Tribologie und Schmierungstechnik
tus
0724-3472
2941-0908
expert verlag Tübingen
21
2020
671
JungkProf. Dr. Duncan Dowson (1928-2020)
21
2020
Harry van Leeuwen
Gerhard Poll
tus6710004
Prof. Dr. Duncan Dowson, ein angesehener wissenschaftlicher Ingenieur und Ingenieurwissenschaftler, führend auf dem Gebiet der Tribologie, verstarb am 6. Januar 2020 im Alter von 91 Jahren. Mit diesem Nachruf möchten wir ihn ehren und an ihn erinnern. Prof. Dowson wurde am 31.8.1928 in Kirkbymoorside in England geboren und wuchs in seinem geliebten North Yorkshire Moors auf. Seine akademische Laufbahn ist eng verbunden mit der Universität von Leeds, wo er 1950 den Bachelor-Grad im Fach Maschinenbau erhielt. 1952 beendete er seine Doktorarbeit (Ph.D.) zu „Cavitation in lubricating films supporting small loads“ bei Prof. Dr. Derman Guy Christopherson. Die Untersuchung des Phänomens der Kavitation blieb ein lebenslanges Interesse. Zwischen 1952 und 1954 arbeitete er in der Industrie bei der Sir W. G. Armstrong Whitworth Aircraft Company. Dann kehrte er zurück zur Universität Leeds, wo er eine Anzahl von verschiedenen Positionen bekleidete und für den Rest seines Arbeitslebens blieb. Er wurde 1954 Lecturer, 1963 Senior Lecturer, 1965 Reader und schließlich 1966 Professor für Technische Strömungsmechanik und Tribologie. Im Jahr 1971 wurde er Doktor der Wissenschaften (D.Sc.). Duncan Dowson war Mitglied der Arbeitsgruppe, die 1964 von Lord Bowden, dem Staatsminister für Bildung und Wissenschaft, zur Untersuchung von Schmierung, Ausbildung und Forschung eingerichtet wurde, dem sogenannten „Jost Committee“. Dieses Komitee wurde nach seinem Vorsitzenden benannt, Prof. Dr. H. Peter Jost CBE. Diesen Ausschuss förderte die Annahme des Wortes „Tribologie“, definiert als „Wissenschaft und Technik der interagierenden Oberflächen in relativer Bewegung unter damit verbundenen Praktiken“. Der Beitrag, den Duncan Dowson durch die Anwendung der wissenschaftlichen Ergebnisse auf die Technologie geleistet hat, war enorm. Er wurde weltweit als einer der führenden Tribologen anerkannt. Im modernen Kontext hat er wahrscheinlich mehr als jeder andere getan, um die Tribologie zu fördern, und vermutlich war Duncan einer der einflussreichsten Tribologen des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1959 veröffentlichte Duncan Dowson, zusammen mit Gordon Higginson, die erste einer Vielzahl von Arbeiten, die sich mit dem Mechanismus der elasto-hydrodynamischen Schmierung (EHD oder EHL) befassten. Darin wurde trotz der extrem harten Bedingungen die erstaunlich effektive Schmierung von Zahnrädern, Wälzlagern und Nockenmechanismen erklärt. Das hat zu enormen Verbesserungen im wissenschaftlichen Verständnis dieser Mechanismen geführt. Als Ergebnis wurden die Lebensdauer und Zuverlässigkeit von Wälzlagern und ähnlichen hochbelastete Komponenten stark verlängert, was zu erheblichen finanziellen Einsparungen führte. Seit seiner Einführung in den 1960er Jahren wurden seine ingenieurwissenschaftlichen Studien im Bereich der Biotribologie und Biotechnologie an der Seite von Ärzten in Krankenhäusern in Leeds und der britischen Gemeinschaft in einem weiteren Sinne durchgeführt. Professor Duncan Dowson wurde möglicherweise in der breiteren Fachwelt für diese Arbeiten am weitesten bekannt. Er erhielt internationale Anerkennung für seine Erläuterungen der Funktionsweise menschlicher Gelenke und biotechnologischer Prothesen. Er forschte umfassend im Zusammenhang mit der Schmierung von Synovialgelenken und der Entwicklung von Gelenkprothesen im Hinblick auf deren Simulation, Schmierung und insbesondere Verschleiß. Etwa 1970 begann Duncan Dowson mit seinen Forschungsstudien zur Schmierung von Kolbenringen. Diese Forschungen waren ein wichtiger internationaler Beitrag zum Verständnis der hydrodynamischen, elastohydrodynamischen, Misch- und Grenzschmierung der Ringe in Verbrennungsmotoren mit detaillierten Konstruktionsüberlegungen zu Ringform, Strömungskontinuität, Ringdrehung, Kolbenringverformungen, Ringverschleiß und anderen Bereichen. Das führte zu Verbesserungen im Verständnis und in der Konstruktion, die auf eine beträchtliche Anzahl von Motoren in Großbritannien und Europa angewandt wurden. Seine Studien über die Schmierung im Verbrennungsmotor wurden weiterentwickelt und umfassten auch Ventiltrieb- und Motorlagerschmierung. Er war an der Entwicklung eines Nachruf 4 Tribologie + Schmierungstechnik · 67. Jahrgang · 1/ 2020 Nachruf Prof. Dr. Duncan Dowson (1928 - 2020) Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen 2013 Von Harry van Leeuwen und Gerhard Poll 1 1 Chris M. Taylor, Professor Emeritus an den Universitäten Leeds und Bradford und ein sehr guter Freund der Familie Dowson, hat den Autoren mit seinen Kommentaren sehr geholfen. T+S_1_2020_ 2.qxp_T+S_2018 04.03.20 15: 03 Seite 4 Nachruf 5 Tribologie + Schmierungstechnik · 67. Jahrgang · 1/ 2020 Melville Medaille, 1979 den Mayo D. Hersey Award, und 2000 den Robert Henry Thurston Award; von der British Society of Rheology die Goldmedaille (gemeinsam mit Gordon Higginson, 1969) von der Universität Gent 1998 die Sarton Medaille, und von der Gesellschaft für Tribologie 2013 das Georg Vogelpohl Ehrenzeichen. Seine intellektuellen Fähigkeiten wurden durch eine Reihe von höheren akademischen Graden anerkannt. Zusätzlich zu seinem eigenen DSc im Jahr 1971 erhielt er die Ehrendoktorwürde von der Chalmers University of Technology in Schweden, dem INSA (Institut National des Sciences Appliquées) de Lyon in Frankreich, der Universität Lüttich in Belgien, der Universität Waterloo in Kanada und von den Universitäten Bradford, Leeds und Loughborough im Vereinigten Königreich. Dieser immense Beitrag wurde durch einen weit verbreiteten öffentlichen Einsatz ergänzt, Duncan Dowson war für die Regierung, die Forschungsräte, seine Heimatstadt und die IMechE in verschiedenen Funktionen tätig, nicht zuletzt als Präsident des IMechE für das Jahr 1992/ 1993. Er diente als Herausgeber des IMechE- Flaggschiffs Journal of Mechanical Engineering Science und des Journal of Engineering in Medicine. Außerdem war er Herausgeber der Zeitschrift Wear. Er hatte IMechE und STLE-Honorary Fellowships sowie ein ASME-Life Fellowship. Die wohl wichtigste Eigenschaft von Duncan war seine Liebe zur Ausbildung und die Freude an der Lehre der Ingenieurwissenschaften für Männer und Frauen im Hörsaal und im Labor. Seine persönliche Wärme drückte sich in der Betreuung von Studenten, Mitarbeitern und all jenen aus, denen er in seinem beruflichen und persönlichen Leben begegnete. Die Wertschätzung, die man für ihn empfand, spiegelte nicht nur seine akademische Leistung, sondern auch seine zwischenmenschlichen Fähigkeiten wider. Er beriet weit über 100 Forschungsstudenten an der Universität Leeds, der Universität, der er eine unendliche Vorliebe entgegenbrachte und der er sein berufliches Arbeitsleben widmete. Er hatte viele Führungspositionen an der Universität Leeds inne, wie Direktor des Instituts für Tribologie (1967 bis 1987), Pro-Vizekanzler (1983 bis 1985), und Direktor der Fakultät für Maschinenbau (1985 bis 1992). Sein Ausscheiden aus dem Dienst am 30. September 1993 nach 39 Jahren an der Uni-Leeds bedeutete nicht, dass er sich von seinem Studium und seiner beruflichen Tätigkeit zurückzog. Er arbeitete weiterhin mit einer langen Reihe von Kollegen zusammen und hatte insbesondere Forschungsaufgaben an der Universität Leeds und der Universität Bradford. Seine Publikationsrate blieb auch im Ruhestand unvermindert hoch. Duncan Dowson hinterlässt seine Frau Mabel, seinen älteren Sohn David Guy und seine Frau Pam, seine Enkelin Emma und ihren Mann Steve und deren Kinder, seine Urenkelinnen Emily, Charlotte und Annabelle. der softwaretechnisch ausgefeiltesten Modelle für die Vorhersage der Motorreibung beteiligt. Ein solch weit verbreiteter Beitrag zur Ingenieurwissenschaft war durch umfangreiche Publikationen gekennzeichnet. Duncan Dowson hatte eine Liebe zum Schreiben, einen „reibungslosen Stift“ und ein Talent, die entscheidenden Erkenntnisse aus den Forschungsstudien herauszuarbeiten. In dieser Welt der Leistungsindikatoren war er ein Überbieter mit einer Größenordnung von etwa 600 Publikationen, die seinen Namen tragen. Nicht zuletzt ist sein umfangreiches Buch The History of Tribology (Longmans 1979, 2. Aufl. 1998) zu nennen, in dem er die Geschichte seines Fachgebiets vom Beginn der Zivilisation bis zum Ende des 20. Jahrhunderts erforschte. Duncan widmete dieses Buch seinem viel zu früh gestorbenen Sohn Stephen Paul Dowson (3.10.1956 -10.10.1968). Zusammen mit dem 1993 verstorbenen Professor Maurice Godet gründete er 1974 das Leeds-Lyon Symposium on Tribology, das bis heute die weltweit führende jährliche Europäische Forschungskonferenz dieser Art ist. Daraus sind viele „Proceedings of the Leeds-Lyon Symposium on Tribology“ hervorgegangen. Duncan war immer einer der Verfasser dieser „Proceedings“, vom ersten Jahr (1974, Thema: „Cavitation and Related Phenomena in Lubrication“) bis zum letzten, in dem die Publikationen in Buchform erschienen (2004, Thema: „Life Cycle Tribology“). In diesen „Proceedings“ leistete Duncan selbst zahlreiche Beiträge. Seine Arbeiten auf dem Gebiet der EHL hat er zusammengefasst in den Büchern Elastohydrodynamic Lubrication, gemeinsam mit Gordon Higginson (1966, 2.Aufl. 1977), und in Ball Bearing Lubrication, mit Bernie Harnrock (1981). Sein Name ist für immer mit den Näherungsformeln für die EHD-Schmierfilmdicke von Dowson & Higginson (für Linienkontakte) und von Hamrock & Dowson (für elliptische Kontakte) verbunden. Duncan Dowson erhielt viele Auszeichnungen und Ehrungen. So wurde er 1982 zum Fellow of The Royal Academy of Engineering gewählt, 1987 zum Fellow of the Royal Society of London und 1989 erhielt er den CBE in der Birthday's Honours List. Im Mai 2011 wurde er außerdem zum Honorary Fellow of the Royal Society of Edinburgh gewählt. Im Jahr 1966 bekam Duncan die Thomas Hawksley Goldmedaille von der IMechE (Institution of Mechanical Engineers), 1979 den James Clayton Preis, 1979 die Tribology Goldmedaille und 2001 die James Watt International Goldmedaille. Von der Institution of Civil Engineers die James Alfred Ewing Goldmedaille (1988) und die Kelvin Medaille (1998); 1976 von der ASME (American Society of Mechanical Engineers) die T+S_1_2020_ 2.qxp_T+S_2018 04.03.20 15: 03 Seite 5
