Schmierstoff + Schmierung
sus
2699-3244
expert verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/0331
2025
61
In der Betriebsanleitung meines Radladers ist von einem „LS-Getriebeöl“ die Rede. Was ist darunter zu verstehen?
0331
2025
Rüdiger Krethe
sus610025
25 Schmierstoff + Schmierung · 6. Jahrgang · 1/ 2025 NacHGEFraGt In der Betriebsanleitung meines Radladers ist von einem „LS-Getriebeöl“ die Rede. Was ist darunter zu verstehen? Rüdiger Krethe, OilDoc GmbH Getriebe dienen zur Kraftübertragung unter Änderung von Bewegungskenngrößen wie Drehzahl, Drehmoment oder Drehrichtung. Durchfährt ein Fahrzeug eine Kurve, muss das kurveninnere Rad einen deutlich geringeren Weg zurücklegen als das kurvenäußere. Im Achsantrieb klassischer Fahrzeuge und Arbeitsmaschinen ist deshalb ein Differenzialgetriebe integriert, das jeder der beiden, über eine eigene Achshälfte versorgten Antriebsseiten die Möglichkeit gibt, mit unterschiedlicher Drehzahl zu agieren. Abb.: Schnittmodell eines Achsantriebs mit Differenzial © KOLJA - stock.adobe.com Dieses bei Kurvenfahrten vorteilhafte Verhalten bringt jedoch Nachteile im Gelände oder bei vereister Fahrbahn mit sich: Hat eines der beiden Räder nur eingeschränkten oder gar keinen Fahrbahnkontakt, dreht es durch und entzieht dem auf der anderen Achshälfte angeordneten Rad die Antriebskraft, was eine nur eingeschränkte Vortriebskraft oder gar den Stillstand des Fahrzeugs zur Folge hat. Der Ausweg: eine Differenzialsperre. Diese sperrt temporär bei zu großem Drehzahlunterschied der beiden Achshälften die Wirkung des Differenzials, indem sie über eine Kupplung beide Achshälften miteinander verbindet und diese nun mit gleicher Drehzahl rotieren. Somit wird der Schlupf der Antriebsräder begrenzt, um den Vortrieb unter widrigen Verhältnissen zu optimieren. Genau dafür steht die Buchstabenkombination „LS“: Limited Slip = begrenzter Schlupf. Moderne Fahrzeugkonzepte nutzen diese Technik darüber hinaus aktiv, um durch ein Power Vectoring in dynamischen Fahrsituationen jedem Rad des Fahrzeugs das optimale Drehmoment zur Verfügung zu stellen. So kann beispielsweise das kurveninnere Rad gebremst, das kurvenäußere hingegen beschleunigt werden. Wird in den Achsantrieben die Sperrwirkung über im Ölbad laufende Lamellenkupplungen sichergestellt, muss das Öl diesen Lamellenkupplungen spezielle Reibwerteigenschaften liefern, die durch LS- Additive sichergestellt werden. Hierbei handelt es sich um Friction Modifier, das heißt reibwertverändernde Additive. LS-Getriebeöle müssen also den Anforderungen klassischer Achsgetriebe genügen, sowohl der API-Klassifikation API GL-5 als auch den LS-Anforderungen. Diese speziellen Anforderungen sind allermeist in den Spezifikationen der Getriebebzw. Fahrzeughersteller geregelt. Als einer der Klassiker sei hier stellvertretend die Spezifikation „ZF TE-ML 05“ der ZF Friedrichshafen AG genannt, die mit der Klasse „05C“ LS-Getriebeöle in verschiedenen Viskositätsklassen listet. »« Eingangsabbildung: © Юлия Корниевич - stock.adobe.com
