Tribologie und Schmierungstechnik
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expert verlag Tübingen
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JungkDas Bauhaus der Tribologie
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Manfred Jungk
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Editorial 1 Tribologie + Schmierungstechnik · 66. Jahrgang · 2/ 2019 Liebe Leserinnen und Leser, im April 1919 startete Walter Gropius sein „Staatliches Bauhaus“ in Weimar, wo ungefähr zur gleichen Zeit die Nationalversammlung tagte um die demokratische Verfassung für die neue Republik zu schreiben. Ein Rechtsstaat, mit dem das Volk als Souverän galt und das Frauenwahlrecht entstand. In dieser Nachkriegsphase war die Bevölkerung verarmt. Die vorhandenen majestätischen Bahnhöfe, gewaltigen Industriepaläste und schnörkelreichen Wohnviertel riefen keine Aufbruchstimmung hervor. Doch in Walter Gropius „Bauhaus- Manifest“ wurde ein Neuanfang pathetisch begleitet: „Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallines Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens.“ Ob die heutige Architektur, wie man sie in den Metropolen dieser Welt mit immer näher an den Himmel reichenden Gebäuden wahrnimmt, maßgeblich von der 14 Jahre dauernden Bauhaus-Phase beeinflusst wurde, ist wahrscheinlich. Wilhelm Wagenfelds Bauhausleuchte, Ludwig Mies van der Rohes Freischwinger und Barcelona Chair, Margarete Schütte-Lihotzkys Frankfurter Küche, Le Corbusiers LC2 Sofa oder Peter Kellers Bauhaus-Wiege sind Design Klassiker. Zum 100jährigen Gedenken an die Bauhausgründung finden etliche Ausstellungen statt: www.bauhaus100.de. Die Bauhaus-Phase der Tribologie entstammt nicht nur einer örtlichen oder zeitlichen Gruppierung von Zeitgenossen wie der um Walter Gropius. Vielmehr fallen einem Namen wie Richard Stribeck, Peter Jost, Georg Vogelpohl oder Duncan Dowson ein. Ihnen verdanken wir die Definition der Reibungszustände, die Erfindung des Wortes Tribologie, die Bewusstseinsförderung der einhergehenden volkswirtschaftlichen Bedeutung um Reibung/ Verschleiß/ Schmierung und die Gleichungen zur hydrodynamischen und elastohydrodynamischen Schmierfilmdicke. Natürlich ist die Liste der Zeitgenossen, die sich um die Tribologie verdient gemacht haben, sehr viel länger und ich habe beispielhaft die oben genannten Namen herausgegriffen. Eigentlich machen wir uns alle um die Tribologie verdient. Das Bauhaus der Tribologie findet nämlich durch unsere Teilnahme an wiederkehrenden Veranstaltungen von Verbänden und anderen Tribologie unterstützenden Institutionen statt. Dort lernen wir was, treffen unsere Kunden und Lieferanten und haben Spaß. Der Spaßfaktor soll auch in der Gruppe um Walter Gropius eine bedeutende Rolle gespielt haben. Diese Mischung führt dazu neue Lösungsansätze für tägliche Problemstellungen zu finden und neue Kontakte zu knüpfen um das Bauhaus der Tribologie noch besser zu vernetzen. Wenn auch nicht ganz so lange her wie die Gründung des Bauhauses jährt sich die „Society of Tribologists and Lubrication Engineers“ in diesem Jahr zum fünfundsiebzigsten Mal. Walter D. Hodson und andere gründeten die anfangs American Society for Lubrication Engineers genannte STLE einen Tag nachdem der Film „Casablanca“ mit dem „Oscar“ ausgezeichnet wurde. Dies war dann wohl auch der Anfang einer schönen Freundschaft. Noch etwas jünger, aber auch schon 60 Jahre wird die Gesellschaft für Tribologie. Daher darf ich Sie schon jetzt auf die Jubiläumsjahrestagung vom 23.-25. September aufmerksam machen, über die Sie in der nächsten Ausgabe mehr erfahren werden. Bis dahin viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe und bleiben Sie der Tribologie gewogen, Ihr Manfred Jungk Herausgeber Das Bauhaus der Tribologie T+S_2_2019.qxp_T+S_2018 16.04.19 13: 48 Seite 1
