eJournals Schmierstoff + Schmierung 5/3

Schmierstoff + Schmierung
sus
2699-3244
expert verlag Tübingen
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2024
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Mikroplastik, Chemikalien, Schmierstoffe und der Arbeitsschutz

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2024
Rüdiger Krethe
sus530026
Schmierstoff + Schmierung · 5. Jahrgang · 3/ 2024 26 FaQs FaQs FAQ Rüdiger Krethe, OilDoc GmbH Mikroplastik, Chemikalien, Schmierstoffe und der Arbeitsschutz Immer mehr Schmierstoffe und Chemikalien werden als bedenklich für Mensch und Umwelt eingestuft. Gleichzeitig verschwinden Additive und Chemikalien vom Markt. So sind bestimmte Schmierstoffe, die beispielsweise Fluorpolymere, Antioxidantien, Mikroplastik oder Biozide enthalten, zunehmend unter kritischer Beobachtung von Behörden und Anwendern. Warum werden diese Stoffe kritisch gesehen? Viele dieser Stoffe werden seit einiger Zeit genauer untersucht. Dabei stellen sich bei einigen Eigenschaften heraus, die für Mensch und Umwelt von Nachteil sein können. Diese Stoffe werden dann unter Umständen verboten bzw. als gefährlich gekennzeichnet. Warum sind es so viele Stoffe, die betroffen sind? Oft wird hier ein „Gruppenansatz“ gewählt. Dabei wird nicht nur eine einzige Chemikalie untersucht und verboten, sondern alle Chemikalien derselben Stoffkategorie, z. B. Chlorparaffine, bestimmte Gruppen von Antioxidantien oder aber Fluorpolymere, da angenommen wird, dass die Gefährlichkeit ähnlich ist, was aber nicht unbedingt der Fall sein muss. Sind alle Chemikalien in diesen Stoffgruppen gleich gefährlich? Ja und nein. Je weiter diese Gruppen gefasst werden, desto mehr kommen auch „unschuldige“ Chemikalien ins Visier. So umfassen die Gruppe der Fluorpolymere viele tausend verschiedene Moleküle und nicht alle sind gleichermaßen gefährlich für Mensch und Umwelt. Hier fordert die Industrie eine bessere Differenzierung. Warum werden diese Stoffe überhaupt eingesetzt? Viele der kritisch gesehenen Stoffe haben besondere Eigenschaften. So sind Fluorpolymere („PFAS“) z. B. sehr stabil (s. Artikel zu PFAS in dieser Ausgabe) und Stoffe mit vergleichbaren Eigenschaften existieren nicht. Gerne würde die Industrie hier auf andere Stoffe ausweichen, schon um der Regulierung zu entgehen, wenn es denn einfach möglich wäre. Was folgt daraus für die Anwender? Bei industriellen Anwendern geht der Gesetzgeber davon aus, dass dieser sich umfassend im Arbeitsschutz auskennt und entsprechende Vorkehrungen trifft. Daher dürfen viele Stoffe durch industrielle Anwender verwendet werden, die für den privaten Verbraucher verboten sind. Ein Beispiel ist Mikroplastik, für das es zahlreiche wichtige industrielle Anwendungen gibt. Beim privaten Endverbraucher wird davon ausgegangen, dass das Mikroplastik z. B. über das Abwasser in die Umwelt gelangt und dort schädliche Auswirkungen hat. Die Industrie verfügt über entsprechende Schutz- und Entsorgungsvorrichtungen. Damit ist der Einsatz risikoarm für Mensch und Umwelt. Gleiches gilt z. B. auch für Biozide. Diese Stoffe bekämpfen gefährliche Keime, sind aber nicht ungefährlich bei unsachgemäßer Verwendung. Professionelle Anwender dieser Produkte verfügen über die nötige Sachkunde für einen sicheren Umgang und sorgen dafür, dass ihre Produkte wie Kühlschmierstoffe vor gefährlichen Keimen geschützt sind und gleichzeitig die Gefahr für Kühlschmierstoff-Anwender minimiert wird. Der Gesetzgeber will mit Verboten und Kennzeichnung den „unbedarften“ Konsumenten schützen und dem professionellen Anwender Hilfestellung beim Umgang liefern. Insofern: Kritische Stoffe sind bei Befolgung der Regeln effektiv und sicher! »« Eingangsabbildung: © dottedyeti - stock.adobe.com