eJournals Schmierstoff + Schmierung 6/2

Schmierstoff + Schmierung
sus
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expert verlag Tübingen
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Neues aus dem Verband

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Schmierstoff + Schmierung · 6. Jahrgang · 2/ 2025 30 neues aus deM VerBand Ökodesign-Forum und digitaler Produktpass Am 19. und 20. Februar 2025 fand das erste Expertentreffen zur Ökodesignrichtlinie (Ecodesign for Sustainable Products Regulation, ESPR) statt, an der auch der Verband Schmierstoff-Industrie e. V. (VSI) teilgenommen hat. Die ESPR-Richtlinie (Europäische Verordnung über die Nachhaltigkeit von Produkten) ist ein Gesetzesrahmen der Europäischen Union, der darauf abzielt, die Kreislaufwirtschaft zu fördern und die Umweltbelastung durch Produkte zu reduzieren. Die Richtlinie verpflichtet Unternehmen, die Umweltauswirkungen ihrer Produkte über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu verringern. Dies betrifft vor allem die Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Produkten. Die zentralen Elemente der ESPR-Richtlinie sind: 1. Erweiterte Produzentenverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR): Unternehmen müssen für die Sammlung und das Recycling von Produkten und deren Verpackungen sorgen. 2. Ökodesign-Vorgaben: Es werden Anforderungen an das Design von Produkten gestellt, damit diese leichter reparierbar, langlebiger und recycelbar sind. 3. Informationspflichten: Unternehmen müssen Verbraucher über die Nachhaltigkeit und die Entsorgungsoptionen ihrer Produkte informieren. Die Richtlinie zielt darauf ab, den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu unterstützen, indem Produkte effizienter genutzt und Ressourcen geschont werden. Die gesammelten Daten werden in einem sogenannten Digital Product Passport (DPP) entlang der Lieferkette weitergegeben. Im ESPR-Forum sollen nun mit Behörden, Nichtregierungsorganisationen und Industrie die Details der Ausgestaltung der ESPR diskutiert werden. Schon im Vorfeld haben sich die europäischen Schmierstoffverbände Union of the European Lubricants Industry (UEIL) und Association Technique de l’Industrie Européenne des Lubrifiants (ATIEL) gegen die Aufnahme von Schmierstoffen in die erste Regulierungswelle ausgesprochen (siehe Anlagen 3 und 4: Positionspapiere). Hier kam es in der Tat zu einer Veränderung: In der ersten Regulierungswelle werden nun entgegen der ersten Ankündigung nur noch Reifen, Möbel und Textilien sowie Stahl und Aluminium bearbeitet. Erst in der zweiten Welle (ab 2030) sollen auch Schmierstoffe in die ESPR aufgenommen werden. Allerdings soll es schon 2028 eine Überprüfung geben, ob die Aufnahme vorgezogen wird. Bis dahin unterliegen Schmierstoffe nicht der ESPR und auch ein DPP für das Produkt Schmierstoff ist demnach nicht notwendig. Der VSI engagiert sich hier für eine anwender- und herstellerfreundliche und möglichst unbürokratische Regelung. PFAS: Beschränkung der Verwendung von fluorhaltigen Kohlenwasserstoffen in Schmierstoffen Bereits am 13. Januar 2023 haben die federführenden Behörden aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Norwegen ein Beschränkungsdossier zur Beschränkung aller PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) eingereicht, das am 22. März 2023 veröffentlicht wurde. Auch Schmierstoffe sind hier betroffen. Vorgesehen war, dass nach einer 13-jährigen Übergangszeit sämtliche PFAS-haltigen Schmierstoffe vom Markt verschwinden müssen. Im Rahmen einer sechsmonatigen öffentlichen Konsultation konnte der Beschränkungsvorschlag derzeit bis zum 25. September 2023 kommentiert werden, woran auch der VSI teilgenommen hat und betonte, dass es Anwendungen vor allem im Hightech-Bereich gibt, bei denen ein Ersatz von PFAS in Schmierstoffen derzeit kaum vorstellbar ist. Das Verbot ist unserer Meinung nach ohnehin zu pauschal, da unter die Bezeichnung „PFAS“ Tausende von Stoffen fallen, von denen einige zweifellos gefährlich sind, andere jedoch schon seit vielen Jahrzehnten sicher verwendet werden, wie beispielsweise Antihaftbeschichtungen in Pfannen oder auch Produkte im Medizinbereich. Stoffe, die in diesen Anwendungen verwendet werden, sind oft auch in PFAS-haltigen Spezialschmierstoffen zu finden. Insgesamt sind die Mengen im Schmierstoff bereich klein und sehr oft nur dort im Einsatz, wo es keine Alternativen gibt. Als Ergebnis von weit mehr als 5.000 Kommentaren aus allen Industriebereichen wird es nun weitere Beratungen der Behörden geben, an denen auch der VSI teilnehmen wird. Offensichtlich haben es die Behörden klar unterschätzt, welche negativen Folgen für viele Lebensbereiche ein pauschales Verbot dieser Stoffe in allen Industriezweigen haben kann, solange es keine Alternativen gibt. Wir erhoffen uns eine bessere Differenzierung bei der Verwendung der verschiedenen PFAS-Moleküle und eine mögliche weitere Verwendung in Schmierstoffen, zumindest bis es bessere Alternativen gibt. »« neues aus deM VerBand