Schmierstoff + Schmierung
sus
2699-3244
expert verlag Tübingen
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20 Minuten mit ... Jens Beck
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Jens Beck
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Schmierstoff + Schmierung · 1. Jahrgang · 1/ 2020 38 20 mINuTEN mIT … 20 Minuten mit… Jens Beck Wie kamen Sie beruflich zum Thema Schmierstoffe? Durch meine technische Ausbildung als Maschinenschlosser und mein Hobby - das Motorradfahren - erhielt ich frühzeitig Einblicke in Schmierstoffe und Schmiertechniken. Mit nun über 27 Jahren Berufserfahrung und Tätigkeit im Umfeld der Schmiertechnik ist der Übergang vom Hobby und Lernen in die Berufung fließend abgelaufen. Wie schätzen Sie die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der Branche ein? Im Sinne der zukünftigen Entwicklungen werden die geforderten Ansprüche und das Know-how die Branche in ein neues (besseres) Licht rücken. „Industrie 4.0, Digitalisierung, Elektromobilität, Energieeinsparung, CO2-Reduktion und beispielsweise die Schonung von Ressourcen“ - um nur ein paar Schlagworte zu nennen - werden den enormen Mehrwert und den wirtschaftlichen Nutzen der Schmierstoffe und Schmierungstechniken aufdecken, aber auch zeitgemäße Modifizierungen und Innovationen der Branche entstehen lassen. Welchen Herausforderungen steht die Schmiermittelindustrie in den nächsten fünf Jahren gegenüber? Flexible Fertigungen und wechselnde Betriebsbedingungen, welche daraus resultieren, erheben Ansprüche an die Schmiermittelindustrie. Die Kommunikation zwischen den Maschinenbauteilen und den Betriebsbedingungen, den Verfügbarkeiten und den raschen Anpassungen bedarf ein reibungsloses Zusammenspiel von Logistik, Handhabung, Schmiersystemen und Schmierstoff bis zur Entsorgung. Analysen und Trends fließen in „machine learning - big data“ auch von der Schmierungstechnik mit ein. Diese Entwicklung und dem Trend muss die Branche standhalten und auch das Wissen um die Schmiertechnik in die Bereiche bringen, um das Potential des Anwenders zu updaten! (Schmiertechnik von gestern ist den kommenden Anforderungen gegenüber generell nicht gewappnet - dieses Potential der Schmiertechnik und eines modernen Schmierungsmanagements wurde lange übersehen, missachtet! So kommt es bis heute auch in namhaften Unternehmen vor, dass Subunternehmer (z. B. Reinigungspersonal) das Nachfüllen der Schmiermittel mit übernehmen soll. Aber auch bei Instandhaltungsfachleuten, die diese Arbeit zum Teil seit 30- 35 Jahren machen, bestehen hinsichtlich des Fachwissens oft erhebliche Lücken. Entscheidungen werden aus dem Bauch heraus und nach Erfahrungen getroffen. Ein tieferes Verständnis der tribologischen Phänomene fehlt aber oft. Um Ihnen ein Beispiel zu nennen: Ein Hersteller hat für eine Kette ein sehr dünn-viskoses Öl vorgeschrieben. Der Instandhaltungsexperte vor Ort meinte, dieses Öl passe nicht und nahm stattdessen ein hochviskoses „Honigöl“ (Bezeichnung durch den Instandhaltungsexperten vor Ort). Der Grund hierfür war, dass der Instandhalter meinte, man müsse das Schmieröl auf der Kette sehen können. Dass dieses Öl sich aber nun auf die Kette legt, Schmutzpartikel einfängt und nicht die gewünschte Kapillarwirkung hat und die dünnflüssigkeit, die es dem Öl ermöglicht, zwischen die Bolzen reinzukriechen und dort zu schmieren, das verstehen viele dann gar nicht. 39 Schmierstoff + Schmierung · 1. Jahrgang · 1/ 2020 Aber im Zuge der Digitalisierung werden oft diese Fachkräfte heute teilweise abgebaut und Services nach außen vergeben, um Kosten zu reduzieren. Das Ergebnis ist leider oft, dass falsche Schmiermittel eingekauft werden, um Kosten zu reduzieren und das eingesetzte Personal weder über die nötige Ausbildung noch über Erfahrung verfügt und zudem unter hohem Zeitdruck arbeiten muss. Welche Auswirkungen wird die Corona- Pandemie für die Branche haben? Aufgrund der Corona-Krise haben wir in der Industrie zum Teil sehr lange Maschinen-Stillstände. Dadurch kommt es zur teilweise zu Performancereduktion des Schmierstoffes in den Systemen und Anwendungen. Es kann durch Wassereintritt und Kondensat sogar Korrosion entstehen. Zudem altert der Schmierstoff bei Sauerstoffkontakt und kann zu Reaktionen mit den umliegenden Materialen neigen. Wird nun die Maschine wieder angefahren, so wird der Schmierstoff wieder beansprucht. Niemand denkt daran, nachzuschmieren. Ich befürchte, dass hierbei dann einiges an versteckten Vorschädigungen entstehen könnte an Maschinenbauteilen, welche dann zur Reduktion der Lebensdauer im vorlaufenden Betrieb neigen. Es wäre zu empfehlen, auch bei Maschinenstillstand beispielsweise Wälzlager ab und an zu drehen und neuen Schmierstoff hinzuzufügen. Was sehen Sie als wichtigste Trends bzw. Herausforderungen für die Branche? Die Branche muss aktiv werden und innovative Konzepte entwickeln, die den Anwender bei einer sinnvollen Schmierung unterstützen. Ein Beispiel wäre das sogenannte active lubrication, die bedarfsgerechte Schmierung. Die Maschine gibt an, wann geschmiert wird. Dem Lager wird dann, wenn er benötigt wird, Schmierstoff zugeführt. Damit wurden bei uns sehr gute Ergebnisse erzielt - wenn man das mit Ölanalysen kombiniert. Zusammen mit einer genauen Dokumentation und gut geschulten Technikern steckt darin ein enormes Potential für einen schonenden Betrieb der Maschinen und einen bedarfsgerechten Einsatz der Schmiermittel. »« Eingangsabbildung ©istock.com/ Comeback Images Jens Beck, SKF GmbH Technology Business Management Industrial Sales Germany (Maschinenbaumeister und Marketingfachkaufmann) Zertifiziert nach: ICML: MLT I (2017) „International Council for Machinery Lubrication: Machinery Lubrication Technician I“ STLE: CLS (2018) „Society of Tribologists and Lubrication Engineers: Certified Lubrication Specialist“ Derzeitige Tätigkeit: Abteilung: Technology Business Management (SKF GmbH) Schwerpunkt der Tätigkeiten: „SKF Lubrication Management Consultant“ und „SKF RecondOil Champion“ Bisherige berufliche Erfahrungen im Bereich der Schmiertechnik: 16 Jahre Anwendungstechnik und Marketing für Schmiersystemhersteller 8 Jahre Application Engineering Lubrication Platform (SKF GmbH) 3 Jahre Lubrication Expert & Lubrication Management Consultant (SKF GmbH) Lubricants for your success Zeller+Gmelin GmbH & Co. KG Schlossstraße 20 · 73054 Eislingen/ Fils · Germany info@zeller-gmelin.de · www.zeller-gmelin.de EXPERTLY DONE. + Wassermischbare und nicht-wassermischbare Kühlschmierstoffe + Schmierstoffe für die Umformung + Industrieöle + Hochleistungsindustriefette + Korrosionsschutzmittel Entwurf.indd 1 08.06.20 11: 20
