eJournals Schmierstoff + Schmierung 2/1

Schmierstoff + Schmierung
sus
2699-3244
expert verlag Tübingen
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Schmierstoffe mit dem Europäischen Umweltzeichen - EU Ecolabel (EEL)

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2021
Stephan Baumgärtel
Umweltschutz und Nachhaltigkeit wurden auch mit Bezug auf Schmierstoffe immer wichtiger. Die Endlichkeit vieler Ressourcen und der mögliche Eintrag von Schmierstoffen in die Umwelt bei einigen Anwendungen haben dazu geführt, umweltfreundliche und ressourcenschonende Schmierstoffe zu entwickeln.
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Schmierstoff + Schmierung · 2. Jahrgang · 1/ 2021 6 FACHARTIKEL Schmierstoffe mit dem Europäischen Umweltzeichen - EU Ecolabel (EEL) Stephan Baumgärtel Umweltschutz und Nachhaltigkeit wurden auch mit Bezug auf Schmierstoffe immer wichtiger. Die Endlichkeit vieler Ressourcen und der mögliche Eintrag von Schmierstoffen in die Umwelt bei einigen Anwendungen haben dazu geführt, umweltfreundliche und ressourcenschonende Schmierstoffe zu entwickeln. Bis vor wenigen Jahren gab es kaum Möglichkeiten, diese auch nach außen entsprechend zu kennzeichnen. Das Ziel von diesen Umweltzeichen ist es, solche Produkte herauszustellen, welche im Vergleich mit herkömmlichen Produkten die Auswirkungen auf die Umwelt reduzieren und somit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Erste Umweltzeichen waren nationale Kennzeichen wie z. B. der „Blaue Engel“ in Deutschland oder der „Nordic Swan“ in Skandinavien, die für umweltfreundliche Produkte aller Art vergeben werden können, so auch für Schmierstoffe. Diese und andere nationale Kennzeichen sind über die Landesgrenzen hinaus wenig bekannt und daher wurde bereits 2005 eine EU-weite Kennzeichnung vergeben, die 2018 noch einmal überarbeitet wurde: Das EU Ecolabel (EEL) soll langfristig die nationalen Umweltkennzeichen ablösen und für eine einheitliche Vergabe in der EU sorgen. Wie bei anderen Kennzeichnungen auch, wird das Ecolabel für eine große Produktpalette vergeben, u. a. auch für Schmierstoffe. Mit dem mit der „Euro-Margerite“ versehenen EEL Produkte werden dem Verbraucher einfache und zuverlässige Hinweise auf gute, umweltschonende Qualität gegeben. Alle mit der „Euro-Margerite“ gekennzeichneten Produkte sind von unabhängigen Stellen auf die Einhaltung strenger ökologischer und funktionaler Kriterien geprüft worden. Die mit dem EEL ausgezeichneten Produkte belasten Luft, Wasser, Erdreich und menschliche Gesundheit geringer als marktübliche Schmierstoffe auf Mineralölbasis, und oft kann im Gebrauch ein Mehrwert erzielt werden. Um einem weit verbreiteten Irrtum vorzubeugen: Ein EEL-Schmierstoff sollte, je nach Typ, trotzdem nicht ohne weiteres in die Umwelt gelangen. Dies wird dokumentiert in den Kriterien für EEL-Schmierstoffe, die eingeteilt werden in > Verlustschmierstoffe (total loss lubrication, TTL): Sägekettenöl, Seilschmierstoffe, Trennmittel); hier wird davon ausgegangen, dass die Schmierstoffe vollständig in die Umwelt gelangen. 7 Schmierstoff + Schmierung · 2. Jahrgang · 1/ 2021 > Teilverlustschmierstoffen (partial loss lubricants, PLL): Getriebeöle (offene Getriebe), Stevenrohrschmierstoffe, Zweitaktöle sowie Korrosionsschutzöle; hier sollten nur geringe Mengen durch die Verwendung in die Umwelt gelangen. > Schmierstoffe mit unbeabsichtigter Freisetzung (Accidental loss lubricants, ALL): Hydrauliköle, Kühlschmierstoffe und Getriebeöle; nur bei unbeabsichtigten Leckagen bzw. Unfällen sollte der Schmierstoff in die Umwelt gelangen. Andere Schmierstofftypen (z. B. Motorenöle) sind noch nicht für das EEL qualifiziert. Die EEL-Schmierstoffe müssen weitgehend ungefährlich für Mensch und Umwelt sein. Nur sehr geringe Mengen an gekennzeichneten Bestandteilen, erkennbar an Gefahrensymbolen und den entsprechenden H-Sätzen, sind erlaubt. Erbgutverändernde oder sehr giftige Bestandteile, halogene und metallorganische Verbindungen sind komplett verboten. Die Schmierstoff bestandteile müssen darüber hinaus rasch biologisch abgebaut werden. Um Missverständnisse zu vermeiden: Auch die allermeisten EEL-Schmierstoffe sollten nicht in größeren Mengen in die Umwelt gelangen, da diese zumindest kurzfristig erheblichen Schäden in Ökosystemen anrichten können, wenn auch weniger, verglichen mit konventionellen Produkten. Sofern nachwachsende Rohstoffe wie etwa Palmöl verwendet werden, ist der Hersteller verpflichtet, die Herkunft aus nachhaltigem Anbau nachzuweisen. Damit soll Raubbau an der Natur, z. B. durch illegale Brandrodung, verhindert werden. Verpackungen für EEL-Schmierstoffe müssen wenigstens teilweise aus recyceltem Material bestehen und so gestaltet sein, dass Verschütten möglichst vermieden werden kann. Wo es entsprechende Anforderungsnormen gibt (z. B. Hydraulik- und Getriebeöle), müssen die EEL- Produkte diese Anforderungen nach ISO bzw. DIN erfüllen. Für alle anderen Produkttypen gilt: Es müssen positive Praxisresultate vorliegen: „Fit for purpose, at least one clients‘ approval is attached“. Der Anwender kann also mit der Verwendung von EEL-Schmierstoff einen Beitrag leisten, Umwelt und Ressourcen zu schonen, ohne auf die Zuverlässigkeit der Produkte verzichten zu müssen. Insbesondere beim Einsatz von Maschinen im Freien können diese Produkte helfen, die Umweltbelastung von Boden und Wasser durch Kohlenwasserstoffe weiter zu vermindern. »« Eingangsabbildung © Petra Bots Anzeige Anzeige Interesse? www.narr.de