eJournals Schmierstoff + Schmierung 4/3

Schmierstoff + Schmierung
sus
2699-3244
expert verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/91
2023
43

Varnish: Ursachen, Erkennung und Beseitigung

91
2023
Varnish – alterungsbedingte, lackartige Ablagerungen an den metallischen Oberflächen – ist in vielen Ölsystemen nach wie vor eine Herausforderung. Spezielle Prüfmethoden und wirksame Technologien zur Varnish-Entfernung ermöglichen es, den Auswirkungen zunehmend besser zu begegnen.
sus430024
Schmierstoff + Schmierung · 4. Jahrgang · 3/ 2023 24 FacHartiKEl FacHartiKEl Varnish: Ursachen, Erkennung und Beseitigung Jeanna Van Rensselar Varnish-- alterungsbedingte, lackartige Ablagerungen an den metallischen Oberflächen-- ist in vielen Ölsystemen nach wie vor eine Herausforderung. Spezielle Prüfmethoden und wirksame Technologien zur Varnish-Entfernung ermöglichen es, den Auswirkungen zunehmend besser zu begegnen. Kernkonzepte > Die Ölüberwachung, d. h. insbesondere inclusive MPC-, RULER-Test und Partikelzählung, ist nach wie vor die beste Methode zur Erkennung von Verschmutzungen wie Varnish. In bestimmten Situationen sind auch andere Technologien wie die Vibrationsanalyse hilfreich. > Mit speziellen Ölreinigungsmethoden, z. B. durch Tiefen-Filtration oder Ionenaustauscher (spezielle Harze) gibt es bewährte Methoden zur Varnish- Entfernung, die durch Additive zur Verbesserung der Varnish-Löslichkeit in ihrer Wirksamkeit unterstützt werden. > Varnish-Erkennung und -Beseitigung reichen aber nicht aus. Der Schlüssel zur Lösung des Problems liegt darin, die wahren Ursachen zu finden. Allein die Erkennung und Beseitigung von Varnish lassen das Phänomen noch nicht verschwinden. Die Frage ist deshalb: Wie kann man am besten damit umgehen? Regelmäßige Ölanalysen waren und sind wichtig, um Ablagerungen frühzeitig zu erkennen. Auch die Technologien zur Varnish-Entfernung sind immer effektiver geworden. STLE-Mitglied Dr. Matthew G. Hobbs, Manager, Technical Services, Research and Development, EPT Clean Oil, erklärt: „Leider ist die Bildung von Varnish nicht völlig zu vermeiden. Die Anwender von Schmierstoffen können das Risiko der Varnish-Bildung durch die Auswahl hochwertiger Öle verringern, aber letztendlich wird jedes Öl - unabhängig von der Formulierung - irgendwann altern. Diese Alterung wird zur unkontrollierten Bildung von Varnish führen, wenn sie nicht überwacht wird. Der beste Schutz gegen die Varnish-Entstehung besteht darin, die Konzentration der entstehenden Abbauprodukte auf niedrigem Niveau zu halten.“ Der Begriff „Varnish“ wird gemeinhin als Sammelbegriff für Nebenprodukte der Ölalterung verwendet. Von dem Moment an, in dem der Schmierstoff in die Maschine gelangt, beginnt er zu altern, und die Additive werden zunehmend verbraucht. Problematisch wird es, wenn die Additive derart stark abgebaut sind, dass sie keinen Schutz mehr für die Anlage bieten können. Dies ist auch die Phase, in der sich der Abbau stark beschleunigt. 25 Schmierstoff + Schmierung · 4. Jahrgang · 3/ 2023 Sanya Mathura, MLE, MLT II, VPR, VIM, Geschäftsführerin von Strategic Reliability Solutions Ltd. vergleicht die Varnish-Ablagerungen mit Cholesterin im menschlichen Körper. „Es kann sich in unseren Arterien ansammeln und schließlich Verstopfungen verursachen, die den Blutfluss einschränken“, sagt sie. „Cholesterin kann durch richtige Ernährung, Bewegung und eine gewisse Überwachung des Zustands in Form von Bluttests kontrolliert werden. In ähnlicher Weise lassen sich Maßnahmen ergreifen, um die Ablagerungen in Maschinen und Anlagen zu verringern oder ganz zu beseitigen.“ Ölalterung und ihre Ursachen Der Begriff „Varnish“ wird im Allgemeinen auf jede Form von Ablagerungen im Schmierstoff bezogen. Das Öl unterliegt in der Realität jedoch verschiedenen Abbaumechanismen, die wiederum auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sind. Genauso wichtig wie die Erkennung der Ablagerungen ist es deshalb, die Entstehungsursachen herauszufinden um dann gezielt den weiteren Abbau zu bremsen. Laut Mathura gibt es sechs Hauptmechanismen für die Alterung Schmierstoffen / 1/ . Jeder Mechanismus hat seine eigenen Bedingungen, die zur Bildung der unterschiedlichen Arten von Ablagerungen beitragen. 1. Oxidation Oxidation ist die am häufigsten auftretende Form der Ölalterung. Während des Oxidationsprozesses nimmt die Konzentration der Antioxidantien ab, was in der Regel mit dem RULER-Test (Remaining Useful Life Evaluation Routine) ermittelt wird. Schließlich sind die Antioxidantien erschöpft, und die freien Radikale beginnen das Grundöl anzugreifen. In dieser Phase kann es zu einer Polymerisation kommen, die zur Bildung von Ablagerungen im Schmierstoff führt. Wenn diese Ablagerungen auftreten, können sie sich in den kleinen Spalten (insbesondere bei Servoventilen) festsetzen, was oft zu einer Fehlfunktion der gesamten Anlage führt. Varnish kann zusätzlich als Isolierschicht wirken, wodurch sich die Temperatur in der gesamten Anlage erhöht. 2. Thermische Zersetzung Während des thermischen Abbaus kann das Öl Temperaturen von mehr als 200 °C ausgesetzt sein. Bei 200 °C wird das Öl gecrackt und bildet die für diesen Mechanismus charakteristischen koksartigen Ablagerungen. Die Fourier-Transform-Infrarot-Analyse (FTIR) ist besonders nützlich, um das Vorhandensein dieser Zersetzung festzustellen.  Anzeige Schmierstoff + Schmierung · 4. Jahrgang · 3/ 2023 26 Fachartikel | Varnish: Ursachen, Erkennung und Beseitigung 3. Mikrodieseling Microdieseling ist ebenfalls eine Form der thermischen Zersetzung. Dabei wird die in dem Öl enthaltene Luft komprimiert, wenn es von einer Niederdruckzone zu einer Hochdruckzone gelangt. Wenn das Luftabscheidevermögen des Öls beeinträchtigt ist, können eingetragene Luftblasen nicht schnell genug an die Oberfläche gelangen, um sich dort endgültig vom Öl zu trennen. Die stark komprimierten Luftblasen im Öl erfahren einem starken Temperaturanstieg. Die an der Grenzfläche der Blase befindlichen Kohlenwasserstoffe können sich beim Implodieren der Blase entzünden. Bei sehr hohem Druckanstieg werden Ruß, Teer oder Schlamm generiert, bei niedrigerem Druck eher Koks, Teer oder Harze. 4. Elektrostatische Entladung Auch die elektrostatische Entladung kann der thermischen Zersetzung zugerechnet werden, da es sich um lokale Temperaturen von über 10.000 °C handelt. Bei diesem Mechanismus baut das Öl statische Elektrizität auf molekularer Ebene auf. Schließlich wird die statische Aufladung so groß, dass ein Funke entsteht und freie Radikale gebildet werden. Dies kann zu einer unkontrollierten Zersetzung führen, bei der Lack, Schlamm oder andere unlösliche Materialien entstehen. Eines der Anzeichen für diesen Mechanismus ist das Vorhandensein von verbrannten Membranen auf den Filtern. 5. Additivabbau Die Öladditive werden mit der Zeit verbraucht. Diese Art des Abbaus kann zu zwei Arten von Ablagerungen führen: organische und anorganische. Bei den organischen Ablagerungen handelt es sich in der Regel um Reaktionsprodukte aus dem Abbau der Korrosionsschutz- und Oxidationsschutz-Additive. Anorganische Ablagerungen, die z. B. beim Abbau von Zinkdialkyldithiophosphat (ZDDP) entstehen, können hartnäckige Schichten bilden. Der Abbau von ZDDP wirkt sich gleichzeitig auf die Verschleißrate aus, da es sich hierbei um ein Verschleißschutz-Additiv handelt. 6. Verunreinigungen Der Einfluss von Verunreinigungen auf den Abbau ist vielleicht am wenigsten bekannt. Deren katalytischer Einfluss kann der Auslöser für andere Mechanismen wie Oxidation, thermische Zersetzung oder sogar Mikrobiologischer Zersetzung sein. Wenn der Schmierstoff kontaminiert ist, können der Verunreinigungen also zum Katalysator für eine der anderen Zersetzungsformen werden. Mathura kommt zu dem Schluss, dass die Identifizierung der Art des Abbauprozesses dazu beiträgt, die Varnish-Entstehung zu bremsen und/ oder diesen aus dem Öl heraus zu filtern. „Varnish kommt in verschiedenen Formen und Zusammensetzungen vor.“, sagt sie. „Daher ist es wichtig, die Eigenschaften des sich in einem System bildenden Varnish zu verstehen, bevor man versucht, ihn zu beseitigen. Es gibt bestimmte Technologien wie Lösungsverstärker oder speziell entwickelte Filtrationsmedien, die bei der Entfernung von Varnish wirksam sind. Die Wirksamkeit dieser Technologien hängt jedoch stark von der Art des sich bildenden Varnish ab. Dementsprechend müssen die Methoden zur Varnisch-Entfernung an das System angepasst werden (siehe Probleme mit dem Begriff „Varnish“). Probleme mit dem Begriff „Varnish“ STLE Fellow Dr. John K. Duchowski, CLS, OMA I und II, Corporate Director R&D Filtration, HYDAC FluidCareCenter® GmbH, ist kein Fan des Begriffs «Varnish», weil er die Ursache nicht spezifiziert. „Das ist ein Wort, das ich überhaupt nicht mag“, sagt er. „Er soll technisch klingen, ist aber alles andere als das - in vielen Fällen wird er ohne Rücksicht auf das Öl und die Anwendungsart pauschal verwendet. Es ist die Rede von „Varnish“ in Phosphatester-Hydrauliksystemen, Turbinenschmierölsystemen, Papiermaschinenölen usw. Jedes (sagen wir) weiche, unlösliche Material wird dann als „Varnish“ bezeichnet, ohne dass darauf geachtet wird, wie es sich gebildet haben könnte.“ Er stellt fest, dass ölunlösliche Ablagerungen zunächst gummiartig oder gallertartig erscheinen können, aber nach dem Trocknen wie rissiger Schlamm aussehen. „All dies wird dann einfach in einen Topf geworfen mit der Aussage: ‚Sie haben Varnish in Ihrem System‘“, sagt er. Dann liegt der Schwerpunkt oft auf der Entfernung des Varnish“, ohne dass die eigentliche Ursache berücksichtigt wird. Und das wiederum bedeutet sehr oft, dass, sobald der vorhandene ‚Varnish‘ aus dem System gespült ist, er mit großer Wahrscheinlichkeit nach einer gewissen Zeit zurückkehrt, weil die Ursache nicht angegangen wurde.“ Ölanalyse zur Erkennung von Lackbildung STLE-Mitglied Mary Messuti, Präsidentin von Eurofins TestOil, stellt fest: „Lackablagerungen haften an Metalloberflächen in Rohrleitungen, Ventilen, Sieben und Wärmetauschern. Sie verringern die Spaltmaße, erhöhen die Reibung und führen zu höheren Betriebstemperaturen und letztlich zu erhöhtem Verschleiß. Die Ölanalyse sollte für jedes System, das anfällig für Varnish-Bildung ist, als obligato- 27 Schmierstoff + Schmierung · 4. Jahrgang · 3/ 2023 Fachartikel-|-Varnish: Ursachen, Erkennung und Beseitigung risches Instrument betrachtet werden. Durch die genaue Überwachung der Verunreinigungen, die zu Varnish führen, können Reliability-Ingenieure geeignete Korrekturmaßnahmen ergreifen, bevor es zu kostspieligen Schäden und ungeplanten Ausfallzeiten kommt.“ Die RULER-Ölanalyse ermöglicht eine frühzeitige Erkennung von Oxidation. Laut Mathura zeigt die RULER-Analyse, dass die Konzentration der phenolischen Antioxidantien in der Regel schneller abnimmt als die der aminischen. „Dadurch erhält der Analytiker einen guten Überblick über das Ausmaß der Oxidation, die im Schmierstoff stattgefunden hat“, erklärt sie. „Leider zeigen andere Ölanalysetests wie Viskosität und Säurezahl erst dann signifikante Veränderungen an, wenn sich die Ablagerungen bereits gebildet haben. Zu diesem Zeitpunkt kann es bereits zu spät sein, um Technologien gegen die Bildung von Varnish effektiv einzusetzen.“ Mathura bezieht sich auch auf andere Prüfmethoden der Ölanalytik. Der Test, den sie für die Bewertung am nützlichsten findet, ist die der MPC-Test (Membran-Colorimetrie, ASTM D7843), da dieser Aufschluss über die ungefähre Menge an unlöslichem Varnish im System gibt. Die Ergebnisse werden in drei Hauptbereiche unterteilt, die die Stärke der Varnish-Bildung angeben. „Dieser Test ist insofern einzigartig, als er den gleichzeitigen Nachweis von unlöslichem und löslichem Varnish in einer Ölprobe ermöglicht“, so Hobbs. „Da die Wahrscheinlichkeit, dass eine Flüssigkeit schädliche Varnish-Ablagerungen bildet, von gelösten und ungelösten Varnish-Bestandteilen abhängt, ist dieser Test insofern einzigartig, als er die Bewertung des tatsächlichen Varnish-Potenzials eines Öls ermöglicht. Andere Tests können sich als nützlich erweisen, um den Gehalt an unlöslichen Bestandteilen (Partikelzählung usw.) oder den Gehalt an löslichen Bestandteilen (Säurezahl, FTIR-Oxidation usw.) zu bewerten, aber diese können das Gesamtbild der Varnish-Bildung bei den meisten Ölproben nicht erfassen. Mit dem MPC- Test können die Endnutzer genau das tun.“ STLE Fellow Dr. John K. Duchowski, CLS, OMA I und II, Corporate Director R&D Filtration, HYDAC FluidCareCenter® GmbH, bemerkt, dass es einige Nachteile der MPC-Testmethode gibt, darunter die Proben-Vorbereitung sowie das sehr kleine Feld der Probenuntersuchung mit dem stiftähnlichen UV-Vis- Spektralphotometer. „Um ein repräsentatives Ergebnis zu erhalten, muss das auf die Membran aufgebrachte Material wirklich homogen sein, um ungleichmäßige Verfärbungen (Helligkeit oder Dunkelheit) der Membran zu vermeiden“, gibt er zu bedenken. „Ich würde eine Methode bevorzugen, bei der die Probenvorbereitung eine minimale oder gar keine Rolle spielt und der gesamte UV-Vis-Wellenlängenbereich (350 nm-750 nm) gescannt wird.“ Der MPC-Test ist die gängigste Methode zum Nachweis von Varnish. Andere Tests wie die automatische Partikelzählung / 2/ bei Raum- und bei erhöhter Temperatur (80 °C) erfassen, dass sich die organischen, dispergierten Verunreinigungen im wärmeren Öl wieder auflösen können. Duchowski sagt: „In einigen Fällen kann auch eine Ultrazentrifuge eingesetzt werden. Die Verwendung einer Zentrifuge kann irreführend sein, da sie sowohl organische und anorganische Partikel als auch Wasser erfasst. Man kann auch die Infrarotspektroskopie (IR) verwenden und nach dem Vorhandensein einer Carbonylgruppe mit einer sehr scharfen, gut definierten Bande bei ca. 1.725 cm -1 scannen, aber auch das kann irreführend sein, wenn dem Öl ein Viskositätsindex-Verbesserer wie Polymethylmethacrylat (PMMA) beigemischt wurde. Darüber hinaus ist es fraglich, ob die IR-Spektroskopie wirklich quantitativ eingesetzt werden kann, da die Intensitäten der intrinsischen Banden je nach der so genannten Oszillatorstärke stark variieren. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, braucht man sich nur das Spektrum von Aceton anzuschauen, wo eine einzelne -C=O-Carbonylgruppe leicht 6 -C-H3 an Intensität ‚überstrahlt‘.“ Andere Methoden als die Ölanalyse zum Nachweis von Lackbildung Die Ölanalyse ist zwar die bei weitem gebräuchlichste Methode zum Aufspüren von Verunreinigungen, WIR BIETEN INDIVIDUELLE LÖSUNGEN! Anzeige Schmierstoff + Schmierung · 4. Jahrgang · 3/ 2023 28 Fachartikel | Varnish: Ursachen, Erkennung und Beseitigung doch gibt es auch andere Tests, die sich für bestimmte Anwendungen eignen. Ein Beispiel ist die Schwingungsanalyse an Lagern. „In einigen Fällen, wenn hohe Ablagerungsmengen vorhanden sind, können sich diese auf den Lageroberflächen ansammeln, insbesondere auf den Gleitlagern, die eine größere Oberfläche für die Bildung von Ablagerungen bieten“, sagt Duchowski. „In schweren Fällen kann dies zu erhöhten Lagertemperaturen und Vibrationen führen. Aber es ist sehr ratsam, es nicht so weit kommen zu lassen. „Daher ist es sehr empfehlenswert, den Varnish- Gehalt kontinuierlich zu überwachen und rechtzeitig vor einem Ausfall der Lager geeignete Korrekturmaßnahmen zu ergreifen. Das Festhalten an einer Methode und deren konsequente Durchführung sollte dennoch eine ausreichende Vorwarnung über die Geschwindigkeit der Lackbildung liefern. In diesem Fall würde ich höchstwahrscheinlich den MPC-Test wählen, solange er konsequent, wie im ASTM-Verfahren beschrieben, durchgeführt wird.“ Mathura stimmt zu, dass eine Schwingungsanalyse hilfreich sein kann. „Es hat Fälle gegeben, in denen sich die Wellenverlagerungsbahnen in hydrodynamisch arbeitenden Lagern aufgrund von Lackablagerungen verschoben haben“, sagt sie. „Mit Hilfe der Schwingungsanalyse lassen sich kleine Veränderungen in der Position der Welle in rotierenden Anlagen feststellen. Da sich der Lack im Inneren des Bauteils weiter ablagert, kann die Schwingungsanalyse feststellen, ob die Welle falsch ausgerichtet ist. Dies kann leicht übersehen werden, denn manchmal kann das sich ansammelnde Varnish wieder abgetragen werden, so dass die Wellenposition sich plötzlich wieder verbessert. Daher sollten die Analysetechnologien in Kombination eingesetzt werden, bevor Rückschlüsse auf das Vorhandensein von Varnish gezogen werden. Da ein enger Zusammenhang zwischen dem Varnish und der Temperatur besteht - zumal er eine Isolierschicht bildet und Wärme speichert -, kann laut Mathura auch die Überwachung von Temperaturschwankungen hilfreich sein. „Von starken Varnisch- Ablagerungen betroffene Lager neigen zu Temperaturanstieg“, erklärt sie. „Typischerweise nehmen diese Temperaturen ein Sägezahnmuster an, bei dem die Temperaturen kontinuierlich steigen, während sich die Ablagerungen auf bauen. Dann werden die Ablagerungen nach einem Maximum plötzlich abgetragen, und die Temperatur sinkt drastisch. Dieses Sägezahnmuster der Temperaturschwankungen ist charakteristisch für die Varnish-Bildung.“ Sie fügt hinzu, dass in einigen Fällen die Bildung lokaler Ablagerungen auf den Lageroberflächen zu Temperaturerhöhungen führen kann, ohne dass ein entsprechender Anstieg des MPC-Werts eintritt. In diesem Fall zeigt das Öl in der Masse möglicherweise keine Form der Verschlechterung, aber an der Lageroberfläche kann es zu Temperaturschwankungen kommen. Varnish-Entfernung Khashayar Hajiahmad, Schmierungsmanagement- Spezialist, MLA III, MLT II, VPR, VIM-zertifiziert, EPT Clean Oil Business Development Manager, stellt fest, dass die Anwender von Turbomaschinen von einer vorausschauenden Wartungsstrategie, bei der Ölanalysen durchgeführt und das Öl bei Bedarf gewechselt wird, zu einer proaktiven Wartung übergehen, bei der Filtrationstechnologien zur Vermeidung oder Beseitigung von Varnish-Ablagerungen eingesetzt werden. Aber es gibt Grenzen. „Mechanische, elektrostatische oder Tiefenfiltrationsmethoden entfernen nur Feststoffe und sind daher auf die ölunlöslichen Bestandteile begrenzt“, sagt er. „Sie gehen nicht auf die eigentliche Ursache ein, die chemisch bedingt ist. Oxidationsnebenprodukte sind polar, sättigen den Schmierstoff und werden schließlich unlöslich. Der richtige Ansatz für die Entfernung von Verschmutzungen ist es, auch die im Öl gelösten Verschmutzungen zu beseitigen und die im Öl nicht benötigten Abbauprodukte zu entfernen, während sie sich bilden.“ Hobbs erklärt, dass es drei Strategien zur Varnish- Bekämpfung gibt. 1. Lösungsverstärkende Additive Sie erhöhen die Löslichkeit von Varnish in dem Öl und können bereits abgelagerte Bestandteile wieder auflösen. Sie entfernen diesen nicht endgültig, sondern suspendieren ihn stattdessen im Öl. Wenn sich das Varnish weiter ansammelt oder die Lösungsverstärker selbst abgebaut werden, kann dies schließlich zu verstärkten Problemen führen. Mit diesen Produkten lassen sich Varnish-Probleme eher hinauszögern, aber eine echte Lösung bieten sie nicht, sagt Hajiahmad. 2. Konventionelle Filtration Unabhängig von der spezifischen Filtrationstechnologie ist diese Strategie insofern begrenzt, als dass sie lösliche Bestandteile und ihre Vorläufer nicht entfernen kann. Der im Öl gelöste Varnish-Bestandteil, kann bei typischen Betriebstemperaturen herkömmliche Filter passieren. „Diese Produkte verbessern die Partikelanzahl und können die unlösliches Varnish entfernen, aber sie lösen das Problem nicht, da sie die Ursache nicht angehen: öllösliches Varnish“, erklärt Hajiahmad. 3. Ionenaustauscherharze Hierbei handelt es sich um die Verwendung von Systemen zur Entfernung von löslichem Varnish auf der BUCHTIPP expert verlag - Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 \ 72070 Tübingen \ Germany Tel. +49 (0)7071 97 97 0 \ Fax +49 (0)7071 97 97 11 \ info@narr.de \ www.narr.de Otto Eberhardt, Michael Erbsland Die EU-Maschinenrichtlinie Praktische Anleitung zur Anwendung der europäischen Richtlinien zur Maschinensicherheit - Unter Berücksichtigung aller Richtlinientexte 7., überarbeitete Auflage 2022, 186 Seiten €[D] 59,80 ISBN 978-3-8169-3476-9 eISBN 978-3-8169-8476-4 Am 01.01.1995 wurde für alle Maschinen in der EU das CE-Zeichen und die Konformitätserklärung der Maschinenhersteller und -händler zur Pflicht. Seit dem 01.01.1999 müssen die Maschinen auch den Schutzanforderungen der EMV-Richtlinie und der Richtlinie für elektrische Betriebsmittel genügen. Spätestens seit dem gleichen Datum sind alle Maschinenbetreiber durch die Arbeitsmittelbenutzungsrichtlinie gesetzlich verpflichtet, nur noch CE-gekennzeichnete Maschinen aufzustellen und alte Maschinen entsprechend nachzurüsten. Am 29.07.2006 trat die überarbeitete Maschinenrichtlinie 2006/ 42/ EG in Kraft, in der insbesondere die Risikobeurteilung und die Baumusterprüfung neu geregelt wurden. Das Buch ist von einem Praktiker für Praktiker geschrieben. Es informiert umfassend über die Anwendung der Richtlinien zur Maschinensicherheit und schöpft dabei aus einem Erfahrungsschatz von vielen Entwicklungs- und Konstruktionsprojekten. Dr. Otto Eberhardt ist promovierter Physiker und war Geschäftsführer des Ingenieurunternehmens Seeber + Partner. Michael Erbsland arbeitet seit seinem Studium des Maschinenbaus und der Mechatronik als Sicherheitsingenieur in einem mittelständischen Unternehmen. Er ist zuständig für das CE-Konformitätsverfahren und die Dokumentation in der Automatisierung. Schmierstoff + Schmierung · 4. Jahrgang · 3/ 2023 30 Fachartikel | Varnish: Ursachen, Erkennung und Beseitigung Grundlage von Ionenaustauschern. Ausgereifte Ionenaustauscher-Harze können löslichen Lack und seine Vorläufer (Säuren, Öloxidationsprodukte usw.) selektiv entfernen. Hajiahmad sagt, dass die Entfernung dieser Verunreinigungen die Ursache von Varnish- Problemen zuverlässig beseitigt und es ermöglicht, das Öl in einem neuwertigen Zustand zu versetzen. Laut Mathura kann die Kombination aus Filtration und Lösungs-vermittlern sehr effektiv sein. „Lösungsverstärker lösen den abgelagerten Lack wieder in der auf. Wenn diese Ablagerungen dann wieder in das Öl eingebracht werden, können sie mit Hilfe der harzbasierten Filtration entfernt werden. Bei dieser Methode sind die Medien speziell so konzipiert, dass sie die Adsorption und Entfernung des Varnish, der sich bereits im Öl befindet, ermöglichen. Fazit Duchowski warnt davor, zu viel Zeit mit der Online- Suche nach Lösungen für Varnish-Probleme zu verbringen. Stattdessen empfiehlt er Bücher von Branchenexperten und wissenschaftliche Artikel (vorzugsweise in Fachzeitschriften mit Peer-Review) - und das alles, gefolgt von rechtzeitigem Handeln. „Zu viel Online-Recherche kann sehr oft zu einer Lähmung führen“, sagt er. Sowohl Duchowski als auch Mathura kommen zu dem Schluss, dass der Schlüssel zur Kontrolle von Verschmutzungen in der Identifizierung der Grundursache liegt. „Die Überwachung des Ölzustands muss ein abgerundetes Programm sein, das mehrere Variablen umfasst», sagt Duchowski. „Es ist nicht möglich, alles auf die Partikelzahl oder den Varnish- Grad zu stützen. Außerdem sollten die Variablen nicht isoliert voneinander bewertet werden, sondern auf Gemeinsamkeiten im Verhalten und in den Trends untersucht werden. Letztendlich gehört die Ölzustandsüberwachung in den Bereich der Chemie und Physik und sollte unter diesem Gesichtspunkt untersucht werden. Ein gründlicheres Verständnis der zugrundeliegenden Prozesse im Hinblick auf die auftretenden chemischen und physikalischen Vorgänge wird zu einem besseren Verständnis der grundlegenden Ursache-Wirkungs-Beziehung führen. Dies wird unsere Möglichkeiten zur Durchführung der am besten geeigneten Abhilfemaßnahmen verbessern.“ Mathura fasst zusammen: „Es gibt keine Patentrezept-Methode, um Varnish aus einem System zu entfernen, da es sich um eine komplexe Ablagerung handelt. Ähnlich wie bei Cholesterinablagerungen in unserem Körper können wir Methoden anwenden, um das Varnish aufzulösen und zu entfernen, während wir gleichzeitig auf ein mögliches Wiederauftreten in der Zukunft achten. Referenzen [1] Mathura, S. (2020), Lubrication Degradation Mechanisms (CRC Press Focus Shortform Book Program), 1st ed., CRC Press. [2] Methode der automatischen Partikelzählung (APC): ISO 11500: 2008 “Hydraulic fluid power - Determination of the particulate contamination level of a liquid sample by automatic particle counting using the lightextinction principle”. Übersetzter Nachdruck mit Genehmigung aus der April- Ausgabe 2023 von TLT, der offiziellen Monatszeitschrift der Society of Tribologists and Lubrication Engineers, einer internationalen, gemeinnützigen Fachgesellschaft mit Sitz in Park Ridge, Illinois, www.stle.org. Verfügbar unter https: / / www.stle.org/ files/ TLTArchives/ 2023/ 04_April/ Feature.aspx »« Eingangsabbildung: © Fluitec