Tribologie und Schmierungstechnik
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expert verlag Tübingen
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JungkProf. Wilfried J. BARTZ, langjähriger Herausgeber der Zeitschrift „Tribologie und Schmierungstechnik“, übergab Ende 2018 seine diesbezüglichen Agenden
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Friedrich Franek
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Würdigung 5 Tribologie + Schmierungstechnik · 66. Jahrgang · 1/ 2019 Für einige erstrebenswert, für so manche eine schockierende Hiobsbotschaft, für Wilfried J. B ARTZ kein Thema: Frühpension. Dennoch wird man es dem Tribologie-Urgestein B ARTZ nicht übel nehmen können, sich ein Stückchen ins Privatleben zurückzuziehen und ein bisschen weniger Verpflichtungen zu erfüllen. In diesem Sinne ist es durchaus verständlich, dass er seine Aufgaben als Herausgeber der Zeitschrift „Tribologie und Schmierungstechnik“ mit Ende des Jahres 2018 an seinen Fachkollegen Dr. Manfred J UNGK übergeben hat. W. J. B ARTZ gehört zweifellos zu den Pionieren der Tribologie, beschäftigte er sich doch mit dieser Disziplin schon bevor er wusste, dass sie einmal so genannt werden wird 1 . Nicht von ungefähr ist B ARTZ deshalb weltweit in der Scientific Community bestens bekannt, umgekehrt umfasst sein Netzwerk wohl alle Personen, die in der Tribologie Rang und Namen hatten und haben. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass ihn über viele Jahre eine respektvolle Freundschaft mit dem „Vater der Tribologie“, Prof. H. Peter J OST († 2016), verband. tigen FUCHS PETROLUB SE in der Anwendungsberatung einsetzte und erweiterte. Die „nasse“ Tribologie, wie es B ARTZ selbst bezeichnet, war Schwerpunktgebiet seines Dissertationsstudiums am Institut für Erdölforschung (IfE) in Hannover (Dr.-Ing. 1968) und weitergehend beim Aufbau und Betrieb der Abteilung Schmierungstechnik und Betriebsstoffe für Verbrennungskraftmaschinen bzw. Tribologie und Schmierungstechnik, die er etwa 15 Jahre lang leitete. Wenngleich W. J. B ARTZ sich anschließend für etwa 25 Jahre als Direktor und wissenschaftlicher Leiter der Technischen Akademie Esslingen (TAE) neuen beruflichen Aufgaben widmete, blieb er seinem fachlichen Schwerpunkt treu: Diese Weiterbildungseinrichtung wurde eine über die Grenzen Deutschlands bekannte Institution, auch mit der speziellen Orientierung „Tribologie und Schmierungstechnik“, in deren Umfeld B ARTZ auch für eine gewisse Zeit themenspezifisch eine tribotechnische Laborinfrastruktur aufbauen konnte. Als Pädagoge, Lehrgangsleiter und Vortragender war B ARTZ (mit dem Zertifikat „Europa Ingenieur - EUR ING SEFI“ sowie „internationaler Ingenieurpädagoge: ING-PAED IGIP“ ausgestattet) nicht nur an der TAE, sondern auch an diversen tertiären Bildungseinrichtungen (z. B. den Universitäten Hannover, Stuttgart und Wien) tätig. Zu erwähnen ist auch seine im Anschluss an die TAE-Zeit wahrgenommene Key-Researcher-, Mentoren- und ggf. Doktorvater-Funktion für den wissenschaftlichen Nachwuchs im Rahmen des Österreichischen Kompetenzzentrums für Tribologie (Austrian Center of Competence for Tribology - AC2T research GmbH), Wiener Neustadt (Österreich), dessen Aufbau und Wirken er auch als Miteigentümer begleitete und begleitet. Die pädagogischen Verpflichtungen, sicherlich aber auch eine fachlich geprägte Sammlerleidenschaft, führten Würdigung Prof. Wilfried J. BARTZ, langjähriger Herausgeber der Zeitschrift „Tribologie und Schmierungstechnik“, übergab Ende 2018 seine diesbezüglichen Agenden 1 In Abwandlung eines Spruches, den Heinz F AIGLE († 1996), Gründer der faigle Kunststoffe GmbH, Hard, Vorarlberg (Österreich), ähnlich für seine langjährige Beschäftigung mit der Tribologie (der Kunststoffe) zu sagen pflegte. Wo geht’s lang? Für Prof. B ARTZ als T+S-Herausgeber war das stets klar! (2009, Pisa, ECOTRIB 2009) Die Tribologie-Granden: H. Peter J OST und W. J. B ARTZ, 20. Kolloquium „Tribologie“, TAE, Ostfildern, 2016 Den Zugang zur Tribologie, damals noch als „Reibungstechnik“ verstanden, fand W. J. B ARTZ im Zusammenhang mit seinem Interesse an der Kraftfahrzeugtechnik, der er sich als Maschinenbaustudent in seiner Spezialisierung an der Universität Hannover zuwandte. Dabei erkannte er die Bedeutung der richtigen Anwendung des richtigen Schmierstoffes für Aggregate, insbesondere bei Verbrennungskraftmaschinen, ein Wissen, das er schon als junger Diplom-Ingenieur bei der Vorgängerin der heu- T+S_1_2019.qxp_T+S_2018 29.01.19 09: 11 Seite 5 auf den jetzt bestens etablierten Titel. Dies vor allem deshalb, um den damals immer noch nicht sehr gebräuchlichen Begriff Tribologie in den Vordergrund zu rücken. Des Weiteren ist es dem Wirken von Prof. B ARTZ zu verdanken, dass diese Zeitschrift als offizielles Organ der Gesellschaft für Tribologie, später auch der Österreichischen Tribologischen Gesellschaft und schließlich der Swiss Tribology, also der Schweizer Tribologie-Gesellschaft, etabliert wurde. Neben den üblichen wissenschaftlichen Beiträgen legte Prof. B ARTZ Wert darauf, dass gewisse gleichbleibende Themenblöcke in der Zeitschrift erscheinen, und zwar ein Veranstaltungsspiegel, eine jeweils aktualisierte Übersicht über die Produktion von Ölen und Fetten sowie eine Übersicht über aktuelle Entwicklungen, Änderungen und Neuerscheinungen auf dem Normungssektor. Selbstverständlich dürfen auch - in Fortsetzung erscheinende - Abschnitte aus dem „Handbuch der Tribologie und Schmierungstechnik“ nicht fehlen, das unter der Herausgeberschaft von W. J. B ARTZ ebenfalls im expert-Verlag erscheint. Drei Neuerungen aus der jüngeren Vergangenheit gehen auch auf die Initiative von Prof. B ARTZ zurück: Die Zeitschrift bringt Fachbeiträge in zwei Kategorien: „Aus Wissenschaft und Forschung“ sowie „Aus der Praxis für die Praxis“. Weiters wurde für die wissenschaftlichen Fachbeiträge ein Begutachtungsverfahren implementiert, was vor allem für den Stellenwert der Beiträge aus dem akademischen Bereich von Bedeutung ist. Schließlich wurde die Zeitschrift - wenn auch primär für deutschsprachigen Raum gedacht - auch für Beiträge in englischer Sprache geöffnet, was insbesondere in der Scientific Community geschätzt wird. Die Zeitschrift hat in den letzten Jahren auch in der graphischen bzw. formatmäßigen Darbietung deutlich an Attraktivität gewonnen, nicht zuletzt durch das Lay-out im 4-Farben-Druck. Insgesamt kann somit Wilfried B ARTZ auf viele Jahre erfolgreichen Wirkens als Herausgeber der „T+S“ zurückblicken und symbolisch das Staffelholz der Herausgeber-Verantwortung mit hohen Ansprüchen weitergeben. Wilfried J. B ARTZ wurde für sein Wirken in der Tribologie durch zahlreiche Auszeichnungen unterschiedlicher Art gewürdigt, wie Ehrendoktorate bzw. Professuren, Ehrenmitgliedschaften, Ehrenzeichen und Medaillen, allen voran 2001 durch die weltweit höchste Tribologieauszeichnung, die Tribology Gold Medal. An dieser Stelle jedoch sei Herrn Prof. B ARTZ als T+S-Herausgeber für seine jahrelangen erfolgreichen Aktivitäten im Sinne der Tribologie-interessierten Leser herzlich gedankt mit den allerbesten Wünschen für weiterhin interessante tribologische Herausforderungen, Gesundheit und alles Gute für das zusätzliche Kontingent an Muße ab 2019. Univ.-Prof. DI Dr. Friedrich Franek Würdigung 6 Tribologie + Schmierungstechnik · 66. Jahrgang · 1/ 2019 dazu, dass B ARTZ im Laufe der Jahre zum Themenumfeld der Tribologie eine beeindruckend große „Privatbibliothek“ aufbauen konnte, die eine Fülle von Informationen bereit stellt. Einen Teil des Literaturbestandes hat B ARTZ von seinen zahlreichen Reisen bzw. Kongressteilnahmen mitgebracht, wobei er in den Proceedings von Tagungen und Kongressen weltweit selbst oftmals auch als eingeladener Vortragender oder Plenarvortragender aufscheint. Im Übrigen kann B ARTZ als Folge seiner vielseitigen Tätigkeiten im Umfeld der Tribologie und Schmierungstechnik und der einschlägigen Schrifttumsauswertung auf weit mehr als 400 Veröffentlichungen als Autor in inländischen und ausländischen Fachzeitschriften sowie in Büchern verweisen bzw. war Herausgeber zahlreicher Bücher. Letzteres insbesondere für Bücher, die im expert- Verlag erschienen, zu dem B ARTZ einen besonderen Kontakt aufbaute. Das gute Einvernehmen mit dem Verleger/ Verlagsgründer Elmar W IPPLER (†2016) schaffte die Voraussetzungen, dass eine große Zahl von Publikationen, insbesondere auch die Inhalte von Tribologie- Seminaren und -Kursen in Form von Fachbüchern erschienen sind. Zahlreiche Taschenbücher im expert-Verlag wurden von W. J. B ARTZ initiiert bzw. als Herausgeber betreut (Prof. B ARTZ mit Prof. F RANEK vor einer Sammlung von Ansichtsexemplaren anläßlich des ÖTG- Symposiums 2003) Eine besondere Herausforderung stellte sich für W.J. B ARTZ , für den deutschen Sprachraum eine Tribologie- Zeitschrift nach modernen Gesichtspunkten zu etablieren. Die Zeitschrift „Schmiertechnik und Tribologie“ (ursprünglich - ab 1954 - „ Schmiertechnik“) im früheren Vincentz-Verlag drohte vom Markt zu verschwinden. Mit der deutschen Wiedervereinigung war auch das Schicksal der Zeitschrift „Schmierungstechnik“ (VEB Verlag Technik) ab 1990 unsicher. Nicht zuletzt durch das Engagement von W. J. B ARTZ , der seit dem Tod des früheren Schriftleiters Prof. Georg H. G ÖTTNER (†1980) als Herausgeber der „Schmiertechnik und Tribologie“ fungierte, gelang es, einen Verlag zu finden, der sich für das Produkt einer Tribologie-Zeitschrift interessierte und die entsprechenden kaufmännischen Weichenstellungen vornahm. Das Arbeitsumfeld und der exzellente Überblick über tribologische Literatur und Forschungs- „Hot-Spots“ boten ideale Voraussetzungen für W. J. B ARTZ , der sich auch als Herausgeber des neuen Formates „Tribologie und Schmiertechnik“ engagierte und das Gesicht der nunmehrigen Tribologie-Zeitschrift im expert-Verlag mitgestaltete, beginnend mit einer Änderung T+S_1_2019.qxp_T+S_2018 29.01.19 09: 11 Seite 6
