eJournals Schmierstoff + Schmierung 4/3

Schmierstoff + Schmierung
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expert verlag Tübingen
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Neues aus dem Verband

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41 Schmierstoff + Schmierung · 4. Jahrgang · 3/ 2023 neues Aus deM VerBAnd Ordentliche Mitgliederversammlung des VSI am 16. Juni Die diesjährige Mitgliederversammlung des VSI fand in Leipzig statt. Themen der Vorträge waren einmal mehr die wirtschaftliche Lage, aber auch das zur Zeit weithin diskutierte Thema „Nachhaltigkeit“, natürlich mit besonderem Fokus auf die Schmierstoffindustrie. Der VSI entwickelt derzeit zusammen mit den europäischen Verbänden eine Leitlinie zur Erfassung des Umweltbezogenen Fußabdrucks von Schmierstoffen. Wir werden an dieser Stelle berichten, wenn die Leitlinie verfügbar ist. Ein weiteres Thema waren „efuels“, die mit Strom erneuerbaren Energien und CO 2 gewonnenen synthetische Treibstoffe. Mit Efuels könnten schon heute existierende Verbrennermotoren weitgehend klimaneutral betrieben werden. Ralf Diemer, der Geschäftsführer der „efuels - Alliance“, bei der auch der VSI Mitglied ist, plädierte in seinem Vortrag eindrucksvoll für einen technologieoffenen Ansatz zur Minderung von Treibhausgasemissionen durch „Recycling“ des CO 2 zu neuen Kohlenwasserstoffen. Damit könnte schon heute durch den vollständigen oder zumindest teilweisen Ersatz fossiler Treibstoffe einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden, wenn die Politik sich darauf einlassen würde. Nachhaltigkeit: Vorgestellt wurde auch die Initiative der europäischen Schmierstoffverbände und Maßgeblicher Beteiligung des VSI zur Bestimmung des „CO 2 -Fußabdrucks“ („product carbon footprint“, PCF) von Schmierstoffen. Ziel ist eine harmonisierte und einheitliche Methode zu seiner Berechnung zu entwickeln. Die Methode soll der Schmierstoffindustrie eine einheitliche Anleitung bieten und die Vergleichbarkeit von PCFs zwischen verschiedenen Produkten erleichtern. Der Fokus dieser Methode bezieht sich auf den Bereich des Lebenszyklus von der Grundöl- und Additivherstellung bis hin zum fertigen Schmierstoff, aber exklusiv Transport und Verpackung zum Kunden, jeweils für 1 kg Schmierstoff. Damit soll eine wirkliche und transparente Vergleichbarkeit der PCF-Werte von Schmierstoffen gewährleistet werden. Das Methodendokument soll im 4. Quartal 2023 verfügbar sein. Wirtschaft trübt sich ein: Ein anderes Thema war die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland für die Industrie als wichtigem Schmierstoffkunden. Nach wie vor befindet sich die deutsche Wirtschaft in einer kritischen Phase, wie Dr. Meincke, Chefvolkswirt des VCI, in seinem Kurzbeitrag betonte. Die Energiepreisexplosion und ein sich abzeichnender Auftragsmangel in der Chemie sind die zentralen Themen. Insbesondere der Chemieindustrie kommt hier als Frühindikator eine Schlüsselrolle zu. Trotz wieder sinkender Gaspreise kommt die Industrie nicht in Schwung, denn es fehlen neue Aufträge. Das gleiche Bild kommt aus der Automobilindustrie: der Auftragsrückgang, insbesondere bei der Nachfrage nach Elektroautos führt dazu, das Werksferien verlängert und Schichten wegfallen. Damit ist auch die Schmierstoffindustrie betroffen. Das beschlossene Verbot von Verbrennungsmotoren wird den Absatz an Schmierstoffen weiter negativ beeinflussen. Schon jetzt sinkt die Zahl der verfügbaren Kleinwagen mit Verbrennungsmotor aufgrund gestiegener Auflagen und höherer Kosten deutlich. Negativ ist auch, dass die Zahl der e-Autos aus China stark ansteigt. In China wiederrum hat z. B. VW leider nur einen Marktanteil von 2 %, bezogen auf Elektroautos und somit ist zu befürchten, dass auch in Deutschland die Hersteller unter Druck von chinesischen Marken kommen werden. Die Zulassungszahlen von PKW mit Benzin- und Dieselmotor sind seit 2019 stark gefallen und hat sich 2022 mehr als halbiert. Dieser Rückgang wird auch nur zum Teil durch anwachsende Zulassungszahlen für Hybrid- und Batteriefahrzeuge ausgeglichen. Die Zahlen des zum Schmierstoffabsatz in Deutschland weisen für Anfang 2023 ein deutliches Minus im Industriebereich, vor allem bei der Metallbearbeitung auf. Viele Kunden bauen die in den letzten Jahren aufgebauten Lagerbestände zunächst ab. Die Absatzzahlen der Schmierstoffindustrie, ermittelt durch die Bafa, finden Sie auch auf der Homepage des VSI. Schmierstoffe auf Fluorpolymerbasis Schmierstoffe und -Fette auf Fluorpolymerbasis (PFAS) sind eine sehr spezielle Nischenkategorie von Schmierstoffen (geschätzt weniger als 1 % des Marktvolumens) mit einzigartigen Eigenschaften. Durch ihre Langlebigkeit und physikalische wie auch chemische Stabilität werden sie in Anwendungen unter extremen Bedingungen genutzt. Beispielsweise werden diese Produkte in Automobilkomponenten wie Abgasrückführungs-Ventilen, hydraulischen Kupplungssystemen und speziellen, hoch belasteten Lagern eingesetzt. Als Schmierstoffe im Kontakt mit reaktiven, korrosiven oder explosiven Flüssigkeiten und Gasen, Anwendungen bei hohen Temperaturen aber auch in Maschinen, die nach jahrelangem Stillstand schnell starten müssen (z. B. Brandschutztüren, die geschlossen werden müssen, Notstromaggregate, Getriebe…) sind diese unverzichtbar. Alternativen sind sehr schwer und bisweilen gar nicht zu finden. Die EU will nun pauschal alle fluorierten Stoffe verbieten, ob diese nun für Mensch und Umwelt gefährlich sind (wie z. B. Perfluorhexansäure) oder ungefährlich sind wie Fluorpolymere, unsere Schmierstoffbestandteile. Der Grund für das Verbot liegt genau in der überragenden Stabilität, die diese Produkte so wichtig machen für Spezialanwendungen. Der VSI und die europäischen Partnerverbände UEIL und ATIEL lassen nichts unversucht, diese wichtigen und auch sicher zu handhabenden Schmierstoffe zu erhalten und verantwortungsvoll weiter zu nutzen. Produktmeldung: Giftinformation und Einstufung wir möchten nochmals auf den Fristablauf Ende 2023 zur Meldung für die menschliche Gesundheit als „gefährlich“ eingestuften Mischungen (Schmierstoffe) gemäß Anhang VIII der CLP-Verordnung für die industrielle Nutzung erinnern. Diese Meldung muss an die Giftinformationszentralen / Poison Center der EU erfolgen (Poision center notification portal, PCN). Zu melden ist u. a. die vollständige Zusammensetzung der Mischungen, der UFI, Einstufung und Kennzeichnung, toxikologische Angaben, pH-Wert neues Aus deM VerBAnd Schmierstoff + Schmierung · 4. Jahrgang · 3/ 2023 42 Neues aus dem Verband und physikalischer Zustand. Diese Verpflichtung gilt nicht für Mischungen, die ausschließlich als umweltgefährlich gelten. Nicht nur die Hersteller sind hier in der Pflicht, auch der Handel ist bei dieser Meldung gefordert sofern er die Produkte unter eigenem Namen auf den Markt bringt oder aber in EU-Länder ausliefert, in denen der Schmierstoff vom Hersteller nicht gemeldet wurde. Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte gerne an den VSI Kennzeichnung und Verpackung („CLP“) Im Frühjahr wurden die neuen Gefahrenklassen „endokrine Disruptoren“ (ED, das sind hormonell wirksame Gefahrstoffe), „persistente, giftige und sich anreichende Gefahrstoffe“ (PBT/ vPvB), und „lösliche und giftig persistente Stoffe“ (PMT/ vPvM) eingeführt. Diese neuen Kennzeichnungen gelten ab Mai 2025 für Chemkalien, Schmierstoffe müssen ab Mai 2026 (so sie entsprechende Gefahrstoffe enthalten) gekennzeichnet werden. Der VSI wird hierzu laufen weiter informieren. Die Überarbeitung der CLP-Verordnung enthält weitere Änderungen, z. B. die Mindest-Schriftgröße auf den Auszeichnungsetiketten, der minimalen Zeilenabstand (wurde reduziert) und sowie eine Regelungen zur Digitalen Kennzeichnung (Digital Label). Für sogenannte „Mehrkomponentenstoffe“ („MOCS“) wurde nun eine Aufforderung an die EU-Kommission in den Text geschrieben, nach 4 Jahren einen Bericht und ggfs. Vorschlag zur Regulierung dieser Stoffe vorzulegen. Ursprünglich sollten komplexe Mischungen natürlichen Urspurngs, wie z. B. Basisöle (aus Rohöl), die aus duzenden verschiedenen Stoffen bestehen können wie künstlich hergestellte Mischungen behandelt und eingestuft werden, eine kaum leistbare Aufgabe. Hier waren wir als UEIL und VSI sehr erfolgreich, das ursprüngliche Ansinnen, Basis der Bestandteile einzustufen, vorerst abzuwenden. Das MOCS-Konzept hätte dazu führen können, dass Gruppe I Grundöle (und damit auch Schmierstoffe) aufgrund ihres (geringen) Gehalts and bestimmte Aromaten als Gefahrstoff einzustufen wären. Die Grundöle als solche wurden natürlich schon in der Vergangenheit umfangreich getestet, so dass bei bestimmungsgemäßer Handhabung und Verwendung kein Risiko besteht. »« Günter Lehmann Publizieren - aber wie? Verfassen und Veröffentlichen von Fachartikeln und wissenschaftlichen Ergebnissen 3., überarbeitete und erweiterte Auflage 2022, 228 Seiten €[D] 24,90 ISBN 978-3-8252-5978-5 eISBN 978-3-8385-5978-0 Wie und mit welchen Mitteln präsentiere ich meine wissenschaftlichen Ergebnisse? Und wie kann ich die Chancen auf ihre Veröffentlichung erhöhen? Studierende und wissenschaftlich Tätige finden in diesem Buch Empfehlungen für den Einstieg in das Veröffentlichen ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse. Neben der Charakterisierung der unterschiedlichen Zugänge und Formen des Veröffentlichens werden umfangreiche Hinweise für das Gestalten von Referaten, fachwissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Artikeln, Tagungsbeiträgen und Büchern angeboten. 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