Treue Hirt Und Gute Wirth eines jeden glaubigen Schäfleins und Gasts aus dem 23. Psalm Davids vor= gebildet / und denen Saltzburgis[chen] EMIGRANTEN zu unaufhörlichem Andencken An ihren Hirt= und Wirthen JESUM Auf ihre Reise von Augspurg naCh Königlich= Preußis[chen] Landen mitgetheilet (Mit Jesus ist die Reise gut). 75 Ein weiteres Beispiel findet sich in der Titelfassung Ein Lied vor die Saltzburgische Emigranten, aufgesetzt von einem Gottliebenden und Aufrichtigen Freund, Der um der Evangelischen Wahrheit willen vertriebenen Saltzburgis[chen] Emigranten (Auf, ihr Brüder, laßt uns gehen). 76 Hermann Clauss 77 zufolge könnte sich hinter den typographisch hervorgehobenen Buchstaben G und A möglicherweise 70 Göcking 1734, S. 331. 71 8. Du König Himmels und der Erden |erhöre unser Bitt und Fleh’n / | Daß wir doch bald so glücklich werden | und unsern lieben König seh’n / | der uns durch deine starke Hand | verschafft ein neues Vaterland. || 9. Beglüke Sein erlaucht Regieren / und gib Ihm ferner Muth und Geist / | das Werk mit Seegen auszuführen / | das aller Welt merkwürdig heißt / | erhalt Ihn und Sein Hauß gesund / | so rühmt und preißt dich Herz u[nd] Mund. 72 Kurtze und wahrhafftige Nachricht von denen Saltzburgischen Emigranten, welche den 26. Jul. und 7. Aug. a.c. 1732 in die Hochfürstliche Schwartzburgische Stadt Arnstadt angekommen […], Arnstadt [1732]. [= Ehmer 1975, Nr. 242]. Vgl. Walker 1997, S. 100. 73 Ein Trost-Lied vor die Saltzburgische Emigranten uber die Worte 2. Cor. 7. Vers. 6. 1732. 74 Das Aufrichtige Suchen 1732. 75 JESUS Der Treue Hirt 1732. 76 Ein Lied vor die Saltzburgische Emigranten 1732. 77 Clauss 1934, S. 39. 32 Georg Axter verbergen, ein Lehrer am augsburgischen Evangelischen Waisenhaus. Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang auch, daß Johann Jacob Moser von den drei im 11. Stück seiner Emigrations-Akten mitgeteilten Liedern Auf ihr Brüder, laßt uns gehen (S. 481-484), So wollen wir dann weiter geh’n (S. 484-487) und Mit Jesu ist die Reise gut (S. 487-490) ausdrücklich als von „Drey auf die Saltzburgische Emigranten verfertigte[n] Lieder[n]“ spricht. Die Lieder sind seiner Kenntnis nach also nicht v o n den Salzburgern, sondern f ü r sie gedichtet worden. In der Mehrzahl erschienen die Drucke dagegen vollkommen anonym. Dennoch lassen sich die Provenienzen mancher Lieder näher bestimmen. Es handelt sich nämlich nicht immer um neuverfaßte Werke. Gar nicht selten wurde auf bereits existierende Lieder zurückgegriffen. Als eine bevorzugte Quelle diente der unter den Exulanten weitverbreitete Neuvermehrte Evangelische Sendbrief 78 des bereits 1685 nach Nürnberg emigrierten Dürrnberger Bergmanns Joseph Schaitberger (1658-1733). Der Sendbrief, der erstmals 1691 im Druck erschienen war, enthielt in seinen stets erweiterten Auflagen im Jahr der großen Emigration schließlich 32 Lieder, von denen achtzehn von Schaitberger selbst stammen sollen. 79 Von ihm übernahmen die 1732 publizierten Lieddrucke mehrfach das äußerst populäre und bis heute viel zitierte Exulantenlied Ich bin ein armer Exulant, häufig ohne Nennung des Autors. Das letztere gilt auch für sein Lied Was mein Gott will, das will ich auch, das zu den ältesten Liedern des Sendbriefes zählt und bereits als einziges in der Ausgabe von 1702 enthalten war. 80 Schaitberger schrieb es möglicherweise in Kenntnis des älteren Kirchenlieds Was mein Gott will, das g’scheh‘ allzeit, dessen Text um 1554 von Herzog Albrecht von Preußen (1490-1568) verfaßt und zu dessen Melodie Schaitbergers Lied, das Anspielungen auf das Schicksal des Verfassers enthält, auch gesungen wurde. Als Vorbild käme auch der Text des Liedes Was mein Gott will, das muß geschehen von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633-1714) in Frage, dessen Sammlung Christfürstliches Davids-Harfen-Spiel von 1667 er nachweislich kannte. Schaitbergers Text fand Aufnahme in zwei Drucke. In einem von ihnen (Drey geistreiche Trost-Lieder Derer Saltzburgischen Exulanten, Delitzsch 1732) findet sich in der Überschrift ein Hinweis auf die Biographie Schaitbergers, wenn es heißt: „Das andere Wehmütige Lied Eines Sorgfältigen Vaters an seine Kinder, welche, da er, aus seinem Vaterland vertrieben ward, durch Päpstlichen Zwang sind zurückbehalten worden“. Eine Anspielung darauf, daß Schaitberger mit seiner Frau unter Zurücklassung der Kinder das Land verlassen mußte. Manche Lieder des Sendbriefes sind, auch wenn sie unter der Verfasserschaft Schaitbergers erscheinen, eindeutig Adaptionen von Liedern anderer 78 Neu-vermehrter evangelischer Send-Brief, darinnen vier und zwanzig nützliche Büchlein enthalten. Geschrieben an die Landsleute in Salzburg, zahlr. Aufl. und Druckorte. 79 Vgl. Clauss 1909, zu den Liedern S. 156-160; Reingrabner 2000, S. 98-106. 80 Vgl. Clauss 1909, S. 157; Reingrabner 2002, S. 106. 33 Verfasser in mal mehr, mal weniger starken Bearbeitungen, Ergänzungen oder Kürzungen. Zu den von Schaitberger adaptierten Dichtern gehören Benjamin Schmolck (Ach Herr, lehre mich bedenken; Allein und doch nicht ganz alleine), Michael Albinus (Alle Menschen müssen sterben) 81 , Paul Gerhardt (Du bist ein Mensch, das weißt du wohl), Johann Adam Haßlocher (Du sagst, ich bin ein Christ) 82 , Martin Behem (Herr Jesu Christ, meins Lebens Licht), Christoph Knoll (Herzlich tut mich verlangen), Herzog Anton Ulrich von Braunschweig- Wolfenbüttel (Nun ruhe, meine Seel 83 ; Ich kann nicht mehr), Johann Leon (Ich hab mein Sach Gott heimgestellt), Henriette Katharina von Gersdorf (Immanuel, des Güte nicht zu zählen) 84 , Johann Friedrich Herzog (Nun sich der Tag geendet hat), Johann Friedrich Möckhel (Nun sich die Nacht geendet hat), Joachim Lange (O Jesu, süßes Licht) 85 , Christian Scriver (Jesu meiner Seelen Leben) 86 und Nikolaus Herman (Wann mein Stündlein vorhanden). Aufschlußreich für Schaitbergers religiöse Position ist dabei die Rezeption des Liedes Du sagst, ich bin ein Christ von Johann Adam Haßlocher (1645-1726). Dieses Lied fand, nicht zuletzt durch seine Aufnahme in Johann Anastasius Freylinghausens Geistreiches Gesangbuch (erstmals Halle 1704), als „Parole des Spenertums“ 87 weite Verbreitung. Haßlocher seinerseits schrieb die Verse in inhaltlicher und sprachlicher Anlehung an das 4. Kapitel des zweiten Buches aus den Vier Büchern vom wahren Christentum (1605-1609) des Erbauungsschriftstellers Johann Arndt (1555-1621) 88 , der später als einer der geistigen Väter des Pietismus gesehen wurde, also jener theologischen Bewegung innerhalb des Protestantismus, die eine geistliche Erneuerung der Kirche verfolgte. Gegen die einseitig auf die orthodoxe Lehre ausgerichtete Theologie setzten die Pietisten das Ideal eines an der Bibel orientierten praktischen Christentums. Auch wenn Schaitberger sein Lied Du nennst dich ein wahren Christen neu formuliert, sind die Anklänge an Haßlocher unüberhörbar und die Zielrichtung beider Lieder ein- und dieselbe: die praxis pietatis wie sie als tätige Nächstenliebe auch und gerade von den Pietisten gefordert wurde: Haßlocher: Schaitberger: 1. 1. Du sagst: ich bin ein Christ. Du nennest dich ein wahren Christen, Wolan, wenn Werk und Leben doch trau ich deinen Worten nicht, dir dessen, was du sagst, wo ist der Baum mit seinen Früchten? Beweis und Zeugnis geben, Glaub ohne Werck ist nur Gedicht, 81 Schaitberger beginnt mit der zweiten Strophe: Drum, so will ich dieses Leben. 82 Bei Schaitberger: Du nennst dich einen wahren Christen. 83 Bei Schaitberger: Heute ruhe, liebe Seel. 84 Bei Schaitberger: Immanuel, dein Güt’ ist nicht zu zählen. 85 Bei Schaitberger: O Jesu, wahres Licht. 86 Bei Schaitberger: Mein Jesu, meiner Seelen Leben. 87 Bautz 1990b. Vgl. auch Schmidt, W. 1990. Durch Philipp Jakob Spener (1635-1705) erfuhr der deutsche lutherische Pietismus seine wesentliche Ausrichtung, vgl. Brecht 1993a. 88 Vgl. Lieder des Pietismus 2003, S. 92. 34 so steht es wohl um dich, der Glaub ist nicht ein blosser Schein, ich wünsche, was du sprichst, wie du dir, Maul=Christ, bildest ein. zu werden alle Tag, nämlich ein guter Christ. 2. 2. Du sagst: ich bin ein Christ. Willst du dich einen Christen heissen, Der ists, der Jesum kennet, so muß es nicht nur aussen seyn, und seinen Gott und Herrn du must es mit der That beweisen , ihn nicht alleine nennet, sonst heist es nur ein Heuchelschein, sondern thut auch mit Fleis, der Glaube zeiget seine Frücht, was fordert sein Gebot; wo die nicht sind, da gilt er nicht. thust du nicht auch also, ist, was du sagst, ein Spott. Die Erbauungsschriften des Johann Arndt, auf die die im Lied formulierte Haltung zurückzuführen ist, erfreuten sich ja auch unter den Emigranten des Jahres 1732 großer Beliebtheit. Der Einfluß pietistischer Strömungen innerhalb des österreichischen Geheimprotestantismus dürfte nicht zuletzt durch die starke Rezeption von Erbauungsschriften mitbegründet sein. Auf ihren Zwischenaufenthalten hatten manche Salzburger später die Gelegenheit, weitere und fundiertere Bekanntschaft mit pietistischen Positionen zu machen, wie etwa in Augsburg durch den dortigen vom Hallischen Pietismus beeinflußten Senior Samuel Urlsperger, der den Salzburgern gegenüber insbesondere den Begriff der Buße in den Vordergrund stellte. 89 Überhaupt hat sich, wie Martin Brecht darlegte, der Hallische Pietismus verstärkt der Exulanten angenommen: „Obwohl die Salzburger an sich keine Pietisten waren, sondern fromme Lutheraner, die ihren Glauben aus der Lutherbibel, der lutherischen Erbauungsliteratur des späten 16. Jahrhunderts und teilweise noch aus der Arndt’schen Frömmigkeitsbewegung gespeist hatten, sorgte der Hallische Pietismus in besonderer Weise für die Vertriebenen. Seine Vertreter begleiteten sie auf ihren Wegen, sorgten für finanzielle und publizistische Unterstützung, statteten sie mit religiösem Schrifttum aus der Waisenhausbuchhandlung aus und stellten die Pfarrer für die neuen Gemeinden. Die beiden wichtigsten Organisatoren dieser Un- 89 Vgl. Brecht 1996b, S. 173: “Nach Urlspergergs Erfahrung waren die sittlichen Verhältnisse keineswegs bei allen Salzburgern konsolidiert. Mithin wird das Wort der Buße recht durchschneiden müßen. Hier deutet sich in der Korrespondenz einmal der Stellenwert der Buße in Urlspergers Hallischer Theologie an.“ Vgl. außerdem Brecht 1996a, S. 116: „Bei der Ankunft der Salzburger Emigranten am 18. Juni 1732 in Augsburg predigte Urlsperger über die ‚Stellung der Glaubigen vor das Angesicht Christi’ (Jud 20-25). Er hielt es für angebracht, den theologisch bisher wenig informierten Emigranten die Heils- und Bußordnung darzulegen“. 35 terstützung waren G. A. Francke und der Halle eng verbundene Augsburger Senior S. Urlsperger.“ 90 Urlsperger war es auch, der die Ansiedlung einiger hundert Salzburger in der englischen Kolonie Georgia vermittelte. Seit 1733 waren Urlsperger und Francke dann gemeinsam mit den Angelegenheiten der ausgewanderten Salzburger in Georgia befaßt, die von zwei in Halle ausgebildeten Pfarrern begleitet wurden und dort 1734 die Siedlung Eben-Ezer (nach 1 Sam 7,12: Bis hierher hat uns der Herr geholfen) gründeten. 91 Der volksmissionarische Anspruch der Hallischen Pietisten fand in den durchreisenden Emigranten gewiß eine empfängliche Gruppe. Und natürlich wurden sie in Halle auch mit Literatur versorgt, unterhielt doch Franckes Waisenhaus sogar eine eigene Druckerei zur Verbeitung von Bibeln und Erbauungsschriften: 92 „Darauf theilte man ihnen Bücher aus. Einige schenckete man die Bibel, andern das Neue Testament, noch andern Johann Arnds [! ] wahres Christentum, oder dessen Paradiß-Gärtlein nebst noch etlichen andern Büchern.“ 93 Als ein Zug von etwa 800 Salzburgern Halle passierte, hielt der Schwiegersohn und engste Mitarbeiter Franckes, der Pastor und Kirchenlieddichter Johann Anastasius Freylinghausen (1670-1739), 94 am 23. April 1732 in großen Singsaal des Waisenhauses in Glaucha vor Halle „eine christliche Ansprache an die Salzburgischen Emigranten“. 95 Die Rede bietet ein hervorragendes Beispiel sowohl für die Katechesierungsbestrebungen an den Salzburgern, wie auch für die zumindest in Halle pietistische Ausrichtung dieses Bestrebens. Freylinghausen sprach, man darf sagen: predigte, über die Perikope 1 Petr 1, 18-21 („Wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Golde erlöset seid von eurem eitlen Wandel nach der väterlichen Weise; sondern mit dem theuren Blute Christi, als eines unschuldigen und befleckten Lammes 90 Brecht 1995, S. 323. Trotz der Resonanz, die die Auswanderer bei den Pietisten fanden, weist Brecht die von W. R. Ward (The Protestant evangelical awakening, Cambridge 1992, S. 101-107) vertretene Auffassung zurück, die Emigration der Salzburger sei als Erweckungsbewegung zu verstehen. 91 Vgl. Brecht 1996b, S. 174. 92 Vgl. Brecht 1993b, S. 488: „1720 bis 1735 erschienen je 39 Auflagen des Neuen Testaments und der Handbibel [im Duodezformat, Anm. d. Verf.], dazu 23 Auflagen der Hausbibel [in Großoktav, A.d.V.], jeweils in Höhe von mindestens 5000 Exemplaren. Die Hochschätzung der Bibel durch den Hallischen Pietismus, der gute Name des Waisenhauses und die niedrigen Preise haben erst die Bibel tatsächlich für breiteste Kreise erreichbar gemacht, was der Reformation so noch nicht gelungen war.“ Auch die Salzburger Enigranten profitierten vom Bibelverbreitungswerk des Hallischen Pietismus. 93 Göcking 1734, S. 430. 94 Zu Freylinghausen vgl. Brecht 1993b, S. 473-474. Zum Empfang der Salzburger in Halle: Göcking 1734, S. 429-435. 95 Abgedruckt unter dem Titel „J. W. [sic! ] Freylinghausen an die Salzburger Emigranten. Eine erbaulich geistliche Rede mit einer Einleitung von J. A. A. Hänsch“ [= Freylinghausen 1835]. Der im Titel fälschlicherweise mit der Initiale „W“ abgekürzte zweite Vorname ist ein Druckfehler. In der Einleitung wird der Verfasser eindeutig als Johann Anastasius Freylinghausen angesprochen. 36 […]“ 96 ). Mit ausdrücklichem Bezug auf Luthers Katechismus (S. 12-13 der Rede) wird zunächst im ersten Teil der Ansprache die Rechtfertigung des Menschen sola Christo vor Augen geführt: „Insgemein höret ihr, der vorgelesene Spruch rede nicht von uns und anderer Menschen Thun, Werken und Verdiensten, sondern von einem Andern, und wie uns durch dessen Werke, Leiden und Verdienst geholfen sei […]“ (S. 10- 11). Der Redner vollzieht darauf die Wendung zur pietistischen Interpretation der Rechtfertigungslehre, indem er der Gnade ein um „Heiligung“ (18) bemühtes Leben an die Seite stellt: „Ich sage also nicht, daß ein jeder, der sich nur evangelisch oder lutherisch nennt, diesen Glauben und Hoffnung zu Gott, oder die Gewißheit der Gnade Gottes und Seligkeit, deren er sich rühmet, habe“ (17). Ihrer Seligkeit gewiß könnten im Gegenteil nur „wahrhaft bekehrte[n] und durch den Glauben wiedergebohrene[n] Menschen“ (17) sein, nicht jedoch die „Heuchler“ (17), die ihren Glauben dem „Buchstaben“ (15) nach bekennen, aber nicht leben. Der enge Zusammenhang, in den Buße (17), Bekehrung, geistliche Wiedergeburt, Heiligung und gelebte Frömmigkeit gestellt werden, verweist auf die eminent pietistische Färbung von Freylinghausens Katechese an den Salzburgern, auch wenn diese Begriffe für sich genommen natürlich nicht heterodox sind. Vor diesem Hintergrund ist es überaus interessant, daß sich bereits ein Großteil der Vorlagen von Schaitbergers adaptierten Liedern - um auf das Thema zurückzukommen - in Freylinghausens Geist=reiches Gesang=Buch (1. Ausg. Halle 1704) und Neues Geist=reiches Gesang=Buch (Halle 1714) finden, den weithin einflussreichsten Liedsammlungen des Pietismus. In ihnen hat der Herausgeber „das überkommene (manchmal allerdings redigierte) Liedgut mit dem pietistischen verbunden“ 97 . Ob allerdings Schaitberger die Vorlagen seiner Adaptionen wirklich den Gesangbüchern Freylinghausens entnahm, muß dahingestellt bleiben. 98 Nicht in dessen Gesangbüchern nachweisen lassen sich von den Sendbriefliedern lediglich diejenigen von Benjamin Schmolck, die aus dessen Sammlung Heilige Lieder-Flammen der himmlischgesinnten Seele (1. Ausg. Leipzig 1704) stammen, sowie die beiden Lieder von 96 Zitiert nach Freylinghausen 1835, S. 10. 97 Brecht 1993b, S. 474. 98 Schaitbergers eigene religiöse Stellung charakterisiert Reingrabner als offen für beide Richtungen im theologischen Streit der Zeit: „Er weiß um die Begrenztheit der Position einer reinen Orthodoxie, in der - weithin - ein Führwahrhalten der ewigen Wahrheiten als genügend angesehen wird, er weiß aber auch um die Unrichtigkeit pietistischer Haltungen, die das persönliche Erleben allein zum Garanten des Heils machen“ (Reingrabner 2000, S. 114). Spätestens im Nürnberger Exil verstärkte sich jedoch der pietistische Einfluß auf Schaitberger, insbesondere durch die Schriften des wegen pietistischer Neigungen von seiner Heimatpfarrei Eschenau nach Nürnberg versetzten Predigers Ambrosius Wirth (ebenda S. 115f.), vgl auch Reingrabner 1998. 37 Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, deren Texte dem Christ-Fürstlichen Davids-Harpfen-Spiel von 1667 entnommen sind. In den 1732 neuverfaßten Liedern, seien sie nun im Kreis der Emigranten selbst entstanden oder für sie gedichtet worden, fällt übrigens kein besonders pietistisches Gedankengut auf oder ein einen solchen verratender Wortschatz 99 - trotz der manchmal pietistisch gefärbten Katechese, die die Emigranten in Städten wie Halle (Freylinghausen), Köthen (Allendorf) oder Augsburg (Urlsperger) erhielten. Viele der nachweislich für die Emigranten gedichteten Lieder legen im Gegenteil Wert auf die Vermittlung der zentralen dogmatischen Inhalte der lutherischen Lehre (s. unten den Abschnitt über die Katechismuslieder). In die Reihe der aus dem Sendbrief in die Lieddrucke des Jahres 1732 übernommenen Lieder gehört auch der unter den österreichischen Protestanten weit verbreitete Loinpacher, ein altes Trutzlied aus dem Umfeld des Täufertums des 16. Jahrhunderts, in dem schon Schaitberger sowie die späteren Exulanten ihre Anliegen vorformuliert fanden. 100 Seine Fassung mit dem Textanfang „Wir Christen hier im Jammerthal“ erscheint im Druck Zwey geistreiche Lieder derer saltzburgischen Emigranten zum Druck befördert, durch einen Freund derer Saltzburger. 101 Insgesamt finden sich neun Lieder des Sendbriefes in den hier edierten Lieddrucken von 1732 wieder; alle neun entstammen Schaitbergers Verfasserschaft oder zeigen deutliche Spuren seiner Bearbeitung. 102 Der Sendbrief erfreute sich so großer Verbreitung, daß dessen Verfasser, neben Johann Arndt und Johann Habermann (1516-1590) , im Lobespoem Der Gott preisende König in Preussen ausdrücklich Erwähnung findet: „Kein Prediger hat sie [die Exulanten] zum Eyfer angetrieben; | Das reine Wort des HErrn / das nach des Luthers Zeit | Durch Habermann und Arndt bey der Einfältigkeit | Wie durch den Scheidbergern [! ] sehr zum Seelen=Heyl beklieben | Führt diese Schaafe Dir als ihrem Schutz=Herrn zu | Nun haben sie durch Dich nebenst Hirten / Weid und Ruh.“ 103 Und Schaitbergers populärstes Lied Ich bin eine armer Exulant - es ist zugleich das einzige unter den Sendbrief-Liedern, das einen konkreten Bezug zur Emigration aufweist - scheint neben traditionellen lutherischen Kirchenliedern wirklich zum aktiven Repertoire der Salzburger gehört zu haben, wie 99 Vgl. Langen 1968. 100 Zur Bearbeitung Schaitbergers vgl. Reingrabner 2000, S. 102f. 101 Zwey geistreiche Lieder 1732. 102 Allein und doch nicht ganz allein (Bearb. Schaitbergers nach Benjamin Schmolck 1704); Getrost, mein Christ in deinen Plagen (Schaitberger); Ich bin ein armer Exulant (Schaitberger), Ich wart, Herr, mit Verlangen (Schaitberger); Kommt her, ihr Menschenkinder (Schaiberger); Mein Jesu, meiner Seele Leben (Schaitberger nach Christian Scriver); Nun walt es Gott in Jesu Namen (Schaitberger); Was mein Gott will, da will ich auch (Schaitberger); Wir Christen hier im Jammerthal (Schaitbergers Bearbeitung des Loinpacher). 103 Der Gott preisende König in Preussen, Augsburg: Lotter, [1732]. Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten Nr. 712, Bl. 678-679. 38 unter anderem die Kurtze und besondere Nachricht, Wie die vertriebenen Saltzburger in Königsbrück […] an und aufgenommen […] worden belegt: „Den 13. Aug[ust] dieses 1732. Jahres kamen zu Mittag gegen 1. Uhr über 730 Saltzburger in Königsbrück an […] da man sie denn schon von ferne ihre bekannten Lieder, als: Eine feste Burg ist unser GOtt, etc. ingleichen: Ich bin ein armer Exulant &c. singen hörete.“ 104 Auch beim Durchzug von Emigranten durch Eisenach erklang das Lied, wie der dortiger Kantor Johann Conrad Geishirt (1672-1735) 105 berichtet. Hier beschloss es eine kurze Kanzelrede des Stadtpfarres über den 84. Psalm: „nach welcher die Emigranten ihr Lied: Ich bin ein armer Exulant, also thu ich mich schreiben etc. selbsten anstimmeten“. 106 In den verschiedensten Emigrantenzügen war das Lied präsent. Doch auch Lieder anderer zeitgenössischer Dichter wurden in die Exulantendrucke aufgenommen, wenn sie sich thematisch hierzu eigneten, wie etwa das Lied Ihr, Christen! schickt euch in die Zeit aus dem Druck Drey schöne neue geistliche Lieder der Saltzburger Emigranten, welches von vielen hundert derselben auf der Reise zu ihrem Trost gesungen worden. 107 Dem Kirchenliederlexikon von Albert Friedrich Wilhelm Fischer 108 zufolge stammt es wahrscheinlich von Gottfried Hoffmann (1658-1712). Auch unter den neuverfaßten Exulantenliedern sind einige in Anlehung an ältere Kirchenlieder geschrieben worden, wie dies ja bereits bei Schaitberger zu beobachten war. So zeigt das schon erwähnte Katechismus-Lied von Christian August Rotth Von Gott will ich nicht lassen in meiner Lebenszeit Anklänge an das 1563 von Ludwig Helmbold (1532-1598) geschriebene Kirchenlied Von Gott will ich nicht lassen, denn er läßt nicht von mir. In der Regel werden diese Lieder nach den Melodien ihrer Vorbilder gesungen. Melodien Es fällt auf, daß in den zeitgenössischen Quellen die Emigrantenlieder zumeist ohne die zugehörigen Melodien gedruckt wurden. Dafür mag es zunächst ganz praktische Gründe geben, denn der Notendruck, das heißt das Stichverfahren, war im 18. Jahrhundert noch immer weitaus aufwendiger und teurer als der bloße Textdruck. Außerdem ist kaum anzunehmen, daß die Mehrzahl der Emigranten - sofern die Drucke überhaupt von ihnen rezipiert wurden - Noten lesen konnte. Lieder lernten sie von Vorsängern wie Hans Burgschweiger oder Joseph Pilzegger. Aber davon abgesehen, war es in vielen Fällen auch gar nicht nötig, die Melodien abzudrucken. Denn häufig handelt es sich um Kontrafakturen. Die Texte wurden auf Melodien älterer be- 104 Kurtze und besondere Nachricht 1732, S. [2]; vgl. auch Moser 1732-1733, S. 104-105. 105 Zu Geisthirt vgl. Oefner 1975, S. 124-126. 106 Geishirt 1732, S. 13f. Weitere Belege bei Hartmann 1972, S. 277f. 107 Drey schöne neue geistliche Lieder 1732. 108 Fischer 1967, Bd. 1, S. 402. 39 kannter evangelischer Kirchenlieder gesungen, auf die im Textdruck jeweils verwiesen wird. Von den 70 in der Übersicht erfaßten Liedern wurden allein 53 nachweislich nach bekannten Melodien vorgetragen. Dieses Verfahren ersparte den Textdichtern, neue Melodien zu erfinden oder erfinden zu lassen, und die Sänger konnten ihrerseits auf einen vertrauten Melodienschatz zurückgreifen. Die Kontrafakturpraxis ist nicht unbekannt bei der Einführung eines neuen Liedrepertoires, wurden doch auch viele Lieder der Reformation auf populäre Volksliedmelodien gesungen, um ihre Rezeption zu erleichtern und den Glaubenskampf zu unterstützen. 109 Und natürlich konnten auch die Lieder der Salzburger eine kämpferische Note gewinnen, wenn sie auf Melodien von alten Trutzliedern wie beispielsweise Ein feste Burg ist unser Gott gesungen wurden. Zugleich ist das Kontrafakturverfahren in einer weiteren Hinsicht aufschlußreich, gibt es doch Auskunft über einige unter den Salzburgern offensichtlich bekannte und beliebte Kirchenlieder. Die Melodien gehören nahezu ausschließlich zu verbreiteten Kirchenliedern des 16. und 17. Jahrhunderts, was die eingangs erwähnte These Floreys über den Mangel eines bodenständigen Repertoires stützt. Mit Abstand am häufigsten kehrt die Melodie des Liedes Wer nur den lieben Gott läßt walten wieder. Nach dieser Melodie werden immerhin zehn der aufgeführten Emigrantenlieder gesungen. In diesem Zusammenhang ist eine Bemerkung Göckings von hohem Interesse. Als Beweis dafür, daß die Exulanten wirklich Lutheraner seien, führt er einige der von ihnen bevorzugt gesungenen Lieder an und betont auch, daß sie manche neue Texte selbst verfaßt hätten: „Alle Lieder, die sie singen, haben sie entweder aus den Lutherischen Gesang=Büchern erlernet, oder auch zum Theil selbst verfertiget. Die Gesänge, die ihnen am meisten bekannt sind, sind folgende: Ein feste Burg ist unser GOtt ect. Von Gott will ich nicht lassen etc. Warum solt ich mich den grämen? ect. Warum betrübst du dich, mein Hertz etc. Was GOtt thut, das ist wohl gethan ect. Was mein GOtt will, das gescheh allzeit etc. Auf meinen lieben GOtt etc. GOtt des Himmels und der Erden etc. Nun ruhen alle Wälder, etc. und andere Gesänge mehr. Hiernächst haben sie etliche Lieder, die einige unter ihnen nach ihrer Einfalt selbst verfertiget haben.“ 110 109 Vgl. Hennig 1977. Außerdem Brinzing 1997, Sp. 1399-1400: „Wenn auch die Kontrafaktur einstimmiger Liedweisen nie ganz verschwunden war, so erlebt sie doch mit Reformation und Gegenreformation einen Aufschwung wie nie zuvor und gewinnt als Bekenntnis und Waffe im Glaubenskampf eine Bedeutung und Dimension zurück, die ihr seit den frühchristlichen Zeiten gefehlt hat […] Den Anlaß zum Kontrafazieren gab die neue Bedeutung der Volkssprachen für Kirche und Liturgie, die erklärte Absicht war, ‚das Volk durch den gewohnten Klang um so leichter zum Ergreifen der Wahrheit anzulocken‘ (so in einem Zeugnis der Böhmischen Brüder, vgl. K. Hennig 1909, S. 312).“ 110 Göcking 1734, S. 608. 40 Die Memminger Emigrations-Historie nennt weitere populäre Lieder - und damit zugleich mögliche zur Kontrafaktur bevorzugte Melodien - der Emigranten: „Ihre Lieder, die sie gesungen, waren mehrenteils folgende: Eine veste Burg ist unser Gott, &. Wer nur den lieben GOtt lässt walten, &. Ach GOtt wie manches Hertzeleyd, &. O treuer GOtt und Vater mein, &. Ich bin ein armer Exulant, &.“ 111 Und auch die Ausführliche Historie deren Emigranten und Mosers Emigration-Acten belegen an mehreren Stellen die Popularität bekannter lutherischer Kirchenlieder unter den Salzburgern, namentlich Ein feste Burg ist unser Gott, Befiel du deine Wege, Wer nur den lieben Gott läßt walten, Von Gott will ich nicht lassen und viele andere. 112 Lassen sich die Lieder nach bekannten Melodien also relativ leicht rekonstruieren, so bedeutet es einen nicht genug zu beklagenden Verlust, daß die Noten der Lieder „nach eigenem Ton“ - insofern es sich wirklich um neukomponierte Weisen handelte -, von einer Ausnahme abgesehen, nicht zusammen mit den Texten gedruckt wurden, sondern, sollten sich manche nicht doch noch in handschriftlichen Quellen finden, mit der mündlichen Überlieferung für immer verloren sind. Ein interessantes Beispiel dafür, daß ein neuverfaßtes Emigrantenlied auf die Melodie eines anderen Emigrantenliedes verweist, bietet der Text Mit Jesu ist die Reise gut. 113 Dem Druck (JESUS Der Treue Hirt 1732) zufolge wird es gesungen „Im Thon: O treuer Gott und Vatter mein“. Hierbei handelt es sich um das zweite enthaltene Lied aus Drey Glaubens=volle Lieder / Welche die Saltzburgische Emigranten selbsten auf ihre Weise in der Kirchen […] angestimmet, und zwar: Die zwey Erste, Zu Augsburg in der Kirchen zu St. Anna den 18. Jun. 111 Kurtze Historie 1733, Num. XI., S. 42. 112 Ausführliche Historie 1732, Teil 4, S. 116: „Sie warteten vor dem Thore [von Kaufbeuren] biß zu ihrer Einlassung, und sungen mit großer Andacht: Eine feste Burg ist unser GOtt, etc.“; S. 117: „Hierauf wurde eine Abschieds= und Seegens=Rede an sie gehalten, welche sie mit großer Andacht und thränender Begierde zu dem Göttlichen Worte angehöret. Sie selber sungen das Lied untereinander: Eine feste Burg ist unser GOTT etc.“; S. 120 [in Augsburg]: „Die beyden Seniores des Ministerii bekamen Befehl, am Neuen=Jahrs=Tage nach der Früh=Predigt eine Rede an die Fremdlinge zuhalten. Hierbey war der Zulauff ungemein groß. Im Lazarethe machte man den Anfang mit den 8. ersten Versen aus dem Liede: Befiel du deine Wege, etc. […] Endlich sang man die übrigen Verse aus dem gemeldeten Liede“ ; S. 124: „Eine große Menge Volcks begleitete Sie vom Donau=Thor [der Stadt Ulm] herein bis ans Rath-Hauß. Sie sungen im währenden Gehen: Ein feste Burg ist unser GOtt etc. und: Wer nur den lieben GOTT läßt walten etc. […] Alsdann wurde gesungen: Von GOtt will ich nicht lassen etc.“ Moser 1732-1733, S. 299 : Alsdenn versammleten sie sich gegen 11. Uhr auf dem Roß- Marckt [in Chemnitz] […] und fiengen an […] erstlich selbst in eigener Weise zu singen: Keinen hat Gott verlassen etc.“ Aus einer vollständigen Zusammenstellung der in den Emigrationsschriften zitierten Lieder ließe sich ein grundlegendes Liedrepertoire erarbeiten. 113 JESUS Der Treue Hirt 1732. 41 1732. Es ist ein Glücksfall, daß die Melodie dieses wohl authentischen Emigrantenliedes überliefert ist, und zwar als Beilage zu Urlspergers Ansprache an die Emigranten über Die Stellung der Glaubigen vor das Angesicht der Herrlichkeit Jesu in Augsburg an eben jenem 18. Juni 1732. Diese konkordante Quelle teilt das Lied, das dem Titel zufolge die „ausreisende Saltzburger […] in St. Anna- Kirch gantz allein gesungen haben“, in einem Satz für Singstimme und Basso continuo mit (Abbildung 6). Der Melodiedruck ist um so wertvoller, als es sich nicht um die Kontrafaktur eines bekannten Kirchenliedes handelt, sondern allem Anschein nach um eine melodische Neuschöpfung. Orale Tradition Obwohl die Vorlagen der hier edierten Liedtexte in gedruckter Form - und das meint: in festgestellten Fassungen - vorliegen, darf nicht übersehen werden, daß die Überlieferung der Lieder, zumal der unter den Exulanten wirklich gesungenen, mündlich geschah. Es wurde bereits darauf hingewiesen, wie wichtig die Funktion der „Vorsinger“ bei dem Emigranten war. Mag auch die Zahl von 200 auswendig beherrschten Liedern - worunter im wesentlichen natürlich traditionelle Kirchen- und weniger neuverfaßte Exulantenlieder zu verstehen sind - im Falle des Hans Burgschweiger wohl zu hoch gegriffen sein, so bezeugt sie doch die Lebendigkeit des mündlichen Traditionsstranges. Das aber bedeutet, daß wir uns mit den Unschärfen einer mündlichen Überlieferung konfrontiert sehen, sprich: einer Vielzahl von Fassungen und Lesarten. Sehr anschaulich ist dies am Beispiel von Schaitbergers populärstem Lied Ich bin ein armer Exulant zu beobachten. Neben der Fassung im Sendbrief in der Ausgabe von 1733, die als Grundlage der Edition diente, wurden dreizehn Konkordanzen der hochdeutschen Fassung herangezogen, von denen keine einzige exakt mit dem Wortlaut des Sendbriefes übereinstimmt. Die Abweichungen reichen von relativ einfachen sprachbedingten Varianten wie „wann“ und „wenn“, „dulten“ und „dulden“, bis hin zu Neuformulierungen ganzer Zeilen, wie z. B. „Bin ich doch reich, wenn’s Hertz behält“ oder „Thu ich doch als ein Christenheld“, statt original „wenn ich nur diesen Schatz behält“. Die Emigranten Lied betitelte Fassung (Konkordanz I), die sich übrigens sehr nah an die Lesart des Sendbriefes hält, spricht einleitend sogar ausdrücklich davon, daß die Emigranten dieses Lied „meistens außwendig kennen“ und liefert damit zugleich die Begründung für die zahlreichen differierenden Lesarten. Die Edition weist nicht weniger als siebzig Varianten in diesem Lied nach. Die Beobachtung dürfte in gleichem Maße für die Melodien gelten. Auch wenn bekannt ist, nach welchen Kirchenliedmelodien die Texte gesungen wurden, und man weiß, daß unter anderem Württembergische Gesangbücher sich großer Verbreitung unter den Salzburger Protestanten erfreuten, so wäre es gewiß verfehlt, die Melodien einzig auf die dort gedruckten Melodiefassungen festlegen zu wollen. Auch hier ist die Möglichkeit der Variantenbil- 42 dung, die sich durch mündliches wiederholtes Vor- und Nachsingen zwangsläufig ergibt, in Anschlag zu bringen. Motive und Themen Versucht man, wiederkehrende inhaltliche Schwerpunkte festzuhalten, so lassen sich folgende Themenkreise unterscheiden: 1) allgemeine Trost- und Erbauungslieder ohne Bezug zur Emigration; 2) Emigrantenlieder im engeren Sinn d.h. Lieder, die, wenn auch nur in einzelnen Versen, auf das Emigrantenschicksal anspielen; 3) Katechismus- und Bekenntnislieder und schließlich 4) Lieder, die konkrete historische Ereignisse während der Emigration von 1732 thematisieren. Da die Motive sich selbstverständlich innerhalb mancher Texte überschneiden, können und sollen die angeführten Themenschwerpunkte keine ausschließende Klassifikation ausbilden; sie erleichtern lediglich den Zugang zu den Motivkomplexen der Lieder. Darüber hinaus ist, soweit dies möglich ist, die Unterscheidung von Fremd- und Eigenzuschreibungen in Rücksicht zu nehmen. 1. Trost- und Erbauungslieder Unter den allgemeinen Trost- und Erbauungsliedern ohne bestimmten Bezug zur Emigration finden sich erwartungsgemäß die meisten der schon vor der Emigration geschriebenen Lieder. Außer dem schon angesprochenen Ihr, Christen! schickt euch in die Zeit von Gottfried Hoffmann wäre hier u.a. das von Fischer 114 bereits in einem Plöner Gesangbuch von 1687 nachgewiesene anonyme Lied Laß, o Hertze! dein Betrüben aus demselben Druck Drey schöne neue geistliche Lieder der Saltzburger Emigranten zu nennen. Den Titelfassungen der Drucke („schöne n e u e geistliche Lieder, welches von vielen hundert derselben auf der Reise zu ihrem Trost gesungen worden“) ist also nicht in allen Fällen zu trauen. Oder anders gesagt: Ein Bezug zur Emigration wird oftmals erst durch den Titel hergestellt. Diese beiden Beispiele schließen natürlich nicht aus, daß ein Teil der Trostlieder wirklich neu verfaßt worden ist, ob nun von den Salzburgern selbst oder - was wohl in weitaus häufigeren Fällen zutrifft - für sie. Ihre Motive sind Trost, Gottvertrauen, Ergebung in den Willen Gottes, Jesus-Sehnsucht, Leidensbereitschaft, Kreuzesnachfolge, Weltabgewandtheit und Himmelslohn. Als Beispiel sei das Lied Hier, Jesu! geh ich in Gedanken angeführt, in dem sich fast alle der genannten Motive finden. Die Strophen des Liedes zeigen sich verallgemeinernd und unabhängig vom Emigrantenschicksal. Der Bezug zu den Salzburger Emigranten stellt die Überschrift her: Gedancken eines über Feld wandernden Salzburgers so sich in seinen Erlöser verliebet. Noch deutlicher wird der Titel des Druckes, dem das Lied entnommen ist: Wohl=meynende Erinnerung an alle Evangelischen Christen || (welche noch niemahlen Verfolgung 114 Fischer 1967, Bd. 2, S. 26. 43 betroffen / ) im Glauben beständig zu seyn || nach dem Exempel der Saltzburgischen Emigranten || Nebst zwey sehr schönen neuen Liedern. 115 Ein angebliches Emigrantenlied, den evangelischen Christen in paränetischer Absicht zum Vorbild gegeben: Gedancken eines über Feld wandernden Salzburgers | so sich in seinen Erlöser verliebet. Mel. Wer nur den lieben GOtt läßt walten 1. 7. HIer / JEsu! geh ich in Gedancken Mein Elend geht mit mir zu Bette / Auf disem stillen Feld allein / Und steht des Morgens mit mir auf / mein Geist schwebt frey aus seinen Schrancken / Es plagt mich alles in die Wette / Ich fühl mich aus mir selbst zu seyn. Daß Jammers ist ein grosser Hauff. Ich leb / und lebe doch nicht hier / Ich leb / und lebe doch nicht hier / Mein Hertz ist immer nur bey Dir! Mein Hertz ist immer nur bey Dir! 2. 8. Es mag die Welt mir immer zeigen / Ich höre nichts als Zanck und Pochen / Was sie für hoch und schätzbar hält / Man treibt und jagt mich hin und her / Doch läßt sich mein Gemüth nicht neigen / Vor Kummer ist mein Hertz aussochen / Weil ihm nichts Irrdisches gefällt. Es ist mir immer bang und schwer. Ich leb / und lebe doch nicht hier / Ich leb / und lebe doch nicht hier / Mein Hertz ist immer nur bey Dir! Mein Hertz ist immer nur bey Dir! 3. 9. Was zeitlich ist / erweckt nur Sorgen / Du fassest selber meine Thränen Der Reichthum ist des Hertzens Strik / In einen Sack / du [z]ehlest sie; Daran es langsam muß erworgen / Du kennest meines Hertzens Sehnen / Und wehrt doch kaum ein Augenblick. Wie ich mich kräncke spat und früh. Ich leb / und lebe doch nicht hier / Ich leb / und lebe doch nicht hier / Mein Hertz ist immer nur bey Dir! Mein Hertz ist immer nur bey Dir! 4. 10. Ob mich die Welt gleich drob verachtet / Die gröste Plag ist / die ich fühle / Und mein Beginnen thöricht schilt / Daß meine Sünden häuffen sich; Weil es nach ihrem Gut nicht trachtet / Ach JEsu! mein gewissen kühle So tröst ich mich mit deinem Bild; Mit deinem Blut und Seiten=Stich. Ich leb / und lebe doch nicht hier / Ich lebe leyder! sündlich hier / Mein Hertz ist immer nur bey Dir! Such aber wieder Trost bey Dir. 5. 11. Ob in der stoltzen Welt Gedancken Ich trage ferner kein Verlangen / Ich ein verachtets Lichtlein bin / O Welt! nach deiner schnöden Lust; So will ich doch von dir nicht wancken / Ich hab der Thorheit satt begangen / Halt allen Schaden für Gewinn. Schlag offt aus Reu an meine Brust. Ich leb / und lebe doch nicht hier / Drum mag ich nimmer leben hier / Mein Hertz ist immer nur bey Dir! Und wünsch O JESU! mich zu Dir. 6. 12. Für Honig gibt die Welt mir Gallen / Ach / könnt ich nur bald seelig sterben / Läßt ihren Stachel fühlen mich / Wie fröhlich wolt ich fahren hin! Weil Tag und Nacht mich überfallen Nichts liebers könnt ich mir erwerben / Empfindlich scharfe Weffzen=Stich. Der Tod ist einig mein Gewinn. Ich leb / und lebe doch nicht hier / Laß mich nicht länger leiden hier / Mein Hertz ist immer nur bey Dir! Komm / JEsu / komm / nimm mich zu Dir! 115 Wohl-meynende Erinnerung 1732. 44 Auf dem dazugehörigen Titelkupfer 116 (Abbildung 3) ist die Kreuzesnachfolge ikonographisch thematisiert. Im Zentrum steht Jesus vor einem Dorngestrüpp mit Dornenkrone auf dem Haupt und Kreuz im Arm. Darüber der Vers Matthäus 10,38: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folget mir nach, der ist meiner nicht wert.“ Zu Seiten Jesu ein Emigrant und ein Bürger, die durch Bildunterschriften als diametral entgegengesetzte - angenommene und abgelehnte - Beispiele der Nachfolge vor Augen gestellt werden. Während der Bürger die Nachfolge mit Blick auf die Dornen ablehnt („Ich wollte Jesum gerne haben, wan nur nicht wär der Dornen Stich, / ich wolt auch nach der Verte graben, allein vor Dornen fürcht ich mich“), nimmt der Emigrant das Kreuz willig auf sich: „Mit Freuden geh ich Jesu nach, und scheue auch kein Ungemach, / im Glauben will ich ihne fassen und nicht, biß er mich segnet lassen.“ Indem manche Lieder den älteren Topos vom Leben auf Erden als eine Wander- oder Pilgrimsschaft zum ewigen Vaterland 117 aufgreifen, ist gleichsam eine metaphorische Verknüpfung zum Emigrantenschicksal hergestellt. Die dritte Strophe aus Schaitbergers Sterb=Lied: Welt, gute Nacht mag hier als Beispiel dienen: „Welt, gute Nacht! behalte, was du hast: | Ich leg nun ab die schwere Pilgrims=Last, | die mich bisher so lange Zeit gedrücket; | dort werd ich nun mit Himmels=Freud erquicket.“ Auch das in Mosers Emigrationsakten mitgeteilte Lied Wohin geht unser großer Zug begreift die Welt als einen Wanderplatz, der zum himmlischen Ziel führt: „Dort oben ist der edle Schatz | Die Welt ist nur ein Wander-Platz | Da wallen wir von Hertzen gern | Dir nach / Dir zu / als unserm HErrn | Der mit erhabner starcker Hand | Uns führt zum rechten Vaterland.“ In solchen und ähnlichen Bildern konnten die Emigranten ihre eigenen Lebenssituation auf dem Weg ins Exil gespiegelt finden. So ist denn auch der Begriff des Wanderstabs eine beliebte und wiederkehrende Metapher, sei es in Form von allgemeinen Titelfassungen (Der Saltzburgischen Emigranten Wanderstab) oder als konkret gefaßte Jesus- Metapher wie in Magister Albert Wessels Trost=Lied Vor die Saltzburgische Emigranten: „Jesus mein Wander=Stab / | mit dir kan ich fort ziehen […] || Jesus mein Wander=Stab / | auf dich kan ich mich lehnen.“ Ähnlich im authentischen Lied In Gottes Namen tret ich an des Emigranten Rupert Schweiger: „O GOTT du bist mein Wander=Stab | So lang ich leb / biß in das Grab | Du führst mich durch das Todes=Thal | Zu dir in schönen Himmels=Saal“ oder in dessen Lied In Gottes Namen, so heben wir an: „Ja GOtt, du bist mein Wander=Stab, daran will ich mich halten früh und spath“. 116 Auch abgebildet bei Marsch 1977, Abb. 159. 117 Zur Tradition dieses Topos in der Bibel und in der Erbauungsliteratur vgl. Axmacher 2001, S. 169-171. Die Autorin zitiert unter anderem das Lied O Jesu Christ, mein’s Lebens Licht von Martin Behem (Böhm), das auch Schaitberger adaptierte (Text s. S. 94 der vorliegenden Edition) und somit von den Emigraten 1732 rezipiert wurde. 45 2. Emigrantenlieder im engeren Sinn Ein Teil der Lieder geht über die Verallgemeinerungen hinaus, indem sie ganz gezielt auf das Emigrantenschicksal anspielen. Prototyp ist das vielzierte, nach 1686 entstandene Exulantenlied von Joseph Schaitberger Ich bin ein armer Exulant. 118 Neben den schon bekannten Aspekten der als Jesus-Nachfolge verstandenen Vertreibung, der Ergebung in den Willen Gottes und der Bitte um Beistand, begegnen in den Exulantenliedern im engeren Sinn vermehrt Motive wie Bekennermut, Berufung auf die lutherische Glaubenslehre und immer wieder Anspielungen auf bestimmte Umstände der Vertreibung. Ein kämpferisches Moment zeichnet manche dieser Lieder aus. Die typische Verknüpfung von Vertreibung, Kreuzesnachfolge und Bekennermut zur reinen Lehre, findet sich im authentischen Lied Ach, wann wir das recht bedencken aus dem Saltzburgischen Emigranten Wanderstab von Rupert Schweiger: 1. 5. Ach wann wir das recht bedencken / Wann uns schon die Welt thut hassen / Sollten wir ja fröhlich seyn / Christum hat sie vor gehaßt / Weil uns GOtt an jetzt thut schencken / Muß ich gehen auf Dornen Strassen / Sein heilges Wort so rein. Nur getrost wer JEsum faßt / Daß wir es erkennen lernen / In Verfolgung / Creutz und Leyden / Davor dancken wir dem HErren / Müssen wir von hinnen scheiden / Daß uns GOtt so würdig acht / Darum hasset uns die Welt / Diß o Mensch recht wohl betracht. reine Lehr ihr nicht gefällt. 4. 6. Wann man uns schon thut vertreiben / Müssen wir gleich Band und Ketten / Hie aus unserm Vatterland / Tragen um die reine Lehr / Wollen wir beständig bleiben / er kann uns daraus erretten / Weilen uns gar wohl bekannt / hat doch Christus unser HErr / Daß die Christen auf der Erden / Schon vor uns die Band getragen / allezeit verfolget werden / Da man Ihn ans Creutz geschlagen / Christus spricht durch Creutz und Peyn / drum folg ich ihm willig nach / Führt er uns in Himmel ein. In Verfolgung / Spott und Schmach. Noch deutlicherer Worte findet das anonyme Trost=Lied in Verfolgung Welches von einem Saltzburgischen Emigranten aufgesetzet worden 119 mit dem Textanfang „Ach was für Kummer Angst und Noth“: 118 Das Lied war so bekannt, daß von katholischer Seite Parodien darauf geschrieben wurden, vgl. Walterskirchen 1981, S. 149. Die zeitgenössische Handschrift einer Parodie mit dem Titel Wander=Lied der Salzburger Emigranten / so von ainem Katholischen einfeltig / beantwortet befindet sich im Salzburger Landesarchiv unter der Signatur MusAkt. 201, Dok, a). Vgl. auch die Edition einer anderen Parodie bei Hartmann 1972, Bd. 2, S. 278- 280. 119 In: Gebeth, Welches die Saltzburgischen Emigranten 1733. 46 3. 4. Noch plagt man deine Christen sehr, Drum steh uns bey du treuer GOtt, und greifft ihn ins Gewissen, weil man uns will verbiethen sie soll’n annehmen falsche Lehr, dein liebes Wort, in solcher Noth die sich davon ausschliessen, wollst du uns, HErr behüten werden zum Land hinaus gejagt, für Abfall, gib ein’n Heldenmuth, es wird ihn alle Gnad versagt, weil unser Sach ist recht und gut, ach GOtt dir seys geklaget in Gottes Wort gegründet. Namentlich auf Salzburg bezogen wird das Emigrantenschicksal im Trost=Lied vor die Saltzburgische Emigranten: Gott tröstet die Geringen: 7. GOTT weißt warum wir gehen / Der kann ins Hertze sehen / Daß wenn man uns sein Wort Nicht hätt hinweg genommen: Wär uns nicht eingekommen / Also von Saltzburg auszugehn. Ebenso im Lied Auf, ihr Brüder, laßt uns gehen 120 , das dem Titel zufolge von einem Gottliebenden und Aufrichtigen Freund Der um der Evangelischen Wahrheit willen vertriebenen Saltzburgis[chen] Emigranten verfaßt wurde: 4. Seht wir ziehn aus Saltzburgs Landen / Wo zwar unsre Nahrung war / Und wo Speiß und Tranck vorhanden / Doch das Beste war sehr rar / Denn wir hatten da kein Brodt Für die Seel in ihrer Noth; Drum laßt uns von hinnen gehen / Und nach Himmels=Speisen sehen. Dieses Lied konkretisiert in seiner letzten Strophe über die Rede von der „reinen Lehre“ hinaus zwei der Gründe, die zur Emigration geführt haben: 9. Nun wohlan! und laßt uns lauffen / Bald / bald kommen wir dahin / Wo wir mit dem Zions=Hauffen Können in die Häuser zieh’n / Wo man Christi Sacrament Haben kann / doch unzertrennt / Und wo wir auch dörffen lesen Was uns nicht erlaubt gewesen. 120 In: Ein Lied vor die Saltzburgische Emigranten 1732. 47 Wie schon erwähnt, konnte der Besitz evangelischer Bücher dem Eigentümer Geld- und Gefängnisstrafen einbringen, wenn solche bei Hausdurchsuchungen gefunden wurden. Göcking führt folgendes Beispiel an: „Hanns Käsewurm hatte unter andern das Unglück, daß diejenigen, die ihn unvermuthet in seinem Hause überfielen, des Joh[ann] Arnds Paradieß=Gärtlein, des Veit Dietrichs 121 Hauß=Postille, ein Augspurgisches Evangelien= und Epistel=Buch, die Gesänge über die Psalmen Davids, und des Schaidbergers Send=Brief bey ihm fanden. Alle diese Bücher nahm man ihm weg, und dem Radstädter=Gericht mußte er an Straffe sieben und siebenzig Gulden dafür erlegen. Und nachdem er acht Tage deßwegen im Gefängniß gesessen, mußte er für die gehaltene Examina sieben Gulden vier Groschen, dem Gerichts=Diener sechs Gulden vier Groschen, und für das Ein= und Aussperren noch dazu zehen Groschen bezahlen. Folglich kam ihm dieser Bücher=Raub an die hundert Gulden zu stehen. Und eben dieser weiß sich zu erinnern, daß er schon vorher dafür, daß er gesungen, und man Evangelische Bücher bey ihm gefunden, hundert Thaler Straffe zahlen müssen.“ 122 Neben der freien Lektüre evangelischer Schriften nennt die zitierte Liedstrophe das Abendmahl in beiderlei Gestalt, das den Salzburger Prostestanten verwehrt wurde. Tatsächlich war die Abendmahlslehre Gegenstand des Eides, den die im Land Verbleibenden im Zuge der Rekatholisierung leisten mußten, um wieder in die römisch-katholische Kirche aufgenommen zu werden: „Sechstens, daß das catholische Abendmahl unter einerley Gestalt viel kräfftiger sey, als bey den Evangelischen unter beyderley Gestalt.“ 123 Die beiden Aspekte der unzensierten Lektüre religiöser Schriften und des Abendmahls greifen die Emigrantenlieder wiederholt auf, so auch in dem Lied Die Dich, HErr JESU! suchen werden: 124 121 Veit Dietrich (1506-1549). Theologe und volkstümlicher Schriftsteller aus Nürnberg, Sekretär Martin Luthers. 1541 gab er die deutsche Hauspostille von Luther heraus: Haußpostil D. Martin Luthers : uber die Sontags und der fürnembsten Fest Evangelia, durch das gantze Jar ; von newen corrigirt und gemeret mit XIII. Predigen, von der Passio oder histori des leide[n]s Christi, Nürmberg : VomBerg und Neuber, 1541. 122 Göcking 1734, S. 204. 123 Zitiert nach Göcking 1734, 223. Die anderen fünf Punkte des Eides lauten: „Erstlich, daß der Evangelisch=Lutherische Glaube ein neuer, ketzerischer und verdammlicher Glaube, hergegen aber der Römisch=Catholische Glaube allein der rechte und wahre Glaube sey, ausser dem niemand könne gerecht und seelig werde. Zweytens, daß die Papistische Messe ein Opfer sey für die Sünden der Menschen, nicht für die Lebendigen allein, sondern auch für die Abgestorbenen. Drittens, daß ohne der Jungfrau Maria, und ohne der verstorbenen heiligen Fürbitte niemend könne gerecht und seelig werden. Vierdtens, daß gewiß ein Fegfeuer sey, darinn die verstorbenen Seelen ihre Sünden können abbüssen, und durch Busse bey GOtt wieder zu Gnaden kommen. Fünstens, daß wir nicht allein durch den Glauben an JESUM CHRISTUM, sondern auch durch gute Werke müssen gerecht und seelig werden.“ 124 In: Das Aufrichtige Suchen 1732. 48 6. 7. Ist das nicht Gnad und Huld zu nennen / Das Abendmahl wir werden können / Daß GOttes rein=und heilig’s Wort / In zwey Gestalten nehmen dort / Zu deme wir uns frey bekennen / Und JEsum unser Alles nennen. Man hören kann an jenem Ort / Gelobet sey’st Du / unser Hort! Dahin der HERR uns ziehen heißt? Bey Deiner Lehre nur allein / O seelig / wer mit uns Ihn preißt! Kann man getrost und fröhlich seyn. Berücksichtigt man, daß es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Lieder handelt, die - wie bereits die Titel der Drucke vielfach andeuten - nicht von den Emigranten, sondern von Protestanten im Reich außerhalb der Österreichischen Länder verfaßt worden sind, so wird deutlich, daß die literarischtheologische Reflexion der Emigration häufig erst außerhalb des eigentlichen Exulatenumfeldes, wenn auch nahezu zeitgleich, erfolgte. Dies trifft möglicherweise auch auf das Lied GOTT Lob! wir sind nun an dem Orth 125 zu mit dem Titel Der Emigranten Dancksagung wegen Freyheit der Lesung des lieben Bibel-Buches und andrer geistlicher Bücher || ihrer Seelen Heyl betreffend. Das Lied liest sich wie eine literarische Paraphrase auf das reformatorische „sola scriptura“: 1. GOTT Lob! wir sind nun an dem Orth / Wo man das lautre GOTTES=Wort Kann hören / lesen und verstehn / Um recht auf ebner Bahn zu gehen. Ps. 143 / V. 10. 2. Die Bibel / ach / der beste Theil! Entdecket unser Seelen Heil / Daß JESUS es alleine sey / Der uns erzeigt die gröste Treu. 1. Tim. 2 / V. 3. 6. 3. GOTT Lob und Danck! die Bibel ist Darinnen sich ein jeder Christ Erquicken kann in aller Noth / Und auch nicht förchten darff den Tod. Ps. 119 / V. 50. 4. GOtt Lob und Danck! die Bibel bleibt Das edelst Buch / weil GOtt es schreibt / Und nicht nur aufs Papier allein / Auch durch den Geist ins Hertz hinein. 2. Cor. 3 / V. 3. 5. Die Bibel ist ein solches Buch / Daß man darinnen fleissig such; 125 In: Wohl=meynende Erinnerung 1732. 49 Es ist ein Buch das nicht betreugt / Weil JEsus selbsten es bezeugt. Joh. 5 / V. 39. 6. Das herrlich Bibel=Buch allein ist unter allen Büchern rein / Weil es aus reiner Quell entspringt / Und tieff in unsre Hertzen dringt. Ebr. 4 / V. 12. 7. Aus diesem Buch erlernet man / Was unsern Abfall hindern kann; Es wird darinnen hell und klar Der Wille GOttes offenbar. 2. Tim. 3 / V. 16. 8. Auch wie uns GOTT so hertzlich liebt / Daß Er sein Ein’gen Sohn hingibt. Dann wer recht glaubet in der That / Vorspruch zum ewgen Leben hat. Joh. 3 / V. 16. 9. Das Wort der Schrift ist uns ein Schatz / der nur im Hertzen findet Platz; So lang es nur im Hirn steckt Der Seel es keinen Muth erweckt. Ps. 119 / V. 34. 112. 10. Ein Leit=Stern ists / der uns regiert / Und graden Wegs zu Christo führt; Unsträflich kommt man an den Port Wann man sich richtet nach dem Wort. Ps. 119. V. 9. 11. [folgen weitere 5 Strophen] Das Lied muß in der Tat von einem guten Bibelkenner geschrieben worden sein, denn der jeweils letzte Vers einer Strophe ist eine Anlehung an ein Bibelzitat, das durch die Angabe der entsprechenden Stelle auch kenntlich gemacht wird. 126 Und doch wäre es ganz verfehlt, den Emigranten jegliche poetische Eigenreflexion ihrer Situation abzusprechen. Zeugnis für eine solche legen nicht zuletzt die Lieder von Georg und Rupert Schweiger ab, die - neben dem schon früher entstandenen Ich bin eine armer Exulant von Joseph Schaitberger - 126 Es wäre eine lohnenswerte Aufgabe, die Methode der konkordanten Schriftauslegung, die der Leipziger Theologe Martin Petzoldt zu den Kantaten Johann Sebastian Bachs in seiner Dissertation Studien zur Theologie im Rahmen der Lebensgeschichte Johann Sebastian Bachs (Petzoldt 1985) entwickelt hat und die im Nachweis ähnlicher und gleichlautender Bibelstellen besteht, auf die Lieder der Salzburger Emigranten anzuwenden. Das Ergebnis würde einiges über die Bibelkenntnis der Verfasser verraten. 50 den Kern authentischer Exulantenlieder mit belegter Verfasserschaft ausmachen. Ein Blick in diese vier Lieder 127 zeigt eindrucksvoll, wie sich mehrere der angesprochenen Motive verbinden. Daß Vertreibung, Kreuzesnachfolge und Bekennermut zur Glaubenslehre in Rupert Schweigers Ach, wann wir das recht bedencken thematisiert werden, wurde oben bereits angededeutet. Nicht weniger als fünfmal wird das ‚reine Wort’ (Zeile 4), die ‚reine Lehre’ (Zeilen 40, 42, 72) oder der ‚reine Glaube’ (Zeile 130) wörtlich oder in Umschreibungen betont hervorgehoben. Allerdings ist anzumerken, daß diesem und den anderen nachweislich authentischen Liedern der belehrende Ton, die paränetische Absicht und vor allem die exakte Darlegung der ‚reinen Lehre’ eher fehlen, die verstärkt in den mutmaßlich von Protestanten im Reich außerhalb 127 Von Rupert Schweiger stammen In Gottes Namen tret ich an; Ach, wenn wir das recht bedenken und In Gottes Namen, so heben wir an. Von Georg Schweiger: Mit Gott wollen wir anheben. Die beiden schon im Titel ähnlichen Lieder Rupert Schweigers In Gottes namen tret ich an und In Gottes Namen, so heben wir an sind deutlich als Varianten zu erkennen. Man vergleiche nur folgende Strophen: In Gottes Namen tret ich an In Gottes Namen, so heben wir an 1. 1. IN GOttes Nahmen trett ich an / IN GOttes Nahmen so heben wir an, Den Weg und die Verfolgungs=Bahn / mit GOtt allein ich alles wagen kan, GOtt geht mit uns und steht uns bey / steht er mir doch bey, so bin ich doch frey, Ob es schon finster um uns sey. ja mitten in dem Tod, oder wo ich nur sey. 2. 2. Um GOttes Wort war ich betrübt / Ach GOtt, mein Seel ist sehr betrübt. Das ich verborgen hab geübt / Ich hab so lang Dein Wort geliebt, Diß war mein Trost in Sorg und Leyd / das ist ja mein Freud in Creutz und in Leyd, In Trübsal und in Traurigkeit. in Trübsal, Verfolgung, in Traurigkeit. 3. 3. Mein GOtt ich folg dir willig nach / Mein GOtt möcht ich dir folgen nach, Durch Hohn und Spott / durch alle Schmach/ wie Du zum Johannes gesprochen hast, Dann wer da will sein Jünger seyn / wer mein Jünger will seyn, geb sich willig darein, Der muß nicht scheuen Schmach und Peyn. der muß auch im Creutz wol gedultig seyn. 4. 8. Ich nehm den Stab in meine Hand / Jetzt nehm ich den Wander=Stab wohl in die Hand, Zeuch mit Jacob in fremde Land / und ziehe mit Jacob in fremde Land, Bin ich schon arm und elend hier / hie bin ich wohl arm in dieser Zeit, Bin ich O GOtt doch reich in dir. dort werde ich reich in der ewigen Freud. 10. 13. Leb wohl du wehrtes Vatterland / Behüt dich GOtt, du schönes Vaterland, Dem ich den Rücken hab gewand / und alle meine Freund, die mir seynd wohl bekannt, GOtt sey mit dir und auch mit mir / weil dich muß sehen mit den Rücken an, Ich reiß in GOttes Schutz von dir. ohne Hauß und Hof jetzt reis ich davon. Die um fünf Strophen erweiterte Fassung unter dem Titel In Gottes Namen, so heben wir an mag die zeitlich etwas später ausgearbeitete sein, obschon sie metrisch zuweilen weniger geglückt ist. Dabei ist immer zu berücksichtigen, daß die Lesart der überlieferten Druckausgaben durchaus nicht zwangsläufig mit den mündlich tradierten ‚Urfassungen’ übereinstimmen muß. 51 der Österreichischen Länder verfaßten Liedern zu finden sind. Da jedoch authentische und fremde Lieder in vielen Fällen nicht eindeutig voneinander abgegrenzt werden können, dürfen derartige Aussagen stets nur unter Vorbehalt getroffen werden. Es gibt zu viele Lieder, deren Verfasserschaft uneindeutig ist. Um auf die vier Lieder von Rupert und Georg Schweiger zurückzukommen, so lassen sich hier jedenfalls mehrere Verse benennen, die im Sinne einer Selbstreflexion das Exulantenschicksal formulieren: In Gottes Namen tret ich an (Rupert Schweiger): Zeile 1-2 („In GOttes Nahmen trett ich an / Den Weg und die Verfolgungsbahn“), Zeile 31-32 („Wer JEsum hat ist reich genug / Auf seinem Exulanten=Zug“), Zeile 35-36 („Drum mögen sie [die Besitztümer, Anm. d. Verf.] zurücke stehn / Weil wir als Pilgrim davon gehen“). Ach, wenn wir das recht bedenken (Rupert Schweiger): Zeile 25-26 („Wann man uns schon thut vertreiben / Hie aus unserm Vatterland“). In Gottes Namen, so heben wir an (Rupert Schweiger): Zeile 49-52 („Behüt dich GOtt, du schönes Vaterland, / […] / ohne Hauß und Hof jetzt reis ich davon“). Mit Gott wollen wir anheben (Georg Schweiger): Zeile 47-48 („Wenn wir müssen aus dem Vaterland, / so führt uns GOtt wol bey der Hand“), Zeile 100-101 („Nun fangen wir die Reyse an, / setzen das Vaterland hinan“). Die Liedstrophen des älteren Georg Schweiger zielen darüber hinaus auf die Festigung der Glaubenshaltung unter den Exulanten: 1. 3. MIt GOtt wollen wir anheben Die Bibel haben zwar gelesen, allesammen insgemein aber gantz heimlich in der Still; unsern Glauben, zu bestehen darinnen haben wir gesehen, vor der Welt und jederman. des Pabstes Lehre sey umsonst. Wir haben lange Zeit geschmeichelt Bey dem Evangelio wollen wir bleiben, bey der Herrschafft lang geheuchelt. uns nicht lassen davon treiben; Aber hier schweigt man nicht mehr still, wenn man uns jagt von dem Land, mag es gehen, wie GOtt will. ist uns wahrlich wol keine Schand. 2. GOtt sey Danck, es ist aufgangen in der Finsterniß das helle Licht, das so lang ist gewesen dunckel, daß uns die Päbst haben hart verführt: Aber jetzt an allen Seiten lässets GOtt überall ausbreiten. Man darff darum nicht weiter gehn, man siehts in Häusern also schön. Solche und ähnliche Verse waren ohne Zweifel geeignet, um den Gedanken einer kollektiven Identität unter den Emigranten zu begründen. Wie sahen sich die Emigranten von 1732 selbst? Die authentischen Lieder können 52 womöglich helfen, auf diese Frage eine Antwort zu finden. So fallen die alttestamentarischen Bezüge zum wandernden Volk Gottes ins Auge. Für Rupert Schweiger stehen die Emigranten auf ihrer Wanderschaft („Ich nehm den Stab in meine Hand | Zeuch mit Jacob in fremde Land“: In Gottes Namen tret ich an, Zeile 13f.) unter dem besonderen Schutz Gottes („GOtt geht mit uns und steht uns bey“, ebd. Zeile 3 und: „Ich reiß in GOttes Schutz von dir“, Zeile 40). Wie Gott seine Auserwählten und Propheten in der Wüste speiste, wird er sich der um ihres Glaubens willen Vertriebenen annehmen: „Ich will nun getrost ausreisen | Ob ich schon nicht weiß wo aus | GOtt wird wie Elia speisen | In der Wüsten wie zu Hauß“ (Ach, wenn wir das recht bedenken, Zeile 49-52). Entflohen die Israeliten der Knechtschaft in Ägypten, so verlassen die Emigranten zwar ihr eigenes Land, in dem gleichwohl ihr Glaube unterdrückt wurde („Um GOttes Wort war ich betrübt | das ich verborgen hab geübt“: In Gottes Namen tret ich an, Zeile 5-8). Und sprechen folgende Zeilen verallgemeinernd von der ewigen Heimat, so lassen sie sich doch auch wie eine Paraphrase auf das alttestamentliche „gelobte Land“ lesen, in das die Wandernden, geführt und geleitet unter Gottes Schutz, unterwegs sind: „Du trägest uns auf deiner Hand | Nach unserm rechten Vatterland“ (ebd., Zeile 25f.). Es entsteht durchaus der Eindruck, als verstanden sich die Emigranten in Parallele zum Alten Testament als ‚auserwähltes Volk’, die unter Gottes Obhut aus einer (geistlichen) Knechtschaft auszogen. Vor diesem Hintergrund verstehen sich auch die Zeilen „Wie Israel von dir sich liesse leiten, | So laß dein Aug auff mich stets sein gericht“ aus dem (authentischen? ) Lied eines unbekannten Verfassers Wie gut ist’s doch mit dir, o Jesu! wandern. 128 Die fremden Liedern dagegen verwenden auffällig häufig das betont pastorale seelsorgerliche Bild von Jesus als dem ‚Guten Hirten’, der sich der führerlosen Herde der Emigranten annimmt und sie durch alle Gefahren hindurch zur Weide leidet. Explizit wird dieses Motiv in den Liedern So wollen wir dann weiter geh’n 129 , Gelobt sei Jesus, unser Hirte 130 und Mit Jesu ist die Reise gut 131 entwickelt. Doch auch in anderen Liedern klingt das Bild, mal offener, mal verdeckter, an. Beispielsweise in Magister Albert Wessels Trostlied Jesu, mein Wanderstab 132 : „ich Schäfflein / du mein Hirt. | Ich Pilgrim / und ein Gast / du meiner Seelen Wirth“ (Zeile 85-87). Deutlicher im anonymen, wegen des höheren Sprachniveaus wahrscheinlich ebenfalls nicht authentischen Exulantenlied Wohin geht unser großer Zug 133 : „Wir seyn zersteuet und verirrt: | O JEsu Christe / guter Hirt / | Nimm dich der Heerde selber an / Die sich durchaus nicht helffen kann“. 128 In: Vopel 1732, S. 64. 129 Ein Abschieds-Lied aus Augspurg 1732. 130 Etwas auf die Reise 1732. 131 Jesus, der treue Hirt 1732. 132 Trost-Lied vor die Saltzburgische Emigranten 1732. 133 Mitgeteilt bei Moser 1732-1733, S. 8-11. 53 So kristallisiert sich - geht die Argumentation nicht fehl - zumindest tendentiell ein Moment in der Unterscheidung zwischen Selbst- und Fremdbild heraus: Auf der einen Seite das auserwählte Gottesvolk, das aus der Knechtschaft ins gelobte Land zieht, auf der anderen die zerstreute Herde, die der Leitung und Führsorge des guten Hirten bedarf. Doch auch hier gilt, daß die Motive oftmals ineinanderfließen und sich eindeutige Differenzierungen im Zweifelsfall schwerlich vornehmen lassen. 3. Katechismus- und Bekenntnislieder Dürften manche der Exulantenlieder außerhalb des Emigrantenumfelds entstanden sein, so gilt dies in verstärktem Maße für die Katechismuslieder, also für diejenigen Lieder, die die evangelische Glaubenslehre in einprägsamen und singbaren Versen zusammenfaßen. Sie sind ganz offensichtlich in der Absicht der Katechisierung der Salzburger verfaßt wurden, die einen solchen Unterricht, wie eingangs erwähnt, auch auf ihren Zwischenetappen erhielten. Ein solcher Unterricht war zweifellos von Bedeutung, denn die Salzburger wurden wegen ihres nur wenig normierten Protestantismus, der aus der mangelnden Unterweisung in die dogmatische und theologische Lehre in ihrer Heimat erklärlich ist, von der streng lutherischen Geistlichkeit in Preußen durchaus kritisch beobachtet. Der Katechismusunterricht und die an den Emigranten vorgenommenen Glaubensprüfungen hatten aber noch eine weitere Funktion: Sie sollten gewährleisten, daß die durchziehenden Salzburger mit dem in den Städten vorherrschen ‚reinen’ Luthertum konform gingen. Denn in den Durchzugsorten wollte man keine heterodoxe, sprich: schwärmerische Gruppen beherbergen und verköstigen. Göcking teilt in seiner Vollkommene[n] Emigrations=Geschichte zwei Lieder mit 134 , die die Artikel der Confessio Augustana, der protestantischen Bekenntnisschrift von 1530, vollständig in Strophenform fassen und nach bekannten Kirchenliedmelodien gesungen werden: Zwey Lieder über die Augspurgische Confession, welche bey Ankunfft der Saltzburger zu Jüterbock auf dem Marckte abgesungen worden. Hier also der ausdrückliche Hinweis darauf, daß die Lieder aus Anlaß der Ankunft der Emigranten gesungen, nicht aber von ihnen geschrieben worden sind. Das erste Lied Von gantzen Hertzen glauben wir paraphrasiert Die gantze ungeänderte Augspurgische Confession - so der Titel - in nicht weniger als 30 Strophen, die nach der Melodie des Kirchenliedes Machs mit mir Gott nach deiner Güt von 1628 gesungen werden. Die Anfangsstrophen mögen hier als Beispiel genügen: 134 Göcking 1734, S. 813-818. 54 1. 4. Von gantzem Hertzen glauben wir, Christus der wahre GOttes=Sohn und wollens fest behalten, ist in das Elend kommen, was aus dem Wort uns schreibet für von seinem hohen Himmels=Thron, die Lehre derer Alten, hat Fleisch an sich genommen, so GOttes Geist durch JEsum Christ, so daß zwar der Naturen zwey, zu Augsburg vormals ausgerüst. doch nur ein eintz’ger Christus sey. 2. 5. GOTT ist und bleibet allezeit Hab ich denn schon bey GOtt verdient nur einig in dem Wesen: Verdammniß, Tod und Hölle, Von Heiliger Drey=Einigkeit so werd ich doch mit ihm versühnt, läßt uns die Bibel lesen, wenn ich den Sohn darstelle: daß alles was wir sehen frey, Denn JEsu Leyden, Tod und Blut ein Zeugniß weiser Allmacht sey. befreyt mich von der Höllen Glut. 3. 6. Gleichwie nun GOttes gute Hand Recht gnädig handelt GOtt mit mir auch alles gut erschaffen: durchs Wort und Sacramente, So bringet uns der Sünden=Stand da öffnet er des Hertzens Thür, nur GOttes Zorn und Straffen, damit ich glauben könnte, denn dieses Erbstück klebt uns an, es gehe alles mich auch an, sein Gift versetzet jedermann. was JEsus in dem Fleisch gethan. Die katechetische Bedeutung dieser Lieder kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, sind doch auf äußerst konzentriertem Raum die wesentlichsten Inhalte der Glaubenslehre vor Augen geführt. So vor allem auch jene speziell protestantischen Artikel, über die die Salzburger auf ihren Zwischenstationen oder bei Ankunft in den Zielstädten Preußens häufig in Form von Glaubensprüfungen Auskunft geben mußten. Göcking führt als Beispiel ein Protokoll an, in dem das Glaubensbekenntnis festgehalten ist, das zwei Salzburger Abgeordnete am 20. November 1731 vor Konsistorialräten und Pröbsten in Berlin abgegeben haben: „Sind vor uns erschienen aus dem Saltzburgischen um der Religion willen hierher gekommene Leute [...] Auf die Frage: was sie von GOtt glauben? Antwort: Ich glaube einen GOtt in drey Personen, Vater, Sohn, und Heil. Geist. Von Christo glauben sie, daß er wahrer GOtt vom Vater in Ewigkeit, und wahrer Mensch von der Jungfrau Maria gebohren, folglich aus zwey Naturen, der göttlich= und menschlichen bestehe, und der Mittler sey zwischen GOtt und den Menschen; nicht weniger, daß er durch seine Menschwerdung, bitteres Leyden und Sterben die Menschen erlöset, und ihnen die Gnade, seelig zu werden, wieder erworben hat, die sie sonst in Ewigkeit nicht wieder erlangen können. Von dem Heil. Geiste glauben sie, daß er die dritte Person in der GOttheit, die vom Vater und Sohne ausgehe, uns heilige, auch uns in der Tauffe geheiligt habe, und zum ewigen Leben erleuchte.“ 135 135 Göcking 1734, S. 595f. 55 Der Eisenacher Kantor Johann Conrad Geishirt bemerkte anläßlich einer Glaubensprüfung am 24. August 1732, auf welche Weise die Salzburger Protestanten in ihrer Heimat ihren Glauben lernten: „Genug, daß man erkennen konnte, daß die Saltzburger, welche lesen können, des Nachts im Verborgenen bey ihrem vorigen Zustand ohne öffentliche Lehrer aus den Büchern z.B. Catechismo, Haus=Postilla D. M. Lutheri, Gebet-Büchern, Psalmen Davids, Johann Arndts Christenthum so viel gelernet, daß sie anderen Ungelehrten, als sie, vorlesen und vorbeten können …“. 136 Ebenso aufschlußreich für die Aneignung der Glaubensinhalte durch die Salzburger ist die Anmerkung eines ungenannten „Bekenners der Evangelischen Wahrheit“ in einer Druckschrift von 1732: „Das ist auch ein dem Pabstthum usueller Vorwurff, daß es heißt: Wir wären von der Augspurgischen Confession abgegangen, hegten eine neue Lehre, und wären folglich der Reichs=Toleranz und Kirchen=Frieden unwürdig und verlustig. Wenn diese arme Emigranten in ein und andern Stücken unrichtig geantwortet haben sollten, so müste man es ihrer dadurch verursachten Unwissenheit zuschreiben, weilen sie so lange ohne Evangelis[che] Prediger gewesen, und nur den blossen Privat=Unterricht von ihren Eltern und zum Theil schlecht fundirten Schulmeistern eingenommen haben.“ 137 Die durchreisenden Salzburger wurden tatsächlich nicht nur katechisiert, sondern regelrecht examiniert. In der bikonfessionellen Stadt Augsburg fand ein solches öffentliches Examen am 28. Januar 1732 in Widerlegung der katholischerseits erhobenen Anschuldigung, den Emigranten mangele es an Religion, statt. Die Ausführliche Historie berichtet: „Es wurde demnach von dem Evangelischen Rathe verordnet, daß die beyden Seniores dieselben [die Salzburger] examinieren mögten. Solches geschahe am 28. Jan. bey einer grossen Menge Anwesender, die sich von beyden Religionen dabey eingefunden hatten […] Man fragte sie von GOtt, der heil. Dreyeinigkeit, Christo, dem göttlichen Ebenbilde, der Erbsünde, Erlösung des Menschl[ichen] Geschlechts, dem Glauben, den guten Wercken, der heiligen Schrift, Tauffe, dem heil[igen] Abendmahl, Predigt=Amte, der Obrigkeit, ewigen Seeligkeit, ewigen Höllen=Pein, den Heiligen, der Messe, Ohren=Beichte, dem Unterscheide der Speise, Fege=Feuer, Pabste und dem Gebete in 66. Fragen, worauf sie vortrefflich geantwortet haben.“ 138 Im Staatsarchiv Nürnberg hat sich eine handschriftliche Ordnung eines solchen öffentlichen Examens erhalten, das seinerseits von Kirchenliedern umrahmt wurde: „Ordnung der Examinis / publici am Montag dem 10. ten / Martij, früh in der Augustinerkirch. / 1. Wird uns Chor Läuten zur Kirch geläu- / tet. / 2. Wird der Anfang gemacht mit dem / Lied: Allein Gott in der Höh sey Ehr. / 3. Das 136 Geishirt 1732, S. 23f. 137 Umständliche Nachricht 1732, S. [4], Anm. d. 138 Ausführliche Historie 1732, Teil 4, S. 128. Vgl. auch die Gottesdienstordnung aus Regensburg 1732 (s. im Literaturverz. unter A Primärliteratur, 6. Archivalien.) 56 Examen selbste, nebst einer am Ende beyzufügenden Ermahnung. / 4. Das Lied: Allein zu dir Herr Jesu Christ. / 5. Wird mit der Collecte p. 38 des tägl. Büchl. und dem Segen geschlossen.“ 139 Für die einfacheren und weniger gebildeten Salzburger konnten bei derartigen Prüfungen die Katechismuslieder von hohem Wert sein, wurden darin doch auch die den konfessionellen Unterschied begründenden theologischen Fragen, wie nach der Willensfreiheit, der Rechtfertigung oder der Heiligenverehrung in einfachster Weise einprägsam formuliert. So beispielsweise in dem zweiten Lied über die Augsburger Konfession HErr GOtt, erhalt uns mehr und mehr die Alt=Augspurgsche reine Lehr 140 : 18. 21. Des Menschen freyer Will sich zwar Die Heiligen ehr, nicht ruff sie an, im Aussen=Thun stellt kräftig dar, folg ihnen nach auf rechter Bahn, jedoch versteht er nicht den Geist, im Glauben und unsträfflich seyn, und nichts als blinde Thorheit weißt. bild dir ihr frommes Vorbild ein. 20. Die guten Werck verbeut man nicht: Doch GOttes Wort uns lehrt und spricht, daß durch den Glauben wir allein, aus Gnad gerecht und seelig seyn. Insbesondere die Rechtfertigung durch den Glauben allein und die ausschließliche Mittlertätigkeit Christi sind bevorzugte Motive auch in den freier gefaßten Bekenntnis- oder Glaubensliedern. Besonders christozentrisch ausgerichtet ist Ein schön geistlich Lied, Der Emigranten: 141 1. Laß dich nicht betrügen, o Christliches Hertz! ich will dir eins singen, und ist auch kein Schertz, ich will dich recht lehren, was du solst thun, wann du willst erlangen, die ewige Cron. 2. Du must dich nur halten, an Christum allein, Sanct Petrus bezeuget: es ist sonst kein Heyl, es ist auch im Himmel und auf Erden kein Nahm, als JEsus allein der gerecht machen kann. 139 Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten Nr. 712, Bl.106. 140 Göcking 1734, S. 816-818. Der Text ist nicht identisch mit dem Lied Herr Gott, erhalt uns für und für die schlechte Katechismuslehr von Ludwig Helmbold 1594. Die Katechismuslieder gehen bis auf eine in die Reformation zurückreichende Tradition zurück. 141 Druck ohne Impressum, beigebunden im Exemplar: Drey schöne neue geistliche Lieder 1732. 57 6. Sanct Paulus sagt auch, er weiß sonst von kein, zu predigen als nur von JESUM allein, er hilfft sonst kein Wort, kein Werck nicht vor GOTT, sein Gnad zu erwerben dann nur JEsus Tod. 10. Wir halten dafür, spricht Paulus gar fein, daß wir bethen gerecht durch den Glauben allein, wir hoffen aus Gnaden das ewige Leben, und das uns ja GOTT durch Christum woll‘ geben. Mitunter nehmen die Bekenntnislieder einen polemisch antikatholischen Ton an, wie in dem rhythmisch etwas holprigen Lied GOtt in deinem Himmelreich 142 , das Florey für eine „in unbeholfene Verse gebrachte Predigt eines Prädikanten“ 143 ansieht: 6. Wer dir zeigt andre Mittler an, der hat des Pabst sein’n Dienst gethan, Christum hat er verläugnet. Drum ist Christus am Creutz erhöht, daß er uns aus der Gefängniß brächt, den Sünder zu ihm zöge. Sag an, wem wollst du dancken drum? denn er hat erstritten, es hat kein Apostel noch Heiliger fromm den Tod vor uns gelitten, drum wird von ihn’n auch nicht begehrt, daß du ihnen giebst die Ehre, so Christo zugehört. 11. Christus dich hier noch mehr bericht, ich bin allein der Weg, er spricht, die Wahrheit und das Leben, ohn mich niemand zum Vater kommt. Hier ist dem Pabst das Maul verstummt, der Gnad ums Geld hat geben, er hat die Milch und Wolle gesucht, den Schaafen die rechte Weyd‘ nicht geben. Ich bitt dich sey nicht so verrucht, hör nicht auf diesen Löwen, nimm dir nicht für ein’n andern Stamm, der dir kein Frucht mag geben, als der edle Weinstock zahm. 12. Ach GOtt, wie klar ist doch dein Wort, wie manche Sel wird jetzt ermordt, durch der Papisten Lehre, die zeig’n uns an ein’n andern Weg, und weisen uns vom rechten Steg, die Wahrheit in Lügen verkehren, geben uns vor das Leben den Tod, HErr GOtt laß dich’s erbarmen! o Christe, sieh an diese Noth, gedenck der Seel’n der Armen, führ sie zu dir dem Brunnen gut, mit diesem Wasser wirst du löschen der heissen Höllen Gluth. 142 In: Zwey geistreiche Lieder derer Saltzburgischen Emigranten 1732. 143 Florey 1980, S. 210f. 58 4. Lieder über historische Ereignisse der Emigration Eine gewisse Kuriosität unter den Emigrantenliedern nimmt der anonyme Druck ein Die hart-geplagte Unschuld, an den armen Saltzburgischen Unterthanen, welche sich zu der Evangelischen Religion erst kürtzlich freywillig bekennet haben, in Sechs sehr beweglichen Liedern entworffen und vorgestellt. 144 Im Unterschied zu den Trost-, Emigrations- oder Katechismusliedern handelt es hier um Gesänge, die Einzelschicksale oder historische Ereignisse der Emigration in moritatenhafter Form aufgreifen. Fünf der Lieder sind historisch faßbaren Persönlichkeiten gewidmet: Rupert Winter 145 , Simon Klammer 146 , Andreas Gapp 147 , Hans Klammer 148 und Peter Meyer 149 . Die Schicksale dieser Personen sind aus Bittschriften bekannt, die im Frühjahr 1731 an die evangelischen Kurfürsten und Reichsstände in Regensburg gerichtet waren. 150 Die Bittschriften wurden damals veröffentlicht und haben nicht nur Liederdichter, sondern auch Kupferstecher angeregt. So finden sich die vier Erstgenannten auf Illu-strationen der 1733 erschienenen Kurtze[n] Historie Der Evangelischen Emigranten. 151 Hier sehen wir die wegen illegalen Bücherbesitzes und um des evangelischen Bekenntnisses willen Arretierten als Gefangene in Verliesen mit Ketten und Beinschrauben (Abbildung 4). Das Schicksal von Andreas Gapp, der Sohn eines Bauern aus dem Gericht Abtenau, schildert auch Göcking ausführlich: „Zween Gerichtsdiener suchten ihn am 12. April [1731] zum dritten mal auf, legten ihm Fessel an Hände und Füsse schleppeten ihn mit sich fort, und überlieferten ihn dem Pfleger zu Radstadt. Hier ward er nun aufs neue befraget, ob er nicht Evangelische Bücher hätte, und ein Lutheraner wäre? “ Nach anfänglichem Leugnen bekennt sich Gapp zur Augsburger Konfession. „So bald dieses geschehen, zog der Pfleger seine Hand aus dem Spiele, und übergab die Sache dem dasigen Stadt=Richter. Dieser ließ Gappen so fort in Ketten und Banden werffen, mit dem lincken Fuß sehr hart an eine Banck anschliessen, und erlaubte niemanden zu ihm zu gehen. Und in diesem elenden Zustande ließ man ihn sechs Tage und sechs Nächte. Diß nahm ihn nun dergestalt mit, daß ihm nicht nur der Fuß von den schweren Ketten und Schellen aufschwolle, sondern er auch am Leibe selbst, und insonderheit an einem Geschwulst im Halse erkranckte. In diesem seinem Elend schickte man zween Capuciner zu ihm, die ihn überreden solten, daß er einer irrigen und ketzerischen Religion nachhienge, und die wahre und allein seeligmachende Kirche dagegen verlassen hätte. 144 Frankfurt ; Leipzig, 1732, SuStB Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 5. 145 I. Klag=Lied Rupert Winters / eines 73. Jährigen Mannes (Ach Gott, wie hart wird ich geplagt). 146 II. Klag=Lied Simon Clammers (Gott, Du Licht der frommen Hertzen). 147 III. Klag=Lied Andreas Gappens (Wer sich zu Gott gesellt). 148 IV. Klag=Lied Hanns Klammers (Mein Hertzr! denck nicht mehr ans Leiden). 149 VI. Klag=Lied Peter Meyers (Christ, wann du wirst, wie Gott will, leben). 150 Vgl. Marsch 1977, S. 53. 151 Kurtze Historie 1733, S. 9, 12, 15, 18. Auch abbgebildet bei Marsch 1977, Abb. 192-195. 59 Gapp antwortete ihnen aber immer aus der Heil. Schrifft, und widerlegte ihre Einwürffe aus diesem geoffenbarten Worte so, daß sie nichts mehr dawider einzuwenden wußten.“ 152 Der Kupferstich zeigt Andreas Gapp im Verlies, gefesselt an Hals und Füßen, mit gefalteten Händen betend. Die Bildunterschrift kommentiert: „Andreas Gapp welcher 12 Wochen in dem Kercker so hart geschlossen, daß ihme die Glieder sehr aufgeschwollen, weilen er nicht Meß höre wollte, sondern sich für Evangel[ischen] Lutherischen Lehre frey bekante, endlich wurde er gegen Erlegung 50 Thaler loßgelassen …“ Der anonyme Liederdichter, der sein Klag=Lied Andeas Gapp selbst in den Mund legt, greift das aufgrund der veröffentlichten Bittschrifft offenbar sehr populäre Schicksal in zwanzig Strophen auf, die nach der Melodie des Kirchenliedes Auf meinen lieben Gott | trau ich in Angst und Not gesungen werden. Eine kurze Probe mag hier genügen: 11. 14. Diß war genug gesagt / Daß ich in Kranckheit fiel / Drum waren sie bedacht: War Wasser auf die Mühl Mich alsobald zu schliessen / Für unsre Kirchen=Diener An meinen beeden Füssen / Bevor die Capuciner / Mit Centner=schweren Ketten / Die wollten mich bekehren Die mich verdorben hätten. Zu ihren Menschen=Lehren. 12. 18. Da ich sechs gantzer Tag Zuletzt ward ich vom Ammt In solchem Zustand lag / Zum Stadt=Arrest verdammt; Sind mir die Füß geschwollen / Der Vatter must meintwegen Und Hefftig aufgeschwollen / 50. Thaler baar erlegen. Die Haut war angeschunden / Und diß hat mich bewogen / Ich hatt‘ viel Weh empfunden. Daß ich davon gezogen. Ähnliche Vergleiche zwischen den historischen Quellen und den Darstellungen der Kunst - sprich: Kupferstich und Lied - ließen sich leicht auch im Falle der anderen literarisch aufgegriffenen Schicksale anstellen. Hingewiesen sei hier nur auf das Klag=Lied 22. Saltzburger || welche nach Wien abgeordnet worden || Ihro Röm. Kays. Majestät um allerngädigste Hülffe anzugehen. Dieses Lied spielt an auf die auf der Schwarzacher Versammlung am 5. August 1731 getroffene Entscheidung, eine Gesandtschaft von ursprünglich 24 Salzburgern über Regensburg nach Wien zu senden, um am kaiserlichen Hof Beschwerde gegen die Diskriminierung der Protestanten einzulegen, denen man Taufe und Beerdigung verweigerte. 153 Göcking widmet diesem Geschehen einen ausführlichen Abschnitt. 154 Die Abordnung gelangte bis Linz, wo sie, da sie keine Pässe besaßen, verhaftet und nach Salzburg ausgeliefert wurden. Ledig- 152 Göcking 1734, S. 46f. 153 Vgl. Gerhard Florey 1974. 154 Göcking 1734, S. 161ff. 60 lich zwei gelangten im November über Regensburg, Frankfurt am Main und Kassel nach Berlin, wo sie vom Preußischen König empfangen wurden. Im Lied liest sich dieses Ereignis - auf die Melodie Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn - auszugsweise wie folgt: 13. 16. Wir haben endlich uns beredt: Für Ertz=Rebellen angesehen Weils uns so gar erbärmlich geht / Die vor den Kayser wollten gehen Wir wollten nach Wien schreiben / Den Bischoff zu verklagen; An Kayser und nach Regenspurg; Weil er im Reich der größte Herr / Doch kont kein Brief zum Land hindurch Und auch der Oberst Richter wär / Und uneröffnet bleiben. Bey Ihm ihr Heyl zu wagen. 14. 17. Auf dieses hatte man erwählt / Man nahm sie also in Arrest / Und zwey und zwanzig ausgezehlt / So viel derselben sind gewest / Die nach Wien sollten reisen: Ließ sie mit Fesseln zieren. Man gabe ihnen Vollmacht mit Und dann zum größten Ungelück / Dieselbe bey der ersten Bitt Von Lintz in Oesterreich zurück / Dem Kayser aufzuweisen. Nach Salzburg wieder führen. 15. 18. Sie gingen einzeln nicht zugleich / So bald man sie nach Saltzburg bracht / Allein zu Linz in Oesterreich So hat man schlechten Staat gemacht / Hat man sie angehalten; Sie in Verhafft genommen. Da hemmte sich der gantze Lauff / Sie sind gefangen unter Erd / Sie zeigten keine Pässe auf / Neun Klaffter tieff / ich glaub es wird Darum man sie so balden: Wol keiner mehr vorkommen. Exkurs: Kantaten im Umfeld der Salzburger Emigranten Zum Schluß sei ein kurzer Blick auf die Musiken gerichtet, die während der Durchreise der vertriebenen Salzburger zuweilen in den Gottesdiensten während ihres Aufenhaltes erklangen. Schon beim Empfang der Emigranten waren manchmal Musikanten zugegen. So sollten beispielsweise bei ihrer Ankunft in Hersbruck (vgl. oben) „die Stadt-Musici mit Zincken und Posaunen dabei erscheinen“. 155 Freilich wurden keineswegs überall für die Exulaten besondere Festgottesdienste abgehalten. Für Leipzig ist entgegen früherer Annahmen inzwischen sogar erwiesen, daß sich die „geistliche Versorgung der Salzburger […] zwar unter großer aktiver Teilnahme der Bürgerschaft [vollzog], aber ganz und gar im Rahmen der bestehenden gottesdienstlichen Verfassung.“ 156 Ob Johann Sebastian Bachs 1726 komponierte Kantate Brich den Hungrigen dein Brot BWV 39 anläßlich des Durchzuges Exulanten durch Leipzig am 15. Juni 1732 wirklich noch einmal zur Aufführung gelangte, ist 155 Zitiert nach Süß 1982, S. 5. 156 Casper 1982, S. 370. 61 ungewiß. Einen eigenen Festgottesdienst hat es, den Quellenstudien von Jost Caspar zufolge, anscheinend nicht gegeben. Doch nicht selten wurden andererorts zu Ehren der Exulanten besondere Gottesdienste durchgeführt, in denen - insofern Kräfte und Mittel zur Verfügung standen - auf die Emigranten thematisch abgestimmte Kantaten zu Gehör gebracht werden konnten. Ein Beispiel hierfür ist wiederum die Stadt Hersbruck. Hier stand der Donnerstag nach der Ankunft von 468 Emigranten am Mittwoch, den 16. Juli 1732, ganz im Zeichen ihrer geistlichen Versorgung. 157 Sowohl in einem Vormittagsgottesdienst als auch in einer eigens angesetzten nachmittäglichen Betstunde wurde je eine Kantate musiziert, „so sich gar wol auf dieser verfolgeten Leute Zustand schickte“. 158 In der vom Rektor der lateinischen Stadtschule, Johann Andreas Bühel (1684-1759), zusammengestellten Kurtze[n] und mit denen dazu gehörigen Beylagen begleitete[n] Relation, wie […] die […] Saltzburgischen Emigranten empfangen, bewithrtet und begleitet worden, sind die Texte der Kantaten vollständig abgedruckt. Auch wenn die Werke, deren Komponisten wir nicht kennen, 159 wahrscheinlich nicht ursprünglich für die Emigranten geschrieben, sondern lediglich aus einem vorhandenen Repertoire ausgewählt wurden, so zeigen bereits die Textanfänge der einzelnen Sätze die thematisch gezielte Abstimmung auf das Schicksal der Vertreibung. Im Vormittagsgottesdienst erklang eine Kantate mit dem Dictum „Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolget werden“ (Mt 5,10), dem die Sätze folgten: Choral („Seelig sind die müssen dulten Schmach, Verfolgung, Angst und Pein, da sie es doch nicht verschulden, und gerecht befunden seyn …“), Solo („Ich bin vergnügt in meinem Leiden, | Es sey Verfolgung, Schmach und Noth …“), Recita[tiv] („Welt, mache, was du willst, | Es gilt mir gleich, du singest, oder brüllst …“), Duet[t] („Ja, mein GOtt, du nimmst mich ein; | Bey Verfolgung, Angst und Schmerze | Soll dein Vatters-Schooß und Herze, | Mir zur Zuflucht offen seyn …“), Choral („GOTT lebet noch! | Seele, was verzagst du doch? …“). 160 Und in der nachmittäglichen Betstunde wurde eine kleine, aus zwei Arien und einem Rezitativ bestehende Cantata aufgeführt: Aria („Macht euch auf geängstete Leute | leget von euch das Joch fertig ab …“), Recita[tiv] („Auf Seelen, geht aus Asdod aus, | dem gantz verkehrten Hauß …“), Aria („Abge- 157 Vgl. den Reprint des Berichts bei Süß 1982, besonders S. 9-10. Bevor die Emigranten zum Abendmahl am Vormittagsgottesdienst zugelassen wurden, wurden sie zunächst vom Stadtpfarrer geprüft: „Zu dem Ende wurde an selbigem Morgen von Haus zu Haus herum gesagt, wer zum Heil. Abendmahl gehen wolle, solle sich früh um 6. Uhr in dem Pfleg-Schloß einfinden. Herr Stadt=Pfarrer kam auch gar bald dahin, um eine kurtze Prüfung mit ihnen anzustellen, und zu sehen, welche tichtig dazu befunden würden. Ihre Zahl belief sich endlich auf 175“ (S. 9). 158 Zitiert nach Süß 1982, S. 9. 159 In RISM A/ II sind sie Kantaten bisher nicht nachgewiesen. Lokalgeschichtsforschung würde die Komponisten möglicherweise namhaft machen können. 160 Zitiert nach Süß 1982, S. 20-21. 62 nehmer Thon uns Lohn, | den euch Christus vorgetragen! …). Insbesondere im Rezitativ konnten die Emigranten ihre Situation gespiegelt wiederfinden: Auf Seelen, geht aus Asdod 161 aus, dem gantz verkehrten Hauß; und scheut euch nicht, den Dagon 162 zu verschmähen; denn dorten suchet man des Höchsten Wort und seine Lehre, zum Sturtz der Seelen, zu verdrehen. Und, was wird seiner Ehre durch Bilder-Dienst zu kurtz gethan! Weg, weg mit solchen falschen Sätzen. Kommt, und bekennt vielmehr (wie schon geschehn und hoch zu schätzen) noch ferner Christi wahre Lehr! 163 Noch am Freitag, dem 18. Juli, dem Abreisetag der Emigranten, wurde in der Hersbrucker Stadtkirche „vor allen die Passions-Cantata […] gar beweglich aufgeführet“. 164 Doch es ist auch der Text einer Kantate überliefert, die ganz konkret auf die Vertreibung der Salzburger rekurriert, genauer: die in Zusammenhang mit der in Dresden veranstalteten Kollekte für die Exulanten verfaßt wurde. Bekanntlich durften die Emigranten auf ihrem Durchzug durch Sachsen die Residenzstadt Dresden des katholischen Hofes wegen nicht betreten. 165 Auf Anfrage des Dresdner Konsistoriums und auf Veranlassung des Corpus Evangelicorum ordnete August der Starke (1670-1733) von Warschau aus jedoch eine Kollekte in Sachsen für die Vertriebenen an. Diese wurde durch gottesdienstliche Predigten unterstützt. In Dresden hielt der Superintendent Valtentin Ernst Löscher (1674-1749) in der Kreuzkirche am achten und neunten Sonntag nach Trinitatis jeweils eine Predigt, in der er zur Kollekte aufrief. 166 Insgesamt kam die stattliche Summe von 28.366 Talern, 21 Groschen 161 Eine der fünf Fürstenstädte der Philister, gehörte eine zeitlang zu Juda, konnte aber auf Dauer von den Israeliten nicht behauptet werden. Die Stadt Asdod war Sitz des Dagon- Kultes. 162 Fisch- und Getreidegott der Philister. Sein Tempel befand sich in Asdod. 163 Zitiert nach Süß 1982, S. 33-34. 164 Zitiert nach Süß 1982, S. 11. Es war eine Kantate mit dem Dictum „Vatter / ich befehle meinen Geist in deine Hände! “ und den nachfolgenden Sätzen Canto con Violin („Nun gibt mein JESUS gute Nacht“), Aria (Reißt, ihr Wolcken, blitzt und kracht“), Choral („O Traurigkeit! | O Hertzeleid“), Recita[tiv] (O Traurigkeit! | Ach soll der HErr der Herrlichkeit“), Choral („Hertzliebster JEsu! was hast du verbrochen? “) Recita[tiv] („Nur meine Sünden, die sehr groß, | ach diese sind es bloß“), Aria („Es ist vollbracht! | Mein JESUS ist verschieden“), Choral („Es ist vollbracht, ich hab gekämpffet“), Text s. Süß 1982, S. 41- 43. 165 Vgl. Köckeritz 1998. 166 Valentin Ernst Löscher: Drey Predigten || Von der || Erkänntniß und Ehre || des Sohnes GOttes, || Darinnen JEsus gezeiget wird: || Alß || Der große und beste Führer, || Der rechte Armen=Freund und Versorger, || und || Der eintzige Fürsprecher, 63 und 6 Pfennigen zusammen. Nachdem August der Starke am 1. Februar 1733 in Warschau verstorben war, verfügte sein Nachfolger, sein Sohn Friedrich August II. (1696-1763), wahrscheinlich unter dem Einfluß des Kammerpräsidenten Heinrich Graf Brühl (1700-1763), daß die Einnahmen der Generalkollekte für die Fertigstellung der Dresdner Frauenkirche verwendet werden und nicht den inzwischen in Preußisch-Litauen angesiedelten Salzburgern zugute kommen sollte. In unserem Zusammenhang von Interesse ist der überlieferte Text der Kantate, die während des vom Superintendenten gehaltenen Gottesdienstes am neunten Sonntag nach Trinitatis, dem 10. August 1732 erklang. Göcking teilt ihn in seiner Vollkommenen Emigrationsgeschichte vollständig mit und betont, daß die Komposition eigens für den Gottesdienst verfaßt wurde: „Indeß ward von Sr. Königlichen Majestät in Polen [August der Starke war zugleich König von Polen, A.d.V.] befohlen, in Dresden eine Collecte für diese bedrängte Leute zu sammeln. Und damit die Einwohner zu desto größerer Freygebigkeit aufgemuntert würden; so richtete der Herr D. Valent. Ernst Löscher nicht allein seine Predigt am 3. und 10. August darnach ein: sondern es ward auch eine ordentliche Music darauf gemacht, und am 10. besagten Monats abgesungen […] Der Text zur Music, welche an diesem neundten Sonntage nach Trinitatis bey dieser Gelegenheit gemacht wurde, ist nicht gar zu lang, aber sehr einnehmend.“ 167 Die achtsätzige Kantate 168 ist ganz auf den Kollektenzweck ausgerichtet. Schon ihr Dictum nach Lukas 16, 9 folgt dieser Absicht: „Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf daß, wenn ihr nun darbet, sie euch aufnehmen in die ewige Hüttigen.“ Das zweite Rezitativ läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Geliebtes Sachsen Dir schicket Salzburg mit den Armen Gelegenheit Zur Mildtätigkeit, Und also reichen Seegen zu. || Wie aller wahren Christen, also insonderheit || Der Saltzburgischen Emigranten, || Welches aus den Evangelischen Texten am 8. 9. und 10.|| Sonntage post Trinit. bey Gelegenheit der vor die Saltzburger zusamm= || en Allergnädigst anbefohlene, und würcklich gesammleten Collecte, || vorgestellet worden, || von VALENT. Ernst Löschern, D, || Ober=Consitoriali und Superintendent zu Dreßden. || Dreßden und Neustadt, || Bey Gottlob Christian Hilschern. 1732. Exemplar der Franckeschen Stiftungen Halle, Signatur: S/ Thol: XII A 560. Zu Löscher vgl. Gretschat 1999. 167 Göcking 1734, S. 396-400, Zitat S. 397f., Kantatentext S. 398-400. 168 Tutti („Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon …“), Recitativ („Die Güter dieser Welt | Gedenckt ein Christ wohl anzuwenden …“), Aria („Die irdischen Güter verschwinden, | sie schweben in stetiger Flucht …“), Recitat[iv] („Geliebtes Sachsen | Dir schicket Saltzburg mit den Armen …“), Aria („Seegens=Quellen öffnet euch | Gegen eure Glaubens=Brüder …“), Recitat[iv] („Auf Dresden! hebe dich empor …“), Tutti („Das, was wir hier den Dürfftigen erweisen, | Will JEsus selbst an jenem Tage preisen“), Chorale („Seelig sind, die aus Erbarmen sich annehmen frembder Noth …“). 64 Was säumest du? Laß dein Erbarmen Und Wohlthun wachsen. Betrachte, die von Christi wegen Aus Ur, als Exulanten, gehen, In Willens, auf so rauhen Stegen Gefahr und Ungemach, Creutz’, Armuth, Weh und Ach Und alles auszustehen. Ist das Exempel ungemein, So soll auch deine Huld gantz unvergleichlich seyn. Den Textdichter und den Komponisten verschweigt Göcking. Doch dürfte der erstere wohl im Umfeld des Superintendenten Löscher zu suchen sein, in dessen Gottesdienst die Kantate erklang. Er engagierte sich stark für die Sammlung und verwies noch bei der Einweihung der Frauenkirche im Frühjahr 1734 auf das Unrecht der zweckentfremdeten Kollekte und bat hierfür um Vergebung. 169 Möglicherweise ist Löscher selbst der Kantatendichter, sind von ihm doch auch Kirchenliedtexte überliefert, wie zum Beispiel das noch heute bekannte Passionslied Ich grüße dich am Kreuzesstamm. Auch der damalige Kantor der Kreuzkirche, Theodor Christlieb Reinhold (1682-1755), käme als Verfasser in Frage. Die verschollene Musik entstammt mit großer Wahrscheinlichkeit seiner Feder. Reinhold war seit 1720 Kantor der Dresdner Kreuzkirche und komponierte unter anderem eine Kantate zur Grundsteinsteinlegung der Frauenkirche am 26. August 1726, „welche in zwei Theilen vor und nach der Predigt aufgeführt wurde“ 170 und zu der wiederum Löscher die Predigt hielt. Er ist darüber hinaus der Verfasser eines umfangreichen Lobgedichts auf Gottfried Silbermann aus Anlaß der Orgelweihe in der Frauenkirche 1736. 171 Es ist von daher denkbar, daß Reinhold auch die Kantate zur Kollekte für die Salzburger komponierte. Ein zeitgenössisches Oratorium über die Salzburger Emigranten schrieb im Hamburg Reinhard Keiser (1674-1739) nach einem Libretto von Christoph Gottlieb Wend (gest. 1745): Das große Zeichen unserer Zeit an den Saltzburgischen Emigranten zu erkennen (1733). Leider sind sowohl die Musik wie auch das handschriftliche Textbuch verschollen. 172 Die Frage, ob Wend oder Keiser Emigrantenlieder der Zeit aufgegriffen haben, wäre für deren Rezeptionsgeschichte von nicht geringem Interesse. Leider muß sie unbeantwortet bleiben. 169 Vgl. Köckeritz 1998, S. 227. 170 Zitiert nach John 1987, S. 60, dort über Reinhold S. 59-62. Vgl. außerdem ausführlich zur aufgeführten Musik während der Gottesdienstes zur Grundsteinlegung: John 1996, S. 138f. 171 Vgl. Hofmann 1998, S. 123-133 (mit kommentiertem Abdruck des Gedichts). 172 Vgl. Scheitler 2005, S. 312. Die Lieder 67 Editorische Notiz Für die Edition ausgewählt wurden ausschließlich Lieder im engeren Sinn aus gedruckten Quellen. Unberücksichtigt blieben andere lyrische Gattungen wie Gedichte, Poeme, Kantaten- und Oratorientexte und dergleichen, die die Salzburger Emigration zum Thema haben sowie Lieder aus handschriftlichen Quellen. Herangezogen wurden A) die 32 Lieder aus Joseph Schaitbergers Sendbrief, B) die in Einzeldrucken im Jahr der großen Emigration 1731/ 32 publizierten Lieder und C) die in anderen Emigrationsschriften eingestreuten Liedtexte. Die Lieder aus Schaitbergers Sendbrief sind zwar vor der Emigration von 1731/ 32 entstanden, doch rechtfertigt die weite Verbreitung des Sendbriefes unter den Emigranten ihre Aufnahme. Ihre Kenntnis erscheint sogar unerläßlich, wurden doch viele von ihnen in die separaten Lieddrucke der Emigration übernommen (vgl. Einleitung). In diesen Fällen folgt die Edition dem Sendbrief und teilt die abweichenden Lesarten der Konkordanzen in Fußnoten mit. Editionsgrundlage der Sendbrief-Lieder ist das in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg vorhandene Exemplar der 1733 bei Joh. Andreä Endters seel. Erben in Nürnberg erschienen Ausgabe (Signatur H 2003). Sie steht zum einen in zeitlicher Nähe zur Emigration und zählt zum anderen zu den noch authentischen Sammelausgaben des Sendbriefes. 1 Ediert sind die Lieder nach ihrem Auftreten in den Drucken. Die ursprüngliche Stellung der Lieder innerhalb eines Drucke wurde beibehalten, um so dem Leser eine Vorstellung von der Beschaffenheit der jeweilgen Vorlage als bibliographische Einheit zu vermitteln. Der Vorteil dieser Vorgehensweise zeigt sich besonders bei zyklisch oder zumindest thematisch eng zusammengehörigen Liedern, wie dies etwa auf die sechs unter dem Titel Die hartgeplagte Unschuld publizierten oder die beiden unter dem Titel Der Saltzburgischen Emigranten Wanderstab veröffentlichten Lieder von Rupert Schweiger zutrifft. Die gegenüber einer Edition von Einzelliedern in alphabetischer Folge erschwerte Auffindbarkeit eines Liedes wird durch ein Register der Titel- und Textanfänge ausgeglichen. Eine Ausnahme bilden die Lieder des Sendbriefes, die innerhalb ihrer Rubrik alphabetisch nach Textanfängen ediert wurden. Lieder, die zwischen verschiedenen Drucken konkordant auftreten, werden nur in einer Fassung ediert. Die Lesarten anderer Fassungen sind jeweils durch Fußnoten verzeichnet. Die Angaben beschränken sich in der Regel auf abweichende Worte, Sätze oder Satzteile. Differierende Orthographie oder 1 Zur Editionsgeschichte des Sendbriefes vgl. Clauss 1909, S. 160ff. 68 Zeichensetzung ohne Einfluß auf das Metrum bleiben dagegen als Lesartvariante weitgehend unberücksichtigt. Die edierten Texte folgen in Orthographie und Zeichensetzung den Quellen. Zeilenumbrüche wurden dagegen unabhängig von der Vorlage den Verslängen entsprechend vorgenommen. Die kontrafaszierten Kirchenliedmelodien sind durch Hinweis auf die bei Johannes Zahn edierten Fassungen (Z + Nummer) greifbar gemacht. Verweise auf Lieder aus dem Freylinghauser Gesangbuch als Vorlagen für Adaptionen in Schaitbergers Sendbief erfolgen durch Angabe der Nummern in der in den Franckeschen Stiftungen Halle in Arbeit befindlichen maßgeblichen Neuedition des Gesangbuchs (s. Literaturverzeichnis). Die Ausgabe ist zwar um Vollständigkeit bemüht, jedoch kann eine solche wegen der schwierigen Quellenlage, der oftmals an versteckter Stelle abgedruckten, ein- oder beigebundenen Lieder nicht geleistet werden. Darüber hinaus scheinen manche bibliographisch nachgewiesenen Lieder heute nicht mehr greifbar zu sein. Betroffen hiervon sind: • Ein Hertz=freudiges Trostlied, über die Worte: Gott mit uns! 1732 (Nachweis bei Doblhoff 1894, S. 162). • Ein erbauliches Lied, der Wanderstab genannt, gemacht von einem Georg auf der Lähngang im Goldecker=Gericht, des Saltzb. Ertz=Bisthums. 1732 (Nachweis bei Doblhoff 1894, S. 163). • Christoph Johann Dietrich Hopp(e): Ein Lied, mit welchem den 9. Sept. 1732 705 Saltzburg. Emigranten und 11. darauf 500 dergleichen Personen zu Neuruppin empfangen worden. 1732 (Nachweis bei Dannappel 1886, S. 10 sowie bei Ehmer 1975, S. 32, Nr. 181). • Wohin befiehlst du uns, o Gott, den Weg zu fassen. Florey (1980, S. 211f. und 1986, S. 144: hier vier Zeilen zitiert) zufolge befindet sich dieses Lied zusammen mit Wohin geht unser großer Zug? in den von Johann Jacob Moser herausgegebenen Emigrations-Acten, Stück 8, S. 8ff. In verschiedenen Exemplaren der ersten und zweiten Ausgabe (UB Salzburg, München, Mainz und Jena) findet sich jedoch nur das zweite angegebene Lied. Ein anderer Nachweis ist nicht bekannt. • Zwey geystreiche Emigranten-Lieder, derer, wegen der Evangel. Religion vertriebenen Saltzburger, o.O. (1732). - 4 Bl. Enth.: 1. I: Trostlied eines Exulanten (Ich bin ein armer Exulant); 2. Von der heiligen Ehr (Gott in deinem Himmelreich) (Nachweis bei Dannapel 1886, S. 37). Für Hinweise auf weitere Lieder, die es zweifellos gibt, ist der Herausgeber dankbar. Die Edition stellt erstmals eine Textgrundlage für weitergehende Beschäftigungen mit dem Thema bereit. Sie erhebt bewußt nicht den Anspruch einer historisch-kritischen Ausgabe. Eine solche wäre erst nach der Erfassung und Bewertung aller erhaltenen Quellen und ihrer Konkordanzen, einschließlich der handschriftlichen, zu verwirklichen. Die Einleitung versteht sich lediglich als Heranführung an die Thematik. 69 A) Die Lieder aus Joseph Schaitberger: Neu-vermehrter Evangelischer Sendbrief Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief, || Darinnen || vier und zwanzig nutzliche Büchlein || enthalten, || Geschrieben an die Lands=Leut || in Saltzburg und andere gute Freund, || dadurch dieselbige zur Christlichen Bestän- || digkeit, in der Evangelischen Glaubens=Lehr, || Augspurgischer Confession, in ihrem Gewissen, || aufgemuntert werden, || Aus Heiliger Göttlicher Schrift zusammengetragen, und auf Begehren || guter Freunde || samt einem Anhang || in Druck übergeben, || Von einem Bekenner der Wahrheit, um des Evan- || gelischen Glaubens willen vertriebenen Bergmann || aus Saltzburg, || Joseph Schaitberger, || nebst einem kurtz=gefassten Begriff von dessen Leben. || Luc. 22. v. 23. Wann du bekehrest bist, so || stärcke auch deine Brüder. || Nürnberg, || Zu finden bey Joh. Andreä Endters seel. Erben. 1733. Exemplar der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, H 2003. 71 Ach Herr! lehre mich bedenken Q: Sendbrief 1733, S. 334-335. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) nach Benjamin Schmolck (1672- 1737). Adaption des Liedes Ach Herr! lehre mich bedenken aus: Benjamin Schmolck: Heilige Liederflammen (Ausg. Leipzig 1727, Nr. 229, S. 203-205); Fischer, Kirchenliederlexikon I, S. 14. Ein schönes Sterb=Lied Im Thon: Freu dich sehr, O meine Seele [Z 6545] 1. Ach HErr! lehre mich bedencken, daß ich einmal sterben muß, lehre mich die Sinnen lencken, auf den letzten Lebens=Schluß. Stelle mir mein Ende für, 5 und erwecke die Begier, daß ich mich bey gsunden Leben, allzeit mög dem Tod ergeben. 2. Ach wer weiß, in welcher Stunde, mich die letzte Stimme weckt? 10 Denn GOtt hats mit seinem Munde keinem Menschen noch entdeckt. Wer sein Haus nun wol bestellt, der geht freudig aus der Welt, die sich aber nicht bereiten, 15 müssen ewig Straffe leiden. 3. Predigen doch meine Glieder täglich von der Sterblichkeit, leg ich mich zur Ruhe nieder, zeigt sich mir das Leichen=Kleid. 20 Dann der Schlaffe stellet mir immerdar den Tode für, ja das Bette kan mir sagen, so wird man ins Grab getragen. 72 4. Ach, wie gerne will ich sterben, 25 wann es doch nur seelig ist. Mein GOtt! laß mich nicht verderben, in der letzten Todes=Frist. Ach, wie wohl wird mir doch seyn, wann ich seelig schlaffe ein! 30 muß ich aber hier noch leiden, HErr! so stehe mir zur Seiten. 5. Soll es seyn Dir nachgelitten, laß es nur erträglich seyn, gib, daß ich nach deinen Sitten 35 mich gedultig geb darein. Der die Last zu tragen gab, wird sie wieder nehmen ab, GOTT kan lindern und auch wenden, denn es steht in seinen Händen. 40 6. Nun mein GOtt, du wirst es machen, daß ich seelig sterben kan, Dir befehl ich meine Sachen, nimm Dich meiner gnädig an, deines Sohnes theures Blut 45 komme mir alsdann zu gut. Wann ich reiß die Todes=Strassen, kan ich mich auf Dich verlassen. 73 Allein und doch nicht ganz alleine Q: Sendbrief 1733, S. 650-651. Konkordanzen: A) Zwey schön neue Geistliche Lieder (a), Nr. 2. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) nach Benjamin Schmolck (1672- 1737). Adaption des Liedes Allein und doch nicht ganz alleine aus: Benjamin Schmolck: Heilige Liederflammen (Ausg. Leipzig 1727, Nr. 68, S. 103-105); Fischer, Kirchenliederlexikon I, S. 34. Zwey geistliche Lieder. Das Erste. Im Thon: Wer nur den lieben GOtt läst walten, etc. [Z 2778] 1. Allein, und doch nicht gantz alleine bin ich in meiner Einsamkeit. Und wann ich gantz verlassen scheine, vertreibt mir JEsus selbst die Zeit, ich bin bey Ihm und er bey mir, 5 so kommt mirs gar nicht einsam für. 2. Geh ich zur Welt, man redt von Sachen, die nur auf Eitelkeit gericht, da muß ich mich verachten lassen, wann ich ein Wort darwider sprich: 10 Drum will ich lieber gantz allein, als bei der Welt Gesellschaft seyn. 3. Man könte mich sonst auch verkehren, wer greifft Pech ohne kleben an? Wie solt ich dann dahin begehren, 15 wo man GOtt bald vergessen kann? Gesellschaft, die verdächtig scheint, erwähl ich nimmermehr zum Freund. 74 4. Drum kann mich niemand hier verdenken, wann ich in meiner Einsamkeit 20 mich also suche einzuschrencken, daß GOtt allein mein Hertz erfreut, die Welt ist voller Trug und List, wohl dem, der GOtt ergeben ist. 5. Ein Welt=Kind mag Gesellschaft suchen, 25 ich liebe GOtt in stiller Ruh, und solten mir die Neider fluchen, so schließ ich meine Kammer zu, und nehme GOtt mit mir hinein, so bin ich niemal gantz allein. 30 6. Mit GOtt red ich in seinem Worte, und durch sein Wort redt Er mit mir: Bet ich an einem stillen Orte, so findt Er sich bald ein zu mir, hab ich Ihn dann bey mir zum Schutz, 35 so biet ich Welt und Teuffel Trutz. 7. Mach ich im Stillen meine Sachen, so hat Er seine Hand bey mir, ich mag nun schlaffen oder wachen, so stellt Er mir sein Bildnis 1 für, 40 auch in dem Traume spielet Er, als wann ich wachend bey ihm wär. 8. Wer wolte denn hier nicht erkennen, daß ich stets in Gesellschafft bin? und will die Welt mich einsam nennen, 45 so thu sie es nur immerhin, ich weiß doch, wann ich bin allein, daß GOtt und Engel bei mir seyn. 1 A: Bildnuß. 75 Drum, so will ich dieses Leben Q: Sendbrief 1733, S. 340-341. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) nach Michael Albinus (1624-1679) oder Johann Rosenmüller (1619-1684). Adaption des Liedes Alle Menschen müssen sterben (ab Strophe 2). Zur Verfasserschaft vgl. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. 1, Sp. 89: „Albinus wird das Lied ›Alle Menschen müssen sterben‹ (EKG 329) zugeschrieben. Wahrscheinlich ist aber Johannes Rosenmüller nicht nur der Komponist, sondern auch der Dichter dieses Liedes; denn er selbst nimmt die Verfasserschaft für sich in Anspruch, indem er das Lied bezeichnet als ›Letzte Ehre, welche dem Herrn Paul von Henßberg mit seiner Poesie und Musik hat erweisen wollen Johannes Rosenmüller. Leipzig 1652‹“. Freylinghausen, Ed. I/ 2, Nr. 575, S. 817; Fischer, Kirchenliederlexikon I, S. 35; Zahn 6776. 1. Drum, so will ich dieses Leben, weil es meinem GOTT beliebt, auch gar willig von mir geben, bin darüber nicht betrübt: Dann in meines JESU Wunden 5 hab ich nun Erlösung funden, und mein Trost in Todes=Noth ist des HErren JEsu Tod. 2. JEsus ist für mich gestorben, und sein Tod ist mein Gewinn, 10 er hat mir das Heil erworben! drum fahr ich mit Freuden hin, hin aus diesem Welt=Getümmel in des großen GOttes Himmel, da ich werde allezeit 15 schauen die Dreyfaltigkeit. 3. Da wird seyn das Freuden=Leben, da viel tausend Seelen schon sind mit Himmels=Glantz umgeben, dienen GOtt vor seinem Thron: 20 Da die Seraphinen prangen, 76 und das hohe Lied anfangen: Heilig, Heilig, Heilig heist GOTT der Vatter, Sohn und Geist. 4. Ach, ich habe schon erblicket 25 alle diese Herrlichkeit, jetzo werd ich schön geschmücket, mit dem weissen Himmels=Kleid und der güldnen Ehren=Krone, stehe da vor GOttes Throne, 30 schaue solche Freude an, die kein Ende nehmen kann. Nehemiä 5. v. 19. Gedencke meiner, mein GOtt im Besten! J[oseph] S[chaitberger] 77 Du bist ein Mensch, das weißt du wohl Q: Sendbrief 1733, S. 175-176 Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) nach Paul Gerhardt (1607-1676). Gekürzte Fassung des Liedes Du bist ein Mensch, das weißt du wohl von Paul Gerhardt. Freylinghausen, Ed. I/ 1, Nr. 206, S. 286-288; Fischer, Kirchenliederlexikon I, S. 136.; Zahn 5758. 1. Du bist ein Mensch, das weist du wohl, was strebst du denn nach Dingen, die GOtt der Höchst alleine soll, und kan zu wegen bringen? Du fährst mit deinem Witz und Sinn, 5 durch so viel tausend Sorgen hin, und denckst: Wie wills auf Erden, noch endlich mit mir werden? 2. Es ist umsonst. Du wirst führwahr mit allen deinem Dichten, 10 auch nicht ein einigs kleines Haar, in aller Welt ausrichten: Und dient dein Sorg sonst nirgend zu, als daß du dich aus deiner Ruh, in Angst und Schmertzen stürtzest, 15 uns selbst das Leben kürtzest. 3. Willst du was thun, das GOTT gefällt, und dir zum Heyl gedeyet, so wirff dein Sorgen auf den Held, den Erd und Himmel scheuet, 20 und gib dein Leben, Thun und Stand, nur frölich hin in GOttes Hand, so wird er deinen Sachen, ein gutes Ende machen. 78 4. Wer hat gesorgt, da deine Seel 25 im Anfang deiner Tage, noch in der Mutter Leibes=Höhl, und finstern Kercker lage? Wer hat allda dein Heil bedacht? Was hilfft da aller Menschen Macht, 30 da Geiste, Sinn und Leben, dir war ins Hertz gegeben? 5. Durch wessen Kunst steht dein Gebein, in ordentlicher Fülle? Wer gab dein Augen Licht und Schein, 35 dem Leibe Haut und Hülle? Wer zog die Adern hier und dort, ein jedes an ihr Stell und Ort? Wer setzte hin und wieder, so viel und schöne Glieder? 40 6. Heb auf dein Haupt, schau überall, hie unten und dort oben, wie GOttes Sorg auf alle fall, darum solt du ihn loben. Dein Brod, dein Wasser und dein Kleid, 45 ist auch schon eh als du bereit. Die Milch, die du erst nahmest, war auch schon, da du kamest. 7. Die Windlein, die dich allgemach umfiengen in der Wiegen, 50 dein Bettlein, Kammer, Stub und Dach, und wo du soltest liegen, das war ja alles zugericht, eh als dein Mund, Aug, Angesicht eröffnet war und sahe, 55 was in der Welt geschahe. 79 8. Thu als ein Kind und lege dich in deines Vatters Armen, bitt und flehe, bis er sich deiner woll erbarmen, 60 so wird dich GOTT durch seinen Geist, auf Wegen, die du jetzt nicht weißt, nach wohlgehaltnem Ringen, aus allen Sorgen bringen, Amen. 65 80 Du nennest dich ein wahren Christen Q: Sendbrief 1733, S. 651-655. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Vorbild für die Textfassung ist möglicherweise das Lied Du sagst, ich bin ein Christ von Johann Adam Haßlocher (1645-1726). Freylinghausen, Ed. I/ 1, Nr. 244, S. 332-333. [Zwey geistliche Lieder.] Das Andere: Im vorherigen Ton [Wer nur den lieben GOtt läßt walten, vgl. Allein und doch nicht ganz alleine.] [Z 2778] 1. Du nennest dich ein wahren Christen, doch trau ich deinen Worten nicht, wo ist der Baum mit seinen Früchten? Glaub ohne Werck ist nur Gedicht, der Glaub ist nicht ein blosser Schein, 5 wie du dir, Maul=Christ, bildest ein. 2. Willst du dich einen Christen heissen, so muß es nicht nur aussen seyn, du must es mit der That beweisen, sonst heist er nur ein Heuchelschein, 10 der Glaube zeiget seine Frücht, wo die nicht sind, da gilt er nicht. 3. Gerecht allein macht wol der Glauben, der dort vor GOtt bestehen soll, doch läßt er ihm die Werck nicht rauben, 15 das mag ein jeder mercken wol, nur dieses taugt für JEsu Christ, wo Glaubn und Lebn beysammen ist. 4. Was hilfft dich Kirch und Beichtstuhl gehen, wanns nicht mit wahrer Buß geschicht, 20 du mußt von deiner Sünd abstehen, sonst fällst noch mehr in GOttes Gricht, dein Leben muß geändert seyn, willst du zum Leben gehen ein. 81 5. Laß deinen Mund dich nicht betrügen, 25 mit einem blossen Glaubens=Ruhm, GOtt lässt sich nicht also belügen, mit einem todten Christenthum; ach folge nicht der bösen Welt, die nichts vom Christen=Leben hält. 30 6. Thu dich auch selber nicht verführen, bild dir den Himmel so nicht ein, du mußt dich vor zu GOTT bekehren, hernach kannst du auch seelig seyn. Es ist ein blindes Affenspiel, 35 wer ohne Buß gen Himmel will. 7. Drum bitte GOtt, bereu die Sünden, und fang ein anders Leben an, so wirst du schon Genade finden, was du zuvor Unrecht gethan, 40 halt dich an Christi Tod und Pein, so kanst getrost und frölich seyn. 8. Wirfft dir der böse Feind, der Teuffel, alsdann noch deine Sünden für, glaub vest, und bleibe ohne Zweiffel, 45 GOtt handelt nimmermehr mit dir, nach deiner Sünd und Missethat, weil Christus sie gebüsset hat. J[oseph] S[chaitberger] 82 Du Spiegel aller Tugend Q: Sendbrief 1733, S. 610-611. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Ein Lied Morgens und Abends zu sprechen. Im Thon: Hertzlich thut mich verlangen [Z 5385] 1. Du Spiegel aller Tugend, O reiner GOttes Geist, dir klag ich meine Jugend, denn du am besten weist, daß mich die Welt betrogen, 5 mit ihrer Eitelkeit, von dir mich abgezogen, das ist mir hertzlich leid. 2. Vergib mir meine Sünde, O JESU, GOttes Lamm, 10 sey gnädig deinem Kinde, du keuscher Bräutigam, vermähle mich aufs neue, mit deiner Heiligkeit, so bleib ich dir getreue, 15 jetzt und in Ewigkeit. 3. Ach HErr, laß mich bald scheiden, von dieser Jammer=Welt, ich sehne mich mit Freuden, ins schöne Himmels=Zelt, 20 weil aber mir kein Stunde, zum Sterben ist benennt, so hör aus meinem Munde, mein letztes Testament: 83 4. GOtt Vatter, meine Seele, 25 nimm du in deine Hand, führ sie aus dieser Höle ins rechte Vatterland. Du hast sie mir gegeben, so nimm sie wieder hin, 30 daß ich im Tod und Leben, dein eigen bleib und bin. 5. Was sollt ich, JESU, finden, das dir gefallen kan? Ach nimm doch meine Sünden, 35 dafür du gnug gethan, wirff sie in deine Wunden, ins rothe Meer hinein, so hab ich Heil gefunden und kan recht seelig seyn. 40 6. Dir, O Geist der Gnaden, laß ich den letzten Hauch, wann ich im Creutze wate, so hilf mir gnädig aus. Ach schrey in meinem Hertzen, 45 wann ich kein Glied mehr rühr, und stell in meinem Schmertzen mir nichts als JEsum führ. 7. Der Erde und dem Grabe, verschaff ich meinen Leib, 50 das ist mein letzte Gabe, die ich noch jetzt verschreib, nimm hin, du finsters Grabe, und hebe mein Leib auf, ich steh am Jüngsten Tage, 55 doch wieder frölich auf. 84 8. Das ist mein letzter Wille, GOtt druck das Siegel drauf, nun wart ich in der Stille, bis daß ich meinen Lauff, 60 durch Christi Tod vollende, drauf fahr ich frölich hin, ich weiß, daß ich am Ende auch ewig seelig bin. 85 Frage nicht: Warum ich klag? Q: Sendbrief 1733, S. 332-334. Konkordanz: A) Zwey schön neue Geistl. Lieder (b), Nr. 1. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Creutz=Lied Im Thon: Meinen JEsum laß ich nicht: [Z 3449] 1. Frage nicht: Warum ich klag? GOtt hat mich ja 1 gantz verlassen! Ich such Ihn offt Nacht und Tag, keinen Trost weiß ich zu fassen. Ach, die Sünd ist Schuld daran, 5 daß ich Ihn nicht finden kan. Es. 49. v. 14. 2. Ach, was hab ich doch gethan? Warum hab ich nicht bedencket, daß die gifftig Sünden=Schlang hernach im Gewissen kräncket? 10 Dieses macht die spate Buß, daß ich schier verzagen muß. 1 B. Mos. 4. v. 13. 3. Nun, was soll ich fangen an? Alle Sünd hab ich begangen, mein Gewissen klagt mich an, 15 und will mich jetzt gar verdammen! Ach, in bin verstossen schon, weil ich hab nicht 2 Buß gethan! Spr. Sal. 1. v. 28. 4. Schrey ich alle Menschen an, so auf dieser Welt noch leben: 20 Ob mir jemand helfen kan? Sprechen sie: Es ist vergeben 3 . In dem strengen GOttes G’richt, helffen auch die Engel nicht. Jer. 17. v. 5. 1 A: jetzt. 2 A: nit. 3 A: verbens [i.e. vergebens]. 86 5. Auch der Himmel klagt mich an: 25 Daß ich meinen GOtt betrübet, der mir so viel Guts gethan, und mich allzeit hoch geliebet. Jetzt muß ich für sein Gericht, weh mir, ich bestehe nicht! Röm. 2. v. 4.5. 30 6. Meine Buß ist nun zu spat, alle Hoffnung ist verlohren. Darum ich mit Hiob sag: Besser ich wär nie geboren! Dich, o JEsu, ruff ich an, 35 Du bist noch, der helffen kann. Hiob 3. v. 1. 7. Liebe Seele, fürcht dich nicht! Warum woltest du verzagen? Höre, was dein JEsus spricht, und was seine Krafft=Wort sagen: 40 Halt dich nur im Glauben dran, JEsus nimmt die Sünder an. Matth. 9. v. 2.13. 8. Weist du hier gleich keinen Rath, auf der gantzen Welt zu finden: Ey, so ist doch GOttes Gnad, 45 noch viel grösser als die Sünden. Wer Christum nur glaubig fasst, der wird frey von Sünden=Last. Röm. 5. v. 20. 9. Wann du hättest alle Sünd auf der gantzen Welt gegangen: 50 Glaube doch, O Menschen=Kind, Gnade köntest du erlangen. Ruff nur JEsum glaubig an, Er nimmt dich zu Ganden an. 1 Timoth. 1. v.15. 87 10. Klagen dich die Sünden an, 55 will das Gsetze dich verdammen? Schau mit Glauben=Augen an, Christum, der am Creutz gehangen. Siehe, Er ist GOttes Sohn, der für dich hat gnug gethan. Joh. 3. v. 17. 60 11. Förchtest du der Höllen Glut, damit Satan dich will schröcken? Tröste dich mit Christi Blut, dieses kan dich schon erquicken. Zeig dem Satan diesen Schatz, 65 ey! so find er keinen Platz. 1. Joh. 1. v. 7. 12. Sey getrost, mein liebe Seel, laß den Satan dich nicht schröcken, wirf nur deine Sünden all, hin auf JEsu Christi Rücken, 70 leg auf Ihn dein Sünden=Schuld, so erlangst du Gnad und Huld. Joh. 1. v. 29. 13. Du hast ja bereut die Sünd, daß sie dir nicht mehr kan schaden, ey, so bist du GOttes=Kind, 75 stehest schon im Stand der Gnaden, halt dich nur an JEsum Christ, der für dich gestorben ist. Röm. 8. v. 1. 14. Nun so hilff, du frommer GOTT, daß ich diesen Trost kan fassen, 80 ich will mich in Noth und Tod, vest im Glauben drauf verlassen, ich befehl in JEsu Händ meine Seel am letzten End. Psalm 31. v.6. 88 Getrost, mein Christ, in deinen Plagen Q: Sendbrief 1733, S. 330-331. Konkordanz: A) Drey schöne Geistliche Lieder, Nr. 1. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Buß= und Trost=Lied Im Thon: Wer nur den lieben GOtt läst walten. [Z 2778] 1. Getrost, mein Christ, in deinen Plagen, der Weg geht doch zum Himmel ein, du must auch GOtt dein Creutz nachtragen, wilt du sein Kind und Erbe seyn. Wer hie gedultig leiden kan, 5 dem schencket GOtt die Himmels=Cron. 2. GOtt führt uns hie durch rauhe Wege, auf einer Bahn, die Trübsal heist, verträgt man aber seine Schläge, gedultig und mit stillem Geist, 10 so folget auf die Leidens=Zeit, die ewig Freud und Herrlichkeit. 3. Drum halte nur gedultig stille, was GOtt thut, das ist wolgethan, und gib dich nur in seinen Willen, 15 gnug, daß Er dich nicht lassen kan. Auch in der letzten Todes=Pein, will JEsus selber bey dir seyn. 4. Ach mein GOtt, lehre mich bedencken, daß ich auch einmal sterben muß, 20 und alle Sinn dahin zu lencken, auf meinen letzten Lebens=Schluß. O HErr! mach mich darzu bereit, willig zu sterben allezeit. 89 5. Muß ich lang auf dem Kranck=Bett liegen, 25 so nimm ichs gern an mit Gedult, weiß ich doch schon, GOtt hilfft mir siegen, denn Er ist voller Gnad und Huld. Wanns Leiden hier ein End wird seyn, so führt er mich zum 1 Himmel ein. 30 6. Ach Vatter! decke meine Sünden, mit dem Verdienste Christi zu, darein will ich mich glaubig finden, das gibt der Seelen Trost und Ruh. O JEsu! nimm dich meiner an, 35 daß ich nur seelig sterben kan. 7. Ich hab mich GOtt nun gantz ergeben, auf seinen Tod bin ich getaufft. Ich mag nun sterben oder leben, so nimmt Er mich zu Gnaden auf. 40 Mein GOtt! ich bitt durch Christi Blut, mach nur mein letztes Ende gut. 8. Mein JEsum will ich nimmer lassen, so lang ich hier im Leben bin, ich will Ihn vest im Glauben fassen, 45 wann meine Seele fährt dahin. Das letzte Wort, so mein Mund spricht, soll heissen: JEsum laß ich nicht. 1 A: in. 90 Gott sprach zum Vater Abraham 1 Q: Sendbrief 1733, S. 655-659. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Ein geistliches Lied von Abraham und seinem Sohn Isaac. Ersten B[uch] Mos[e] am 22. Cap[itel] Im eigenen Ton: 1. GOtt sprach zum Vatter Abraham: Geh hin, nimm Isaac deinen Sohn, Und schlacht ihn mir zum Preise, Daß sich dein Ghorsam weise. 2. Da macht sich Abraham früh auf, 5 Steigt mit Isaac den Berg hinauf, Er wolt sich nicht lang wehren, Und folget GOtt dem HErren. 3. Er sprach: Isaac! mein lieber Sohn, Den Ort hat mir GOtt zeiget an, 10 Das Holz mußt hier ablegen Und mir Gehorsam pflegen. 4. Vatter, ich seh kein Opffer hier, Wo ist ein Lamm, das zeige mir; Was soll geopfert werden, 15 Aus unsern großen Heerden? 5. Mein Sohn, ich brauch kein Opffer=Thier, Was ich dir sage, folg du mir, GOtt wird diß Opffer gfallen, Vor andern Thieren allen. 20 1 Das Lied ist auch enthalten in einem handschriftlichen Gesangbuch aus dem Umfeld des österreichischen Geheimprotestantismus, und zwar aus der Oberkärntner Pfarrgemeinde Radenthein. Das Buch stammt aus der Zeit um 1720 und befindet sich heute im Diözesanmuseum in Fresach, vgl. Oskar Sakrausky: Das evangelische geistliche Lied in Kärnten, in: Carinthia I 171 (1981), S. 271-287, hier S. 281, Anm. 23. 91 6. Isaac, hertzlieber Sohne mein, Das Opffer mußt du selber seyn, GOtt hat mich das geheissen, Ich muß Gehorsam leisten. 7. O Vatter, das kommt mir so schwer, 25 Daß mich zum Opfer will der HErr, Doch will ich mich ergeben Und kost es auch mein Leben. 8. Isaac, du lieber Sohne mein, Ich bleibe doch der Vatter dein, 30 Es fällt mir selber schwehre, Was ich von dir begehre. 9. Die Augen=Thränen mir ausbricht, Vernunft und Glauben mit mir ficht. Isaac, wir wollen eilen, 35 Und länger nicht verweilen. 10. Mein Vatter, obs gleich schmertzen thut, Wann ich vergiessen werd mein Blut, Doch will ich mich nicht wehren, Weils GOtt gereicht zu Ehren. 40 11. O Sohn, wie ist mein Hertz so schwer! Kein Kummer druckt mich nie so sehr, Soll ich mit meinen Händen Dein junges Leben enden? 12. Ach GOtt, was forderst du von mir, 45 Daß ich mein Sohn soll opffern Dir? Doch brech ich meinen Willen, Den deinen zu erfüllen. 92 13. O Sara, frommes Mutter=Hertz! Welch Jammer, Angst und grossen Schmertz, 50 Wirst du hernach erfahren, Wann ichs solt offenbahren. 14. Wir haben uns doch allezeit, An dir, mein Isaac, hoch erfreut. Ich lieb dich noch von Hertzen, 55 Dein Tod der thut mich schmertzen. 15. Ich habe schon lang gehofft, Und bey mir selbst gewünschet offt, GOtt woll dein Saamen mehren, Zu seines Namens Ehren. 60 16. Weil aber GOtt nun haben wolt, Daß ich mein Sohne opffern solt. Isaac ich soll dich schlachten, Wie könt ich das verachten? 17. Mein Vatter, obs schon bitter ist, 65 Daß ich jetzt sterb zu dieser Frist, Muß unter deinen Händen, Mein junges Leben enden. 18. Doch geb ich mich gedultig drein, Will GOtt und dir gehorsam seyn, 70 Und hätt ich tausend Leben, So will ichs doch hingeben. 19. Und hiemit, Vatter, danck ich dir, Was du hast Guts erzeiget mir. Ich bitt, wollst mir vergeben, 75 Was ich gethan im Leben. 93 20. Mein Sohn, leg ab das Ober=Kleid; Den bittern Tod jetzt von mir leid. Nimm ich dir schon dein Leben, GOtt kann dirs wieder geben. 80 21. Mein Vatter, ich richt mich darzu, Was GOtt befohlen dir, das thu. Der Himmel steht mir offen, Auf Christum thu ich hoffen. 22. Isaac, du mein hertzliebes Kind, 85 Nun deine Händ und Füß ich bind, Damit dein Leib nicht rucke, Wenn ich das Messer zucke. 23. Mein Vatter, ich geh hin zum Tod, Du aber leb getrost in GOtt, 90 Denn was Er dir versprochen, Das bleibet ungebrochen. 24. Mein lieber Sohn, jetzt nimmt dich GOtt, Ich bleib dein Vater bis in Tod. Nun geb ich dir den Streiche, 95 Fahr hin in GOttes Reiche. 25. Vatter, den letzten Kuß nimm hin, Zum Tod ich dir gehorsam bin, Getrost scheid ich von hinnen, Will GOtt zum Opffer brinnen 2 . 100 26. Darauf spricht GOtt zum Abraham: Halt auf den Streich, du Glaubens=Mann, Dein Sohn, den ich dir geben, Der soll noch ferner leben. J[oseph] S[chaitberger] 2 = brennen. 94 Herr Jesu Christ, meins Lebens Licht Q: Sendbrief 1733, S. 292-293. Gekürzte Fassung des Liedes O Jesu Christ, meins Lebens Licht von Martin Behem (1557-1622). Freylinghausen, Ed. I/ 2, Nr. 561, S. 800-801. Im Thon: HErr JEsu Christ, meins Lebens Licht, etc. [Z 533a] 1. HERR JEsu Christ, meins Lebens Licht, mein höchster Trost und Zuversicht, auf Erden bin ich nur ein Gast, und druckt mich sehr der Sünden Last. 2. Ich hab für mir eine schwere Reiß, 5 zu Dir ins himmlisch Paradeiß, das ist mein rechtes Vatterland, daran Du dein Blut hast gewandt. 3. Zu reisen ist mein Hertz sehr matt, der Leib gar wenig Kräfften hat, 10 allein mein Seele schreyt in mir: HErr, hol mich heim, nimm mich zu Dir. 4. Ach stärck mich durch das Leiden dein, in meiner letzten Todes=Pein, dein Blut=Schweiß mich tröst und erquick, 15 mach mich frey durch dein Band und Strick. 5. Die heiligen fünff Wunden dein, laß mir rechte Felßlöcher seyn, darein ich flieh als eine Taub, daß mich der höllische Feind nicht raub. 20 95 6. Wann mein Mund nicht kan reden frey, dein Geist in meinem Hertzen schrey, hilff, daß mein Seel den Himmel find, wenn meine Augen werden blind. 7. Dein letztes Wort laß seyn mein Licht, 25 wann mir der Tod das Hertz zerbricht, behüte mich für Ungeberd, wenn ich mein Haupt nun neigen werd. 8. Dein Creutz laß seyn mein Wanderstab, mein Ruh und Rast dein heiligs Grab, 30 und die reine Grab=Tücher dein, laß meine Sterbens=Kleider seyn. 9. Auf deinen Abschied, HErr, ich trau, darauf mein letzte Heimfahrt bau, thu mir die Himmels=Thür weit auf, 35 wann ich beschließ meins Lebens Lauf. 96 Herzlich tut mich verlangen Q: Sendbrief 1733, S. 291-292. Gekürzte Fassung des Liedes Herzlich tut mich verlangen von Christoph Knoll (geb. 1624). Freylinghausen, Ed. II/ 2, Nr. 652; Fischer, Kirchenliederlexikon I, S. 291f. Im Thon: Hertzlich thut mich verlangen, etc. [Z 5385] 1. Hertzlich thut mich verlangen, nach einem seeligen End, weil ich hier bin umfangen, mit Trübsal und Elend: Ich hab Lust abzuscheiden, 5 von dieser bösen Welt, sehn mich nach ewigen Freuden, O JEsu! komm nur bald. 2. Du hast mich ja erlöset, von Sünd, Tod, Teuffel und Höll, 10 es hat dein Blut gekostet, drauf ich mein Hoffnung stell: Warum soll mir denn grauen fürm Tod und höllischem Gsind, weil ich auf GOtt thu bauen, 15 bin ich ein seeligs Kind. 3. Gesegn euch GOtt der HErre, ihr Vielgeliebte mein, trauret nicht allzusehre, über den Abschied mein: 20 Beständig bleibt im Glauben, wir werden in kurtzer Zeit, einander wieder schauen, dort in der Ewigkeit. 97 4. Nun will ich mich gantz wenden, 25 zu Dir HERR Christ allein, gib mir ein seeligs Ende, send mir dein Engelein: Führ mich ins ewige Leben, das Du erworben hast, 30 durch dein Leiden und Sterben und blutiges Verdienst. 5. Hilff, daß ich ja nicht wancke, von Dir, HERR JEsu Christ, den schwachen Glauben stärcke, 35 in mir zu aller Frist: Hilff mir ritterlich ringen, dein Hand mich halt in acht, daß ich mög frölich singen: GOtt Lob, es ist vollbracht! 40 98 Heut, ruhe, liebe Seel Q: Sendbrief 1733, S. 653-655. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) nach Anton Ulrich von Braunschweig (1633-1714). Adaption des Liedes Nun ruhe, meine Seel aus: Anton Ulrich von Braunschweig: Christ-Fürstliches Davids-Harpfen-Spiel, Nürnberg 1667, S. 142-148. Ein Sonntags=Lied. Im Thon: O GOtt, Du frommer GOtt [Z 5144] 1. Heut, ruhe, liebe Seel, laß alle Arbeit liegen, und suche diesen Tag in GOtt dich zu begnügen, leg alle Welt=Geschäfft 5 in deinem Hertzen ab, damit GOtt seine Ruh heut in dir haben mag. 2. GOtt wird heut seine Ruh in deinem Hertzen haben, 10 Er kehret bey dir ein mit seinen Gnaden=Gaben drum ruhe, liebe Seel, laß Sorg und Arbeit seyn, entschlage dich der Welt, 15 und ruhe GOtt allein. 3. Heut soll kein Welt=Gedanck in deinem Sinne schweben, heut mußt du GOtt dein Hertz zur Wohnung übergeben, 20 damit Er gantz allein in dir sein Ruhe find, wann Sünd und Schand von dir hinaus getrieben sind. 99 4. So dancke deinem GOtt, 25 daß Er dir hat gegeben, den lieben Sabbath=Tag, daß du kanst ruhig leben. Beweine deine Sünd, heut ist des HErrn Tag, 30 damit Er Wohnung find und in dir ruhen mag. 5. Lob GOtt mit aller Macht, rühm Ihn mit vollem Munde, bring Ihm dein Opffer heut, 35 aus reinem Hertzens=Grunde, erhebe deine Stimm, zu preisen seine Güt, und danck Ihm inniglich mit heiligem Gemüth. 40 6. Wann du in GOtt so ruhst, alsdann bleibt dir verborgen, dein Noth und Jammer=Last und überhäuffte Sorgen, drum lege alles ab, 45 und ruh in GOtt allein, so wird dir dieser Tag ein süsser Ruh=Tag seyn. 7. Du bist heut aus der Welt und bist nun gantz befreyet, 50 von deiner Sorgen=Last, und durch die Ruh erneuet, du fürchtest kein Gefahr, und weist von keiner Noth, weil du nun gantz und gar 55 heut ruhst in deinem GOtt. 100 8. Ach! wann doch dieser Tag nur öffters möcht erscheinen, so dörfft in macher Plag dein Hertz nicht also weinen, 60 es wär auch deine Müh in Ruh und Rast verkehrt, und deines Glaubens Licht in dir sehr groß vermehrt. 9. Doch sey vergnügt hiemit, 65 daß dir ein Tag gegeben, daß heut dein Seel im Fried in GOtt kan ruhig leben, gebrauch denselben recht, und warte nach der Zeit 70 auf die vollkommne Ruh, dort in der Seeligkeit. 10. Drum höre, liebe Seel, heut wirst du immer wachen, und ja nicht mit der Welt 75 in deinen Sünden schlaffen, sondern mach dich noch heut zum Tode recht bereit, so bist du GOttes Freund hier und in Ewigkeit. 80 11. Wohl dir! so fern du trachtst bis auf die letzte Stunde, daß du anhören magst die Wort aus JEsu Munde: Komm her, du frommer Knecht, 85 geh ein zu meiner Freud, das himmlisch Burger=Recht ist dir hiemit bereit. 101 12. Und wann diß Elend aus[,] wann alle Angst und Plagen, 90 wann alle Sorgen=Strauß, wann alle Furcht und Zagen, so folgt der Sabbath dort, der dich erfreuen soll, halt dich an GOttes Wort, 95 so lebst und stirbst du wol. J[oseph] S[chaitberger] 102 Ich bin ein armer Exulant Q: Sendbrief 1733, S. 131-133. Konkordanzen: 1 A) Drey geistreiche Trost-Lieder, Nr. 3 B) Drey schöne Neue geistliche Lieder, Nr. 1 C) Gebeth, Welches die Saltzburgischen Emigranten […] nebst einem Anhang von drey schönen Liedern, Nr. 1 D) Kurtze doch wahrhafftige Beschreibung, Nr. 1 (ohne Str. 14) E) Ein schön Geistlich Lied Welches etliche hundert F) Vier auserlesene Geistreiche Lieder, Nr. 4 G) Göcking 1732, S. 612-14, vgl. dort auch die Fassung im Salzburger Dialekt H) Derer Saltzburgischen Emigranten Gewöhnliches Reiselied, vgl. dort auch die Fassung im Salzburger Dialekt I) Emigranten Lied J) Des Actenmäßigen Berichts […] Erste Fortsetzung K) Der Saltzburgischen Emigranten […] Eigenes Lied L) Willkommens-Gruß und Abschieds-Kuß M) Kurtze und besondere Nachricht Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Trost=Lied eines Exulanten Im Thon: Ich danck dir schon durch deinen Sohn. [Z 247b] Oder: Hör, liebe Seel, dir ruft der HErr! [Z 252] 1. Ich bin ein armer Exulant, also muß 2 ich mich schreiben. Man thut 3 mich aus dem Vatterland um GOttes Wort vertreiben. 1 Mehr noch als bei allen anderen Liedern können die angegebenen Konkordanzen keine Vollständigkeit beanspruchen, da dieses äußerst populäre Lied unzählige Male gedruckt und nachgedruckt wurde. Manche nur noch über die Literatur nachgewiesenen Ausgaben sind heute nicht mehr erhalten. So ein von G. Kühn (Kühn 1905, S. 12) zitierter bei Heergart in Langensalza publizierter Druck (vormals Stadtarchiv Eisenach, Fasc. Ia No. 124, Nr. 21). Die Lesart, die Kühn mitteilt (sie wurde in der obigen Edtion nicht berücksichtigt, da nur auf Autopsie beruhende Konkordanzen von Originaldrucken herangezogen wurden) steht anscheinend der bei Göcking (Konkordanz G) mitgeteilten Variante sehr nahe, mit der Ausnahme, daß es in Zeile 24 „bloss Verschulden“ heißt, anstatt - wie in allen anderen Konkordanzen - „bös Verschulden“. Vgl. auch die Edition, Anmerkungen und bibliographischen Nachweise bei Hartmann 1972, Bd. 2, S. 274-278. 2 B, D, E, G, L: thu. 3 B, D, E, G, L: Sie thun. 103 2. Doch 4 weiß ich wohl, HErr JEsu mein, 5 es ist Dir auch so gangen, jetzt 5 soll 6 ich dein 7 Nachfolger seyn, machs, HErr, nach dein 8 Verlangen. 3. Ein Pilgrim 9 bin ich auch nunmehr, muß reisen fremde 10 Strassen; 10 drum 11 bitt ich Dich, mein GOtt und HErr, du wollst 12 mich 13 nicht verlassen. 4. Ach, steh mir 14 bey, du starcker 15 GOtt, Dir hab 16 ich mich ergeben, 17 verlaß mich nicht in meiner 18 Noth, 15 wanns 19 kosten soll 20 mein Leben. 5. Den Glauben hab ich frey bekennt 21 , deß 22 darff ich mich nicht schämen: Ob man mich einen 23 Ketzer nennt und thut mirs 24 Leben nehmen. 25 20 4 B, D, E, G, L: Dis. 5 A, M: itzt. 6 B, D, E: will, G, L: muß. 7 F: ein. 8 B, C, D, G: dein’m; E, F, J: deim; H, M: deinem; K, L: deinm. 9 D, E: Pilgram. 10 D: reißn auf fremden; E: reysen auf frembte; L: reis’n auf frembder; M: fremder. 11 B, D, E, L: Das. 12 B, E; L: wirst. 13 D, E, L: uns. 14 H: doch. 15 B, D, E, G, L: treuer. 16 G: thu. 17 B, D, E, L: ich thu mich Dir ergeben. 18 B, D, E, G, L: dieser. 19 B, K, M: wenns; F: wenn. 20 A, D, E, G, K, L: solt; H: Wann es auch kost’. 21 D, J: bekannt. 22 A, B, E: daß; I: Das. 23 B, E, L: ob man mich schon ein’n (E, G: ein); D: ob man mich gleich ein’n. 24 H: Thut mir das. 25 J: Unds Leben mir thut nehmen. 104 6. Ketten und Band war 26 mir ein Ehr, um JEsu willen 27 zu dulten 28 : Denn 29 dieses macht die Glaubens=Lehr und nicht mein böß Verschulden. 7. Ob 30 mir der Satan und die Welt 25 all mein Vermögen rauben; wenn 31 ich nur diesen Schatz behält 32 : GOtt und den rechten Glauben 33 . 8. GOtt! 34 wie Du wilst 35 , ich gib 36 mich drein, bey Dir will ich verbleiben. 30 Ich will mich gern 37 dem 38 Willen dein 39 gedultig unterschreiben. 40 9. Muß ich gleich in das 41 Elend fort, so will ich mich nicht wehren. Ich hoffe doch, 42 GOtt wird mir dort 35 auch gute Freund beschehren. 43 26 B: war’n , D: Banden sind; E, G: Banden war; H, L: Band’n war. 27 B, C, D, H, M: will’n; F, J, L: willn; K: Willn. 28 A, B, D, G, H, I, J, L: dulden. 29 D, E, G, L: und; H, J: Dann. 30 D, E: Wann; G, L: Wenn. 31 C, J: wann. 32 A, B, F, K: behalt; D: behalt ich doch, was mir gefällt; E: thu ich doch disen Schatz behalten; G: Bin ich doch reich, wenn’s Hertz behält; H: Wenn ich Ja nur den Schatz behalt, L: Thu ich doch als ein Christen=Held. 33 L: Fest stehn beym rechten Glauben. 34 A; I, K: HErr. 35 A, B, G, H, K, L: wilt. 36 A, B, D, F, H, I, K, L, M: geb. 37 J: gar. 38 D, L: den. 39 F: sein. 40 H: Geduldig mit verschreiben. 41 B, L: Wenn (D, E: Wann) ich gleich muß ins; G: Muß ich auch gleich ins. 42 D, E, L: so hoff ich doch; G: Ich hoff gewiß. 43 A: auch Glück und Seegen bescheren; E: auch gute Freunde geben. 105 10. Nun will 44 ich fort 45 in GOttes Nam, alles ist mir 46 genommen; doch 47 weiß ich schon, die Himmels=Cron 48 werd ich einmal 49 bekommen. 40 11. So geh ich heut 50 von meinem Haus, die Kinder 51 muß ich lassen 52 : Mein GOtt, das treibt mir Thränen 53 aus, zu wandern fremde 54 Strassen. 12. Ach führ mich, GOtt, 55 in eine Stadt, 45 wo ich dein Wort kan haben, 56 damit will ich mich 57 früh und spat in meinem 58 Hertzen laben 59 . 13. Soll 60 ich in diesem 61 Jammerthal 62 noch lang 63 in Armut leben, 50 GOTT wird mir dort im 64 Himmels=Saal 65 ein beßre 66 Wohnung geben. 44 B, D, E, L: So geh’. 45 G: So geh ich hin. 46 H: Weil mir ist all’s. 47 B, E, L: So. 48 H : Golden’ Cron. 49 H : nun wohl. 50 B, D, E, G, L: fort ; H: nun. 51 F: Meinen; H: Kind’r. 52 H: verlassen. 53 D, E, G, L: Zähren. Diese Lesart stammt möglicherweise aus der Fassung im Salzburger Dialekt, s. dort. 54 L: frembder. 55 B, D, E, G, L: Mein GOTT führ’ mich. 56 B, D, E, L: wo mich dein Wort kan laben. 57 B, D, E, G: so will ich dich dort; L: So will dich dorten. 58 F: meinen. 59 B, D, E: haben. 60 L: Muß. 61 B, F: diesen. 62 L: Zähren=Thal. 63 D: läng’r (L: längr); E, G: länger. 64 A, F, I: in; D, E: so wird mir dort ins; G, L: so wird mir Gott ins. 65 B: so wird mir GOTT ins Himmels=Sahl. 66 A, B, E, L: besser, F: eine beßre; H: Ein’ bessere. 106 14. 67 Wer 68 dieses Liedlein hat gemacht, der wird hier nicht 69 genennet, des Papstes Lehr 70 hat er veracht, 55 und Christum 71 frey bekennet. J[oseph] S[chaitberger] 72 67 D: 14. Strophe fehlt; K: 14. Strophe in runden Klammern. 68 G; H, L: Der. 69 A, K: wohl [sic]. 70 L: Der Menschen=Satz. 71 L: JEsum. 72 A: zum Trost. Joh. Saitberger [sic]. B, C, D, E, F, J, M: ohne Verfasserinitialen. G, H, I: Verfasser wird voraus genannt; K: Johann [sic] Schaitberger. 107 Ich danke dir, mein Gott Q: Sendbrief 1733, S. 661-664. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Stund=Gebet. Dabey man sich der Wohlthaten GOttes erinnern kan. 1. Ich dancke Dir, mein GOtt! für gut und böse Stunden, so offt die Stunde schläg, ist eine überwunden. 2. Ich danck Dir für die Stund, 5 daß Du, JEsu, bist kommen, und hast mein Sünden=Schuld, von mir auf dich genommen. 3. Ich danck die für die Stund, daß du für mich gelitten, 10 und hast am Creutzes=Stamm, für meine Seel gestritten. 4. Ich danck dir für die Stund, daß Du bist auferstanden, und hast mich frey gemacht 15 von Höll und Todes=Banden. 5. Ich danck dir für die Stund, darin ich bin gebohren, daß Du mich armen Wurm, zu deinem Kind erkohren. 20 6. Ich danck dir für die Stund, darin ich bin getaufft, daß du in deinen Bund mich gnädig nahmest auf. 108 7. Ich danck dir für die Stund, 25 daß Du mir offt zu gut, mein krancke Seel gespeist, mit deinem Leib und Blut. 8. Ich danck dir für die Stund, daß Jammer, Angst und Plagen, 30 mir deine Vatters=Hand, hat gnädig helffen tragen. 9. Ich danck dir für die Stund, daß Du mir Hülff gesendt, und dich in meinem Creutz, 35 tröstlich zu mir gewendt. 10. Ich danck dir für die Stund, daß Du mir Tranck und Speiß, allzeit beschehret hast, nach vätterlicher Weis. 40 11. Ich danck dir für die Stund, daß du verschonet hast, und nicht zur Höll gestürtzt, in meiner Sünden=Last. 12. Ich danck dir für die Stund, 45 daß ich dein Wort kan hören, dardurch des Glaubens=Grund, zur Seeligkeit erlernen. 13. Ich danck dir für die Stund, die auch einmal wird kommen, 50 daß ich zu deinem Reich, werd ewig aufgenommen. 109 14. So danck ich Dir, mein GOtt! für gut und böse Stunden, die ich durch deine Gnad 55 hab glücklich überwunden. 15. Noch eines bitt ich, HERR! Nimm du am letzten End, mein arme Seel zu Dir, JEsu, in deine Händ, Amen. 60 110 Ich hab mein Sach Gott heimgestellt Q: Sendbrief 1733, S. 289-291. Gekürzte Fassung des Liedes Ich hab mein Sach Gott heimgestellt von Johann Leon (gest. um 1598? ). Freylinghausen, Ed. I/ 2, Nr. 563, S. 802-804; Fischer, Kirchenliederlexikon I, S. 336f. Im Thon: Ich hab mein Sach GOtt heimgestellt, etc. [Z 1678] 1. Ich hab mein Sach GOtt heimgestellt, Er machs mit mir, wies Ihm gefällt: Soll ich allhie noch länger lebn, nicht widerstrebn, sein Willn thu ich mich gantz ergebn. 5 2. Mein Zeit und Stund ist, wann GOtt will, ich schreib Ihm nicht vor Maß noch Ziel: Es sind gezehlt all Härlein mein, beyd groß und klein, fällt keines ohn den Willen sein. 10 3. Und ob mich schon mein Sünd anficht, dennoch will ich verzagen nicht. Ich weiß, daß mein getreuer GOtt für mich in Tod, sein lieben Sohn gegeben hat. 15 4. Derselbig mein HErr JEsus Christ, für all mein Sünd gestorben ist, und auferstanden mir zu gut, der Höllen Glut, gelöscht mit seinem theuren Blut. 20 5. Dem leb und sterb ich allezeit, von Ihm der bitter Tod mich nicht scheid. Ich leb oder sterb, so bin ich sein, Er ist allein, der einige Trost und Helffer mein. 25 111 6. Das ist mein Trost zu aller Zeit, in allem Creutz und Traurigkeit, ich weiß, daß ich am Jüngsten Tag, ohn alle Klag, werd auferstehn aus meinem Grab. 30 7. Mein lieber frommer getreuer GOtt, all mein Gebein bewahren thut, da wird nicht eines vom Leibe mein, sey groß oder klein, umkommen noch verloren seyn. 35 8. Mein lieben GOtt von Angesicht, werd ich anschauen, dran zweiffel ich nicht, in ewiger Freud und Seeligkeit, die mir bereit. Ihm sey Lob, Preiß in Ewigkeit. 40 9. O JEsu Christe GOttes Sohn, der Du für mich hast gnug gethan, ach schleuß mich in die Wunden dein, Du bist allein, der einig Trost und Helffer mein. 45 112 Ich kann nicht mehr Q: Sendbrief 1733, S. 637-640. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) nach Anton Ulrich von Braunschweig (1633-1714). Adaption des Liedes Ich kan nit mehr aus: Anton Ulrich von Braunschweig: Christ-Fürstliches Davids-Harpfen-Spiel, Nürnberg 1667, S. 201-205. Klag= und Trost=Lied im Creutz und Leiden. Im eigenen Ton: 1. Ich kan nicht mehr, so leiden diesen Jammer, denn der grosse Creutzes=Hammer fällt gar zu schwer. Es währet schon so lange, 5 das machet mir so bange. HERR hilff, und mich erhör! Ich kan nicht mehr. 2. Du kanst noch mehr, mit JEsu Beistand tragen, 10 du must nicht gleich verzagen in deiner Bschwer: auf GOTT setz dein Vertrauen, sein Hülffe wirst du schauen, denn es trifft deine Ehr, 15 du kanst noch mehr. 3. Ich kan nicht mehr, mit Troste mich erquicken, die Last will mich erdrücken, sie ist zu schwer. 20 kein Hülffe kann ich finden, all Trost will mir verschwinden. Erbarm Dich mein, o HErr, ich kan nicht mehr. 113 4. Du kanst noch mehr, 25 GOtt wird dir Hülffe senden, und all dein Leiden wenden zu seiner Ehr: Es muß nur seyn gestritten, JEsus hat auch gelitten, 30 Dem folg, er ist dein HErr, du kanst noch mehr. 5. Ich kan nicht mehr Gedult im Leiden finden. Wer hilfft mir überwinden? 35 Es druckt mich sehr. O JEsu! hilff mir tragen, ich muß sonst gar verzagen! Ach höre mein Begehr! Ich kan nicht mehr. 40 6. Du kanst noch mehr, du zaghafftigs Gemüthe, denn GOttes Aug und Güte, sieht dein Beschwer: Er wird sich dein erbarmen, 45 halt Ihn mit Glaubens=Armen; denn das ist sein Begehr. Du kanst noch mehr. 7. Ich kan nicht mehr, die grosse Angst ausstehen, 50 ich muß zu Grunde gehen; die Last ist schwer. Kein Mensch kan mich erretten, aus diesen Jammer=Nöthen, als du mein GOtt und HErr! 55 Ich kan nicht mehr. 8. Du kanst noch mehr, dein Jesus wird sich zeigen, und alles Unglück neigen, 114 zu seiner Ehr: 60 Fürwahr, Er kan dich retten aus diesen Jammer=Nöthen, glaub nur, gib GOtt die Ehr: Du kanst noch mehr. 9. Ich kan nicht mehr, 65 weil GOtt mich nicht erhöret, sich grausam zu mir kehret, das kommt mir schwer: Ich unglückseeligs Kind, mich quälen meine Sünd, 70 die mich nun reuen sehr. Ich kann nicht mehr. 10. Du kanst noch mehr, GOtt steht dir bei in Gnaden, dein Sünd kan dir nicht schaden, 75 nein, nimmermehr. Die seynd dir all vergeben, durch Christi Tod und Leben, drum traure nicht so sehr. Du kannst noch mehr. 80 11. Ich kan nichr mehr in meinem Creutz obsiegen, ich muß doch unterliegen, das fällt mir schwer: Kein Hoffnung kan ich fassen. 85 GOtt hat mich gantz verlassen, spann aus, Du Lebens=HErr! Ich kan nicht mehr. 12. Du kannst noch mehr mit GOtt im Creutz obsiegen, 90 Du wirst nicht unterliegen, zag nicht so sehr: auf Leiden folgen Freuden, GOtt wird dir stehn zur Seiten, Er ist dein treuer HErr, 95 Du kanst noch mehr. 115 13. Ich kan nicht mehr, GOtt lässet mich versincken, ja gantz und gar ertrincken in diesem Meer: 100 Ich muß im Jammer sterben, an Seel und Leib verderben. O JEsu mich erhör! Ich kan nicht mehr. 14. Du kanst noch mehr, 105 es geht doch bald zu Ende, GOtt reichet seine Hände, schau, zu dir her. Ach, laßt uns glaubig beten, GOtt wird ins Mittel tretten, 110 Er hilft gewiß der HErr! Ihm sey die Ehr. Hebräer 13. v. 15. Ich will dich nicht verlassen, noch versaumen. J[oseph]S[chaitberger] 116 Ich wart, Herr, mit Verlangen Q: Sendbrief 1733, S. 627-628. Konkordanzen: A) Drei schöne geistliche Lieder, Nr. 2. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Sterb=Lied. Im Ton: Herzlich thut mich verlangen. [Z 5385] 1. Ich wart, HErr, mit Verlangen, wie Jacob, auf dein Heil! Dich, JESU! zu umfangen, Du bist mein bester Theil. Ich leg in deinem 1 Namen, 5 auf meinem Todten=Bett, die Füsse nun zusammen, wann meine Reiß angeht. 2. Will mich der Satan schröcken? dein Blut, das alles gilt, 10 das kan mich wol bedecken, Du, JESU, bist mein Schild. Die Zeichen deiner Hände, die Wunden deiner Brust, die seynd an meinem Ende, 15 die beste Sterbens=Lust. 3. Nun will ich hin mit Freuden, zu Dir, HErr JEsu Christ! aus diesem Elend scheiden, der Du mein Heyland bist. 20 Getrost will ich hingehen, weil meine Augen schon, im Glauben dich ansehen, HErr JEsu, GOttes Sohn! 1 A: deinen. 117 4. Hiemit will ich hinfahren, 25 GOTT! wird auf dieser Reiß, meine 2 Seele wol bewahren, biß in das Paradeiß. Komm, lieber Engels=Wagen, und hole mich bald ab, 30 die Menschen mögen tragen, mein Leibe hin zum Grab. 5. So nimm dann, HERR, in Gnaden, mich armen Sünder hin, der Tod kann mir nicht schaden, 35 Sterben ist mein Gewinn, Die Sünd ist mir vergeben durch JEsu Christi Blut! darinn find ich das Leben, drum ist mein Ende gut. 40 J[oseph] S[chaitberger] 2 A: mein. 118 Immanuel, dein Güt ist nicht zu zählen Q: Sendbrief 1733, S. 481-485. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) nach Henriette Katharina von Gersdorf (1648-1726/ 28). Adaption des Liedes Immanuel, des Güte nicht zu zählen von Henriette Katharina von Gersdorf. Freylinghausen, Ed. I/ 1, Nr. 257, S. 351-355; Fischer, Kirchenliederlexikon I, S. 406. Klag= und Trost=Lied, in geistlichen Anfechtungen. In seiner eigenen Melodey. 1. Immanuel, dein Güt ist nicht zu zehlen, verborgner GOtt, du Trost betrübter Seelen, der Krancken Artzt, der Blöden Heil, der geistlich Armen Hertzens=Theil, wo du selbsten, JEsu, wohnest, 5 merckst auf ihr Geschrey dein Ohr, und mit Gedult verschonest, das zerbrochne Glaubens=Rohr. 2. Ach siehe doch die Höllen=Angst, den Schmertzen, der so viel Seuffzer aus mir zwingt. 10 Ach steure doch HErr meinem eignen Hertzen, aus dem die böse Quell entspringt, der mir will dein Wort vernichten, ach HErr laß es ja nicht zu, laß mich nicht den Satan sichten, 15 meinen Glauben stärke du. 3. Ich kämpff, ich schrey, ich ängste mich, ich bete, und bin erbärmlich zugericht, und wann ich gleich mit Weinen für Dich trette, so trau ich mir doch selber nicht, 20 ob dann diß, warum ich klage, mir auch wohl zu Hertzen geht, weil des bösen Zweiffels=Plage, leider! aus mir selbst entsteht. 119 4. Mein Beten ist voll Zweiffeln der Gedancken, 25 wann gleich dein Wort mit Trost erschallt, so ist und bleibt mein Glaube doch voll Wancken, mein Hertze scheinet todt und kalt, es ist voll Angst und Zagen, und gantz in sich selbst verwirrt, 30 ich kan kaum mich selbst vertragen, so gar ist mein Sinn verirrt. 5. Die Wunder, die ich vormals selbst gepriesen, die Du von Anfang hast gethan, und die Du mir insonderheit erwiesen, 35 seh ich wie jener Blinder an, der die Menschen sah als Bäume, ja ich halt sie kaum vor dein, und ist mir, als ob mirs träume, daß sie je geschehen seyn. 40 6. Wann ich mein Hertz mit deinem Wort will stillen, und halte mit viel Thränen mir, die süsse Schrifft von deines Vatters Willen, und meines JEsu Leiden für, ist mirs als ob ich Mährlein hörte, 45 finde keinen Glaubens=Safft, und was vor mein Hertze nehrte, gibt mir jetzund keine Krafft. 7. Wie kan ich doch dem bösen Hertzen trauen, das auch dein Wort mir niederreist, 50 den Grund, darauf ich soll mein Hoffnung bauen, und mich an allem zweiffeln heist, das ich muß zum Beten zwingen, und kans mitten im Geschrey, leider doch nicht dahin bringen, 55 daß es ohne Zweiffel sey. 8. Erforsche mich doch, HErr, wie ich es meyne, durchsuche doch mein böses Hertz, und prüfe mich, mein GOtt, warum ich weine, 120 ob diß warhafftig sey mein Schmertz, 60 daß mein Glaubens=Dacht 1 doch wancket, daß mein Hertz so laulich ist, und Dir nicht mit Andacht dancket, daß Du mir mein Alles bist. 9. Find’st du aber bey mir den rechten Willen, 65 daß mein Hertz um den Glauben schreyt, so laß sich doch das Ungewitter stillen, das in mir hebt den Zweiffel=Streit, ist mein Glaube klein und schmächtig, bin ich elend, blind und bloß, 70 ey, so sey dein Gnade mächtig, und in meiner Schwachheit groß. 10. Du kanst ja, GOtt, die Todten auferwecken, wie solt Dir dann unmöglich seyn, das Glaubens=Licht auch wieder anzustecken, 75 und ein neu Hertz zu geben ein, das sich wieder zu Dir kehre, treulich ohne Heucheley, ohne Zweiffels=Muth dich ehre, und sich lasse deiner Treu. 80 11. Du kanst mein Creutz, und must mein Zagen enden, dein eigne Ehre wills von Dir, ich bin ja dein, und steh in deinen Händen, was hilfft dein schmertzlich Leiden mir, wann du mich wollst fallen lassen? 85 weil ich Glaubens=Krancker nicht dich getrost und vest kan fassen, weil mein Hertze mit mir ficht. 12. Zwar hab ichs wol mit Trägheit und mit Sünden, schon längsten, O mein GOtt! verdient, 90 daß ich kein Trost noch Glauben kan empfinden, ach lieber, HErr, erbarme Dich, JEsu, hilff dem Unvermögen, 1 In anderen Sendbrief-Ausgaben richtig: Glaubens=Docht. 121 ich will, wann ich, aber ach, Dir mein Hertz recht für solt legen, 95 auch, mein Wollen ist sehr schwach. 13. Ach stärcke, HErr, das Wollen und Vollbringen, und gib mir den gewissen Geist, daß ich kan wieder freudig beten, singen, und glauben, wie dein Wort mich heist. 100 Kan ich dich nicht veste halten, desto vester halt Du mich, laß mein Herz nicht gar erkalten, bis mein Glaub erholet sich. 14. Trutz dann meines Hertzens Zweifels=Gedancken, 105 trutz meinem bösen Fleisch und Blut, das mich so quält, und macht mich immer wancken, daß mein Gewissen nimmer ruht, mußt du doch mein JEsus bleiben, ich will beten, und an Dich, 110 HERR, wie schwach, doch an Dich gläuben, ist mein Hertz gleich wider mich. 15. Kan ich gleich nicht so, wie ich wünsche, siegen, und fall aus Schwachheit bald zurück, so will ich doch mit GOtt nicht unterliegen. 115 Ach JESU gib mir einen Blick, wie Du dort dem Petro gabest, der schon gantz gefallen war, auf daß Du meine Seele labest, und entreissest der Gefahr. 120 16. Nun zürne nicht mit deinem schwachen Kinde, und habe, HErr, mit mir Gedult, und rechne mir nicht meine grosse Sünde, zur Verdammnus und zur Schuld. Laß die Schwachheit mir nicht schaden, 125 weil Du kein Verdienst begehrst, sondern doch nur bloß aus Gnaden, mir die Seeligkeit gewährst. 122 17. Ach, HErr, ist es möglich und auch dein Wille, so laß den Kelch doch von mir gehn, 130 und mache mich von der Versuchung stille, und laß mich wieder veste stehn, und mit ängstigen Gedancken, in dem Glauben, den mein Mund frey bekennet, nicht so wancken, 135 mach, o Artzt, mein Seel gesund, Amen. 123 Jesu, mein Lieb und Leben Q: Sendbrief 1733, S. 283-285. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Des Autors Sterb=Lied. In Thon: Nun ruhen alle Wälder, etc. [Z 2308] 1. JEsu, mein Lieb und Leben, ich hab mich Dir ergeben, nunmehr mit Leib und Seel, sterb ich in deinen Gnaden, so kan mir ja nicht schaden, 5 kein Sünd, kein Teuffel, Tod und Höll. 2. GOtt laß die Stund bald kommen, daß ich werd aufgenommen, ins schöne Paradeis, um mich solt niemand klagen, 10 mit Freuden solt man sagen, dem Höchsten sey Lob, Ehr und Preis. 3. Creutz war mein ganzes Leben, ein bessers wird mir geben, GOtt in der Ewigkeit, 15 da werd ich nimmer sterben, in keiner Noth verderben, mein Leben wird seyn lauter Freud. 4. Klagt nicht, ihr meine Lieben, und thut euch nicht betrüben, 20 dann ich geh euch nur vor. Wo ich bin hingegangen, da müst ihr auch anlangen durch dieses finstre Todten=Thor. 124 5. Die Erd ist meine Kammer, 25 wo ich von allem Jammer, gantz sicher schlaffen kan. Nun darff ich nicht mehr leiden, ich ruh in stillen Freuden, bis einst des HErren Tag bricht an. 30 6. Die Asche meiner Glieder gibt mir GOtt alle wieder, wann dort der grosse Hirt, mir alle mein Gebeine, mit einem neuen Scheine, 35 gantz herrlich überziehen wird. 7. Ach komm, o süsse Stunde, daß mir aus meinem Munde, der letzte Hauch fährt aus: Wann mein Leib wird erstarren, 40 daß man mich wird verscharren, in mein bestimmtes Todten=Haus. 8. Da werd ich sicher schlaffen, bey meines JESU Schaafen: Trotz dem, der mich verletzt. 45 Die meinen Staub bewahren, seynd GOttes Engel=Schaaren, die Er zu Wächtern hat gesetzt. 9. Und wann ich in dem Grabe, gantz ausgeschlaffen habe, 50 so werd ich auferstehn, wie Christus von den Banden des Todes ist erstanden. Alsdann will ich euch wieder sehn. 10. Drum Tod, was willst du schrecken? 55 mein JEsus wird mich wecken, wann du mich hast gelegt 125 hin in den Schoos der Erden. Ich werd lebendig werden, wann sich des HErrn Stimm erregt. 60 11. Nun gute Nacht, ihr Meinen, um mich dörfft ihr nicht weinen, dann ich komm bald zur Ruh, nach etlich wenig Tagen, wird man mich schlaffen tragen 65 nach meinem Grab=Ruh=Bettlein zu. 12. Doch aber kommt die Stunde, daß mich des HErren Munde zum Leben wecket auf. Da wird mich GOtt schön zieren, 70 zur Himmels=Freud einführen, allwo der auserwählte Hauff. 13. Jetzt geh ich hin zum Leben, wo GOttes Kinder schweben im schönen Himmels=Saal. 75 Da will ich JEsum loben, in seinem Reich dort oben, mit aller Engel Jubel=Schall. 126 Kommt her, ihr Menschenkinder und höret, was ich sag 1 Q: Sendbrief 1733, S. 667-669. Konkordanz: A) Drey schöne Geistliche Lieder, Nr. 3. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Ein Lied vom Jüngsten Gericht. Im Ton: Hertzlich thut mich verlangen. [Z 5385] 1. Kommt her, ihr Menschen=Kinder, und höret, was ich sag, merckt auf, 2 ihr frechen Sünder, es kommt der Jüngste Tag, nun wird bald herein brechen, 5 der Richter aller Welt, ein Urtheil wird Er sprechen, das euch nicht wolgefällt. Offenb. Johan. 22 v. 7.12. 2. Dann ihr werd sehr erschrecken, für dem Posaunen=Schall, 10 wann Er wird auferwecken, die Todten überall 3 , ihr habt nicht wollen hören, der euch geruffen hat, nunmehr ist kein Bekehren, 15 eur Buß ist viel zu spat. Matth. 24 v. 30.31. 3. In Wolcken wird erschallen, ein Stimme, die da spricht: Steht auf, ihr Todten alle, und kommet für Gericht, 20 die Frommen hörens mit Freuden, weil sie durch Busse rein, und ihr all Unbereiten werd voller Schrecken seyn. Luc. 21 v. 27.36. 1 Nicht identisch mit Kommt her, ihr Menschenkinder / kommt her, ihr frechen Sünder von Johann Rist 1651. Die Anspielungen auf diese Zeilen in der der ersten Strophe belegen aber, daß Schaitberger das Lied sehr wahrscheinlich kannte. 2 A: Kommt her. 3 A: allzumahl. 127 4. Der Richter wird bald kommen, 25 in seiner Herrlichkeit, erschrecket nicht ihr Frommen, er bringt euch lauter Freud, sein Gricht das wird geschehen, hoch oben in der Lufft, 30 wir werdens alle sehen, wann der Ertz=Engel rufft. Thessal. 4 v. 16.17. 5. Wir müssen all erscheinen, für diesem Welt=Gericht, die Grossen und die Kleinen, 35 wie Christus selber spricht: Die Gerechten werden reisen, hinauf ins Himmels=Saal, die Bösen wird Er weisen, hinab zur Höllen=Qual. Matth. 25 v. 31.34.41. 40 6. Ein Urtheil wird Er fällen, der Richter GOttes Sohn, und euch stürtzen zur Höllen, die ist der Sünden Lohn, dort müst ihr ewig leiden 45 viel Marter, Angst und Pein, wo gar kein Trost noch Freuden und kein Ausgang wird seyn. Matth. 25 v. 31.32. 7. Ach nehmet das zu Hertzen, ihr rohen Sünder all, 50 und dencket an die Schmertzen dort in der Höllen=Qual, thut eure Sünd bereuen jetzt in der Gnaden=Zeit, sonst müst ihr ewig schreyen, 55 weh uns in Ewigkeit. Röm. 13 v. 11.13. 8. Die Welt wird gantz verbrennen mit ihrer Herrlichkeit, man wird sie nicht mehr kennen, 128 als wie in dieser Zeit, 60 denn alles muß vergehen, der Himmel bleibt allein, GOtt laß es bald geschehen, und führ uns all hinein. 2 Petri 3 v. 10.13. 9. HErr GOtt lehr uns betrachten, 65 die schöne Himmels=Freud, und alle Welt verachten, mit ihrer Eitelkeit, halt uns im Glauben veste, in dieser bösen Zeit, 70 damit wir uns stets rüsten, zur ewigen Hochzeit=Freud. Offenb. Joh. 19 v. 7.9. 10. Ich kan hie nicht begreiffen, des Himmels Klarheit groß, ich kans mit nichts vergleichen, 75 die Wort seynd viel zu bloß, darum will ich es spahren, bis an den Jüngsten Tag, darnach will ich erfahren, was GOtt kan und vermag. 1 Cor. 1 v. 9. 80 J[oseph] S[chaitberger] 129 Mein Jesu, meiner Seelen Leben Q: Sendbrief 1733, S. 565-567. Konkordanz: A) Drey Glaubens=volle Lieder, Nr. 3. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Adaption des Liedes Jesu meiner Seelen Leben von Christian Scriver (1629-1693) Freylinghausen, Ed. II/ 1, Nr. 166; Müller 2005, S. 146-150. Ein geistlich Lied. Im Thon: Wer nur den lieben GOtt läst walten, etc. [Z 2778] 1. Mein JEsu, meiner Seelen Leben, leb doch in meinem Hertzen hier, ich will mich dir allein ergeben, der Tod kommt mir nicht schröcklich für, denn er mich in den Himmel hebt, 5 drum stirb ich gern, weil JEsus lebt. 2. Mein JEsus soll mein JEsus bleiben, so lang ich hier im Leben bin, sein Namen will ich mir einschreiben, ins Hertz und auf den Grabstein hin, 10 und in der letzten Todes=Pein, da bleibt mein JEsus auch noch mein. 3. Ist GOTT mit mir, wer kan mir schaden, ob alles wider mich sich setzt? wann ich nur steh bey GOtt in Gnaden, 15 so bleibt mein Hertz gantz unverletzt, wann ich GOTT hab zu meinem Schutz, so biet ich Welt und Teuffel Trutz. 4. Ich bin der reichste Mensch auf Erden, ich hab gleich wenig oder viel, 20 die grosse Schätz seynd offt Beschwerden, Vergnüglichkeit das ist mein Will, gilt doch dem Höchsten alles gleich, ich mag hie arm seyn oder reich. 130 5. Ich lerne GOTT und mich erkennen, 25 dann diese Klugheit mir gefällt, will mich die Welt ein Thoren nennen, so lach ich nur der tollen Welt, GOTT ist mein Schatz und mein Reichthum, ob schon die Welt nichts weiß darum. 30 6. Wirfft mir der arge Feind, der Teuffel, noch immer meine Sünden für, so bleibt mein Hertz doch ohne Zweiffel, ich weiß, GOtt handelt nicht mit mir nach meiner Sünd und Missethat, 35 weil Christus sie gebüsset hat. 7. Ich darff GOtt in dem Creutz nicht bitten, daß Er mich gar verschonen woll, hat doch mein JEsus selbst gelitten, drum ich auch billig leiden soll, 40 ist doch das Leiden dieser Zeit nicht wehrt des Himmels Herrlichkeit. 8. Ich bitte nicht um langes Leben, auch nicht um hohen Ehrenstand, ich möcht 1 mich sonst darinn erheben, 45 GOtt bhüte mich für Sünd und Schand, und gib mir, was dir wolgefällt und mach mich reich in jener Welt. 9. Du hast mich bracht zum rechten Glauben, dafür ich billich 2 dancke Dir, 50 ach, laß mir nur den Schatz nicht rauben, so lang ich bin im Leben hier, und wann ich endlich scheide ab, wann ich nur glaubig JEsum hab. 1 A: mögt. 2 A.: billig. 131 10. Mein GOtt, ich weiß wol, daß ich sterbe, 55 ich bin ein Mensch, der bald vergeht, wie leicht zerbricht doch eine Scherbe, die Blumen werden abgemeht. Drum mache mich darzu bereit, willig zu sterben allezeit. 60 11. Mein GOtt, ich weiß nicht, wie ich sterbe, der Tod ungleiche Ordnung hält, dem einen wird das Scheiden herbe, der ander aber sanfft hinfährt, doch wie du willst, so gib dabey, 65 daß nur mein Ende seelig sey. 12. Mein GOTT, ich weiß nicht, wie ich sterbe, und welcher Sand mein Grab bedeckt, ach, mach mich nur zum Gnaden=Erbe, wann deine Stimm mich auferweckt, 70 so setz ich mir die Grabschrift bey: Daß JEsu Tod mein Leben sey. 3 3 Vgl. Strophe 2 im folgenden Lied Mein Jesus ist mir wohl gewogen. 132 Mein Jesus ist mir wohl gewogen Q: Sendbrief 1733, S. 293-295. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Stellenweise Paraphrasen aus dem Lied Mein Jesu, meiner Seelen Leben. Im Thon: Wer nur den lieben GOtt läßt walten, ect. [Z 2778] 1. Mein JEsus ist mir wohl gewogen, ich bin auf sein Gebot getaufft, da hab ich JEsum angezogen, da hat er mich vom Tod erkaufft, drum bin ich frölich und getröst, 5 weil mich mein JEsus hat erlöst. 2. Ich wünsche nichts, als bald zu sterben, daß mich die kühle Erd bedeckt: GOtt macht mich schon zum Gnaden=Erben, wann Er mich wieder auferweckt. 10 Drum setzt mir nur die Grabschrifft bey, daß JEsu Tod mein Leben sey. 1 3. GOtt lob, es geht mit mir zum Ende, der meiste Kampff ist nun vollbracht, mein JEsus reicht mir schon die Hände, 15 denn Er ists, der mich seelig macht; drum bitt ich noch durch Christi Blut, GOtt machs mit meinem Ende gut. 4. Auf diesen Glauben will ich leben, so sterb ich auch und anderst nicht, 20 mein JEsus wird mir alles geben, was meiner Schwachheit noch gebricht, und so sterb ich mit JESU hier, so lebt doch JESUS auch mit mir. 1 Vgl. Strophe 12 im vorangehenden Lied Mein Jesu, meiner Seelen Leben. 133 5. Drum sey getrost, O liebe Seele, 25 du bist in deines JEsu Hand, verläst du gleich des Leibes Höle, du kommst ins rechte Vatterland, denn hier ist nichts als Creutz und Leid, dort aber ist die ewig Freud. 30 6. Dein Leiden ist nun bald vollendt, ach liebe Seele, halte still, es kommt darnach ein seligs End, und bringt das letzte Lebens=Ziel, jetzt folgt auf diese Leidens=Zeit, 35 die Himmels=Cron und Herrlichkeit. 7. Hilff mir mein Creutze willig tragen, das Du mir auferleget hast, und laß mich, HErr, doch nicht verzagen, in meiner schweren Sünden=Last. 40 Ach GOtt, mein Sünd ist groß und schwer, doch deine Gnad ist noch vielmehr. 8. Ich weiß, du wirst noch bey mir bleiben, so lang ich hier im Leben bin, dein Namen will ich mir einschreiben 45 ins Hertz, und auf den Grab=Stein hin, auch in der letzten Todes=Pein, wirst du mein JEsus bei mir seyn. 9. O JEsu, meiner Seele Leben, bleibt jetzt in meiner Noth bey mir, 50 ich hab mich willig drein ergeben, zu leben und zu sterben Dir: denn wann ich Dich nur hab zum Schutz, so biet ich Tod und Teuffel Trutz. 2 2 Vgl. Zeilen 1, 3 (Strophe 1) und 17-18 (Strophe 3) im vorangehenden Lied Mein Jesu, meiner Seelen Leben. 134 10. Laß mich am Ende glaubig sterben, 55 wann ich aus dieser Welt hinfahr, und mach mich dort zum Gnaden=Erben bey deiner auserwehlten Schaar. Ach gib, HErr JEsu, diß dabey, daß nur mein Ende seelig sey. 3 60 3 Vgl. Zeilen 65-66 (Strophe 11) im vorangehenden Lied Mein Jesu, meiner Seelen Leben. 135 Nun sich der Tag geendet hat Q: Sendbrief 1733, S. 606-608. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) nach Johann Friedrich Herzog (1647-1699). Adaption des Liedes Nun sich der Tag geendet hat von Johann Friedrich Herzog, erste Strophe von Adam Krieger (1634-1666). Freylinghausen, Ed. I/ 2, Nr. 622, S. 880-881; Fischer, Kirchenliederlexikon II, S. 128. Geistreiches Abend=Lied. Im vorhergehenden Ton (s. Geistreiches Morgen=Lied Nun sich die Nacht geendet hat: Im Ton: Lobt GOtt, ihr Christen allzugleich [Z 199]. Oder: Nun sich der Tag geendet hat [Z 212a] ) 1. Nun sich der Tag geendet hat, und keine Sonn mehr scheint, schläfft alles, was sich abgematt, und was zuvor geweint. 2. Dann du mein GOTT, hast keine Rast, 5 du schläffst noch schlummerst nicht, die finstre Nacht ist dir verhast, weil du bist selbst das Liecht. 3. Gedencke, HERR, du auch an mich, in dieser finstern Nacht, 10 und schencke mir genädiglich den Schirm von deiner Wacht. 1 4. Wend ab des Satans Wüterey durch deiner Engel Schaar, so bin ich aller Sorgen frey, 15 und bringt mir nichts Gefahr. 1 In vorliegender Sendbrief-Ausgabe von 1733 fälschlich: Macht. In anderen Ausgaben richtig: Wacht. 136 5. Ach JEsu nimm mich gnädig an, ich bitt, gedencke nicht, der Sünden, die ich hab gethan, geh nicht mit mir ins Gricht. 20 6. Ich fürchte zwar die Sünden=Schuld, die mich bey dir klagt an, doch tröst mich deines Sohnes Huld, der gnug für mich gethan. 7. Den setz ich dir zum Bürgen ein, 25 wann ich komm für dein Gricht, so kan ich nicht verlohren seyn in dieser Zuversicht. 8. So ist die Rechnung gut gemacht, mit dir du treuer GOtt, 30 hast meine Sünd auf dich gefast, hilffst mir aus aller Noth. 9. Drum fürcht ich nicht die Sünden=Last, auch nicht den bittern Tod, mein JEsus hat mich frey gemacht, 35 und mich versöhnt mit GOTT. 10. Jetzt leg ich ab den Arbeits Last, nach Christen Brauch=Gebühr, den du mir auferleget hast, hab tausend Danck dafür. 40 11. Nun weicht das Sonnen=Liecht dahin, es hat vollendt sein’n Lauff, ich bau jetzund in meinem Sinn, GOTT, einen Tempel auf. 137 12. Denn also leb und sterb ich dir, 45 du starcker Zebaoth, im Tod und Leben hilffst du mir, aus aller meiner Noth. 13. Darauf thu ich mein Augen zu, und schlaffe frölich ein. 50 GOtt wacht für mich, ich geh zur Ruh, wie könt ich traurig seyn? 14. Sollt diese Nacht die letzte seyn, in diesem Jammerthal, so führ mich, HErr, in Himmel ein, 55 zur Auserwählten Zahl. J[oseph] S[chaitberger] 138 Nun sich die Nacht geendet hat Q: Sendbrief 1733, S. 599-601. Gekürzte Fassung des Liedes Nun sich die Nacht geendet hat von Johann Friedrich Möckhel (1661-1729). Freylinghausen, Ed. II/ 2, Nr. 705; Fischer, Kirchenliederlexikon II, S. 129. Geistreiches Morgen=Lied. Im Thon: Lobt GOtt, ihr Christen allzugleich. [Z 199] Oder: Nun sich der Tag geendet hat. [Z 212a] 1. Nun sich die Nacht geendet hat, die Finsternus zertheilt, wacht alles, was am Abend spat zu seiner Ruh geeilt. 2. So wachet auch, ihr Sinnen, 5 wacht, legt allen Schlafft beyseit, zum Lobe GOttes seyd bedacht, dann es ist Dankens=Zeit. 3. Und du des Leibes edler Gast, ach theure Seele du, 10 weil du so sanfft geschlaffen hast, danck GOTT für seine Ruh. 4. Wie soll ich dir, du Seelen=Licht, genugsam danckbar seyn, Mein Leib und Seel ist dir verpflicht, 15 und ich bleib ewig dein. 5. Dir geb ich, JEsu, diese Gab, zu einem Unterpfand, dieweil ich sie empfangen hab, von deiner Liebes=Hand. 20 139 6. Und diese deine Liebes=Hand, hat heut bey mir gewacht, und allen Schaden abgewandt, in dieser finstern Nacht. 7. In deinem Namen schlieff ich ein, 25 drum kunte Satan nicht, mit seiner List mir schädlich seyn, die er auf mich gericht. 8. Hab Dank, HErr JEsu, habe Danck, für deine Lieb und Treu. 30 Hilff, daß ich dir mein Leben lang, von Hertzen danckbar sey. 9. Gedencke, HErr, du auch an mich, heut diesen gantzen Tag, und wende von mir gnädiglich, 35 all Jammer, Angst und Plag. 10. Erhör, o JESU, meine Bitt, nimm meine Seuffzer an, und laß all meine Schritt und Tritt, heut gehn auf rechter Bahn. 40 11. Ach! laß, HErr JEsu, keine Sünd mich diesen Tag begehn, sonst möcht ich armes Sünden=Kind, nicht wol vor dir bestehn. 12. Wend meine Augen gnädig ab, 45 in dieser Eitelkeit, damit ich dich vor Augen hab, und alles Böse meid. 140 13. Ach! segne mein Beruff, o GOtt, heut diesen gantzen Tag, 50 damit ich frölich sagen mag: Wol dem, der JEsum hat. 14. Wol dem, der JEsum bey sich führt, schliest Ihn ins Hertz hinein, so ist sein gantzes Thun geziert, 55 und er kann seelig seyn. 15. Darauf so fang ich meine Werck, in JEsu Namen an, GOtt geb mir seines Geistes Stärck, daß ichs vollenden kan. 60 141 Nun walt es Gott in Jesu Namen Q: Sendbrief 1733, S. 648-650. Konkordanz: A) Zwey schön neue Geistliche Lieder (a), Nr. 1 (keine abweichenden Lesarten) Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Ein Lied am Sonntag, ehe man in die Kirche gehet. Im Thon: Wer nur den lieben Gott läst walten, etc. [Z 2778] 1. Nun walt es GOtt in JEsu Namen, der uns auch heut zur Kirchen führt, kommt bald ihr Frommen all zusammen, weil uns zu wandern jetzt gebührt. Ach sehet, wie ists doch so schön, 5 wann wir in GOttes Haus hingehn. 2. O laß den Gang uns wol gelingen, Du Heilige Dreyfaltigkeit, daß wir Dir solche Hertzen bringen, die voller Buß und Sünden=Leid, 10 denn unser Seelen=Durst allein, kan in Dir nur gestillet seyn. 3. Schließ auf Jerusalem die Thore, und laß dein Volck zum Tempel ein, damit wir singen in dem Chore, 15 dann dieser Ort soll heilig seyn. Ach höret! hie ist GOttes Haus, drum zieht die Sünden=Schuh vor aus. 4. Laß keinen Schlaff den Sinn verdüstern, und kein Geschwätz uns fechten an. 20 Neig Ohr und Hertz zu unsern Priestern, daß uns kein Wort entfallen kan. Versiegle, HErr! durch deinen Geist, was du den Lehrer reden heist. 142 5. Wir singen, betten oder hören, 25 so laß es bey dir heilig seyn, will uns der Satan heute stören, so halte seiner Boßheit ein. Ach gib uns selbst zum Widerstand, das Schwerdt deß Geistes in die Hand. 30 6. Wer wolte doch ein Zweiffel tragen, als wäre hier nicht GOttes Haus? Wo wir nach GOttes Worte fragen, da theilt Er uns den Seegen aus, wir beten all und hören an, 35 was GOttes Wort uns lehren kan. 7. Ach HErr! erhalte uns im Glauben, behüte uns für falscher Lehr, und laß uns nur dein Wort nicht rauben, die Irrenden Du auch bekehr. 40 Gib, daß dein Wort auf dieser Erd, in aller Welt gepredigt werd. 8. Ach Vatter! hilff zu dieser Stunde, wann ich dein Wort jetzt höre an, auf daß ich Dich mit meinem Munde 45 allhie auf Erden loben kan, biß daß ich dort im Paradeiß / Dich mit den Engeln ewig preiß. Lucæ II. v. 28. Seelig sind, die GOttes Wort hören und bewahren. J[oseph] S[chaitberger] 143 O Jesu! wahres Licht Q: Sendbrief 1733, S. 426-429. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) nach Joachim Lange (1670-1744). Erweiterte Fassung des Liedes O Jesu, süsses Licht von Joachim Lange. Freylinghausen, Ed. II/ 2, Nr. 608, S. 862; Fischer, Kirchenliederlexikon II, S. 184. Ein allgemeines Morgen=Lied. Im Thon: O GOtt, Du frommer GOtt, etc. [Z 5144] 1. O JESU! wahres Liecht, nun ist die Nacht vergangen, nun hat dein Gnaden=Glantz aufs neue mich umfangen: Nun ist, was an mir ist, 5 vom Schlaffe aufgeweckt, und hat nun mit Begierd, zu Dir sich ausgestreckt. 2. Was soll ich dann dir nun, mein GOTT, für Opffer schencken? 10 Ich will mich ganz und gar, in deine Gnad einsencken: Mit Leib, mit Seel und Geist, heunt diesen gantzen Tag. Das soll mein Opffer seyn, 15 weil ich sonst nichts vermag. 3. Drum, siehe da, mein GOtt, da hast du meine Seele, sie sey dein Eigenthum, mit ihr Dich heut vermähle, 20 in deiner Liebes=Krafft, da hast Du meinen Geist, darinnen wollst Du Dich verklären allermeist. 144 4. Da sey dann auch mein Leib 25 zum Tempel Dir ergeben, zur Wohnung und zum Haus, ach allerliebstes Leben! Ach wohn, ach leb in mir, beweg und rege mich, 30 so hat Geist, Seel und Leib, mit Dir vereinigt sich. 5. Dem Leibe hab ich jetzt die Kleider angeleget, laß meiner Seelen seyn 35 Dein Bildnus eingepräget, im guldnen Glaubens=Schmuck und der Gerechtigkeit, so frommen Seelen ist das rechte Ehren=Kleid. 40 6. Mein JESU, schmücke mich mit Weisheit und mit Liebe, mit Keuschheit und Gedult, durch deines Geistes Triebe, auch mit der Demut mich 45 vor allem kleide an, so bin ich wohl geschückt, und köstlich angethan. 7. Laß mich doch diesen Tag stets vor den Augen schweben, 50 laß dein Allgegenwart mich wie die Lufft umgeben, auf daß mein gantzes Thun, durch Hertz, durch Sinn und Mund, Dich lobe inniglich, 55 mein GOTT, zu aller Stund. 8. Ach segne, was ich mach, ja rede und gedencke, durch deines Geistes Krafft es also führ und lencke, 60 145 daß alles nun gescheh daß deines Namens Ruhm, und daß ich unverrückt verbleib dein Eigenthum. 9. Ich weiß und bin gewiß, 65 daß Du mich wirst erhören, dann ich verspreche diß, daß ich mich will bekehren, und ändern meinen Lauff, so viel Du Gnad verleihst. 70 HErr JEsu! nimm mich auf, und gib mir deinen Geist. 10. Der mir mein Hertz regier, den schwachen Glauben stärcke, mich zu dem Guten führ, 75 und alle meine Wercke zu deines Namens Ehr, des Nächsten Wohlfahrt richt, so darff ich nimmermehr zu Schanden werden nicht. 80 11. Nun JESU, deine Treu mich ewig nicht verlasse. Du bist, der mich macht frey, ich will Dich glaubig fassen: Ich schliesse Leib und Seel 85 in deine Wunden ein, weil ich mich Dir befehl, so kann ich seelig seyn. 12. Mein JEsum halt ich nun, und will ihn auch nicht lassen, 90 wenns heunt zum Sterben kommt, will ich ihn glaubig fassen: Dann mit Ihm leb ich schon, mit Ihm auch sterb ich wohl, aus meines JESU Hand 95 mich niemand reissen soll. Amen. 146 Wann ich nur des Höchsten Güte Q: Sendbrief 1733, S. 669-671. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Trost=Lied. Im Thon: Wol mir, JEsus meine Freude. [Z 3722a] 1. Wan ich nur des Höchsten Güte, Allezeit versichert bin, So erfreut sich mein Gemüthe, und schlägt alles aus dem Sinn, Dann der Welt ihr Eitelkeiten, 5 geben mir gar keine Freuden. 2. Nichtes kan ich lieber haben, Auf der gantzen weiten Welt, GOtt und seine Himmels=Gaben, Dieser Reichthum mit gefällt, 10 Der kan mich in Noth erquicken, Wann mich Sünd und Tode drücken. 3. Bin ich schon mit Angst beladen, Wegen grosser Sünden=Schuld, Mein HERR JESUS voller Gnaden, 15 Träget doch mit mir Gedult, Bey ihn kan ich Gnade finden, Wann ich nur bereu die Sünden. 4. Ist die halb=verschmachte Seele, Offtmal jämmerlich gequält, 20 Hab ich doch in Schwermuts Höhle, GOtt zu meinem Trost erwählt, Denn Er hat für mich Sein Leben, Willig in den Tod gegeben. 147 5. Muß ich hier in Armut leben, 25 Und bin nicht den Reichen gleich, GOtt wird mir dort alles geben, Und mich ewig machen reich, Er kan mit sein Himmels=Gaben, mich in meiner Armut laben. 30 6. Hat der Leib auch seine Plagen, Winselt gleich das arme Hertz, Muß ich in den Trauer=Tagen, Auch empfinden manchen Schmertz. Bleib ich dennoch unbetrübet, 35 Wann mich nur mein JEsus liebet. 7. Legt mich GOtt aufs Kranckbett nieder, Nimm ichs auch an mit Gedult, Weiß ich doch, er hilfft mir wieder, Denn Er ist voll Gnad und Huld, 40 Nimmt Er mir denn gar das Leben, Will ich auch nicht widerstreben. 8. Soll ich von der Welt abscheiden, HErr, so mache mich bereit, Nimm mich auf zu deinen Freuden, 45 An den Ort der Seeligkeit, Nur das bitt ich noch darneben, Laß mich ewig mit Dir leben. 9. Wann ich vor Gericht muß kommen, und das Urtheil hören an, 50 Laß mich, Vatter, mit den Frommen, Auf der rechten Seiten stahn, Hilff mir, JEsu, Du kanst wehren, Daß ich nicht den Fluch darff hören. 148 10. Bald ich in dem Himmel droben, 55 Schaue GOttes Herrlichkeit. Da will ich Dich immer loben, Heilige Dreyfaltigkeit, Dort will ich mit bessern Weisen, Dich, O mein Erlöser preisen. 60 149 Wann mein Stündlein vorhanden ist Q: Sendbrief 1733, S. 288-289. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) nach Nikolaus Herman (1500- 1561). Adaption des Liedes Wenn mein Stündlein vorhanden ist von Nikolaus Herman; um die Strophen 6 und 7 erweitert, 1 2. Strophe verändert. Freylinghausen, Ed. I/ 2, Nr. 574, S. 815; Fischer, Kirchenliederlexikon II, S. 352f. Im Thon. Wann mein Stündlein vorhanden ist, ect. [Z 4482a] 1. Wann mein Stündlein vorhanden ist, und ich soll fahren mein Strasse, so begleit Du mich, HErr JEsu Christ, mit Hülff mich nicht verlasse: Mein Seel an meinem letzten End, 5 befehl ich Dir in deine Händ, Du wirst sie wohl bewahren. 2. Gedenck, HErr, an dein theuren Eyd, den Du selbst hast geschworen: So wahr Du bist von Ewigkeit, 10 ich soll nicht seyn verloren; ich sollt nicht kommen ins Gericht, den Tod auch ewig schmecken nicht, Dein Heil wollst Du mir zeigen. 3. Ich bin ein Glied an deinem Leib, 15 deß tröst ich mich von Hertzen, von Dir ich ungeschieden bleib in Todes=Noth und Schmertzen: Wann ich gleich sterb, so sterb ich Dir, ein ewigs Leben hast du mir, 20 durch deinen Tod erworben. 1 Die fünfstrophige Fassung von Herman auf S. 252-253 des Sendbriefes 1733. 150 4. Weil du vom Tod erstanden bist, werd ich im Grab nicht bleiben; mein höchster Trost dein Auffahrt ist, Todes=Furcht kanst Du vertreiben: 25 Dann wo Du bist, da komm ich hin, daß ich stets bey Dir leb und bin, drum fahr ich hin mit Freuden. 5. So fahr ich hin zu JEsu Christ, mein Arm thu ich ausstrecken; 30 so schlaff ich ein und ruhe fein, kein Mensch kan mich aufwecken, dann JEsus Christus GOttes Sohn, der wird die Himmels=Thür aufthun, mich führn zum ewigen Leben. 35 6. HErr, meinen Geist befehl ich Dir, im Leben und im Sterben, dann wie Du wilst, so geschehe mir, nur laß mich nicht verderben. erhalt mich doch in deiner Hut, 40 und wasch mich rein mit deinem Blut, so kan ich dein Reich ererben. 7. Gib meiner Seele Stärck und Krafft, daß ich den Tod verlache, gib, daß mich deiner Wunden Safft, 45 am End auch frölich mache: Schleuß selber mir die Augen zu, und hilff, daß ich nach sanfter Ruh, am grossen Tag erwache. 151 Was ist doch diese Welt Q: Sendbrief 1733, S. 660-661. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Ein schönes Lied von der Welt Eitelkeit. Im Thon: O GOtt. Du frommer GOtt, etc. [Z 5144] 1. Was ist doch diese Welt, für was soll man sie achten, mit ihrem Gut und Geld? wir wollen sie betrachten: Denn all ihr Schmuck und Pracht, 5 ist Hoffart, Geld und Ehr, und wo mans recht betracht, so ist es nur Beschwehr. 2. Von aussen gläntzt sie schön, ist herrlich anzusehen, 10 bringt einen leicht dahin, daß man ihr nach muß gehen. Ach! folge nicht, mein Christ! es ist Betrügerey, Falschheit, Betrug und List, 15 und kein Bestand darbey. 3. Die Freude, so sie gibt, kan über Nacht verschwinden, der sich darein verliebt, muß offt den Schad empfinden. 20 Wann er vermeynen thut, er habe grossen Gwinn, so kommt der blasse Tod, und reisst ihn schnell dahin. 4. Was hilfft der grosse Pracht? 25 die Augen nur zu blenden, er macht, daß GOttes Gnad, zu uns sich nicht mag wenden. 152 Der Reichthum ist ein Last, die Hoheit eine Bürd, 30 durch allzu grosse Macht, man offt verführet wird. 5. Drum weg, du Eitelkeit! mit allen deinen Schätzen, im Himmel ist mein Freud, 35 da kan ich mich ergötzen. Denn alle Lust der Welt, vergeht doch mit der Zeit, wer JEsum nur behält, hat gnug in Ewigkeit. 40 6. O Welt, du Sünden=Netz, mich solt du nicht mehr fangen, du gibst die Höll zu letzt, wie könnt ich dich verlangen? ich achte deiner nicht, 45 JEsus der ist mein Schatz, dem hab ich mich verpflicht, bey mir hast keinen Platz. 7. Ich hab mein gantzes Hertz, zu JEsu Dienst ergeben, 50 in Freud und auch in Schmertz, im Sterben und im Leben. Ich habe alles gnug, der Himmel bleibt doch mein, fahr hin, du Welt=Betrug, 55 bey JEsu will ich seyn. 8. Ich such hie keine Freud’, und streb auch nicht nach Ehren, dann diese Eitelkeit, könnt mich gar leicht verführen. 60 Ob ich schon nichts erwirb, es gilt mir alles gleich, wann ich nur seelig stirb, so bin ich ewig reich. 153 Was mein Gott will, das will ich auch Q: Sendbrief 1733, S. 398-400. Konkordanzen: A) Zwey schön neue Geistl. Lieder (b), Nr. 2 B) Drey geistreiche Trost-Lieder, Nr. 2 Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). In Q keine Angabe einer Melodie. Melodie nach A) und B): Was mein Gott will, das gscheh allzeit. [Z 7568] Titel nach Q und A: Eines glaubigen Christen Ergebung in den Willen GOttes. Titel nach B: Das andere Wehmütige Lied, || Eines Sorgfältigen Vaters, || an seine Kinder, welche[,] da er, aus seinem Vaterland vertrieben ward, aus Päpsti- || schen Zwang sind zurück behalten worden. 1. Was mein GOtt will, das will ich auch, Im Leben und im Sterben. Das ist der wahren Christen Brauch, So kan ich Huld erwerben. Wie mein GOtt will, halt ich Ihm still, 5 Dabey will ich verbleiben. Ich will allein, den 1 Willen mein, Ihm williglich verschreiben. 2. Will Er, daß ich in Armut leb, Will ich in Armut leben, 10 Will Er, daß ich in Kranckheit schweb, Will ich in Kranckheit schweben: Muß ich auch dann, mein Vatterland, Um seiner 2 Ehre meiden, Wohlan ich geh, obs 3 schon thut weh, 15 Von Freunden abzuscheiden. 3. Will Er, daß ich gefangen lieg, Ich will gefangen liegen, Will Er, daß mich verfolg der Krieg, 1 B: dem. 2 A: Umb seine. 3 A: ob. 154 Ich lasse mich bekriegen 4 : 20 Ketten und Band, ist mir kein Schand, Um JESU willen 5 zu tragen, 6 Des Teuffels Rott, halt ich für Spott, Samt der Tyrannen Plagen. 4. Wie mein GOtt will, geb ich mich drein; 25 Will beständig bey Ihm bleiben, Kein Creutz, kein Marter, Angst noch Pein, Soll mich von Ihm abtreiben: Gern will ich leiden Schand und Spott, Allhie 7 auf dieser Erden, 30 Allein, ich bitt, daß Er mich nit 8 , Dort laß zu Schanden werden. 5. Sollt ich dann hie, spat und auch früh, Noch lang im Elend wallen, Wie es GOtt fügt, bin ich vergnügt, 35 Und laß mirs wohl gefallen: Nimmt mich dann GOtt bald durch den Tod, Ich will mich Ihm ergeben. Ins Himmels Thron, das weiß ich schon, Da kan ich sicher leben. 40 6. Fragst du, wer mich so starck gemacht? Der starcke GOtt im Himmel: Wann dieser hilfft, so ist veracht Der Feinde Macht=Getümmel. Es ist mit mir GOtt für und für, 45 Dem hab ich mich ergeben: Die gleiche Lieb des Geistes Trieb, Lässt mich nicht anders 9 leben. 4 B: betrügen [sic]. 5 B: Will’n. 6 Zeile 21-22 vgl. Zeile 21-22 in Ich bin eine armer Exulant: „Ketten und Band war mir ein Ehr, / um JEsu willen zudulten.“ 7 B: allhier. 8 B: nicht. 9 A: anderst. 155 Welt, gute Nacht Q: Sendbrief 1733, S. 343. Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733). Sterb=Lied. Im Thon: Auf, auf mein Hertz, etc. [Z 5243] 1. Welt, gute Nacht! ich eil dem Himmel zu, denn hie auf Erd ist keine Rast noch Ruh; ich weiß ein Ort, wo lauter Jubel=Leben: drum reiß ich fort, ich will dir Urlaub geben. 2. Welt, gute Nacht! du Haus voll Sorg und Plag, 5 ich zieh hinauf zum Himmels=Ruhe=Tag: Hier hast du mir viel Thränen ausgetrieben; dort werden mich die Engel ewig lieben. 3. Welt, gute Nacht! behalte, was du hast: Ich leg nun ab die schwere Pilgrims=Last, 10 die mich bisher so lange Zeit gedrücket; dort werd ich nun mit Himmels=Freud erquicket. 4. Welt, gute Nacht! du warst mein Sodom hier, du quältest mich, nun geh ich aus von dir: Ich wünsch mir nur den Boten an der Seiten, 15 der mich zu GOtt im Himmel kan begleiten. 5. Welt, gute Nacht! der Tod mich nicht erschröckt: Dann JEsus mich doch wieder auferweckt, am letzten Tag, der folgen wird auf Erden. Denn alles muß dort wieder lebend werden. 20 6. Welt, gute Nacht! mein JEsus rufft mir zu: Komm her, mein Kind, und lege dich zur Ruh! So will ich dann, HERR, auf dein Blutvergiessen, mein Wanders=Reiß in GOttes Namen schliessen. J[oseph] S[chaitberger] 156 Wir Christen hier im Jammertal Q: Sendbrief 1733, S. 611-616. Konkordanzen: A) Zwey geistreiche Lieder (dort ohne Strophe 17). Verfasser: vgl. Clauss 1909, S. 157: „›Wir Christen hier im Jammerthal‹ ist wohl zum größten Teil Originaldichtung, enthält aber in den V.V. 7. 8. 11. 16. 17. 19 Stücke aus einem älteren österreichischen Exulantenlied, dem sogen. Loinpacher.“ Zum Loinpacher vgl. Florey 1967, S. 131-133; Hartmann 1972, S. 263-274. In Q keine Angabe einer Melodie. Melodie nach A: Mel. Nimm von uns HErr du treuer GOtt etc. [Z 2607] Ein schönes geistliches Lied von der wahren Christen Creutz und Verfolgung 1. Wir Christen hier im Jammerthal, müssen viel leiden überall, wie Christus der HERR selber thut sagen 1 , wir wollen ihm das Creutz nachtragen 2 , wollen wir mit ihm herrschen und erben 3 , 5 so müssen wir mit ihm leiden und sterben. 2. Die Christliche Kirche weit und breit, trägt in der Welt ein blutiges 4 Kleid, gleichwie Christus ihr Bräutigam hat tragen 5 an des Creutzes Stamm: 10 wer sein Wort hält, bekennt sein Nam 6 , dem zieht der HErr sein Hof=Kleid an. 3. Wollen 7 wir den König loben 8 und ehrn, müssen wir uns seines Kleids nicht beschwehrn, wer sich sein schämt 9 und ist stumm, 15 1 A: selbst thut sag’n. 2 A: nachtragn. 3 A: herrschn und erb’n. 4 A: blutig. 5 A: Bräutigam getragen. 6 A: sein’n Nahm’n. 7 A: Wolln. 8 A: lob’n. 157 deß wird sich schämen GOttes Sohn, wer ihn bekennet in der Welt, derselbig 10 GOTT im Himmel gefällt. 4. GOtt kommt mit seinem Wort und spricht: sein Creutz hat 11 Er auf uns gelegt, 20 daß wirs von seinetwegen tragen, und Ihm auch Lob und Danck drum sagen, daß Er uns so würdig hat geacht, und uns zu seinen Kindern gemacht. 5. Das zeitliche Leiden hier auf Erd, 25 ist der 12 Herrlichkeit nicht werth, die 13 Christus der HERR will geben, im Himmel in dem 14 ewigen Leben, welches uns bereit 15 hat GOttes Sohn, kein Zung die Freud aussprechen kan. 30 6. Die Angst und Trübsal leiden hier, spricht Christus, kommt all her zu mir, ich will euch selbst erquicken und laben, in meinem Reich will ich euch haben, will auch alle Zähren mit meiner Gnad, 35 von euren Augen wischen ab. 7. Wer nur die Wahrheit frey bekennt, und bleibt beständig biß ans End, bey dem will GOTT auch selber seyn mit sein 16 Geist und Engelein, 40 du sollst dich 17 nicht betrüben, GOTT wird die Sach gar wol ausführen. 9 A: schämet. 10 A: derselbige. 11 A: hab’. 12 A: jener. 13 A: die uns. 14 A: und im. 15 A: bereitet. 16 A: seinem. 17 A: dich also. 158 8. Erschrick nicht vor der beschornen 18 Rott, befilch 19 deine Sach dem lieben GOTT, ob sie uns schon vom Land thun jagen, 45 wollen 20 ihm auch Lob und Danck drum sagen, Christus der HErr wird uns bescheiden, und uns ein ander 21 Wohnung zeigen. 9. Wir haben hierinn gute 22 starcke Wehr, Christus samt dem himmlischen Heer, 50 auch aller Auserwählten Schaar, die seynd 23 uns alle gangen vor, singet auch jubiliret fein, deß sollen 24 wir alle frölich seyn. 10. Müssen wir verlassen Haus und Hof 25 , 55 so gedencke 26 , wann 27 Christus lässet uns hie noch lange leben, 28 Er kan uns wol ein anders geben, Er wird uns auch begleiten fein, wir leben oder sterben 29 , so seynd 30 wir Sein. 60 11. Ob sie uns gleich ins Gefängnuß 31 legen, so schaut doch GOtt vom Himmel eben, Er sagt du Gottloser, dir an 32 , 18 A: falschen. Gemeint ist die katholische Geistlichkeit (beschoren = geschoren = Tonsur). 19 A: befiehl. 20 A: wolln. 21 A: eine andre. 22 A: gut’. 23 A: sind. 24 A: solln. 25 A: Hof und Hauß. 26 A: gedenckt. 27 A: wenn. 28 A: uns in dieser Welt noch länger leben. 29 A: leb’n oder sterb’n. 30 A: sind. 31 A: Gefängniß. 32 Vgl. Clauss: Joseph Schaitberger, S. 157: „Ganz merkwürdig ist der durch alle Sendbriefausgaben von der ältesten an hindurchgehende Druckfehler in Vers 11: Er sagt, du Gottloser, d i r a n , (statt Tyrann! ) greifst mir mein Aufapfel an etc.“. In A die Worte „du Gottloser“ in runden Klammern. 159 du greiffst mir mein 33 Augapffel an, weil du so wütest und tobest mit Schand 34 , 65 must ins höllische Feuer behend 35 . 12. Nehmen sie uns das Leben hin, und müst 36 verlassen Weib und Kind, haben sie doch die Seel nicht gemördt, und nur die irrdisch 37 Hütten zerstört, 70 sey unverzagt in diesem Strauß, sie treiben 38 uns ins himmlische Haus. 13. Bekenn GOttes Wort, gibs Leben hin, das ist vor GOtt ein herrliches Ding, daß Göttliche Majestät, 39 75 ein sondern 40 Lust und Freud dran hat, davon die Engelein singen all, daß es im gantzen Himmel erschall 41 . 14. Die ihr seyd Wittwen, dörffts glauben, GOTT selbst hat mit euch nasse Augen, 42 80 daß euch die Welt so hoch betrübt, drum hat euch GOtt gar hertzlich lieb, zum 43 Kindern thut GOtt selber sagen: Er will sie in seinem Busen tragen. 15. Deß solt ihr euch gar hertzlich freun, 85 daß GOtt will euer Vatter seyn, Er will euch selber erhalten 44 und ernehrn, Ihm mag die Welt und Teuffel nicht wehrn, 33 A: meinen. 34 A. Schad. 35 A: ohn’ Gnad. 36 A: müssen. 37 A: irdische. 38 A: jagen. 39 A: daß selbst die Göttliche Majestät. 40 A: sondre. 41 A: erschallt. 42 A: GOTT siehet eure nassen Augen. 43 A: zun. 44 A: erhalt’n. 160 last euch die Welt 45 nicht werden lang, am Jüngsten Tag kommen 46 wir alle zusamm 47 . 90 16. Last euch zum Abfall nicht bewegen 48 , daß sie uns nicht in Freudhoff 49 legen 50 , GOTT macht den gantzen Erdboden gut, dann Er vergoß sein heilig Blut, Tropffenweiß auf das Erdreich, 95 hat uns den gantzen Erdboden geweicht. 17. 51 Die heilige Tauff thun sie erwehlen, 52 man soll GOtt einen Heuchler stellen, da doch das Kind unschuldig ist, O du blinder verstockter Papist, 100 flick nur den Beltz, thu fleissig nähn, du wirst uns GOtt nicht ausser trehn. 18. Christus spricht selber gar fein, 53 was mir der Vatter gibt, das ist mein, mir reists niemand aus meiner Hand, 105 die Kindlein haben keinen 54 Verstand, sie seynd 55 mir ein ererbtes Gut, ich hab 56 sie erlöst mit meinem Blut. 19. Sie geben uns kein Eh=Volk zusamm, 57 sie wollen uns treiben mit solchem 58 Zwang, 110 45 A: Zeit. 46 A: komm’n. 47 A: zusamm’n. 48 A: beweg’n. 49 Anm. in A: (*) Gottes=Acker. [Protestanten durften nicht auf den katholischen Friedhöfen beerdigt werden.] 50 A: leg’n. 51 Die 17. Strophe fehlt in A. 52 Kinder von Eltern, die sich zum Protestantismus bekannten, wurden zwar getauft, aber als „unehelich“, also illegitim bezeichnet. 53 A: Christus JEsus spricht selbst gar fein. 54 A: kleinen. 55 A: sind. 56 A: habe. 57 A: zusamm’. [Paare, die sich zum Protestantismus bekannten, wurden in der katholischen Kirche nicht getraut.] 161 sie thun uns kein 59 ins Urbar 60 schreiben, wer nicht an Pabst und sein Lehr thut gläuben, und ist doch nur alles ein Menschen=Tand, nicht werth, daß ich itzt schreibe 61 davon. 20. Ist nicht zu betauren 62 , ach lieber GOtt, 115 man acht nicht 63 dein Blut und Tod. GOtt gibt sein Wort, sein Sohn, sein Kind, die Welt verachts, schlägts alls 64 in Wind, dem solches recht gieng zu Hertzen 65 , möcht 66 Blut weinen vor Schmertzen 67 . 120 21. O HErr GOtt himmlischer Vatter mein, laß uns nicht ungedultig seyn, kommt uns das Creutz zu starck zu Haus, daß wir nicht wissen ein noch aus, regier uns HErr, thu uns beystahn 68 , 125 führ uns mit deiner Göttlichen Hand. 22. Weil du uns unter dem Creutz wilst haben, hilff uns, o HERR, den 69 Namen tragen 70 , daß wir dein Wort bekennen frey, vor Teuffel, Welt, und wer es sey, 130 darzu gib uns dein 71 Heiligen Geist, zu deinem ewigen Lob und Preiß. 58 A: solchen. 59 A: kein’n. 60 Anm. in A: (**) Stadt=Buch. [Bekennende Protestanten durften keine Grundstücke erwerben.] 61 A: ietzt schreib. 62 A: betauern. 63 A: nicht mehr. 64 A: schlägt alles. 65 A: gienge zu Hertz’n. 66 A: möchte wohl. 67 A: Schmertz’n. 68 A: Beystand. 69 A: dein. 70 A: trag’n. 71 A: deinen. 162 23. GOtt Lob! wir haben das Göttliche Wort, bleibt nur beständig fort und fort, weich nicht von uns, HErr JEsu Christ, 135 weil es nun Abend worden ist, all die Verführten mit falscher Lehr, HErr JEsu Christ zu dir bekehr! 24. Bet fleißig und von Hertzen sing, daß es zu GOTT durch die Wolcken dring, 140 O JEsu lieber Heyland mein, komm von Himmel, sih selbst darein 72 , ach GOtt hör unser Klag, 73 komm bald mit deinen Jüngsten Tag. 25. Ihr lieben Christen seyd getrost, 145 Christus der hat uns schon erlöst, von Sünd, Tod, Teuffel, Höll und Welt, und uns bey GOTT die Wohnung bestellt, Er wird uns auch bald Feyerabend geben 74 , uns leiten in das ewige Leben 75 . 150 26. Ich liß 76 , ich bet, ich schreib, ich sing, O GOTT gib mir die rechte Stimm, laß mir dein Wort nicht seyn ein Schertz, O GOtt schreib du mirs selbst ins Hertz, daß ich es mög behalten und tragen, 155 darauf will ich ewig 77 Amen sagen. 72 A: sieh selbsten drein. 73 A: ach GOtt! ach GOtt! erhör unser Klag. 74 A: geb’n. 75 A: Leb’n. 76 A: leß. 77 A: frölich. B) Lieder aus Einzeldrucken des Jahres 1732 165 Ein || Abschieds=Lied || aus Augspurg || vor die || Saltzburgische || EMIGRANTEN; || Nach || Anleitung des 23. Psalms, || Von || Einem guten Freund || Denselben / || zu stetem Andencken || an ihren getreuen || Hirten / || aufgesetzt und mitgetheilt. || Druckts Caspar Manz [Augsburg]: Manz, [1732]. - 2 Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-1 Konkordanz: A) Johann Jacob Moser: Derer Saltzburgischen Emigrations- Acten, 11. Stück, Num. V, S. 484-487. So wollen wir dann weiter geh’n Verfasser: unbekannt Melod. Wenn wir in höchsten Nöthen seyn / etc. [Z 394] 1. So wollen wir dann weiter geh’n Und nur auf unsern Hirten seh’n Der wird uns leiten allezeit Denn darzu ist er gantz bereit. 2. O treuer Hirte JESU Christ! 5 Der du für uns gestorben bist / Wir trauen nur auf dich allein Weil wir bey dir bewahret seyn. 3. So geh dann treuer Hirt voran Und zeige uns die rechte Bahn 10 Denn sonsten sind wir leicht verirrt Und auf den falschen Weeg geführt. 4. Du Hirte / bists der uns erquickt Und der uns alles Gute schickt / Bey dir fehlt uns an keinem Guth / 15 Drum sind wir alle wohlgemuth. 166 5. Du führest deine Schäfelein Auf grüner Au / sie zu erfreu’n / Ach darum Hirte / führ uns dann Auf deine Au Weib / Kind und Mann. 20 6. Führ uns zum Lebens=Bronnen 1 hin Erquicke unsern Geist und Sinn / Still du den Durst / den niemand stillt So wird die Seel mit Krafft erfüllt. 7. Gehts auch schon durch ein tieffes Thal / 25 Und findt sich Elend überal So sind wir doch gantz unverzagt Weil sich der Hirte mit uns wagt. 8. Gehts gleich / O Hirt / nicht immerzu / Auf Rosen / und in Fried und Ruh / 30 So sind wir doch bey dir beschützt Wenn auch der Himmel kracht und blitzt. 9. Bey dir sind wir voll Zuversicht / Es graut uns vor dem Teuffel nicht Die Welt mag noch so sauer seh’n 35 So können wir doch freudig geh’n. 10. Wir förchten auch kein Ungelück Nicht Ketten / Bande / Eysen / Strick Denn du / O Hirte / stehst uns bey Und machest uns von allem frey. 40 11. Und wenn das gantze Höllen=Heer Uns schröcken wolte noch so sehr So förchten wir uns dennoch nicht Weil uns der Hirte Hülff verspricht. 1 A: Lebens=Brunnen. 167 12. Dein Stab und Stecken ists allein 45 Durch den wir können sicher seyn / Bist du bey uns in unserer 2 Noth So förchten wir nicht Welt noch Todt. 13. Ja wir sind voller Frölichkeit Denn uns ist ja dein Tisch bereit / 50 Du salbest uns mit Freuden=Oehl Und thust und guts an Leib und Seel. 14. Wir gehen nun / O Hirt mit dir Ach sey du bey uns für und für / Nimm du uns auf die Achßlen auf 55 Und fördere unsern Gang und Lauff. 15. Wir folgen dir gantz willig nach Und achten weder Creutz noch Schmach Wir trauen nur allein auf dich / Denn du führst uns ja mächtiglich. 60 16. Wir lassen diese liebe Stadt Die uns erquickt / gelabet hat / Doch dencken wir auch stehts an sie Und danken ihr vor ihre Müh. 17. Du treuer Hirte JESU Christ 65 Der du in allem Alles bist Ach seegne sie an Leib und Seel Und sey stets ihr Immanu=El. 18. Ja aller die uns guts gethan Nimm dich in deiner Gnade an / 70 Und schütze sie mit deinem Schutz Bey aller ihrer Feinde Trutz. 2 A metrisch korrekter: uns’rer. 168 Das || Aufrichtige Suchen / || Und || Freuden=volle Finden || Deß || HERRN || JESU; || In einem Liede vorgestellt / || Und einigen || Saltzburgischen || EmIgrantEn || auF ihre Reyse nach König= || lich=Preußischen Landen || mitgetheilt. || Psalm 9. v. 11. || Du verlässest nicht / die Dich / HErr / || suchen. S.l., [ca 1732]. - [2] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-15 (Beibd. 2. Die dich, Herr Jesu! suchen werden Verfasser: I. [= J.] E. F. J[esu] N[os] J[uva] Im Thon: Wer nur den lieben GOTT läßt walten / etc. [Z 2778] 1. DIe Dich / HErr JESU! suchen werden / Die sollen nicht verlassen seyn / So lang sie leben auf der Erden / Auch mitten in der Creutzes=Pein; Wer auf Dich seine Hoffnung richt / 5 Der wird gewiß verlassen nicht. 2. Wir suchten Dich in unsern Landen / Dein Wort / und Gnade suchten wir / Und liessen Ketten / Strick / und Banden / Nicht trennen uns / O HErr! von Dir; 10 Auf Dich all’ Hoffnung war gericht / Du werdest uns verlassen nicht. 3. Nun solches ist dann auch geschehen / Wie klärlich an dem Tage ist / Wir können jetzt erfüllet sehen: 15 Daß Du / HERR! selbst die Wahrheit bist; Denn Du hast uns verlassen nicht / Du hebst auf uns Dein Angesicht; 4. Wenn wir gleich müssen alles lassen / Und mit dem Rucken sehen an / 20 Im Glauben können wir doch fassen: 169 Das GOTT uns diß ersetzen kan; Und wenn uns alle Welt verläßt / Bleibt seine Gnad uns ewig fest. 5. Ach HERR! wie liebst Du doch die Deinen / 25 Die Dir allzeit ergeben sind? Vor Liebe möchten wir fast weinen / Als wie ein jung=und zartes Kind; Dein’ Hülffe höchstens uns erfreut / Weil wir Dich suchen allezeit. 30 6. Ist das nicht Gnad und Huld zu nennen / Daß GOttes rein=und heilig’s Wort / Zu deme wir uns frey bekennen / Man hören kan an jenem Ort / Dahin der HERR uns ziehen heißt? 35 O seelig / wer mit uns Ihn preißt! 7. Das Abendmahl wir werden können / In zwey Gestalten nehmen dort / Und JEsum unser Alles nennen. Gelobet sey’st Du / unser Hort! 40 Bey Deiner Lehre nur allein / Kan man getrost und frölich seyn. 8. Ich hab gefunden / den ich liebe! Ich hab / ich halt / ich laß Ihn nicht! Und wenn mich alle Welt vertriebe / 45 Bleibt doch mein Sinn auf Ihn gericht; O Freud! O Lust! O Seeligkeit! O Himmels=Wonn! O Lieblichkeit! 9. Ich hör nicht auf / allzeit zu suchen / In Buß / und Glauben JEsum Christ; 50 Ich will nun alles das verfluchen / Was wieder seinen Willen ist; Ich will Ihn suchen jederzeit / Mit Treue / und Beständigkeit. 170 10. Sein Wort sey meines Hertzens Freude; 55 Im Betten will ich üben mich; Ich will auch treu seyn in dem Leyde; Und Dich / O HERR! verlassen nicht; Verlaß mich nicht / O HErr / mein Gott! Leit mich ins Leben durch den Tod. 60 171 Derer || Evangelisch=Saltzburgischen || EMIGRANTEN || Apostolische || Glaubens=Lehre Einblattdruck s.l., s.a. Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten, Nr. 712, Bl. 685r/ v Alle Christen merkt auf an allem Ort Verfasser: unbekannt In eignem Thon. 1. ALle Christen merckt auf an allem Ort, merckt fleißig auf das göttliche Wort, das götttliche Wort bleibt ewig stehen, es müßt ehe Himmel und Erden vergehen. 2. Der heilige Johannes der schreibet gar eben: 5 GOtt ist die Wahrheit, der Weg und das Leben; GOtt sprach: Der Weg, und die Wahrheit bin ich, niemand kommt zum Vater, sondern nur durch mich. 3. Der Evangelisch Johannes uns tröstlich zuspricht: GOTT ist nicht kommen zu halten das Gericht, 10 daß wir uns alle zu GOtt sollten kehren, daß wir durch ihn sollen seelig werden. 4. Der Apostel Paulus der schreibet gar fein, daß GOtt allein unser Mittler will seyn, wohl zwischen GOtt und uns Menschen=Kind, 15 den hat er versöhnt für unsre Sünd. 5. Der heilige Petrus lehrt uns gar heilsam, es ist kein anders Heil, und ist kein andrer Nahm den Menschen wohl unter dem Himmel gegeben, wo wir können kommen zum ewigen Leben, 20 172 6. Als durch den Nahmen JEsum Christ, der für uns am Creutz gestorben ist, damit er uns hat ein Beyspiel gegeben, wollen wir mit ihm leiden, so werden wir mit leben. 7. Mein himmlischer Vater der liesse sich selbst hören: 25 Das ist mein liebster Sohn, den solt ihr eintzig lieben, wer diesen nicht will hören, und dienen zugleich, der ist von mir verworffen, hat kein Theil in meinem Reich. 8. Der Evangelist Lucas der thut uns verkünden: Wer bitt, dem wird geben, wer sucht, der wird finden, 30 wer anklopfft, denselben wird aufgethan, wer in guten verharret, dort seelig werden kan. 9. Wann gleich ein Vater führt ein böses Leben, kan er seinen Kindern gute Gaben geben. Ja GOtt ist der Vater im Himmelreich, 35 bitten wir ihn, schenckt er uns den heiligen Geist. 10. Der Prophet Esaias der thut uns verkünden: Suchet den HErrn, dieweil er zu finden, ruffet den HErrn, weil er nahe thut seyn, GOtt wird uns allen schon gnädig seyn. 40 11. Der Prophet Amos schreibt mit seiner Hand, GOtt wird uns schicken ein Hunger ins Land, ja nicht ein Hunger nach Wasser und Brod, ein Hunger der Seelen zum göttlichen Wort. 12. Am 8. Capitel thut er uns verkünden, 45 man wird sich am Wort GOttes versünden, Jüngling und Frauen werden suchen auf Erden, sie werdens nicht finden, und dort zu schanden werden. 173 13. O Mensch laß dirs nicht seyn ein Spott, lieb du GOttes Wort und halt die Geboth, 50 liebst du GOttes Wort und den Nächsten darneben, GOtt giebt dir aus Gnaden das ewige Leben. 14. So wahr ich leb, spricht GOTT, der HERR, und wann sich der Sünder zu mir bekehrt, so will ich ihm seine Sünden vergeben, 55 und will ihm schencken das ewige Leben. 174 Derer || Evangelisch=Saltzburgischen || EMIGRANTEN || Evangelischer || Wander=Stab. Q: Einblattdruck s.l., s.a. Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten, Nr. 712, Bl. 684r/ v Konkordanz: A) Göcking 1734, S. 609-610 (stellenweise falsche Lesarten, vgl. Anm. zur 13. Strophe). In Gottes Namen, so heben wir an Verfasser: Rupert Schweiger (geb. ca. 1705) In eigner Melodey. 1. IN GOttes Nahmen so heben wir an, mit GOtt allein ich alles 1 wagen kan, steht er mir doch bey, 2 so bin ich doch frey wohl 3 mitten in dem Tod, oder wo ich nur sey. 2. Ach GOtt mein Seel ist sehr betrübt. 4 5 Ich hab so lang Dein Wort geliebt, 5 das ist ja mein 6 Freud in Creutz und in Leyd, in Trübsal, Verfolgung, in 7 Traurigkeit. 3. Mein GOtt 8 möcht ich dir folgen nach, wie Du zum Johannes 9 gesprochen hast, 10 wer mein Jünger will seyn, geb 10 sich willig darein, er 11 muß auch im 12 Creutz wohl gedultig seyn. 1 A. alls. 2 A: Steht er mir bey. 3 A: ja. 4 A: meine Seele ist sehr lang betrübt. 5 A: Ich hab mich schon so lang in dein’m Wort geübt. 6 A: das ist mir ein. 7 A: und. 8 A: O GOtt. 9 A: zu Johanns. 10 A: der geb. 11 A: der. 12 A: der muß in dem. 175 4. Ich gib 13 mich schon darein, weils 14 GOtt wohl gefällt 15 ; wenn ich schon muß leiden 16 in dieser Welt, es ist ja das Leiden in dieser Zeit 15 nicht werth der himmlischen 17 Herrlichkeit. 5. Wer jetzt in den weltlichen Freuden 18 will stehn, dem werden dort die himmlischen Freuden vergehn, mit weltlichen Lüsten, mit weltlicher Freud, verdient man bey GOtt ewige Traurigkeit. 19 20 6. Beym Römern am Achten da stehts also fein: Ist GOTT mit uns, wer mag 20 wider uns seyn, Mit GOtt will ich leben und sterben allzeit 21 , er führt mich in dem Himmel zu der ewigen Freud. 22 7. GOtt läßt uns allen sagen in diesem 23 Leben, 25 wir sollen uns dem göttlichen Willen ergeben, GOtt ist ja allein der Helffer mein, in aller Noth wird er bey mir seyn. 24 8. Jetzt nehm ich den Wander=Stab wohl in die Hand, 25 und ziehe 26 mit Jacob in fremde 27 Land, 30 hie bin ich wohl arm in dieser Zeit, 28 dort werde 29 ich reich in der ewigen Freud. 13 A: geb. 14 A: drein, wie es. 15 A: wohlgefällt. 16 A: ob ich schon viel muß leyden. 17 A: der ew’gen himmlischen. 18 A: Wer hier in der weltlichen Freude. 19 A: nichts als ew’ge Traurigkeit. 20 A: wird. 21 A: allezeit. 22 A: er führt mich in Himmel in die ewige Freud. 23 A: dem. 24 A: Er ist allein der Helffer in aller Noth, | er wird uns nicht verlassen, der allmächtige GOtt. 25 A: Jetzt nehm ich mein’n Wander=Stab ein in meine Hand. 26 A: zieh. 27 A: frembde. 28 A: Allhie bin ich arm in der Zeit. 176 9. Ja 30 GOTT, du bist mein Wander=Stab, daran will ich mich halten früh und spath, das weiß ich doch wohl, HErr JEsu Christ, 35 wann ich dich nur hab, so mangelt mir nichts. 10. Das ist mir ein Trost, eine 31 Freud, und eine 32 Ehr, geschicht um die Evangelisch 33 Glaubens=Lehr, daß ich jetzt 34 werd vertrieben aus mein 35 Vaterland, wann 36 ich sonst niemand hab, ist mir GOTT wohl bekannt. 40 11. Jetzt reis ich wohl 37 aus dem Jammerthal zu GOTT 38 in dem 39 himmlischen Freuden=Saal, da wollen wir GOTT loben, und preisen allein, mit allen Engeln singen, und halten Gemein. 12. Mein 40 GOtt du bist ja noch so reich, 45 als du bist gewesen von Ewigkeit, du kanst uns wohl 41 tragen auf der göttlichen Hand, und führen in das ewige Vaterland. 13. Behüt 42 dich GOtt, du schönes Vaterland, und alle meine Freund, die mir seynd wohl bekannt, 43 50 29 A: dort aber werd. 30 A: O. 31 A: ein. 32 A: ein. 33 A: der Evangelischen. 34 A: hier. 35 A: meinem. 36 A: wenn. 37 A: Hier reyß ich nur. 38 A: zu dir. 39 A: den. 40 A: O. 41 A: hier 42 A: Finde. Vgl. Florey 1977, S. 78: „Dabei ist wahrscheinlich aus Unkenntnis des Salzburger Dialektes die letzte Strophe [Florey bezieht sich auf den Teilabdruck des Liedes bei Arnold 1900, S. 183f.] unrichtig wiedergegeben. Statt ‚finde dich Gott, du schönes Vaterland’ muß es richtig heißen: Pfüat dich Gott, du schönes Vaterland’, und statt ‚Adieu, Haus und Hof, hier reis’ ich davon’ muß es natürlich heißen: ‚…hiaz reis’ ich davon’“. 43 A: und alle meine Gefreundte, die mir bekandt. 177 weil dich muß sehen mit den 44 Rücken an, ohne Hauß und Hof jetzt reis ich davon. 45 14. Alles, was ich muß verlassen in diesem 46 Leben, das wird mir alles 47 vielfältig wieder werden geben, GOtt sagt, nicht allein in dieser 48 Zeit, 55 den 49 Himmel noch dazu und die ewige Freud. 15. So gewiß, als Amen, das werde wahr, 50 dieweil uns GOtt selber versprochen hat: 51 Er will nicht, daß eine Seel 52 verlohren solt seyn, er will, daß wir kommen all in 53 Himmel hinein. 60 44 A: weil ich es hier muß sehen mit dem. 45 A: à Dieu Haus und Hof, hier reyß ich davon. Dazu Florey (s. oben Anm. 42). 46 A: dem. 47 A: mir dort alles. 48 A: der. 49 A. der. 50 A: werde uns wahr. 51 A: dieweil uns nur GOtt selber versprochen es hat. 52 A: ein Mensch. 53 A: daß wie alle kommen in den Himmel hinein. 178 Derer || Saltzburgischen Emigranten || Gewöhnliches || Reise=Lied. || Ist zu finden in Joseph Schaitbergers Neuvermehrtem || Evangel. Send=Briefe p. 131 S.l. [Danzig? ], s.a. [1732? ] - [4] Bl. Deutsche Waldenservereinigung e.V., Henri-Arnaud-Haus, Ötisheim- Schönenberg, im Konvolut F 78/ Sal II (Enth. als beigefügtes Werk außerdem das Gedicht: Zufällige Gedanken Eines Jungen Frauenzimmers in Dantzig Über die Saltzburgische Emigranten.) I bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Das Lied liegt parallel gedruckt in dialektaler und in originaler hochdeutscher Fassung vor. Text der hochdeutschen Fassung s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. Konkordanz der dialektalen Fassung: A) Göcking 1734, S. 612-614. 1. I bin ein armer exulant 1 , A so 2 thu i mi schreiba, Ma thuet mi aus dem Vatter=Land Um GOttes Wort vertreiba. 2. Das weiß 3 i wohl, HErr JEsu Christ, 5 Es ist dir ach 4 so ganga, Itzt 5 will i dein Nachfolger seyn, HErr, machs nach dein 6 Verlanga: 1 Kleinschreibung nach Vorlage.; A: Exulant. 2 A: Aso. 3 A: waß. 4 A: ah. 5 A: Jetzt. 6 A: deim. 179 3. Ei Pilgram bin i holt 7 numehr, Mueß 8 rasa fremde Strosa, 10 Das bitt i di, mein GOTT un 9 HErr, Du wirst mi nit verlosa. 4. Ah sti 10 mi bey, du starcker 11 GOTT, Dir hob i mi 12 ergeba: Verloß mi nit in meiner 13 Noth, 15 Wans kusta soll mei 14 Leba. 5. Den Glauba 15 hob i frey bekennt, Des dorf i mi nit schema 16 , Wenn mo mi glei ein Ketzer nennt. Un thuet 17 mirs Leba nehma. 20 6. Ketta un Banda war 18 mi mein Ehr Um JEsu will 19 zu dulda, Un dieses mocht die Glaubens=Lehr Un nit mein Bös verschulda. 7. Ob 20 mi der Satan un 21 die Welt 25 Ol mei vermega roba, 22 Wenn i oh nur den Schatz behalt, 23 GOTT un den rechta Globa. 7 A: halt. 8 A: Muß. 9 A: und. 10 A: steh. 11 A: treuer. 12 A: I thu mi di. 13 A: dieser. 14 A: Wanns kosta solt mein. 15 A: Globa. 16 A: schäma. 17 A: thut. 18 A: wor. 19 A: willa. 20 A: Wann. 21 A: und. 22 A: All mein Vermöga rauba. 23 A: Bin i do reich, wanns Hertz behält. 180 8. HErr, wi du wilt, so gib mi drin 24 , Be 25 di will i verbleiba, 30 I will mi gern dem Wille 26 dein Geduldig unterschreiba. 9. Mueß 27 i glei in das Elend fort, Will i mi do nit wehra, So hoff i do, GOTT wird mi dort 35 Oh 28 gute Freund beschera. 10. Mueß 29 i glei fort, in GOttes Nam, Und wird mir alls genomma, So wooß i wohl 30 , die Himmels=Cron We i oumahl 31 bekomma. 40 11. So muß 32 i heut von meinen Hauß 33 , Die Kindel mueß 34 i losa, Mein GOTT! es treibt 35 mir Zährel aus Zu wandern frembde 36 Strosa. 12. Mein GOTT! führ mi in eine Stodt, 45 Wo i dein Wort kan hoba, Darinn wil i mi früh un spot In meinem 37 Hertzel loba. 24 A: GOtt, wie du wilt, i gib mi drein. 25 A: Bey. 26 A: Willa. 27 A: Muß. 28 A: Och. 29 A: Muß. 30 A: waß i wol. 31 A: Wer i onmahl. 32 A : mueß. 33 A: meinem Haus. 34 A: Kinderl muß. 35 A: treib. 36 A: fremde. 37 A: meinen. 181 13. Soll i in diesem Jammerthol 38 Noch länger in Armuth leba, 50 So hoff i do, GOTT wird mi dort Ein bessre 39 Wohnung geba. 14. Der dieses Lidla 40 hot gemacht 41 , Där wirt hi ni 42 genennet, Des Pobstes 43 Lehr hat er veracht 44 , 55 Un 45 CHristum frey bekennet. 38 A: Jommerthol. 39 A: beßre. 40 A: Liedel. 41 A: gemocht. 42 A: Der wird hie nit. 43 A: Pabstes. 44 A : verocht. 45 A: Und. 182 Drey geistreiche Trost=Lieder || Derer Saltzburgischen || Exulanten, || oder Evangelischen || Glaubens=Genossen, || Welche || Wegen ihrer Evangelischen Religi= || on halber aus ihren Vaterlande vertrie= || ben, und durch Päpstlichen Zwang, sind || zurück behalten worden. || Und aus Liebe wohlmeinender Bekenner der || Wahrheit, und um des Evangelischen Glau= || bens willen zum Druck befördert, || auch denen Emigranten, || zur Erbauung, || auf ihrer allzuschweren Reise zur Music || erörtert, das Dieselben in Augsburg, Hal= || le, Leipzig, Wittenberg, Berlin, und || anderer Orten, diese schöne Klag und || Trost=Lieder, singen konten. || Der HERR sey mit Euch. || Delitzsch zu finden, bey Christian Koberstein. || Anno 1732. Delitzsch: Koberstein, 1732. - [4] Bl. Salzburger Museum Carolino Augusteum, Bibliothek, Nr. 1791. [1.] Von Gott will ich nicht lassen / in meiner Lebenszeit Verfasser: Christian August Rotth (1685-1752) Mel. Von GOtt will ich nicht lassen. [Z 5264b] Text s. Einzeldruck: M[agister] Christian August Rotthens || Diac. Maurit. || Catechismus=Lied || aus den Psalmen Davids. [2.] Was mein Gott will, das will ich auch Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Das andere Wehmüthige Lied, Eines Sorgfältigen Vaters, an seine Kinder, welche da er, aus seinem Vaterland vertrieben ward, durch Päpstischen Zwang sind zurück behalten worden. Mel. Was mein GOtt will, das gescheh etc. [Z 7568] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. [3.] Ich bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Das dritte Trost=Lied, von den vertriebenen Leuthen, aus den Saltzburgischen Lande. Mel. Ich danck dir schon durch deinen Sohn. [Z 247b] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. 183 Drey || Glaubens=volle Lieder, || Welche die Saltzburgische Emigranten selb= || sten auf ihre Weise in der Kirchen, unter Vergiessung || vieler tausend Thränen der andern Anwesenden, || angestimmet, || und zwar: || Die zwey Erste, || Zu Augspurg in der Kirchen zu St. Anna || den 18. Jun. 1732. || Das dritte aber darauf || Zu Harburg, den 21. Jun. bey Beerdigung || eines von ihren Kindern, abgesungen || haben. S.l. [Augsburg? ], 1732. - [2] Bl. Bayerische Staatsbibliothek München, 4 H.ref. 739 (Beibd.7 [1.] Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ, dann du allein mein Hoffnung bist Verfasser: unbekannt Das erste Lied. ICh ruff zu dir, HErr JEsu Christ, dann du allein mein Hoffnung bist, allhie auf dieser Erden, laß mich nicht durch die Sünde mein, dort ewig verlohren werden. 5 2. Ich hab gesündigt, das weis ich wohl, mein Hertz ist alles Jammers voll, HErr GOtt still deinen Zorn, erleuchte mein Hertz, daß ich nicht werde dort ewiglich verlohren. 10 3. Ich weiß, daß du mich hast erlöst, drum ist mein arme Seel getröst, du wirst sie nicht verlassen, wann sie von hinnen scheiden muß, hinauf die enge Strassen. 15 4. Ich weiß, daß du ewiger GOtt, nicht haben wilt des Sünders Tod, sondern daß er soll leben, so wilt du ihm aus lauter Gnad, all Sünd und Missethat vergeben. 20 184 5. Ich bitt allein, verleih mir Gnad, auf daß die Reu nicht komm zu spat, laß mich dein Huld erwerben, damit ich hier zu deiner Zeit, mög seeliglichen sterben. 25 [2.] O treuer Gott und Vater mein Verfasser: unbekannt Das andere Lied. Text und Melodie s. Urlsperger: Die Stellung der Glaubigen vor das Angesicht der Herrlichkeit Jesu, S. 60-62. [3.] Mein Jesu, meiner Seelen Leben Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Das dritte Lied. Mel. Wer nur den lieben GOtt läst walten, etc. [Z 2778] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. 185 Drey schöne ||Geistliche Lieder / || Von denen Saltzburgern. || Das Erste: || Ein Buß= und Trost=Lied. || Getrost mein Christ in deinen Plagen / der || Weeg geht doch zum Himmel ein / etc. || Das Ander: || Ein schönes Sterb=Lied. || Ich wart HERR mit Verlangen / wie || Jacob auf dein Heyl / etc. || das Dritte: || Vom jüngsten Gericht. || Kommt her ihr Menschen=Kinder / und || höret was ich sag / etc. || Augspurg / zu finden bey Georg Ludwig || Kurtz / Hauß und Laden bey Barfüsser Kirchen || und Thor am Eck. Augsburg : Kurtz, [1732]. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 11. [1.] Getrost, mein Christ, in deinen Plagen Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Das erste Lied. Im Thon: Wer nur den lieben GOTT läßt walten / etc. [Z 2778] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. [2.] Ich wart, Herr, mit Verlangen Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Das ander Lied. Im Thon: Hertzlich thut mich verlangen / etc. [Z 5385] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. [3.] Kommt her, ihr Menschenkinder und höret, was ich sag Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Das dritte Lied. Im vorigen Thon zu singen. Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. 186 Drey schöne Neue || Geistliche || Lieder || Der Saltzburger || Emigranten, || Welches von vielen hundert || derselben auf der Reise zu ihrem Trost || gesungen worden. || Das Erste: || Ein Wanders= Lied etc. || Das Andere: || Ihr Christen schickt euch in die || Zeit, seht wie es um euch etc. || Das Dritte: || Laß O Hertze! dein Betrüben, || stelle deine Sorgen ein etc. || Gedruckt in diesem 1732. Jahr S.l., 1732. - [4] Bl. Universitätsbibliothek Greifswald, 23/ Fk 185 adn4. [1.] Ich bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Das erste Lied. Mel. Ich danck Dir schon durch deinen Sohn. [Z 247b] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. [2.] Ihr Christen! schickt euch in die Zeit Verfasser: vermutlich Gottfried Hoffmann (1658-1712). Vgl. Fischer, Kirchenliederlexikon I, S. 402. Nicht identisch mit dem gleichnamigen Lied von Johann Rist. Das Andere. Mel. Es ist das Heil uns kommen her. [Z 4430] 1. Ihr Christen! schickt euch in die Zeit, seht wie es um euch stehet, damit ihr nicht in Sicherheit, von GOtt euch nicht vergehet: Es mehrt sich täglich die Gefahr, 5 das Elend wächst von Jahr zu Jahr; Ach! das sind böse Zeiten. 2. Ihr Christen! schickt euch in die Zeit, gebt acht auf die Gedancken, damit sie nicht durch Eitelkeit, 10 vom rechten Wege wancken: Ihr wißt wol Fleisch und Blut ist schwach; Die Erb=Lust reitzt uns tausendfach; Ach! das sind böse Zeiten. 187 3. Ihr Christen! schickt euch in die Zeit, 15 denn Satan sitzt nicht stille, er stifftet manches Hertzeleid, das macht sein böser Wille; Er läßt der Kirchen keine Ruh, und setzt den Frommen hefftig zu. 20 Sind das nicht böse Zeiten. 4. Ihr Christen! schickt euch in die Zeit, bedenckt, wie man itzt lebet, wie man nach Geld und Guthe schreyt, nach Ehr und Wollust strebet: 25 Man hält nicht viel auf GOttes Wort, man fährt in allen Sünden fort; Ach! das sind böse Zeiten. 5. Ihr Christen! schickt euch in die Zeit, die Welt legt euch viel Stricke, 30 Gewalt und List greifft um sich weit, ihr Hertz ist voller Tücke; Wer es nicht mit den Bösen hält, der wird betrüglich nachgestellt. Sind das nicht böse Zeiten. 35 6. Ihr Christen! schickt euch in die Zeit, hört, wie die Menschen klagen, man redt vom Kriege weit und breit, von Pest und andern Plagen, die Straff=Gerichte brechen ein, 40 es kan auch wol nicht anders seyn; Denn es sind böse Zeiten. 7. Doch schickt ein Christ sich in die Zeit, so kan er schon bestehen, er lässet es in Leid und Freud! 45 nach GOttes Willen gehen, er trau’t auf GOtt, liebt dessen Wort, fährt in der Furcht des HErren fort, auch in den bösen Zeiten. 188 8. Hilff GOtt! daß wir uns in die Zeit, 50 nach deinem Willen schicken, so wirst Du uns aus Krieg und Streit, und allen Jammer rücken. Gib, daß wir stets in Busse stehn, und all’ auf guten Wegen geh’n; 55 So folgen beß’re Zeiten. [3.] Laß, o Herze! dein Betrüben Verfasser: anonym 1687 Fischer, Kirchnliederlexikon II, S. 26. Das Dritte. Mel. Freu dich sehr o meine Seele. [Z 6545] 1. Laß, o Herze! dein Betrüben, stelle deine Sorgen ein, warum soll doch ein Belieben, mir bey solchen Sachen seyn, so der Mammon und die Welt, 5 dir zu schnöden Diensten stellt? Laß den Himmels=Vater walten, dieser wird dich schon erhalten. 2. Dencke doch wie machen Morgen, hat dir dis und das gefehlt, 10 wie gar offtmahls du mit Sorgen, Tag und Stunden abgezählt, wenn die Nahrung kaum gewehrt, was das blosse Maul verzehrt, gleichwol hat GOtt dich erhalten, 15 darum laß Ihn ferner walten. 3. Gibt dir Gott durch seinen Segen, schon so manches liebes Kind, wird Er auch die Mittel legen, so dazu vonnöthen sind; 20 189 Denn bey dieser edlen Blüth, bleibet Er zugleich bemüht, wie Er solche mög’ erhalten; Darum laß Ihn ferner walten. 4. Dieser fromme Vater speiset, 25 ja die Vögel und das Wild? und so manches Blümlein weiset, das mit Schönheit angefüllt, warum solte Er denn sich, nicht erbarmen über dich? 30 Ach! Er will dich ja erhalten; Laß Ihn nur noch ferner walten. 5. Hat GOtt dich doch selbst erwählet, Ihm zu seinem Eigenthum, alle deine Haar gezählet; 35 Dir zu liebe Ihm zum Ruhm; Ey! so wird auch dieser GOtt, noch in aller Angst und Noth, dich versorgen und erhalten, darum laß Ihn ferner walten. 40 190 Emigranten Lied. || Welches der Bergmann Joseph Schaitberger, bey Seinen || Send=Schreiben und andern geistreichen Schrifften, welche er || schon A NNO 1685. an Seine Lands=Leute nach Saltzburg gesand, || enthalten und Sie meistens auswendig kennen, sonsten aber wenig || zu finden, dahero man es auch hier hat wollen bekandt machen S.l., s.a. - [1] Bl. Deutsche Waldenservereinigung e.V., Henri-Arnaud-Haus, Ötisheim- Schönenberg, im Konvolut F 78/ Sal II. Ich bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Ohne Angabe einer Melodie. Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. 191 Etwas auf die Reise || den || Saltzburgis[chen] Emigranten / || da sie || als Ihro Königl[iche] Maj[estät] in Preussen || declarirte Unterthanen || von Augsburg || nach Dero Landen aufbrachen / || In einer Ermunterung zum Lobe GOttes || von einem Guten Freunde || Mit Gegeben. || Syrach 14/ v. 8. || Das ist ein böser Mensch / der nicht sehen mag / daß || man den Leuten gutes thut / sondern wendet sein || Angesicht weg / und erbarmet sich niemandes. || Augspurg / druckts Samuel Fincke. Augsburg : Fincke, [1732]. - [2] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 4 Titelauflage: Etwas auf die Reise || den || Saltzburgis[chen] Emigranten / || welche / || A[nno] 1732. d[en] 18. Maji. || zu Augsburg ankamen, || und den 22. ejusd[em] || als Ihro Königl[iche] Maj[estät] in Preussen || declarirte Unterthanen || von hier || nach Dero Landen aufbrachen / || In einer Ermunterung zum Lobe GOttes || von einem Guten Freunde || Mit Gegeben. || Augspurg / druckts Samuel Fincke. Augsburg : Fincke, [1732]. - [2] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969 (Beibd. 3 Konkordanz: A) Göcking 1734, S. 331-332. Gelobt sei Jesus, unser Hirte Verfasser: unbekannt; vgl. A): „Wir theilen hier dem Leser nur noch das Lied mit, welches ein Candidatus Ministerii in Augsburg verfertiget, und einem Trupp bey seinem Abschied ausgetheilt hat“ (S. 331). Im Thon: Wer nur den lieben GOtt läßt etc. [Z 2778] 1. GElobt sey JEsus / unser Hirte / in Ewigkeit vor seine Treu / Er ists / der uns so treulich führte / Er stehet seinen Schaafen 1 bey / wenn sie der Wolff zu würgen droht / 5 so schützt er sie vor Noth und Tod. 1 A: Schäflein. 192 2. Ach JEsu / Hirte unsrer Seelen / wie können wir gnug danckbar seyn / du loktest uns aus unsern Höhlen / und führst uns in den Schaafsstall ein. 10 Ach tausend tausendmahl sey dir / herzliebster JEsu! Danck dafür. 3. Wir haben deine Stimm gehöret / da uns dein Wort zu handen kam. Die Freude wurde zwar verstöhret / 15 da man es wieder von uns nahm; Doch bricht GOtt lob! der Tag heran / da man es lesen darff und kann. 4. Dein Wort ist nun in unsern Händen / das uns viel lieber als das Geld / 20 das gibt Erquickung den Elenden bey allem Haß und Spott der Welt / das einz’ge Buch / das Bibel heißt / ist wehrt / daß man darum 2 weit reist. 5. Wir ziehen nun mit unsern Kindern 25 von Augspurgs Gränzen weiter fort / die schwere Reise kann schon lindern dem heilig seeligmachend Wort / das soll auf unsrer Reiß’ allein der Seelen beste Labsaal seyn. 30 6. Ach JEsu gönne uns das Glüke / daß uns dein Leib und theures Blut an deinem Tische bald erquicke / du hast ja beydes uns zu gut in deinem Testament vermacht / 35 und nicht nur halb uns zugedacht. 2 A: darnach. 193 7. Verschaffe uns an jenem Orte auch treue Hirten / lieber GOTT! Die uns mit deinem Lieben Worte erquicken in der Seelen Noth / 40 dein Geist / der alle Weisheit schafft / erfülle sie mit Licht und Krafft. 8. Du König Himmels und der Erden erhöre unser Bitt und Fleh’n / Daß wir doch bald so glücklich werden / 45 und unsern lieben König seh’n / der uns durch deine starke Hand verschafft ein neues Vaterland. 9. Beglüke Sein erlaucht Regieren / und gib Ihm ferner Muth und Geist / 50 das Werk mit Seegen auszuführen / das aller Welt merkwürdig heißt / erhalt Ihn und Sein Hauß gesund / so rühmt und preißt dich Herz u[nd] Mund. 10. Vergilt den Gönnern und Bekandten 55 das Gute / was 3 sie uns gethan / weil keiner von uns Emigranten dergleichen wieder geben kan. Ach segne sie / wir bitten dich / an Leib und Seele kräfftiglich. 60 11. So geht es nunmehr an ein reißen / ach liebe Freunde / lebet wohl! / wir Kinder ziehen nun nach Preussen zu unserm Vater Freuden=voll / da wird / was andre uns geraubt / 65 durch unsers Königs Huld erlaubt. 3 A: so. 194 12. Wir ziehen zwar von deinen Mauern / O liebes Augspurg / weiter fort / doch wird die Liebe immer dauern auch an dem weit entfernten Ort / 70 viel tausend Wünsche schicken wir von Preussen aus dennoch zu dir. 195 Gebeth / || Welches die || Saltzburgischen || Emigranten/ || Derer allbereits viele Tausend in Preus= || sen angekommen / täglich in ihrer Versammlung || und zu Hause bethen. || Nebst einem Anhang || Von Drey schönen || Geistlichen Liedern / || Mit welchen sich die vertriebene Emigranten in || ihrem Creutz und Trübsal getröstet haben. || Leipzig, zu finden unter dem Rath=Hause, Anno 1733. Leipzig, 1733. - [4] Bl. Staatliche Bibliothek Regensburg, Caps.114(37. [1.] Ich bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Das Erste: Trost=Lied eines Exulanten. Im Thon: Ich danck dir schon durch deinen Sohn. [Z 247b] Oder: Hör, liebe Seel, dir rufft der HErr. [Z 252] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. [2.] Ach, was für Kummer, Angst und Not Verfasser: unbekannt Das Andere: Trost=Lied in Verfolgung / Welches von einem Saltzburgischen Emigranten aufgesetzet worden. In selbst eignem Thon. 1. ACh was für Kummer, Angst und Noth, muß doch der Mensch ausstehen, in dieser Welt, O treuer GOtt, kein Creutz kan ihm entgehen, er muß sich quälen Tag und Nacht, 5 sein Leben wird nur zugebracht, mit Seuffzen und mit Thränen. 2. Ach welche schwere böse Zeit haben wir doch erlebet, da täglich noch viel Hertzeleyd 10 196 von neuem sich erhebet, wir sind in Trübsal überall, verfolgt dermassen allzumahl, daß wir nicht Rath mehr wissen. 3. Noch plagt man deine Christen sehr, 15 und greifft ihn ins Gewissen, sie soll’n annehmen falsche Lehr, die sich davon ausschliessen, werden zum Land hinaus gejagt, es wird ihn alle Gnad versagt, 20 ach GOtt dir seys geklaget. 4. Drum steh uns bey du getreuer GOtt, weil man uns will verbiethen dein liebes Wort, in solcher Noth wollst du uns, HErr, behüten 25 für Abfall, gib ein’n Heldenmuth, weil unser Sach ist recht und gut, in GOttes Wort gegründet. 5. Will man uns ja an einem Ort mit deiner Lehr nicht leyden, 30 muß dein Volck den Stab setzen fort, von Hauß und Hof abscheiden, so wird, O GOtt, den Christen dein noch irgend wohl ein Oertlein seyn, da man sie wird aufnehmen. 35 6. Und soll auch gleich die gantze Welt uns allen Raum versagen, mit ihrer Gunst, Wohlfahrt und Geld, aus lauter Haß abschlagen, so bleibt uns doch der Himmel wohl, 40 den uns kein Teuffel nehmen soll, da sind wir schon versichert. 197 7. Nun mag es gehen, wie es geht, wir können nichts verliehren, die Welt, die ihr im Lichte steht, 1 45 wird sich wohl selbst veriren, ihr Freude, Pracht und Herrlichkeit besteht nur eine kleine Zeit, ihr End ist ewig Heulen. 8. Aber der Christen Dürfftigkeit, 50 ihr Angst, Noth und Beschwerden wird sich verkehrn in eitel Freud, es wird doch besser werden im Himmel, drum verleyh Gedult, O treuer GOtt, durch deine Huld, 55 biß wir erlöset werden. [3.] Gottes Wort und Luthers Lehr Verfasser: unbekannt Das Dritte: Ein schönes Geistliches Lied Von GOttes Wort und Luthers Lehr / Aus dem bekannten Reimlein: GOttes Wort / und Luthers Lehr / Kan vergehen nimmermehr. Im Thon: Solt es gleich bisweilen scheinen. [Z 1348] Text s. Einzeldruck: Geistliche Aria von Gottes Wort 1 Offensichtlich ein Druckfehler. Gemeint sein könnte: „Die Welt, die hier im Lichte steht“ oder „Die Welt, die ihr im Lichte seht“. 198 Geistliche || ARIA || Von || Gottes Wort || und || Luthers Lehr / || Aus dem bekandten Reimlein: || Gottes Wort und Luthers Lehr / || kan vergehen nimmermehr. || [Titelvignette: Porträt Luthers, von zwei Putten gehalten] || In der Melodey: || Solt es gleich bißweilen scheinen / als || ob GOtt verließ die Seinen. || Augspurg / zu finden bey Albrecht || Schmid. Augsburg: Schmid, [s. a.]. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-15 (Beibd. 3 Konkordanz: A) Gebeth, Welches die Saltzburgischen Emigranten, Nr. 3. Melodie nach Q und A: Im Thon: Solt es gleich bisweilen scheinen. [Z 1348] Gottes Wort und Luthers Lehr / wird vergehen nimmermehr Verfasser: unbekannt 1. GOTTes Wort, und Luthers Lehr/ Wird vergehen nimmermehr/ Wann gleich alle Welt vergeht/ Gottes Wort und Lehr besteht. 2. Luthers Lehr hat satten Grund/ 5 Weil sie fließt aus Gottes Mund/ Und ist nicht ein Menschen=Fund/ Wie der gantzen Welt ist kund. 3. Sie hat Grund und festen Stand/ Weil sie nicht ist Menschen=Tand; 10 Wohl dem, der sie recht ergreifft/ Und nicht in der Irr umbschweifft 1 . 4. Dann wie Luthers Lehr besteht Auf dem Wort, das nicht vergeht/ So wird auch bestehen fest/ 15 Der/ so sich darauf verläßt. 1 A: umschweifft. 199 5. GOttes Wort vergehet nicht/ Wann die gantze Welt zerbricht, Erd und Himmel muß vergehn, Und kan nicht mehr lang bestehn. 20 6. Aber wer auf GOttes Wort/ Als auf einem sichern Port Sich verlässet immerfort/ der bestehet hier und dort. 7. Hier in disem Jammerthal/ 25 Und dort in dem Himmels=Saal/ Da sich zeigt die Herrlichkeit/ Die den Frommen ist bereit. 8. Summa, wer aus Gottes Mund Schöpffet wahren Glaubens=Grund/ 30 Und verharrt zu aller Stund In des Höchsten Gnaden=Bund. 9. Der ist seelig, und verbleibt Gottes Gnade einverleibt: Seelig hier in diser Zeit/ 35 Und in alle Ewigkeit. 10. Nun/ mein GOTT erhalte mich/ In der Wahrheit festiglich/ So will ich von Hertzen dich Preissen nun und ewiglich. 40 ENDE. So lang die Welt noch steht / wird Gottes Wort bestehen / Und so auch Luthers Lehr gewißlich nicht vergehen / Dann Gottes Wort das ist die Brunnquell und der Fluß / Woraus (nach Luthers Lehr) die Seel sich laben muß. 200 Die || hart=geplagte || Unschuld / || an || den armen || Saltzburgischen || Unterthanen / || welche sich zu || der || Evangelischen || Religion || erst kürtzlich freywillig bekennet haben / || in || Sechs sehr beweglichen || Liedern || entworffen und vorgestellt. || Franckfurt und Leipzig. || 1732. Frankfurt <Main>; Leipzig, 1732. - [16] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 5. [1.] Ach Gott! wie hart werd ich geplagt Verfasser: unbekannt I. Klag=Lied Ruprecht Winters / Eines 73. Jährigen Mannes. Im Thon: An Wasser=Flüssen Babylon etc. [Z 7663] 1. ACh GOtt! wie hart werd ich geplagt Bey meinen alten Jahren / Da ich nach deinem Wort gefragt / Und selbsten wolt erfahren: Der Bibel hellen Glantz und Licht / 5 Und was der Mund der Wahrheit spricht / So ward ich halb entzücket / Für Trost / den mir das Buch gebracht / Und der aus allen Worten lacht / So bald ich sie erblicket. 10 2. Ich fieng bald an die Tendeley Der Priesterschafft zu hassen / Und fiel der reinen Lehre bey / Die Luther hinterlassen. Den GOtt / durch seinen Geist / erweckt / 15 Daß er die Laster aufgedeckt / Die in dem Papstthum grünten. Für GOtt war aller Eyfer schlecht; Viel tausend wußten gar nicht recht / Ob sie dem Höchsten dienten. 20 201 3. Drum hab ich mich ans Wort gemacht / Das GOttes Wege lehret / Und alle andre Lehr veracht / Die uns von GOtt abkehret. Was man beym Gottesdienst gethan / 25 Sah’ ich für Greul und Sünde an / Womit man GOtt betrübet. Ich blieb zu Hause fort und fort / Und hab dafür in GOttes Wort / Mich fleissiglich geübet. 30 4. Und diß erquickte mich so sehr Als alle Schätz und Gaben / Ja / was die Erde kostbahrs mehr In ihrem Schooß mag haben. Ich fand da offt in einem Spruch / 35 Für meine Seele Trosts genug Der kunt sie besser speisen / Als wann die gantze Priester=Schaar / Ihr wolt so viel und lange Jahr / Nur leere Hülsen weisen. 40 5. Ich hab für diese Tröstung offt Dem lieben GOtt gedancket / Doch / da ich letztlich unverhofft / Im Alter bin erkrancket / So stellte sich der Pfaffe ein / 45 Mit Zuspruch mir bedient zu seyn / Ohn’ alle mein Verlangen / Und zwang mich Krancken mit Gewalt / Nur unter einerley Gestalt Das Nachtmahl zu empfangen. 50 6. Da nun die Läster=Predigt aus / Und alles war geschehen / Daß er wolt gehen aus dem Hauß / So hatte er gesehen / Im Winckel / stehn an einer Dill 55 Lutheri schöne Hauß=Postill / Er kunt für Zorn / nichts sagen / 202 Und drohte mir mit keinem Wort / Gieng aber gleich nach Werffen fort / Mich dorten zu verklagen. 60 7. Der Pfleger ließ den Augenblick Mich vor Gericht citiren; Doch / als die Antwort kam zurück; Man könn’ mich nicht mitführen / Weil ich todtkranck und krafftloß sey / 65 Und könnte mich im Beth nicht frey Selbst setzen und aufrichten; So war er voller Passion / Hielt mit der Sache seinen Hohn / Und schwur bey seinen Pflichten: 70 8. Daß / wenn er mich auch selbsten hör’ Im Todes=Rachen weinen; So müß’ ich noch / auf sein Begehr / Vor dem Gericht erscheinen. Deßwegen hat er unverweilt 75 Den schröcklichen Befehl ertheilt / Durch Schörgen mich zu schliessen / Die mich mit Grausamkeit und Macht / Auf einen Wagen hingebracht / Und weiter schleppen müssen. 80 9. Zu Werffen mußt ich / und mein Weib / Gleich ins Gefängnuß gehen / Hier muste erst mein armer Leib Viel Drangsal überstehen / Qual / Marter / Angst und Hertzeleyd 85 That man uns an / die gantze Zeit / So hab ich fast mein Leben / Bey Trost und Hunger / Tag und Nacht Verlohren und gering geacht / Und mich nur GOtt ergeben. 90 10. Ich lage / als ein Lazarus / In Schmertzen schier vergraben / Und kont in meiner Kümmernuß / 203 Doch keinen Tröster haben. Die Pfaffen stellten sich gantz toll 95 Und plauderten die Ohren voll Von Satzungen der Kirchen: Wer deren reine Ordnung flieh’ Der käm gewiß in Himmel nie Sie wollten sich verbürgen. 100 11. Drum kehrte ich mich zu der Wand / Und hab deß Hertzens Flehen / Zu meinem lieben GOtt gesandt / Daß / wenn es ja geschehen / Und ich im Kercker sterben solt / 105 Er mich nur bald erlösen wolt / Von meinem Leyd und Kummer; Es solt der Tod mir keine Pein Vielmehr in meinem Schmertzen seyn Ein sanffter Schlaff und Schlummer. 110 12. Jedoch / ich wurde noch zuletzt / Nebst meinem armen Weibe / In Freyheit wiederum gesetzt / Doch / daß nichts unterbleibe / Das uns nur Leyd und Kummer schafft / 115 So wurden wir am Geld gestrafft / All’ beed um hundert Gulden. Bey wem nun keine Baarschafft liegt / Der must’ doch sehen / wo ers kriegt / Und stecket sich in Schulden. 120 13. Und diese Straffe bloß geschickt / Weil man so keck gewesen / Und wider ihren Unterricht / Hat GOttes Wort gelesen. Wer in der Schrifft das Leben sucht / 1 125 Wird von der Clerisey verflucht Zum ewigen Verderben. Drum führe mich / GOtt / in ein Land / In welchem dein Wort wird bekannt / Da will ich freudig sterben. 130 1 Anm. in der Vorlage: Joh. 5. 204 [2.] Gott, du Licht der frommen Herzen Verfasser: unbekannt II. Klag=Lied / Simon Clammers. Im Thon: Zion klagt mit Angst und Schmerzen. [Z 6550] 1. GOtt / du Licht der frommen Hertzen / Zünd deß Trostes Kertze an; Weil mir sonst in meinen Schmertzen Niemand besser helffen kan. Du bist nur der starcke GOtt / 5 Der die Armen in der Noth / Weiß zu schützen und zu retten / Wenn sie glaubig zu dir tretten. 2. Sieh / du kennest meinen Jammer / Du weist / daß mich Tag und Nacht / 10 Deß Gesetzes schwerer Hammer In die Bibel hat gebracht: Wo die Seele Trost gesucht Die vom Papstthum war verflucht. Und an diesem Wort deß Lebens / 15 War mein Hoffen nicht vergebens. 3. Denn ich kont mich tröstlich fassen / Wann ich hab dein Göttlich Wort Mich alleine leiten lassen; Da hat sich die Himmels=Pfort 20 Meinem Glauben aufgethan / Da erblickte ich die Bahn / Worauf dermaleinst die Frommen Zu der Himmels=Crone kommen. 4. Mein Hertz blutet / wenn es dencket / 25 Daß es sich so lange Jahr In die Päpstisch Lehr gesencket Und der Seelen Todts=Gefahr 205 Keinen Augenblick bedacht / Sondern mehr dahin getracht / 30 Wie es mög vor andern allen / Unsrer Clerisey gefallen. 5. Als sie aber wahrgenommen / Daß in meinem Hertzen sey Weit ein andres Licht entglommen; 35 Alsobald gieng das Geschrey: Daß ich auch ein Ketzer wär Der die Schätze nicht begehr / Die die Kirche / nebst dem Leben / Den Rechtglaubigen gegeben. 40 6. Weil ich mich nun von den andern habe willig separirt / Must ich ins Gefängniß wandern / Und ward in ein Loch geführt / Das voll Stancks und Unflats war / 45 Und von dem das gantze Jahr Sonne / Mond und alle Sternen Sich mit ihrem Licht entfernen. 7. Ich fand da kein Ziel der Plagen / Ich must an dem Hunger=Tuch / 50 Lang mit heisser Sehnsucht nagen / Und hatt niemals Brodt genug / Auch deß Wassers schlechte Krafft Wurd mir klärlich hingeschafft / Was solt ich denn sonsten haben / 55 Meinen Cörper zu erlaben? 8. Denck ich an die Ruder=Bäncke / Leiden doch die Sclaven nicht / So viel Hunger und Gestäncke / Als nur mir ward zugericht. 60 Ich sah weder Weib noch Kind / Die jedoch gekommen sind / Mich zu sprechen / und zu sehen / Wie es mir denn mög ergehen. 206 9. Ists ein Wunder: Man erblindet / 65 Wann in einem düstren Loch / Nie ein Licht wird angezündet? Mein Gefängniß währte doch Nicht nur eine kurtze Zeit / Es war schon ein Jahr bereit: 70 Da ich in den düstren Orten Vest bin angeschlossen worden. 10. Wenn man sollte mich bewegen Zu dem alten Glaubens=Licht; So kam man mit herben Schlägen / 75 Und deß wars kein Ende nicht: Denn da flogen ohne Ruh Schläg und Streiche auf mich zu; Biß ich wollte wiederkehren / Und die neue Lehr abschwören. 80 11. Letztlich wurd ich doch erlassen / Und auf freyen Fuß gestellt: Weil mir aber solchermassen Fehlete das Atzungs=Geld: Hielt man mein Vermögen inn / 85 Daß ich also ärmer bin / Als ein Bettler auf der Strassen / Den fast Vieh und Menschen hassen. 12. Doch ich lidt um GOttes willen Alles gerne mit Gedult. 90 Denn ich weiß / er wird erfüllen Meine Seel mit seiner Huld. Sind Weib / Hauß und Kinder fort / Halt ich mich an GOttes Wort: Dieses Licht soll mich erleuchten / 95 Dieser Trost soll mich befeuchten. 13. Laß mich aus Egypten fliehen / Wo man GOtt nicht dienen kan / Und mich in die Wüste ziehen / 207 So komm ich ins Canaan; 100 In das Land / das du verheißt / Wo deß Lebens Honig fleußt / Wo wir / Herrscher aller Erden / Dich / im Wort erkennen werden. [3.] Wer sich zu Gott gesellt Verfasser: unbekannt III. Klag=Lied / Andreas Gappens. Im Thon: Auf meinen lieben GOtt etc. [Z 2607] 1. WEr sich zu GOtt gesellt / Dem wird sehr nachgestellt / Die Welt kans gar nicht leiden / Wenn man von ihr will scheiden / Um noch sein übrigs Leben 5 Dem lieben GOtt zu geben. 2. Ich hatte Meß gehört / Die Heiligen verehrt / Nach allem Ubertretten / Nur bloß bey sie gebetten / 10 Mir doch / nach dem Bereuen / Die Sünden zu verzeihen. 3. Da übergieng ich GOTT / Und auch das erst Gebott; Da ich mich solte schämen / 15 GOtt seine Ehr zu nehmen / Und Heilige zu grüssen / Die doch nichts von uns wissen. 4. Doch hörte ich genug Aus einem Bibel=Buch / 20 Das Luther hat verteutschet / 208 Und unsre Pfaffen peitschet. Da steht / wie GOttes Willen / Von uns sey zu erfüllen. 5. Diß zog mein Hertz und Sinn 25 Zur Luthers=Lehre hin; Ich pflegt bey den Gemeinen Offt heimlich zu erscheinen; Und hab der Priester=Messen / Darüber gantz vergessen. 30 6. Der Pfaff zu Abtenau / War doch dabey so schlau / Daß er hat wahrgenommen / Als ich zur Meß nicht kommen: Ich müß im Bibel=Lesen 35 Bey Ketzern seyn gewesen. 7. Und weil ich lesen kan / So gab er mich auch an: Ich müß die Bibel haben / Vielleicht sey sie vergraben / 40 Er hoff / wann man nur wolte / Daß man sie finden solte. 8. Allein nach dem Bericht / So fand man keine nicht; Jedoch ich wurd citiret / 45 Nach Rastadt abgeführet / Wo man mich abgehöret / Worinn ich sey belehret. 9. Ich war im Glauben schwach / Drum dacht ich noch nicht nach; 50 Obs auch zur Sünden=Bürde So streng gerechnet würde: Wann man die Frag vom Glauben Gleich stelle auf die Schrauben? 209 10. Jedoch ich wurd zuletzt 55 In Kercker hingesetzt. Da trieb mich mein Gewissen / Daß ich bekennen müssen; Wie ich zur Luthers=Lehre Mich völliglich umkehre. 60 11. Diß war genug gesagt / Drum waren sie bedacht: Mich alsobald zu schliessen / An meinen beeden Füssen / Mit Centner=schweren Ketten / 65 Die mich verdorben hätten. 12. Da ich sechs gantzer Tag In solchem Zustand lag / Sind mir die Füß gequollen / Und hefftig aufgeschwollen / 70 Die Haut war abgeschunden / Ich hatt’ viel Weh empfunden. 13. Doch wie sonst nicht allein / Ein Unglück pflegt zu seyn: So must mein Hals der Zeiten / 75 Auch grosse Schmertzen leiden. Kurtz / von der Sach’ zu reden / Ich kam in Todes=Nöthen. 14. Daß ich in Kranckheit fiel / War Wasser auf die Mühl 80 Für unsre Kirchen=Diener / Bevor die Capuciner / Die wolten mich bekehren Zu ihren Menschen=Lehren. 15. Sie redeten mir zu: 85 Wann du wilt haben Ruh / So must du dich bequemen 210 Die Lehre anzunehmen / Die unsre Kirche führet Und die von GOtt herrühret. 90 16. Sie hatten vorgebracht: Mich von deß Kerckers Nacht / Von Banden und von Ketten Den Augenblick zu retten: Wenn ich mich wolt verschreiben / 95 Catholisch zu verbleiben. 17. Als ich nun solches that; So sah ich keine Gnad / Von dem was sie versprochen / Ich muste noch eilff Wochen / 100 In meinem Kercker liegen / Und mich an GOtt vergnügen. 18. Zuletzt ward ich vom Ammt Zum Stadt=Arrest verdammt; Der Vatter must meintwegen 105 50. Thaler baar erlegen. Und diß hat mich bewogen / Daß ich davon gezogen. 19. Mein GOtt / ich dancke dir / Daß du so gnädig mir 110 Hierinnen beygestanden / Und hast mich aus den Banden Vor allen andern Dingen In Freyheit wollen bringen. 20. Doch aber noch vielmehr / 115 Sag ich dir Preiß und Ehr / Daß du mich solcher massen Dein Wort erleuchten lassen. Laß solches in mir brennen / Dich ewig zu bekennen. 120 211 [4.] Mein Herze! denk nicht mehr ans Leiden Verfasser: unbekannt IV. Klag=Lied / Hanns Klammers. Im Thon: Wer nur den lieben GOtt etc. [Z 2778] MEin Hertze! denck’ nicht mehr ans Leyden / Das du vorhin gelitten hast. Du bist bey deinen Lebens=Zeiten / Hie auf der Welt / ein fremder Gast / Die Wohnung die dort ewig währt / 5 Ist dir im Himmelreich beschehrt. 2. Jetzt kanst du wol und sicher leben / Dein Geist hat dir deß Höchsten Wort / Gantz frey in deine Hand gegeben / Du bist an einem solchen Ort / 10 Wo Trost und himmlischer Genuß / Erwächst in grossen Uberfluß. 3. Dein Nachbar hat dich angeklaget / Du hattest Bibeln in dem Hauß. Ach / hätte er nur wahr gesaget! 15 So aber sucht’ man alles aus / Und fande doch kein eintzig Blat / Das wider mich gezeuget hat. 4. Sonst heists: die Unschuld muß doch siegen / Und wär sie noch so hart gedrängt. 20 Allein / hie must’ sie unterliegen; Hie wurde ihr der Paß verhängt. Denn man hat allem ungeacht / Mich in ein finstres Loch gebracht. 5. Ich war deß Tages=Liecht beraubet / 25 Geschlossen an den rechten Fuß; Hätt man mir nur ein Liecht erlaubet In dieser dicken Finsternuß / 212 So hätten Band und Fesseln nicht Mich so entsetzlich zugericht. 30 6. So aber / wann ich mich beweget / So schmertzte mich die lincke Hand; Hab ich denn meinen Kopff gereget / Stieß er sich öffters an die Wand. Kein Rauber wird wol auf der Welt / 35 Im Kercker / so wie ich / gequält. 7. Auf dieses folgen andre Plagen / Absonderlich die Hungers=Noth; Ich kriegte knapp in dreyen Tagen Ein schwartz und hartes Stücklein Brod. 40 Der Frost und Durst die quälten mich Bey meinen Banden jämmerlich. 8. Und so must ich zwölf Wochen liegen; Fragt jemand: Was ich hab gethan? So wird er gleich die Antwort kriegen: 45 Man sah’ wol meine Unschuld an; Daß man von keinem Bibel=Buch / Was funden / war ja Zeugs genug. 9. Doch da mich letzt der Pfleger fragte: Welch Glaube wol der beste sey? 50 Und ich darauf zur Antwort sagte: Ich hielt es mit Luthero frey. Weil dieser es am besten trifft / Und prüfet alles aus der Schrift. 10. Da ward das Kalb ins Aug geschlagen / 55 Darauf beschlossen sie das Spiel / Mit scharffer Lauge mich zu zwagen; Es fehlte würcklich auch nicht viel: Sie hätten mich mit aller Macht In meinem Kercker umgebracht. 60 213 11. Zuletzt ward ich vors Amt geführet / Da hörte ich die harten Wort: Weil ich nicht thät / was mir gebühret / So solt ich weichen aus dem Ort / Und auch durchs gantze Leben mein 65 Vom Fürstenthum verbannet seyn. 12. Ich bat ums Weib und meine Kinder / Daß man die mir erlauben solt / Dieweil ich Aecker / Hauß und Kinder / Ja alles andere lassen wolt. 70 Allein die Bitt hat keine Krafft / Ich wurde plötzlich fortgeschafft. 13. Nun da ich wandle gantz verlassen; Trau ich mein lieber GOtt auf dich. Du wirst mich bey den Armen fassen / 75 Du hilffst den Deinen gnädiglich. Erhalt mich bey der reinen Lehr / Sonst ausser dem ich nichts begehr. 14. Es steht allein in deinen Händen Die allewege wol gethan / 80 Viel gute Freunde mir zusenden / Die sich hie meiner nehmen an. So lang ich wall’ in dieser Zeit / Biß ich dich preiß in Ewigkeit. [5.] Vom Wort des Höchsten ist bekannt Verfasser: unbekannt V. Klag=Lied / 22. Saltzburger / welche nach Wien abgeordnet worden / Ihro Röm. Kays. Majestät um allergnädigste Hülffe anzuflehen. Im Thon: Kommt her zur mir spricht etc. [Z 2496] 214 1. VOm Wort deß Höchsten ist bekannt / Ihr Schnur geht aus in alle Land / Ihr Schall biß an das Ende / Das GOtt dem Erden=Craiß gesetzt / Wol dem / der solches unverletzt 5 Bekommt in seine Hände. 2. Wir aber waren viele Jahr Diß theuren Wortes gantz und gar / Und alles Trosts beraubet. Es wurd kein neues Testament / 10 Und was man aus der Schrifft benennt / Zu lesen uns erlaubet. 3. Allein der Eifer für die Ehr Deß grossen GOttes / trieb uns mehr / In seinem Wort zu suchen; 15 Es möchte uns gleichwol hiebey Die gantz Catholisch Clerisey / In Höllen=Abgrund fluchen. 4. Sagt Christus selbst: sucht in der Schrifft / Weil man darinn die Wort antrifft / 20 Die von ihm selber zeugen. Wie kan man dann von dieser Lehr Und von der theuren Warheit mehr / Abgehen und abweichen. 5. Doch diese Warheit leidt man nicht / 25 Weil man ihr hefftig widerspricht / Man will sie unterdrücken. Denn sie entdeckt in aller Eil Deß Pabstthums schnöden Sünden=Greul / Den sie so trefflich schmücken. 30 6. Wir aber halten vest darmit / Und weichen keinen Fuß und Schritt / Von diesem Warheits=Worte. 215 Es bringet Safft und Krafft herfür Eröffnet uns die Lebens=Thür 35 Die goldne Himmels=Pforte. 7. Diß war der Clerisey bewusst / Daß wir stets suchten unsre Lust In GOttes Wort zu biessen. Drum haben wir auch nach und nach 40 Den Eifer / Grimm und grosse Rach Von ihr empfinden müssen. 8. Sie that uns alle Drangsal an / Was man für Qual erdencken kan / Die ist uns wiederfahren. 45 Es schien / wenn alles auf der Welt Sich wider uns zusamm gestellt Um keine Plag zu sparen. 9. Die Pfaffen machten uns verschreyt: Wir seyn die allerbößsten Leut / 50 Die je die Erd getragen / Wir wären eine solche Rott Die nichts nach Obrigkeit nach GOtt Im Himmel selber fragen. 10. Sie fleheten die Obrigkeit / 55 Die uns mit Stumpff und Stiel bey Zeit Solt suchen auszurotten. Grieff man nun weidlich auf uns her Und machte uns sehr viel Beschwer / So sah man sie nur spotten. 60 11. Hielt man nur einen im Verdacht / Daß er die Kirch und Meß veracht / Und gienge nicht Wallfahrten. Da durffte das unschuldig Schaaf Nicht lange auf die harte Straff 65 Um seine Wolle warten. 216 12. Sprache mein Haupt=Feind: der lißt ein Buch / So wars dem Richter schon genug / Mich in Verhafft zu bringen. Man fragte nicht: was drinnen sey? 70 Man suchte mit der Straff darbey Uns alles abzudringen. 13. Wir haben endlich uns beredt: Weils uns so gar erbärmlich geht / Wir wolten nach Wien schreiben / 75 An Kayser und nach Regenspurg; Doch kont kein Brief zum Land hindurch Und uneröffnet bleiben. 14. Auf dieses hatte man gewählt / Und zwey und zwanzig ausgezehlt / 80 Die nach Wien solten reisen: Man gabe ihnen Vollmacht mit Dieselbe bey der ersten Bitt Dem Kayser aufzuweisen. 15. Sie giengen einzeln nicht zugleich / 85 Allein zu Lintz in Oesterreich Hat man sie angehalten; Da hemmte sich der gantze Lauff / Sie zeigten keine Pässe auf / Darum man sie so balden: 90 16. Für Ertz=Rebellen angesehn Die vor den Kayser wolten gehen Den Bischoff zu verklagen; Weil er im Reich der gröste Herr / Und auch der Oberst Richter wär / 95 Bey Ihm ihr Heyl zu wagen. 17. Man nahm sie also in Arrest / So viel derselben sind gewest / Ließ sie mit Fesseln zieren. 217 Und dann zum grösten Ungelück / 100 Von Lintz in Oesterreich zurück / Nach Saltzburg wieder führen. 18. So bald man sie nach Saltzburg bracht / So hat man schlechten Staat gemacht / Sie in Verhafft genommen. 105 Sie sind gefangen unter Erd / Neun Klaffter tieff / ich glaub es werd Wol keiner mehr vorkommen. 19. Ein jeder kan errathen leicht / Wie man sich gegen sie bezeigt / 110 Wie gut man sie tractiret: Das unbarmhertzige Gericht Schont auch der alten Greisen nicht / Die GOtt selbst ehrt und zieret. 20. Wer sie geheissen auf die Reiß / 115 Das wieß die Vollmacht Hauffen=weiß / Wo sie verzeichnet stunden. Da zeigte man den grösten Groll / Die Häscher hatten Hände voll Mit diesen Leuten funden. 120 21. Sie wurden alle aufgesucht / Und / was sich noch nicht mit der Flucht Salviret / eingezogen. Man hat der Welt den falschen Schein / Daß sie nichts als Rebellen seyn / 125 Sehr schändlich vorgelogen. 22. Und so verhält sich’s mit der That / Wie denen man begegnet hat / Die GOttes Wort gelesen; Und daraus hertzlich sich erbaut / 130 Woran man auch den Nutzen schaut / Der so gar groß gewesen. 218 23. Da man die eintzlen unterdrückt / Hats GOtt jetzt gar so weit geschickt / Daß zwantzig tausend Seelen / 135 Und mehr / nur bloß / um GOttes Wort / Auß ihrem Lande ziehen fort / Und das Elend erwählen. 24. So sorge grosser GOtt für sie / Du Hüter Israel / der nie 140 Die Seinen hat verlassen. Ja / segne die im Elend nun Den Emigranten Gutes thun / Und hasse / die sie hassen. [6.] Christ, wann du wirst, wie Gott will, leben Verfasser: unbekannt VI. Klag=Lied / Peter Meyers. Im Thon: Wer weiß wie nahe mir mein Ende etc. [Z 2775b oder 2835] 1. CHrist wann du wirst wie GOtt will leben / Hast du zu hoffen grossen Lohn / Willst du / was dir GOtt selbst will geben / Die ewig Himmels=Ehren=Cron / Leb standhafft wie GOtt will auf Erd / 5 GOtt und der Himmel ist alles werth. 2. Dein GOtt will / daß du ihn solt lieben / Als wie dich selbsten auf der Erd / In Tugend solt dich fleissig üben / Daß sie in dir vollzogen werd / 10 So üb die Tugend auf der Erd / GOtt und der Himmel ist alles werth. 219 3. Auch solt du deinen Nächsten lieben / Als wie dich selbst / so schafft es GOtt / Mit Unrecht solt ihn nicht betrüben / 15 Solt vielmehr halten sein Gebott / Lieb deinen Nächsten auf der Erd / GOtt und der Himmel ist alles werth. 4. GOtt will / daß du solt stetigs meiden / Alles was deiner Seelen schad / 20 Und lieber alles g’dultig leiden / Als verliehren die Göttlich Gnad / Meid nur was Sünd ist auf der Erd / GOtt und der Himmel ist alles werth. 5. GOtt will / daß du solt allzeit streben / 25 Auch nach der wahren Heiligkeit / Und solt dich gantz und gar ergeben / In Christliche Gerechtigkeit / Leb Christlich / heilig auf der Erd / GOtt und der Himmel ist alles werth. 30 6. Bist du nun jetzt also beschaffen / So richt dich immer zu dem Streit / Wann der Feind greifft nach denen Waffen / Wöhr dich nur tapffer in dem Streit / Kämpff standhafft hier auf dieser Erd / 35 GOtt und der Himmel ist alles werth. 7. Hüt dich / O Mensch / daß nicht verzagest / Weil dir dein Schwachheit ist bekannt / Wann du GOtt nur ein Wörtlein sagest / Reicht er dir seine Rechte Hand / 40 Bleib standhafft / und streit auf der Erd / GOtt und der Himmel ist alles werth. 8. Sage O GOtt ich will dir bleiben / Allzeit beständig und getreu / Daß ich möchte jetzt den Feind vertreiben / 45 220 Dein Göttlich Allmacht steh mir bey / Treu will ich bleiben auf der Erd / GOtt und der Himmel ist alles werth. 9. Wilt du mich mit der Kranckheit schlagen / Daß ich auch kaum mehr schnaufen mag / 50 Wilt du mich selbst mit Armuth plagen / Ob es zwar wär ein harte Plag / Diß will ich tragen auf der Erd / GOtt und der Himmel ist alles werth. 10. Wilt du mich lassen auf der Erden 55 Gantz elend und verachtet seyn / Wilt du mich lassen zu Schanden werden / So gib ich mich gantz willig drein / Gern will ich leiden diß auf Erd / GOtt und der Himmel ist alles werth. 60 11. Schickst du mir GOtt ein Creutz zu leiden / So sey dein Nahm gebenedeyt / Auch auf das Leiden geht die Freuden / Die du uns dorten hast bereit / Gern will ich leid’n ein zeitlang auf Erd / 65 GOtt und der Himmel ist alles werth. 12. Wilt du mich aber lassen fallen In grosse Angst und schwere Noth / Daß ich nur werd verspott von allen / Und muß aussteh’n so gar den Tod / 70 Spotten mich nur die Menschen auf Erd / GOtt und sein Himmel ist alles werth. 13. Diß alles sey von dir gebetten / O mein allerliebster HErr und GOtt / Laß mich ja nimmer übertretten / 75 All deinen Willen und Gebott / Sonst wie du wilt / magsts mach’n auf Erd / GOtt und der Himmel ist alles werth. 221 14. Ja wann auch gar kein Himmel wäre / Der mich ziehen thät zu sich / 80 Will ich mich dannoch zu dir kehren / Und will auch stetigs lieben dich; Du bist ein HErr über Himmel und Erd / Auch ohn den Himmel deß Liebens wol werth. 15. Also will ich es auch zulassen / 85 Auch den Himmel Himmel zu seyn Will mir ein frisches Hertz jetzt fassen / Allein zu suchen GOtt allein; Er ist ein HErr über Himmel und Erd / Tausendmal mehr als der Himmel werth / 90 Amen. 222 JESUS || Der Treue Hirt || Und || Gute Wirth || eines jeden glaubigen || Schäfleins und Gasts || aus dem 23. Psalm 1 Davids vor= || gebildet / || und denen Saltzburgis[chen] || EMIGRANTEN || zu || unaufhörlichem Andencken || An ihren || Hirt= und Wirthen || JESUM || Auf ihre Reise || von || Augspurg naCh K 2 öniglich= || Preußis[chen] Landen mitgetheilet. S.l. [Augsburg? ], [1732]. - [2] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-15 (Beibd. 5 Konkordanz: A) Moser 1732-1733, 11. Stück, Num. V, S. 487-490 Mit Jesu ist die Reise gut Verfasser: unbekannt [Ch K? ]. Dieser Psalm / als ein rechter Trost-Psalm eines glaubigen Emigranten verdienet gar wohl von Wort zu Wort hieher gesetzt zu werden: Der 23. Psalm Davids. 1. DEr HERR ist mein Hirt / mir wird nichts mangeln. 2. Er weidet mich auf einer grünen Auen / und führet mich zum frischen Wasser. 3. Er erquicket meine Seele / und führet mich auf rechter Strasse / um seines Namens willen. 4. Und ob ich schon wanderte im finstern Thal / förchte ich kein Unglück / denn Du bist bey mir; Dein Stecken und Stab trösten mich. 5. Du bereitest vor mir einen Tisch gegen meine Feinde; Du salbest mein Haupt mit Oele / und schenckest mir voll ein. 6. Gutes und die Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang / und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. Im Thon: O treuer GOtt und Vatter mein. [s. dieses Lied mit Melodie in: Urlsperger 1732] 1. MIt JEsu ist die Reise gut / Mit JEsu bin ich wohlgemuth / Mit JEsu fehlts mir nicht Auf JEsum / JEsum ist allein Mein Glaubens=Grund gericht. 5 1 A: Psalmen. 2 Die typographisch hervorgehobenen Buchstaben Ch K sind eventuell als Hinweis (Monogramm) auf den Verfasser zu verstehen. In der Konkordanz A mit der gleichen Überschrift sind die Buchstaben nicht hervorgeboben. 223 2. Mein JEsus ist der beste Hirt / Bey welchem mir nichts mangeln wird / So lang ich Ihm vertrau; Er führt mich auf die beste Weyd / Wann ich auf Ihn nur schau. 10 3. Er leitet mich zur Wasser=Quell / Alldort erquickt Er meine Seel Mit seinem heil’gen Wort; Er führt mich auf der rechten Straß An all und jedem Ort. 15 4. Wie mir sein Nam hat zu gesagt / Drum ist mein Hertz gantz unverzagt / Ob ich auch wandern muß Durch manches finstre Trauer=Thal / Stärckst du doch meinen Fuß. 20 5. Dein Stab und Stecken trösten mich / Darob mein Hertz erfreuet sich / Und fürchtet keine Noth; Weil du mein Schutz und Helffer bist / graut mir nicht vor dem Tod. 25 6. Vor meinen Feinden allezeit Ist mir dein Gnaden=Tisch bereit; Du salbst mein Haupt mit Oel Der Freude deines heil’gen Geists / Schenckst voll ein meiner Seel. 30 7. Gutes und die Barmhertzigkeit Werden mir folgen Lebens=Zeit / Und ich werd bleiben fort Im Hauß des HERREN immerdar / Wie mir verspricht dein Wort. 35 224 8. Wo soll ich dann nur fliehen hin / Da ich gewiß versichert bin Daß ich nicht werd veracht? Als nur zur Dir / mein treuer Hirt / Bey Dir bin ich geacht. 40 9. Kein Hirt so getreu / wie Du / Bey keinem findt man solche Ruh / Als wie bey Dir allein; Du läßt dein Leben für das Schaaf / Kann größ’re Treue seyn? 45 10. Du bist nicht nur mein treuer Hirt / Du bist zugleich mein guter Wirth / Der mich herbergen will; Machst mir durch leiblich Speiß und Tranck Den Durst und Hunger still. 50 11. Du sorgst für mich auf meiner Reiß / Ja was noch mehr die Seelen=Speiß Legstu 3 mir reichlich für / Und diß umsonst / auch ohne Geld / Was bin ich schuldig Dir? 55 12. Nimm hin mein Hertz zum Eigenthum / Nimm hin den Mund zu deinem Ruhm / O du getreuer Hirt! Dich lob und preiß ich ewiglich / Du allerbester Wirth! 60 3 A: Legst du. 225 Kurtze doch wahrhafftige || Beschreibung || Derer || Exulanten, || Betreffende etliche zwantzigtausend, || So aus dem Saltzburgischen verjaget, || Und wie selbige || Von ihren Glaubens=Brüdern Evangel[ischer] Religion, || Insonderheit aber || Wie etliche hundert solcher Vertriebenen, || Von Ihro Kön[iglichen] Majestät in Preussen, || sind begnadiget und in Dero Lande aufgenommen || worden, || Nebenst einigen || Wanders=Liedern, || Welche von etlichen hundert Vertriebenen, so || um der Evangelischen Wahrheit willen aus dem Saltz= || burger Land verjaget worden, auf ihrer Reise zu ihrem || Trost abgesungen, und von ihnen selbst ver= || fertiget worden. || Gedruckt, Anno 1732. S.l., 1732. - [4] Bl. Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle, AB 154445 (32) [1.] Ich bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Wanders=Lieder. Daß erste. Mel. Ich danck dir schon durch deinen Sohn, etc. [Z 247b] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. [2.] Jesu, Liebe meines Herzens Verfasser: unbekannt Das andere. Mel. Alle Menschen müssen sterben etc. [Z 6776] JEsu Liebe meines Hertzens, treib aus mir die Lieb der Welt, laß mein Hertz in Freud und Schmertzen, lieben was dein Hertz gefällt, JEsu mein, laß mich seyn 5 in dein Hertz geschlossen ein. 2. Du solst mir mein Hertz nur rauben, nimm es, o mein JEsu! hin, gib ihn Flügel wie die Tauben, damit ich immer bey dir bin. 10 JEsu mein, laß mich seyn in dein Hertz geschlossen ein. 226 3. Was auf Erden schöns zu sehen, ist dem Graß und Blumen gleich, alles muß wie Rauch vergehen, 15 alles wird bald alt und bleich. JEsu mein, laß mich seyn in dein Hertz geschlossen ein. 4. Schöne Köpff und böse Sinnen, find man öffters in der Welt, 20 schön von aussen, böß von innen, wie es jedem wohl gefällt. JEsu mein, laß mich seyn in dein Hertz geschlossen ein. 5. Wie ein Sau mit Gold behangen, 25 also ist ein schöner Leib, der nicht thut mit Tugend prangen, es sey gleich Mann oder Weib. JEsu mein, laß mich seyn in dein Hertz geschlossen ein. 30 6. Du bist allein schön zu nennen, der den Himmel hat gemacht, dich thu ich vor schön erkennen, andre Schönheit wenig acht. JEsu mein, laß mich seyn 35 in dein Hertz geschlossen ein. 7. Deine Schönheit thut erfreuen, deine Schönheit nur erquickt, andre Schönheit will ich scheuen, wodurch nur das Hertz verstrickt. 40 JEsu mein, laß mich seyn in dein Hertz geschlossen ein. 8. Wer ein reines Hertz will finden, suchs in JEsu nur allein, Menschen=Treu thut bald verschwinden, 45 227 JEsu Treu wird ewig seyn. JEsu mein, laß mich seyn in dein Hertz geschlossen ein. 9. JEsu, dein Hertz kan ich nennen, einen Garten der gar schön, 50 wo die Liebes=Sonn thut brennen, und die Gnaden=Blumen stehn. JEsu mein, laß mich seyn in dein Hertz geschlossen ein. 10. Wann ich ruh in deinem Hertzen, 55 dann ist mir wahrhafftig gut, lieg ich gleich in letzten Schmertzen, werd ich doch seyn wohlgemuth. JEsu mein, laß mich seyn in dein Hertz geschlossen ein. 60 11. Schließt mich weit aus euren Hertzen, ihr Welt=Kinder insgemein, ich will lachen und will schertzen, JEsu Hertz mein Trost wird seyn. JEsu mein, laß mich seyn 65 in dein Hertz geschlossen ein. 12. JEsu, was dein Hertz umfasset, wie du selber hast gesagt, wird stets von der Welt gehasset, und von Satans Rott geplagt. 70 JEsu mein, laß mich seyn in dein Hertz geschlossen ein. 13. JEsu, JEsu ich befehle mich in dein getreues Hertz, es zur Wohnung auserwehle, 75 und verehr den Liebes=Schmertz. JEsu mein, laß mich seyn in dein Hertz geschlossen ein. 228 14. Dein Hertz hat für mich gelitten, mein Hertz leidet auch für dich, 80 nur, o JEsu, ich thu bitten, hilff, HErr JEsu stärcke mich. JEsu mein, laß mich seyn in dein Hertz geschlossen ein. [3.] Von Gott will ich heut bitten Verfasser: unbekannt Das dritte. Mel. Von GOTT will ich nicht lassen etc. [Z 5264b] VOn GOtt will ich heut bitten, aus meiner Seelen=Grund, daß er woll überschütten, mit Seegen diese Stund, die gantze Stadt und Land, 5 ja alle Räth und Stände, regieren GOttes Hände, Glück zu dem Vaterland. 2. GOtt gebe Glück und Seegen dem lieben Bürgers=Mann, 10 auf allen seinen Wegen, woll Jesus bey ihm stahn, er segne insgemein, ihn selbst sein Weib und Kinder, sein Nahrung, Vieh und Rinder, 15 und alles, was ist sein. 3. GOtt gebe Glück und Seegen, dem lieben Bauers=Mann, gut Sonnenschein und Regen, daß er besäen kan 20 zu rechter Zeit das Land, auf dass wir GOttes Gaben im Segen können haben von seiner milden Hand. 229 4. GOtt gebe Glück und Seegen, 25 den Eltern insgesamt, daß sie der Kinder pflegen, nach ihrer Pflicht und Amt, daß auch die Kinderlein, zu GOtt sich recht bekehren, 30 und ihre Eltern ehren, und auch gehorsam seyn. 5. GOtt sey den schwangern Frauen ihr Hoffnung, Trost und Ruh, daß sie die Kinder schauen, 35 Gesundheit immerzu, GOtt gebe gnädiglich, daß sie sie wohl ernehren, und GOttes Wort gern hören, und leben ewiglich. 40 6. GOtt sey der Waysen Vater, die unerzogen seyn: Der Wittwen ihr Berather, er ist der, der allein durch seine Vater=Treu 45 thut Hülff von oben senden, kan alls zum besten wenden, sein Güt ist immer neu. 7. GOtt gebe allen Hertzen, die fromm und Christlich seyn, 50 und sich der armen Schmertzen annehmen insgemein, Fried, Ruh und viele Freud, was sie den Armen geben, dafür laß sie GOtt leben 55 hier und in Ewigkeit. 8. GOtt gebe allen Krancken, daß sie gedultig seyn, und laß sie niemahls wancken, 230 er lindre ihre Pein, 60 er helff aus aller Noth, die Kranckheit woll er wenden, Gesundheit wieder senden, das steht allein bey GOtt. 9. GOtt gebe in dem Sterben 65 ein selig Stündelein, dass sie dort Himmels=Erben bey JEsu ewig seyn, und leben in der Freud, die nie kein Ohr gehöret, 70 und immer ewig währet, befreyt von allem Leid. 10. Darum wohl auf mit Freuden, sey immer wohlgemuth du Menschen=Kind im Leiden, 75 GOtt thut dir alles Guts, GOtt wehret alle Plag, die dich hier scheint zu drücken, dort wird er dich erquicken an jenem Freuden=Tag. 80 231 Ein Lied || vor die || Saltzburgische || Emigranten, || aufgesetzt || von einem || Gottliebenden und Aufrichtigen || Freund, || Der || um der Evangelischen Wahrheit || willen vertriebenen || Saltzburgis[chen] Emigranten. S.l., [ca. 1732]. - [2] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-5. Konkordanz: A) Moser 1732-1733, 11. Stück, Num. V, S. 481-484. Auf, ihr Brüder (Schwestern), laßt uns gehen Verfasser: Nach Clauss 1934 (S. 39) wegen der typographisch hervorgehobenen Buchstaben G und A möglicherweise Georg Axter [Gottliebenden und Aufrichtigen], Lehrer am Augsburgischen Evangelischen Waisenhaus. In der Kondordanz A) mit gleicher Überschrift sind diese Buchstaben nicht hervorgehoben. Mel. Kommt und laßt euch JEsum lehren / [Z 6661] 1. Auf ihr Brüder laßt uns gehen / Schwestern 1 Freudig aus dem Vatterland; Laßt uns alle Ding verschmähen / Die nichts bessers sind als Sand / Und was nur vergänglich ist / 5 Doch was Mott’ und Fäule frißt; Lasset uns vielmehr bemühen JEsum selbst an uns zu ziehen. 2. Alles was wir jetzt verliehren / Ist und bleibt nur Eitelkeit / 10 Dran man wenig Lust kan spühren; Ja offt bringet Hertzenleyd; Sachen sinds die irrdisch sind / Wo man wenig Freude findt; Und wir können Schätze haben 15 Welche Geist und Seele laben. 1 Die Worte „Brüder“ und „Schwestern“ sind in der Vorlage in kleinerer Type untereinander als Alternativen gedruckt. 232 3. O! so traget kein Bedencken / Alles was da eitel heißt / Nur der eitlen Welt zu schencken / Die das eitle blindlings preißt; 20 Dieses aber laßt allein / Unsre gröste Sorge seyn / Wie wir mögen das erlangen Womit man vor GOtt kan prangen. 4. Seht wir ziehn aus Saltzburgs Landen / 25 Wo zwar unsre Nahrung war / Und wo Speiß und Tranck vorhanden / Doch das Beste war sehr rar / Denn wir hatten da kein Brodt Für die Seel in ihrer Noth; 30 Drum laßt uns von hinnen gehen / Und nach Himmels=Speisen sehen. 5. Denckt / wir haben lang geschriehen 2 : GOtt gib uns dein Himmels=Man! Nun hat er die Gnad verliehen 35 Daß man solches haben kan; Ach! so geht dann hurtig fort / Und eilt nach dem Lebens Wort / Das wird unsre Seel’ erfreuen Daß sie ewig kan gedeyhen. 40 6. Laßt uns nicht zurücke schauen / Auf die Aecker / Vieh und Hauß / Laßt uns nur auf GOtt vertrauen Der führt alles wohl hinaus; Murret nur / ihr Brüder nicht 45 Schwestern Wenn euch diß und das gebricht GOTT kan Brod und Kleider schencken Eh wir noch daran gedencken. 2 A: geschryen. 233 7. Können wir jetzt gleich nichts sehen / Welches unser eigen sey; 50 Laßt uns nur in Hoffnung stehen / Daß uns doch GOtt stehet bey / Daß wir unter seinem Schutz / Können vor der Feinde Trutz / (Welchen GOtt wird Ziel vorschreiben) 3 55 Friedlich und in Ruhe bleiben. 8. Lasset uns den Höchsten preisen / Er hat uns biß diese Stund / Schon auf unsrem weiten reisen / Frisch erhalten und gesund; 60 O wie groß ist seine Treu! Und ja alle Morgen neu / Die uns biß hieher begleitet Und uns alles Guts bereitet. 9. Nun wohlan! und laßt uns lauffen / 65 Bald / bald kommen wir dahin / Wo wir mit dem Zions=Hauffen Können in die Häuser zieh’n / Wo man Christi Sacrament Haben kan / doch unzertrennt / 70 Und wo wir auch dörffen lesen / Was uns nicht erlaubt gewesen. 3 Runde Klammern in beiden Quellen. 234 M[agister] Christian August Rotthens || Diac. Maurit. || Catechismus=Lied || aus den Psalmen Davids || Am I. Sonntage nach dem Fest der heiligen || Dreyeinigkeit || Nach der Nachmittag=Predigt || über die Worte Psalm 45. v. 11. und 12. || abgefasset || Und || Zu der Erbauung || Derer || Saltzburgischen Evangelischen || Glaubens=Genossen || auf inständiges Verlangen Christlicher Zuhörer || zum Druck befördert. || HALLE || gedruckt mit Grubertischen Schriften. || Anno 1732. Halle, 1732. - [2] Bl. Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle, Il 3188k und AB 154445 (5). Konkordanz: A) Drey geistreiche Trost=Lieder, Nr. 1 Von Gott will ich nicht lassen in meiner Lebenszeit Verfasser: Christian August Rotth (1685-1752) Text || aus den Psalmen Davids bey Erklärung des andern Gebotes. || Psalm 45. v. 11. 12. || Höre Tochter, schaue drauf, || und neige deine Ohren, ver= || giß deines Volckes und deines || Vaters Hauß. So wird der Kö= || nig Lust an deiner Schöne haben, || denn Er ist HErr und solt || ihn anbeten. || Daraus / die Christliche Selbst=Ver= || leugnung vorgestellet worden / wie dieselbe || zu der Verherrlichung des Nahmens || GOttes gereiche. Im Thon: Von GOtt will ich nicht lassen. [Z 5264b] 1. Von GOtt will ich nicht lassen In meiner Lebens=Zeit. Dies will ich gläubig fassen In aller Traurigkeit. Es gehe wie GOtt will / 5 So werd ich wohl geführet / Erhalten und regieret Drum bin ich in GOTT still. 2. Muß ich mein Hauß vergessen Und / wenn es GOtt gefällt / 10 Mein Brodt mit Thränen essen In dieser bösen Welt / So gilt mir alles gleich. 235 Denn was ich hier verliehre / Wenn ich Verfolgung spühre / 15 ersetzt mir GOttes Reich. 3. GOtt ist mein Heyl und 1 Leben / Der alle Hülffe thut. Dem will ich mich ergeben / Weil Er mein höchstes Gut. 20 Er ist der HErr allein / Zu dem wir freudig treten / Mit singen und mit beten / Dies soll mein Opfer seyn. 4. Wohlan! so mag es gehen / 25 Nachdem es GOtt beliebt. Ich bleibe feste stehen / Weil dies Belohnung giebt. Wer hier sein Creutz nachträgt / Dem ist nach Kampf und Streiten / 30 In jenen Ewigkeiten / Die Crone beygelegt. 1 A: mein. 236 Der || Saltzburgischen || Emigranten || I. || Eigenes Lied. || II. || Gebet || III. || Glaubens Bekänntniß. || IV. || Unterthänigstes Bitt- Schreiben || an die Saltzburgische Herrschafft. || Torgau, || zu finden bey Johann Gottlieb Peterselln. Torgau: Peterselln, [s.a.] Salzburger Museum Carolino Augusteum, Bibliothek Nr. 1823 [1.] Ich bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Mel. Ich danck dir schon durch deinen Sohn, etc. [Z 247b] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. 237 Der Saltzburgis[chen] Emigranten || Wanderstab || in zweyen Liedern verfasset und aufge= || setzet / von einem jungen Exulanten || Namens Rubert Schweiger || von St. Veith gebürtig. || Das Erste || Im Thon. Wann wir in höchsten Nöthen seyn etc. || In GOttes Nahmen trett ich an etc. || Das Ander. || Im Thon. JEsu der du meine Seeele. || Ach wann wir das recht bedencken etc. || samt einem Dancksagungs=Brief || an Einen Hoch=Edlen Magi= || strat A. C. || übersand || von Joseph Pilzeger, || aus dem Gericht St. Johannes / gebürtig || von Wangau. 1732. || Zu finden bey Elias Bäck / a H. Kupfer= || stecher / wohnhafft auf dem untern Graben || in Augspurg. Augsburg: Bäck, 1732. - [6] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 3. [1.] In Gottes Namen tret ich an Verfasser: Rupert Schweiger (geb. ca. 1705) Das Erste. Im Thon: Wann wir in höchsten Nöthen etc. [Z 394] 1. IN GOttes Nahmen trett ich an / Den Weg und die Verfolgungs=Bahn / GOtt geht mit uns und steht uns bey / Ob es schon finster um uns sey. 2. Um GOttes Wort war ich betrübt / 5 Das ich verborgen hab geübt / Diß war mein Trost in Sorg und Leyd / In Trübsal und in Traurigkeit. 3. Mein GOtt ich folg dir willig nach / Durch Hohn und Spott / durch alle Schmach / 10 Dann wer da will sein Jünger seyn / Der muß nicht scheuen Schmach und Peyn. 4. Ich nehm den Stab in meine Hand / Zeuch mit Jacob in fremde Land / Bin ich schon arm und elend hier / 15 Bin ich O GOtt doch reich in dir. 238 5. Bloß um der reinen Glaubens=Lehr / Werd ich verjagt GOtt sey dir Ehr / Dem Jünger solls nicht besser gehen / Als selbst dem Meister ist geschehen. 20 6. O GOTT du bist mein Wander=Stab / So lang ich leb / biß in mein Grab / Du führst mich durch das Todes=Thal / Zu dir in schönen Himmels=Saal. 7. Du trägest uns auf deiner Hand / 25 Nach unserm rechten Vatterland / HErr wer dich hat / dem mangelt nicht / Drum steht auf dich mein Zuversicht. 8. Das zeitlich Gut mag fahren hin / Wann nur der Himmel mein Gewinn / 30 Wer JEsum hat ist reich genug / Auf seinem Exulanten=Zug. 9. Kein Acker / Wiesen / Hauß noch Geld / Nimmt man mit sich von dieser Welt / Drum mögen sie zurücke stehn / 35 Weil wir als Pilgrim davon gehen. 10. Leb wohl du wehrtes Vatterland / Dem ich den Rücken hab gewand / GOtt sey mit dir und auch mit mir / Ich reiß in GOttes Schutz von dir. 40 239 [2.] Ach, wann wir das recht bedenken Verfasser: Rupert Schweiger (geb. ca. 1705) Das Andere. Im Thon: JEsu der du meine Seele. [Z 6767] 1. ACh wann wir das recht bedencken / Solten wir ja fröhlich seyn / Weil uns GOtt an jetzt thut schencken / Sein heiliges Wort so rein. Daß wir es erkennen lernen / 5 Davor dancken wir dem HErren / Daß uns GOtt so würdig acht / Diß O Mensch recht wohl betracht. 2. Nun so wollen wir GOTT bitten / Daß er uns erhalt dabey / 10 Weil er für uns hat gelitten / Daß wir ihn bekennen frey / Und ihm allezeit lobsingen / So woll er uns helffen Ringen / Mit dem Teuffel und der Welt / 15 Daß er uns den Sieg erhält. 3. Wann wir werden schon verachtet / Und verspottet auf der Welt / GOtt hat alles wohl gemachet / Dann es ihm also gefällt / 20 Daß wir hier auf Erden leyden / Wann wir wollen zu den Freuden / In den Himmel gehen ein / Müssen wir gedultig seyn. 4. Wann man uns schon thut vertreiben / 25 Hie aus unserm Vatterland / Wollen wir beständig bleiben / Weilen uns gar wohl bekannt / Daß die Christen auf der Erden / allezeit verfolget werden / 30 Christus spricht durch Creutz und Peyn / Führt er uns in Himmel ein. 240 5. Wann uns schon die Welt thut hassen / Christum hat sie vor gehasst / Muß ich gehn auf Dornen Strassen / 35 Nur getrost wer JEsum faßt / In Verfolgung / Creutz und Leyden / Müssen wir von hinnen scheiden / Darum hasset uns die Welt / reine Lehr ihr nicht gefällt. 40 6. Müssen wir gleich Band und Ketten / Tragen um die reine Lehr / er kan uns daraus erretten / Hat doch Christus unser HErr / Schon vor uns die Band getragen / 45 Da man Ihn ans Creutz geschlagen / drum folg ich ihm willig nach / In Verfolgung / Spott und Schmach. 7. Ich will nun getrost ausreisen / Ob ich schon nicht weiß wo aus / 50 GOtt wird wie Elia speisen / In der Wüsten wie zu Hauß / Er wird uns schon Labsal schicken / Leib und Seel auch so erquicken / Daß wir müssen sagen frey / 55 Daß GOtt um und bey uns sey. 8. Seelig / die Verfolgung leiden / Wegen der Gerechtigkeit / Dann die süssen Himmels=Freuden Seyn den Frommen schon bereit / 60 Spotten uns die Leut auf Erden / Wird es doch nicht lange werden / Lästern sie / so freuet euch / Ihr seyd groß im Himmelreich. 9. Will uns gleich die Welt verachten / 65 Oder gar verdammen thut / Last uns dieses gar nicht achten / 241 Es kommt alles uns zu gut / Laß sie spotten / laß sie schreyen / Und uns ins Gesichte speyen / 70 Uns gleich stossen hin und her / Wegen unsrer reinen Lehr. 10. Darum thut auch Christus sagen / Wer mir hier nachfolgen will / Der muß mir das Creutz nachtragen / 75 Und Verfolgung leiden viel / Wer mich aber nicht will kennen / Dessen werd ich mich auch schämen / Vor dem himmlisch’n Vatter mein / Werden sie verstossen seyn. 80 11. Nun so seys in GOttes Namen / Ich leid alles mit Gedult / Wann mich GOtt dort wird verschonen / Hie hab ich’s gar wohl verschuld / Dieses Leyden auf der Erden / 85 Wird in Freud verwandelt werden / Hie wehrts nur ein kleine Zeit / Dort die Freud in Ewigkeit. 12. Müssen wir gleich alls verlassen / Freund / Geschwistrig / Haab / und Gut / 90 Dennoch wollen wir stets fassen / Einen festen Glaubens=Muth / Er wird uns schon wieder schencken / Wann wir an sein Wort gedencken / Uns beschehren Haab und Hauß. 95 Auf dein Wort / HErr / ziehn wir aus. 13. Drum wir lassen JEsum walten / Weil wir stehn in seiner Hut / Er wird uns allzeit erhalten / Weil er selber sagen thut / 100 Ich will euch allzeit ernähren / Und euch Speiß und Tranck beschehren / Ihr dörfft darum sorgen nicht / Dann ich weiß was euch gebricht. 242 14. So will ich von GOtt nicht weichen 105 Weil sonst niemand helffen kan / Er hilfft Armen und auch Reichen / Wer im Glaub ihn ruffet an / Wer sich thut von ihm abkehren / Den will er auch nicht erhören / 110 Wann er kommt in Angst und Peyn / Soll er gantz verlassen seyn. 14. [i.e. 15.] Es ist sonst kein Hülff zu finden / Als bey GOtt dem HErren mein / Der uns hat erlöst von Sünden / 115 Wird all unser Helffer seyn / Und mir auch mein Sünd vergeben / Die in meinem gantzen Leben Ich gethan / und sprechen frey. Nun ich bleib ihm stets getreu. 120 16. Nun habt Danck ihr meine Freunde / Die ihr uns viel Guts gethan / Bittet mit uns vor die Feinde / Daß sie folgen unsrer Bahn / Ihre Hertzen thu erweichen / 125 Daß sie mit uns bald erreichen / Das Ziel / wo das Kleinod ist / Unsern Heyland JEsum Christ. 17. Ach GOtt thu uns stets erhalten Bey dein’m Wort und Glauben rein / 130 Laß die Lieb auch nie erkalten / In der Hoffnung b’ständig seyn / Laß uns Pilgram bald gelangen / Wo vor deinem Throne prangen Cherubin und Seraphin / 135 Führ uns bald mit Freud dahin. 243 Ein schön || Geistlich Lied / || Der Emigranten. S.l., s.a. - [4] Bl. Universitätsbibliothek Greifswald, 23/ Fk 185 adn4 (beigebunden). Laß dich nicht betrügen, o christliches Herz Verfasser: unbekannt 1. Laß dich nicht betrügen, o Christliches Hertz! ich will dir eins singen, und ist auch kein Scherz, ich will dich recht lehren, was du solst thun, wann du wilst erlangen, die ewige Cron. 2. Du mußt dich nur halten, zu Christum allein, 5 Sanct Petrus bezeuget: es ist sonst kein Heyl, es ist auch im Himmel und auf Erden kein Nahm, als JEsus allein der gerecht machen kan. 3. Sein Vater hat es ja selber erkannt, es war nur sein Sohn und unser Heyland, 10 den sollen wir hören und lieben allzeit, wann wir wollen kommen zur ewigen Freud. 4. Christus spricht selber, kommt all her zu Mir, Ich will euch erquicken nach eurem Begehrn, was wär sonst mein Amt, mein Leyden und Tod, 15 wann es euch nicht solt helffen und erretten vom Tod. 5. Es kommt niemand zum Vater, denn allein durch Mich, das Leben, der Weg, die Wahrheit bin Ich, darzu eur Mittler und euer Patron, mein Vater nimmt sonst keine Versöhnung nicht an. 20 6. Sanct Paulus sagt auch, er weiß sonst von kein, zu predigen als nur von JESUM allein, es hilfft sonst kein Wort, kein Werck nicht vor GOTT, sein Gnad zu erwerben, dann nur JEsus Tod. 244 7. Es ist nur ein GOTT, wie Paulus bekennt, 25 und auch nur ein Mittler zwischen GOTT und den Menschen, auch zeugt der Heilige Geist, ja sonst von kein’n, als wie das Evangelium lernen thut sein. 8. Noch weiter spricht Paulus, ein Glauben, ein Tauff, eine Kirchen, die ist auf Christum gebaut, 30 die ist schon gestanden, vor alter Zeit her, drum ist nicht zu glauben einer jeglichen Lehr. 9. Johannes thut auch gar schön schreiben von Ihm, Er ist die Versöhnung vor unsere Sünd, dieweil sein Blut von Sünden macht rein, 35 darum halt dich an Christum wilt du selig seyn. 10. Wir halten dafür, spricht Paulus gar fein, daß wir bethen gerecht durch den Glauben allein, wir hoffen aus Gnaden das ewige Leben, und das uns ja GOTT durch Christum woll’ geben. 40 11. Durch den Glauben ist Abraham worden gerecht, und auch müsse der grössere GOttes=Knecht, und auch die Apostel und heiligen Leut, sind alle durch den Glauben gegangen in Streit. 12. Den Blinden das Gesicht, den Stummen die Red, 45 den Krancken Gesundheit, den Tauben das Gehör, darzu die Aussätzigen wurden auch rein, hilfft allen, sagt Christus, der Glaube allein. 13. Der Glaube, spricht Christus, zun Jüngern sein, ist der Willen des himmlischen Vaters mein, 50 wer diesen nicht thut, dem hilfft sonst nichts mehr, wann er schon will bethen und schreyen HERR! HERR! 245 14. Noch weiter spricht Christus: Wer glaubet an Mich, der wird gar nicht kommen in das Gericht, sondern vom Tod zum Leben eingehen, 55 und frölich zum jüngsten Tage aufstehen. 15. Der Glauben thut Gutes und hanget an GOTT, Er liebet den Nächsten, und hält die Geboth, Er hat kein grössere Lust hie auf Erden, und lieben den Nächsten und GOTT seinen HERRN. 60 16. Der Glaube bringt uns den Heiligen Geist, er reinigt die Hertzen, wie Petrus beweist, er machet recht frölich und trotzig in GOTT, und hilffet uns halten sein Gesetz und Geboth. 17. Was nicht geschicht im Glauben, das ist nur ein Schein, 65 wanns schon von den Leuten die besten Werck seyn, wann faul ist die Wurtzel, und die ist der Stamm, so seynd auch die Frücht alle faul und verdammt. 18. Es ist nur der Glaube ein seltsames Kraut, wird nicht in einem jeden Garten gebaut, 70 wann diesen GOTT nicht in das Hertz pflantzt ein, so sind alle Werck nur Heuchlen und Schein. 246 Ein schön || Geistlich Lied / || Welches etliche hundert || EMIGRANTEN || (So umb der Wahrheit || willen der Religion aus dem || Saltzburger Land vertriben worden) || auf ihrer Reyse zu ihrem Trost || gesungen / und selbsten || componirt 1 haben. || Im Thon: Ich danck dir schon durch || deinen Sohn / ect. || Ausgsp[urg] || zu finden bey Georg Ludwig || Kurtz / Hauß und Laden bey Barfüsser || Kirchen und Thor am Eck. Augsburg: Kurtz, [1732]. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-15 Ich bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Wanders=Lied der Saltz= || burger Emigranten. Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. Trotz ähnlicher Titelfassung abweichende Lesarten gegenüber Ein Lied / welches etliche hundert Emigranten / so || um der Wahrheit willen der Religion aus dem Saltzbur= || ger=Land vertrieben worden, auf ihrer Reise zu || ihrem Troste gesungen und selbst com- || poniret haben, in: Willkommens=Gruß || Und || Abschieds=Kuß. 1 Gemeint ist: gedichtet. 247 Trost=Lied || vor die Saltzburgische Emigranten. S.l., s.a. - [1] Bl. Deutsche Waldenservereinigung e.V., Henri-Arnaud-Haus, Ötisheim- Schönenberg, im Konvolut F 78/ Sal II. Konkordanz: A) Göcking 1737, S. 168-170 (nur geringfüge orthograhische Abweichungen). Jesu, mein Wanderstab Verfasser: Albert Wessel 1 Mel. Nun dancket alle GOTT [Z 5142] 1. JEsu mein Wander=Stab / mit dir kan ich fort ziehen / aus meinem Vaterland / mit dir kan ich fort fliehen / wenn mich des Feindes List 5 aus meinem Hause jagt. Du bleibst mein bester Freund / wenn Pharao mich plagt. 2. JEsu mein Wander=Stab / auf dich kan ich mich lehnen. 10 Ach zähle meine Flucht / ach zähle meine Thränen. Ja / ja du zählest sie / hältst sie in deiner Hand. Sey du mein Himmelreich / 15 sey du mein Vater=Land. 1 Der Verfasser ist sehr wahrscheinlich n i c h t identisch mit dem in Bremen geborenen und 1730 in Großwolde in Ostfriesland tätigen Prediger gleichen Namens (1702-1754), vgl. Deutsches Biographishes Archiv I 1357, 184. Göcking 1737, S. 165 zufolge war der Autor jedenfalls 1732 „Prediger in der Gubenschen Vorstadt“ von Frankfurt an der Oder. Er schrieb das Lied für die 1732 von Berlin über Frankfurt nach Preußisch-Litauen wandernden Emigranten, für die es in Guben auch gesungen wurde (vgl. Anm. 68 in der Einleitung). 248 3. JEsu mein Wander=Stab / ich bleib dir einverleibet / wenn Ketten / Marter / Zwang mich aus den Gräntzen treibet. 20 Du bist selbst auch verjagt / dein Fliehn mein Zufliehn ist. Dein Creutz mein Wander=Stab. Du mein Begleiter bist. 4. JEsu mein Wander=Stab / 25 hier unter deiner Fahne kämpf ich durch deine Krafft / ach mache mir die Bahne. Dein Nahm die Losung ist / dein Blut ist mein Panier. 30 Dein Wort mein Sieges=Schwert / dein Geist mich leit und führ! 5. JEsu mein Wander=Stab / du Bischoff meiner Seelen / ach tröste meinen Geist / 35 wenn mich die Dornen qvälen. Du meiner Seelen Seel / Immanuel mein Schutz. Du meine Wolcken=Seul / du meiner Feinde Trutz. 40 6. JEsu mein Wander=Stab / mein Licht. Der Tag sich neiget. Dein Knecht auf seinen Weg sich bethend vor dir beuget. Bleib bey mir / bleib bey mir / 45 bleib jetzt / bleib für und für! Wo wilt du hin? Kehr ein. Die Nacht ist für der Thür. 7. JEsu mein Wander=Stab / wenn ich in Ohnmacht falle / 50 wenn ich des Weges fehl / 249 wenn ich in Schwachheit lalle: So unterstütze mich / so gleitet nicht mein Fuß. Ach richte du mich auf / 55 so lang ich wandern muß. 8. JEsu mein Wander=Stab / du meine Feuer=Seule. Irr’ ich / so leite mich. Sinck ich / bald zu mir eile. 60 Du bist mein Berg und Burg / befördre meinen Weg. Thu wohl dem der thut wohl / und segne meinen Steg! 9. JEsu mein Wander=Stab / 65 wie girrt die Turtel=Taube! Gib nicht ihr armes Fleisch dem Thiere hin zum Raube. Erheb den Hirten=Stab auf deine kleine Heerd. 70 Gib dem Gewissen Fried / der Kirchen auf der Erd. 10. JEsu mein Wander=Stab / dein Täublein ist gescheuchet / aus ihrer Höl’ und Nest / 75 die Schwalb und Kranich weichet. Wo soll ich fliehen hin? Mein Fuß / wo findst du Ruh? Mein Noah nimmt mich ein. Drum flieh ich fröhlich zu. 80 11. JEsu mein Wander=Stab / ach leg auf meinen Wegen dein Licht / nicht Finsterniß; Nicht Fluch / vielmehr den Seegen! Dein Wort sey mir ein Saltz / 85 ich Schäfflein / du mein Hirt. Ich Pilgrim / und ein Gast / du meiner Seelen Wirth. 250 12. JEsu mein Wander=Stab / Gib Pfleger und Säug=Ammen 90 an Kön’gen / Fürsten / Herrn / bring deine Schaaff zusammen. Gib nun gesunde Weyd / das gantze Sacrament. Zerschmeiß den blutgen Rath / 95 der deinen Nahmen schändt. 13. JEsu mein Wander=Stab / wer es mit dir nur waget / sitzt in der festen Burg / wer dir seyn Creutz nur saget: 100 Ach ich vertriebnes Kind! Der hört des Königs Wort / das GOtt durch Ihn verspricht: Komm her / Bau diesen Ort. 14. JEsu mein Wander=Stab / 105 Saltzburg nun bleib zurücke. Es wässert schon mein Aug / da ich von fern erblicke was GOTTES Güte giebt / was GOTT mir beygelegt. 110 JEsu mein Wander=Stab / wohl dem der dich nur trägt. 15. JEsu mein Wander=Stab / nichts soll mich von dir scheiden. Die Wahrheit macht mich frey. 115 Dein Leiden stärckt im Leiden. Ich laß dich JEsu nicht / sterb ich / bist du mein Grab. Geh mit mir aus und ein / JEsu mein Wander=Stab. 120 M[agister] Albert[us] Wessel. 251 Ein || Trost=Lied || vor die || Saltzburgische || Emigranten; || Uber die Worte 2. Cor. 7. || Vers. 6. || So an dem Kinder Frieden=Fest || beym H. Creutz denselben er= || klärt worden. || Von || EInem guten Freund zu ste= || tem AndenCken denselBen auf= || setzt und mitgetheilt. S.l., [ca. 1732]. - [4] Bl. Universitäsbibliothek Augsburg, Oett.-Wallerstein-Bibl., 02/ IV.28.8.802angeb.8 Gott tröstet die Geringen Verfasser: unbekannt [I (= J) C B ? ] Mel. Nun ruhen alle Wälder. [Z 2308] 1. GOTT tröstet die Geringen / Was Wunder dass wir singen Mit unerschrocknem Muth: Was kan uns Bessers werden Als GOttes Trost auf Erden / 5 Weil GOtt selbst ist das höchste Guth. 2. Den Trost fasst meine Seele! In diser Leibes=Höle / Mit unerschrocknem Muth: Laß fahren was dem Hertzen 10 Nur ohne dem bringt Schmertzen / Weil man es nennt vergänglichs Guth. 3. Um JESU willen leiden / Das nimmt ein Christ vor Freuden Und gute Tage an / 15 Diß Leyden bringt kein Sterben Ein seeliges Ererben / In kurtzem nach sich ziehen kan. 4. Thut man uns gleich verjagen / Was sollen wir denn sagen? 20 Es muß ja also seyn: Diß ist allzeit geschehen / Solls uns denn besser gehen? Man seh nur in die Schrifft hinein. 252 5. Da wird man klärlich finden: 25 Daß wer sich wird abwenden / Von Irr= und falscher Lehr / Wird man den Bann nicht sparen / Die nicht Bann=mäßig waren / Doch es gereicht zu GOttes Ehr. 30 6. Wir wollen treu verbleiben / Wir wollen uns verschreiben: Dem Drey=Einigen GOTT. Wer Disen hat zum Freunde / Dem schadt kein Wuth der Feinde / 35 GOTT hilfft ja in der grösten Noth. 7. GOTT weißt warum wir gehen / Der kan ins Hertze sehen / Daß wenn man uns sein Wort Nicht hätt hinweg genommen: 40 Wär uns nicht eingekommen / Also von Saltzburg auszugehn. 1 8. Denn das war uns nicht eben / Das was uns GOTT gegeben / Uns solten rauben lahn: 45 Drum lieber ausgegangen / Als Menschen=Lehr anhangen / Wer ist der uns verdencken kan. 9. Ey drum in GOttes Nahmen: Wir halten vest zusammen / 50 Weil uns GOTT selber tröst; Wir wollen seine Güte / Stets führen zu Gemüthe / Denn JESUS hat uns selbst erlößt. 1 Im vorliegenden Exemplar wurde das Wort „auszugehn“ handschriftlich gestrichen und durch „reißen fort“ ersetzt. 253 10. Ey darum durchgetrungen / 55 Biß hieher ists gelungen: Durch GOttes Güt und Treu / Wir werden doch empfangen / Wornach wir so verlangen / Es wird noch alles werden Neu. 60 11. GOTT hilfft aus allen Nöthen / Laßt uns nur fleißig beten: Was könt doch schöners seyn? GOTT tröstet die Geringen / Er will uns dahin bringen: 65 Wo JESUS rufft kommt nun herein. 12. Da wird man denn erst sehen / Wie die zur Lincken stehen / Sich selber schreyen zu: O weh wir Arme haben / 70 Zu unserm grösten Schaden / Verscherzt das allerletzte Nu. 13. O lieber alles leiden / Als ewig seyn gescheiden: Von GOttes Angesicht; 75 Hier sind wir schlechte Leuthe / Dort eine schöne Beuthe / Da ist denn alles lauter Licht. 14. Amen in JESU Nahmen / Wir suchen guten Saamen / 80 Der wird uns auch zu Theil / Wenn wir das Hertz ausschütten / Und stets wie Jacob bitten: Ach HERR! ich warte auf dein Heyl. 254 Vier auserlesene || Geistreiche Lieder, || derer sich im Jahr 1750 1 || die || Salzburgischen Emigranten || zu ihrer Erbauung bedienet haben, || Allen andern Evangelischen Glaubens- || Genossen || durch den Druck mitgetheilet S.l., [1750? ]. - [4] Bl. Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle, Pon Vg 7392, QK [1.] Da hängt mein Heil im höchsten Hohne Verfasser: Johann Ludwig Konrad Allendorf (1693-1773) Fischer, Kirchenliederlexikon I, S. 83. Das Erste, Joh. 1. v. 36. Siehe, das ist GOttes Lamm! Mel. Wer nur den lieben GOtt läst walten. [Z 2778] Da hängt mein Heyl im höchsten Hohne am Creutz mit Nägeln angespießt, ach! sieh, wie durch die Schmerzens=Crone sein heilig Haupt zerrissen ist. Wie ist sein holdes Angesicht 5 so gar erbärmlich zugericht. 2. Verwundtes Haupt, iezt must du büssen, was unser schnöder Hoffarts=Sinn in ewger Marter solt genießen; o dass ich noch so eitel bin. 10 Ach! schencke mir durch deinen Schmertz, HErr JEsu, ein demüthig Hertz. 3. Du hängst mit ausgespannten Armen gar als ein Fluch, am Creutzes=Pfahl; 1 Das Datum 1750 ist unklar. Ob es sich auf Deportationen unter Karl VI. bezieht oder auf die allerdings etwas spätere Zeit der Theresianischen Transmigration von 1752-1756, also auf die staatlich angeordnete Zwangsverschickung von österreichischen Protestanten in landeseigene Territorien, in denen der evangelische Kultus geduldet war, muß offen bleiben. Mit Ausnahme von Schaitbergers Ich bin ein armer Exulant stehen die Lieder in keinem Zusammenhang mit der Emigration von 1732. Es könnte sich auch einfach um Lieder handeln, die von den in Preußen angesiedelten Emigranten gesungen wurden. Die ersten drei Lieder entstammen deutlich dem pietistischen Umfeld (Allendorf, Neander). 255 Es will sich niemand dein erbarmen 15 bey der so unerhörten Qvaal. Zerspringt ein Felß bey diesem Schmerz, warum nicht du, so hartes Herz. 4. Gecreutzigster, ich komm gegangen in unverfälschter Herzens=Buß, 20 ich will die Strömlein Blut auffangen, bey diesem durchgegrabnen Fuß. Rinnt, rinnt, ihr Bächlein, aus dem Grund, so wird mein kranckes Herz gesund. 5. Hinzu mein Hertz, zur hohlen Seiten, 25 schwing dich im Glauben recht hinein, geniesse doch die süssen Beuten, laß dir es doch nicht fremde seyn. Der Lebens=Qvell, die rothe Fluth, erfrische Herz, Sinn Geist und Muth. 30 6. O theurer Riß, o süsse Höhle, laß diß verlockte Täubelein, die jämmerlich verletzte Seele, in dir nun gantz verschlossen seyn. Dein heiliger Blut= und Wasser=Stromm, 35 mach mich gerecht und gründlich fromm. 7. So, so will ich denn gerne scheiden aus dieser Jammervollen Welt; Ich will mit dir auch gerne leiden, was, wenn, wie, wo es dir gefällt. 40 Laß mich in deinem Hertzens=Schrein nur unverrückt verwahret seyn. 256 [2.] O Jesu, mein Bräutigam! wie ist mir so wohl Verfasser: unbekannt. Fischer, Kirchenliederlexikon II, S. 182. Das Andere. In eigener Melodie. 1. O JEsu, mein Bräutigam! wie ist mir so wohl, dein Liebe die macht mich ganz trunken und voll. O seelige Stunden, ich habe gefunden, was ewig erfreuen und sättigen soll. 2. Du hast mich, o JEsu, recht reichlich erquickt, 5 und an die Trostbrüste der Liebe gedrückt; mich reichlich beschenket, mit Wollust getränket, ja gänzlich in himmlischer Freude gesetzt. 3. Nun Herzens=Geliebter, ich bin nicht mehr mein, denn was ich bin um und um, alles ist dein; 10 mein Lieben und Haßen hab ich dir gelassen, diß alles wirckt in mir dein göttlicher Wein. 4. Was ist es, das hier und dort mich noch anficht, der Eltern, der Brüder, der Kinder Gesicht; Weg, weg, ihr Verwandten, ihr Freund und Bekannten, 15 schweigt alles nur stille, ich kenn euch ja nicht. 5. Kommt, jauchzet ihr Frommen, frolocket mit mir, ich habe die Fülle der Freude selbst hier. Kommt, lasset uns springen und singen und klingen, ja gänzlich entbrennen in Liebes=Begier. 20 6. O Liebster, wie hast du mein Herze verwundt, wie hat mich dein heiliges Feuer entzünd. Ach! schaue die Flammen, die schlagen zusammen, nicht Himmel und Erde weiß, was ich empfind. 257 7. Trotz, Teufel, Welt, Hölle, Fleisch, Sünde und Tod, 25 ich fürchte kein Leiden noch Schmerzen noch Tod; Will Jesus mich lieben, was kan mich betrüben? All’s, was mir entgegen, muß werden zu Spott. 8. Weg Crone, weg Scepter, weg Hoheit der Welt; Weg Reichthum und Schätze, weg Güter und Geld. 30 Weg Wollust und Prangen, mein einig Verlangen ist JESUS, der Schönste im himmlischen Zelt. 9. Wenn nimmst du, o Liebster! mich gäntzlich zu dir, wie lange, ach lange soll warten ich hier? Wenn seh ich die Wonne, die ewige Sonne? 35 o JEsu! o Schönster! O Zier! [3.] Du unbegreiflich höchstes Gut Verfasser: Joachim Neander (1650-1680) und Leopold Franz Friedrich Lehr (1709-1744) Vgl. Fischer, Kirchenliederlexikon I, S. 148: „Lied von dem Verlangen nach Gott über den 42. Psalm in 6 Str. (M. Wo Gott zum Haus nicht giebt sein Gunst [Z 305]) von Joachim Neander […] Leopold Franz Friedrich Lehr hat das Lied durch Beifügung von 6 Strophen, welche die Antworten Jesu enthalten, in ein Gesprächslied umgewandelt […] So steht das Lied in dem Werningeröder Gsb. v. 1735 u. in den Cöthnischen Liedern, zweiter Theil, 1744, S. 273.“ Das zuerst genannte Erscheinungsdatum von 1735 bestätigt, daß der vorliegende Druck tatsächlich erst nach der großen Emigration von 1732 erschien. Die Jahresangabe 1750 auf dem Titelblatt dürfte demnach korrekt sein (s. auch Anm. 1). Das Dritte. Psalm 42, v. 3. Meine Seele dürstet nach GOTT, nach dem lebendigen GOTT; wenn werde ich dahin kommen. Joh. 7. v. 37. Wen da dürstet, der komme zu mir, und trincke. In eigner Melodey. Die Seele. Du unbegreiflich höchstes Gut, an welchem klebt mein Herz und Muth, 258 ich dürst, o Lebens=Qvell nach dir, ach hilff! ach lauff, ach komm zu mir. 5 JESUS. Wer winselt denn so ängstiglich? bist dus, o Seele! suchst du mich? Ich bin nicht fern, ich bin dir ja mit allen meinen Gütern nah. 10 Seele. Ich bin ein Hirsch, der durstig ist, von grosser Hitz; Du, JEsu, bist vor diesen Hirsch ein Seelen=Tranck, erquicke mich, denn ich bin kranck. 15 JESUS. Komm, mattes Lamm, hier ist mein Blut, das ist vor alle Kranckheit gut! o trink es ohne Scheu hinein, und thu, als wärs vor dich allein. 20 Seele. Ich schreye zu dir ohne Stimm, ich seuffze nur, o HErr, vernimm; Vernimm es doch, o Gnaden=Qvell, und lade meine dürre Seel. 25 JESUS. Ich weiß, o Seele! deine Qvaal, ich kenne deiner Seufzer Zahl; Und keiner ist umsonst geschehn, das soll dein thränend Auge sehn. 30 Seele. Ein frisches Wasser fehlet mir, HErr JEsu, zeuch, zeuch mich nach dir. Nach dir ein grosser Durst mich treibt, ach! wär ich dir schon einverleibt. 35 JESUS. Ja, Seele! ja, ich ziehe schon, und selbst dein schwacher Jammer=Ton, ist ein erhitzt und starker Lauff; Du kommst schon, und ich nehm dich auf. 40 259 Seele. Wo bist du denn? o Bräutigam! Wo weidest du? o GOttes Lamm! An welchem Brünnlein ruhest du? mich dürstet, laß mich auch darzu. 45 JESUS. Da, da ist meine Ruh und 2 Weid, wo man nach meiner Hülffe schreyt; Da qvillt der Brunnen meiner Gnad, wo man sonst keine Hülffe hat. 50 Seele. Ich kan nicht mehr, ich bin zu schwach, ich schreye Durst, und ruff dir nach. Der Hirsch muß bald gekühlet seyn; Er ist ja dein, und du bist seyn. 55 JESUS. Wohlan! so bist zu recht geschickt, so trincke denn, und werd erqvickt. Hier ist mein Hertz, ich bleibe dein, u[nd] du sollst ewig meine seyn. 60 [4.] Ich bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Das Vierdte. In eigner Melodey. Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. 2 In der Quelle offentlichtlich Druckfehler: udd. 260 Wohl=meynende Erinnerung || an alle Evangelische Christen / (welche noch niemahlen || Verfolgung betroffen / ) im Glauben beständig zu seyn / || nach dem Exempel der || Saltzburgischen || EMIGRAN- | ten / Nebst zwey sehr schönen Liedern; || Das erste: Gedancken eines über Feld wandernden Saltzbur- || gers / so sich in seinen Erlöser verliebet. || Das zweyte: Der Emigranten Dancksagung wegen Freyheit der Le- || sung des lieben Bibel-Buchs und andrer geistreicher Bü- || cher / ihrer Seelen Heyl betreffend. || [Titelkupfer: Bürger und Emigrant vor Christus mit dem Kreuz] || ANNO 1732. S.l., 1732. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 4 Th H 2315 -2 [1.] Hier, Jesu, geh ich in Gedanken Verfasser: unbekannt Das erste Lied. Mel. Wer nur den lieben GOtt läst walten / etc. [Z 2778] HIer / JEsu! geh ich in Gedancken Auf disem stillen Feld allein / Mein Geist schwebt frey aus seinen Schrancken / Ich fühl mich aus mir selbst zu seyn. Ich leb und lebe doch nicht hier / 5 Mein Hertz ist immer nur bey Dir! 2. Es mag die Welt mir immer zeigen / Was sie für hoch und schätzbar hält / Doch läst sich mein Gemüth nicht neigen / Weil ihm nichts Irrdisches gefällt. 10 Ich leb / und lebe doch nicht hier / Mein Hertz ist immer nur bey Dir! 3. Was zeitlich ist / erweckt nur Sorgen / Der Reichthum ist des Hertzens Strik / Daran es langsam muß erworgen / 15 Und wehrt doch kaum ein Augenblick. Ich leb / und lebe doch nicht hier / Mein Hertz ist immer nur bey Dir! 261 4. Ob mich die Welt gleich drob verachtet / Und mein Beginnen thöricht schilt / 20 Weil es nach ihrem Gut nicht trachtet / So tröst ich mich mit deinem Bild; Ich leb / und lebe doch nicht hier / Mein Hertz ist immer nur bey Dir! 5. Ob in der stolzen Welt Gedancken 25 Ich ein verachtes Lichtlein bin / So will ich doch von dir nicht wancken / Halt allen Schaden für Gewinn. Ich leb / und lebe doch nicht hier / etc. [Mein Hertz ist immer nur bey Dir! ] 30 6. Für Honig gibt die Welt mir Gallen / Läßt ihren Stachel fühlen mich / Weil Tag und Nacht mich überfallen Empfindlich scharffe Weffzen=Stich. Ich leb / und lebe doch nicht hier / etc. 35 [Mein Hertz ist immer nur bey Dir! ] 7. Mein Elend geht mit mir zu Bette / Und steht deß Morgens mit mir auf / Es plagt mich alles in die Wette / Deß Jammers ist ein grosser Hauff. 40 Ich leb / und lebe doch nicht hier / etc. [Mein Hertz ist immer nur bey Dir! ] 8. Ich höre nichts als Zanck und Pochen / Man treibt und jagt mich hin und her / Vor Kummer ist mein Hertz aussochen / 45 Es ist mir immer bang und schwer. Ich leb / und lebe doch nicht hier / etc. [Mein Hertz ist immer nur bey Dir! ] 9. Du fassest selber meine Thränen In einen Sack / du [z]ehlest sie; 50 Du kennest meines Hertzens Sehnen / 262 Wie ich mich kräncke spat und früh. Ich leb / und lebe doch nicht hier / etc. [Mein Hertz ist immer nur bey Dir! ] 10. Die gröste Plag ist / die ich fühle / 55 Daß meine Sünden häuffen sich; Ach JEsu! mein Gewissen kühle Mit deinem Blut und Seiten=Stich. Ich lebe leyder! sündlich hier / Such aber wieder Trost bey Dir. 60 11. Ich trage ferner kein Verlangen / O Welt! nach deiner schnöden Lust; Ich hab der Thorheit satt begangen / Schlag offt aus Reu an meine Brust / Drum mag ich nimmer leben hier / 65 Und wünsch O JESU! mich zu Dir. 12. Ach / könnt ich nur bald seelig sterben / Wie frölich wolt ich fahren hin! Nichts liebers könnt ich mir erwerben / Der Tod ist einig mein Gewinn. 70 Laß mich nicht länger leiden hier / Komm / JEsu / komm / nimm mich zu Dir! [2.] Gott Lob! wir sind nun an dem Ort Verfasser: unbekannt Das andere / Im Thon: O JEsu Christ! mein’s Lebens Licht etc. [Z 533a = Herr Jesu Christ, mein Lebens Licht] 1. GOTT Lob! wir sind nun an dem Orth / Wo man das lautre GOTTES=Wort kan hören / lesen und verstehn / Um recht auf ebner Bahn zu gehn. Ps. 143 / v. 10. 263 2. Die Bibel / ach / der beste Theil! 5 Entdecket unsrer Seelen Heil / Daß JESUS es alleine sey / Der uns erzeugt die gröste Treu. I. Tim. 2 / v. 3. 6. 3. GOTT Lob und Danck! die Bibel ist Darinnen sich ein jeder Christ 10 Erquicken kan in aller Noth / Und auch nicht förchten darff den Tod. Ps. 119 / v. 50. 4. GOtt Lob und Danck! die Bibel bleibt Das edlest Buch / weil GOtt es schreibt / Und nicht nur aufs Papier allein / 15 Auch durch den Geist ins Hertz hinein. 2. Cor. 3 / v. 3. 5. Die Bibel ist ein solches Buch / Daß man darinnen fleissig such; Es ist ein Buch das nicht betreugt / Weil JEsus selbsten es bezeugt. Joh. 5 / v. 39. 20 6. Das herrlich Bibel=Buch allein Ist unter allen Büchern rein / Weil es aus reiner Quell entspringt / Und tieff in unsre Hertzen dringt. Ebr. 4 / v. 12. 7. Aus diesem Buch erlernet man / 25 Was unsern Abfall hindern kan; Es wird darinnen hell und klar Der Wille GOttes offenbar. 2. Tim. 3 / v. 16. 8. Auch wie uns GOTT so hertzlich liebt / Daß Er sein Ein’gen Sohn hingibt. 30 Dann wer recht glaubet in der That / Vorspruch zum ew’gen Leben hat. Joh. 3 / v. 16. 264 9. Das Wort der Schrifft ist uns ein Schatz / Der nur im Hertzen findet Platz; So lang es nur im Hirn noch steckt 35 Der Seel es keinen Muth erweckt. Ps. 119 / v. 34. 112. 10. Ein Leit=Stern ists / der uns regiert / Und graden Wegs zu Christo führt; Unsträflich kommt man an den Port Wann man sich richtet nach dem Wort. Ps. 119 / v. 9. 40 11. Es ist ein heller Morgen=Stern / Der uns erleuchtet in dem HERRN / Biß uns der helle Tag anbricht / Da dann erscheint das volle Licht. 2. Petr. I / 19. 12. Es ist die allerbeste Cur / 45 Die uns mittheilt Göttlich Natur / Wenn man verläßt die Lust der Welt / Und sich allein zu CHristo hält. 2. Petr. 1 / 4. 13. Dann wer in diesem Weinstock bleibt / Deß Reben gute Früchte treibt; 50 Und wird gereinigt mehr und mehr Wann man nur folget Christi Lehr. Joh. 15 / 12. 14. Denn daselbst will er kehren ein / Das Hertz soll seine Wohnung seyn / Sammt Vatter und dem Heil’gen Geist. 55 Wie durch Johannem ers verheißt. Joh. 14 / 29. 15. GOTT Lob und Danck! wir leben noch / Und tragen JESU sanfftes Joch; Ein Last / so hier der Seel gibt Ruh / Und dort den Himmel noch darzu. Matth. 11 / v. 29. 30. 60 265 Zwey || Geistreiche Lieder || Derer || Saltzburgischen Emigranten, || zum Druck befördert, || Durch einen Freund derer Saltzburger. || [Monogramm: ] F C [G? ] || Leipzig, 1732. Leipzig, 1732. - [16] S. Universitätsbibliothek Augsburg, Oett.-Wallerstein-Bibl., 02/ IV.28.8.802angeb.7. [1.] O Gott, in deinem Himmelreich Verfasser: unbekannt Herausgeber: F C (G)? In eignen Thon. 1. O GOtt in deinem Himmelreich, der du regierst gewaltiglich, geheiligt werd’ dein Nahme, dein Reich zukomm, dein Will auf Erd gleichwie im Himmel vollbracht werd, 5 unser täglichs Brodt so schone HERR wollest du uns theilen mit, vergieb uns unsre Schulden, als wir unsern Schuldigern versagen nit, hilff uns mit dir zu hulden, 10 laß uns nicht in Versuchung gahn, sondern löß uns vom Ubel, führ uns auf rechter Bahn. 2. Einiger GOtt HErr JEsu Christ, des ewigen Vaters Sohn du bist, 15 du hast für uns gelitten viel Jammer, Angst und grosse Noth, groß Leiden und den bittern Tod am Stamm des Creutzes erstritten, denn du hast zu derselben Stund 20 Sünd, Tod, Höll, Teuffel überwunden, daß sagt dir Lob und Danck mein Mund, ich bitt dich auch zu allen Stunden, uns mit Gnaden zu wohnen bey, daß solches an uns Armen 25 ja nicht verlohren sey. 266 3. Es deucht mich gar nicht wieder zähm, daß jeder wohl zu Hertzen nehm, den Weg der Seeligkeiten, welchen uns Christus hat gelehrt, 30 und die heilige Schrifft bewährt, zu diesen letzten Zeiten, er hat uns allesamt ja frey sein’n Vater heissen bitten, und uns versprochen auch dabey, 35 wo solches bleib vermitten, wer in seinem Nahmen bitten thut, wird ohne Zweiffel erlangen bey GOtt das ew’ge Guth. 4. Nun sieh hier an du schnöde Welt, 40 was ich dir hab’ schon vor erzehlt, bedencks und nimms zu Hertzen, bitt täglich GOtt den Schöpffer dein, sag Lob und Danck dem Nahmen sein, halt darinn keinen Schertze, 45 nimm dir kein’n andern Nahmen für, darum du woltest bitten; ohn Christo sichs niemand gebührt, der für dich hat gelitten. Thust du ein’n andern ruffen an, 50 er kan dich nicht erhören, dein Gebeth wird leer ausgahn. 5. JEsus der einige Mittler ist, allein sein Nahm uns geben ist, durch den wir gehn zum Leben, 55 er ist allein der ew’ge Hort, ja Gottes Sohn und ew’ges Wort; mein Christ nun merck gar eben, wie väterlich er dich hier lehrt den engen Weg zu wandeln, 60 wer ihn verschmäht ist sein nicht werth, wer darwider thut handeln, suchte andre Mittler und fremde Spuhr, die Thür des Himmels bleibt verschlossen, da muß er bleiben vor. 65 267 6. Wer dir zeigt andre Mittler an, der hat des Pabsts sein’n Dienst gethan, Christum hat er verläugnet. Drum ist Christus am Creutz erhöht, daß er uns aus der Gefängniß brächt, 70 den Sünder zu ihm zöge. Sag an, wem wollst du dancken drum? denn er es hat erstritten, es hat kein Apostel noch Heiliger fromm den Tod vor uns gelitten, 75 drum wird von ihn’n auch nicht begehrt, daß du ihnen giebst die Ehre, so Christo zugehört. 7. Wilst du wie sie auch seelig werd’n, kein’n andern nimm dir für auf Erd’n, 80 denn diesen Brunn zu trincken, welchen die Heilign getruncken han, nun laß sie bleiben in ihrem Stand, wilt du im Glauben nicht sincken, wie St. Peter am Meer geschah, 85 nun thu doch das bedencken, wilst du Christo recht folgen nach, ganz eigen must dich ihm schencken, so bleibst du in ihm und er in dir, und wirst gantz neu gebohren 90 durch den Heil’gen Geist, glaub mir. 8. Wenn du denn neu gebohren bist, so glaub mir, hier zu dieser Frist vielfältig Frücht wirst du geben, wenn dich der himmlische Vater dein 95 nun pflantzet in den Weinstock ein, so bist du ein ächter Reben. Fragst du, wer dieser Weinstock ist? ich meyn du soltest ihn kennen, unser Seeligmacher JEsus Christ, 100 wie er sich selbst thut nennen; die Frucht wird er dir giessen ein, ihm allein den Preiß zu geben, zu lieben den Nechsten fein. 268 9. An diesen Weinstock must dich halten, 105 sonst wirst du leicht entzwey gespalten, als wie ein dürrer Reben, mit anderm Unkraut wirst verbrennt; mancher sich einen Christen nennt, mein Bruder, merck nun eben, 110 fällst du von diesem Weinstock ab, kein Frucht wirst du nicht geben, zeuchst hundertmahl zum heil’gen Grab, bleibst doch ein dürrer Reben, so sind es alles vergeb’ne Werck, 115 aus diesem Weinstock must du saugen den rechten Safft und Stärck. 10. Der Glaub pflantzt uns mit Christo ein, macht uns vor GOtt lebend’g und rein, reinigt auch unsre Hertzen. 120 Die Lieb und Gnade töd’t das Fleisch, macht Gedult in den Schmertzen, das sind alsdenn die edlen Frücht’ die vom Weinstock entspringen, der Weingärtner hats gar wohl gericht, 125 daß sie durch die Rebn ausdringen und theilen sich mannigfaltig aus, diese Frucht wird nun empfinden der Arm in seinem Hauß. 11. Christus dich hier noch mehr bericht, 130 ich bin allein der Weg, er spricht, die Wahrheit und das Leben, ohn mich niemand zum Vater kommt. Hier ist dem Pabst das Maul verstumt, der Gnad ums Geld hat geben, 135 er hat die Milch und Wolle gesucht, den Schaafen die rechte Weid’ nicht geben. Ich bitt dich sey nicht so verrucht, hör nicht auf diesen Löwen, nimm dir nicht für ein’n andern Stamm, 140 der dir kein Frucht mag geben, als der edle Weinstock zahm. 269 12. Ach GOtt, wie klar ist doch dein Wort, wie manche Seel wird jetzt ermordt, durch der Papisten Lehre, 145 die zeig’n uns an ein’n andern Weg, und weisen uns vom rechten Steg, die Wahrheit in Lügen verkehren, geben uns vor das Leben den Tod, HErr GOtt laß dichs erbarmen! 150 o Christe, sieh an diese Noth, gedenck der Seel’n der Armen, führ sie zu dir dem Brunnen gut, mit diesem Wasser wirst du löschen der heissen Höllen Gluth. 155 13. Verläst du den edlen Brunnen=Fluß, liebst vor das Leben die Finsternüß, kein andern wirst du finden, durch den du die Seeligkeit erlangst, da wird nun deiner Seel erst angst, 160 sieh ab von deinen Sünden! Ey bist du ein Sünder, so klag es GOtt, darffst nicht hin und her lauffen zu den Heiligen, es ist ein Spott, Christus läst sich nicht mehr kauffen, 165 er spricht: Bist du beschwehrt, so komm zu mir, so will ich dich erqvicken, das solt du glauben hier. 14. Also hast du gantz kurtz vernommen, wie dich Christus heißt zu ihm kommen, 170 und sonst zu niemand mehre, es sey seine werthe Mutter zart, oder wer auch sonst gebohren ward, gieb GOtt allein die Ehre, ich heiß dich drum verachten nit, 175 die Mutter GOttes die werthe, aber daß du ohn ihr Fürbitt nicht mögest seelig werden, dasselbig all’s ist nur ein Tand, weil sie sich selbst auf Erden, vor eine Dienerin 180 des HErrn hat erkannt. 270 15. Was hilfft es dass ich dir lang sag, du besserst dich gleich alle Tag, wie im Winter das Laube, wilst du die Mutter GOttes recht ehr’n, 185 so lob Christum ihr’n Sohn und HErrn, mit einem festen Glauben, bitt ihn, daß er dir Gnad verleih, so will er dich erhören, und machen seinen Engeln gleich, 190 das ist die rechte Ehre, thust du sie weiter ruffen an, so entzeuchst du GOtt sein Glorie, thust ihm kein Dienst daran. 16. Möchtn wir durch Menschen seelig werdn, 195 so hätte Christus hier auf Erdn vergeblich ja gelitten, er wäre auch umsonst gestorb’n, hätt uns Maria Huld erworb’n bey GOtt durch ihr Fürbitten. 200 Ey lieber Gesell du irrst dich dran, ich muß dirs baß erklären, er mußt nit aus verruchten Saam’ in Sünd gebohren werden, der dis für uns hätt mögen thun, 205 ist bey GOtt niemand funden, denn nur sein ein’ger Sohn. 17. Paulus dich auch nun weiter bericht, es ist ein GOtt, ein Glaub, er spricht, ein Tauff und auch ein Mittler, 210 nehmlich unser HErr Jesus Christ, derselb der einig Mittler ist. Lieber nun sag doch her, wie kanst so unverschämt doch seyn, andre Mittler herfür ziehen, 215 und so dasselbe je solt seyn, müsst ja St. Paulus lügen, und straffst also den Heil’gen Geist und Gottes Wort, merck eben, jetzt klärlich du es weist. 220 271 18. Wer mit Christo wird eingeleibt, wer auch in Christo ewig bleibt, wer an Christum thut glauben, wer mit Christo das Creutz thut tragen, sich kein Trübsaal davon läst jagen, 225 und sein’n Wort thut vertrauen, der bringet hundertfältige Frucht, mag nicht zu Schanden werden; wer aber Gnad bey andern sucht, und nicht bey GOtt dem HErren, 230 derselbe ist gerichtet schon, drum thu dich zu ihm kehren, die Art liegt schon am Stamm. 19. Welcher Baum nit Frucht bringt im Glauben, derselbige wird abgehauen, 235 geworffen in das Feu’r mit anderm Unkraut wird verbrennt; und mancher sich ein’n Christen nennt, der Tod des HErrn theu’r, auch all’s so er gelitten hat 240 ist nun an ihm verlohren. O mein Christ folge diesem Rath, und werd’ aus GOtt gebohren, harr nicht biß es dir wird zu spat, der Bräutgam ist schon kommen, 245 eil, eh er die Thür verschlossen hat. 20. Ich ruff dich an, Heiliger Geist, erleucht unser Hertz allermeist mit einem wahren Glauben, wenn wir denselben gefasset han, 250 bringt er die Früchte allesamt, den Weingarten anzubauen, so stehen die Reben voll süsser Frucht, so sie aus dem Weinstock gesogen, die Blätter haben sich aufgericht, 255 den Safft an sich gezogen, hiemit das Lied ein End nun hat, deß sey Lob in der Höhe, der heiligen Dreyfaltigkeit. 272 [2.] Wir Christen hier im Jammertal Der „Loinpacher“ in der Bearbeitung von Joseph Schaitberger Mel. Nimm von uns HErr du treuer GOtt etc. [Z 2607] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. 273 Zwey schön neue || Geistl[iche] Lieder / || Welche die Saltzburgische || EMIGRANTEN || In ihrer Einsambkeit || gesungen haben. || Augspurg / zu finden bey Georg Ludwig || Kurtz / Hauß und Laden bey Parfüsser Kirchen || und Thor am Eck. Augsburg : Kurtz, [1732]. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 9. [= Zwey schön neue Geistliche Lieder (a)] [1.] Nun walt es Gott in Jesu Namen Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Ein Lied am Sonntag ehe man in die Kirche gehet. Im Thon: Wer nur den lieben GOTT läßt walten / etc. [Z 2778] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. [2.] Allein und doch nicht ganz alleine Verfasser: Bearbeitung von Joseph Schaitberger nach einem Lied von Benjamin Schmolck 1704 Das ander Lied. Im Thon: Wer nur den lieben GOtt läßt walten / etc. [Z 2778] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. 274 Zwey schön neue || Geistl[iche] Lieder / || Welche die Saltzburgische || EMIGRANTEN || In ihrer Einsambkeit || gesungen haben. || Augspurg / zu finden bey Georg Ludwig || Kurtz / Hauß und Laden bey Parfüsser Kirchen || und Thor am Eck. Augsburg : Kurtz, [1732]. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 10. [= Zwey schön neue Geistliche Lieder (b)] [1.] Frage nicht, warum ich klag Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Saltzburger Creutz=Lied. Das Erste Im Thon: Meinen JEsum laß ich nicht / etc. [Z 3449] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. [2.] Was mein Gott will, das will ich auch Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Das ander Lied. Eines glaubigen Christen Ergebung in den Willen GOttes. Im Thon: Was mein GOtt will das gescheh / etc. [Z 7568] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. C) In zeitgenössischen Druckschriften über die Emigration enthaltene Lieder 277 Des || Acten=mäßigen || Berichts || von der jetztmaligen || schweren Verfolgung || derer Evangelischen || in dem Ertz=Stift || Saltzburg || Erste Fortsetzung || Franckfurt und Leipzig || Im Verlag Carl Gottlieb Ebertus. || 1732. Frankfurt <Main>, Leipzig: Ebert, 1732 Staatliche Bibliothek Neuburg an der Donau, 01/ 8 Hist. 308-1 Ich bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) [S. 160-162] Gedicht / welches die aus dem Saltzbur= || gischen vertriebenen Protestanten auf || sich gemacht (Ich bin ein armer Exulant). Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. 278 Gerhard Gottlieb Günther Göcking: Vollkommene || Emigrations=Geschichte || Von denen || Aus dem Ertz=Bißthum Saltzburg || vertriebenen || Und größtentheils nach Preussen gegangenen || Lutheranern, || In sich haltend || Eine genaue Beschreibung so wohl des Ertz=Biß= ||thums Saltzburg als auch des Königreiches Preussen, und || die besonders hieher gehörige Geschichte voriger und || jetziger Zeiten, || Nebst accuraten Land=Charten, || Mit einer Vorrede || von Sr. Hochwürdigen Herrn || Johann Lorentz Mosheim, || Abts von Marienthal und Michaelstein, || Verfertiget || Von Gerhard Gottlieb Günther Göcking, || Mit Königl. Preussisch= und Fürstl. Brandenburgischen || Allergnädigsten Privilegio. || Franckfurt und Leipzig, || Bey Christian Ulrich Wagner, Anno 1734. Band 1: Frankfurt <Main>, Leipzig: Wagner, 1734 Band 2: Frankfurt <Main>, Leipzig: Wagner, 1737 [Titel s. Literaturverz.] Landesbibliothek Coburg, Y 4/ 20 (1) und Y 4/ 20 (2). Bindeeinheit. [S. 331-332] Wir theilen hier dem Leser nur noch das Lied mit, welches ein Candidatus Ministerii in Augsburg verfertiget, und einem Trupp bey seinem Abschied ausgetheilt hat: Es ist dasselbe sehr wohl gerathen , und lautet von Wort zu Wort also: [1.] Gelobt sei Jesus, unser Hirte Text s. Einzeldruck Etwas auf die Reise. [S. 609-614] Ich will nur zwey [Lieder] zur Probe hier mit beybringen, welche von zweyen Saltzburgischen Bauern=Knechten gedichtet sind. Das erste hat Ruprecht Schwaiger, ein Mensch von etlichen zwantzig Jahren gedichtet, und lautet also: [2.] In Gottes Namen, so heben wir an (S. 609-610) Verfasser: Rupert Schweiger (geb.ca. 1705) Text s. Einblattdruck Derer Evangelisch=Saltzburgischen Emigranten Evangelischer Wander=Stab. Das andere ist von Jürge Schwaigern verfertiget, der ein Anverwandter des ersten ist, und lautet folgender massen: [3.] Mit Gott wollen wir anheben / allesammen insgemein (S. 610-612) Verfasser: Georg Schweiger (geb. 1672) 279 1. MIt GOtt wollen wir anheben allesammen insgemein unsern Glauben, zu bestehen vor der Welt und jederman. Wir haben lange Zeit geschmeichelt 5 bey der Herrschafft lang geheuchelt. Aber hier schweigt man nicht mehr still, mag es gehen, wie GOtt will. 2. GOtt sey Danck, es ist aufgangen in der Finsterniß das helle Licht, 10 das so lang ist gewesen dunckel, daß uns die Päbst haben hart verführt: Aber jetzt an allen Seiten lässets GOtt überall ausbreiten. Man darff darum nicht weiter gehn, 15 man siehts in Häusern also schön. 3. Die Bibel haben zwar gelesen, aber gantz heimlich in der Still; darinnen haben wir gesehen, des Pabstes Lehre sey umsonst. 20 Bey dem Evangelio wollen wir bleiben, uns nicht lassen davon treiben; wenn man uns jagt von dem Land, ist uns wahrlich wol keine Schand. 4. Der Prophet Daniel thut uns sagen 25 im zwölfften Capitel schön: Das Wort GOttes thut man sonst nicht finden, als untern Bäncken liegen und stehn. Aber jetzt in den letzten Zeiten läßts GOtt überall ausbreiten. 30 Wers jetzt nicht will greiffen an, der ist gar ein verstockter Mann. 5. Der Johannes thut uns melden, was GOtt selber gesprochen hat: Wer nicht bleibt in der rechten Lehre, 35 280 dieses Volck hat GOtt kein nütz. Darum haben wir fleissig beten, von der falschen Lehr abtreten; darum schreibt der Johannes schön: GOtt ist der Weg und nur die Bahn. 40 6. Es spricht Paulus zu den Timotheum in dem dritten Capitel klahr: Die gottseelig wollen leben, müssen Verfolgung leyden hier. Darum wollen wir GOtt preysen, 45 der uns thut alle unterweisen: Wenn wir müssen aus dem Vaterland, so führt uns GOtt wol bey der Hand. 7. GOtt läßt noch einmal ruffen jetzt in der eilften Stund, 50 und will uns alle heimsuchen, daß wir nicht gehen ewig zu Grund. Wer sich jetzt nicht läßt finden, wo wird der Errettung finden? wann es kömmt zu dem Gericht, 55 da hilfft auch kein Bitten nicht. 8. Mein GOtt, du wollest uns auch senden einen Engel, der uns weis’, als wie wir dort thun sehen bey dem Tobias mit gantzem Fleiß, 60 wie er ihn doch hat regieret, und zu seiner Hochzeit geführet, und wiedergebracht nach Haus, thut seinem Vater die Augen auf. 9. Noch eins, meine lieben Christen, 65 laßt euch den Weg nicht seyn zu lang, wanns schon offtmals wird gar dunckel, ist uns doch Christus vorhin gangen. Mit GOtt ist es ja gut wagen, mit dem Glauben wir uns anhaben 70 an Christi Gerechtigkeit, das ist unser bestes Kleid. 281 10. Darum meine lieben Kinder, das Gebet nehmt wol in die acht, das Zeitliche wollen wir fahren lassen 75 wol mit dem gedultigen Job: GOtt hats gegeben, GOtt hats genommen, wenn GOtt will, mögen wirs wiederbekommen: Wils GOtt haben, mit leerer Hand reysen wir aus dem Vaterland. 80 11. Schlaffet wol ihr Hinterlassene, wolte GOtt ihr giengt mit uns. Wollt ihr nicht folgen, so laßt euch gesagt seyn: Euer Glaube wird gehen zu Grund. GOtt mag nicht mehr lang zuschauen, 85 auf die Fürbitte thut nicht bauen: Wanns kommen wird zum Gericht, da helffen auch die Heiligen nicht. 12. Also wollen wir beschliessen dieses Wander=Liedlein. 90 Um uns darf gar niemand trauern, nur um die, die Hirten seyn. GOtt schickt es zu dem besten, sag ich euch noch zu dem letzten. Nun fangen wir die Reyse an, 95 setzen das Vaterland hindan. [S. 612-614] Endlich setzet man auch billig ihr Wander=Lied hinzu, welches Joseph Schaitberger verfertiget, und welches sie am meisten von sich hören liessen. Ich will es so wol nach ihrer eignen Mund=Art, als auch nach unserer Sprache hier mittheilen: [4.] I (Ich) bin ein armer Exulant Verfasser (der hochdeutschen Originalfassung): Joseph Schaitberger (1658- 1733). Text der dialektalen Fassung s. Derer Saltzburgischen Emigranten Gewöhnliches Reiselied. 282 Text der hochdeutschen Fassung s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. [S. 813-818] Zwey Lieder über die Augspurgische Confession, welche bey An= || kunfft der Saltzburger zu Jüterbock auf dem Marckte abgesungen worden. [5.] Von ganzem Herzen glauben wir (813-816) Verfasser: unbekannt Die gantze ungeänderte Augspurgische Confession. Im Thon: Machs mit mir GOtt nach deiner Güt etc. 1. VOn gantzem Hertzen glauben wir, und wollens fest behalten, was aus dem Wort uns schreibet für die Lehre derer Alten, so GOttes Geist durch JEsum Christ, 5 zu Augspurg vormals ausgerüst. 2. GOTT ist und bleibet allezeit nur einig in dem Wesen: Von Heiliger Drey-Einigkeit läßt uns die Bibel lesen, 10 daß alles was wir sehen frey, ein Zeugniß weiser Allmacht sey. 3. Gleichwie nun GOttes gute Hand auch alles gut erschaffen: So bringet uns der Sünden=Stand 15 nur GOttes Zorn und Straffen, denn dieses Erbstück klebt uns an, sein Gifft verletzet jederman. 4. Christus der wahre GOttes=Sohn ist in das Elend kommen, 20 von seinem hohen Himmels=Thron, hat Fleisch an sich genommen, 283 so dass zwar der Naturen zwey, doch nur ein eintz’ger Christus sey. 5. Hab ich denn schon bey GOtt verdient 25 Verdammniß, Tod und Hölle, so werd ich doch mit ihm versühnt, wenn ich den Sohn darstelle: Denn JEsu Leyden, Tod und Blut befreyt mich von der Höllen Glut. 30 6. Recht gnädig handelt GOtt mit mir durchs Wort und Sacramente, da öffnet er des Hertzens Thür, damit ich glauben könnte, es gehe alles mich auch an, 35 was JEsus in dem Fleisch gethan. 7. Indessen fordert er von mir die schönen Glaubens=Früchte, als eines rechten Christen Zier vor seinem Angesichte; 40 doch muß im Glauben nur allein auf Christi Blut gebauet seyn. 8. So hat er sich auch selbst vertraut auf ewig die Gemeine, die ruht auf JEsum Christ erbaut, 45 dem rechten Felsen=Steine: Sie stehet fest und unbewegt, ob sich schon Höll und Teufel regt. 9. Triffts gleich, daß manches Menschen=Kind, der Kirche vorgesetzet, 50 thut Sünden, die verboten sind, wird nur sein Hertz verletzet, und nimmt die Krafft dem Worte nicht, noch einem Sacrament sein Licht. 284 10. Im Wasserbade bin ich rein 55 von Sünden abgewaschen, daß ich kan Gottes Erbe seyn, mich wird kein Feind erhaschen; wer glaubet und getauffet ist, muß seelig seyn durch JEsum Christ. 60 11. Auch giebt uns in dem Abendmahl JEsus sich selbst zu essen, damit die auserwählte Zahl nicht seiner kan vergessen, und lässet unter Brodt und Wein 65 sein Leib und Blut zugegen seyn. 12. Nun muß ich zwar in meiner Noth bekennen meine Sünden, vor dir, O HErz, du treuer GOtt, und mich zum Beichtstuhl finden: 70 Doch forderst du diß nicht von mir, daß ichs von Stück zu Stück anführ. 13. Hiernächst erinnert mich mein Hertz zum öfftern meiner Sünden; allein diß lindert meinen Schmertz, 75 ich solle Gnade finden, wenn ich in wahrer Reu und Leyd anzieh das rechte Glaubens=Kleid. 14. Es seynd die Tauff und Abendmahl von Christo eingesetzet, 80 daß wir erkennen überall, wie hoch uns GOtt geschätzet: Sie stärcken unsers Glaubens Licht, drum nutzen sie ohn Glauben nicht. 15. Rechtschaffen muß beruffen seyn, 85 der Kirchen Christi pfleget, das Wort und Sacramenta rein, 285 wie GOtt befiehlt, verträget: GOtt ist ein GOtt, der Ordnung liebt, und seinen Schafen Hirten giebt. 90 16. Zwar finden in der Kirche wir gar manches eingeführet, das GOttes Wort nicht schreibet für, wie von uns wird verspüret: Doch gleichwol bleibt das alles gut, 95 was man zu GOttes Ehren thut. 17. Ohn Obrigkeit kan niemand seyn, drum muß man sie hoch ehren: Denn GOtt der setzt sie selber ein, und heißt dem Bösen wehren: 100 Sie heget die Gerechtigkeit, zu Friedens= und zu Krieges=Zeit. 18. Gewiß ist, daß da zum Gericht des Menschen Sohn wird kommen, wenn er das letzte Urtheil spricht 105 den Bösen und den Frommen: Da gehet dieser Himmel ein, und jener wird verdammet seyn. 19. Zum Guten sind wir nicht geschickt aus unsern eignen Kräfften, 110 weil uns die Sünde unterdrückt in geistlichen Geschäfften: Der Mensch thut mehr, was fleischlich heißt, und widerstrebet GOttes Geist. 20. Von GOtt kommt gar kein arges her, 115 was unser Fleisch beginnet. Der Satan aber reitzt so sehr, bis er das Hertz gewinnet: Sodann stimmt dieses auch mit ein, und muß ein Quell der Sünde seyn. 120 286 21. So bilde sich doch niemand ein, er sey gerecht durch Wercke; der Glaube thut es bloß allein durch Christum unsre Stärcke: Der ist der Himmels=Weg und Licht, 125 wenn uns das Lebens=Licht gebricht. 22. Auf dieses JEsu Tod und Blut steht alle mein Vertrauen, sonst kein Verdienst kommt mir zu gut, darauf ich könnte bauen: 130 Der Heilgen Glauben fleh ich an, und nehme mir ein Beyspiel dran. 23. Christus heißt uns sein Leib und Blut im Brodt und Wein vortragen, wir halten, was dem höchsten Gut 135 beliebet hat zu sagen, und essen nicht das Brodt allein, wir trincken auch sein Blut im Wein. 24. Hat GOtt jemand ins Amt gesetzt zu weyden seine Heerden, 140 wird solches damit nicht verletzt, wenn er will ehlich werden: GOtt setzt den Ehstand selber ein, so kan er nicht unheilig seyn. 25. Seel=Messen seynd gar nicht von GOtt 145 in seinem Wort geboten, sie helffen niemand aus der Noth, vielweniger den Todten: Drum missbraucht nicht das hohe Amt, sonst werdet ihr von GOtt verdammt. 150 26. Es ist ein alter Kirchen=Brauch zum Beichtstuhl hin zu gehen, drum lassen wir denselben auch 287 annoch bey uns geschehen: Denn was daselbst der Priester thut, 155 das heisset GOtt im Himmel gut. 27. Nächst diesem hilffts der Seele nicht, wann wir zum öfftern fasten; denn was der Menschen Witz ausspricht, macht uns nur schwere Lasten: 160 Mit unserm Thun ists gantz verlohrn, kein gutes Werck stillt GOttes Zorn. 28. Quält uns die Sünde, Höll und Tod, so dürffen wir nicht dencken, wenn man im Closter diene GOtt, 165 er müsse Gnade schencken: Ein solcher Zwang gefällt GOtt nicht, auf Christum sey das Hertz gericht. 29. Viel Macht hat zwar die Kirche noch, in Ansehn unsrer Sünden, 170 sie kann auflösen solches Joch, und auch hinwieder binden: Doch darff sie dieses ändern nicht, was weltlich Recht für gut ausspricht. 30. Wolan lobt GOtt und singet ihm, 175 die ihr auf JEsum bauet: Auf Cherubim und Seraphim, die ihr sein Antlitz schauet, stimmt jetzt mit uns und jederman ein frohes Halleluja an. 180 [6.] Herr Gott, erhalt uns mehr und mehr / die Alt-Augsburgsche reine Lehr [S. 816-818] Verfasser: unbekannt. Melodey: Erhalt uns HErr bey deinem Wort, etc. [Z 350] 288 HErr GOtt, erhalt uns mehr und mehr die Alt=Augspurgsche reine Lehr, die mancher theurer teutscher Held getrost bekannt vor aller Welt. 1. Daß du seyst Drey in Einigkeit, 5 ein wahrer GOtt vor aller Zeit, GOtt Vater, Sohn und Heilger Geist, uns diß Bekänntniß unterweißt. 2. Darnach bekennen wir ohn Scheu, wie grausam schwer die Erb=Sünd sey; 10 wir müssen alle seyn verlohrn, wenn wir nicht würden neu gebohrn. 3. Doch unser Trost auch dieses ist, daß du, O Heyland JEsus Christ, als GOtt von Art und Mensch ein Held, 15 von aller Sünd erlöst die Welt. 4. Daher der Mensch wol seelig ist, der glaubt an diesen JEsum Christ, der zudeckt alle Missethat, zahlt, was er nicht verschuldet hat. 20 5. Und diesen Glauben schöpffen wir, wenn wir uns halten mit Begier zum Wort und heilgen Sacrament, der Geist die Werck alsdenn vollendt. 6. Die Wercke folgen wol verg’wißt, 25 wenn nur der Glaub rechtschaffen ist: Doch macht allein der Glaub gerecht, die Wercke sind des Nächsten Knecht. 289 7. Wir glauben eine Christ=Gemein, darinnen GOttes Wort wird rein 30 gepredigt, und die Sacrament nach Christi Ordnung ausgespendt. 8. Gleichwie gemengt ist eine Herd, also auch in der Kirch auf Erd Scheinheiligkeit mit lauffet ein, 35 die Sacrament doch kräfftig seyn. 9. Die heilge Tauff, das Seelen=Bad, uns anbeut GOttes reiche Gnad, und macht die lieben Kinderlein von aller Sünde loß und rein. 40 10. So Christus hat gestifftet auch des Nachtmahls heiligen Gebrauch, und uns verordnet Brodt und Wein, darinn sein Leib und Blut soll seyn. 11. Lern von der Beicht, daß man zumal 45 nicht wissen kan der Sünden Zahl: Gnug ists, wenn man in Demuth spricht: Vergib, woran ich dencke nicht. 12. Die Buß diß ist, daß man mit Reu ob seinen Sünden ledig sey; 50 mit Glauben dann an JEsum denck, und sich zum neuen Leben lenck. 13. Es weiset diß Bekänntniß auch der Sacramenten rechten Brauch, die Zeugen sind der GOttes Gnad, 55 davon der Glaube Stärckung hat. 290 14. Recht der beruffen werden soll, wer in der Kirch will lehren wohl; wer geht zur rechten Thür hinein, der wird ein guter Hirte seyn. 60 15. Was in der Kirch man ordnet an, dem folge billig jederman; nehm das Gewissen so in acht, daß kein Verdienst werd draus gemacht. 16. Daß GOttes gute Ordnung sey 65 die Obrigkeit und Policey, und man dieselbe ehren soll, auch diß Bekänntniß lehret wol. 17. Das letzt Gericht zukünfftig ist, alsdenn wird weisen JEsus Christ 70 die Gläubigen zum Himmels=Saal die Bösen in die Höllen=Quaal. 18. Des Menschen freyer Will sich zwar im Aussen=Thun stellt kräfftig dar, jedoch versteht er nicht den Geist, 75 und nichts als blinde Thorheit weißt. 19. Nicht würckt die Sünd der fromme GOtt, wie ihm Schuld giebt der Schwärmer Rott, sie rührt allein vom Teuffel her, verkehrter Will dazu hilfft sehr. 80 20. Die guten Werck verbeut man nicht: Doch GOttes Wort uns lehrt und spricht, daß durch den Glauben wir allein, aus Gnad gerecht und seelig seyn. 291 21. Die Heilgen ehr, nicht ruff sie an, 85 folg ihnen nach auf rechter Bahn, im Glauben und unsträfflich seyn, bild dir ihr frommes Vorbild ein. 22. Diß ist der Auszug unsrer Lehr. Wer nun Bericht will haben mehr, 90 der nehm die heilge Schrifft zur Hand, und hüte sich vor Menschen=Tand. 23. O GOtt laß unsre Obern fein in dieser Lehr beständig seyn, damit sie unverfälscht und rein 100 auch komm auf unsre Kinderlein. 24. O heilige Drey=Einigkeit! dir sey Preiß, Lob und Ehr allzeit, dir Vater, Sohn und heilgen Geist, der Glaub uns Amen sprechen heißt. 105 Der vollkommenen || Emigrations=Geschichte […] Zweyter Theil Frankfurt <Main> und Leipzig 1737 [S. 168-170] Der Herr Magister Wessel gab ihnen folgendes Trost=volle Lied mit auf den Weg: [7.] Jesu, mein Wanderstab Verfasser: Albert Wessel Mel. Nun dancket alle GOTT. Text siehe Trost=Lied vor die Saltzburgische Emigranten (Jesu, mein Wanderstab). 292 Kurtze und besondere || Nachricht / || Wie die || vertriebenen Saltzburger || in || Königsbrück / || den 13. und 14. Augusti, 1732. || an= und aufgenommen / auch wiederum || dimittiret worden, || Worbey zugleich ihr Leib=Lied: || Ich bin ein armer Exulant / ect. || mitgetheilet wird. || DRESDEN, || bey P. G. Mohrenthalen. Dresden: Mohrenthal, [1732] Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Halle, Pon Vg 7293, QK (Lied S. [4]). Ich bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Der vertriebenen Saltzburger ihr Leib= und Trost=Lied. (Ich bin ein armer Exulant) Mel. Ich danck dir schon ect. [Z 247b] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. 293 Johann Jacob Moser : Derer || Saltzburgischen Emigrations= || Acten|| […] || Gesammlet von || Johann Jacob Moser / || Hertzoglich=Württembergischen Re= || gierungs=Rath und Professore Juris || zu Tübingen || Franckfurt und Leipzig / || In Verlag Johann Paul Rothens. || 1732 [-1733]. Frankfurt <Main>, Leipzig: Roth, 1732-1733, 12 Stücke in zwei Bänden Universitätsbibliothek München, 0001/ 8 H. eccl. 2244(1/ 12 8. Stück, Num. IV, S. 8-10: [1.] Wohin geht unser großer Zug Verfasser: unbekannt Konkordanz: A) Rieger 1732, 1. Stück, S. 62-64 (nur geringfügige orthographische Abweichungen). Emigranten=Lied. Melod. Vatter unser im Himmelreich [Z 2561] 1. Wohin geht unser grosser Zug? Hinaus / doch heim: diß ist genug / Zwar nur für den / der Christum hat / Der führet uns in jene Stadt / Wo unsers Bleibens ewig ist: 5 Da bring uns hin / O JEsu Christ! 2. Dort oben ist der edle Schatz / Die Welt ist nur ein Wander=Platz / Da wallen wir von Hertzen gern / Dir nach / Dir zu / als unserm HErrn / 10 Der mit erhabner starcker Hand Uns führt zum rechten Vatterland. 3. Ein armes Häuflein seyn wir ja / Verschmäht / bedränget / hie und da. Ein kleines Lichtlein blickt uns an / 15 Das öffnet uns die Creutzes=Bahn / Das Creutz treibt uns in GOttes Wort / Und diß zeigt uns die enge Pfort. 4. Wir leyden Schaden / Peyn und Spott / Dabey es heißt: Wo ist dein GOtt: 20 294 Und weil mit ungewiesem Wahn Kein Menschen=Tand uns speisen kan / So wächst der Hunger desto mehr / Da ruffen wir / ach Nahrung her! / 5. Wir seyn zersteuet und verirrt: 25 O JEsu Christe / guter Hirt / Nimm dich der Heerde selber an / Die sich durchaus nicht helffen kann; Der Ausgang fället ziemlich schwer / Am Eingang aber ligt viel mehr. 30 6. Nicht alles ist schon ausgericht: Viel mehr gehört zur Jünger=Pflicht: Viel gingen aus Egypten aus / Und überstunden manchen Strauß / Doch fielen sie mit rohem Sinn 35 Bey Hauffen in der Wüsten hin. 7. Der Glaube muß vorhanden seyn / Der ist ein Licht mit hellem Schein: Das Sünden=Elend wird entdeckt / Und das Gewissen hart geschröckt. 40 Da eylt er nun zum Gnaden= Thron / Und träget Huld und Heyl davon. 8. Deß Sohnes GOttes theures Blut Ist für den gantzen Schaden gut. Gerechtigkeit wird dem geschenckt / 45 Der sich in Christum recht versenckt: Den Frieden findet er dabey / Und alles wird bey Ihme neu. 9. Das ist kein fürchtig=träger Knecht / Der Geist bezeugt das Kinder=Recht / 50 Der Seuffzer rührt deß Vatters Ohr / Die Hertzens=Liebe steigt empor / Die als deß HErren Flamme brennt / Und auch den Feinden Gutes gönnt. 295 10. Wer diß begehrt / dem fehlt / das Licht / 55 Die Wahrheit / und das Leben / nicht. Das bist / HErr JEsu / du allein: Der Sünder müsse nicht mehr seyn. Mach uns von allem Argen loß / Und deinen Nahmen hoch und groß. 60 11. Stück, Num. V., S. 481-490: Drey auf die Saltzburgische Emi- || granten verfertigte Lieder. [2.] Auf, ihr Brüder [Schwestern], laßt uns gehen (S. 481-484) Text s. Einzeldruck: Ein Lied || vor die || Saltzburgische || Emigranten [3.] So wollen wir denn weiter geh’n (S. 484-487) Text s. Einzeldruck: Ein || Abschieds=Lied || aus Augspurg [4.] Mit Jesu ist die Reise gut (S. 487-490) Text s. Einzeldruck: JESUS || Der Treue Hirt. 296 Samuel Urlsperger: Die || Stellung || Der || Glaubigen || Vor das || Angesicht || Der || Herrlichkeit JEsu, || In || Der Evangelischen Haupt=Kirche || zu St. Anna in Augsburg, || den 18. Jun. 1732. || Vor etlich hundert Evangeli= || schen Saltzburgern und einer grossen || Menge Einheimischen aus der Epi= || stel St. Juda v. 20-25, || in der Furcht des HERRN erwogen, || Und auf vieler anhaltendendes Verlangen || dem Druck überlassen || Von || Samuel Urlsperger, || Seniore des Evangelischen Ministerii, und Pa- || store bey St. Anna allhier. || Augspurg, bey Mertz und Mayer. Augsburg: Mertz und Mayer, [1732]. - 63 S. Universitätsbibliothek Augsburg, 02/ IV.28.8.802 angeb. 2 Abb. 6 nach dem Exemplar der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, Theol.oct. 18397 Enthält auf S. 60-62 eine für Singstimme und Basso continuo notierte Fassung des Liedes O treuer Gott und Vater mein (S. 60 notierte erste Strophe, S. 61-62 neun Textstrophen). Die Generalbaßstimme könnte möglicherweise Philipp David Kräuter (1690-1741) für den Druck verfaßt haben, der von 1713 bis 1741 Kantor an St. Anna war. Bibliographischer Nachweis: RISM A/ I, Bd. 14, S. 424: ANAN 1110b. O treuer Gott und Vater mein Verfasser: unbekannt Konkordanz: A) Drey glaubensvolle Lieder, Nr. 2. Ein geistliches Lied, || Welches die ausreisende Saltzbur= || ger zu singen pflegen; so, wie sie es in || Augspurg in St. Anna=Kirch gantz al= || lein abgesungen haben. 1. O Treuer GOtt und Vatter mein, behüt uns vor dem falschen Schein, der in der Welt regiert 1 , erhalt uns bey Deim 2 lieben Sohn, der ist das ewige Liecht. 5 2. Es leuchtet heller dann die Sonn 3 , Er ist der rechte Gnaden=Brunn, darvon wir singn und sagn 4 , 1 A: regieret. A weicht an mehreren Textstellen vom Metrum der Melodie ab. 2 A: deinem. 3 A: Sonne. 4 A: singen und sagen. 297 die Welt will nicht daraus trincken, fragen gar wenig 5 darnach. 10 3. Sie gedenckt 6 nicht an die grosse Noth, Christus ist das lebendige Brod, darvon Johannes meldt, das vom Himmel her kommen ist, wohl hie in diese Welt. 15 4. Sein Fleisch ist die wahrhafftige 7 Speiß, Sein Rosinfarbes Blut das wahrhafftige 8 Tranck, wer davon ißt und trinckt, der wird in Christo leben, das Reich wird ihm geschenckt. 20 5. So nehmen wirs an mit Danck und gut, Er gibt uns selbst Sein Fleisch und Blut, diß ist der edle Geschmack, Er wird uns selbst aufwecken, wohl an dem Jüngsten Tag. 25 6. Wer sein Hertz hin 9 zu Christo wend, und bleibt beständig bis ans End, bey Seim 10 Göttlichen Wort, in allem Creutz und Leyden, so er hierbey verharrt. 30 7. Dieselbigen werden GOttes Kinder seyn, alls himmlisch Heer wird nehmen ein, wie uns der HERR bereit 11 , den Tod hat Er verschlungen, das Leben wiederbracht. 35 5 A: fragen wenig. 6 A: gedencket. 7 A: wahre. 8 A: wahrhafftig. 9 A: das Wort „hin“ fehlt: Wer sein Hertz zu Christo wend. 10 A: seinem. 11 A: bereitet. 298 8. Wohl durch Sein Creutz und bittern Tod, halff Er uns frey aus aller Noth, so wirs von Hertzen glaubn 12 , Er ist das Recht, der Fels und Grund, darauf ich doch vest bau. 40 9. Lob, Ehr und Preiß sey Dir gesagt, von nun an bis in Ewigkeit, das wollst Vatter und HErr GOtt, durch JEsum Christum Deinen Sohn, Der uns erlöset hat, Amen. 45 12 A: glauben. 299 300 Georg Christoph Vopel: Das Hochzupreisende Werck des Herrn, An denen Saltzburgischen Emigranten, Wolte, Als den 14ten Augusti Anno 1732. Achthundert und 40. von diesen verjagten Evangelischen Glaubens-Genossen in Quedlinburg ankamen, und mit Freuden den 16. Aug. bewirthet wurden, Nebst der, an dem damahls einfallenden Monatlichen Buß-Tage über Ps. 49, 15. gehaltenen Buß- und Erweckungs-Rede, Auch einer kurzen Relation Von der Ankunft, Aufnahme, Verhaltung, und Abzuge der Emigranten, vorstellen ... Halberstadt: Lange, 1732. - 64 S. (Lied S. 64) Franckesche Stiftungen Halle, S/ THOL: XII A 560 Wie gut ist’s doch mit dir, o Jesu! wandern Verfasser: unbekannt Reise=Lied der Emigranten. Mel. Mein Freund zerschmeltzt. [Z 3138] 1. WIe gut ists doch, mit dir, o JEsu! wandern, Ja, selbst in dir die Reise setzen fort! Du führest mich von einen Grad zum andern, Bis daß ich bin vor deinem Throne dort. Drum weiche nimmermehr von mir, 5 So bleib ich auch gewiß in Ewigkeit bey dir. 2. Ach bleibe doch mir allezeit zur Seiten, Ach! geh mir vor mit deinem Angesicht; Wie Israel von dir sich liesse leiten, So laß dein Aug auff mich stets sein gericht: 10 Denn, wenn dein liebes Blick mich führt, So geh ich ruhig fort und thu, was mir gebührt. 3. Geh nur voran, und laß mich dir nachlauffen, Sonst bin ich träg, drum treib und zieh mich recht, Und scheide mich vom grossen Heuchler Hauffen, 15 Daß ich allein dir folg im Glauben schlecht, Ohn Murren in Gelassenheit, Bis daß der Geist eingeht zur frohen Ewigkeit. 301 4. Ich bin bereit, wenn du mir wilt auflegen Dein Liebes=Joch, das sanft und leichte ist, 20 Solt auch mein Fleisch kein Glied mehr können regen, So halt ich still, weil du mein Helffer bist, Und ob mich alle Welt verläst, So bleibet deine Lieb und Treu doch ewig fest. 5. Drum führe mich, mein Engel! durch die Wüsten, 25 Zieh, heb, und trag, machs mit mir, wie du wilt. Kan ich mich nur zur Ewigkeit wohl rüsten, So ist die Angst gestillt, der Wunsch erfüllt. Drum ziehe mich, in dich hinein, So kan ich in dir, stets, vergnügt zu Hause (auf Reisen) 1 seyn. 30 1 Variante in Klammern so in der Vorlage. 302 Willkommens=Gruß || Und || Abschieds=Kuß, || Das ist Kurtze || VALET-Rede, || Welche || Aus hertzlicher Liebe an einige || Saltzburgische Emigranten || Anno 1732. den 30. Januar. || Kurtz vor ihrer Abreise an den Ort ihrer Zusammenkunfft || unter freyem Himmel gehalten, || Ein des || Ministerii Augustanæ Candidatus. || ANNO M D CC XXXII. [Augsburg], 1732 Landesarchiv Salzburg, Bibliothek, HB B 03546 (Lied S. 15-16). Ich bin ein armer Exulant Verfasser: Joseph Schaitberger (1658-1733) Ein Lied / welches etliche hundert Emigranten / so || um der Wahrheit willen der Religion aus dem Saltzbur= || ger=Land vertrieben worden, auf ihrer Reise zu || ihrem Troste gesungen und selbst com- || poniret 1 haben (Ich bin ein armer Exulant) Im Thon: Ich dancke dir schon durch deinen Sohn, ect. [Z 247b] Text s. Joseph Schaitberger: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief. Trotz ähnlicher Überschrift abweichende Lesarten gegenüber Ein schön || Geistlich Lied / || Welches etliche hundert || EMIGRANTEN || (So umb der Wahrheit || willen der Religion aus dem || Saltzburger Land vertriben worden) || auf ihrer Reyse zu ihrem Trost || gesungen / und selbsten || componirt haben. || Im Thon: Ich danck dir schon durch || deinen Sohn / ect. || Ausgsp. || zu finden bey Georg Ludwig || Kurtz / Hauß und Laden bey Barfüsser || Kirchen und Thor am Eck. 1 Gemeint ist: gedichtet. 303 Alphabetische Übersicht der Lieder Textincipit (Verfasser) Titel Melodie (Z = Zahn) Quelle (Kurztitel) Ach Gott, wie hart werd ich geplagt (anonym) 13 Str. I. Klag=Lied Rupert Winters / eines 73. Jährigen Mannes An Wasser=Flüssen Babylon (Z 7663) Die hart-geplagte Unschuld Ach Herr, lehre mich bedenken (Schaitberger nach Benjamin Schmolck) 6 Str. Ein schönes Sterb=Lied Freu dich sehr, o meine Seele (Z 6545) Sendbrief 1733 Ach, wann wir das recht bedencken (Rupert Schweiger) 17 Str. Jesu, der du meine Seele (Z 6767) Der Saltzburgischen Emigranten Wanderstab Ach, was für Kummer, Angst und Noth (anonym) 8 Str. Das Andere: Trost=Lied in Verfolgung / Welches von einem Saltzburgischen Emigranten aufgesetzet worden. In selbst eignem Thon Gebeth Welches die Saltzburgischen Emigranten Alle Christen merckt auf an allem Ort (anonym) 14 Str. Derer Evangelisch= Saltzburgischen Emigranten Apostolische Glaubens=Lehre Im eigenen Thon Derer Evangelisch-Saltzburgischen Emigranten Apostolische Glaubenslehre Allein und doch nicht ganz alleine (Schaitberger nach Benjamin Schmolck) 8 Str. Wer nur den lieben Gott läßt walten (Z 2778) Q: Sendbrief 1733 A: Zwey schön neue Geistliche Lieder (a) Auf, ihr Brüder (Schwestern), laßt uns gehen (“von einem Gottliebenden un Aufrichtigem Freunde” = Georg Axter? ) 9 Str. Kommt und laßt euch Jesum lehren (Z 6661) Q: Ein Lied vor die Saltzburgische Emigranten A: Moser 1732-1733, 11. Stück, S. 481-484 304 Christ, wann du wirst, wie Gott will, leben (anonym) 15 Str. VI. Klag=Lied / Peter Meyers Wer weiß wie nahe mir mein Ende (Z 2775b oder 2835) Die hart-geplagte Unschuld Da hängt mein Heyl im höchsten Hohne (Johann Ludwig Allendorf) 7 Str. Wer nur den lieben Gott läßt walten (Z 2778) Vier auserlesene geistreiche Lieder Die Dich, Herr Jesu! suchen werden („einigen Saltzburgischen EmIgrantEn auF ihrer Reyse … mitgetheilt“. I. [J.] E. F.? ) 10 Str. Wer nur den lieben Gott läßt walten (Z 2778) Das Aufrichtige Suchen Drum, so will ich dieses Leben (Schaitberger nach Michael Albinus: Alle Menschen müssen sterben) 4 Str. Keine Angabe Sendbrief 1733 Du bist ein Mensch, das weißt du wohl (Schaitberger nach Paul Gerhard) 8 Str. Keine Angabe Sendbrief 1733 Du nennest dich einen wahren Christen (Schaitberger nach Johann Adam Hasslocher: Du sagst, ich bin ein Christ) 8 Str. Keine Angabe Sendbrief 1733 Du Spiegel aller Tugend (Schaitberger) 8 Str. Ein Lied. Morgens und Abends zu sprechen Herzlich tut mich verlangen (Z 5385) Sendbrief 1733 305 Du unbegreiflich höchstes Gut (Joachim Neander; Leopold Franz Friedrich Lehr) 12 Str. In eigner Melodey Vier auserlesene geistreiche Lieder Frage nicht, warum ich klag (Schaitberger) 14 Str. Q) Kreuz=Lied A) Saltzburger Creuz=Lied. Das Erste Meinen Jesum laß ich nicht (Z 3449) Q: Sendbrief 1733 A Zwey schön neue Geistliche Lieder (b) Gelobt sei Jesus, unser Hirte („von einem guten Freunde“) 12 Str. Wer nur den lieben Gott läßt walten (Z 2778) Q: Etwas auf die Reise A: Göcking 1734, S. 331-332 Getrost, mein Christ, in deinen Plagen (Schaitberger) 8 Str. Q) Buß= und Trost=Lied A) Ein Buß= und Trost=Lied Wer nur den lieben Gott läßt walten (Z 2778) Q: Sendbrief 1733 A: Drey schöne Geistliche Lieder Gott, Du Licht der frommen Hertzen (anonym) 13 Str. II. Klag=Lied Simon Clammers Zion klagt mit Angst und Schmerzen (Z 6550) Die hart-geplagte Unschuld Gott Lob! wir sind nun an dem Orth (anonym) 15 Str. Der Emigranten Dancksagung wegen Freyheit der Lesung des lieben Bibel-Buchs und andrer geistreicher Bücher / ihrer Seelen Heyl betreffend O Jesu Christ! mein’s Lebens Licht (Z 533a = Herr Jesu Christ, meins Lebens Licht) Wohl-meynende Erinnerung Gott sprach zum Vater Abraham (Schaitberger) 26 Str. Ein geistliches Lied, von Abraham und seinem Sohn Isaac Im eigenen Ton Sendbrief Gott tröstet die Geringen („von EInem guten Freund zu stetem AndenCken denselBen“. I. [J.] C. B.? ) 14 Str. Nun ruhen alle Wälder (Z 2308) Ein Trost-Lied 306 Gottes Wort, und Luthers Lehr, wird vergehen nimmermehr (anonym) 10 Str. Das Dritte: / Ein schönes Geistliches Lied / Von Gottes Wort und Luthers Lehr / Aus dem bekannten Reimlein: / Gottes Wort / und Luthers lehr / Kann vergehen nimmermehr Sollt es gleich bisweilen scheinen (Z 1348) Q: Gebeth Welches die Saltzburgischen Emigranten A: Geistliche Aria von Gottes Wort Herr Gott, erhalt uns mehr und mehr die Alt-Augsburgische reine Lehr 24 Str. (anonym; nicht identisch mit Herr Gott, erhalt und für und für die schlechte Katechismuslehr von Ludwig Helmbold 1594) Zwey Lieder über die Augspurgische Confession, welche bey Ankunfft der Saltzburger zu Jüterbock auff dem Marckte abgesungen worden. [2.] [ohne Titel] Erhalt uns Herr, bei deinem Wort (Z 350) Göcking 1734, S. 816-818. Herr Jesu Christ, meins Lebens Licht (Schaitberger nach Martin Behem) 9 Str. Herr Jesu Christ, meins Lebens Licht (Z 533a) Sendbrief 1733 Herzlich tut mich verlangen (Schaitberger nach Christoph Knoll) 5 Str. Herzlich tut mich verlangen (Z 5385) Sendbrief 1733 Heut ruhe, liebe Seel (Schaitberger nach Anton Ulrich von Braunschweig) 12 Str. O Gott, du frommer Gott (Z 5144) Sendbrief 1733 Hier, Jesu! geh in Gedancken (anonym) 12 Str. Gedanken eines über Feld wandernden Saltzburgers / so sich in seinen Erlöser verliebet Wer nur den lieben Gott läßt walten (Z 2778) Wohl-meynende Erinnerung 307 Ich bin ein armer Exulant 14 Str. (Joseph Schaitberger) In den Konkordanzen g und h auch im Salzburger Dialekt; urspr. Fassung hochdeutsch. [Unterschiedliche Titelfassungen, s. Editionsteil] Ich danck Dir schon durch deinen Sohn (Z 247b) oder Hör, liebe Seel, dir ruft der Herr (diese Melodievariante alternativ nach Q und C ) (Z 252) Q: Sendbrief 1733 A) Drey geistreiche Trost-Lieder, Nr. 3 B) Drey schöne Neue geistliche Lieder, Nr. 1 C) Gebeth Welches die Saltzburgischen Emigranten […] nebst einem Anhang von drey schönen Liedern, Nr. 1 D) Kurtze doch wahrhafftige Beschreibung, Nr. 1 (ohne Str. 14) E) Ein schön Geistlich Lied Welches etliche hundert Emigranten F) Vier auserlesene Geistreiche Lieder, Nr. 4 G) Göcking 1734, S. 612-14, vgl. dort auch die Fassung im Salzburger Dialekt H) Derer Saltzburgischen Emigranten Gewöhnliches Reiselied, vgl. dort auch die Fassung im Salzburger Dialekt I) Emigrantenlied J) Des Actenmäßigen Berichts […] Erste Fortsetzung 1732 K) Der Saltzburgischen Emigranten […] Eigenes Lied L) Willkommensgruß 1732 M) Kurtze und besondere Nachricht 1732 Ich danke dir, mein Gott (Schaitberger) 15 Str. Stund=Gebet Dabey man sich der Wohlthaten Gottes erinnern kan. Keine Angabe Sendbrief 1733 Ich hab mein Sach Gott heimgestellt (Schaitberger nach Johann Leon) 9 Str. Ich hab mein Sach Gott heimgestellt (Z 1678) Sendbrief 1733 308 Ich kann nicht mehr (Schaitberger nach Anton Ulrich von Braunschweig) 14 Str. Klag= und Trostlied im Kreuz und Leiden In seiner eigenen Melodie Sendbrief 1733 Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ / dann du allein mein Hoffnung bist (anonym) 5 Str. Keine Angabe Drey Glaubensvolle Lieder Ich wart, Herr, mit Verlangen (Schaitberger) 5 Str. Q) Sterb=Lied A) Ein schönes Sterb=Lied Herzlich tut mich verlangen (Z 5385) Q: Sendbrief 1733 A: Drey schöne Geistliche Lieder Ihr Christen! schickt euch in die Zeit (Gottfried Hoffmann) 8 Str. Es ist das Heil uns kommen her (Z 4430) Drey schöne neue geistliche Lieder Immanuel, dein’ Güt ist nicht zu zählen (Schaitbergers nach Henriette Katharina von Gersdorf) 17 Str. Klag= und Trost=Lied in geistlichen Anfechtungen In seiner eigenen Melodie Sendbrief 1733 In Gottes Namen, so heben wir an (Rupert Schweiger) 15 Str. In eigner Melodey Q: Derer Evangelisch-Saltzburgischen Emigranten Evangelischer Wander-Stab A: Göcking 1734, S. 609f. In Gottes Namen tret ich an (Rupert Schweiger) 10 Str. Wann wir in höchsten Nöthen (Z 394) Der Saltzburgischen Emigranten Wanderstab Jesu, mein Lieb und Leben (Schaitberger) 13 Str. Des Verfassers Sterb=Lied Nun ruhen alle Wälder (Z 2308) Sendbrief 1733 Jesu, Liebe meines Hertzens (anonym) 14 Str. Wanders=Lieder. Das andere Alle Menschen müssen sterben (Z 6776) Kurtze doch wahrhafftige Beschreibung 309 Jesu, mein Wanderstab (Albert Wessel) 15 Str. Q) Trost=Lied vor die Saltzburgische Emigranten Nun danket alle Gott (Z 5142) Q: Trostlied vor die Saltzburgische Emigranten A: Göcking 1737 Kommt her, ihr Menschen=Kinder / und höret, was ich sag (Schaitberger) 10 Str. (nicht identisch mit Kommt her, ihr Menschenkinder / kommt her, ihr frechen Sünder von Johann Rist 1651) Q) Ein Lied vom jüngsten Gericht A) Vom jüngsten Gericht Herzlich tut mich verlangen (Z 5385) Q: Sendbrief 1733 A: Drey schöne Geistliche Lieder Laß dich nicht betrügen (anonym) 18 Str. Ein schön geistlich Lied, Der Emigranten keine Angabe (Drey schöne Neue geistliche Lieder, beigebunden) Laß, o Hertze! dein Betrüben (anonym) 5 Str. Freu dich sehr o meine Seele (Z 6545) Drey schöne neue geistliche Lieder Mein Hertze! denck nicht mehr ans Leiden (anonym) 14 Str. IV. Klag=Lied Hanns Klammers Wer nur den lieben Gott läßt walten (Z 2778) Die hartgeplagte Unschuld, Mein Jesu, meiner Seelen Leben (Schaitberger nach Christian Scriver) 12 Str. Wer nur den lieben Gott läßt walten (Z 2778) Q: Sendbrief 1733 A: Drey Glaubensvolle Lieder Mein Jesus ist mir wohl gewogen (Schaitberger) 10 Str. Wer nur den lieben Gott läßt walten (Z 2778) Sendbrief Mit Gott woll’n wir anheben allesamm insgemein (Georg Schweiger) 12 Str. keine Angabe Göcking 1734, S. 610-612 310 Mit Jesu ist die Reise gut („denen Saltzburgischen Emigranten … mitgetheilet“. Ch. K.? ) 12 Str. O treuer Gott und Vater mein (s. dieses Lied in: Urlsperger 1732) Q: Jesus, der treue Hirt A: Moser 1732-1733, 11. Stück, S. 487-490 Nun sich der Tag geendet hat (Schaitberger nach Johann Friedrich Herzog) 14 Str. Geistreiches Abend=Lied Lobt Gott ihr Christen allzu gleich (Z 199) oder: Nun sich der Tag geendet hat (Z 212a) Sendbrief 1733 Nun sich die Nacht geendet hat (Schaitberger nach Johann Friedrich Herzog) 15 Str. Geistreiches Morgen=Lied Lobt Gott ihr Christen allzu gleich (Z 199) oder: Nun sich der Tag geendet hat (Z 212a) Sendbrief 1733 Nun walt es Gott in Jesu Namen (Schaitberger) 8 Str. Q) und A) Ein Lied am Sonntag ehe man in die Kirche gehet Q) keine Angabe A) Wer nur den lieben Gott läßt walten (Z 2778) Q: Sendbrief 1733 A: Zwey schön neue Geistliche Lieder (a) O Gott, in deinem Himmelreich (anonym; „zum Druck befördert, Durch einen Freund derer Saltzburger“) 20 Str. [Von der heiligen Ehr? ], vgl. Dannappel 1886, S. 37 In eignen Thon Zwey geistreiche Lieder O Jesu, mein Bräutigam! wie ist mir so wohl (anonym) 9 Str. In eigener Melodie Vier auserlesene geistreiche Lieder O Jesu, wahres Licht (Schaitberger nach Joachim Lange) 12 Str. Ein allgemeines Morgen=Lied O Gott, du frommer Gott (Z 5144) Sendbrief 1733 O treuer Gott und Vater mein (anonym) 9 Str. Q: Ein geistliches Lied, welches die ausreisende Saltzburger zu singen pflegen Melodie in Q gedruckt (Singst., B.c.) Q: Urlsperger 1732, S. 60-63 A: Drey Glaubensvolle Lieder 311 So wollen wir dann weiter geh’n („von einem guten Freund“) 18 Str. Wenn wir in höchsten Nöthen (Z 394) Q: Ein Abschiedslied aus Augspurg A: Moser 1732-1733, 11. Stück, S. 484-487 Vom Wort des Höchsten ist bekannt (anonym) 24 Str. Klag=Lied / 22. Saltzburger / welche nach Wien abgeordnet worden / Ihro Röm. Kays. Majestät um allergnädigste Hülffe anzuflehen Kommt her zu mir, spricht (Z 2496) Die hartgeplagte Unschuld Von gantzem Hertzen glauben wir (anonym) 30 Str. Zwey Lieder über die Augspurgische Confession, welche bey Ankunfft der Saltzburger zu Jüterbock auff dem Marckte abgesungen worden. [1.] Die gantze ungeänderte Augspurgische Confession Machs mit mir Gott nach deiner Güt (Z 2383) Göcking 1734, S. 813-816. Von Gott will ich heut bitten (anonym) 10 Str. Wanders=Lieder. Das dritte Von Gott will ich nicht lassen (Z 5264b) Kurtze doch wahrhafftige Beschreibung Von Gott will ich nicht lassen / in meiner Lebenszeit (Christian August Rotth) 4 Str. Von Gott will ich nicht lassen (Z 5264b) Q: Magister Christian August Rotthens […] Catechismus-Lied A: Drey geistreiche Trost-Lieder (hier anonym) Wann ich nur des Höchsten Güte (Schaitberger) 10 Str. Trost=Lied Wohl mir, Jesu meine Freude (Z 3722a) Sendbrief 1733 312 Wann mein Stündlein vorhanden ist (Schaitberger nach Nikolaus Herman) 7 Str. Wenn mein Stündlein vorhanden ist (Z 4482a) Sendbrief 1733. 2 Fassungen: 1). 5 Strophen (Herman); 2.) 7 Strophen (erweiterte Fassung von Schaitberger) Was ist doch diese Welt (Schaitberger) 8 Str. Ein schönes Lied von der Welt Eitelkeit O Gott, du frommer Gott (Z 5144) Sendbrief 1733 Was mein Gott will, das will ich auch (Joseph Schaitberger) 6 Str. Q) Eines glaubigen Christen Ergebung in den Willen Gottes A) Saltzburger Creuz=Lied. Das ander Lied Eines glaubigen Christen Ergebung in den Willen Gottes B) das andere Wehmüthige Lied, Eines Sorgfältigen Vaters, an seine Kinder, welche da er, aus seinem Vaterland vertreiben ward, durch Päpstlichen Zwang sind zurückbehalten worden Q) kein Angabe A) und B) Was mein Gott will, das gescheh (Z 7568) Q: Sendbrief 1733 A: Zwey schön neue Geistl. Lieder (b) B: Drey geistreiche Trost-Lieder Welt, gute Nacht, ich eil dem Himmel zu (Schaitberger) 6 Str. Sterb=Lied Auf, auf, mein Herz (Z 5243) Sendbrief 1733 Wer sich zu Gott gesellt (anonnym) 20 Str. III. Klag=Lied Andreas Gappens Auf meinen lieben Gott (Z 2607) Die hartgeplagte Unschuld Wie gut ists doch, mit dir o Jesu! wandern 5 Str. Reise=Lied der Emigranten Mein Freund zerschmelzt aus Lieb (Z 3138) Vopel 1732, S. 64 313 Wir Christen hier im Jammerthal 26 Str. (= Der Loinpacher in der Bearbeitung Schaitbergers) Q) Ein schönes geistliches Lied von der wahren Christen Kreuz und Verfolgung Nimm von uns, Herr, du treuer Gott (Z 2607) Q: Sendbrief 1733 A: Zwey geistreiche Lieder (25 Str.) Wohin geht unser großer Zug (anonym) 10 Str. Q und A) Emigranten=Lied Vater unser im Himmelreich (Z 2561) Q: Moser 1732-1733, 8. Stück, S. 8-11 A: Rieger 1732-1733, 1. Stück, S. 62-64 314 Abbildung 1: Hans Burgschweiger Vorsinger bey denen Emigranden. Kunte weder leßen noch schreiben und hat doch gegen 200 Geistliche Lieder singen können. Schabkunstblatt von Elias Bäck (Marsch, Nr. 134) Sammlung Modebild - Lipperheidesche Kostümbibliothek, Kunstbibliothek Staatliche Museen zu Berlin, Signatur: Lipp O 1004, 10 315 Abbildung 2: Rupert Schweiger Rubert Schweiger ein Emigrant von St. Veit. Ich geh mit Gott getrost, auf der Verfolgungs Bahn Das Lied so ich gemacht, ein jeder lesen kann Kupferstich von Elias Bäck, in: Kurtze Historie der Evangelischen Emigranten, Memmingen 1733, S. 62 (Marsch, Nr. 211) Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Signatur: Th H 1068 316 Abbildung 3 Titelkupfer zu Wohl=meynende Erinnerung, 1732. Bürger und Emigrant vor Christus mit dem Kreuz. (Marsch, Nr. 159) Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Signatur: 4 Th H 2315 -2 317 Abbildung 4: Andreas Gapp im Kerker Kupferstich von Elias Bäck, in: Kurtze Historie Derer Evangelischen Emigranten, Memmingen 1733, S. 15 (Marsch, Nr. 194) Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Signatur: Th H 1068 Vgl. Klaglied Andreas Gappens, S. 205 318 319 Abbildung 5: Derer || Evangelisch=Saltzburgischen || EMIGRANTEN || Evangelischer || Wander=Stab Einblattdruck s.l., s.a. Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten, Nr. 712, Bl. 684r/ v Enthält das Lied In Gottes Namen so heben wir an des Emigranten Rupert Schweiger 320 321 322 Abbildung 6: Ein geistliches Lied, || Welches die ausreisende Saltzbur= || ger zu singen pflegen; so wie sie es in || Augsburg in St. Anna=Kirch gantz al= || lein abgesungen haben (O treuer Gott und Vater mein) in: Samuel Urlsperger: Die Stellung der Glaubigen vor das Angesicht der Herrlichkeit Jesu, Augsburg 1732, S. 60-62 Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Theol.oct. 18397 323 Literaturverzeichnis A) Primärliteratur (Die Angabe des Standorts und der Signatur bezieht sich auf das benutzte Exemplar.) 1. Lieddrucke Ein Abschiedslied aus Auspurg Ein || Abschieds=Lied || aus Augspurg || vor die || Saltzburgische || EMIGRANTEN; || Nach || Anleitung des 23. Psalms, || Von || Einem guten Freund || Denselben / || zu stetem Andencken || an ihren getreuen || Hirten / || aufgesetzt und mitgetheilt. || Druckts Caspar Manz [Augsburg]: Manz, [1732]. - 2 Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-1 Enth.: So wollen wir dann weiter geh’n. Das Aufrichtige Suchen Das || Aufrichtige Suchen / || Und || Freuden=volle Finden || Deß || HERRN || JESU; || In einem Liede vorgestellt / || Und einigen || Saltzburgischen || EmIgrantEn || auF ihre Reyse nach König= || lich=Preußischen Landen || mitgetheilt. || Psalm 9. v. 11. || Du verlässest nicht / die Dich / HErr / || suchen. S.l., [ca 1732]. - [2] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-15 (Beibd. 2. Enth.: Die Dich, Herr Jesu! suchen werden. Derer Evangelisch-Saltzburgischen Emigranten Apostolische Glaubenslehre Derer || Evangelisch=Saltzburgischen || EMIGRANTEN || Apostolische || Glaubens=Lehre Einblattdruck s.l., s.a. Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten, Nr. 712, Bl. 685r/ v Enth.: Alle Christen, merkt auf an allem Ort. Derer Evangelisch-Saltzburgischen Emigranten Evangelischer Wander-Stab Derer || Evangelisch=Saltzburgischen || EMIGRANTEN || Evangelischer || Wander=Stab Einblattdruck s.l., s.a. Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten, Nr. 712, Bl. 684r/ v Enth.: In Gotttes Namen so heben wir an. Derer Saltzburgischen Emigranten Gewöhnliches Reiselied Derer || Saltzburgischen Emigranten || Gewöhnliches || Reise=Lied. || Ist zu finden in Joseph Schaitbergers Neuvermehrtem || Evangel. Send=Briefe p. 131 S.l., s.a. [1732? ] - [4] Bl. Deutsche Waldenservereinigung e.V., Henri-Arnaud-Haus, Ötisheim-Schönenberg, im Konvolut F 78/ Sal II 324 Enth. S. 3-7: I bin ein armer Exulant (2 Fassungen: dialektal und hochdeutsch). (Enth. außerdem S. 1-2 das Gedicht: Zufällige Gedanken Eines Jungen Frauenzimmers in Dantzig Über die Saltzburgische Emigranten). Drey geistreiche Trostlieder Drey geistreiche Trost=Lieder || Derer Saltzburgischen || Exulanten, || oder Evangelischen || Glaubens=Genossen, || Welche || Wegen ihrer Evangelischen Religi= || on halber aus ihren Vaterlande vertrie= || ben, und durch Päpstlichen Zwang, sind || zurück behalten worden. || Und aus Liebe wohlmeinender Bekenner der || Wahrheit, und um des Evangelischen Glau= || bens willen zum Druck befördert, || auch denen Emigranten, || zur Erbauung, || auf ihrer allzuschweren Reise zur Music || erörtert, das Dieselben in Augsburg, Hal= || le, Leipzig, Wittenberg, Berlin, und || anderer Orten, diese schöne Klag und || Trost=Lieder, singen konten. || Der HERR sey mit Euch. || Delitzsch zu finden, bey Christian Koberstein. || Anno 1732. Delitzsch: Koberstein, 1732. - [4] Bl. Salzburg Museum (vormals Salzburger Museum Carolino Augusteum), Bibliothek, Nr. 1791. Enth.: 1. Von Gott will ich nicht lassen / in meiner Lebenszeit; 2. Was mein Gott will, das will ich auch; 3. Ich bin ein armer Exulant. Drey Glaubensvolle Lieder Drey || Glaubens=volle Lieder, || Welche die Saltzburgische Emigranten selb= || sten auf ihre Weise in der Kirchen, unter Vergiessung || vieler tausend Thränen der andern Anwesenden, || angestimmet, || und zwar: || Die zwey Erste, || Zu Augspurg in der Kirchen zu St. Anna || den 18. Jun. 1732. || Das dritte aber darauf || Zu Harburg, den 21. Jun. bey Beerdigung || eines von ihren Kindern, abgesungen || haben. S.l. [Augsburg? ], 1732. - [2] Bl. Bayerische Staatsbibliothek München, 4 H.ref. 739 (Beibd.7 Enth.: 1. Ich ruf zu dir Herr Jesu Christ / dann du allein mein Hoffnung bist; 2. O treuer Gott und Vater mein; 3. Mein Jesu, meiner Seele Leben. Drey schöne Geistliche Lieder Drey schöne ||Geistliche Lieder / || Von denen Saltzburgern. || Das Erste: || Ein Buß= und Trost=Lied. || Getrost mein Christ in deinen Plagen / der || Weeg geht doch zum Himmel ein / etc. || Das Ander: || Ein schönes Sterb=Lied. || Ich wart HERR mit Verlangen / wie || Jacob auf dein Heyl / etc. || das Dritte: || Vom jüngsten Gericht. || Kommt her ihr Menschen=Kinder / und || höret was ich sag / etc. || Augsburg / zu finden bey Georg Ludwig || Kurtz / Hauß und Laden bey Barfüsser Kirchen || und Thor am Eck. Augsburg: Kurtz, [1732]. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 11. Enth.: 1. Getrost mein Christ in deinen Plagen; 2. Ich wart, Herr, mit Verlangen; 3. Kommt her, ihr Menschenkinder / und höret, was ich sag. Drey schöne Neue Geistliche Lieder Drey schöne Neue || Geistliche || Lieder || Der Saltzburger || Emigranten, || Welches von vielen hundert || derselben auf der Reise zu ihrem Trost || gesungen worden. || Das Erste: || Ein Wanders= Lied etc. || Das Andere: || Ihr Christen 325 schickt euch in die || Zeit, seht wie es um euch etc. || Das Dritte: Laß O Hertze! dein Betrüben, || stelle deine Sorgen ein etc. || Gedruckt in diesem 1732. Jahr S.l., 1732. - [4] Bl. Universitätsbibliothek Greifswald, 23/ Fk 185 adn4. Enth.: 1. Ich bin ein armer Exulant; 2. Ihr Christen, schickt euch in die Zeit; 3. Laß, o Herze, dein betrüben. Emigrantenlied Emigranten Lied. || Welches der Bergmann Joseph Schaitberger, bey Seinen || Send=Schreiben und andern geistreichen Schrifften, welche er || schon A NNO 1685. an Seine Lands=Leute nach Saltzburg gesand, || enthalten und Sie meistens auswendig kennen, sonsten aber wenig || zu finden, dahero man es auch hier hat wollen bekandt machen S.l., s.a. - [1] Bl. Deutsche Waldenservereinigung e.V., Henri-Arnaud-Haus, Ötisheim-Schönenberg, im Konvolut F 78/ Sal II Enth.: Ich bin ein armer Exulant. (Im selben Konvolut außerdem: Trost=Lied vor die Saltzburgische Emigranten, s. dort.) Etwas auf die Reise a Etwas auf die Reise || den || Saltzburgis[chen] Emigranten / || da sie || als Ihro Königl[iche] Maj[estät] in Preussen || declarirte Unterthanen || von Augsburg || nach Dero Landen aufbrachen / || In einer Ermunterung zum Lobe GOttes || von einem Guten Freunde || Mit Gegeben. || Syrach 14/ v. 8. || Das ist ein böser Mensch / der nicht sehen mag / daß || man den Leuten gutes thut / sondern wendet sein || Angesicht weg / und erbarmet sich niemandes. || Augspurg / druckts Samuel Fincke. Augsburg: Fincke, [1732]. - [2] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 4 Enth.: Gelobt sei Jesus, unser Hirte. Etwas auf die Reise b Etwas auf die Reise || den || Saltzburgis[chen] Emigranten / || welche / || A[nno] 1732. d[en] 18. Maji. || zu Augsburg ankamen, || und den 22. ejusd[em] || als Ihro Königl[iche] Maj[estät] in Preussen || declarirte Unterthanen || von hier || nach Dero Landen aufbrachen / || In einer Ermunterung zum Lobe GOttes || von einem Guten Freunde || Mit Gegeben. || Augspurg / druckts Samuel Fincke. Augsburg: Fincke, [1732]. - [2] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969 (Beibd. 3 Enth.: Gelobt sei Jesus, unser Hirte. Gebeth Welches die Saltzburgischen Emigranten Gebeth / || Welches die || Saltzburgischen || Emigranten/ || Derer allbereits viele Tausend in Preus= || sen angekommen / täglich in ihrer Versammlung || und zu Hause bethen. || Nebst einem Anhang || Von Drey schönen || Geistlichen Liedern / Mit welchen sich die vertriebene Emigranten in || ihrem Creutz und Trübsal getröstet haben. || Leipzig, zu finden unter dem Rath=Hause, Anno 1733. Leipzig, 1733. - [4] Bl. Staatliche Bibliothek Regensburg, Caps.114(37. 326 Enth.: 1. Ich bin ein armer Exulant; 2. Ach, was für Kummer, Angst und Not; 3. Gottes Wort und Luthers Lehr. Geistliche Aria von Gottes Wort Geistliche || ARIA || Von || Gottes Wort || und || Luthers Lehr / || Aus dem bekandten Reimlein: || Gottes Wort und Luthers Lehr / || kan vergehen nimmermehr. || [Titelvignette: Porträt Luthers, von zwei Putten gehalten] || In der Melodey: || Solt es gleich bißweilen scheinen / als || ob GOtt veließ die Seinen. || Augspurg / zu finden bey Albrecht || Schmid. Augsburg: Schmid, [s.a.]. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-15 (Beibd. 3 Enth.: Gottes Wort und Luthers Lehr. Die hartgeplagte Unschuld Die || hart=geplagte || Unschuld / || an || den armen || Saltzburgischen || Unterthanen / || welche sich zu || der || Evangelischen || Religion || erst kürtzlich freywillig bekennet haben / || in || Sechs sehr beweglichen || Liedern || entworffen und vorgestellt. || Franckfurt und Leipzig. || 1732. Frankfurt <Main>; Leipzig, 1732. - [16] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 5. Enth.: 1. Klaglied Rupert Winters (Ach Gott, wie hart werd’ ich geplagt); 2. Klaglied Simon Klammers (Gott, du Licht der frommen Herzen); 3. Klaglied Andreas Gappens (Wer sich zu Gott gesellt); 4. Klaglied Hans Klammers (Mein Herze! denk’ nicht mehr ans Leiden); 5. Klaglied 22. Salzburger, welche nach Wien abgeordnet worden (Vom Wort des Höchsten ist bekannt); 6. Klaglied Peter Meyers (Christ, wann du wirst, wie Gott will, leben). Jesus der Treue Hirt JESUS || Der Treue Hirt || Und || Gute Wirth || eines jeden glaubigen || Schäfleins und Gasts || aus dem 23. Psalm Davids vor= || gebildet / || und denen Saltzburgis. || EMIGRANTEN || zu || unaufhörlichem Andencken || An ihren || Hirt= und Wirthen || JESUM || Auf ihre Reise || von || Augspurg naCh Königlich= || Preußis. Landen mitgetheilet. S.l. [Augsburg? ], [1732]. - [2] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-15 (Beibd. 5 Enth.: Mit Jesu ist die Reise gut. Kurtze doch wahrhafftige Beschreibung Kurtze doch wahrhafftige || Beschreibung || Derer || Exulanten, || Betreffende etliche zwantzigtausend, || So aus dem Saltzburgischen verjaget, || Und wie selbige || Von ihren Glaubens=Brüdern Evangel. Religion, || Insonderheit aber || Wie etliche hundert solcher Vertriebenen, || Von Ihro Kön[iglichen] Majestät in Preussen, || sind begnadiget und in Dero Lande aufgenommen || worden, || Nebenst einigen || Wanders-Liedern, || Welche von etlichen hundert Vertriebenen, so || um der Evangelischen Wahrheit willen aus dem Saltz= || burger Land verjaget worden, auf ihrer Reise zu ihrem || Trost abgesungen, und von ihnen selbst ver= || fertiget worden. || Gedruckt, Anno 1732. S.l., 1732. - [4] Bl. Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle, AB 154445 (32) 327 Enth.: 1. Ich bin ein armer Exulant; 2. Jesu, Liebe meines Herzens; 3. Von Gott will ich heut bitten. Ein Lied vor die Saltzburgische Emigranten Ein Lied || vor die || Saltzburgische || Emigranten, || aufgesetzt || von einem || Gottliebenden und Aufrichtigen || Freund, || Der || um der Evangelischen Wahrheit || willen vertriebenen || Saltzburgis. Emigranten. S.l., [ca. 1732]. - [2] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-5. Verfasser nach Clauss (Unbekanntes zur Literatur, S. 39) möglicherweise Georg Axter [Gottliebenden und Aufrichtigen], Lehrer am Augsburgischen Evangelischen Waisenhaus. Enth.: Auf, ihr Brüder (Schwestern), laßt und gehen. Magister Christian August Rotthens […] Catechismus-Lied M[agister]. Christian August Rotthens || Diac. Maurit. || Catechismus=Lied || aus den Psalmen Davids || Am I. Sonntage nach dem Fest der heiligen || Dreyeinigkeit || Nach der Nachmittag=Predigt || über die Worte Psalm 45. v. 11. und 12. || abgefasset || Und || Zu der Erbauung || Derer || Saltzburgischen Evangelischen || Glaubens=Genossen || auf inständiges Verlangen Christlicher Zuhörer || zum Druck befördert. || HALLE || gedruckt mit Grubertischen Schriften. || Anno 1732. Halle, 1732. - [2] Bl. Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle, Il 3188k und AB 154445 (5). Enth.: Von Gott will ich nicht lassen / in meiner Lebenszeit. Der Saltzburgischen Emigranten […] Eigenes Lied Der || Saltzburgischen || Emigranten || I. || Eigenes Lied. || II. || Gebet || III. || Glaubens=Bekänntniß. || IV. || Unterthänigstes Bitt=Schreiben || an die Saltzburgische Herrschafft. || Torgau, || zu finden bey Johann Gottlieb Peterselln. Salzburg Museum (vormals Salzburger Museum Carolino Augusteum), Bibliothek Nr. 1823 Enth.: Ich bin ein armer Exulant Der Saltzburgischen Emigranten Wanderstab Der Saltzburgis[chen] Emigranten || Wanderstab || in zweyen Liedern verfasset und aufge= || setzet / von einem jungen Exulanten || Namens Rubert Schweiger || von St. Veith gebürtig. || Das Erste || Im Thon. Wann wir in höchsten Nöthen seyn etc. || In GOttes Nahmen trett ich an etc. || Das Ander. || Im Thon. JEsu der du meine Seeele. || Ach wann wir das recht bedencken etc. || samt einem Dancksagungs=Brief || an Einen Hoch=Edlen Magi= || strat A. C. || übersand || von Joseph Pilzeger, || aus dem Gericht St. Johannes / gebürtig || von Wangau. 1732. || Zu finden bey Elias Bäck / a H. Kupfer= || stecher / wohnhafft auf dem untern Graben || in Augspurg. Augsburg: Bäck, 1732. - [6] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 3. Enth.: In Gottes Namen tret ich an; 2. Ach, wann wir das recht bedenken. [Erschien 1732 auch in Dresden. Standort nicht nachgewiesen.] Ein schön Geistlich Lied der Emigranten Ein schön || Geistlich Lied / || Der Emigranten. S.l., s.a.. - [4] Bl. 328 Universitätsbibliothek Greifswald, 23/ Fk 185 adn4 (beigebunden). Enth.: Laß dich nicht betrügen, o christliches Herz Ein schön Geistlich Lied Welches etliche hundert Emigranten Ein schön || Geistlich Lied / || Welches etliche hundert || EMIGRANTEN || (So umb der Wahrheit || willen der Religion aus dem || Saltzburger Land vertriben worden) || auf ihrer Reyse zu ihrem Trost || gesungen / und selbsten || componirt haben. || Im Thon: Ich danck dir schon durch || deinen Sohn / ect. || Ausgsp[urg] || zu finden bey Georg Ludwig || Kurtz / Hauß und Laden bey Barfüsser || Kirchen und Thor am Eck. Augsburg: Kurtz, [1732]. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Aug 1969-15 Enth.: Wanders=Lied der Saltz= || burger Emigranten (Ich bin ein armer Exulant). Trostlied vor die Saltzburgische Emigranten Trost=Lied || vor die Saltzburgische Emigranten. S.l., s.a. - [1] Bl. Deutsche Waldenservereinigung e.V., Henri-Arnaud-Haus, Ötisheim-Schönenberg, im Konvolut F 78/ Sal II. Enth.: Jesu mein Wanderstab. (Im selben Konvolut außerdem: Emigranten Lied, s. dort.) Ein Trostlied vor die Saltzburgische Emigranten über die Worte 2. Co. 7. Vers 6 Ein || Trost=Lied || vor die || Saltzburgische Emigranten; || Uber die Worte 2. Cor. 7. || Vers. 6. || So an dem Kinder Frieden=Fest || beym H. Creutz denselben er= || klärt worden. || Von || EInem guten Freund zu ste= || tem AndenCken denselBen auf= || setzt und mitgetheilt. S.l., [ca. 1732]. - [4] Bl. Universitätsbibliothek Augsburg, Oett.-Wallerstein-Bibl., 02/ IV.28.8.802angeb.8 Enth.: Gott tröstet die Geringen. Vier auserlesene Geistreiche Lieder Vier auserlesene || Geistreiche Lieder, || derer sich im Jahr 1750 [sic] || die || Salzburgischen Emigranten || zu ihrer Erbauung bedienet haben, || Allen andern Evangelischen Glaubens- || Genossen || durch den Druck mitgetheilet S.l., [1750? ]. - [4] Bl. Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle, Pon Vg 7392, QK Enth. : 1. Da hängt mein Heil im höchsten Hohne ; 2. O Jesu, mein Bräutigam, wie ist mir so wohl; 3. Du unbegreiflich höchstes Gut; 4. Ich bin ein armer Exulant. Wohl-meynende Erinnerung Wohl=meynende Erinnerung || an alle Evangelische Christen / (welche noch niemahlen || Verfolgung betroffen / ) im Glauben beständig zu seyn / || nach dem Exempel der || Saltzburgischen || EMIGRAN- | ten / Nebst zwey sehr schönen Liedern; || Das erste: Gedancken eines über Feld wandernden Saltzbur- || gers / so sich in seinen Erlöser verliebet. || Das zweyte: Der Emigranten Dancksagung wegen Freyheit der Le- || sung des lieben Bibel-Buchs und andrer geistreicher Bü- || cher / ihrer Seelen Heyl betreffend. || [Titelkupfer] || ANNO 1732. S.l., 1732. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 4 Th H 2315 -2 329 Enth.: 1. Hier, Jesu, geh ich in Gedanken; 2. Gott Lob! wir sind nun an dem Ort. Zwey Geistreiche Lieder Zwey || Geistreiche Lieder || Derer || Saltzburgischen Emigranten, || zum Druck befördert, || Durch einen Freund derer Saltzburger. || [Monogramm: ] F C [oder G] || Leipzig, 1732. Leipzig, 1732. - [16] S. Universitätsbibliothek Augsburg, Oett.-Wallerstein-Bibl., 02/ IV.28.8.802angeb.7. Enth.: 1. O Gott, in deinem Himmelreich; 2. Wir Christen hier im Jammertal. Zwey schön neue Geistliche Lieder (a) Zwey schön neue || Geistl[iche] Lieder / || Welche die Saltzburgische || EMIGRANTEN || In ihrer Einsambkeit || gesungen haben. || Augspurg / zu finden bey Georg Ludwig || Kurtz / Hauß und Laden bey Parfüsser Kirchen || und Thor am Eck. Augsburg: Kurtz, [1732]. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 9. Enth.: 1. Ein Lied am Sonntag, ehe man in die Kirche gehet (Nun wallt, es Gott, in Jesu Namen); 2. Allein und doch nicht ganz alleine. Zwey schön neue Geistliche Lieder (b) Zwey schön neue || Geistl[iche] Lieder / || Welche die Saltzburgische || EMIGRANTEN || In ihrer Einsambkeit || gesungen haben. || Augspurg / zu finden bey Georg Ludwig || Kurtz / Hauß und Laden bey Parfüsser Kirchen || und Thor am Eck. Augsburg: Kurtz, [1732]. - [4] Bl. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 (Beibd. 10. Enth.: 1. Salzburger Kreuzlied (Frage nicht, warum ich klag); 2. Eines glaubigen Christen Ergebung in den Willen Gottes (Was mein Gott will, das will ich auch). 2. Zeitgenössische Quellenwerke und Gelegenheitsschriften über die Emigration (enthalten z.T. Lieder oder Berichte über gesungene Lieder) Actenmäßiger Bericht 1732 Des || Acten=mäßigen || Berichts || von der jetztmaligen || schweren Verfolgung || derer Evangelischen || in dem Ertz=Stift || Saltzburg || Erste Fortsetzung || Franckfurt und Leipzig || Im Verlag Carl Gottlieb Ebertus. || 1732. Verfasser des anonym publizierten Werkes ist Johann Jacob Moser (1701-1785). Staatliche Bibliothek Neuburg an der Donau, 01/ 8 Hist. 308-1 Enth. S. 160-162: Gedicht / welches die aus dem Saltzbur= || gischen vertriebenen Protestanten auf || sich gemacht (Ich bin ein armer Exulant). Ausführliche Historie 1732 Ausführliche || Historie || Derer || Emigranten || oder || Vertriebenen Lutheraner || Aus dem || Ertz=Bißthum Saltzburg, || Worinn man findet || I. Eine Geographische Beschreibung, nebst einer accuraten || Land=Charte dieses Ertz-Bißthums. || II. Eine Historische Erzehlung von dessen Ursprunge, und denen || remarquablesten Ertz-Bischöffen. || III. Eine gründliche Ausführung derer dortigen Religions-Hän= || del, die so wohl nach der Reformation bis auf unsere Zeiten, als vornemlich || ietzo in diesen Jahren darinn vorgegangen. || IV. Was sich vor, bey und nach der ietzigen 330 grossen Vertreibung || daselbst zugetragen. || Alles aus glaubwürdigen Historien=Schreibern, || und || zu Regensburg gedruckten Acten || herausgezogen, || auch aus denen Friedens=Schlüssen mit Fleiß erläutert. || Leipzig 1732. Als Verfasser des anonym publizierten Werkes gilt der Pastor an der Leipziger Thomaskirche Christoph Sancke (1700-1752). Band 4 Universitätsbibliothek Leipzig, Hist. Austr. 10996-c: 4 Geishirt 1732 Das || Glückliche und Gutthätige || Eisenach, || Oder || Glaubenswürdige Erzehlung || Wie || 2875. Saltzburgische Emigranten || zu dreymahlen || Im Monath Julio, Augusto und September || In dieser || Fürstlichen Residenz-Stadt || ankommen, aufgenommen und versorget, auch was || an ihnen Gutes wargenommen, || Auf Erlaubniß entworfen || von || Johann Conrad Geishirt, || aus Schmalkalden || Cantore und Collega des Gymnasii || EISENACH, || Verlegts Johann Christoph Krug, || F. S. Hof=Buchdrucker. || Anno 1732. [Reprint in: Schäfer 1931] Göcking 1734 Göcking, Gerhard Gottlieb Günther: Vollkommene || Emigrations=Geschichte || Von denen || Aus dem Ertz=Bißthum Saltzburg || vertriebenen || Und größtentheils nach Preussen gegangenen || Lutheranern, || In sich haltend || Eine genaue Beschreibung so wohl des Ertz=Biß= ||thums Saltzburg als auch des Königreiches Preussen, und || die besonders hieher gehörige Geschichte voriger und || jetziger Zeiten, || Nebst accuraten Land=Charten, || Mit einer Vorrede || von Sr. Hochwürdigen Herrn || Johann Lorentz Mosheim, || Abts von Marienthal und Michaelstein, || Verfertiget || Von Gerhard Gottlieb Günther Göcking, || Mit Königl. Preussisch= und Fürstl. Brandenburgischen || Allergnädigsten Privilegio. || Franckfurt und Leipzig, || Bey Christian Ulrich Wagner, Anno 1734. Landesbibliothek Coburg, Y 4/ 20 (1) Enth. S. 331-332: 1. Gelobt sei Jesus unser Hirte; S. 609-614: 2. In Gottes Namen, so heben wir an; 3. Mit Gott wollen wir anheben; 4. I bin ein armer Exulant (in Salzburger Mundart und in Hochdeutsch); S. 813-818: 5. Von ganzem Herzen glauben wir; 6. Herr Gott erhalt uns mehr und mehr / die alt-augsburgische reine Lehr. Göcking 1737 Göcking, Gerhard Gottlieb Günther: Der vollkommenen || Emigrations=Geschichte || Von denen || Aus dem || Ertz=Bißthum Saltzburg || vertriebenen || Und in dem || Königreich Preussen || grössesten Theils aufgenommenen || Lutheranern, || Zweyter Theil, || In sich haltend || Eine genaue Beschreibung des Königreichs Preussen, || Und die besonders hierher gehörige Geschichte || voriger und jetziger Zeiten, || verfertiget || Von || Gerhard Gottlieb Günther Göcking || Mit Königl. Preussisch= und Chur=Fürst. Brandenb. allergnädigsten Privilegio. || Franckfurt und Leipzig, || Bey Christian Ulrich Wagner, 1737. Landesbibliothek Coburg, Y 4/ 20 (2) Enth. S. 168-170: Jesu, mein Wanderstab. 331 Kurtze Historie 1733 Kurtze || Historie / || Der Evangelischen Emigranten / || Wie || Die Göttliche Providentz || Dieselben || Nach vielen ausgestandenen Drangsaalen || Aus dem || Ertz=Stifft Saltzburg || In ein Land geführet || / Worinnen Milch und Honig || der Evangelischen Wahrheit || fliesset. || Mit schönen Kupffern gezieret. || Memmingen / || Verlegts Elias Fridauer/ Buchbinder / || und in Commission bey Elias Bäck/ || Kupfferstechern in Augspurg/ 1733. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Th H 1068 Kurtze Relation 1732 Kurtze || und mit denen dazu gehörigen || Beylagen || begleitete || Relation, || wie von dem || des H. Röm. Reichs freien || Stadt Nürnberg || zugehörigen || Amt und Städtlein Herspruck || die den 16. Julii 1732. daselbsten || durchpassirte || Saltzburgische Emigranten || empfangen / bewirthet und begleitet || worden. || Nürnberg, || Gedruckt bey Lorentz Bieling. [Reprint in: Süß, Helmut: Die Züge der Salzburger Emigranten durch das Nürnberger Land und der Empfang in Hersbruck am 16. Juli 1732, 2. Aufl., Hersbruck 1982] Kurtze und besondere Nachricht 1732 Kurtze und besondere || Nachricht / || Wie die || vertriebenen Saltzburger || in || Königsbrück / || den 13. und 14. Augusti, 1732. || an= und aufgenommen / auch wiederum || dimittiret worden, || Worbey zugleich ihr Leib=Lied: || Ich bin ein armer Exulant / ect. || mitgetheilet wird. || DRESDEN, || bey P. G. Mohrenthalen. Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Halle, Pon Vg 7293, QK Moser 1732-1733 Moser, Johann Jacob: Derer || Saltzburgischen Emigrations= || Acten|| […] || Gesammlet von || Johann Jacob Moser / || Hertzoglich=Württembergischen Re= || gierungs=Rath und Professore Juris || zu Tübingen || Franckfurt und Leipzig / || In Verlag Johann Paul Rothens. || 1732 [-1733]. 12 Stücke in zwei Bänden, 1732-1733 (Die Lieferungen haben den Titel: Das Neueste von denen Saltzburgischen Emigrations- Actis, ab Stück 8: Das Neueste von denen Saltzburgischen und anderen Emigrations-Actis, Stück 12: Der Saltzburgischen und anderen Emigrations-Actorum 12. Stück.) 2. Ausgabe unter dem Titel: Das Neueste von denen Saltzburgischen Emigrations-Actis, 2. Ausg., Frankfurt; Leipzig: Roth, 1732. Universitätsbibliothek München (1. Ausgabe), Signatur: 0001/ 8 H. eccl. 2244(1/ 12 Universitätsbibliothek Jena (2. Ausgabe), Signatur: 8 Hist. eccl. V, 172 Enth. im 8. Stück: Wohin geht unser großer Zug? (S. 8-11). Im 11. Stück: Auf ihr Brüder (Schwestern), laßt uns gehen (S. 481-484); So wollen wir dann weiter geh’n (S. 484-487); Mit Jesu ist die Reise gut (S. 487-490). Nachricht 1732 Nachricht || Von dem || Durchzuge und der Bewirthung || Einiger || Saltzburgischen Emigranten || In Dantzig || So geschehen im Ende des Monaths Julii 1732 || Dantzig || Zu finden bey G. M. Knochen. Deutsche Waldenservereinigung e.V., Henri-Arnaud-Haus, Ötisheim-Schönenberg, F 78/ Sal II 1 (Auch wiedergegeben bei Moser, Emigrations-Acten, 10. Stück, Num. XIII., S. 351-365.) 332 Rieger 1732-1733 Rieger, Georg Cunrad: Der || Saltz=Bund || GOTTES || Mit || Der Evangelisch=Saltz= || burgischen Gemeinde / || Oder || Außführliche und erbauliche || Erzehlung, || Von dem ersten Ursprung und wun= || derbarer Erhaltung / || Wie auch || Allen andern merckwürdigen Schicksaal= || len derer von einem halben Jahr her aus dem Ertz= || Bistum Saltzburg emigrierenden Evan= || gelischen Christen, || Aus zuverlässigen Urkunden der alten Zeit= || ten hergeführet, und biß auf diesen Tag fortgesetzet || Von || Georg Cunrad Rieger, Profess. || I. [-VIII.] Stück || Verlegts Metzler und Erhard. 1732 [-1733] Staatliche Bibliothek Regensburg, Hist. eccl. 559, 1-8 Enth. im 1. Stück: Wohin geht unser großer Zug (S. 62-64). (Enth. außerdem im 3. Stück, S. 225-232, den Auzug aus einem umfangreichen Gedicht an die evangelischen Christen über die Salzburger Emigranten (Auf, ihr Christen) und im 7. Stück, S. 645-646, den Text des Liedes Der Glaube bricht durch Stahl und Stein, das aber offensichtlich weder von noch für die Emigranten verfaßt wurde und diesen auch schwerlich bekannt gewesen sein dürfte.) Sendbrief 1733 Schaitberger, Joseph: Neu=vermehrter || Evangelischer || Send-Brief, || Darinnen || vier und zwanzig nutzliche Büchlein || enthalten, || Geschrieben an die Lands=Leut || in Saltzburg und andere gute Freund, || dadurch dieselbige zur Christlichen Bestän- || digkeit, in der Evangelischen Glaubens=Lehr, || Augspurgischer Confession, in ihrem Gewissen, || aufgemuntert werden, || Aus Heiliger Göttlicher Schrift zusammengetragen, und auf Begehren || guter Freunde || samt einem Anhang || in Druck übergeben, || Von einem Bekenner der wahrheit, um des Evan- || gelischen Glaubens willen vertriebenen Bergmann || aus Saltzburg, || Joseph Schaitberger, || nebst einem kurtz=gefassten Begriff von dessen Leben. || Luc. 22. v. 23. Wann du bekehrest bist, so || stärcke auch deine Brüder. || Nürnberg, || Zu finden bey Joh. Andreä Endters seel. Erben. 1733. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, H 2003 Umständliche Nachricht 1732 Umständliche Nachricht || Und || christliche Gedancken || Von und über || die vertriebene und exulirende || Evangelische || Saltzburger, || Aufgesetzet || Von || Einem Bekenner || Der || Evangelischen Wahrheit.|| 1732. Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, N.libr.Ff. 11876 Nr. 6 Urlsperger 1732 Urlsperger, Samuel: Die || Stellung || Der || Glaubigen || Vor das || Angesicht || Der || Herrlichkeit JEsu, || In || Der Evangelischen Haupt=Kirche || zu St. Anna in Augsburg, || den 18. Jun. 1732. || Vor etlich hundert Evangeli= || schen Saltzburgern und einer grossen || Menge Einheimischen aus der Epi= || stel St. Juda v. 20-25, || in der Furcht des HERRN erwogen, || Und auf vieler anhaltendendes Verlangen || dem Druck überlassen || Von || Samuel Urlsperger, || Seniore des Evangelischen Ministerii, und Pa- || store bey St. Anna allhier. || Augspurg, bey Mertz und Mayer. Augsburg: Mertz und Mayer, [1732] Universitätsbibliothek Augsburg, 02/ IV.28.8.802 angeb. 2 333 Abbildung 6 nach dem Exemplar der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, Theol.oct. 18397 Enth. S. 60-62 mit Noten (Singstimme und Basso continuo): Ein geistliches Lied, welches die ausreisende Saltzburger zu singen pflegen (O treuer Gott und Vater mein). Vopel 1732 Vopel, Georg Christoph: Das Hochzupreisende Werck des Herrn, An denen Saltzburgischen Emigranten, Wolte, Als den 14ten Augusti Anno 1732. Achthundert und 40. von diesen verjagten Evangelischen Glaubens-Genossen in Quedlinburg ankamen, und mit Freuden den 16. Aug. bewirthet wurden, Nebst der, an dem damahls einfallenden Monatlichen Buß-Tage über Ps. 49, 15. gehaltenen Buß- und Erweckungs-Rede, Auch einer kurzen Relation Von der Ankunft, Aufnahme, Verhaltung, und Abzuge der Emigranten, vorstellen ... Halberstadt: Lange, 1732. Franckesche Stiftungen Halle, S/ THOL: XII A 560 Enth. S. 64: Reiselied der Emigranten (Wie gut ist’s doch, mit dir, o JEsu! wandern). Willkommensgruß 1732 Willkommens=Gruß || Und || Abschieds=Kuß, || Das ist Kurtze || VALET-Rede, || Welche || Aus hertzlicher Liebe an einige || Saltzburgische Emigranten || Anno 1732. den 30. Januar. || Kurtz vor ihrer Abreise an den Ort ihrer Zusammenkunfft || unter freyem Himmel gehalten, || Ein des || Ministerii Augustanæ Candidatus. || ANNO M D CC XXXII. Landesarchiv Salzburg, Bibliothek, HB B 03546 Enth. S. 15-16: Ein Lied / welches etliche hundert Emigranten / so um der Wahrheit willen der Religion aus dem Saltzburger=Land vertrieben worden, auf ihrer Reise zu ihrem Troste gesungen und selbst componiret [sic] haben (Ich bin ein armer Exulant). 3. Lobdichtungen auf den König von Preußen (nicht in die Edition einbezogen) Anonym: Der || GOtt preisende König in Preussen / || Als das || von Seiner Königlichen Majestät || in Preussen etc. etc. etc. || allgemeine || Bet= und Danck=fest / So in allen Ihro Landen und Provintzen || Wegen der || biß an 18000. Seelen in das Königreich Preussen glücklich || transportierten || Saltzburgischen Emigranten / || als unmehrigen || etablirten Preußischen Unterthanen / || Auf den 31. October des jetzt lauffenden 1732sten Jahrs / || So eben der Tag ist / || an welchem LUTHERUS die REFORMATION || Anno 1517. angefangen / || Und die ersten T HESES angeschlagen / || nach allergnädigster Verordnung celebriret / || und von Ihro || wegen des Saltzburgischen Emigrations=Wesens || abgeordneten Königlichen Commissario, || Herrn Johann Göbel / || bey einer vornehmen Assemble in der nachgelassenen Hoch=Fürstlichen || Residenz-Stadt Oettingen || in allerunterthänigster Devotion gefeyert wurde / || in einem geringen Gedichte etwas entworffen / || und zu Bezeugung einer hertzlichen Mit=Freude || an den abgeordneten Herrn Commissarium überschicket || von einem an diesem Festin mit Part nehmenden Ihm wohlbekannten / doch ungenannten || Freund und Diener. || AUGSBURG / geruckt bey Johann Jacob Lotter. [Incipit: Großmächt’ger Friderich / Du Salomon der Preussen] Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten Nr. 712, Bl. 678-679 334 Anonym: Das grosse || REFORMATIONS- || Fest / || Welches || Seine Königl. Mayestät || in Preußen etc. etc. etc. || In allen Dero Landen und Provintzen || Auf den 31. Octobris des jetztlauffenden 1732. Jahres || Als an dem Tag, || An welchem Lutherus Ao. 1517 seine erste Theses angeschlagen, und damit seine || Reformation angefangen, || Allergnädigst und Christ=löblichst angeordnet, || Und || Iro [! ] zum Saltzburg. Emigrations-Werk abgeschickter Königlicher || COMMISSARIUS || Herr Johann Göbel || Solches mit devoter Veneration solennisiret, || Sollte || Zur Ehre des Allerhöchsten || und zur unsterblichen Glorie || Des großen Helden von Mitternacht || Aus aller unterthänigster Devotion || In drey geringen Sonneten und einer Aria || mit besingen || Ein || Guter Freund der Salzburger. || Gedruckt, im Jahr 1732. [Incipits: Sonett 1: Ihr Weisen dieser Welt bezämet die Gedancken; Sonett 2: Doch, warum geht der Weg jetzt eben Norden zu? ; Sonett 3: Ja Grosser Friedrich! Du hoher Fürst aus Norden! ; Aria (ohne Noten): Hoechster Gott! unendlichs Licht] Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten Nr. 712, Bl. 674-677 Anonym: Der Kirche neuen Flor und Preussens Herrlichkeit || nennt Zion / GOtt zum Preiß / den Seegen unsrer Zeit / || Als || Die Glorwürdigste Zierde Rechtglaubiger || Monarchen, || Se. Königl. Majestät || von Preussen || und Churfürstl. Durchl. von Brandenburg etc. etc. etc. || In allen dero Landen und Provinzen || auf den 31. Octobr. dieses 1732sten Jahrs, so eben der Tag ist, an welchem An. 1517 die Re- || formation angefangen und die ersten Theses von dem Seel. Luthero angeschlagen worden, || wegen der || bis achtzehntausend Seelen ins Königreich Preussen glücklich || transportirten Salzburgischen Emigranten / || als nunmehro etablirten || Königl. Preussischen Unterthanen, || ein allgemeines || Bet- und Dank-Fest || angeordnet, || Und Ihro wegen des Salzburgischen Emigrations-Wesens Hochabgeordneter || Königlicher Commissarius || Herr Johann Göbel, || eben sothanen Hochangeordneten Tag / || In der Hochfürstl. Residenz-Stadt Oettingen bey einer vornehmen Assemblee, || in allerunterthänigster Devotion celebriret; || Weswegen an diesem ominösen Festin mit part nehmen und seine Mit-freude bey Uberschickung || Des Hochverdienten Herrn COMMISSARII || wol bekannter , doch ungenannter Freund || N. N. N. || Nürnberg, gedruckt bey Lorenz Bieling. [Incipit: Nimm / Geistlichs Israel! der Zeichen dieser Zeit] Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten Nr. 712, Bl. 682-683 C.T.: Das preiswürdige || Preussen, || Oder gerechte || Lobes=Erhebung || Dieses || Königreichs, || Wegen liebreicher Aufnahme || Der Saltzburgischen || Emigranten / || In gebundener Rede kürtzlich erwogen || Von C. T. || Anno MDCCXXXII. [Incipit: Komm, großer Ludewig, und schau ob deinem Reiche] Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten Nr. 713 Munz, Georg Christoph: An der || Freude des Preussischen Zions, || suchte, || bey dem von || Ihro || Königl. Majestät || in Preussen || etc. etc. etc. || in allen Dero Landen || allergnädigst angeordneten allgemeinen || Bet- und Dank-Fest, || an welchem || wegen derer in die achtzehntausend Seelen bestehenden / || und endlich glücklich transportirten || Salzburgischen Emigranten || nunmehro || würklichen Königl. Preussischen Unterthanen, || den 31. October, 1732. || der sonst dem Gedächtnus-Fest der 335 Reformation gewidmet worden / Göttliche unendliche Gnade gepriesen wird / || und als Ihro, || wegen gedachten Emigrations-Wesens Hochabgeordneter Königl. Commissarius, || Tit. || Herr Johann Göbel || obbenanntes fest, in allerunterthänigster Devotion feyerte, || Antheil zu nehmen || Georg Christoph Munz / || des Nürnbergischen Gymnasii Rector. || Nürnberg, gedruckt bey Lorenz Bieling. [Incipit: Zion welch Wunder-Licht] Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten Nr. 712, Bl. 680-681 Reheberger, Andreas: Als || Seine Königl. Mayest. in Preußen || Und Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg || etc. etc. etc. || Wegen || Der glücklichen Transportierung derer nach Preußen gekommenen || Saltzburgischen EMIGRANTen || Auf den 31. Octobris des jetztlauffenden 1732. Jahres || Ein Allgemeines || Bet= und Danck=Fest || Allergnädigst angeordnet, || Und solches || Ihro zu dem Emigration-Wesen hochverordneter || COMMISSARIUS || Herr Johann Göbel || In Abwesenheit mit celebrirte || Hat || Seine einfältige und geringe Gedancken mit einer noch rohen Poëtischen || Feder in seinem 17. Jährigen Alter entworffen || Andreas Reheberger || Scholar des Löbl. Nürnberger Gymnasii || zu Ægidii. || Gedruckt, im Jahr 1732. [Incipit: Auf Zion! wie, du trauerst noch ? ] Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten Nr. 712, Bl. 672-773 4. Zeitgenössische Gesangbücher Anton Ulrich von Braunschweig: Christ Fürstliches || Davids- || Harpfen-Spiel: || zum Spiegel und Fürbild || Himmel-flammender || Andacht / || mit ihren Arien oder Singweisen / || hervorgegeben || Nürnberg / || Gedruckt bey Christoph Gerhard. || M DC LXVII. Reprint u.d.T.: Himlische Lieder und Christfürstliches Davids-Harpfen-Spiel. Mit einer Einführung von Blake Lee Spahr. Hrsg. von Wolfgang F. Tabara, New York [u.a.] 1969 Evangelisches Kirchen= und Hauß=Gesang=Buch, Darinnen Bewährte und andächtige theils in der öffentlichen Gemeine von Alters gebräuchliche und bekandte, theils zu Mehrung der Andacht auch von neuerer Zeit bekandt wordene Evangelische Lieder, Auf einer Christl. Herrschaft Veranstaltung Besonders Einfältigen und Armen zu ihrer geislichen Ubung zusammen gesammelt worden. Nebst nöthigen Registern. Cum Censura. Brieg, druckts Gottfried Tramp [s.a.] (Mańko-Matysiak 2005, S. 286) Freylinghausen, Johann Anastasius: Geistreiches Gesangbuch. Edition und Kommentar, im Auftrag der Franckeschen Stiftungen zu Halle hrsg. von Dianne Marie McMullen und Wolfgang Miersemann, Verl. der Franckeschen Stiftungen Halle im Max Niemeyer Verl. Tübingen Band 1: Geist=reiches Gesang=Buch (Halle, vierte Ausg. 1708) Teil 1: Text [Lied 1-395], 2004 [zitiert als Freylinghausen, Ed. I/ 1] Teil 2: Text [Lied 396-758], 2006 [zitiert als Freylinghausen, Ed. I/ 2] Teil 3: Apparat, in Vorbereitung Band 2: Neues Geist=reiches Gesang=Buch (Halle 1714) Teil 1: Text [Lied 1-434], in Planung [zitiert als Freylinghausen, Ed. II/ 1] Teil 2: Text [Lied 435-815], in Planung [zitiert als Freylinghausen, Ed. II/ 2] Teil 3: Apparat, in Planung 336 Band 3: Johann Anastasius Freylinghausen uns sein »Geistreiches Gesangbuch«. Zu Entstehung und Inhalt der bedeutendsten Liedsammlung des Pietismus, in Planung Gerhardt, Paul: Paul Gerhards || Geistreiche schöne || Lieder/ || Auf allerhand Zeiten und || Fälle gerichtet. || Samt einem Anhang/ || Verschiedener Gebethe/ || Für allerhand Fälle. || Nebst einer || Von Johann Philipp Treuner / || der Heil. Schrifft Doctore, || Pastore an der Evangel. Baarfüsser || Gemeine und des Ministerii || Seniore || gestellten Vorrede. || Augspurg, || Drucks und verlegts Joh. Jacob || Lotter/ || auf dem Obern Graben. || 1708 (= DKL 1708 05 ) Groß || Würtembergisches || Neu-Vermehrtes || Kirchen-Gesang- || Buch/ || Darinnen neben denen bißher gewohnlichen Alten || Liedern und Psalmen / auch ein ziemlicher Anhang anderer || Neuer schönen Geistreicher und bereits an unterschiedlichen Orthen || eingeführten Gesängen enthalten/ || Und || Mit Neuen Schrifften/ und Musicalischen Noten versehen. || Zu Dienst || Kirchen und Schulen/ || Deß Löblichen || Hertzogthums Würtemberg/ || Und Anderer || Reiner Evangelischer Orthen || angeordnet. || Mit Hoch-Fürstl. Gnad und Freyheit nicht nachzudrucken. || STUTTGART/ || Gedruckt und verlegt bey Christian Gottlieb Rößlins/ Hoch- Fürstl. Würtembergischen || Hof- und Cantzley-Buchdruckers seel. Wittib. || ANNO M.DCC.XI. Schmolck, Benjamin: Heilige Lieder=Flammen || der Himmlisch=gesinnten Seele. || Leipzig, Zu finden bey Friedr. Lanckischen Erben || A NNO 1727 Wirtembergisches Kirchen- und Hauß-Gesangbuch in sich haltend vier Theil, Tübingen 1669-1670 5. Predigten Löscher, Valentin Ernst: Drey Predigten || Von der || Erkänntniß und Ehre || des Sohnes GOttes, || Darinnen JEsus gezeiget wird: || Alß || Der große und beste Führer, || Der rechte Armen=Freund und Versorger, || und || Der eintzige Fürsprecher, || Wie aller wahren Christen, also insonderheit || Der Saltzburgischen Emigranten, || Welches aus den Evangelischen Texten am 8. 9. und 10.|| Sonntage post Trinit. bey Gelegenheit der vor die Saltzburger zusamm= || en Allergnädigst anbefohlene, und würcklich gesammleten Collecte, || vorgestellet worden, || von VALENT. Ernst Löschern, D, || Ober=Consitoriali und Superintendent zu Dreßden. || Dreßden und Neustadt, || Bey Gottlob Christian Hilschern. 1732. Exemplar der Franckeschen Stiftungen Halle, Signatur: S/ Thol: XII A 560 6. Archivalien Brief von Johann Friedrich Fasch (1688-1758) an Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) vom 1. Juli 1732 Archiv der Brüderunität Herrnhut D-HER R 20 C 16b.43 Enth. einen Bericht des Zerbster Hofkapellmeisters J.F. Fasch über den Durchzug der Salzburger Emigranten durch Zerbst und Köthen. 337 Ordnung der Examinis publici am Monntag den 10. ten Martij, früh in der Augustiner Kirch Handschriftliche Ordnung eines öffentlichen Glaubens-Examens in Nürnberg vom 10. März 1732 Staatsarchiv Nürnberg, Differentialakten Nr. 712, Bl.106 Verordnung || Wegen derjenigen || Oeffentlichen GOttes=Diensten / || Die denen allhier angekommenen || Saltzburgischen || Emigranten, || Zu ihrem Trost und Unterricht || sollen gehalten werden. || REGENSBURG / || Gedruckt bey Johann Georg Hofmann / 1732 Evangelisch-Lutherisches Dekanats- und Pfarrarchiv Regensburg, Nikolaus-Gallus- Bibliothek 2313 Enth. die Ordnung über besondere Gottesdienste und Katechismus-Stunden für die Salzburger Emigranten während ihres Aufenthalts in Regensburg vom 16. bis 18. Dezember 1731: „daß zu deroselben Trost und Unterricht / zukünfftigen Dienstag / Mittwochen und Donnerstag […] in der neuen Kirche [= Dreieinigkeitskirche] und zu Oßwald / Vormittags um VIII. Uhr / besondere Predigten / und Nachmittags um II. Uhr besondere Catechismus=Übungen in Frag und Antwort werden gehalten“ [Bl. 1 v ]. In der Ordnung sind die während der Gottesdienste und der Katechismus-Stunden gesungenen Kirchenlieder vermerkt sowie die Themen der Katechese. Unter den 21 zitierten Liedern finden sich zwar keine ausdrücklichen Emigrantenlieder, doch wurden sie thematisch passend auf das Exulantenlos hin ausgewählt, wie z.B. Wer nur mit seinem Gott verreiset. B) Sekundärliteratur 1. Bibliographien Siehe unter B) 2. : Clauss 1934; Dannappel 1886; Doblhoff 1894 und Ehmer 1975. 2. Sonstige Sekundärliteratur Arnold 1900 Arnold, Carl Franklin: Die Vertreibung der Salzburger Protestanten und ihre Aufname bei den Glaubensgenossen. Ein Kulturgeschichtliches Zeitbild aus dem achtzehnten Jahrhundert, Leipzig 1900 Asche 2004 Asche, Matthias: Migration im Europa der Frühen Neuzeit - Versuch einer Typologie, in: Geschichte, Politik und ihre Didaktik. Beiträge und Nachrichten für die Unterrichtspraxis. Zeitschrift für historisch-politische Bildung 32 (2004), S. 74-89 Asche 2005 Asche, Matthias: Wanderungsbewegungen von und nach Deutschland. Eine Übersicht für die Epoche der Frühen Neuzeit (16.-18. Jahrhundert), in: Genealogische Quellen jenseits der Kirchenbücher. 56. Deutscher Genealogentag in Leonberg 17.-20. September 2004, hrsg. von Volker Trugenberger, Stuttgart 2005, S. 267-282 338 Asche 2007 Asche, Matthias: Auswanderungsrecht und Migration aus Glaubensgründen. Kenntnisstand und Forschungsperspektiven zur „ius emigrandi“-Regelung des Augsburger Religionsfriedens, in: Der Augsburger Religionsfrieden. Wissenschaftliches Symposion anläßlich des 450. Jahrestages, hrsg. von Heinz Schilling und Heribert Smolinksky, Münster 2007 (Reformationsgeschichtliche Studienund Texte; 150), [in Vorbereitung] Axmacher 2001 Axmacher, Elke: Johann Arndt und Paul Gerhardt. Studien zur Theologie, Frömmigkeit und geistlichen Dichtung des 17. 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In Zusammenarbeit mit Friedhelm Ackva … hrsg. von Martin Brecht und Klaus Deppermann, Göttingen 1995 (Geschichte des Pietismus; 2) Brecht 1996a Brecht, Martin: Die Botschaft der Predigt Samuel Urlspergers, in: Samuel Urlsperger (1685-1772). Augsburger Pietismus zwischen Außenwirkungen und Binnenwelt, hrsg. von Reinhard Schwarz. Red.: Sabine Ullmann, Berlin 1996 (Colloquia Augustana; 4), S. 97-130 Brecht 1996b Brecht, Martin: Samuel Urlsperger und der Hallische Pietismus, in: Samuel Urlsperger (1685-1772). Augsburger Pietismus zwischen Außenwirkungen und Binnenwelt, hrsg. von Reinhard Schwarz. Red.: Sabind Ullmann, Berlin 1996 (Colloquia Augustana; 4), S. 161-176 Brinzing 1997 Brinzing, Armin: Artikel „Parodie und Kontrafaktur“, Abschnit „II. Die Kontrafakturen von der Reformation bis 1600. 1. Die einstimmigen Liedkontrafakturen“, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, 2. neubearb. 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Vertreibung und Errettung der Salzburger Protestanten, Göttingen 1997 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte; 131). - Übertragung aus dem Engl.: The Salzburg Transaction, Ithaca 1992 Wallman 1986 Wallmann, Johannes: Philipp Jakob Spener und die Anfänge des Pietismus, 2. erw. und überarb. Aufl., Tübingen 1986 (Beiträge zur historischen Theologie; 42) Wallmann 2000 Wallmann, Johannes: Artikel „Habermann (Avenarius), Johann“, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Bd. 3 (2000), Sp. 1364 Walterskirchen 1981 Walterskirchen, Gerhard: Das protestantische Lied in Salzburg, in: Reformation, Emigration, Protestanten in Salzburg, 146-150 Weber 1961 Weber, Lothar: Die Parität der Konfessionen in der Reichsverfassung von den Anfängen bis zum Untergang des alten Reiches im Jahre 1806, Diss., Bonn 1961 Zahn [Z + Liednummer] Zahn, Johannes: Die Melodien der deutschen evangelischen Kirchenlieder aus den Quellen geschöpft und mitgeteilt, 6 Bd., Güterloh 1889-1893 [zitiert: Z + Liednummer] 348 Zeeden 1992 Zeeden, Ernst Walter: Salzburg, in: Die Territorien des Reichs im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500-1650, hrsg. von Anton Schindling und Walter Ziegler, Bd. 1, 2. Aufl. Münster 1992, S. 72-85 349 Register der Titel und Textanfänge (kursiv gesetzte Seitenzahlen verweisen auf den edierten Liedtext) Ach Gott, wie hart werd’ ich geplagt 200 Ach Gott, wie manches Herzeleid 40 Ach Herr! lehre mich bedenken 33, 71 Ach, wann wir das recht bedenken 29,45, 50-52, 239 Ach, was für Kummer, Angst und Not 45, 195 Alle Christen, merkt auf an allem Ort 171 Alle Menschen müssen sterben 33, 75, 225 Allein Gott in der Höh’ 55 Allein und doch nicht ganz alleine 33, 37, 73, 80, 273 Allein zu dir, Herr Jesu Christ 56 An Wasserflüssen Babylon 200 Auf, auf, mein Herz 155 Auf, ihr Brüder, laßt uns gehen 31f., 46, 231, 295 Auf meinen lieben Gott 39, 59, 207 Befiehl du deine Wege 40 Buß- und Trostlied (Getrost mein Christ in seinen Plagen) 88 Christ, wann du wirst, wie Gott will, leben 218 Creutz-Lied (Frage nicht, warum ich klag) 85 Da hängt mein Heil im höchsten Hohne 254 Das andere Wehmütige Lied eines sorgfältigen Vaters (Was mein Gott will, das will ich auch) 153, 182 Das Aufrichtige Suchen (Die dich, Herr Jesu! suchen werden) 31, 47, 168 Das große Zeichen unserer Zeit an den Saltzburgischen Emigranten zu erkennen 64 Das Hochzupreisende Werck des Herrn (Vopel) 28, 300 Der Emigranten Danksagung (Gott Lob! wir sind nun an dem Ort) 48, 260, 262 Der Saltzburgischen Emigranten […] Eigenes Lied (Ich bin ein armer Exultant) 102, 236 Der Saltzburgis[chen] Emigranten Wanderstab in zweyen Liedern verfasset 28f., 44f., 67, 237 Der vertriebenen Saltzburger ihr Leib- und Trost-Lied (Ich bin ein armer Exulant) 102, 292 Derer Evangelisch-Saltzburgischen Emigranten Apostolische Glaubens-Lehre (Alle Christen merkt auf an allem Ort) 171 Derer Evangelisch-Saltzburgischen Emigranten Evangelischer Wander-Stab (In Gottes Namen, so heben wir an) 174, 278, 319 Derer Saltzburgischen Emigranten gewöhnliches Reiselied (I bin ein armer Exulant) 178, 281 Derer Saltzburgischen Emigrations- Acten (Moser) 28, 68, 165, 222, 231, 293 Des Actenmäßigen Berichts 102, 277 Des Autors Sterb-Lied (Jesu, mein Lieb und Leben) 123 Die Dich, Herr Jesu! suchen werden 31, 47, 168 Die hart=geplagte Unschuld an den armen Saltzburgischen Unterthanen 58, 67, 200 Die Stellung der Glaubigen vor das Angesicht Jesu (Urlsperger) 26f., 184, 296 Drey auf die Saltzburgische Emigranten verfertigte Lieder 295 Drey geistreiche Trost=Lieder Derer Saltzburgischen Exulanten 32, 102, 153, 182 Drey glaubens=volle Lieder welche die Saltzburgische Emigranten 38, 129, 183, 296 350 Drey schöne Geistliche Lieder von denen Saltzburgern 88, 114, 126, 185 Drey schöne neue geistliche Lieder der Saltzburger Emigranten 38, 42, 56, 102, 186 Drum, so will ich dieses Leben 33, 75 Du bist ein Mensch, das weißt du wohl 33, 77 Du nennest dich ein wahren Christen 33, 80 Du sagst, ich bin ein Christ 33, 80 Du Spiegel aller Tugend 82 Du unbegreiflich höchstes Gut 257 Ein Abschiedslied aus Augspurg (So wollen wir dann weiter geh’n) 52, 165 Ein allgemeines Morgenlied (O Jesu! wahres Licht) 143 Ein erbauliches Lied, der Wanderstab genannt 68 Ein feste Burg ist unser Gott 38-40 Ein geistlich Lied (Mein Jesu, meiner Seelen Leben) 129 Ein geistliches Lied von Abraham und seinem Sohn Isaac (Gott sprach zum Vater Abraham) 90 Ein geistliches Lied, welches die ausreisende Saltzburger zu singen pflegen 296, 322 Ein Hertz-freudiges Trostlied, über die Worte: Gott mit uns 68 Ein Lied am Sonntag, ehe man in die Kirche gehet (Nun walt es Gott in Jesu Namen) 137, 273 Ein Lied, mit welchem den 9. Sept. 1732 705 Saltzburg. Emigranten 68 Ein Lied Morgens und Abends zu sprechen (Du Spiegel aller Tugend) 82 Ein Lied vom Jüngsten Gericht (Kommt her, ihr Menschenkinder und höret, was ich sag) 126 Ein Lied vor die Saltzburgische Emigranten (Auf, ihr Brüder, lasst uns gehen) 31, 231, 295 Ein Lied, welches etliche hundert Emigranten (Ich bin ein armer Exulant) 246, 302 Ein schön geistlich Lied der Emigranten (Laß dich nicht betrügen) 56, 243 Ein schön geistlich Lied, welches etliche hundert Emigranten (Ich bin ein armer Exulant) 102, 246, 302 Ein schönes geistliches Lied von der wahren Christen Creutz und Verfolgung (Wir Christen hier im Jammertal) 156 Ein schönes Lied von der Welt Eitelkeit (Was ist doch diese Welt) 151 Ein schönes Sterb-Lied (Ach Herr! lehre mich bedenken) 71 Ein Sonntaglied (Heut, ruhe, liebe Seel) 98 Ein Trost-Lied vor die Saltzburgische Emigranten über die Worte 2. Cor. 7, Vers. 6 (Gott tröstet die Geringen) 31, 46, 251 Eines glaubigen Christen Ergebung in den Willen Gottes (Was mein Gott will, das will ich auch) 153, 274 Emigrantenlied (Ich bin ein armer Exulant) 41, 102, 190 Emigrantenlied (Wohin geht unser großer Zug) 295 Erhalt uns Herr bei deinem Wort 287 Es ist das Heil uns kommen her 186 Etwas auf die Reise (Gelobt sei Jesus, unser Hirte) 28, 31, 52, 191, 278 Frage nicht, warum ich klag 85, 274 Freu dich sehr, o meine Seele 71, 188 Frisch auf, mein Seel, verzage nicht 20 Gebeth, Welches die Saltzburgischen Emigranten 45, 102, 195, 198 Gedanken eines über Feld wandernden Saltzburgers (Hier, Jesu, geh ich in Gedanken) 42f., 260 Gedicht, welches die aus dem Saltzburgischen vertriebenen Protestanten auf sich gemacht (Ich bin ein armer Exulant) 277 Geistliche Aria Von Gottes Wort (Gottes Wort und Luthers Lehr) 197, 198, Geistreiches Abendlied (Nun sich der Tag geendet hat) 135 351 Geistreiches Morgenlied (Nun sich die Nacht geendet hat) 138 Gelobt sei Jesus, unser Hirte 28, 30, 52, 191, 278 Getrost, mein Christ, in deinen Plagen 37, 88, 185 Gott des Himmels und der Erden 39 Gott, du Licht der frommen Herzen 204 Gott, in deinem Himmelreich 57, 68 Gott Lob! wir sind nun an dem Ort 48, 262 Gott sprach zum Vater Abraham 90 Gott tröstet die Geringen 31, 46, 251 Gottes Wort und Luthers Lehr 197, 198 Herr Gott erhalt uns für und für die schlechte Katechismuslehr 56 Herr Gott erhalt uns mehr und mehr die alt-augsburgische reine Lehr 56, 287 Herr Jesu Christ, meins Lebens Licht 33, 94, 262 Herzlich tut mich verlangen 33, 96, 126, 185 Heut, ruhe, liebe Seel 33, 98 Hier, Jesu, geh ich in Gedanken 42f., 260 Hör, liebe Seel, dir ruft der Herr 102, 195 I bin ein armer Exulant (Fassung im Salzburger Dialekt) 178, 281 Ich bin ein armer Exulant 25, 32, 37f., 40f., 45, 49, 102, 182, 186, 190, 195, 225, 236, 246, 259, 277, 281, 292, 302 Ich dank dir schon durch deinen Sohn 102, 182, 186, 195, 225, 236, 246, 292, 302 Ich danke dir, mein Gott 107 Ich hab mein Sach Gott heimgestellt 33, 110 Ich kann nicht mehr 33, 112 Ich kan nit mehr 112 Ich ruf zu dir Herr Jesu Christ, dann du allein mein Hoffnung bist 183 Ich wart, Herr, mit Verlangen 37, 116, 185 Ihr Christen, schickt euch in die Zeit 38, 42, 186 Immanuel, dein Güt ist nicht zu zählen 33, 118 Immanuel, des Güte nicht zu zählen 33, 118 In Gottes Namen tret ich an 21, 29, 44, 50f., 52, 237 In Gotttes Namen so heben wir an 44, 50f., 174, 278, 319 Jesu, der du meine Seele 29, 239 Jesu, Liebe meines Herzens 225 Jesu, mein Lieb und Leben 123 Jesu, mein Wanderstab 30, 44, 52, 247 Jesu, meiner Seelen Leben 33, 129 Jesus der treue Hirt (Mit Jesu ist die Reise gut) 31, 40, 52, 222, 295 Keinen hat Gott verlassen 40 Klag- und Trost-Lied im Creutz und Leiden (Ich kann nicht mehr) 112 Klag- und Trost-Lied, in geistlichen Anfechtungen (Immanuel, dein Güt ist nicht zu zählen) 118 Klaglied Andreas Gappens (Wer sich zu Gott gesellt) 58f., 207, 317 Klaglied Hans Klammers (Meine Herze! denk nicht mehr ans Leiden) 58, 204 Klaglied Peter Meyers (Christ, wann du wirst, wie Gott will, leben) 58, 218 Klaglied Rupert Winters 58, 200 Klaglied Simon Klammers (Gott, du Licht der frommen Herzen) 58, 211 Klaglied 22. Salzburger, welche nach Wien abgeordnet worden (Vom Wort des Höchsten ist bekannt) 17, 59, 213 Kommt her, ihr Menschenkinder, kommt her ihr frechen Sünder 126 Kommt her, ihr Menschenkinder und höret, was ich sag 37, 126, 185 Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn 60, 213 Kommt, laßt euch den Herren lehren 20 Kommt, laßt euch Jesum lehren 231 Kurtze doch wahrhafftige Beschreibung derer Exulanten 102, 225 Kurtze und besondere Nachricht 102, 292 352 Laß dich nicht betrügen, o christliches Herz 56, 243 Laß, o Herze, dein Betrüben 42, 188 Lobt Gott, ihr Christen allzu gleich 135, 138 Loinpacher 37, 156, 272 Machs mit mir, Gott, nach deiner Güt 53 M[agister] Christian August Rotthens […] Catechismus-Lied (Von Gott will ich nicht lassen in meiner Lebenszeit) 182, 234 Mein Freund zermelzt 300 Mein Herze! denk’ nicht mehr ans Leiden 211 Mein Jesu, meiner Seelen Leben 33, 37, 129, 184 Mein Jesus ist mir wohl gewogen 132 Meinen Jesum laß ich nicht 85, 274 Mit Gott wollen wir anheben 29, 50f., 278 Mit Jesu ist die Reise gut 31f., 40, 52, 222, 295 Neuvermehrter Evangelischer Send- Brief (Schaitberger) 15, 32, 36f., 41, 66, 69-162, 178, 182, 184-186, 190, 195, 225, 236, 246, 259, 272, 273, 274, 277, 282, 292 Nimm von uns Herr, du treuer Gott 156, 272 Nun danket alle Gott 247 Nun ruhe, meine Seel 33, 98 Nun ruhen alle Wälder 39, 116, 251 Nun sich der Tag geendet hat 33, 135, 138 Nun sich die Nacht geendet hat 33, 138 Nun walt es Gott in Jesu Namen 37, 141, 273 O Gott, du frommer Gott 98, 143, 151 O Gott, in deinem Himmelreich 265 O Jesu Christ, mein’s Lebens Licht 44, 46, 94, 262 O Jesu, mein Bräutigam, wie ist mir so wohl 256 O Jesu, süßes Licht 33, 143 O Jesu! wahres Licht 33, 143 O treuer Gott und Vater mein 40, 184, 222, 296, 322 Reiselied der Emigranten (Wie gut ist’s doch mit dir, o Jesu! wandern) 28, 300 Saltzburger Creutz-Lied (Frage nicht, warum ich klag) 274 So wollen wir dann weiter geh’n 32, 52, 164, 295 Sollt es gleich bisweilen scheinen 197 Sterb-Lied (Ich wart, Herr, mit Verlangen) 116 Sterb-Lied (Welt, gute Nacht) 155 Stund-Gebet dabey man sich der Wohlthaten Gottes erinnern kann (Ich danke dir, mein Gott) 107 Trostlied (Wann ich nur des Höchsten Güte) 146 Trostlied eines Exulanten (Ich bin ein armer Exulant) 68, 102 Trostlied in Verfolgung (Ach, was für Kummer, Angst und Not) 45, 195 Trostlied von den vertriebenen Leuten (Ich bin ein armer Exulant) 182 Trostlied vor die Saltzburgische Emigranten (Jesu, mein Wanderstab) 30, 44, 52, 247, 291 Vater unser im Himmelreich 295 Vier auserlesene Geistreiche Lieder 102, 254 Vollkommene Emigrations-Geschichte (Göcking) 28, 102, 174, 178, 191, 278 Vom Wort des Höchsten ist bekannt 213 Von der heiligen Ehr (Gott in deinem Himmelreich) 68 Von ganzem Herzen glauben wir 53, 282 Von Gott will ich heut bitten 228 Von Gott will ich nicht lassen 39f., 182, 228, 234 Von Gott will ich nicht lassen, denn er läßt nicht von mir 38 Von Gott will ich nicht lassen in meiner Lebenszeit 30, 38, 182, 224 Wanderlied der Salzburger Emigranten so von ainem Katholischen einfeltig beantwortet 45 Wanderslied der Saltzburger Emigranten (Ich bin ein armer Exulant) 246 Wann ich nur des Höchsten Güte 146 353 Wann (Wenn) mein Stündlein vorhanden ist 33, 149 Warum betrübst du dich, mein Herz 39 Warum sollt ich mich denn grähmen 39 Was Gott tut, das ist wohl getan 39 Was ist doch diese Welt 151 Was mein Gott will, das gscheh allzeit 32, 39, 153, 182, 274 Was mein Gott will, das muß geschehen 32 Was mein Gott will, das will ich auch 32, 37, 153, 182, 274 Welt, gute Nacht 44, 155 Wenn (Wann) wir in höchsten Nöten sein 29, 165, 237 Wer nur den lieben Gott läßt walten 31, 39, 40, 43, 73, 80, 88, 129, 132, 141, 168, 184f., 200, 211, 254, 260, 273 Wer nur mit seinem Gott verreiset 337 Wer weiß, wie nahe mir mein Ende 218 Wer sich zu Gott gesellt 207 Wie gut ist’s doch, mit dir, o JEsu! wandern 28, 52, 300 Willkommens-Gruß und Abschieds- Kuß 102, 246, 302 Wir Christen hier im Jammertal 37, 156, 272 Wohin befiehlst du uns, o Gott, den Weg zu fassen 68 Wohin geht unser großer Zug? 28, 44, 52, 68, 293 Wohl mir, Jesus, meine Freude 146 Wohl-meynende Erinnerung an alle Evangelische Christen 42f., 260, 316 Zion klagt mit Angst und Schmerzen 204 Zwey Lieder über die Augspurgische Confession 53 Zwey geistreiche Lieder derer Saltzburgischen Emigranten 37, 57, 265 Zwey geystreiche Emigranten-Lieder, derer, wegen der Evangel. Religion vertriebenen Saltzburger 68 Zwey schön neue geistl[iche] Lieder (a) 73, 141, 273 Zwey schön neue geistl[iche] Lieder (b) 85, 153, 274 354 Register der Personen und Orte Abtenau 58 Albinus, Michael (1624-1679) 33, 75 Albrecht, Herzog von Preußen (1490- 1568) 32 Allendorf, Johann Ludwig Konrad (1693-1773) 21, 37, 254 Altenburg 28 Altensittenbach 20 Anton Ulrich, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633- 1714) 32, 33, 37, 98, 112 Arndt, Johann (1555-1621) 25, 26, 33, 34, 35, 37, 47, 55 Arnold, Carl Franklin 29 Arnstadt 31 Asche, Matthias 5 Augsburg 26, 27, 28, 29, 30, 31, 34, 37, 40, 54, 55, 165, 182, 183, 185, 191, 192, 194, 198, 222, 237, 246, 273, 302 Evangelisches Waisenhaus 231 St. Anna 40, 41, 183, 296, 322 Staats- und Stadtbibliothek 5, 6, 67, 69, 165, 168, 185, 191, 198, 200, 222, 231, 237, 246, 260, 273, 315, 316, 317 Universitätsbibliothek 5, 6, 251, 265, 296 August der Starke (1670-1733), als Friedrich August I. seit 1694 Kurfürst von Sachsen und 1709- 1733 König von Polen 62, 63 Axmacher, Elke 44 Axter, Georg 32, 231 Bach, Johann Sebastian (1685-1750) 60 Bäck, Elias (1679-1747) 27, 237, 314, 315, 317 Behem, Martin (1557-1622) 33, 44, 94 Benjamin Schmolck, Benjamin (1672- 1737) 33 Berchtesgaden 26 Berlin 30, 54, 60, 182, 247 Lipperheidesche Kostümbibliothek 6, 314 Bischofshofen 13, 16, 17 Brecht, Martin 34, 35 Bremen 247 Brieg (heute poln. Brzeg) 26 Brühl, Heinrich Graf (1700-1763) 63 Bühel Johann, Andreas (1684-1759) 61 Burgschweiger, Hans 24, 38, 41, 314 Caspar, Jost 61 Ch K 31, 222 Chemnitz 28, 40 Clauss, Hermann 22, 231 Clemens XII., Papst 1730-1740 19 Coburg Landesbibliothek 5 Danzig 25, 178 Defereggental 15 Delitzsch 182 Dietrich, Veit (1506-1549) 47 Döbeln 28 Dresden 62, 292 Dürrnberg 32 Eben-Ezer 35 Ebert, Carl Gottlieb 277 Eisenach 25, 38, 102 Eschenau 36 F C (G) 265 Fasch, Johann Friedrich (1688-1758) 20, 21 Fincke, Samuel 28, 191 Firmian, Leopold Anton von (1727- 1744) 13, 16, 17, 18, 27 Fischer, Albert Friedrich Wilhelm 38, 42 Fischer, Susanne 6 Florey, Gerhard 21, 23, 24, 30, 39, 57, 68, 176 Francke, August Hermann (1663-1727) 21, 26, 35 Frankenberg 28 Frankfurt am Main 27, 60, 200, 277, 278, 293 Universitätsbibliothek 5 Frankfurt an der Oder 30, 247 Freiberg 28 Fresach 90 Freylinghausen, Johann Anastasius (1670-1739) 33, 35, 36, 37, 68 355 Friedrich August II. (1696-1763), seit 1733 Kurfürst von Sachsen und König von Polen 63 Friedrich Wilhelm I, König von Preußen 1713-1740 19 Friedrich Wilhelm, Kurfürst (1620- 1688) 15 Gapp, Andreas 58, 59, 207, 317 Gastein 13, 16 Geishirt, Johann Conrad (1672-1735) 25, 38, 55 Georgia 35 Gera 28 Gerhabspach 22 Gerhardt, Paul (1607-1676) 26, 33, 77 Gersdorf, Henriette Katharina von (1648-1726/ 28) 33, 118 Göcking, Gerhard Gottlieb Günther (gest. 1755) 28, 29, 39, 47, 53, 54, 58, 59, 63, 64, 174, 178, 191, 278 Goldegg 17, 29 Greifswald Universitätsbibliothek 5, 186, 243 Grimma 28 Grossenhain 28 Großwolde 247 Guben bei Frankfurt an der Oder 30, 247 Habermann (Avenarius), Johann (1516-1590) 23, 37 Halberstadt 300 Halle 21, 35, 36, 37, 182 Franckesche Stiftungen 5, 68, 300 Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt 5, 225, 234, 254, 292 Hamburg 64 Händel, Georg Friedrich (1685-1759) 30 Harrachs, Franz Anton von (1709- 1727) 16 Haßlocher, Johann Adam (1645-1726) 33, 80 Helmbold, Ludwig (1532-1598) 38, 56 Henßberg, Paul von 75 Herman, Nikolaus (1500-1561) 22, 33, 149 Herrnhut Archiv der Brüderunität 6 Hersbruck 20, 60, 61 Herzog, Johann Friedrich (1647-1699) 33, 135 Hoffmann, Gottfried (1658-1712) 38, 42, 186 Hoppe, Christoph Johann Dietrich 30 Hoyerswerda 28 I [=J ] C B 31, 251 I E F 31, 168 Jauernick bei Görlitz 5 Jena Universitätsbibliothek 6, 68 Jüterbock 53, 282 Kaletzky, Johann Friedrich (1700- 1755) 20 Karl VI. (1685-1740), Kaiser 1711-1740 254 Kärnten 15, 90 Käsewurm, Hanns 47 Kassel 60 Kaufbeuren 40 Keiser, Reinhard (1674-1739) 64 Klammer (Clammer), Hans 58, 211 Klammer (Clammer), Simon 58, 204 Knoll, Christoph (geb. 1624) 33, 96 Koberstein, Christian 182 Königsbrück 28, 38 Köthen 21, 37 Kräuter, Philipp David (1690-1741) 296 Krieger, Adam (1634-1666) 135 Kuen-Belasy, Johann Jakob von (1560- 1586) 15 Kuenberg 15 Kühn, G. 102 Kurtz, Georg Ludwig 27, 185, 246, 273, 274 Kurzke, Hermann 5 Lange, Joachim (1670-1744) 33, 143 Langensalza 102 Lehr, Leopold Franz Friedrich (1709- 1744) 21, 257 Leipzig 22, 27, 28, 60, 71, 73, 75, 182, 195, 200, 265, 277, 278, 293 Universitätsbibliothek 6 Leisnig 28 Leon, Johann (gest. um 1598? ) 110 Linz 59, 216 Löscher, Valtentin Ernst (1674-1749) 62, 63, 64 Luther, Martin (1483-1546) 19, 47, 55 356 Mainz Universitätsbibliothek 6, 68 Mańko-Matysiak, Anna 26 Manz, Caspar 165 Marsch, Angelika 27 Meissen 28 Mertz und Mayer <Verlag> 296 Meyer, Peter 58, 218 Mittweida 28 Möckhel, Johann Friedrich (1661-1729) 33, 138 Mohrenthal, P. G. 292 Moser, Johann Jacob (1701-1785) 28, 32, 40, 44, 68, 165, 222, 231, 293 München Bayerische Staatsbibliothek 6, 183 Universitätsbibliothek 6, 68, 293 Neander Joachim (1650-1680) 257 Neuburg an der Donau Staatliche Bibliothek 6, 277 Neuruppin 30 Niederlande 19 Nürnberg 32, 36, 67, 69, 98, 112 Staatsarchiv 6, 55, 171, 174, 319 Oberösterreich 15 Ostpreußen 29 Osttirol 15 Ötisheim-Schönenberg Deutsche Waldenservereinigung e.V., Henri-Arnaud-Haus 6, 178, 190, 247 Peterselln, Johann Gottlieb 236 Petzoldt, Martin 49 Pilzeger (Pilzecker, Pilzegger), Joseph 22, 23, 24, 38 Polen 63 Pongau 15, 17, 19, 29 Preußen 19, 254 Preußisch-Litauen 19, 30, 63, 247 Radenthein 90 Radstadt 13, 16, 58 Raitenau, Wolf Dietrich von (1587- 1612) 15 Rall, Hieronymus Christiani von 17 Regensburg 16, 18, 26, 55, 58, 60, 216, 337 Evangelisch-Lutherisches Dekanats- und Pfarrarchiv 6, 337 Staatliche Bibliothek 6, 195 Reingrabner, Gustav 22, 36 Reinhard, Wolfgang 13 Reinhold, Theodor Christlieb (1682- 1755) 64 Rist Johann (1607-1667) 126 Rosenmüller , Johann (1619-1684) 75 Roth, Johann Paul 293 Rotth, Christian August (1685-1752) 30, 38, 182, 234 Sakrausky, Oskar 21, 90 Salzburg 5, 17, 22, 24, 46, 59, 60 Landesarchiv, Bibliothek 6, 302 Salzburg Museum, Bibliothek (vormals Salzburger Museum Carolino Augusteum) 6, 182, 236 Universitätsbibliothek 6, 68 Sancke, Christoph (1700-1752) 330 Schaitberger, Joseph (1658-1733) 15, 22, 25, 32, 33, 37, 38, 41, 44, 45, 47, 49, 67, 68, 69, 71, 73, 75, 76, 77, 80, 81, 82, 85, 88, 90, 98, 101, 102, 106, 107, 112, 115, 116, 117, 118, 123, 126, 128, 129, 132, 135, 137, 141, 142, 143, 146, 149, 151, 153, 155, 178, 182, 184, 185, 186, 190, 195, 225, 236, 246, 254, 259, 272, 273, 274, 277, 281, 292, 302 Schmid, Albrecht 198 Schmolck, Benjamin (1672-1737) 36, 37, 71, 73, 273 Schwarzach 17, 29, 59 Schweiger, Georg (geb. 1672) 21, 29, 49, 50, 51, 278 Schweiger, Maria, geb. Klinger 29 Schweiger, Rupert (geb. ca. 1705) 21, 23, 28, 29, 44, 45, 49, 50, 51, 52, 67, 174, 237, 239, 278, 315, 319 Scriver, Christian (1629-1693) 33, 37, 129 Senftenberg 28 Silbermann, Gottfried (1683-1753) 64 Sittikus von Hohenems, Markus (1612-1619) 15 Sommer, Johann Heinrich (1675-1758) 21 Spangenberg, Johann (1484-1550) 23 Spener, Philipp Jakob (1635-1705) 33 St. Johann 13, 16, 22 St. Veit 13, 16, 22, 29, 30 Steiermark 15 357 Stuttgart 23 Württembergische Landesbibliothek 6, 296, 322 Thun, Johann Ernest (1687-1709) 16 Torgau 28, 236 Tübingen 5 Ulm 40 Urlsperger, Samuel (1685-1772) 26, 34, 35, 37, 41, 184, 296 Vopel, Georg Christoph 28, 300 Wagner, Christian Ulrich 278 Wagrain 13, 16 Walterskirchen, Gerhard 5, 21, 22, 23 Ward, W. R. 35 Warschau 63 Weißenhorn 6 Wend, Christoph Gottlieb (gest. 1745) 64 Werfen 13, 16 Wessel, Albert 30, 44, 52, 247, 250, 291 Wien 17, 18, 59, 60, 213, 216 Winter, Rupert (Ruprecht) 58, 200 Wirth, Ambrosius 36 Wittenberg 23, 28, 182 Wolckenstein 28 Zahn, Johannes (1817-1895 68 Zeid(e)ler, Georg Friedrich (1684- 1745) 21 Zerbst 20, 21, 25 Zillner von Zillerberg, Sebastian 16 Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von (1700-1760) 20 Zwickau 28 mnologische Studien Mainzer Hy Am 11. November 1731 veröffentlichte der Salzburger Erzbischof Leopold Anton von Firmian jenes auf den 31. Oktober datierte folgenschwere Patent, demzufolge rund 20.000 Protestanten binnen kürzester Zeit das Land verlassen mußten. Die Salzburger Exulanten markieren die letzte Welle konfessionell bedingter Migrationen und stellen somit gleichsam in konfessions- und migrationsgeschichtlicher Hinsicht das Ende des konfessionellen Zeitalters im Alten Reich dar. Das Lied spielte bei den Salzburger Protestanten sowohl in ihrer Heimat wie auch auf ihren Emigrantenzügen eine tragende Rolle. Nachweislich in Gebrauch waren Lieder aus evangelisch-lutherischen Gesangbüchern und aus populären Erbauungsschriften. Daneben traten Lieder, die während der Emigration entstanden und eine unschätzbare Quelle für das Selbstverständnis der Emigranten darstellen. Doch die Verfasserschaft ist selten eindeutig, nur ein kleiner Teil des Bestands scheint wirklich unter den Emigranten selbst entstanden zu sein. Die meisten Liedtexte werden hier erstmals ediert und in den historischen Kontext der Emigration gestellt. Damit leistet die Ausgabe einen Beitrag zur Erforschung des Selbstverständnisses und der kollektiven Identität der Salzburger Emigranten. Sie steht im Zusammenhang mit der Erforschung der Migrations- und Emigrationsgeschichte der frühen Neuzeit, speziell der Glaubensflüchtlinge, und stellt hierfür bislang unberücksichtigtes, weil zum großen Teil unbekanntes Quellenmaterial bereit. Hymnologische Studien ,! 7ID7H2-aicije! ISBN 978-3-7720-8289-4