eJournals Schmierstoff + Schmierung 3/3

Schmierstoff + Schmierung
sus
2699-3244
expert verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/91
2022
33

Neues aus der Branche

91
2022
sus330038
Schmierstoff + Schmierung · 3. Jahrgang · 3/ 2022 38 neues aus der BrancHe Leistungsstark und nachhaltig - pflanzlicher Oxidationsschutz für technische Schmierstoffe Schmierstoffe werden nach dem aktuellen Stand der Technik hauptsächlich auf Basis von Mineralölen hergestellt. Zwar werden bereits pflanzliche Öle für Bioschmierstoffe verwendet, der Anteil ist aber noch sehr gering. Eines haben beide gemeinsam: Ölbasierte Schmierstoffe sind besonders anfällig gegenüber Oxidation. Zur Erhöhung der Stabilität werden sie deshalb mit Additiven versetzt, die als Antioxidantien dienen. Damit neue Produkte im Sinne der Bioökonomie zur Verfügung stehen, hat das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV eine nachhaltige und umweltfreundliche Alternative zu den konventionellen, mineralölbasierten Antioxidantien entwickelt. Sie bestehen aus biobasierten Extrakten, die aus Reststoffen der Agrar- und Lebensmittelindustrie gewonnen werden. Mit dem hohen antioxidativen Potential dieser sekundären Pflanzenstoffe ist es gelungen, rein pflanzliche Oxidationsschutz-Additive für technische Anwendungen zu realisieren. Bei den bereits erhältlichen biobasierten Schmierstoffsystemen konzentrierte sich die Entwicklung für nachhaltigere Produkte bisher vor allem auf die Basismedien und nicht auf die zugesetzten Additive. Additive für Schmierstoffe sind Wirkstoffe, die den Basismedien zugemischt werden. Sie verleihen den Produkten physikalische und/ oder chemische Eigenschaften, die schmierungstechnisch zwar erforderlich, aber im Basismedium nicht vorhanden sind. Häufig eingesetzte Additive sind vor allem Oxidations-, Korrosions- und Verschleißschutzadditive sowie Detergentien, Emulgatoren, Entschäumer und Viskositätsindex-Verbesserer. Schmieröle neigen unter Einfluss von Wärme und Sauerstoff zur Oxidation. Beschleunigt wird dieser Zersetzungsprozess durch saure Reaktionsprodukte und Spuren von Metallen. Dies führt zu einem Alterungsprozess, bei dem sich Säuren sowie lack-, harz- und schlammartige Ablagerungen bilden, die größtenteils ölunlöslich sind. Ein Anstieg der Viskosität und Verharzen des Schmierstoffes sind die Folge, wodurch die Lebenszeit des Schmierstoffes verkürzt wird. Antioxidantien stellen deshalb eine essentielle Additivgruppe dar, die in fast allen Schmierstoffsystemen zum Einsatz kommt. Biobasierte Extrakte mit hoher Technofunktionalität und gesteigertem Wirkpotenzial Für diese große Additivgruppe, die eine entscheidende Rolle bei der Erhöhung der Stabilität von ölbasierten Schmierstoffen spielt, hat das Fraunhofer IVV eine nachhaltige und umweltfreundliche Alternative zu den konventionellen, mineralölbasierten Antioxidantien entwickelt. Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurden biobasierte Extrakte gewonnen. Sie verfügen über ein gesteigertes Wirkpotential für eine ganz neue Generation von Additiven. Für die Herstellung der Additiv-Alternativen werden Reststoffe der Lebensmittel- und Agrarindustrie verwendet, die bisher keiner Nutzung zugeführt werden konnten. Einige dieser Reststoffe enthalten wertvolle Substanzen, die sich auf Grund ihrer Eigenschaften für den technischen Bereich eignen. Die darin enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe können durch ihre extrem hohe Funktionalität synthetische Additive in technischen Produkten ersetzen und so Recyclingfähigkeit und Bioabbaubarkeit erhöhen. Pflanzliche Antioxidantien weisen beispielsweise einen hohen Oxidationsschutz auf, er ist jedoch nicht in allen Fällen ausreichend. Die Herausforderung des Fraunhofer IVV bestand darin, durch gezielte Kombination unterschiedlicher pflanzlicher Molekülkomponenten ein Antioxidantien-System zu erzielen, dass sich durch das gegenseitige, unterstützende Zusammenwirken einzelner Moleküle auszeichnet. Der Weg zur industriellen Herstellung ist geebnet „Mit unseren Arbeiten konnten wir zeigen, dass durch eine Variation der Extraktionsparameter und deren Anpassung das antioxidative Potenzial der gewonnenen Pflanzen- Extrakte ganz gezielt beeinflusst werden kann“, erläutert die Projektleiterin Dr. Sandra Kiese. „Diese Kenntnisse sind von entscheidender Bedeutung für die Funktionalität pflanzlicher Extrakte. Darüber hinaus haben wir ein Verfahren zur Extraktion pflanzlicher Rohstoffe entwickelt, das auf die Gewinnung von antioxidativ wirkenden Extrakten für die technische Industrie zugeschnitten ist. Damit ist der Grundstein für die industrielle Herstellung der Extrakte gelegt“, so Dr. Kiese weiter. In dem Forschungsprojekt hat das Fraunhofer IVV außerdem eine sehr wirksame Extrakt-Kombination identifiziert, die auch in lipophilen Schmierstoffsystemen stabil eingesetzt und mit technofunktionellen Eigenschaften ausgestattet werden können. In lipophilen Produktformulierungen konnten auf diese Weise sehr hohe antioxidative Wirkungen erzielt werden, die in dieser Form selbst mit konventionellen Antioxidantien oft nicht erreicht werden. Die wissenschaftlichen und technischen Erkenntnisse bilden die Voraussetzung für die Entwicklung weiterer biobasierter Schmierstoffe und Additive. Discover the next generation Die neue Generation des perma STAR VARIO In der Instandhaltung ist die richtige Schmierung eine entscheidende Voraussetzung zur Prozesssicherheit. Um diese möglichst effizient zu gestalten, gibt es seit nahezu 60 Jahren perma-Schmiersysteme. Die innovativen und passgenauen Schmierlösungen überzeugen weltweit in allen Branchen. Mit der Entwicklung der neuen Generation des perma STAR VARIO setzt perma einen weiteren Meilenstein. Das Erfolgsprodukt wurde in seinen technischen Eigenschaften weiterentwickelt und verfügt über einen höheren Druckauf bau und einen erweiterten Temperatureinsatzbereich. 39 Schmierstoff + Schmierung · 3. Jahrgang · 3/ 2022 Neues aus der Branche Neue perma STAR Version mit Bluetooth-Funktion Zusätzlich wird das perma Produktportfolio künftig durch den perma STAR VARIO BLUETOOTH vervollständigt. Die Bluetooth Funktion ermöglicht die Konfiguration, Wartung und Steuerung der Schmiersysteme aus der Ferne. Durch die von perma entwickelte perma CONNECT APP lassen sich die Präzisionsschmiersysteme bequem in Echtzeit steuern und überwachen. Die dadurch ermöglichte entfernte Montage der Schmiersysteme außerhalb von Gefahrenbereichen erhöht die Arbeitssicherheit. Der Druckauf bau des perma STAR VARIO von 7,5 bar versorgt die Schmierstellen über eine Schlauchzuleitung bis zu 5 Metern. perma STAR VARIO spendet temperatur- und druckunabhängig im laufenden Produktionsprozess in einem Temperaturbereich von -40 °C bis +60 °C. Mit zahlreichen Spendezeiteinstellungen (1 bis 24 Monate, Monats- oder Wochenintervalle) sowie vier unterschiedlich großen LC- Einheiten (60, 120, 250 oder 500 cm³) kann auf individuelle Anforderungen an der Schmierstelle reagiert werden. Die Bedienung des LCD-Displays erfolgt über einen Einstelltaster, ist einfach und selbsterklärend. Einstellungen am mehrmals wiederverwendbaren Antrieb können jederzeit geändert werden. Zahlreiche Einsatzmöglichkeiten Das elektromechanische Einzelpunktschmiersystem eignet sich zur Schmierung von Wälz- und Gleitlagern, Gleitführungen, offenen Getrieben, Zahnstangen, Spindeln, Wellendichtungen und Ketten. perma STAR VARIO dosiert den Schmierstoff äußerst präzise und ist ideal zur Schmierung von Elektromotoren mit genau vorgeschriebenen Nachschmiermengen. Die Schmierstellen sind außerdem gegen Eindringen von Wasser oder Verunreinigungen abgedichtet. Nahtloser Übergang in die Zukunft der Instandhaltung Die neue Generation ist kompatibel mit allen Komponenten der Vorgängersysteme. Alle bisherigen Antriebe und LCs können weiterhin genutzt werden, ebenso wie Zubehörteile und Batteriesets. Damit jede Schmierstelle erreichbar wird, gibt es spezielle ANSCHLUSSTEILE SETs und MON- TAGE SETs. Diese sind auf alle Umgebungsbedingungen abgestimmt, die an der Schmierstelle herrschen, wie z. B. Vibrationen oder Feuchtigkeit. Die zuverlässige Schmierung mit dem neuen perma STAR VARIO ermöglicht verlängerte Wartungsintervalle und trägt zur Minimierung von Anlagenausfällen bei. Die Anlagensicherheit erhöht sich signifikant. Wie kommt Nachhaltigkeit in Kühlschmierstoffe? Wer denkt beim Thema Kühlschmierstoff (KSS) schon an Nachhaltigkeit. Wenn überhaupt, kommen einem da andere Parameter in den Sinn. Dennoch hat sich ein KSS-Entwickler und -Hersteller des Themas angenommen. Was zunächst mit einem Gedanken beginnt, wird schnell zu einem strukturierten Herzensprojekt, das die Verantwortlichen mit großer Akribie und Sorgfalt verfolgen. So sind nicht nur die Ziele ambitioniert, sondern auch die Ergebnisse des Nachhaltigkeitsprojekts schlüssig. Unternehmen aus anspruchsvollen und maßgebenden Branchen begrüßen den Weg zur Nachhaltigkeit. © Bildquelle: Oemeta Nachhaltigkeit ist der wichtigste Megatrend dieser Dekade. Für eine nachhaltige Entwicklung hat die UN 17 Ziele, so genannte Sustainable Development Goals (SDG), definiert (siehe Infokasten) . Diese Ziele erstrecken sich über drei Dimensionen der Entwicklung, nämlich Ökonomie, Ökologie und soziale Gerechtigkeit. Heruntergebrochen auf produzierende Prozesse stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit folglich auch im Zusammenhang mit der Herstellung von Bauteilen durch Umformung oder durch spanende Bearbeitung. Produkte und Prozesse gleichermaßen betrachten Der verantwortungsbewusste Kühlschmierstoffhersteller Oemeta Chemische Werke GmbH aus Uetersen bei Hamburg hat sich schon vor vielen Jahren daran gemacht, Nachhaltigkeitsaspekte beim Einsatz von Bearbeitungsmedien für das Umformen oder die zerspanende Bearbeitung zu definieren, einzustufen und zu berücksichtigen. Damit gebührt dem inhabergeführten Mittelständler sicherlich eine Vorreiterrolle. Die wird umso deutlicher, weil Unternehmen aus maßgebenden und anspruchsvollen Branchen wie der Luftfahrt, der Medizintechnik und der Elektroniksowie der Automobilbranche dies begrüßen. Aber was heißt das eigentlich genau genommen? Schließlich hat das Traditionsunternehmen schon in den 1980er Jahren einen mineralölfreien esterbasierten Hochleistungs-Bearbeitungsschmierstoff entwickelt und sich Schmierstoff + Schmierung · 3. Jahrgang · 3/ 2022 40 Neues aus der Branche somit schon immer um die Umweltverträglichkeit seiner Produkte Gedanken gemacht. Allerdings geht es nicht nur um Produkte, sondern immer auch um die Prozesse, in denen diese eingesetzt werden. UN-Ziele und Kyoto-Protokoll strukturieren und drängen Aufgrund der Strukturierung durch die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung und durch den Meilenstein in der internationalen Zusammenarbeit, das Kyoto-Protokoll, werden Aspekte der Nachhaltigkeit nun allerdings für jedes Unternehmen zwingender. Es ist davon auszugehen, dass über kurz oder lang die Planung und Durchführung von Produktionsprozessen ohne Nachhaltigkeits-Check nicht mehr möglich sein wird. So stellt sich die Nachhaltigkeitsfrage auch für die Herstellung von Bauteilen durch zerspanende Bearbeitung. Wie können Produktionsprozesse nachhaltig gestaltet werden? Welche SDGs können in der Prozesskette der Zerspanung adressiert und verfolgt werden? Und welche Bewertungsmaßstäbe können zu diesem Zweck genutzt werden? Zunächst sollen hier Nachhaltigkeitsstrategien für Anwender von Bearbeitungsmedien aufgezeigt werden. Anschließend zeigen Praxisbeispiele wie in der Prozesskette Zerspanung Nachhaltigkeitsaspekte im Rahmen der Strategien sinnvoll berücksichtigt werden können. So werden bei Oemeta im Wesentlichen die SDGs 3, 6, 12 und 13 für den Kontext von Kühlschmierstoffen herangezogen. Für die Umgestaltung der EU-Wirtschaft für eine nachhaltige Zukunft wird als Aktionsplan der EU Green Deal herangezogen und somit auf den Klima- und Umweltschutz fokussiert. > Förderung einer effizienteren Ressourcennutzung durch den Übergang zu einer sauberen und kreislauforientierten Wirtschaft > Wiederherstellung der Biodiversität und Bekämpfung der Umweltverschmutzung mit dem Hauptziel: 2050 sollen keine Netto-Treibhausgasemissionen in der EU mehr freigesetzt werden. Die Schmierstoffindustrie geht diesen Weg mit der Initiative NaSch (Nachhaltige Schmierstoffe). Dabei sollen alle Stakeholder in der Lieferkette sowie Industrieverbände, wie der Verband Schmierstoff-Industrie (VSI), Politik und NGOs bei der Lösungsfindung integriert werden, um maximale Akzeptanz zu erreichen. Geändertes Prozessdesign und moderne Produkte punkten Einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit in zerspanenden Bearbeitungsprozessen kann schon das Prozessdesign leisten. Lässt es sich energieoptimiert und ressourcenschonend auslegen, kann das starke Nachhaltigkeitseffekte mit sich bringen. So können Kreislaufprozesse, In-Process Recycling, und Systeme zur Entölung von Spänen verbrauchte und ausgeschleppte Bearbeitungsmedien zurückgewinnen. Hier liegt es auch in der Verantwortung des KSS-Herstellers, nicht nur seine Produkte bereitzustellen, sondern auch entsprechend zu beraten und an die Entscheidungsfreudigkeit sowie Entschlossenheit der Prozessverantwortlichen zu appellieren. Wird das Design der Prozesskette angepasst, kann das die Umwelt entlasten und zugleich Prozesskosten reduzieren. Ein großer Hebel steckt jedoch im Produkt selbst. So hat Oemeta in der letzten Dekade biozidfreie Bearbeitungsmedien entwickelt, die die gleiche Leistung und teilweise längere Lebensdauer bieten, als die biozidhaltigen Vorgängerprodukte. Allein diese Umstellung im Bearbeitungsprozess > reduziert die Gefährdung der Mitarbeiter, > gefährdet die Umwelt weniger und > mindert den Verbrauch. Das wirkt direkt auf die SDGs 3, 6 und 12, ohne dass das Prozesskettendesign grundsätzlich verändert werden muss. Die größten Nachhaltigkeitseffekte hat der Hersteller durch den Verzicht auf Mineralöl erreicht. Die Entwicklung eines mineralölfreien Kühlschmierstoffs auf Esterbasis zu einem 2-Komponenten-Multifunktionsöl (MFO) überzeugt 2015 wurde die Agenda 2030 durch die Generalversammlung der vereinten Nationen, verabschiedet. Deren Ziel ist es, die weltweite Entwicklung ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltig zu gestalten. Herzstück der Agenda sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). © Bildquelle: UN 41 Schmierstoff + Schmierung · 3. Jahrgang · 3/ 2022 Neues aus der Branche allerdings nicht nur, weil es auf fossile Stoffe verzichtet. Es verbindet nämlich darüber hinaus Reinigungs- und Bearbeitungsprozesse. Dabei sind Multifunktionsöle optimiert für verschiedenste Anwendungen in der Werkzeugmaschine und der Prozesskette. So fungiert es gleichermaßen als Hydrauliköl, KSS, Schneidöl oder auch als Reiniger. Werden verschiedene MFOs des gleichen Systems in ein und derselben Prozesskette zugleich in verschiedenen Funktionen eingesetzt, ist der ungewollte Kontakt der verschiedenen Medien völlig unproblematisch, denn die Produkte sind voll kompatibel. Kann das Design einer Prozesskette auf die Eigenschaften des MFO angepasst werden, erreichen Anwender schnell sehr überzeugende Nachhaltigkeitseffekte, nämlich: > der Verbrauch an Kühlschmierstoff verringert sich erheblich, > Reinigungsprozesse entfallen, > Hydraulik- und Führungsbahnöle können recycelt werden, > der Energieverbrauch reduziert sich, > nachwachsende Rohstoffe ersetzen fossile, petrochemische Rohstoffe. Das veränderte Prozessdesign und vor allem die Umstellung auf Ester-Grundöle mit ihrer sehr geringen Umweltbelastung wirken sich direkt auf die SDGs 12 und 13 aus. Reraffinate und Multifunktionsöle bringen riesige Effekte Zwei Beispiele sollen belegen, dass das Thema Nachhaltigkeit auch bei Bearbeitungsmedien wie Kühlschmierstoffe das Erreichen der UN-Ziele forcieren kann: Da die aktuellen Auf bereitungsverfahren von Ölen Zweitraffinate hervorbringen, deren Qualität denen der Erstraffinate in nichts nachstehen und mit denen sich auch niedrige Viskositäten realisieren lassen, hat ein Getriebehersteller einen großen Teil der gesamten Zahnradherstellung auf ein reraffinatbasiertes Hochleistungsbearbeitungsöl umgestellt. Das Öl hat eine Viskosität von 15 mm 2 / s und wurde für alle üblichen Zahnradbearbeitungsprozesse konzipiert. Etwa ein Jahr wird ausführlich getestet. Danach wird komplett umgestellt. Seitdem wird das Öl ohne erkennbare Nachteile gegenüber des früheren Erstraffinats eingesetzt. Die Emission ist pro Tonne Öl um eine Tonne CO 2 geringer. Der Jahresbedarf an Bearbeitungsmedium beträgt mehrere 100 t. Das Beispiel zeigt, wie sich durch enge Kooperation des Ölherstellers mit dem Anwender die CO 2 -Emission erheblich reduzieren lässt - und das kosten- und leistungsneutral. Anfang der 2000er Jahre stellt ein Premium-Automobilhersteller seine Kurbelwellenfertigung auf das esterbasierte mineralölfreie MFO-Produktsystem „HYCUT“ von Oemeta um. Weil das Layout der Produktionslinie für die Kurbelwellen häufige Wechsel zwischen Bearbeitungsöl und Emulsion aufweist, wird die Produktionskette auf die Eigenschaften der kompatiblen Schmierstoffe ausgelegt. Da die wassergemischten Flüssigkeiten mit den nicht wassergemischten zu einhundert Prozent kompatibel sind, gibt es in der Kurbelwellenlinie keine Unverträglichkeiten an den Wasser/ Öl-Grenzflächen. So entfallen drei Zwischenwäscher, die bei konventionellen Medien hätten installiert werden müssen. Das senkt die Investitionskosten erheblich. Recyclingmaßnahmen bringen weitere Vorteile: So wird die Reinigungsflüssigkeit aus dem verbleibenden Zwischenwäscher für weitere Verwendung auf bereitet. Vor der Induktivhärteanlage wird ein ölfreies MFO-Produkt zur Teilereinigung eingesetzt. Über die Teile eingebrachtes MFO-Tief bohröl wird im Waschmedium emulgiert. Dadurch entsteht eine wertvolle Hochleistungsemulsion, die wiederverwertet werden kann. Zusammenfassend ergeben sich folgende Vorteile: > niedrigere Investitionskosten, > bessere Prozesssicherheit, > geringerer Flüssigkeitsverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Produkten. Nach mehrjährigem Einsatz bestätigt das Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik der TU Braunschweig in einer Studie nach der genormten LCA-Methode dem mineralölfreien Multifunktionsöl HYCUT bis zu 60 % bessere Umweltwerte und die Einsparung von 470 t. CO 2 - Äquivalent innerhalb eines Jahres. Der Einsatz des mineralölfreien Multifunktionsöls HYCUT führt in der Metallbearbeitung also zu deutlich geringeren Umweltwirkungen als ein nutzengleiches konventionelles, mineralölbasiertes KSS-System. Umwelt, Wirtschaft und soziale Akzeptanz im Blick Vielleicht denken beim Kühlschmierstoff jetzt ein paar mehr Verantwortliche von Bearbeitungsprozessen an das Thema Nachhaltigkeit. Die geschilderten Möglichkeiten, Fakten und Beispiele sprechen dafür. Und wirtschaftlich zahlt es sich auch aus - ganz zu Schweigen von der immer bedeutender werdenden sozialen Akzeptanz von Unternehmen im Lichte wichtiger UN-Ziele. Favorit für die Luftfahrt: AIRBUS Freigabe für Kühlschmierstoff rhenus TU 560 Praxisbewährtes Spitzenprodukt ermöglicht technisch anspruchsvolle Bearbeitungen Bild 1: Rhenus Lub erhält für Kühlschmierstoff rhenus TU 560 die AIRBUS Luftfahrtfreigabe (Quelle: © hansenn - stock.adobe.com) Rhenus Lub baut seine führende Position in der Luftfahrtbranche weiter aus. Mit rhenus TU 560 besitzt jetzt ein weiterer Spezialkühlschmierstoff des Mönchengladbacher Schmierstoffexperten die weltweite AIRBUS-Luftfahrtfreigabe. Das Spitzenprodukt wurde in die AIRBUS-Freigabeliste AIPS 00-00-010 aufgenommen - ein Qualitätsindikator für die gesamte Luftfahrtbranche. Es erfüllt aktuellste Anforderungen und sorgt für das entscheidende Mehr an Sicherheit, Leistung und Wirtschaftlichkeit. Wie gemacht für die Luftfahrt Ob Drehen, Fräsen oder Bohren: rhenus TU 560 ist wie gemacht für die Luftfahrtindustrie. Für die Bearbeitung Schmierstoff + Schmierung · 3. Jahrgang · 3/ 2022 42 Neues aus der Branche von Luftfahrtlegierungen und Aluminium erzielt der wassermischbare Kühlschmierstoff beste Ergebnisse und ermöglicht insbesondere in der Titanbearbeitung sehr gute Werkzeugstandzeiten. Aber auch weitere Materialien wie Stahl, Edelstahl, Nickelbasislegierungen und Buntmetalle gehören zum Anwendungsfeld des effizienten Spezialkühlschmierstoffs dazu. Damit ist rhenus TU 560 prädestiniert für die Bearbeitung von Body Frame, Rumpf- und Tragflächenteilen sowie Triebwerksteilen und setzt einen neuen Standard für die technisch anspruchsvolle Zerspanung innerhalb der Luftfahrtbranche. Weitere Vorteile für bearbeitende Unternehmen: rhenus TU 560 ist sehr schaumarm in der Anwendung, auf PU- Verträglichkeit getestet und gut hautverträglich. Sicherheit auf höchstem Level Mit der neuen AIRBUS-Freigabe stellt Rhenus Lub seine internationale Aircraft-Kompetenz einmal mehr unter Beweis. Ein hoher Werkzeugverschleiß, lange Bearbeitungszeiten und besondere Voraussetzungen hinsichtlich Materialverträglichkeit gehören aufgrund der in der Luftfahrtbranche eingesetzten gewichtsreduzierenden und hochfesten Werkstoffe zur Tagesordnung - Herausforderungen, die die praxiserprobten Spezialschmierstoffe von Rhenus Lub souverän meistern. Das bestätigen auch weitere Zulassungen namhafter Hersteller wie Rolls Royce, MTU, SNECMA, Messier Dowty oder Embraer für andere Produkte von Rhenus Lub. www.rhenuslub.de Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeit: Schneidöle auf biobasierter Basis Nachhaltigkeit ist das Thema der Stunde und durchzieht inzwischen praktisch jeden Bereich unseres Alltags. Daher verwundert es auch nicht, dass bei der Entwicklung von modernen Kühlschmierstoffen dieser Aspekt ebenfalls ganz oben auf der Agenda steht. Viele Faktoren, die nachhaltige Schneidöle ausmachen, berücksichtigt Zeller+Gmelin bereits seit Jahren. So geht der Trend bei neuen Entwicklungen mehr und mehr zu Basisölen, die bewusst auf fossile Ressourcen verzichten und stattdessen nachwachsende Rohstoffe in die Rezepturen integrieren. Auch die Formulierung von Produkten, die u. a. mit einer hohen Oxidations- und Alterungsbeständigkeit lange Prozesslaufzeiten ermöglichen, sind eine Chance, Nachhaltigkeit bei Kühlschmierstoffen zu realisieren. Weiterhin können in Zusammenarbeit mit der Firma Südöl Umwelt Service (100 % Tochter der Firma Zeller+ Gmelin) Schneidöle einem Recycling-Prozess unterzogen werden, so dass wichtige Rohstoffe wiedergewonnen und wiederverwendet werden. Doch heute spielen nicht nur Leistung und Wirtschaftlichkeit eine wichtige Rolle, sondern auch der CO 2 -Fußabdruck der Produkte, der sog. Product Carbon Footprint (PCF). Auch dieser kann durch den Einsatz von modernen, biobasierten Grundölen deutlich optimiert werden. Auf dieser Grundlage entstand unsere neue Produktfamilie: Multicut FSB. Dabei steht FSB für formulated on sustainable base, also für Produkte, die durch eine biobasierte Formulierung eine - gegenüber einer vergleichbaren fossilien Formulierung - verbesserte CO 2 -Bilanz realisieren. Auch bei der Auswahl sämtlicher Rezepturbestandteile wird darauf geachtet den PCF jedes verwendeten Rohstoffes in der gesamtheitlichen Betrachtung mit zu berücksichtigen, damit dies ebenfalls positiv in die CO 2 -Bilanz einfließen kann. Die Produkte, die auf Basis dessen entstehen, punkten aber nicht nur in Sachen PCF und Nachhaltigkeit, sondern auch bei der Leistung. Denn Performance und ökologische Verantwortung sind kein Widerspruch, sondern gehen Hand in Hand. Schließlich zeichnen sich die Multicut-FSB- Schneidöle u. a. durch eine sehr geringe Schaum-Tendenz, höhere Flammpunkte, geringe Verdampfungsverluste sowie einen niederen Pourpoint und einen hohen Viskositätsindex aus. Damit wollen wir als Versteher und Löser maßgeschneiderte Schmierstoffe für unsere Kunden entwickeln und unser Portfolio der nichtwassermischbaren Kühlschmierstoffe weiter stärken. »«