Schmierstoff + Schmierung
sus
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expert verlag Tübingen
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20 Minuten mit ... Dr. Sönke Möhr
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Schmierstoff + Schmierung · 3. Jahrgang · 3/ 2022 26 20 MInuten MIt … 20 Minuten mit … Dr. Sönke Möhr Was sind Recyclingöle? Es handelt sich hier um Basisbzw. Grundöle, welche nicht direkt aus Rohöl, sondern aus gebrauchten rohölbasierten Produkten, wie zum Beispiel gebrauchtem Motorenöl, mittels Re-Raffination hergestellt sind. Wie gut sind die Qualtäten im Vergleich von vor 30 Jahren? Grundsätzlich sind die Qualitäten im Laufe der Jahre deutlich besser geworden, da die Gebrauchtölqualitäten sich ebenso verbessert haben. Heute findet man im Gebrauchtöl alle API-Gruppen von I-V statistisch verteilt. Dadurch, aber auch herstellungsbedingt, werden die heutigen Re-Raffinate Gruppe I oder II zugeordnet. Die Firma PURAGLOBE geht mit ihrem Herstellungsverfahren einen Sonderweg und stellt petro-chemisch Gruppe III-Basisöle her und kann damit die gesteigerten Anforderungen an die Schmierstoffe, zum Beispiel 0W-XX Fuel Economy Engine Oils erfüllen. Schon heute produzieren wir zum Beispiel am Standort Tampa API SP RC/ ILSAC GF-6A lizensierte 0W20 Motorenöle, welche auf unserer Gruppe III HC Basisöl-Technologie basieren. Damit sind unsere Gruppe III-Basisöle sowohl chemisch als auch performancemäßig identisch zu den „klassischen“ Gruppe III-Basisölen. Können heutige Produkte Virgin Base Oils 1: 1 ersetzen? Diese Aussage kann man so nicht verallgemeinern, da die Qualitäten der Reraffinate sehr stark variieren und vom eingesetzten Feedstock, also vom Gebraucht- Öl, abhängen. Diese Frage kann ich aus Sicht unseres Unternehmens jedoch eindeutig bejahen, da unser exklusives Herstellungsverfahren Basisöle erzeugt, welche chemisch und physikalisch identisch sind mit hochausraffinierten Basisölen. Gibt es genug Altöl? Es gibt weltweit ca. 45 Mio t Schmierstoffe, von denen ca. 80 % gesammelt und davon ca. 65 % immer noch der thermischen Verwertung zugeführt werden. Das bedeutet, am Ende entsteht daraus CO 2 , welches - wie wir alle mittlerweile gelernt haben - dann direkt in die Atmosphäre als Treibgas mit den bekannten Konsequenzen auf das Weltklima gelangt. Es gibt also schon jetzt eine entsprechende Menge Gebrauchtöl, das bereits in Basisöle umgewandelt wird. Sobald die politischen Rahmenbedingungen - also das Verbot einer thermischen Zuführung - umgesetzt wird, steigt die Menge entsprechend. Dr. Sönke Möhr Berufliche Stationen: ESSO AG ESSO LUBRICANTS EUROPE EXXONMOBIL - USA LUBRIZOL GERMANY PURAGLOBE 27 Schmierstoff + Schmierung · 3. Jahrgang · 3/ 2022 20 Minuten mit …-|-Dr. Sönke Möhr Wie wird die weitere Entwicklung sein? Es wird sicherlich so kommen, dass klassische Reraffinate bedingt durch den „intrinsic carbon footprint“ eine weitere Renaissance erleben werden, da diese Basisöle zweifellos den Gedanken der Nachhaltigkeit fördern. Ihre Frage geht aber auch in Richtung unternehmerische und strategische Entscheidungen, die ich nur für PURAGLOBE in der Weise beantworten kann, dass wir als globales Unternehmen unsere exklusiven Technologien weiter ausbauen werden, um entsprechende Premiumbasisöle für Motoren, Antriebsstränge aber auch Industrieanwendungen weiter global anbieten zu können. Welches sind die klassischen Grundöltypen für das Recycling? Die klassischen Basisöl-Viskositäten fallen in die API- Gruppe I- und II. Im Gegensatz dazu entsprechen die PURAGLOBE-Basisöle der Gruppe III Basisöl-Kategorie. Bedingt durch die hochkomplexen und patentierten physiko-chemischen Herstellungsschritte, ist PURAGLOBE heute weltweit der einzige Hersteller von Gruppe III Re-Raffinaten. Wo bzw. in welchen Formulierungen/ Anwendungen ist der Ersatz/ Einsatz vom Re-Raffinaten sinnvoll, wo nicht? Auch hier kann ich nur für unser Unternehmen sprechen. Die klassischen Re-Raffinate werden in der Regel für „bedingt anspruchsvolle“ Anwendungen eingesetzt. PURAGLOBE Gruppe III-Basisöle werden in Anwendungen eingesetzt, die technisch sehr anspruchsvoll sind, technisch also 1: 1 gegen sogenannte Erstraffinate ausgetauscht werden können. Welche gesetzlichen Anordnungen gibt es in Bezug auf den Einsatz von Re-Raffinaten in Formulierungen? Je nachdem welchen Bereich man betrachtet: Für „automotive“ Schmierstoffe gelten u. a. die sogenannten „API Base Oil Interchangeability Guidelines“, die praktisch beschreiben, dass nur „identische Basisöle“ untereinander ausgetauscht werden können, um sicherzustellen, dass die Gesamtperformance der Fertigprodukte, also z. B. eines 0W30 Motorenöles, sich nicht ändert. Wenn man dann den Bogen z. B. in den industriellen Bereich (textile, rubber etc.) schlägt, müssen Vorgaben gemäß ROHS2 und ROHS3, SVHC oder auch die „Nicht-Anwesenheit“ von polycyclischen Aromaten erfüllt werden, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie werden sich diese in den nächsten Jahren entwickeln (immer höhere Anforderungen an Motorenöle etc.), welchen Einfluss nimmt dies sowohl im Einsatz/ Ersatz von Virgin Base Oils, aber auch in Bezug auf die Qualitäten der Zukunft? Der Trend in Richtung höherer Anforderungen geht unvermindert weiter. Dieser betrifft die Automotiveaber auch die Industrial-Schiene, um hier nur zwei wichtige Bereiche zu nennen. Wir erleben zurzeit ein eklatantes Umdenken in der Industrie insbesondere in der Automobil-Industrie, welche sehr vom Erstraffinat-Einsatz dominiert war. Hier findet gerade ein Paradigmen-Wechsel statt, da für OEMs das Thema Zirkularität, also „Circular Economy“, eine sehr wichtige strategische Bedeutung erlangt hat. In diesem Kontext ist auch das Thema Elektromobilität einzuordnen, wofür auch entsprechende Produkte benötigt werden, welche je nach Anwendung mineralölbasischer Natur sein können, womit wir auch hier wieder beim Thema sind. »« Eingangsabbildung: © istock.com/ Comeback Images SOLUTIONS FOR SAFE LUBRICATION PROCESSES Halle 7, Stand 723 Essen, Germany 6. - 8. 9. 2022 Anzeige
