Schmierstoff + Schmierung
sus
2699-3244
expert verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/71
2020
11
Schwerentflammbare Hydraulikflüssigkeiten - Anforderungen und Prüfmethoden
71
2020
Ulrich Hoischen
In vielen Bereichen, in denen Hydraulikflüssigkeiten eingesetzt werden, ist es wichtig die Brandgefahren, die durch Hydraulikflüssigkeiten entstehen können, gering zu halten. Ob bei der Anwendung in Stahlwerken und Kraftwerken oder in Werkzeugmaschinen oder im Bergbau unter Tage kann es notwendig werden, Hydraulikflüssigkeiten mit verbesserten brandtechnischen Eigenschaften, sogenannte schwerentflammbare Hydraulikflüssigkeiten, einzusetzen, um die Entstehung und die Ausbreitung von Feuer zu vermeiden. Diese Eigenschaften müssen von unabhängigen Prüflaboren geprüft und zertifiziert werden. Daher wurden Normen zum Testen dieser Eigenschaften eingeführt, die seitdem ein hohes Sicherheitsniveau geschaffen haben.
sus110026
Schmierstoff + Schmierung · 1. Jahrgang · 1/ 2020 26 FacHartiKEl Schwerentflammbare Hydraulikflüssigkeiten - Anforderungen und Prüfmethoden Ulrich Hoischen In vielen Bereichen, in denen Hydraulikflüssigkeiten eingesetzt werden, ist es wichtig die Brandgefahren, die durch Hydraulikflüssigkeiten entstehen können, gering zu halten. Ob bei der Anwendung in Stahlwerken und Kraftwerken oder in Werkzeugmaschinen oder im Bergbau unter Tage kann es notwendig werden, Hydraulikflüssigkeiten mit verbesserten brandtechnischen Eigenschaften, sogenannte schwerentflammbare Hydraulikflüssigkeiten, einzusetzen, um die Entstehung und die Ausbreitung von Feuer zu vermeiden. Diese Eigenschaften müssen von unabhängigen Prüflaboren geprüft und zertifiziert werden. Daher wurden Normen zum Testen dieser Eigenschaften eingeführt, die seitdem ein hohes Sicherheitsniveau geschaffen haben. Im Brand- und Explosionsschutz sind es die großen Ereignisse, die uns aufschrecken lassen und dazu führen, neue Regeln zu erlassen oder bestehende Regelwerke zu überdenken und ggf. anzupassen. So führte der bekannteste römische Stadtbrand von 64 n. Chr., bei dem 14 Bezirke Roms betroffen waren, zur Aufstellung der ersten organisierten Feuerwehr und der Aufstellung von Nachtwachen. Bezogen auf Hydraulikflüssigkeiten war es das Feuer in dem belgischen Bergwerk Bois du Cazier in Marcinelle im Jahr 1956, bei dem 262 Bergleute ums Leben kamen. Ausgelöst wurde die Katastrophe beim Aufschieben der mit Kohle gefüllten Förderwagen auf den Förderkorb auf der 975-m-Sohle. Durch schlechte Abstimmung zwischen dem Anschläger unter Tage und dem Fördermaschinisten über Tage setzte sich der Förderkorb bereits in Bewegung, ohne dass der Förderwagen vollständig aufgeschoben wurde. In der Folge wurden eine Druckluftleitung, eine 3000-Volt- Leitung und die Hydraulikleitung der Aufschiebeein- FacHartiKEl 27 Schmierstoff + Schmierung · 1. Jahrgang · 1/ 2020 Fachartikel-|-Schwerentflammbare Hydraulikflüssigkeiten richtung beschädigt. Das unter Druck herausspritzende Hydrauliköl wurde durch den Lichtbogen der 3000-V-Leitung entzündet. Da es sich um einen einziehenden Schacht gehandelt hat, zogen die Brandgase in die gesamte Grube. Nur 13 Bergleute konnten sich retten. Als eines der Ergebnisse dieser Katastrophe und zur Verbesserung des Brandschutzes in Bergwerken hat die Sicherheits- und Gesundheitskommission für Bergbau und andere Rohstoffindustrien im so genannten Luxemburger-Bericht / U1/ damit begonnen, Anforderungen und Prüfverfahren für schwerentflammbare Hydraulikflüssigkeiten zu definieren. Diese Testmethoden wurden später teilweise aus dem Luxemburger-Bericht extrahiert und fanden ihren Weg in die internationale Normung und damit in weitere Industriezweige. Ihnen allen ist gemeinsam, dass die Brandgefahren auf ein absolutes Minimum beschränkt werden müssen. Heiße Umgebungen während der Produktion erhöhen diesen Bedarf. Dazu gehören beispielsweise die Stahlindustrie, der Maschinenbau, das Militär und selbstverständlich der noch aktive Bergbau. Auch bei der Katastrophe am 11. November 2000 der Gletscherbahn Kaprun hinauf zum Kitzsteinhorn wurde als wahrscheinlichste Ursache gesehen, dass brennbare Hydraulikflüssigkeit durch Undichtigkeiten auf einen für diesen Anwendungsfall nicht zugelassenen Heizlüfter getropft sein soll und sich hier entzündete. Dieser Primärbrand breitete sich dann schnell aus. In dem vom Brand betroffenen bergauf fahrenden Zug kamen 150 der 162 Passagiere zu Tode. Darüber hinaus starben der Zugführer und ein Tourist sowie drei Personen auf der Bergstation durch Rauchgasvergiftung / U3/ . Bild 1: Ski: Bergbahnunglück in Kaprun, picuture-alliance / dpa, Fotograf: epa: apa Neumayer Franz / U2/ Begriffe, Normen, Eigenschaft „schwerentflammbar“ Um eine Flüssigkeit hinsichtlich des Brandschutzes zu charakterisieren, werden verschiedene Begriffe verwendet / U4/ . Die produktspezifischen Kenngrößen der eingesetzten Betriebsmittel und -stoffe zu kennen, ist meist der erste Schritt bei der Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung. Der Flammpunkt ist die niedrigste Temperatur einer brennbaren Flüssigkeit, bei der sich unter festgelegten Bedingungen Dämpfe in solcher Menge entwickeln, dass sich das Dampf-/ Luftgemisch bei Kontakt mit einer Zündquelle sofort entzündet. Der Brennpunkt ist die niedrigste Temperatur einer brennbaren Flüssigkeit, bei der sich Dämpfe in solchen Mengen entwickeln, dass nach ihrer Entzündung durch eine Zündquelle ein ständiges Brennen unterhalten bleibt. Die Zündtemperatur ist die niedrigste Temperatur, bei der ein brennbarer Stoff unter festgelegten Bedingungen zu brennen beginnt. Bei der Beschreibung des Brandverhaltens von Bauprodukten wird im Rahmen der Klassifizierung von Bauprodukten gem. DIN EN 13501-1 zwischen schwerentflammbar, normalentflammbar und leichtentflammbar unterschieden / U5/ . Die Bestimmung der Eigenschaft, ob ein Produkt z. B. schwerentflammbar ist, wird in den normierten Prüfverfahren im Zusammenhang mit der angestrebten Klassifizierung des Brandverhaltens beschrieben. Genauso verhält es sich bei den Hydraulikflüssigkeiten. In der DIN EN ISO 12922 Schmierstoffe, Industrieöle und verwandte Produkte (Klasse L) - Familie H (Hydraulische Systeme) / U6/ werden die Minimalanforderungen an unbenutzte schwer entflammbare und weniger leicht entflammbare Druckflüssigkeiten für hydrostatische und hydrokinetische hydraulische Systeme in allgemeinen industriellen Anwendungen festgelegt. Die Klassifizierung erfolgt über die DIN EN ISO 6743-4 Schmierstoffe, Industrieöle und verwandte Erzeugnisse (Klasse L) - Klassifizierung - Teil 4: Familie H (Hydraulische Systeme) / U7/ . Hier werden die schwerentflammbaren Hydraulikflüssigkeiten entsprechend ihrer Zusammensetzung wie folgt unterschieden: Schwer entflammbare Flüssigkeiten nach EN ISO 6743-4 sind Druckflüssigkeiten, die nach Maßgabe besonderer Prüfverfahren als schwer entflammbar klassifiziert werden. Sie verdanken ihre Schwerentflammbarkeit entweder ihrem Wassergehalt oder ihrer chemischen Zusammensetzung. Nur Wasser und schwer entflammbare Flüssigkeiten des Typs HFA mit einem Wassergehalt über 90 % werden als nicht brennbar angesehen. Schwer entflammbare Flüssigkeiten des Typs HFAS, HFB, HFC sowie HFDR und HFDU erfordern einen erheblich größeren Energieaufwand zur Entzündung als konventionelle Druckflüssigkeiten auf Mineralölbasis. Der Grad der Schwerentflammbarkeit muss durch anerkannte Prüfverfahren nachgewiesen werden, die im Anhang B der CEN/ TR 14489 - Schwer entflammbare Druckflüssigkeiten - Klassifikation und Spezifikation / U8/ beschrieben werden. Der Begriff schwer entflammbar wird hier wie folgt umschrieben: Eigenschaft einer Flüssigkeit, die vorgeschriebene Schwer- Schmierstoff + Schmierung · 1. Jahrgang · 1/ 2020 28 Fachartikel | Schwerentflammbare Hydraulikflüssigkeiten entflammbarkeit nach einem oder mehreren genormten Prüfverfahren zu erfüllen . In der ISO 5598 Fluidtechnik-Vokabular wird die Schwerentflammbarkeit einer Hydraulikflüssigkeit wie folgt umschrieben: Hydraulikflüssigkeit, die schwer zu zünden ist und die eine geringe Neigung zur Flammenausbreitung zeigt . Es bleibt festzuhalten, dass die Eigenschaft der Schwerentflammbarkeit einer Hydraulikflüssigkeit von Flüssigkeit zu Flüssigkeit sehr unterschiedlich sein kann. Lediglich der Umstand, dass sie schlechter brennt oder sich schlechter entzünden lässt, macht sie schon zu einer schwerentflammbaren Flüssigkeit. Das Diagramm 1 gibt einen Anhaltspunkt, von welchem Grad der Schwerentflammbarkeit für die ver- Diagramm 1: Vergleich der Schwerentflammbarkeit verschiedener Hydraulikflüssigkeiten) Kennbuchstabe Spezifischere anwendungen Zusammensetzung und Eigenschaften Symbol ISO-L Bemerkungen H Anwendungen, die den Einsatz schwer entflammbarer Flüssigkeiten erfordern Öl-in-Wasser-Emulsionen HFAE Typischerweise mehr als 95 % Massenanteil Wasser Wässrige Lösungen von Chemikalien HFAS Typischerweise mehr als 95 % Massenanteil Wasser Wasser-in-Öl-Emulsionen HFB Typischerweise mehr als 40 % Massenanteil Wasser Wässrige Lösungen von Polymeren HFC Typischerweise mehr als 35 % Massenanteil Wasser Synthetische Flüssigkeiten, die kein Wasser beinhalten und aus Phosphatestern bestehen HFDR Synthetische Flüssigkeiten, die kein Wasser beinhalten und aus anderer Zusammensetzung bestehen HFDU Tabelle 1: Klassifikation von Hydraulikflüssigkeiten gem. DIN EN ISO 6743-4 Fortschritt vorantreiben. Gemeinsam. HOCUT 4940 IDEALER KÜHLSCHMIERSTOFF FÜR DIE LUFT- UND RAUMFAHRTINDUSTRIE “Läuft wie geschmiert” heißt ein Sprichwort. Und tatsächlich: die Wahl des richtigen Kühlschmierstoffes ist ein entscheidender Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit der metallbearbeitenden Industrie. Eine Aufgabe, der sich Quaker Houghton verschrieben hat. Weltweit sind heute mehr als 4.000 Mitarbeiter damit beschäftigt, Produkte für komplexe und individuelle Metallbearbeitungsprozesse zu entwickeln, diese zu produzieren und Kunden vor Ort zu beraten. Ein Schwerpunkt liegt in der Produktentwicklung für die Luft- und Raumfahrtindustrie. Genau für diesen Bereich bietet Houghton den Kühlschmierstoff HOCUT 4940 an, der bereits über zahlreiche Freigaben aus der Luft- und Raumfahrtindustrie verfügt. Spürbare Leistungssteigerung: HOCUT 4940 ermöglicht die Bearbeitung von besonders harten und zähen Materialien und sorgt für eine extrem hohe Schmierwirkung. Schaumarm und mit hoher Reinigungskraft bietet dieses Produkt zusätzlich ebenso einen sehr guten Korrosionsschutz. Die weltweite Verfügbarkeit ist ein weiterer Vorteil. Immer umfangreicher werden die Anforderungen im Arbeits- und Umweltschutz. HOCUT 4940 zählt zu den Kühlschmierstoffen auf dem Markt, die diese Anforderungen ohne Wenn und Aber erfüllt. Besondere Kundenvorteile sind die längeren Werkzeug- und Kühlschmierstoffstandzeiten und somit eine höhere Produktivität. Im Ergebnis kann man sagen: HOCUT 4940 ist der richtige Hebel in der Fertigung, wenn man nach Möglichkeiten sucht, Produktionskosten zu senken. HOUGHTON Deutschland GmbH Giselherstraße 57 D-44319 Dortmund Telefon: 49-(0)800-7435562 quakerhoughton.com/ de ©2020 Quaker Houghton. All rights reserved. Schmierstoff + Schmierung · 1. Jahrgang · 1/ 2020 30 Fachartikel | Schwerentflammbare Hydraulikflüssigkeiten schiedenen Zusammensetzungen auszugehen ist. Das Diagramm zeigt aber auch deutlich, dass die Spanne der Eigenschaft schwerentflammbar von nicht brennbar bis etwas schwerer entflammbar als Mineralöl reicht. Verwendung schwerentflammbarer Hydraulikflüssigkeiten Die gesetzliche Forderung zur Verwendung von schwerentflammbaren Hydraulikflüssigkeiten mit bestimmten Eigenschaften war in vielen Bereichen vor der Deregulierung, also der Abschaffung bzw. Vereinfachung staatlicher Vorschriften, zu finden. So mussten bis zum 24. 10. 2017 im Steinkohlenbergbau entsprechend der Bergverordnung zum gesundheitlichen Schutz der Beschäftigten (GesBergV a. F.) / U9/ Hydraulikflüssigkeiten hinsichtlich der Schwerentflammbarkeit in Abhängigkeit vom vorgesehenen Verwendungszweck vorgegebene Grenzwerte, die über Brandprüfungen nachgewiesen werden mussten, erreichen, um eingesetzt werden zu dürfen. Auch mussten die Hydraulikflüssigkeiten von den Bergämtern zugelassen werden. In der DGUV Regel 113-020 Hydraulik-Schlauchleitungen und Hydraulik-Flüssigkeiten - Regeln für den sicheren Einsatz / U10/ wird heute im Abschnitt Brandschutz ausgeführt, dass für besondere Anwendungsfälle schwer entflammbare Hydraulik-Flüssigkeiten verfügbar und nach DIN EN ISO 12922 / U6/ genormt sind und ggf. schwer entflammbare Hydraulik-Flüssigkeiten einzusetzen sind. Vorgaben, welche konkreten Eigenschaften die Flüssigkeiten haben müssen, werden nicht gemacht. Für den sicheren Betrieb ist heute der Hersteller von Maschinen und der Betreiber von Maschinen verantwortlich. Der Hersteller muss eine sichere Maschine u. a. gemäß der Richtlinie 2006/ 42/ EG (Maschinenrichtlinie) / U11/ in Verkehr bringen. Der Betreiber einer Maschine muss u. a. gemäß der Rahmenrichtlinie Verhütung berufsbedingter Gefahren 89/ 391/ EG / U12/ die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer gewährleisten. In beiden Fällen kann der Einsatz von schwerentflammbaren Hydraulikflüssigkeiten die Sicherheit erhöhen. Um heute diesen Anforderungen auf der Betreiberseite nachzukommen, sind für den Einsatz von Maschinen mit Hydraulikflüssigkeiten Gefährdungsbeurteilungen auch zu dem Thema Brandschutz zu erstellen. Im Anhang C der CEN/ TR 14489 / U8/ sind Beispiele zu Verfahren der Beurteilung des Brandrisikos für Druckflüssigkeiten aufgeführt. Über eine Risikobeurteilung wird hier gezeigt, wie für eine Maschine unter spezifischen Umständen die Sicherheit durch die Einrichtung einer Reihe von Brandschutzmaßnahmen ermöglicht werden kann. Neben der Brennbarkeit der Hydraulikflüssigkeit fließen u. a. die Möglichkeiten der Vermeidung des Flüssigkeitsaustrittes, das Vorliegen bzw. Vermeiden von Zündquellen und das Vorhandensein von Löschanlagen ein. Mögliche Brandgefahren können sein: > Entzündung entflammbarer Dämpfe, die aus Druckflüssigkeiten entstehen, > Entzündung von Druckflüssigkeiten, die als Sprühstrahl unter hohem Druck aus hydraulischen Systemen austreten, > Entzündung von Druckflüssigkeiten, die durch Leckagen aus hydraulischen Systemen austreten und auf eine heiße Oberfläche treffen, > Entzündung von Druckflüssigkeiten, die von absorbierendem Material wie Isolierungen oder brennbarem Staub aufgenommen werden und sich nachfolgend entlang des absorbierenden Materials fortpflanzen oder > Entzündung eines Flüssigkeitsbades oder einer Lache. Die anzuwendenden Prüfverfahren für die Einschätzung der Brennbarkeit der Hydraulikflüssigkeit berücksichtigen die o. g. Brandgefahren. Im Anhang B zur CEN/ TR 14489 / U8/ werden die Prüfverfahren zur Bestimmung der Schwerentflammbarkeit beschrieben. Diese Prüfverfahren, die von ISO oder CEN genormt wurden, stehen für die Bewertung der Eignung einer Flüssigkeit für eine bestimmte Anwendung zur Verfügung. Prüfverfahren, die Zündversuche an einem Sprühstrahl der Flüssigkeit unter definierten Bedingungen beinhalten, sind entwickelt worden, um die Brandgefahr zu beschreiben, die durch die Entzündung eines Sprühstrahls der Flüssigkeit verursacht wird. > EN ISO 15029-1 Bestimmung der Zündeigenschaften von Sprühstrahlen schwer entflammbarer Flüssigkeiten - Teil 1: Nachbrennzeit des Sprühstrahls mit Flamme, Verfahren mit Hohlkegelstrahl / U13/ > ISO 15029-2 Bestimmung der Zündeigenschaften von Sprühstrahlen schwer entflammbarer Flüssigkeiten - Teil 2: Wärmeabgabe einer stabilisierten Flamme / U14/ Weitere Prüfverfahren sind > DIN EN ISO 14935 Bestimmung der Nachbrennzeit an einem Docht / U15/ und > DIN EN ISO 20823 Bestimmung der Entflammbarkeits-Charakteristik von Flüssigkeiten bei Kontakt mit heißen Oberflächen / U16/ . Sprühstrahl-Zündprüfung - Wärmeabgabe einer stabilisierten Flamme Bei dieser Prüfung wird die Brandgefahr in drei Bewertungen erfasst. Die Hydraulikflüssigkeit sprüht unter Druck aus und wird an einer Zündflamme gezündet. Der erste Parameter ist der Entflammbarkeitsindex RI, er ist ein Maß für die Wärmeabgabe der brennenden Flüssigkeit und wird durch das Verhält- 31 Schmierstoff + Schmierung · 1. Jahrgang · 1/ 2020 Fachartikel-|-Schwerentflammbare Hydraulikflüssigkeiten nis zwischen der Temperatur der Zu- und Abluft mit und ohne der zu prüfenden Hydraulikflüssigkeit bestimmt. Zusätzlich können die Länge der entstehenden Flamme, ausgedrückt als Flammenlängenindex RL (ein Maß für die Flammenausbreitung) und die bei der Verbrennung entstehende Rauchdichte, ausgedrückt als Rauchindex D, gemessen und zur Bewertung der Gefahr durch die brennende Flüssigkeit herangezogen werden. Im Diagramm 2 sind beispielhaft Ergebnisse zum Entflammbarkeitsindex „RI“ typischer schwerentflammbarer Flüssigkeiten im Vergleich zu Mineralöl dargestellt. Auch dieses Diagramm zeigt deutlich, dass die Spanne der Eigenschaft schwerentflammbar von nicht brennbar bis etwas schwerer entflammbar als Mineralöl reicht. Sprühstrahl-Zündprüfung - Nachbrennzeit des Sprühstrahls mit Flamme Die erwärmte und unter Druck stehende Versuchsflüssigkeit wird in einer definierten Ölbrennerdüse als Hohlkegelstrahl versprüht. Eine Acetylen-Sauerstoffflamme mit festgelegter Energie wird der Reihe nach an verschiedenen Stellen entlang dem Sprühstrahl zu dessen Zündung herangeführt und wieder entfernt. Als Ergebnis wird die Zeit vom Entfernen der Zündflamme bis zum Verlöschen des entflammten Sprühstrahls wird gemessen. Das Prüfergebnis ist die Nachbrennzeit mit Flamme. Als Ergebnis der Prüfung wird die längste ermittelte Zeit als die Nachbrennzeit mit Flamme angegeben. Die Definition der Schwerentflammbarkeit gilt als Ja/ Nein-Prüfung. Prüfung der Nachbrennzeit an einem Docht Das Prüfverfahren mit Docht nach EN ISO 14935 / U15/ wurde als geeignet befunden, die Schwerentflammbarkeit von Flüssigkeiten mit Flammen an einem Docht zu bestimmen. Dabei wird eine Flamme an einen Docht gebracht, der mit der zu prüfenden Flüssigkeit getränkt wurde. Eine kleine Zündflamme wird mit der Kante des Bandes in Berührung gebracht; nach Entfernen der Zündflamme wird die Nachbrenndauer des Bandes in Sekunden gemessen. Der Versuch wird mit verschiedenen Zeiten für die Einwirkung der Zündflamme durchgeführt. Aus den Diagramm 2: Vergleich Entflammbarkeitsindex „RI“ typischer schwerentflammbarer Flüssigkeiten (ISO 15029-2) Bild 2 und 3: Prüfung nach ISO 15029-2 „Sprühstrahl-Zündprüfung -Wärmeabgabe einer stabilisierten Flamme“, Vergleich HFC- und HFDU Flüssigkeit, DMT GmbH & Co. KG Schmierstoff + Schmierung · 1. Jahrgang · 1/ 2020 32 Fachartikel | Schwerentflammbare Hydraulikflüssigkeiten Einzelmessungen wird die mittlere Nachbrenndauer in s berechnet. Der höchste Mittelwert gilt als mittlere Dauer des Weiterbrennens. Bild 6: Prüfeinrichtung nach DIN EN ISO 14935 „Dochtprüfung“, DMT GmbH & Co. KG Bestimmung der Entflammbarkeits- Charakteristik bei Kontakt mit heißen Oberflächen Das Prüfverfahren zur Bestimmung der Entflammbarkeits-Charakteristik von Flüssigkeiten bei Kontakt mit heißen Oberflächen nach EN ISO 20823 / U16/ beschreibt die relative Entflammbarkeit von Flüssigkeiten beim Auftreffen auf heiße, metallische Oberflächen bei einer fest eingestellten Temperatur der heißen Oberfläche. Durch Anpassung der Oberflächentemperatur besteht ebenfalls die Möglichkeit, die Zündtemperatur von Flüssigkeiten bestimmen. Die Hauptanwendung besteht in der Bewertung der Zündhemmung schwerentflammbarer Druckflüssigkeiten, welche durch Definition schwer entzündbar sind. Bei der Prüfung tropft Flüssigkeit auf eine heiße Oberfläche. Es wird bewertet, ob die Flüssigkeit beim Auftreffen auf das heiße Rohr auf der Oberfläche brennt oder nicht. Wenn es brennt, wird zusätzlich bewertet, ob es beim Heruntertropfen in eine darunter befindliche Wanne ebenfalls brennt. Die Kennwerte „N“ brennt weder auf der Oberfläche noch in der Wanne, „I(T)“ flammt auf/ brennt auf dem Rohr und „I(D)“ flammt auf/ brennt auf dem Rohr und in der Wanne werden bestimmt. Zusammenfassung Brandereignisse mit katastrophalen Auswirkungen führen häufig zur Anpassung von Regelwerken. Durch die Deregulierung also die Abschaffung bzw. Vereinfachung staatlicher Vorschriften sind klare Vorgaben an die Schwerentflammbarkeit von Hyd- Bilder 4 und 5: Prüfung nach DIN EN ISO 15029-1 „Sprühstrahl-Zündprüfung - Nachbrennzeit des Sprühstrahls mit Flamme“, Vergleich HFC- und HFDU Flüssigkeit, DMT GmbH & Co. KG Bild 7 und 8: Prüfeinrichtung nach DIN EN ISO 20823 „heiße Oberfläche“, Vergleich HFC- und HFDU Flüssigkeit, DMT GmbH & Co. KG 33 Schmierstoff + Schmierung · 1. Jahrgang · 1/ 2020 Fachartikel-|-Schwerentflammbare Hydraulikflüssigkeiten raulikflüssigkeiten selten geworden. Es ist dem Inverkehrbringer oder dem Betreiber einer Maschine heute überlassen, über individuelle Gefährdungsbeurteilungen die Risiken zu ermitteln und ggf. Gegenmaßnahmen zu treffen. Diese sind dann Grundlage für die Sicherheit für Mensch und Umwelt. Die Kenntnis über die brandtechnischen Eigenschaften der Hydrauliköle ist für die Gefährdungsbeurteilung zwingende Voraussetzung. Bei Vorliegen eines nicht akzeptablen Risikos kann eine der Gegenmaßnahmen bei hydraulischen Systemen der Einsatz von schwerentflammbaren Hydraulikflüssigkeiten sein. Der Nachweis der Schwerentflammbarkeit erfolgt in dafür akkreditierten Prüflaboren auf der Grundlage meist internationaler Normen. Quellenverzeichnis / U1/ Luxemburger-Bericht Entwurf zur 7. Ausgabe Anforderungen und Prüfungen schwerentflammbarer Hydraulikflüssigkeiten zur hydrostatischen und hydrodynamischen Kraftübertragung und Steuerung / U2/ Bild 1: Ski: Bergbahnunglück in Kaprun, picuturealliance/ dpa, Fotograf: epa: apa Neumayer Franz / U3/ https: / / de.wikipedia.org/ wiki/ Brandkatastrophe_ der_Gletscherbahn_Kaprun_2 / U4/ DIN 14011 Feuerwehrwesen -Begriffe, 2019 / U5/ DIN EN 13501-1 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten / U6/ EN ISO 12922 Schmierstoffe, Industrieöle und verwandte Produkte (Klasse L) - Familie H (Hydraulische Systeme) / U7/ ISO 6743-4 Schmierstoffe, Industrieöle und verwandte Erzeugnisse (Klasse L) - Klassifizierung - Teil 4: Familie H (Hydraulische Systeme) / U8/ DIN-Fachbericht CEN/ TR 14489 Schwer entflammbare Druckflüssigkeiten -Klassifikation und Spezifikation / U9/ Gesundheitsschutz-Bergverordnung - GesBergV a. F. vom 31. 07. 1991 / U10/ DGUV Regel 113-020 Hydraulik-Schlauchleitungen und Hydraulik-Flüssigkeiten - Regeln für den sicheren Einsatz / U11/ RICHTLINIE 2006/ 42/ EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 17. Mai 2006 über Maschinen und zur Änderung der Richtlinie 95/ 16/ EG (Neufassung) / U12/ 89/ 391 EWG RICHTLINIE DES RATES vom 12. Juni 1989 über die Durchführung von Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer bei der Arbeit / U13/ EN ISO 15029-1 Mineralölerzeugnisse und verwandte Produkte - Bestimmung der Zündeigenschaften von Sprühstrahlen schwer entflammbarer Flüssigkeiten - Teil 1: Nachbrennzeit des Sprühstrahls mit Flamme, Verfahren mit Hohlkegelstrahl / U14/ ISO 15029-2 Mineralölerzeugnisse und verwandte Produkte -Bestimmung der Zündeigenschaften von Sprühstrahlern schwer entflammbarer Flüssigkeiten Teil 2: Sprühstrahl-Zündprüfung - Wärmeabgabe einer stabilisierten Flamme / U15/ ISO 14935 Mineralölerzeugnisse und verwandte Produkte - Bestimmung der Nachbrennzeit schwer entflammbarer Flüssigkeiten an einem Docht / U16/ EN ISO 20823 Mineralölerzeugnisse und verwandte Produkte -Bestimmung der Entflammbarkeits-Charakteristik von Flüssigkeiten bei Kontakt mit heißen Oberflächen »« Eingangsabbildung ©Elroi-stock.adobe.com Ulrich Hoischen Ulrich Hoischen ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für den Brandschutz. Er ist Mitarbeiter im Zentrum für Brand- und Explosionsschutz der DMT GmbH & Co. KG in Dortmund und leitete hier viele Jahre den Bereich Brandschutztechnische Produktprüfungen mit der angeschlossenen akkreditierten Prüfstelle für Brandschutz nach DIN EN ISO/ IEC 17025: 2005. Seine Arbeitsschwerpunkte umfassen auch die Erstellung umfassender Sicherheitskonzepte mit den Schwerpunkten Brand- und Explosionsschutz. Dabei liegt das Hauptarbeitsgebiet für die Beratungen und Begutachtungen im Bereich der Industrie, wie z. B. Energiewirtschaft, Bergbau oder Anlagen der chemischen Industrie, aber auch der Hersteller oder Betreiber von Walzwerken oder Werkzeugmaschinen. Im Bereich der Weiterbildung unterstützt Herr Hoischen die DMT- Seminare und DMT-Fachtagungen und ist Referent bei zahlreichen Konferenzen und Fachtagungen zum Thema Brand- und Explosionsschutz.
