eJournals

Vox Romanica
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
1993
521 Kristol De Stefani
vox ROMANICA ANNALES HELVE TICI EXPLORANDIS LINGUIS ROMANICIS DES TINATI CONDITIAB J. JUD ETA. STEIGER EDITI AU SPICIIS COLLEGII ROMANICI HELVETIORUM A RICARDA LIVER ET PETER WUNDERLI 52 · 1993 FRANCKE VERLAG BASEL VOX ROMANICA Comite de redaction: M. Federico Spiess, president; MM. Michel Burger, Alexi Decurtins, Rudolf Engler, Marc-Rene Jung, Andres M. Kristol, Georges Lüdi, Fran9ois Voillat. Redacteurs: Mme Ricarda Liver (Universite de Berne), M. Peter Wunderli (Universite de Düsseldorf) Secretaires de redaction: M. Paolo Giannoni (Berne), Mme Edeltraud Werner (Düsseldorf). Adresses de la redaction: Mme R. Liver, Romanisches Seminar, Universität Bern, Länggaßstraße 49, CH-3000 Bern 9 (manuscrits et volumes pour compte rendu); M. P. Wunderli, Romanisches Seminar, Universität Düsseldorf, Universitätsstraße 1, D-40225 Düsseldorf (manuscrits et epreuves). Adresse de l'editeur: A. Francke Verlag, Postfach 2567, D-72015 Tübingen (correspondance relative a l'administration). Abonnement: DM 120.- A paraitre dans les prochains volumes: BARBARA PASTOR DE AROZENA, «albarca»: Nota lexicografica. - HANS GEISLER, Metathese im Sardischen. - DAVID GRIFFIN, El supuesto americanismo «chorote». - GEROLD HILTY, Gallus in Grabs. - KLAUS HuNNIUS, Vorkommensfrequenz und Unregelmäßigkeit: die französische Orthographie. - YvoNNE STORK, Über den Zusammenhang von morphosyntaktischem und semantischem Wandel bei der Popularisierung von Adjektiven. - EDELTRAUD WERNER, Gian Francesco Fortunio und die «Regale de la volgar lingua» (1516). - PETER WuNDERLI, Speculatio carolina. Herausgeberkommission: Michel Burger (Universität Genf), Alexi Decurtins (Dicziunari rumantsch grischun), Rudolf Engler (Universität Bern), Marc-Rene Jung (Universität Zürich), Andres M. Kristol (Universität Neuenburg), Georges Lüdi (Universität Basel), Federico Spiess (Vocabolario dei dialetti della Svizzera italiana), Fran�ois Voillat (Glossaire des patois de la Suisse romande). Publiziert mit Unterstützung der Schweizerischen Akademie der Geisteswissenschaften Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved A. Francke Verlag Basel und Tübingen ISSN 0042-899 X ISBN 3-7720-2192-1 Satz und Druck: Laupp & Göbel, Nehren Buchbinderische Verarbeitung: Braun & Lamparter, Reutlingen Printed in Germany Der Grenzgänger und die Grenzen Das Werk Olaf Deutschmanns als Fragment einer Geschichte der Romanistik Olaf Deutschmann gehört zu einer Generation von deutschen Romanisten, deren Bedeutung für die Geschichte des Faches in der Regel nicht sonderlich hoch veranschlagt wird. Dies beruht zum einen auf der Tatsache, daß sein wissenschaftliches Werk nicht durch gewaltigen Umfang herausragt, zum anderen darauf, daß sein Ansatz im wesentlichen auf den Traditionen der Zwischenkriegszeit zu beruhen scheint. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man, daß dies nur bedingt zutrifft: Die innovativen Elemente stehen zwar nicht im Vordergrund, sie sind aber gleichwohl vorhanden und haben so den Umbruch in den 60er und 70er Jahren maßgeblich mit vorbereitet. Gerade seine durch den 2. Weltkrieg bedingte Mittlerstellung macht seine Bedeutung für die Geschichte der Romanistik aus. 0. Olaf Deutschmann wurde am 14. März 1912 in Hamburg geboren; er verstarb am 7. August 1989 in München. Dazwischen liegt ein erfolgreiches Leben als Wissenschaftler, gleichzeitig aber auch ein Leben voll von Schwierigkeiten und Tragik 1. Sowohl im persönlichen wie im wissenschaftlichen Bereich ist Olaf Deutschmann immer wieder an Grenzen gestoßen, sei es nun, daß ihm diese von außen gesetzt wurden, sei es, daß sie in ihm selbst begründet waren. Da er kein Revolutionär war, hat er gegen diese Hemmnisse, Beschränkungen und Einengungen nie offen revoltiert, er hat nie den Aufstand geprobt. Andererseits hat er aber auch nie resigniert. Äußerlich unberührt hat er seine einmal gewählten, ihm vorerst verwehrten Ziele still weiter verfolgt; oft kaum vorstellbare Energieleistungen haben es ihm immer wieder erlaubt, scheinbar definitive Grenzen zu überwinden, sie zu überschreiten, einmal ins Auge Gefaßtes zu verwirklichen und darüber hinaus sich neue Ziele zu setzen (bei deren Verfolgung er dann meist wieder an irgendwelche Grenzen stieß). Olaf Deutschmann sah in seinem Leben oft wie ein Besiegter aus, und dies sowohl im persönlichen wie im beruflichen Bereich. In Wahrheit war er bis zu seinem Tod immer wieder der (heimliche) Sieger. 1 Für die Biographie und die Bibliographie von Olaf Deutschmann bis 1982 cf. WuNDERLII MüLLER 1982; für die Bibliographie der letzten Jahre cf. den Anhang zu diesem Beitrag. 2 Peter Wunderli 1. Begrenzungen in seinen Aktivitäten und in seiner Selbstverwirklichung erfuhr der junge Deutschmann schon als Student und unmittelbar im Anschluß an sein Studium. Die Gründe hierfür sind in erster Linie in den Zeitumständen, d.h. in der Naziherrschaft zu suchen; Olaf Deutschmann konnte dieser Ideologie nichts abgewinnen, dazu war er viel zu stark in der katholischen Jugendbewegung verwurzelt. Ein Mitmachen an dem unheilvollen Treiben war für ihn so von allem Anfang an ausgeschlossen. Aber Deutschmann konnte sich auch nicht in ein sicheres Schweigen zurückziehen, dafür war er ein viel zu engagierter Mensch - und dies mußte unweigerlich zu Spannungen mit seinem Lehrer Fritz Krüger führen, der sich nach dem Kriege der Strafe für seine braune Vergangenheit nur durch einen Rückzug nach Argentinien entziehen konnte. Andererseits war Olaf Deutschmann ein derart brillanter Student, daß man ihm das Studium der Fächer Romanische Philologie, Latein und Experimentelle Phonetik nicht einfach verunmöglichen konnte. Die Studienzeit war somit eine schwierige Gratwanderung, der sich der engagierte Christ nur zeitweise durch Studienaufenthalte in Madrid und Paris entziehen konnte. Diese Auslandsaufenthalte sind bereits so etwas wie eine erste Grenzüberschreitung, die Überwindung einer Beschränkung, die das damalige System Olaf Deutschmann aufzuzwingen versuchte. Und er verstand diese Ausbruchsmöglichkeit auch voll zu nutzen. Nicht nur legte er in Madrid und Paris den Grundstein für viele spätere Arbeiten, er war an der Ecole pratique des Hautes Etudes, wo er v.a. mit dem Textphilologen Mario Roques und dem Paläographen Charles Samaran zusammenarbeitete, derart erfolgreich, daß er 1937 auf Vorschlag von Roques zum «Eleve titulaire» dieser ehrwürdigen Institution ernannt wurde eine Auszeichnung, die Olaf Deutschmann bis an sein Lebensende mit Stolz führte. Es dürfte nicht zuletzt dem erfolgreichen Pariser Aufenthalt zu verdanken sein, daß Deutschmann 1938 in Hamburg mit einer als«Untersuchungen zum volkstümlichen Ausdruck der Mengenvorstellungen im Romanischen» betitelten Dissertation promovieren konnte. Dies war sicher ein heimlicher Sieg gegen die herrschenden Nationalsozialisten, eine neue Überwindung von Grenzen, die man ihm zu setzen versuchte. Aber es war auch so etwas wie ein Pyrrhussieg, wie sich schnell zeigen sollte. Aufgrund seiner angeblichen«politischen Unzuverlässigkeit» gab es für ihn keine Chance, in der Universität Fuß zu fassen, geschweige denn eine Universitätskarriere zu planen und in Angriff zu nehmen. Aus diesem Grunde orientierte sich Olaf Deutschmann auf das Lehramt hin und legte 1939 das erste Staatsexamen in den Fächern Latein, Französisch und Spanisch ab. Und erneut blockte man ihn ab: Man ließ ihn zum 2. Staatsexamen (Assessorexamen) einfach nicht mehr zu. Aus ihrer Sicht hatten die Machthaber damit vielleicht nicht einmal so Unrecht, denn ein derartig unabhängiger und kritischer Geist als Lehrer wäre für sie sicher sehr unbequem geworden. Somit war Deutschmann schon wieder an eine Grenze gestoßen, die er vorerst nicht überwinden konnte, und hinter ihr zeigte sich auch gleich eine neue: Es sollte Der Grenzgänger und die Grenzen 3 ihm in der Folge verwehrt sein, sich seiner über alles geliebten Wissenschaft zu widmen, denn er wurde zur Wehrmacht eingezogen und an die Front geschickt. Erst der Zusammenbruch erlaubte es ihm, die von den Nazis aufgebauten Hindernisse zu überwinden ein Erfolg also mit erheblichem Verzögerungsfaktor. Olaf Deutschmann wurde als vollkommen unverdächtig und unbelastet bereits am 1. November 1945 zum wissenschaftlichen Assistenten an dem im Neuaufbau begriffenen Romanischen Seminar der Universität Hamburg ernannt. Seine Karriere schien nun gesichert. Es folgte in der Tat eine Periode der Stabilität und des Erfolges. Deutschmann machte sich gleich daran, seine Habilitation vorzubereiten und realisierte dieses Projekt in geradezu phänomenal kurzer Zeit: Er habilitierte sich bereits am 17. Mai 1947 mit der Studie «Zum Adverb im Romanischen», die den Untertitel «Anläßlich französisch Il est terriblement riche - Il a terriblement d'argent» trägt. In einem gewissen Sinne ging das alles sogar viel zu schnell. Nicht umsonst dauerte es bis 1959, bis die Arbeit im Druck erschien: Der nicht nur gegenüber andern, sondern auch und v.a. gegenüber sich selbst äußerst kritische Verfasser konnte sich nicht dazu entschließen, sich von einem Manuskript zu trennen, dessen durch den Zeitdruck, den Zwang zum raschen Handeln bedingte Mängel er nur allzu gut kannte. Hier zeigt sich eine Art «innere Grenze» Olaf Deutschmanns, die sicher positiv zu sehen ist: sein Perfektionismus. Andererseits sollte dieser Aspekt seines Charakters schon sehr bald mit seiner Krankheit und der Angst, wichtige Ideen nicht mehr veröffentlichen zu können, in Konflikt geraten. In der Regel hat in der Folge das Mitteilungsbedürfnis, die Überzeugung, etwas Wesentliches weitergeben zu müssen, den Sieg über den Wall des Perfektionismus davongetragen. Bis 1951 war Deutschmann Privatdozent in Hamburg, um dann gleichzeitig zwei Angebote zu bekommen: eine Diätendozentur in Freiburg und ein Extraordinariat für Spanische Sprache und Literatur in Saarbrücken. Da Saarbrücken damals «Ausland» war, entschloß sich der junge und geradezu arbeitsbesessene Forscher und Lehrer, sie vorerst beide wahrzunehmen. 1954 wurde er dann zum Außerordentlichen Professor in Freiburg ernannt, und nachdem er 1960 einen Ruf nach Frankfurt abgelehnt hatte, erfolgte 1961 die Umwandlung dieser Stelle in ein Ordinariat das erste Ordinariat für Romanische Sprachwissenschaft in Freiburg übrigens. Olaf Deutschmann schien somit am Ziel seiner Wünsche zu sein und mit 49 Jahren noch eine lange und erfolgreiche Karriere vor sich zu haben. Dieser Schein war allerdings trügerisch. Schon lange hatten sich gesundheitliche Probleme gezeigt, und 1955 wurden die Anfänge der Parkinsonschen Krankheit («Schüttellähmung») diagnostiziert. Damit stieß Olaf Deutschmann an eine neue Grenze, war doch die Medizin damals noch kaum in der Lage, auf diese Krankheit Einfluß zu nehmen und mußte sich mit bescheidenen Versuchen der Symptombekämpfung zufrieden geben. Das Leiden nahm seinen vorhergesehenen Verlauf und beeinträchtigte den dynamischen Lehrer und Forscher in zunehmendem Maße. Dazu 4 Peter Wunderli kam dann noch eine Reihe von unschönen Querelen und Auseinandersetzungen sowohl mit engeren als auch ferneren Fachkollegen, im Seminar und in der Fakultät. Vor diesen nun massiert auftretenden Hindernissen kapitulierte Olaf Deutschmann: Er ließ sich 1969 emeritieren. Damit schien die Karriere einer der großen Hoffnungen der deutschen Romanistik in der unmittelbaren Nachkriegszeit ein vorzeitiges Ende gefunden zu haben. Zwar publizierte er 1971 noch sein schon seit langem sich in Vorbereitung befindendes Handbuch «Lateinisch und Romanisch», aber diese Arbeit schien eher ein Abgesang, ein Vermächtnis zu sein, eine Art wissenschaftliches Testament. Daß dem nicht so sein konnte, mußte aber jedem klar sein, der Olaf Deutschmann und seinen Lebensweg etwas näher kannte. Ein erster Hinweis dafür war schon die Tatsache, daß sich Deutschmann auch in den folgenden Jahren immer wieder sporadisch in Zeitschriften- und Festschriftenartikeln zu Wort meldete (1977, 1980, 1981, 1985). Und in der Tat, es gelang ihm, auch diesescheinbar endgültige - Grenze zu überschreiten. Zu Beginn der 80er Jahre hatte er seine spätere Frau Karin kennengelernt, und mit ihrer Hilfe gelang es ihm, seinem Leben nochmals eine Wende zu geben, aus dem Pflegeheim, in dem er wie ein lebendig Begrabener vegetierte, wieder auszubrechen. Er nahm als Emeritus seine Lehrtätigkeit in Freiburg 1985 wieder aufin 14tägigem Rhythmus, jedes Mal mit der beschwerlichen Fahrt von München nach Freiburg (und zurück) verbunden-, und er publizierte in verstärktem Rhythmus: Er stellte noch zwei Bücher (1988a, 1990) und zwei Aufsätze (1986, 1988b [1990]) fertig, von denen zwei Arbeiten noch zu Lebzeiten, zwei andere erst postum erschienen. Der Tod riß ihn aus einer Reihe von weiteren Plänen und Projekten. 2. Olaf Deutschmann war wie könnte es anders sein in erheblichem Maße durch den Zustand der deutschen Romanistik während seiner Studienzeit und in den nachfolgenden Jahren geprägt. Solche Fesseln kennt jeder von uns, und das Vakuum, das die nationalsozialistische Herrschaft auch im wissenschaftlichen Bereich geschaffen hatte, sollte noch lange vorhalten; in der Romanistik dauerte es z.B. bis in die 60er Jahre hinein, bevor eine allgemeine Neuorientierung sichtbar wurde und sich eine breite Abwendung von den traditionellen Pfaden bemerkbar machte. Dieser zeitbedingten Stagnation mußte auch Olaf Deutschmann bis zu einem gewissen Grade seinen Tribut zollen. Die deutsche Romanistik zwischen den beiden Weltkriegen und in der unmittelbar daran anschließenden Periode war durch eine hochgradige Theoriefeindlichkeit gekennzeichnet, die mit einer Verliebtheit in das sprachliche Material gepaart war. Theoriefeindlich war nun Olaf Deutschmann allerdings nicht; sowohl seine Dissertation wie auch seine Habilitationsschrift beginnen mit einem langen, im Falle der Dissertation schon fast überlangen theoretischen Vorspann; diesem Muster sind auch zahlreiche seiner Aufsätze verpflichtet. Allerdings darf man bei Deutschmann nicht «Theorie» im heutigen Sinne erwarten: Die Termini sind Der Grenzgänger und die Grenzen 5 selten «wohldefiniert», und auch ein streng deduktives Verfahren ist ihm vollkommen fremd. Die «Theorie» ist bei ihm eine Explikation der im Rahmen eines hermeneutisch-induktiven Verfahrens gewonnenen Ergebnisse. Wenn diese Quintessenz am Anfang der Arbeiten steht, dann begründet dies kein deduktives Verfahren, sondern hat den Status einer Darstellungstechnik, die die Materialinterpretation entlasten soll. - Diese Feststellung macht auch gleichzeitig deutlich, daß bei Deutschmann die Liebe zum Material erhalten geblieben ist. Er erweist sich als ein wahrer Titan der Materialbewältigung, der mit ungeheurem Eifer sammelt, klassifiziert und dann ausbreitet und im Detail interpretiert. Bei ihm gibt es nie theoretische Spekulationen im luftleeren Raum; jede seiner Aussagen ist durch eine Fülle von Beispielen belegt, jeder Schluß läßt sich von der Beleglage rechtfertigen, und gleichzeitig werden auch mögliche Gegenbeispiele in Betracht gezogen, gewürdigt, bewertet und gegebenenfalls entkräftet. Diese Treue zum Material, Deutschmanns absolute wissenschaftliche Redlichkeit haben allerdings zur Folge, daß seine Arbeiten manchmal über lange Strecken schwer lesbar, ja für den modernen «eiligen» Leser oft geradezu unleserlich sind. Derartige Kritik ist in Rezensionen auch verschiedentlich geäußert worden, und sie ist bis zu einem gewissen Grade sicher berechtigt 2• Die Romanistik zu Deutschmanns Ausbildungszeit war weiter geprägt durch eine fast ausschließlich diachronisch orientierte Fragestellung. Aus diesem Grunde dominierten zwischen 1920 und 1960 etymologische und sprachgeschichtliche Arbeiten, und selbst dort, wo man sich der Dialektologie zuwandte, geschah dies nicht um der Dialekte selbst willen, sondern ganz im Sinne von Jules Gillieron um sie als Zeugen für längst entschwundene Sprachzustände auszuwerten. Eine solche Haltung fehlt bei Olaf Deutschmann vollkommen, ja er betont sogar in den meisten Arbeiten ausdrücklich, daß es ihm um die Darstellung des modernen Sprachzustands per se gehe. Gleichwohl konnte er sich dem «Zeitgeist» nicht entziehen: Praktisch immer ist auch ein Teil da, den man als historischen Ausblick bezeichnen könnte, wobei diese Teile in der Regel nicht sauber von der synchronischen Darstellung getrennt sind. Deutschmann scheint hier weniger Saussure als vielmehr Wartburgs Theorie des «Ineinandergreifens» von beschreibender und historischer Sprachwissenschaft zu folgen (cf. WuNDERLI 1981: 121ss.). Trotz einer im Prinzip vollzogenen Abkehr von der Tradition bleibt er ihr somit de facto in zahlreichen Punkten verhaftet. Schließlich ist Olaf Deutschmann auch noch in hohem Maße durch die «Hamburger Schule» und ihre Hauptvertreter Fritz Krüger und Wilhelm Giese geprägt. Im Zentrum der Gruppe, die sich um die Zeitschrift Volkstum und Kultur der Romanen gebildet hatte, stand das Bestreben, die Sprache von Völkern und Volksgruppen im Zusammenhang mit ihrer soziokulturellen Bedingtheit (und damit dem Brauchtum) zu erforschen. In den 30er Jahren degenerierte dieser an 2 Cf. Z.B. LüUREIRO 1962/ 63, HALLIG 1960, ULLAND 1972, STEFENELLI 1972. 6 Peter Wunderli sich durchaus interessante Ansatz unter dem Druck der braunen Ideologie jedoch rasch zu Volkstümelei, Rassentheorie und Blut-und-Boden-Ideologie. Olaf Deutschmann ist diesen Gefahren nie erlegen, ganz im Gegenteil, er hat sie von allem Anfang an deutlich erkannt und versucht, den gleichen Fragestellungen eine neue Orientierung zu geben. Dies hat nach dem Krieg zur Gründung des Romanistischen Jahrbuchs geführt, dessen erster Redaktor er war und zu dessen Herausgebergremium er bis zu seinem Tode gehörte. Ziel dieser Zeitschrift war es, nach dem Zusammenbruch einen neuen Standort zu definieren, den man heute wohl soziolinguistisch nennen würde (obwohl das Instrumentarium der modernen Soziolinguistik noch fehlte). Sprache sollte im Zusammenhang mit den romanischen Lebenswirklichkeiten, in Bezug auf die spezifischen soziokulturellen Verhältnisse in den verschiedenen romanischen Ländern untersucht werden, es sollte im Sinne der Mentalitätsforschung nach den gesellschaftlichen und traditionellen Fundierungen von Sprach- und Redephänomenen gefragt werden. Mit diesem durch die französische Ecole des Annales geprägten Ansatz wurde der Begriff des «Sitzes im Leben» verschmolzen, der aus der formgeschichtlichen Schule der Theologie stammt und der bei einem andern «Hamburger», Erich Köhler, in den 60er Jahren zu zentraler Bedeutung gelangen sollte. 2.1. Die Dissertation Untersuchungen zum volkstümlichen Ausdruck der Mengenvorstellung im Romanischen ist insofern von zentraler Bedeutung, als sie den «ganzen Olaf Deutschmann» bereits im Kern enthält, mit all seinen Qualitäten, aber auch mit den bereits erwähnten Grenzen. Innovativ an der Arbeit ist vorerst einmal die Tatsache, daß hier erstmals die onomasiologische Fragestellung auf einen abstrakten Begriff in der Volkssprache angewendet wird, die «unbestimmte» Mengenbezeichnung 'viel' ('beaucoup de, bien des'). Den ursprünglichen Plan, sowohl die bestimmte als auch die unbestimmte Mengenbezeichnung in den romanischen Sprachen und ihren Dialekten zu analysieren, hatte Deutschmann schon sehr rasch aufgeben müssen, denn die Materialfülle erwies sich als derart gewaltig, daß aus der Dissertation nicht ein Gesellenstück (was jede Dissertation ist), sondern ein Lebenswerk geworden wäre. Aber auch der Bereich der Vielheit erwies sich noch als zu weit, so daß letztlich eine Beschränkung auf die Konstruktionen vom Typus <Subst. + de + Subst. > mit der Bedeutung 'viel' vorgenommen werden mußte. Deutschmann war somit schon im Vorfeld seiner Arbeit wieder einmal an eine Grenze gestoßen, diejenige des Machbaren. Und die Grenze sollte ihm gleich noch ein zweites Mal deutlich werden, nämlich als es um die Publikation der Dissertation ging. Die ausführliche theoretische (oder besser interpretative) Aufarbeitung des Themas und die Fülle des ausgebreiteten Materials hatten zu einem Manuskript von rund 1750 Seiten geführt, was am später publizierten Teildruck gemessen ein Buch von gegen 900 Seiten ergeben hätte. Eine derartige Publikation zu finanzieren ist für einen jungen Forscher ein Ding der Unmöglichkeit. Deutschmann mußte sich deshalb vorerst mit einem Der Grenzgänger und die Grenzen 7 Teildruck begnügen, der nur den theoretischen Teil (Teil 1) umfaßte (DEUTSCH- MANN 1938). Der dritte Teil erschien nach dem Kriege in überarbeiteter und stark gekürzter Form in zwei Beiträgen im Romanistischen Jahrbuch (1951, 1952). Der mittlere Teil blieb als Ganzes unpubliziert, doch sind einige Bruchstücke als Aufsätze veröffentlicht worden. Die wichtige theoretische Einleitung definiert zuerst einmal die Aufgabenstellung: die Untersuchung der Ausdrücke für 'viel' im Rahmen des Syntagmas <Subst. + de + Subst. > in den romanischen Volks- und Umgangssprachen des 19. und 20. Jh.s, eine synchronische Untersuchung also. Als Materialbasis sollten Wörterbücher, Sprachatlanten, eigene Beobachtungen, v.a. aber populärsprachliche Texte wie coplas, romances und insbesondere Theaterstücke des genero chico dienen. Im theoretischen Bereich auffällig ist vorerst einmal die Unterscheidung zwischen Begriff und Vorstellung (XXVI). Mit dem ersten Terminus bezeichnet Deutschmann in heute ungewöhnlicher Weise den denotativen Gehalt eines Zeichens, während mit dem zweiten auf die konnotativen und assoziativen Elemente abgehoben wird. Unglücklich ist daran eigentlich nur, daß die sozialkonnotativen und die individuell-assoziativen Phänomene nicht sauber voneinander getrennt werden. Nicht haltbar ist aus heutiger Sicht die Annahme, daß Konkreta per se einen präzisen Bedeutungsumfang hätten und gewissermaßen wohldefiniert seien, während fließende Ausgrenzungen nur bei Abstrakta anzutreffen wären (XXVI): Der (sprachliche) Wertbegriff Saussures ist Deutschmann offensichtlich noch unbekannt, und den (sprachlichen) Relativitätsbegriff von Whorf konnte er noch gar nicht kennen. Beeindruckend dagegen sind einige andere Theorieelemente. So postuliert Deutschmann z.B. im Spannungsfeld zwischen Konkretheit und Abstraktion im Bereich der Mengenbezeichnungen eine im Laufe der Zeit zunehmende Schwächung der syntaktischen und semantischen «Kraft» der einzelnen Ausdrücke, die sie von konkreten Substantiven oft zu abstrakten «Mengenadjektiven» werden läßt (XXVII, 54ss.; z.B. kat. massa de feina > massa feina; vgl. auch frz. force moutons). Ob man hier wirklich von «Adjektiven» sprechen kann und soll, ist ein terminologisches Problem; entscheidend ist jedoch, daß Deutschmann mit seinen Überlegungen den Subduktionsbegriff von Gustave Guillaume vorwegnimmt. Und eine ähnlich avantgardistische Position haben wir bei der Unterscheidung zwischen direkten und indirekten (substantivischen) Mengenbezeichnungen (14). Unter direkten Ausdrücken versteht Deutschmann solche Substantive, die selbst schon ein quantitatives Element enthalten wie fr. tas, sp. montan, unter indirekten dagegen solche, denen per se jede quantitative Komponente abgeht, z.B. sp. barbaridad, horror, it. flagello, subisso usw. Mit dieser Unterscheidung stellt sich Deutschmann in die Nähe der Differenzierung zwischen direktem und indirektem Sprechakt, die wir inzwischen aus der Ordinary Language Philosophy ( 0LP) und der Pragmatik bestens kennen, und erweist sich als seiner Zeit weit voraus. 8 Peter Wunderli Von hohem Interesse ist auch die Feststellung, daß es (zumindestens zum Teil) für die Mengensubstantive Selektionsbeschränkungen gibt. Während z.B. fr. force, tas unbeschränkt anwendbar sind, kann troupeau nur für Quantifizierungen eingesetzt werden, die das Merkmal/ + anime/ enthalten; andererseits ist monceau nur dort verwendbar, wo ein Merkmal/ anime/ (gegebenenfalls / 0 anime/ ) vorliegt. Deutschmann macht hier in nuce eine semantische Merkmaianalyse, die sich sieht man einmal von der Terminologie ab durchaus als modern erweist und graphisch folgendermaßen dargestellt werden könnte: tas / 0 anime/ troupeau monceau / + anime/ / anime/ Diese an sich deutliche Strukturierung hindert Deutschmann allerdings nicht daran zu sehen, daß die Grenzen zwischen den von ihm geltend gemachten Bereichen gleichwohl fließend sind; eine Erklärung für die Existenz der Übergangsphänomene fehlt bei ihm, doch scheint mir der Grund eindeutig in der Möglichkeit zur Metaphernbildung zu liegen. Hier zeigt sich erstmals ein Phänomen, dem man in seinen Arbeiten immer wieder begegnen wird: Er hält nichts von den rhetorischen Figuren, ja er ignoriert sie systematisch und sucht selbst in (fast) eindeutigen Fällen nach anderen Erklärungsmöglichkeiten. Im folgenden (15ss., 59ss.) geht es dann v.a. um das Spannungsfeld zwischen Konkretisierung und Abstraktion, Affekt und Intellektualismus, in dem Mengenbezeichnungen stehen und in dem sie sich realisieren. Deutschmann wird nicht müde zu betonen, daß die populäre Sprache eher zu konkreten, die Schriftsprachen eher zu abstrakten Mengenausdrücken neigen (z.B. un tas de foin vs. beaucoup de foin), daß ursprünglich konkrete Bezeichnungen oft einem sukzessiven Abstraktionsprozeß unterliegen, dann für die affektische Mengenwiedergabe nicht mehr geeignet sind und durch neue Konstruktionen ersetzt werden müssen. Dieses Bedürfnis nach Affektivität sieht er darin begründet, daß der Begriff 'viel, zu viel' immer die Abweichung von einer (vorgegebenen) Norm (die man als lebensweltlich gegeben bezeichnen könnte) impliziert und damit in aller Regel entweder positiv oder negativ besetzt ist: un tas d'argent ist etwas Schönes und löst beim Besitzer Freude aus, bei einem Schuldner dagegen Sorge und Kummer; un tas d'ennuis dürfte dagegen immer negativ gesehen werden, usw. Aus diesem Grunde kommen auch Schriftsprachen nicht ohne tendenziell konkretisierende Mengen- Der Grenzgänger und die Grenzen 9 ausdrücke aus. - Diesem Konkretisierungsstreben kämen nun die substantivischen Mengenausdrücke in besonderem Maße entgegen (44ss.). Sicher sind nicht alle der von Deutschmann angeführten Gründe stichhaltig 3, aber es bleibt gleichwohl unbestritten, daß ein un montan de dinero anschaulicher und zum Affektausdruck besser geeignet ist als ein mucho dinero. Dies gilt sicher einmal für zum Mengenausdruck herangezogene Konkreta; aber auch Abstrakta können hier wirksam werden, wenn sie einem affektaffinen Wortfeld entstammen oder entsprechende Assoziationen auslösen (z.B. una barbaridad de dinero). Auch die äußere Form des Affektausdrucks erlaubt schon Rückschlüsse auf den Abstraktionsgrad, was von Olaf Deutschmann durchaus richtig gesehen wird (18ss.). So unterscheidet er terminologisch vielleicht nicht ganz überzeugend, sachlich aber durchaus korrekt zwischen Synkretismus und Konkretismus beim Mengenausdruck. Ein Synkretismus läge z.B. überall dort vor, wo Sach- und Mengenbezeichnung unauflöslich miteinander verschmolzen sind, z.B. liegeois crete 'pile de buches ou de fagots', neuchatelois menee 'amas de neige seche amoncelee par le vent', etc. Einen «Konkretismus» hätten wir dagegen überall dort, wo Sach- und Mengenbezeichnung voneinander getrennt erscheinen, z.B. sp. una manada de vacas, it. uno stormo di uccelli, etc. Von Konkretismus würde ich hier gegenüber dem ersten Typus deshalb nicht sprechen, weil die Trennung der beiden Elemente bereits einen ersten Abstraktionsschritt voraussetzt, d.h. der synkretische Ausdruck letztlich «konkreter» ist. - Sachlich gerechtfertigt ist im Prinzip sicher auch die Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Mengenbezeichnung, die zumindest teilweise mit der vorhergehenden Opposition überlappt (29ss.). Dieser neue Gegensatz fällt im wesentlichen zusammen mit der Unterscheidung von eingliedrigen und mehrgliedrigen, lexematischen und syntagmatischen Formen der Mengenbezeichnung, z.B. sp. un dineral vs. un montan de dineros, it. un vocio vs. una moltitudine di voci, etc. Problematisch scheint mir hier v.a. die Tatsache zu sein, daß als Basis für die Unterscheidung innerer/ äußerer Typus das Wort (die Lexie) als Kriterium fungiert, d.h. letztlich ein Rückgriff auf die Unterscheidung zwischen wortinterner und wortexterner Syntax (Lexematik vs. Syntagmatik) stattfindet. Dabei wird die Tatsache vollkommen verwischt, daß die Wiedergabe der Mengenidee 'viel' über ein Wortbildungsmonem (z.B. Kollektiv- und Iterativsuffixe) eine viel höhere Abstraktionsleistung darstellt als die Realisierung über eine autonome Lexie im Rahmen eines Syntagmas. Für mich 3 So sind die von Deutschmann angeführten formalen Gründe wohl kaum stichhaltig (z.B. Subst. als «wichtigste» Wortart, Pluralisierbarkeit des Subst., Qualifizierbarkeit durch Adj., usw.); die entscheidenden Vorteile dürften vielmehr einzig und allein im Semantismus bestimmter Substantive zu suchen sein (weshalb ja auch nicht alle Subst. zum Mengenausdruck herangezogen werden können). Nicht zutreffend ist sicher auch die Behauptung (59), die Formel ,Subst. + de + Subst. > (1. Subst. = Mengenausdruck) sei deshalb so erfolgreich gewesen, weil hier das «Wichtige» an erster Stelle ausgesagt werde. Daß dem keineswegs so zu sein braucht, habe ich kürzlich im Zusammenhang mit dem frz. Adjektiv gezeigt (WUNDERLI 1987). 10 Peter Wunderli würde die Abstraktionsskala somit vom «Synkretismus» über das (substantivische) Syntagma zur lexematischen Bildung fortschreiten, während die Kombination der beiden hier diskutierten Kriterien von Deutschmann zur Annahme einer vertauschten Reihenfolge der beiden letzten Elemente zwingt. Olaf Deutschmann hat hier ansatzweise zwei wesentliche Aspekte der Mengenbezeichnung erkannt, ist aber insofern an eine Grenze gestoßen, als er die Konsequenzen seiner Darstellung nicht vollständig zu Ende gedacht hat. Zum Schluß noch einige kurze Bemerkungen zu dem nur in Bruchstücken veröffentlichten zweiten Teil der Arbeit. Bereits 1937, also noch vor der Promotion, erschien in der Revue de linguistique romane der Aufsatz «L'emploi des noms d'action designant une 'volee de coups' pour signifier 'beaucoup' en territoire galloroman»: Hier geht es um den Übergang von Iterativa in den Bereich der Mengenbezeichnung, der mit der üblichen Akribie und Sorgfalt für den Raum der Galloromania analysiert wird. - Zwei Jahre später folgte in Biblos der Aufsatz über den Typus «ce fripon de valet» im Spanischen, wobei nach Deutschmann dieses ursprünglich qualifizierende Muster als Modell für die quantifizierenden Konstruktionen vom Typus «une foule de gens» etc. anzusehen wäre. - 1952 folgte dann in der Festschrift für Fritz Krüger eine Analyse des Gebrauchs der Ausdrücke für 'Haufen' zum Ausdruck der Vielheit in der Romania, und 1955 schloß sich daran eine entsprechende Studie für 'Meer' in der Festschrift für Helmuth Petriconi an. In allen diesen Arbeiten bewegt sich Olaf Deutschmann im bereits skizzierten theoretischen Rahmen, mit all seinen Vorteilen gegenüber der Linguistik seiner Zeit und mit allen bereits erwähnten Defiziten gegenüber dem aktuellen Forschungsstand. Auch hier zeigt sich somit wieder die bereits hinreichend deutlich gemachte Zwischenstellung zwischen Innovationsfreudigkeit und Traditionsgebundenheit. In einem Punkte bleiben allerdings alle diese Arbeiten neueren Studien vergleichbarer Art weit überlegen: in der Fülle und in der Breite des verarbeiteten, gesichteten und klassifizierten Materials. Man mag mit Deutschmann hinsichtlich einer Reihe von theoretischen Aussagen uneins sein, der Wert seiner Arbeiten wird dadurch kaum beeinträchtigt, denn sie liefern immer alle Elemente für eine anders orientierte Interpretation. 2.2. Auch die Habilitationsschrift, vom Titel her dem Adverb im Romanischen gewidmet, ist ein typischer «Deutschmann». Zum einen geht es in dieser Arbeit nicht um das Adverb im allgemeinen, sondern nur um den Gebrauch von Adverbien zum Ausdruck von Mengenvorstellungen; zum andern steht die Konstruktion <Adv. +de+ Subst. > (il a terriblement d'argent) eindeutig im Zentrum, und andere Typen werden nur gestreift. Die Arbeit kann somit als direkte Fortsetzung der Dissertation angesehen werden, wobei in der Formel <X + de + Subst. > in der Position X statt <Subst. > einfach <Adv. > eintritt. Eine solche Habilitationsschrift wäre vor dem Krieg und auch nach 1950 kaum möglich gewesen, da sie praktisch im Bereich der Dissertation liegt. Aufgrund der besonderen Zeitumstände war sie Der Grenzgänger und die Grenzen 11 dagegen 1947 durchaus akzeptabel, zumal sie anhand eines begrenzten Problemkreises dokumentiert, welche Fortschritte der Verfasser in der Zwischenzeit sowohl in methodischer als auch in gestalterischer Hinsicht gemacht hatte. Aus unserer heutigen Sicht ist sie v.a. deshalb interessant, weil wiederum eine Reihe von traditionellen Grenzen relativiert bzw. überschritten werden: diejenige zwischen Einzelsprache und Sprache als universellem Phänomen, diejenige zwischen Dialekten und Hochsprache, diejenige zwischen Synchronie und Diachronie, diejenige zwischen Syntax, Stilistik und Semantik, usw. Hauptthema der Studie ist die Entwicklung von Qualitätsbzw. Bewertungsadjektiven und -adverbien zu Intensitätsmerkmalen und schließlich zu Mengenausdrücken. Deutschmann stellt sicher zu recht fest, daß dieser Prozeß zuerst einmal auf der affektischen Nutzung von Qualitäts- und Bewertungsausdrücken als Verstärker beruht, z.B. abominablement, affreusement, diablement, fierement usw. (22ss.). Nach seiner Auffassung handelt es sich hierbei um ein typisch galloromanisches und insbesondere nordfranzösisches Phänomen. Die Voraussetzung für ein Eintreten in den Bereich der Mengenbezeichnungen sind aufgrund von Deutschmanns Ausführungen ganz eindeutig nicht funktioneller, sondern vielmehr assoziativer Art. So zeigt er z.B., daß bei den Ausdrücken der geistigen Abnormität es immer die Feststellung einer Abweichung vom Normalen ist, die die Basis für die Bedeutungsentwicklung liefert. Diese Feststellung könnte letztlich mit geringfügigen Modifikationen auf alle semantischen Typen ausgedehnt werden, so daß man etwa folgendermaßen formulieren könnte: Prädestiniert für eine Entwicklung zum Mengenausdruck sind alle qualifizierenden Lexien, die die Erfüllung oder Überschreitung (bzw. die Verletzung) einer expliziten oder impliziten Norm zum Ausdruck bringen. Dabei braucht diese Norm nicht unbedingt per se gegeben zu sein, sie kann durchaus auch erst im Rahmen des Diskurses generiert oder ausgehandelt werden (49ss.). Was die Kritik angeht 4 , so hat sie im allgemeinen Olaf Deutschmanns Habilitationsschrift recht positiv aufgenommen. Das Material und die Materialbewältigung werden einmütig gelobt und als reife Leistung bezeichnet, als Arbeit eines Mannes, der sein Handwerk beherrscht und über große methodische Sicherheit verfügt. Kritik wurde dagegen v.a. an der äußeren Form geübt, insbesondere an der Tatsache, daß die Arbeit nicht einmal ein Inhaltsverzeichnis hat und die einzelnen Teile, Kapitel und Unterkapitel allerhöchstens durchnumeriert, nie aber mit einem Titel versehen sind. Dies mag z. T. mit Deutschmanns Darstellungsweise zusammenhängen, die ein Problem immer wieder unter allen möglichen Aspekten zu beleuchten versucht, es gewissermaßen von allen Seiten her einkreist und es deshalb fast unmöglich macht, einzelne Abschnitte unter ein einheitliches Thema zu stellen. Dieses Vorgehen hat auch dazu geführt, daß die Arbeit voll von Wiederholungen, Wiederaufnahmen, Variationen usw. ist. Auch dies wurde zu 4 Cf. z.B. MEIER 1959, HALLIG 1960, LüDTKE 1960, SANDMANN 1960/ 61, LouREIRO 1962/ 63. 12 Peter Wunderli Recht moniert, obwohl in dieser Hinsicht gegenüber der Dissertation schon große Fortschritte zu verzeichnen sind. Eines ist allerdings sicher: Deutschmann hat in allen seinen Arbeiten das nicht praktiziert, was PADLEY (1985: 25) einmal in bezug auf Ramus «law of wisdom» genannt hat, ein Verfahren, das einen Gedanken nur einmal präsentiert und ihn dann bei seinem Leser als bekannt voraussetzt; ganz im Gegenteil: Er versucht an jeder Stelle, den ganzen Argumentationszusammenhang komplett und neu zu geben. Dies ist bei einer punktuellen Lektüre natürlich sehr angenehm, bei einer Gesamtlektüre aber oft ermüdend. Auch die Interpretationsleistung Deutschmanns wird im allgemeinen sehr positiv gewürdigt; die Kritik betrifft nur einzelne Punkte und tut somit der Gesamtbewertung kaum Abbruch. SANDMANN (1960/ 61: 335) weist z.B. zu Recht darauf hin, daß die Darstellung nicht in modernem Sinne funktionell sei, sondern vielmehr rein deskriptiven, gleichzeitig aber auch stark historisch geprägten Charakter (ähnlich wie gewisse Arbeiten von Walther von Wartburg) habe; der Verfasser bleibe hier an einer selbstauferlegten methodischen Grenze stehen und vergebe die Möglichkeit, einen wichtigen zusätzlichen Schritt zum Verständnis des Funktionierens des modernen Französisch in dem von ihm untersuchten Bereich zu tun. - Weiter meldet Sandmann Zweifel daran an, ob wirklich, wie Deutschmann annimmt, alle -ment-Adverbien (und gegebenenfalls ihre «neutralen» Entsprechungen [fort, raide, rude usw.]) ursprünglich Qualifikatoren des Verbs waren. Für bougre/ bougrement, diable/ diablement, diantre/ diantrement usw. scheint ihm die Basis eher in einer phrase segmentee mit isoliertem nominalem Element (Bougre! I Diable! Il estfort! usw.) zu suchen zu sein, wobei zu einem späteren Zeitpunkt eine Kontamination mit dem Typus Il est terriblement fort stattgefunden hätte (334s.). Deutschmanns Erklärung ist im Falle der genannten Ausdrücke sicher nicht unproblematisch, aber Sandmanns Vorschlag vermag mich auch nicht zu überzeugen und scheint mir allzu sehr den Charakter einer ad-hoc-Lösung zu haben. - HARRI MEIER schließlich (1959: 191s.) meldet Zweifel daran an, daß es sich bei der untersuchten Erscheinung wirklich um eine französische Eigenart handele. Er betont in der für ihn typischen Weise, daß sich entsprechende Konstruktionen schon im Latein und Vulgärlatein fänden und auch in allen andern romanischen Sprachen bezeugt seien. Die nicht wegzudiskutierenden lateinischen Belege würden es verbieten, das Phänomen in diesen Sprachen als Gallizismus zu betrachten; erklärungsbedürftig sei eigentlich nur die Tatsache, warum der Typus im Französischen so viel häufiger auftrete. So erweist sich denn auch die Habilitationsschrift als eine Arbeit, in der Olaf Deutschmann einerseits zahlreiche traditionelle Grenzen überschreitet, andererseits aber auch an eine Reihe von Grenzen stößt, die zu überwinden die Zeit noch nicht reif war. 2.3. Der als Handbuch (v.a. für Studenten) konzipierte Band Lateinisch und Romanisch (1971) stellt eine überblicksartige Bilanz der Arbeiten des Forschers Der Grenzgänger und die Grenzen 13 und Lehrers Olaf Deutschmann dar. Er geht im wesentlichen auf eine Reihe von interdisziplinären, im positiven Sinne vulgarisierenden Vorträgen zurück, die er im Hochschulsanatorium von St. Blasien gehalten hatte und die er durch eine leichte Überarbeitung zu einer Einheit zusammenzufügen versuchte. Sie sollen v.a. deutlich machen, welch großen Einfluß das Christentum auf die Entwicklung der romanischen Sprachen gehabt hat, ein Einfluß, den Deutschmann so hoch einschätzt, daß er sogar von der «sprachbildenden Kraft der Religion» spricht. Die Arbeit ist im wesentlichen einer gesamtromanischen Perspektive verpflichtet und besteht aus fünf Teilen. Das erste Kapitel ist dem Verhältnis von lingua latina und lingua romana gewidmet, das zweite befaßt sich mit den romanischen Sprachen unter dem Blickwinkel von Etymologie und Syntax, und hier insbesondere mit der Fortführung der lateinischen Tradition, das dritte ist dem mittelalterlichen Latein und insbesondere der Kirchensprache gewidmet, und im vierten schließlich geht es um das Römische und das Phänomen der Romanisierung. Alle diese Teile sind nur bedingt romanistischer Natur, denn sie befassen sich mit der Vorgeschichte der romanischen Sprachen; in ihnen kommt weniger der Romanist als vielmehr der Altphilologe und Mittellateiner Deutschmann zu Wort, d.h. wir haben es mit einem neuen Phänomen der Grenzüberschreitung zu tun, diesmal die Überwindung der Grenzen der universitären Lehrfächer. Spezifisch romanistisch ist eigentlich nur das fünfte Kapitel, in dem die Lateinrezeption in der Hispania, der Dacia und der Gallia dargestellt und eine geraffte Sprachgeschichte der drei Räume vorgeführt wird. In einer Reihe von Exkursen werden überdies die Überblicke anhand von ausgewählten Problemen vertieft, wobei Deutschmann z.T. auf Altbekanntes wie die -mente-Adverbien zurückgreifen kann. Wichtig ist in dieser Studie ohne jeden Zweifel die Betonung der zentralen Rolle der Kirchensprache für die Entwicklung der romanischen Sprachen; allerdings ist diese Erkenntnis nicht neu, hat doch der von Deutschmann hochverehrte Jakob Jud 5 schon ähnliche Wege beschritten. Neu bei Deutschmann ist, daß er diese Erkenntnis nicht nur auf Teile der Romania (Ostromania, rätoromanischer Raum) anwendet, sondern sie auf alle romanischen Sprachen ausdehnt. Allerdings entsteht dabei der leicht schiefe Eindruck, wir hätten es mit einem spezifisch romanischen Phänomen zu tun, was ganz sicher nicht richtig ist: Ein Blick auf die Entwicklung einer Reihe von nicht-romanischen Sprachen (germanische, keltische, slawische, usw.) zeigt schnell, daß auch dort ein massiver Einfluß von Christentum und Kirche nicht wegdiskutiert werden kann, wenn er vielleicht auch nicht ganz so weit geht wie in den romanischen Sprachen. Diese größere Aufnahmebereitschaft der romanischen Vulgärsprachen für kirchliche Einflüsse ist sicher darauf zurückzuführen, daß die romanischen Sprachen aufgrund der historischen Gegebenheiten eben eine bedeutend größere Affinität zum (Kirchen-)Latein zeigen als die übrigen europäischen Sprachen und Sprachfamilien. s Cf. DEUTSCHMANNS Nachruf auf Jud (1952). 14 Peter Wunderli Die Analyse der lateinischen Sprache in ihren verschiedenen Verwendungsbereichen führt Deutschmann auch zu wichtigen Erkenntnissen, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben. So unterscheidet er z.B. in Rom zwischen einem gesprochenen und einem geschriebenen Latein, und im Rahmen der Kirchensprache stellt er ein (geschriebenes) Kirchenlatein einem (oralen) Kirchenromanisch gegenüber. Trägt man noch den gelungenen Charakterisierungen der jeweiligen Oppositionsterme Rechnung, dann drängt sich der Schluß auf, daß er schon viele Erkenntnisse des heute in Freiburg beheimateten Sonderforschungsbereichs «Mündlichkeit und Schriftlichkeit» der Deutschen Forschungsgemeinschaft vorweggenommen hat; er hätte unter anderen Umständen sicher eine der treibenden Kräfte dieses Zusammenschlusses von Forschern werden können 6• Die Kritik 7 hat diese Arbeit bedeutend ungnädiger aufgenommen als etwa die Studie zum Adverb. Allerdings kann man einigen Rezensenten den Vorwurf nicht ersparen, daß sie von dem Buch Dinge verlangen, die es gar nicht geben kann und will. Erinnern wir uns, was Olaf Deutschmann als Zielsetzung nennt: Er will ein Handbuch für Studenten vorlegen, das den (damals) aktuellen Stand der Forschung wiedergibt. Zudem weist er ausdrücklich auf den ursprünglichen Vortragscharakter der Beiträge hin. Ihm also vorzuwerfen (so Ulland und Stefenelli), die Form sei allzu «kolloquial», nicht hinreichend «wissenschaftlich» (was auch immer das sein mag), ist mehr als unangemessen, und gleiches gilt auch für die Bemerkung, die Darstellung liefere über weite Strecken nur Handbuchwissen und problematisiere die aktuelle Forschungslage nicht. Nur: Sind Problematisierungen nicht primär für den Forscher bestimmt? Gegenüber solchen Ungerechtigkeiten (die überdies auch die unglaubliche Energieleistung des bereits schwer kranken Olaf Deutschmann bei der Fertigstellung dieses Manuskripts verkennen) nimmt sich die Bewertung von Gustav Ineichen geradezu wohltuend aus: Er betont den Überblickscharakter, sieht klar, daß es in diesem Rahmen nicht um die Vermittlung von Detailwissen gehen kann, lobt das didaktische Geschick des Autors und würdigt die immer persönliche Stellungnahme zu den verschiedenen Problemen. 2.4. Erst praktisch zu seinem Lebensende sollte Olaf Deutschmann wieder mit Buchpublikationen - und gleich deren zwei an die Öffentlichkeit treten (1988, 1989), wobei natürlich die Vorbereitung dieser Arbeiten eine längere Vorlaufzeit impliziert. Als Reihenherausgeber habe ich in einem dieser Fälle selbst miterlebt, mit welch bewundernswürdiger Energie und Hartnäckigkeit der durch seine Krankheit doch schwer behinderte Olaf Deutschmann seine Projekte weiter verfolgte und vorantrieb. Natürlich war er hierbei auf die Hilfe anderer, insbesonde- 6 Durchaus richtig wird auch die Rolle des Lateins als Quelle für Entlehnungen bis in die jüngste Vergangenheit gesehen. Cf. hierfür auch WuNDERLI 1989: 43ss. 7 ULLAND 1972, CocK HINCAPIE 1972, INEICHEN 1972, STEFENELLI 1972. Der Grenzgänger und die Grenzen 15 re seiner Frau, angewiesen; dies ändert aber nicht das geringste an der Tatsache, daß hier eine Leistung vorliegt, der man nur Bewunderung zollen kann. In Ungeschriebene Dichtung in Spanien (1988), einer eher literaturwissenschaftlich als linguistisch orientierten Arbeit, wendet sich Olaf Deutschmann populären Textsorten zu, die ihn seit seiner Dissertation immer wieder beschäftigt haben und denen er einen großen Teil seines linguistischen Belegmaterials verdankt. Es handelt sich dabei um literarische Erscheinungsformen, die ursprünglich rein oral tradiert wurden und erst spät und relativ zufällig eine schriftliche Fixierung (v.a. durch aficionados) erfuhren. Damit bewegt sich Deutschmann wiederum in dem bereits erwähnten Spannungsfeld von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Die dargestellten Textsorten sind in erster Linie die piropos, maldiciones, bendiciones und refranes, sodann die coplas und die romances, und schließlich die Theaterstücke des sog. genero chico in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s. Die Arbeit enthält zuerst einmal eine ausführliche deskriptive Darstellung der erwähnten Genera mit reichem Illustrationsmaterial. Dabei bleibt Olaf Deutschmann allerdings nicht stehen. Vielmehr vertritt er darüber hinaus die Theorie eines aszendenten genetischen Zusammenhangs der verschiedenen Gattungstypen: Die Kleinstgattungen (piropos, maldiciones, bendiciones, refranes) wären nach ihm gewissermaßen die Bausteine der coplas, diese wiederum die Basis der romances. Die romances schließlich würden eine der wesentlichen Grundlagen für das genero chico darstellen. Damit gerät er natürlich in Konflikt mit der sog. 3-M-Theorie (Mila Fontanals, Menendez y Pelayo, Menendez Pidal), die die romances als Trümmerstücke größerer Epen betrachtet und diese sogar zu rekonstruieren versucht. Deutschmann präsentiert diese Auffassung zuerst einmal ohne jede Wertung (llüss.), und Entsprechendes gilt auch für die ihr entgegengesetzte Kantilenentheorie (Friedrich August Wolf, Ferdinand Wolf, usw.). Hätte er sich nicht schon in der Einleitung für die Aszendenz ausgesprochen, müßte man bis zur letzten Seite der Arbeit (133) warten, um zu erfahren, auf welcher Seite er nun selbst steht. Dieses Vorgehen ist geradezu ein Musterbeispiel für Deutschmanns Streben nach Objektivität, das immer versucht, Fakten, Aussagen, Texte usw. für sich selbst sprechen zu lassen und die eigene Bewertung immer erst in extremis einzubringen. Zur Stützung seiner aszendenten Theorie greift er überdies auf einen Ansatz zurück, den man bei ihm kaum erwartet hätte: die generative Poetik von KANY6 (1981). Dies zeigt, daß er auch neueste Entwicklungen in seinem Fach noch verfolgt und rezipiert hat. Allerdings tut er bei der Rezeption Kany6 insofern Gewalt an, als er die letztlich synchronisch-generative Sichtweise des Autors historisch uminterpretiert. Wenn man aber bedenkt, daß dieses Verfahren der Inbezugsetzung von Diachronie und Synchronie z.B. in der generativen Phonologie gang und gäbe ist, wird man daraus Olaf Deutschmann sicher keinen Vorwurf machen können. Auch in dieser Arbeit dokumentiert sich somit wieder seine Freude, seine 16 Peter Wunderli Neigung zur Überschreitung von Grenzen: Er überschreitet dezidiert die Grenzen zur Literaturwissenschaft, und nicht minder eindrücklich ist, wie er mit größter Selbstverständlichkeit eine eher traditionelle Sichtweise mit einer avantgardistischen Position zu verbinden versteht. 2.5. Die letzte der Buchpublikationen von OLAF DEUTSCHMANN ist eine kleine Anthologie mit dem Titel Spanische Romanzen (1989, postum), die die längst vergriffene Sammlung von LuowrG PFANDL aus dem Jahre 1933 ersetzen soll. Die Texte sind thematisch geordnet und z.T. von der deutschen Übersetzung von Emanuel Geibel begleitet. Zu jedem Text wird überdies ein knapper Kommentar mit Interpretationsansätzen gegeben. In einem abschließenden Kapitel werden auch noch einige für die romances charakteristische Stilmittel zusammengestellt (115ss.). Zu ihnen gehören u.a. die Wiederholung und insbesondere das, was Deutschmann «innere Wiederholung» (mit Hilfe von Demonstrativa) nennt, der häufige Wechsel zwischen Vergangenheitstempora und präsentischen Tempora, die oft sehr umständliche Redeeinleitung, der Chiasmus, usw. Hier zeigen sich nun allerdings gewisse Defizite in der Rezeption der neueren Forschungsliteratur, was aber einer Reihe von prinzipiell richtigen Einsichten keinen Abbruch tut. So ist z.B. die «innere Wiederholung» nichts anderes als eine mit Hilfe der Demonstrativa realisierte Anapher; ähnliche Leistungen erbringen überdies auch der sog. «bestimmte» Artikel, sowie alle Formen, die normalerweise (und oft zu Unrecht) als Pronomina klassifiziert werden. Was den Tempuswechsel angeht, so ist er nicht einfach willkürlich, sondern kann als Hin- und Herspringen zwischen Hintergrund- und Vordergrunddarstellung, als ein spezifisches Fokusierungsverfahren interpretiert werden; usw. Es ist nicht zu übersehen, daß die lange Krankheit Olaf Deutschmann hier Grenzen gesetzt hat, Grenzen, die nicht seine intellektuelle Leistung, wohl aber die rein physische Arbeitsfähigkeit betreffen. 3. Es bleibt uns noch die Aufgabe, einen Blick auf die zahlreichen Aufsätze von Olaf Deutschmann zu werfen. Schon bei der Besprechung der Buchpublikationen ist die große Kohärenz seines Werkes deutlich geworden, die letztlich schon in der Dissertation angelegt ist. Man kann sicher sagen, daß es v.a. drei Komponenten dieses Erstlings sind, die sich als weiterhin produktiv erwiesen haben. Da ist einmal das Thema der (unbestimmten) Mengenvorstellung ('viel'), das in der Habilitationsschrift weitergeführt worden ist, und diese wiederum hat in das Handbuch Lateinisch und Romanisch hinein nachgewirkt. Da ist weiter die Bevorzugung des Syntagmas <Subst. + de + Subst. > (bzw., in allgemeinerer Form, <X + de + Subst. > ), das ebenfalls in der Habilitationsschrift unter der Form <Adv. + de + Subst. > wieder eine zentrale Rolle spielt, darüber hinaus aber auch eine direkte Verbindung zur Annahme eines starken kirchenlateinischen, oft durch hebräische Traditionen geprägten Einflusses auf die romanischen Sprachen. Und da ist Der Grenzgänger und die Grenzen 17 schließlich die zentrale Quelle für Deutschmanns Materialbasis, die volkstümliche spanische Dichtung (in ursprünglich oraler Form), ein Thema, das in der Ungeschriebenen Dichtung und in den Spanischen Romanzen wieder aufgenommen wird. Diese drei Dimensionen erweisen sich als Koordinaten, die sich bestens dazu eignen, auch eine Einordnung der Aufsätze vorzunehmen. 3.1. Beginnen wir mit zwei Arbeiten, die mit den bisherigen Studien auf den ersten Blick kaum etwas zu tun haben, geben sie sich doch als etymologische Untersuchungen. 1940 erscheint in VKR der Aufsatz «Caterva und feramen», der sich bescheiden als Ergänzung der Artikel 1765a und 3248a der dritten Auflage des REW gibt. Dies gilt sicher bezüglich des reichen Materials, das Deutschmann hier ausbreitet, aber die Arbeiten sind weit mehr: Sie illustrieren beide Male auch eine Bedeutungsentwicklung, die aus dem konkreten in den abstrakten Bereich führt. Im Falle von CATERVA kann Deutschmann zeigen, daß die Bedeutung 'große Zahl von lebenden Wesen (v.a. Menschen)' schon im Lat. zu einer sekundären Bedeutung 'Schar von Bewaffneten' geführt hat, die ein Element der 'Unordnung' implizierend nie auf römische Truppen angewandt wurde. Diese zweite Bedeutung findet sich wieder als Lehnwort in den romanischen Sprachen und gehört somit eher dem literarischen Bereich an. Die erste Bedeutung dagegen wird von den Volkssprachen weitergeführt und z.T. auch (auf dem üblichen Weg) zu einem Ausdruck für den Begriff 'viel'. - Noch komplexer ist die Situation bei FERAMEN, einer Ableitung von PERUS, das ursprünglich das 'wilde/ wild lebende Tier' bezeichnet. Mit unglaublicher Akribie wird hier eine gesamtromanische Bedeutungsfächerung nachgewiesen, die ihresgleichen sucht und von der ich hier nur einige wenige Elemente anführen kann: 'wildes Tier', 'Wild', 'Haustier(e)', 'Geflügel', 'schädliches Tier'; 'Wildling', 'Unkraut'; 'brutaler, häßlicher Mensch', 'schreckliches, phantastisches Wesen', 'wild, schrecklich, erstaunlich', 'Taugenichts, frecher/ dummer/ langweiliger usw. Mensch'; 'Menge minderwertiger Menschen', 'Menge von Kindern', 'Menge unnützes Zeug', 'unbestimmt große Menge', 'dummes Zeug', 'Prahlerei', 'Gerede' bzw. 'Prahlhans', 'Schwätzer', 'Betrüger'. Mit diesem Überblick dürfte klar sein, was Olaf Deutschmann zur Beschäftigung mit dieser Wortfamilie bewogen hat: Es ist der Begriff der Vielheit. Ein zweiter etymologischer Aufsatz stammt von 1947/ 48 und trägt den Titel «Französisch aveugle. Ein Beitrag zur Methodik und Problematik etymologischer Forschung». Es findet aber keine abstrakte Methodendiskussion statt, der Verfasser läßt vielmehr v.a. die Fakten für sich sprechen und hält sich mit eigenen Kommentaren betont zurück.Deutschmann diskutiert ausführlich die drei konkurrierenden Etymologievorschläge für aveugle: 1. ABOCULUS, 2. AB ocuus, 3. '' ALBOcuws. Der erste, auf Diez zurückgehende Vorschlag wird schnell als unhaltbar zurückgewiesen, weil abin spätlateinischer Zeit nicht mehr als Privativpräfix habe fungieren können. Der zweite Vorschlag, u.a. von Meyer-Lübke vertreten, 18 Peter Wunderli sieht in der lateinischen Form eine Lehnübersetzung nach griechischem Vorbild. Deutschmann zeigt nun mit großem Aufwand, daß die Belege aus dem Codex Vercellensis (7. Jh.) eine derartige These nicht stützen, da in den gr. Vorlagetexten an den betreffenden Stellen ein Modell vom Typus füto oµµa-tffiv fehlt. Die Belege des Codex sind dadurch als solche aber keineswegs entkräftet. Gleichwohl tendiert Deutschmann eher zu der auch durch die Kasseler Glossen gestützten Etymologie *ALBOCULUS, ein Ausdruck, der ursprünglich den weißen Star, später dann die Blindheit im allgemeinen bezeichnet hätte. Damit wird auch deutlich, wie dieser Aufsatz an die bisherigen Arbeiten Deutschmanns anzubinden ist: Es ist das Spannungsfeld zwischen Konkretheit und Abstraktion, das als Verbindungselement anzusehen ist. Nimmt man tatsächlich Deutschmanns Vorschlag auf, dann hätten wir auch hier einen der bereits wohlbekannten Abstraktionsprozesse, aber losgelöst vom Mengenbegriff. Allerdings scheint es mir schwierig, sich so eindeutig gegen AB ocuus zu entscheiden; die Beleglage suggeriert weit eher eine Doppeletymologie bzw. eine Überlagerung und Verschmelzung der beiden möglichen Traditionen. 3.2. Die folgenden drei Aufsätze kann man dem Themenbereich «hebräische bzw. kirchenlateinische Einflüsse auf die romanischen Sprachen» zuordnen. Der erste dieser Beiträge erschien 1980/ 1981 in zwei Teilen im Romanistischen Jahrbuch und trägt den Titel «Kirchenlateinisch-hebräische Elemente in der spanischen und portugiesischen Syntax und Stilistik». Offensichtlich sollte daraus eine längere Serie werden, wobei der erste Teil sich mit dem Typus hijo de mi alma ( <Subst. + de + Poss. + Subst. > ) befaßt. Nach Deutschmann haben wir es hier mit einem für das Hebräische typischen Verfahren zu tun, das der Konkretisierung bzw. Nominalisierung des Ich-Begriffs (qua Possessivum) dient, also eine gewissermaßen gegenläufige Orientierung zu den bisher analysierten Abstraktionsprozessen; das Verfahren wäre ein Zeugnis für das Bedürfnis der Volkssprachen nach einer konkretisierenden Darstellung abstrakter Inhalte und Begriffe. Die Studie liefert eine große Fülle von Material, nicht nur aus den romanischen Sprachen, sondern auch aus dem Bibellatein, das nach Deutschmann die angenommene «Wanderung» Hebräisch➔ Griechisch➔ Bibellatein➔ romanische Sprachen plausibel machen würde. Allerdings muß man sich auch fragen, ob der Rekurs auf das Hebräische sich wirklich aufdrängt. Haben wir hier nicht vielmehr ein relativ abstraktes Muster, das praktisch immer und überall im Rahmen eines metonymischen Verfahrens ohne direkten Anstoß von außen genutzt werden kann? Mag man über diesen Punkt noch geteilter Meinung sein, so scheint mir die noch weiter gehende Schlußfolgerung, die Analyse zeige, daß dem spanischen Paradigma der Possessiva eine zusätzliche Spalte in den Grammatiken beigefügt werden müsse, vollkommen unhaltbar (353s.). Wir haben hier ein allgemeines syntaktisches Verfahren bzw. Muster, das bei geeigneter lexiesemantischer Füllung zwar Sinneffekte ergeben kann, die denjenigen eines eigentlichen Possessivums (teils auch eines Personal- Der Grenzgänger und die Grenzen 19 pronomens) sehr nahe stehen können, es handelt sich aber keinesfalls um für die Morphologie relevante Moneme (d.h. minimale Zeichen). Aufgrund der Berührung im Bereich der effets de sens findet hier eine unstatthafte Vermischung von zwei Ebenen (Morphologie und syntagmatische Semantik) statt. Dieser erste Beitrag enthält auch noch einen Ausblick auf den Typus Carne de mi carne, der 1985 in einem Aufsatz für die Festschrift Galmes de Fuentes unter dem Titel «Caro de carne mea» nochmals aufgenommen wird. Wir hätten es hier mit einer Variation des Typus hijo de mi alma mit «partitivem» Wert zu tun, wobei wiederum hebräischer Ursprung und Vermittlung über das Kirchenlatein angenommen wird. Zwar sieht Deutschmann durchaus, daß es auch im Arabischen Anknüpfungspunkte gibt, doch will er diesen höchstens sekundären Charakter zugestehen, da die Verbreitung der Konstruktion über die iberische Halbinsel hinausgeht. In diesen Zusammenhang gehört schließlich auch noch der zweite Teil der Serie über kirchenlateinisch-hebräische Elemente, der 1986 im Romanistischen Jahrbuch erschienen ist und sich mit dem sog. hebräischen Superlativ befaßt. Es handelt sich hierbei um Fügungen vom Typus roi des rois, saint des saints usw., die wiederum aus dem Hebräischen über das Griechische ins Kirchenlatein und von dort in die romanischen Sprachen gedrungen wären. Obwohl auf der iberischen Halbinsel besonders populär, wäre der Typus auch in den andern romanischen Sprachen zu belegen, was wiederum als ein Beweis für die angenommene Filiation zu gelten hätte. 3.3. Ein weiterer Themenbereich, in dem Olaf Deutschmann wiederholt gearbeitet hat, sind die Charakteristika der volkstümlichen Sprache. Ein erster Aufsatz aus dem Jahre 1939 ist den spanischen und portugiesischen Phraseologismen gewidmet und trägt den Titel «La familia en la fraseologia hispano-portuguesa». Es geht ihm hier um die Darstellung der Verwendung von Verwandtschaftsbezeichnungen sowohl in der Anrede (hijo mfo, madre de mi vida, hermano de mi alma usw.) als auch in Redewendungen, z.B.: Te quiero mas que a Ja mare que me pari6. Por Ja gJoria de mi madre .. . . . .no mas ... que mi padre ... Mardito tu padre y madre ! etc. Das Material wird nach Leitlexien klassifiziert, was insofern bedauerlich ist, als Deutschmann p. 329 eine weit bessere Lösung ins Auge faßt, diese dann aber gleichwohl wieder verwirft, wohl wegen ihrem allzu innovativen Charakter: Er überlegt, ob man nicht eine Organisation ins Auge fassen sollte, die dem entspricht, was man heute illokutionäre Rollen nennt. Sicher zutreffend ist der Schluß, daß im iberischen Kulturraum die Familiensolidarität und v.a. die Mutter (und über diese «Brücke» der Marienkult) eine ganz besondere Rolle spielen und so etwas wie soziokulturelle und mentalitätsgeschichtliche Leitelemente darstel- 20 Peter Wunderli len 8 • Weniger zu befriedigen aus heutiger Sicht vermag dagegen die Tatsache, daß diese korrekten Feststellungen immer wieder mit einem nicht weiter definierbaren «Gefühl der Spanier» in Zusammenhang gebracht werden; hier bleibt der Verfasser zu sehr dem sprachlichen Duktus seiner Zeit verhaftet. In einem zweiten Beitrag aus dieser Gruppe aus dem Jahre 1949 befaßt sich DEuTSCHMANN mit den «Formules de malediction en espagnol et en portugais». Aufgrund eines reichen Quellenmaterials das sich z.T. in der Ungeschriebenen Dichtung wiederfinden wird zeigt er, daß die magische Weltsicht auf der iberischen Halbinsel von grundlegender Bedeutung ist und sich sprachlich in äußerst vielfältiger Form niederschlägt. Dabei handelt es sich keineswegs nur um erstarrte Formeln, sondern sehr oft auch um relativ freie und variierbare Muster, die die Aktualität und Vitalität dieser mentalitätsgeschichtlichen Größe dokumentieren. In dem Aufsatz «Abstrakt-konkrete Ausdrucksformen im Spanischen» aus dem Jahre 1961 geht DEUTSCHMANN dem Phänomen nach, daß im Spanischen (sowohl in der Schriftwie in der Volkssprache) sehr oft Abstrakta ( qua Synekdochen oder Metonymien, P.W.) für den Ausdruck von Konkretem verwendet werden: Es geht v.a. um Wendungen wie jque barbaridad! , ... es un fustidio, ... es um encanto, hijo de mis pecados usw., d.h. um Elemente, denen wir bereits in anderem Zusammenhang begegnet sind und unter denen auch der Typus <Subst. + de + Subst. > nicht fehlt. Diese Konkretisierungstendenz von Abstrakta wird v.a. auf die religiöse Sprache zurückgeführt, und damit wären wir wieder beim Kirchenlatein und Kirchenromanisch angelangt. In dem Aufsatz «Die Sünde und die Syntax» (1977) geht es um Redewendungen mit pecado und culpa, die sich z.T. auch in Konstruktionen des Typus <Subst. + de + Subst. > finden: por mis pecados neben por malos de mis pecados, mujer de mis pecados usw. Die Untersuchung liefert eine inhaltliche Analyse der mit diesen Wendungen erzielten Sinneffekte, wobei diese gleichzeitig als Klassifikationsrahmen dienen. Entsprechendes gilt auch für den postum erschienenen Aufsatz «Moros und cristianos» (1988), der gewissermaßen eine Kopie der vorhergehenden Studie mit zwei anderen Leitlexien darstellt. 3.5. Bleibt noch eine letzte Untersuchung, die sich keiner der bisherigen Kategorien exakt zuordnen läßt und gleichwohl mit allen zu tun hat. Es handelt sich um den Aufsatz «Stilistik als Aufgabe der Linguistik» aus dem Jahre 1968. Diese verstärkt theoretische Arbeit dient gewissermaßen der Absicherung des gesamten Lebenswerkes, in dem es immer wieder um Stil, Stileffekte, Stilsprachen und Sprachstile (Spitzer) geht. Dabei definiert DEUTSCHMANN den Stil (in Anlehnung an Winkler) folgendermaßen: «Der Stil ist alles das in einem sprachlichen Ausdruck, was nicht zum rationalen Inhalt des Ausdrucks gehört» (1968: 132 9 ). Diese Stildefinition vermag mich nicht zu befriedigen, denn sie macht den Stilbegriff s Cf. hierfür v.a. die Zusammenfassung p. 377. 9 Cf. auch 1980: 277. Der Grenzgänger und die Grenzen 21 gewissermaßen zum Auffangbecken für alles, was nicht denotativ (referentiell) relevant ist: Konnotationen, Assoziationen, Sprecherhaltung, Affekt, usw. Charakteristisch für die Arbeit ist zuerst einmal, daß Deutschmann versucht, die Begriffe von Homonymie und Synonymie auf den syntagmatischen Bereich zu übertragen: marinero de mi vida ('mi marinero') wäre (vom Muster her) homonym mit marinero de mi amor ('marinero a quien amo') (142s.); Synonymie läge dagegen bei Sequenzen wie sans doute viendra-t-il und sans doute qu 'il viendra vor. Was die Homonymierelation angeht, so frage ich mich, ob es wirklich angemessen ist, diesen Terminus hier zu verwenden: Schließlich liegt beide Male das gleiche Muster vor, und die Unterschiede ergeben sich einzig und allein aufgrund der lexikalischen Auffüllung und damit der referentiellen Gegebenheiten, gegebenenfalls aber auch nur aufgrund der Willkürlichkeit der Paraphrasen. Nach meiner Auffassung haben wir es hier beide Male mit ein und demselben syntagmatischen Muster zu tun. Anders liegen die Dinge bei dem Synonymiebeispiel. Einmal arbeitet Deutschmann hier durchaus korrekt mit der Kommutationsprobe, und es liegen auch wirklich zwei verschiedene syntaktische Muster vor; allerdings sind sie nur bezüglich des denotativen Wertes gleichwertig, konnotativ dagegen eindeutig verschieden - und gerade dieser Aspekt wird von Deutschmann vernachlässigt 10 • Für den Stilbegriff Deutschmanns ist weiter charakteristisch, daß er auf die «stilistische Kongruenz» abhebt, d.h. so etwas wie einen «Gleichklang» fördert, ja diesen sogar gewissermaßen zu erzwingen versucht, indem er bei Divergenzen eine «stilistische Attraktion», d.h. eine Umwertung durch Anpassung an ein dominantes Element annimmt (143s.). Stilmischung, Stilbruch usw. werden bei ihm prinzipiell negativ gesehen. Damit steht er in krassem Gegensatz zu neueren Stiltheorien wie z.B. derjenigen von Riffaterre (u.a. 1971), für die der Kontrast, die «enttäuschte Kontexterwartung» geradezu stilkonstitutiv ist. In diesem Punkt ist Deutschmann ganz offensichtlich zu sehr in der deutschen Stilistik der 20er und 30er Jahre verhaftet und hat es nicht geschafft, deren Grenzen zu überwinden. - Problematisch ist auch (dies habe ich schon oben angedeutet), daß Elemente der Sprecherhaltung wie Interjektion, bestimmte wertende Präfixe und Suffixe einfach dem Stilbereich zugewiesen werden (136s.), und Entsprechendes gilt auch für den Affektausdruck (138ss.), wo Deutschmann gewissermaßen das Opfer von Ballys unglücklicher Terminologie wird: Dieser meint mit affectivite nämlich keineswegs so etwas wie Emotionalität, Gefühl usw., sondern vielmehr den Verweis auf bzw. die Anbindung an bestimmte sprachliche Register (BRASELMANN 1982). Ein weiteres schweres Mißverständnis liegt vor, wenn die «innere Sprachform» Humboldts einfach mit dem sprachlichen Inhalt gleichgesetzt wird; hierbei handelt es sich um eine typisch deutsche Fehlinterpretation, die inzwischen eine lange Tradition hat; in Wirklichkeit liegt hier ein Äquivalent zum Wertbegriff bei Saussure vor 11 • 10 Cf. zu diesen Problemen MARTIN 1976: 88ss. 11 Cf. SAussuRE 1932: lS0ss. 22 Peter Wunderli Gesamthaft vermag somit dieser theoretische Versuch wenig zu überzeugen v.a. deshalb, weil hier eine Stilistik postuliert wird, die allzu deutlich die Züge der Zwischenkriegszeit trägt und 1968 bereits längst überholt war. Olaf Deutschmann hat es in diesem Falle nicht geschafft, die Grenzen des Forschungsstandes seiner Studienzeit zu überwinden. 4. Damit wären wir an das Ende unseres Überblicks gelangt. Was ist nun das Fazit? Einmal können wir feststellen, daß Olaf Deutschmanns Werk von einer erstaunlichen Homogenität ist. Alle Arbeiten sind irgendwie organisch miteinander verbunden, was keineswegs heißt, sie würden sich immer im gleichen Themenbereich bewegen. Vielmehr haben wir, von der Dissertation ausgehend, ein sukzessives Variieren und Ausweiten der Fragestellungen, ein vorsichtiges Sich-Vortasten in angrenzende Domänen, das eine optimale Nutzung des bereits Erarbeiteten garantiert und unkontrollierte Spekulationen von allem Anfang an nicht zuläßt. Graphisch ließe sich diese enge «Vernetzung» etwa folgendermaßen darstellen: Stil aveugle � kirchenlat. -hebräische Elemente Aufsätze caterva volkstümliche feramen Sprache � <Ce fripon de valet> Dissertation <Viel> Subst. + de + Subst.> popupäre Texte Bücher Adverb � Lateinisch und Ungeschriebene (Habil.) ---+ Romanisch Dichtung --------------- Romanzen Der Grenzgänger und die Grenzen 23 Im theoretischen Bereich ist das Ergebnis zwiespältig. Einerseits gibt es gewisse Bereiche, in denen er auf dem Stand seiner Studienzeit stehen geblieben ist, und dies gilt v.a. für seinen Begriff der Stilistik. Andererseits haben wir aber auch eine Reihe von innovativen Elementen feststellen können, u.a. die Vorwegnahme des Subduktionsbegriffs, die Unterscheidung von direktem und indirektem Sprechakt, die Vision der illokutionären Rollen, usw. Bei aller Traditionsgebundenheit war Olaf Deutschmann neuen Strömungen gegenüber immer offen. Er hat u.a. den generativen Ansatz rezipiert, er hat die Umgestaltung der etymologischen Forschung durch Walther von Wartburg mitvollzogen, einer soziologisch und mentalitätsgeschichtlich fundierten Linguistik den Weg geebnet, etc. Nicht übersehen werden darf auch, daß die Darstellung moderner Strömungen in seiner Lehre eine wichtige Rolle spielte: Saussure, Bally, die Prager Schule u.v.a.m. hatten in ihr einen festen Platz. Wie im Leben, so war Olaf Deutschmann auch in der Forschung kein Revolutionär; ihm lag der evolutionäre Weg viel mehr, eine Art Dialektik zwischen Tradition und Innovation, die dann zu einer Synthese, einem Kompromiß führte. Viele Punkte, die aus der Sicht unseres heutigen Kenntnisstandes nicht mehr oder nur noch bedingt Aktualität für sich beanspruchen können, erklären sich aus der Stagnation der deutschen Romanistik in den 30er und 40er Jahren. Olaf Deutschmann hat immer gegen diese Fesseln angekämpft, oft mit Erfolg, manchmal auch ohne. In diesem Sinne hat sein Werk eine Art Brückenfunktion zwischen der traditionellen und der modernen Linguistik; er ist ein Mann des Übergangs, und daß er diese schwierige und undankbare Aufgabe klaglos zum Nutzen der späteren Generationen übernommen hat, ist vielleicht sein größtes Verdienst. Düsseldorf Bibliographie 1. Arbeiten von Olaf Deutschmann 12 Peter Wunderli DEUTSCHMANN, 0. 1980/ 81: «Kirchenlateinisch-hebräische Elemente in der spanischen und portugiesischen Syntax und Stilistik. 1. Deus animae meae (hijo de mi alma). Mit einem Anhang caro de carne mea (carne de mis carnes)», Rolb. 31: 277-300, 32: 321-67 DEUTSCHMANN, 0.1985: «Caro de came mea», in: Homenaje aAlvaro Galmes de Fuentes, vol. II, Oviedo/ Madrid, p. 505-13 DEUTSCHMANN, 0. 1986: «Kirchenlateinisch-hebräische Elemente in der spanischen und portugiesischen Syntax und Stilistik. 2. Zum <hebräischen Superlativ, im Kirchenlatein und im Romanischen», Rolb. 37: 219-24 DEUTSCHMANN, 0.1988a: Ungeschriebene Dichtung in Spanien, Frankfurt/ M. usw. 12 Es werden hier nur Arbeiten von Olaf Deutschmann aufgeführt, die zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses für die Festschrift (Ende 1981) noch nicht erschienen waren; für die Basisbibliographie cf. WuNDERLIIMüLLER 1982: 5-10. 24 Peter Wunderli DEUTSCHMANN, 0. 1988b: «Moros und cristianos. Die Mauren in der spanischen und portugiesischen Sprache», Rolb. 39: 299-322 DEUTSCHMANN, 0. 1989: Spanische Romanzen. Ausgewählt und erklärt von O.D. Unter besonderer Berücksichtigung der romances viejos, romances del Cid y Jimena G6mez, romances carolingios und romances fronterizos. Mit deutschen Übersetzungen von EMANUEL GEIBEL, Frankfurt/ M. usw. 2. Sekundärliteratur BRASELMANN, PETRA M.E. 1982: Konnotation - Verstehen - Stil, Frankfurt a.M./ Bern CocK HrNCAPIE, ÜLGA 1972: *DEuTSCHMANN 1971; ZFSL 82: 587-89 HALLIG, R. 1960: *DEUTSCHMANN 1959; ASNS 197: 72-75 INEICHEN, G. 1972: *DEUTSCHMANN 1971; ZRPh. 88: 511-13 KANY6, Z. 1981: Sprichwörter. Analyse einer einfachen Form. Ein Beitrag zur generativen Poetik, Budapest LOUREIRO, M. 1962/ 63: *DEUTSCHMANN 1959; RPF 12: 276-81 LüDTKE, H. 1960: *DEUTSCHMANN 1959; Rolb. 11: 246--49 MARTIN, R. 1976: Inference, antonymie et paraphrase. Elements pour une theorie semantique, Paris MEIER, H. 1959: *DEUTSCHMANN 1959; RF71: 191-95 PADLEY, G.A. 1985: Grammatical Theory in Western Europe 1500-1700. Trends in Vernacular Grammar I, Cambridge PFANDL, L. (ed.) 1933: Spanische Romanzen, Halle/ S. RrFFATERRE, M. 1971: Essais de stylistique structurale, Paris SANDMANN, M. 1960/ 61: *DEUTSCHMANN 1959; RomPhil. 14: 331-36 SAussuRE, F. DE 1932: Cours de linguistique generale, p.p. CHARLES BALLY et ALBERT SECHEHAYE avec la collaboration de ALBERT RIEDLINGER, 2Paris STEFENELLI, A. 1972: *DEUTSCHMANN 1971; ZFSL 82: 269-73 ULLAND, w. 1972: *DEUTSCHMANN 1971; KritLit. 1: lOs. WuNDERLI, P. 1981: Saussure-Studien, Tübingen WuNDERLI, P. 1987: «La place de l'adjectif: Norme et infraction a la norme», TL 14/ 15: 221-35 WuNDERLI, P. 1989: Französische Lexikologie, Tübingen WuNDERLI, P./ MüLLER, W. (ed.) 1982: Romania historica et Romania hodierna. Festschrift für Olaf Deutschmann zum 70. Geburtstag, Frankfurt/ M. usw. Liebe Leute, «Femena nuia bona se bona, no perfeta.» Frauenscheite im italienischen Mittelalter* hört, weshalb ich dieses Buch verfaßt habe: der schlechten Frauen wegen habe ich es in Verse gegossen, um jener willen, die den Männern gegenüber kein Mitleid haben. Denn je mehr ihnen einer dient, desto mehr machen sie ihn zum Narren. Wißt freilich, daß diese Dinge nicht auf alle Frauen zutreffen. Aber ich glaube schon, daß es welche gibt, denen diese Zeilen nicht gefallen werden. Die anständigen Frauen jedoch werden ihre Freude daran haben, die schlechten hingegen, die werden betroffen sein, sobald sie sie hören. Von einer klugen, aufrichtigen und gebildeten anständigen Frau werden meine ehrlichen Worte wohl nicht getadelt werden ... Sie werden den Verfasser vielmehr darum loben. Aber das wisset, meine Herren, wer eine Frau von Herzen liebt, der wird es später bitter bereuen. Allerdings wird einer, der nicht geliebt hat und der keine Liebe empfinden kann, kaum je in der Lage sein, irgendetwas über die Liebe zu sagen. Wer aber Liebe zu empfinden vermag und die mit ihr verbundenen Mühen und Qualen, die Freuden und das Vergnügen, so wie es gerade kommt, der möge immer bedenken, was sie für eine starke Fessel ist, um deretwegen es sich nicht lohnt, selbst eine Gräfin oder eine Königin zu lieben. Einer, der sich an einer lodernden Flamme verbrannt hat, wäre töricht, hätte er je wieder den Wunsch, mit der Glut zu spielen. - Mich scheren die Frauen so wenig wie die Schuppen auf dem Rücken eines Fisches. Ich werde niemals mehr Lust oder Verlangen nach ihrer Liebe haben. 1 * Bei dem Beitrag handelt es sich um den unveränderten Text meiner im Mai 1992 vor der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gehaltenen Antrittsvorlesung als Privatdozentin. Der Duktus des Vortrags sollte gerade bei einer solchen Thematik beibehalten werden. Wie bei Antrittsvorlesungen üblich, war der Adressatenkreis eine das eigene Fach weit übergreifende Zuhörerschaft, weshalb Originalzitate zugunsten einer übersetzten Version vermieden werden mußten. Ich habe mich entschlossen, dies für die Druckversion beizubehalten, da der Vortrag auch aus und durch den gewählten Übertragungsmodus wirken sollte. Um den Bezug meiner Übertragung zur Vorlage transparent zu machen, füge ich die Originalstellen jeweils in einer Fußnote bei. Ich bin davon ausgegangen, daß auch Übersetzungen aus der Intertextualität, der Kotextualität und der Kontextualität leben und habe versucht, diesem Spannungsfeld gerecht zu werden. Inwieweit mir dies gelungen ist, sei dem Urteil des Lesers überlassen. 1 (1) Bona �ent, entendetelo, per que sto libro ai fato: / Per Je malvasie femene rime trovato, / Quele qe ver li omini no tien conplito pato: / Cui plui ad eile serveno l'aio en plui lo 68 Edeltraud Werner Darlegungen sein 3 • - Im eben knapp umrissenen Kontext nehmen die misogynen Proverbia eine so meine These exponierte, wenn auch in der Forschung weitgehend verkannte Rolle ein 4 • Für das gesamte italienische Mittelalter ist kein umfassenderer und erbitterterer Text dieser Art überliefert. Bevor ich meine These näher ausführe, sehen wir zunächst, worum es im Text geht und in welcher Gestalt der Frauenschelte Form gegeben wird. Ein anonymer, bereits bejahrter und im Umgang mit Frauen vielfach erfahrener Mann sieht es als seine moralische Pflicht an, den wahren Charakter der Frauen, und zwar insbesondere der unerfreulichen Vertreterinnen ihres Geschlechts, zu enttarnen und damit seinen eigenen Geschlechtsgenossen ein ähnlich hartes und desillusionierendes Schicksal wie das seine zu ersparen. Gleichzeitig sollen die Ausführungen der Erbauung der guten Frauen dienenauch wenn diese Spezies zugegebenermaßen sehr selten sei... Es gibt eben keine guten Frauen, «denn wäre eine gut, wäre sie nicht vollkommen», wie gegen Ende des Gedichts zu erfahren ist: Es ist dies übrigens die Übersetzung des altitalienischen Zitats, das ich für den Titel meines Vortrags gewählt habe («Femena nuia bonase bona, no perfeta») und das vom Autor dem weisen Salomon zugeschrieben wirdbei dem sich allerdings bei allen Vorbehalten, die seine Sprüche gegen die Frauen zum Ausdruck bringen, gerade diese Sentenz nicht finden läßt. Aber das Ansehen, das Salomon in der christlichen Tradition besitzt, legitimiert diese Zitatunterschiebung in ausreichendem Maße. Nach mehreren Aufrichtigkeitsbeteuerungen kommt der Verfasser dann zu seinem eigentlichen Anliegen, der Darlegung des wahren Charakters der Weiber. Dieser erscheint umso verwerflicher, als dem Autor der Gedanke daran ausgerechnet im Ambiente eines locus amoenus kommt: Es war im Monat März, als die Bäume in Blüte standen und auf den Wiesen und in den Gärten das erste Gras hervorlugte. Der Sommer nahte heran, und das Wetter wurde milder, die Nächte kürzer und die Tage länger. Eines Morgens erhob ich mich im Glanze des Morgensterns und begab mich in einen Garten, der am Ufer eines kleinen Baches lag. Er war voller Blumen, die mehr noch dufteten als Paradieskörner. Ich ließ mich inmitten der Blumen in der Nähe eines Brünnleins nieder. Ich konnte buchstäblich hören, wie der Garten voller Jubel war, erfüllt vom Duft wohlriechender Kräuter und Rosen, und vom Gesang der Nachtigallen, die in ihrem Latein jubilierten, und Amsel und Dros- 3 Editionen des Textes stammen von TOBLER 1885: 296--325; MoNACI 1955: 176--82 (Auszüge); CoNTINI 1960: 1, 521-55. - Gegenstand mehr oder weniger umfassender Betrachtungen sind die Proverbia u. a. bei CoRTI 1961: 511; FoLENA 1976: 609-12; LEVI 1921: 109-25; MANcINI 1981: 379; NovATI 1886: passim; PASCAL 1907: 156s.; RAPHAEL 1887: passim; ROSS! 1965: 361, 374-77; WuLFF 1914: 138s. et passim (Hintergrund Gesamtromania). 4 So findet sich etwa bei Ross11965: 361 der Hinweis, bei diesem Literaturtyp handele es sich um ein «binario morto della nostra tradizione letteraria». «Femena nuia bona se bona, no perfeta. » 69 sel schlugen im Geäst einer Tanne. Während ich so inmitten der duftenden Blumen ausruhte, kam mir ein Gedanke, der mir die Laune gänzlich verdarb, nämlich der Gedanke an die Liebe der Frauen, an deren Arglist und wie sie vertraut man ihnen - Übles im Sinne führen, wie sie falsch sind, voller Bösartigkeit, und wie sie niemals zögern, irgendetwas Ruchloses zu begehen. ... Ich werde also von ihrer Schlechtigkeit berichten, damit sich die Männer vor ihrer Hinterlist schützen können. 5 Sozusagen als objektive Bestätigung seiner negativen Erfahrungen mit den Frauen werden nun eine Reihe von Autoritäten angerufen, die ebenfalls über schändliches Verhalten dieses Personenkreises zu berichten wissen. Bücher und angesehene Autoren vergangener Zeiten sind eben noch mehr über jeden Verdacht einer Verleumdung erhaben als der eigene noch so traurige Erfahrungsschatz. Dieses Vorgehen ist jedoch nicht sonderlich spezifisch für unseren Text, sondern ist wesentlicher Bestandteil der mittelalterlichen Literaturkonzeption. Angeführt werden Cato in Anspielung auf die im Mittelalter in ganz Europa weitverbreitete Spruchsammlung der Disticha Catonis -, ferner Ovid als Verfasser der Metamorphosen und der Ars amatoria, der <Liebeskunst>, sowie Cicero. Zitiert wird darüber hinaus ausgiebigst aus der Bibel. Es folgen lange Reihen von Beispielen ruchloser Frauentaten, die diesen Quellen entnommen sind. Allerdings muß man der Wahrheit die Ehre geben: die Exempla halten nicht immer einer Überprüfung stand, Verwechslungen sind nicht selten, und oft ist es schwierig, die Vorlage für eine tadelnswerte Episode eindeutig zu bestimmen.Unser Autor verfügt eben, wie damals häufig, über eine gesunde Halbbildung, die dem Thema der Frauenschelte durchaus entgegenkommt. - Doch wie dem auch sei, betrachten wir die Listen etwas näher. Insgesamt lassen sich vier Strate von Belegbeispielen herauslösen: 1. Exempla aus der Antike 2. Exempla aus dem Alten Testament 3. Exempla aus dem Neuen Testament und 4. eine in der misogynen Tradition einmalige Liste von Beispielen zeitgenössischer weiblicher Verwerflichkeit. s (13) <;::o fo el mes de mar90, quando i albri florise; / Per prati e per ver9eri Je verd'erbe parese, / Aprosema Ja estate, e lo temp adolzise, / Escurtase Je note, e li 9orni crese. (14) Levaime una maitana a Ja stela diana, / Entrai en un 9ardino, q'era su 'na flumana, / Et era plen de flore aulente plui de grana; / Colgaime su Je flore apres' una fontana. (15) 0 Deu, com de grande gloria era plen sto 9ardino, / De bele erbe aulente et de flore de spino / E de rosignoli, qe braiva en so latino! / Lo merlo e lo tordo cantava sopra·! pino. (16) Si com eu repausavame sovra le flor aulente, / Uno pensero veneme, qe me torba Ja mente, / De l'amor de Je femene, com este fraudolente; / Quand l'om en eile enfiase, como·l mena reamente. (17) E como sono falsiseme, plene de felonia, / Et unqa mai no dotano far caosa que rea sia. / Or dirai qualqe caosa de Ja lor malvasia, / Ond se varde li omini de la soa tra9aria. 70 Edeltraud Werner Aus der Antike müssen Dido, Helena, Medea, Pasiphae und Thisbe herhalten, die alle liebende Männer hintergangen und ihnen Verderben oder den Tod gebracht haben, bzw. die über bestehende Konventionen hinweggegangen sind. Der geneigte Zuhörer und Leser erfährt: Seit langem ist von der Königin Pasiphae bekannt, was sie mit dem Stier trieb. Wir finden es schriftlich sehr wohl belegt. Und sie trieb den Frevel so weit, daß aus der Verbindung ein Wesen halb Mensch, halb Stier hervorging - und das geschah ihr recht. - Und die Libyerin Dido, die in Tyros regierte und sich dann in Karthago aufhielt, hat ihrem Mann so habe ich sagen hören vor dessen Aufbruch nach Persien, wo er dann starb, geschworen, sie wolle keinen anderen Mann mehr zu sich nehmen. Und wie sie sich tatsächlich verhielt, auch das habe ich niedergeschrieben gefunden: nämlich, daß sie den Schwur schon bald gebrochen hat. Sie gesellte sich dem Heerführer Äneas zu, welcher in Karthago gestrandet war, und gab sich ihm, ohne lange zu zögern, hin. - Und Medea, die Tochter des Königs von Mytilene, bereitete ihrem Bruder aus Liebe zu Jason ein schreckliches Ende. Sie ließ ihn zerstückeln und ins Gebüsch werfen. Dann floh sie mit dem Liebhaber über das hohe Meer. 6 Aus dem Alten Testament sind die Verwerflichen: Eva natürlich, Delila (Buch der Richter 16/ 4-21), die Töchter Loths (1. Moses 19/ 30-38), die Königinnen Isebel und Athalia aus den Büchern der Könige (1. Kg. 16/ 31, 21/ 5-16, 23-26; 2. Kg. 9/ 30-37) und dem Buch der Chronik (2. Chr. 21/ 6, 22/ 2,10-12, 23/ 12-15) sowie das Weib des Potiphar. Zu Anbeginn der Welt verführte Eva den Adam. Das gleiche geschah Salomon ... - Und ihr habt sicher von Samson gehört, wie er betrogen wurde: seine Frau hat ihm im Schlaf das Haupthaar abgeschnitten, welches ihm seine Kräfte verlieh, wie es geschrieben steht. Sie lieferte ihn dann den Philistern aus, und jene blendeten ihn. - Die Geschichte von den Töchtern Loths, die in der Bibel steht, habt ihr sicherlich auch gehört. In ihnen wurde die aberwitzige Idee geboren, den Vater trunken zu machen und ihn dazu zu bringen, ihnen beizuschlafen. - Und weiter: Die Gemahlin des Ahab, Königin Isebel, hat viele Propheten getötet und den Götzen Baal angebetet. Ihrer Ruchlosigkeit wegen 6 (25) Pasifea Ja raina, per longo tempo e dito, / Quel q'ela fe eo! tauro; ben lo trovemo serito. / Enper90 q'ela fese si forte eontradito, / Me9'om e me90 tauro nasee [n]de, 90 fo dreto. (26) E Dedo libiana, qe regnao en Tire / E po sta en Carta90, eom ai audito dire, / Avanti que·l marito andase en Persia morire, / Feeeli sagramento e'altr'omo non avere. (27) Com ela se eontene, en serito trovato l'aio, / E de quel saeramento tosto se sper9urao. / Alb eo! dus Eneas a Carta90 'rivao, / Sen9'ogna demoran9a a lui s'abandonao. (29) E Medea, Ja fiia de! rei de Meteline, / Per amor de Iason lo frar tras a rea fine / E felo desmenbrar e gitar per Je spine; / Poi fu9i eon lo druo per pelago marine. «Femena nuia bona se bona,no perfeta.» 71 hieß Gott den Himmel, sich zu verschließen, so daß es drei Jahre und sechs Monate in Israel nicht regnete. Jene tötete also die Propheten und betörte ihren Gatten. Dadurch führte sie das Reich Israel auf einen schlimmen Irrpfad. Denn sie brachte viele Leute dazu, den Götzen Baal anzubeten.Wegen dieses schrecklichen Vergehens vernichtete sie der allmächtige Gott. - Und in Jerusalem, so erzählt die Geschichte weiter, tötete die Königin Attalia ihre nächsten Verwandten ... aus Habsucht; doch zu guter Letzt fraßen sie die Hunde, Raben und Schlangen auf.7 Die Strafe folgt also auf den Fuß ... Das Neue Testament als Beispielquelle ist offensichtlich nicht ganz so ergiebig. Aus den Evangelien bieten sich unserem Verfasser lediglich Herodias, die Frau des Herodes, sowie die Magd des Kaiphas an: Und auch von Herodias habt ihr sicherlich gehört: Sie hat Johannes den Täufer enthaupten lassen. - Kein Mensch sollte einer Frau Vertrauen schenken. Ihr Herz ist abgrundtief, abgründiger noch, als es den Anschein hat. - Und in der Leidensgeschichte Christi findet sich die folgende Begebenheit: Als der heilige Petrus sich in der Nacht am Feuer wärmte, beschuldigte ihn eine Frau und drohte ihm: <Auch dies ist ein Galiläer und ein Jünger Jesu.> Ihretwegen blieb er nicht länger, denn der treue Jünger hatte Angst, daß er gefangengenommen oder getötet würde ... 8 Der arme Petrus auch für den biblischen Feigling und Hitzkopf gilt: cherchez la femme! Und natürlich darf Paulus, der Weiberfeind, in diesem Reigen nicht fehlen wenn dessen frauenfeindliche Äußerungen mittlerweile auch als spätere Hinzufügungen erkannt worden sind 9• Doch haben die einschlägigen Passagen im Ersten 7 (23) En prima coman9aa Eva engana Adamo,/ Come fe a Salamon la muier sot un ramo; / ... (24) Audisti de Sansone, cum el fo en9egnao: / La moier en dormando le crene li taiao,/ Qe li dava la for9a, com en scrito trovato l'aio; / Trail[o] a li Filistei, etilli l'a orbao. (32) De le fiie de Lot le cause ave entese / Q'en la scritura truovase et en libri se dise, / De lo stranio pensero q'ele en cor se fese / D'enivriar lo pare e con si 9aser lo fese. (45) E la moier de Cab, la raina <;09abel,/ C'aucis multi profeti et adorava übel,/ [P]er la lei eniquita fe Dieu serar lo ciel,/ Qe tre ani e sei mesi no plove en Israel. (46) Quest'aucis li profeti e lo mari soduse,/ Lo regno d'Israel en grand error aduse; / Ke le ydole d'Obel molti adorar conduse. / Per quest pecad oribele l'auto Deu la destruse. (48) Et en Ierusalem, si con la istoria dise,/ [L]a raina Atalia li soi propinqui aucise./ ... (49) .../ Questa per cubitisia aucise li soi parenti,/ E poi la mandega cani,corvi e serpenti. s (34) Ancor de Rodiana audito ave contare,/ Ioanes lo Batista ela fe decollare. / Nui omo se devria en femena enfiare; / Lo cor a felonissemo asai plui qe no pare. (35) Et entre en lo Passio se truova sta rasone,/ Corno sain Pero la note se scaldav' a le prone; / Acusa·l una femena e meselo a ten9one: / «E quest'e Galileo, de Cristo conpagnone.» (36) No remase per ela, qe no desse conforto,/ De lo fedel desipolo, no fasse pres o morto. / ... 9 Cf. etwa AuBERT 1975: 41s. 72 Edeltraud Werner Korintherbrief sowohl die Kirchenväter als auch das gesamte Mittelalter, und in nicht geringem Maße die Einstellung der männerdominierten Amtskirche bis heute geprägt. Bei unserem Autor klingt das kurz und bündig folgendermaßen: Frauen sind Götzen, sagt der hl. Paulus, die man nur beherrscht, wenn man ihnen nicht dient. 10 Die vierte und letzte Beispielgruppe enthält Muster männerschädigenden Verhaltens aus der Zeitgeschichte dies ist bei weitem die interessanteste Exempel- Gruppe in unserem Text, da sie sowohl Novum als auch Unikum in der ganzen mittelalterlichen misogynen Literatur nicht nur Italiens, sondern auch anderer Länder ist. Unser Autor versucht, mit diesen Beispielen ganz unverhohlen seine Glaubwürdigkeit zu steigern. Gleichzeitig sind diese Belege weiblicher Schlechtigkeit für den heutigen Betrachter ein wichtiges Indiz für die Abfassungszeit des ganzen Gedichts, liefern sie doch Hinweise auf den terminus ante quem non. Und durch unsere Zeit tönt es, was die Königin von Frankreich wegen Heinrich Kurzmantel Skandalöses tat. Er, der für alle anderen häßlich war, für sie war er gut und schön, so daß sie dem König Hörner aufsetzte. - Und über die Kaiserin kann ich Euch nämliches erzählen: sie nahm sich einen Ritter aus Burgund zum Liebhaber und floh dann mit ihm. Ich sage es Euch, und es ist wahr: sie setzte dem Kaiser Friedrich Hörner auf. 11 Angespielt wird zum einen auf die Trennung der Ehe zwischen Heinrich VII. von Frankreich und Eleonore von Aquitanien, die 1152 Heinrich Plantagenet, den späteren König Heinrich II. von England, ehelichte, und zum anderen auf einen Ehebruch Adalas von Vohburg, der Gemahlin Friedrich Barbarossas, der in einem Dokument aus dem Jahre 1153 bezeugt wird. - Und weiter geht es: Königin Margarethe von Sizilien führte mit dem Ammiraglio Maio aus Bari ein sehr übles Leben. Diesem brachte das einen mit dem Speer durchbohrten Schädel ein. Matthäus Bonellus nahm ihm auf diese Weise das Leben. 12 10 (183) Le femene son le ydole qe sain Paula ne dise, / E si ne maestra c'omo no le servise; / . . . 11 (51) La raina de Frani;a con Rigo Curt Mantelo, / Per questo mondo sonase, qual ela fe i;anbelo. / A cui qe fose laido, a liei fo bon e belo, / Q'ela planta le corne al re soto·l capelo. (52) E de la enperatrice questo ensteso ve dico, / Ke se fe un cavalier borgoignon per amico, / E poi fui;i com elo: questo vero ve dico, / Q'ela planta le corne a l'enperer Ferico. 12 (54) E la ceciliana raina Margarita / Con Maio l'amiraio molto mena rea vita, / On el av' en la testa fort una spaa fita; / Matheu Bonel com essa li nde tole la vita. «Femena nuia bona se bona, no perfeta.» 73 Die Ermordung Maios durch Bonellus läßt sich auf den 10.November 1160 datieren. - Und last but not least liefert auch Byzanz ein Beispiel weiblicher Treulosigkeit, wenn diese auch durch Quellenmaterial bislang noch nicht bestätigt wurde: Dem Kaiser von Griechenland, der den Beinamen Bambacorax hat [es soll sich um Alexander I. Komnenos handeln], brachte die Kaiserin schlechten Handel ein. Sie setzte ihm so verzweigte Hörner auf die Stirn, daß die Kunde davon sowohl in Frankreich als auch in Griechenland umging. 13 Damit wäre der Reigen zeitgenössischer weiblicher Ruchlosigkeit zuende, und unser Verfasser kommt zu dem Ergebnis: Die Weiber setzen den Ehemännern die Hörner aus purem Zeitvertreib auf. Und über diesen Spott muß ich oft lachen.Wenn der eine immer nur bezahlt und der andere sich immer nur vergnügt, ist dies kein gutes Geschäft. Ich kenne genügend Hahnreie, bei denen die Hörner Knospen treiben. - Die Treuen und Klugen haben sich davon Witz gekauft.Doch siebenmal so groß wie die Zahl der aufrichtig Geliebten ist die der Betrogenen. ... - Alle meine Worte sind verbürgt und entsprechen der Wahrheit. Es gibt viele, die anstelle eines Sperbers einen Kuckuck großziehen. 14 Damit bin ich bei einem weiteren auffallenden Charakteristikum der anonymen Frauenschelte angelangt, nämlich bei den Vergleichen weiblicher Verhaltensweisen mit der von Tieren. Der Verfasser stellt sich damit in die antike Tradition des Physiologus, eine im Umfang variabel tradierte Sammlung von Tierbeschreibungen, denen auf verschiedenen Ebenen bestimmte, z.T. aus heutiger naturwissenschaftlicher Sicht auch bizarre Eigenschaften zugeschrieben werden. Und diese Eigenschaftt�n, sofern sie positiv sind, manifestieren sich für den mittelalterlichen Weiberfeind vornehmlich im männlichen Geschlecht, sofern sie negativ sind, natürlich im weiblichen. Sogar die Biene, die in dieser Tradition als einziges Tier für positiv konzipierte weibliche Wesen steht, wird in den Proverbia im Hinblick auf eine zerstörerische Wirkung präsentiert: Die Biene auf der Blüte freut sich und ist vergnügt, aber nicht etwa wegen der schönen Blüte, sondern wegen des Nektars. Es kümmert sie nicht, ob sie die 13 (55) [A l'enp] erer de Grecia c'om dis Bambacoradi, / [L'enpera]trice feceli molti mali mercadi; / [Su la fronte] li pose doi corni si ramadi, / [Per Franh; a e per Grecia ben sono resonadi. 14 (56) [Le d]one a sola90 far corne a lo marito, / [D]e questa orda befa spesora me nde rito./ [S]un spend e l'autro gaude, non e bono partito; / [E]u cognosc asai beci c'a lo como florito. (57) Li lial e li savi ben ne son ave9uti: / Sete tanto e li cogoci qe no sono li druti./ ... (59) E queste mei paravole per cert e tute vero: / Molti e qe norise lo cuco per sparvero./ .. . 74 Edeltraud Werner Blüte dabei zerstört, wenn sie nur den Nektar davontragen und zu ihrem Vorteil nutzen kann. 15 Im Hintergrund dieser Vergleichsliste steht ganz offensichtlich die damals virulente These, daß der Mensch ein Mikrokosmos sei, dessen Eigenschaften alle positive wie negative ausnahmslos auch in der Natur, hier also im Tierreich, aufdeckbar seien 16• Einschlägige Tiere als Maßstab weiblichen Verhaltens sind an erster Stelle die Katze, dann der Fuchs, der Wolf, der Igel, Pferd und Bär, Ozelot, Basiliskim Mittelalter Symbol des Todes-, Schlange, Panther, Löwe, Leopard, Spinne sowie Raubvögel. Diese Liste ist erneut einmalig, diesmal vor allem aufgrund ihrer außergewöhnlichen Länge und Vielfalt.- Ich gebe Ihnen auch hier einige Kostproben besonders abscheulichen Verhaltens: Über wieviele Listen verfügt doch eine Katze. Über alle verfügt auch die Frau und über keine weniger....Wenn die Katze ein räudiges Fell hat und mager ist, sagt man, wenn sie auf Diebestour geht, sie handle aus Not. Wenn ihr Fell aber glänzt und sie wohlgenährt ist, richtet sie ihr Sinnen sofort auf noch üblere Raubzüge.Das gleiche tun die Frauen: Wenn sie in Not leben, sagt man, sie tun es, weil sie arm sind.Aber wenn sie reich sind und angesehen, dann verhalten sie sich aus angeborener Schlechtigkeit noch viel schlimmer....Es gibt auf der Welt keine noch so magere und mißgestaltige Katze, die nicht den Schwanz aufrichtete, wenn man ihr mit der Hand über den Rücken streicht. Immer wird das gestreichelte Tier seine Liebe bekunden. Mit Wohlbehagen wird es miauen und sich reibendas ist eine bewiesene Sache.Und es gibt auf der ganzen Welt kein altes Weib, egal ob es klug oder dumm ist, das nicht sein Vergnügen daran hätte, wenn du ihm etwas Schlüpfriges erzählst. Es räkelt sich und winselt wie ein Hund, der mit auf die Jagd soll. Und es erinnert sich seines eigenen üblen Treibens aus früheren Zeiten. 17 1s (130) L'ava sovra le flore mena r;oia e desduto, / No per amor del flore, mai per amor del fruito. / A l'ava r;a no cale, se·l flor reman destruto, / Se lo fruito po tolere et trarlo al so desduto. 16 Cf. etwa MANcrNr 1981: 360; RoY 1988: 53. 17 (132) Quanti sempli a la gata de l'enr;egno femenino! / Tuti sont a la femena, nulo se·n truova meno./ ... (133) Quand a lo pelo reu et e magra la gata / Dice l'om s'el' e fuira, qe lo fa per sofrata; / Mai quando·l pel li luse, etell'e grasa fata, / Alor se pena plui de far mala barata. (134) Lo simele fa le femene: se sta en scarsitate, / Dise l'om qe lo fa pero c'a povertate; / Mai quando son richiseme, plene de dignitate, / Alora mena plu rei fati con maltate./ ... (120) Al mondo no e gata si magra malfadata, / Se man per doso meneli, no stea coda levata; / Senpre torna en amore la fiera torpir;ata, / Da gaur;o maula e fregase, r;o e causa provata. (121) Al mondo n'e vetrana si savia ne si par;a, / Se de lir;aria dir,:ili qe legra no se far;a, / Destendese e mur;ola como can qe va en car;a, / Recordase d'avanti, de la soa mala trar;a. «Femena nuia bona se bona, no perfeta.» 75 Der Fuchs gräbt viele Ausgänge, verborgene und offen daliegende.Den einen macht er breit, einen anderen schmal, keiner gleicht dem anderen. Und wenn der Hund ihn jagt und der Jäger meint, ihn schon zu haben, schlüpft er in den einen Gang hinein und zu einem anderen hinaus. So entzieht er sich der Gefangennahme. Genauso machen es die Frauen, Tag und Nacht, immerzu. Denn ohne Unterlaß denken sie sich eine Verspottung oder einen Betrug aus, Listen und Ausflüchte, um ihr übles Betragen zu vertuschen. Und wenn der Mann sie deswegen zur Rede stellt, haben sie rasch eine Ausrede bereit. 18 Wenn der Sommer naht, wechselt der Wolf sein Gewand und verliert sein Winterfell, das ist eine bekannte Sache. Aber seinen schlechten Charakter behält er: das Böse zu tun, gibt er deswegen nicht auf.Und für gekochtes Fleisch verzichtet er nicht auf rohes. Genauso hält es die Frau: sie tut so, als sei sie bescheiden, zurückhaltend und fromm wie eine Nonne.Aber wenn ihr der Sinn danach steht, verändert sie sich von einer Sekunde zur nächsten. Um des einen willen läßt sie das andere nicht, egal ob sie nun von vornehmer Abstammung ist oder eine aus dem Volke. 19 Und auch Schläge können sie nicht ändern: Der kluge Mann bändigt das Pferd mit dem Zügel und lenkt es dorthin, wo er will, das ist so. Und dem Bären bringt er das Tanzen bei durch Drohungen.... Eine Frau jedoch kannst du weder im Guten noch im Bösen bändigen, weder durch Schmeicheleien noch durch Drohungen, wie immer du es auch anstellen magst. Und wenn du sie für das Böse, das sie dir antut, züchtigst, wird sie dich deswegen am Abend zwar lieben, aber am nächsten Morgen wird sie davon nichts mehr wissen wollen. 20 Und ein letzter Vergleich sei gestattet: Der Panther ist ein außergewöhnlich schönes Tier, den jedes andere Tier aus freien Stücken bewundert, wenn es ihn sieht. Und doch ist er so böse und stark, 1s (108) La bolpe fai asai boqe a la tana o conversa,/ L'un'ampla, l'autra streta, cascuna fai deversa; / E quando lo can cacala e·l cacaor la presa, / Per una entra, per l'autra esse, cosi scanpa de presa. (109) Altresifai le femene die note tutavia,/ Qe tutora s'enpensa engano e tricaria, / Encegno e travolte per covrir soa folia; / Quand l'omo la causona, ben a presta bausia. 19 (110) Quando la istate viene, e lo lovo se muda / E perde lo so pelo, quest e causa saipuda; / Mai lo veco reten e·l mal far no refuda,/ E ca per carne cota no lasara la cruda. (111) Qualora vol la femena, se mostra senpl'e plana/ E mena relegione, come fase nonana./ Mai s'ela se ve l'asio, ben fai volta sotana; / Per l'un no lassa l'autro cortese ne vilana. 20 (114) Savio omo con lo freno destrence lo cavalo/ E menalo la o vole, queste ver senca falo,/ E l'orso com manace l'om fai andar en balo; / ... (115) Femena no poi destrencere ne per ben ne per male,/ Per losenge ne per manace qe tu li saipe fare; / E se tu la castige de lo mal q'ela fase,/ Se t'amera da sera, no fara da domane. 76 Edeltraud Werner daß dasjenige, das sich ihm am meisten nähert, sterben muß. Die Frau aber tötet den Mann mit einer Schönheit, die nicht angeboren ist, und stürzt den in Verwirrung, der sich anschickt, sie anzuschauen. Je länger ihr ein Mann folgt, desto weiter bringt sie ihn vom Weg ab. Die Seele läßt sie ihn verlieren, und den Körper läßt sie leiden. - Was es mit den Frauen auf sich hat, darüber sage ich euch die Wahrheit. Ihr reines Gesicht ist der Spiegel des Teufels. Mit ihren Augen schleudern sie Blitze von Feuer, die den Männern Herz und Verstand verwirren. 21 Und diese Gerissenheit kennzeichnet nicht nur Vertreterinnen der Weiblichkeit in der Blüte ihrer Jahre, sondern auch deren ältere Exemplare, wie eben zu erfahren war, und in ganz besonderem Maße auch die jungen Mädchen, die man nicht unterschätzen solle: Herren, hört mir zu: ... Die Liebe zu jungen Mädchen ist keineswegs ein Vergnügen, sondern grausame Pein, die mehr brennt als Feuer, denn ihre Verheißungen sind nicht aufrichtig. - Enten schwimmen im Fluß, einige Sorten auch im Meer. Und eine kleine Ente schwimmt genauso gut wie eine große. Aber es ist weitaus schwieriger, eine kleine Ente zu fassen als eine große, weil sie so wendig ist. Die Männer mögen sich hüten, zu sagen: <Das ist ein junges Mädchen. Leicht kann ich es für mich gewinnen. Es kann mir nichts Böses anhaben.> Tatsächlich jedoch wendet es sich schneller als eine kleine Schwalbe, und mehr als jeder Landstreicher weiß sie aus allen Situationen Profit zu schlagen. - Ein junges Mädchen ist wie ein glatter Aal. Wo du ihn auch immer festhältst, er entgleitet deiner Hand. 22 Von den Nonnen ganz zu schweigen, die die Männer mit ihrem Gesang wie Sirenen anlocken, ja die entflammen wie trockenes Stroh, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet - und vor liebevollem Umgang mit Geschlechtsgenossinnen 21 (122) Tanto e strabelisema Ja bestia panthera, / A lie cor ogna bestia per vederla vontera; / Etel'e tanto pessima e de forte mainera, / Quela qe plui l'aprosema, mestier e q'ela piera. (123) Femena con bele� qe no e naturale, / Auci l'om e confondelo qe Ja va per vardare./ Quando l'omo plui sieguela, plui lo fai desviare, / L'anema li fai perdere e lo corpo penare. (124) De l'afar de Je femene veritate diraio: / De Satanas e spleco lo so clero visaio; / Li ocli ! er, vardandone, de flama yeta raio, / C'a li omini canbia lo sen e lo coraio. 22 (162) Segnori, entendeteme, .../ L'amor de Je poncele non este miga yogo, / Mai pene crudeliseme, qe arde plui de fogo; / Ke Je lero proferte no sta en verasio logo. (160) Le anere sta en lo flume e talor en lo mare./ Cosi ben sa Ja piyola con Ja grande notare./ Plui e grieve Ja piyola per yOnyer a piiare / Qe non e una grande, tante volte sa fare. (161) No digano li omini: «Quest e una yovencela; / Ben Ja poso enganare, poco male sa ela.» / Certo plui sa de volte qe nula rondolela, / E plui de nul truante sa far Ja garbinela. (163) La ponyela a fegura de l'anguila, q'e pesse; / Da quale parte strencila, presente de man t'ese. / ... «Femena nuia bona se bona, no perfeta.» 77 schrecken sie schon einmal gar nicht zurück. Der Rundumschlag gegen die Vertreterinnen der Weiblichkeit ist also umfassend. Des weiteren geht unser Autor geharnischt vor gegen die weibliche Putz- und Schminksucht - Standardthema auch in einer ganzen Reihe von Predigttexten. Die wahre Schönheit der Frau erkenne man am Morgen, wenn sie ungeschminkt dem Bett entsteige. Doch auch Schminke und teure Gewänder vermögen nicht über ihren wahren Stand hinwegzutäuschen und machen eine Frau nicht vornehmer als sie tatsächlich ist. Es wird gewarnt vor der Falschheit und Verlogenheit von Frauentränen, und ganz besonders davor, daß sie ihren ahnungslosen Männern oftmals Bastarde unterschieben oder gar ihre Leibesfrucht töten. Nur äußerlich erschienen die Frauen schön und gut, innerlich aber seien sie verdorben wie ein fauler Apfel oder eine entsprechende Birne. Von der platonischen Idee der Identität von Schönheit und moralischen Qualitäten ist man weit entfernt. Die Frau wird verglichen mit einem Garten ohne Jahreszeiten, d.h. allzeit bereit, einen Mann zu verführen, dem eigenen Hörner aufzusetzen und selbst im Stadium der Schwangerschaft den Umgang mit Männern nicht zu meiden ganz im Gegenteil. Im ganzen Tierreich gebe es nichts vergleichbar Verwerfliches. Zudem treiben sie die Männer in den Ruin, gewähren nur dem ihre Gunst, der sie ordentlich mit Geschenken bedenkt; und sobald sie merken, daß von einem nichts mehr zu holen ist, lassen sie ihn, ohne zu zögern, fallen und verkaufen sich demjenigen, der ihnen am meisten bietet, gleichgültig ob er häßlich, kahl, krumm oder gar aussätzig ist. - Die drastische Liste könnte beliebig fortgesetzt werden ... Fazit ist: Die Liebe der Frauen ist keine echte Liebe; sie ist bitter und besteht aus Bosheit, Lüge und falschen Schwüren. Ihre Liebe dürfte diesen Namen gar nicht tragen. Man müßte sie vielmehr castigabricone, d.h. <Zuchtanstalt für Narren>, nennen. 23 * Ich habe eingangs auf eine besondere Stellung der Proverbia in der zeitgenössischen volkssprachlichen literarischen Landschaft hingewiesen und werde dies im folgenden näher ausführen. Nun sind die Gedanken, die zum Ausdruck gebracht werden, keineswegs neu und originell. Viele Motive sind alt und gehören zum Kanon von Topoi, von Gemeinplätzen, gegen die Weiblichkeit, für die es Beispiele bereits in der alten orientalischen Literatur, in der griechischen und lateinischen Klassik, in der Bibel, bei den Kirchenvätern und in moralasketischen Traktaten des Mittelalters zur 23 (143) L'amore de le femene �urare. / Lo so amor per tal nome clamare. no e amor, mai sont amare, / Et arte de malicia, de mentir e no se devria piiare, / Mai «castigabricone» hom lo devria 78 Edeltraud Werner Genüge gibt wie der Text ja auch ausführlichst demonstriert. Und es sind Motive, die auch im Mittelalter nicht nur in Italien zu finden sind, die nicht auf einen bestimmten Literaturtyp beschränkt sind und die auch nicht unbedingt auf einen bestimmten Adressaten- und Konsumentenkreis abzielen 24 • Misogynie als literarisches Motiv ist nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern ist Teil verschiedener Spannungsfelder, je nachdem, ob man eine synchronische oder eine diachronische Perspektive wählt. - Intertextualität, d. h. der Rückgriff auf bereits bestehende Texte jeder Art, ist eines der grundlegenden Charakteristika der mittelalterlichen Literatur. In diesem Zusammenhang liefern die Proverbia mit ihrem Anti-Konzept der weiblichen Liebe einmal ein Gegenbild zur höfischen Literatur und zur fin amor der Troubadours sowie zur selbstlosen Liebe in der kirchlichen Tradition. Zum anderen steht die verderbliche Verführungskraft Evas dem hehren Bild der donna als erstrebtes Ziel des Troubadours und dem Marias als verehrenswerteste aller Frauen gegenüber 25 • Das Motiv der Misogynie in den Proverbia etabliert nicht nur ein Spannungsfeld zur zeitgenössischen höfischen Liebe, zum Frauenlob und zur Marienverehrung, es etabliert ein solches auch und ganz besonders zu misogynen Motiven und Gattungen der Vergangenheit und der zeitgenössischen Gegenwart. Dieses zweite Spannungsfeld wird zum einen über die Exempelkumulation aufgebaut und zum anderen über intertextuelle Bezüge zu moralasketischen, literarischen und sprachlichen Vorbildern, die weit über Oberitalien hinausreichen. Nationale und regional limitierte Literatur gibt es im Mittelalter nur in beschränktem Maße. Erfahrungswerte aus allen möglichen Bereichen fließen vielmehr ineinander und werden neu geformt immer wieder verwendet. Dies resultiert nicht zuletzt aus der Tatsache, daß der Personenkreis, der damals über eine gewisse Bildung verfügte, sehr begrenzt war und seine Heimstatt fast ausnahmslos in den klösterlichen Bildungsinstituten fand, deren Lehrinhalte regional kaum differierten. Nicht zu unterschätzen für die forcierte mittelalterliche Frauenschelte, so wie sie in einer Reihe von Texten ihren Niederschlag gefunden hat von der oft bedauernswerten realhistorischen Situation der Frau einmal ganz abgesehen -, ist das andauernde kirchliche Bemühen um die Durchsetzung des Zölibats, das seit dem 11. Jahrhundert immer wieder Gegenstand diverser Konzilien ist, und das zu einer umfassenden Polemik gegen die Ehe generell geführt hat. Doch gerade hier nehmen die Proverbia eine Sonderstellung ein, geht es doch nie explizit um eine Warnung vor der Ehe, sondern nur vor dem Umgang mit Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts allgemein. Ein durch die Moralaskese beeinflußter Kon- 24 Cf. hierzu die zwar schon betagte, aber immer noch ausführlichste Arbeit zum Thema von WuLFF 1914: passim. 25 Das 12. Jahrhundert ist das Jahrhundert, in dem der Marienkult aufblüht, cf. u.a. GoETz 1986: 51; KAHN ßLUMSTEIN 1977: 33; POWER 1979: 20; SHAHAR 1981: 37. «Femena nuia bona se bona, no perfeta.» 79 text ist zwar gegeben, aber keineswegs von zentraler Bedeutung. Die Dualität Ehe -Ehelosigkeit ist damit nur eine verdeckte. Im Kern geht es in den Proverbia <nun um die Frauen. Während in der höfischen Literatur immer von der idealisierend überhöhten donna in der Einzahl die Rede ist, taucht dieser Terminus zwar in den Proverbia auch zweimal auf, aber nie in der Einzahl, sondern immer in der Mehrzahl und impliziert damit eine nicht-idealisierte Betrachtungsweise -eine Betrachtungsweise übrigens, die auch in der höfischen Literatur in der Pluralform zum Ausdruck kommt. Die Standardbenennung der Frau in den Proverbia und in der gesamten misogynen Literatur des italienischen Mittelalters ist jedoch femena. Der Verfasser hat bei aller Gewichtigkeit seiner Vorwürfe nie einen bestimmten Frauentyp im Auge. Immer spricht er ganz allgemein von die Frau, die Frauen oder auch nur Frauen. Es geht ihm um die Kategorie der Frau an sich, die jede einzelne und alle umfaßt, und die sich hinsichtlich ihrer eigentlichen Natur durch nichts unterscheiden, egal ob sie arm oder reich sind, jung oder alt, hübsch oder häßlich, oder ob sie in weltlichen oder in klösterlichen Organisationsformen leben, ob sie adeliger oder niedriger Herkunft sind. -Und auch das folgende semantische Detail ist beredt: Im Altitalienischen ist femena sowohl die Bezeichnung für die Frau wie auch für das Weibchen im Tierreich -vielleicht läßt sich durch diese Polysemie, durch diese Mehrdeutigkeit, von altitalienisch femena auch der große Schwerpunkt auf den Exempla aus dem Tierreich erklären. In keiner der anderen romanischen Sprachen kommt es zu einem solchen Wertesynkretismus 26: wenn dort Vergleiche mit dem Tierreich angestellt werden, sind sie meist auf einige wenige Sorten beschränkt. Des weiteren etabliert sich ein Spannungsfeld zu außeritalienischen Literaturen, und zwar insbesondere zu Frankreich. Dies wird einmal im Text selbst greifbar, wenn nämlich darauf hingewiesen wird, daß die Kunde von der Täuschung des byzantinischen Kaisers durch ganz Griechenland und Frankreich tönte (s. o) -nicht jedoch durch Italien oder durch Teile desselben. Zudem handelt es sich bei drei kompletten Strophen der Proverbia unbezweifelbar um Wort-für-Wort-Übersetzungen einer altfranzösischen Vorlage: die lexikalischen Einheiten wurden entweder ausgetauscht oder morphologisch ins Italienische eingepaßt, die frz. Syntax wird übernommen. Das französische Vorbild ist ein mit Chastiemusart übertiteltes Gedicht, welches ebenfalls vor dem Umgang mit den Frauen warnt 27 • Und Chastiemusart taucht in den Proverbia ebenfalls auf, nämlich in Gestalt der italienischen Übersetzung castigabricone, das ich eben in Anlehnung an Tobler, dem ersten Herausgeber des Textes Ende des 19. Jahrhunderts, umschrieben habe mit «Zuchtanstalt für Narren». Und dem gleichen Bildungsmuster verdankt auch eine altokzitanische Novelle ihren Namen: Castigagilos, analog zu übersetzen mit 26 Zur Bedeutungsgeschichte von lat. FEMINA cf. auch GRISAYILAv1s/ DuBOIS-STASSE 1969: 15-19. 21 Cf. hierzu die Erstedition von P. MEYER 1886: 603-10. 80 Edeltraud Werner «Zuchtanstalt für Eifersüchtige»,und selbst noch im 17. Jh. besinnt sich Domenico Balbi auf dieses Bildungsmuster und betitelt einen die Frauen enttarnenden Text mit «Castigamatto» 28 , wobei «matto» synonym ist mit dem frz. musart und dem ital. bricone aus den Proverbia. Das nächste Spannungsfeld im interkulturellen Kontext baut sich im Text selbst auf, nämlich über die Sprache. Die Sprache der Proverbia ist zwar im Kern italienisch-venetisch, enthält aber neben der erwähnten Übernahme ganzer Strophen aus einer altfranzösischen Vorlage zahlreiche Französismen und gelegentlich auch Provenzalismen, die die engen Kontakte Frankreich - Italien, die das Mittelalter charakterisieren, auch auf der sprachlichen Ebene unterstreichen. Es handelt sich um Interferenzen, die letztendlich auch zur Herausbildung einer eigenen literarischen Mischsprache in Oberitalien geführt haben, nämlich des Franko- Italienischen, auf das ich bereits zu Beginn meines Vortrags hingewiesen habe. Und Frankreich selbst liefert seit dem Ende des 12. Jahrhunderts seinen eigenen umfassenden Beitrag zur literarischen Misogynie. Höhepunkt hierbei ist der 2. Teil des altfranzösischen Roman de la Rose, der, von Jean de Meung verfaßt, aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts stammt. Die Proverbia und der Rosenroman dürften zwei ähnlich gewichtige, wenn auch im räumlichen und zeitlichen Abstand entstandene Manifestationen ein- und derselben Idee darstellen: nämlich der Destruktion der höfischen Liebeskonzeption, so wie sie Ende des 12. Jahrhunderts etwa von Andreas Capellanus im dritten Buch seines lateinisch abgefaßten «De amore» propagiert wurde. Sowohl in den Proverbia als auch im Rosenroman mündet dies in eine frauenfeindliche Polemik ein. Es handelt sich dabei immer um Texte, die von Männern für Männer abgefaßt sind und damit um deren Frauenbild, mit dem sie offensichtlich ihre eigene Ohnmacht dem starken «schwachen» Geschlecht gegenüber zu rechtfertigen suchen. So stellt eine Bürgersfrau aus dem englischen Bath, deren 5. Ehemann ihr Abend für Abend eine Geschichte über die Schlechtigkeit der Frauen vorliest, nicht ganz zu Unrecht fest, daß die Sache für die Männer wohl ganz anders aussähe, würden sich die Frauen daran machen, die Feder zu ergreifen. Diese weise Erkenntnis ist uns in Geoffrey Chaucers Canterbury Tales, die ungefähr eineinhalb Jahrhunderte nach den Proverbia abgefaßt sind, überliefert. Und in der Tat führt die erste schriftliche Reaktion von weiblicher Seite auf die Frauenschelte, insbesondere auf den afrz. Rosenroman, zu einer lange währenden Debatte, die unter dem Namen querelle des femmes als Debatte über den Vorrang der Frauen vor den Männern bekannt ist. Ausgelöst wird sie von einer Italienerin in Frankreich, von Christine de Pisan, die in ihrer Epftre au Dieux d'Amor (Epistel an den Gott der Liebe) 1399 erstmals für ihre Geschlechtsgenossinnen Partei ergreift und bald auch männliche Unterstützung findet, wie etwa in dem mächtigen Kirchenmann Jean Gerson. In Italien findet diese querelle damals keinen Eingang mehr: mit dem zs Der Hinweis auf diese Texte ist LEVI 1921: 116ss. entnommen. «Femena nuia bona se bona, no perfeta.» 81 Übergang des literarischen Primats an die Toskana seit der 2. Hälfte des 13. und dann im 14. Jahrhundert findet die oberitalienische, an Frankreich orientierte epische und didaktische Literatur keine bedeutenden Fortsetzer mehr, weder im Raum noch in der Thematik. - Doch kommt es durchaus zu einer Fortsetzung misogyner Bemerkungen in zum Teil erheblichem Umfang: Da schließen sich auch keine geringeren als Petrarca und Boccaccio aus. Von Petrarca erfahren wir, daß es besser sei, eine Frau ordentlich zu verprügeln, wenn man mit Geduld nicht weiter komme. Und von Boccaccio ist mit der Novelle Corbaccio eine umfassende Häme gegen eine florentinische Witwe überliefert, die ihn offensichtlich nicht in der gewünschten Form erhört hat, und die in eine Invektive gegen die Bosheit der Frauen schlechthin einmündet. - In Italien dauert es bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, bis erstmals eine Frau, Modesta da Pozzo, unter dem Pseudonym Moderata Fante in ihrem Lamento delle donne ( <Klage der Frauen>) das Wort zugunsten ihres Geschlechts ergreift 29• Wer ist nun das Publikum für die mittelalterliche Frauenschelte? Im Prinzip wohl alle Gesellschaftsschichten, denn die Thematik ist sozusagen von allgemeinem Interesse. Wenn Frauenschelte von der Kanzel aus betrieben wird, sind die Adressaten eindeutig: das Kirchenvolk, bzw. Teile desselben, je nach angeprangertem Verhalten. Für die Proverbia hingegen kann man davon ausgehen, daß der Text für ein vornehmlich bürgerliches Publikum bestimmt war 30 denn zum einen tauchen Bürgersfrauen niemals als Ziel für Anwürfe auf, und zum anderen lassen Ausführungen an diversen Stellen des Gedichts auf einen städtisch-bürgerlichen Bestimmungskreis mit spezifischen Geschäftsgebaren schließen: So erfährt der Zuhörer und Leser, daß es sicher kein Verbrechen sei, einem wohlhabenden Mann die Wahrheit zu sagen, damit er kein Verlustgeschäft mache (61). Und auch die Rechtfertigung des Autors für seine Schelte weist in die gleiche Richtung: Was ich über die Frauen sage, sage ich nicht aus Mißgunst. Doch solange ich lebe, werde ich ihren Umgang meiden, es sei denn, ich bin dazu gezwungen. Doch dann tue ich es wie einer, der ein Geschäft tätigt und feilscht und solche Ware kauft, von der er genau weiß, daß sie keinen Gewinn abwirft. 3 1 Welche Bedeutung man im Mittelalter der Warnung vor der Frau zumaß, zeigt der Überlieferungskontext der Proverbia: Die Proverbia sind in einer Prachthand- 29 Cf. hierzu KING 1980: 334s.; zu einigen weiteren, zaghaften Versuchen aus jener Zeit cf. RüDDEWIG 1993: 351ss. 30 Cf. POLENA 1976: 614. 31 (85) Quel q'eu digo de femene, eu no·l dig per entagna. / Tan fin q'eu sero vivo, n'amero sa conpagna, / Se no como per fors;a, com ki compra e bragagna / E conpera tal merce, qe sa qe non guaagna. 82 Edeltraud Werner schrift aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts überliefert 32 • Sie umfaßt eine Kompilation diverser didaktischer Texte, die sich grosso modo im Umfeld Verhaltenskodex, Liebeswerben und Enttarnung der Weiblichkeit bewegen: U.a. enthält die Handschrift die Disticha Catonis - und zwar den lateinischen Text mit einer italienischen Übersetzung -, ferner Patecchio da Cremonas Klage über verschiedene Ärgernisse seiner Zeit, zu denen auch die Frauen gehören, sowie den anonymen Pamphilos eine elegische Komödie in lateinischer Sprache, ebenfalls mit italienischer Übersetzung, in der es um Strategien der Annäherung an eine begehrte Dame geht, und eine kurze Paraphrase des Vaterunsers. Aufgabe der Sammlung ist die Unterweisung eines jungen männlichen Schülers in Latein und in der Muttersprache sowie dessen Vorbereitung auf das Leben, zu dem offensichtlich auch die Warnung vor dem Weibe gehört. Ich komme zum Schluß. «Es gibt keine guten Frauenwäre eine gut, so wäre sie nicht vollkommen» dieses Motto, im Mittelalter vielfach abgewandelt, spricht aber auch aus einer anderen Warte Bände: Stellt sich in bezug auf die Frau überhaupt die Frage «gut oder schlecht», oder ist die schlechte Frau nicht gerade die gute, da nur in diesem Attribut die Vollkommenheit ruht? Im Chastiemusart heißt es: «Feme s'ele fait mal, fait bien que faire doit»- <Eine Frau, die Schlechtes tut, tut nur, was sie tun muß>, d.h. sie handelt ihrer Natur entsprechend. Und die Verwirklichung der Natur ist mit Jean de Meung, dem Verfasser des 2. Teils des Rosenromans, gesprochen, per se gut und infolgedessen anzustreben. Das kann angesichts des einer Autorität wie Salomon in den Mund gelegten Titelzitats meines Vortrags doch nur bedeuten: Weiber, bleibt wie ihr seidauch die schlechten Seiten tragen zu eurer Vollkommenheit bei. Einern ehrbaren Weib geht das ab, was seiner Vervollkommnung dient: Das Paradoxon ist damit perfekt. Düsseldorf Edeltraud Werner Bibliographie AuBERT, J.-M. 1975: La femme. Antifeminisme et christianisme, Paris BAADER, RENATE (ed.) 1988: Das Frauenbild im literarischen Frankreich. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Darmstadt BoESE, H. 1966: Die lateinischen Handschriften der Sammlung Hamilton zu Berlin, Wiesbaden BucK, A. (ed.) 1989: Die italienische Literatur im Zeitalter Dantes und am Übergang vom Mittelalter zur Renaissance, Bd. 2: Die Literatur bis zur Renaissance, Heidelberg (GRLMA X/ 2) CECCHI, E./ SAPEGNO, N. (ed.) 1965: Storia della letteratura italiana, vol. 1: Le origini e il Duecento, Milano CONTINI, G. (ed.) 1960: Poeti del Duecento, 2 vol., Milano/ Napoli 32 Die Handschrift befindet sich heute in der Deutschen Staatsbibliothek, Berlin (Unter den Linden), Signatur Hamilton 390. Zur Handschrift und ihrer Geschichte cf. BoESE 1966; ferner u.a. MuSSAFIA 1867; LEVI 1921: 109, 125; HALLER 1982: 91ss. «Femena nuia bona se bona, no perfeta. » CoRTI, MARIA 1961: *CoNTINI, Poeti del Duecento; Lettere Italiane 13: 503-14 POLENA, G. (ed.) 1976: Storia della cultura veneta, vol. 1: Dalle origini al Trecento, Vicenza FRIEDRICH, H. 1964: Epochen der italienischen Lyrik, Frankfurt 83 GANDILLAC, M. DEijEAUNEAU, E. (ed.) 1968: Entretiens sur la Renaissance du 12' siecle, Paris GARIN, E. (ed.) 1980: Der Mensch der Renaissance, Frankfurt/ New York, p. 282-340 GoETz, H.-W. 1986: Leben im Mittelalter. Vom 7. bis zum 13. Jahrhundert, München GRIMAL, P. (ed.) 1966: Histoire mondiale de lafemme. 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Festschrift für Olaf Deutschmann zum 70. Geburtstag, 14. März 1982, Frankfurt/ Bern False partenze e contraddizioni logiche convenzionalizzate: «Si o no? » L'esistenza di uno sfasamento tra logica della negazione e espressione della negazione stessa nelle lingue storico-naturali, con una apparente «non logicita» di alcuni usi linguistici, e stata piu volte messa in luce e analizzata in relazione a differenti aspetti (cf. la rassegna generale sul problema in HORN 1989). Ma se molto, per esempio, si e discusso riguardo al problema della doppia negazione, non si ritrova in nessun caso, a quanto mi risulta, segnalazione della presenza potenzialmente contraddittoria di entrambe le polarita nello stesso enunciato, cioe, in breve, di casi in cui i parlanti «con sistematicita» rispondano ad una domanda sia con si ehe con no senza ehe nessuno degli interlocutori sollevi obiezioni all'apparente contraddizione. In questo lavoro ci occuperemo proprio di risposte di questo tipo, ehe, come nello scambio seguente, sono ritrovabili quotidianamente in italiano, ma anche in altre lingue: (1) A: si potrebbe persino spingere Ja scrivania B: perche? A: perche hai tanto posto n B: si, spingiamola un po' A: si noo lasciamo cosi 1 Un fenomeno del genere e indubbiamente molto deviante dal punto di vista della «logica popolare», ed e quindi sorprendente ehe il suo uso passi nella maggior parte dei casi inosservato. Eppure, praticamente ogni giorno, si ritrovano risposte di questo tipo senza nessuna reazione metalinguistica. Per il purista (o almeno il linguista) ehe c'e in tutti noi, se non si ritrovano reazioni vuol dire ehe il fenomeno sfugge solitamente alla consapevolezza dei parlanti e/ o ne viene filtrato. Le persone (tra le quali anche linguisti professionisti) alle quali ho fatto notare questo uso hanno reagito con comportamenti di sorpresa, come se si trovassero davanti a qualcosa di mai visto prima (anche se magari loro stessi l'avevano prodotto poco avanti). La loro prima reazione· interpretativa di dati di questo tipo e stata quella di «razionalizzare» il fenomeno con una spiegazione logica semplice, nella maggior parte dei casi invocando una categoria come quella della «falsa 1 I materiali su cui si basa questo lavoro sono ricavati da registrazioni di conversazioni spontanee, da scambi colti al volo, e, in parte, da registrazioni di interviste effettuate (per altri scopi) all'interno di un progetto de! Fondo nazionale svizzero per la ricerca scientifica da Claudia Patocchi e Sandro Bianconi, e ehe mi sono state gentilmente messe a disposizione da quest'ultimo. 86 Bruno Moretti partenza», cioe di un errore da parte del parlante, per eui egli non sosterrebbe eontemporaneamente le due polarita apparentemente diseordanti, ma inizierebbe, erroneamente, eon una delle due per passare immediatamente, autoeorreggendosi, alla seeonda. Se la eategoria delle false partenze o degli errori di pianifieazione ha sicuramente una sua ragione di esistere, essa eostituisee, pero, anehe nel fenomeno qui in diseussione (eome in altri easi in eui i linguisti l'hanno usata eome un «eestino della earta straecia» in eui gettare fenomeni <<indesiderati»), una soluzione «troppo eomoda», ehe «salva» il modello linguistico esplieativo a seapito dei dati empiriei. Esisteranno senza dubbio esempi di «false partenze» prototipiehe in eui i parlanti alternano il sied il no, ma, nel easo ehe qui stiamo esaminando, le oeeorrenze sono troppo sistematiehe e regolari perehe la loro spiegazione sia semplifieabile in questo modo. Questa regolarita d'oeeorrenza ei eostringerebbe quindi ad ampliare troppo la eategoria delle false partenze. D'altro lato, se restringiamo allora la vera e propria falsa partenza a fenomeni di «intenzionalita rinnegata», cioe di autoeorrezione di qualcosa ehe non si vuole dire (almeno non in quel modo e in quel momento), dobbiamo allora, logicamente, per quanto riguarda i nostri easi, partire dall'ipotesi ehe i parlanti sostengano intenzionalmente e eontemporaneamente entrambe le polarita. All'interno di questa ipotesi quindi sia la risposta eon il si ehe quella eon il no sarebbero adeguate e volute dal parlante, e la maneanza di eontraddizione sarebbe dovuta ad una differenza nel riferimento del sie del no: cio ehe viene negato non e la stessa eosa di eio ehe viene eonfermato (si tratterebbe pereio di «pro-frasi» eon riferimenti differenti 2 ). Questa soluzione 3 e piu aeeettabile, in quanto, oltre ad evitare il problema dell'eventuale eontraddizione del parlante, apre la strada alla motivazione della frequenza della struttura in termini di «plurifunzionalita» dell'enunciato. Le formulazioni con silno si possono infatti tipieamente interpretare eome finalizzate ad una reazione eontemporanea sia al valore letterale (o referenziale, o deserittivo 4 ) sia agli «implieiti» 5 delle mosse ehe le preeedono, eome ben si puo vedere nel seguente esempio, dove, tenendo eonto del eontesto in eui lo seambio avviene, possiamo faeilmente fornire un'interpretazione «razionale» di entrambe le partieelle. z Puo essere dubbio il termine di pro-frasi per entita ehe, eome vedremo poi, sono di difficile formulazione e individuazione, e ehe sembrerebbero presupporre una visione de! eontesto in termini di «insieme di proposizioni», eome si ritrova per es. in GAZDAR 1979. Sul eoneetto diprofrase e in particolare sulle sue implieazioni tipologiche cf. BERNINr/ RAMAT 1992, eap. V. 3 Che segue, in fondo, Ja stessa linea de! eoneetto dei «tipi logici» di Russell, e non e un easo, dato il valore di almeno potenziale «paradosso» de! sl/ no. 4 Usiamo questi termini eon valore sinonimieo. s Con «impliciti» intendiamo tutti i valori riehiamati ma non espressi direttamente dall'enunciato, eome presupposti, aspettative generiehe, implieature di vario tipo, eee. Puo essere interessante anehe nel nostro easo pensare ad una seala di applieazione cicliea degli stessi eome quella proposta da GAZDAR 1979. False partenze e eontraddizioni logiehe eonvenzionalizzate: «Si o no? » 87 (2) A: uno di questi libri per Doris? B: non e troppo pieeola? A: mah, non penso B: si no e vero Il si puo essere interpretato eome espressione dell'aeeettazione del parere dell'altro, e il no rispettivamente eome negazione di quanto il parlante stesso ha detto prima, eioe eome una autoeorrezione del parlante stesso su un suo parere preeedente (eon aeeettazione, eosl, della eorrezione fornita dal parere diseordante dell'interloeutore). Che il parlante inveee fosse disposto a eontinuare a difendere la posizione inizialmente assunta era d'altro eanto dato per presupposto dall'interloeutore (e quindi questo parere dell'interloeutore e presente in un modo simile ai «presupposti» ehe CrNQUE 1976 individua eome earatteristiei delle risposte eon mica). Anehe per l'es. (1) e possibile trovare un'interpretazione di questo tipo, eon l'assegnazione del si al valore di aeeordo eon l'interloeutore e rispettivamente del no al valore di autoeorrezione. In termini di atteggiamenti eomplessivi espressi dal parlante i vari tipi di risposte eon si no possono essere raggruppati in varie eategorie, ehe si potrebbero eonsiderare andare dal si no e vero, di totale aeeettazione della eorrezione, al si no ma, ehe veieola una aeeettazione parziale ma viene anehe utilizzato per una eontestazione di parte della eorrezione e per un rilancio del proprio punto di vista, eorreggendo a sua volta parte (l'implieito) di quanto l'altro ha detto. Tra i due easi estremi abbiamo varie sfumature intermedie, eome per es. quello ehe potremmo definire del si no e ovvio, ehe squalifiea l'interesse di quello ehe l'altro ha detto o del modo in eui l'ha detto, eome tipicamente nelle reazioni a espressioni ironiche: (3) (Due persone stanno seegliendo un libro da regalare ad una terza persona, A ne prende in mano uno) A: questo? B: si, se le piaee A: non so se le piaee (ride) B: si no maa Tra i tratti importanti di questo seambio vi ela risposta di A ehe interpreta in modo letterale quanto B ha detto volendo ironizzare sulla sua formulazione ellittica ('se pensi ehe le piaeeia'). B reagisee eon una obiezione. Il easo seguente eostituisee un bell'esempio di «risposta etero-eorrettiva», in eui, a differenza dei easi preeedenti, prevale, negli interessi del parlante, il valore del no su quello del si (ma ehe entrambi i valori siano sempre presenti eben dimostrato da una sempliee prova di eommutazione ehe sostituisee un unieo avverbio alla struttura eomposta: anehe le forme di aeeettazione sono sempre forme di aeeettazione polemiea o rassegnata): (4) (Si sta parlando di un bambino ehe sta imparando ad andare in bicicletta, ma ehe quando non ha piu abbastanza velocita cade di lato) 88 Bruno Moretti A: ma non riesce a mettere giu i piedi prima di cadere? B: si no ci riesce, ma si fa prendere dal panico e si blocca Questo esempio mette in mostra piu tratti fondamentali, come quello della presenza di un forte presupposto nella domanda di A (ehe il bambino si comporti in un modo, per un adulto, fortemente irrazionale e quindi cada senza nessuna reazione). L'immagine oltretutto e comica ed il padre del bambino reagisce negando la versione estrema di questi fatti. Ne da cosi una scissione in termini di «generale» vs. «particolare», parafrasabile come 'sa metter giu i piedi (o meglio «capisce» ehe deve metter giu i piedi), quindi non e scemo, ma fattori esterni, incontrollabili per il bambino, gli impediscono di farlo'. Vi appare una componente tipica di queste risposte e cioe la messa in dubbio o addirittura la negazione della rilevanza di quanto l'altro ha detto, non nei termini assoluti, ma nel modo in cui la domanda e stata posta, per i presupposti ehe il modo di porre la domanda suscita (abbiamo quindi, in tutti questi casi ehe toccano gli impliciti, un fenomeno decisamente imparentato con la categoria della «negazione metalinguistica» di HORN 1985 e 1989, sulla quale cf. piu avanti). Inoltre, la formulazione di A puo essere considerata in parte ambigua, e la componente dell'ambiguita della mossa precedente e un'altra delle componenti variabili in quanto a forza ma fondamentali riguardo all'essenza di cui occorre tener conto per una spiegazione esaustiva del fenomeno in discussione. Non e un caso, in questo senso, ehe uno dei contesti privilegiati per risposte di questo tipo sia quello di domande ambigue (si vedano per es. le risposte a domande 6 con polarita negativa: «non hai fatto X», «no, l'ho fatto», dove e ambiguo se si debba rispondere con sz o con no, per il contrasto tra «logica» e «uso o tendenza preferenziale dei parlanti»). Ma se questo fenomeno dell'ambiguita della mossa precedente potrebbe far dare una maggiore importanza al carattere di difficolta di trovare una risposta adeguata (e quindi riportare in campo un concetto forte di «falsa partenza»), non occorre d'altra parte dimenticare ehe una delle motivazioni di mosse «ambigue>> di questo tipo e proprio quella di rivelare presupposizioni e aspettative da parte del parlante, mediante un fine gioco tra «detto» e «negato», e quindi la reazione con il sz no si rivela ancora una volta fortemente orientata in questo senso e rivolta percio principalmente ai due piani di attenzione rispettivamente del significato «descrittivo» e degli impliciti. Vi sono peraltro dei casi, come abbiamo gia anticipato, ehe si avvicinano di piu alle false partenze, nel senso ehe la compresenza del sz e del no sarebbe spiegabile in base se non ad un errore di pianificazione da parte del parlante almeno ad un'incertezza tra l'anticipazione ehe egli puo costruirsi su come sara la polarita della mossa dell'altro (come e tipico di situazioni con forte involvement dei parteci- 6 Anche se parliamo quasi sempre di «domande», e chiaro anche dagli esempi ehe questi usi si possono verificare anche come reazioni ad altri tipi di «azioni linguistiche», come per es. richieste di cooperazione, o richieste di assenso con un parere espresso o proposte. False partenze e eontraddizioni logiehe eonvenzionalizzate: «Si o no? » 89 panti 7 ) e su eome quest'ultima e effettivamente realizzata, eon pereio una almeno parziale sovrapposizione tra si e no, eome nell'esempio seguente, dove e piu difficile rintraeciare inequivoeabilmente degli implieiti a eui una delle due partieelle si rivolgerebbe. (5) A: eomunque adesso hai sempre la nazionalita turea? B: si no adessoo ... sto faeendo le pratiehe per farmi svizzero B sembra essere «spiazzato» dal modo in eui la domanda e formulata, ma anehe in questo easo sia il si ehe il no rimangono «veri» ('sl ho aneora adesso la nazionalita turea, ma sto per avere quella svizzera') in differenti raggi di rilevanza diseorsiva. L'ambiguita nasee dalla diffieolta di rispondere in modo sintetico, perdendo eosl la possibilita di preeisare il raggio esatto di rilevanza a eui la risposta va riferita (in questo easo, il valore nel diseorso in atto di «adesso», eioe la dimensione di quantita, nel senso grieeano, da appliearvi). Se questa dell'ambiguita ehe provoea diffieolta di risposta e una eomponente interessante, e forse la direzione di provenienza genetiea di queste forme, esse sono pero earatterizzate nella maggior parte dei easi da un «fondamento strategieo», ehe fa assumere ad esse un valore globale senza nessuna possibilita di interpretazione delle stesse in termini di autoeorrezione all'interno della medesima mossa. Come tipieamente nell'esempio seguente, dove il parlante aeeetta quanto ha detto l'altro per il eontenuto ehe vi ha espresso ma lo qualifiea nel eontempo eome non pertinente e eerea di riportare il diseorso nel raggio di applieazione a eui faeeva riferimento lui stesso. (6) (stanno parlando dell'utilita di un eerto tipo di metodi didattici) A: non pensi ehe siano molto utili? B: ma solo ad un livello molto avanzato A: si noo ma dieo ... in fondo rappresentano un bei passo avanti rispetto ai metodi classici Mosse di questo tipo potrebbero proprio essere ribattezzate del 'ad un eerto livello di diseorso hai ragione, ma non e quello ehe intendevo io', e sono aneora una volta mosse ehe toeeano la rilevanza di quanto l'altro diee, nella maggior parte sotto forma di un riehiamo al rispetto della massima della quantita di Griee (intreeeiata ovviamente eon quella della pertinenza, ehe oeeupa una posizione privilegiata e «anteriore» rispetto alle altre massime). La «eonvenzionalizzazione» di queste eostruzioni fa sl ehe esse si possano 7 Abbiamo in questo easo, in fondo, una soluzione in eui e molto rilevante la variazione temporale, senza ehe ci sia rinnegamento vero e proprio della proposizione preeedente, o meglio dell'atteggiamento eomplessivo de! parlante. Questa visione ein parte simile ad una possibilita di soluzione semplieistiea, o «a termostato», di alcuni paradossi (eome per es.tipicamente quello de! eretese ehe diee ehe «tutti i eretesi sono bugiardi», cf. le osservazioni in questo senso in BATESON 1972, 1979). 90 Bruno Moretti oramai ritrovare anehe eon funzione quasi di «interealari», eioe eon un valore piu fatieo ehe referenziale, eome nel easo seguente: (7) A: mah, adesso aspettiamo e vediamo B: si noo A: non si sa mai ehe eosa possono fare B: si noo La differenza d'uso del silno nei differenti parlanti e sorprendente ma regolare, dato ehe vi sono parlanti ehe ne fanno un uso sistematico e altri nei quali esso non si ritrova. Si tratta eertamente di differenze individuali, eorrelate tipologieamente eon stili differenti di «parteeipazione al diseorso» e di «immagine di se» ehe si vuole presentare. Cosi per es. queste forme si ritrovano eon maggiore frequenza 8 in persone ehe usano altrimenti una quantita maggiore di attenuazioni, eio ehe sosterrebbe l'interpretazione delle stesse eome «dissensi attenuati» o rispettivamente «assensi limitati» ehe ne abbiamo dato sopra. E pure interessante, nel eonfronto di stili differenti, ehe e piu probabile trovare usi piu tipieamente fatiei in parlanti ehe usano in genere una quantita maggiore di si no, eio ehe potrebbe sostenere l'ipotesi ehe gli usi fatici rappresentino uno stadio avanzato di sviluppo e di lessicalizzazione dell'intera struttura (eoerentemente d'altronde eon il fatto ehe queste forme sono quelle ehe si possono eonsiderare maggiormente fuse dal punto di vista del signifieato, eon una minore indipendenza delle parti eomponenti e un distanziamento dal valore eomposizionale fregeano). A questo proposito, un'altra possibilita di «sviluppo» e quella del rafforzamento, ehe inerementa aneora di piu il valore di «ovvieta» o di «non totale pertinenza delle aspettative rivelate». Si tratta dei easi in eui vi e una reduplieazione sia del si ehe del no, eome il seguente (in eui B sta raeeontando di dover eambiare una delle grondaie di easa sua perehe bueata e A interviene affermando la neeessita di farle sostituire tutte e non solo quella bueata): (8) A: ma allora vale la pena di far fare tutta la easa B: si si no no, e ehiaro E evidente la forte reazione all'aspettativa ehe sia possibile ehe non si voglia far fare tutta la easa, eio ehe sarebbe eonsiderato assurdo da entrambi i parlanti, e quindi B eon la sua reazione enfatica allontana da se questa «immagine», riasserendo l'aeeordo eon A (proprio sulla base del fatto ehe aneh'egli ritiene sensato eambiare tutte le grondaie). Piu ehe in altri easi e qui evidente l'effetto di eortesia del si no, fondato sulla rieerea dell'aeeordo eon l'interloeutore nonostante l'aspettativa in fondo non positiva nella mossa di A. s Su questo punto le mie osservazioni sono per ora aneora ad un livello assai impressionistico e andranno raffinate eon indagini piii precise da un punto di vista quantitativo ehe permettano di evitare un influsso troppo grande di eventuali stereotipi. False partenze e contraddizioni logiche convenzionalizzate: «Si o no? » 91 Per eoncludere vorremmo toeeare aneora tre punti: l'esistenza o meno di forme del tipo no si, la relazione delle nostre strutture eon il eoneetto di «negazione metalinguistiea» di HoRN 1985 e 1989, ed una possibile interpretazione del fatto ehe i parlanti non siano eonsapevoli dei loro usi di si no. II primo punto e probabilmente gia affiorato alla mente del lettore: e eioe la domanda se aeeanto a si no si ritrovino anehe oeeorrenze di no si. Per quanto riguarda i materiali su eui si basa questo lavoro non vi figura nessuna oeeorrenza del genere. Non si puo eertamente escludere l'esistenza delle stesse, ma la forte sproporzione tra la loro eventuale frequenza e quella delle forme si no e senz'altro un segnale da non traseurare e ehe vieta di mettere le due possibilita teoriehe sullo stesso piano. Sorge allora il problema di spiegare perehe l'una si verifiehi ma non l'altra. La spiegazione e probabilmente legata ai valori pragmatici differenti delle due partieelle. Mentre il si ha solitamente un valore di aeeettazione e di aeeordo eon l'interloeutore ed e quindi meno impegnativo a livello pragmatieo (non toeeando la «faeeia» dell'interloeutore), il no segnala (solitamente) dissenso 9 e pereio riehiede piu lavoro pragmatieo ed e aneora piu impegnativo quando si trovi in apertura di enuneiato. La maggiore frequenza di si no sarebbe allora da attribuire ad una preferenza del tipo prima l'assenso (in easo ovviamente di eompresenza dei due valori), dato anehe ehe, una volta stabilita una base di aeeordo eomune, e piu facilmente possibile passare ai punti di disaeeordo. Un'altra spiegazione ehe puo eooperare eon questa (piu ehe essere in diretta eompetizione), e ehe si no sia imparentato eon il no di «eoesione polemica (o di riapertura)» ehe si ritrova per es. in «no, io volevo dire ehe ...», dove interessantemente si ha piu di un elemento eoincidente eon il nostro fenomeno, eome per es. il earattere di «eorrezione» (spesso eonfigurata, eon un effetto di «eortesia», eome «autoeorrezione»), un eerto riehiamo alla «debole o maneata rilevanza» di quanto l'interloeutore ha detto rispetto alle intenzioni del parlante, e il valore di intervento parziale, ma non radicalmente in disaeeordo, eon quanto l'altro ha detto (ehe puo andare fino alla sempliee eorrezione metalinguistiea, eioe sul modo in eui l'altro ha detto la eosa). Alcuni usi di si no potrebbero allora proprio essersi evoluti da questo partieolare uso di no. La formula no si mi sembra inoltre, proprio per le differenti eonfigurazioni pragmatiehe delle partieelle e per l'effetto della preferenza per l'assenso ipotizzata sopra, molto poeo eoesa e fortemente in eontrasto interno, tanto ehe non potrebbe raggiungere probabilmente quel grado di fusione parziale ehe sembra essere una eomponente fondamentale del si no, e rimarrebbe quindi piu a livello di autoeorrezione eon eaneellazione dell'intenzionalita della prima parte. Per quanto riguarda la eontrapposizione proposta da Horn tra «deserittivo» e 9 Quando non sia un segnale di «accordo sul dissenso espresso dell'interlocutore», ma questo caso non e rilevante nella nostra discussione. 92 Bruno Moretti «metalinguistieo» 10 , il fenomeno qui in esame suseita l'impressione ehe ne abbiamo sempre a ehe fare eon il prototipieo «metalinguistieo» di Horn, ne senz'altro nemmeno eon il prototipico «deserittivo». I nostri easi di «reazione agli implieiti» sono sieuramente piu vieini alla eategoria di «metalinguistieo» di Horn ehe a quella di «deserittivo», ma non vi eorrispondono esattamente e ei obbligano pereio a eoncludere ehe la dieotomia horniana sia piu diffieile da mantenere di quanto l'autore supponga 11 , e ehe essa debba essere reinterpretata in termini di sealarita (se non proprio di continuum, eio ehe presupporrebbe una fusione degli impliciti nella stessa grande eategoria, in modo riduzionistieo) eon altre eategorie intermedie (dipendenti dal grado di maggiore o minore «direttezza» vs. «implieitezza» dei livelli eoinvolti, e eon un passaggio piu o meno graduale dal valore letterale ai valori non letterali). All'inizio della nostra analisi abbiamo proposto due possibili linee di spiegazione del fenomeno, quella delle false partenze e quella di riferimenti differenti per le due partieelle (optando per la seeonda a livello di spiegazione del valore delle forme). Abbiamo visto ehe i easi reali, pur essendo troppo sistematici per essere eonsiderabili delle vere e proprio false partenze (una eategoria ehe andrebbe, a nostro parere, ristretta a fenomeni puramente di performance, eioe individuali e fortemente legati ai singoli eontesti idiosineratiei), si muovono tra queste due possibilita esplieative. Da un lato abbiamo i easi di si no fortemente legati all'ambiguita della mossa preeedente dell'interloeutore (in eui eioe la eompresenza delle due partieelle puo essere dovuta ad una previsione sbagliata su quello ehe l'altro sta per dire, dato ehe, eome si e detto, puo essere utile eereare di anticipare di pareeehio l'interloeutore eon la propria pianifieazione, oppure nei easi in cui abbiamo visto ehe la mossa dell'interloeutore e ambigua in relazione alla «polarita desiderata»), dall'altro lato abbiamo i easi eon le partieelle fortemente orientate versa «livelli» differenti, eon una seissione della risposta in una parte foealizzata ehiaramente sugli implieiti e un'altra parte foealizzata sul piano referenziale diretto. In questi ultimi easi il valore strategieo della struttura e molto forte e non vi e assolutamente piu nessuna possibilita di parentela eon la eategoria delle false partenze. Abbiamo allora a ehe fare eon una struttura «eomplessa» (nel senso ehe e seomponibile 10 Questo autore propone di eonsiderare eome negazione metalinguistica quegli usi in eui eio ehe viene negato non e direttamente il eontenuto della frase ma o il modo in eui qualcosa e asserito o le implieature ehe naseono per il fatto ehe l'asserzione avvenga in un eerto modo piuttosto ehe in un altro. Seeondo BERNINI 1992 la eostruzione italiana non e ehe (cf. per es. «non e ehe sia seappata, e useita per ...») sarebbe proprio tipieamente usata eon questo valore metalinguistieo. Oeeorre altresi notare ehe Horn parla unieamente di negazione metalinguistiea, ma mi sembra ehe la possibilita di prendere posizione sulla «verita» o meno di una proposizione debba essere estesa non solo alla negazione ma anehe al sz, nonostante ehe per quest'ultimo sia solitamente piu difficile distinguere livelli differenti di aeeettazione (piu o meno metalinguistiei). 11 Per un altro segnale di questa diffieolta si vedano i problemi ehe naseono eon i test di individuazione proposti da HORN (1989: 392ss.). False partenze e eontraddizioni logiche eonvenzionalizzate: «Si o no? » 93 mediante una analisi linguistica, e ehe non e del tutto fusa da un punto di vista semantico). La discussione sulla processazione da parte dei parlanti deve essere scomposta in due parti: l'uso e la «comprensione» da un lato, e la processazione metalinguistica a posteriori dall'altro. Per quanto riguarda la comprensione vera e propria, si e no sembrano in verita non venir analizzati. Cio ehe comunicano sono piu ehe altro «sfumature» di atteggiamenti, risultanti dall'effetto globale della costruzione, con quindi sl un lavoro composito su due piani differenti, ma anche un effetto globale esprimente l'atteggiamento del parlante. Abbiamo probabilmente a ehe fare con uno di quei casi in cui i parlanti, per poter capire il messaggio, non devono necessariamente analizzare lo stesso fino in fondo (cf. per es. le osservazioni di ArTCHISON 1989: cap. 9 proprio sul «recupero» delle referenze pronominali, un caso molto vicino al nostro). L'effetto e quello di un «dissenso sfumato o attenuato», di «assenso autocorrettivo» o di «assenso cortesemente polemico». Dal punto di vista dell'interpretazione metalinguistica 12 si deve senz'altro riprendere in considerazione il fatto ehe queste strutture non sono, nella maggior parte dei casi, percepite consciamente ne da chi le usa ne da chi le sente: si dovrebbe percio trattare di strutture ehe il nostro monitor e in qualche modo programmato o per non percepire o per filtrare. A mio parere, le spiegazioni possibili di questo fenomeno devono ritornare sulle due piste di base del fenomeno piu volte richiamate in questo lavoro: la spiegazione in termini di quasi-false partenze, ehe dal parlante sarebbero «razionalizzate» allo stesso modo di vere e proprio false partenze e quindi «filtrate via» dal messaggio (anche se l'effetto a livello di senso ehe volevano suscitare non puo piu essere eliminato) 13• Oppure la spiegazione in termini di differenza di «indirizzo» delle particelle, con la conseguente «fusionabilita» delle stesse. In questo modo esse si configurerebbero come un'entita semantica autonoma, composta da una testa (il valore «diretto») e da un modificatore della testa (il valore «implicato»), e quindi sintetizzate in un unico valore globale risultante dalla funzione dei due valori, originariamente e a posteriori, compositivi. Riprendendo alcune fondamentali osservazioni di SPEARS 1982 possiamo dire di trovarci di fronte ad un fenomeno di camouflage, rifacendoci all'uso ehe questo autore fa del termine a proposito della non percezione da parte dei linguisti dell'uso peculiare nel Black English del verbo come come semiausiliare, con un forte processo di grammaticalizzazione dello stesso come «aus- 12 E attraente l'ipotesi ehe i linguisti stessi siano vittime a volte delle loro «interpretazioni a posteriori». Mi ripropongo di tornare in altra sede sul problema all'interno di un'ottiea da «storia della scienza». n La presenza di un filtro di questo tipo non deve ormai piu essere dimostrata, basti eomunque pensare a tutti quegli elementi ehe nelle traserizioni di fenomeni di parlato vanno persi o a tutte le parti di frasi ehe vengono eliminate nelle ripetizioni (eome giustamente fa notare BAZZANELLA 1988). 94 Bruno Moretti iliare polemieo», «naseosto» dalla parziale eoneomitanza di usi standard dello stesso verbo 14 • Nel nostro easo il camouflage riguarderebbe soprattutto la eonvenzionalizzazione e la parziale fusione dei singoli valori di sie no, e quindi la tendenza di speeializzazione rispetto all'uso separato delle due parti eomponenti: da un lato la loro fusione fa s'i ehe non venga pereepita l'apparente contraddizione, dall'altro lato, la forte presenza e preminenza nel sistema linguistico dei due eomponenti fa s'i ehe la eostanza del fenomeno non venga pereepita nella sua essenza eomplessa di formula, ormai, quasi indipendente. Ma qui apriamo, aeeanto al ben noto problema della «realta psieologiea» dei fenomeni linguistiei, il punto eomplementare, e altamente interessante quanto eomplesso, della realta psieologiea dei proeessi esplieativi e interpretativi (piu o meno eonsei) dei parlanti stessi, e del loro eventuale potere di «formare realta» al di fa delle regale del sistema linguistieo. In eonclusione, la sistematicita (e quindi la motivazione) di questo fenomeno e stata ben dimostrata dall'analisi degli usi ehe se ne fanno. Nella sua apparente eontradditorieta si no permette di toeeare nella risposta del parlante sia il livello «diretto» dell'atto preeedente dell'interloeutore, sia il livello «implicito» (eio ehe a volta puo eostituire la vera motivazione effettiva dell'atto). Questa scissione del valore del messaggio riproduee la stessa seissione segnalata per altri fenomeni pragmatici e prima di tutti per i eosiddetti «atti indiretti». Come in questi ultimi, nei termini dell'analisi ehe neestata fatta da LEVINSON 1983: eap. 6, abbiamo infatti un eonflitto di «preferenze» tra atti eontigui, eon inoltre la presenza di una eerta ambiguita sfruttata peraltro dai parlanti. Quindi, in un modo simile a quello delle pre-sequenze e delle sequenze laterali, si separa nell'espressione il valore del «pre-» da quello della sequenza ehe esso anticipa e ehe in realta veieola. Oltre a eio, abbiamo a ehe fare eon fenomeni di eorrezione in relazione o alla mossa dell'altro (quindi abbiamo una tipiea eorrezione sull'altro 15 ) o alla propria mossa ehe ha preeeduto quella dell'altro, dove quindi abbiamo in terza posizione l'aeeettazione della eorrezione fatta dall'altro in seeonda posizione, ma eon la eomplessifieazione di una leggera polemica eon la eorrezione (ehe puo andare fino a contestare la rilevanza della eorrezione fatta dall'altro, eon un valore parafrasabile eome 'eassolutamente vero quello ehe diei ma non edel tutto rilevante'). Se volessimo eereare un valore «centrale» da eui derivare tutti i easi (nel senso per es. 14 Qualcosa di simile all'italiano «e tu mi vieni a dire questo», dove ci possono essere tracce di desemantizzazione di venire in contesti in cui non ci sia veramente il valore di «spostamento in direzione del parlante», ma prevalga piuttosto un suo nucleo, sfruttabile con valore polemico, del tipo 'fare uno sforzo notevole per lo scopo di ...', cio ehe mette in rilievo appunto la forte intenzionalita di venire come azione, in contrasto, in questi casi, con la motivazione effettiva o la «riprovevolezza» di, nel nostro caso, dire questo. 15 Su questo punto e fondamentale il lavoro svolto all'interno della cosiddetta «analisi della conversazione» sui sistemi di preferenze nelle correzioni (cf. SCHEGLOFFljEFFERSONISAcKs 1977). Nei termini del quadro proposto da questi autori possiamo definire le risposte con sl no come soluzioni (preferenziali) per «contesti non preferenziali». False partenze e contraddizioni logiche convenzionalizzate: «Si o no? » 95 di SwEETSER 1990), esso dovrebbe senz'altro inglobare in modo fondamentale la componente dell'asserzione di almeno una parziale «ovvieta» della mossa a cui il parlante reagisce (con varie soluzioni positive o negative a seconda del contesto e del cotesto e differenti accenti su mosse precedenti o del parlante stesso o dell'interlocutore) 16• Zürich Bruno Moretti Bibliografia AITCHISON, JEAN 1989 3 : The Articulate Mamma! . An introduction to psycholinguistics, London BATESON, G. 1972: Verso un'ecologia della mente, Milano 1976 (ed. orig.: Steps to an Ecology of Mind, New York 1972) BATESON, G. 1979: Mente e natura, Milano 1984 (ed. orig.: Mind and Nature. A necessary unit, New York 1979) BAZZANELLA, CARLA 1988: «Asserisco, ma praticamente», ltaliano e altre 2: 62--64 BERNINI, G. 1992: «Forme concorrenti di negazione in italiano», in: B. MoRETTI/ D. PETRINJ/ S.BIANCONI (ed.), Linee di tendenza dell'italiano contemporaneo. Atti de! XXV Congresso Internazionale di Studi della Societa di Linguistica Italiana, Roma, p. 191-215 BERNINI, G.! RAMAT, P. 1992: La/ rase negativa nelle lingue d'Europa, Bologna CINQUE, G. 1976: «Mica», Annali della Facolta di Lettere e Filosofia dell'Universita di Padova 1: 101-12 GAZDAR, G. 1979: Pragmatics. Implicature, presupposition, and logical form, New York GRICE, H. P. 1967: «Logic and Conversation. The William James Lectures at Harvard University», (trad. it.: «Logica e conversazione», in: MARINA SBISA [ed.], Gli atti linguistici, Milano 1978: 199-221, traduzione della ristampa fatta in P. CoLE/ J.L. MoRGAN [ed.], Syntax and Semantics, Speech Acts, New York 1975) HoRN, L. R. 1985: «Metalinguistic Negation and Pragmatic Ambiguity», Language 61: 121-57 HORN, L. R. 1989: A natural history of negation, Chicago LEVINSON, S. C. 1983: La pragmatica, Bologna (ed. orig.: Pragmatics, Cambridge 1983) ScHEGLOFF, E./ JEFFERSON, G.ISACKS, H. 1977: «The Preference for Self-correction in the Organization of Repair in Conversation», Language 53: 361-82 SPEARS, A. K. 1982: «The Black English Semi-auxiliary come», Language 58: 850-72 SwEETSER, EvE 1990: From Etymology to Pragmatics. Metaphorical and Cultural Aspects of Semantic Structure, Cambridge 16 Quindi in un richiamo alla rilevanza delle affermazioni, spesso tramite Je massime della quantita griceana. Questa possibilita di ricondurre i fenomeni di implicito alle massime griceane non deve essere interpretata nei sensi di altre proposte riduzionistiche finalizzate a eliminare categorie come Je presupposizioni o altri tipi di impliciti, ma piuttosto come l'affermazione ehe Je massime griceane sono il «veicolo» privilegiato mediante il quale i parlanti possono lavorare sugli impliciti. Subject Clitics in Piedmontese: A Diachronie Perspective 1. In recent years, the behaviour of clitics has attracted a considerable amount of attention in the Romance field. Although it is their syntactic function at the various stages of development that arouses the greatest interest, these preliminary observations will concentrate more on morphology and etymology. The term Piedmontese here refers not only to the standardized variety based on the dialect of Turin but also to the numerous other Piedmontese varieties which developed directly from Latin alongside the variety which has gradually emerged as the standard. However, despite the large number of grammatical systems that exist, the pronominal subsystems preserve a degree of similarity that justifies restricting the analysis to a selection of the available data. From the 17 th century onwards, data are drawn from standard Piedmontese and Turinese texts, the dialect of Castellinaldo (ToPPINO 1913), and the dialect of Cairo Montenotte (PARRY 1985), and data recorded in Piedmont during the last ten years 1 . 1.1. Contemporary Piedmontese, like all other Northern Italian dialects, French, and a number of other Romance varieties (cf. VANELLI/ RENZIIBENINCA 1985: 163), possesses a double series of subject pronouns: stressed and unstressed. The latter are clitics that occur with each person of the verb. The written standard, based on the Turinese variety, has the following subject clitic paradigm: sg. pi. I i i II it i III a a 1 I wish to thank the University of Wales: Aberystwyth, the British Academy and the University of Wales Research Fund for supporting various field-work visits to Piedmont. My sincere thanks as usual go to the many informants who gave unstintingly of their time and knowledge. I am also grateful to Professor Glanville Price and to Professor Edward Tuttle for their comments on earlier versions of this article, the substance of which was first presented at the 19 th Romance Linguistics Seminar, Cambridge 1991. Subject Clitics in Piedmontese: A Diachronie Perspective 97 In combination with the optional free stressed subject pronouns a typical verb paradigm runs: mi iparlo 2 ti itparle chiel aparla chila aparla [mi i 'porlu] [ti it 'porle] [kjEl a 'parla] [ c kila a 'parla] noi iparloma voi iparle lor aparlo [nuj i por'luma] [vuj i 'porle] [! ur a 'parlu] My own recordings ofTurinese, as well as BERRUTO (1990: 19), give the variant [e] for i and [t] for it. 1.2. Although the normative grammar of BRERO and BERTODATTI (1988) insists that the subject clitics are obligatory in all contexts 3 , a survey carried out by RENZI and VANELLI (1983) gives only the 2 nd sg. and the 3 rd person clitics (sg. and pl.) as compulsory in Piedmontese; with both 1 st persons and 2 nd pl. as optional. BERRUTO (1990), a native speaker of Piedmontese, confirms their findings: ... forme come veddu, veduma, vedde sono perfettamente grammaticali e alternano con i veddu, i veduma, i vedde 'vedo, vediamo, vedete', mentre non si danno vedde 'vedi', ved 'vede', veddu 'vedono' ... Se si tratti di una variazione libera o governata da regale, e tutto da indagare. (BERRUTO 1990: 19 N33). 1.3. Allowing for this measure of optionality, subject clitics (scl) are required in modern Piedmontese not only when there is no other overt subject but also, as seen above, in conjunction with tonic subject pronouns. In addition, they are obligatory with full noun phrases, regardless of whether these occur in preverbal or postverbal position 4 : Me frei a veul nen 'my brother scl wants not' la seira a finla (Mus. 126,11) 'the evening scl was-ending' ij tre amis a sonpartisne 'the three friends scl are (have) left' a l'e rivaje na fietta (Mus. 123,23) 'scl is (has) arrived a little girl' quandi eh' a arson-o ij bot (Mus. 123,17) 'when that sei resound the strokes' ('when the clock strikes') A mes-dl a-i rivava mare e magna (Mus. 126,18) 'At midday sei there arrived mother and aunt' z ltalics represent written data, in which the phonetic value of the symbols may vary according to time and place of origin, e. g. modern standard Piedmontese orthography has a for [u], whereas u is used in the Val Bormida texts. ltalics have also been maintained for non-IPA phonetic transcription, as in the originals, e.g. BERRUTO (1990) and ToPPINO (1913). 3 «Dinnanzi ai verbi, Ja lingua piemontese usa i Pronomi Personali Verbali, ehe non si possono mai omettere», BREROIBERTODATTI 1988: 72. TELMON (1988: 480) also states that Piedmontese subject clitics are compulsory. 4 The examples come from a collection of short stories (BRERO 1977) and from the Piedmontese language magazine, Musicalbrande (abbrev. Mus.). 98 M. Mair Parry The last example features an impersonal form of the verb used in an unaccusative construction; such structures are characterized by a lack of agreement between verb and following noun phrase, the occurrence of the pleonastic clitic i as well as the expletive pronoun a (formally identical with the 3 rd person [sg. and pl.] subject clitic)S. An expletive clitic pronoun occurs obligatorily in Piedmontese with all impersonal constructions, as in French (il faut, il pleut, etc.): a venta cateje doman 'scl must buy-them tomorrow' a tirava vent 'scl was-blowing wind' The third person subject clitic also occurs after the complementizer ehe of relative constructions: quaidun eh' a veul giuteve 'someone that scl wants to-help-you' dl 'an ch'a ven (Mus. 123,7) 'of the year that scl comes' ( = next year) and after quantifiers: gnun a l'ha pi nen vistlo 'nobody scl has any more seen-him' gnente a saria 'nothing scl would be' chi a parla? 'who scl talks? '; but also: chi sa? 'who knows? ' My own recordings of spoken Turinese confirm the pattern of usage found in the rather conservative, normative register of Piedmontese from which the above examples are taken. 1.4. In the dialect of Cairo Montenotte (Cairese) on the Piedmontese-Ligurian border (today spoken within the administrative region of Liguria but basically a Piedmontese dialect from the syntactic point of view) there is compulsory use of subject clitics in all persons in all the above-mentioned contexts, except after interrogative and relative chi [ki] and after the 1st person sg. tonic subject pronoun, when the subject clitic is optional: mi a parl [mi a 'porl] ti t parli [ti t 'porli] cal u parla [krel u 'porla] chila a parla ['kila a 'porla] u fioca [u 'fioka] 'it is snowing' ni aci a parluma [ni 'ofi a par'luma] vui aci i parli [vuj 'otfi i 'porli] caji i parlu ['kreji i 'porlu] chile i parlu ['kile i 'porlu] chi (u) vug ben [ki (u) vug beJJ] 'chi vede bene' chi u ven cun ti? [ki u ven ku!J ti] 'chi viene con te? ' 1.5. Although RENZI and VANELLI (1983) exclude Piedmontese from the list of dialects showing inversion of verb and subject in interrogative structures, inversion still exists in some dialects, e.g. in those of Mondovl and Biella. lt is being s For a detailed discussion in a generative framework, see BuRzro (1986), especially p. 122-26. Subject Clitics in Piedmontese: A Diachronie Perspective 99 consciously promoted in standard Piedmontese, cf. BREROIBERTODATTI 1988: 117 (note that these interrogative structures have in fact two subject clitics, one on either side of the verb): Cos i farai-ne? 'What sei shall-do sei (I)? ' Cos it faras-to? 'What sei shall-do sei (you [sg])? ' Cos a fara-lo/ la? 'What sei shall-do sei (he/ she/ it)? ' Cos i farom-ne? 'What sei shall-do sei (we)? ' Cos i farev-ne? 'What sei shall-do sei (you [pi.])? ' Cos a faran-ne? or a faran-lo? 'What sei shall-do sei (they)? ' 2. This paper will consider the subject clitics of Piedmontese from a diachronic point of view with only brief references to their syntactic behaviour. The difficulties and drawbacks of basing research on written texts, especially early texts, are well known. In the case of Piedmontese they are compounded by the fact that the few such texts that we have cannot always be precisely located geographically and/ or chronologically and often lack the full range of persons of the verb. Notwithstanding, a close examination of these texts cannot fail to throw light on the development of subject clitics in Piedmontese. 2.1. The various forms of pronouns used as subjects in early Piedmontese texts are listed below (for the 16 th and 17 th centuries, only the clitics are given) 6: a. Sermoni Subalpini, 12 th c. (traditionally regarded as the earliest manifestation of the vernacular in Piedmont, although its Piedmontese origins are by no means universally accepted, cf. WoLF 1991 and DANESI's reply [1991]) 6 The data derive from the following sources: F.A. UGOLINI, Testi antichi italiani, Turin 1942, p.11-69 (Sermoni subalpini); E.BOLLATI/ A.MANNO, «Documenti inediti in antico dialetto piemontese», AS/ 4/ 2 (1878), 375-88 (La Sentenza di Rivalta); G.BERTONI, «Note e correzioni all'antico testo piemontese dei Parlamenti ed epistole», R 39 (1910), 305-14; E.LEVI, «Il detto de! re e della regina, poemetto piemontese de! sec. XIII», in: Melanges de linguistique et literature offerts a M. Alfred Jeanroy, Reprint of Paris 1928 edn, Geneva (Slatkine Reprints) 1972, p.279-90. G.P. Cuvro, «Coj 'd San Giors: a proposit de! prim document ed vej piemonteis ch'a sia databil e localisabil», in: At de'! V Rescontr anternassional de studi an sla lenga e la literatura piemonteisa, Alba 7-8 magg 1988, Alba 1989, p.193-215 (Statuti della Compagnia di San Giorgio); G.GASCA QuEIRAZZA, Documenti di antico volgare, I: Le «Recomendaciones» de! Laudario di Saluzzo; II: Gli Ordinamenti dei Disciplinati e dei Raccomandati di Dronero; III: Frammenti vari da una Miscellanea Grammaticale di Biella (p. 19: Proverbi e Sentenze), Turin 1965-1966; C.CrPOLLA, «Antichissimi aneddoti novaliciensi», in: Memorie dell'Accademia delle Scienze di Torino, 2 nd series 50 (1901), 127-35 (translation exercises from Piedmontese into Latin); F.GA- BOTTO, «Un documento dialettale piemontese de! 1465», in: Bollettino storico-bibliografico subalpino 3 (1898), 278; G.G. ALIONE, Opera Jocunda, 1521, first edition in the Biblioteca Reale, Turin (Comedia de ! 'Homo e de soi sentimenti); C. G1ACOMINO, «La lingua dell'Alione», AG/ 15 (1901), 403-48; G.P. Cuvro, «II dialetto di Torino nel Seicento», ID 37 (1974) 18-120 (Canzoni torinesi). 100 M. Mair Parry sg. pl. I e', eu, ge, eo nos, noi II tu vos, voi III,m. el, il il III,f. ela, ella expl.7 el b. Parlamenti ed epistole, 13 th -14 th c. (Canavese? ) sg. I e, mi II III,m. al expl. al c. Il detto del re e delta regina, 14 th c. sg. IIl,m. al III,f. la expl. el pl. uuy y pl. y d. Statuti delta Compagnia di San Giorgio, 1321 (Chieri) sg. pl. II 0 III,m. al'N 8 , o/ [s] i expl. el, o/ [s] e. Proverbi e Sentenze, end 14 th c. (Vercelli area? ) sg. I yo expl. al 7 The expletive clitic pronoun is usually identical with the 3 rd person m. sg. clitic, but it may differ, as in the case of Castellinaldo i. s / indicates the phonetic context following the subject clitic; V represents a vowel, 'V an accented vowel. Subject Clitics in Piedmontese: A Diachronie Perspective f. Ordinamenti delta Confraternita di Dronero, 14 th -15 th c. sg. pl. I noy III,m. al, ar, (e)l 9 y, i III,f. (e)la expl. al, ar g. La Vita dei Raccomandati delta Vergine, 14 th -15 th c. sg. pl. I noy III,m. i, hy, y III,f. (e)le expl. (e)l h. Le 'Recomendaciones' del Laudario di Saluzzo, 14 th -15 th c. sg. pl. I noy, noe III,m. (e)l y, i III,f. (e)la expl. (e)l i. Translation exercises Piedmontese > Latin, 14 th -15 th c. sg. III tu III,m. a expl. al 101 9 The brackets indicate that groups such as sei, chel, chela may represent either s'el, ch'el, ch'ela or se'l, che'l ehe la. 102 M. Mair Parry j. Sentenza di Rivalta, 1446 (court verdict) sg. pi. I noy III,m. (e)l, lN hi III,f. a le expl. o! [s],ha lN,he lN k. Atto di Poirino, 1465 (legal document) 1. Comedia de ! 'Homo and Parse carnovalesche, G.G. Alione, beg. 16 th c. (Asti) sg. proclitic sg. enclitic I e -i, -y II te, t -tu III,m. el,o,lo,alN,l/V -lo III,f. la, ra, a, a lN -la expl. el, o, a lN, lN m. Canzoni torinesi, 17 th c. sg. I i II t III,m. a, all! 'V III,f. a, all!'V) expl. a, all! 'V, lN -la -lo pi. proclitic pi. enclitic e -y 0 -o, -vo i, y -gle el, lN -gle pi. i 0 a, a lN a, all!'V 2.2. Subject pronominal syntax in the medieval stage of Northern ltalian dialects has been studied in depth by L.Vanelli, L. Renzi, and P.Beninca. A brief summary of their findings will serve as a background to the discussion of the development of the Piedmontese forms. As a rule, affirmative main clauses in medieval texts from Northern ltaly (Venetian to a lesser extent) follow the Verb-second rule: the verb is preceded either by the theme (this may be but is not necessarily the subject) or, in the absence of a theme, by an adverbial phrase. lf the subject is not the theme, it Subject Clitics in Piedmontese: A Diachronie Perspective 103 occurs in immediate postverbal position. An overt subject (either lexical or pronominal, but not both) is obligatory in all clauses, except in those main clauses in which another constituent precedes the verb. As the research of VANELLI, RENZI and BENINCA (1985, also VANELLI 1987) has shown, null subjects are noted only in those contexts in which the subject would otherwise follow the verb, i.e. in main clauses in which some element other than the subject precedes the verb (postverbal subjects are rare in subordinate clauses). 2.3. From the morphological point of view, it is clear that the unstressed subject clitics of the modern dialects derive from the nominative of the Latin personal pronouns 10 , whereas the tonic free forms derive from the oblique stressed forms. In the Medieval period Northern Italian texts show only one series of subject pronouns, those deriving from the Latin nominative, which were free and could be stressed. However, as shown by VANELLI (1984: 285-87), oblique forms of the 1 st and 2 nd sg. and 3 rd sg. and pl. could be used as subjects in certain syntactic contexts, i.e. when not governed by the verb, e.g. with non-finite verb forms; when there is a conjoined subject 11 ; when the subject does not form part of the main sentence; when the verb is not expressed. The 1 st and 2 nd pl. pronouns did not have phonetically distinct alternative oblique forms. When, during the Renaissance period, the originally nominative forms gradually cliticized to the verb, it was the oblique forms that were pressed into general use as tonic, free subject pronouns, first in complementary distribution with the weak pronouns and later in combination with them. Eventually the clitics are no langer perceived as filling the subject slot but 10 Evolution from the Latin personal pronouns to proclitic forms found in Piedmontese at various stages of development can be broadly schematized as follows (V and C represent respectively Vowel and Consonant): EGO> [eo]> [io]> [jo] > [i], [j]N > [e] (Castellinaldo),> [a] (Cairo) TU> [ty]> [t]> ( + prosthetic vowel? ) [it] NOS> [nuj],> ? [n] (PIPINO 1783) vos> [vuj],> [vu],> [u] Third person pronouns developed from the Latin distal demonstrative: ILLE> [el],> [al],> [a]/ C > [ew] before dental and palatal C> [u] (Monferrato) > [eJ] before labial and velar C (Monferrato) (see §4.1.) ILLA> [ela]> [la]> [a] ILLI> [il]> [i], [j]N ILLAE> [ele]> [le] > [el] (Astigiano, Alione). 11 As in the first letter of the Parlamenti ed epistole: «Sapiente per lo certo ehe uuy e-mi ezaschaun nostro successor e areo n-ara semper may gram loso e-honor» (BERTONI 1910: 308). 104 M. Mair Parry function as subject agreement markers (part of the inflection of the verb), with the result that Northern Italian dialects are today classified as Null Subject languages (BRANDI/ CORDIN 1989). 3. Examination of the subject pronouns found in Piedmontese texts reveals that there has been a progressive neutralization of differences between the various persons, especially between the singular and plural. In Turinese the 1 st persons (sg. and pl.) have an identical form, i (e), while 3 rd sg. and pl. are both a; the 2 nd pl. i (e) is also identical with the 1 st persons. For the dialect of Castellinaldo, ToPPINO (1913: 5) gives the following: sg. proclitic sg. enclitic pl. proclitic pl. enclitic I e -ni e -ni II t -ti i -vi/ -vu III,m. i f. ula* 1 a -Zu 1-la i -ni IIl,expl. a, (u), i** * N. B. u r-e 'he is', a r-e 'she is'; ** i is often used as an expletive pronoun with inverted subjects and with impersonal verbs: i ru dis kjal 'expl. scl it says he' ('he says it') i r a diru kila 'expl. sei it has said-it she' ('she has said it') The same phenomenon is found in the more southern dialect of Cortemilia: ii n'e riviiine tre [ij ne ri'vojnE trE] 'expl. sel-there of-them-is arrived-there-of-them three (f.)', 'three of them (f.) have arrived' is sa miii [is so moj] 'expl. sei-SE knows never','one never knows' In Cairese also (see above, §1.4.) the 2 nd pl. is identical with the 3 rd pl. and distinct from the 1 st persons. In all systems it has lost its distinctive form, although ToPPINO (N4) refers to u as being «tutt'ora vivo a Vezza» (near Alba). 3.1. The traditional view held by Romance linguists (e.g. BouRCIEZ 1956: §558, EwERT 1943: §43) was that the use of subject pronouns had become compulsory in order to disambiguate verb endings that had become homophonous as a result of regular phonetic development; the French system was a good illustration of this. Nowadays the obligatory use of subject pronouns is generally ascribed to syntactic causes (PRICE 1971, HARRIS 1978, VANELLI/ RENZIIBENINCA 1985 12), although 12 «Seules les langues du deuxieme groupe [incl. French and N. Ital. dialects,MMP] demandaient [i.e. dans 1a phrase subordonnee] le pronom sujet de fai;on obligatoire. C'est la le noyau du Subject Clitics in Piedmontese: A Diachronie Perspective 105 distinctive verb endings have contributed to the non-emergence or optionality of subject clitics with certain persons of the verb in some dialects. However, the compulsory use of subject pronouns in French meant that the erosion of distinctive verb endings was allowed to proceed unhindered (cf. PRICE 1971). Northern Italian dialects have instead tended to maintain a higher degree of differentiation between the various personal suffixes of the verb, a fact that supports the theory of the syntactic origin of the compulsory use of subject pronouns. RENZI and VANELLI (1983: 133) highlight the fact that the one subject pronoun found in all the varieties examined is the 2 nd sg., which has one of the most stable verb endings (almost as stable as the 1 st and 2 nd pl., those persons in which the subject pronouns are most frequently missing). BENINCA (1986: 466) notes that in Friulian compulsory subject clitics exist alongside «una flessione verbale ehe e la piu ricca di distinzioni in assoluto nel dominio romanzo», and notably more differentiated than the subject clitics. 3.2. One conclusion that may be drawn from these data and from the Piedmontese examples that we have been considering is that, if the verb retains a high degree of inflection, then the subject pronouns themselves may lose their distinctive form. None of the varieties examined by RENZI and VANELLI (1983) has subject clitics with a different phonetic form for each of the six persons of the verb. For those varieties that display subject clitics for each person of the verb, they individuate the following patterns: (a) the 1 st sg., i st pl. and 2 nd pl. are identical, with 3 rd sg. and pl. being different from each other or, as in Turinese, identical; the 2 nd sg. is distinct; (b) the 2 nd sg. and 3 rd sg. may be the only distinct forms, with all the rest identical; (c) 1 s t sg. and pl. are identical as are 2 nd pl. and 3 rd pl., while 2 nd sg. and 3 rd sg. are distinct: this is the pattern found in Castellinaldo, but for the distinctive expletive clitic i, and also in Cairo Montenotte, except for the fact that Cairese 3 rd f. sg. is identical with 1 st sg. and pl. The dialect of Cortemilia, located between these two areas, presents a combination of these two variations on the basic pattern: sg. pl. I a a II t i IIl,m. \ f. u\a i III, expl. i 3.3. Regardless of their increasing failure to identify person, the subject pronouns become ever more necessary components of the verb syntagm. By the end of the pronom personnel obligatoire (et clitique) de ces langues romanes», (VANELLI/ RENZIIBENINCA 1985: 165). 106 M. Mair Parry 18 th century, Piedmontese shows cases of subject clitic doubling: they are being used with tonic pronouns, with full lexical NPs, and with quantifiers: el vost talent a l'era bon '(the) your talent sei was capable' Mi j'eu l'obligassion 'I sei have the obligation' ognun a l'ha scrit 'everyone sei has written' (PIPINO 1783, letters). Where verb endings do become homophonous, as is frequently the case for the 2 nd sg. and pl., the subject clitics for those persons are always distinctive 13 • Although no textual evidence is available for Turinese, neutralization may have occurred first in the 1 st person pronouns 1 4. This is the case in the early-16 th -century text by Giovan GiorgioAlione ofAsti, La Comedia de l'Homo (see § 2.1. (k) above). Here the two proclitic i st person subject pronouns are identical, as are the two enclitic pronouns 15 , while the 3 rd person pronouns are distinct. In Turinese the 3 rd pl. endings of the present tense of regular verbs became homophonous with 1 st sg. as a result of the spread of the -UNT suffix and the fall of the final [n]; in the imperfect tense the 3 rd pl. is homophonous with the l st pl., as it is in both the present and imperfect subjunctive paradigms. A desire to resolve possible ambiguity between 1 st sg. and 3 rd pl. may well have contributed to the replacement, already evident by the 17 th century, of the 3 rd person pl. subject clitic i, by a. a was presumably generalized from the 3 rd sg., possibly following the model of neutralization of the 1 st persons which already had identical forms. No ambiguity results from the generalization of the 3 rd sg. clitic to the plural, since the verb forms always have a different suffix, e. g. Tur. a parla 'he/ she/ it speaks' ~ a parlo 'they speak'. 3.4. A weak form of the 1 st pl. subject pronoun (< Latin NOS) would seem to have developed in Piedmontese in enclitic position, standard -ne, Castellinaldo, -ni, but so far I have no textual evidence of a proclitic form except for the following reference in M. PIPINO's grammar (1783: 31): «Talvota poi anche in vece di ti, noi, voi, sentesi soltanto il suono d'una t', d'una n', e d'una v' con apostrofo, onde in questi casi cosl si scrivera» 1 6. Such a pronoun still exists in the Franco-Provern;:al 13 «Nelle varieta esaminate la neutralizzazione completa di due o piu persone non e ammessa. Dunque le persone della flessione verbale sono differenziate tra di loro o con il morfema desinenziale o con il pronome soggetto o con entrambi» (RENZINANELLI 1983: 133s.). 14 See also VANELLI 1984: 289s. for further observations on the generalization of the 1 st sg. subject clitic to the plural. This is a common feature of Northern French dialects also (cf. ALF Maps 27, 91, 506); the distinctive suffix of the plural form prevents ambiguity. 1s Both sets of forms, e and -i, -y, presumably derive from EGO, the vowel of the former having opened in proclitic position. 16 This statement follows a paragraph explaining the use of i and j in place of mi, ti, noi, voi, with clear examples of subject function: 11 pronome i, ehe da noi usasi in luogo dei pronomi mi, ti, noi, voi, e talvolta si usa per particella riempitiva, si esprimera conj' consonante apostrofato, quando verra preposto a Subject Clitics in Piedmontese: A Diachronie Perspective 107 dialects of the Val D'Aosta (ROBERTS 1990): e.g. Chätillon, N'en minja, St Nicholas, N'en medja 'We have eaten'. The proliferation of proclitic n proforms (complement clitic< Nos, partitive< INDE, and negator< NON, in addition to the subject pronoun) could well have encouraged the early generalization in preverbal position of sg. i to the plural. The phonetic development of the enclitic form -ne is not clear (Castellinaldo has -ni); an original [-nu]< Nos (Fr.-Prov. St Nicholas has enclitic -no) could have been influenced by the corresponding complement clitic, ne, itself modelled on me, te, and possibly also on ne < INDE 17 • Enclitic -ne remained as an interrogative and optative pronoun, then spread presumably in the first instance to the 1 st sg. (following the neutralization of the proclitic forms), with the result that in the 1 st person the number distinction is replaced by a semantico-syntactic distinction between a preverbal (unmarked) clitic on the one hand (i) and a postverbal (interrogative and optative) clitic on the other (-ne). Both clitics were later generalized to the 2 nd pl. 18 and ne also to 3 rd pl. As may be seen in the data from the early texts, vos gave o [u] proclitically, presumably via [vu] (I have no textual evidence for the v' to which Pipino refers) and 18 th -century texts also show the interrogative enclitic subject form -ve (presumably showing the same analogical phonetic development as -ne): Cosa volive d'pi? 'What more do you want? ' (Ignazio Isler). In those Turinese 2 nd pl. verb forms that were reduced to monosyllables, the enclitic -ve according to Salvioni (cited by ToPPINO 1913: 19) has lost its pronominal status, becoming fully integrated into the verb form, which has been generalized to all contexts: i seve 'you are' 1 9 i l'eve 'you have', (also i deve, i steve, i feve in the present paradigms of de 'to give', ste 'to be, remain', and fe 'to do'). verbi, ehe principiano con lettera vocale, o coll'aspirazione h, e percio scriverassi per esempio j'amo, j'hai, j'avomo, j'avi, ecc. perche il suono di questo in simili casi si ode. The following table lists subject clitics referred to or found in Pipino's grammar and letters: sg. pl. I i, j i, j, n' II i, t' i, j, v' III, m., f. a, a l'N, l'N a, a l'N, l'N expl. a, a l'N 11 GrACOMINO 1901: 433 also favours a development from NOS (similarly ve from vos), whilst ALY-BELFADEL (1933: 162) rejects a proposed continuation of Latin interrogative-NE on the grounds that -ne does not appear in all persons of the verb. 1s According to BRERO and BERTODATTI (1988: 117s.) the use of the 2 nd pl. enclitic -nein interrogative structures is optional. 19 Compare the forms given by PrPINO (1783) and ALY-BELFADEL (1933); cf. §4.3. below. 108 M. Mair Parry 4. The forms for the 3 rd person clitics are interesting, particularly in view of the differing interpretations that have been placed on the [l) that occurs before a vowel in the verbs 'to be' and 'to have'. Northern Italian dialects have recently been fertile sources of data for generativists and for testing various hypotheses concerning the status and function of clitics. BuRzro (1986: 172 N47), for example, referring to the following Piedmontese examples: A ! an chersü tüti i presi '(they) scl have increased all the prices' (ib., 123s.) A l'e rumpüse due fnestre 'expl.-scl is broken-themselves two windows' ('Two windows have broken') explains the las an euphonic sound inserted by a phonological rule between subject clitics and the verbs 'be' and 'have'; in some environments it is realized as a glide [j]. Commenting briefly on similar examples in Genoese, u 20 l'e arrivou 'he has arrived', a l'e arriva 'she has arrived', BATTYE (1990) observes that the l cannot be accounted for by the need to avoid a hiatus between the subject clitics u and a and the 3 rd person form of the auxiliary verb, since the absence of these clitics does not remove the need for the [l): le arrivou u Paulu 'Paul has arrived'. ROBERTS (1990) refers to the variation in 3 rd sg. subject pronouns in the Franco-Proven�al dialect of Brusson, Val d'Ayas: [u] occurs before consonants, [l) before vowels: ou mindja 'scl (he) eats' l'a mindja 'scl (he/ she) has eaten' In many Val Bormida dialects on the Piedmontese-Ligurian border today an l clitic follows the usual 3 rd sg. subject clitic before the verb 'to have' and vowel-initial forms of 'to be', in both the full and auxiliary verb functions, e.g. Cairese: [u Ja maJJ'd30] 'scl (he) has eaten' [u IE JJ'da] 'scl (he) is (has) gone' [u 'Iova] 'scl (he) had'. Some 150 years ago, however, as we may see in the Cairese version of the Parable of the Prodigal Son (BroNDELLI 1853: 554), there existed a similar variation to that found in the Franco-Proven�al dialect: [u] before consonants, [l) before vowels: u s'e trovase 'scl (he) SE is found-sE' 'he has been found' l'a die 'scl has said', l'ava 'scl had' but u l'a vist a vni (l here represents the direct object) 'scl (he) him has seen to come' ('he saw him coming'). Some Val Bormida dialects retain this variation to this day, e.g. Osiglia, 20 In these Ligurian examples u represents [u]. Subject Clitics in Piedmontese: A Diachronie Perspective L'om u s ciamova Bepen e l'e pensiuno 'The man scl was called B. and scl (he) is retired ... l'e ndo ... '...scl (he) is gone (went) ...' 109 4.1. In all these varieties the l [l] derives from the same source, namely the Latin masc. sg. demonstrative ILLE. This gave the form [el], but in some dialects the vowel opened in unstressed position to give the open central vowel: [al] (cf. VANELLI 1984: 289). In Turinese, [l] fell before a consonant: [al] > [a], but remained before a vowel, since VCV is a more natural phonological pattern than VV: al'e. As a result of the frequency of the pre-consonantal allomorph a, the syntagm al ewas reinterpreted as a + l'e 21 • In some dialects, e.g. in the Monferrato, the [l] vocalized before dental and palatal consonants: [el] > [ew] > [u], remaining [el] or [er]/ [e.:r] before labials and velars, as in Alione o sa 'he smells' as opposed to el va 'he goes' (cf. GIACOMINO 1901: 433). Over two and a half centuries later, poems in the late eighteenthcentury dialect of Asti reveal a similar phonetically-conditioned allomorphy in the 3 rd m.sg. subject clitic: ar parlava 'he was speaking' ~ au diva 'he was saying' (GASCA QuEIRAZZA 1990: 102). Further investigation is necessary to ascertain whether the a is to be attributed to the increasing influence of the Turinese dialect as the dominant variety in Piedmont; ar and au may represent cases of accretion of the Turinese clitic, while a is apparently the only form used before the negative clitic or complement pronouns other than lo (before which ar is used). In the modern dialect of Agliano, a little to the south of Asti, the original phoneticallyconditioned allomorphy remains vital: [eJ 'porla] 'he talks' [u t 'porla] 'he talks to you' [eJ 'pjuviva] 'it was raining' [u 'suJJa] 'it rings' [u 'seJJt] 'he hears' The verbs 'to have' and 'to be' display: [a 'm] 'he/ she has', [a 'Je] 'he/ she is' Despite the lack of textual evidence for similar phonetically-conditioned allomorphy in the verb paradigms of the Val Bormida, it seems logical to assume, on the basis of precisely this kind of allomorphy in the cognate definite article (as in the dialect of Asti), that it did once exist in this area too. If so, in Cairese and other dialects of the Val Bormida on the southern edge of the Monferrato, the u would then have generalized as the 3 rd m.sg. pronoun, so as to occur also before labial and velar consonants: [u 'porla] 'he talks', [u kodz] 'he falls' 22• Structures such as [u la 21 Examples of a le may be found in Alione where, according to GrACOMINO 1901: 433, they constitute borrowings from Turinese. 22 Ligurian influence may have contributed to the generalization of [u], but data from Agliano show that the alternation of [u/ u] no langer obeys strict phonological rules even here, [ EJ] is 110 M. Mair Parry vift] 'he has seen' would seem to derive from a further generalization of [u] to what was originally a prevocalic context: u was preposed to the subject clitic l, which naturally occurred there: Cairese, l'e > u l'e; l'a > u l'a; a similar generalization of the preconsonantal subject clitic occurred in the case of the feminine as well: l' e > a l'' e. 4.2. The subject clitic u of the Ligurian dialects which, unlike Piedmontese dialects, retain unstressed final vowels, is generally considered as having developed from ILLU by progressive aphaeresis: ILLU > [lu] > [m] > [u] (cf. PARODI 1899-1901: 19). [lu] occurred before all consonants but before vowels the [u] elided leaving just [1] (similarly ILLA > [la] > [1]/ V: l'e, l'a etc). As in the case of Piedmontese, one may assume that the preconsonantal forms u and a were later generalized to this context too, to give u l'e arrivou, a le arriva, etc. 4.3. The finite forms of the standard Piedmontese verb avej 'have' all now begin with [1], as can be seen in the grammars of ALY-BELFADEL (1933) and BRERO/ BERTODATTI (1988). Since 1783, when Maurizio Pipino wrote his grammar, there has been a generalization of the [1] from the 3 rd person: no such generalization has occurred in Ligurian. The present and imperfect indicative paradigms of the verbs 'to be' and 'to have' in the grammars of Pipino and Aly-Belfädel are given below as points of reference for the following discussion: Gramatica piemontese, M. PIPINO 1783, 39-45 (see also note 10 for forms of subject clitics not included in the tables). esse ('to be') aveje ('to have') mison noisomo mij'eu / j'hai noiavomo/ omo tit'ses voise tit'as voiavl col l'e coison col l'ha coil'han mij'era noiero mij'avia noiavfo tit'ere voiere tit'avfe voiavfe col l'era coil'ero col l'avfa coil'avfo replaced by [u] not only before the dental object clitic t 'you (sg.)' but also before bilabial and labiodental object clitics such as m 'me' and v 'you (pl.)', e.g. um beika 'he looks atme', uv beika 'he looks at you'. Tue precise conditioning awaits more detailed investigation, but it is possible that in contexts where consonant-final [EJ] would produce an unacceptable duster, e.g. *[EJ m'bejka] 'he looks atme', speakers have generalized the use of [u], rather than insert a vowel to facilitate pronunciation. Subject Clitics in Piedmontese: A Diachronie Perspective 111 Grammaticapiemontese, A.ALY-BELFADEL 1933: 183s. ese avej mi i sun nuj i suma mi i Z'aj nuj i l'avuma! Z'uma ti i't ses vuj i seve ti't l'iis vuj i l'eve chieZ a Z'e Zur a sun chieZ a Z'ii Zur a Z'iin mi i j'era nuj i j'eru mi i Z'avija nuj i Z'aviju ti i't j'ere/ eres vuj i j'ere ti't l'avijelavijes vuj i Z'avije chieZ a l'era Zur a j'eru chiel a l'avija Zur a Z'aviju The traditional explanation for the generalization of [l] is that this took place for euphonic reasons: to avoid a hiatus or the reduction of [i] to [j]: cf. j'eu in Pipino's grammar. If it is a matter of euphony alone, then it is not clear why [l] was not generalized in the imperfect paradigm of ese. Here we find a generalization of [j] to all persons except the 3 rd sg., which retains [l]. The generalization of [l] in the verb 'to have' is a fairly recent phenomenon: at the end of the 18 th century, in Pipino's letters we find that it has spread only to the 3 rd person pl. along with the a: a l'han. At this time an expression such as i l'eu finilo 'I have finished it' is definitely an instance of the common phenomenon of clitic copying in compound tenses: 'I it have finished-it'. At this stage of Piedmontese, the complement clitic not only appears before the auxiliary, as is normal in the Romance languages, but also appears enclitically attached to the past participle: a mavia dame 'She me had given-me'; a l'han sempre usalo 'They it have always used-it'. (Pipino) 4.1. I propose that these structures, rather than simple euphonic considerations, played a major role in the spread of l, firstly in connection with the auxiliary use of avej in compound tenses. lt is a complex process, since the clitic doubling structures themselves may owe their origin in part to the / 2 3 • The structure may have evolved through the following stages: 23 To date the most convincing explanation for this reduplication of the object pronoun clitics, which in most Piedmontese dialects is later rejected in favour of enclitic positioning on the past participle only (a parallel elimination of redundancy involves Piedmontese negative structures also, cf. PARRY 1989) is that of BENuccr 1989 and 1990: through a process of <destructuring> (destrutturazione, the reverse of Rizzi's restrutturazione (cf. Rrzzr 1976 and 1982) the complex verb of periphrastic constructions (compound tenses as weil as modal/ aspectual structures with the infinitive) is broken down into its two components, with the result that the object clitics attach to the (non-finite) verb of which they are the arguments, e. g. [a vu'ria mus'tremlu] 'he/ she wanted to show it to me' instead of *[a mlu vur'ia mus'tre]. Reduplication is a transitional stage, during which the object clitics still climb to the higher verb but their deep structure link with the embedded infinitive, instead of featuring as a phonologically-null trace, is represented in surface structure by on overt ,copy>. In the compound tenses the past participle to which the pronoun cliticizes never agrees in number or gender with the preverbal object clitic, so that, developing 112 M. Mair Parry up to the 17 th century j'eu fini 'I have finished' i l'eu fini 'I have finished it' a l'ha fini 'he has finished' and 'he has finished it'24. By the 18 th century, for syntactic reasons and also to avoid ambiguity, the complement clitic comes to be copied onto the non-finite verb form, the past participle (cf. PARRY, forthcoming a and b). Thus a I'ha finilo 'he has finished it', a m'ha fame pense 'it made me think', i l'eu fimlo 'I have finished it'. In these examples the preverbal l represents the object pronoun. However, on the basis of a l'hafini 'he has finished' (in which the l derives from the subject pronoun), a l'hafinilo 'he has finished it', instead of being interpreted syntactically as a case of clitic copying, comes to be interpreted as a l'hafini + object lo. The extension of this structural analysis to i l'eufinilo etc., with the loosening of the link between the preverbal l and the object lo/ la, would have opened the way for the widespread generalization of preverbal l in the verb avej. The l then comes to be used, in the 1 st as well as in the other persons, in the absence of an object and serves to keep the ideas put forward in ROBERTS (forthcoming), it may be possible to anaJyse the copies as agreement eJements. In Gallo-Italian dialects other than Piedmontese the process of ,destructuring> has been limited to the infinitival constructions; the characteristic Piedmontese encliticization of object pronouns on the past participles of compound tenses may owe its fortune and grammaticalization to the desire to avoid ambiguity in the third person structures. A further influentiaJ factor couJd have been the topicality of personal pronouns, which often leads to overuse in popular and colloquial registers (see TurrLE, forthcoming), although there a number of reasons for excluding the possibility of its having been the root cause. 24 Tue occurrence of two l's, found in eighteenth-century and Jater texts (e. g. Brofferio: A 'l l'a fin-a mna con chiel, 'He even took her with him' [BRERO 1982: 115)) and noted by TorrrNo (1913: 6 Nl): «11 tor., ehe nella III persona usa a per ogni genere e numero, viene quindi in tali casi ad avere un al ben distinto, ehe si mantiene, anche fuor dei casi indicati, quando segua altro l di pronome, dando cosl. luogo a -ll-: kwand k-al l avrd 'quando J'avra', a pena k-al lu sapia 'appena Jo sappia', al lu ved 'lo vede')» and ALY-BELFA.DEL (1933: 155: a 'l l'a per a lu l'a [J'ha], a 'l l'eper a lu l'e [Jo e]), (cf. also the maintenance of ar before lo in the dialect of Asti, mentioned above) reflects resistance to the neutralization of the difference between, on the one hand [aJ a] 'he has' (later reinterpreted as [a Ja]), and on the other, [a Ja], the expected reduction of [aJ Ja] 'he has it'. lt is not surprising that, as a result of the Jater accretion of l to all finite forms of avej, the two l's come to be reinterpreted, the first now being perceived as the object clitic, the second as part of the verb, as ALY-BELFA.DEL maintains (1933: 167). If, however, a complement clitic occurs with the verb avej, it still causes the l to disappear, e. g. Mare Granda, se i veule e i 'n n'eve da manca, i vad a pijeve j'uciaj, Jit. 'you of-them have need' 'Grandmother, if you wish and you need them, 1'11 go and fetch your gJasses' (BRERO 1988: 78). This written exampJe interestingJy shows a tendency to represent the clitic (here, n < INDE) as double, a fact which calls into question the vaJue of textual examples of a'l l'a etc. as indicators of actuaJ pronunciation. Subject Clitics in Piedmontese: A Diachronie Perspective 113 subject clitics morphologically distinct from the verb form. In the Piedmontese poets Edoardo Ignazio Calvo and Angela Brofferio, writing at the end of the 18 th and in the first half of the 19 th century respectively, we already find a few instances of l generalized beyond the 3 rd person: Calvo: i spero ch'i l'avroma fin1 d'core 'We hope that we shall have finished running' Brofferio: Mi ch'i l'eu pre'esse promoss/ D'grossi titoli 'I who sei have, for being promoted, important qualifications' The proclitic l thus loses both the link with the 3 rd person subject pronoun and with the 3 rd person object clitic, giving the modern forms i l'hai trovate 'I have found you (sg.)', i l'uma trovave 'We have found you (pl.)', in which it replaces the earlier proclitic complement pronouns t' and v' of the clitic copying structures. However, as noted above, the l is not yet completely lexicalized and is still considered a separate particle from the verb form, as is evident from both the graphy, l', and from the fact that when avej is used with its full semantic value, it is replaced by any occurring proclitic complement pronoun (ccl): In'av1a na barba (sei cei Verb; lit. 'I with-it had a beard') 'I was bored stiff'. contrast Il'av1a 'I it had'. 4.3. Euphony has also been proposed as the explanation for the accretion of Li] to forms of the verb ese 'to be'. TüPPINO (1913: 15), referring to the imperfect indicative forms of Castellinaldo, writes, «si osservi per altro ehe a tali forme va sempre premesso un j parassitico quale estirpatore di iato». He suggests that the Li] is a generalization of the proclitic locative adverb [i] 'there', but other possible sources are the 1 st sg. and the 3 rd pl. subject clitics. As in the case of the generalization of / , it seems more satisfactory to consider euphony as a by-product of more fundamental morpho-syntactic pressures. In Pipino's grammar we findj occurring in front of the 1 st sg. of avej: j'eulj'hai, whereas in modern Piedmontese we have i l'hai 'I have'. A comparison of the earlier Turinese form with that of the dialect of Cairo Montenotte, aj'eu [a j!ll] 'I have', suggests the possibility that the two j are the 'same' clitic, deriving from EGO. I propose that in Cairese, as a result of the accretion to the verb form of the 1 st sg. and pl. prevocalic subject clitic j (j'eu, j'uma), prevented in Turinese by the spread of / , the preconsonantal 1 st sg. subject clitic a was generalized to fill a slot which was perceived as vacant (just as we saw above that in the 3 rd sg. u now occurs in front of the original prevocalic clitic / ). Similarly, the 1 st person imperfect indicative forms of the verb esci 'to be', j'era 'I was', j'ermu 'we were', acquired an extra proclitic a: aj'era, aj'ermu. In Turinese, of course, it is the preconsonantal form i that has been generalized in front of j: i j'era, etc., while the j has spread also to the 2 nd sg.: it j'ere 'you were', possibly influenced indeed by structures involving the locative adverb i. lt has been suggested that the initial i of the 2 nd person subject clitic, it, is a separate clitic (see Aly- 114 M. Mair Parry Belfädel's representation as i't 25 ), functioning as a <first position> clitic (BENINCA 1986: 469s.). If so, it could be the result of a generalization of 1st sg. i or it could have emerged originally as a prosthetic vowel (VANELLI 1984: 288), influenced by an incorrect division of the syntagm, ti't (> t'it), with subsequent reconstitution of the tonic pronoun (ti it). 5. The neutralization phenomena witnessed among the subject clitics of Northern ltalian dialects highlight the interesting possibilities of parametric variation in language development: standard French on the one hand and Northern ltalian dialects on the other reacted in quite different ways to the redundancy presented by the fact that the person of the verb came to be marked not only by the verb endings but also by compulsory subject pronouns. Standard French allowed verb endings to atrophy, whilst in Northern ltaly, despite the otherwise widespread loss of unstressed final vowels except [a], the .verb endings retained a greater measure of differentiation and instead several subject pronouns lost their distinctive form. Although often redundant with regard to person marking, the subject clitics of Northern ltalian dialects are clearly crucial to the structure of the sentence, as demonstrated by the appearance of additional forms to make good any loss of morphological distinctiveness. Their configurational role, as well as the reasons for the difference in evolution between these dialects and standard French, will be subjected to more detailed scrutiny in a further study. Aberystwyth Bibliography ALY-BELFA.DEL, A. 1933: Grammatica piemontese, Noale M. Mair Parry BATTYE, A. 1990: Quirky agreement in Genoese. Paper read at the Crucial Languages Seminar, University of Geneva, 6-7 July BENINCA, P. 1986: «Punti di sintassi comparata dei dialetti italiani settentrionali», in: G. HoLTus/ K. RrNGGER (ed.), Raetia antiqua et moderna. W. Th. Elwert zum 80. Geburtstag, Tübingen, p. 457-79 BENUCCI, F. 1989: «'Ristrutturazione', 'destrutturazione' e classificazione delle lingue romanze», in: Medioevo Romanzo 14: 305-37 BENuccr, F. 1990: Destrutturazione. Classi verbali e costruzioni perifrastiche nelle lingue romanze antiche e moderne, Padua BERRUTO, G. 1990: «Note tipologiche di un non tipologo sul dialetto piemontese», in: G. BER- RUTo/ A. A. SOBRERO ( ed.) 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Studi an sla Lenga e la Literatura piemonteisa, Alba, 12-13 magg 1990, Alba, p. 237-354 Probleme der altsurselvischen Morphosyntax Zum Desiderat einer Sprachgeschichte des Bündnerromanischen 1. Einleitung Zu den vielen Desideraten in der Erforschung des Bündnerromanischen, die noch einer Bearbeitung harren, gehört eine Sprachgeschichte, wie man sie im Bereich anderer, größerer romanischer Sprachen besitzt. Das Buch des amerikanischen Soziologen ROBERT H. BILLIGMEIER, Land und Volk der Rätoromanen, trägt in seiner deutschen Fassung den Untertitel Eine Kultur- und Sprachgeschichte 1 • Eine Sprachgeschichte ist diese Darstellung insofern, als sie die äußeren Schicksale der rätoromanischen Sprache in ihrer Verflechtung mit politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen nachzeichnet. Eine Geschichte der sprachinternen Veränderungen des Bündnerromanischen im Sinne etwa der Storia della lingua italiana von BRUNO MIGLIORINI (1971) sucht man jedoch bei BILLIGMEIER vergeblich. Eine bündnerromanische Sprachgeschichte dieser Art steht heute noch in weiter Feme; zu viele Vorarbeiten müßten erst noch geleistet werden, bevor man es wagen könnte, ein solches Werk in Angriff zu nehmen. Einen ersten Entwurf zu einer internen Sprachgeschichte haben H. STIMM und K. P. LINDER im Artikel «Bündnerromanisch. Interne Sprachgeschichte I. Grammatik» im Lexikon der Romanistischen Linguistik III vorgelegt (STIMM/ LINDER 1989). Die Autoren halten jedoch zu Recht fest, daß erst durch die systematische Untersuchung älterer Texte (vom 16. bis ins 19. Jahrhundert) die Basis für eine umfassende Sprachgeschichte des Bündnerromanischen geschaffen werden müßte. Freilich sind Vorarbeiten zur Geschichte des Bündnerromanischen auf gewissen Gebieten vorhanden, so, um nur einige wichtige Problemkreise zu nennen, Untersuchungen zum Futur 2 , zu den Personalpronomina 3 , seit kurzem zur 1 BILLIGMEIER 1983. Titel der englischen Originalausgabe: A Crisis in Swiss Pluralism, Den Haag 1979. 2 EBNETER 1973. Cf. die Darstellung (mit Bibliographie) bei STIMM/ LINDER 1989, die auf EBNETER 1973 beruht, dessen These von einem in Romanisch Bünden einheimischen synthetischen Futur jedoch stark in Frage stellt. Ein gewichtiges Argument gegen diese These, das STIMM/ LINDER nicht anführen, ist das Fehlen eines Konditionals des Typus «Infinitiv+ Vergangenheitstempus von HABERE» im Bündnerromanischen. LAUSBERG 1975: 850 macht darauf aufmerksam, daß überall dort, wo ein Futur des Typs «Infinitiv+ Präsens von HABERE» einheimisch ist, auch eine entsprechende Konditionalform vorhanden ist. Dazu ausführlich WuNDERLI 1993: 267-70. 3 WrnMER 1959, wo jedoch die historische Perspektive nicht ausdrücklich verfolgt wird. 118 Ricarda Liver Geschichte der Verschriftung 4 • Viele Probleme der bündnerromanischen Sprachgeschichte sind jedoch noch so gut wie unbearbeitet. Im Bereich der Morphosyntax wäre etwa die Geschichte des Präteritums zu nennen, das im mündlichen Gebrauch heute weder im Engadin noch in der Surselva vorkommt (genauso wenig wie im Alemannischen 5 ). In der Schriftsprache des Engadins ist das Präteritum von den Anfängen bis heute präsent. Die Schriftsprache der Surselva kennt Präterialformen nur in ihren alten Phasen; aus der heutigen Schriftnorm sind sie völlig verschwunden. Niemand hat sich bisher mit der Untersuchung dieses schwierigen Problems beschäftigt, das auch aus gesamtromanischer Sicht von hohem Interesse ist 6• Ein weiteres Problem der historischen Morphosyntax aus dem Bereich des Verbs stellen die Formen auf -ss, -ssi und -vi im Surselvischen dar. Ihnen gilt das Interesse der folgenden Ausführungen, die einen (leider noch sehr bescheidenen) Baustein zum erst noch zu errichtenden Gebäude einer bündnerromanischen Sprachgeschichte liefern möchten. Der Platz dieser Formen im Verbalsystem des modernen Surselvischen hat mich bei der Überarbeitung meines Manuel pratique de romanche (LIVER 1982; LIVER 1991) beschäftigt; hier soll eine Vorstufe der heutigen Situation als Etappe einer langfristigen Umgestaltung des surselvischen Verbalsystems untersucht werden. 2. Die Verbalformen auf -ss, -ssi und -viim Surselvischen 2.1. Problemstellung Bei der Überarbeitung meines Manuel pratique de romanche (LIVER 1991) wurde mir bewußt, daß meine Darstellung der mit den im Titel genannten Verbalparadigmen verbundenen Probleme in der ersten Auflage (1982) den tatsächlichen Sprachverhältnissen überhaupt nicht gerecht geworden war. In Anlehnung an die damals maßgebenden Grammatiken 7 war ich davon ausgegangen, daß die Form 4 CAVIEZEL 1993; cf. auch DARMS 1989. s Roland Ris stellte kürzlich die Ergebnisse seiner noch nicht abgeschlossenen Untersuchung über die Geschichte des Präteritums im Schweizerdeutschen in einem Vortrag in Bern vor. Er glaubt eine mündliche Verwendung des Präteritums in einer westalpinen Zone höchstalemannischer Dialekte nachweisen zu können. Die Resultate der Untersuchung dürfen mit Spannung erwartet werden. 6 A. DECURTINS klammert das Präteritum aus seiner Darstellung der unregelmäßigen Verben im Bündnerromanischen aus, «in der Meinung, dieses umstrittene Problem erfordere eine zusammenfassende, vertiefte Studie» (DECURTINS 1958: XVI). STIMM/ LINDER (1989: 775) listen zwar die Formen des Präteritums in der altsurselvischen Schriftsprache auf, gehen jedoch auch nicht auf die sprachgeschichtlichen Probleme ein. WuNDERLI 1993: 265s. umreißt die Problematik aus gesamtromanischer Sicht. 7 Vor allem NAY 1938 und (für das Engadinische) ARQUINT 1964. Probleme der altsurselvischen Morphosyntax 119 auf-ss im Bündnerromanischen den Grundwert eines Konjunktivs der Vergangenheit hätte, ähnlich wie im Italienischen die Formen auf -sse (cantasse, avesse, udisse). Daß die Dinge ganz anders liegen, wurde mir in der Folge klar. Ein paar wichtige Tatsachen seien hier summarisch vorweggenommen: 1. Der Konjunktiv im heutigen Surselvischen ist atemporal. Die Form, die ursprünglich ein Konjunktiv Präsens war (conti, hagi, seigi etc.), tritt auch in Nebensätzen von Perioden auf, deren übergeordnetes Verb in einem Vergangenheitstempus steht. 2. Die Form auf -ss (cantass, havess,fuss etc.) ist heute vorwiegend ein Konditionalis. Sie steht im unabhängigen Satz (jeu less ir 'ich möchte gehen'), im präsentischen hypothetischen Satzgefüge in Prodosis und Apodosis (sehe jeu savess, vegnessjeu 'wenn ich könnte, käme ich') und nach der Konjunktion seo sehe 'als ob' in allen Tempora (elfalfigeva seo seh'elfuss in um bienstont 'er tut/ tat, als wäre er ein wohlhabender Mann'). 3. Die Form auf -ssi (eantassi, havessi,fussi) wird vorwiegend in Kontexten verwendet, wo ein Konditional in syntaktische Anhängigkeit gerät (el di/ seheva eh'el lessi vender la easa 'er sagt/ sagte, er möchte das Haus verkaufen'). Sie hat, wie die unter 1. und 2. genannten Formen, keine temporale Bedeutung. 4. Die Form auf -vi (eantavi, havevi,fuvi) ist die syntaktisch abhängige Variante des Indikativ Imperfekt. Sie tritt vor allem in indirekter Rede und nach Verba dicendi im Imperfekt auf (el seheva ch'els mavien adina a Trun en vacanzas 'er sagte, sie wären immer nach Truns in die Ferien gegangen'). Diese Bestandsaufnahme umreißt die funktionalen Schwerpunkte, um die die vier Verbalparadigmen sich heute gruppieren. Es ist jedoch nicht zu übersehen, daß in der sprachlichen Praxis die Funktionsverteilung bei weitem nicht so sauber ist, wie die obige Skizze glauben machen könnte 8 • Im folgenden soll dargelegt werden, wie bisherige Darstellungen diese Problematik angegangen sind (2.2). In einem weiteren Schritt soll untersucht werden, inwieweit sich die Verhältnisse im Altsurselvischen von der heutigen Situation unterscheiden (2.3). Der Vergleich der beiden Sprachstufen wird dann Schlüsse im Hinblick auf die Modalitäten der Umgestaltung des surselvischen Verbalsystems erlauben (3.). s Cf. LIVER 1991: 56ss. und 90ss. 120 Ricarda Liver 2.2. Die Beschreibung der Situation im heutigen Surselvischen in der Forschung Es wurde bereits kurz dargelegt, wie der Gebrauch der Formen auf-ss, -ssi und-vi im heutigen Surselvischen im Groben aussieht. In einem (unpublizierten) Referat zu diesem Thema, gehalten in Laax 1989 anläßlich einer Jamna da studis romontschs, habe ich die Auffassung vertreten, bei der Alternanz -ssl-ssi handle es sich nicht um eine funktionelle Opposition, sondern um kontextabhängige Varianten. Am gleichen Ort stellte ich die Hypothese auf, eine solche Variante könnte ihren Ursprung in den Verhältnissen des Schweizerdeutschen haben, wo für den Konjunktiv II (Konjunktiv Präteritum) ebenfalls eine Variante -il-0 besteht. (hättl hätti, wettlwetti etc.; cf. SDS III: 117s.). Ob die Alternanz tatsächlich auf das deutschschweizerische Adstrat zurückzuführen ist oder nicht, bleibe hier dahingestellt; jedenfalls läßt sich nicht bestreiten, daß es sich in beiden Sprachen um eine Variante handelt. Diese Auffassung teilt auch PETER WuNDERLI, der in der erwähnten Studienwoche in Laax die von mir dargestellten Besonderheiten des surselvischen Verbalsystems in einen gesamtromanischen Zusammenhang stellte. WuNDERLI 1993: 276s. kommt zum Schluß, daß sowohl -vi in bezug auf -va als auch -ssi in bezug auf -ss als kontextgebundene Varianten im abhängigen Satz zu interpretieren seien und nicht als eigentliche Konjunktivformen. Eine solche Sicht der Dinge steht in deutlichem Gegensatz zu den Darstellungen sowohl in der alten Schulgrammatik von SEP MuDEST NAY (1938) als auch in der ausführlichen neuen Grammatik des Surselvischen von ARNOLD SPESCHA (1989), aber auch zu derjenigen von STIMM und LINDER im LRL (STIMM/ LINDER 1989). NAY 1938 bezeichnet die Form auf -vi als «imperfect conjunctiv» (125), um dann fortzufahren: «Das Romanische hat die Eigentümlichkeit, daß es zwei Formen des Imperfekt Konjunktiv besitzt» (ib.). Nach NAY wäre -vi auf die indirekte Rede beschränkt, während die «fuorma indirecta dil condiziunal», die Form auf -ssi, für den «eigentlichen Konjunktiv» in der Vergangenheit (nach gewissen Verben und Konjunktionen) stünde. SPESCHA 1989 folgt NAY in der Auffassung, die Form auf -vi sei als Konjunktiv Imperfekt zu werten (§643: 631). Seine Beispiele enthalten lauter Verba dicendi als übergeordnete Verben (a); im Abschnitt (b) figuriert die «erlebte Rede» («discuors indirect liber»). Von höchstem Interesse für unsere Fragestellung ist der § 644, überschrieben «II cundiziunal indirect enstagl dil conjunctiv imperfect» (632s.). Diese Formulierung insinuiert, daß die Form auf -ssi mit derjenigen auf -vi, die ja als Konjunktiv Imperfekt deklariert wird, vertauschbar sei. Die Beispiele zeigen jedoch, daß es sich um völlig verschiedene syntaktische Kontexte handelt. Im §644 geht es um komplexe Satzgefüge in der Vergangenheit, deren übergeordnetes Verb ein Gefühl, einen Wunsch oder eine Absicht ausdrückt (Verba sentiendi), oder um Perioden, in denen gewisse Konjunktionen (senza ehe, perche, sinaquei ehe, avon ehe) den Nebensatz einleiten, also genau die Probleme der altsurselvischen Morphosyntax 121 Voraussetzungen, unter denen in der französischen und italienischen Schriftsprache ein Konjunktiv Imperfekt stehen würde (was wohl NAY dazu veranlaßt hat, in diesem Fall von «eigentlichem Konjunktiv» zu sprechen). Aber nicht genug: die folgenden «remarcas» (632s.) schränken die obige Regel (indirekte Form des Konditionals nach Verba sentiendi und gewissen Konjunktionen) soweit ein, daß sie als nicht verbindlich angesehen werden muß. Aus den «remarcas» geht hervor: 1. daß die Form auf -ssi vertauschbar ist sowohl mit dem Konditional (Form auf -ss) als auch mit dem Konjunktiv «Präsens» 9; 2. daß die Form auf -ssi keineswegs an einen Vergangenheitskontext gebunden ist, sondern auch nach einem Verb im Präsens auftritt. Aus dieser Darstellung, die dem Usus in der heutigen Sprache sicher gerecht wird, muß der Schluß gezogen werden, daß eine Etikettierung «Konjunktiv Imperfekt» für die Form auf -ssi inadäquat ist. Diese Form ist eindeutig tempusneutral, und es ist sogar problematisch, ihr konjunktivischen Charakter zuzuschreiben (cf. WuN- DERLI 1993: 275s.). Recht vorsichtig äußern sich STIMM und LINDER (STIMM/ LINDER 1989) zu unserer Problematik. Sie behandeln gesondert «Konjunktiv Imperfekt/ Konditional (-ss-Form)» und «Konjunktiv Imperfekt (-v-Form)». Die Form auf -ssi wird als «Konjunktiv des Konditionals» bezeichnet. In der theoretischen Bewertung der fraglichen Paradigmen stellt dieser Artikel allerdings keinen Fortschritt dar gegenüber den Darstellungen bei Nay und bei Spescha. Immerhin wird die Untersuchung der Frage angeregt, ob der «Konjunktiv des Konditionals» auch als Konjunktiv Imperfekt nach Vergangenheitstempora verwendet werden könne (777) und ob die Form auf -vi auch außerhalb des Verwendungsbereichs der indirekten Rede in anderer Funktion vorkomme (778). In der revidierten Fassung meines Manuel pratique de romanche (LIVER 1991) habe ich versucht, die heutige Situation, wie sie aus den Zeugnissen der modernen Schriftsprache resultiert, zu beschreiben. Dabei ergab sich, wie schon angedeutet, daß die drei fraglichen Paradigmen (auf -vi, auf -ss, auf -ssi) zwar je einen Schwerpunkt des Gebrauchs aufweisen (-vi für indirekte Rede in der Vergangenheit, -ss für Konditional, -ssi für Konditional in syntaktischer Abhängigkeit), daß jedoch gerade im Bereich dessen, was man traditionell als «Konjunktiv Imperfekt» zu bezeichnen pflegt, die drei Paradigmen bis zu einem gewissen Grad austauschbar sind. Ferner zeigte es sich (was auch aus der Grammatik von Spescha deutlich wird), daß der Konjunktiv «Präsens» heute der Konjunktiv tout court ist. Der Konjunktiv ist heute tempusneutral; dasselbe gilt vom Konditional (sowohl vom 9 Ich setze «Präsens» in der Verbindung mit «Konjunktiv» in Anführungszeichen, weil es sich in der Folge dieser Ausführungen ergeben wird, daß diese Form höchstens in historischer Sicht als präsentisch gelten kann, synchronisch jedoch als atemporal zu werten ist. 122 Ricarda Liver direkten wie vom indirekten). Einzig die Form auf -vi ist an die Vergangenheit gebunden. Sie ist eine kontextbedingte Variante des Indikativ Imperfekt, die im abhängigen Satz (und in freier indirekter Rede) auftritt, genauso wie die Form auf -ssi als (tempusneutrale) abhängige Variante der Form auf -ss zu werten ist. (cf. WUNDERLI 1993: 275ss.). Diese Situation ist das Resultat einer nicht völlig durchgeführten Umstrukturierung des surselvischen Verbalsystems, die man wohl nie in all ihren Phasen wird rekonstruieren können: zu dürftig (nahezu inexistent) sind unsere Kenntnisse des mittelalterlichen Surselvischen, zu spät setzt die schriftliche Überlieferung ein. Immerhin lassen Beobachtungen an altsurselvischen Texten, wie wir sie im folgenden anstellen wollen, einige Schlüsse zu im Hinblick auf den Verlauf dieser Umstrukturierung. 2.3. Die Situation im Altsurselvischen 2.3.1. Vorbemerkungen In den beiden Texten, die ich im Hinblick auf den Gebrauch von Modus und Tempus im Altsurselvischen untersucht habe, kündigt sich die heutige Situation tendenziell an; das Verbalsystem ist offensichtlich in einer Umstrukturierung begriffen. Im Zentrum dieser Umgestaltung scheint der Rückgang der Verwendung der Formen auf -ss als Konjunktiv der Vergangenheit zu stehen. Gleichzeitig beobachtet man die Ausdehnung des Konjunktiv Präsens auf Vergangenheitskontexte und damit die Enttemporalisierung dieser Form. Die Form auf -ssi erweist sich als häufige Variante der Form auf-ss, während die Form auf -vi noch äußerst selten ist. Die untersuchten Texte sind zwei längere Prosaerzählungen, in denen dank ihrem narrativen Charakter Vergangenheitstempora vorherrschen: Der erste ist die von Ascoli in den «Annotazioni soprasilvane» linguistisch kommentierte Geschichte von Barlaam e Giosafat (BeG), der zweite der schaurig-rührende Roman de Octavianus (Oct.). Beide Texte hat Caspar Decurtins nach Manuskripten des 17. (im Falle von Oct. vielleicht anfangs 18.) Jahrhunderts im 7. Band des AG/ publiziert. Obschon die beiden Texte, die zusammen über 100 Druckseiten einnehmen (BeG 41, Oct. 67), recht viel Material für unsere Fragestellung liefern, ist das aus ihnen gewonnene Korpus natürlich viel zu schmal, um sichere Schlüsse auf den Usus der Zeit zu erlauben oder sogar statistisch relevante Resultate herzugeben. Die Beobachtungen an den beiden Texten können höchstens als eine erste Sondierung im Gebiet der altsurselvischen Morphosyntax im Verbalbereich gelten. Auf den ersten Blick gewinnt man den Eindruck einer absolut chaotischen Situation. Es sieht aus, als ob Konjunktiv Präsens, die Form auf -ss und die Form Probleme der altsurselvischen Morphosyntax 123 auf-ssi ohne Unterschied in Nebensätzen von komplexen Perioden, deren Hauptverb in einem Vergangenheitstempus steht, erscheinen könnten. Tatsächlich sind die Beispiele nicht selten, wo ein Wechsel zwischen den genannten Formen in syntaktisch identischen Kontexten ohne ersichtliche Motivierung erfolgt (cf. unten 2.3.2.). Überblickt man jedoch das Material in seiner Gesamtheit, stellt man fest, daß bei übergeordnetem Verb im Perfekt («passe compose») das Verb des abhängigen Satzes vorwiegend im Konjunktiv Präsens (oder einer mit diesem zusammengesetzten Form) steht (cf. unten 2.3.3.), bei übergeordnetem Verb im Imperfekt dagegen meist in der Form auf -ss oder derjenigen auf -ssi (cf. unten 2.3.4.). Die Verben der Hauptsätze, deren Semantismus einen Konjunktiv im abhängigen Satz provoziert, gehören fast ausschließlich zu der großen Gruppe, die man als Verba dicendi et sentiendi bezeichnen kann. Zu den Verben des Sagens gehören auch diejenigen, die eine Empfehlung, einen Befehl oder eine Bitte ausdrücken 10, zu den Verba sentiendi Verben, die eine Wahrnehmung, eine Einschätzung oder eine Gemütsbewegung beinhalten 11. Dazu kommen vereinzelt einige weitere Verben 12. Die Konjunktionen, die in unseren Texten für eine konjunktivische Verbform im Satz, den sie einleiten, verantwortlich sind, stimmen nur zum Teil überein mit denjenigen, die heute den Konjunktiv nach sich ziehen 13: neben sinaquei ehe (final) und avon ehe (temporal) findet sich in der alten Sprache auch entoehen ehe (temporal) mit Konjunktiv 14 • Die Konjunktion, die einen hypothetischen Vergleich einleitet, seo sehe, erscheint hier auch als seo, ohne sehe. Vereinzelt treten finales ehe und per quei ehe auf. Im folgenden wird das Material aus den beiden exzerpierten Texten nach den schon angesprochenen Gesichtspunkten geordnet: 2.3.2. Vertauschbarkeit von Konjunktiv Präsens, Form auf -ss und Form auf -ssi. 2.3.3. Hauptsatz im Perfekt. 2.3.4. Hauptsatz im Imperfekt. 2.3.5. Konjunktiv nach gewissen Konjunktionen. 2.3.6. Übersichtstabellen mit den Zahlenverhältnissen der Beispiele aus den Abschnitten 2.3.3. bis 2.3.5. 10 In den hier untersuchten Texten kommen vor: dir, raquintar, avisar, far de saver, relatar, grir, clomar ora, termetter ina stafetta, comendar, dar uorden, sentenziar, rugar, far oraziun, clomar per agid, domendar (dumendar), emparar, selamentar, profetizar, ludar Diu, persuader, scussigliar, scongiurar. 11 Endriescher, veser, adverter, enconuscher, udir, mirar, entelgir, saver, manegiar, crer, patertgar, suspettar, semiar, sesmarvegliar, dubitar, temer (tumer), selegrar. 12 Vuler, mussar, entruidar, far la figura, parer. 13 Cf. SPESCHA 1989: §640. Zu sco sehe cf. unten 2.3.5. 14 Der Artikel entocca des DRG (5: 627-31), wo immerhin zwei Beispiele für den Konjunktiv in älterer Sprache angeführt werden, geht nicht auf Syntaktisches ein. 124 Ricarda Liver 2.3.2 Vertauschbarkeit von Konjunktiv «Präsens», Form auf -ss und Form auf -ssi Die Beispiele für einen Wechsel zwischen den drei Möglichkeiten konjunktivischer Formen, Konjunktiv «Präsens», Form auf -ss und Form auf -ssi, bei syntaktisch äquivalenter Konstellation, sind zahlreich 15 : - Hauptsatz im Perfekt, Nebensatz im Konjunktiv «Präsens» und in der Form auf -ss: ... ha faig dar en en scret, cons paupers basegnius ei seigi a cons paupers Cavaliers e contas munglusas-Dunschallas ei fussen en lur marcaus. (BeG 288) ...aber nies Segner ha voliu, ehe la peina corrispondes alla cuolpa ... En (lies: Ed) en questa visa ha el voliu ehe las peinas seigien simigliontas alla cuolpa dil puccau. (BeG 270) Hauptsatz im Perfekt, Nebensatz im Konjunktiv «Präsens» und in der Form auf -ssi: ... ed ha enciet a rogar nies Segner, ehe et gli detti tonta grazia, ehe et sappi responder a Nardon, a ehe et dessi tonta vertit ed entelleig per puder convertir Nardon tier la vera cardienscha. (BeG 277) ...e Giosafat ha enciet a requintar . ..eo el gli havessi dau la quarta part de siu Regenavel, ed eo i1 Bab seigi vivius treis onns en buna e sointgia veta, a suenter seigi et morts: a eo et hagi suenter la mort dil Beb regiu in onn ... (BeG 294) Der gleiche Parallelismus von Konjunktiv «Präsens» und Form auf -ssi begegnet im einzigen(! ) Beispiel in unseren Texten, in dem das übergeordnete Verb im Präteritum steht: Avon siat ons eis el staus cun nus cau, a schet, ehe el vegnessi dall'India ...a ehe el hagi perdegau la Cardienscha de Christo ... (BeG 292) - Hauptsatz im Imperfekt, Nebensatz in der Form auf -ss und in der Form auf -ssi: Mo gl'auter di ei vegniu en i1 Pallaz in ehe scheva ehe etfuss in marcadont, a ehe et vessi de dar ina Pedra custeivla, ehe havessi quella vertit, ehe quel ehe portassi ella vid sesez, vegnessi mai a murir, a tgi chefussi ciogs, survegnessi la vesida ... (usw., lauter Formen auf -ssi) (BeG 276) - Hauptsatz im Imperfekt, Nebensatz in der Form auf -ssi und im Konjunktiv «Präsens»: ... pertgei chels tumevan, ch'il liun sigliessi suenter en la nav, e vegni mazar tuts. (Oct. 312) 1s Ich spreche von Konjunktiv «Präsens» in allen Fällen, in denen das konjugierte Verb in dieser Form steht, also auch dort, wo zusammengesetzte Formen Vorzeitigkeit oder Nachzeitigkeit markieren: hagi fatg, vegni (a) far. Probleme der altsurselvischen Morphosyntax 1 25 Unsere Texte weisen ein einziges Beispiel für die heute in der indirekten Rede der Vergangenheit geläufige Form auf-vi (von den Grammatiken «Konjunktiv Imperfekt» genannt; cf. oben p. 120s.) auf: Ils Surviturs della Cuort han detg, eh'ella seigi vegnida malspertada, e levi magliar en Ja gliaut viva. ( Oet. 361s.) Offensichtlich besteht hier, anders als bei den übrigen Beispielen in diesem Abschnitt, eine Aspektopposition zwischen Perfekt und Imperfekt. 2.3.3. Hauptsatz im Perfekt Obschon wie gesagt das Material für relevante statistische Ergebnisse nicht ausreicht, geht doch mit Deutlichkeit daraus hervor, daß der verbreitetste Typus von Satzgefügen in der Vergangenheit mit einem Verbum dicendi aut sentiendi als Hauptverb die folgende Struktur aufweist: Hauptsatz im Perfekt, Nebensatz im Konjunktiv «Präsens». Von den total 125 Beispielen für Satzgefüge mit einem Hauptverb im Perfekt gehören 92 ( = 73,6%) diesem Typus an. Ein Beispiel zur Illustration: ...jau hai plitost eartiu, eh'ei veglien mo sgomiar vus. ( Oet. 340) An zweiter Stelle, was die Häufigkeit der Beispiele angeht, stehen die komplexen Perioden in der Vergangenheit mit Hauptverb im Perfekt, Verb des untergeordneten Satzes in der Form auf -ssi; es sind 22 Beispiele oder 17,6% von den total 125 Belegen: ... ed ha enciet a rugar Diu, ehe el dessi grazia de enflar Barlaam. (BeG 292) Nur halb soviel Beispiele, nämlich 7 oder 8,8%, liefert der dritte Typus, in dem das Hauptverb im Perfekt, das Verb des abhängigen Satzes in der Form auf -ss steht. Sie stammen ausschließlich aus BeG: ...sehe ha il Reig eommendau a tutts ils Sabis de siu Reginavel, ehe en termin u temps de treis meins vegniessen tutts en sia preschienscha. (BeG 256s.) 2.3.4. Hauptsatz im Imperfekt Die komplexen Satzgefüge in der Vergangenheit, deren Hauptverb im Imperfekt steht, sind weniger häufig als diejenigen mit Hauptverb im Perfekt (67 gegenüber 125). Während beim Typus mit Hauptverb im Perfekt die Verben des Nebensatzes in einer überwiegenden Zahl von Fällen (73,6%) im Konjunktiv «Präsens» stehen, ist das Verb des untergeordneten Satzes bei einem Hauptverb im Imperfekt am häufigsten (61,2%) eine Form auf -ssi: ... di e noig ealava el bueea de rugar Diu, ehe el prendessi el ord de quest mund. (BeG 295) 126 Ricarda Liver ...pertgei els manegiavan, eh'el fussi era in Tijrg. ( Oet. 350) Weniger als halb so oft findet sich in der gleichen syntaktischen Konstellation die Form auf -ss (28,35% ): Ed sco el dueva dir a Giosafat ehe Ia Cardienscha dils Christgiauns fuss faulsa, ha el deg il contrari. (BeG 282) II cavalier manegiava schon, eh'el stovess morir. (Oet. 330) Noch viel seltener ist ein Konjunktiv «Präsens» nach einem Hauptverb im Imperfekt (7 Fälle auf 67, = 10,45% ): La mumma dil Kaiser lev' aber per sforz, eh'ei vegnien barsehai. ( Oet. 303) 2.3.5. Konjunktiv nach bestimmten Konjunktionen Weniger ergiebig als im Fall der Konjunktivformen, die von Verba dicendi et sentiendi abhängig sind, ist eine zahlenmäßige Auswertung der Beispiele für Konjunktiv nach bestimmten Konjunktionen. Die Belege aus unseren beiden Texten sind insgesamt nur 41. Davon fallen mehr als die Hälfte (22) auf die Konjunktion sinaquei ehe 'damit' (final), 9 auf seo sehe 'als ob' (hypothetischer Vergleich) und 2 auf seo allein in gleicher Bedeutung, 3 auf entoehen ehe 'bis' (temporal) und 2 auf avon ehe 'bevor' (temporal). Je ein vereinzeltes Beispiel liegt vor für ehe 'damit' (final),perquei ehe 'damit' (final) und ehe 'ohne daß' (exklusiv). Immerhin läßt sich auch hier beobachten, daß bei der verbreitetsten Konjunktion, die einen Konjunktiv provoziert, sinaquei ehe, sowohl Formen auf -ss (7) und -ssi (5) als auch solche des Konjunktiv «Präsens» (5) im abhängigen Satz auftreten. Das übergeordnete Verb steht in sämtlichen Beispielen im Perfekt: ... ed han arviu si las truchas, sinaquei ehe mintgin pudess ver. (BeG 296) Aschia en els stai runai gl'emprem per tutt il Marcau ... sinaquei ehe quel vesessi ed havessi tema della mort. (BeG 283) ... ha priu giu siu helm, sinaquei eh'el sappi plidar ton pli entelgienteivel. ( Oet. 343) Anders liegen die Dinge bei der zweithäufigsten Konjunktion, seo (sehe) 'als ob'. Hier ist, entsprechend der Irrealität des supponierten Vergleichs, ein Konjunktiv «Präsens» ausgeschlossen. Das Verb des abhängigen Satzes erscheint in der Form auf -ss oder auf-ssi, unabhängig davon, ob das Verb des übergeordneten Satzes im Perfekt oder im Imperfekt steht: Sisum quellafuv'ei in adler ...il qua! teneva siu schnabel enconter Paris, seo sehe el sehmanatsehass la ruina. ( Oet. 352) II survitur vasend vegnend il Kaiser en combra, ha fatg, seo el dormessi. (Oet. 301) Probleme der altsurselvischen Morphosyntax 127 Wiederum anders ist die Situation bei den temporalen Konjunktionen avon ehe und entoehen ehe. Wo der Hauptsatz im (überkomponierten) Perfekt steht, findet sich im Nebensatz ein Konjunktiv «Präsens»: ... ed avon eh'el arivi, ha el treis dis bucca giu enflau de beiver e strusch de migliar. (BeG 292) Im einzigen Beispiel, in dem entoehen ehe auf ein Hauptverb im Imperfekt folgt, hat der Nebensatz die Form auf -ss: ... ei agli pareva milli onns, entochen ehe ei ventschessen la despitta. (BeG 282) 2.3.6. Übersichtstabellen 16 2.3.6.1. Konjunktiv nach Verba dicendi et sentiendi in Vergangenheitstempora BeG Oct. Total HS Perfekt, NS Konjunktiv «Präsens» 28 64 92 (73,6%) HS Perfekt, NS -ss 10 1 11(8,8%) HS Perfekt, NS -ssi 14 8 22 (17,6%) 125 (100%) HS Imperfekt, NS Konjunktiv «Präsens» 1 6 7(10,45%) HS Imperfekt, NS -ss 6 13 19(28,35%) HS Imperfekt, NS -ssi 6 35 41(62,1%) 67 (100%) 16 HS = Hauptsatz, NS = Nebensatz. In den Beispielen sind auch die indirekten Fragesätze inbegriffen, da sie sich syntaktisch gleich verhalten wie die mit ehe oder eo eingeleiteten Nebensätze nach Verba dicendi. 128 Ricarda Liver 2.3.6.1. Konjunktiv nach bestimmten Konjunktionen BeG Oet. Total sinaquei ehe HS Perfekt, NS Konjunktiv «Präsens» 2 4 6 HS Perfekt, NS -ss 12 - 12 HS Perfekt, NS -ssi 4 - 4 avon ehe HS Perfekt, NS Konjunktiv «Präsens» 1 1 2 seo sehe HS Perfekt, NS -ss - 3 3 HS Perfekt, NS -ssi - 1 1 HS Imperfekt, NS -ss 1 4 5 seo 'als ob' HS Perfekt, NS -ss - 1 1 HS Perfekt, NS -ssi - 1 1 entoehen ehe HS Perfekt, NS Konjunktiv «Präsens» - 2 2 HS Imperfekt, NS -ss 1 - 1 per quei ehe 'damit' HS Perfekt, NS Konjunktiv «Präsens» 1 - 1 ehe 'damit' HS Imperfekt, NS Konjunktiv «Präsens» - 1 1 ehe 'ohne daß' HS Imperfekt, NS -ssi 1 - 1 3. Ergebnisse Die Epoche surselvischer Sprachgeschichte, der die beiden hier untersuchten Texte angehören, erweist sich als eine Phase des Übergangs in einem Prozeß der Umstrukturierung des Verbalsystems. Diese Umstrukturierung, die auch im modernen Surselvischen noch nicht völlig durchgeführt ist, läuft darauf hinaus, daß die Form auf -ss, die zunächst die Funktion eines Konjunktiv Imperfekt hatte, aus dieser Stellung durch den ursprünglichen Konjunktiv Präsens verdrängt wird, der nunmehr atemporal ist. Die Form auf -ss ihrerseits spezialisiert sich auf den Bereich des Nicht-Realen: sie ist heute in erster Linie Konditional und im abhängigen Satz - Irrealis. Die Sprachstufe, die unsere Texte spiegeln, ist gekennzeichnet durch einen Modus-Tempus-Gebrauch, der sowohl am alten als auch am neuen Zustand teil- Probleme der altsurselvischen Morphosyntax 129 hat. Der alte Zustand zeigt sich darin, daß Formen auf -ss in der Funktion eines Konjunktiv Imperfekt noch sehr stark präsent sind, am massivsten dort, wo das Verb des Hauptsatzes im Imperfekt steht. Der neue Zustand kündigt sich insofern an, als der Konjunktiv «Präsens» sich auf nichtpräsentische Kontexte ausdehnt. Er tritt besonders häufig in Nebensätzen auf, die von einem übergeordneten Verb im Perfekt abhängen. Diese Verteilung ist jedoch weit davon entfernt, generell zu sein: bei Hauptverben im Imperfekt findet sich auch Konjunktiv «Präsens» im abhängigen Satz, bei Hauptverben im Perfekt auch die Form auf -ss. Wenn man sich' ein Gesamtbild von dieser Verteilung machen will, ist es sinnvoll, zusammen mit den Formen auf -ss auch diejenigen auf -ssi den Formen des Konjunktiv «Präsens» gegenüberzustellen. Form auf -ss und Form auf -ssi sind lediglich Varianten ohne funktionelle Opposition. Graphisch läßt sich die Verteilung wie folgt wiedergeben: HS im Perfekt NS Konj. «Präs. » 1 NS -ss(i) 73,6% 26,4% HS im Imperfekt NS -ss(i) 1 NS Konj. «Präs. » 89,55% 10,45% Was die Häufigkeit der Formen auf -ssi gegenüber den Formen auf -ss angeht, ist die Tatsache von Bedeutung, daß die Formen auf -ssi bei weitem überwiegen. Dieser Befund scheint darauf hinzuweisen, daß sich die Form auf -ss zur Zeit unserer Texte schon weitgehend auf die Funktion 'Konditional' spezialisiert hat; die Variante auf-ssi, in ihrer Lautgestalt dem Konjunktiv «Präsens» ähnlich, bietet sich als Zeichen für syntaktische Abhängigkeit an. Es wurde schon oben (p. 120) auf die Vermutung hingewiesen, das Aufkommen der Formen auf -ssi könnte durch den Sprachkontakt mit dem Alemannischen, wo Varianten wie hättlhätti, wettlwetti etc. bestehen, gefördert worden sein. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß von den beiden hier untersuchten Texten der eine, Barlaam e Giosafat, aus dem Italienischen, der andere, Octavianus, aus dem Deutschen übersetzt ist 17 • Es fällt nun auf, daß der Anteil an -ssi- Formen im Oct., derjenige an -ss-Formen im BeG größer ist. Überhaupt erscheint Oct. gegenüber BeG in bezug auf die Modus-Tempus-Situation «moderner»; das bedeutet einerseits, daß die Neuerung auf -ssi stärker vertreten ist als in BeG, andererseits, daß der Vormarsch des Konjunktiv «Präsens» auf Kosten des alten Konjunktiv Imperfekt (Form auf -ss) weiter fortgeschritten ist (cf. Tabellen 2.3.6.1.). Im Bereich der Nebensätze, deren Konjunktiv von einer bestimmten Konjunktion abhängt, sind unsere Beispiele nicht ausreichend für relevante Folge- 11 Zu BeG cf. Ascou 1880-83: 417ss. Der Text von Oct. ist derart gespickt mit lexikalischen Germanismen, daß es sich aufdrängt, eine deutsche Vorlage zu vermuten (cf. Kaiser, Kaisera, adler, schnabel, Vechsel, vechsler, lager, karnisch, heim etc.). 130 Ricarda Liver rungen. Immerhin zeigt sich im Fall der Konjunktion sinaquei ehe, wo die Beispiele am zahlreichsten sind, daß auch hier Oct. den (auch heute gültigen) Konjunktiv «Präsens» bevorzugt, während BeG mehrheitlich Formen auf -ss, resp. -ssi aufweist (cf. Tabelle 2.3.6.2). Die Frage, ob die Umstrukturierung weg vom alten Konjunktiv Imperfekt (-ss) Richtung Konjunktiv «Präsens» mit dem Verschwinden (oder der Nicht-Existenz) des vom lateinischen Perfekt ererbten Präteritums zusammenhänge, läßt sich aufgrund des hier verarbeiteten Materials nicht diskutieren. Es enthält eine einzige Präteritalform, von der im Nebensatz eine Form auf -ssi und parallel dazu ein Konjunktiv «Präsens» abhängen: Avon siat ons eis el staus cun nus cau, a sehet, ehe el vegnessi dall'India ... a ehe el hagi perdegau la Cardienscha de Christo ... (BeG 292) Deutlich ist jedoch, daß die Ausdehnung des Konjunktiv «Präsens» auf Vergangenheitskontexte von Perioden mit übergeordnetem Verb im Perfekt ausgeht, also einem zusammengesetzten Tempus mit konjugiertem Verb im Präsens, das eine abgeschlossene Handlung ausdrückt. Die Form auf -vi, die zum Indikativ Imperfekt im gleichen Verhältnis steht wie die Form auf -ssi zu der auf -ss, tritt in unseren Texten ein einziges Mal auf 18 : Ils Serviturs della cuort han detg, ch'ella seigi schon da ditg morta ... Ella seigi vegnida malspertada, e levi magliar en la gliaut viva. ( Oet. 361s.) Dieser Befund legt es nahe, daß die Variante -ss/ -ssi der Variante -val-vi historisch vorausgeht auch dies eine Stütze der Hypothese, wonach die Alternanz -ssl-ssi vom alemannischen Adstrat beeinflußt sein könnte. Kehren wir zum Schluß zu den Verhältnissen im heutigen Surselvischen zurück. Vergleicht man sie mit denjenigen, die wir in den beiden altsurselvischen Texten vorgefunden haben, ergeben sich die folgenden Unterschiede: 1. Die Ausdehnung des Konjunktiv «Präsens» auf Kontexte der Vergangenheit ist im heutigen Surselvischen sehr viel weiter fortgeschritten als im Altsurselvischen. Es ist deshalb, synchronisch gesehen, nicht sinnvoll, von «Konjunktiv Präsens» zu sprechen. Die Form, die ursprünglich präsentische Bedeutung hat, ist heute einfach der Konjunktiv. Gelegentliche Schwankungen im Gebrauch (Vertauschbarkeit von Konjunktiv «Präsens», Form auf -ss, auf -ssi und auf -vi) sind als Relikte früherer Zustände zu interpretieren. 1s Dies stellt schon Ascou 1880-83: 478 fest. Probleme der altsurselvischen Morphosyntax 131 2. Die Form auf-ss ist in der heutigen Sprache viel eindeutiger ein Konditional als im Altsurselvischen, wo die Funktion als Konjunktiv Imperfekt, wenn auch im Rückzug begriffen, durchaus noch präsent ist. Im modernen Surselvischen ist weder die Form auf -ss noch die auf syntaktische Abhängigkeit festgelegte Variante auf -ssi an ein Vergangenheitstempus gebunden; sie ist allen Tempusoppositionen gegenüber neutral. 3. Die Form auf -vi als syntaktisch abhängige Variante des Indikativ Imperfekt ist (abgesehen von den erwähnten gelegentlichen Schwankungen) auf die indirekte Rede in der Vergangenheit (besonders oft: discuors indirect liber) beschränkt. Als einzige der hier untersuchten Formen (Konjunktiv «Präsens», Form auf-ss, Form auf-ssi, Form auf-vi) ist sie an ein Tempus, das Imperfekt, gebunden. Es ist jedoch wenig sinnvoll, diese Form als «Konjunktiv Imperfekt» zu deklarieren (cf. oben p. 120s.). Weder erfüllt sie in der heutigen Sprache die Funktion des ursprünglichen Konjunktiv Imperfekt (die hat vielmehr der Konjunktiv «Präsens» mit übernommen), noch geht sie historisch auf eine Form zurück, die einmal diese Funktion hatte. Bei allen Vorbehalten, die die Beschränktheit unseres Materials einerseits, das Fehlen einer strikten Normierung der surselvischen Schriftsprache andererseits nahelegen, hat sich doch ein recht klares Bild der Umgestaltung des surselvischen Verbalsystems im untersuchten Sektor ergeben. Den Gründen für die skizzierten Entwicklungen nachzugehen, wäre die Aufgabe einer weiteren Untersuchung, die als eine unter vielen notwendigen Vorarbeiten für die eingangs postulierte bündnerromanische Sprachgeschichte geleistet werden müßte. Bern Bibliographie 1. Altsurselvische Texte BeG = Barlaam e Giosaphat, in: DECURTINS 1880-83: 225-96 Ricarda Liver Oct. = Roman u Historia de Octavianus, Kaiser de Roma ..., in: DECURTINS 1880-83: 297-364 2. Kritische Literatur ARQUINT, J. C. 1964: Vierv ladin. Grammatica elementara da! rumantsch d'Engiadina bassa, Tusan Ascou, G. I. 1880-83: «Annotazioni sistematiche al Barlaam e Giosafat soprasilvano», AGI 7: 406--602 BILLIGMEIER, R. H. 1983: Land und Volk der Rätoromanen: Eine Kultur- und Sprachgeschichte, Frauenfeld CAVIEZEL, EVA 1993: Geschichte von Verschriftung, Normierung und Standardisierung des Surselvischen, Bern 132 Ricarda Liver DARMS, G. 1989: «Bündnerromanisch: Sprachnormierung und Standardsprache», in: LRL 3: 827-53 DECURTINS, C. 1880-83: «Quattro testi soprasilvani», AG/ 7: 149-364 DECURTINS, A. 1958: Zur Morphologie der unregelmäßigen Verben im Bündnerromanischen, Bern DRG = Societa retorumantscha (ed.), Dicziunari rumantsch grischun, Cuoira 1939ss. EBNETER, TH. 1973: Das bündnerromanische Futur, Bern LRL = G.HoLTus/ M.METZELTINICHR.SCHMITT (ed.), Lexikon der Romanistischen Linguistik, vol.3, Tübingen 1989 LAUSBERG, H. 1975: Romanische Sprachwissenschaft III, Berlin/ New York LIVER, RICARDA 1982: Manuel pratique de romanche: Sursilvan vallader, Chur LIVER, RICARDA 1989: «Innovaziuns el sistem verbal sursilvan». Unpubliziertes Ms. LIVER, RICARDA 1991: Manuel pratique de romanche. Sursilvan vallader. Deuxieme edition revue et corrigee, Cuira MIGLIORINI, B. 1971: Storia della lingua italiana, Firenze NAY, S.M. 1938: Bien di, bien onn. Lehrbuch der rätoromanischen Sprache, Chur SDS = R. HoTZENKOECHERLE (ed.), Sprachatlas der deutschen Schweiz, Bern 1962ss. SPESCHA, A. 1989: Grammatica sursilvana, Cuera STIMM, H./ LINDER, K.P. 1989: «Bündnerromanisch: Interne Sprachgeschichte I. Grammatik», in: LRL 3, p.757-85 WIDMER, A.1959: Das Personalpronomen im Bündnerromanischen in phonetischer und morphologischer Schau, Bern WuNDERLI, P. 1993: «Das surselvische Verbalsystem. Die surselvischen Innovationen: Gesamtromanische Konvergenzen und Divergenzen», in: J. ScHMIDT-RADEFELDT/ A. HARDER (ed.), Sprachwandel und Sprachgeschichte. Festschrift für Helmut Lüdtke zum 65. Geburtstag, Tübingen, p.261-78. La legende tristanienne et la mythologie indo-europeenne Apropos du Gant de verre de Philippe Walter Comment faut-il juger les rapports evidents que la legende de Tristan presente avec celle de Thesee? 11 est difficile de le dire. Naguere, on aurait voulu voir dans ! es parties communes aux deux epopees la preuve de l'existence d'un mythe indo-europeen anterieur a la separation des Grecs et des Celtes. Aujourd'hui, on n'oserait emettre une teile hypothese. Ces reflexions de GASTON PARIS (1896), datant d'il y a un siede resonnent curieusement aux oreilles des medievistes d'aujourd'hui. Le developpement des recherches de type dumezilien, et en particulier leur application depuis une dizaine d'anneessur l'impulsion essentiellement de Joel Grisward 1 a la litterature medievale sont en train de renverser du tout au tout cette denegation «rationaliste» du vieux medieviste, laquelle representa en son temps un pas certain vers l'analyse synchronique de l'objet litteraire medieval 2 . Il ne fait nul doute que les recherches actuelles etonneraient fort et certainement raviraient - Gaston Paris. Le resultat probant de l'application de la grille trifonctionnelle a certaines Chansons de geste 3 n'est pas alle sans provoquer quelques impatiences parmi les chercheurs car, malgre des articles fondateurs tel celui dans lequel Joel Grisward (1969, 1981 b) montrait la parente entre l'episode final de la Mort Artu et une legende narte, aucun ouvrage d'ensemble ne s'etait encore attache a analyser de la sorte le corpus immense du roman medieval. Le vieux parallele Thesee/ Tristan retrouvait dans ce contexte une actualite brulante, un livre etait dans l'air: ce fut PHILIPPE WALTER 1990 qui ouvrit les feux avec Le Gant de verre, ouvrage dont on s'aper�ut helas vite qu'il ne remplissait guere toutes les promesses qu'un si beau champ d'etude laissait augurer. Philippe Walter s'est fait un nom parmi les medievistes en explorant les traditions liees a l'astronomie et a la mesure du temps dans la litterature du Moyen-Age. Sa these La Memoire du Temps (WALTER 1989 a), son essai de mythologie (WALTER 1988) sur l'Yvain de Chretien de Troyes nous ont habitues a sa demarche comparatiste qui n'hesite pas a meler le christianisme aux mythologies les plus diverses. C'est dans la foulee de son edition des poemes tristaniens qu'il nous a livre l'essai touffu dont nous allons parler ici. En me penchant sur ce livre, j'aimerais modeste- 1 Cf. GRISWARD 1981, mais aussi tous ! es travaux qui, a la suite de GEORGES DuBY 1979 ont cherche a relier ! es «ordres» medievaux et ! es «fonctions» indo-europeennes. 2 J. BEDIER avec [es Fabliaux, Paris 1893, venait de jeter un discredit total sur la recherche des sources indiennes des recits fran�ais. 3 A la suite de son Archeologie de l'epopee medievale, J. GRISWARD 1982 a montre que de frappants paralleles structurels reliaient Renaud de Montauban au Mahabharata. 134 Alain Corbellari ment tenter ici de suggerer quelques idees possibles pour une recherche veritablement coherente de la tres probable mais toujours brumeuse origine indo-europeenne de la legende tristanienne. Georges Dumezil, qui ne manquait ni de distance vis-a-vis de ses propres recherches, ni d'humour, avait parodie les quatre regles de Descartes a l'intention de ses mauvais disciples. La troisieme pourrait assez bien s'appliquer a l'ouvrage sur lequel nous nous penchons ici: «Diviser les difficultes en autant de parcelles qu'il faut pour ne plus les voir» (DuMEZIL 1987, 179). L'ecriture aisee du Gant de verre semble indiquer que Ph. Walter a cherche a atteindre le plus large public: de fait, si l'ouvrage se lit avec plaisir, il compromet fort les sages principes de rigueur dont Dumezil s'etait fait, en la matiere, une religion. L'introduction est destinee a nous rappeler l'etat de la tradition manuscrite et a poser une definition du mythe qui servira de fi1 conducteur a l'analyse 4 : La litterature tristanienne n'est pas le reflet immediat d'un mythe qui lui preexisterait; elle cree plutöt un mythe nouveau a partir de themes mythiques anciens colportes par tout un fonds legendaire. De ce point de vue, le mythe tristanien est l'ombre portee par une legende sur le langage franfais du xu eme siede. C'est du moins l'hypothese que developpera le present essai. Puis se succedent dix chapitres brodant chacun autour d'un theme de la legende, a savoir l'onomastique generale, le combat contre le monstre, le temps (liturgique et astrologique), 1e personnage de Marc, le philtre, Iseut consideree comme une fee, la figure de l'ogre (et du geant), la naissance du heros et enfin Tristan musicien 5 • L'epilogue, bref, est plus lyrique que veritablement synthetique et peut se resumer dans cette formule: Pour le roman encore a inventer, Tristan et Yseut allaient servir d'embleme a un couple fatal: la Melancolie et l'amour. (311) En guise de digestif, un texte gallois, un conte lorrain et un conte chinois nous offrent un maigre (a dessein? ) echantillon du foisonnement des traditions appelees a la rescousse par Walter. Six pages de bibliographie completent le tableau 6 mais on ne trouvera nulle part trace d'un index et la lacune est de taille! C'est sans doute qu'en mettant en rapport les diverses occurrences de certains themes mythologiques (et le fait est frequent taut les parcours sinueux de chaque chapitre peuvent parfois nous eloigner considerablement du theme de base), Walter craignait que 4 Le Gant de verre, p. 19. - Ce point de depart, on l'aura compris, donne a Walter toute latitude pour faire appel aux mythologies les plus diverses. 5 Titres respectifs des chapitres: 1. Un nom, un mythe; 2. Trita et Tristan; 3. Le message des etoiles; 4. Le roi melancolique; 5. Boisson d'amour; 6. La fiancee des Cendres; 7. Urgan l'ogre; 8. Le lepreux de la salle aux images; 9. Le fils de l'inceste; 10. L'arc et la harpe. 6 L'on se permettra tout de meme de dire que le fait de ne mentionner qu'une seule edition des anciens poemes (celle de Lacroix/ Walter, evidemmente! ) frise la malhonnetete. Et au rang des coquilles, signalons en passant que le premier ouvrage cite de Michel Cazenave s'intitule Le philtre et l'amour et non Le philtre et le venin. La legende tristanienne et Ja mythologie indo-europeenne 135 n'eclatent les contradictions et que ne se devoilent quelques cas flagrants de doubles interpretations inconciliables. Une lecture attentive suffit heureusement a les deceler. Un exemple: rattache a la racine celtique morqui signifie 'grand', 1e nom «Morrois» est mis en parallele avec celui du «Morholt» (56). Cent-cinquante pages plus loin, la meme syllabe «mor» permet d'associer le «Morrois» ala mort, ala fee Morgane et meme au Maure, c'est adire au Sarrasin «donc» (je laisse aWalter la responsabilite de l'inference) a «l'homme sauvage» (210). On se permettra de trouver peu demonstratif ce melange de philologie romane et d'etymologie lacanienne. D'autres cas comparables apparaitront dans la suite de mon analyse. On a par moments l'impression que Ph. Walter fait retour aces philologues trop romantiques et enthousiastes que Gaston Paris jugeait severement. Et c'est un fait que, si les rapprochements sont souvent ingenieux, voire troublants, si l'ampleur des reseaux d'associations impressionne, l'on glisse trop souvent d'un detail, d'une petite enigme a l'autre sans que parvienne veritablement as'en degager une vue d'ensemble coherente. Le theme d'Orion, par exemple, heros astrologique et «caniculaire» que l'on devine eher aPh. Walter, est introduit (79) dans le chapitre consacre au langage des astres. Orion est assimile aTristan en raison de sa predilection pour la chasse, ce qui permet (84) d'evoquer Husdent. Le temoignage du vers 322 de Beroul (Frocin «vit Orient et Lucifer» 7 ) suggere que «si Orion semble definir astrologiquement Tristan, c'est Diane la lune, qui signifie Yseut» (82). Sur quoi il ne faut pas oublier que le philtre a ete bu le jour de la Saint-Jean, ce qui renforce evidemment l'interpretation «caniculaire» de la legende. A la p. 237, dressant le portrait noseographique de Tristan, Walter revient inopinement sur Orion pour nous rappeler que celui-ci avait ete pique par un scorpion pour avoir porte la main sur Artemis. Enfin, apropos de la naissance de Tristan, Walter appelle (251-55) une derniere fois Orion ala rescousse parce que Tristan, dans la Folie de Berne 8 se dit fils d'une baleine et qu'Orion a ete engendre sans femme par le sperme de Neptune. En passant, on aura remarque que les herbes de la Saint-Jean ont ete passablement glosees dans le cinquieme chapitre (143-52), que le theme de la baleine sert (202) a rattacher Tristan aBelin, donc al'inquietante mesnie Hellequin, et aussi asaint Blaise, ou saint Blain, lequel est encore evoque (26�8) a propos d'obscures legendes celtiques. On aura compris que Philippe Walter s'interesse plus al'accumulation referentielle qu'ala coherence narrative! En banne methode, la prudence aurait, de plus, du s'imposer dans l'utilisation parallele des differentes sources franfaises de la legende. 11 est abusif d'essayer de justifier Beroul par les Folies et l'on ne saurait admettre, par ailleurs (et ce n'est meme plus 1aun probleme de 7 Albert Henry a consacre a ce passage un article qui en analyse Ja coherence a Ja fois astrologique et narrative dans l'economie du recit beroulien. (cf. HENRY 1978). s «De que t'ot il? - D'une balaine. » (HoEPFFNER 1934: v.158). 136 Alain Corbellari comparatisme mythologique), que la rime en -ur, «envahit les textes tristaniens» (31), saus pretexte qu'on la retrouve dans amur et dolur, alors qu'elle n'est possible que dans la langue de Thomas (ou elle est certes abondante). Quant aux rapprochements immotives ils sont nombreux. Suffit-il que les hirondelles apportent a Marc un cheveu d'Yseut pour que celle-ci soit assimilable a une femme-oiseau (174)? Et est-il bien serieux d'assimiler Tristan a un revenant parce que l'episode de la fleur de farine rappelle qu'une coutume ecossaise utilisait des cendres (! ) pour deceler le passage d'un fantöme (169)? Au dela de ces details, il y a plus fondamental: Ph. Walter refuse totalement de se demander si les motifs de la serie sont reellement a mettre sur le meme plan: on sait depuis Propp (et leur intuition avait souvent conduit des critiques anterieurs a des positions similaires 9 ) que ce ne sont pas des objets mais des fonctions (ou, pour parler comme Dumezil, des ensembles structures) qui doivent etre compares. Il serait facile de montrer que, dans la «serie» developpee plus haut autour d'Orion, la pierre d'enfantement est un element contingent alors que le parallele solaire avec le heros grec occupe une place fondamentale dans la structure mythique consideree. Meme si Walter avoue lui-meme ne pas chercher a taut prix a retrouver le noyau commun de certaines traditions visiblement proches mais neanmoins difficiles a reduire a un scheme unique 10 , on arrive a la conclusion que, mosai'que de petites analyses souvent astucieuses, parfois un peu oiseuses, Le Gant de verre echoue a creer une lecture. Et que dire de l'utilisation d'un episode biblique pour etayer une comparaison? 11 On ne peut parler de comparatisme indo-europeen et evoquer soudain l'Ancien Testament: cela revient a dire que tel detail n'est pas structurellement coherent mais qu'il releve tres banalement de ce qu'on appelait au debut du siede «les constantes de l'esprit humain». A moins d'admettre qu'il s'agit d'un «stade preindo-europeen de la legende» (110), expression que nous laisserons a M. Walter le soin d'expliciter. De meme, l'evocation (159) du motif chamanique de la demeure celeste nous eloigne egalement fort de la sphere indo-europeenne, sans compter 9 Cf. l'eloge du travail precurseur de Bedier par PROPP 1965: 23. 10 Ph. Walter dit explicitement dans sa preface {20): «si l'on admet que la manifestation essentielle d'une ecriture est d'ordre poetique, il devient du meme coup difficile de reconnaitre aux pretendus determinismes historiques, sociologiques ou psychologiques qui peseraient sur le texte une portee explicative exclusive. » Plus loin, il avertit sagement: «11 ne faut pas trop vite conclure de ces ressemblances que Je conte ou les recits tristaniens imitent consciemment ! es mythes grecs. 11 faut plutöt voir Ja une preuve de plus d'une heritage mythologique commun aux peuples indo-europeens. » (61) On regrette d'autant plus le manque de prudence de trop de rapprochements. 11 Ayant rappele l'episode biblique de Saül lanr; ant son javelot contre David (109), Walter evoque ensuite la rencontre nocturne entre David et Saül endormi dans le desert, narree en Samuel 1/ 26, 1-12. Cf. verset 7: «Et invenerunt Saul jacentem et dormientem in tentorio, et hastam fixam in terra ad caput ejus. » La legende tristanienne et la mythologie indo-europeenne 137 que la tradition celtique pourrait suffire a eclairer ce passage commun aux deux Folie Tristan 12 • Les limites du comparable et du singulier, ici encore, ne sont absolument pas tracees de maniere rigoureuse. Corollairement, taut etant comparable a taut, il devient illusoire d'imaginer qu'en trois cents pages on ait pu exposer l'ensemble des rapprochements possibles. Ph. Walter acheve d'ailleurs de se pieger lui-meme au moment ou, essayant de justifier la grande difference qui separe 1a scene de la rencontre des amants par Marc de celle de la rencontre nocturne de David et Saül (non seulement le schema actanciel est inverse-c'est le souverain qui est endormi mais de plus aucune femme n'est presente) il dit que «La femme disparait totalement dans le texte biblique» (110), posant entre les deux recits une relation de succession qui n'aurait son sens que si le recit presume subsequent etait reellement atteste a une date posterieure, ce qui est ici pour le moins problematique, le texte «influence» etant celui de la Bible! Et c'est precisement sur l'episode de la rencontre des amants par Marc que j'aimerais revenir ici, si possible sans en deborder trop les donnees verifiables, car sa narration dans le texte de Beroul me semble suggerer fortement une interpretation de type dumezilien. Philippe Walter n'en souffle mot, ce qui est d'autant plus etonnant que le titre meme de son ouvrage faisait reference a ce passage. Reconnaissons que si Walter n'est pas le premier editeur a maintenir tel quel 1e voirre du v. 2032 («Un ganz de voirre ai je o moi») 1 3, il est neanmoins le premier a prendre cette le�on au serieux 14, ce qui lui permet de rattacher Iseut a un personnage de fee, 12 Cf. HoEPFFNER 1934: v.164-67 et HoEPFFNER 1943: v.301-10. Walter dit lui-meme (157, deux pages avant! ) que «ce pays de verre» est «issu tout droit des vieux mythes celtiques.» Non seulement l'allusion chamanique de la p. 159 est isolee dans le livre, mais de plus elle s'appuie sur Je livre de Mircea Eliade, deja ancien et fort remis en question par Je grand renouveau actuel des etudes chamaniques en mythologie comparee (un exemple de ce renouveau: CARLO GrNZBURG, Le sabbat des sorcieres, Paris 1992, lecture chamanique des phenomenes lies a la sorcellerie en Occident). Une etude serieuse des aspects chamaniques de plus d'un personnage de 1a litterature medievale donnerait sans doute des resultats etonnants, mais c'est 1a une question qui deborde trop les limites de cet article. 13 Nous sommes au milieu du monologue de Marc; on retrouvera ce vers un peu plus bas cite dans son contexte. l4 En effet, EWERT 1963: I, 61) et BRAET! RAYNAUD DE LAGE 1989: I, 116) maintiennent avant (WALTER 1989: 116s. la le9on du manuscrit, en Opposition avec Muret qui proposant de lire voir (vair) avait corrige en 1903 (SATF, Paris, Firmin-Didot) en «Uns ganz d'errnine» puis en 1913, avec plus de mesure, (CFMA, Paris, Champion) «de vair», Ewert, cependant, montre plus un respect de la lettre du manuscrit que de son sens; il commente en effet tres negativement la le9on voirre: «Tue absurdity of the scribe's voirre ('glass') would therefore be exactly matched by the modern, though now questioned, transformation of Cinderella's souliers de vair into souliers de verre. » (Ewert 1963: II, 187) Je serais enclin, avec Walter, a prendre ici Ewert en flagrant delit de rationalisme intempestif et, de meme qu'il n'est guere admissible d'accuser Perrault d'avoir ecrit n'importe quoi dans son conte (Walter rappelle opportunement p. 154s. du Gant de verre la querelle qui en 1951 a oppose A. Dauzat, tenant de la critique traditionnelle, au folkloriste P. Delarue au sujet de Cendrillon), la position de Walter qui laisse au scribe du ms. 2171 l'entiere responsabilite de sa le9on me semble parfaitement coherente. Notons que dans son commentaire (RErn, 1972: 77), Reid ne se penche pas sur le probleme, que Braet et Raynaud de Lage se 138 Alain Corbellari dont nous ne saurons par ailleurs pas grand chose d'autre, sinon que son archetype a egalement inspire le personnage de Cendrillon. Mais il n'aurait peut-etre pas ete non plus sans interet de se demander si les trois objets deposes vers les amants par le roi Marc ne pouvaient pas s'analyser par la trifonctionnalite. L'assertion n'est pas sans danger; je vais neanmoins tenter de la developper. Rappelons ces quelques vers (Marc, qui a vu l'epee entre les amants vient de renoncer a sa vengeance) 15: Ge voi el doi a la rei: ne 2028 L'anel o pierre esmeraudine; Or li donnai, molt par est buens, Et g'en rai un qui refu suens: Osterai li le mien du doi. 2032 Un ganz de voirre ai je o moi, Qu'el aporta o soi d'Irlande. Le rai qui sor la face brande Qui li fait chaut en vuel covrir; 2036 Et qant vendra au departir, Prendrai l'espee d'entre eus deus Dont au Morhot fu le chief blos. » Dans un article deja ancien, JEAN MARX (1955) a remarquablement decrypte la signification feodale des trois presents de Marc, qui definissent la «triple investiture» des amants au sein d'une structure sociale qu'il sont desormais destines a recouvrer: l'epee instaure un nouveau lien de vassalite, l'anneau est gage de tendresse envers Iseut et le gant replace cette derniere sous l'autorite de son maitre et seigneur. Mais ce que cette interpretation laisse de cöte, c'est la question du nombre des objets: pourquoi y en a-t-il precisement trois? Sans importance immediate au niveau ideologique, la question est centrale, d'un point de vue structural, pour comprendre l'economie de la narration. D'autant plus que le chiffre trois a acquis, depuis les recherches de Georges Dumezil, une nouvelle actualite dans le domaine de l'etude structurale des recits anciens. Philippe Walter ne manque d'ailleurs pas de gloser abondamment la signification du prefixe tri- (Tristan) 16• Des lors, ces trois contentent de renvoyer a Ewert 1963: 11, 91) et que Stewart Gregory dans la derniere en date des editions de Beroul se rallie a la seconde correction de Muret. 15 BRAETIRAYNAUD DE LAGE 1989: 116 16 Cf. en particulier le eh. II du Gant de verre «Trita et Tristan»: «Le nom picte puis francise de Tristan perpetue ou retrouve une racine indo-europeenne qui renvoie au chiffre trois. Tristan serait ainsi un vainqueur du monstre triple, autrement appele le Tricephale. » (43) Le chapitre commern; ait par un rappel des trois fonctions dumeziliennes (41) mais en fait Walter n'exploite pas la structure trifonctionnelle. Ayant affirme que Tristan est un heros de deuxieme fonction, il derive ensuite sur des comparaisons mythologiques et des interpretations psychanalytiques: «L'initiation guerriere de Tristan est aussi une initiation a la sexualite adulte. (45)». - Ce recours a la psychanalyse est d'ailleurs une tentation frequente, quoique non avouee explicitement, de La legende tristanienne et la mythologie indo-europeenne 139 objets ne s'appuieraient-ils pas sur un schema trifonctionnel, qui serait par 1a meme garant de I'«universalite» du pardon de Marc? L'ordre dans lequel ils sont cites ne nous apprendra rien puisque du vers 2027 au vers 2050 ils sont evoques a deux reprises (definissant les deux temps-le projet et sa realisation-de l'action de Marc) et dans un ordre different: anneau, gant, epee, puis gant, anneau, epee. Taut au plus peut-on remarquer que l'epee dans les deux cas est citee en dernier. C'est aussi l'objet auquel on peut attribuer le plus immediatement une connotation fonctionnelle, et ce n'est pas un hasard si cette fonction, la deuxieme, celle qui est rattachee a la guerre est aussi celle qui est indubitablement privilegiee dans 1e monde feodal 17• C'est par la deuxieme fonction que Marc se definit d'abord puisque son premier geste en voyant la loge de feuillage a ete precisement de brandir son epee. L'interpretation de Jean Marx, qui se situe essentiellement au niveau de la deuxieme fonction, donne aussi un caractere central a l'epee et, dans la mesure ou c'est bien Marc lui-meme qui donne egalement l'anneau et le gant, l'interpretation de ces objets comme complements de la deuxieme fonction est defendable; elle n'en epuise pourtant pas taut le sens et ce n'est, si j'ose dire, qu'accidentellement, secondairement dans tous les cas, que gant et anneau revetent une signification feodale. Tristan est egalement, dans le passage qui nous interesse, caracterise comme representant typique de la fonction guerriere puisque le vers 2038 18 nous rappelle un des exploits guerriers du heros, selon une technique analeptique a laquelle le lecteur de Beroul est familier. On aura ete sensible dans ce reperage des elements de deuxieme fonction a leur aspect limitatif- Tristan semble reduit a son statut heroi:que, alors que la vie dans le Morrois l'a probablement pousse a un accomplissement vital superieur; de meme, par un mouvement a la fois parallele et inverse, Marc, qui semble revetir tous les attributs de la souverainete, c'est a dire de la premiere fonction, est vu d'abord comme le porteur de l'epee. Et il se pourrait bien en realite que Marc füt bel et bien exclu de la souverainete. Rappelons que dans le texte de Beroul, deux instances se portent garantes de l'«innocence» des amants: Dieu et 1e peuple, qui, d'une certaine maniere, accaparent la premiere et la troisieme fonction, ne laissant a Marc de preponderance que dans la fonction guerriere. Walter qui prend parfois ses fantasmes associatifs pour des realites mythologiques. Quand il dit p. 223 «Yseut entretient en tant que femme une relation fondamentale avec l'impurete. Le serpent est l'animal qui change regulierement de peau comme Je lepreux», cette glose du mythe biblique n'eclaire en rien l'episode beroulien du Mal Pas qu'il est cense rappeler. 17 JoiiL GRISWARD 1981a: 185 montre bien, dans ! es chapitres sur les personnages typiquement guerriers de son Archeologie de l'epopee medievale, que leur statut fonctionnel est a Ja fois evident et a interpreter avec prudence, justement parce que trop evident. 1s Nous n'entrerons pas dans Ja longue discussion sur Ja signification exacte du terme «blos». A ce sujet, cf. EwERT 1963: II, 188. 140 Alain Corbellari De «vair» ou de «voirre», le gant n'est pas moins clairement connote: on rappellera par exemple qu'au moment de sa consecration, l'eveque re<;:oit, au Moyen Age, des gants liturgiques qui figurent parmi ses ornements les plus caracteristiques (GAY 1887: 760). Des le x e siede, c'est a dire des la mise en place des structures feodales, le gant est l'attribut privilegie des empereurs et des rois; il joue un röle central dans les pratiques d'hommage et est generalement associe aux dons accordes par le souverain. Jete en maniere de defi, il signifie d'abord que celui qui l'a lance possede un pouvoir, une puissance de decision. J. MARX (1965: 295) parlait opportunement de «gage d'autorite». C'est presque litteralement qu'il signifie la mainmise souveraine de son possesseur 19 . De maniere tres generale le gant connote la purete (CHEVALIERIGHEERBRANT, 1981: 472). Pour en rester au texte de Beroul, on ne peut s'empecher de trouver tout a fait remarquable le lien qui y est etabli entre le gant et le soleil: le gant s'oppose au soleil, il le concurrence; dans un certain sens, il le remplace, substituant a son eclat la presence sensible d'un objet plus discret mais non moins souverain. Les Folies Tristan insistent d'ailleurs toutes deux sur ce detail dans leur rappel analeptique de l'episode 2 0. Que l'on puisse assimiler le soleil, a une puissance fecondatrice, comme le pense Walter 21 , est assez plausible et permettrait de lire le geste de Marc comme a la fois protecteur 22 et castrateur, l'anneau d'or representant de son cöte, par son eclat, une maniere de substitut du rayon solaire. Enfin le rappel qu'Iseut «l'aporta o soi d'Irlande» replace le gant dans un contexte anterieur au mariage de la jeune femme et renvoie a l'evocation de la puissance parentale qui s'est exercee sur elle. N'oublions pas que la reine d'Irlande etait une magicienne 23 , donc qu'elle refletait parfaitement l'aspect obscur (Varuna) de la premiere fonction. C'est du meme coup situer dans cette meme fonction tout le personnage d'Iseut. Et peut-etre cela l'eclaire-t-il sous plus d'un aspect, meme s'il est vrai que toute magie n'est pas forcement de premiere fonction 2 4. 19 «Der Handschuh macht Rechtsvorgänge sinnlich wahrnehmbar und kann die Hand einer Person vertreten.» (Lexikon des Mittelalters 4: 1909) 20 HOEPFFNER 1943: v. 884-88; HoEPFFNER 1934: v. 200--05. 21 Pour Walter, qui rappelle Ja symbolique chretienne du rayon de lumiere, «Je soleil apporte une fecondation brulante» (162), ce qui lui permet de lier Je motif du soleil a celui de l'epee mis plus haut en rapport (107) avec une tradition indienne qui veut que l'on place une epee entre deux amants apres leur premier coi:t. Contredisant l'interpretation habituelle qui s'autorise de sources celtiques bien accreditees (cf. ScHOEPPERLE 1960: 262-64) pour voir dans l'epee un signe de chastete (Walter n' en dit mot! ), cette interpretation a Je desavantage evident de se fonder sur une source moins proche; d'ailleurs, eile ne rend pas non plus compte d'une realite car Tristan et Iseut n'en sont pas (il faut du moins l'esperer pour eux) a leur premier coi:t! 22 BRAET ET RAYNAUD DE LAGE 1989/ II: 91 commentent un peu lourdement Ja «pitie» de Marc evoquee au v. 2024. Ils concluent: «Ici c'est l'homme qui parle et non Je souverain». 23 II sera question plus loin de ses possibles rapports avec Circe. 24 Une ambigui:te existe en effet entre magie d'herbe (premiere fonction) et magie sexuelle (troisieme fonction). La legende tristanienne et la mythologie indo-europeenne 141 Le troisieme objet est directement relieet par 1a il s'oppose rigoureusement au precedentau moment meme des epousailles de Marc et d'Iseut, puisqu'il s'agit de l'anneau. Les deux indices qui permettent de le rattacher a la troisieme fonction, et d'une maniere que j'estime tout aussi naturelle que pour les deux autres elements, est d'abord le lien specifique qui le relie au mariage, dans la mesure Oll l'on se souvient que c'est avant tout pour avoir un heritier que Marc s'est resolu a cette extremite: or, on sait que la fecondite est un des attributs fondamentaux de la troisieme fonction. D'autre part, l'anneau est, des trois objets, celui qui connote de la maniere la plus concrete et la plus evidente la richesse: le texte precise que l'anneau d'Iseut est garni d'une «pierre esmeraudine». Nous savons par ailleurs qu'il est en or; en outre, l'adjectif «buens», a travers l'ampleur de ses connotations qui englobent la beaute, la richesse, la perfection de la facture, semble bien celui qui convient ici pour qualifier un objet que son caractere precieux destinerait a l'evocation de la troisieme fonction. Bien sür faire intervenir la volonte consciente du scripteur dans la caracterisation de l'objet serait un non-sens (il n'y a plus, au Moyen-Age, de conscience reelle du schema indo-europeen, sinon dans la structure sociale des trois ordres, que les contemporains ne considererent evidemment jamais comme un «heritage») et peut-etre l'aspect trop demonstratif de mon analyse en constitue-t-il la principale faiblesse: j'ose cependant la croire plus solide, au niveau comparatiste, que beaucoup des rapprochements de Ph. Walter. Au surplus, i1 me semble qu'une interpretation de l'anneau en premiere fonction (puissance du mari) et du gant en troisieme fonction (le «voirre» connotant alors la richesse) ne la compromettrait pas fondamentalement. Taut au plus mettrait-elle en evidence un certain «brouillage des donnees» chez Beroul, d'autant plus comprehensible qu'il s'agit 1a de la seule serie clairement reconstituable du texte 25 • Un passage etonnamment semblable de l'Yonec de Marie de France me conforte d'ailleurs dans la voie de l'analyse trifonctionnelle. Le caractere plus evident de l'interpretation dans le lai viendrait par ailleurs confirmer l'idee generalement admise qui veut que la matiere adaptee par Marie de France soit plus directement celtique que celle des premiers romanciers courtois. Au moment en effet Oll il meurt, blesse a mort par 1e piege tendu par le mari jaloux, Muldumarec l'homme-oiseau remet a sa maitresse, qui l'a rejoint dans 1e palais cache saus la collineimage de l'autre monde-, un anneau, une epee et un 2s L'on pourrait s'attendre a ce que la scene du retour triomphal d'Iseut (BRAETIRAYNAUD DE LAGE 1989: 2976-3009), qui actualise Ja «reinvestiture» d'lseut prefiguree par Je geste de Marc dans Ja foret, garde des souvenirs de trifonctionnalite. La presence preponderante de l'eveque lors de Ja ceremonie, l'adoubement de vingt chevaliers et l'affranchissement de cent serfs donnent une place a chacune des trois fonctions. En l'absence d'elements textuels plus precis, une teile interpretation reste cependant aventuree. 142 Alain Corbellari bliaut que la femme, enceinte des reuvres de Muldumarec, devra remettre a son enfant le jour de sa majorite 26 : Un anelet li ad baille, 416 Si li ad dit e enseigne, Ja tant cum el le gardera, A sun seignur n'en membera De nule rien ki fete seit, 420 Ne ne l'en tendrat en destreit. S'espee li cumande e rent Puis la cunjure e defent Que ja nuls hum n'en seit saisiz, 424 Mes bien la gart a oes sun fiz. ( . . . ) Un chier bliaut li ad done; Si li cumande a vestir, 440 Puis l'ad fete de lui partir. L'analyse est, ici, plus simple en ce que l'etoffe connote la richesse, donc la troisieme fonction, de maniere quasiment canonique 27 ; l'epee representant evidemment la deuxieme fonction, reste l'anneau que l'on peut aisement considerer comme 1e symbole de la souverainete dont heritera le fils de Muldumarec, d'autant plus que rien n'est dit de son eclat ou de sa «richesse», contrairement au passage que nous avons vu chez Beroul ou l'anneau possedait par 1a une nette connotation de troisieme fonction. On constate de plus que l'epee est non seulement l'objet sur lequel Muldumarec insiste le plus (seize vers contre six pour l'anneau et seulement deux pour le bliaut), mais que c'est ici encore l'objet cle, celui dont dependra toute l'issue du recit, prefiguree par les vers 425-36, a la fois injonction et promesse. L'ordonnance simple et precise du discours de Muldumarec developpe une presentation ordonnee des trois fonctions qui se 1it aisement comme 1. investiture, accession a la souverainete; 2. incitation a l'action, a l'accomplissement dans le cadre de l'ethique chevaleresque; 3. present complementaire et conclusif assurant 1'«universalite» de l'investiture. 11 est vrai, cependant, que dans beaucoup de cas les frontieres entre motifs indoeuropeens et topo'i litteraires sont parfois difficiles a tracer. M. Gilles Eckard, a qui je dois par ailleurs beaucoup de vues profondes qui m'ont ete d'un grand secours dans la redaction de cet article, a attire mon attention sur un topos litteraire dont l'origine se trouve probablement dans le symbolisme chromatique des Indo-Europeens: le cheval colore de la princesse (EcKARD 1991). 11 se trouve que la descrip- 26 RYCHNER 1968: 115. Les vers 425-36 developpent les recommandations destinees au fils lorsqu'il sera «chevaliers pruz e vaillanz» (v. 426) et annonce en maniere d'enigme (v. 436: «Asez verrunt k'il en fera.») la conclusion de l'histoire. 21 On aura remarque l'adjectif «chier»; l'objet evoque d'ailleurs irresistiblement quelque habit d'apparat et semble prefigurer les splendides draperies de la scene finale (RYCHNER 1968: 500-08). La legende tristanienne et Ja mythologie indo-europeenne 143 tion du chien Petit-Crü chez Gottfried de Strasbourg correspond de maniere troublante a celle du «cheval colore» 28, dont il pourrait etre une version parodique (cadeau pour Iseut, il est donc aussi destine a une souveraine). En l'absence du probable texte-source de Thomas (pure conjecture cependant), i1 est cependant difficile de juger correctement des parts respectives de la parodie et de la tradition dans le recit de Gottfried. A titre d'exemple, j'aimerais revenir sur le probleme classique des rapports Thesee/ Tristan. Ici encore Philippe Walter me semble confondre structure et motifs: affirmant d'un cöte avec la tradition que 1e combat contre le Minotaure correspond a celui contre le Morholt (263), il estime, dans un autre passage que 1e 2s Comparer en particulier ces vers du Roman d'Eneas (SALVERDA DE GRAVE 1925-1929): Unques ne fu tant gente beste: come noif ot blanche Ja teste, lo top ot noir, et ! es oroilles 4052 ot anbedos totes vermoilles, lo eo! ot bai et fu bien gros, ! es crins indes et vers par flos; tote ot vaire l'espalle destre 4056 et bien noire fu Ja senestre; ! es piez devant ot lovinez et fu toz bruns par ! es costez; soz Je vantre fu leporins 4060 et sor Ja crope leonins et fu toz noirs desoz ! es auves; ! es dos desriers vermalz com sans; ! es quatre piez ot trestoz blans, 4064 noire ot Ja coe une partie, ! 'altre blanche, tote crespie, (...) et ce passage du Tristan und Isolde de Gottfried de Strasbourg (F. RANKE 1963): ez was sö missehaere, als man ez gegen der bruste an sach, daz nieman anders niht enjach, 15825 ezn waere wizer danne sne, zen ! anken grüener danne cle, ein site röter danne grän, diu ander gelwer dan safrän. unden gelich lazüere, 15830 obene was ein mixtüere gemischet alsö schöne in ein, daz sich ir aller dekeinpar üz vür daz andere da böt. dane was grüene noch röt 15835 noch wiz noch swarz noch gel noch blä und doch ein teil ir aller dä, ich meine rehte purperbrüen. La ressemblance est si frappante qu'il ne faut pas exclure l'idee de l'influence directe (via Thomas). 144 Alain Corbellari schema 'lutte avec le monstre/ voile noire' s'applique aux episodes finaux du texte de Thomas, a savoir le combat contre Estout l'orgueilleux et la mort du heros (240s.). La confusion d'un episode unique de l'histoire de Thesee (la lutte contre le Minotaure) avec deux passages totalement inassimilables de la legende tristanienne (nous avons vu que ce genre d'interpretations contradictoires etait frequent chez Walter) fait de plus bon marche de la difference essentielle qui separe les deux paralleles les plus universellement reconnus ('combat dans l'ile' et 'voile noire'). D'ailleurs, dans les deux cas, le theme du Minotaure n'est evoque qu'incidemment: p. 240, c'est le theme de la voile noire qui l'appelle; p. 263, celui de la naissance incestueuse. Quant au chapitre II, essentiellement consacre au Morholt, il ne parle meme pas du Minotaure! Le combat contre le monstre possede d'un recit a l'autre une structure coherente dont on pourrait reconstituer l'archetype ainsi: voulant mettre fin a la coutume d'un tribut infamant, un heros (fils/ neveu de roi) (Thesee/ Tristan) tue en combat singulier un personnage monstrueux (le Minotaure/ le Morholt) dans une ile (la Crete -ou le Labyrinthe? -/ Saint-Samson). Mis en <langer de mort (perdu dans le Labyrinthe/ blesse), il doit son salut a une parente (sa demi-sreur/ sa niece) du monstre (Ariane/ Iseut) qui vient a son secours (lui donne le fil/ le soigne). Le motif de la voile noire par contre n'est precisement qu'un motif et possede dans les deux recits un röle structural presque antinomique: alors que Thesee est lui-meme a bord du navire et que sa vie n'est pas en <langer dans la legende grecque, c'est bien de la mort du heros qu'il s'agit dans le recit franyais. L'assimilation du suicide d'Egee avec la mort languissante de Tristan apparait pour le moins problematique. Une conclusion possible se profile: alors que le combat contre le Morholt a de grandes chances de refleter le contenu d'une antique legende indo-europeenne 29 , 1e theme de la voile noire semble bien etre un emprunt savant: la premiere version de Tristan a l'introduire etant probablement contemporaine des romans antiques, l'assertion n'a rien que de plausible; le parallele aurait pu se faire jour chez un scribe qui aurait lui-meme eu l'intuition de la parente des deux legendes. Parallelement, une autre piste pourrait nous permettre de revenir encore sur l'histoire de Thesee: l'on sait que la mythologie grecque s'est fort distancee de la tradition indo-europee,nne 30 (et Ph. Walter s'aventure sur une pente glissante en invoquant sans arret la mythologie grecque 31 ); or on sait par ailleurs qu'un person- 29 CLAUDE CALAME (1990) rappelle que Je noyau de Ja legende theseenne (dont ! es developpements tardifs sont innombrables) est incontestablement a situer dans ! es episodes du Minotaure et de l'enlevement d'Ariane (cf. p. 399). 30 GEORGES DuMEZIL 1982: 166 le rappelle «A Rome, Je cadre trifonctionnel de l'ideologie, et donc de l'imagination litteraire, s'etait plus longtemps et plus consciemment conserve qu'en Grece. » 31 Notons ! es allusions a Herakles (42), Pelee (60), Orion (deja signalees), Phaon (88), Pan (98), Midas (106), Pelias (110), Circe (voir plus bas), Semelee (sie! ) (162), Orcus (203), ! es La legende tristanienne et la mythologie indo-europeenne 145 nage aussi essentiel dans la mythologie celtique que la fee ou la magicienne n'a quasiment pas de correspondant grec. Notons que Walter fait trois allusions a Circe, dont une seule est quelque peu developpee 3 2 les rares magiciennes de la mythologie classique (Medee, Circe 33 ) sont apparentees et ont donc des chances d'avoir des origines mythiques communes; Ariane appartient precisement, par Pasiphae, a leur lignee. Serait-il absurde de voir dans la maitresse du Labyrinthe une magicienne redemptrice par l'amour et, par la, une soeur lointaine d'Iseut? Mais, de peur de voir se retourner contre moi les accusations dont je gratifiais Ph. Walter, je m'arreterai ici. Reprendre les paralleles reels et les analyser selon une methode rigoureuse, tel serait le prolongement a donner a ce compte-rendu d'un livre qui possede du moins l'incontestable merite de donner a reflechir et de soulever des questions, meme s'il n'y repond que rarement. Ce sera peut-etre 1a l'occasion d'un travail ulterieur. Neuchatel Alain Corbellari Bibliographie BRAET, H./ RAYNAUD DE LAGE, G., 1989: BEROUL, Tristan et Iseut, Paris/ Louvain CALAME, C. 1990: Thesee et l'imaginaire athenien, Lausanne CHEVALIER, J./ GHEERBRANT, A. 1981: Dictionnaire des symboles, Paris DuBY, G. 1979: Les Trois ordres ou l'imaginaire du feodalisme, Paris DUMEZIL, G. 1982: Apollon sonore, Paris DuMEZIL, G. 1987: Entretiens avec Didier Eribon, Paris EcKARD, G. 1991 «La princesse et son cheval colore», in: Du Noir au blanc, n ° 6 et 7 des «Cahiers du Centre de recherches sur ! 'Image, le Symbole, le Mythe», p. 71-94 EwERT, A. (ed.) 1963: The Romance of Tristan by Beroul, Oxford GAY, V. 1887: Glossaire archeologique du Mayen Age, Paris GREGORY, S. 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(ed.) 1943: «Folie Tristan» du ms d'Oxford, Strasbourg Bacchantes (216), Ulysse (236), Artemis (237), Pyrame et Thise (240), Paris (263), Telephe (ib. ), Hermes (286), Apollon (288). 32 P. 125, il la cite parmi d'autres magiciennes de la culture greco-latine; p. 273, eile intervient incidemment dans le rappel de la legende de Picoloos; p. 140, enfin, Walter affirme que «Circe est une magicienne nocturne» et rattache son mythe au lai des Deus amanz de Marie de France. 33 G. Dumezil consacre d'ailleurs a Circe un article («Circe domptee», in DuMEZIL 1982: 126-31) qui n'est pas sans offrir des perspectives. 146 Alain Corbellari MARX, J. 1965: «La surprise des amants par Marc» in: Melanges offerts a Clavis Brunel, Paris. 1955, puis repris dans J. MARX, Nouvelles recherches sur la litterature arthurienne, Paris, p. 289-97 PARIS, G. 1896: «Tristan et lseut», Revue de Paris, article repris dans le recueil Poemes et legendes du Moyen-Age, Paris 1900 PROPP, V. 1965: Morphologie du conte, Paris RANKE, F. (ed.) 1963: GOTTFRIED DE STRASBOURG, Tristan und Isolde, Berlin REID, T.B.W. 1972: The Tristran of Beroul. Commentary, Oxford RYCHNER, J. (ed.) 1968: MARIE DE FRANCE, Lais, Paris SALVERDA DE GRAVE, J.-J. (ed.) 1925-1929: Le Roman d'Eneas, Paris SCHOEPPERLE, GERTRUDE, 1960: Tristan and Isolt. A study of the sources of the Romance, New York WALTER, PH. 1988: Canicule, Paris WALTER, PH. 1989a: La memoire du temps: fetes et calendriers de Chretien de Troyes a la «Mort Artu», Paris WALTER, PH. (avec LACROIX, D., ed.) 1989b: Tristan et lseut, les poemes franr;;ais. La saga norroise, Paris WALTER, PH. 1990: Le Gant de verre. Le mythe de Tristan et Yseut, La Gacilly Le chien, la femme et le petit enfant: Apologie de 1a fable dans le Roman des Sept Sages de Rome Pour beaucoup, le recueil fameux des Mille et une nuits illustre de maniere exemplaire la richesse et la diversite de la litterature orientale. L'enthousiasme et la perseverance des chercheurs qui, depuis le 18 e s., travaillent a la suite d'Antoine Galland, nous ont permis de decouvrir ce tresor monumental. On sait moins que le Moyen Age a, lui aussi, connu son lot d'adaptations d'reuvres orientales et particulierement de collections de recits brefs. Parmi eux figure le Roman des Sept Sages (RSS), derive du Livre de Sindibad 1 • On citera egalement les reuvres issues du Calilah et Dimna, version arabe du Panchatantra indien. Ce recueil de fahles a fourni a Jean de Capoue la matiere de son Directorium humanae vitae (13 e s.). Une autre traduction porte le nom evocateur d'Alter Esopus. La fable enchassee offre a ces grands dispositifs narratifs le ressort specifique de l'avancee du recit. Qu'on en juge par l'argument du RSS: Un roi dans ! es versions occidentales, il s'agit Je plus souvent de l'empereur de Rome se trouve dans une situation fort embarrassante. II doit juger son fils, accuse par Ja jeune reine, sa seconde epouse, d'avoir tente de Ja seduire. Le prince, fort instruit et feru d'astronomie, s'est enferme dans Je silence depuis qu'il a quitte ses maitres, ! es sept sages de Rome. Les astres lui conseillent cette conduite afin d'eviter quelque mysterieuse catastrophe. Pourtant son mutisme semble plutöt devoir etre Ja cause de sa perte, puisqu'il l'empeche de se defendre des accusations mensongeres de sa belle-mere. Devant l'insistance et Ja colere de cette derniere, Je souverain condamne son fils au bucher. Pour sauver le prince, un des sept sages vient chaque jour s'entremettre aupres du roi et, en racontant une histoire, il arrache au souverain la decision de surseoir d'un jour a l'execution. A quoi Ja reine riposte par une autre anecdote de son cru, faisant ainsi pencher la balance en faveur de ses theses. Ce duel dure sept jours au bout desquels Je prince, delivre de son vreu, pourra retablir Ja verite. La reine perfide est chätiee. Le Roman des Sept Sages reste un texte tres peu connu, malgre les nombreuses versions medievales qui nous sont parvenues (9 en franc;:ais, redigees du 12 e au 15 e s, et d'autres encore dans la plupart des langues europeennes) 2• Il represente pour- 1 Ce nom generique recouvre un vaste ensemble de versions perses, arabes, hebrai:que, grecque, syriaque, turque et espagnole. Sur l'ensemble de cette tradition, dans ses formes orientales et occidentales, cf. RuNTEIWIKELEYIFARRELL 1984. Une societe savante consacre ses travaux a notre matiere. Son bulletin fournit un supplement bibliographique annuel (Society of the Seven Sages, Newsletter, c/ o H.R. Runte, Department of French, Dalhousie University, Halifax, Nova Scotia, Canada B3H 315). 2 Versions fran�aises en vers: VersionK: Ms. B.N. f. fr. 1553. Editee parH.A. KELLER 1836, puis par J. MrsRAm 1933, eile a ete 148 Yasmina Foehr-Janssens tant un riche terrain d'exploration pour qui s'interesse au statut de la fiction dans la mentalite medievale. L'agencement du recit, qui revient a opposer le silence du jeune prince aux exemples rapportes par les sages et la reine, ouvre de helles perspectives de reflexion. Venant du fond des ages, notre tradition nous oblige a mediter sur les rapports du silence, de la parole et de la mort. La profusion des histoires enchassees constitue la principale richesse de cette matiere originale. Une etude d'envergure du Roman des Sept Sages doit necessairement s'interesser a cette dynamique de la fable. En commentant le Roman de Dolopathos dans un travail precedent 3, nous avons envisage le statut des recits secondaires a partir d'une tradition essentiellement ovidienne ou apuleienne. Le Dolopathos, date de la fin du 12 e s. pour le texte latin et du debut du 13 e pour la traduction en langue romane, se tourne resolument vers la tradition de la metamorphose. L'apparition, dans cette version, de contes faisant appel au fantastique, et, en particulier, d'une redaction de la legende bien connue des enfants-cygnes, entraine l'histoire des Sept Sages sur une voie mythique. A la faveur de cette revalorisation de lafabula, la trame du RSS devient le lieu du parcours initiatique suivi par le jeune heros du roman. La muance informe les aventures spirituelles du prince. L'episode final, inspire par le tres edifiant Roman de Barlaam et Josaphat, confirme cette interpretation. I1 nous rapporte la conversion de Lucemien (tel est le presentee recemment au public, ainsi que la version C, par la nouvelle edition de MARY B. SPEER 1989. 5068 vers. Version C: fragment figurant dans le ms. de Chartres 620, ed. diplomatique par H. A. SMITH 1912, 1-68. Ed. critique MARY B. SPEER 1989 (cf. Version K). 2078 vers, distincts de K. Roman de Dolopathos: roman inspire de la trame des Sept Sages, mais sensiblement divergent des autres versions dans l'elaboration des details de l'histoire-cadre et le choix des fahles enchässees. Plus de douze mille vers. Traduit dans le premier quart du 13 ° siede par un nomme HERBERT, d'apres un texte latin en prose de la fin du douzieme siede. Edite par C. BRUNET et A. DE MONTAIGLON 1856 (Bibliotheque elzevirienne). Trois ms. connus, la redaction complete du roman se trouve dans le ms. B.N. f. fr. 24301. Les autres versions sont en prose. Les principales sont: Version D: en prose derimee. Editee par G.PARIS 1876. Un manuscrit. Version A: dite «vulgate». Premiere moitie du 13 ° s. Ce texte est repandu dans la majorite des langues vernaculaires litteraires medievales. La version fran1,aise figure dans pres de trente manuscrits. Elle a ete editee par le CRAL 1981 d'apres le ms. B.N. f. fr. 2137. Certains ms., dont ce dernier, presentent, pour les quatre dernieres histoires, des traces assez nettes de derimage. On repere generalement ce temoin par le sigle A2. Version L: huit manuscrits, auxquels on peut peut-etre ajouter une copie, d'attribution encore difficile (ms. Philadelphia, Univ. of. Penn fr. 14). Editee par LERoux DE LrNCY 1838. Premiere moitie du 13 ° s. Plus courte que A, elle en differe dans le choix et l'ordre des recits. Version M: Li Ystoire de la Male Marastre. Redaction relativement tardive (fin 13 ° siede) de l'histoire des Sept Sages, remodelee d'apres les donnees du Roman de Marques de Rome, la premiere des suites romanesques elaborees dans la mouvance de notre tradition. Quatre manuscrits. Editee par H. R. RuNTE 1974. 3 L'Autre Voie du roman: Le Dolopathos et la tradition des Sept Sages, these de doctorat presentee a la Faculte des Lettres de l'Universite de Geneve sous la direction du professeur Ch. Mela, le 14 mars 1992. Le chien, la femme et le petit enfant 149 nom du heros de cette version) au christianisme. Le rite baptismal, figure de renaissance ou de resurrection, scelle l'accession de Lucemien a une vie nouvelle apres la longue epreuve du silence. L'interet de cette perspective se comprend facilement lorsqu'on a le projet de montrer en quoi le RSS fraie une «autre voie» au roman. Mais ce parcours une fois fait, il vaut sans doute aussi la peine d'interroger un autre aspect de la fable, celui qui regarde, beaucoup plus classiquement, du cöte d'Esope. Abandonnant provisoirement le modele de la metamorphose, nous nous proposons d'envisager les recits enchasses comme autant d'apologues, d'instruments rhetoriques au service d'une argumentation. Il ne s'agit plus de s'appuyer sur la dimension mythique, mais sur l'exemplarite des fables selon une tradition qui remonte a l'usage antique qu'Aristote commente au livre II de sa Rhetorique 4 • Pour mener notre enquete «esopique», nous avons choisi de parcourir une serie de fables du RSS qui ont en commun d'accorder une place considerable a un animal particulierement significatif, le chien. Car, qui se reclame d'Esope fait immediatement reference a des recits mettant en scene des animaux ou des etres inanimes. La tradition des Sept Sages n'est pas etrangere a cette pente. Il n'est pas rare que l'on donne en exemple a l'empereur de Rome un chien, un arbre, un sanglier ou une pie. La litterature animale figure, au livre I des Etymologies d'Isidore de Seville, parmi les categories du fabuleux. L'apologue qui rapporte le dialogue des souris, ou celui de la belette et du renard ne sont certainement ni vraies ni vraisemblables 5 • Ils appartiennent donc au domaine du fabuleux, qui se caracterise par une ouverture a des realites surnaturelles, a des evenements incroyables, a des aventures fantastiques. Cette incursion hors du domaine de la rationalite trouve sa justification en faisant la preuve de son utilite: Aesopicae [fabulae] surrt, cum animalia muta inter se sermonicasse finguntur, vel quae animam non habent, ut urbes, arbores, montes, petrae, flumina (...) Fabulas pretae quasdam delectandi causa finxerunt, quasdam ad naturam rerum, nonnullas ad mores hominum interpretati surrt(...) Ad mores, [fabulas fingunt pretae] ut apud Horatium mus loquitur muri et mustela vulpeculae, ut per narrationem fictam ad id quod agitur verax significatio referatur. (IsIDORE DE SEVILLE, Etymologies, livre I, 40, 2,3,6) 6 4 Cf. plus loin, p. 150. s Verum et verisimilitudo sont les deux autres categories de la narration envisagees par lsidore en conclusion de son livre I, consacre a la grammaire. 6 «[Les fables] sont esopiques lorsqu'elles rapportent que des animaux muets, ou meme des etres sans äme comme les villes, les arbres, les montagnes, les pierres ou les fleuves ont eu entre eux des conversations. (...) Les poetes composent certaines fables pour charmer, certaines pour expliquer le monde physique, d'autres en vue d'illustrer les mreurs des hommes (... ) Pour ce qui est des mreurs, [les poetes composent des fables], comme lorsque, chez Horace, 1a souris parle a la souris et la belette au renard, afin que la signification veritable soit rapportee par la narration fictive a ce qui est en question.» 150 Yasmina Foehr-Janssens Dans la meme perspective, Jean de Salisbury discute, en ouverture de son Policraticus, les conditions de lisibilite de son reuvre: (...) non omnia, quae hie scribuntur, vera esse promitto, sed sive vera seu falsa sint, legentium usibus inservire. Neque enim adeo excors sum, ut pro vero astruam, quia pennatis avibus quondam testudo locuta est, aut quod rusticus urbanum murem paupere tecto acceperit, et similia; sed quin haec figmenta nostrae famulentur instructioni, non ambige. (Policraticus, prologue) 7 Dans le prologue d'une reuvre tres proche de notre RSS, Pierre Alphonse, un juif espagnol converti au christianisme affirme ses sources arabes en meme tant qu'il declare que, pour composer sa Disciplina clericalis, il a agence son livre partim ex animalium et volucrum similitudinibus. Nous tenons 1a un terme important, qui eclaire la comprehension medievale de la fable dans sa dimension exemplaire. Les contes d'animaux sont des similitudes: on entendra par 1a qu'ils entretiennent necessairement un rapport d'analogie avec un autre enonce qui, du point de vue de l'argumentation, lui est superieur. Ce rapport d'analogie etait deja souligne par Aristote: II y a deux especes d'exemples: l'une consiste a citer des faits anterieurs, une autre a en inventer soi-meme. Dans cette derniere espece, il faut distinguer d'une part la parabole, de l'autre ! es fahles comme ! es esopiques et ! es libyennes 8 ( ••. ) Les fahles conviennent a la harangue et elles ont cet avantage que s'il est difficile de trouver des faits reellement arrives qui soient tout pareils, il est plus facile d'imaginer des fahles; il ne faut ! es inventer, tout comme ! es paraboles, que si l'on a la faculte de voir ! es analogies, täche que facilite la philosophie. (ARISTOTE, Rhetorique, livre II [20 ], 1393a, 28-30 et 1394a, 2) L'utilite de la fable, revendiquee par nos auteurs, ne se con�oit pas sans la presence d'un enonce enchässant 9• Ce qui revient a dire que la fable est toujours inscrite dans un univers de sens. Nous nous situons ici dans un monde ou la parole ne se reconnait pas seulement une valeur informative, mais se veut persuasive. Taut fait narre s'integre dans un systeme de valeurs. 7 «Je ne m'avancerai pas jusqu'a dire que tout ce qui est ecrit ici est vrai. Mais, soit vrai, soit faux, ce que je raconte est utile au lecteur. Je ne suis pas encore a ce point denue de raison pour garantir que la tortue s'est entretenue avec ! es oiseaux ailes ou que la souris des champs a accueilli sous son pauvre toit la souris des villes, et d'autres choses du meme genre. Mais que ces fictions servent a notre instruction, je ne le discute pas.» (C. WEBB [ed.], t.1, p.15s.). s Les fahles libyennes sont attribuees a un Libyen anonyme. On retrouve la meme distinction chez Isidore de Seville (Etym. I, 40,2) qui precise que, dans la fable libyenne, ! es hommes parlent avec ! es betes: Libysticae autem dum hominum cum bestiis aut bestiarum cum hominibus fingitur vocis esse commercium. Quant a la parabole, Aristote la definit a partir des discours de Socrate (op. cit., II (20) 1393b,3). 9 II peut s'agir de la moralite dont la fable est l'illustration, d'Esope a La Fontaine en passant par Marie de France et ! es lsopets medievaux.Mais une situation narrative plus complexe, comme c'est le cas pour le RSS, remplit parfois aussi ce röle. Le chien, la femme et le petit enfant 151 De ce point de vue, le profit a tirer du recours a l'analogie du monde animal est grand. L'assimilation d'un homme ou d'un groupe humain a une creature animale ou a un etre inanime renvoie aux mreurs ou aux qualites que la tradition ou la nature attribuent a cette derniere 10 • Le monde de la fable esopique est peuple de types qui, depouilles de caracteres individuels, se pretent avec succes aux jeux des similitudes. Analogie entre la fable et son contexte chez Aristote, similitude entre l'homme et l'animal pour Pierre Alphonse, les definitions anciennes de la fable exemplaire n'envisagent pas toutes le meme niveau de generalite. Pourtant elles convergent vers une idee centrale. En insistant sur les correspondances logiques entre les recits et leur signification, elles reconnaissent un principe metaphorique au fonctionnement de notre genre: La dynamique propre a la metaphore 11 permet de rendre campte du travail de la fable. Telle est l'hypothese que nous nous proposons de mettre a l'epreuve. Le chien et Je petit enfant Mais revenons a nos Sept Sages. Parmi les contes qui font appel a la reference animale, il en est un qui merite a plusieurs titres de retenir notre attention. 11 s'agit de Canis, l'histoire du levrier fidele qui preserve la vie d'un petit enfant. Apercevant un serpent pret a devorer le fils de son maitre delaisse par ses nourrices, la brave bete engage le combat et tue l'agresseur. Le premier merite de cette histoire reside dans sa large diffusion. Canis apparait aussi bien dans le Livre de Sindibad que dans les versions occidentales du RSS, ainsi que dans la vaste tradition du Panchatantra, citee plus haut. Notre recit occupe, de plus, une position privilegiee dans le RSS, puisqu'il s'agit du conte du premier des sages. Pour comprendre les enjeux de cet exemple, il faut savoir qu'au cours de la bataille les deux animaux renversent le berceau, si bien que le corps du reptile mort ainsi que l'enfant, vivant, se trouvent caches aux yeux de celui qui viendrait a penetrer dans la chambre ou a eu lieu le drame. Cette circonstance malheureuse vaudra au heros canin un destin tragique. Le pere de l'enfant, victime d'une navrante meprise lorsqu'il decouvre le berceau renverse et les traces de sang, tue son chien en pensant qu'il a attaque l'enfant. Les rapports de ce conte avec l'histoire-cadre s'imposent immediatement. Par 10 Velocite ou couardise du lievre, duplicite du renard, gourmandise de l'ours, etc.... 11 Notre point de vue sur cette figure depasse ici le cadre de la theorie des tropes et rejoint celui de P. R1cCEUR, tel qu'il se donne a lire dans La Metaphore vive 1975. Sur les rapports de la metaphore et du recit nous renvoyons egalement a l'Avant-propos de Temps et recit 11983, du meme auteur. 152 Yasmina Foehr-Janssens cet apologue, le sage veut mettre le roi en garde contre les erreurs que la colere pourrait lui faire commettre: «Bons rois, enten a ma raison: ( ... ) Des que l'enfes fu troves vis, il n'eüst pas son chien occis. Malvaise haste ne valt rien, si m'ai: t Dex et saint Aignien. 11 n'est bon sens contre mesure, ehe nous raconte l'Escriture. N'ochi:es mie vostre enfant, car ehe seroit dolor molt grant; se vous l'ochi: es a tel tort, molt avra chi malvais confort» (RSS, version K, v. 1381; 1385-94) 12 L'histoire du chevalier au chien explicite la tentation meurtriere de l'empereur de Rome vis-a-vis de son fils. Le demembrement du chien heroi:que par son maitre denonce l'injustice de la condamnation paternelle. Le systeme de relations d'identification entre le recit du sage et la situation du RSS parait simple. Le chevalier represente le souverain et le chien, son fils. La comparaison des situations analogues permet de denoncer le scandale des attaques menees contre le prince, en insistant sur l'innocence de la victime. Mais, a y regarder de plus pres, il est pour le moins curieux que l'identification du fils se fasse avec le chien, alors que l'agencement de la fable nous offre une structure familiale ou la place du fils se trouve deja remplie, par le nourrisson. La figure filiale est representee a la fois en position de victime et d'agresseur presume. Elle est doublement rendue a son mutisme, puisque aussi bien le nourrisson encore infans, que l'animal, sont prives de parole. La version K, que nous prendrons comme texte de base, insiste sur cette idee lorsqu'elle nous decrit la joie du chien, fier de son exploit et desireux d'en informer son maitre de retour au logis: Et li levriers li vint devant, saillant et grant joie faisant, et molt volentiers li contast, mais ne fu drois que il parlast. (v. 1339-42) Certaines versions orientales travaillent a souligner les rapports qui unissent l'enfant et le chien. Elles nous disent carrement que, dans l'imaginaire familial, la bete est l'egale du nourrisson. On y voit la mere, longtemps sterile, concevoir un fils apres la naissance de l'animal familier (en Orient, une mangouste joue le röle devolu en Occident au chien). Cette circonstance lui fait considerer sa fecondite comme un bienfait de l'animal et s'attacher a celui-ci autant qu'a son propre fils 12 Nous utilisons l'edition de MARY B. SPEER 1989. Les citations renvoient a cet ouvrage. Le chien, la femme et le petit enfant 153 (Kandjour tibetain et Tripitaka chinois, livres sacres du bouddhisme). Ailleurs (Panchatantra), le chien, ou la mangouste, nait le meme jour que l'enfant. Dans l'esprit des membres de la famille, ils sont freres 13• Dans la version K, les memes signes de deuil accompagnent le regret du fils et celui du chien. Le chevalier est tristres, pensis, et souspirant (sie) (v.1332) lorsque sa femme lui raconte que le levrier a attaque son fils. Ces termes font retour au moment ou, realisant sa meprise, le deuil se deplace du fils au chien: Lors fu li sires molt dolans et molt pensis et soupirans pour chou que son chien ot tüe. (v. 1369-71) Canis est un parfait laboratoire fabuleux. Il renvoie le pere au <langer de la colere trop prompte a sevir. Il presente au public que nous sommes le double aspect du fils injustement accuse. Mais il parle aussi des sentiments de l'empereur pour son fils: les liens qui unissent le chien et l'enfant attestent que l'amour se mele a la haine de maniere inextricable. Loin de proposer des comparaisons terme a terme, la fable tisse des liens complexes qui viennent faire echo avec l'histoire-cadre sans jamais la figer dans une image unique. Nous avan�ons ici dans la definition de notre hypothese: si la fable apere dans une dimension metaphorique, celle-ci n'est pas assimilable a la creation d'un code fige. Elle met plutöt en relief la mouvance des signes. La metaphore, designee comme translatio dans les traites d'art poetique, en parfaite concordance avec l'etymologie grecque, est essentiellement a definir en fonction du deplacement qu'elle produit. Dans l'ecart entre sens propre et sens figure, toutes les nuances d'une interpretation peuvent prendre place en se superposant sans s'annuler. Du levrier accuse par son maitre ou du nourrisson victime du serpent, qui exprime mieux la position du fils de Vespasien, l'empereur de Rome? Le chien et Ja femme Le texte de la version K est tres interessant dans la mesure ou il exploite avec beaucoup de precision les possibilites d'identification fournies par la mise en regard de l'apologue et de l'histoire-cadre. On retrouve ici le motif de l'enfant longtemps desire par ses parents, deja present dans les versions orientales: 13 Sur les nombreux analogues de Canis, cf. CHAUVIN, t. 2, 1897: 100,59 et t. 8, 1904: 31; CAMPBELL 1907: lxxviii-lxxxii; AARNEffHOMPSON 1981: 178; EM 6, s. Hundes Unschuld, 1362-68 a.-CL. SCHMITT) et EM 6, s. Hund, 1317-40 (R. ScHENDA). On pourra aussi Consulter SA! NTYVES 1930: 412-27. 154 Yasmina Faehr-Janssens En l'antif tans avait a Ramme iche saehais, .i. malt riche hamme. ( . . . ) Femme prist de malt haut parage, ki asses fu eartaise et sage. .IX. ans Je tint, n'arent nul air; ehaseuns d'iaus en at Je euer nair (v.1165 s.; 1171-74). Le nourrisson de Canis est donc un enfant unique, comme le fils de Vespasien, dont la mere est morte lorsqu'il avait six ou sept ans (v. 253). La technique litteraire tout a fait particuliere du Roman des Sept Sages en vers, qui procede volontiers par repetition formulaire 1 4 , permet de rapprocher du debut de Canis les v. 292-96 ou Vespasien exprime son chagrin: Malt ai eü au euer irour, ear j'ai Ja roi:ne perdue; miudre dame ne fu veüe. Onques de li n'oi que .i. oir; de ehau ai ge malt le euer noir. Nous pouvons aussi nous reporter aux v. 1299 et suivants. Nous y voyons apparaitre la femme du «chevalier au chien». Dans la logique du conte, ce personnage ne doit pas necessairement jouer un grand röle. Mais c'est elle qui, dans cette version, va fournir a son mari le motif de sa colere: II vint a li, si l'en apiele: «He! Qu'aves vaus, arnie biele? » Et Ja dame li respandi ki Je euer at taint et nairehi: «Sire, bien dai estre adalee: Ja riens que plus ai desirree, man javene enfant, biaus daus amis, que vastre levrier m'a aecis.» (v.1323-30). Cette accusation est tout a fait homologue des imprecations que la reine prononce contre le jeune prince: «Qu'aves vaus, dauche amie biele? ( . . . ) - Sire par foi, je! vaus dirai, ne ja ne vaus en mentirai. Vastre fils me valait hannir et par forehe avaee mai jesir.» (v. 840 ; 843-46) 14 Cf. SPEER 1987 . Le chien, la femme et Je petit enfant 155 Par deux fois, des paroles vindicatives et fausses sont rythmees par une opposition entre le toi et le moi. Ton fils/ ton chien, s'en sont pris a mon honneur/ a mon enfant. La charge emotive donne a la phrase un tour expressif particulierement fort. De meme que la reine s'attaquait a son beau-fils, la femme du chevalier se pose d'emblee comme l'ennemie du chien. Nous touchons 1a un point recurrent dans la peinture du chien fidele au Mayen Age. On pourrait facilement construire un systeme d'opposition entre la femme et le chien. 11 faut dire que l'amour du chien pour son maitre depasse de loin en perseverance et en loyaute tout ce que l'on pourrait attendre d'une femme! La tradition concernant le chien est d'une remarquable constance. En voici un exemple tire du Roman des Deduis de Gace de la Buigne: Chien est loyal a son seignour, Chien est de bonne et vraye amour, Chien est de bon entendement, Chien saige a bien vray jugement, Chien a force, chien a bonte, Chien a hardiesce et beaute. Chien est beste moult amiable, Chien sage est beste veritable. ( . . . ) Amour de chien n'est pas muable. (GACE DE LA BUIGNE, Le Roman des Deduis, v.5659-6 6; 56 76) Ce discours est commun a Isidore de Seville 15 , a Alexandre Neckam qui consacre un chapitre au chien dans son De Naturis rerum, aux Bestiaires, aux Traites de Chasse 1 6 et a bien d'autres. Souvent, a l'appui de ces affirmations, nos auteurs donnent des exempla qui illustrent l'une ou l'autre de ces qualites 17 • Les histoires de chiens fideles sont nombreuses. Elles remontent a la plus haute antiquite, avec le recit du retour d'Ulysse a Ithaque, repris dans les Folies Tristan. La Folie d'Oxford met dans la bouche de Tristan une conclusion qui ne laisse aucun doute sur l'antagonisme du chien et de la femme: 1s IsrnoRE DE S:iivrLLE, Etymologies, XII, 2, 25s.: «Nihil autem sagacius canibus ; plus enim sensus ceteris animalibus habent.Namque soli sua nomina recognoscunt; dominos suos diligunt; dominorum tecta defendunt; pro dominis suis se morti obiciunt; voluntarie cum domino ad praedam currunt; corpus domini sui etiam mortuum non reliquunt » («II n'y a pas de creature plus vigilante que ! es chiens.En effet, ils ont plus d'intelligence que les autres animaux. Eux seuls connaissent leurs noms.Ils aiment leur maitre; ils defendent Ja maison de celui-ci.Ils affrontent la mort pour Je bien de leur maitre.Ils chassent volontiers avec lui et n'abandonnent pas Je corps de leur maitre, meme defunt.») 16 Cf. ALEXANDER NECKAM, De Naturis rerum; GACE DE LA BUIGNE, Le Roman des deduis; GASTON PHOEBUS, Le Livre de la chasse. 17 GACE DE LA BUIGNE, op. cit.' V. 5721s.; ALEXANDRE NECKAM, op. cit.' p.253,255; GASTON PHOEBUS,op. cit., p.65ss. 156 Huden Je vit, tost Je cunuit. Joie li fist cum faire dut. Unkes de chen n'oi: retraire Ke poüst maür joie faire Ke Huden fist a sun sennur, Tant par li mustrat grant amur. ( ... ) Tristan joi:st Huden et tient. Dit a Ysolt: «Melz li suvient Ki jol nurri, ki l'afaitai, Ke vus ne fait, ki tant amai. Yasmina Foehr-Janssens Mult par at en chen grant franchise E at en femme grant feintise.» (Folie Tristan d'Oxford, v.909-14; 933-38) 1 8 Ailleurs, on voit un chien sejourner longuement sur la tombe de son maitre defunt 19 • Le chien est capable de cette fidelite par-dela la mort dont un autre conte du RSS, Vidua, plus connu dans la litterature universelle sous le titre de la «Matrone d'Ephese», nous parle aussi 20• Mais il s'agit ici de denoncer la presomption d'une femme qui s'en est crue capable. Le peu de constance de la veuve est rapidement demontre. De Damediu ki fist Evain soit eil honnis, ki que il soit, ki en malvaise femme croit! Tost aves chelui oubli:e ki pour vous fu ier enterre! (v. 3902-06) 21 Que le chien et la femme se disputent le creur de l'homme pour la plus grande gloire de l'animal et pour la confusion de la gent feminine, un troisieme conte nous le demontre encore avec rigueur. 11 s'agit de Senex, l'histoire du «vieillard sauve», qui figure en troisieme position dans le Dolopathos. On nous raconte ici comment un pieux jeune homme est un jour somme de se presenter a la cour avec son meilleur ami, son pire ennemi, son serviteur le plus sur et son meilleur jongleur. La 1s Cf.D. LACROIX et P. WALTER 1989: 276: «Des qu'Husdent vit son maitre, il Je reconnut.II lui fit fete, comme on peut s'y attendre. Jamais je n'ai entendu dire qu'un chien manifesta autant de joie qu'Husdent pour son maitre, tellement son affection pour Tristan etait grande (... ) Tristan tenait Husdent et Je caressait.II dit a Yseut: «II se souvient mieux de moi qui l'ai dresse et eleve que vous ne vous souvenez de moi qui vous ai tant aimee.II y a autant de franchise chez ! es chiens qu'il y a de faussete chez ! es femmes. » 19 GACE DE LA BurGNE, op. cit., v. 5721-42; Gaston Phoebus, op. cit., p.67 et 69. 20 II s'agit d'une anecdote celebre que l'on trouve aussi chez Petrone, Satiricon, CXI. 21 La formule de Gace de Ja Buigne: Amour de chien n'est pas muable (Roman des Deduis, v. 5676, cite plus haut) souligne bien cet antagonisme avec l'amour de Ja femme qui, selon l'adage virgilien inlassablement repete par ! es clercs, se definit par son inconstance: mutabile semper femina (Aen. IV, 569). Le chien, la femme et le petit enfant 157 comparaison de notre version avec d'autres recits du meme exemple 22 montre que seul les premiers personnages sont necessaires a la logique du conte. Entre le meilleur ami et le pire ennemi, qui seront, on l'aura compris, representes respectivement sous les traits du chien et de la femme, il y a un lien de necessite. La justification de ces metaphores en acte est facile a percevoir. Le ruse heros du conte peut legitimement affirmer que, meme sous les coups, son chien reste d'une fidelite admirable (et, dans certaines versions, il le demontre). Par contre la femme, jusque 1a epouse irreprochable, s'entendant traiter de pire ennemie, n'hesitera pas a se venger en revelant au roi un secret que son mari doit cacher et dont depend la vie de ce dernier. Car, si la fidelite de l'ami prend les traits du chien, ce n'est pas un jeu gratuit. Ce travestissement est impose au jeune homme par l'interdit qui pese sur la designation de son veritable ami: son pere qu'il a epargne, malgre un ordre cruel du roi qui exigeait la mort de tous les vieillards. Pour le fils misericordieux, l'enonce «mon pere est mon meilleur ami», qui porte en lui la premisse «mon pere est vivant» est exclu, sous peine de mort, du champ du discours. Vient a sa place celui, indiscutablement metaphorique, qui porte sur la fidelite du chien: Cis chiens est mes loiax amis (Roman de Dolopathos, v. 6837). La pointe du conte se situe au moment ou, accusant sa femme d'etre son pire ennemi, le heros provoque la revelation de son secret. La bonne epouse, ulceree par l'affirmation de son mari, denonce leur desobeissance et demontre par cet acte la veracite de l'adage misogyne. La subtilite de ce stratageme impressionne le roi qui fait grace au pere et au fils: pour utiliser des figures de langage, le heros n'en dit pas moins vrai. Alors que le couple forme par le chien et l'enfant dans Canis nous permettait de souligner l'importance du deplacement metaphorique pour les procedes de signification de la fable, l'opposition entre la femme et le chien nous met sur la trace de ce qui est au fondement de ce transfert. Il s'agit de contourner quelque chose comme une censure. Au principe de la fable, une entrave oblige a discerner dans la metaphore le ressort specifique du fabuleux. On dira alors que la metaphore est la verite de ce qui ne peut se dire. On saisit a quel point la contribution d'un conte comme Senex est importante pour le Dolopathos. Le rapport entre le secret du heros et son usage de la metaphore donne en abime celui qui unit le silence du prince et la narration des fables dans l'histoire-cadre 23• 22 Cf. MussAFIA 1870: 45-618, en particulier 596-615; EM 5, Der beste Freund, der schlimmste Feind, 275-85 (M. BosKOvrc). 23 Nous developpons ce point dans un chapitre de notre these intitule «Metaphore, metamorphose et metatextualite» (cf. L'Autre Voie du roman, citee plus haut). 158 Yasmina Foehr-Janssens Garir l'enfant de mort Mais nous nous appuyons ici sur une version parmi d'autres et sur les amenagements particuliers que celle-ci, sans doute eminemment interessante, fait subir a la vulgate de notre roman. A premiere vue, rien ne permet de tirer des effets de sens aussi feconds de la version canonique du RSS, qui ignore Senex. Pourtant, a elle seule, la fable du levrier fidele a encore quelques secrets a nous livrer. Il faut savoir en effet que cet apologue a connu un destin tres particulier. Il s'est vu amalgamer un curieux rite de guerison d'enfants. Ce phenomene a ete etudie par J.- CL. SCHMITT dans un beau livre, au titre evocateur, Le Saint Levrier 24 • La source de cette etude est un passage d'un ouvrage inacheve d'Etienne de Bourbon consacre aux Dons du Saint Esprit. On en trouve le texte dans les Anecdotes historiques, legendes et apologues tires du recueil inedit d'Etienne de Bourbon publiees par LECOY DE LA MARCHE en 1877. Etienne de Bourbon etait un frere dominicain qui exer1;a dans les annees 1235 la fonction d'inquisiteur. En tournee dans le diocese de Lyon, notre dominicain prend un jour connaissance d'un culte dedie a saint Guinefort (saint revere par ailleurs a Pavie, et dans divers lieux, notamment en France), dans un bois situe pres de Chätillon-sur-Chalaronne (Ain) 25• A sa grande stupefaction, il apprend que le saint Guinefort dont il s'agit en cet endroit n'est en realite qu'un chien dont la tombe se cache dans ce bois. Selon la legende, ce «saint chien» serait le heros d'une anecdote semblable a celle rapportee par le premier des sept sages 26• La collusion de notre recit avec un rite de guerison comme celui qui se pratiquait sur la tombe de saint Guinefort le chien, n'est pas sans interet pour nous. A premiere vue, il n'y a pas de rapport tres etroit entre l'apologue extremement repandu et la pratique particuliere des paysans de la Dombes. Mais J.-CL. SCHMITT ne s'est pas laisse decourager par le peu de coherence de la legende et du rite et il tire de la comparaison de l'une avec l'autre une analyse fort interessante. Selon ses termes, «une preoccupation anxieuse du salut gravement menace de l'enfant» caracterise le recit aussi bien que la pratique rituelle. Les femmes qui faisaient le pelerinage de saint Guinefort attendaient de cet acte de devotion la guerison d'enfants malades, faibles ou infirmes. Ceux-ci etaient exposes, nus, sur la tombe du chien dans l'attente que les faunes s'emparent du petit malade et mettent a sa place un enfant sain. Cette coutume est sans doute un avatar de la croyance aux changelins. Enfant d'une fee ou de quelqu'etre surnaturel, le changelin a ete confie par un demon a une famille humaine en le substituant a un nouveau-ne. On le reconnait facilement a son appetit insatiable. Bien que toujours accroche au sein de sa mere supposee, l'enfant ne prospere pas. L'exposition de ce petit etre malingre 24 SCHMITT 1979. 25 La Chalaronne est un affluent de la Saöne. Chätillon se trouve au sud-ouest de Bourg-en- Bresse. 26 Ce fait curieux fut deja analyse par P. SAINTYVES 1930. Le chien, la femme et Je petit enfant 159 sur la tombe du chien martyr et guerisseur est donc une tentative d'inversion de la substitution premiere supposee par les parents. La croyance aux changelins implique taute une serie de precautions dont on entoure les tres jeunes enfants, particulierement pendant la periode qui separe leur naissance de leur bapteme. Pour eviter le malheur d'elever un demon a la place de son enfant legitime, il convient de soumettre les nourrissons a une tres grande surveillance. II ne faut en aucun cas laisser le tout-petit seul. En l'absence de sa mere ou de la nourrice, les puissances demoniaques auront töt fait de s'y attaquer. On sent bien a quel point le fait de nous arreter sur les conclusions de Jean- Claude Schmitt eclaire la comprehension de notre apologue. Le texte de K laisse transparaitre des traces de l'angoisse liee a l'abandon d'un enfant au berceau. Les parents et les nourrices n'ont pas plutöt deserte le logis que l'on voit apparaitre le serpent: quar el mur ot d'anceserie, que mains hom l'i avoit choisie, .i. felon serpent, sathanas en une creveüre en bas. (v. 1235-38) La reference diabolique du serpent 27 , bien qu'attendue a propos de cet animal hautement symbolique, prend ici une resonance particuliere. II s'agit bien d'un etre feminin 28 doue de raison dont le projet est de s'approprier l'enfant: eJe entra ens et vit son estre. Dou bieJ enfant od Je cler vis (plus estoit blans que flor de lis) pourpensa soi: «N'estes pas bien; se je puis, vous serois ja mien.» (v. 1244-48) Ainsi, les liens entre la legende et le rite, bien que peu sensibles a premiere vue, n'en sont pas moins consistants: le salut de l'enfant, la croyance en la puissance des demons toujours susceptibles de s'attaquer aux nouveaux-nes laisses sans surveillance, l'intervention victorieuse du chien hero'ique, sa mort digne de celle d'un martyr, offrent suffisamment de point d'ancrage pour donner une coherence a la figure du saint levrier. L'interpretation que fait du conte la piete populaire n'est pas sans interet quant aux effets de sens qu'elle suggere entre le recit Canis et l'histoirecadre des Sept Sages. Elle nous indique une voie que le premier episode de la version K explore deja: celle qui revient a lire le RSS comme l'histoire d'une guerison. Le premier episode du roman emprunte au scenario de la legende de la Vengeance Nostre Seigneurpour raconter comment l'empereur Vespasien est gueri de la lepre et d'une affection aux yeux par une femme porteuse du linceul du Christ. 27 Cf. aussi les vers 1285, 1335 et 1368, qui qualifient Je serpent de malfe, mauffe et d'avresier. 2s Cf. v. 1236, 1244 et 1273 (Iluec l'a [li chiens] taute devouree). 160 Yasmina Foehr-Janssens Cet agencement original introduit une isotopie de la guerison miraculeuse qui n'est evidemment pas sans lien thematique avec les pratiques superstitieuses decrites par Etienne de Bourbon. Mais il nous faut encore insister sur les details du rite, ou plutöt de l'epreuve imposee aux petits enfants dans ce bois de la Dombes. La reussite du rite de substitution se verifie par un traitement cruel, dont s'indigne notre dominicain, qui accuse les meres d'infanticide 29 • L'enfant, apres avoir ete expose seul et nu dans le bois, est porte a la riviere toute proche, et trempe dans l'eau. S'il survit, cela signifie que les faunes ont rendu l'enfant sain. S'il meurt, la substitution n'a pas eu lieu. En s'interrogeant sur l'attribution a notre levrier du nom de saint Guinefort, J.-Cl. Schmitt et pour une part deja P. Saintyves nous apportent quelques renseignements precieux. Saint Guinefort, le vrai cette fois, est lui aussi un saint guerisseur, particulierement efficace contre la peste. Son intervention etait reclamee dans des cas desesperes et ceci dans un double espoir. Qui s'adressait a saint Guinefort pouvait guerir ou, du moins, voir abreger ses souffrances par une mort rapide. Les formules par lesquelles, �a ou la, on resumait l'action de ce saint montrent bien qu'il y a communaute d'esperance chez les croyants qui reclament l'assistance du saint homme et chez ceux qui rendaient leur culte au chien: «Grand saint Guinefort pour la vie ou pour la mort »30 • Pour la vie, pour la mort, ne retrouvons-nous pas ici l'enjeu meme, pour le fils muet, de toute l'intrigue du RSS? Pourquoi ne pas considerer qu'il y a homologie entre l'attitude des paysannes de la Dombes exposant leur enfant pour la vie ou pour la mort et celle de Vespasien soumettant le sort de son fils a l'issue du debat entre les sages et la femme, les uns parlant pour la vie, l'autre pour la mort? N'estce pas aussi une maniere d'exposition que ce bücher toujours pret a etre allume qui menace le fils pendant sept jours? La maladie du prince, son mutisme serait alors, dans l'esprit du pere, le resultat d'une substitution demoniaque. La version K nous le confirme lorsqu'elle fait dire a Vespasien, constatant le mutisme de son fils: «Signor, dist il, mal sui baillis quant dyable ont mon fil saisis. » (v.885s.) Devant la perspective insupportable de voir son enfant souffrir d'une infirmite, l'empereur de Rome se refugie dans la meme attitude de refus que les parents desempares qui cherchent secours dans la croyance aux changelins. «Ce n'est pas mon enfant que je vois » , disent-ils tous, «celui-ci est le fils de quelque puissance surnaturelle, qui m'a derobe ma progeniture. » L'exposition de l'enfant est un acte par lequel on tente, en dernier recours, d'obtenir une reponse par la mort ou la guerison en deleguant a d'autres le soin de decider du sort de l'enfant. Dans le RSS, 29 J.-CL. SCHMITT donne le texte d'Etienne de Bourbon et en foumit une traduction, op. cit., p.13-17. 3 ° Cf. SAINTYVES 1930: 439-40; SCHMITT 1979: 131-71, en particulier p.168. Le chien, la femme et le petit enfant 161 la tension entre mort et guerison s'incarne dans le conflit entre la reine et les sages. Garir l'enfant de mort 31 : telle est, curieusement, la vocation qu'assigne le narrateur aux precepteurs du prince a la fin de Canis: Or a eil Sages bien ouvre, le premier jor li a passe. Se tuit li autre font ensi, dont sera il de mort gari. (v. 1399-1402) Cette injonction vient faire echo, a trente vers de distance, a l'affirmation de l'exploit du chien fidele: et sevent bien que le levrier gari l'enfant de l'avresier. (v. 1367s.) La dimension metaphorique de l'exemple demontre ici sa force: le saint levrier, protecteur de l'enfant, devient l'embleme de la fonction therapeutique des fables. Grace au jeu subtil des repetitions, la version K nous fournit la preuve que les redacteurs du RSS sont conscients des enjeux litteraires de leur matiere. Cette tradition consacre la noblesse de la narratio ficta de type esopique. La fable est souvent le seul recours pour sauver une vie au bord de l'abime. Lorsque la mort rode, la fiction permet de lever la censure et de denoncer l'hypocrisie des «bonnes raisons» qui travaillent a la condamnation d'un innocent. Pour faire retour malgre la menace de mort qui plane sur celui qui osera l'enoncer, la verite emprunte taut naturellement la voie detournee de l'apologue, volontiers facetieux. La fiction et le rire sont les derniers sursauts, souvent victorieux, de la verite refoulee. Examinons a present l'etat des conclusions auxquelles nous sommes parvenue. Nous avons emprunte les voies d'une tradition qui, pour legitimer la fiction, subordonne celle-ci a une visee argumentative au lieu de postuler, comme le fait la lecture allegorique, la valeur d'un noyau de verite, cache saus l'ecorce des images. Pourtant le genie meme de la fable nous incite a reconnaitre la souplesse de ce genre, qui dement du meme coup l'apparence utilitaire de l'exemplum rhetorique. L'usage exemplaire de la fable se soumet necessairement a l'ecoute de l'autre. Convoquer un recit a l'appui d'une these, c'est faire appel a la faculte interpretative de l'auditeur. C'est dire aussi qu'il y a, dans l'analogie de deux situations mise en regard, quelque chose a «entendre», selon l'adage biblique utilise a propos des paraboles. Car la fable, comme la parabole, aspire a provoquer chez l'auditeur ce retour sur soi qui caracterise la veritable entente ou adhesion du creur. On pourra toujours subordonner la narration a une morale. Mais celle-ci n'affectera jamais qu'un seul aspect du recit sans reduire sa capacite a produire du sens. C'est le mystere meme de la parole que de faire dependre la fructification d'une 31 Garir a, en ancien fran1,ais, les deux sens de 'proteger, sauver' et de 'guerir' cf. T-L, AW4, 158-68 et FEW17, 526a-528b. 162 Yasmina Foehr-Janssens sentence du bonheur de sa reception. Forte de cette conviction et de la confirmation qu'elle re�oit de la large diffusion a travers les siecles et les cultures de la fable du chien fidele, nous osons affirmer en conclusion que la fable ne s'epuise jamais. Elle est faite pour etre infiniment reprise, a mille fins et pour mille effets differents. Geneve Yasmina Foehr-Janssens Bibliographie AARNE, A./ J'HOMPSON, S. 1981: The Types of Folktales, 2nd ed. revised, Helsinki BLOMQVIST, A. (ed.) 1952: GACE DE LA BurGNE, Le Roman des deduis, ed. critique d'apres tous ! es manuscrits, Stockholm/ Paris BossuAT, A./ R. (ed.} 1931: GASTON PHOEBUS, Le Livre de la chasse, transcrit en frans;ais moderne avec une introd. et des notes, Paris BRUNET, C./ MoNTAIGLON, A. DE (ed.} 1856: HERBERT, Li Romans de Dolopathos, publie pour la premiere fois d'apres ! es deux manuscrits de Ja Bibliotheque imperiale, Paris (Reimpr. Nendeln 1977) CAMPBELL, K. 1907: The Seven Sages of Rome, Boston (Reimpr. 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(ed.) 1974: «Li Ystoire de la Male Marastre», version M of the «Roman des Sept Sages de Rome», a critical ed. with an introd., notes and a glossary, Tübingen RuNTE, H. R.IWIKELEY, J.K.IFARRELL, A.J. 1984: The Seven Sages of Rome and the Book of Sindibad: an analytical Bibliography, with the collab. of the Seven Sages Society, New York/ London SAINTYVES, P. 1930: En marge de la «Legende doree», songes, miracles et survivances: essai sur la formation de quelques themes hagiographiques, Paris SCHMITT, J.-CL. 1979: Le saint Levrier: Guinefort guerisseur d'enfants depuis le XIIr siecle, Paris SMITH, H. A. (ed.} 1912: A verse version of the «Sept Sages de Rome», RR 3: 1-68 Le chien, la femme et le petit enfant 163 SPEER, MARY B. 1987: «Editing the Formulaic Romance Style: the poetics of repetition in the Roman des Sept Sages», L'Esprit createur 27: 34-52 SPEER, MARY B. (ed.) 1989: «Le Roman des Sept Sages de Rome»: a critical edition of two verse redactions of a twelfth-century romance, Lexington WEBB, C. (ed.) 1909: JEAN DE SALISBURY, Joannis saresberiensis episcopi carnotensis «Policratici sive De nugis curialium et vestigiis philosophorum» libri VIII, 2 vol., Oxonii WRIGHT, TH. ( ed.) 1863: ALEXANDER NECKAM, De naturis rerum libri duo with the poem of the same author De laudibus divinae sapientiae, London (Reimpr. Nendeln 1967) Des Putains et des Lecheors: Ja version oubliee du manuscrit G A Luciano Rossi 1. Le manuscrit Middleton L.M.6 de la University Library a Nottingham ( = G) est une anthologie de litterature medievale narrative. Le recueil reunit en premiere ligne des textes appartenant aux «genres nobles» tels que le Roman et la Chanson de geste. A la fin du volume on a ajoute quelques representants des «genres brefs», trempes d'humour (parfois noir), de satire et d'erotisme. Parmi eux figure le fabliau Des Putains et des Lecheors, qui parle des clercs debauches et des chevaliers meprisant les jongleurs. Selon le volume recemment paru du Nouveau Recueil Complet des Fabliaux, le recit n'aurait ete transmis que dans le manuscrit B 1 . Or, au cours des travaux pour l'edition des Fabliaux erotiques 2 , je me suis aperfu que G contient une deuxieme version intitulee Des trois Commandemens 3 • Bien que les differences entre les deux textes ne soient pas enormes, G fournit un petit prologue et quelques details qui completent la version publiee de B. C'est pourquoi j'ai juge utile d'editer le texte conserve dans G. 2. Avant de passer au fabliau Des Putains et des Lecheors proprement dit, j'aimerais resumer l'etat actuel des recherches sur l'histoire et le contenu du manuscrit G 4 • Le codex qui mesure 300mm sur 2 00mm reunit dix-huit reuvres litteraires, disposees en deux colonnes a environ 48 vers. Plusieurs scribes 5 ont copie les textes, 1 Cf. NRCF, vol.VI, p.147 (edition du fabJiau: p.147-53).Le sigJe B designe Je manuscrit 354 de Ja Burgerbibliothek a Berne. 2 Fabliaux erotiques. Textes de jongJeurs des XII 0 et XIII 0 siecles.Edition critique, traduction, introduction et notes par L. Rossr avec Ja collaboration de R. STRAUB, Paris 1992. 3 Cf. ÜMONT 1912: 205. 4 Mentions et descriptions du manuscrit: STEVENSON 1911: 221-34; ÜMONT 1912: 200-06; «Chronique », R 42 (1913): 144--46; LÄ.NGFORS 1917: 7; FRIEDWANGER 1919: 584-85; BRANDIN 1919-1921, vol.II, p.184-91; 1923-1924, vol.I, p.III-XI; LrvrNGSTON 1924: 1-67; ARMSTRONG, vol.4, p.29, N3; vol.5, p.125, N2; LIVINGSTON 1951: 13-25; CowPER 1956: XIV- XVII; THORPE 1961: 33-74; THORPE 1972: 1-12 (l'introduction correspond a l'etude precedente); MANDACH 1975: 155; ROCHE-MAHDI 1992: XXIII; JUNG (a paraitre). s Cf. THORPE 1972: 9: «The hand unquestionabJy changes between f.156r [fin du Roman de Troie] and f.157r, and between f.187v [fin d'Ille et Galeron] and f.188r [debut du Roman de Silence]. L.M.Brandin was convinced, and I agree with him, that the f. 244v 0 to 303v 0 which contain La chanson d'Aspremont were the work of two different scribes.C.H.Livingston maintained, again rightly in my opinion, that his fabliaux were copied by a different scribe and on inferior parchment.» Des Putains et des Lecheors: la version oubliee du manuscrit G 165 qui sont ornes de 83 lettrines historiees 6 • L'analyse des cahiers et des changements de main permet de conclure que le manuscrit contient des reuvres qui, a l'origine, appartenaient a differents recueils 7• Les 351 folios du volume 8 sont datables de la deuxieme moitie du XIIl e siecle 9• Les inscriptions 10 reperables dans le codex et d'autres indices ont amene A.G. Cowper 11 a conclure que le livre faisait d'abord partie de la dot de Beatrix de Gavre qui s'est mariee en 1286 avec Guy de Montmorency, Guy IX de Laval. Par la suite, Anne de Laval 1 2, probablement la femme de Jean de Montfort, Guy XIII de Laval, aurait fait noter son nom dans le manuscrit au debut du xv e siecle, et ce serait apres le sac de Laval en 1428 que John Bertram, baron de Bothal, aurait emporte le manuscrit en Angleterre comme butin. A une date qu'il n'est malheureusement pas possible de preciser, le recueil serait finalement entre dans la bibliotheque des Middleton, soit comme dot, par heritage ou par achat 13• Lors d'une reorganisation des archives du chateau de Wollaton Hall (Nottinghamshire) initiee par Lord Middleton, le volume a ete decouvert en 1911 par W. H. Stevenson dans une boite sur laquelle on avait ecrit «Old papers no value». Apres la vente de Wollaton Hall 6 Roman de Troie (33): 12r 0 b, 14v 0 a, 20v 0 a, 40v 0 a, 44r 0 a, 55v 0 a, 66v 0 a, 68v 0 a, 69r 0 a, 73r 0 b, 78v 0 b, 84r 0 a, 85v 0 b, 88v 0 b, 92r 0 a, 98v 0 b, lO0v 0 a, l06r 0 b, 109r 0 a, 113r 0 b, 115v 0 b, ll8r 0 a, 121v 0 b, 124r 0 a, 126v 0 a, 128v 0 a, 133v 0 a, 136r 0 a, 137v 0 a, 144r 0 a, 146r 0 b, 147v 0 a, 153v 0 b.Comme ! es premieres pages ont ete recopiees au XIV e siecle, il faut supposer la perte de Ja premiere miniature au moins (cf. NS). Le scribe a d'ailleurs laisse un espace blanc tout au debut du texte. Ille et Galeron (7): 157r 0 a, 158r 0 a, l60r 0 a, 164r 0 a, 170r 0 a, 175v 0 a, 185r 0 b. Roman de Silence (14): 188r 0 a, 195v 0 a, 199r 0 a, 201r 0 a, 203r 0 b, 206v 0 b, 209r 0 a, 21lr 0 b, 213r 0 a, 214v 0 a, 217r 0 a, 218v 0 b, 22lr 0 a, 222v 0 a. Roman du Fuerre de Gadres (10): 224r 0 a, 227r 0 a, 229v 0 a, 23lr 0 b, 232v 0 a, 234v 0 b, 237r 0 a, 229r 0 a, 240v 0 a, 243r 0 • Chanson d'Aspremont (15): 244v 0 a, 246v 0 a, 253r 0 a, 255r 0 a, 257r 0 a, 259r 0 a, 260v 0 a, 269r 0 b, 270v 0 b, 274r 0 a, 277v 0 b, 282v 0 a, 288r 0 a, 294r 0 a, 299v 0 b. Vengeance Raguidel (4): 304r 0 a, 318r 0 b, 328r 0 b, 333v 0 b. 7 Cf.THORPE 1972: 9: «... a reasonable suspicion that certain sections of the manuscript may have had a separate existence before they were bound up as a single volume. » s f.lr 0 -345v 0 , ar 0 -fv 0 (cahier isole). Le manuscrit est partiellement en mauvais etat, plusieurs cahiers sont detaches.Les f.1-5 et 8-11 ont ete recopies probablement au XIV e siede.Plusieurs folios manquent (il faut supposer la perte d'un feuillet au moins entre ! es f.335 et 336, apres Je f.345 et apres le f.f), d'autres ont ete colles. 9 Cf. THORPE 1972: 10: «When all the evidence of handwriting, decoration. contents and language is taken into account, such an approximate statement seems the onJy possible one for the manuscript as a whole: that it was compiled and copied at some time between 1250 and 1300, probably nearer the end of the century than the beginning. » 10 f.244r 0 : «le ior de mardi II por donpere» (iJ s'agirait de l'actuel Dompierre-du-Chemin situe a 37 kilometres de Lava! , dep. d'Ille-et-Vilaine, arr. de Fougeres, cf.THORPE 1972: 11); f.249v 0 : «Cest livre est II Madame de Ja II Val » (main fran1; aise du XIV e 1xv e siecle); f.345v 0 : «John Bertrem de II Thorp Kilton » (main anglaise du xv e siecle). 11 CowPER 1959: 3-19. 12 Anne de Lava! meurt en 1466 (cf. CowPER 1959: 13). 13 THORPE 1972: 12 N43 met ces hypotheses en doute. 166 Richard E.F. Straub 1e manuscrit a ete transfere en 1926 a Birdsall House pres de Malton (Yorkshire) 14, puis a la bibliotheque universitaire de Nottingham. 3. Les reuvres litteraires sont reparties dans le volume comme suit: A) Le Roman de Troie de Benoit de Sainte-Maure 15, sans titre, f. lr 0 a-156r 0 b 16• [S 17 ]alemons nos enseigne et dit et si trovommes en escrit que nus ne doit lo san celer, ain�ois Je doit si demostrer. ( . . . ) Tant queroient et demandoient qu'en savoient Ja veritet; ensi avint con j'ai contet. Ichi fenist Ja mioldre estoire qui onques fust mise en memoire. Explicit. [f. lr 0 a] [f. 156r 0 b] B) Ille et Galeron de Gautier d'Arras 18, sans titre, f. 157r 0 a-187v 0 a [f. 156v 0 : blanc). [A 19 ]i:e Deus, Sains Esperis! Que Ja mellor emperrei:s qui onques fust, si con jo pens, otroi mon service et mon sens. ( . . . ) L'uevre n'iert ja en liu contee que d'eaus ne soit plus amontee que il ne doivent par li estre. Ne mais ce di:ent li ancestre que bon ami mostrer estuet tant d'amor veals com faire puet. Explicit. [f. 157r 0 a] [f. 187v 0 a] 14 L'histoire du manuscrit se reflete dans ! es sigles «W» (Wollaton) et «M» (Middleton) utilises par ! es differents editeurs. Avec Je NRCF, j'ai adopte Je sigle «G». 1s Le texte n'a pas ete edite jusqu'a present. Une description detaillee de cette partie du manuscrit sera publiee par M. M.-R. Jung dans Ja Bibliographie des manuscrits de la Legende de Troie en France au Moyen Age (G porte Je sigle N4). Je remercie vivement M. Jung des renseignements qu'il m'a donnes a ce propos. 16 A partir du f.157r 0 (ex 158r 0 ) il y a parfois deux paginations arabes, dont l'ancienne a ete biffee. Mes renvois tiennent compte de Ja pagination recente. 11 L'espace blanc laisse par Je copiste du XIV 0 siede fait supposer l'existence d'une lettrine historiee au debut du texte original (cf. NS). 1s Edition du texte de G: CowPER 1956. 19 Lettrine historiee. Des Putains et des Lecheors: la version oubliee du manuscrit G 167 C) Le Roman de Silence de Heldris de Cornouälle 20 , sans titre, f. 188r 0 a-223r 0 b. [M 21 ]aistres Heldris de Cornüalle escrist ces viers trestolt a talle. A �als qui sunt commande et rueve el commencier de suns qu'il trouve ( ... ) Beneoi:s soit qui le vos conte, beneoi: s soit qui fist le conte. A cials, a celes qui l'oi: rent, otroit Jhesus cho qu'il desirent. Explicit. [f. 188r 0 a] [f. 223r 0 b] D) Roman du Fuerre de Gadres de Lambert le Tort et Alexandre de Bernay 22 , titre dans la marge superieure C'est d'Alixandre, f. 224r 0 a-243v 0 b [f. 223v 0 : blanc]. [D 23 ]evant les murs de Tyr, la dedens en la mer, li rois de Macedoine fist un castiel fremer. Mout fu riche la tors s'ot entor maint piler: la fa�on del castiel ne vos sai deviser. (...) Ne lor lasseent la jus atorner les qarieres, ne a lor valente ne pietruis ne croissieres. Mairiens envoient querre ens es selves plenieres por faire des grans fus les perrieres manieres. Explicit. [f. 224r 0 a] (f. 243v 0 b] E) La Chanson d'Aspremont, anonyme 2 4, titre dans la marge superieure C'est d'Iaumont et d'Agoulant, f. 244v 0 a-303v 0 b [apart l'inscription «le ior de mardi por donpere», le f. 244r 0 est blanc. Dans la marge gauche du f. 249v 0 on lit: «Cest livre est Madame de la Val»]. (P 25 ]laist vos oi:r bone can�on vallant de Carlemainne, le rice roi pois�ant, del duc Namlon que li rois ama tant? Tel consellier n'orent onques li Franc. (...) Cil Damerdeus qui sofri passi:on et susita de mort saint Lasaron d'aus et de nos aies merci par non [f. 244v 0 a] [f. 303v 0 b] 20 Editions du texte de G: THORPE 1972, RocHE-MAHDI 1992. 21 Lettrine historiee. 22 Editions: MrcHELANT 1846: 93-211 (texte proche de G); ARMSTRONG, vol. 4 et 5 (G porte le sigle Cm. Pour le classement du texte cf. vol. 5, p. 89s., 124, 138s.). 23 Lettrine historiee. 24 Edition du texte de G: BRANDIN (G porte le sigle «W»). Edition avec une concordance relative a G (cote «W»): MANDACH 1975. 2s Lettrine historiee. 168 Richard E.F. Straub d'or en avant en remaint la can9on. Ici fenist que ja plus n'en diron. Explicit. F) La Vengeance Raguidel attribuee parfois a Raoul de Houdenc 26 , titre dans la marge superieure Del Roi Artut, f. 304r 0 a-335v 0 b. [C 27 ]e fu el novel tans d'este que li rois Artus ot este tot le qareme a Rovelent et vint a grant plente de gent ( ... ) Que tot ensanle o nos iron a la cort et garant seron que Raguidau est bien vengies.» «Jo ne vuel pas que i vegnies! » [f. 304r 0 a] [f. 335v 0 b] G) Les Sohais, Gautier le Leu (? ) 28, sans titre, f. 336r 0 a-337r 0 a. Deseur le roit s'est estendus. Ci! laiens parolent a luj: «Amis, ne nos faites anuj, ne somes pas oisel terestre ( ... ) Que Damerdeus celui maudie qui ases a et trop golose si com fist li rois de Tolose qui tra1 sa seror germainne por avoir le roi Karlemainne. [f. 336r 0 a] [f. 336v 0 b] [f. 337r 0 a] H) Del fol Vilain de Gautier le Leu 2 9, titre dans la marge superieure, f. 337r 0 a-338v 0 b. [P 30 ]uis qu'il vient a vos tos a bei, dire me covient un fable! qui n'est de contes ne de rois, de garnemens ne de conrois ( ... ) Gautiers li Leus atant le lait, [f. 337r 0 a] [f. 338v 0 b] 26 Edition d'un texte proche de G: FRIEDWANGER 1909. Le texte de G est mutile a 1a fin, le dernier vers correspond au vers 6092 de l'edition Friedwanger, qui compte 6182 vers. Les variantes de G (cote «M») ont ete publiees dans: FRIEDWANGER 1919; THoRPE 1951. 21 Lettrine historiee. 2s Le debut du fabliau manque. Le texte est attribuable a Gautier le Leu, l'auteur des six textes qui suivent. Editions du texte de G: LIVINGSTON 1951: 139-46 (G cote «M»); NRCF, n ° 105 (a paraitre). 29 Editions du texte de G: LIVINGSTON 1951: 147-58 (G cote «M»); NRCF, n ° 106 (a paraitre). 30 Lettre d'attente dans la marge gauche. Des Putains et des Lecheors: la version oubliee du manuscrit G le conte del fol vilain lait. De qanqu'il fisent puis ce di: je n'en sai plus, ne plus n'en di. 169 I) La Veuve de Gautier le Leu 31 , titre dans la marge droite Li Provance de Femme, f. 338v 0 b-341v 0 a. [S 3 2 ]egnor, je vos vuel castoier, tuit devons aler ostoier en l'ost dont nus om ne retorne. Saves comment on les atorne ( ...) Gautiers li Leus dist en la fin que eil n'a mie le euer fin qui sa mollier destraint ne cosse, ne qui li demande autre cosse que ses bones voisines font. Je n'i vuel parler plus parfont: ferne fait bien que faire doit. Li romans faut, drecies le doit! [f. 338v 0 b] [f. 34lv 0 a] J) Dei sot Chevalier de Gautier le Leu 33 , titre dans la marge gauche De l'Aventure d'Ardenne, f. 34lv 0 a-343r 0 b. [P 34 ]uis que je me vuel apoier a conter ne a fabloier, je vos doi bien faire savoir, se li Leus a tant de savoir c'on doive autorissier ses dis. (...) et Pieres en eut une trace dont li sans remest en la place et li sos eut apris a foutre a cest mot est li fabliaus oltre. [f. 34lv 0 a] [f. 343r 0 b] K) De deus Vilains de Gautier le Leu 35 , titre dans la marge droite, f. 343r 0 b-344r 0 a. [G 3 6 ]autiers qui fist de Conebert, et de! Sot Chevalier Robiert [f. 343r 0 b] 31 Edition du texte de G: LrvrNGSTON 1951: 159-83 (G cote «M»); Fabliaux erotiques, p.297-343. 32 Espace blanc. 33 Editions du texte de G: LrvrNGSTON 1951: 185-97 (G cote «M»); NRCF, vol. V, n ° 53, p.315-35. 34 Lettre d'attente dans la marge gauche. 35 Editions du texte de G: LrvINGSTON 1951: 199-206 (G cote «M»); NRCF, n ° 107 (a paraitre). 36 Espace blanc. 170 Richard E.F.Straub nos aconte d'une aventure qu'il a fait metre en escriture ( . . . ) Car fuscent or si atornees totes ! es dames mestornees qui ont ! es maris bons et beaus ses honiscent par lor lembeaus. [f. 344r 0 a] L) De Dieu et dou Pescour de Gautier le Leu 37 , titre dans la marge inferieure, f. 344r 0 a-345v 0 a. [G 38 ]autiers nos dist une proverbe de! Segnor qui fait croistre ! 'erbe si com il prist anoufion et il sui" porcessi"on ( . . . ) Ensi ceste aventure avint que Deus sans pis�ns s'en revint, et s'en fu estrais et lasses et li morille en eut asses. [f. 344r 0 a] [f. 344r 0 b] [f. 345v 0 a] M) Connebert de Gautier le Leu 3 9, titre dans la marge gauche Du Prestre ki perdi les Colles, f. 345v 0 a-345v 0 b [dans la marge gauche du f. 345 ° v on lit «John Bertrm de Thorp Kilton»]. [G 40 ]autiers qui fist de! Prestre taint a tant caciet qu'il a ataint d'une autre prestre li matire qui n'eut mie Je colle entire ( . . . ) si devient legiers, conbuhote puis qu'il consent c'on Je wihote. «Je l'ai sofert, ce poise mi, c'entengent bien tot mi ami.» [f. 345v 0 a] [f. 345v 0 b] N) De la Dame escolliee, anonyme 41 , sans titre, f. ar 0 a-dv 0 a. [S 42 ]egnor [...] [f. ar 0 a] et qui sor [...] 37 Edition du texte de G: LrvrNGSTON 1951: 207-17 (G cote «M»). 38 Espace blanc. 39 La fin du texte manque. Edition du texte de G: LrvrNGSTON 1951: 219-32 (G cote «M»); NRCF, n ° 77 (a paraitre). 40 Espace blanc. 41 Le debut du texte est illisible. Edition du texte de G: NRCF, n ° 83 (a paraitre). 42 Espace blanc. Des Putains et des Lecheors: la version oubliee du manuscrit G Et Deus otroit mal et contraire as ramprosnoses de male aire tels est de cest romanc la some dehait ferne qui despit home. [f. dv 0 a) 171 0) Des Putains et des Lecheors, anonyme 43 , titre dans la marge gauche Des .iji. Commandemens, f. dv 0 a-er 0 a. [U 44 ]n fable! veritable et cort, cortois por recovrer encort, vos conterai si l'escoutes, car mout d[...) estre escoltes! ( . . . ) Car cest commant gardent il bien deseur tos ! es autres et font. Se cis fableaus dist voir dont sont de cest commant li eiere sauve et tuit li chevalier danne. [f. dv 0 a] [f. er 0 a) P) Li dis Raoul de Hosdaing 45 , titre dans la marge gauche, f. er 0 a-ev 0 b. [E 46 ]ncontre Je dolc tans qui vient me plaist, por ce qu'il me sovient, que je die un fablel novel. J'ai tort qant je fable! l'apel car ce n'est mie fabliaus: non, il n'a de fable! fors Je non, car li dit en sont veritable. Portant l'apel fablel sans fable que Raols de Hosdaing commence. ( . . . ) Ne qui volentiers s'acostast de leceor a povre robe. Borjois n'aimme ome s'il nel robe. Ja tant n'iert sages ne cortois: un tel borjon ont li borjois. [f. er ° a) [f. ev 0 b) Q) Le Vilain qui conquist Paradis par Plait, anonyme 47 , titre dans la marge droite De ! 'Arme qui guangna Paradis par Plait, f. ev 0 a-fv 0 b. [N 48 ]os trovomes en escriture une mervellose aventure qui jadis avint d'un vilain. Mors fu par un venresdi main 43 Edition du texte de G: cf. ci-dessous. 44 Lettre d'attente dans la marge gauche. 45 Edition du texte de G: THORPE 1952: 512-15. 46 Espace blanc. [f. ev 0 a) 47 Edition du texte de G: NRCF, vol.V, n ° 39, p.3-38. 48 Espace blanc. 172 ( ... ) Noreture vaint mais nature, fausetes amorce droiture, tors va avant et drois aorce, mels valt engiens que ne fait force. Richard E.F. Straub [f. fv 0 b) R) De le Cugnie de Marie de France 49 , titre dans la marge droite, f. fv 0 b. [U 50 ]ns fevres fist une cuignie dure, tren�ant et bien forgie. Mais onques ne s'en peut aidier ne rien n'en pooit detrencier. ( . . . ) communement li ont loe qu'il prenge la noire espine. Neis l'escorce et la racine en est mout dure a depecier. [f. fv 0 b) [f. fv 0 b] 4. Le fabliau Des Putains et des Lecheors est un representant digne de la tradition «goliardique» parodiant le celebre debat du clerc et du chevalier. Deja les deux premiers vers Ge cite G) Un fable! veritable et cort, cortois, por recovrer en cort sont marques par un jeu de mots sur cort cortois, 'court', 'courtois' et 'cour'. Esperant etre bien re�u a la cour, le jongleur s'adresse a un public courtois cense etre genereux envers celui qui cherche a l'amuser. Et c'est bien la largesse des seigneurs que le recit voudrait stimuler en s'appuyant sur un pretendu commandement divin. La description des circonstances precises ou Dieu se serait exprime sur ce devoir feodal fait la parodie du premier livre de la Genese: lors de la creation de l'univers, Dieu assigne a chaque ordre une source de revenus; les fiefs feront vivre les chevaliers, les dimes et les aumönes nourriront les clercs, et le menu peuple cultivera les champs a la sueur de son front. Voila une premiere fleche tiree contre les nobles et les clercs, renforcee sur le plan stylistique par la triple repetition de labor (v. 14s.). Seuls les jongleurs et les prostituees, marginaux de la societe et pecheurs par definition, ne savent pas de quoi vivre. Leurs protestations laissent le Createur stupefait et il faut l'intervention de saint Pierre pour rappeler a l'Omniscient que lui-meme a cree les putains et les lecheors qui, en tant qu'etres humains, ont le meme droit a un revenu que les «bons chretiens». Dieu se tire d'affaire de fa�on elegante en associant les jongleurs aux chevaliers et les putains aux clercs. Malheureusement le commandement divin ne produit pas les effets souhaites: 49 Edition du texte de G, qui s'arrete apres quinze vers: THORPE 1950: 102--04. so Lettre d'attente dans la marge gauche. Des Putains et des Lecheors: Ja version oubliee du manuserit G 173 tandis que les clercs satisfont avec soin les besoins des prostituees, les chevaliers traitent les jongleurs comme des chiens. La damnation des nobles en est la consequence logique, le fabliau le souligne a trois reprises: Selone Je sens de eest fable! se vos l'aves bien entendu sont tot li ehevalier perdu et li ehevalier sont aver as leeeors si se tra'issent qant de! eommandement Deu iseent (... ) dont sont de eest eommant li eiere sauve et tuit li ehevalier danne (G, v.54--56) (G, V.72-74) (G, v. 84--87) Le message transmis par le jongleur aux nobles est aussi court que net: payez-moi bien et vous sauverez vos ames! Si un tel imperatif etait prononce tel quel devant une assemblee de nobles, de surplus par un etre dont la renommee n'est pas la meilleure, l'entreprise manquerait infailliblement son but. Pour dorer la pilule aux chevaliers, le fabliau a donc recours au rire provoque par une variante tres particuliere de l'amour du prochain. Le recit cree un univers renverse, les actions immorales deviennent exemplaires et, de surcroit, correspondent a la volonte divine. Contrairement a l'imperatif pur et simple, le renversement parodique ne fächera pas les nobles, mais les fera rire a coup sür. Meme la malediction menayant les chevaliers ne met pas fin a l'amusement general, car elle est revoquee au moment meme ou le jongleur la prononce: Se mes fableaus dist voir, dont sont de eest eommant li eiere sauve, et tuit li chevalier danne. (G, v.84-86) La conditio sine qua non exprimee dans la phrase finale qui rappelle le debut du Vilain de Bailluel «Se fabliaus puet veritez estre, dont avint, ce dist mes mestre» 51 , dissout l'univers a l'envers et ramene les auditeurs dans le monde reel.Les menaces disparaissent, la gaiete reste, et c'est bien 1a l'atmosphere propice a des dons genereux, la critique sociale et la complainte etant bien enveloppees d'humour et d'auto-ironie. Le fabliau est courtois dans toutes les acceptations du mot: il s'adresse a la cour, il vise a rendre plus courtois les courtisans et, finalement, il est assez gentil pour epargner aux chevaliers les peines eternelles meme s'il les avaient meritees. Neanmoins le recit ne quitte pas des yeux son but principal qui est de faire vivre le jongleur. Esperons que ce dernier n'est pas mort de faim ... s1 JEAN BoDEL, Le Vilain de Bailluel, v. 1s. in: Fabliaux erotiques, p. 110. 174 Richard E.F.Straub 5. En tant que travail preparatoire a l'edition critique, je donne d'abord une transcription synoptique qui permet la comparaison directe des deux originaux. La transcription synoptique est proche d'une edition diplomatique: exception faite des abreviations et de la scriptura continua, eile reproduit le texte tel que les manuscrits le presentent. Des .iji. Commandemens (G) / Dv 0 a/ [U]n fablel veritable et cort cortois por recovrer en cort vos conterai si l'escoutes 4 car mout do[...] estre escoltes qant Deus o[...] le monde si com il est a la ro[...] et qanque il covins dedens 8 trois ordenes esgarda de gens / Dv ° b/ qu'il fist el siede demorans chevaliers clers et laborans ! es chevaliers tos asena 12 as terres et as clers dona ! es aumosnes et ! es dimages puis asena as laborages ! es laborans por laborer 16 qant ce ot fait sans demorer parti d'illuec si s'en ala tot droit en son aler vint Ja une torbe de pecceors 20 si com putains et leceors poi ot ale qant l'aprocierent a crier entr'aus commencierent estes sire parles a nos 24 ne nos lascies ou ales vos de rien ne somes asene s'aves as altres tant done nostre sire ! es regarda 28 qant ! es oi: si demanda saint piere qui ! es lui estoit de cele gent qui ele estoit une gens est dist il forfaite 32 que vos aves autresi faite com caus qui de vos biens se fient si hucent apres vos et crient que lor facies asenement 36 et Damerdeus tot erramment ancois que plus li respondist as chevaliers vint si lor dist vos qui ! es terres abandoins Des Putains et des Lecheors (B)* / 42r 0 b/ Quant Dieus ot estore lo monde si com il est a la reonde et quanque il convint dedanz .iji. ordres establi de genz et fist el siecle demoranz clers et chevaliers laboranz les chevaliers toz asena l42v 0 a/ as terres et as clers dona les aumosnes et les dimages puis asena [es laborages as laboranz por laborer quant ce ot fet sanz demorer d'iluec parti s'en ala quant il s'en partoit veu a une torbe de tricheors sicom putains et lecheors poi ot ale quant l'aprochierent a crier entr'aus commencierent estez sire parlez a nos ne nos lessiez o alez vos darrien que somes asene si avez as autres done nostre sire ses esgarda quant les oi si demanda saint qui o lui estoit de cele gent qui la estoit c'est une gent Jet il sorfete que vos avez autresi fete com caus qui de vos mout se fient si huient apres vos et crient que lor faciez asenement nostre sires isnelement ancois que riens lor respondist as chevaliers vint si lor dist vos cui les terres abandoi * Titres: dans Ja marge gauche (G); rubrique en tete du fabliau (B). v.1 (G), Un: lettre d'attente dans Ja marge gauche. v.19 (B), tricheors: le NRCF, vol. VI, p.149 et 151 transcrit triecheors. Des Putains et des Leeheors: la version oubliee du manuscrit G 175 40 ! es leceors vos bail et doins les leeheors vos bail et doin que vos d'aus grant eure prengnies que vos d'aus grant eure preigniez et qu'entor vos ! es retegnies l42v 0 bl et qu'entor vos ! es retaigniez que il n'aient de rien sofraite que il n'aient de vos soufraite 44 dont ma parole soit efraite ne ma parrole ne soit fraite mais dones lor a lor demant mes donez lor a lor demant et a vos segnor eiere commant et a vos saignor eiere commant ! es II tresbien a garder II putains ! es putains maut bien a garder 48 ensi le vos vuel commander issi le vos voil commander en droit cestui commandement selone cestui commandement ne font il nul trespassement ne font il nul trespassement car il ! es tienent totes cieres ear il ! es tienent totes chieres 52 si lor dones a beles cieres si ! es tienent a beles ehieres de! mels qu'il ont et del plus bel de! miaus qu'il ont et de! plus bel selonc Je sens de cest fable! selonc lou sen de mon fable! se vos l'aves bien entendu se vos l'avez bien entendu 56 / Er 0 a/ sont tot li chevalier perdu sont tuit li chevalier perdu car ! es leceors tienent vius qui ! es lecheors tienent vis et d'aus ! es font sovent escius et d'aus ! es font sovent eschis aler les font nus et descaus aler ! es font sovent deschauz 60 et ! es putains ont plicons caus mes putains ont pelicons chauz dobles manteaus dobles sorcos dobles mantiaus dobles sorcoz petit truevent de teus achos petit truevent de tiels eseoz li leceor as chevaliers li leeheor as chevaliers 64 s'en i a mout de bons parliers et si sont il maut bons parliers envis ont de lor vies drapiaus ne lor donent for viez drapiaus et petit de lor bons morseaus et petit de lor bons morsiaus a la fois com as chiens Je ruent en gitant eom as ehiens lor ruent 68 et ! es putains ades maniuent mes putains sovent robes muent o les elers et coucent et lievent avec ! es elers cochent et lievent jssi ! es despenses embrievent et sor lor despanses enbrievent qant il Je font por eus sauver li eiere lo font por aus salver 72 et li chevalier sont aver l43r 0 al mes li chevalier sont aver as leceors si se traissent as lecheors si se traissent qant de! commandement Deu iscent quant de! eommandement Dieu issent mais ce ne font li eiere noient mes ee ne font li eiere noiant 76 ains sont large et obedient il sont Zarge et obediant as putains l'uevre le tesmogne as putains l'oevre lo tesmoingne ensi usent lor patremogne et despendent lor patremoinne et ! es biens au crucefije et ! es biens au crucefie 80 en tel gent sont bien emploie en tel gent sont il emploie des rentes des dimes li bien des rentes des dismes lo bien car cest commant gardent il bien a eest conte font li eiere bien deseur tos ! es autres et font desor toz les autres que font 84 se cis fableaus dist voir dont sont se mes fabliaus dit voir done sont de cest commant li eiere sauve par cest commant li eiere sauve et tuit li chevalier danne. et li ehevalier sont dampne. v. 84 (B): Je vers s'etend sur deux lignes: se mes fabliaus II dit voir done sont. 176 Richard E.F.Straub 6. Comme le texte de G est en general coherent et soigne, il ne fallait pas introduire de grandes corrections dans l'edition critique. Les interventions qui s'imposaient sont justifiees en note. Des trois Commandemens Un fablel veritable et cort, cortois, por recovrer en cort, vos conterai si l'escoutes, 4 car mout do[it bien] estre escoltes! Qant Deus ot estore le monde si com il est a la reonde et qanque il convint dedens, 8 trois ordres establi de gens qu'il fist el siede demorans: chevaliers, clers et laborans. Les chevaliers tos asena 12 as terres; et as clers dona les aumosnes et les dimages. Puis asena as laborages les laborans por laborer. 16 Qant ce ot fait, sans demorer parti d'illuec si s'en ala. Tot droit en son aler vint la une torbe de pecceors 20 si com putains et leceors. Poi ot ale qant l'aprocierent, a crier entr'aus commencierent: «Estes, Sire, parles a nos! 24 Ne nos lascies! Ou ales vos? De rien ne somes asene, s'aves as altres tant done! » Nostre Sire les regarda 28 qant les oi:; si demanda saint Piere qui les lui estoit de cele gent qui ele estoit. «Une gens est, dist il, forfaite v.5s.: B comble les lacunes de G. v.7, convint: covins est une erreur manifeste de G. v.8, ordres establi: la lefon de G ordenes esgarda rend le vers hypometrique. v.10, chevaliers, clers et laborans: le NRCF, vol.VI, p.151 propose Clers, chevaliers et laboranz. v.17, si: le NRCF, vol.VI, p.151 propose et. v.25, de rien: correspond a la conjecture du NRCF, vol.VI, p.151. v.29, Piere: le NRCF, vol.VI, p.151 corrige en ,Saint Mihiel>, car «plus que Pierre, l'archange est associe a la majeste et a la puissance de Dieu; parmi ses offices figure celui de porter les prieres devant Dieu et de transmettre les commandements divins» (335). Le manuscrit G confirme les conjectures de WRIGHT 1844: 64 et MoNTAIGLON et RAYNAUD 1878: 176. v.31, forfaite: correspond a la conjecture du NRCF, vol.VI, p.151. Des Putains et des Lecheors: la version oubliee du manuscrit G 32 que vos aves autresi faite com s;aus qui de vos biens se fient. Si hucent apres vos et crient que lor facies asenement! » 36 Et Damerdeus tot erramment, ans;ois que plus li respondist as chevaliers vint si lor dist: «Vos, qui ! es terres abandoins, 40 ! es leceors vos bail et doins: que vos d'aus grant eure prengnies et qu'entor vos ! es retegnies! Que il n'aient de rien sofraite 44 dont ma parole soit efraite, mais dones lor a lor demant! Et a vos, segnor eiere, commant ! es putains tresbien a garder! 48 Ensi le vos vuel commander. » Endroit cestui commandement ne font il nul trespassement, car il ! es tienent totes cieres, 52 si / es tienent a beles cieres de! mels qu'il ont et de! plus bei. Selonc le sens de man fable! se vos l'aves bien entendu - 56 sont tot li chevalier perdu: car ! es leceors tienent vius et d'aus ! es font souvent escius, aler ! es font nus et descaus! 60 Et ! es putains ont plir;ons caus, dobles manteaus, dobles sorcos. Petit truevent de teus escaz li leceor as chevaliers, 64 s'en i a mout de bons parliers! Envis ont de lor vies drapiaus; et petit de lor bons morseaus a la fois com as chiens le ruent. 68 Et ! es putains ades manjüent o ! es clers, et coucent et lievent. 177 v. 52, si / es tienent: Ja version de G si lar danes est erronee. Pour eviter Ja repetition de tienent, on pourrait corriger danes en donent. v. 54, man: G donne cest. Vu Je caractere performantiel des fabliaux, j'ai prefere mon. Cf. le V. 84. v. 62, escaz: achas, transmis par G, pourrait etre derive de acar 'manteau' ou de acast 'bon accueil'. Puisque cette forme n'est pas attestee dans ! es dictionnaires, j'ai prefere la les;on de B. v. 65, envis: dans le sens de 'difficilement', 'a contrecceur'. v. 65s.: 'Ils [! es jongleurs] ne res;oivent qu'avec de grandes difficultes ! es vieux vetements des chevaliers, et ! es chevaliers lancent peu de leurs bons plats a Ja fois aux chiens et aux jongleurs'. 178 Richard E.F. Straub Issi les despenses embrievent qant il le font por eus sauver. 72 Et li chevalier sont aver as leceors, si se trai"ssent qant del commandement Deu iscent. Mais ce ne font li clerc noient, 76 ains sont ! arge et obedient as putains, l'uevre le tesmogne. Ensi usent lor patremogne, et les biens au crucefije: 80 en tel gent sont bien emploie des rentes, des dimes li bien. Car cest commant gardent il bien deseur tos les autres et font. 84 Se mes fableaus dist voir, dont sont de cest commant li clerc sauve, et tuit li chevalier danne. Zurich Bibliographie Richard E.F. Straub ARMSTRONG, E. C. (ed.) 1937-1942: The Medieval French Roman d'Alexandre, Princeton BRANDIN, L. (ed.) 1919-21: La Chanson d'Aspremont. Chanson de geste du Xlle siede. Texte du manuscrit de Wollaton Hall, Paris, 1 ere edition 1919-21, 2 e edition 1923-1924 CowPER, F. A. G. (ed.) 1956: llle et Galeron par Gautier d'Arras, Paris CoWPER, F. A. G. 1959: «Origins and Peregrinations of the Laval-Middleton Manuscript», Nottingham Medieval Studies 3: 3-19 Fabliaux erotiques 1992: Fabliaux erotiques. Textes de jongleurs des Xll e et Xlll e siecles. Edition critique, traduction, introduction et notes par L. Ross1 avec la collaboration de R. STRAUB, Paris FRIEDWANGER, M. (ed.) 1909: Raoul de Houdenc: Sämtliche Werke. Nach allen bekannten Handschriften, II: La Vengeance de Raguidel. Altfranzösischer Abenteuerroman, Halle (reprint Geneve 1975) FRIEDWANGER, M. 1919: «Die Vengeance Raguidel nach der Middleton-Handschrift», ZRPh. 39: 584-607 JUNG, M.-R., Bibliographie des manuscrits de la Legende de Troie en France au Mayen Age, Geneve (a paraitre) v. 70, embrievent: NRCF, vol. VI, p. 152: «Tel qu'il a ete transmis, le vers 66 [ = 70 de l'edition presente] n'est pas clair; en particulier les sens precis de enbrievent reste obscur. TL enregistrent sous reserve un emploi intransitif du verbe et interpretent, egalement sous reserve: 'figurieren unter ihren Ausgaben'. Nous pensons que le copiste a mal compris son modele, qui portait *Et sor lor depanse s'enbrievent, et nous traduisons: 'Et qui se font inscrire sur leur registre de depense. Les clercs le font pour sauver leur salut.'» Pourtant la le�on de G confirme l'usage irreflechi de embriever. Le verbe occitan embriar 'profiter, etre utile, importer, avancer, augmenter' permet de comprendre: 'de 1a sorte les depenses sont justifiees, car il les font pour assurer leur salut'. v. 84, mes: cf. v. 54. Des Putains et des Lecheors: la version oubliee du manuscrit G 179 LANGFORS, A. 1917: lncipit des poemes fran,;ais anterieurs au XVI" siede, Paris LIVINGSTON, CH. H. 1924: «The jongleur Gautier le Leu: A Study in the Fabliaux», RR 15: 1---67 LrVINGSTON, CH. H. 1951: Le Jongleur Gautier le Leu. Etude sur les fabliaux, Cambridge MANDACH, DE A. 1975: Naissance et developpement de la chanson de geste en Europe, III: Chanson d'Aspremont. Manuscrits Venise VI et textes anglo-normands inedits, British Museum Additional 35289 et Cheltenham 26119, Geneve MrCHELANT, H. (ed.) 1846: Li Romans d'Alixandre par Lambert li Tors et Alexandre de Bernay nach Handschriften der königlichen Büchersammlung zu Paris, Stuttgart MoNTAIGLON A. DE/ RAYNAUD G. 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A thirteenth-century arthurian verse-romance by Heldris de Cornuälle, Cambridge WRIGHT, TH. 1844: Anecdota literaria, London Lancelot aux foumeaux: des elements de parodie dans les Merveilles de Rigomer? Lancelot, ayant echoue dans sa quete, se trouve emprisonne au chäteau enchante de Rigomer. Par la suite, il oublie qui il est et ce qu'il fait, de sorte que Gauvain, qui vient le liberer, aura du mal a le rappeler a son existence de chevalier (FoERSTERI BREUER [ed.] 1908/ 15: v. 13985-14141). Ce motif du chevalier emprisonne/ enchante et libere par un autre queteur fait partie du «materiel roulant» des romans arthuriens et ne meriterait aucune attention particuliere. Seulement, dans les Merveilles de Rigomer, la prison se situe dans les cuisines du chäteau, et Lancelot, devenu gras et abruti au bout d'un an, y exerce le noble metier de marmiton. La presente etude comporte trois volets: le premier est consacre a la tradition litteraire du «comique de cuisine» qui fonctionne ici comme la toile de fond devant laquelle la scene dans le chäteau de Rigomer se deroule. Le deuxieme volet, le plus important, donne une rapide presentation du passage des Merveilles de Rigomer qui relate le sejour de Lancelot aux cuisines, ainsi qu'une «typologie» des prisons arthuriennes. Dans cette «typologie», nous nous proposons de degager quelques traits caracteristiques des situations et des lieux Oll les chevaliers-queteurs se trouvent normalement pris au piege. La derniere partie de cette etude portera sur les conclusions qu'on peut tirer de l'utilisation de l'espace parodique de la cuisine couple ici au motif de la prison; nous nous proposons de mettre en evidence, dans les Merveilles de Rigomer, d'autres traits parodiant la litterature arthurienne «classique». 1. La toile de fond: le «comique de cuisine» Le «comique de cuisine» semble bien correspondre a une realite litteraire au Moyen Age: depuis l'Antiquite, sans doute par le biais de la comedie latine, Oll le Coquus est un personnage dröle standard, la cuisine a ete une source intarissable de comique 1. Le comique reside essentiellement dans la fafon dont les cuisiniers sont representes. Ils sont laids, couards et gloutons et, par consequent, meprises de tous. PH. MENARD 1969: 42 ecrit: «Pour la mentalite medievale il est impensable qu'un marmiton qui passe son temps a se chauffer et a s'empiffrer dans les cuisines 1 Cf. CuRTrus 10 1984: 431-33, ou on trouve taute une serie d'occurrences tirees de 1a litterature latine et mediolatine. II faut retenir, cependant, qu'il existe aussi, sans doute par contre-coup, Je type du «coquus miles insignis». Lancelot aux fourneaux: des eJements de parodie dans ]es Merveilles de Rigomer? 181 puisse devenir un foudre de guerre. » La consequence qui en decoule est double: dans les textes, la cuisine peut etre un lieu d'humiliation ou un lieu d'evenements burlesques. 1.1. La cuisine humiliante La cuisine est source d'humiliation ou de deshonneur pour tout veritable heros. Telle est par exemple la situation dans le Lai de Haveloc 2 ou un jeune noble (Haveloc/ Cuaran) est place dans la cuisine et patit de la pietre estime dont jouit son metier. A cause de la generosite dont il fait preuve en distribuant tout ce qu'on lui donne, les valets «le teneient entr'els a sot » (v. 258) et son extraordinaire force 3 fait que le roi demande a le voir lutter le soir, comme un ours, en guise de spectacle 4 • Dans le Mainet/ Charlemagne le heros, egalement astreint a s'occuper de la nourriture, se revolte tres rapidement pour mettre fin a cette condition de servitude 5 . Ces deux exemples, qu'il serait facile de multiplier, illustrent le caractere deshonorant, pour un guerrier, de tout ce qui touche, si cela concerne sa propre personne, a l'espace de la cuisine. 1.2. La cuisine burlesque La cuisine est un lieu d'aventures burlesques dans un autre groupe de textes qui s'organisent surtout autour du celebre personnage de Rainouart (cf. MENARD 1969: 542-44). Rainouart ne trouve pas son occupation particulierement humiliante, puisqu'il ne partage pas le systeme de valeurs des chretiens et leur hierarchie sociale. Il est simple d'esprit, avec «peu de cervelle » (FRAPPIER 1955: 224), et il faut 2 BELL (ed.) 1925: v. 243-62 et 330-33. L'Estoire des Engleis de Gaimar, ib., v. 102-52, qui relate Je meme episode, n'offre pas de variantes qui touchent notre propos. 3 «Duze home ne porent Jever/ Le fes k'il sul soJeit porter. » BELL 1925: Haveloc, v. 281s. 4 Le mepris du roi Edelsi pour l'etat de cuisinier ressort tres clairement des remarques qu'il fait au sujet de Cuaran quand celui-ci revient, a Ja fin du recit, se battre contre l'armee royale: «Merveil! es, » fet il, «ai oi: De Cuaran, cel men quistrun, Ke jo norri en ma meisun, K'il me vent terre demander. Mes keus ferai a lui juster Od trepez e od chald[e]runs [E] od paeles e od pJums. » (v. 1018-24). s Par rapport a Haveloc, la constellation dans Je Mainet/ Charlemagne differe dans Ja mesure ou Charles n'est pas cense servir dans Ja cuisine, mais seulement a table. Cf. pour Je Charlemagne de Girart d'Amiens, PARIS 1905, Appendice IV: 473. Les fragments du Mainet ont ete edites par PARIS 1875: 305-37. 182 Richard Trachsler les railleries grossieres des autres garyons de cuisine pour le faire reagir, car rien ne lui plait tant que «somnoler au coin du feu apres avoir bien mange et bien bu» (FRAPPIER 1955: 222). Malgre ses origines nobles, il restera toujours d'une certaine fayon associe a la cuisine ou il a servi les Francs moqueurs. L'element qui le rattache aux cuisines est son incroyable appetit, qui, dans l'esprit des autres, le caracterise plus encore que sa force 6• C'est son appetit qui le fait courir, qui lui fait superposer a l'image de la douce France celle des cuisines royales (FRAPPIER 1995: 223) et qui est a l'origine de plusieurs situations burlesques 7 • La cuisine burlesque existe aussi en dehors du Cycle de Guillaume: dans un episode desormais bien connu du cycle des Loherains, il y a le celebre bataillon de cuisiniers (MENARD 1992: 14 2, et DE CoMBARIEU 1992: 164-66) qui est a l'origine d'un combat particulierement tumultueux a l'interieur du palais. On pourrait, en outre, rapprocher a la fois de la cuisine burlesque et de la cuisine humiliante un autre type de cuisine: la cuisine en tant que representation de l'enfer. A juste titre, R. LOCKE 1966 a fait remarquer que, lorsque Ganelon, a la fin de la Chanson de Roland, est livre aux cuisiniers, ceux-ci, en lui infligeant la punition, prefiguraient, selon une tradition litteraire bien attestee 8 aussi en latin, en quelque sorte les diables qui feraient souffrir le traitre apres sa mort. On peut tirer une premiere conclusion de l'examen de ces textes mettant en scene l'espace de la cuisine et les maitres queux: le motif appartient avant tout a l'epopee et reste extremement rare dans le roman arthurien 9 • Il ressort par ailleurs de toutes ces occurrences que c'est toujours en mauvaise partou de fayon parodique que la sphere de la cuisine est representee. Cette tradition negative ou comique (par opposition a «heroi:que») de la cuisine dans la litterature medievale aura forcement des repercussions sur l'interpretation du passage des Merveilles de Rigomer. 2. Les prisons Avant de passer a la presentation de l'extrait des Merveilles de Rigomer, il importe de faire quelques remarques generales sur les «prisons». Ce motif de la prison, dans la litterature arthurienne, est vital pour le recit, puisqu'il permet, par l'artifice de la Quete lancee par les compagnons, de faire rebondir l'intrigue 10 • 6 RuNEBERG 1905: 137-38 ou, dans un episode interpole dans Aliscans et tire du Moniage, Rainouart fait irruption au couvent de St.-Vincent. Cf. MENARD 1969: 83 N189. 1 Cf., a ce sujet, LARMAT 1984. s Pour des temoignages iconographiques, cf. BAUER, 2 1990; la tradition litteraire est attestee par exemple par le repas infernal du Sange d'Enfer de Raoul de Houdenc. 9 GALLArs 1967: 465ss. a montre que meme 1a ou il aurait ete facile d'introduire ce type de comique les auteurs ne l'ont pas fait, puisqu'ils ont evite, notamment, d'exploiter l'homonymie entre «Keu» (le personnage) et «keu» < coquus. 10 Cf., a ce sujet, KELLY 1969 et BAUMGARTNER 1987: 177. Lancelot aux fourneaux: des elements de parodie dans ! es Merveilles de Rigomer? 183 Les prisons arthuriennes, qui brisent momentanement l'elan du chevalier queteur et suspendent pour un temps sa trajectoire, peuvent etre reparties en deux grandes categories: les veritables prisons (puits, caves, chambres, etc.), Oll le chevalier, qui reste parfaitement conscient de son etat d'emprisonnement, se trouve enferme de gre ou de force, et les sejours provoques par des enchantements, qui, beaucoup plus subtils, detournent le queteur de son but, font qu'il s'enlise dans un univers mental qui n'est pas le sien et qui finit par lui faire oublier sa mission. Dans le premier cas, sa captivite lui pese, dans le second, il ne la ressent meme pas. Au prealable, il convient sans doute de preciser que nous entendons par «prison» tout espace circonscrit et delimite (cognitif ou pragmatique, qui peut retenir aussi bien le corps que l'esprit) d'oll un chevalier n'arrive plus a se liberer. La prison «physique», dans le sens d'un lieu confine Oll sont retenues des personnes contre leur gre, est relativement frequente dans la litterature arthurienne. Chretien de Troyes, dans la Charrete, en offre sans doute les premiers exemples: il y a d'abord l'emprisonnement, individuel, de Lancelot par Meleagant dans une tour 11 , mais aussi le cas un peu plus complexe d'une prison collective qu'est le pays de Gorre tout entier, Oll sont tenus prisonniers les chevaliers de Logres 12• Les prisonniers restent conscients de leur etat, et leur liberation passe par l'abolition de contraintes purement materielles. La «prison-enchantement», dont il faut rapprocher le sejour de Lancelot dans la cuisine du chäteau de Rigomer, offre beaucoup plus de variantes. Nous examinerons, dans les pages qui suivent, deux autres passages Oll le heros est, comme Lancelot dans les Merveilles de Rigomer, victime d'un enchantement qui lui fait «oublier» des choses en leur substituant une illusion agreable. Les exemples d'«oubli» qui retiendront notre attention sont les suivants: la celebre carole du Lancelot en prose 13 et l'emprisonnement de Lancelot par Morgue, tire du meme roman 14 • 2.1. La prison de Rigomer Comment le passage se presente-t-il dans les Merveilles de Rigomer? Lancelot a enfin reussi a penetrer dans le royaume enchante de Rigomer. Il se trouve devant la «fosse Gobienne», une «cavee» (v. 6111) pavee dont l'entree est constituee par une tente. Il en sort une pucelle tenant une pomme a la main qui lui fait croire qu'il a gagne l'amour de sa damoisiele (v. 6143). Elle l'implore de la secourir contre un 11 RoQUES (ed.) 1965: v. 6131-48. Le motif est courant: cf. ! es listes de RucK 1991: 13, 126 ou plusieurs exemples correspondent a notre situation. 12 Cf. encore RoQUES (ed.) 1965: v. 51-53 les remarques que fait Meleagant a Arthur: «Rois Artus, j'ai en ma prison, / de ta terre et de ta meison, / chevaliers, dames et puceles». 13 MrcHA (ed.) 1979: 234-36 et, pour la liberation, 286-90. 14 MrcHA (ed.) 1980: 48-54 et, pour la liberation, 60-62. 184 Richard Trachsler redoutable adversaire. Par ruse, elle lui fait prendre une lance enchantee qui rend son porteur faible et sans volonte. En face de son adversaire, Lancelot reste immobile et sera jete dans une fosse ou, apres avoir lache la lance, il retrouve tout de suite ses esprits (v. 6242). La fosse n'a ni porte ni fenetre et Lancelot se laisse aller au desespoir. Une autre pucelle survient et veut lui donner un anneau de la part de sa demoiselle. Lancelot refuse de faire quoi que ce soit avant qu'on ne lui ait rendu ses armes, mais se rend finalement compte qu'il n'a pas le choix et accepte. Des qu'il a l'anneau au doigt, il devient «comm' une beste» (v. 6331), perd la connaissance du bien et du mal et se laisse faire: Lors est tournes a desepline: Cele le maine a le cuisine, Commande li buise taillier Et le mangier aparillier, Et commande, que c'on li die, Que nule cose n'escondie. II li respont que bien fera Tot �ou c'on li commandera. (v. 6335--42) Dans la cuisine, de nombreux chevaliers portant tous au doigt un anneau comme celui de Lancelot vaquent a des occupations humiliantes 15 • Le poete laisse Lancelot aux cuisines et passe a Gauvain qui est parti avec de nombreux queteurs a sa recherche. Plus de sept mille vers plus tard, Gauvain peut entreprendre la liberation de son ami. Mais il a du mal a le reconnaitre. Non seulement il est completement abruti «Comme us camex ou .i. chevaus» (v. 14014), mais il est aussi devenu «cras et fors / De bras de menbres et de cors» (v. 14009s.). II a par ailleurs conserve (ou developpe? ) la force qui caracterisait ses ancetres dans la cuisine, Haveloc ou Rainouart: «Bien portast a son col tel some, / Ne le remeussent .iiij. home; » (v. 1401ls.). Quand Gauvain interpelle son ami, celui-ci lui repond: Ains, que jou sace, ne vos vi, Ausi ne fesistes vos mi. Estes vos escapes d'infier? Vos me sambles trestout de fier, Bras et ganbes et cors et tieste; Ains mais ne vi si faite bieste, Car tous este de fier trecie. Di"auble vos ont adrecie En me cuisine 1,a dedens. (v. 14023-31) II y a certainement ici l'echo perverti du nice Petceval qui prend les chevaliers dans leurs armures pour des anges et qui, plus tard, n'arrivant pas a enlever 1s La meme coutume d'obliger systematiquement des chevaliers a la preparation de la nourriture se trouve aussi dans Jaufre v. 1010 (ed. BRUNEL). Cf., pour une interpretation du passage dans son contexte, JUNG 1974: 439. Lancelot aux fourneaux: des elements de parodie dans ! es Merveilles de Rigomer? 185 l'armure du chevalier vermeil, finit par croire qu'elle fait partie du corps (ROACH 1959: v. 113-282 et v. 1133-42). Parallelement, Lancelot est reduit au meme etat de bestialite que le vilain bouvier dans Yvain (dont le portrait souligne systematiquement les traits zoomorphes) qui n'a jamais vu de chevalier non plus (RoQUES 1982: v. 294ss.). Dans les Merveilles de Rigomer, Lancelot reagit de fa9on violente, mena9ant de faire jeter Gauvain dans le feu. Mais celui-ci appelle Lancelot par son nom: Quant eil s'ot nomer Lanselot, Qui de toute rien sambloit sot, Une pensee el cors li entre, Li cuers li atenrie el ventre. (v. 14081-84) II demande a Gauvain de se presenter et se rejouit d'apprendre qui il est «por le ramenbrance / Que jou vos vi en vostre enfance» (v. 14101s.) et dont il se souvient «con d'un soige» (v. 14106). On connait bien l'importance des noms dans les romans arthuriens 16 : decouvrir ou se rappeler son nom est une fa9on de comprendre qui on est, d'ou l'on vient et ce qu'on a a faire, aussi bien sur le plan individuel que social. Ainsi, par exemple, Perceval doit d'abord devenir conscient de sa place a l'interieur de son lignage et clarifier ses rapports avec sa famille avant de pouvoir jouer le röle du redempteur. Et dans la Charrette de Chretien de Troyes, Lancelot doit soulever une dalle funeraire pour y trouver une inscription qui l'informe sur son passe et son destin. Dans les Merveilles de Rigomer, malgre l'enchantement, Lancelot reagit quand i1 entend son nom, mais il reste perturbe et sa perception du temps troublee; il demeure decale dans son enfance. Infantilise, abruti, il tient a offrir a Gauvain de bonnes choses a manger 17 , mais refuse de partir avec lui, car cela attristerait son «amie» (v. 14112) qui lui a envoye «tres ier» (v. 14119) son anneau comme gage d'amour. Gauvain lui arrache l'anneau. II se brise, et Lancelot retrouve sa memoire, reclamant immediatement ses armes. Sur le plan de la structure narrative, on peut distinguer, dans cet episode, deux phases: «l'oubli» et «le rappel». L'emprisonnement passe par un enchantement qui opere sur la memoire. II efface la connaissance de soi et d'autrui et reduit le chevalier a l'etat d'animalite. La victime perd aussi toute notion du temps. Le liberateur, lui, essaie de lui rappeler son existence anterieure, de reveiller en lui sa vraie nature/ culture et de rompre le charme. Le passage des Merveilles de Rigomer reproduit d'une fa9on inattendue une sequence qui se retrouve ailleurs et que nous 16 Cf., a ce sujet, KENNEDY 1986. 11 Dist Lanselos: «Jou vos donroie A mangier d'une crase molle. Encor ai jou une tel poille Qui orains fu rostie a poivre; Je! vos donra, et vin a boivre Et une piece de fouace. (...)» (v. 14094-99) 186 Richard Trachsler allons examiner a l'aide des deux exemples tires du Lancelot en prase mentionnes plus haut qui nous permettrant de reperer quelques caracteristiques de la prison. 2.2. Lancelot prisonnier de Morgue Commen1tons par la prison de Lancelot chez Morgue 18 • Lancelot, ayant ete attire chez Morgue par une demoiselle, a bu, sans s'en rendre campte, un philtre qui l'a endormi. Morgue, amoureuse de lui, pracede alors a une sorte de «lavage de cerveau» sur le dormeur. Eie aemplist de poudre .1.tue! d'argent et Je mest ou nes Lancelot et li soufle el cerveil; (...)Et quant Morgue ot ce fait, si dist a cele qui o lui estoit que or s'est ele bien vengie de lui, «car je cuit vraiement que il ne revandra james en son bon sans tant com Ja force de ceste poudre li soit el cervel» (MrcHA 1980: 49). Elle fait transporter Lancelot dans une chambre dont elle pense qu'il ne sortira jamais. 11 se reveille affaibli et malade, sans comprendre ou il est, et se repose pendant un mois entier. Quand il apprend qu'il est prisonnier de Morgue, il est afflige. 11 sait tres bien qui il est, se trauve physiquement en parfaite condition, mais reste mentalement faible, resigne et sans volonte. San unique consolation consiste a peindre sur les murs de sa cellule des episodes de sa vie avec Guenevievre. L'image de la reine le conforte. 11 ne se rend pas campte que le temps passe. Au baut de «.II. yvers et un este», tous ses exploits sont peints aux murs et sa melancolie, puisqu'il est desormais inoccupe, est plus forte que jamais. Le rasier du verger devant sa fenetre barree est alors en fleurs, et Lancelot, pour la premiere fois, semble regarder dehors: Quant vint apres Ja Pasque, a l'entree de may, que Lanceloz vit ! es arbres plains de foilles et de flors et il vit Ja verdor qui li faisoit son euer resjoi:r et Ja rose qui chascun jor espanissoit fresche et vermeille, se li souvint de sa dame Ja roine et de sa face eiere et vermeille que Ja rose li amentevoit touz diz; car quant il resgardoit Ja rose, il li sambloit que ce fut Ja coulor sa dame, si ne savoit pas laquele estoit plus vermeille, Ja rose ou sa dame (MICHA 1980: 61s.; c'est nous qui soulignons). Un dimanche, Lancelot voit une rase particulierement belle «novelement espannie». 11 se dit alors: «Ausi vi je ma dame plus bele des autres au tornoiement de Kamaalot, et por ce que je ne la puis avoir, couvient il que je aie ceste rase qui de lui me fait remembrance» (M1cHA 1980: 62). 11 tend la main par la fenetre pour la cueillir, mais n'y arrive pas. C'est alors qu'il se rend campte qu'il est emprisonne, il «resgarde les fers de la fenestre, si les voit forz a merveilles. <Que est ce? fait Lanceloz. Me porra dont tenir forteresce que je ne face ma valente? »> 11 saisit les 1s Pour une interpretation de cet episode chez Malory cf. GÖLLER 1990. Lancelot aux fourneaux: des elements de parodie dans les Merveilles de Rigomer? 187 barreaux de fer, les arrache et sort par la fenetre cueillir la rose. 11 met la fleur «en son sain empres sa char» (M1cHA 1980: 62) et s'en va de sa prison, se procurant des armes et un cheval. Comment Lancelot a-t-il reussi son evasion? La aussi, il a fallu un «rappel», c'est-a-dire une prise de conscience portant sur lui-meme. La prise de conscience consistait a mettre en rapport un espace (sa cellule) et un temps (le passe, entierement peint sur les murs) interieurs et revolus avec un autre espace (le verger) et un autre temps (le renouveau du printemps) exterieurs et a portee de main. C'est par le biais du souvenir que la correspondance s'etablit: la rose metaphorique lui rappelte la reine, il peut projeter sur elle son desir, actualiser ainsi sa situation et secouer l'enchantement. La fa9on dont la prise de conscience se fait merite quelques remarques. La scene est en effet absolument conforme a la tradition litteraire de l'enamourement (le chevalier tombant amoureux a la seule vue de la femme), mais illustre ici non pas le passage a un etat second (amour-maladie), mais son contraire: Lancelot arrive a sortir de la lethargie qui normalement caracterise les amoureux et retrouve sa sante habituelle precisement gräce a l'image de la femme qu'il aime. Le processus de la metaphorisation de la rose (ou de la reine) est conforme aux conceptions scientifico-psychologiques medievales. C'est ce qu'a montre G10RGIO AGAMBEN (1981: 109-225) sur lequel Jean Scheidegger a recemment attire notre attention 19: la perception visuelle et son interpretation semblent se faire, pour les theoriciens du Moyen Age, selon un mode assez stable. L'objet regarde est d'abord saisi par l'reil, qui transmet son image au cerveau ou l'imagination la retient. Par la suite, apres le retrait de l'objet contemple, ! 'imaginative ou cognitative la compose selon sa volonte et la combine avec d'autres, stockees dans la memoire; par la suite, l'estimative juge l'ensemble, et la memoire fixe en elle ce jugement. «Ce travail sur l'image, (...) qui est appele denudatio, est d'ordre fantasmatique» (ScHEIDEGGER 1991: 6). Le resultat de la denudatio est un fantasme, c'est-a-dire une image interiorisee, travaillee, reactualisable a tout moment. On peut alors, de cette image, jouir, souffrir ou se consoler. La celebre scene des gouttes de sang sur la neige du Conte du Graal illustre precisement ce processus: dans l'image reelle du sang sur la neige se fond progressivement 20 l'image (c'est-a-dire le fantasme stocke dans la memoire de Perceval) du visage de Blanchefleur, «abstraite de sa realite objectale, reduite a la conjonction de deux couleurs» (ScHEIDEGGER 1991: 15) dans laquelle Perceval se perd. 11 se passe exactement la meme chose pour Lancelot qui contemple la rose, sauf que lui, en s'abimant, ne perd pas le contact avec la realite, mais, au contraire, le retrouve en recouvrant son identite d'amant. 19 ScHEIDEGGER 1991: [ = communication non publiee presentee au colloque du CUERMA d'Aix-en-Provence sur Je Creur en 1991]. Je remercie Jean Scheidegger de sa disponibilite. 20 C'est encore de ScHEIDEGGER 1991: 14-16 que nous nous inspirons ici. 188 Richard Trachsler Contrairement aux Merveilles de Rigomer ou il faut l'intervention exterieure de Gauvain et la destruction de l'anneau malefique pour accomplir la liberation du prisonnier, Lancelot tire ici la force pour briser le charme de l'interieur de luimeme. C'est comme si, dans les Merveilles, tout l'enchantement etait transpose sur un plan «exterieur»: il ne s'agit pas d'une poudre soufflee dans le cerveau, mais d'un anneau glisse au doigt, et pour reussir la prise de conscience il ne suffit pas de se rappeler ce qu'on est (Lancelot reste dans le temps de son enfance), mais il faut litteralement quelqu'un qui prenne le prisonnier par la main. 2.3. La carole magique Passons maintenant a l'episode de la carole: au milieu d'un beau pre, sur lequel s'elevent quatre pins et ou l'on a dresse des tentes, la carole se presente pour la premiere fois au regard de Lancelot: Tout entor les pins avoit chevaliers et dames, si estoient li un des chevalier arme et li autre desarme et queroloient (...) et tenoient damoiseles par les mains et tiex en avoit qui ne tenoient ne dames ne damoiseles, ainz tenoient chevaliers par ses mains dont il i avoit assez plus que de damoiseles (M1cHA 1979: 234). Lancelot est tres intrigue («dahaiz aie, se je ne vois savoir de quoi il font si grande feste») et s'approche des danseurs. Lors se fiert es pavillons et si tost com il a le premier encontre, si li mue li sans et li change li talanz: car s'il devant n'avoit talant fors de chevalerie et d'assaut et de meslees comancier, or est ses voloirs a ce menez qu'il n'a talant fors de queroler; si oublie sa dame et ses compaignons et soi meesmes en tel manniere qu'il ne l'an souvient mais, ainz descent de son cheval et le baille a garder au vallet, si giete sa lance et son escu a terre (...) et se prent la premiere damoisele qu'il encontre. Et lors conmance a chanter et a ferir del pie ausi conme li autre (...) tant que li vallez meesmes le resgarda et le tient por fol (MICHA 1979: 235, c'est nous qui soulignons). On reconnait les elements qui avaient deja caracterise l'«oubli» dans les Merveilles de Rigomer: la perte de connaissance aussi bien d'autrui que de soi-meme au profit d'une euphorie envahissante. Dans les Merveilles, c'etait l'illusion d'etre aime de la demoiselle de Rigomer, dans ce passage du Lancelot, c'est la passion de la carole qui se substitue a tout autre sentiment ou pensee. Cet etat d'«oubli» est perfu comme folie par les personnes qui, comme Gauvain dans les Merveilles ou ici le valet, restent etrangeres au charme. Ce qui est interessant dans le cas de la carole, c'est que Lancelot se trouve prisonnier sans etre physiquement retenu par des murs ou des gardiens. II suffit, pour que la «prisonenchantement» soit operationnelle, que Lancelot ait pris place dans l'espace bien defini de la Ronde. Lancelot aux fourneaux: des elements de parodie dans ! es Merveilles de Rigomer? 189 La fafon dont Lancelot va briser le cercle magique est significative: une demoiselle lui demande de s'asseoir sur un tröne au milieu du pre et de se laisser couronner. Au debut, Lancelot refuse, se souciant uniquement de la danse, mais finit par ceder aux instances de la demoiselle. ... si se vait aseoir en Ja chaiere et cele [Ja pucele] li mest la couronne en Ja teste et Ji dist: «Biax sire, or poez dire que vos avez Ja couronne vostre pere en vostre teste. » (...) Et maintenant failli Ji anchantemenz, si revindrent tuit en lor sans et en lor mimoire dont il avoient este Jonguement soufraiteux (MICHA 1979: 286, c'est nous qui soulignons). L'abolition de l'enchantement passe par les origines: celles de la carole meme, instauree en presence du pere de Lancelot, Ban de Benoi"c, et celles de Lancelot, qui apprend dans cette scene qu'il est fils de roi. Le fait de retrouver ses origines, d'apprendre (ou de se rappeler) qui il est lui fait retrouver aussi sa memoire et, partant, sa mission. Comme dans les Merveilles de Rigomer, il y a ici, de la part du chevalier, une prise de conscience qui concerne sa propre personne, une actualisation de sa situation. Quelle est la signification de cette prison un peu particuliere? Le pre de la carole est un lieu Oll dominent les valeurs des femmes. C'est ce qu'a fait remarquer Laurence Harf, comparant le Val sans Retour, cet autre piege a hommes du Lancelot en prose instaure par Morgue, et la carole. Ce sont, de par leur origine, des espaces Oll «un couple cherche a se refleter a l'infini dans d'autres couples qui sont retenus dans un espace mythique Oll la morale guerriere sombre dans l'oubli au profit de l'amour» (HARF-LANCNER 1983: 190). Un lieu donc Oll pendant un certain temps les valeurs des hommes (chevalerie) sont echangees contre celles des femmes (amour). Emmanuele Baumgartner 21 a rapproche la carole des automates, machines qui suspendent le temps en repetant a l'infini un meme moment. Ces automates, de meme que les prisons agencees par des personnages qui comme Morgue sont hostiles au monde arthurien, guettent, dans les romans en prose, les heros en raute vers l'accomplissement de l'ultime aventure et la fin des temps. Dans une conception du temps eschatologique, lineaire, l'espace circulaire de la Ronde empeche les chevaliers d'avancer et d'aboutir dans leur quete. Par la prison, et a fortiori par la «prison-enchantement», qui opere sur l'esprit de la victime, la quete chevaleresque est menacee, que ce soit la quete d'un monde transcendant, comme dans les romans en prose, ou, plus modestement, comme dans les premiers romans en vers, d'un equilibre precaire entre amour et chevalerie. A l'instar d'Erec, qui court, dans les bras d'Enide, le risque de stagner, de s'enliser dans le monde de la femme et de l'amour, les heros des romans en prose sont guettes par des lieux dont on ne revient pas. Comme Erec, Lancelot ne peut 21 BAUMGARTNER 1988: 20; cf. aussi BAUMGARTNER 1984. 190 Richard Trachsler s'arracher a ce monde de femmes qu'au moyen de plus ou moins laborieuses prises de conscience, qui le mettront dans l'obligation d'avancer, de se perfectionner et d'achever sa quete. Il importe peu, dans cette perspective, que l'espace de la prison soit delimite par des barreaux de fer, la circonference d'une ronde de danseurs ou encore, comme pour Mabonagrain dans Erec, par une promesse donnee a la legere et «de l'air» (ROQUES 1953: V. 5691). Les prisons sont des impasses dont seuls se sortent les elus, ceux qui evoluent par le monde guides, certes, par leur destin d'exception, mais egalement prets a actualiser leur situation pour se sortir de l'atemporalite des prisons Oll rien ne change si ce n'est le nombre des tetes coupees et fichees sur la palissade qui les entoure. 3. Les Merveilles, une parodie du roman arthurien «serieux»? Le mecanisme «oubli»/ «rappel» fait donc partie de la tradition arthurienne. Des passages celebres reposent sur ce schema, employe egalement dans les Merveilles de Rigomer, mais transpose dans un autre registre: celui du comique. Que peut-on tirer de ces observations? Tout d'abord, il resulte de ces passages que Jehan, l'auteur des Merveilles de Rigomer, reutilise un element traditionnel dans une intention parodique, car la presentation d'un Lancelot gras et abruti n'a pu etre que comique pour le public contemporain qui lisait cet episode a la lumiere de la tradition du «comique de cuisine». Ce qui est parodie, ce sont les romans arthuriens «serieux», qui mettent en scene de veritables prisons, Oll les «oublis» et les «rappels» sont de la part de l'auteur sinceres et pour l'existence du personnage fondamentaux. Ces remarques peuvent etre etayees par des arguments d'un autre ordre. On trouve, en effet, dans les Merveilles de Rigomer, d'autres passages qui jouent avec la tradition anterieure, notamment quand le narrateur reflechit ouvertement sur la technique de l'entrelacement soulignant ainsi le cöte artificiel et mecanique du procede. Apres avoir donne une longue liste (v. 7059-7100) des noms d'une partie des 58 chevaliers qui accompagnent Gauvain dans sa quete de Lancelot, le narrateur fait explicitement gräce au lecteur de toutes les aventures qu'ils rencontrent avant d'arriver en Irlande (v. 7168-74), mais il fera pire, en quelque sorte: pendant plusieurs milliers de vers, le lecteur va suivre un par un sept (sans compter Gauvain, qui a un statut a part) des 58 queteurs, les regardant accomplir les aventures les plus variees avant d'echouer quelque part au pays de Rigomer. Tout d'abord Gauvain, puis, tour a tour, Saigremor, Agravain, Blioberis, Yvain, Gaudin, Cliges et Gaheriet se trouveront accidentellement separes du groupe. Apres avoir relate les aventures de chacun d'eux, le narrateur retourne a l'ensemble du groupe au moyen d'une formule stereotypee comme: Lancelot aux fourneaux: des elements de parodie dans ! es Merveilles de Rigomer? 191 «Si averai parlai premiers / Des .lvj. [apres le depart de Gauvain et de Saigremor] chevaliers / Qui sont errant vers Rigomer » (v. 7985-87). «Des .lv. compaignons [apres la separation d'Agravain] / Dont nos avons 01 les nons / Vos aconterons an9ois / En nostre langage fran9ois. » (v. 8437-40) II y a une lacune dans le manuscrit (v. 8570) apres la separation de Blioberis, mais l'enumeration se poursuit: «Or dirons des .1. trois» (v. 8861), «Or dirons des .1. deus» (v. 9102), «Et dirons des .1. et un» (v. 9493). La derniere occurrence de la formule necessite une explication: les editeurs ont imprime: Lors devons dire et conter Des mervelles de Rigomer Et des chevaliers qui i vont, Qui dusque a [.! . et] .i. sunt. (v. 9831-34) alors que le manuscrit donne, au vers 9834 dus ques. II est clair d'apres le contexte que ce n'est pas .i. mais .l. [ = cinquante] qu'il faut lire, puisque Gaheriet, qui etait precisement le 51e, s'est separe du groupe. Le chiffre 50 parait en outre beaucoup plus approprie que 51 pour clore l'enumeration serielle dont l'auteur avait esquisse le debut. Par l'insistance sur le decompte, le caractere mecanique, artificiel du procede de l'entrelacement est souligne. La structure narrative des romans du Graal est mise a nu, demasquee et ridiculisee. On peut aller plus loin encore: la structure tout entiere de la narration qui soustend les Merveilles est celle des romans du Graal pervertie. Marie-Luce Chenerie l'a bien observe en ecrivant que les Merveilles reprenaient en quelque sorte a rebours le Conte du Graal, auquel elles avaient deja emprunte l'idee «d'une sorte d'avenement de la chevalerie ideale» (CHENERIE 1987: 39). Seulement, aux merveilles du Chateau du Graal se sont substitues les futiles enchantements de Rigomer, ce n'est plus autour du Saint Vaisseau que gravitent les chevaliers, mais autour de la dame de Rigomer, l'enchanteresse Denise. Et, surtout, ce ne sont pas les chastes Galaad ou Perceval qui en viendront a bout, mais Gauvain, le mondain. Gauvain qui dernier pied de nez aux romans du Graal ne voudra meme pas de sa recompense et refusera la belle, preferant rejoindre son amie feerique. De ce constat, il faut tirer la conclusion suivante: l'auteur des Merveilles de Rigomer est un ecrivain reflechi, qui utilise sciemment, voire au deuxieme degre, des traditions litteraires existantes. Et on ne doit pas se laisser induire en erreur par l'apparence archai:que ou folklorique de certains episodes, il serait meme surprenant de retrouver du materiel authentique (oral ou autre) chez un auteur qui manipule avec autant de malice des traditions litteraires. 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[extensite de Charles Swann = 0, extension = 1, extensivite partitive O < 1] [2] Les Guises frequentent peu les Dupont, et vice versa. [extensite et extension de Guises et Dupont = n > l, extensivite extensive nln] [3] Les Corneille, les Racine, / es Moliere ont illustre Ja scene fran9aise. [extensite 1 + 1 + 1 = n et extensivite extensive n/ n x 3 (repetition emphatique): une triade d'auteurs suffisant a l'illustration du theätre fran9ais] [4] Narcisse si l'on veut mais un Narcisse sans passion, simplement interesse. [extension n > l de Narcisse (Narcisse indifferent + Narcisse passionne, etc.) et extensite = 1 de Narcisse sans passion, extensivite partitive 1 < n] [5] Le Celine antisemite est plutöt souriant. [extension > 1 de Celine (Celine raciste + Celine medecin des pauvres, etc.), extension = 1 et extensite = 1 de Celine antisemite, extensivite extensive 1/ 1] [6] Madeleine veut epouser un Dupont. [extensivite partitive: soit, en lecture predicative existentielle, «un element x connu (= 'un membre de la famille Dupont') ou inconnu ( = 'un certain/ nomme Dupont') preleve sur l'ensemble XDupont» ou, en lecture predicative universelle, «un individu qui sera/ se nommera obligatoirement Dupont»] 1 Pour memoire (cf. WrLMET 1986 et passim), l'extensite designe Ja quantite d'objets auxquels Je nom-noyau d'un syntagme nominal est applique; l'extension designe l'ensemble des objets auxquels ce nom est contextuellement applicable; l'extensivite designe Je rapport de l'extensite a l'extension (rapport d'inferiorite: extensivite partitive, que declarent notamment les articles UN et DE; rapport d'egalite: extensivite extensive, que declare l'article LE). La these adoptee est que Je nom propre se passe normalement de quantification dans tous ! es cas ou son extensite vaut 1, son extension 1, et par consequent son extensivite 1/ 1 = 1. L'apparition d'un quantifiant resulterait en contrepartie d'un quelconque changement de Ja formule 1/ 1 = 1 relatif a l'extensite (intervention d'un quantifiant poussant l'extensite = 1 vers < 1 ou > 1: exemples 1, 2, 3), a l'extension (intervention d'un caracterisant demultipliant l'extension = 1 en une extension > 1: exemples 4 et 5) ou a l'extensivite (instauration deliberee c'est-a-dire sans intervention de nul quantifiant < 1 ou > 1, ni de nul caracterisant d'une extensivite partitive ou extensive: exemples 6 a 9). «Ecouter du Mozart»: Variations sur un theme 195 [7] J'admire la traversee du desert d'un de Gaull ou d'un Mitterrand. [extensivite partitive 1 < n: «de Gaulle et Mitterrand pris chacun comme echantillon d'un type»] [8] Vous etes le Lucky Luke? [soulignement de l'extensivite extensive 1/ 1 destine a prevenir tout risque de quiproquo = 'vous n'etes pas un simple homonyme de Lucky Luke? '] [9] Y a Gabriel qui a garde la Zazie avec lui. [emploi populaire du nom propre canonique d'extensivite extensive 1/ 1, refletant l'ultime progres de la determination au cours de son histoire] Les noms propres reputes «metonymiques» de [10) entrent-ils ou non dans ce cadre? [10] Paul ecoute du Mozart, lit du Colette, achete un Matisse ... Le theme ayant inspire a date recente GARY-PRIEUR (1990) et KLEIBER (1992), il nous faut rappeler succinctement les positions en presence avant de degager les enjeux. * MARIE-NOELLE GARY-PRIEUR conteste l'explication courante de ecouter du Mozart, lire du Colette ou acheter un Matisse par l'omission de p. ex. musique, livre ou toile: ecouter de la (musique de) Mozart, lire un (livre de)/ des (livres de) Colette, acheter une (toile de) Matisse. Ce processus d'effacement sauvegarde en effet le genre et le nombre du nom implicite: un (fromage de) Camembert, une (biere de) Chimay, un (vin de) Champagne, une (voiture) ou un (camion) Renault, etc. Ici, non seulement le masculin regne, mais le retablissement de noms feminins n'y change rien: La musique/ nouvelle/ toile que Paul ecoutellit/ achete, c'est du Mozart/ du Colettelun Matisse . . . GEORGES KLEIBER excipe aussi de p.ex. *ecouter de Ja Mozart pour renoncer aux solutions en termes d'ellipse. La difficulte du masculin obligatoire, meme devant un patronyme feminin (p.ex. lire du Colettevs *lire de la Colette), l'arrete peu, car il s'interesse d'abord a la reprise anaphorique des «noms propres metonymiques», coreferentielle et fidele dans le cas des «comptables» (p.ex. Paul s'est arrete devant un Matisse. Ce Matisse etait une ceuvre de la premiere periode du peintre), non fidele a l'en croire, quoique coreferentielle, dans le cas des «massifs», ou l'anaphore transfererait le «massif» en «comptable» (p.ex. Paul a ecoute du Mozart hier soir. Ce Mozart etait formidable = 'ce morceau, ce disque, etc. de Mozart'). Du coup, le spectre du nom efface (morceau, disque ...) resurgit, a moins qu'on prefere imaginer un detour par l'article un: du Mozart� un Mozart� ce Mozart . . . Retenons en tout etat de cause l'apparent consensus quant au statut de «nom propre» des exemples allegues. Premier point que j'aimerais discuter. Nous retrouverons ensuite le probleme particulier que souleve le couple «massif/comptable». 196 Marc Wilmet Nom propre et nom commun Le «nom propre metonymique» est-il ... un nom propre? Tout depend bien entendu de la definition qu'on donne du nom propre. Personnellement (WILMET 1991), j'y distingue: en langue, un «asemanteme» ou (adoptons le vocabulaire saussurien) un signe dote d'un signifiant une suite de phonemes et d'un signifie vide, donc disponible a priori: p.ex. Mozart s'annonce capable de denoter un homme, un chien, un lycee, un restaurant, une avenue ... lors du passage au discours, une «denomination», qui, connectant la sequence sonore p.ex.Mozart avec un referent, et muant un objet virtuellement appelable Mozart en objet effectivement appele Mozart, forme, si l'on veut, le noyau atomique du sens final ... en discours, un «semanteme», desormais circonscrit a un objet du monde, recevant a posteriori une constellation d'apports significatifs qui gravitent comme des electrons autour du nucleus (p.ex.Mozart, compositeur autrichien ne a Salzbourg en 1756 et mort a Vienne en 1791, fils de Leopold, amant d'Aloysa Weber, epoux de Constance, auteur prolifique de symphonies, de sonates, de concertos, de messes, d'operas, etc.): des connaissances ad libitum perfectibles et inegalement distribuees parmi les membres de la communaute linguistique. On voit que le «nom propre metonymique» parcourt les trois etapes de l'«asemanteme», de la «denomination» et du «semanteme», puis bifurque: ecouterdu Mozart revient a percevoir de la musique, non le musicien muni de sa nebuleuse semique (la boutade C'est du Mozart qu'il execute, mais c'est Mozart qu'il assassine serait impermutable: *C'est Mozart qu'il execute, mais c'estdu Mozart qu'il assassine), en feuilletant du Colette on n'aura jamais l'impression d'effeuiller la dame, et acheter un Matisse n' equivaut pas a faire l'emplette d'une personne ainsi baptisee. Au depart, un producteur (Mozart, Colette, Matisse), a l'arrivee un produit (musical, litteraire, pictural).Metonymie, certes, mais descriptible en amont sous l'appellation de «nom propre metonymique» ou en aval sous celle de «nom commun issu de nom propre par antonomase». Trions a present les questions et les reponses. (1) Existe-t-il des contre-arguments serieux a l'enrölement de [10] dans les noms communs? GARY-PRIEUR argue (a) de la majuscule, (b) de l'impossibilite du pluriel.Inutilement selon moi. (a) La majuscule n'est pas rare s'agissant de metonymies toponymiques transparentes: du bourgogne, du bordeaux ou du Bourgogne, du Bordeaux ...; elle disparait en revanche des metonymies patronymiques opacifiees: un calepin, une «Ecouter du Mozart»: Variations sur un theme 197 poubelle ... Cet indice graphique marque purement et simplement la filiation du nom propre au nom commun (comparer deja les Anglais mais une minuscule en espagnol: los ingleses-, un Jesuite ou unjesuite, etc., derives d'Angleterre, de Jesus ...)2. (b) L'exemple [2] supra des Guises avec -s visible et des Dupont prouve que les authentiques noms propres s'accommodent du pluriel.Mais refuserait-on vraiment un [10 bis] = 'des morceaux de Mozart, des ouvrages de Colette/ des tableaux de Matisse'? [10 bis] ? Paul ecoute des Mozart(s), lit des Colette(s), achete des Matisse(s) ... Peut-etre la fecondite du fabricant favorise-t-elle le tour: Lire du ou des Simenon (et, de taute fa�on, devorer des Maigret = 'des romans policiers mettant le fameux commissaire en scene'), du (de I') ou des Agatha Christie, debiter du ou des Bernard Buffet, ecouler du (de 1') ou des Utrillo ... (2) En vertu de ce qui vient d'etre expose, les vrais «noms propres metonymiques» se limitent aux constructions non articulees [10 ter]3: [10 ter] Paul ecoute Mozart, lit Colette, aime Matisse ... Les reprises pronominales le suggerent: J'ecoute Mozart: il me fascine et Je lis Colette: eile me plaft, face a J'ecoute du Mozart: �a (cette musique)/ ? ? il me fascine et Je lis du Colette: �a (cette litterature)/ ? ? eile me plaft 4 • (3) L'article transforme le nom propre en nom commun, antonomase a declic metonymique dont les grammaires enumerent des realisations paralleles a declic metaphorique: un Hercule = 'un fier-a-bras', un Harpagon = 'un avare', une Venus = 'une beaute', une Messaline = 'une courtisane' ... 5 2 Cela ne remet pas en cause l'arbitrarite du signe linguistique (p.ex. Ja musique de Mozart aurait pu etre signee d'un pseudonyme sans aliener ses proprietes, comme un arbre pouvait en theorie s'appeler tree, albero, Baum ...) mais en redouble Ja contrainte (de meme que Je signifiant arbre ne saurait impunement s'appliquer a un serpent ou a une cheminee, on n'accole en toute legitimite Je nom commun Mozart qu'a ... Ja musique de Mozart). J'avoue ne pas bien comprendre ainsi GEORGES KLEIBER quand il ecrit 1992: 252: «...si Je nom propre metonymique etait un veritable nom commun tel que musique il s'appliquerait a toute occurrence de ... Mozart, comme Je substantif musique peut servir pour toute occurrence de musique.Mais, comme il n'en est pas un, son emploi ne peut etre justifie que pour une occurrence dont Ja pertinence avec Je nom est admise ...» 3 Paul aime Matisse au lieu de Paul achete Matisse, un verbe qui orientait par nature vers Ja marchandise (il en irait autrement pour peu qu'un proprietaire de galerie cherche a s'assurer l'exclusivite de l'artiste X ou Y). 4 Double point d'interrogation a il ou eile, non pas asterisque d'agrammaticalite, car ! es deux phrases incriminees deviennent acceptables a condition, justement, de sauter du nom commun au nom propre, comme dans Je lis un roman de Colette: eile (cette romanciere) m'a toujours plu, etc. s KLEIBER (1992b) revendique Je meme referent pour p.ex.J'ai rencontre Fram,;oise Sagan et Fram,;oise Sagan est sur l'etagere de gauche. On devine que je ne partage pas son sentiment: J'ai 198 MarcWilmet (4) Condition necessaire de l'antonomase 6 , l'article n'en constitue pas pour autant une condition suffisante. Les exemples 1 a 9 ci-dessus renfermaient des noms propres quantifies (et cf. aussi, p.ex.,faire son Mozartoufaire sa Colette = 'singer Mozart ou Colette, jouer les Mozart ou les Colette'). L'emploi de du n'y est pas illustre. J'en releve toutefois saus la plume d'Herve Bazin deux attestations non metonymiques: Et qu'est-ce qui lui prend, a lui? 11 s'est souleve taut seul, sans en avoir ete prie pendant une heure. Sa tete jaune se balance avec une grace d'oison. 11 fait trois pas, il chavire, il vient s'abattre entre mes genoux. - Taut seul, hein! Taut seul, Stance! murmure-t-il, faraud. Petit bougre! Voyez-moi cette Constance qui avance une main de eire, qui essaie de lui fourrager dans les cheveux. Et qui serre les levres. Et qui plisse les yeux. Qui lutte contre le grelottement de son menton. Qui repete d'une voix rauque: «Mon pauvre cheri! » Qui c'est un comble! eclate soudain en sanglots ridicules . . . Ma tante est pres de moi, pressante, enveloppante, prodigue de meches et de mots. Mais non, mais non, elle n'est pas malheureuse, votre niece, qui secoue ses larmes, qui embrasse du Claude et du Mathilde, taut ce qui se trouve a la portee de sa bauche, au hasard. Leve-toi et marche (coll. du «Livre de poche», p. 143s.) (Constance, la protagoniste du roman, une jeune infirme, s'occupe elle-meme d'un enfant handicape, Claude. Emue par les quelques pas qu'il vient d'esquisser en presence de la tante Mathilde, elle essaie de dissimuler son emotion en embrassant pele-mele l'acteur maladroit et la spectatrice attendrie.) Le «partitif» traduit le brouillage des objets a travers un regard embue («votre niece qui secoue ses larmes») et l'aspect convulsif des effusions («taut ce qui se trouve a la portee de sa bauche, au hasard»). Noter que le feminin de la Mathilde ne semble pas exclu, mais la vision morcelee des personnes (du Claude et du Mathilde = 'des petits bouts de Claude et de Mathilde') a sans doute facilite leur «desexuation» 7 . rencontre Fran�oise Sagan contient un nom propre, Fran�oise Sagan est sur l'etagere de gauche metonymise a mon avis Je nom propre, et p.ex. J'ai tu tout (tous les) Fran�oise(s) Sagan(s) opere l'antonomase a declic metonymique du nom propre en nom commun. 6 Exception: Je «style telegraphique» des petites annonces (p.ex. «Antiquaire achete Matisse, Braque, Picasso ... »). 7 Voir quelque chose de semblable pour ! es noms de villes: Je feminin de Ja terminaison consonantique bascule au masculin sous l'action d'une caracterisation restrictive (p.ex. le vieux Bruxelles ainsi que le vieux Paris) ou d'une synecdoque (p.ex. Bruxelles defait = 'l'equipe de Bruxelles'): cf. FEIGENBAUM 1989. «Ecouter du Mozart»: Variations sur un theme 199 (5) 11 decoule de la remarque precedente que l'exemple 24 de GARY-PRIEUR repris sous [11] etait ambigu: [11] 11 y a du Maquart la-dessous. Deux traductions. Ou 1° antonomase metonymique = 'l'individu nomme Maquart a trempe dans cette affaire et y a laisse sa marque' (rapprocher l'antonomase metaphorique II y a du Don Juan en Paul= 'du seducteur'), ou 2 ° nom propre non metonymique quantifie = 'Maquart est son pere et revit en lui'. (6) La prise en consideration partielle du nom commun dans ecouter du Mozart, etc. a pour pendant sa prise en consideration totale au moyen de tout 8 • Voyez p.ex. les vers bien connus de [12]: [12] 11 est un air pour qui je donnerais/ Taut Rossini, taut Mozart, taut Weber ... (Nerval) Quel röle assume tout? Quantification plurielle? Non, l'extensite de Rossini, Mozart, Weber egale 1. Caracterisation ( = 'Rossini, Mozart, Weber entiers')? A la rigueur, mais l'invariabilite de p.ex. J'ai lu tout Colette permet d'en douter. Adverbe de la determination zero, apropos de laquelle notre remarque 2 refusait pourtant l'antonomase? Force est d'admettre la transmutation occasionnelle du nom propre en nom commun, tout palliant la carence de l'article le en cette fonction 9• Pour trois raisons: - Premierement, la bizarrerie de Il est un air pour qui je donnerais Rossini, Mozart, Weber, en comparaison de Il est un musicien pour qui je donnerais Rossini, Mozart, Weber. - Ensuite la difference de reprise personnelle. On aura de fait (comparer KLEIBER 1992b en NS): Colette est sur l'etagere de gauche. Elle est reliee plein cuir (nom propre metonymique), mais Tout Colette est sur l'etagere de gauche. II est relie plein cuir (nom commun). s La terminologie linguistique tend a confondre partitif et partiel, bien que l'article «partitif» releve le cas echeant de l'extensite maximale (p.ex. Du vin blanc desaltere mieux que du vin rauge = 'il est vrai de la tatalite du vin blanc qu'il desaltere mieux que Ja tatalite du vin rouge, Ja proposition se verifiant rasade apres rasade') et que ! '«adjectif indefini» taut = 'n'importe quel' incombe autant que un ou du il. l'extensivite partitive (cf.Nl): p.ex. Le soldat espagnol est le plus brave, mais * Uni* Tout soldat espagnol est Je plus brave et Un! Tout soldat espagnol est tres brave (WILMET 1986). 9 Le determinant un nom commun issu de nom propre le cantonnerait-il dans Je registre «numeratif» (cf. infra): J'ai ecoute Je Mozart ( = 'le morceau que tu m'avais conseille') ... ton Mozart ( = p.ex. 'ton disque favori') et ... tout ton Mozart ( = 'j'ai ecoute ton disque favori jusqu'au bout', voire 'j'ai epuise les ressources de ta discotheque en musique de Mozart', moins bon que J'ai ecoute tous tes Mozart(s))? Autre eventualite, Je souci d'eviter un decryptage conforme a nos exemples [8]: J'aime Je Mozart= 'Wolfgang Amadeus a l'exclusion de son pere Leopold', [10] (populisme, ou italianisme: Je Mozartcomme Je Tasse, donc aussila Colette comme Ja Callas ou Ja Malibran). 200 MarcWilmet - Antonomase facultative, enfin, parce que p.ex.II est un musicien pour qui je donnerais tout Rossini, tout Mozart, tout Weber recree l'ambigui:te constatee au paragraphe 5, exemple 11: 1 ° 'la musique de Mozart/ Rossini/ Weber dans son integralite' (nom commun), 2 ° 'les personnages de Mozart/ Rossini/ Weber dans la totalite de leurs composantes' (nom propre) 10• (7) D'ou sort en definitive le masculin de p.ex.lire du Colette si le nom determine est bien un nom commun? Trois pistes s'ouvrent: (a) la pronominalisation du caracterisant, (b) la nominalisation du caracterisant, (c) la deshumanisation du nom propre. (a) A cöte des pronominalisations retenant le genre du nom efface: la (course) transsaharienne, 1a (route) transcanadienne, le (train) transsiberien, le (Thelitre) Franr;ais = 'la Comedie Frans;aise', un (parcours de golf a) dix-huit trous, du super (carburant) en France, de la super (essence) en Belgique, etc. on rencontre p.ex. boire un aperitif ou chausser du 38 quand il y a hesitation sur l'identite du nom omis: une boisson aperitive ou n'importe quel breuvage aperitif, un masculin soulier, chausson, escarpin ... ou un feminin chaussure, botte, pantoufle ... de pointure 38. Cette espece de neutralisation eclaire et conforte la critique de Gary-Prieur: «Pourquoi, lorsqu'on pense a Colette, aurait-on dans la pensee le nom livre plutöt que le nom ceuvre? » (177).Ecouter (oujouer) du Mozart, c'est aussi, indifferemment, ecouter (jouer) une symphonie ou un concerto, et lire du Colette parcourir une nouvelle ou un recit de l'ecrivain ... Que presumer de Claudel, poete, dramaturge, essayiste ...? [13] Elle dedame du Claudel, du Claudel, j'ai bien dit. (Brassens) Principale faiblesse du raisonnement, l'obligation que represente le masculin demeure inconnue des adjectifs originels (p.ex. une automobile) 11, des noms communs (p.ex. une deux-chevaux), des noms propres toponymiques (p.ex. une 10 Une troisieme et une quatrieme interpretations sont permises avec tout quantifiant: Leopold ou Wolfgang Amadeus, tout Mozart merite l'attention (nom propre), Paul achete tout Matisse en bon etat (nom commun). 11 TESNIERE (1959: 412): «Le genre de [automobile] a fait, il y a un demi-siede, couler beaucoup d'encre, et pour pas grand'chose. Certains ont pretendu que le mot devait etre masculin et qu'il fallait dire un automobile. Tout le monde s'est mele de la question, meme le Conseil d'Etat ... Et il est de fait que, vers le commencement du siede, certains puristes plus ou moins bien inspires preconisaient le genre masculin et s'effors;aient de precher d'exemple, sous le pretexte fallacieux que le substantif dont procedait semantiquement le mot etait vehicule, qui est du masculin. Mais ce fut 1a une tentative tres artificielle et que l'usage ne devait pas ratifier. Le Nouveau Larousse illustreindiquait le masculin, mais un quart de siede plus tard le Larousse du XX' siede enregistrait le feminin en se bornant a ajouter «Quelques-uns font ce mot du masculin ». En fait, personne n'hesite plus aujourd'hui a admettre que le mot est feminin.» «Ecouter du Mozart»: Variations sur un theme 201 Chimay) 12 et des noms propres patronymiques exterieurs au domaine de l'art (p.ex. une Renault). Faudra-t-il des lors sous-entendre systematiquement le nom masculin (EUVre au sens d'«ensemble des reuvres»? L'hypothese a le triple inconvenient (i) de requerir pour une tournure vivante la perpetuation d'un archa'isme ou au bas mot d'une preciosite, (ii) de rendre malaisement interpretable p.ex. faire du Colette = 'pasticher le style ou la maniere de la romanciere', (iii) de ne plus convenir aux noms d'individus moins illustres (cf. Cette plaisanterie, c'est bien du Louis chez GARY-PRIEUR: le nom (EUVre eventuellement omis ne saurait etre que feminin et un neutre quelque chose vaudrait aussi pour Chimay on Renault). (b) L'absence du feminin est symptomatique de la nominalisation plutöt que de la pronominalisation par suppression de nom-noyau: comparer broyer du noir ou distinguer Je vrai du faux (nominalisations) et porter Ja (robe) noire ou distinguer Ja vraie (perle) de Ja fausse (pronominalisations). On con�oit mal cependant que le processus s'applique a un nom, sauf a postuler une translation adjective qui reexige un noyau a effacer ulterieurement (p.ex. l'reuvre ou le style de CoJette � Je Colette).Complication inutile. Je prefere defendre le point de vue simplificateur de la deshumanisation du nom propre patronymique. (c) L'antonomase, en privant le nom commun du trait 'humain' inherent au nom propre, le rend asexue. De 1a le masculin passe-partout (epicene). Reste a expliquer le traitement diversifie des masculins exclusifs du Mozart, du Colette, un Matisse . . . et des pronominalisations masculines ou feminines p.ex. un(e) Citroen, un(e) Peugeot, un(e) Renault ... Hasardons, faute de mieux, une conjecture psychologisante. Le travail artistique preserve a l'encontre de la production industrielle une relation en ligne directe sans l'intermediaire d'un quelconque nom d'objet a retablir du createur (musicien, ecrivain, peintre) a sa creation: Mozart passe taut entier dans sa musique, Colette dans ses ecrits, Matisse dans sa peinture 13• Paternite le cas echeant putative (exemple 14): [14] Cette musique/ ce livre/ ce tableau n'est pas de Mozart/ Colette/ Matisse, mais c'est du Mozart/ du Colette/ du Matisse. [= 'ces reuvres ont toutes les qualites des reuvres de Mozart, de Colette, de Matisse meme si Mozart, Colette, Matisse n'en sont pas les auteurs']14 12 11 y aurait une enquete a mener sur le genre pas toujours clairement fixe des eaux de table: du/ un Perrier, du/ un Spa, du/ un Vichy (finales vocaliques) mais de la/ une Badoit; de la/ une Chaudfontaine, de la/ une Volvic (finales consonantiques) mais du/ un Vitel et de la/ une ou du/ un Contrex, etc. 13 On entend aussi du Sevres ou un Saxe en depit de l'implicitation naturelle des noms porcelaine ou ceramique. Alignement des noms propres toponymiques a caractere artistique sur leurs homologues patronymiques, ou plutöt pronominalisation neutralisee (= 'des objets en porcelaine ou en ceramique de Sevres, de Saxe')? 14 Ce tableau n'est pas de Matisse, mais c'est un Matisse signifierait 'ce tableau porte la signature usurpee de Matisse, c'est un faux'. On rend l'acception de [14] par une «enclosure»: Ce tableau n'est pas de Matisse, mais c'est un vrai Matisse. 202 MarcWilmet Une consubstantilite identique se retrouve en p.ex. Voila bien du Louis ou C'estdu Louis tout pur/ crache etc. = 'une attitude/ conduite ... portant l'empreinte inalienable de Louis' (les precisions bien ou tout purlcrache accusent l'homogeneite du nom propre et du nom commun) 15• [15] C'est de l'Oriane tout pur. (Proust) [= 'une quintessence d'Oriane'] Au bout du compte, ne serait-il pas preferable d'inverser les priorites: 1 ° du Louis ou de l'Oriane ... (cas general), 2 ° du Mozart, du Colette, un Matisse, etc. (cas particulier, la celebrite des personnages retrecissant l'eventail des manifestations attendues) 16 ? Nous sommes en mesure d'envisager maintenant le contraste «massif/comptable». Nom massif et nom comptable Au risque de rabächer (cf. WILMET 1988, 1990, 1992), commen�ons par redire que les linguistes auraient tort de trop melanger les plans (1) des objets du monde, (2) de leur representation mentale. (1) Ontologiquement parlant, existe-t-il une difference, et laquelle, entre p.ex. une chaise et de l'eau, celle-la nombrable, celle-ci non nombrable? Le debat s'alimente depuis JESPERSEN (1924) au principe de reference cumulative «toute somme des parties d'un objet x est x» de QUINE (1960), presupposant le principe de reference distributive «toute partie d'un objet x est x» de CHENG (1973), l'un et l'autre coiffes du principe de reference homogene «toute partie de x qui est x est partie d'une quantite superieure de x» de TER MEULEN (1981). Laissons sans regret le domaine des realia aux physiciens et aux philosophes. (2) L'attention se deplace de la realite objective vers (a) saperception collective et (b) sa restitution individuelle, deux niveaux que diverses inventions terminologiques de Culioli (dense vs discret), de Damourette et Pichon (massifvs numeratif) et de Guillaume (continu vs discontinu) aideront a stratifier. (a) La fa�on dont les hommes per�oivent les objets du monde est denoncee par les affinites positives ou negatives de tel ou tel nom avec tel determinant et/ ou tel 1s GARY-PRIEUR met l'asterisque a *Cette plaisanterie, c'est bien de Ja Marie. Je ne serais pas aussi categorique: du Marie = 'un trait de Marie observable en n'importe qui', ? de Ja Marie = 'un trait de Marie observe en Marie'. 16 En dissociant ! es «qualitatifs» du Louis, de I'Oriane ... des «quantitatifs» du Mozart, du Colette ... ( = 'quelques mesures/ lignes ou des heures d'ecoute/ de lecture'), GARY-PRIEUR betonne exagerement Ja frontiere: cf. Pareille irreverence, c'est du Mozart taut pur (qualitatif) et Je me suis tape du Louis aforte dose pendant des heures (quantitatif = 'Ja conversation de Louis'). «Ecouter du Mozart»: Variations sur un theme 203 nombre. Des noms statistiquement denses (p.ex. eau) s'opposent de la sorte a des noms statistiquement discrets (p.ex. chaise) 17• (b) Les determinants du nom et le nombre grammatical entrent en jeu, les premiers opposant une restitution (i) massive (p.ex., en accord avec la perception dense: de l'eau, et en rupture avec la perception discrete: de la chaise) a une restitution numerative (p.ex., en accord avec la perception discrete: une chaise, et en rupture avec la perception dense: une eau), le second une restitution (ii) singuliere ou continue (p.ex. une chaise ou de l'eau) a une restitution plurielle ou discontinue (p.ex. des chaises ou des eaux). Soient quatre syntheses: 1° Restitution numerative continue: la/ une chaise (perception discrete), une eau (perception dense). 2° Restitution massive continue: l'eau, de l'eau (perception dense), de Ja chaise (perception discrete). 3° Restitution numerative discontinue: ! es/ des eaux (perception dense), ! es/ des chaises (perception discrete) 18• 4° Restitution massive discontinue: pluriels «internes» ! es/ des eaux/ nuees = 'une accumulation d'eau, de nuages', les! des ordures (noms d'objets composites), les/ des ai"eux/ cieux (noms a double pluriel: massifs cieuxlareux, numeratifs ciels/ ai"euls), les/ des ciseaux/ tenailles/ bretelles/ braies (noms d'objets apparies), les/ des rillettes/ semailles/ epousailles/ vicissitudes . . . (noms depourvus de singulier en usage standard) 19• On aura observe que l'article le (la) indifferencie a l'instar de l'article de les n KLEIBER (1987) adopte le test de un peu de + singulier, effectivement revelateur: p.ex. un peu d'eau mais ? ? un peu de chaise. Ajoutons que des facteurs cognitifs interviennent dans la perception dense ou discrete, en particulier (1) le caractere intrinseque ou extrinseque des notions (cf. GUILLAUME 1919: p.ex. intelligence ou chat sont autosuffisants mais aptitude ou animal renvoient ii une application -c'est la seconde propriete qui rend ! es «mesureurs» kilo, livre, metre, litre, stere . . . et ! es «classifieurs» categorie, genre, sorte, chapitre . . . assez refractaires ii la perception dense), (2) la taille des objets (cf. GALMICHE 1986, 1987: p.ex. manger dupoulet mais ? manger de l'huitre, manger du brachet mais ? manger du goujon, manger du raifort mais ? manger du radis, manger de la courge mais ? manger de la mure), et leur plasticite (acceptabilite decroissante, parallelement aux dimensions croissantes, de du fit, de la corde, du cable, ? du rail, ? ? de l'oleoduc .. .). 1s Le pluriel externe coule uniformement ! es objets en restitution numerative, mais ! es objets de perception discrete additionnent des individus (p.ex. ! es/ des chaises = '1 chaise + 1 chaise + 1 chaise . . .') et ! es objets de perception dense additionnent des instances (p.ex. ! es/ des eaux = '1 variete d'eau + 1 variete d'eau + 1 variete d'eau . . .'). 19 L'amalgame du numeratif et du discontinu aboutit ii refuser un article partitif pluriel (cf. p.ex. GoossE 12 1986: §568: «Ce n'est qu'au singulier qu'on distingue l'indefini et le partitif») et au classement scolaire de des comme pluriel de un. II est vrai que certains manuels trient un des «indefini» dans p.ex. des lentilles ( = 'une lentille' + 'une lentille' + 'une lentille', etc.) et un des 'partitif' dans p.ex. des confitures ou des epinards ( = 'de l'epinard' + 'de l'epinard' + 'de l'epinard', etc.). Que faire en cas de cuisson excessive des lentilles? Angoisse . . . Pour nous, des est un quantifiant partitif discontinu (toujours), numeratif (le plus souvent) ou massif (exceptionnellement), 1a langue n'ayant pas juge utile ou trouve le moyen -d'etablir le seuil. 204 MarcWilmet restitutions massive et numerative ou, plus correctement exprime, n'intercale aucun filtre entre la perception et la restitution (exemples 16 et 17: le/ (pas) de veau = 'animal de boucherie' ou 'viande'). [16] Maman prepare Je veau (pour Ja parade ou pour Je diner). [17] Nous n'avons pas de veau (a l'etable ou a Ja cuisine). A cette reserve pres, la restitution exerce la liberte en dernier ressort des utilisateurs. Si nous revenons a nos «moutonymies», voila le moment de rendre campte du phenomene qu'avait signale KLEIBER, cette Substitution «infidele» du numeratif [19] au massif [18], tandis que le numeratif [21] reproduit «fidelement» le numeratif [20]. [18] Paul ecoute du Mozart. [19] Le Mozart que Paul ecoute/ Ce Mozart est admirable. [20] Paul achete un Matisse. [21] Ce Matisse fera Je bonheur de ses vieux jours. Une alternative theorique se dessine. Premiere hypothese Le nom propre originel doterait intrinsequement le nom commun de la perception discrete. Les desagrements pratiques sont negligeables puisque la restitution numerative acheter un Matisse s'inscrit dans le droit fil de la perception et que les restitutions massives ecouter du Mozart ou lire du Colette de [10] s'inspirent d'un procede familier (exemple 22). [22] Paul a casse du flic lors de Ja manifestation. [23] prenant le contrepied de [10] n'exigerait a son tour qu'un «broyage» de Matisse ( = 'un pan de sa production picturale': non plus une toile, de la toile) 20: [23] Paul ecoute un Mozart, lit un Colette, achete du Matisse . . . 20 PELLETIER (1979) a elabore Ja fiction souvent reprise d'un «broyeur universel» et BUNT (1985), en replique, celle d'un «conditionneur universel». Ces metaphores risquent de donner a entendre que Je determinant denaturerait l'objet. Admettons pour p.ex. gagner une place = 'un rang' et gagner de la place = 'un espace', mais manger de la pomme n'est pas forcement 'se nourrir de compote', un vin de qualite se soutire, pourquoi pas, «au robinet», etc. Sur Ja massivation (passablement meprisante ou au minimum desinvolte) de toile, cf. HERVE BAZIN, dans Madame Ex, Paris (Seuil) 1975, p.140: «... associer Je possible au certain, le peintre au decorateur, en lui faisant ecouler de la toile aux clients Mobiliart.» «Ecouter du Mozart » : Variations sur un theme 205 Avouons malgre tout une triple gene: 1 ° ecouter un Mozart et lire un Colette s'averent moins naturels ou moins «primitifs» que ...du Mozart, ...du Colette, 2 ° l'idee du nom commun perpetuant la perception discrete du nom propre alors qu'il resilie son trait humain a quelque chose d'irremediablement ad hoc, 3 ° en quoi [24] detonne-t-il plus que la succession «infidele» [18] � [19]? [24] Paul a casse du flic lors de Ja manifestation. *Ce flic s'est retrouve a l'höpital [tlic 1 en perception discrete mais en restitution massive = 'flicaille', flic 2 en restitution numerative respectant Ja perception discrete d'un individu] Seconde hypothese Les noms communs issus des noms propres Mozart, Colette, Matisse ... participeraient de la perception dense ou de la perception discrete suivant le produit qui assure la notoriete du nom propre 21: p.ex. Mozart ou Colette denses a l'egal de musique ou litterature, et Matisse discret a l'egal de peinture (de chevalet: ni le travail ni la matiere, le resultat).[10] n'a pas plus besoin de «conditionnement» que de «broyage» (reserves a [23]), mais le hie de la sequence [18] massive � [19] numerative se reinstalle. Solution de facilite ou derobade, on pourrait evidemment nier la realite du constat.Tous les observateurs n'acceptent pas que le massif du Mozart se mue ipso facto en numeratif ce Mozart. Glissons sur l'objection faite a un exemple comme [25], ou le nom propre fournit une lecture d'emblee plausible (cf. N4): [25] Paul et Pierre ecoutent du Mozart. Paul dit a Pierre: «Ce Mozart est admirable. » Mais p.ex. [26] engendre l'hesitation: [26] Pierre a joue hier du Mozart et du Bach, j'ai to11tefois prefere son Bach a son Mozart. Son Bach et son Mozart= 1 ° 'son interpretation de Bach et son interpretation de Mozart' (noms propres; comparer [5]) ou 2 ° 'le Bach et le Mozart qu'il a joues' (noms communs issus de noms propres en restitution numerative-p.ex.'la partita de Bach et la sonate de Mozart'-ou d'aventure en restitution massive-'sa musique de Bach et sa musique de Mozart')? [27] non plus ne parait pas irrecevable: [27] Paul et Pierre jouent du Mozart et le Mozart qu'ils jouent leur plait plus que celui de Grumiaux et Haskil [='Ja musique de Mozart',* 'teile piece de Mozart']. Quid? Un fait certain, la comprehension spontanee de [19] est numerative.Et si la de du mystere residait taut bonnement dans la relative caracterisante le Mozart que Paul ecoute ou dans le quantifiant-caracterisant ce Mozart (anaphore en [19]: 21 De Ja aussi Ja perception dense «par defaut » des noms communs issus de noms propres obscurs: C'est bien du Louis, r;;a, etc. (ou alors C'est un Louis = 'une piece d'or a l'effigie du roi Louis'). 206 Marc Wilmet 'le Mozart que Paul vient d'ecouter'; ailleurs ostension: 'le Mozart que Paul ecoute en ce moment', ou cataphore 'le Mozart que Paul va ecouter'). On se souviendra (cf. WrLMET 1986) que la caracterisation des noms de perception dense facilite la restitution numerative: du vin et du/ un vin de prix (dedoublement de l'ensemble X 'vin' en un sous-ensemble X' 'vin de prix' + un sous-ensemble X'' 'vin bon marche'), du beurre et du/ un beurre sale, Qu'est-ce que l'or? et *Qu'est-ce qu'un or? mais Qu'est-ce que l'or pur? et Qu'est-ce qu'un or pur? , etc Ce virage confine a l'obligation avec les noms abstraits: du courage et uu/ ? du grand courage, du charme et uu/ ? du charme discret. On aura de meme [28]: [28) Paul ecoute un/ ? du Mozart admirable, lit un/ ? du merveilleux Colette. Les noms communs issus de noms propres conjugueraient ainsi deux motifs la caracterisation brochant sur le mecanisme extractif pour passer de la restitution massive a la restitution numerative ou, soyons precis, pour substituer a la perception dense de l'ensemble Mozart ou Colette la perception discrete du sous-ensemble Mozart admirable ou merveilleux Colette, que l'article le pur ou incorpore au demonstratif ce enregistre numerativement. L'impraticabilite simultanee de la restitution numerative (exemple [29] modifiant [15]) et de la reprise anaphorique (exemple [30] prolongeant [15]) apporte un debut de confirmation: [29) ? ? C'est un Oriane tout pur [= 'c'est un mot typique d'Oriane'; cf. N21). [30) C'est de l'Oriane tout pur et ? ? cet Oriane m'agace [a ne pas confondre avec le nom propre cette Oriane: cf. N4). Se non e vero ..., je relance bien volontiers la balle aux amateurs qui voudront la saisir. Bruxelles MarcWilmet Bibliographie BUNT, H. C. 1965: Mass Terms and Model Theoretic Semantics, Cambridge CHENG, Ctt.-Y. 1973: «Comments of Moravcsik's paper», in: K.J.J. HrNTIKKA et al. {ed.), Approaches to Natural Language, Dordrecht/ Boston, p. 286--88 ENGWALL, G. 1984: Vocabulaire du roman franr;ais (1962-1968). Dictionnaire des frequences, Stockholm FEIGENBAUM, S. 1989: «Le genre des noms de ville comme signe linguistique», Foundations of Semiotics 20: 407-14 GALMICHE, M. 1986: «Note sur les noms de masse et le partitif», LF72: 40-53 GALMICHE, M. 1987: «A propos de la distinction massif/comptable», Mode/ es Linguistiques 9: 179-203 GARY-PRIEUR, M.-N. 1990: «Du Bach, du Colette: neutralisation du genre et recategorisation des noms de personnes», FM 58: 174-89 GoossE, A. 1986: Le Bon Usage. Grammaire fran�aise, Paris-Gembloux 12 e ed. GUILLAUME, G. 1919: Le probleme de l'article et sa solution dans la langue frani;;aise, Paris «Ecouter du Mozart»: Variations sur un theme 207 JESPERSEN, 0. 1924: The Philosophy of Grammar, London KLEIBER, G. 1987: «Une le9on de chose: sur le statut semantico-referentiel du mot chose», Travaux du Centre de Recherches Semiologiques 53: 57-75 KLEIBER, G. 1992a: «A propos de du Mozart: une enigme referentielle», in: Systemes interactifs. Melanges en l'honneur de Jean David, Paris, p.241-56 KLEIBER, G. 1992b: «Qui est sur l'etagere de gauche ou faut-il multiplier les referents? », in: Etudes de linguistique romane et slave en l'honneur de Stanislas Karolak, Cracovie, p.315-41 PELLETIER, F.J. 1979: «Non-singular Reference: Some Preliminaries», in: F.J. PELLETIER (ed.), Mass Terms: Some Philosophical Problems, Dordrecht/ Boston/ Londres, p.1-14 QmNE, W. 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Cette grammaire en acte se double d'une grammaire sociale et mondaine avec l'importance des discussions des Salons et des cerdes philologiques dans la genese d'un fran�ais standard. De la sorte, predomine alors moins la grammaire comme produit fini que comme production, avec les inevitables problemes poses par le statut enonciatif des grammairiens et la validite de leurs decisions. La reference de cette grammaire en gestation est fournie par les Remarques sur La Langue fran<; aise de VAUGELAS qui sont publiees en 1647 et qui fonctionnent comme le premier maillon d'une chaine intertextuelle composee de nombreux ouvrages critiques echelonnes sur une quarantaine d'annees, dont les auteurs sont le plus souvent laudatifs, parfois reserves ou meme hostiles envers les positions de leur celebre predecesseur: La Liberte de La Langue franr;aise dans sa purete de DuPLEIX (1651), les Doutes sur La Langue franr;aise (1674) et les Remarques nouvelles sur La Langue franr;aise (1675) de BouHOURS, les Remarques sur La Langue franr;aise de Monsieur de VaugeLas (1687) de CoRNEILLE, les Reflexions sur l'usage present de La Langue franr;aise (1688) de BoISREGARD ... Mais la contribution la plus dense et la plus caracteristique dans ce dialogisme grammatical est celle de MENAGE qui fait paraitre en 1672 ses Observations sur La Langue franr;aise 1 • On retrouve chez Menage la meme orientation globale que chez Vaugelas: une visee theorique consistant a fixer le meilleur usage synchronique possible de la langue; une methodologie fragmentee, faite de remarques desordonnees, ponctuelles, plus portees sur la micro-grammaire que sur les grandes regularites de la langue ... Par-dela ce mimetisme entre l'initiateur et l'un de ses continuateurs, les Observations de Menage forment l'un des jalons les plus importants pour le debat du XVII e siede sur l'usage, non seulement parce qu'elles revelent un grammairien incisif et talentueux, aux orientations conceptuelles et culturelles fre- 1 En 1676, Menage ajoutera un second tome a ses Observations, principalement consacre a sa polemique contre Bouhours. Notre etude concerne principalement le premier tome qui porte sur l'exegese de Vaugelas. L'enonciation grammaticale au XVII e siede 209 quemment en porte-a-faux avec ses contemporains, mais surtout en ce qu'elles montrent les veritables enjeux de la construction du bon usage, a partir des variantes lectales heritees de la Renaissance. A cet egard, l'ouvrage de Menage d'ordinaire sous-estime 2 peut etre apprehende comme un cas exemplaire d'enonciation grammaticale, a travers les deux problemes qu'il pose: comment se comporte un grammairien vis-a-vis d'un discours grammatical qu'il cite? En quoi cette mention d'un discours grammatical autre fonctionne comme revelateur pour sa propre ideologie sur la langue? Notre propos est d'examiner quelques aspects saillants de cette edification d'une norme a deux voix, fragile et imperfective. 1. La responsabilisation du discours-source de Vaugelas Pres du quart des observations de Menage consistent en des commentaires sur les Remarques de Vaugelas, lesquels suivent le processus de la reprise citationnelle, saus la forme du discours indirect ou du discours resume. Or la plupart des remarques de Vaugelas emanent d'une source enonciative flaue et difficile a identifier. Cette incertitude est due a plusieurs facteurs. Elle s'explique d'abord par le caractere meme de Vaugelas dont la timidite, la prudence et l'attachement scrupuleux a la bienseance empechent les prises de position trop tranchees. Interviennent ensuite les conditions de redaction des Remarques, d'inspiration heterogene en ce qu'elles sont couramment l'echo de debats anterieurs, a l'Academie ou dans les assemblees lettrees, dont Vaugelas se fait le catalyseur. A cela s'ajoutent les contradictions memes de Vaugelas dans sa production grammaticale, puisqu'il hesite entre le statut de grammairien-miroir, «temoin» ou «greffier» de l'usage, et celui de grammairien-decideur aux positions parfois tranchees 3 • Or retraite dans l'enonciation citante de Menage, un tel discours eclate et polymorphe subit une modification radicale, perceptible tant sur le plan de la mise en scene enonciative de Vaugelas que sur celui des verbes de locution qui l'introduisent. 2 BouvrnR 1970: 57 resume bien Je discredit qui frappe ! es Observations: «On comprend que cet ouvrage, ou l'auteur songeait moins a perfectionner Ja langue qu'a etaler ses vastes connaissances, n'eftt guere eu d'influence, si Menage n'eftt pas ete tant en vogue et tant en renom parmi ! es beaux esprits». Ace reproche s'ajoutent ! es difficultes de lecture de l'ouvrage («his prose heavy and difficult to read», comme Je note AYRES-BENNETT 1987: 208), Menage n'ayant «ni le tact ni l'elegance de Vaugelas» aux dires de STREICHER 1970: XXIX. 3 Cf. a ce propos notre contribution presentee aux quatriemes Rencontres regionales linguistiques de Bäle en septembre 1992: «Les Remarques de Vaugelas sont-elles polyphoniques? » et a paraitre dans ! es Actes de ce colloque. 210 Marc Bonhomme 1.1. Les transformations de la voix enonciative de Vaugelas On releve dans les Remarques de Vaugelas au moins trois modalites enonciatives qui, prises en charge par Menage, sont simplifiees et filtrees selon une attribution uniforme et partiale. De temps a autre, Vaugelas developpe dans ses Remarques un discours monophonique (RouLET 1985: 72), non seulement redige, mais encore pris en charge par son auteur. Dans ce cas, l'enonciation de Vaugelas se trouve taut normalement reprise par une attribution monophonique de Menage, le «j'ecris et j'assume» du premier se convertissant en un «il ecrit et il assume» dans le discours citant du second. Cela peut se faire par le biais d'une reformulation au style indirect, la remarque de Vaugelas «Precipitement, ou precipitamment» (164): Precipitement est bon, mais precipitamment est beaucoup meilleur, et j'en voudrois tousjours user devenant dans l'observation correspondante de Menage (252): «Monsieur de Vaugelas dit que precipitement est bon». La reformulation peut aussi adopter le procede du discours resume, lorsque Menage rapporte la remarque «Gracieux» (526) de Vaugelas: «Ce mot ne me semble point bon quelque signification qu'on luy donne (...)» avec la tournure reduite (272): «Monsieur de Vaugelas a condamne ce mot en toutes ses significations». Mais le plus souvent, loin d'endosser isolement son discours grammatical, Vaugelas le construit avec d'autres enonciateurs, transcrivant leurs decisions dans un enonce polyphonique 4 , taut en prenant egalement parti vis-a-vis d'eux avec une attitude de confirmation, de circonspection ou de dementi. 11 est alors possible de parler de polyphonie partagee, paraphrasable en un «j'assume avec d'autres». Or quand Menage mentionne de telles remarques, il omet la contribution des autres enonciateurs, pla�ant celles-ci saus la responsabilite exclusive de Vaugelas. Transposant la voix plurielle du discours cite en une voix unique, cette ellipse de la multiplicite enonciatrice caracterise plusieurs commentaires de Menage, a l'exemple de l'observation «A travers: au travers» (112) dont le but est le reexamen de la remarque de Vaugelas du meme titre (250).La plus grande partie de cette derniere consiste en une synthese resultant du consensus de diverses sources grammaticales et approuvant au travers, a laquelle Vaugelas mele sa voix, notamment lorsqu'il fait une restriction finale sur la variante de cette tournure: Tous deux sont bons, mais au travers est beaucoup meilleur, et plus usite ... C'est l'opinion commune et ancienne, mais depuis peu il y en a et des Maistres, qui commencent a dire a travers de ... Pour moy je ne Je voudrois pas faire. 4 Ce terme est a prendre dans son acception usuelle de discours eclate, issu de plusieurs voix enonciatives. Cf. MAINGUENEAU 1987: 54. L'enonciation grammaticale au XVII 0 siecle 211 Cette polyphonie partagee se reduit en monophonie stricte dans le retraitement de Menage qui transforme la construction collective de la regle en decision unilaterale de Vaugelas: «M. de Vaugelas a decide qu'au travers estoit beaucoup meilleur et plus usite qu'a travers». Ce parti-pris de Menage est davantage revelateur lorsqu'il affecte chez Vaugelas une polyphonie partagee qui cesse d'etre explicitee par le deictique personnel «je» suivi d'un verbe comportatif pour se voir suggeree par des morphemes subjectifs plus diffus. C'est ainsi que Vaugelas dissout volontiers son engagement personnel dans un «on» ou un «nous» davantage distancies, ces enallages ambigus le mettant en connivence avec d'autres instigateurs de l'usage, taut en preservant sa contribution enonciative. On releve entre autres ce type de polyphonie partagee et ambivalente dans la remarque «Ordres pour un Sacrement» (367): On demande s'il Je faut faire masculin ou feminin. On respond qu'il est l'un et l'autre, non pas indifferemment, mais selon la situation oii il est. Par exemple, M. Coeffeteau et tous ! es bons Autheurs escrivent les sainctes Ordres, et cependant tout Je monde dit, et escrit les Ordres sacrez, et non pas sacrees. Retraite par Menage (obs. «Ordre», 158), le «on» en demi-teinte formule par Vaugelas s'estompe pour laisser place a la pleine personne de ce dernier formellement mise en relief en position de sujet: «M. de Vaugelas veut qu'on dise les Saintes Ordres, et les Ordres sacrez». Parallelement, au terme d'une manipulation qui ne manque pas d'aplomb, l'usage attribue par le redacteur de la remarque a «M. Coeffeteau», a «tous les bons autheurs» ou a «taut le monde» disparait completement, une telle omission faisant eclater la polyphonie initiale du texte-source. Le deplacement de la source discursive effectue par Menage est encore plus net quand il tauche des remarques de Vaugelas qui se developpent selon le principe de la polyphonie stricte. Par ce terme, nous entendons les cas ou Vaugelas se contente de mettre en scene un ou plusieurs enonciateurs, lui-meme s'abstenant de prendre position et se comportant en locuteur au sens de DucRoT 1980: 38-44, c'est-a-dire en transcripteur d'une «an-regle» arretee par d'autres. Une telle attitude qui repond aux intentions affichees dans la preface des Remarques et qui fait de Vaugelas un spectateur plus ou moins distant du debat grammatical se rencontre dans une remarque comme «Epitaphe» (32): «Les uns font Epitaphe masculin, les autres feminin; mais la plus commune opinion est qu'il est feminin». La encore, filtres a travers le discours citant de Menage, le «X enoncent» et le «�a decide» de l'usage se convertissent en un «il enonce», a savoir en un discours cite a nouveau monophonique qui focalise et interiorise la responsabilite collective sur Vaugelas. Translation de voix dont temoigne l'observation «Epitaphe» (146): «M. de Vaugelas veut qu'il ne soit plus presentement que feminin». 212 Marc Bonhomme Enfin, il arrive frequemment que dans le discours de Vaugelas la source de la regle exposee soit indecidable du fait de son caractere implicite. Considerons la remarque «Promener» (20): 11 faut dire et escrire,promener, et non pas pourmener. Tantost il est neutre ...Tantost neutrepassif ... Et tantost actif ... Qui est a la base de cet enonce? L'usage, la Cour, tel ecrivain, Vaugelas lui-meme? Il est impossible de le dire, son support enonciatif restant dans l'ombre et laissant libre cours a toutes les hypotheses. Pourtant, dans son observation «Promener» (366 ), le doute n'effleure pas l'esprit de Menage, puisqu'il explicite la voix du seul Vaugelas, lui pretant ! 'initiative de la regle: «Monsieur de Vaugelas ... dit que ce mot est quelquefois neutre. » 1.2. Le jeu sur les verbes de locution On releve ainsi toute une convergence dans le rapport citationnel de Menage envers Vaugelas.Alors que les Remarques sur la langue franraise sont disparates et eclatees au niveau enonciatif, Menage les recentre invariablement sur l'autorite etroite de leur auteur en les mentionnant comme monophoniques. Une telle attribution restrictive de l'acte grammatical se confirme lorsqu'on examine les verbes de locution qui introduisent, dans les Observations, le discours rapporte des Remarques. L'attitude pretee a Vaugelas y est rarement neutre. Dans ce cas, le discours citant de Menage se borne a developper des verbes objectifs, enregistreurs de l'enonce transcrit, en general de type declaratif. Ces derniers peuvent faire etat d'un acte assertif global: «M. de Vaugelas dit » (obs. «Pleurs», 159s.). Ils peuvent aussi decomposer l'acte locutoire de Vaugelas en ses differentes phases, additives: «Il ajoute » (obs. «Quanta moi», 426s.) ou conclusives: «Il conclut » (obs. «Fond», 172s.). Le cas echeant, le comportement confere a Vaugelas se specifie en un acte intellectuel plus precis: «M. de Vaugelas a remarque » (obs. «Possible», 497); «M. de Vaugelas a observe » (obs. «Recouvert», 463ss.). Mais ordinairement la conduite supposee de Vaugelas se charge d'une forte dose de personnalisation, avec une mutation subjective de l'enonciation citee. C'est ainsi que Menage assigne deux grands actes de langage a Vaugelas: - Secondairement des actes pathemiques selon la terminologie de GREIMAS- CouRTES 1986: 165, la grammaire devenant pour celui-ci une affaire d'appreciation, a resonance caracterielle ou instinctive. L'auteur des Remarques y est alors presente comme un decideur capricieux, filtrant le bon usage selon ses humeurs du moment. Les actes pathemiques attribues a Vaugelas dans les Observations sont tantöt globaux: «M. de Vaugelas ne peut souffrir » (obs. «Superbe», 122 ); L'enonciation grammaticale au XVII 0 siede 213 tantöt disjonctifs, avec une orientation vers le pöle positif: «M. de Vaugelas prefere» (obs. «S'il faut dire vieil, ou vieux», 42) ou vers le pöle negatif: «Ce mot deplait a M. de Vaugelas» (obs. «Ambitionner», II: 475). - Principalement des actes directifs au sens de SEARLE 1982: 53, Vaugelas etant depeint sous les traits d'un potentat grammatical, a l'autorite imperieuse et aux decisions peremptoires. La encore, l'acte directif presume par Menage chez Vaugelas peut etre global, occasionnellement conciliant: «M. de Vaugelas permet de dire» (obs. «Philippes», 413), mais dans la majorite des cas tyrannique, avec une profusion de «M. de Vaugelas veut», introduction locutive de loin la plus frequente dans les mentions du discours vaugelasien (obs. «Epigramme», 145 - «N'ont-ils pas fait? », 383). L'acte directif se fait egalement selectif, Vaugelas etant des lors dote d'un comportement verdictif dans l'acception d'AusTIN 1970: 153, refusant ou acceptant tel tour langagier. A ce moment, le champ metaphorique du pouvoir laisse la place a celui de la justice. Dans le cadre de l'exclusion de la non-regle, cela peut aller du simple bläme («Il a repris un de nos plus fameux auteurs» [obs. «Jaillir», 124]) a la sentence radicale («M. de Vaugelas a condamne» [obs. «A present», 389s.]). Dans celui de la preconisation de la regle, Menage octroie a Vaugelas toute la palette des actes judicatoires qui oscillent entre la sentence banale («M. de Vaugelas a decide» [obs. «S'il faut dire trouver, ou treuver», 380ss.]), la resolution audacieuse («M. de Vaugelas a prononce hardiment» [obs. «Si l'on peut dire jusque et jusques», 81ss.]) ou le couperet sans appel («Il a tranche net» [obs. «S'il faut dire cueillera et recueillera, ou cueillira et recueillira», 174]). Au bout du compte, reinterpretee par le discours citant de Menage, l'attitude enonciative de Vaugelas dans ses Remarques conjugue les traits de la responsabilite maximale et de la subjectivite dominante, ce qui est a l'oppose du titre de l'ouvrage, le terme de «remarques» affichant une distanciation et une neutralisation de son locuteur. Habituellement situee dans la premiere partie des observations de Menage, cette systematisation partiale de l'enonciation-source projette au premier plan la personnalite de son devancier et confere une autorite renforcee a ses enonces. Une telle mise en exergue va permettre a Menage de mieux cibler et de manipuler le contenu meme des remarques, selon deux traitements inegaux qui occupent en principe la seconde partie des observations. 2. L'approbation du discours-source de Vaugelas Il arrive a Menage d'enteriner la teneur des remarques de Vaugelas, le discours citant du premier epousant le discours cite du second dans un mouvement de coenonciation. Dans ce cas, le processus de responsabilisation de Vaugelas que nous venons de constater le transforme en garant incontestable de l'usage, ses jugements 214 Marc Bonhomme fonctionnant comme autant d'arguments d'autorite auxquels Menage se plie de banne grace. Pleinement conforme avec la reputation qu'avait Vaugelas dans les annees 1650-1680, sa validation comme grammairien-oracle suit deux modalites inegales. 2.1. L'approbation non argumentee dominante La plupart du temps, lorsque Menage admet les considerations de Vaugelas, il n'en dit pas les motifs. La raison en est que l'argumentation se trouve deja generalement dans les Remarques et qu'il suffit de s'y referer par un simple renvoi. Ce defaut d'explication est aussi justifie par le fait que ce processus d'adhesion concerne prioritairement des problemes lexicaux peripheriques portant sur la prononciation, le genre ou le nombre de divers vocables et ne necessitant pas de longs developpements. Au degre minimal, Menage se contente de corroborer par une formule confirmative le discours cite de Vaugelas. Elle peut etre phrastique, comme dans l'observation «Relasche» (164): «M. de Vaugelas veut qu'il soit tousjours masculin. Je suis de son avis»; ou adverbiale, a l'exemple de l'observation «S'il faut dire naviger, ou naviguer» (391): «Monsieur de Vaugelas a fort bien decide qu'il faloit dire naviger». A un degre intermediaire, Menage co-asserte la position de Vaugelas en la restituant dans son cadre dialogique, elargissant le debat et dynamisant l'arriereplan interactif de la regle en formation. D'une part, Menage renforce assez souvent la formulation de Vaugelas en la completant par la confirmation d'une autre source: Anagramme: M.de Vaugelas veut qu'il soit tousjours feminin; et je suis de son avis. C'est aussi de ce genre que l'a fait M.Volletet dans ! 'Epigramme contre ! es Anagrammatistes qu'il m'a fait l'honneur de m'adresser. (138) D'autre part, il peut approuver Vaugelas, tout en mentionnant la contre-attestation minoritaire de tel ou tel auteur: Exemple: M.de Vaugelas a fort bien decide qu'il estoit feminin en Ja signification de patron ...; et que dans l'autre signification il estoit masculin (...). Renier l'a pourtant fait aussi feminin dans cette derniere signification. (149) Parfois, la contextualisation dialogique se fait plus ample, pour peu que Menage abonde dans le sens de Vaugelas en reactualisant l'extension et la complexite du debat sur la variation langagiere de certains termes. Cette fluctuation entre plusieurs usages possibles caracterise entre autres l'observation «Equivoque» (147): L'enonciation grammaticale au XVII e siede 215 Le mesme M. de Vaugelas veut qu'il soit tousjours feminin [DECISION CITEE]; et je suis en cela de son avis [CO-ASSERTION DE MENAGE], quoyque Du Bellay ... l'ait fait masculin [ANTI-USAGE DE DU BELLAY].Le Pere Chiflet l'aime mieux aussi feminin [CO-ASSER- TION CONFIRMATRICE]. De temps a autre, Menage ne se contente pas de retablir les entrelacements enonciatifs des remarques ponctuelles de Vaugelas qu'il approuve, mais il leur ajoute un complement de contenu, participant a la construction de la regle en train de s'elaborer et la regenerant quelque vingt-cinq annees apres sa premiere formulation. Soit l'observation «Gens» (60). La premiere partie de celle-ci consiste en une reprise filee au style indirect de la remarque de Vaugelas du meme titre (462). La matrice explicative fournie par ce dernier est alors endossee par Menage, son discours s'entremelant, dans une fusion etroite, avec le discours rapporte de la remarque. Concordance des deux assertions que nous figurons en caracteres gras: Monsieur de Vaugelas a remarque que gens estoit tonsjonrs mascnJin dans tontes ses significations; excepte dans celle de personnes, dans laquelle il est feminin, si l'adjectif Je precede; et mascnlin si l'adjectif Je snit. Ainsi on dit: J'ay vu des gens bien faits; bien resolus. On dit an contraire, Voila de bei/ es gens; Ce sont de softes gens, de fines gens; de bonnes gens. 11 a aussi remarque que cette reigle souffroit nne exception, qui est qu'apres l'adjectif tout, ce mot de gens estoit tonsjonrs mascnlin, comme il paroist par ces exemples, Tous les gens de bien; Tous Jes honnestes gens et que Menage lui-meme explicite dans un mouvement conclusif: «Ces choses sont tres bien remarquees. » Mais l'observation de Menage se poursuit par une relance exegetique qui relativise la regle co-enoncee a l'aide d'eclairages complementaires, de nature diachronique: «J'ajoute aux Remarques de M. de Vaugelas que ce mot, en la signification de nation, se disoit autrefois au singulier » , litteraire: «Mais aujourd'huy, il n'est plus guere en usage qu'au plurier; si ce n'est en vers burlesques » , ou semantique: «J'ajoute encore aux Remarques de M. de Vaugelas que gens ne se dit point d'un nombre precis » . Enfin, l'adhesion de Menage aux Remarques de Vaugelas peut se faire d'une fas;on plus diffuse, non plus sur leur contenu meme, mais par mimetisme methodologique. On connait la remarque «Terroir, terrain, territoire» (74) de Vaugelas, dans laquelle il essaie de fixer les spheres d'emploi de ces parasynonymes selon des criteres pragmatiques. Sur ce modele taxinomique dont il felicite Vaugelas, Menage construit par analogie l'observation «Taux, taxe, taxation» (507): «Monsieur de Vaugelas a fait une banne remarque sur ces trois mots ... On en peut faire une semblable sur ces trois autres, taux, taxe, et taxation». S'appuyant sur la ressemblance phonetique et rythmique de ces deux series qui commencent par le meme phoneme et qui reposent sur un canevas ternaire, Menage se livre a une analyse comparative de ces nouveaux vocables, pratiquant comme en osmose une demarche distributionnelle identique a celle de Vaugelas en ventilant leur specificite respective dans le langage commercial. 216 Marc Bonhomme 2.2. L'approbation argumentee episodique Beaucoup plus rarement et lorsqu'il est question de problemes davantage grammaticaux que lexicaux, au lieu d'enteriner brievement les propositions ou la procedure grammaticale de Vaugelas, Menage donne les motifs de son approbation en developpant une argumentation qui rationalise les choix de celui-ci. Dans cette legitimation dialogique de l'enonce cite, qui fait de Menage le justificateur de l'usage pröne par Vaugelas, il faut reconnaitre que les raisons avancees par Menage sont succinctes et sommaires quant a leur force persuasive. L'approbation argumentee de Menage peut etre indirecte, a l'exemple de l'observation «Mien, tien, sien» (96) qui rend campte de la remarque correspondante de Vaugelas. Menage y approuve en premier lieu le commentaire de ce dernier, constatant la deperdition de ces formes dans le beau style. Neanmoins, il lui reproche par la suite de ne pas avoir prouve le bien-fonde de ses considerations: «Mais il n'en a pas dit la raison » . Bien-fonde que Menage releve dans une source exterieure: «Je viens de la trouver dans la Grammaire Generale et Raisonnee». Apres quoi, il se borne a reprendre la regle formulee par les grammairiens de Port- Royal sur la distribution morphosyntaxique des series Mien! Tien/ Sien et Mon/ Ton/ Son. Parfois Menage motive directement par lui-meme la pertinence de certaines remarques de Vaugelas, l'approche constative et mondaine de celui-ci se voyant enrichie par la perspective plutöt intellectuelle de celui-la. Mais a ce niveau, l'argumentation de Menage est fort discrete, se limitant a des petitions de principe banales, surtout quand il s'agit de prouver la justesse d'une remarque de Vaugelas par la doctrine dominante du bei usage, comme dans l'observation «Quasi» (491): «Je suis pour M. de Vaugelas contre M. de la Mothe-le-Vayer et contre Dupleix. Quasi n'est plus du bei usage, si ce n'est en certains endroits». D'ailleurs, de telles ebauches d'explication se situent habituellement en arriere-plan dans la structure des observations. Elles revetent alors la forme d'une proposition incidente, a l'image de l'observation «Prochain. Voisin» (518) qui approuve la construction preconisee par Vaugelas pour ces deux adjectifs et qui se poursuit par cette breve declaration : «Et pour une plus grande perfection, j'en userois toujours ainsi. » Elles prennent egalement l'aspect d'une addition argumentee, comme dans l'observation «Bestail et bestial» (581) ou, apres avoir felicite Vaugelas pour sa decision sur ces termes, Menage confirme son bon choix par une annexe syntaxique signalant la distribution BestaillBestiaux. On releve ainsi fa et 1a chez Menage une connivence envers Vaugelas dans la construction de la norme, bien qu'elle ne deborde guere le stade de la confirmation enonciative ou du complement explicatif. Cette connivence est comprehensible, vu que tous deux se placent dans la meme optique du vernaculaire tel qu'il doit etre parle et qu'ils partagent le meme goftt pour la clarte et la precision du langage. II existe du reste une certaine estime entre les deux hommes, Vaugelas demandant a L'enonciation grammaticale au XVII e siede 217 Menage son avis sur ses Remarques avant leur parution et discernant en lui «un des oracles de notre langue, aussi bien que de la grecque et de la latine» (cf. SAMFI- REsco 1971: 286). De son cöte, outre qu'il s'efforce de prendre le ton et les procedes de Vaugelas dans ses recherches grammaticales, Menage ecrit: «M. de Vaugelas estoit un fort honneste homme; ce que j'estime beaucoup plus que d'estre un savant homme» (Obs. II: 70). Mais c'est souvent chez les theoriciens integres dans le meme courant de pensee que les querelles de detail sont les plus vives. Ce qui ne manque pas de se produire entre Vaugelas et Menage dont les reproches sur les Remarques sont beaucoup plus importants que les approbations. 3. La contestation du discours-source de Vaugelas En fait, derriere les amabilites de surface, transparait un certain malaise entre Menage et Vaugelas, le premier n'hesitant pas a denigrer le second 5 et le second redoutant la «mordacite» du premier si l'on en croit TALLEMANT 1657. C'est que par-dela la difference de caractere entre le conciliant Vaugelas et le fier Menage, il existe entre eux des divergences plus profondes sur la conception meme de la norme, sur le statut de l'usage et sur le röle du grammairien. Aussi, parmi les contradicteurs de Vaugelas comme Dupleix ou La Mathe le Vayer, Menage apparait-il comme le plus critique aux yeux de STREICHER 1970: XXVI, meme si son comportement le range davantage dans la dissidence que dans la franche opposition. Cela explique l'abondance des micro-critiques qui emplissent les Observations relatives aux Remarques, leur profusion releguant en marge les approbations que l'on a pu voir. Avec elles se manifeste le Menage polemiste, dont le discours cesse d'etre compilateur ou citationnel pour exploiter la richesse de l'argumentation eristique. A ce moment, le processus de responsabilisation de Vaugelas releve precedemment ne vise plus a le transformer en autorite, mais a l'isoler comme cible, les imperfections denoncees par Menage dans ses decisions partagees avec d'autres devenant le fait de sa seule personne. On decouvre alors dans les Observations un discours anti-oriente qui se devoile a travers diverses structures oppositionnelles, elles-memes soutenues par une enonciation pamphletaire basee sur plusieurs themes refutatifs. s Vaugelas est par exemple accuse dans ! es Obs. Il: 70 d'avoir compose ses Remarques «avecque le secours de ses amis» ou, dans la Requeste des dictionnaires 1649: 479, il se voit dedaigneusement qualifie d' «estranger et Savoyard». 218 Marc Bonhomme 3.1. Quelques structures contre-argumentatives Il est interessant de relever un echantillon des schemes contre-argumentatifs qui recouvrent la variete des dissensions entre Menage et Vaugelas et qui attestent l'aisance demonstrative de l'avocat que fut celui-la.De fait, une partie des observations sont construites a la fa�on d'un plaidoyer, fondees sur des sequences refutatives tolerantes ou implacables, qui en font des textes agoniques habilement structures qu'on peut opposer au desordre de la plupart des remarques de Vaugelas. 3.1.1. La contre-argumentation tolerante On trouve chez Menage une premiere serie de mouvements contre-argumentatifs assez souples qui entrent dans une strategie de conciliation, malgre leur contestation des positions de Vaugelas. 3.1.1.1 La contre-argumentation concessive: Elle correspond a un schema textuel simple et de structure binaire: Menage presente d'abord un contre-argument hostile a Vaugelas, mais il l'attenue ensuite par une sequence concessive qui limite la portee de ses objections.Ce schema sous-tend de nombreuses observations, dont «Taute sorte» (558) constitue le prototype: ASSERTION CITEE DE VAUGELAS: CONTRE-ASSERTION DE MENAGE: CONCESSION DE MENAGE: M. de Vaugelas veut que ... on mette toute sorte avecque le singulier: comme Je vous souhaite toute sorte de bonheur et toutes sortes avecque le plurier, comme Dieu vous preserve de toutes sortes de maux. Je ne suis pas de son avis, et je soutiens qu'il est aussi elegant de dire toute sorte, avecque le singulier, comme a dit Malherbe Toute sorte d'objects ... Je veux dire dans les exemples alleguez, ou autres semblables, car il y en a d'autres ou il faut dire toutes sortes, comme II y en a de toutes sortes. 3.1.1.2. La contre-argumentation en spirale: Cette structure originale forme une variante de la conciliation, avec cette fois un retour partiel au point de depart, ce qu'illustre l'observation «Gangreine» (468). Menage y rapporte en premier lieu la decision de Vaugelas: «L'auteur des Remarques veut qu'on ecrive gangreine, et qu'on prononce cangreine». Il la conteste en second lieu par une contre-proposition: «Selon moi, il faut ecrire et prononcer cangreine». Mais il acheve son texte en reconnaissant que la position de Vaugelas peut egalement etre valable si l'on adopte le point de vue de telle autorite en rhetorique, ce qui donne une legitimite relative a l'usage preconise par celui-la: «L'opinion de M. de Vaugelas pourroit cependant estre deffendue par ce passage de Quintilien ...». L'enonciation grammaticale au XVll c siede 219 3.1.1.3. La contre-argumentation avec relance: Elle consiste a neutraliser l'argument cite et le contre-argument qu'on lui objecte, puis a sortir de l'impasse produite en trouvant une echappatoire.Soit l'observation «Cupidite» (86).Menage commence par s'y faire l'echo de la resolution de Vaugelas: «M. de Vaugelas ... conclut que ce mot ne vaut rien», a laquelle il oppose un contre-usage, lui-meme nuance par une concession: «Messieurs de Port-Royal ... ont pourtant dit cupidite ... Il est vray qu'ils en ont este repris par M. Desmarets». Finalement, Menage annule son objection, en montrant le dilemme suscite par la faiblesse egale de ces deux propositions et en relan�ant le debat par une nouvelle solution non justifiee: «Et pour en parler franchement, je ne tiens pas ce mot fort bon.Mais je ne tiens pas convoitise meilleur: et je ne voudrois me servir ny de l'un ny de l'autre ... Je dirois un desir». 3.1.1.4. La contre-argumentation disjonctive: Son but est de diviser l'argument critique en deux sous-arguments dont on approuve l'un et dont on rejette l'autre. Frequente chez Menage, cette demarche sous-tend notamment l'observation «Reproche» (16 2) qui vise a examiner le genre de ce vocable.Vaugelas opte pour 1e masculin au singulier et pour 1e feminin au pluriel. Menage accepte la partie de la decision de Vaugelas concernant le singulier, mais il conteste la partie relative au pluriel, pour conclure: «Selon moi, il est toujours masculin». La contre-argumentation tolerante revele deux facettes du grammairien Menage. D'un cöte, elle montre le Menage honnete salue par les commentateurs, capable de s'opposer franchement a ses adversaires, mais qui sait aussi reconnaitre le bien-fonde de leur position et s'incliner devant elle (SAMFIREsco 197 1: 38-51). Cet aspect de la personnalite de Menage est caracteristique avec les contreargumentations concessives et disjonctives. D'un autre cöte et au desavantage de Menage, on a souvent note sa propension a l'irresolution qui le fait hesiter, malgre son caractere incisif, sur l'usage a prescrire, submerge qu'il est par son immense culture et paralyse par la variete contradictoire des attestations qu'il accumule, ce qui le conduit a un relativisme rendant toute decision malaisee (BouvrnR 1970: 57). Cette attitude de Menage est nette avec les contre-argumentations en spirale et avec relance qui temoignent d'un embarras certain et qui s'achevent par des solutions de compromis, revelatrices de la difficulte a fixer les lectes normatifs de la langue classique. 3.1.2. La contre-argumentation intransigeante Mais en general les structures contre-argumentatives des Observations sont beaucoup plus violentes, en particulier quand Menage se prevaut de sa science philologique et de sa pratique discursive pour refuter Vaugelas. Son arsenal polemique met alors en reuvre quatre realisations principales. 220 Marc Bonhomme 3.1.2.1. La contre-argumentation rencherissante: S'integrant dans un processus amplificatoire, un grand nombre d'observations se deroulent selon un double mecanisme contre-argumentatif, d'abord modere, puis tendu. Cette composition en crescendo caracterise entre autres l'observation «Navire» (155). Selon son habitude, Menage commence par y mentionner la position reinterpretee de Vaugelas: «L'Auteur des Remarques veut qu'il ne soit plus aujourd'huy que masculin». Sur ce, il se livre a une refutation mitigee, faite de concession pour la moitie de la regle de Vaugelas: «Cela est vray en prose», et de contestation pour l'autre: «mais non pas en vers: car en vers on s'en sert encore au feminin». Mais par la suite la critique prend de l'ampleur en une gradation qui corrige la concession partielle en opposition totale, laquelle bloque toute possibilite de conciliation: «Et cela n'est mesme pas tousjours vray en prose: car en parlant de la nef Argo, on peut fort bien l'appeler la navire Argo: ou plustost on la doit ainsi appeler». Un tel raisonnement exploite chez Menage les nombreuses techniques du rencherissement contrastif: jeu sur les modalites: «11 y a pourtant de certains endroits Oll non seulement on peut dire vieil, mais Oll il le faut dire» (obs. «S'il faut dire vieil, ou vieux», 43); jeu sur la tension enonciative: «Je dirois aussi ... et je le dirois mesme plustost ...» (obs. «Tandis que, alors que, lors que», 55 1); jeu sur la frequence temporelle: «On dit indifferemment sarge et serge ...; et on dit mesme serge plus souvent que sarge» (obs. «S'il faut dire sarge, ou serge», 41) ... 3.1.2.2. La contre-argumentation inversive: Quelquefois le mecanisme rhetorique des Observations devient plus expeditif en tirant parti des echelles qualitatives des arguments. De nature semantique, la methode consiste a prendre le contre-pied evaluatif de Vaugelas en inversant, dans un mouvement de sablier, son appreciation sur tel ou tel terme. Par exemple, a propos de l'adverbe precipitement (25 2), lorsque Vaugelas «dit que precipitement est bon», Menage replique aussitöt par un «il est abominable», formulation qui hyperbolise negativement l'estimation positive de celui-la.Par contre, lorsqu'il est question du verbe ambitionner (t. 2: 475), le deplacement axiologique opere un parcours oppose, puisqu'a la devalorisation de Vaugelas auquel «ce mot deplait» repond la valorisation de Menage: «Je le trouve fort beau». 3.1.2.3. La contre-argumentation totalitaire: D'essence quantitative, cette manipulation reside dans l'isolation complete de la position de Vaugelas en soulignant que la totalite des utilisateurs et des concepteurs de l'usage ont un jugement contraire au sien. Proche de la pratique de la terre bn11ee, une telle tactique transforme la «on-regle» que Vaugelas pretend instaurer en une lubie idiolectale depourvue de toute legitimite.L'observation «Gracieux» (2 7 2) est eclairante a cet egard. Apres avoir contredit Vaugelas par une inversion evaluative («M. de Vaugelas a condamne ce mot en toutes ses significations. 11 est tresbon»), Menage mentionne, morphemes emphatiques et quantificateur a l'appui, la masse unanime L'enonciation grammaticale au XVII e siede 221 de ses opposants dans toutes les spheres d'emploi: «et M. de la Mathe le Vayer et Dupleix ont raison de blamer en cela M. de Vaugelas. Tons nos bons auteurs s'en sont servis, et en prose et en vers. Malherbe ... Le pere Bouhours ...». Il finit meme par se prendre en exemple, s'erigeant, taute modestie mise a part, en caution du bon usage: «J'ay dit aussi dans man Eglogue pour la Reine de Suede . . . ». 3.1.2.4. La contre-argumentation presomptueuse: Semblable a la precedente pour ce qui est du mecanisme global, mais opposee a elle sur le plan de la distribution des röles, cette technique revient a montrer que l'ensemble des theoriciens et des praticiens de la langue sont du cöte de Vaugelas, Menage etant taut seul dans sa desapprobation. Cette attitude inconfortable dans laquelle on peut reconnaitre l'arrogant Menage est attestee par une observation comme «S'il faut dire cueillera ... ou cueillira» ( 17 4): M. de Vaugelas ... a tranche net qu'il faloit dire cueillira ... Le Pere Chiflet ... est du mesme avis. (:'a este aussi l'opinion de Maigret ... M. du Vair n'a jamais parle autrement ... Le Cardinal Du Perron ... a dit demesme ... Messieurs de Port-Royal ont dit aussi ... Chacun de nous recueillira ... Mais nonobstant toutes ces autoritez, je soustiens positivement qu'il faut dire cueillera et recueillera. Cependant, la faiblesse apparente de cette position est immediatement compensee et retournee par une profusion d'arguments justificatifs qui occupent plus de deux pages, un tel developpement explicatif etant destine a supplanter la sequence accumulative initiale. Cette structure est sans doute la plus tendue des Observations, puisqu'on assiste a la superiorite du «seul contre tous», avec les obligations qui en decoulent pour Menage, mais qu'il assume pleinement. 3.2. L'enonciation polemique de Menage Ces formes argumentatives a l'reuvre dans la plupart des observations se doublent frequemment d'une elocution depreciative qui corrode les Remarques de Vaugelas dans la production discursive de Menage. Une telle attitude enonciative debute avec les inevitables processus de distanciation, indiques par les notations incidentes du type «selon moi» (obs. «Monsieur, Madame,» 394) ou par l'usage des parentheses: «M. de Vaugelas veut qu'on ecrive sans dessus dessous: comme qui diroit (ce sont ses paroles) que la confusion est telle en la chose dont on parle ... qu'on n'y reconnoist plus ce qui devroit estre dessus ou dessous» (obs. «Sens dessus dessous», 27). La mise en doute se poursuit avec le procede de la modalisation, tel le verbe croire qui, applique aux opposants de Menage dans la meme observation, ebranle la solidite de leurs assertions ou le verbe pretendre qui, dans l'observation «Alors que, lorsque» (55 2), presuppose la faussete de la regle etablie par Vaugelas. Mais 222 Marc Bonhomme lorsqu'il se fait polemiste, Menage privilegie trois techniques de denigrement qui tranchent, par leur violence, avec la courtoisie supposee entre les honnetes gens dans les debats grammaticaux. Menage fait facilement appel al'accusation d'incompetence, blämant Vaugelas pour ne pas connaitre les principes elementaires de la langue. Nous sommes alors en presence du Menage savant, qui revetant les habits du maitre d'ecole, meprise la culture essentiellement mondaine de Vaugelas, traite finalement comme un mauvais eleve 6• Au degre faible, le tort de Vaugelas ne depasse pas la simple etourderie: «M. de Vaugelas s'est mepris» (obs. «Pleurs», 159)- «M. de Vaugelas ne s'est pas aperyu que ...» (obs. «Grand' au lieu de grande», 502). Plus grave, en de tres nombreuses observations, l'etourderie devient erreur: «M. de Vaugelas s'est trompe» (obs. «S'il faut dire extremement», p.4s.), reprobation que condense le terme fatidique de «faute»: «Il y a plusieurs fautes dans ces deux ou trois lignes de M. de Vaugelas» (obs. «Noms latins terminez en e», 317).A un stade superieur, on passe de la lacune occasionnelle a la deficience chronique, avec le reproche d'ignorance: «M. de Vaugelas ne savoit pas que ...» (obs. «Delices», 289). Et le discredit devient parfois redhibitoire lorsqu'il denonce le neant hyperbolique du travail de Vaugelas: «Cette remarque est nulle de toute nullite» (obs. «Player, plier», 65). L'accusation est beaucoup plus fächeuse quand elle passe du non-savoir de Vaugelas ases contradictions de raisonnement.A ce moment, Menage exploite les ressources de l'autophagie 7 dont le but est de devoiler l'incoherence de la demonstration de l'adversaire, qui s'effondre semblable aun chäteau de cartes, sans qu'il soit besoin de fournir des objections. Une telle autodestruction sape plusieurs passages de Vaugelas, comme dans l'observation «Epithete» (147). Menage commence par y exposer l'option theorique de l'auteur des Remarques apropos de ce terme: «M. de Vaugelas veut qu'il soit presentement plustost feminin que masculin». Puis apres avoir exprime sa reprobation pour cet usage, il releve perfidement le choix pratique de Vaugelas, incompatible avec sa propre regle: «M. de Vaugelas lui-mesme l'a fait masculin.Epithete mal place. C'est le titre qu'il a donne aune de ses remarques, p. 156 de la premiere edition. 11 a dit ailleurs epithetes frequens». Une meme degradation par autophagie caracterise l'observation «S'il faut dire plurier ou pluriel» (10). Menage y note une discordance flagrante entre l'usage pröne par Vaugelas (pluriel) et celui recommande par les autres grammairiens, dont lui-meme (plurier), avant d'installer le debat au creur meme de son adversaire: 6 Mauvais eleve qui connaissait pourtant bien le latin et qui traduisit brillamment Quinte- Curce! 7 Pour cette technique rhetorique repertoriee dans les traites de l'Antiquite et qui passe pour etre le summum de l'habilete en matiere d'argumentation, voir RoBRIEUX 1993: 111. L'enonciation grammaticale au XVIl 0 siecle 223 Et ce que M. de Vaugelas dit en sa remarque, que tous ! es Grammairiens generalement ont escrit plurier, suffiroit pour prouver contre lui qu'il faut ainsi parler: puisque par ses propres ma:ximes il faut parler selon l'usage, et que l'usage a l'egard de ce mot Grammatical ne peut estre contraire au sentiment de tous ! es Grammairiens. L'autophagie se degage alors de l'enthymeme qui sous-tend l'expose de Menage. Les premisses en sont pretees a Vaugelas lui-meme: MAJEURE: MINEURE: «II faut parler selon l'usage» Or on dit plurier («Tous ! es Grammairiens ... ont escrit plurier») Mais de telles premisses conduisent ineluctablement a une conclusion sous-entendue («Donc plurier est l'usage») qui contredit 1'assertion preliminaire de Vaugelas rapportee au style direct («Je mets tousjours pluriel avec une 1»), discreditant ainsi sa demarche intellectuelle 8 • Jusqu'a present, Menage employait un discours agressif assez ouvert. Mais il arrive que sa polemique se fasse davantage pernicieuse, deployant l'ironie mordante dont il etait coutumier et qui lui valut beaucoup d'ennemis. Celle-ci peut revetir la forme de l'antiphrase dans l'observation «De la prononciation du D aux mots qui commencent par ad» (287). Le texte debute par un concert de compliments a l'adresse de Vaugelas: «M. de Vaugelas a fait un chapitre particulier de la prononciation du D aux mots qui commencent par ad; ou il a donne une liste tresutile et tres curieuse de tous ces mots».Mais l'accumulation des critiques ulterieures («Il a omis en cette liste le mot d'adgencer ...I1 y a encore omis adverbe ... Et il y a mis adjoint ... II s'est trampe ...») suggere une conversion qualitative de ces compliments en reprobations, dans une inference qui se double de polyphonie.Les compliments initiaux sont en effet alors reinterpretes comme des citations du «on dit» flatteur des nombreux admirateurs de Vaugelas, Menage les rectifiant a la baisse dans son «je dis» depreciatif insinue par la precision et la meticulosite de ses objections.L'ironie peut consister a rencherir sur le discours laudatif de Vaugelas a propos de ses modeles pour le bon usage, en montrant que le contre-usage entre dans un eloge superieur, ce qui valide ce dernier et ce qui du meme coup disqualifie implicitement l'evaluation de l'auteur des Remarques. Ce processus sous-tend l'observation «Cupidite» (86): Monsieur de Vaugelas ... conclut que ce mot ne vaut rien, et qu'il faut dire convoitise avec tous ! es bons escrivains d'aujourd'huy. Messieurs de Port-Royal, a qui on ne peut disputer Ja qualite d'excellens Escrivains, ont pourtant dit cupidite dans ! 'Apologie des Religieuses de Port- Royal, s Une teile attaque contre Ja position de Vaugelas n'empeche pas Menage de se montrer beaucoup plus nuance dans Ja suite de son observation. 224 Marc Bonhomme dans laquelle le <�e dis» superlatif de Menage corrige vers le bas le «il dit» louangeur de Vaugelas, ironiquement inverse selon une mention distanciatrice. 3.3. Les themes refutatifs de Menage A travers ces structures contre-argumentatives et son enonciation polemique, Menage developpe divers themes qui le font participer au debat sur la delimitation de l'usage et sur la place assignee a la grammaire au XVII e siede. Ces themes fonctionnent comme de veritables topoi: au sens aristotelicien 9 , a savoir comme des lieux argumentatifs recurrents, peu nombreux, plus ou moins stereotypes et reutilisables indefiniment dans les observations avec des variantes. Dans ce sens, Menage met en avant deux grands domaines thematiques. 3.3.1. Le theme du savoir linguistique On connait la vaste culture grammaticale de Menage dont l'erudition en fait, selon les jugements, un «pedant superlatif» pour COTIN 1666: 29 ou le «Varron du xvn e siede» pour BAYLE 1687: 54. Chez lui en effet, a la difference des autres promoteurs du bon usage, le savoir linguistique, defini comme reflexion sur la langue independamment de son enonciation, est un facteur primordial pour la codification du fran9ais. Sous cet aspect, contre la position plutöt spontaneiste de Vaugelas, Menage est le concepteur d'un determinisme de l'usage, alors cohditionne par une demarche etymologique Oll speculative. 3.3.1.1. Le savoir etymologique: Instigateur de la philologie comparee avec ses Origines de la langue franfaise publiees en 1650, connaissant le grec, l'hebreu, le latin, l'italien et l'espagnol, Menage apparait a bien des egards plus comme un continuateur des humanistes de la Renaissance que comme un grammairien de Salons. Ceci explique son souci constant d'enraciner ses decisions relatives a l'usage dans les processus transformationnels du franfais a partir de sa languesource qu'est le latin et de motiver ses choix synchroniques en fonction de leur conformite derivationnelle 10 • En cela, le topos de la filiation etymologique permet a Menage de faire obstade a Vaugelas selon plusieurs modalites. Parfois, en etymologiste savant, il rectifie les erreurs de ce dernier, pour peu qu'il se risque a 9 Pour l'essentiel, la theorie des topoi: se trouve exposee par ARISTOTE dans ses Topiques reedites en franr;ais en 1984, dans une traduction de TRICOT. 10 Cette position de principe est clairement explicitee dans les Menagiana 1693: 374: «On est toujours enfant dans sa langue, quand on ne lit que les Auteurs de son tems, et que l'on ne parle que la langue de sa nourrice. On donne un tour plus net et plus sublime a son discours quand on sait la genealogie des termes dont on se sert; et comment le saura-t-on si l'on n'a point lu les Anciens dans leur langue? » L'enonciation grammaticale au XVII e siede 225 formuler quelques derivations. Ainsi en est-il pour le terme landit (508) dont Menage corrige l'etymon «annus dictus» propose par Vaugelas en «indictum» ou pour Fond et fonds (172) dont il conteste la variante latine choisie par Vaugelas pour remonter jusqu'au grec ßv06s. Surtout, comme dans l'observation «S'il faut dire sarge, ou serge» (42), le recours a l'etymologie apporte a Menage les preuves du bien-fonde de son choix contre Vaugelas. A celui-ci qui prefere sarge, Menage y oppose serge qu'il legitime par sa source latine: «L'etymologie d'ailleurs favorise cette prononciation; ce mot ayant este fait de serica ou de sericia». Dans d'autres cas, a l'exemple de l'observation «Liberal arbitre» (504), Menage utilise le topos etymologique pour fournir une assise logique (par latin et «vieux gaulois» interposes) a un emploi oll Vaugelas ne voit qu'un caprice de la langue. Enfin, Menage fait appel a sa science etymologique pour justifier un usage a priori arbitraire. Soit l'observation «Convent, couvent» (168). Contre ceux (dont Vaugelas) qui prönent convent en raison de sa ressemblance morphologique avec le latin conventus, Menage opte pour couvent, arguant, preuves a l'appui, qu'il s'agit bien d'une forme etymologique, dont l'evolution a ete modifiee par une loi phonetique transformant le N en u. A travers toutes ses applications, le lieu argumentatif de l'etymologie a ainsi le double avantage de relativiser et de regulariser le debat sur l'usage, en depassant les apparences de l'instant pour les realites profondes de l'evolution de la langue. 3.3.1.2. Le savoir speculatif: Non plus diachronique, mais reposant sur le raisonnement in abstracto, le theme du savoir speculatif vise a legitimer ou non telle ou telle acception en la soumettant a diverses grilles analytiques. On le rencontre frequemment chez Menage, en cela proche des grammairiens de Port-Royal et en desaccord avec les declarations de Vaugelas dans la preface de ses Remarques. Alors que celui-ci pröne l'usage meme contre la raison, la position de Menage revient a assujettir l'usage a la raison, a preconiser un usage raisonne, en conformite avec les regularites globales de la langue. Si l'on considere l'observation «Grand' au lieu de grande» (502), apres avoir reproche a Vaugelas d'avoir effectue une repartition intuitive entre ces deux formes, Menage reprend la question en se livrant a une analyse distributionnelle rigoureuse Oll la selection de cette variation adjectivale se voit reglee par la possibilite ou non de l'article indefini devant eile. Dans l'observation «Sens dessus dessous» (27), Menage corrige l'option de Vaugelas pour sans dessus dessous en sens, s'appuyant pour cela sur tout un raisonnement paradigmatique («en taut sens; de ce sens-la»), confirme par l'analyse definitionnelle du terme: «Sens: cesta dire visage, situation, biais, posture». Dans l'observation «Oratoire» (157), la demonstration se fait analogique, Menage decidant pour le feminin contre le masculin voulu par Vaugelas en se prevalant de la ressemblance de ce vocable avec escritoire et armoire «qui sont aussi feminins». Dans d'autres observations comme «Asseoir» (249), Menage fonde son jugement sur la distinction claire des flexions verbales. A Vaugelas qui adopte a l'imparfait Nous nous 226 Marc Bonhomme asseions, Vous vous asseiez, Menage oppose Nous nous asseuons, Vous vous asseiiez «pour mettre de la difference entre les deux premieres personnes du plurier de l'imparfait et celles du present». Le raisonnement peut etre d'ordre phonetique, a l'image de l'observation «S'il faut dire apres soupe, ou apres souper» (368) dans laquelle Menage s'efforce d'expliquer l'opposition entre apres soupe et le souper par la non-prononciation d'une consonne finale dans le premier cas et celle d'un -r dans le second. On pourrait multiplier a loisir des exemples semblables ou a la norme empirique de Vaugelas repond chez Menage une norme soumise aux grandes lois du fran�ais. 3.3.2. Le theme de la pratique langagiere On releve chez Menage une seconde serie de lieux argumentatifs qui completent le theme du savoir et qui s'appuient non plus sur les processus abstraits de la langue, mais sur la pratique effective du discours, le faire des locuteurs selectionnant la norme. Apriori, ces topoi: lies a l'usage ne semblent etre que des variations lectales que Menage imposerait contre celles de Vaugelas. En fait, ils temoignent dans les Observations d'un double saut qualitatif par rapport aux Remarques, la theorie de l'usage exposee dans celles-ci etant profondement assouplie dans celles-la. 3.3.2.l. Le modele des praticiens du passe: Parallelement a la science etymologique, Menage fait souvent appel dans ses Observations a. l'experience diachronique des anciens locuteurs pour justifier ses positions face a Vaugelas. On assiste alors a un processus inductif a travers lequel les strates des emplois discursifs anterieurs au xvn e siede pris comme exemples fondent les regles de la langue dassique. En cela, Menage s'oppose doublement a Vaugelas et a la plupart de ses successeurs. Contre l'option d'une pratique synchronique et orale defendue par celui-ci laquelle ne remonte guere que jusqu'a Malherbe - Menage developpe une vision beaucoup plus large, puisqu'elle tient compte de la tradition ecrite depuis le xv e siede, Villon indus. Al'idee d'un usage ponctuel et libere du poids de l'histoire qu'on trouve chez Vaugelas, Menage repond par la conception d'une continuite dans l'exercice de la langue, l'usage actuel dependant de la chaine des usages ecoules 11 • Dans les faits, ce topos de la filiation de l'usage se traduit dans maints passages de Menage par de longues compilations, veritables morceaux choisis des theoriciens ou ecrivains des xv e et XVI e siedes, a l'exemple de l'observation «S'il 11 La encore dans les Menagiana (173), MENAGE est tres net sur sa pratique: «Je fais le contraire de Messieurs de l'Academie fram;;oise. Ils remplissent leur dictionnaire des mots qui sont en usage, et moi je ne mets dans mes Etymologies que ceux qui sont hors d'usage, pour tächer de faire en sorte qu'ils ne tombent pas dans l'oubli». - Ce gofit pour le passe de la langue explique encore la haute estime suspecte pour ses contemporains comme Bouhours en laquelle il tient Nicot (Obs. 11: 73): «Puisqu'on m'oblige de m'expliquer sur Nicot, j'avoue que je l'estime davantage que je n'estime M. de Vaugelas, que j'estime pourtant beaucoup». L'enonciation grammaticale au XVII e siecle 227 faut dire arondelle, herondelle ou hirondelle» (13), dans laquelle il reprend la distribution de ces trois termes operee par Vaugelas en inversant leurs degres d'acceptation qu'il juge errones. Entre autres, les temoignages de Saint-Gelais, de Rabelais et de Belon le conduisent a rehabiliter hirondelle contre herondelle prönee par Vaugelas et qui «ne vaut rien du tout», n'ayant aucune caution derriere elle, si ce n'est celle «du petit peuple de Paris». Dans certaines observations comme «S'il faut dire plurier ou pluriel» (10), on decouvre des conflits d'exemples passes resolus par la predominance statistique. Contre Vaugelas qui prefere pluriel mais que Menage ne peut valider que par quelques emplois anterieurs (Estienne et Nicot), celui-ci preconise plurier qui a l'avantage d'une riche tradition (Marot, Meigret, Ramus, Peletier, etc.). Parfois, lorsque les attestations passees ne peuvent plus orienter l'usage en cours suite a leur disparition, Menage les mentionne quand meme pour montrer le dynamisme du fran�ais, a travers la vie et la mort de ses formes. C'est ainsi que dans l'observation «Poison» (160), bien que Menage soit d'accord avec Vaugelas pour le masculin, il ne peut s'empecher d'accumuler les emplois feminins de ce terme au XVI e siede (Cretin, Ronsard, Belleau, Desportes), soucieux qu'il est d'en conserver la memoire lexicale. De la sorte, on constate chez Menage un veritable culte pour la filiation langagiere qui ancre ou qui met en perspective selon les cas la norme en cours d'elaboration. 3.3.2.2. L'elasticite de la pratique synchronique: Lorsque l'etymologie, le raisonnement ou l'exemple des siecles precedents ne parviennent pas a justifier les regles a instituer, Menage se retourne vers la pratique de ses contemporains qu'il eleve en modele. Avec le lieu argumentatif du bon usage, il rejoint apparemment Vaugelas, mais ses conceptions sur la selection du lecte synchronique ideal sont tres differentes de celles de l'auteur des Remarques, puisque contre la norme restreinte de ce dernier, il se fait le defenseur inconditionnel d'une norme extensive. II suffit de parcourir quelques observations pour s'en rendre compte. Quand Vaugelas condamne a present, Menage l'accepte en prose (389). Quand le premier voit en epithete plutöt un feminin qu'un masculin, le second admet les deux genres (147). Lorsque Vaugelas refuse lors de son election, Menage proclame cette expression «tres fran�aise» (552) . .. En particulier, cette difference de perspective est tres nette en ce qui concerne le genre poetique. D'une part, quand Vaugelas confine un terme comme mecene a. la poesie, Menage l'etend a l'ensemble de la prose (328). D'autre part, 1a ou celui-fa exclut tel ou tel terme du bon usage, celui-ci, en amoureux de la poesie, n'hesite pas a l'autoriser dans ce genre discursif. Ainsi en est-il pour poitrine (233) ou sortir de la vie (495). Non seulement Menage elargit le bon usage, mais encore il le destratifie. A la hierarchie rigoureuse instauree par Vaugelas entre la pratique superieure de la Cour et celle inferieure de la Ville, Menage replique par une neutralisation systematique du langage courtisan dont il refuse la specificite et la position dominante. La lecture des observations «Si l'on peut dire dependre, pour depenser» (247) ou «S'il faut dire aveine, ou avoine» (69) 228 Marc Bonhomme est eloquente a cet egard. En somme, dans le domaine delicat du bon usage synchronique, au topos de la fermeture et du compartimentage de Vaugelas repond le topos de l'ouverture et du decloisonnement de Menage, meme si sa tolerance ne depasse pas certaines limites 12 • * Ainsi, loin d'etre la construction lisse et limpide que suggere en 1671 1e pere Bouhours dans ses Entretiens d'Ariste et d'Eugene, le franfais classique du bon usage apparait comme un compromis et un reajustement permanent, ce qu'illustre parfaitement l'attitude critique de Menage envers Vaugelas. D'un cöte, les Observations nous montrent la finesse de la dialectique enonciative qui a preside a l'elaboration de la norme classique, avec ses phases de responsabilisation, d'approbation feutree et surtout de discussions polemiques. D'un autre cöte, elles fournissent un beau temoignage sur les fractures ideologiques au sein meme du bon usage, perfu tantöt dans son epaisseur synchronique et sa fermeture diachronique chez Vaugelas, tantöt dans son aplanissement synchronique et son ouverture diachronique chez Menage. Du reste, on ne peut s'empecher de noter un paradoxe dans 1e comportement de ce dernier. Autant il se revele cassant et partial a travers la richesse de son argumentation, autant il fait preuve d'une moderation certaine dans le contenu de ses decisions. Ce paradoxe est celui de l'homme Menage luimeme: violent 13 , mais aussi irresolu et seducteur sur le plan caracteriel; puriste a sa fafon, mais egalement rationaliste et admirateur des vieux textes dans sa demarche intellectuelle. Une telle complexite dans laquelle les contraires finissent par se neutraliser en fait finalement davantage une voix discordante dans la doctrine dominante de l'usage que l'instigateur d'une rupture ideologique avec lui. Celle-ci interviendra seulement avec la propagation du courant de Port-Royal qui va releguer a l'arriere-plan la micro-grammaire des pratiques langagieres pour imposer durant pres de deux siecles une grammaire ideale et systematique, plus stimulante conceptuellement, mais a coup sür moins interessante dans le domaine des debats enonciatifs. Berne Marc Bonhomme 12 En particulier, Menage rejoint Vaugelas dans sa condamnation des equivoques, des mots bas et populaires. On peut lire dans SAMFIRESCO 1971: 291-96 une liste entiere de mots prosa'iques qu'il rejette. 13 Par exemple, d'apres TALLEMANT 1657: «Menage», «[II] disait tout ce qui lui venait a la bouche et medisait du tiers et du quart». Selon CHAPELAIN 1672 dans sa lettre n ° 429 du 2 septembre 1640 a Balzac, «[Menage] confesse ingenieusement qu'il a l'humeur satyrique». A propos du caractere irascible de Menage, on peut rappeler ! es brouilles et ! es querelles qu'il a eues avec un grand nombre d'auteurs: Chapelain, D'Aubignac, Bouhours ... » L'enonciation grammaticale au XVII 0 siede Bibliographie AuSTIN, L. J. 1970: Quand dire, c'est faire, Paris 229 AYRES-BENNETT, WENDY 1987: Vaugelas and the Development of the French Language, London BAYLE, P. 1687: Nouvelles de la republique des lettres, Amsterdam BouttouRs, D. 1671: Entretiens d'Ariste et d'Eugene, Paris BouHOURS, D. 1674: Doutes sur la langue franr;;aise, Paris BouHOURS, D. 1675: Remarques nouvelles sur la langue franr;;aise, Paris BouvrnR, E. 1970: Des perfectionnements que rer;;ut la langue franr;;aise au XVII e siecle, Geneve ( 1 1853) CttAPELAIN, J. 1672: Lettres, Paris CORNEILLE, T. 1687: Remarques sur la languefranr;;aise de Monsieur de Vaugelas, Paris ConN, C. 1666: La Menagerie, Paris DE BOISREGARD, A. 1688: Reflexions sur l'usage present de la langue franr;;aise, Paris DuPLEIX, S. 1651: Liberte de la langue franr;;aise dans sa purete, Paris GREIMAS, A.J./ CouRTES, J. 1986: Semiotique. Dictionnaire raisonne de la theorie du langage, Paris MAINGUENEAU, D. 1987: Nouvelles tendances en analyse du discours, Paris MENAGE, G. 1649: Requeste des dictionnaires, Paris MENAGE, G. 1650: Les Origines de la langue franr;;aise, Paris MENAGE, G. 1693: Menagiana, Paris MENAGE, G. 1972: Observations sur la langue fram; aise, Geneve ( 1 1672) RoBRIEUX, J.J. 1993: Elements de rhetorique et d'argumentation, Paris RouLET, E. 1985: L'articulation du discours enfram; ais contemporain, Bern SAMFIRESCO, ELVIRE 1971: Menage, Geneve ( 1 1902) SEARLE, J. 1982: Sens et expression, Paris STREICHER, JEANNE 1970: Commentaires sur les «Remarques» de Vaugelas, Geneve ( 1 1936) TALLEMANT DES REAUX, G. 1657: Les Historiettes, Paris TRICOT, D. 1984 (ed.): ARISTOTE, Les Topiques, Paris VAUGELAS, C. F. 1970: Remarques sur la langue fram; aise, Geneve ( 1 1647) Tres nuevas enmiendas al Libro de Apolonio 1. Libro de Apolonio 519c Un error que, sin lugar a dudas, se ha introducido en la transmisi6n de nuestro texto por un descuido de uno de los copistas es el que encontramos en la copla 519. La septima de las famosas adivinanzas de Tarsiana dice asi (estrofa 518) 1: De dentro so vellosa e de fuera raida, siempre trayo en seno mi erin bien eseondida; ando de mano en mano, traenme esearnida; quando van a yantar neng(m non me conbida. La respuesta de Apolonio es inmediata y esta expresada en forma narrativa (519): Quando en Pentapolin entre desbaratado, si non.fuesse por essa andaria lazdrado; fuy de! rey Arehitrastres por ella onrado, si no, non me oviera a yantar eonbidado. El lector no puede comprender cual es la soluci6n del enigma, a menos que recuerde lo ocurrido en Pentapolis a una distancia textual de unas 370 estrofas (o 1500 versos) entre Apolonio y Architrastres, su futuro suegro, antes de que los dos fueran a comer al palacio (coplas 144-51). La mayoria de los editores que ofrecen un comentario ha optado por explicar de que se trata, ya que no queda claro: la soluci6n es la pelota 2• Sin embargo, parece haber quedado fuera de la atenci6n de los investigadores un hecho que, gracias a una lectura atenta, resulta evidente: Tarsiana, contrariamente al lector (ayudado por el editor de turno), de ninguna manera puede interpretar correctamente la soluci6n propuesta por Apolonio, a partir de la «definici6n perifrastica» que este formula. Por supuesto, la muchacha conoce la soluci6n del enigma, siendo ella 1 Cito por la ediei6n de CARMEN MoNEDERo 1987, de la que difiero en puntos aislados, que mareo en eursiva. 2 Cf. las notas relativas a este pasaje en las edieiones de DE CESARE 1974, ALVAR 1976 y 1984, MoNEDERO 1987 y CARAFFI 1991. Resulta signifieativo el heeho de que, en su edici6n monumental (1976), Manuel Alvar ponga aqui'. una nota aclaratoria de! eontenido, la uniea de esta i'.ndole (las demas solo informan aeerea de las intervenciones en el texto). En la nota de la edici6n de PATRIZIA CARAFFI, la explieaci6n de que se trata de la pelota esta impli'.cita: «Ne! gioeo di riferimenti e rimandi eontinui la palla rieorda l'arrivo di Apollonio a Pentapoli, ma anehe la deliziosa sfida di Tarsiana ehe ogni volta <lancia> la sua demanda, per riaverne da Apollonio la giusta risposta, in un ,duello> intellettuale alla pari e ehe solo la stanehezza di Apollonio puo interrompere» (233). Tres nuevas enmiendas al Libro de Apolonio 231 quien lo plantea, pero la respuesta de Apolonio no le ofrece ningun elemento que le permita identificar inequfvocamente el objeto en cuesti6n. La continuaci6n del texto, tal como lo leemos en el unico manuscrito conservado, no es 16gica: Tarsiana, sin pedir mas detalles ni la denominaci6n del referente, sigue inmediatamente con la octava adivinanza, segura de haber entendido la soluci6n de la septima 3• lC6mo explicar esta situaci6n de incongruencia? Creo, como he adelantado, que se trata de un error imputable al copista, quien se equivoc6 en la transcripci6n del verso 519c. Para llegar a corregir nuestro texto, puede ser util recordar la fuente del Libro de Apolonio, la Historia Apollonii Regis Tyri, en cuyo capitulo XLIII la adivinanza dice asf 4 : Non sum compta comis et non sum compta capillis. Intus enim mihi crines sunt, quos non videt ullus. Me manibus mittunt, manibusque remittor in auras. En la respuesta de Apollonius, proporcionada bajo forma narrativa como la de nuestro Libro, la soluci6n es explfcita 5 : ...hanc ego Pentapoli naufragus habui ducem, ut regi amicus efficerer. Nam sphaera est, quae non est vincta comis et non est nudata capillis, quia intus plena est; haec manibus missa manibusque remittitur. Tambien aquf Tharsia propone en seguida la pr6xima adivinanza («item ait ad eum puella»), pero si no tiene dudas acerca de la soluci6n propuesta por Apollonius es porque este la ha formulado explfcitamente. Ahora bien, estoy convencido de que en el Libro de Apolonio, tal como fue compuesto, la respuesta de Apolonio inclufa tambien, como el modelo latino, la expresa menci6n de la pelota 6 • EI verso 519c, en su forma original, debi6 de decir asi: 3 En un intento de defender la 16gica de la narraci6n dejando intacto el texto, se podria opinar que Tarsiana podia conocer la escena de Pentapolis, ya que en las coplas 356-62 su ama Lic6rides, antes de morir, le habia revelado detalladamente la historia de su proveniencia real (361d: «Cont6le la estoria toda de fundamenta»), incluyendo quizas lo acontecido en Pentapolis, es decir que Apolonio y Architrastres jugaron a la pelota. Sin embargo, esta hipotetica argumentaci6n no podrfa satisfacer en absoluto, dado que, si Tarsiana estuviese realmente enterada de los acontecimientos de Pentapolis, deberfa tambien darse cuenta de que el peregrino, cuyo nombre desconoce, es su padre Apolonio. Pero no lo hace, de modo que la anagn6risis se produce s6lo mas tarde (528-47). Si cabrfa preguntarse, en cambio, por que motivo Tarsiana no reacciona al ofr por boca de Apolonio el nombre de su abuelo Architrastres (519c) y de su patria Pentapolis (519a), que Lic6rides habia mencionado en su narraci6n (359ab). 4 ALVAR 1976: 11, 259. 5 ib. 6 N6tese que, dejando el texto tal como esta, serfa la unica respuesta de Apolonio sin menci6n del objeto buscado (cf. las otras respuestas en 506b, 508a, 509d, 512c, 513d, 514d, 521a y 523b). 232 Giovanni Bruno fuy del rey Architrastres por la pella onrado. La errata por ella en lugar de la lectura correcta por la pella se justifica por la semejanza grafico-f6nica de los dos sintagmas. EI castellano antiguo conocia dos terminos sin6nimos para «pelota»: pellota (o pelota) y pella, ambos atestiguados en el propio Libro de Apolonio: pellota en 144c y 150b; pella en 148b (precisamente en la escena de Pentapolis)7. Ademas de ofrecer una restituci6n correcta del texto desde el punto de vista de la 16gica (ahora nos resulta claro por que Tarsiana queda satisfecha ante la respuesta de Apolonio), la propuesta de enmienda dara satisfacci6n a quienes como yo mismo creen, a partir del incipit del Libro de Alexandre, en la absoluta regularidad metrica de los versos del «mester de clerecia»: el segundo hemistiquio recobra la septima sflaba, que se habia perdido por el error del copista 8• 2. Libro de Apolonio 576c Otro lugar del texto en el que hay que introducir una correcci6n es el versa 576c: «cremar a Dionisa, su marido prender» Despues de la reunificaci6n de su familia, Apolonio decide pasar por Tarso, donde quiere castigar a los ayos de Tarsiana. El castigo previsto para los dos traidores es el descrito en el versa citado. En la nota respectiva de su edici6n, Carmen Monedero, planteando una cuesti6n que vamos luego a discutir, observa que el autor «parece hacer aqui distinci6n entre el castigo a la instigadora y al mero encubridor, pero ambos fueron muertos». De hecho, resulta dificil comprender por que motivo se especificaria el castigo de Dionisa (cremar), limitandose en el caso de Estrangilo a decir que fue apresado (prender): es evidente que ella tambien tuvo que ser capturada antes de ser quemada, como expresan los versos 606ab: Fue presa Dionisa e preso el marido, metidos en cadenas, el aver destruido. No creo que la investigadora mentada acierte al expresar su perplejidad ante el versa en cuesti6n: a mi modo de ver, esta corrompido. En realidad, no se distingue en la gravedad del delito, sino en la ejecuci6n. 7 Dentro de! «mester de clerecia», encontramos pella (en parte en locuciones, con sentido metaf6rico) tambien en el Libro de Alexandre 783b, 2409c; BERCEO, Vida de Santo Domingo 250b; m., Milagros de Nuestra Seiiora 86a, 256c; m., Martirio de San Lorenzo 48d; y Poema de Ferndn Gonzdlez 290c, 316d. Ademas, por la misma epoca, el termino esta documentado, en prosa, en el Libro de los doze sabios (WALSH 1975: 79) y en Calila e Dimna (CACHO BLECUAI LACARRA 1984: 218). s Resulta innecesario, entonces, el intento de Alvar de regularizar el verso «pasando fui al segundo hemistiquio ( ... ) y afiadiendo buen a un sintagma que suele admitirlo» (ALVAR 1976: 11, 193). Tres nuevas enmiendas al Libro de Apolonio 233 La muerte, en el Libro de Apolonio, es el castigo «normal» para los malos (cf. Antioco y su hija en 248c 9 y el duefio del burdel en 567c-68c 10). En 61lbc se dice explfcitamente c6mo muere el matrimonio: fue luego Dionisa levada a quemar, levaron al marido <lesende a enforcar 11 . Creo que en el original habia paralelismo perfecto entre 611bc y 576c, diciendose en ambos casos: primero, que la mujer es quemada y, despues, que el esposo es ahorcado. Para restablecer el paralelismo, reconduciendo el texto a su forma original, hay que enmendar el versa 576c de la manera siguiente: «cremar a Dionisa, su marido pender» Pender, que tiene aqui el sentido de 'ahorcar', es verbo atestiguado en BERCEO, Vida de San Mil/ an 485a; rn., Loores de Santa Maria 90d; rn., Milagros de Nuestra Senora 906c, y corresponde al sin6nimo enforcar de 611c. 9 Para los incestuosos, tanto el hombre seductor como la mujer condescendiente, las Siete Partidas (part.VII, tit.18, leyes 1 y 3) preven la pena capital. 10 Es sumamente interesante el hecho de que nuestro autor no siga fielmente la fuente en cuanto a los castigos que reciben el len6n y los esposos Strangullio y Dionysia por un lado, y los atribuidos al «seiior de soldaderas» (396a) y a Dionisa por el otro (para Estningilo esta prevista una pena distinta, como veremos).Veanse las respectivas soluciones en los siguientes pasajes de la Historia Apollonii Regis Tyri, respecto de los cuales el poeta castellano invierte perfectamente los terminos: cap.XLVI (ALVAR 1976: 11, 261): At vero omnes una voce clamaverunt dicentes 'leno vivus ardeat et bona omnia eius puellae addicantur! ' Atque his dictis leno igni est traditus. (cf. Libro de Apolonio 516c, 611b); cap.L (ALVAR 1976: 11, 263s.): Tune omnes cives, sub testificatione confessione facta, et addita vera ratione confusi rapientes Strangullionem et Dionysiadem tulerunt extra civitatem et lapidibus eos occiderunt et ad bestias terrae et volucres caeli in campo iactaverunt, ut etiam corpora eorum terrae sepulturae negarentur. (cf. Libro de Apolonio 561d, 568c). 11 Se trata de dos tipos de castigo que aparecen nombrados juntos, como modalidades de penas capitales posibles, en las Siete Partidas, y que estan previstos para personas de bajo nivel social, como muestran estos dos pasajes de la obra alfonsi: - Otrosi dezimos, que la pena de la muerte principal (...) puede ser dada al que la mereciere, cortandole la cabe�a con espada, o con cuchillo, e non con segur, ni con foz de segar: otrosi, puedenlo quemar, o enforcar, (...) (part.VII, tit.31, ley 6); - (...) que maguer el fidalgo, o otro ome que fuesse honrrado por su sciencia, o por otra bondad que oviesse en el, fiziesse cosa por que oviesse a morir, non lo deven matar tan abiltadamente como a los otros, assi como arrastrandolo, o enforcandolo, o quemandolo, o echandolo a las bestias bravas; mas devenlo mandar matar en otra manera, assi como faziendolo sangrar, o afogandolo, o faziendolo echar de la tierra, si le quisieren perdonar la vida. (part.VII, tit.31, ley 8). 234 Giovanni Bruno 3. Libro de Apolonio 405c Un error inaudito es el del versa 405c: fue con gran pro�esi6n al apostol enviada. Corno justamente opina MARDEN 1937: II, 75, apostol es «errata del copista por alguna palabra que signifique 'burdel'». El mismo investigador propone las enmiendas espital y ostal (II: 58), siendo la segunda aceptada por DE CESARE 1974 y MoNEDERO 1987. Esta ultima erudita afirma, sin embargo, que «tambien podria pensarse en deformaci6n de puesto, con el sentido de 'lugar sefialado para hacer algo'» 12• La propuesta de ALVAR 1976, avol, y toda su justificaci6n (ad notam) no convencen en absoluto. A mi modo de ver, ninguna de las propuestas presentadas es satisfactoria. Es evidente que la palabra deformada tiene que ser un sin6nimo de burdel (o, por lo menos, un termino del mismo campo semantico). Contribuye a esta convicci6n el hecho de que en el lugar correspondiente, el capitulo XXXIV, la Historia Apollonii Regis Tyri pone ad lupanar 13 • Ahora bien, en el capitulo precedente de la Historia, el XXXIII, aparece dos veces el sin6nimo prostibulum 14 : en la especulaci6n econ6mica de Athenagora, que le induce a dejar que sea el len6n quien compre a Tharsia, saliendole a el mucho mas barato el negocio: cum ille [el duefio del burdel) eam [Tharsia) in prostibulo posuerit, intrabo prior ad eam et eripiam nodum virginitatis eius vili pretio; en el ruego de Tharsia, echada a los pies del rufian: Et rogo te, ne velis hoc corpusculum tu sub tarn turpiprostibulo constituere! 15 12 Definici6n sacada del DcECH IV: 607. 13 ALVAR 1976: 11, 253. 14 loc. cit. 1s Lo encontramos ademas en el capftulo XLVI: «[el alcahuete] qui (...) emit filiam [Tharsia] et in prostibulo posuit. » (ALVAR 1976: II, 261). El conocimiento de esta palabra por parte de los letrados de la epoca parece seguro, habiendo sido esta utilizada en una de las obras mas leidas de la Edad Media, el De Amore de Andreas Capellanus: - 1/ 9: «Sed si aliqua mulier avaritiae tanto detineatur ardore ut muneris gratia se ipsam largiatur amanti, haec a nemine reputetur amatrix sed falsificatrix amoris et immundarum mulierum prostibulis adiungenda.» (CREIXELL VrnAL-QUADRAS 1985: 270); - 1/ 9: «Si enim tanta corporis te petulantia cogat, ut soldatas quaerere velis feminas, magis tibi expedit cum mulieribus publice in prostibulo commorantibus negotiari et earum pretio corpus parvo mercari, quam sub amoris figmento ab aliqua se dominam simulante meretricio more velle propriis exspoliari divitiis. » (CREIXELL VrnAL-QUADRAS 1985: 272); - 11/ 6: «Istud quod hie de meretricibus indicamus non solum eas quae in prostibulis commorantur attingit, sed etiam omnes quae pro cuiuscunque muneris exspectatione se largiuntur amanti. » (CREIXELL VIDAL-QUADRAS 1985: 320). Tres nuevas enmiendas al Libro de Apolonio 235 Teniendo en cuenta esta circunstancia, propongo la enmienda postrfbol 16 • Este termino, no documentado-que yo sepa-en los textos coetaneos 17, no solo encaja muy bien en el nivel semantico, sino que ofrece ademas la posibilidad de explicar de manera plausible el error de copia, debido o bien a la identidad de a-post-ol en los grupos al apostol y al postr(bol, o al hecho de que el copista, no entendiendo el latinismo, escribiera una palabra que le era familiar, estropeando el verso de manera ininteligible. La raz6n mas valida para preferir postrfbol, dejando al lado las otras propuestas de correcci6n, es que-y esto ya es indudable-prostibulum esta presente en la fuente. Ademas, en un afän de corroborar esta tesis, nos podriamos imaginar perfectamente que la palabra postrfbol figurase bajo forma abreviada en el manuscrito copiado 18, facilitando el error, o que el copista tuviese delante una forma ya corrompida. Por lo que ataiie a la metrica, el primer hemistiquio corresponde perfectamente a los canones del «mester de clerecia» 19, leyendose pr0f;;esi6n como trisflabo (cf. Libro de Apolonio 296b y BERCEO, Milagros de Nuestra Seiiora 56b, 169b), mientras que para enviada del segundo notamos una cierta vacilaci6n (las formas nooxftonas de este verbo se leen casi siempre con dieresis en BERCE0 20 , dependiendo 16 Esta forma, con metatesis de r, es preferible a prost[bol, de acuerdo con la explicaci6n practica del error cometido por el copista, que voy a exponer en seguida.N6tese que la metatesis se ha producido en italiano: «postribolo » , forma atestiguada ya a finales del siglo XIII en La Bibbia volgare: «Non porre la tua figliuola al postribolo, accio ehe la terra non si contamini ed empiasi di peccato. » (NEGRONI 1882-1887: I, 546). 11 En el castellano antiguo, el burdel se llamaba puter[a, como se desprende de las Siete Partidas, part.IV, tit.22, ley 4 y part.VII, tit. 22, ley 1. EI Glosario de El Escorial (no posterior a finales del siglo XIV, segun AMERrco CASTRO 1936: VI), no s6lo confirma el uso de este termino, sino que tambien proporciona otra documentaci6n de prostibulum en el dominio hispanico: - «lupanar, -ris, por puteria» (glosa 1360, p.107); - «[p]ro[st]ibulum, -i, por puteria» (glosa 1770, p.113). Cabe sefialar que, ademas de puteria y prostibulum, el Universal vocabulario en latfn y en romance de Alonso de Palencia atestigua, aunque ya a finales de! siglo XV, los terminos latinos prostibula, prostibulata y prostituta (resuelvo las abreviaturas sin ninguna indicaci6n): - «Prostibulum: la puteria do las mundarias se echan de baxo de los varones por que ! es den dineros; y es prostibulum casa de fornica(,ion: et la mundaria se puede dezir prostibula o prostibulata; et prostituta, que echando se yaze baxo de! varon pora usar de luxuria.» (PALENCIA 1490: 392); - «Meretrix, -cis: (...) Meretrix tiene esta diferen(,ia de prostibula, que meretrix, que es ramera, no es tan publica, et gana mas ocultamente; la prostibula, que es mundaria, esta de dia e de noche ante su botica presta a todos (...).» (PALENCIA 1490: 277). 1s Los articulos meretrix y prostibulum de! Universal vocabulario de Alonso de Palencia (cuyas partes castellanas estan citadas en la Nl7) revelan un hecho interesante al respecto, aunque no se trata de un documento manuscrito. Mientras que el texto latino pone de forma integral los terminos prostibulum, prostibula, prostibulata y prostituta, la traducci6n castellana presenta las siguientes formas abreviadas: pstibulum, pstibula, pstibulata y pstituta (el signo de abreviaci6n esta conformado por una prolongaci6n hacia abajo del cabo inferior de! semicfrculo de la p). 19 Resumidos en HrLTY 1989 (en particular 187-89). 20 Cf. NELSON 1991: 61. 236 Giovanni Bruno a veces de eventuales intervenciones en otras partes del verso), asf que puede admitirse la sineresis, como en Libro de Apolonio 48c y 119c 21• En definitiva, es muy probable que el autor castellano escribiese el verso 405c de la manera siguiente: «fue con gran profesi6n al postrfbol enviada» 22• Zürich Bibliografia ALVAR, M. (ed.) 1976: Libro de Apolonio, Madrid, 3 vol. ALVAR, M. (ed.) 1984: Libro de Apolonio, Barcelona Giovanni Bruno CACHO BLECUA, J. M./ LACARRA, MARIA JEsus (ed.) 1984: Calila e Dimna, Madrid CARAFFI, PATRIZIA (ed.) 1991: Libro de Apolonio, Parma CASTRO, A. (ed.) 1936: Glosarios latino-espafioles de la Edad Media, Madrid CoRBELLA DfAz, DoLORES 1985: Estudio de! lexico del Libro de Apolonio, La Laguna, 2 vol. CREIXELL VmAL-QUADRAS, lNES (ed.) 1985: ANDREAS CAPELLANUS, De Amore [ANDRES EL CAPELLAN, Tratado sobre el amor], Barcelona DcECH: Diccionario critico etimol6gico castellano e hisptinico, por J. CoROMINAS, con la colaboraci6n de J.A. PASCUAL, Madrid 1980-1991, 6 vol. DE CESARE, G.B. (ed.) 1974: Libro de Apolonio, Milano HILTY, G. 1989: «l,Es posible recuperar Ja lengua del autor de! Libro de Apolonio a traves de Ja unica copia conservada? », VRom. 48: 187-20 7 MARDEN, C.C. 1916: «Unos trozos oscuros de! Libro de Apolonio», RFE 3: 290-97 MARDEN, C.C. (ed.) 1937: Libro de Apolonio. An Old Spanish Poem. Part I, Baltimore / Paris 1917; part II: Princeton-Paris 1922; corrected reissue 1937 (reprint New York 1965), 2 vol. MoNEDERO, CARMEN (ed.) 1987: Libro de Apolonio, Madrid NEGRONI, C. (ed.) 1882-1887: La Bibbia volgare, Bologna, 10 vol. NELSON, D.A. 1991: Gonzalo de Berceo y el Alixandre: Vindicaci6n de un estilo, Madison Siete Partidas: Las Siete Partidas del sabio rey don Alfonso el IX (...), Barcelona 1843-1844, 4 vol. WALSH, J.K. (ed.) 1975: Libro de los doze sabios o Tractado de la nobleza y lealtad, Madrid 21 Hace falta mucha cautela cuando se utilizan las concordancias de! Libro de Apolonio que tenemos a disposici6n. Desgraciadamente, ALVAR 1976: III toma como base su propia reconstrucci6n ciitica de! texto, de manera que, por ejemplo, enviara de 119c no figura en la lista, porque el fil6logo ha corregido en envi6, que en cambio si figura.Las concordancias de DoLORES CORBELLA DfAz 1985: II siguen fielmente las lecciones de! manuscrito.Esta soluci6n, por supuesto, tampoco es satisfactoria, puesto que la investigadora incluye en su lista todas las erratas que la critica, en cuidadosa y necesaria labor, ha eliminado de nuestro texto. l,Podemos renunciar a las magistrales enrniendas de CHARLES CARROLL MARDEN 1916 o las de otros investigadores? Es absurdo, por ejemplo, registrar ceteo para el versa 190 b y elayco para 68a, despues del citado articulo de Marden, o para el versa 30 0 d odir; enpcon, exigiendo la rima claramente odi<; enp,;6n o odi,;enp,;i6n (para este terminoadmitiendo que no sea una erratala seiiora Corbella, en las paginas 378 a 380 del primer tomo, proporciona unos datos interesantes que podrian contribuir a explicar su significado ). 22 Agradezco al profesor Gerold Hilty su generosa ayuda en el arreglo de! presente articulo y su amable interes por la publicaci6n de! mismo.- Cuando vi la edici6n de DoLORES CoRBELLA (Libro de Apolonio, Catedra, Madrid 1992), este articulo se encontraba ya en prensa. Las enmiendas que propongo siguen siendo necesarias. Un episodio enigmatico del Libro de buen amor Las coplas 945 a 949 del Libro de buen amor, que hablan «De la vieja que vino a ver al aryipreste e de lo que le contesvi6 con ella», han desafiado a los criticos por su aparente falta de coherencia y claridad. Varias son las preguntas que ellas han suscitado y varios son los intentos de explicaci6n.Ami modo de ver, el episodio sigue siendo enigmatico. He aqui el texto en cuesti6n, tal como aparece en la edici6n de GERALD B. GYBBON-MONYPENNY (1988: 304s.): 945 EI mes era de mar90, salido el verano: vino me ver una vieja, dixo me luego de mano: «jM090 malo, mo90 malo, mas val enfermo que sano! » Yo trave luego della e fable Je en seso vano. 946 Con su pesar Ja vieja dixo me muchas vezes: «Ar9ipreste, mas es el rrofdo que las nuezes. » Dixel yo: «Dio me el diablo estas viejas rrahezes; desque han bevido el vino dizen mal de las fezes. » 947 De toda esta lazeria e de todo este coxixo fiz cantares ca9urros de quanto mal me dixo; non fuyan dello las duefias, nin los tengan por lixo, ca nunca los oy6 duefia que dellos mucho non rrixo. 948 A v6s, duefias sefioras, por vuestra cortesfa, demando vos perd6n, que sabed que non querrfa aver safia de v6s, ca de pesar morrfa. Consentid entre los sessos una tal bavoqufa. 949 Por me lo otorgar, sefioras, escrevir vos he grand sa96n, de dicho e de fecho e de todo cora96n, non puede ser que non yerre omne en grand rra96n; el oidor cortes tenga presto el perd6n. Aestas coplas el editor dedica la nota siguiente: «Este pequefio episodio no ha sido explicado bien por nadie.lDe que vieja se trata? ...lEn que consiste el seso vano de 945d? ...En 946b, la vieja parece quejarse porque el protagonista ha resultado decepcionante (lcomo amante, o como diente que no paga? ...), y el la maldice por haber tomado y despues haberse quejado de lo dado (946d).Se ha sugerido que 945d cuenta un intento de seducir a la vieja, y que podria ser una alusi6n ir6nica al episodio de la vieja en la De Vetula («Ovidio, creyendo haberse citado con la 238 Gerold Hilty amada, se mete en la cama en tinieblas, para encontrarse abrazado por la vieja). Pero es solamente una posibilidad» (304). En este articulo me propongo dar una interpretaci6n nueva y coherente al pequefio episodio. Conviene fijar primero la situaci6n. En su autobiograffa amorosa imaginaria el arcipreste de Hita ya ha hablado de cuatro aventuras amorosas 1 • Tres veces el protagonista no logra conquistar a la dama requerida. La cuarta vez en el caso de la «apuesta duefia» que vio «ser en su estrado» (910b) gracias a la ayuda de Dofia Urraca, obtiene el exito. EI amor se consuma. Pero la felicidad es breve. La duefia muere inesperadamente y el arcipreste cae enfermo. En esta situaci6n viene a visitarle una vieja y empieza el episodio que nos interesa. Vamos a analizar el texto de las estrofas 945 y 946, transmitido por el unico manuscrito de Salamanca. En primer lugar insisto en que el manuscrito dice inequfvocamente «una vieja», lo que, para mf, excluye la posibilidad de identificar a la vieja con Dofia Urraca. En segundo lugar nos preguntamos que quiere decir el verso 945c. Creo que J. CoROMINAS (1967: 368) esta en lo cierto cuando lo interpreta de la manera siguiente: «l,Asi que solo cuando estas enfermo muestras buenos prop6sitos morales? » Me parece que JACQUES JosET (1974: 27) no ha entendido bien esta propuesta de Corominas cuando la rechaza diciendo: «estar sano no puede corresponder a mostrar 'buenos prop6sitos morales'». Claro que no: La idea de valores morales esta expresada por el verbo valer. En un punto, sin embargo, J. Joset esta de acuerdo con J. Corominas: La vieja se burla del arcipreste. Y creo que hay mas. Sus palabras, segun las cuales el arcipreste solo es bueno, es decir no peca, cuando esta enfermo (porque entonces no tiene fuerza para pecar), ademas de ser una burla contienen tambien una provocaci6n. La vieja intenta provocar al arcipreste a que sea malo, a que peque, realizando con ella el acto sexual. Estamos, pues, ante la situaci6n siguiente: Una vieja voluptuosa, lujuriosa, lasciva, se ofrece a un hombre para satisfacer sus propios apetitos carnales. Esta situaci6n aparece ya como motivo en ciertos generos de la literatura griega (Arqufloco, Arist6fanes, producci6n epigramatica 2 ), y en la literatura latina existe toda una tradici6n de este motivo, llamado el motivo de la vetula. Baste con mencionar los epodos 8 y 12 de Horacio y numerosos epigramas de MarciaP. Digo entre parentesis que la situaci6n es diferente en la escena de la obra pseudo-ovidiana De Vetula, mencionada por G. Gybbon-Monypenny. Alli la vieja no se le ofrece desvergonzadamente al hombre joven para satisfacer sus propios 1 No cuento la aventura narrada en la parafrasis del Pamphilus, que, para mi, no pertenece a la autobiograffa ficticia. 2 Cf. BRECHT 1930: 55, 65s.; GRASSMANN 1966: 1-22. 3 Cf. GRASSMANN 1966, sobre todo p. 1-34 y 47-90. Un episodio enigmatico de! Libro de buen amor 239 apetitos, sino que se sustituye a la muchacha para engafiar al protagonista enamorado. Con esta afirmaci6n no quiero negar el influjo ejercido por la obra pseudoovidiana sobre el Libro de buen amor, influjo demostrado magistralmente por FRANCISCO Rico (1967: 311-25). Insisto s6lo en el hecho de que nuestro episodio contiene elementos procedentes de otra tradici6n. La reacci6n del arcipreste ante la provocaci6n de la vieja es clara: «Yo trave luego della», dice el primer hemistiquio del versa siguiente.En cuanto al segundo hemistiquio de este versa creo que, introduciendo unas ligeras enmiendas, hay que leer: «... falle le el seso (sexo) en vano». Es fäcil explicar una confusi6n entre fablar y fallar, dos verbos que en castellano antiguo presentan la variante grafica falar 4 • Las demas enmiendas son pequefias y se justifican fäcilmente por razones semanticas, con tal de que se interprete seso como sexo, con el sentido de 'vulva'. Tal interpretaci6n no me parece demasiado osada.Precisamente en la acepci6n de 'vulva', bien atestiguada en latin, la palabra sexus ha seguido una evoluci6n popular en las lenguas romanicas, como lo demuestran el judeo-espafiol seso y formas correspondientes en el italiano antiguo, el siciliano y el sardo. EI versa 945d, diria, pues: 'Yo la agarre y le encontre la vulva, pero fue en vano.' Las dos ultimas palabras aluden a la impotencia momentanea del arcipreste y esta alusi6n se explicita en la estrofa siguiente con el proverbio «Mas es el ruido que las nueces», citado por la vieja, desilusionada al ver que su apetito sexual no se satisface. Creo, ademas, que la expresi6n «con su pesar» del versa 946a alude explicitamente al apetito sexual de la vieja. Corno ha demostrado V1cENTE REYNAL en su libro El lenguaje er6tico medieval a traves del Arcipreste de Hita, en la descripci6n de la tienda de don Amor, Juan Ruiz emplea el verbopesar con claro sentido sexual (1988: 102s.).Describe alli «tres fijos dalgo» (1278a), que simbolizan los meses de Ja primavera.EI segundo, que corresponde al mes de marzo («EI mes era de mar�o ...» dice el autor en el primer versa de nuestro episodio), «a omnes, aves e bestias mete los en amores» (1281d), y continua diciendo Juan Ruiz: 1282 Este tiene tres diablos presos en su cadena: el uno enbiava a las duefias dar pena; pesa les en el lugar do Ja muger es buena; desde enton�e comien�a a pujar el avena. He aqui el comentario que dedica V. REYNAL a los tres ultimos versos: «Darpena es lo mismo que sentir pasi6n, referencia, por tanto, al estado de excitaci6n pasional que se le despierta a la mujer, en especial ... en esta epoca. Es una afecci6n corporal <pasiva> mas que activa, segun atribuci6n tradicional a Ja hembra. Ya los 4 Falar en lugar de fablar lo encuentro, por ejemplo, en el Libro de Alexandre y en el Libro conplido; falar en lugar de fallar en el Auto de los Reyes magos, el Fuero de Madrid y el Libro de! cauallero et del escudero de D. JuAN MANDEL. 240 Gerold Hilty latinos empleaban la palabra poena para referirse, en ciertos contextos, al acto sexual ...El siguiente verso es uno de los mas eufemfsticos, a la par que significativos, de todos cuantos hasta ahora ha usado el Arcipreste: <do la muger es buena> no es otra cosa que sus 6rganos sexuales ... <Pesa les> es toda una metafora del efecto (el peso fisiol6gico y psicol6gico ) que la pasi6n produce en el organismo, en un sentido receptivo. La <avena> a la que alude el poeta es metafora del 6rgano femenino. » (1988: 102s.) El motivo de la impotencia, expresado por el proverbio del verso 946b, es parte integrante de las situaciones creadas por las vetulae en las literaturas clasicas. El languor del hombre contrasta a menudo con el Juror Venereus de la vieja y se habla de membrum languidum, de mentula iners, non surgens, etc.En parte, la impotencia momentanea del hombre se justifica explfcitamente por el escaso atractivo de la vieja. Otro elemento tradicional es la burla de la vieja al ver que el hombre no puede cumplir el acto sexual. Nuestro texto parece estar integrado, pues, en una tradici6n antigua, y no veo argumento alguno para no admitir que Juan Ruiz conociera tal tradici6n. Ella nos da tambien la clave para comprender los versos 946c y 946d.El primero de ellos, de todas maneras, contiene un error. El manuscrito de Salamanca presenta como penultima palabra la forma vieja. Todos los editores corrigen en viejas. Pero, este error evidente l,no podria ser indicio de un cambio mas sustancial, provocado por la no-comprensi6n de un copista? Yo creo que hay que leer aquf vergas. La enmienda, graficamente insignificante, se impone por razones semanticas. El autor habla de la verga en el sentido de 'miembro viril'.En esta acepci6n, la palabra verga (y su variante latinizante virga) aparece ya en un pasaje del Libro conplido (1254). Bajo el tftulo «En saber en que logar es la sennal en el cuerpo del omne » , se dice entre otras cosas: Por la uista del omne e por las sennales que · l parecen puedes saber las sennales que a por los mienbros encubiertos.Cata el omne, e si · l fallares sennal en la nariz, otra sennal a en 1a uirga uiril e otra en los costados de la parte siniestra e otra en el logar o son los cabellos en el pendil ( = pubis) ...E si · l uieres la sennal en las manos, otra sennal a en la uerga e otra en el pendil. (HILTY 1954: 70) Hay que recordar tambien el juego de palabras obsceno que hace el mismo Juan Ruiz en la estrofa 384 con la expresi6n bfblica «virga virtutis» 5 • El epfteto de vergas, a saber, rrahezes, cuadra perfectamente con este contexto. El adjetivo arabe ra"/Jf�, base del adjetivo espafiol, tenfa el sentido de 'barato, vil, de poco valor', pero significaba tambien 'blando'.Creo que en nuestro texto tenemos un reflejo de este sentido y que las vergas rrahezes corresponden exactamente a las membra languida de los textos latinos. s Cf. tambien REYNAL 1988: 72s. Un episodio enigmatico del Libro de buen amor 241 Pero, lP0r que el arcipreste habla de estas vergasen plural? El mimero se puede explicar por el hecho de que el autor piensa en los estados de la verga y que de manera ligeramente metonimica expresa la pluralidad de los estados por el plural de la palabra verga. Nos queda el versa 946d. Estoy de acuerdo con J. CoROMINAS (1967: 370) en atribuir este versa a la vieja, que, probablemente, alude aqui por segunda vez a la aventura anterior del arcipreste en la cual ha bebido el vino del amor, pero que le ha dejado convertido en un enfermo, un agotado, un impotente. Si se acepta mi interpretacion, el episodio de la vieja que de ninguna manera es Dofia Urraca tiene una funcion importante en la estructura del Libro de buen amor. Preceden cuatro aventuras en las cuales el arcipreste, el hombre, lleva el papel activo, con o sin exito. Con el breve episodio compuesto con elementos de la tradicion de la vetula, de la vieja voluptuosa y provocadora, cambia la perspectiva, y en las cuatro aventuras que siguen son las acaecidas con las serranas la mujer lleva el papel activo. En estas cuatro aventuras, la sexualidad femenina, que al principio es muy fuerte, va disminuyendo hasta llegar a la feminidad virginal, pura, de Santa Maria del Vado. Que el breve episodio con la vieja sea el punto de partida para el viaje imaginario por la sierra, puede probarse aun por otro elemento. Despues del encuentro con la vieja, el autor dice haber escrito «cantares ca9urros de quanto mal me dixo» (947b). Estoy convencido de que estos cantares no se han perdido, como se cree en general, sino que son las cuatro canticas de las serranas. Aiiado entre parentesis que convendria preguntarse, con vistas a toda la obra, si efectivamente se han perdido composiciones liricas en el Libro de buen amor. Si para los «cantares ca9urros» del versa 947b se acepta mi interpretacion, se puede afirmar que en cuanto a las canciones lfricas hay una biparticion clara: No faltan, despues del anuncio, trovas o cantares cazurros, composiciones burlescas o parodicas, ni faltan composiciones religiosas; faltan solo canciones amorosas, que serian imitaciones de la lfrica cortesana. lY si Juan Ruiz, con su ironia y su ambigüedad consabidas, hubiera anunciado tales composiciones sin haberlas escriro jamas? Pero volvamos a las canticas de las serranas, integradas en el viaje por la sierra. Falta por mencionar un elemento que confirma su identidad con los «cantares ca9urros» de la copla 947. «El mes era de mar90, salido el verano», dice el autor cuando empieza el episodio con la vieja (945a). «El mes era de mar90, dia de San Meder», dice al empezar su viaje por la sierra (951a). Ya que la festividad de San Emeterio se celebra el 3 de marzo, en ambos casos el autor se refiere a los primeros dias de dicho mes. La aventura con la vieja y el viaje imaginario por la sierra forman, pues, una unidad tanto exterior como interior. Esto tiene sus consecuencias tambien para el problema de la composicion del Libro de buen amor. Si mi interpretacion es acertada, el episodio con la vieja, conservado solo en el manuscrito de Salamanca, no es una afiadidura posterior, 242 Gerold Hilty sino una charnela estructuralmente muy importante, suprimida en una rama de los manuscritos por un copista que no entendi6 o no quiso entender el texto bastante obsceno y que no se dio cuenta de la importante funci6n del episodio en el conjunto del Libro de buen amor 6 • Zurich Bibliografia BLECUA, A. (ed.) 1992: Libro de buen amor, Madrid Gerold Hilty BRECHT, F.J. 1930: Motiv- und Typengeschichte des griechischen Spottepigramms, Leipzig CoROMINAS, J. (ed.) 1967: Libro de buen amor, Madrid GRASSMANN, V. 1966: Die erotischen Epoden des Horaz. Literarischer Hintergrund und sprachliche Tradition, München GYBBON-MONYPENNY, G. B. (ed.) 1988: Libro de buen amor, Madrid HrLTY, G. (ed.) 1954: ALY ABEN RAGEL, EI Libro conplido en los iudizios de las estrellas. Traducci6n hecha en la corte de Alfonso el Sabio. Introducci6n y edici6n por G. H., Madrid JosET, J. (ed.) 1974: Libro de buen amor, Madrid REYNAL, V. 1988: EI lenguaje er6tico medieval a traves del Arcipreste de Hita, Madrid Rrco, F. 1967: «Sobre el origen de la autobiograffa en el Libro de buen amor,>, Anuario de Estudios Medievales 4: 301-25 6 La interpretaci6n que precede se present6 como ponencia en el III Congreso Internacional de la Asociaci6n Hisptinica de Literatura Medieval (Salamanca, Octubre de 1989). Se publica aqui porque las Actas de dicho Congreso tardan en publicarse o a lo mejor no se publicariin nunca. - Entretanto ha aparecido Ja edici6n del Libro de buen amor de ALBERTO BLECUA (1992). En sus notas, a pie de piigina (229) y suplementarias (531), el editor intenta aclarar algunos aspectos de nuestro episodio. Tiene que confesar, sin embargo, que el verso 945d, por ejemplo, constituye un «pasaje (. . .) confuso» (229). Nebrija und die spanische Grammatikographie Acerca de el [Nebrija] se ha escrito mucho y se han dicho muchas cosas. Pero es una de esas personalidades sobre cuyo perfil y sobre cuya obra <leben reflexionar, cada una a su estilo y desde su nivel hist6rico, las sucesivas edades espafiolas (FONTAN 1992a: 25) 0. Antonio de Nebrija schrieb seine kastilische Grammatik 1492 und legte damit den Grundstein für die spanische Grammatikographie. Seither sind über fünfhundert Jahre vergangen, die Rezeption der Grammatik aber hält an, was nicht zuletzt die V Centenario-Feiern beweisen, die 1992 in vielen Orten Spaniens, wie z.B. Murcia, Sevilla und Salamanca, stattfanden. Nebrija ist weiter aktuell. - So oder ähnlich könnte es in einem Werbeprospekt etwa von Salamanca, der Geburtsstadt des großen Humanisten, heißen. Wollen wir dasselbe aber philologisch und historisch adäquat beschreiben, so müssen einige Einschränkungen gemacht werden: 1. Das «annus mirabilis» von 1492 war auch das Jahr der Judenvertreibung, der Entdeckung Amerikas und des Endes der Reconquista. Ein neues Selbstbewußtsein entstand, man war sich eines nationalen Selbstwertgefühls, einer neuen Einheit und Stärke bewußt (vorhergegangen war 1469 die Heirat der Katholischen Könige und damit die Verbindung der mächtigen Königreiche Kastilien und Arag6n). Diese historischen Gegebenheiten, in deren Kontext Nebrijas Grammatik stand, werden immer «mitgefeiert», und zwar je nach Zeitgeist mit unterschiedlicher Akzentuierung und Bewertung. 1944, dem fünfhundertsten Geburtstag von Nebrija, feierte man seinen vermeintlichen Sprach- Imperialismus, den man an einem einzigen Satz des Prologs der kastilischen Grammatik («siempre la lengua fue compaiiera del imperio») glaubte festmachen zu können 1. Damit zusammenhängend wurde Nebrija als Vorläufer Francos vereinnahmt 2• Demgegenüber gab es knapp 50 Jahre später, nämlich 1992, vor dem Hintergrund anderer ideologischer Implikationen anläßlich der Jahresfeiern nicht nur in Lateinamerika, sondern auch in Spanien kritische Stimmen bezüglich der Kolonialisierungspolitik, deren man feierlich zumindest «mitgedachte». 1 Cf. hierzu BRASELMANN 1993: 123-35. 2 Cf. GALJNDO ROMEOIÜRTIZ MUNOZ 1946: XXXVIII. 244 Petra Braselmann 2. Wenn es oben hieß, Nebrija habe das Fundament für die spanische Grammatikographie gelegt, so gilt einschränkend, daß seine Grammatik nicht ex nihilo entstand, sondern daß sie ein Produkt ihrer Zeit ist und geistesgeschichtlich in Traditionen steht (z.B. der griechisch-lateinischen) und Traditionen aufnimmt (z.B. die italienische) 3• Ebenso gab es auch vor 1492 in Spanien schon Werke zum Kastilischen: Seit dem 12. Jahrhundert entstehen verschiedene arabischspanische und lateinisch-spanische Glossare; eine erste Verteidigung des Kastilischen, verbunden mit dem Wunsch, ein Regelwerk vorzubereiten, stellt ein anonymes spanisches Vokabular aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts dar, in dem etwa auch schon die von Nebrija vertretene Korruptionsthese formuliert wird 4 • Als wichtige mögliche Vorläufer sind ferner Alfonso de Palencia, Theodoros Gaza, Pastrana u.a. zu nennen, und zwar in den Teilen, in denen sie Anmerkungen, Übersetzungen und Erklärungen zum Kastilischen machen 5 • Über die Einbindung in Traditionen hinaus sind in der kastilischen Grammatik auch Gedanken zur Sprache enthalten, die Traditionen begründen und sich partiell noch in aktuellen (Schul-)Grammatiken finden. 3. Wenn ich gesagt habe, Nebrija ist weiter aktuell, so muß Folgendes bedacht werden: Während fünfhundert Jahren ist die kastilische Grammatik nicht ununterbrochen und konstant rezipiert worden. Ferner ist das, was man für «aktuell» hält, abhängig vom Standort des Interpreten, und zwar sowohl vom historischen als auch vom persönlichen. Eine Interpretation des 18. Jahrhunderts muß damit zwangsläufig anders aussehen als eine des 20. Jahrhunderts; ein Latinist rezipiert Nebrija aus einer anderen Perspektive und hat einen anderen Zugriff auf seine Grammatik als etwa ein Sprachwissenschaftler; ein Transformationalist versteht Nebrija anders als ein Strukturalist; etc. Der Aktualitätsbegriff muß also in seiner Relativität gesehen werden. Mit diesen Überlegungen scheint mir das abgesteckt zu sein, was ich einleitend eine «philologische» und «historisch adäquate» Sichtweise nannte: Die Berücksichtigung externer Faktoren, die die Rezeption und die Interpretation eines Werkes, in unserem Fall der kastilischen Grammatik, dadurch beeinflussen (und manchmal sogar bedingen), daß ein bestimmter Rahmen gesetzt wird und bestimmte Analyseinstrumentarien angewendet werden. Was die internen Faktoren, die internalistische Analyse angeht, so liegt die besondere Schwierigkeit für 3 Zu diesen Traditionen cf. z.B. Rico 1978, CoDONER 1983, PADLEY 1985, PERCIVAL 1975. - Cf. auch unten. 4 Cf. HUARTE MüRTON 1951: 310-40; BRIESEMEISTER 1969: 35-55. 5 Cf. hierzu GARciA DE DIEGO 1944: 40ss., BRIESEMEISTER 1980: 483-517; NIEDERERE 1986: 39-54; Cm6N/ SoBERANAS 1979: 22ss.; RrnRUEJO 1977: 52ss. - Die wichtigen, ausschließlich lateinischen Grammatiken in Spanien, wie die von Alexander de Villadei, Perotti, Pomponio Mantuano u.a. sind hier nicht genannt, da sie nur mittelbar, nämlich über die lntroductiones, der Latein-Grammatik von Nebrija, auf die kastilische Grammatik ausstrahlen. Nebrija und die spanische Grammatikagraphie 245 uns darin, daß die Grammatik eben vor fünfhundert Jahren geschrieben wurde und damit in einem völlig anderen epistemologischen Paradigma, als es heute vorzufinden ist. 1. Die folgenden Überlegungen werden sich in drei Teile gliedern: Zunächst werde ich mir Gedanken machen über die Methodologie der Historiographie und diese exemplarisch anwenden auf Nebrija und seine Grammatik. In einem zweiten und dritten Teil werden die im ersten Teil entwickelten Analyseperspektiven im Hinblick auf Nebrijas Aktualität konkretisiert. 1.1. An den Anfang meiner Ausführungen möchte ich einige Positionen stellen, die als Reaktion auf den von mir in der Studie Humanistische Grammatik und Volkssprache. Zur «Gramatica de la lengua castellana» von Antonio de Nebrija (BRASELMANN 1991) gewählten methodologischen Ansatz formuliert worden sind. Dieser besteht im wesentlichen, wie ich zeigen werde, in der rationalen Rekonstruktion, die nach RoMOTH (im Druck) die drei Funktionen der linguistischen Historiographie erfüllt, nämlich 1. die «Kontextualisierung der Grammatik», 2. den «internalistischen Betrachtungsansatz» und 3. die «Interpretation des historischen Werkes aus zeitgenössischer linguistischer Perspektive». Für Guitarte ist der textinterne Betrachtungsansatz insofern ein Problem, als er zwar den Rahmen liefere, um die grammatischen Konzepte Nebrijas zu beschreiben, nicht aber dazu diene, diese historisch zu erklären 6• Besonders diskutiert wird der dritte Punkt, der im zeitgenössischen Bezug der Interpretation besteht: BAHNER (1992: 332 s.) und EBERENZ (1993: 403) warnen vor der Gefahr, die moderne Interpretation eines historischen Werkes so überzustrapazieren, daß sie der mentalen Welt Nebrijas nicht mehr gerecht wird. Für DrNNEEN (1992: 151) dagegen können hier die Positionen nicht modern genug sein. - Ich möchte diese Aspekte im Anschluß an die im folgenden zu entwickelnden methodologischen Überlegungen wieder aufgreifen. 1.2. Eins ist deutlich geworden: Das Hauptproblem bei der Analyse einer alten Grammatik scheint die Ausgewogenheit einerseits zwischen der adäquaten Darstellung der inneren Systematik des Werkes und ihrer historischen Quellen, andererseits zwischen der inneren Systematik und der modernen Begrifflichkeit des Interpreten zu sein. Man kann sich fragen, welchen Wert die Analyse einer alten Grammatik hat, wenn doch von einer «objektiven» Darstellung nicht auszugehen ist, sondern der Blickwinkel auch den Gegenstand konstituiert 7 . Was bringt uns dann die Rekonstruktion einer alten Systematik heute, zumal, wenn man mit 6 Persönliche Mitteilung. 7 Schon Karl Popper hat deutlich gemacht, daß die Phänomene immer theorieabhängig beschrieben, geordnet und gedeutet werden; cf. die Diskussion in KANNGIESSER 1976: 114s. 246 Petra Braselmann STEGMÜLLER (1967: 1-5) davon ausgeht, daß der gegenwärtige Standard der Begrifflichkeit ohnehin ein höherer ist als der vergangener Zeiten? Antworten auf diese Fragen halten die Wissenschaftstheorie und die theoretische Historiographie der Linguistik bereit. Es geht also im folgenden um die Beantwortung der Frage nach dem Wozu? , die nicht unabhängig gesehen werden kann von dem Wie? , d. h. der Methode, mit der man an alte Werke herangeht. Die Analyse einer alten Grammatik ist immer auch die Rekonstruktion der Systematik, die der Beschreibung zugrunde liegt. Erkenntnis- und Beschreibungsobjekt des Theoretikers ist dabei die Sprache als naiv entwickelte und praktizierte Regelhaftigkeit. Auch die aktuelle Linguistik versucht eine Systematisierung der Regelhaftigkeit, die wir bereits in unserer Sprachpraxis vollziehen. Diese Systematisierung ist ihrerseits wieder ein Entwicklungsergebnis, das von den historischen Entscheidungen für bestimmte und gegen andere Begrifflichkeiten abhängt. Darin begründet ist auch die Kontingenz der gegenwärtigen Begrifflichkeit. Auch sie folgt Moden und Traditionen, Blindheiten und Einsichten. Und selbst die Einstimmigkeit einer gegenwärtigen Begriffsroutine entlastet noch nicht von der kritischen Selbstprüfung, die aus der Einsicht in die Kontingenz die Aufgabe ableitet, nach Alternativen zu suchen. Die kritische Konfrontation historischer und gegenwärtiger Systeme ermöglicht nicht nur die Einsicht in die Geschichtlichkeit moderner Begrifflichkeit, sondern lenkt den Blick auch auf manche vergessene Systematisierungsmöglichkeit, durchaus auch im Sinne einer vertanen Chance. Denn es ist gegen Stegmüller nicht immer von vornherein von einem gegenwärtigen höheren Standard an präziser Begrifflichkeit auszugehen. Die Analyse historischer Theorien erfordert nun bestimmte Herangehensweisen; die philosophische Wissenschaftstheorie hat hierfür die «rationale Rekonstruktion», die Historiographietheorie den «narrativen Zugriff» (Schmitter) entwickelt. Die Postulate beider Forschungsrichtungen möchte ich aus heuristischen Gründen in drei getrennten Untersuchungsschritten systematisieren: 1. Zuallererst ist ein «vorsystematischer» Einblick in das Denken des Autors gefordert, der etwa durch Biographie, Textvergleiche etc. möglich ist (STEG- MÜLLER 1967: 1-5). Zu dieser «Kontextualisierung» gehören auch Informationen, die über den einzelnen Autor hinausgehen, wie z.B. Kenntnisse des epistemologischen Hintergrundes, der Vorläufer 8 und Zeitgenossen, kurz: Es s Immer wieder wird allerdings davor gewarnt, Sprachwissenschaftsgeschichtsschreibung zu reduzieren auf die ausschließliche «Jagd nach Vorläufern». Eine solche reduzierte Darstellung wird dem Gegenstand nicht mehr gerecht und macht Wissenschaft zur «Geschichtsklitterung». Ebenso einseitig erweist sich die «Fortschrittshypothese», deren Charakteristik die teleologische Ausrichtung des Fortschritts sowie die Bestimmung seines Ziels als Annäherung an eine angenommene absolute Wahrheit ist. Mit dieser Konzeption verbunden ist die Annahme, die besagte Nebrija und die spanische Grammatikographie 247 geht um die Analyse des climate of opinion, in dem ein Werk steht (KoERNER 1976: 690ss.). 2. Diese externen Faktoren müssen in Verbindung gebracht werden zu der Substanz des Textes und grenzen so den Rekonstruktionsrahmen für die zunächst prinzipiell textbezogene, «horizontale» (oder: «synchronische») Analyse ein 9 • Die Darstellung der alten Theorie muß vollständig und historisch angemessen sein im Rahmen der ihr eigenen Systematik. 3. Erst in einem dritten Schritt geht es um die Neuformulierung im Lichte aktualer Systematik, wobei es nach STEGMÜLLER (1967: 1-5) nicht notwendig ist, daß alle modernen Theoretiker die Begrifflichkeit akzeptieren, die in der Rekonstruktion verwendet werden. Es versteht sich von selbst, daß aktuelle Bezeichnungen und Inhalte mit den jeweiligen historischen Begriffen in Beziehung gesetzt werden müssen, um eine «anachronistische» Interpretation zu vermeiden (KoERNER 1987 a: 71). Damit tritt die «vertikale» (oder «diachronische») Perspektive in den Blick: Sie zeigt und wertet Entwicklungen, Zusammenhänge und bezieht damit systematisch die Fakten verschiedener Epochen aufeinander 10• Erklärtes Ziel solcher Operationen ist es, den alten Text und die darin enthaltenen Sprachauffassungen einem modernen Leser zugänglich und verständlich zu machen (Brekle, Arens, Stegmüller). Sie ermöglichen durch analytische und konstruktive Schritte eine Erweiterung der historischen Erfahrung und damit ein historisches Begreifen (MrTTELSTRASS 1981: 110), indem sie neue Bestimmungen für alte Begriffe suchen (Carnap) 11• Narrativität als Grundstruktur einer Geschichte der Linguistik wird so als rekonstruierende Erzählung gefaßt, die sich aus der synchronischen und diachronischen Frage konstituiert. Dabei setzt die diachronische die synchronische Perspektive voraus, die umgekehrte Implikation gilt nach Schmitter nicht (ScHMITTER 1982: 57ss.). Was nun die textbezogene, horizontale Analyse auf der zweiten Untersuchungsebene angeht, so glaube ich nicht, daß es möglich ist, ein Werk «aus sich heraus», ohne Bezug auf gegenwärtige Terminologien und Begrifflichkeiten zu rekonstruieren, wie es KOERNER (1987a: 75s.), ARENS (1987: 6) und STEGMÜLLER (1967: lss.) Annäherung an die Wahrheit erfolge über Wissensakkumulation. Wichtig ist hier auch, den Begriff des «Einflusses» vorsichtig zu handhaben: Die Möglichkeit der Kenntnis einer bestimmten Theorie durch einen Autor kann nicht bedeuten, daß diese ihn auf jeden Fall auch beeinflußt haben muß. Sie ist allerhöchstens Teil des den Autor umgebenden allgemeinen climate of opinion. Cf. zu diesen Punkten auch: ARENS 1987: 7ss.; BREKLE 1987: 49; KoERNER 1987a: 66s., 1987b: 13ss., 1983: 323ss.; ScttMITIER 1987b: 106ss. 9 Cf. ARENS 1987: 6; BREKLE 1987: 48. 10 Cf. KoERNER 1976, 1983, 1984, 1987 a, 1987b; BREKLE 1987; ARENS 1987; ScttMITIER 1982: 57ss. 11 Cf. POSER 1971: 69. 248 Petra Braselmann postulieren. Die textinterne Interpretation eines Werkes ist schon darum «aus sich heraus» nicht möglich, weil bereits der «vorsystematische» Einblick (1. Stufe), und damit textexterne Faktoren, die Sichtweise mitbestimmen 12. Ich möchte aber noch einen Schritt weitergehen: Jedes Herangehen an den Text, auch auf der zweiten prinzipiell synchronischen Stufe, setzt ein Analyseinstrumentarium voraus, das der Interpret gar nicht ausblenden kann, so redlich er auch bemüht ist. Schon die Auswahl der entsprechenden Fakten ist subjektiv, da der Interpret aufgrund seines eigenen Wertsystems aus einer unüberschaubaren Fülle von Fakten selektiert. - Es wird hierauf zurückzukommen sein. Ich fasse zusammen: Die Rekonstruktion einer alten Grammatik ist sinnvoll, da sie erstens ein «historisches Begreifen» ermöglicht, und zwar sowohl hinsichtlich des Nachvollziehens einer alten Systematik als auch hinsichtlich der Einsicht in die Geschichte der aktuellen Begifflichkeit. Sie ermöglicht zweitens ein «modernes Begreifen», indem sie den alten Text einem modernen Leser zugänglich macht. 1.3. Kommen wir unter diesen Voraussetzungen zu unserem Beispiel, zur Gramatica de la lengua castellana (= GC) von Antonio de Nebrija aus dem Jahre 1492. Ich möchte kurz das Ineinandergreifen der oben beschriebenen Rekonstruktionsfaktoren demonstrieren. Die Grammatik ist nicht im «luftleeren» Raum entstanden, sondern setzt Entwicklungen fort, die «in the air» waren. Nebrija ist stark vom italienischen Humanismus geprägt, was sich bis in die einzelnen Grammatikkonzepte nachverfolgen läßt. Eine solche Beeinflussung ist durch seine Biographie zu erklären, und zwar durch seinen zehnjährigen Italienaufenthalt, der seinerseits eine logische Konsequenz der wissenschaftlichen Stagnation in Spanien war 13• In Italien studierte Nebrija auch die lateinischen Grammatiker, vor allem Quintilian und Priscian beeinflußten ihn stark. Lateinischer Sprachhumanismus und Vulgärhumanismus finden in Nebrija eine erste spanische Synthese, wobei er mit der vulgärhumanistischen Tendenz, wie sie z.B. in der kastilischen Grammatik dokumentiert ist, seiner Zeit voraus war was wiederum den geringen Erfolg seiner Grammatik bis zum 18. Jahrhundert erklärt. Ferner gilt es zu bedenken, daß Nebrija an erster Stelle Latinist ist 14: In allen seinen Werken geht es ihm um die Erneuerung des Lateins, und auch die kastilische Grammatik soll u.a. zum leichteren Lateinlernen verhelfen 15 • Dies schließt gleichwohl seine Bemühungen um die Autonomie des Kastilischen nicht aus. 12 Cf. hierzu auch PosER 1971: 75s. 13 Cf. KRISTELLER 1980: 36s. 14 So sagt er voller Stolz im Vorwort seines Lexicon: « ... que io fue el primero que abrf tienda de la lengua latina ...Y que si cerca de los ombres de nuestra naci6n alguna cosa se halla de latfn, todo aquello se ha de referir a mi» (ed. CoL6N/ SoBERANAS 1979). - Cf. hierzu auch LüPE BLANCH 1962: 18; FoNTA.N 1986: 209ss. 15 Cf. BRASELMANN 1993: 130ss.; BRASELMANN (im Druck); RIDRUEJO 1977: 79. Nebrija und die spanische Grammatikographie 249 Schließlich erlaubt die Analyse des vitalen und mentalen Kontextes Nebrijas und des ihn umgebenden climate of opinion das Ansetzen des adäquaten Rekonstruktionsrahmens für die Kastilische Grammatik: Erst wenn man Nebrijas sonstiges Werk, dem letztlich immer ein pädagogisches Anliegen inhärent ist, und sein lebenslanges Engagement für eine bessere Sprachlehre in Rechnung stellt 16 , erkennt man die Notwendigkeit, die kastilische Grammatik vor dem Hintergrund eines didaktisch-pädagogischen Rahmens zu rekonstruieren - und nicht etwa vor dem eines axiomatisch-deduktiven. 1.3.1. Mit diesem Vorwissen kann man sich nun den konkreten Grammatikkonzepten widmen, und zwar zunächst im Rahmen der ihnen eigenen synchronischen Systematik (2. Untersuchungsebene). Erst danach kann die diachronische Perspektive angegangen werden, wobei es mir sinnvoll erscheint, über das eben vorgestellte Modell hinaus auf dieser 3. Untersuchungsebene zwei Sehweisen zu differenzieren: Fragt man nach Traditionen, die zu Nebrija führen, dann wendet man den «Blick zurück», d.h. man wählt die diachronische Perspektive in retrospektiver Hinsicht. Demgegenüber ist jede Frage nach der möglichen Aktualität Nebrijas im Rahmen der diachronischen Perspektive prospektiver Prägung anzusiedeln. Die retrospektive Perspektive, die Frage nach Traditionen, die zu Nebrija führen (und die ich nicht ins Zentrum meines Interesses gestellt habe 17) erforschen besonders Altphilologen wie etwa Antonio Fontan und Virginia Bonmati Sanchez. Nebrijas Akzidentientheorie, sein Normbegriff, die Einteilung der Grammatik, seine aristotelische letra/ boz-Konzeption (Guitarte) 1 8 etc. werden festgemacht an lateinisch-griechischen Vorläufern. Neben den Antiquiores interessieren aber auch die Übernahmen aus den luniores (BüNMATi SANCHEZ 1988b: 295ss.): Als Einfluß der italienischen Humanisten auf Nebrija kann z.B. seine Anlehnung an Brunis «Grammatikthese», an Biondos «Korruptionstheorie», an Perottis Artikeltheorie, 16 Schon sehr früh kritisierte er die Inkompetenz seiner Lehrer, sowohl was die Methode als auch die Sprache der Lehre betrifft (cf. FERNANDEZ-SEVILLA 1974: 2ss.). Verstärkt wurde diese Tendenz durch seine Ablehnung des allgemein verbreiteten Lateinlehrbuchs, des Doctrinale von VrLLADEI, dem er seine lateinische Grammatik, die Introductiones, mit großem Erfolg entgegen setzte: «Desde que comence a leer Gramatica ... mi pensamiento continuo era este: i,que libros dare a mis discfpulos para que aprendan ... Los gramaticos antiguos hablaban latfn y escribian para discfpulos que lo hablaban tambien, como nosotros ahora el castellano ... Pero nosotros, que nos hemos apartado muchfsimo de la lengua latina, tenemos que valernos de otros medios y emplear otros metodos en la ensefianza del latfn ... Yo hago lo siguiente: me pongo en el caso de aquellos a quienes quiero ensefiar ... (NEBRIJA, Vocabulario, zit. GoNZALEZ ÜLMEDO 1942: 73s.). In allen seinen Werken (nicht nur in den sprachlichen, sondern auch in den theologischen und in den Glossaren zu medizinischen, astronomischen Texten) ging es Nebrija darum, der Sprache zu einem Status zu verhelfen, der sie als klares und effizientes Instrumentarium ausweist (cf. BRASELMANN 1991: 50-101). 17 Cf. BRASELMANN 1991: 18. 1s Cf. GurTARTE 1992. 250 Petra Braselmann an Vallas 19 Aufnahme von Quintilians consuetudo als Grundlage der Grammatik und seine Verurteilung der scholastischen Rückgriffe auf die Logik etc. gelten. Die Frage nach möglicher Aktualität von Nebrijas Gedankengut dagegen arbeitet auf prospektiver Ebene. Dabei können verschiedene Bezugsparameter unterschieden werden: Man kann sich entweder nach der Validität der Konzepte in bezug auf einen bestimmten Punkt in der Geschichte fragen, so etwa das Weiterleben von Nebrijas Konzepten bis Correas oder Bello nachvollziehen. Oder aber man kann sich fragen, welches seiner Konzepte bis heute Gültigkeit hat und unter welchem Gesichtspunkt dies zutrifft. Geht es um Begründungen von Traditionen, wie sie sich noch in aktuellen Schulgrammatiken finden, oder wagt man gar den Schritt, Nebrijas Grammatikkonzepte auf Validität in bezug auf etwaige moderne Konzepte der gegenwärtigen Linguistik hin zu untersuchen? 1.4. Damit ist der Boden vorbereitet, die oben unter Punkt 1.1. genannten Diskussionspunkte im Lichte des eben vorgestellten Ansatzes zu beleuchten. 1.4.1. Das Ziel der Historiographie der Linguistik wie auch der rationalen Rekonstruktion ist es, wie eben dargestellt, einen alten Text einem modernen Leser zu erschließen. Die historischen Quellenfragen finden in diesen Ansätzen nur Berücksichtigung im «vorsystematischen» Einblick, im climate ofopinion. In meinem Modell finden sie darüber hinaus Eingang im Rahmen des dritten Schrittes, der diachronischen Perspektive in ihrer retrospektiven Ausrichtung. Jede Diachronie setzt den Vergleich mehrerer Synchronien voraus; dies gilt auch für die historiographische Vorgehensweise. Eine punktuell rückwärtsorientierte Darstellung dagegen ist als reduktives Vorgehen zu bezeichnen, da sie nicht dem Postulat der Vollständigkeit im Sinne der rationalen Rekonstruktion genügt 20 • Reduktiv ist eine partielle Rekonstruktion, wenn etwa ein Element aus Nebrijas Grammatik verglichen wird mit einem älteren Element, das isoliert von der ihm eigenen Systematik eingesetzt wird. Dies ist in der Nebrija-Forschung verschiedentlich vorgekommen 21• Guitartes Studien haben einen anderen Hintergrund. Für ihn ist die «eigene Systematik» Nebrijas nicht alles. Er rekonstruiert historisch die antiken Systeme im Rahmen des ihnen spezifischen Kontextes und vergleicht sie dann mit Nebrijas Erkenntnissen. Er kommt meist zu dem Schluß, daß Nebrija antike Erkenntnisse zu einem persönlichen, logischen System kohärent zusammenführt. Die rationale Rekonstruktion denkt dagegen nicht an Systeme, die vor der zu rekonstruierenden Theorie liegen - und dies ist sicher ein Defizit, wie Guitarte mit 19 Zur Bedeutung Vallas für Nebrija und den gesamten Humanismus cf. u.a. die neueste Schrift von FoNTAN (1992b: 15ss). 20 Cf. hierzu BRASELMANN 1991: 18. 21 Cf. z.B. das Diccionario gramatical von MARTINEZ AMADOR 1953 oder die prospektiven Teile in GARCIA 1960. Cf. dazu unten, Punkt 2.2. Nebrija und die spanische Grammatikographie 251 seinen Arbeiten beweist. Aus diesem Grunde habe ich auf der 3. Untersuchungsebene die retrospektive Dimension eingeführt, die meines Erachtens Guitartes Anliegen Rechnung trägt. Versucht man Guitartes Vorgehen mit dem der rationalen Rekonstruktion zu verbinden, so könnte man sagen, daß Guitarte eine vollständige rationale Rekonstruktion «vorschaltet» (wobei ihn die zweite, im Hinblick auf heute, dann nicht mehr interessiert): Er versucht, die antiken Systeme eines Aristoteles oder eines Quintilian einem Zeitgenossen Nebrijas verständlich zu machen. Die rationale Rekonstruktion versucht, die Systematik eines Nebrija einem gegenwärtigen Leser verständlich zu machen. Sie intendiert eine Neuformulierung im Lichte aktualer Systematik; Guitarte leistet eine Neuformulierung antiker Ideen im Lichte der nebrisensischen Systematik. Das heißt, die Ansätze unterscheiden sich durch ihre Zielsetzung. Insofern arbeitet Guitarte dann prospektiv: Synchronie 1 = Antike; Synchronie 2 = Nebrija. Die rationale Rekonstruktion und die moderne Historiographie der Linguistik gehen dazu komplementär vor: Synchronie 2 = Nebrija; Synchronie 3 = (eine wo auch immer angesetzte) Gegenwart. Ich glaube, daß die Zusammenführung beider Ausrichtungen für die Historiographie der Linguistik sehr fruchtbar ist. 1.4.2. Es dürfte einleuchten, daß man seinen eigenen Standort als Interpret nicht ausblenden kann und daß das je spezifische Erkenntnisinteresse die Analyse mitbeeinflußt. Calero Fernandez etwa liest Nebrijas Grammatik als Feministin des ausgehenden 20. Jahrhunderts, wenn sie in Nebrija den spanischen Begründer des sexistischen genero gramatical sieht 22 • Ich lese ihn als Linguistin desselben Jahrhunderts mit dem Analyseinstrumentarium des europäischen Strukturalismus 23 • Wenn dies-wie Dinneen bedauernd feststellt-nicht der «modernen Linguistik» entspricht, weil darin keine transformationelle Perspektive enthalten ist (DINNEEN 1992: 151), so kann ich dem in zweifacher Weise entgegen halten: Erstens ist eswie bereits erwähnt-mit Stegmüller nicht notwendig (und nicht möglich), daß die Überzeugung dessen, was man mit «moderner» Begrifflichkeit meint, von allen modernen Theoretikern geteilt wird. Zweitens kann ich nur eine solche Begrifflichkeit einsetzen, von der ich meine, daß sie Nebrijas Anliegen adäquat beschreibt. Der «Modernität» sind also deutliche Grenzen gesetzt. Was nun die «internalistische Betrachtungsweise», die «horizontale Analyse» der Grammatik angeht, so kann auch hier, wie wir oben ausführten, das moderne Instrumentarium nie vollständig ausgeblendet werden. Auf dieser Ebene wird eine vollständige historische Rekonstruktion von Nebrijas Gedankengut versucht, das er in seiner Grammatik formuliert, unabhängig davon, ob wir heute etwa die Metrik und Rhetorik als zu einer Grammatik gehörig bezeichnen würden. Es geht 22 Cf. CALERO FERNANDEZ (im Druck). 23 Cf. BRASELMANN 1991: 308, 455. 252 Petra Braselmann in dieser synchronischen Analyse darum, im Rahmen der ihr eigenen Systematik die argumentative Struktur der GC herauszuarbeiten. Auf dieser Untersuchungsebene kann man auch etwaige Inkonsistenzen innerhalb von Nebrijas eigener Argumentation entdecken, wie z.B. bezüglich der Diskrepanz zwischen seinen Reformvorschlägen für das kastilische Lautinventar, die seinen eigenen Axiomen nicht immer genügen (cf. BRASELMANN 1991: 460s.). Über den Nachweis solcher Mängel hinaus ist es hier oft möglich, die Gründe solcher Mängel zu erklären 24• Die diachronische Pespektive in ihrer prospektiven Ausrichtung (3. Untersuchungsebene) setzt nun die Akzente anders, indem die moderne Begrifflichkeit bewußt und explizit 25 in den Vordergrund gestellt wird: Hier werden Nebrijas Grammatikkonzepte anhand von Begriffen der modernen Linguistik auf ihre mögliche Kongruenz mit aktuellen Einsichten hin überprüft. - In beiden Fragestellungen, der synchronischen und der diachronischen, ist das moderne Begriffsinstrumentarium also präsent. Der Unterschied zwischen beiden Ebenen läuft damit letztlich auf einen Gradationsunterschied hinaus. Die Gefahr einer «modernistischen Vergewaltigung» Nebrijas, wie sie Bahner und Eberenz 26 sehen, ist also nur dann gegeben, wenn man die Rekonstruktion aus moderner Sicht ohne die historische Rekonstruktion, die diachronisch-prospektive ohne die synchronische liest. Meine Vorgehensweise, die die synchronische Betrachtungsweise als die conditio sine qua non der diachronischen ansetzt, entspricht dem oben diskutierten Postulat Schmitters, wonach die diachronische Perspektive die synchronische immer voraussetzt. 2. Werfen wir einen Blick auf die Rezeption der Gramatica castellana und fragen uns, welche Forschungsperspektiven, die sich zum Teil auch mit dem diachronischprospektiven und diachronisch-retrospektiven Raster erfassen lassen, vor allem angewendet werden. Damit greife ich gleichzeitig auch die einleitend aufgeworfene Frage nach der Rezeptionsaktualität der kastilischen Grammatik auf. 2.1. Die kastilische Grammatik, die heute so lobend als Meilenstein in der spanischen Grammatikschreibung bezeichnet wird, fand im gesamten Siglo de Oro und auch später kaum Anerkennung. Nach der Erstausgabe von 1492 sollte sie erst im 18. Jahrhundert, und zwar zwischen 1744 und 1747, neu aufgelegt werden 27 • Sie blieb eine «schöne Leiche» und war für ihren Autor ein «fracaso profesional» 28• 24 So beruhen Fehleinschätzungen etwa darauf, daß sich Nebrija oft nicht von den lateinischen Gegebenheiten lösen konnte (Vermischung Synchronie/Diachronie) oder aber, daß er zuweilen Sklave seiner eigenen Systematik wird (z.B. bzgl. der Eigennamen). Cf. hierzu auch unten, Punkt 3.3.3.2., zum Eigennamen auch 3.1. 25 Cf. ßRASELMANN 1991: 308. 26 Cf. BAHNER 1992: 332s., EBERENZ 1993: 403. 21 Cf. Qums 1980: 84. 2s Cf. WEINRICH 1973: 534, FoNTA.N 1986: 218. Nebrija und die spanische Grammatikographie 253 Diese Situation änderte sich erst mit den verschiedenen wissenschaftlichen Ausgaben des 20.Jahrhunderts, wie z.B. die von ANTONIO Qurus (1980), die ich meiner Untersuchung zugrundelege. Es ist hier nicht der Ort, die Gründe für diese lange Nichtbeachtung zu diskutieren; einer von ihnen ist ohne Zweifel die Tatsache, daß die Zeit für eine vulgärsprachliche Grammatik in Spanien offensichtlich noch nicht reif war 29 : Zu sehr stand das Latein im Mittelpunkt.Vives verfaßt etwa noch im 16.Jahrhundert seine Werke auf Latein und hält die Grammatik einer Volkssprache für überflüssig 3 0• Die geringen Reaktionen, die die kastilische Grammatik auslöste, waren deutlich negativer Art und mündeten in einen «antinebrijanismo» 31• Drei unterschiedliche Haltungen lassen sich ausmachen: Zum einen kritisiert man die GC heftig, so z.B. Valdes, der nicht an die Möglichkeit glaubt, für eine Vulgärsprache eine Arte zu schaffen - und schon gar nicht durch einen Andalusier, wie es Nebrija war 3 2• Zum anderen gibt es (bis ins 20. Jahrhundert) die Haltung, die Grammatik einfach «totzuschweigen», wohl die deutlichste Form von Mißachtung. Hier kann als Beispiel Gonzalez Olmedo genannt werden, der in seinen zwei Nebrija-Studien die GC nur an einer Stelle am Rande erwähnt und befindet: «... de la Gramatica [castellana] no hay mucho que decir» 3 3• Schließlich gibt es noch eine dritte Tendenz, die darin besteht, daß man die GC zwar kritisiert, nichtsdestoweniger aber in vielen Punkten stillschweigend kopiert. Ein Beispiel hierfür ist Villal6n, der die Lateinorientierung der Grammatik beanstandet, gleichwohl aber vieles aus ihr übernimmt. So entstehen auch im 16. und 17. Jahrhundert eine Reihe von Grammatiken, die der von Nebrija sehr ähneln 3 4• Der letzte Aspekt ist möglicherweise auch ein Grund dafür, daß die GC im 16. und 17. Jahrhundert keine weiteren Auflagen erfuhr, wie Galindo Romeo und Ortiz Mufioz annehmen: «En el fondo, todos o le imitaban, o se inspiraban en sus teorias, o seguian su metodo, y acaso sea esta la mas poderosa raz6n de que la Gramatica padeciera la p6stuma afrenta del olvido en la reimpresi6n» 35 • Im 20.Jahrhundert nimmt man schließlich Notiz von Nebrija. Ganz allgemein ist festzustellen, daß man sich anfangs vor allem seiner Biographie, dem Leben und 29 Zur geistesgeschichtlichen Situation in Spanien cf. BRASELMANN 1991: 148-73. 30 «In sermone qui ore totius populi teritur, nihil necessum est artem, aut regulas formari; ex populo ipso promptius ac melius discetur ... sed in quocunque alio ascititio qui jam nullius est gentis, omnino formulae sunt opus, ne fallaris, ceu loquaris vitiose ...» (VrvEs, De trad. discipl., MAYANS, VI, p.302). Im Gegensatz zu Erasmus, der die Volkssprache und die Ausbildung in derselben ignoriert (er spricht nie von «Muttersprache», sondern das Latein ist für ihn «unsere» Sprache), propagiert Vives zumindest die Pflege der Muttersprache im Elternhaus.- Cf. hierzu BRASELMANN (im Druck). 31 Cf. FONTAN 1986: 213. 3z Zur Kritik von Valdes an Nebrija cf. vor allem GurTARTE 1974: 247-88. 33 Cf. GONZALEZ ÜLMEDO 1942: 238. 34 Cf. hierzu FERNANDEZ-SEVILLA 1974: 29, Qurus 1980: 84. 35 Cf. GALINDO RoMEo/ ORTIZ MuNoz 1946: XXXVIII. 254 Petra Braselmann Werk des Grammatikers widmet, eine Orientierung, die 1944, dem Jahr der Feierlichkeiten zu Nebrijas fünfhundertstem Geburtstag, kulminiert. Als repräsentatives Beispiel mag hier der zu diesem Anlaß publizierte Sammelband mit dem Titel Miscelanea Nebrija (1945) gelten. In diesem Werk finden sich (neben patriotischen und ideologischen Lobreden) fünf Artikel, von denen der überwiegende Teil biographische Detailfragen behandelt: das Geburtshaus des Grammatikers, seine Wohnstätten in Salamanca und Alcala. Alte Stadtpläne, Mietverträge etc. werden als Quellen zitiert. Darüber hinaus untersucht man Nebrija als Historiker und Nebrija als Gräzist. Einzig der Beitrag von BASOLS DE CLIMENT (1945: 49-64) handelt über einige Grammatikkonzepte, allerdings nicht die der GC, sondern über solche der lateinischen Grammatik, und setzt diese in Verbindung mit einigen Vorläufern, wie z.B. der lateinischen Grammatik von Villadei. - Diese Situation spiegelt sich auch wieder in den beiden vor allem biographisch ausgerichteten Studien von GoNZALEZ OLMEDO (1942, 1944). Die 40er Jahre stellen einen ersten Höhepunkt in der Nebrija-Rezeption dar, die insbesondere den Grammatiker als Person aktualisiert. 2.2. Das Interesse an der Person Nebrija verringert sich nach den 40 er Jahren beträchtlich. Die Themen, denen sich die Forscher nach diesem ersten Höhepunkt widmen, können in vier Hauptgruppen eingeteilt werden, wobei die hierarchische Abfolge auch ihre frequentative Repräsention widerspiegelt 36 : 1. Am meisten widmet man sich den Quellen der nebrisensischen Ideen. 2. An zweiter Stelle interessiert man sich für marginalere Werke und Fragestellungen 3 7. 3. Relativ wenig Interesse finden seine Sprachwerke, wie z.B. die Introductiones, die Reglas, die Wörterbücher und die Repetitiones. 4. Die geringste Beachtung findet die kastilische Grammatik. Für unsere Fragestellung sind natürlich die Studien zum vierten Bereich am interessantesten. Dabei sind zum Teil auch Untersuchungen zur lateinischen Grammatik mit zu berücksichtigen, und zwar aufgrund der Tatsache, daß die Introductiones, vor allem in der zweisprachigen Version (lateinisch-kastilisch), als die einzige authentische Vorläufergrammatik für die GC anzusehen sind, da hier zum ersten Mal umfänglich und systematisch lateinische Grammatiktermini ins Kastilische übertragen wurden. Das erste Buch der GC, das die Orthographie behandelt, ist Thema z.B. der Studien von CUERVO (1944), ALONSO (1949, 2 1967-1969), TOLLIS (1971), SALVA- 36 Zu den einzelnen Forschungsbeiträgen cf. die Diskussion in BRASELMANN 1991: 19-44. 37 Zu den historischen Werken Nebrijas cf. jetzt auch HrNOJO ANDRES (1991) und BoNMATf SA.NCHEZIALVA.REZ (1992). Nebrija und die spanische Grammatikographie 255 DOR PLANS (1980)' PERCIVAL (1982) und GUITARTE (1992) 38• Die Autoren, die eine prospektive Dimension verfolgen, wie z.B. Salvador Plans und Tollis, vergleichen Nebrijas Aussagen mit denen weiterer Grammatiken im Siglo de Oro. Guitarte etwa steht für die retrospektive Dimension, indem er die Orthographieprinzipien Nebrijas mit ihrer lateinisch-griechischen Tradition in Verbindung setzt. Die Metrik und Rhetorik, wie sie in der GC im zweiten und vierten Buch repräsentiert sind, bilden den Untersuchungsfocus z.B. von BALAGUER (1945), CLARKE (1957) und MARTf (1972). Die meisten Studien widmen sich Nebrijas drittem Buch, der «Etymologie» im weitesten Sinne, in dem Nebrija am stärksten der Tradition folgt: Hier sind vor allem die Arbeiten von SENIOR MERRILL (1959, 1962) über die Redeteile und das Deklinationssystem, verglichen mit anderen Grammatiken des 16. und 17. Jahrhunderts, zu nennen. RoJo (1978) behandelt die Beschreibungen und Klassifikationen des kastilischen Verbs bei Nebrija, Villal6n und in zwei anonymen Grammatiken des 16. Jahrhunderts. Die von Nebrija geschaffene Kategorie des nombre participial infinito ist Thema von ToLLIS (1986), das Nomen allgemein bei Nebrija und Villal6n ist Untersuchungsgegenstand von GERZENSTEIN (1978). CoL6N verfolgt in einer neuen Studie von 1992 das Wortbildungsmuster «Verb + Verb» (Typus vaiven), das im sechsten Kapitel des dritten Buches der GC behandelt wird, bis in gegenwärtige Grammatiken und charakterisiert Nebrijas Definition als traditionsbegründend. Besondere Erwähnung verdient die Studie von RAMAJO CANO (1987), der die einzelnen Redeteile bei Nebrija mit der jeweiligen Behandlung in 30 Nachfolgegrammatiken, die vor 1627 inner- und außerhalb Spaniens erschienen, einander gegenüberstellt. Unbeachtet bleiben dabei auch nicht die jeweiligen lateinischgriechischen Vorläufer. Diese wertvolle Studie ersetzt bzw. komplementiert die ältere Arbeit von GARcfA (1960), deren Ausgangspunkt die Grammatik von Sanctius (EI Brocense) bildet und die hauptsächlich auf Nebrijas Introductiones, weniger auf die kastilische Grammatik als Vorläufer rekurriert. Garcia wagt auch den Sprung in die prospektive Dimension bis zur modernen Linguistik, indem er die alten Definitionen solchen von Paul, Jespersen, Hjelsmlev u.a.m. gegenüberstellt. Diese «Aktualisierung» ist an einigen Stellen fragwürdig, da isolierte Elemente (die vorher nicht innerhalb ihrer eigenen Systematik analysiert wurden) aus unterschiedlichen Systemen undiskutiert nebeneinandergestellt werden. Ähnlich wird auch im Diccionario gramatical von MARTINEZ AMADOR (1953) vorgegangen, der plakativ alte und neue Definitionen aneinanderreiht und sich durch ausdrucksseitige Ähnlichkeiten der Begriffe verleiten läßt, auf inhaltliche Übereinstimmungen zu schließen, und so z.B. Nebrijas zentrales Akzidens calidad beziehungslos neben 3s Ich sehe hier in der Überblicksdarstellung von den Vorworten der einzelnen GC-Ausgaben ab. 256 Petra Braselmann den Begriff capacidad der modernen Mediensprache stellt 39 • Dies sind Fälle einer anachronistischen Interpretation, die aus einer nicht-rationalen Rekonstruktion resultieren. Aspekte von Nebrijas Grammatik-Ideen, die sich auf einem höheren Abstraktionsniveau befinden und sich nicht direkt aus der kursorischen Lektüre ergeben, sind nur sehr selten untersucht und liegen vor allem zur Narm-Problematik vor. In einer älteren Studie arbeitet PrccARDO (1949) umsichtig die Norminstanzen Nebrijas heraus; Mitte der 80 er Jahre erscheinen drei wichtige Untersuchungen: PozuELO YvANCOS (1986), der Nebrija allerdings eher als Normativisten interpretiert, Rrco (1985), der die Filiation von Nebrijas Normbegriff mit der Grammatik der Akademie aufzeigt, und FoNTAN (1986), der dem Thema zwar nur einen Abschnitt widmet, in diesem aber die Wichtigkeit betont, die Nebrija dem empirischen Normaspekt beimißt. Fontan verfolgt in der letztgenannten Arbeit ebenso wie in einer neueren Untersuchung von 1992 40 die lateinisch-griechischen Vorläufer von Nebrijas uso-Begriff, den er in den Introductiones wie auch in der kastilischen Grammatik vertritt. Die gleiche retrospektive Fragestellung verfolgt auch seine Schülerin BoNMATf SANCHEZ in verschiedenen Studien (1987, 1988, 1992). Wichtig für die prospektive Dimension der Normfrage sind die Beiträge von SCHMITT (1989) und MüRIY6N MüJICA (1990, 1992) 41: MoRIY6N MüJICA (1992) bearbeitet das Normkonzept von Nebrija bis Bello und untersucht 75 Grammatiker. Wenn er Nebrija als «normativ und präskriptiv» beschreibt, so meint er nicht seine Vorgehensweise, sondern seine Intention, das Kastilische zu normieren und zu standardisieren, und zwar vor dem Hintergrund des «elitären» uso (cf. dazu unten). Für MoRrY6N (1992: 4) ist jeder uso normativ («uso e intrinsecamente normativo como todo uso -»). Ich halte diese Terminologie für etwas unglücklich, macht sie doch jegliche Unterscheidung zwischen normativen und deskriptiven Grammatiken hinfällig -jede Grammatik ist damit normativ. Anders differenziert SCHMITT (1989: 125-46): Nebrijas strikt auf Synchronie und den Sprachgebrauch der Mehrheit ausgerichtete Normkonzeption ist für ihn tendenziell beschreibender Art und liefert der spanischen Grammatik bis zum Erscheinen der Grammatik der RealAcademia (1771) die deskriptiven Normkriterien, die erst 1973 mit dem Erscheinen des Ebozo (zumindest theoretisch) wieder in den Vordergrund rücken. Zwischenzeitlich wurde in Anlehnung an die französische Grammatik die arte über den uso gestellt und die Norm als Soll-Wert konzipiert. Schmitts überzeugende Studie macht deutlich, daß Nebrija in Spanien einen uso-orientierten deskriptiven Normbegriff als Ist-Wert begründet, der 1771 abgelöst und 1973 wieder aufgenommen wird. 39 Cf. hierzu BRASELMANN 1991: 464-67. 40 Cf. FoNTJ\N 1992a: 18ss. 41 Auch NEUMANN-HOLZSCHUH (1993) liefert einen interessanten Beitrag, geht allerdings weniger auf Nebrijas Konzeption ein als auf die von Pat6n und Correas. Nebrija und die spanische Grammatikographie 257 Ein Eingehen aufNebrijas Methode findet durch BoNMATf SANCHEZ (1992: 409) und FONT.AN (1986: 214ss.) aufgrund ihres altphilologischen Frageinteresses nur retrospektiv statt: Beide stellen Nebrijas «nova ratio» heraus, die er in seiner Lateingrammatik (und damit sekundär auch in seiner kastilischen Grammatik) einsetzt. Nebrija ist sich durchaus bewußt, daß Latein zu seiner Zeit als zweite Sprache, als Fremdsprache gelernt werden muß und daß darum die Methoden andere sein müssen als vorher. Dieser knappe Überblick der unterschiedlichen Haltungen gegenüberNebrijas grammatischen Ideen ist natürlich weit davon entfernt, vollständig zu sein. Aber er demonstriert bestimmte Tendenzen: Man sieht deutlich, daß die Fragestellungen vor allem retrospektiv orientiert sind, daß aber seit der Mitte der 80 er Jahre bis 1992, dem zweiten Höhepunkt derNebrija-Rezeption, verstärkt die prospektive Richtung in den Blick tritt, die in der Regel allerdings nur bis zu den Grammatiken des 17. und 18. Jahrhunderts ausgedehnt wird. 2.3. Verglichen mit dem Höhepunkt von 1944 hat sich nun sehr viel geändert. Statt ideologischer Lobreden auf Nebrija, statt Untersuchungen zu seiner Biographie liegen jetzt profunde wissenschaftliche Arbeiten vor eine Tatsache, die sich auch mit dem geistigen Klima erklären läßt, in dem die jeweiligen Interpreten leben. Ich bin der Überzeugung, daß die Grammatikographie, die lange vor allem literarisch betrieben wurde, an einem Wendepunkt angekommen ist, der sie stärker unter linguistischem Aspekt beleuchtet. Während des bereits erwähnten Festjahres 1992 fanden verschiedene Nebrija- Kongresse in Spanien statt, so in Murcia (1.-4. April) und in Salamanca/ Sevilla/ Lebrija (26. Okt.-1.Nov.). Die Kongreßakten sind noch im Druck, und es ist zu hoffen, daß die Publikationen nicht zu lange auf sich warten lassen, da die Beiträge dieser Veranstaltungen natürlich die aktuellsteNebrija-Forschung repräsentieren. Ich möchte hier bereits einen kurzen Eindruck über die Fragestellungen vermitteln: In Murcia fanden in Parallelveranstaltungen ca. 100 Vorträge statt, davon waren weniger als die Hälfte der Gramatica castellana gewidmet (43) - und dies, obgleich es vor allem ihre fünfhundertjährige Existenz (1492-1992) zu würdigen galt. Interessanterweise behandelten nur 7 Beiträge die retrospektive Frage, die Frage nach Vorläufern und Traditionen; den prospektiven Strang bis heute verfolgten 5 Beiträge, und zwar zum Passiv, zum Artikel, zur Syntax, zu Tempus/ Aspekt und zur Konjunktion o. Den Löwenanteil bildeten Studien, die die prospektive Perspektive bis ca. zum 18. Jahrhundert verfolgen. So untersuchte z.B. SATORRE GRAU in seinem Vortrag «Contribuci6n al estudio del concepto de verbo irregular en la historia de la gramatica» Nebrijas Konzept der irregulären Verben, das sich in den Grammatiken bis Correas fast unverändert hielt. Vor dem Hintergrund des lateinischen Konjugationsmodells schlägtNebrija als Beispiele in den Introductiones amo für die erste Konjugation, doceo für die zweite, lego für die dritte und audio für die vierte vor. Dies ist sicher der Grund, 258 Petra Braselmann warum er in der GC für das Kastilische, das nur drei Konjugationstypen kennt, amar, leer und oir als regelmäßige Verben ansetzt, die in Wahrheit im Kastilischen zum Teil unregelmäßig sind. Dennoch übernehmen viele der folgenden Grammatiker diese Verben als Modell (Miranda, Oudin, Pat6n, Texeda u.a.) oder nennen andere, die ebenfalls unregelmäßig sind. Erst Correas kommt zu einer stringenten Erfassung der Irregularität und nennt als regelmäßige Verben amar, temer, consumir, die das Paradigma bilden, vor dessen Hintergrund die Unregelmäßigkeit anderer Verben beschrieben und definiert werden kann. Nichtsdestoweniger übernimmt Correas viele Beobachtungen von Nebrija zu dem Phänomen der verbalen Unregelmäßigkeit, die dieser in einem dreistufigen Raster («regelmäßig», «bedingt unregelmäßig», «unregelmäßig» bzw. «sich jeder Regel entziehend») 42 erfaßt. Correas schafft damit die Ansätze zu einer Theorie, die nach Satorre Grau bis in die gegenwärtigen Grammatiken gültig ist. Ausstrahlungen von Nebrijas grammatischem Werk nach Lateinamerika thematisieren Percival und Koerner 43 . PERCIVAL beschreibt in seinem Vortrag «Nebrija's Grammatical Oeuvre in the Context of European World Hegemony» unter anderem die dritte Auflage der Introductiones (1495) als Modell der Missionarsgrammatik von Santo Tomas (1560), Nebrijas spanisch-lateinisches Vocabulario als Vorbild für dessen Wörterbuch des Quechua (1560). KoERNER postuliert in seinem Beitrag «Antonio de Nebrija's Gramatica de la lengua castellana and the Study of Indigenous Languages of the Americans; or, Towards an History of Amerindian Linguistics» eine Historiographie der amerikanischen Linguistik, die sowohl Nordwie Lateinamerika miteinschließt und die bis zum 18. Jahrhundert reicht. In Salamanca/ Sevilla fanden nur Plenarveranstaltungen statt, darum war die Anzahl der Beiträge bedeutend geringer: Von insgesamt 43 Vorträgen widmeten sich 23 auch der Gramatica castellana (so z.B. Coseriu, Guitarte). Rein retrospektiv waren 4 ausgerichtet, prospektiv bis heute 2; den größten Teil bildeten auch hier die Untersuchungen zur prospektiven Dimension, die ca. im 17./ 18. Jahrhundert haltmachten. GUILLERMO GUITARTE berücksichtigte in seinem Vortrag «Los principios ortograficos de Nebrija y el aristotelismo del renacimiento», den er in Lebrija hielt, sämtliche Sprachwerke Nebrijas, in denen er Aussagen zur Orthographie und zu den Lauten macht. Nach Guitarte schafft er eine «Wissenschaft der Orthographie», deren konstitutive Elemente aristotelisch sind. Guitarte warnt aber gleichzeitig davor, aus Nebrija einen Phonologen «avant la lettre» zu machen und 42 Allerdings weist er Einzelfällen oft den Status von Regeln zu oder postuliert aufgrund von zufälligen «Buchstabenaffinitäten» Bildungstypen, die sich morphologisch nicht rechtfertigen lassen. Vor allem ab Kapitel 7 des fünften Buches wechseln morphologisch begründbare Bildungstypen und solche, die auf dem Prinzip der «Buchstabensubstitution» beruhen, ziemlich willkürlich; cf. hierzu BRASELMANN (1991: 264ss., 301, 307). 43 Wichtig in diesem Zusammenhang scheinen mir INEICHENS (1991: 232) Beobachtungen von Ausstrahlungen nach China. Nebrija und die spanische Grammatikographie 259 verankert dies an einseitigen Rezeptionen, die Nebrijas vielzitiertes Axiom «tenemos de escrivir como pronunciamos, & pronunciar como escrivimos» (GC 116/ 12s.) (womit er die 1: 1-Zuschreibung von Laut und Buchstabe fordert) 4 4 nur in seinem ersten Teil zur Kenntnis nehmen. Dies führt natürlich, und darin stimme ich mit Guitarte überein, zu reduktiven und anachronistischen Rezeptionen, die etwa behaupten, Nebrija privilegiere generell die gesprochene Sprache gegenüber der geschriebenen. Wenn man aber seine weiteren Axiome hinzunimmt, wie auch andere Stellen, an denen er sich zum Thema äußert, so wird deutlich, daß Nebrija durchaus das orthographische System als sekundäres semiologisches System konzipiert, insofern es die Funktion hat, das Lautsystem abzubilden: 1 - ... no es otra cosa la letra, sino figura por la cual se representa la boz & pronunciaci6n. (GC 116/ 14s.) - ...la diversidad de las letras no esta en la diversidad de la figura, sino en la diversidad de la pronunciaci6n. (GC 116/ 16s.) - ... las figuras de las letras han de responder a las bozes ... (Reglas 120 ) - ... no tienen otro vso las figuras de las letras, sino representar aquellas bozes que en ellas depositamos - ... (Reglas 121 ) - ... litteras non ex diuersitate figurarum, sed ex uarietate sonorum inter se debere distingui. (De vi ac potestate 45) Nebrija ist hier nicht innovativ, er reaktiviert antike Einsichten. Unter Mitberücksichtigung seiner Erkenntnisse, daß die phonologischen Systeme einzelsprachlichen Charakter haben, daß die Zuordnung der Grapheme zu den Phonemen arbiträr und konventionell ist, und daß die Grapheme, um Einheiten höheren Ranges («Wörter» etc.) zu repräsentieren, dem Linearitätsprinzip unterstehen, dem auf der potentiellen Ebene ein Hierarchieprinzip entspricht 46 , kann man aber mit Fug und Recht festhalten, daß Nebrija Erkenntnisse zusammenfügt, die bis heute ihre Gültigkeit behalten haben. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß nur ca. die Hälfte der Beiträge die kastilische Grammatik ins Zentrum ihres Interesses stellen und daß dabei das Frageinteresse und die Herangehensweise der aktuellsten Nebrija-Forschung in stärkerem Maß linguistisch ausgerichtet ist, als es vorher der Fall war; reine Quellenforschungen treten zurück zugunsten einer mehr prospektiven Orientierung. 3. Im Sinne der oben entwickelten prospektiven Dimension lautet die Frage über diese historisch sehr interessanten Ergebnisse hinaus (die allerdings die Basis bilden), welche der Konzepte Nebrijas auch gegenwärtig noch Bestand haben, sei es in traditionellen Schulgrammatiken, sei es in der gegenwärtigen Linguistik. 44 Cf. BRASELMANN 1991: 194, 208, 367-85. 45 Cf. Qurus/ UsABEL 1987: 39. 46 Cf. hierzu auch Qurus 1977: 27s., 43ss., 84,115 , 121s.; EscunERO DEJUANA 1923: 60s. 260 Petra Braselmann Wenn wir uns die Frage nach der Aktualität von Nebrijas Grammatikkonzepten stellen, so ist damit nicht gesagt, daß Nebrija in diesen Punkten auch innovativ ist, das heißt, daß er als erster ein bestimmtes Konzept formuliert hat. Solche Innovationen gibt es bei ihm auch, wie z.B. die Definition der Augmentative, die (etymologische) Bildungsregel von Futur/ «Konditional», die Definition des bestimmten Artikels 47 etc., die sich vor allem dort finden, wo er nicht auf das lateinische Muster zurückgreifen kann, sondern wo es darum geht, spezifische einzelsprachliche Phänomene des Kastilischen zu beschreiben. Die Frage nach der Innovation ist logischerweise eine retrospektive, da sie möglichen Vorläuferkonzepten nachgeht und solche Quellen dann ggfs. ausschließt. Die Frage nach der Aktualität dagegen liegt auf prospektiver Ebene und behandelt Phänomene, die auch in der Gegenwart noch eine gewisse Geltung haben. 3.1. In diesem Sinne gibt es bei Nebrija, vor allem in seinenBüchern drei und vier, eine Reihe von Überlegungen, die sich noch in gegenwärtigen, eher traditionell ausgerichteten Grammatiken finden. In gewisser Weise ist er natürlich auch hier schon vom Ansatz her innovativ, da er zum ersten Mal im Rahmen einer vollständigen und systematischen Grammatik des Kastilischen die griechisch-lateinische Tradition aufarbeitet und für die Vulgärsprache nutzbar macht. So spricht man etwa auch noch heute wie Nebrija vom Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ (manchmal sogar vom Ablativ) in Sprachen, die keine Deklinationen kennen 4 8• Auch die Definitionen der Modi, wie z.B. Indikativ als «Modus der Feststellung», Optativ als «Modus des Wunsches», subjunctivo als «Modus der Unterordnung», sind in gegenwärtigen Grammatiken zu finden. Solche Paradigmen beschreiben die sprachliche Realität des Spanischen nicht adäquat, die es z.B. erlaubt, daß eine Feststellung im Konjunktiv erscheint. Nebrija kommt zu solchen Definitionen, da er das Lateinische als Raster ansetzt und davon ausgehend etymologisierend «übersetzt» und so das einzelsprachliche kastilische Phänomen definiert, wie z.B: 2 Optativo modo es aquel por el cual desseamos alguna cosa, por que <optare> es dessear ... Subjunctivo modo es aquel por el cual juntamos un verbo con otro, por que ,subjungere> es aiuntar ... ( GC 185/ 22-26) In gleicher Weise definiert er etwa auch die Präposition: 47 Nebrija macht die Wortart Artikel zum ersten Mal für das Kastilische geltend. Er stellt fest, daß der Artikel im Latein fehle und beruft sich auf das Griechische. Er ist hier wohl von Perotti beeinflußt, der dem lat. Demonstrativum hie, haec, hoc eine artikelähnliche Funktion zuweist und diese Form als Genusindikator auffaßt.Nebrija übernimmt dies bereits in seinen Introductiones. Die Rolle des unbestimmten Artikels tritt bei Nebrija noch nicht in den Blick. Die Äquivalenz von un und quidam, die Nebrija anführt (Kap. 7, 3. Buch), ist von einer Erfassung des unbestimmten Artikels noch weit entfernt.Für das Spanische wird der unbestimmte Artikel erst von Sanford und Correas als solcher definiert (cf. RAMAJO CANO 1987: 67ss.). 48 Cf. GC 177/ 12-28. Nebrija und die spanische Grammatikographie 261 3 I llama se preposici6n, por que siempre se antepone a las otras partes de Ja oraci6n. ( GC 195/ 8s.) Nicht selten gelingt es Nebrija aber, sich nach der Arbeit am Material völlig von der «etymologisierend-übersetzenden» Definition (und damit vom Latein) zu lösen und die für das Kastilische zutreffende Definition «nachzuschieben», wie etwa im Falle der Präposition: 4 Sirven ...las preposiciones, para demostrar Ja diversidad de Ja significaci6n de los casos (GC 196/ 20s.) Ähnlich verfährt er auch bei der Diskussion des Adverbs, wo er nach der Analyse des Materials schließlich die Interjektion als eine der möglichen Funktionen des Adverbs erkennt und sie nicht (wie in der lateinischen Grammatik) als eigenen Redeteil behandelt (GC 197s.). Kehren wir zu Konzepten zurück, die sich gegenwärtig noch in Grammatiken finden, so sind etwa die Definitionen des Relativums, des Eigennamens und dessen, was man heute unter dem Begriff der mass-nouns fassen würde, zu nennen: Das Relativum siedelt Nebrija bei der dritten calidad des Nomens an («por que el relativo se distingue del antecedente»; GC 166/ Ss.), die er offensichtlich von Perotti übernimmt. Seine folgenden Subklassifikationen machen deutlich, daß er einen weiteren Begriff des Relativums vertritt, als dies heute der Fall ist. «Relativität» impliziert für ihn eine kontextrelationale Qualität (Anapher/ Katapher), da er auch Relationspartikeln wie cual, tal, tanto, cuanto, cuamafio, tamafio neben dem eigentlichen Relativum wie quien, que, Artikel + cual mit einschließt. Letztere faßt er als «relativos de substancia», die «hazen relaci6n de algun nombre substantivo» (GC 166/ llss.), eine Definition, die auch heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren hat. Das erste Akzidens des Nomens leistet die Subklassifikation in Appellativa und Eigennamen («por lo cual el nombre comun se distingue del proprio»; GC 164/ lOs.). Eigennamen jeder Art (Personen, Orte, Flüsse, Berge, Tiere, etc.) haben im Prinzip keinen Plural, denn «si dezimos los Pedros, los Juanes . . . ia no son proprios, sino comunes» (GC 178/ 8s.). Eine solche Definition ist nach Qmus (1980: 28) immer noch aktuell. Allerdings bekommt Nebrija Probleme mit Fällen wie Burgos und Mallorcas: Im ersten Fall läßt sich Nebrija verleiten, das auslautende -s als Pluralmorphem zu interpretieren. Daraus schließt er, daß einige Ortsnamen nur im Plural vorkommen. Bei Mallorcas dagegen («ia no es nombre proprio, mas comun a Mallorca & Menorca»; GC 178/ 16s.) folgert ergefangen in seinen eigenen Regeln-, daß es sich nicht um einen Eigennamen handele. Dieses Beispiel zeigt, daß die bei Nebrija und zum Teil noch heute gültige traditionelle Eigennamendefinition ihre Grenzen hat. Beschreibt man dagegen mit KLEIBER (1981: 363) die Semantik der Eigennamen mit «x wird / NI genannt», dann erfaßt man, daß Pluralisierungen, die zwar selten vorkommen, den Status des Eigennamens durchaus nicht zerstören müssen. 262 Petra Braselmann In diesem Rahmen diskutiert Nebrija ferner die (in moderner Terminologie) mass-nouns genannten Einheiten: Bestimmte Nomina, wie Bezeichnungen für Flüssigkeiten, kennen keinen Plural (z.B. vino), andere keinen Singular (z.B. tiseras). Für solche Fälle, die man auch «Singulariatantum» und «Pluraliatantum» nennt, skizziert er eine Typologie, in der er auch Fälle einer Pluralisierung von Singulariatantum vorsieht, bei denen dann aber ein Bedeutungswechsel stattfindet: 5 ...diziendo la tierra es seca & redonda, entiendo todo el elemento; mas diziendo io tengo tres tierras, entiendo tres pedas;os della ... (GC 179/ 4ss.) Das 7. Kapitel des dritten Buches («De los nombres que no tienen plural o singular»), in dem Nebrija die Phänomene der Singularia- und Pluraliatantum abhandelt, hat nichts an seiner Gültigkeit verloren, was man z.B. daran sieht, daß FERNANDEZ es in seiner Grammatik (1951: §96) fast vollständig übernimmt. Es ließen sich weitere Beispiele anführen für Konzepte Nebrijas, die heute noch in traditionellen Grammatiken Bestand haben. Ich denke etwa an seine Typologie der Kompositionen (den <Verb+Verb>-Typus hat, wie bereits erwähnt, Colon untersucht 49 ), die Nebrija unter dem Terminusfigura vor allem im 6. Kapitel des dritten Buches abhandelt. Ebenso können hier die lexiesemantische (statt formale und funktionelle) Subklassifikation des Adverbs, die irregulären Verben, das Passiv u.a.m. genannt werden 50 • Aber auch im ersten und zweiten Buch formuliert Nebrija Erkenntnisse, die heute noch vertreten werden, wie z.B.: - Definition des Vokals über die silbenbildende Funktion: 6 Llamaron se aquellas ochos vocales, por que por si mesmas tienen boz sin se mezclar con otras letras (GC 114/ 21s.). - Definition des Diphthongs als Kopräsenz zweier Vokale in einer Silbe: 7 Lo cual demostraremos ... en las vocales, cuando se aiuntan & cuajan entre si por diphthongo. Diphthongo llaman los griegos, cuando en una sflaba se arrebatan dos vocales, & llamase assi, por que como quiera que sea una sflaba, haze en ella dos heridas. (GC 126/ 12ss.) - Trennungsregel, wonach der intervokalische Konsonant (mit Ausnahme von einigen Kompositionen) zur folgenden Silbe gehört: 8 Primera mente, que si en alguna dici6n caiere una consonante entre dos vocales, siempre Ja arrimaremos a Ja vocal siguiente, salvo si aquella dici6n es compuesta, por que entonces daremos Ja consonante a Ja vocal cuia era antes de Ja composit:i6n. (GC 129/ 4ss.) 49 Cf. CoL6N 1992. - Ferner: BRASELMANN 1991: 234ss., 354s. so Cf. SATORRE GRAU (im Druck); BRASELMANN 1991: 246ss., 252ss., 266ss. Nebrija und die spanische Grammatikographie 263 Solche Auffassungen finden sich nicht nur in gegenwärtigen traditionellen Grammatiken (sofern sie überhaupt behandelt werden), sondern werden (zumindest teilweise) auch von der aktuellen Linguistik akzeptiert. 3.2. Was nun die Validität von Nebrijas Konzepten im Rahmen einer modernen Linguistik angeht, so betone ich nochmals: Erstens ist damit nicht gesagt, daß Nebrija in diesen Punkten innovativ ist; er systematisiert in vielen Fällen Erkenntnisse der griechisch-lateinischen Grammatiktradition und fügt diese zu einem «logischen System» (Guitarte) 51, zu einem kohärenten Ganzen zusammen. Zweitens ist «Modernität» relativ (cf. dazu oben). Die (aus heutiger Sicht) aktuellen Konzepte Nebrijas sind ohne Zweifel vor allem in seinem ersten und auch teilweise in seinem zweiten Buch enthalten. Seine Beschreibung der Erfindung der Buchstabenschrift, die die Funktion hat, die Laute zu repräsentieren, hat bis heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren (abgesehen von einigen Positionen in der Nachfolge von Derrida, der die Graphie als Basis der modernen Sprachen ansieht): 9 ... el primer inventor de letras ... mir6 cuantas eran todas las diversidades de las bozes en su lengua, & tantas figuras de letras hizo, por las cuales, puestas en cierta orden, represent6 las palabras que quiso. (GC 111/ 12ss.) Schon in diesem Zitat, das sich auf historische Fakten bezieht, wird deutlich, daß Nebrija die Schrift als sekundäres semiologisches System auffaßt, das das Primärsystem, die Laute, überlagert eine eigentlich schon antike Auffassung, die sich aber bis heute als außerordentlich stabil erwiesen hat. Die Formulierung «puestas en cierta orden» meint das Linearitätsprinzip, das sich sowohl auf die graphematische als auch auf die phonologische Ebene bezieht. Bezüglich seines Postulats der 1: 1-Zuordnung von Laut und Buchstabe formuliert er das Ideal einer phonologischen Orthographie, wie es seither mehr oder weniger deutlich allen Versuchen einer Orthographiereform zugrunde gelegen hat. Hierher gehören auch all die Stellen, die wir oben (cf. Nr.1) zitierten. Im Bereich der Orthographie gibt es viele andere Aspekte, in denen er eine moderne Haltung einnimmt: Er entwirft die Grundlagen einer Phonosyntax, wenn er die Vokal- und Konsonantenkombinatorik diskutiert (Kap. 8 und 9 des zweiten Buches) und sich mit der Synaläphe («... cuando alguna palabra acaba en vocal, & si se sigue otra que comiern; a esso mesmo en vocal, echamos fuera la primera dellas ...»; GC 149/ 3s.) auseinandersetzt. Im Kastilischen kann die Wortfuge vom Typ <Auslautvokal + Anlautvokal> auf drei Arten realisiert werden: 1.Der Auslautvokal wird geschrieben und gesprochen, 2. der Auslautvokal wird nicht geschrieben und nicht gesprochen, 3. der Auslautvokal wird geschrieben und nicht gesprochen (GC 149s.). s1 GmTARTE (im Druck). 264 Petra Braselmann Auch hinsichtlich der Lautphysiologie sind (allerdings zum größten Teil auch schon bei Quintilian und den antiken Grammatikern vorhandene) Kenntnisse festzustellen, die im wesentlichen noch in modernen Phonetikhandbüchern überleben, wie z.B. dieBeschreibung der Rolle des Kehlkopfes bei der Lauterzeugung, sowie die der Funktionen von Artikulationsorganen, Artikulationsort und Artikulationsart für die Realisierung der einzelnen Phoneme: 10 ...no es otra cosa la letra, sino figura por la cual se representa la boz; ni la boz es otra cosa sino el aire que respiramos, espessado en los pulmones, & herido despues en el aspera arteria, que llaman gargavero, & de alli comen1,ado a determinarse por la campanilla, lengua, paladar, dientes y be1,os. (GC 111/ lSss.) Beim Artikulationsort kennt Nebrija den dentalen, den palatalen, den labialen und den labiodentalen Bereich (GC 114s.). Er unterscheidet die Konsonanten nach Hörbarkeitskriterien: die mudas «no tienen sonido alguno», die semivocales «tie 0 nen mucho de sonoridad» (GC 114/ 26ss.). Darüber hinaus kommt er zu der Einsicht, daß Artikulationsgewohnheiten und -muster in der Kindheit erworben werden und zu motorischen Schemata führen, die kaum mehr außer Kraft gesetzt werden können: 11 -... los nifios, mientra que son tiernos, se an de acostumbrar a todas las pronunciaciones de letras de que en algun tiempo an de usar. (GC 112/ 2-4) - Mas, aun que las bozes sean al ombre connaturales, algunas lenguas tienen ciertas bozes que los ombres de otra naci6n, ni aun por tormento no pueden pronunciar. E por esto dize Quintiliano, que assi como trepadores doblegan & tuercen los miembros en ciertas formas desde la tierna edad, para despues hazer aquellas maravillas que nos otros los que estamos ia duros no podemos hazer ...» (GC 111/ 22-112/ 1) - E assi, de otras mucfias pronunciaciones, que de tal manera son proprias de cada lengua, que por ningun trabajo ni diligencia ombre de otra naci6n las puede espressa mente proferir, si desde la tierna edad no se acostumbra a las pronunciar. (GC 112/ 14-18) Zum Postulat einer korrektiven Phonetik, vor allem im Bereich des Fremdsprachenunterrichtes, der ja von Nebrija immer wieder angesprochen wird und der ihm sehr am Herzen liegt, ist es nur ein kleiner Schritt. In anderen sprachlichen Bereichen sind die modernen Konzepte spärlicher. In der Syntax könnte seine Auffassung herausgestellt werden, wonach das Verb als Kern des Satzes zu betrachten ist; daraus leitet er ähnlich wie die von Tesniere ausgehende moderne Valenzgrammatik 52 eine Satzdefinition ab: 12 E llamase verbo, que en castellano quiere dezir palabra, no por que las otras partes de la oraci6n no sean palabras, mas por que las otras sin esta no hazen sentencia alguna, esta, por ezcelencia, llam6se palabra. (GC 184/ 4-8) Das Verb wird definiert als «Wort der Wörter», als conditio sine qua non des Satzes. Dieser Ansatz hat auch für den semantischenBereich Konsequenzen, führt s2 Cf. TESNIERE 1957: § 97ss. Nebrija und die spanische Grammatikographie 265 er doch zu einer Subklassifikation der Verben aufgrund ihrer Wertigkeit. So beschreibt er die Komplemente des Verbes als Satelliten des Nukleus, wie das folgende Schema zusammenfassend verdeutlicht 53 : � transitiv mit absolut �� Gen. Dat. Akk. Akk. +reflexiv -reflexiv + + Dat. Gen. +reflexiv -reflexiv Nicht unerwähnt bleiben soll schließlich auch, daß Nebrija das, was man heute die translative Funktion des Artikels bezüglich Adjektiven und Verben nennt, angemessen beschreibt: 13 - Esso mesmo todos los presentes del infinitivo pueden ser nombres verbales, como diziendo el amares dulce tormento, por dezir el amor; por que, si amarno fuera nombre, no pudiera recebir este artfculo el ... (GC 174/ 21ss.) - Neutra llamamos aquel con que se aiunta este artfculo lo, como lojusto, lo bueno. (GC 176/ Ss.) Im ersten Kapitel seines fünften Buches schließlich («De los preceptos naturales de la gramatica») handelt er unter anderem über die drei Konkordanzarten Substantiv/ Adjektiv, Subjekt/ Verb und Relativum/ Antezedens und stellt fest: 14 Este concierto de las partes de Ja oraci6n entre sf es natural a todas las naciones que hablan, por que todos conciertan el adjectivo con el substantivo, & el nominativo con el verbo, & el relativo con el antecedente; mas, assf como aquestos preceptos son a todos naturales, assf Ja otra orden y concordia de las partes de la oraci6n es diversa en cada lenguaje ... ( GC 204/ 13-18) Hier legt Nebrija die Fundamente für das, was wir heute Sprachuniversalien nennen würden, bzw. Sprachtypologie. Nebrijas Auffassung stimmt nach ZAMORA (1987: 719) mit der Theorie der Modisten und der der aktuellen Grammatik überein. s3 Zur Erklärung und inhaltlichen Füllung anhand von Nebrijas Ausführungen cf. BRASEL- MANN 1991: 274-77. 266 Petra Braselrnann 3.3. Es dürfte deutlich geworden sein, daß die Gramdtica castellana Konzepte bereithält, die auch heute noch eine gewisse Gültigkeit haben. Neben den Beschreibungen im Objektbereich lassen sich auch auf einer abstrakteren Ebene, im methodisch-theoretischen Bereich, beachtliche Leistungen feststellen. 3 .3.1. So finden wir z.B. in den Kapiteln 3 bis 6 des dritten Buches Ansätze zu einem modernen Monembegriff: 15 - EI segundo accidente de! nornbre es especie; Ja cual no es otra cosa, sino aquello por que el nornbre derivado se distingue del prirnogenito. Prirnogenito nornbre es aquel que assi es prirnern, que no tiene otrn rnas antiguo de donde venga por derivaci6n; corno monte, assi es prirnogenito & principal en nuestra lengua, que no tiene en ella rnesrna cosa prirnera de donde se saque & decienda, aunque venga de ,rnons>, <rnontis> latino; por que si tal decendirniento llarnassernos derivaci6n, & a los nornbres que se sacan de otra lengua, derivados, a penas se hallaria palabra en el castellano que no venga de! latin 6 de alguna de las lenguas con que a tenido conversaci6n. Derivado nornbre es aquel que se saca de otrn prirnern & rnas antiguo, corno de monte, montesino ... (GC 167/ 3-15) - El tercern acidente es figura, la cual no es otra cosa sino aquello por lo cual el nornbre cornpuesto se distingue & aparta de! senzillo. Senzillo nornbre se llarna aquel que no se cornpone de partes que signifiquen aquello que significa el entern. Corno padre, aunque se cornponga de pa, dre, ninguna destas partes significa por si cosa alguna de lo que significa el entern. Cornpuesto nornbre es aquel que se cornpone de partes, las cuales significan aquello rnesrno que significa el entern, corno esta dici6n compadre, cornp6nese de con & padre... (GC 175/ 1-12) Nebrija isoliert im Rahmen der Wortbildung Suffixe und faßt diese in Listen zusammen. Darüber hinaus betont er, daß die Komponenten eines Kompositums für die Gesamtbedeutung der Bildung relevant sind, wobei er zwar noch nicht die Funktion des Bildungsmusters erkennt, aber immerhin kein rein additives Ergebnis postuliert. Komposition und Derivation sind für ihn primär rein synchronische Phänomene; wenn er von «älteren» Formen spricht, dann ist damit nicht eine diachronische Dimension angesprochen (Nebrija weist ausdrücklich darauf hin, daß er als Ableitungsbasis nicht das lateinische mons annimmt), sondern vielmehr eine Position innerhalb der Derivationshierarchie, was durchaus einer modernen Haltung entspricht 54 • «Primogenito» meint die Basislexie der Derivation, «senzillo» ist ein Simplex («Monem»), das nicht weiter zerlegbar ist. 3.3.2. Hierher gehört auch die Einsicht, daß die verschiedenen Teilsysteme einer Sprache nicht unbedingt das gleiche Organisationsmuster haben, ja daß eigentlich vom Gegenteil auszugehen ist. Besonders deutlich demonstriert Nebrija dies im Rahmen einer Gegenüberstellung von Nomen und Pronomen. Er versucht zwar, sich bei der Darstellung des Pronomens so weit wie möglich an seine Ausführungen zum Nomen anzulehnen, doch wendet er nicht einfach das nominale Beschreibungsraster unbesehen an. Er sieht (vor allem im Bereich 54 Cf. auch GERZENSTEIN 1978: 421. Nebrija und die spanische Grammatikographie 267 der especie), daß das Inventar der Akzidentien in beiden Fällen nur teilweise identisch ist 55 • Was intrasprachlich Gültigkeit hat, ist ebenfalls intersprachlich relevant. Dies sieht auch Nebrija, und zwar beim Funktionsvergleich der Präpositionen im Lateinischen und Kastilischen. Er stellt die kastilischen Präpositionen cerca und por ihren lateinischen Entsprechungen gegenüber (GC 195s.): cerca entspricht lat. 1. apud, 2. erga, 3. penes 56 • Für por stellt er folgende Analysen an: 16 ... esta preposici6n por, o significa causa, como por amor de ti, o significa lugar por donde, como por el campo: por lo primero dize [el latfn] <propter>, por lo segundo <per>, o significa en lugar, como diziendo tengo lo por padre, por dezir en lugar de padre, & por esto dize <pro>. (GC 196/ 15-20) Sein Vorgehen besteht also in einer sauberen innersprachlichen Distributionsanalyse kastilischer Präpositionen und im Vergleich mit den lateinischen Äquivalenten. Dies führt letztlich zu der Erkenntnis, daß die beiden Sprachen, Kastilisch und Latein, die Realität jeweils über unterschiedliche Rastersysteme erfassen. Es kann deshalb kein Zweifel daran bestehen, daß er die einzelsprachliche Bedingtheit inhaltlicher und funktioneller Strukturen durchaus erkannt hat. 3.3.3. Im Verlauf unserer bisherigen Diskussion kamen bereits einige Dichotomien zur Sprache, wie synchronisch/ diachronisch, präskriptiv/ deskriptiv. Mit dieser Thematik komme ich auf weitere Leistungen Nebrijas auf methodischtheoretischer Ebene zu sprechen. Ich möchte zeigen, daß gerade mit diesen Dichotomien der mentalen Welt Nebrijas Rechnung getragen werden kann und daß ihr Einsatz eine Erfassung der argumentativen Struktur der Grammatik in vielen Fällen überhaupt erst möglich macht. Allerdings liegt einigen Dichotomien, wie Onomasiologie/ Semasiologie, Deduktion/ Induktion, Diachronie/ Synchronie, im ersten ihrer Begriffspaare nicht selten ein gemeinsames Raster zugrunde, das die Tradition reflektiert. Es handelt sich um das Latein, vereinzelt auch um das Griechische, wie z.B. beim Artikel. Dies ist in der Regel nicht der Fall bei dem Gegensatzpaar präskriptiv/ deskriptiv, wie Bahner in einer älteren Studie annimmt 57 • Der Bezug zum Latein spielt im Zusammenhang mit der usa-Diskussion, zumindest in der Kastilischen Grammatik 58 , kaum eine Rolle. 55 GC 180s. -Cf. hierzu BRASELMANN 1991: 241--44; zum Akzidens especie als Klassifikationskriterium op.cit., p.352-54. 56 Wobei es ihm allerdings nicht immer gelingt, von Kontextdeterminationen abzusehen. 57 Cf. BAHNER 1956: 32, 34, 43, 50. 58 Bahner bezieht sich in seinen diesbezüglichen Argumenten hauptsächlich auf Nebrijas lexikographisches Werk, wo die Lateinorientierung sicher vorliegt. 268 Petra Braselmann 3.3.3.1. SCHMITT (1989) beschreibt Nebrijas Normbegriff zu Recht als «tendenziell deskriptiv» und als grundlegend in der spanischen Grammatik bis 1771 und mit dem Esbozo wieder seit 1973 (cf. oben, Punkt 2.2.). Dies möchte ich weiter konkretisieren. Nebrija sieht das Ziel seiner Grammatik wie es Ziel fast jeder Grammatik ist darin, den Sprachbrauch zu kodifizieren. Die Grammatik soll eine Korruption des uso verhindern: «... defiende que el mesmo uso no se pueda por ignorancia corromper» (GC 105/ lüs.). Sie hat also essentiell bewahrenden Charakter. Diesen zu konservierenden uso geht Nebrija prinzipiell deskriptiv an, wobei seine Berufungsparameter elitärer Natur sind: er spricht nicht einfach von uso, sondern an vielen Stellen vom «buen uso de la lengua castellana», z.B. GC 151/ Ss. Er folgt in diesem Punkt Quintilians consuetudo, die bei diesem nicht definiert ist durch «quod plures faciunt», sondern durch den «consensus eruditorum» 59• Die Berufungsinstanzen bei Nebrija sind erstens die «guten Autoren», wie er z.B. bei der Behandlung der Metrik betont 60 • Zweitens sind für ihn auch der König und die Königin als Norminstanzen konstitutiv; so appelliert er z.B. im Rahmen seiner Orthographieerneuerungen des öfteren an die «autoridad de vuestra Alteza» 61• Drittens spielt das engere Umfeld, der Hof («uso cortesano»), von König und Königin eine wichtige Rolle, so z.B. wenn er die Klasse der Substantive aufgrund des Kriteriums ausgrenzen will, daß sie sich nur mit einem, allerhöchstens mit zwei, nie aber mit drei Artikeln verbänden 62• Neben der elitären findet sich bei Nebrija auch eine «rationale» Begründung der Kodifizierung, die nicht selten mit dem uso kollidiert: Obwohl die Reihenfolge «el rei, & tu & io venimos» im Kastilischen üblich sei («como se haze comun mente en nuestra lengua»; GC 205/ lSs.), erfordere die raz6n die «natürliche» Personenabfolge «io, & tu & el rei venimos». Hier wie auch bei der pluralischen Höflichkeitsform «vos venistes», die «esta en el uso», gewinnt die Begründung durch die raz6n, die «tu venistes» erfordere, die Oberhand, und zwar auf Kosten des uso. (Möglicherweise hat Nebrija in solchen Fällen allerdings unausgesprochen den Sprachbrauch der Mehrheit im Auge, der nicht elitär ist. Dies aber muß Spekulation bleiben, da die Beleglage keine derartigen Schlüsse zuläßt). Für Nebrija sind raz6n und naturaleza unauflöslich miteinander verbunden, denn alle die Fälle, wo er sich auf die «Natürlichkeit» einer Erscheinung beruft, sind gleichzeitig auch Belege für einen Rekurs auf die raz6n. Die Tatsache, daß naturaleza offensichtlich Übereinzelsprachlichkeit bzw. Universalität bedeutet (cf. auch oben Nr. 14), ist ein entscheidendes Argument für den normkonstituierenden Charakter der raz6n. 59 QurNTILIAN, Institutio, U6, p. 44s. - Cf. hierzu auch BoNMATf SA.NCHEZ 1988a, 1992; FoNTJ\.N 1992a. 60 Cf. z.B. GC 147/ 28, vgl. auch 147/ 11s. 61 Cf. GC 120/ 18s., 131/ 7s.; vgl. auch 102/ 24-27. 62 Cf. GC 102/ 23s. Nebrija und die spanische Grammatikographie 269 Das heißt, daß der frequenzmäßig ermittelte «buen uso» bei Nebrija auf jeden Fall den Prinzipien der raz6n und der naturaleza entsprechen muß. Darüber hinaus wendet Nebrija weitere Gradationen an, die zeigen, daß die Dichotomie präskriptiv/ deskriptiv für ihn kein starres und rigides Raster ist. So sei z.B. eine Abfolge «el cielo & la tierra», «el dfa & la noche» «natürlich», eine Umstellung aber (z.B. «la tierra & el cielo») «se pueda escusar algunas vezes por auctoridad» (GC 205/ 13s.). Die gleiche Gradationsfähigkeit spielt auch bei der Behandlung der rhetorischen Figuren eine wichtige Rolle, und zwar in der Unterscheidung von «vicios no tolerables», wie z.B. der Barbarismus oder der Solezismus («torcedura de la habla derecha & natural»), und «vicios tolerables», wie z.B. der «metaplasmo» 63• Unter bestimmten Bedingungen kann selbst noch ein «vicio no tolerable» akzeptierbar werden: 17 Solecismo, como diximos, es vicio incomportable en la juntura de las partes de la oraci6n; pero tal que se puede escusar por alguna raz6n, como por necessidad de verbo, o por otra causa alguna ... ( GC 216/ 3ss.) Die Beispiele für eine solche Gradation der Akzeptabilität sind zahlreich, so z.B. auch bezüglich des Reimes, den er als «vicio tolerable» bezeichnet: Er würde zwar gerne zur lateinischen Metrik zurückkehren, opfert seine Vorliebe aber dem uso, d.h. der Tatsache, daß die «varones doctos» dieses metrische System eingeführt haben, so daß «este error & vicio ia esta consentido & recebido de todos los nuestros» (GC 147/ lls.). Nichtsdestoweniger kritisiert er den uso oft äußerst dezidiert und kommt nach der Kritik zu unterschiedlichen Haltungen: Entweder er begnügt sich mit einer kritisch-deskriptiven Haltung (wie z.B. bei Konstruktionen wie «mes de enero»; GC 209/ 16ss.) oder aber er schlägt nach der Kritik Modifikationen vor; dies findet sich vor allem im Bereich der Orthographie, wo er sowohl Digraphe für ein Phonem als auch phonematische Doppelfunktionen eines Graphems korrigiert, um seinem Postulat der 1: 1-Zuordnung von Laut und Buchstabe gerecht zu werden. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß Nebrija primär deskriptiv den Sprachbrauch ermittelt, was bei ihm auch immer mit einer Kritik desselben verbunden ist. Was nur frequent ist, nicht aber auch gleichzeitig von den Autoritäten (Autoren, König, Hof) genutzt wird, wird ausgesiebt. Von diesem elitären uso wird verlangt gleichsam als zweiter Filter-, daß er den Prinzipien der raz6n und der naturaleza entspreche. Trifft er auf Phänomene, die entweder gegen den elitären Sprachbrauch oder gegen die Ratio verstoßen, läßt er es oft bei einer Kritik bewenden. In anderen Fällen macht er vorsichtige Verbesserungsvorschläge, wobei er sich in der Regel auf die Ratio bezieht. Als Vorsicht, nicht zu deutlich mit 63 GC205/ 23ss., 211s., 213s., 219/ 5. 270 Petra Braselmann der Tradition zu brechen, kann schließlich auch die Tatsache gedeutet werden, daß er gewillt ist, einige Verstöße gegen den uso zu tolerieren, wenn sie durch die Autoritäten gestützt sind. All dies spricht dafür, daß Nebrijas umsichtige Art, die Beleglage an seinen Normparametern zu messen und abzuwägen und die so deskriptiv ermittelten Regeln dann präskriptiv-kodifizierend einzusetzen, weit davon entfernt ist, einfach normativ historische Parameter des Lateins zu übernehmen. Die Gradation seines rein innersprachlich-kastilisch und synchronisch gewonnenen Akzeptabilitätsbegriffs stellt die GC, um es modern zu formulieren, in die Nähe einer grammairefloue 64 , für die es zwischen den beiden Eckwerten <akzeptabel>/ <nicht akzeptabel> eine ganze Reihe von Nuancen und Graduierungen gibt. 3.3.3.2. Ein solches vollständiges Ausblenden der lateinischen Vorlage gelingt ihm nicht in allen Fällen, und damit sind wir bei den anderen methodischen Dichotomien, die ich oben nannte. Um den Stellenwert, den das Latein für Nebrija hat - und zwar geradezu zwangsläufig haben muß richtig einzuschätzen, muß die Tatsache bedacht werden, daß die kastilische Grammatik von ihrer gesamten Anlage her kontrastiv zum Latein konzipiert ist. Dafür sprechen verschiedene Faktoren, wie z.B. die explizit formulierte Intention des instrumentalen Charakters der kastilischen Grammatik zum Lateinlernen oder auch die (nicht explizit formulierte) Intention, die kastilische Grammatik als Hilfe für Übersetzungen aus dem und in das Latein anzusehen. Dafür spricht die noch stark lateinorientierte Zeit, in der sie geschrieben wurde, ebenso wie die Tatsache, daß eine Volkssprache zum ersten Mal für würdig befunden wurde, gleich den klassischen Sprachen in eine vollständige und systematische Grammatik gefaßt zu werden. Ganz konkret muß auch bedacht werden, daß wie bereits erwähnt die einzige wirklich authentische Quelle der Gramatica castellana, die zweisprachige Version der Introductiones, eine Lateingrammatik ist, die Nebrija übrigens laut eigenen Aussagen nicht gerne schrieb, da es sich mehr um das Werk eines Übersetzers als das eines Autors handele 65 • Hier werden zum ersten Mal die entsprechenden kastilischen Grammatiktermini, die Übersetzungen sind, verwendet. Nur hieraus, aus seinem eigenen Werk zum Latein, konnte Nebrija schöpfen, zumindest was die Terminologie angeht. Dies führt dazu, daß sich Nebrija oft nicht von dem lateinischen Raster, das er quasi onomasiologisch ansetzt, lösen kann. Wenn er sich trotz allem davon freimachen kann, dann spricht dies nur für seine oft rein synchronische und semasiologische Vorgehensweise, die er mit viel Fingerspitzengefühl einsetzt. Nicht lösen kann er sich vom Latein im oben genannten Fall der regelmäßigen Verben, deren lateinische Folie (amare, legere, audire) zwar regelmäßig ist, nicht aber alle ihre kastilischen Entsprechungen. Sein Irrtum, eine historische Regelmä- 64 Cf. hierzu KLEIBER/RIEGEL 1978: 67-123. 65 «Nolo inter opera enumerare» sagt Nebrija deshalb, cf. BoNMATf SANCHEZ 1992: 413. Nebrija und die spanische Grammatikographie 271 ßigkeit auch synchronisch für das Kastilische anzusetzen, sollte, wie Satorre Grau herausarbeitete, die Grammatiken der folgenden Jahrhunderte prägen. Die innere Logik seiner Argumentation ist in vielen Fällen überhaupt nicht zu verstehen, wenn man nicht über die Folie Latein (diachronisch, onomasiologisch, deduktiv) operiert: Wie könnte man sonst erklären, daß er enemigo (GC 129/ Ss.), republica (GC 175/ 21), aqueste (GC 180/ 14s.) für kastilische Kompositionen hält, kast. lection für eine Ableitung vom kast. Partizip leido (GC 169/ 12ss.), oder aber kastilische freie Syntagmen wie una vez, dos vezes, etc. (GC 197/ 26s.) als Periphrasen interpretiert, wenn man sie nicht beschreibt als Vermischungen von Diachronie und Synchronie? Enemigo ist im Kastilischen keine Komposition, sondern ein Simplex; nur historisch handelt es sich um eine Komposition: lat. lNIMicus < IN + AM1cus. Ähnlich gelagert ist der Fall von republica < lat. RES PuBLICA. Bei dem Demonstrativum aqueste (zur Absetzung von este) scheint (allerdings fälschlich) die lat. Präposition AD zugrundezuliegen; etymologisch richtig wäre hier die Verstärkungspartikel ''·AccuM. Lection ist keine innerkastilische Ableitung, sondern als Ganzes aus dem Latein entlehnt, wo es in der Tat als departizipiale Ableitung gelten kann. Nur vor dem Hintergrund des monolexematischen lateinischen semel, bis, etc. kann man erklären, wie es zur Annahme einer Periphrase bei una vez etc. kommt: Die lat. synthetische Form erscheint im Kastilischen als analytische por rodeo-Form. Damit kann man im übrigen auch generell das Phänomen der auf den ersten Blick enigmatischen por rodeo-Formen bzw. die circunloquios erklären: Bei genauerer Analyse seiner vielfältigen Beispiele und Kommentare, wie etwa zur Steigerung, zur Verbmorphologie, zum Adjektiv, zum Adverb (auf -mente) etc. wird deutlich, daß er hier implizit jeweils die synthetischen Formen des Lateins als Ausgangspunkt ansetzt und ihnen die entsprechenden analytischen Konstruktionen gegenüberstellt. Alles, was im Lateinischen synthetisch ist (z.B. cantatur) und im Kastilischen nicht (z.B. es cantado; cf. GC 187s.), wird bei Nebrijapor rodeo oder circunloquio genannt 66. In vielen Fällen kann sich Nebrija aber von seinen historischen Vorgaben lösen, wie z.B. im Falle der bereits angesprochenen Präpositionen (cf. Nr. 3, 4). Die aus dem Latein übersetzte Definition wird an den Anfang seiner Überlegungen gestellt. Nach ausführlichen semasiologischen Distributionsanalysen, die er sowohl innersprachlich wie intersprachlich (Lat., Kast.) vornimmt, kommt er nicht nur zu der Erkenntnis des formalen Zusammenfalls von Präpositionen und Präfixen im Kastilischen, sondern er kommt auch zu der für das Kastilische relevanten funktionalen Definition der Präposition als Kasusersatz bzw. -indikator. 66 Nach der Analyse der Verwendungskontexte liegt der Schluß nahe, daß Nebrija auf semantischer Ebene por rodeo und circunloquio äquivalent verwendet, womit er sowohl Periphrasen wie pienso leer als auch analytische Formen wie es cantado bezeichnet. In syntaktischer Hinsicht ist circunloquio ein Substantiv, por rodeo ein Adverb. 272 Petra Braselmann Daneben gibt es auch Bereiche, in denen er rein synchronisch arbeitet. So betont er z.B. bei der Festlegung des Lautwertes der Buchstaben, daß diese Fixierungen nur innerhalb des Kastilischen vorgenommen werden können (und auch nur hier gelten), denn die Buchstaben «representan las bozes que nos otros les damos»; GC 116/ 25). Er stellt sogar manchmal verschiedene Synchronien einander gegenüber, ohne der Gefahr einer Vermischung zu erliegen: So beschreibt er in den Kapiteln 4 bis 6 des ersten Buches nacheinander erst die lateinischen Lautinventare und ihre graphischen Repräsentationen, um dann auf die kastilischen Gegebenheiten einzugehen. Bei der Behandlung der Silbenlängen bezieht Nebrija zusätzlich zum Kastilischen und Lateinischen das Griechische und Hebräische mit ein (GC 135/ 23ss.). Ferner gibt es Beispiele, wo er dezidiert die diachronische der synchronischen Perspektive einander gegenüberstellt. Ich denke etwa an die bereits oben genannten Differenzierungen zwischen der etymologischen Dimension lat. MONS, MoNns > kast. monte und der synchronischen Ableitung von kast. monte ➔ kast. montesino (cf. Nr. 15). Ganz deutlich wird dies auch bei seiner Unterscheidung zweier Beziehungstypen: Der historischen «interpretaci6n», z.B. FICUS > higo, und der von ihm als synchronisch gekennzeichneten «derivaci6n», z.B. miedo ➔ medroso ( GC 123/ 7ss.). Historische Lautentwicklung und synchronische Ablautregeln werden von ihm (natürlich nicht mit dieser modernen Terminologie) deutlich voneinander abgesetzt. Manchmal wird er aber auch im Rahmen der von ihm gesetzten Synchronie Sklave seiner eigenen Systematik, wie z.B. im Fall des bereits angeführten Mallorcas, das er aufgrund seiner Setzung, wonach Eigennamen nicht pluralisiert werden können, und aufgrund der Fehldeutung des auslautenden -s als Pluralmorphem nicht als Eigennamen behandelt. Nebrija arbeitet bei der Diskussion am Material mit viel semantischem Scharfsinn. So setzt er etwa bei der Behandlung des Futurs und des Konditionals die Idee der Zukünftigkeit als quasi onomasiologisches, außersprachliches Raster an (das hier nicht das Latein ist) und fragt sich dann nach den kastilischen einzelsprachlichen Realisierungsmöglichkeiten: Er erkennt, daß die Idee der Zukünftigkeit sowohl durch «io amare», bzw. auf der Zeitstufe der Vergangenheit (als pasado non acabado de[ subjunctivo) durch «io amaria» oder «io avia de amar» zum Ausdruck gebracht werden kann ( GC 188/ 7ss.). -Andererseits fehlt es auch nicht an Stellen, wo er quasi semasiologisch arbeitet, z.B. wenn er nach der Bedeutung der Suffixe bei den nombres denominativos fragt (GC 171/ 38ss.). Die Dichotomie Onomasiologie/ Semasiologie kann als auf die semantische Fragestellung eingeschränkte Deduktion/ Induktion betrachtet werden. In diesem Sinne stellt sein Vorgehen bei den oben genannten «etymologisch-übersetzenden» Definitionen (cf. Nr. 2, 3), die er an den Anfang seiner Überlegungen stellt, ein deduktives Vorgehen dar, das er in Einzelfällen, wie z.B. der Präposition, durch einen induktiven Schluß aufgrund semantischer einzelsprachlicher Analysen (sowohl intrawie intersprachlich) korrigieren kann (cf. Nr. 4). Nebrija und die spanische Grammatikagraphie 273 In seinen Analysen ist Nebrija immer die genetische Verwandschaft des Kastilischen mit dem Latein bewußt, was zwangsläufig eine historische Dimension miteinbringt. Um so erstaunlicher, daß er dennoch in vielen Fällen damit umzugehen weiß und von einer Vermischung der synchronischen und der diachronischen Perspektive dann nicht die Rede sein kann. Ein besonders eindrückliches Beispiel ist die Behandlung der Komparative (cf. Nr. 18). Er weist, vom Latein ausgehend, darauf hin, daß hier der Komparativ synthetisch gebildet wird, wogegen das Kastilische analytisch über mas operiert. Das Kastilische habe nur die synthetischen Formen mejor, peor, maior und menor bewahrt, während sich die lateinischen Komparative prior und senior zu Positiven (Substantive) gewandelt haben. Die Funktion von mas einmal ermittelt, stellt er dann aufgrund distributioneller Kriterien fest, daß mas auch noch ganz andere Funktionen hat, nämlich die einer Konjunktion und die eines nominalen Quantifikators (nombre comparativo). Die Polyfunktionalität wird somit an drei verschiedene Wortarten zurückgebunden: Adjektiv, Konjunktion, Nomen: 18 Comparativo nombre se llama aquel que significa tanto como su positivo con este adverbio mas. Llaman los latinos positivo aquel nombre de donde se saca el comparativo. Mas, aun que el latin haga comparativos de todos los nombres adjectivos que reciben mds o menos en su significaci6n, nuestra lengua no los tiene sino en estos nombres: mejor, que quiere dezir mas bueno; peor, que quiere dezir mas malo; maior, que quiere dezir mas grande; menor, que quiere dezir mas pequefio; mds, que quiere dezir mas mucho; por que esta partezilla mds, 6 es adverbio, como diziendo Pedro es mds blanco que Juan; 6 es conjunci6n, como diziendo io quiero, mas tu no quieres; 6 es nombre comparativo, como diziendo io tengo mds que tu, quiero dezir mas mucno que tu. ,Prior> & ,senior" en el latin son comparativos; en nuestra lengua son como positivos, por que <prior> en latin es primero entre dos; & en castellano no quiere dezir sino primero de muclios; ,senior> quiere dezir mas anciano en latin; en nuestra lengua es nombre de onra. (GC168/ 28-169/ 2) Beispiele dieser Art finden sich häufig 67 • Nebrija ist sicher weit davon entfernt, ein moderner Semantiker zu sein. Die unterschiedlichen Perspektiven, die er in seinem Ringen um den Beweis der Eigenständigkeit des Kastilischen in ständiger Auseinandersetzung mit dem Latein (mit dem er durchaus nicht brechen will) mit viel Fingerspitzengefühl einsetzt, können in moderner Terminologie folgendermaßen beschrieben werden: Er differenziert zwischen synchronischen und diachronischen Aspekten; im synchronischen Bereich geht er je nachdem onomasiologisch oder semasiologisch vor, wobei die Onomasiologie vor allem im Bereich der semantischen Klassif i kationen zum Tragen kommt. Die als semasiologisch zu bezeichnende Vorgehensweise dagegen liegt der Ermittlung der verschiedenen Polyfunktionalitäten und Polysemien zugrunde. Schließlich fehlen auch kontrastiv-semantische Aspekte nicht, die allerdings manchmal ins Diachronische umzuschlagen drohen. 67 So z.B. bei der Diskussion von uno, cf. GC179, oder der Polyfunktionalität von el/ la! lo, cf. GC182. 274 Petra Braselmann Mir scheint kein Zweifel daran zu bestehen, daß Nebrija die einzelsprachliche Bedingtheit inhaltlicher und funktioneller Strukturen durchaus erkannt hat. Wenn er dennoch oft die lateinischen Gegebenheiten auf das Kastilische überträgt, dann sicher nicht, weil er eine Deckungsgleichheit beider Sprachen annimmt (für eine solche Annahme sind die Belege zu zahlreich, in denen er die Eigenständigkeit des Kastilischen betont, ja vereinzelt sogar dessen überlegenen Status herausstellt), sondern weil er das Latein entweder als quasi universales Raster benutzt oder translatorische Äquivalenzen aufzeigen will. Nebrija hat ein ausprägtes Methodenbewußtsein, das sich darin äußert, daß er in der Lage ist, je nach seinem Untersuchungs- und Darstellungsgegenstand zwischen inhaltsbezogenen-funktionalen und distributionellen-formalen Verfahren zu unterscheiden. Man könnte in dieser Hinsicht von einem methodischen Eklektizismus (durchaus im positiven Sinne) sprechen. 4. Ich komme zum Schluß: Modernität und Aktualität sind relative Begriffe; ihre inhaltliche Ausgestaltung hängt wie überhaupt jede Interpretation vom Standpunkt und Erkenntnisinteresse des Interpreten ab. Ich zeigte Nebrijas Aktualität in zweierlei Hinsicht: zum einen, was die Rezeption angeht, zum anderen, was das Überleben einiger seiner Konzepte, sowohl bezüglich des sprachlichen Objektbereichs als auch bezüglich der theoretisch-methodischen Ebene in der traditionellen Grammatik und der gegenwärtigen Linguistik, betrifft. Ein besonders bestechendes Beispiel ist dabei sein graduell angelegter Normbegriff, der in Anlehnung an Quintilian grundlegend für die spanische Grammatikographie wurde. Nebrija reaktiviert antike Einsichten und fügt sie zu einem homogenen Ganzen zusammen. In einigen Fällen ist er auch innovativ, und seine Konzepte begründen Traditionen. Nebrija antizipiert nicht die moderne Linguistik. Aber eine Analyse wie die hier vorgestellte zeigt uns die Historizität bestimmter gegenwärtiger linguistischer Konzepte, die bis heute gültig sind, obgleich wir sie mehr als fünfhundert Jahre später mit anderen Wissenschaftsparadigmen angehen. Mit den hier vorgestellten Ergebnissen habe ich mich in meiner Interpretation vorwiegend auf der dritten Untersuchungsebene des oben skizzierten dreistufigen Modells bewegt, ohne dabei die übrigen Stufen völlig auszublenden. Andere Schwerpunktsetzungen sind im Rahmen dieses Modells möglich, und viele der oben zitierten Arbeiten lassen sich diesem zuordnen. Mir scheint, daß vor dem Hintergrund eines solchen (oder ähnlichen) Modells, das einerseits offen für die Behandlung unterschiedlicher Aspekte ist, andererseits aber auch zu einer systematischen Betrachtungsweise zwingt, die der Gefahr einer reduktiven und anachronistischen Darstellung begegnet, der bedeutende Beitrag gewürdigt werden kann, den Nebrija zur spanischen Grammatikographie geleistet hat. Düsseldorf Petra Braselmann Nebrija und die spanische Grammatikographie 275 Bibliographie ARENS, H. 1987: «Gedanken zur Historiographie der Linguistik», in: ScHMITTER 1987a: 3-19 ALONSO, A. 1949: Examen de las noticias de Nebrija sobre la antigua pronunciaci6n espaiiola, NRFH3: 1-82 ALONSO, A. 21967-1969: De la pronunciaci6n medieval a la moderna en espaiiol, 2 vol., Madrid BAHNER, W. 1956: Beitrag zum Sprachbewußtsein in der spanischen Literatur des 16. und 17. 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C.1987: «Ideologfa, filologfa y lingüistica en Ja gramatica espafiola de! renacimiento», Hispania 70: 718-23 Overo: La evolucion de un tecnicismo latino Casi tres siglos despues de la primera documentaci6n de overo (Nebr. «HOBERO, COLOR DE CAVALLO: gilvus>> , segun CoROMINAS, DCELC, s.v.), en el habla de Argentina es registrada esta voz con el significado 'manchado', «si los tejidos son de uno o varios colores, se les denomina lisos u overos respectivamente» (0. m LuLLo, La Prensa, 15-XII-1940). A esta palabra, considerada un «caso de complicaci6n homonimica y asociaci6n lexica» (DCELC, s.v.), le han sido atribuidas acepciones diversas y etimologias dispares, que hacen necesaria una nueva consideraci6n en torno a su origen. Con muy poca diferencia de matiz, los etimologistas de la lengua espafiola coinciden en atribuir a overo el significado 'color de cavallo'. Sin embargo, sobre su etimologia, de origen incierto, existen opiniones contrarias: Dozy y Guadix lo hacen derivar del arabe hubara 'avutarda', lo cual queda suficientemente desechado por Spitzer al aducir la forma portuguesa fouveiro. Cornu y Michaelis recurren a un hipotetico latin *FALOVARIUS, derivado de FALvus, que es aceptado sin vacilaci6n por Cuervo, Meyer-Lübke, Spitzer, Brüch, Wartburg, y otros varios. A pesar de esta unanimidad, Baist pone como objeci6n el sufijo -ARIUS, el cual queda sin explicar. La acepci6n 'remendado, manchado' no procede de FALvus, que significa 'amarillo palido'. Y es, empero, con la acepci6n 'manchado' como aparece ya desde antiguo la voz overo. CoROMINAS (DCELC, s.v.) soluciona ese enredo lexico distinguiendo entre cavallo vero 'remendado de cualquier color' y cavallo *fouvo 'amarillo rojizo, color de melocot6n': «...pero se daba tambien el caso de que los fouvos (< lat. FALVUS ) podian ser al mismo tiempo remendados de otro color, y este tipo de animal se llamaba naturalmente hobo vero, que casi forzosamente habia de pasar a hobero port.fouveiro, por haplologia ...» (DCELC IV: 326). A continuaci6n, el lingüista catalan propone el adjetivo VARIUS como segundo elemento de overo, que dice comprobar en la frase de Quevedo «la cara no tenia sino un ojo, aunque overo»; no merece la pena argumentar la absurda etimologia del Diccionario de Autoridades: «los ojos que son todo blancos, y que parece no tienen nifia, por la semejanza que tienen con lo blanco y la hechura del huevo». Tampoco tiene interes el etimo FULvus, propuesto por Garcia de Diego. Llegados a este punto, cabe mencionar las dos acepciones con que la Academia defini6 overo: «aplicase regularmente al caballo de pelo blanco manchado de alazan bayo» (1882), y «aplicase a los animales de color parecido al del melocot6n» (1884). Aut. define el palomo overo con «todo el cuerpo como de bayo claro, el pecho tostado ... y otros colores en otras partes, y el filacot6n es de color no muy blanco, mezclado de lineas de color de azafran muy encendido ...» (DCELC 280 Barbara Pastor de Arozena IV: 326s.). Y es, precisamente, 'el color de azafnin muy encendido' el significado de overo. De todo lo dicho, es correcto FALvus 'amarillento, de color de melocot6n' como etimologia de ov-. No asi, por el contrnrio, VARIUS como etimologia de -vero, que propone Corominas. Propongo como segundo elemento de overo el adjetivo latino VERUM, trnduccion del griego alethinon, 'verdadero', que se refiere a la purpurn «autentica» con que ernn tefiidos los vestidos en epoca bizantina. Del lfquido concentrndo en el caparnz6n de ciertos moluscos se obtenfa una tinturn muy apreciada en la elabornci6n textil en la Antigüedad. De cuantos colores podfan obtenerse, el rojo ern el mas apreciado. Dicho color se consegufa trns un perfodo de oxidaci6n, en que cambiaba de un primer amarillento a un posterior rojo purpurn 1. La acepci6n que en Argentina tiene overo aplicado a los vestidos de colores es la correcta, y queda confirmada por un texto juridico tardio que prohibe el uso y confecci6n de vestidos holovera, es decir, 'todo de purpurn, sin mezcla' 2• Con la acepci6n 'coloreado, rojizo' la utiliza Lope de Vega en Jerusalen Conquistada: En turca alfana, que con varias pintas la piel de letra arabiga manchaba, sobre col6rovera que en dos cintas verdes crin y cordon negro enlazaba. (lib. 2, fol. 44) Esta trnslaci6n semantica no es dificil de establecer trntandose de la descripci6n cromatica de un caballo: la seda produce un efecto de contrnste de colores segun sea la combinaci6n de trnma y urdimbre; efecto que es fäcil de comparnr con el contrnste de las cintas de la «turca alfana» de Lope de Vega. En cuanto a las distintas acepciones que se atribuyen a overo, todas ellas se corresponden con la evoluci6n cromatica de la tinturn de purpurn: tanto 'caballo blanco' (G. DE CASTRO, Clas., c. 15-261) como 'amarillento, manchado, azafran encendido' (ya 1 Abunda la bibliograffa sobre el proceso de tintura en la Antigüedad. Para la evoluci6n cromatica de la purpura, cf. M. LECAZE-DUTHIERS, «Memoirs sur la pourpre», Annales des sciences naturelles 13 (1859), 5-64; rn. «Note sur la pourpre tiree des mollusques», Arch. de zool. exper. 38 (1896), 474-76; A. DENEKIND, «La pourpre verte et sa valeur pour l'interpret des ecrits des anciens», Arch. de zool exper. 38 (1896), 476-80; rn. «Recherche sur la pourpre oxyblatta», Arch. de zool exper. 38 (1896), 481-516. Es imprescindible el estudio de E.J. W. BARBER, Prehistoric Textiles. Tue development of cloth in the neolithic and bronze ages with special reference to the Aegean, New Jersey 1991 2 Codex Theodosianus, 15.7.11. Cf.J. P. WILD, Textile Manufacture in the Northern Provinces, Cambridge 1970: 81. La etimologia de H0LOVERUS (gr. hol6beron) ha sido causa de teorias diversas. Du CANGE, en su Glossarium mediae et infimae Latinitatis, reimpr. de Graz 1954, s. berus, lo hace derivar de! griego heran, equivalente al latfn BIRRUS 'rojo'. EI canon 12 del Concilio de Gangra lo relaciona con la capa de seda roja llamada Biron, y que es prohibida a los monjes; cf. E.J. JoNKERS (ed.), Acta et Symbola Concilorum quae saeculo quarto habita sunt, Leiden 1954, p. 83. Un estudio reciente, basado en los papiros, hace derivar el griego holobiron del latfn H0L0VERUS, que es tal como esta recogido en el Diccionario Latino de LEwrs-SHoRT (Oxford 1968), s. v. holoverus. Se trata de uno de los muchos vocablos latinos adaptados por el griego tardfo; cf. J. DIETHART, «Emendationes et interpretationes lexicographicae ad papyrologiam pertinentes», ZPE 92 (1992), 239. Overo: La evoluci6n de un tecnicismo latino 281 mencionadas) tienen relaci6n con el color del lfquido del molusco murex, del cual se extrae la purpura, cuyo color natural es blanco, y cuando muere el molusco, el lfquido se vuelve purpura; expuesto al sol, toma diferentes colores, esto es, amarillo, verde, verde azul, azul, rojo, rojo y azul, y violeta. La etimologfa de overo, pues, nada tiene que ver con huevo (B. DE VILLALBA, Bilb. esp. 23-180), ni con el arabe hubara, ni tampoco es VARIUS lo que corresponde a -vero. La fusi6n de FALVUS 'amarillento' con VERUS 'verdadero' («purpura rojiza») derivan en hobo vero, o bien [h]obo vero, que dan en espafiol overo, y en portugues fouveiro. London Barbara Pastor de Arozena Expresiones bajo tabu social en arabe andalusi y sus relaciones con el romance Intentando afiadir algun dato nuevo al conocimiento del pasado lingüfstico aa. 1 y sus relaciones con las lenguas de la Peninsula Iberica, que constituyen nuestro campo de estudio desde hace ya bastantes afios, y revolviendo en los fondos mas o menos confusos de informaci6n inedita sobre estos estudios, hemos hallado un tema que hacfa tiempo requerfa tratamiento y actualizaci6n, sin que otras prioridades hubiesen consentido hacerle siquiera parcial justicia, cosa que vamos a intentar en las pr6ximas paginas de manera necesariamente escueta y tentativa y, por tanto, mas provocativa que definitiva. Se trata del lexico y expresiones del lenguaje del sexo y la escatologfa, sujetos a tabu social y de dificil estudio, particularmente en formas lingüfsticas extinguidas como el aa., tanto por la represi6n de que aquellos son objeto en los mismos contextos id6neos para su aparici6n, como por la misma rareza de dichos contextos en una tradici6n literaria, generalmente dirigida a registros altos. Lo cual no significa en modo alguno que no se trate de un segmento interesantisimo del lenguaje, digno de analisis sincr6nico, diacr6nico y pancr6nico, como creemos resultara evidente de lo que sigue. Por otra parte, era natural no existiera hasta la fecha ninguna monograffa dedicada a este tema, sino solo notas aisladas al margen de determinados pasajes de las fuentes andalusies pero, actualmente y gracias a una importante labor de edici6n y reedici6n critica de aquellas, empezamos a estar en condiciones de esbozar algunas observaciones de conjunto y apuntar posibles orientaciones de ulteriores investigaciones. Conscientes, por supuesto, de que bastantes conclusiones son todavia provisionales y escasamente estribadas en documentaci6n inequivoca, creemos con todo que estos balbuceos pueden ser ilustrativos de la situaci6n del aa. en este terreno, asi como de sus relaciones en el con los romances peninsulares. * Comenzando por establecer el elenco lexematico aa. en este campo semantico, observamos varios rasgos curiosos, cf.: 1 En adelante utilizaremos las siguientes abreviaturas: aa. = arabe andalusf, ar. = arabe, bl. = bajo latfn, es. = castellano, et. = catalan, lt. = latfn, mr. = marroquf, y rom. = romance. Expresiones bajo tabu social en arabe andalusf y sus relaciones con el romance 283 a) Presencia de voces de origen tanto arabe como romance. b) Existencia de distintos registros, tanto de aceptabilidad social, donde cabria hablar de eufemismos, su rapido desgaste y sustituci6n, como de marcaci6n de expresividad o contundencia, como de uso especial, vgr., el lenguaje infantil o el zootecnico, entre otras posibilidades min por desarrollar. c) Desplazamientos semanticos, sobre todo sinecdoques, quizas de motivaci6n eufemistica. d) Cambios de genero, no fäcilmente explicables, aunque cabe suponer puedan deberse en algun caso a la forma dominante en e1 sustrato romance, ser eufemisticos, o incluso responder a oscuras motivaciones antropol6gicas como la polaridad, etc. Veamos, pues, dicho panorama en los semantemas mas fundamentales de este campo: a) Nombres de 6rganos 1) Pene y testfculos: El primero recibe diversos nombres, algunos de origen ar. como / il;tlil/ 2 , en registro alto, / dakar/ y / fäysal/ , probablemente de registro medio 3 , / zubb/ y / ayr/ , considerados por VA como de registro bajo, frente a otros de origen rom., cuya adscripci6n a registro puede oscilar de medio a bajo: / piss(a)/ 4 , / qarayl/ y / qarqal/ 5 . En cuanto a / färx/ (lit. 'pollo' o 'vastago') en IQ 90/ 12/ 2, es evidente su caracter eufemistico y metonfmico, como tambien debi6 tenerlo, en principio, el / qalam/ de Ale. 'vergajo', como especializaci6n zootecnica (lit. 'calamo'), aunque parece tener connotaci6n normal de registro medio en AC, como actualmente el mr. / qlgm/ _ En cuanto a los testfculos, se mantiene en registro alto y medio / xafjwa/ 6, pero en registro bajo, y como en el resto del neoarabe, domina / bay9a/ , lit. 'huevo'. 2 Propiamente 'meato', pero con una evoluci6n semantica ya sefialada por Dozy 1881, e incluso por un pasaje de Tawq Al!Jamäah de Ibn I:Iazm. 3 EI segundo tambien evolucionado semanticamente desde su sentido antiguo de 'glande', y masculinizado a partir de / faysalah/ , que es su verdadero etimo y no una sufijaci6n rom. en {-al} de lfaysahl, como supusimos en CoRRIENTE 1988: 159. 4 Ale. lo da en ambos generos, mientras la poetisa Nazhiln lo usa como fern. (cf. CoRRIENTE 1980b: 210), e IQ 913112 en masc. dim.: lpusaysl. s EI origen iberorromanico de Ja primera voz (que parece fuente directa de Ja interjecci6n caray) es evidente, mientras que Ja segunda plantea razonables dudas al DCELC, ya que no se puede excluir proceda del ar. lqirqiml 'glande', con adopci6n de {la23a4} (cf. SK 5.1.4) y una evoluci6n Im/ > lnl > III, bien documentada en ambos pasos (cf. SK 2.4.1 y 2.9.5). Tambien dificulta el origen rom. Ja ausencia de resultado palatalizado de lk(v)ll (cf. GRIFFIN 1961: 75): sin embargo, ya sefialamos en CoRRIENTE 1989: 447 N124 1a existencia de posibles excepciones a dicha regla dentro de la mal conocida variedad diat6pica y diacr6nica de! mozarabe. 6 Cf. en IQ, VA y otras fuentes, mientras que el >xu�yah< de VA parece clasicismo. 284 Federico Corriente 2) Vulva: En registro alto tenemos las voees ar. / färj/ y / ral;tim/ (literalmente, 'entrepierna' 7 y 'matriz'), en registro medio-bajo el tambien ar. / l;tirr/ 8 . De registro bajo pareeen / l;taccun/ 9 y los romaneismos / sussun/ 1 0, / bulb(a)/ 11 y / buzzun/ , voz que en LAA eonsiderabamos totalmente romanee, ante su indudable parenteseo eon rifefio / ab;;itsun/ y el es. >batsü(n)< de la euriosisima y aun no suficientemente aproveehada lista de SHEININ 1982, relaeionandola eon et. 'boig', VA >bujujj< 'bobo', y hasta eon es. 'buz6n', lo que requeria admitir una junturasemantica bastante freeuente, pero tambien una equivalencia poeo normal entre / z/ y / j/ o / c/ . Las eosas pareeen ahora algo distintas: semantieamente mas eomplejas, y fonemieamente mas normales. Par una parte, es llamativa la auseneia de ar. / bizz/ 'pez6n' en aa., mientras que en mr. sus reflejos exhiben escisi6n semantiea: por una parte, tenemos/ b;;izzula/ , forma estandar para 'teta (de mujer o animal hembra)' eon sineedoque, que puede muy bien partir de un *fbgzzun(a)/ y, por otra parte, expresiones menos puntuales y mas idi6tieas eomo / m;;in b;;izz ummo/ , entendido eomo 'fresquisimo = saeado del vientre de su madre' y fbgzza/ 'vientre o trasero', no resultando a primera vista clara la evoluci6n semantiea de 'pez6n' a 'bajovientre', pero los datos del rifefio y la lista es. citada pareeen aclarar la euesti6n, ya que, eoneetandolos debidamente eon aa. / puccun/ 'pez6n o peciolo (de fruta)', puede entenderse: A) Que en aa. se diese este nombre, no s6lo al pez6n, sino tambien metaf6rieamente al clitoris ( = 'pendejo'), lo que expliearia fäcilmente que por sineedoque pasara a designar la totalidad de la vulva (eomo aeusan el rifefio y su pariente es.), y B) que, en la fase de eliminaei6n de romaneismos del aa., se arabizase / puccun/ eon sus das sentidos en / bi/ uzzun/ , basandose en el primero de ambos, unico que tiene / bizz/ : seguramente, en Alandalus se reaecion6 eontra la homonimia resul- 7 Aplicable, en principio, a ambos sexos, pero especializada en esta direcci6n, frente al caso de / han/ que, aun partiendo de la misma dualidad, puesto que es un viejo demostrativo que adquiri6 el sentido de 'cosa', se us6 predominantemente en arabe antiguo para la vulva, mientras que en AC 1486 se refiere al pene. s Triconsonantizado asf, y no en {l).rl).} segun la norma clasica, y con var. metatetica en el pi. / ari).aJ:il de VA, que parece haber sido menos frecuente que el regular fern. de VA y Ale. Sin embargo, ni estos pls., ni el / zuppit/ de Ale. o el / azaba/ (< */ azibba/ ) de VA para / zubb/ son antiguos, constituyendo un capitulo peculiar dentro de las innovaciones del aa. en el terreno de Ja formaci6n de! pi. 9 Registrado por Ale. (con ecos en el mr. / 1).gttun/ o 11).gssun/ ) y en dim., en Z 757 (/ 1).ucaycan/ ), voz que consideramos derivada de una forma hipocorfstica {la22u3} (cf. GVG 363, asf como Co- RRIENTE 1969 para su equivalente {la23u4}), obtenida de / 1).fsma/ 'vergüenza' y luego metanalizada como una base *{l).cc} (a causa de Ja equivalencia (/ ss/ = / c(c)/ : cf. AAR N40), a la que se hubiese agregado el sufijo aumentativo rom. {-6n} (v. AAR 128), dada Ja frecuente conversi6n de / m#/ en / n#/ (cf. SK 2.4.1). 10 En Z 1593, aumentativo de! reflejo mozarabe de lt. SALSUM 'salado' > 'chocho', designaci6n antonomastica del altramuz y metonimia sexual que han debido pasar de! mozarabe al es.: cf. GARCfA G6MEZIGRANJA 1972: 428. 11 Ya aclaramos en LAV la improcedencia de la opini6n de GRIFFIN 1961: 116 de que >bulbah< en VA fuese una forma de registro alto, a Ja quc se opone su aparici6n como medio-bajo en algun refran de Z. Expresiones bajo tabu social en arabe andalusf y sus relaciones con el romance 285 tante, recuperando / puccun/ con el sentido original de / bizz/ y utilizando / buzzun/ en el segundo con o sin sinecdoque (situaci6n reflejada por las fuentes del aa.), mientras que en Marruecos, donde el elemento rom. era mucho mas debil, desaparece todo reflejo de / puccun/ y se restablece la distinci6n semantica mediante la asignaci6n exclusiva de la forma sufijada al semantema 'teta', y la reasignaci6n de */ bizz(a)/ a una aplicaci6n, vaga y casi jergal, 'trasero' o 'bajo vientre'. Par otra parte, para 'clitoris', Ale. tiene, en registro medio-bajo, / lisfn all)frr/ 'lengua de la vulva'. 3) Trasero: La voz estandar / dubur/ parece haberse envilecido 12 , sustituyendose en registro alto por / fälka/ , aunque aun la registran VA y Ale., mientras que en registro medio-bajo se utilizaba / ast/ 13 • Hay todavia los ya antiguos terminos de registro alto / qatna/ , / maq c ada/ y / c ajiza/ o >�uj(u)z<de VA (el segundo tambien en AC y otras fuentes), el ocasional eufemismo / qa c / 'fondo' en Z 709, / suwwa/ (< / saw�ah/ 'la (parte) mala'), y el romancismo / qul/ (<lt. cüws), prob. de registro bajo 14 : en cuanto a la existencia de un antepasado aa. del mr. / zukk/ , que parece un eufemismo de origen rom., comun con 'zoca' y 'zoquete' (cf. CoRRIENTE 1985: 156), es hip6tesis sin confirmaci6n documenta! hasta la fecha. Terminos especiales para el ano son el romancismo / furat/ (<lt. FORÄTUM 15 ), el eufemismo / bab alkurn/ 'bocamanga', el registro alto / qubuV, todos de VA, y el eufemismo / xarq/ 'desgarro' de Ale. 4) Pechofemenino: la forma de registro alto era la voz ar. / nahd/ , y las de mediobajo / tadd/ 1 6 y / mucca/ 1 7• 12 Tal vez a causa de! uso frecuente de / atähu min duburihi/ 'lo sodomiz6': de hecho,hasta el nombre del viento de poniente,/ dabür/ ,aparece sustituido en IQ 7/ 14/ 1,38/ 15/ 4 y 108/ 2/ 3 por / faluk/ ,un calco eufemfstico de / fälka/ ,lit. el 'extremo inferior redondeado del huso',sentidos ambos que se dan en su sin6nimo de origen rom. / qusfr/ (v. LAV 246): a juzgar por la presencia oriental y ya antigua de identica metafora en {flk},es probable que fuese tomada del ar. por el rom. 13 Por / ist/ ,v. AAR 59 para la vocalizaci6n,y AAR 45 N21,para la faringalizaci6n: aunque VA recoge aun >ast< pl. >astäh<,Z y AC tienen normalmente >ast<,incluso una vez >asd< en Z 580,y el pseudodual / astf(n)/ en Z 309,939 y 1133 y AC 445: es curioso,sin embargo,que / istayn/ en Z 1988 parece referirse a pudendas posteriores y anteriores, como en algunos puntos de Andalucfa donde se dice 'culo de atras' y 'culo de delante'. Por otra parte, y como ejemplo adicional de desplazamiento semantico,nos informa nuestro colega zaragozano y experto romanista,Dr. Frago,con quien hemos consultado algunos puntos de este trabajo,de que en Chile la voz culo ha adquirido el sentido de 'vulva' en registro fnfimo. 14 Asf lo parece indicar la archifamosa anecdota poetica en presencia de cAbdarral;imän III, cuyas fuentes resefia BENCHERIFA 1971-75: 324s. Consta por Z 1403, 1433 y 1710 que luego se desplaz6 semanticamente a la acepci6n de 'pene'. 1s EI Dr. Frago nos comunica la existencia en este semantema en el alto aragones de Ayerbe de la voz emparentadafor6n. 16 Donde es diffcil discriminar hasta que punto se han contaminado el antepasado bl. de 'teta' con ar. / tady/ . 11 Sobre cuyo indudable etirno rom.,cf. CoRRIENTE 1980b: 207. Cuesti6n importante a considerar, ante la abundancia de romancismos, en determinadas designaciones anat6micas (como 286 Federico Corriente b) Acciones 1) Coito: Conoci6 abundantesdesignacionesverbaleseufemisticas,comolasquecita VA(>jäma c <,>ata<,>nakal). c <,>räqad<o>raqadma c <,>wäqa c <y>wata<, la primera de las cuales es conocida por Ale. junto a / rakab/ ),pero en registro mediobajo domina absolutamente / nak/ ,que indicaba tambien el coito homosexual,si bien para este existe en Ale. el eufemismo / atbldal/ 'intercambiarse' 18• 2) Masturbaci6n: Ale. registra el verbo / C ammar/ , el sustantivo abstracto / c umayra/ y el calificativo / C umayri/ , todos ellos derivados del giro clasico / jalada c umayrah/ 'flagel6 a c umayra (sobrenombre del pene)' y de registro alto-medio, pero es bastante probable que existiera ademas una voz de registro bajo y origen rom., / passas/ , que Ale. tiene ya s6lo con la acepci6n de 'halagar' 19• 3) Micci6n, defecaci6n y ventosidad: Corno en el resto del neoarabe, los lexemas arabes de las dos primeras funciones fisiol6gicas (las formas I de {bwl} y {xr�}) subsisten en aa., aunque con un nuevo matiz semantico en su derivaci6n lexica, pues mientras que la lengua antigua no registra forma causativa (IV), ni intensiva (II) 20, y el neoarabe suele tener formas II con valor causativo 21, en aa., existen formas II con valor acusativo (cf. Ale. 'mear a otro' nibeguel, AC 726 / xarri ba c c;l liba c c;l/ 'defecaron unos en otros' 22• estas, a mas de / imlfq/ ombligo, / pulliqar/ 'pulgar' y / milliqar/ 'mefiique' en IQ 86/ 10/ 2, etc.: cf. AAR 136) es que en esta aportaci6n al lexico aa. jugara un papel considerable Ja lengua de las madres aut6ctonas en los primeros tiempos de Alandalus y el lenguaje infantil y/ o relacionado con Ja crianza de los nifios que hay que suponer surgiera con particular fuerza en tal situaci6n de bilingüismo. 1s Es tambien posible que se utilizase en este sentido como eufemismo el verbo / 1).awa/ 'abrazar', a juzgar por el participio / 1).awi/ tanto de VA como de Ale., aunque su descendiente mr. actual no indica particularmente esta clase de coito, ni se puede excluir que aquella voz adquiriese el sentido de 'sodomita', como evoluci6n jocosa de 'escamoteador' o 'encantador de serpientes'. En cuanto a Ja utilizaci6n metaf6rica de / nak/ como 'perjudicar', es mas que probable que se diera ya en aa: tal es casi seguramente su sentido en Z 1662 / las tinik zawjak/ 'lPOrque jodes a tu marido? ' y 2014 / Ja tinik al).maq wala yinikak/ 'no jodas al necio y no te jodera'. 19 Aunque haya podido experimentar un proceso de ennoblecimiento, quizas debido a una contaminaci6n con {bss} 'ser afable', no parece fäcil que derive sino de / piss(a)/ , como verbo denominativo (cf. CORRIENTE 1981, N61). 20 EI caso de LANE 1863, / bawwala a�la+ ssajarah/ 'orin6 Ja raiz de! arbol' parece marginal, aunque pr6ximo al resultado aa., mientras que / c;larrata/ = / ac;lrata/ 'hacer pedorretas' es una derivaci6n semanticamente especial. 21 Aunque no siempre, como / bawwil/ en egipcio y otros dialectos orientales, sencillamente 'orinar'. 22 Tal anomalfa se basa, al parecer, morfol6gicamente, en Ja equiparaci6n funcional de estirpe sudarabiga de las formas I y II (cf. AAR: 99), y semanticamente, en una reasignaci6n de ambas formas a dos matices que interesaba distinguir al sustrato romance: Ja mera funci6n fisiol6gica, y su aplicaci6n, real o metaf6rica, como expresi6n de desprecio. En cuanto a Ja defecaci6n como metonimia de! propio fracaso, comun tanto en el es. vulgar actual como en neoarabe, parece darse en Z 927. Expresiones bajo tabu social en ,irabe andalusi y sus relaciones con el romance 287 En cuanto a la ventosidad, existi6 algun eufemismo de registro alto, VA / yadfä. c arrih min batnu/ 'expulsar viento del vientre', mientras se mantiene en registro medio-bajo la antigua distinci6n entre la ruidosa, / <;larta/ , y la silenciosa o foll6n, / fä.swa/ , pero el sistema tiene tambien algunas ampliaciones, como una forma acusativa, paralela a las de {bwl} y {xr"}, / fa��a�/ 2 3 y prob. >nifassI ka< en VA 24 , y el prestamo rom. / piyyu/ 'pedo' 25• c) Agentes y pacientes 1) Fornicador: Recibe las denominaciones estandar / zani/ y eufemistica / zallal/ 'resbalador' (Z 1030), con un doblete de ma[fdar con sufijaci6n rom. en VA / zallayr/ . 2) Rijoso: Aparece en VA como >bidä + lkabs< 'con la enfermedad del carnero'. 3) Sodomita: EI activo recibe los nombres de / lawwat/ , de registro alto, y los metonimicos de / qatim/ (en muchas fuentes, aunque a veces tambien en sentido pasivo) y / flsiq/ (en Ale.), mientras que el pasivo, ademas de las designaciones clasicas de / mabun/ y / muxanna!f, recibe las metonimicas de / amrad/ 'imberbe' y la ya aludida de ll).awi/ . 4) Prostituta: Aparte de las designaciones clasicas de registro alto J C ahira/ (var. ; c ayra/ en AC 1298) y medio / zan(i)ya/ y / qal)ba/ , hay otras que parecen de origen eufemistico como Ale. / zurnff/ y / taysar/ (esta con probable sufijo rom.: cf. los etimos sugeridos en LAV). 5) Descalificado o denostado sexualmente: a) El hijo fornecino es llamado / walad azzina/ o / abn ~ walad alqal)ba/ (pl. / abna(y) ~ awla/ Id alqal)bat/ , cf. en AC 505, 673, 1183 y 1286) y, eufemisticamente, en AC 705 / walad a<;l<;lugta/ 'hijo de aprieto'. b) EI consentidor recibe el nombre harto estudiado y de seguro origen mediterraneo, pero propagado generalmente en el neoarabe, de / qarran/ 'cornudo' 26, tambien aplicado al aleahuete, propiamente / qawwa/ fd/ . 23 Derivada de {fsw} por metamilisis (cf. AAR 79), aun con posible contaminaci6n expresiva con / fa��/ 'diente de ajo', que ha acabado significando 'traque' en Ale.: cf. su 'peer en desfavor', aunque queda Ja duda de si esta voz y / garrat/ en VA no significaban mas bien 'hacer pedorretas'. 24 Que no sera, pues, causativa, si esta hip6tesis es correcta. 2s Cf. en IA 356-354 / C amal piyyu/ 'solt6 un pedo', 583-713 / piyyu labwa/ = AC 126 / piyyu lubb/ 'bejin' o 'pedo de lobo'. Esta voz se mantiene localmente en mr., cf. en / dir p/ t/ qiw/ 'ventosear', y / c ag;:,yy;:,m piw/ 'c6ccix'. 26 Cf. tambien en IQ 90/ 10/ 4 / naj ° alu larrajul qurun/ 'pongamos al marido cuernos'. No hay constancia de! uso popular en Alandalus de! oriental / kasxan/ , aunque aparece a veces en Ja literatura, cf. en Almuqtabis V, fol. 253. 288 Federico Corriente c) Entre las muchas expresiones de este tipo que existen en todas las lenguas y pueden ser poligeneticas y ajenas al prestamo, hemos encontrado una en aa., curiosa tanto por su ininteligibilidad hasta hoy, como por su pervivencia en mr., aun sin ser entendida ya, como por su probable relaci6n con otra expresi6n jergal nunca correctamente etimologizada del es. actual. Nos referimos a las dos voces con que comienza el proverbio Z 857 / l;lfrri bissi aqta c da+ lwa(d)i/ : '... , cruza esta vaguada, (si te atreves)', que Bencherifa identifica con una expresi6n desafiante usada todavia sobre todo por las mujeres de Marruecos, a saber, / l;l.irb.is/ , sin que sepan su significado exacto. Nuestra interpretaci6n es que se trata las nisbas yuxtapuestas de / l;lfrr/ y / piss/ , como designaci6n vulgar y descalificadora del hermafrodita 27 , lo que proporcionaba un insulto utilizable contra varones y mujeres. * Esta tematica adquiere otro angulo cuando se considera, no ya lexemas aislados, sino expresiones sintagmaticas, de las que entresacaremos las siguientes: 1 Vulva de la madre: Esta expresi6n, muy difundida en neoarabe como improperio, tiene muy antiguas raices. En aa. aparece como expresi6n, tanto de vituperio como de elogio (por antffrasis) de personas o cosas, bajo la forma / l;lirr+ um(m)/ 2 8: indudablemente se trata de una abreviaci6n de la imprecaci6n arabe antigua / ayrun fi l;liri ummi fulan/ : '(entre) un pene en la vulva de la madre de Fulano' 2 9, aunque en el caso hasta ahora aislado de Z 847 / l;lirrummu yi c abbi/ 'que apafie el cofio de su madre', los tiros podrfan ir en otra direcci6n, la del viejo desplante arabe / um�u� baz ra ummika/ 'chupale el clitoris a tu madre', tan frecuente que gener6 los verbos denominativos / ama��ahü wab�zarahü/ con el sentido de decir a alguien dicha frase (cf. LANE 1863: I, 222). 21 Llamado / xunta/ en los tratados legales, que discuten su estatuto jurfdico, considerando decisivo, en caso de desarrollo similar de 6rganos genitales tanto masculinos como femeninos, el punto predominante de Ja micci6n (cf. A. ALJAZIRI, Almaq!fad alma/Jmüd fi talxf! i aZ C uqud, tesis doctoral inedita de Asunci6n Ferreras, 1991, 94v). 2s Cf. IQ 23/ 0/ 2 / i)irnimm+ alladf ya c mal �ina c a/ 'iel cofio de Ja madre de! que ejerce oficio! ', Z 1899 / suffa tamla quffa i)irnimma/ 'imaldito el labio que llena una espuerta! ' (alusivo a los negros), 1915 / saba c na fi i)irnimmi da+ 1 c urs/ 'nos hartamos en esta tremenda boda', AC 725 / i)irrum azzaj/ 'icaramba, que par! ' y 1016 / i)irnimm+ allf jfna/ 'icaramba, lo que nos sali6! ': tal vez Ja imprecaci6n aa. (tambien pronunciable dialectalmente / i)arramma/ ) ha contaminado foneticamente el proceso de eufemizaci6n que ha producido esta interjecci6n cs. a partir de 'carajo'. 29 Cf. acerca de este dicho, el interesante testimonio poetico de BENCHERIFA 1971-75 en nota a Z 1899. Expresiones bajo tabu social en arabe andalusi y sus relaciones con el romance 289 2) Gozar vulva: Esta expresi6n aparece ya en IQ 90/ 8/ 2 / narbal:_lu l:_lfrri/ 'logremos un cofio' y, simplificada, en AC 1346 / tarbal:_ll:_la/ 'la gozas' y 1455 / yarbal:_ll:_la/ 'la goza' 30• 3) Defecaci6n en la madre: Esta expresi6n, en su origen quizas no tan relacionada con insultos a vivos como con profanaciones de sepulturas, que parecen eran acci6n frecuente en Arabia preislamica, a juzgar por el relato de Alwäqidi sobre un proyecto de este tipo de los enemigos de Mul:_lammad contra la tumba de su madre 31, parece tener un eco en IQ 22/ 4/ 3 / jaqjaqtu umm + alladi las yasnib/ : 'me cisco en la madre de quien no bebe'. 4) Gestos y expresiones alusivos a sodomizaci6n o empalamiento: Hay alguna indicaci6n oriental y antigua de este tipo que merece citarse en la medida en que es conocida la continuaci6n de tales practicas en Alandalus: nos referimos a la curiosa anecdota sobre el gesto obsceno, conocido como 'corte de mangas' (relacionable con / bab alkum/ ? ), que segun el Lisän Afarab (en { <;lw'}) habria hecho una mujer beduina a un pretendiente inoportuno, acompafiandolo de las inequivocas palabras / mi! lu hä�ä fi+ stika/ 'como esto, por tu trasero': en ello parece haber una alusi6n a suplicios, o al menos humillaciones sexuales de esta naturaleza, que pueden guardar relaci6n con usos similares en la Peninsula Iberica. * Por lo que se refiere a la relaci6n que se pueda establecer entre los datos precedentes y determinados dichos y usos de nuestro pais, hay que comenzar por recordar que la acusaci6n frecuentemente vertida en nuestra literatura mas clasica contra los moriscos como introductores en el romance de toda expresi6n soez es a menudo rebatida por la evidencia de etimos latinos. Con todo, cuando el rio suena, agua lleva, y no se puede negar que algunos moriscos, en particular los arrieros, estuvieron en condiciones ideales para transmitir a sus compafieros de oficio, cristianos mas o menos viejos, el lexico bronco consustancial con su oficio, por donde pudo penetrar, casi como jerga profesional, a los registros bajos de todo el es. y otros romances peninsulares, sin que, en general, haya ascendido o ganado en aceptabilidad social entre personas educadas. Dentro de estos probables prestamos, cuyo aspecto puede diferir bastante de los arabismos medievales del romance 32 , parecen estar voces como 'picha' (tal vez 30 Es ya conocida por Dozy 1881, pero hay que observar acerca de Ja cita que hace de VA en Ja acepci6n 'desflorar' que este matiz especifico, que podria o no ser el traducido en aljamiado en el ms. de Urrea 138r 'kiero ganar tu fermosura i ke ganes tu Ja mia', no esta presente en todos los casos, a juzgar por el ej. de IQ. 31 Cf. The Kitäb al-Maghäzz ofAl-Wäqidf (ed. M.JONES, Londres 1966, II: 206). 32 Asi, vgr. no aglutinan artfculo, foneticamente reflejan fechas mucho mas tardias, incluso Ja pronunciaci6n moderna de! es. y, en cambio, en otros casos, mantienen inalterada Ja fonetica mozarabe. 290 Federico Corriente mozarabismo, aunque muy extendido por todo el pafs, frente a las formas fern. y masc. con 'j' de evoluci6n es.), zupo y cipote (de / zubb/ con una palatalizaci6n quizas antigua y sufijo aumentativo rom.) y, tal vez y como calco semantico con uno de los frecuentes cambios de genero arriba aludidos, el fern. citado / färx/ 'pollo' de IQ; tambien hemos sefialado en otra ocasi6n (LAV 47 N2) la posibilidad de que el uso vulgar de / bulb(a)/ 'vulva' en Z 33 , junto al giro de IQ 90/ 8/ 2 expliquen el vulgarismo 'echar un polvo', o que el eufemismo 'dar por saco' (cf. CoRRIENTE 1985: 156) sea una deformaci6n de un giro basado en el / zukk/ que solo ha perdurado en Marruecos, o que el vulgarismo 'paja' derive del susodicho / passas/ 3 4 • Tambien las expresiones vulgares del es. moderno relacionadas con la 'vulva de la madre' sonllamativas por su falta de transparencia semantica, por su aislamiento con respecto a las vecinas lenguas europeas y por su estrecho parecido con sus equivalentes arabes (andalusfes), que nos parece calcan. Tienen dos versiones basicas: 1) Enviar a dicho lugar al enojoso, sin especificar con que objetivo 35 , y 2) utilizar dicha expresi6n como marca de superlativizaci6n de lo malo o bueno 36 • Finalmente, en el ambito del insulto por descalificaci6n sexual, es muy probable que el antedicho / l;lfrri pfssi/ sea el etimo del moderno vulgarismo es. 'gilipollas', suponiendolo modernizaci6n de un tambien atestiguado y mas cercano 'gilipichi': la documentaci6n tardfa y el reflejo velar indican penetraci6n no anterior al s. XVI, y el caracter jergal casa bien con la suposici6n de que hubiera pertenecido al lenguaje de los arrieros moriscos. 33 Aunque los ms. de las Bibliotecas Real y Nacional de Rabat tienen la lectura >bäbhä<, los paralelos que cita Bencherifa y la aparici6n indudable de esta voz en otros refranes permiten dicha enmienda con todas sus consecuencias. 34 Cf. CORRIENTE 1981 N61: el hecho de que este verbo sea de forma II, lo que normalmente supone un nombre verbal / tapsfs/ , no es dificultad grave, dada la frecuente altemancia en aa. de I y II, y la tendencia a reasignar II a la funci6n causativa y I a la normal; por otra parte, frente a la tendencia general del neoarabe de generar los verbos denominales en II, el aa. utilizaba tambien a veces la I, incluso en prestamos (cf. / yipiqq/ 'picar' y / yihicc/ 'lucir'). Es mas, incluso casos como / fässa/ 'faja' > / fassas/ 'fajar' han podido provocar una retroformaci6n */ passas/ 'masturbar' > */ passa/ 'masturbaci6n'. 35 En este calco se ha perdido ya en arabe, por erosi6n expresiva y urgencia, la especificaci6n contenida en el viejo modelo arabe / um�u� ba? ra ummika/ . En cs. jergal han surgido luego versiones paralelas, hoy mas frecuentes, alusivas al miembro viril, cf. 'mandar al carajo': por su nula sustancia semantica, junto a su gran expresividad, estos giros han sufrido, ya dentro del cs. y sin paralelos arabes, frecuentes desplazamientos de sentido, como el de distancia, cf. 'estar en el quinto cofio', 'mandar a casa del carajo', etc. 36 Cf. 'un calor (o una fortuna) del c. (de la madre)', siempre con opci6n de abreviaci6n o sustituci6n por un nombre de 6rgano sexual masc., pene o testiculos, o por el clasico de la masturbaci6n, a menudo aumentando la expresividad con hiperbole numerica (cf. 'un frio de veinte mil pares de pufietas'). Por el camino contrario, la expresividad energica tiene una vertiente concisa y exclamativa que ha producido las interjecciones vulgares reducidas al mero nombre de estos 6rganos o de un acto sexual (cono, carajo, joder, puneta). Expresiones bajo tabu social en arabe andalusf y sus relaciones con el romance 291 Las lineas precedentes contienen algunos datos seguros, hasta ahora poco o nada conocidos, junto a algunas hip6tesis mas o menos osadas, a las que fuera vano exigir prueba en elestado actual de nuestra informaci6n. A pesar de lainseguridad que ello supone en algunos puntos de lo quepodrfaconvertirseen una exposici6n de conjunto de los campos semanticos del lenguaje bajo tabu social, es tan poco lo dicho y escrito sobre este aspecto lingüistico que nos ha parecido digno de registrarse, para ser tenido en cuenta al estudiar las relaciones entre arabe y romance en el, tanto por lo que se refiere al impacto del haz dialectal iberorromance en la genesis del aa., como al de este en la evoluci6n del es. y sus hermanos. Zaragoza Federico Corriente Bibliografia AL"AHWÄNI, cA. cA. 1962: «Amtäl al c ämma fi l c andalus», in: Ila Tähä lfusayn, EI Cairo. Abreviado IA (Ibn c Ä�im) y con dos numeraciones de proverbios, la primera de las cuales es la de la revisi6n de la tesis doctoral inedita (Universidad Complutense, 1992) de MARINA MARuGAN. BENCHERIFA, M. 1971-75: Amtäl al c awämm f f l'andalus li ... Zzajjälf, Fez. Abreviado Z por Azzajjä! I BROCKELMANN, C. 1908-13: Grundriß der vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen, Leipzig. Abreviado GVG CoROMINES, J. 1951: Diccionario critico etimol6gico de la lengua castellana, Berna. Abreviado DCELC CORRIENTE, F. 1969: «Qalqül en semftico...», Sefarad 29: 3-11 CoRRIENTE, F. 1977: A Grammatical Sketch of the Spanish Arabic Dialect Bundle, Madrid. Abreviado SK CoRRIENTE, F. 1980a: Gramatica, metrica y texto del cancionero hispanoarabe de Aban Quzman, Madrid. Abreviado IQ CoRRIENTE, F. 1980b: «Los romancismos del Vocabulista in arabico», VRom. 39: 194-210 CoRRIENTE, F. 1981: «Los romancismos de! Vocabulista», Awräq 4: 5-27 CoRRIENTE, F. 1985: «Apostillas de lexicograffa hispanoarabe», in: Actas de las II Jornadas de cultura arabe e islamica. Madrid CoRRIENTE, F. 1988: El lexico arabe andalusi segun P. de Alcala, Madrid. Abreviado LAA como fuente, Ale. como autor CoRRIENTE, F. 1989: «Notas adicionales a la edici6n de! lexico arabe andalusf de P. de Alcala» en Alqan(ara 10: 413-51 CoRRIENTE, F. 1990: El lexico arabe andalusi segun el «Vocabulista in arabico», Madrid. Abreviado LAV como estudio, VA como original CoRRIENTE, F. 1992: Arabe andalusi y lenguas romances, Madrid. Abreviado AAR CoRRIENTE, F. (en prensa, con la colaboraci6n de H. BouZINEB), Recopilaci6n de refranes andalusies de Alonso del Castillo. Abreviado AC DozY, R. 1881: Supplement aux dictionnaires arabes, Leiden GARCIA G6MEZ, E./ GRANJA, F. DE LA 1972: «Mu]:iammed ben Mas c üd, poeta herbolario de comienzos de! s. XI, vago predecesor de Ben Quzmän», in: Al-An. 37: 405-43 GRIFFIN, D. 1961: Los mozarabismos del Vocabulista atribuido a Ram6n Marti, Madrid LANE, E. W. 1863: An Arabic-English Lexicon, Londres SHEININ, H. Y. 1982: «An Unknown Jewish Arabic-Castilian Glossary», Sefarad 42: 223-41 Besprechungen - Comptes rendus JÜRGEN STOROST, Hugo Schuchardt und die Gründungsphase der Diezstiftung. Stimmen in Briefen, Bonn (Romanistischer Verlag) 1992, VIII + 106 p. (Abhandlungen zur Sprache und Literatur 59) «So sehr ich mich für eine Diezstiftung im Allgemeinen begeistere, so wenig für eine Berliner Diezstiftung. Der Plan ist viel zu eng und kühl entworfen, bei diesem Unternehmen müssen Romanen und Deutsche in gleichem Masse betheiligt sein, um so mehr, als Erstere in neuester Zeit für unsere Wissenschaft sehr viel gethan haben» (8). Mit diesen Worten nimmt Schuchardt Stellung zu der Art, wie der Initiator der Stiftung, Adolf Tobler (Professor der romanischen Philologie an der Universität Berlin, seines Herkommens bekanntlich Schweizer), sich deren Organisation denkt (Brief Schuchardts an Adolf Mussafia, Universität Wien, vorn 15. Febr. 1877). Und rund 40 Jahre später heißt es in einem der autobiographischen Briefe, die Schuchardt rückblickend für Jakob Jud verfaßt hat: «Ich zeigte mich einer Berliner Diezstiftung sofort abgeneigt; ich träumte von einer internationalen Diezstiftung, einem Symbol der Völkerversöhnung» (99, 10. Nov. 1919). Mit diesen zwei Zitaten ist das Hauptproblem des vorliegenden Buches umrissen. Storost legt nach einer kurzen Einführung (1-6) 96 Briefe (mit vorwiegend biographischen Anmerkungen) vor, die verschiedene Verfasser und verschiedene Adressaten haben. Verfasser sind, außer Schuchardt (12 Briefe), u.a.: Tobler, Mussafia, Gröber, Monaci, Ascoli, G. Paris, Rajna, D'Ovidio; Empfänger, außer Schuchardt (67 Briefe, alle im Schuchardt-Nachlaß der Universitäts-Bibliothek Graz), Mussafia und Jud, Suchier, Flechia, Ascoli und einige andere. Die Gründungsgeschichte der Stiftung und ihre «Wirkungsgeschichte» hat Storost in zwei gesonderten Publikationen von 1989 und 1990 skizziert 1 • Toblers Plan wurde verwirklicht: Die Preußische Akademie wurde Trägerin der Stiftung, Berlin ihr Sitz, nicht Rom, wie Schuchardt es sich träumte. Das «Cornite zur Gründung einer Diezstiftung» (1877) «setzte sich vor allem aus Berliner Wissenschaftlern zusammen» (Storost 1989: 303). Von den sieben Mitgliedern des «Vorstands» der Stiftung wurden fünf von der Berliner Akademie ernannt, je eines von der Wiener Akademie (A. Mussafia) und eines von der Accademia dei Lincei (G. I. Ascoli). Zu den fünf Mitgliedern zählte G. Paris «als romanischer Vertreter»; den Vorsitz führte A. Tobler (Storost 1989: 313). Mit den vorliegenden Originaldokumenten illustriert Storost ein Stück grenzüberschreitender Wissenschaftsgeschichte aus dem ersten Jahrzehnt nach dem deutsch-französischen Krieg (mit einem Anhang aus dem Jahr des Versailler Vertrags) 2 und ergänzt damit in willkommener Weise seine ersten beiden Publikationen zum Thema Diezstiftung. Man mag bedauern, daß die drei Beiträge nicht in einem Band oder doch in ein und derselben Zeitschrift erschienen sind. Das ist nicht der Fehler des Verfassers; es erklärt sich aus den Begleitumständen der deutschen Wende von 1989. Von Schuchardts Briefen zum Thema 1 Cf. J. STOROST, «Die Diez-Stiftung: I. Zur Gründungsgeschichte», BRPh. 28 (1989): 301-15; «II. Zur Wirkungsgeschichte», BRPh. 29(1990): 117-33. 2 Ergänzt durch einen versöhnlichen Brief Toblers an Schuchardt von 1890. Besprechungen - Comptes rendus 293 Diezstiftung sind fast alle verloren. Die wenigen, die erhalten sind, richten sich meistenteils an Hermann Suchier, den Nachfolger Schuchardts auf dem Hallenser Lehrstuhl. Der Suchier-Nachlaß liegt in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Wir sind dem Herausgeber dankbar für seine Nachforschungen, die ein so nuanciertes, objektives Bild haben entstehen lassen. S. Heinimann * PETER WuNDERLI, Principes de diachronie. Contribution a l'exegese du «Cours de linguistique generale» de Ferdinand de Saussure, Frankfurt/ Bern/ New York/ Paris (Lang) 1990, IX + 163 p. (SRL 24) Principes de diachronie gibt aufeinander abgestimmt und daher zum Teil gekürzt 1 zwei frühere Schriften W.s wieder: Saussure et la diachronie 2 und in französischer Übersetzung - Saussure, Wartburg und die Panchronie 3 • Damit ist W.s Sicht der saussureschen Diachronie an einem Ort vereint, was angenehm und der Diskussion nützlich ist: dem neu erwachten Interesse an der diachronen Fragestellung soll auch in Hinsicht auf den Genfer Meister Genüge getan und Mißverständnissen der Kritik, die in der sogenannten Vulgata des CLG angelegt sind, begegnet werden (Preface, p. V-VII) 4 . In den vier Kapiteln seines Buches 5 behandelt W. nacheinander den Status der Diachronie als Zweig der Sprachwissenschaft 6, die Prinzipien der historischen Entwicklung, die von Saussure im CLG beachteten Typen der historischen Entwicklung und die wichtigsten Techniken der Analyse und Präsentation (6). Den Status der Diachronie (1.) führt er auf eine methodische Scheidung zurück. Synchronie und Diachronie würden nicht zwei Objekte, sondern zwei Vorgehen der Sprachwissenschaft 7 bezeichnen, und diese betreffe 1 Cf. N2 und 3. 2 A. JoLY (ed.), La linguistique genetique: histoire et idees, Lille, 1988: 143-99. Es entsprechen p.143--46 der lntroduction (1-6), p.146-59 dem Kapitel 1, La dichotomie <synchronie/ diachronie> (7-34), p.159-70) Kapitel 2, Principes de diachronie (35-38), p.170-94 Kapitel 3, Typologie des changements diachroniques (59-110), p.198-99 der Conclusion (198s.).In Linguistique genetique ist Saussure et la diachronie zugleich Gesamttitel einer Sektion von Vorträgen, die 1982 an einer Table ronde der Equipe de Recherche en Psychomecanique du Langage in Lille gehalten wurden. Neben Wunderli sprachen R. ENGLER, L'apport de Geneve, p. 115--41 (jetzt auch CFS 42 [1988], 127-66: Diachronie: L'apport de Geneve) und C. BuRIDANT, Rapport oral sur les exposes de R. Engler et P. Wunderli, p. 101-14 (cf. vom selben BuRIDANT Saussure et la diachronie, TraLiLi 22/ 1 [1984], 19-51). 3 ZRPh. 92 (1976), 1-34 und WuNDERLI, Saussure-Studien, Tübingen 1981: 121--46 (1.7. Synchronie, Diachronie, Panchronie). Hier entsprechen ZRPh. 92: 11-30 (Saussure-Studien p.128--43) Principes p.111--41: 4. Methodologie et types d'analyse. 4 Ein weiterer Grund der Wiederaufnahme ist für W. der fehlerhafte Druck in Linguistique genetique. 5 Cf. N2 und 3. 6 Zur Bedeutung der Diachronie für Saussure hebt W. mit Recht hervor, daß Saussures eigene Publikationen alle der Diachronie angehören. Auch ist mehr als ein Drittel des CLG ihr gewidmet. Fraglicher scheint mir die Behauptung (6), die prospektive Diachronie sei dabei auf Kosten der retrospektiven Diachronie bevorzugt: im CLG betreibt Saussure weder die eine noch die andere, sondern entwickelt deren Theorie.Die Publikationen gründen sich auf Rekonstruktion. 7 Wenn Saussure von der Dichotomie Synchronie/ Diachronie rede, beziehe er sich auch immer auf die Sprachwissenschaft, nicht auf die Sprache. Cf. aber N28. 294 Besprechungen - Comptes rendus die von der Kritik heftig (und damit auf falscher Basis) angegriffene Antinomie. Als Objekt sei die Sprache für Saussure durchaus eins und situiere sich auf einem Niveau des ständigen Werdens 8: den Zustand gebe es nicht. Synchronie und Diachronie sind also methodische Konstrukte 9 , wobei Saussure auf diesem Niveau der Synchronie nun freilich den Vorzug gebe 10 : die Bestimmung der Werte könne nur hier geschehen, und erst auf deren Grundlage seien die evolutiven Fakten ermittelbar. Im übrigen anerkenne Saussure deutlich die gegenseitige Bedingtheit der beiden Bereiche, das «Ineinandergreifen» der Methoden 11• Das Kapitel der Prinzipien historischer Entwicklung (2.) 12 schreibt Saussures Auffassung des sprachlichen Wandels fest: Er kennt weder Prämeditation noch Intention und ist weder vom Ausgangsnoch vom Endsystem bestimmt (2.1.), er hat aber seine Wirkung auf das System (2.2.) und führt über das Spiel von Analyse, Vergleich und Klassifikation zur Reinterpretation 13 der Einheiten und Bezüge (2.3.), er beginnt in der parate und endet in der Sanktion durch die langue (2.4.), er ist blind 14 und nimmt keine Rücksicht auf die Strukturen, die er zerstört (2.5.). Endlich folgen Bemerkungen über zwei nicht direkt zu den Prinzipien gehörende Phänomene: die diachrone Identität 15 (2.6.) und das diachrone Gesetz 16. Insgesamt stellt W. «unüberwindbare Widersprüche>> fest, «die der Adhärenz an die junggrammatischen Prinzipien entspringen». Effektiv vereinbart sich Saussures eigene Darstellung der Analogie 17 nicht mit 2.1., und selbst die Blindheit des phonetischen Wandels hat nach heutigen Erkenntnissen ihre Grenzen in effektiven Bedürfnissen der Korn- 8 Terminologisch sei dabei festzuhalten, daß Diachronie und diachronisch sich ausschließlich auf den Bereich der internen Linguistik beziehen, während es scheine, histoire und historique gehörten der externen an. 9 Und die diachronen Aspekte stehen wie in der Systematisierung Coserius aber ohne terminologische Spezifizierung neben diatopischen, diastratischen und diaphasischen. Womit auch der tiefe Grund des Wandels gegeben wäre: «Saussure voit 1a raison profonde de l'instabilite des langues dans leur differenciation interne, qui, par le detour de l'acte de parole ou les differents sub-systemes entrent en contact, constitue une sorte de moteur transformateur» (23s.). 10 «Sur le plan methodique, la priorite de la synchronie est pour Saussure hors de doute» (32) und um das damit entstehende Paradox zu lösen - «La priorite de la synchronie est affirmee pour la conscience des sujets parlants. Or cette conscience est un filtre, voire une approche ,methodique>; eile n'a rien a faire avec l'objet Langue en tant que tel. Nous pouvons donc generaliser nos constatations precedentes et dire que la langue en tant qu'objet est bien un devenir permanent, mais qu'au niveau operatoire de son saisissement, c'est l'aspect synchronique qui s'impose: pour le sujet parlant de fafon absolue, pour le linguiste en tout cas du point de vue strategique» (32s.). 11 Hier hätte W. auch durchaus bestimmter auf das saussuresche carre linguistique oder quadrilatere der synchronen und diachronen Achsen hinweisen können; cf. ]ABERGS Rezension Wartburgs in VRom. 7 (1943/ 44),277-86. 12 Wie das Buch selbst Principes de diachronie betitelt, cf. N2. 13 Reajustement bei Sechehaye, reorganisaci6n del sistema bei Coseriu. 14 Gemeint ist hier vor allem der phonetische Wandel, dann aber auch die Agglutination und der semantische Wandel. Nicht dazu gehören die Analogie und die Reinterpretation. 15 Sie ist essentiell ein Bezug der provenance, was auf einen Zirkel herausläuft. Über die identite diachronique hat W. aber seither am «International Symposium on Ferdinand de Saussure and Today's Linguistic Theory» (Tokyo 2.-4. April 1992) gehandelt. 16 Die diachronen Gesetze Saussures stehen für W. unter junggrammatischem Einfluß. 17 Nach Saussure ist die Analogie an sich ein synchrones Phänomen, kein Wandel; zum Wandel kommt es nur, falls (und wenn) die neue analogische Form in die Langue rezipiert wird oder die alte Form entfällt. Besprechungen - Comptes rendus 295 munikation. Auch übe das Ausgangssystem zumindest eine begrenzende oder richtungsweisende Funktion auf den Wandel aus, der somit nicht im vollen Sinne unabhängig ist. Beachtenswert ist in diesem Kapitel W.s Interpretation des Spiels von langue und parole mit der Unterscheidung von valeurs de base und kontextuellen valeurs d'emploi (im Sinne der signifies de puissance und d'effet Guillaumes): Sie erlaubt es, den semantischen und funktionellen Wandel als Einfluß der Aktualisationswerte auf die Basiswerte zu erklären. Als Typen diachroner Entwicklung (3.) werden Lautwandel (3.1.), Analogie (3.2.), Reinterpretation (3.3.), Volksetymologie (3.4.), Agglutination (3.5.) und semantischer Wandel (3.6.) besprochen 18 . Hauptphänomene sind wieder nach dem Muster der Junggrammatiker - Lautwandel und Analogie, die Saussure in einer wenig befriedigenden Dichotomisierung einander gegenüberstellt, wobei der funktionelle (morphologische und syntaktische) Wandel auf den Lautwandel zurückgeführt wird, während Reinterpretation, Volksetymologie und Agglutination zur Analogie gezo{len würden. Dem semantischen Wandel ist trotz Breal kein eigenes Kapitel gewidmet 9, die einzelnen Hinweise darauf werden von W. in 3.6. gesammelt 20 . Die Behandlung der hauptsächlichen Techniken und Typen der Analyse (4.) beginnt mit einer, soweit ich sehe, im Artikel von 1976 noch nicht enthaltenen Vorbemerkung, wonach die Wahl der einen oder der anderen dieser Techniken eine theoretische Entscheidung impliziere, welche die der Analyse unterliegenden Fakten nicht beeinflusse: also die entschiedene These einer Ablösung des Studienobjekts von der Methode. Das steht im Einklang mit W.s Auffassung, daß Synchronie/ Diachronie eine methodische und nicht eine gegenständliche Scheidung darstellt, und ist also dahin zu deuten, daß das Objekt langue historisch bleibt, ob es nun panchron, diachron oder synchron untersucht wird. Das Kapitel ist unterteilt in 4.1.: Diskussion der Dichotomie vor Wartburg, 4.2. (115-20): Wartburgs Kritik an ihr, [4.3.] 21 (121-28): Analyse der Komponenten der Wartburgschen Panchronie (oder <lnterferentiellen Linguistik>), [4.4.] (128-44): Nachweis, daß Saussure die von Wartburg eingebrachten Probleme bereits gesehen hatte. Die genannten Komponenten sind 1) die Segmentation der Makrodiachronie in Mikrodiachronien: Sie spielt sich zwischen Synchronien ab und hebt die Dichotomie nicht auf, 2) der Vergleich verschiedener Synchronien: Er führt nicht zur Synthese von Diachronie und Synchronie (Panchronie), sondern zu einem komparativ-kontrastiven Strukturalismus, 3) die Frage nach der Auswirkung einer jeden Veränderung auf das Sprachganze: Sie betrifft die Relation zwischen historischer Evolution (Diachronie der sprachlichen Elemente) und betroffenen Synchronien; die ganze Analyse beweist 4) die fehlende Homogeneität der Wartburgschen Panchronie: Sie vereinigt «drei oder vier» deutlich verschiedene Phänomene 22 : die Serie der Mikrodiachronien, den strukturellen Komparatismus, die strukturelle Diachronie und die Interdependenz zwischen System und partikulärer Entwicklung. Die Präsenz der Komponenten bei Saussure belegen 1) Saussures Konzeption des etat de langue, der eine ständig in kleinere Schnitte zerlegbare Konvention darstellt, 2) Beispiele von Strukturen 18 Eine andere Typologie leitet W. (59s.) aus den Legendes germaniques ab: Variation des Namens (signifiant), der Position (valeur), des Charakters (signifie) und der Funktion (emplois). Im CLG sei fast ausschließlich vom signifiant die Rede. 19 Auch ein Einfluß der Junggrammatiker. 20 Wobei W. der Meinung Ausdruck gibt, Semantik sei für Saussure noch vorwiegend diachron. 21 Irrtümlich nochmals als 4.2. (bzw. 4.2.1.-4.2.4.) gezählt, und in der Folge steht 4.3. (4.3.1.-4.3.4.) für 4.4. 22 Drei sind es in der vorhergehenden Analyse, vier in der Zusammenfassung und im Nachweis bei Saussure. 296 Besprechungen - Comptes rendus wie mouton! mutton-sheep, lauer/ mieten-vermieten, eher/ lieb-teuer, Singular-Plural/ + Dual, 3 ) die rectangles evolutifs (quadrilateres oder carres linguistiques) Saussures und verschiedene von den Editoren teils unglücklich veränderte Quellenzitate, 4) die wieder reichlich in Zitaten aufgewiesene Zentralität gerade dieser These im CLG. So ist die Sprache für Saussure, kommt W. zum Schluß, «un devenir permanent, caracterise par une resystematisation ininterromgue des unites heritees des etats anterieurs, et ceci a tous les niveaux hierarchiques» (144) 3• Principes de diachronie ist ein spannendes Buch, klar und didaktisch aufgebaut und voll ausgezeichneter Analysen, die immer von Zitaten untermauert sind und so auch kontrollierbar bleiben. Es bedingt, wie jede Interpretation, eine persönliche Auswahl und Ordnung der Elemente. An dieser kann die Diskussion ansetzen. Der wichtigste Punkt, an dem ich von W. divergiere, betrifft die Einschätzung von Synchronie und Diachronie als Methoden oder Objekte. W. bestimmt sie als Methoden und schließt sich dabei an Coserius Konzeption der historischen Sprache an. Er wendet sich damit gegen Interpretationen, die die Scheidung auf dem Niveau des Objekts (oder auch auf dem des Objekts ) ansetzen (26 N21). Godel (SM, p.137, 184) spricht von ordres de faits und verknüpft die Frage mit dem Problem der Identitäten. Im respektiven Text, N9 (CLGIE 3295s.), sind diese von Gesichtspunkten abhängig gemacht, und der Gesichtspunkt schafft das Objekt 24• Damit ist die Scheidung vom methodischen Erfassen auf das Niveau des Erfaßten ausgeweitet, während eine dritte Ebene der untersuchten Materie konstituiert werden muß, die in ihrer Heterogenität und Polymorphie nicht als Ganzes erfaßt werden kann. Sie, heißt es, enthalte in «schwer entwirrbarer Verflechtung 25 » Synchrones und Diachrones, ist aber weder synchron noch diachron (bzw. <historisch> ) 26 : Synchronie und Diachronie sind Gesichtspunkte und daraus geschaffene <Objekte>. Im Grunde genommen liegt ein Mißverständnis der Terminologie vor, das aber die ganze Radikalität des saussureschen Gedankens zu verwischen droht: Objekt ist bei Saussure der konstituierte, bei W. ein unterliegender natürlicher (in Saussures Worten gegebener) <Gegenstand>. Wo dann auf diesen verschiedenen Ebenen die Prioritäten zwischen Synchronie und Diachronie liegen, ist eine weitere, von W. und mir verschieden beantwortete Frage. W. meint, im Methodischen sei die Synchronie prioritär, und ich würde ihm dabei beipflichten.Das Methodische umfaßt dann aber auch die Objekte 27• Die für das eine Objekt W's postulierte Priorität des Geschichtlichen würde für die Materie gelten 28 • Aber in CLGIE 144 wird (N26) l'histoire 23 Die Conclusion (5.) enthält eine weitere, zusammenfassende Würdigung Saussures, mit einem vermittelnden sowohl die Editoren wie die Kritiker entlastenden - Hinweis auf die Bedingungen der Zeit, die das volle Verständnis seines Werks erschwert hätten. 24 «... c'est le point de vue qui FAIT Ja chose» (CLG/ E 131: 3295 a, 4 ) nach Gleichstellung von objet und chose in 3295 a, 3: «En linguistique, nous nions en principe qu'il y ait des objets donnes, qu'il ait des choses <qui continuent d'exister quand on passe d'un ordre d'idees a un autre> et qu'on puisse se permettre de considerer des <choses, dans plusieurs ordres, comme si elles etaient <donnees par elles-memes»>. 25 «... un enchevetrement difficile a debrouiller» zitiert AMACKER (Linguistique saussurienne, Geneve 1975: 51) CLG/ E 144: II R 9. 26 «... Ja langue est <autre chose encore que cette relation> avec le temps. II semble que ce soit une chose tres simple que de faire Ja distinction entre / l'histoire de la langue et la langue elle-meme, entre ce qui a ete et ce qui est, mais <le rapport entre ces deux choses est si profond qu'on peut a peine faire Ja distinction>: il y a 1a un cöte double» (CLG/ E 14 4: II R 8s.). 27 R. ENGLER, «Diachronie: l'apport de Geneve», CFS 42 (1988): 1 49, 156. 28 CLGIE 3283, p. 15: «... tout dans Ja langue est histoire»; cf. W 25 und R. ENGLER 1988: 130. Der Satz ist aus Nl.1, also 1891 zu datieren. Da stellt sich natürlich das Problem der Entwicklung oder nicht in Saussures Gedanken. Besprechungen - Comptes rendus 297 de la langue der langue e/le-meme entgegengestellt 29. Ist also die <Natur der Sprache> doch zuerst einmal ihr synchrones Funktionieren? Eine weitere Reflexion betrifft die <unüberwindbaren Widersprüche> der Prinzipien und die Ordnung der Typen. Die <Widersprüche> scheinen mir daraus zu resultieren, daß im sprachgeschichtlichen Teil des CLG die traditionelle Klassifizierung der Phänomene den Vorrang vor der Scheidung in Synchronie/ Diachronie erhält 30. Saussures von der Scheidung beeinflußte Konzeption in den Vordergrund zu stellen, hieße, statt vom globalen Gegensatz Wandel-Zustand auszugehen, deren wichtigste gegensätzliche Kriterien auf die Phänomene anzuwenden, und das sind Sukzessivität, Unbewußtheit und Partikularität einerseits, Koexistenz, Bewußtsein und Systemhaftigkeit andererseits 31• Das ergibt Grenzen, die innerhalb der traditionellen Definitionen der einzelnen Phänomene des Wandels verlaufen 32, und die Diachronie wird neu eingegrenzt: sie umfaßt den Lautwandel aber jene Phänomene der Limitierung des Lautwandels durch das System, die W. erwähnt (oben p. 294s.), müßten synchronen Kräften zugeschrieben werden 33 -, den semantischen Wandel 34, die formalen und semantischen Veränderungen in der Agglutination 35, den Eintritt neuer Formen in die langue und das Verschwinden früherer. Von der Analogie gehört nur das eben zuletzt genannte Phänomen zur Diachronie; ihr ganzes Prinzip ist synchron 36; desgleichen sind die Phänomene der Interpretation (Reinterpretation, Resystematisierung und Volksetymologie 37) zur Synchronie zu zählen. 29 Das Argument, nur die linguistique, nicht die langue kenne bei Saussure das Attribut des Synchronen oder Diachronen, wird von den Texten nicht bestätigt. Cf. zumindest CLGIE 1647 lanfcue statique und langue evolutive. 0 Man darf nicht vergessen, daß der CLG auf Einführungskursen beruht, die gerade im historischen Bereich nicht zu stark von der opinio communis abweichen durften. Die Einführung eines synchronenBereichs und der Hinweis auf dessen Extension wie im Phänomen der Analogie war schon viel. Entsprechend hat hier auch die Vulgata die alte Ordnung beibehalten. Wird dann die Entsprechung zu den Junggrammatikern noch betont wie W. es tut (cf. oben p. 294 und Nl6, 19) -, so gehen die untergründigen Modifikationen notgedrungenerweise unter oder erhalten den Status von Widersprüchen. 31 CLG/ E 1660s.: D 252: «La linguistique statique se trouvera s'occuper de rapports logiqucs et psychologiques <entre termes> coexistants <tels qu'ils sont> apers; us par Ja meme conscience collective (dont du reste Ja conscience individuelle peut donner l'image) et formant un systeme. La linguistique evolutive s'occupera de rapports entre termes successifs se remplas;ant les uns les autres, non soumis a une meme conscience, et ne formant pas entre eux de systeme.» 32 Auch das wäre ein Argument zu Gunsten der Komplementarität von Synchronie und Diachronie. 33 Z.B. der latenten oder statischen Analogie, die Formen wie agonti (in ständiger Analyse und Verifikation der Untereinheiten im System) durch die Zeiten hindurch bewahrt hätte (CLGIE 2326/ 2625). 34 Wobei ich doch darauf hinweisen möchte, daß Saussure auch die Basis einer synchronen Semantik gelegt hat; cf. R. ENGLER, «Röle et place d'une semantique dans une linguistique saussurienne», CFS 28 (1973), 35-52. 35 Daß die einzelnen Elemente der Agglutination nicht durch Zufall (wie W. aussetzt), sondern durch die Rede nebeneinander gestellt werden, gehört wieder zur Synchronie. Der zufällige Anteil liegt in der neuen Sinngebung und Verschmelzung, außerdem in der Aufnahme der neu konstruierten Einheit als solche in die langue. 36 Was ja auch von W. nicht bestritten wird (cf. N17). 37 Hier sollte die formale Veränderung (trotz CLG/ E 2639: I R 3.2) nicht zur Definition gezählt werden, da Saussure ausdrücklich auch eine latente Volksetymologie in Betracht zieht, die nur in der Bedeutung zum Ausdruck kommt (CLG/ E 2647s.). 298 Besprechungen - Comptes rendus Zur Trennung der Phänomene des Wandels (die also teils partikulär und <diachron>, aber teils auch systemhaft und damit <synchroner> Natur wären) scheint mir W. endlich zu wenig Gewicht auf die doch sehr einleuchtenden Kriterien Saussures zu legen: Der Lautwandel ersetzt eine Form durch die andere, während die Analogie eine neue Form neben die frühere stellt 3 8; die Analogie schafft diese neue Form in Interpretation der systematischen Umgebung (sie <vergißt> die frühere), während die Volksetymologie eben diese mit Hilfe des Systems interpretiert (sie memoriell präsent hält); die Analogie ist ein procede (ein plötzlicher willentlicher Akt), die Agglutination ein processus (ein langsamer, nicht bewußter Vorgang). Wie W. es aber zu den Techniken der Analyse festhält (oben p.296), sind diese Typen methodische Begriffe, die die <Materie> interpretieren, nicht repräsentieren 39 . Für eine eventuelle Neuauflage möchte ich abschließend auf einige Druckfehler und Inkonsequenzen hinweisen: Auf p.36 und 39 wird CLGIE 1447/ 1449 einmal nach D[egallier], das andere Mal nach C[onstantin] wiedergegeben (Zitate 45 und 49). Inhaltlich besteht kein Unterschied, aber die formale Differenz muß für den Leser, der mit den Subtilitäten der kritischen Ausgabe nicht vertraut ist, befremdlich sein; p.77 Zeile 7 steht phnenomene, p.80 Z.5 ce statt de, p.84 Z.11 modele, p.102 Z.8 en statt eu; p.105 Z. 1 aposeme ist als signifiant, nicht als signifie zu deuten; p.115 Z.13s.ist aus dem Deutschen falsch übersetzt: es handelt sich nicht um imparfait, parfait und futur du subjonctif, sondern um Konjunktiv Imperfekt, Konjunktiv Perfekt und Futurum Exactum (entsprechend p.166 Z.12 nicht parfait und futur du subjonctif, sondern Perfekt Konjunktiv und Futurum exactum 40 ; p. 121-36 haben eine falsche Paragraphenzählung (cf. N20); p.136 Z.14 steht defaur, p.137 Z. 2 von unten (Zitat 173) fehlt ne (si on ne prend garde). R. Engler * AUGUST DAUSES, Sprachwandel durch Analogie. Zu den Gründen des sprachlichen Wandels, Stuttgart (Steiner) 1991, 96 p. In questo volumetto A. Dauses ritorna sul problema del mutamento linguistico per sostenere la tesi fondamentale ehe i mutamenti linguistici non trovano le loro cause in ragioni immanenti al sistema linguistico stesso, bensl vanno riportati alle abitudini socialmente consolidantisi dei parlanti: «keine real gesprochene Sprache [hat] bei annähernder Konstanz der gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen irgendwelche nennenswerten Vorteile oder Nachteile» (15), cosicche e vano cercare la spiegazione degli sviluppi linguistici in fattori quali l'economia del sistema, la semplificazione, la simmetria delle strutture. II ruolo centrale e invece, secondo l'autore, quello dell'analogia, ehe qui e vista come un principio unificante di una gamma assai ampia e anche eterogenea di fenomeni: «Analogie 38 Daß hier in der Mikrodiachronie Probleme entstehen können (Principes, p. 79), gebe ich allerdings zu, 39 So weist Saussure darauf hin, daß die Zuweisung eines Phänomens zur Analogie oder zur Agglutination mit Schwierigkeiten verbunden ist und nur mit präzisen historischen Kenntnissen gelöst werden kann (CLGIE 2706ss.). Und weitere Probleme würden sich zwischen Lautwandel und geographischer Ausbreitung der Formen stellen. 40 Hier irrt der Rezensent. Das Attribut «du subjonctif» bezieht sich jeweils nicht nur auf futur, sondern auch auf imparfait und parfait. Was das Futurum exactum angeht, so ist davon auszugehen, daß es als Tempusmetapher auch die Funktion eines Konjunktivs des Futurums hatte (cf. die sog. spanische -re-Form). (P.W.) Besprechungen - Comptes rendus 299 in unserem Sinne ist nicht einfach Imitation oder ein mechanischer Vorgang, sondern Ausweitung vorhandener Elemente als Folge einer Deutung oder auch Umdeutung, auch ohne daß ein Vorbild nötig wäre, an dem sie sich orientiert» (76). Siamo fondamentalmente lungo una linea di pensiero coseriana, fortemente legata all'attivita ,spirituale, dell'individuo parlante: letto in quest'ottica, il volumetto e un contributo senza dubbio interessante al dibattito sulle cause, e sulla spiegazione, del mutamento linguistico, ehe rappresenta sempre uno dei Leitmotive della linguistica storica; tanto piu leggibile, in quanto appoggiato su vasta esemplificazione dalle lingue romanze e germaniche. 11 lavoro e composto di quattro capitoli, preceduti da una prefazione e seguiti da un exeursus sull'opportunita di sottrarre la filologia, ehe ha pur sempre come oggetto «de[n] denkende[n] und deutende[n] Mensch[en]» (93), alle tentazioni di impiegare modelli tipici delle scienze esatte. 11 primo capitolo tratta dell'immanentismo in linguistica diacronica, il secondo del mutamento linguistico attraverso l'analogia, il terzo di omogeneizzazione e suppletivismo; chiude il tutto un capitoletto su analogia e tipologia. G. Berruto * GruLIANO BERNINIIPAOLO RAMAT, La frase negativa nelle lingue d'Europa, Bologna (Mulino) 1992, 292 p. Merita una segnalazione questo volume monografico dei due linguisti dell'Universita di Pavia, non fosse altro perche rappresenta il primo studio globale e sistematico sulle realizzazioni dell'importante modalita della negazione nelle lingue europee. In realta, il volume risulta ben altro ehe una semplice rassegna descrittiva. Lo studio si articola in due parti, precedute da un'ampia presentazione. Nella prima parte, ehe riprende scritti precedenti dei due autori, si tracciano le coordinate principali de! problema, sia in prospettiva diacronica (partendo dallo schema sintattico della frase negativa ricostruibile per l'indoeuropeo), sia in prospettiva tipologico-pragmatica (collocazione degli elementi negativi nella frase) ed areale (volta ad individuare eventuali parentele e influssi tra le diverse famiglie linguistiche). La seconda parte si basa sui risultati di un questionario di 38 frasi sottoposto ad informatori competenti per ogni lingua, e tratta anzitutto delle forme negative di frase e di sintagma, per poi passare a esaminare in tre densi capitoli morfologia, sintassi e tipologia dei quantificatori negativi; un capitolo e dedicato alla discussione della differenza tra i costrutti eredo ehe non e non eredo ehe, ehe viene spiegata in termini di effettiva opposizione funzionale e non come mera regola di movimento (sollevamento). Nelle conclusioni viene proposta una serie di sei parametri (de! genere «presenza di un morfo distinto per la negazione predicativa», o «presenza di un morfo negativo preverbale in concomitanza con un quantificatore negativo»), da cui ricavare un profilo tipologico delle lingue e la distribuzione geografica relativa. Da essa risulta «confermata anche sul piano tipologico l'esistenza di una ,core area, centrale romanzo-germanica, gia ben nota alla linguistica storica» (250). G. Berruto * 300 Besprechungen - Comptes rendus GIULIANO BERNINIIANNA G1ACALONE RAMAT (ed.), La temporalita nell'acquisizione di lingue seconde. Atti del Convegno internazionale, Pavia, 28-30 ottobre 1988, Milano (Angeli) 1990, 364 p. (Materiali Linguistici 2) Le ricerehe nel eampo dell'apprendimento delle lingue seeonde hanno eonosciuto in Italia negli ultimi anni un notevole ineremento. Testimonianza di tale feeondita sono ora questi atti di un eonvegno tenutosi all'Universita di Pavia sul tema, divenuto eentrale in molte rieerehe internazionali sull apprendimento spontaneo di L2, della realizzazione delle nozioni della temporalita, ehe ha visto la partecipazione di linguisti italiani ed esteri partieolarmente competenti sull'argomento. 11 volume eomprende diciotto eontributi, suddivisi in quattro sezioni. La prima sezione presenta i risultati a eui e giunto il eosiddetto <progetto di Pavia> (un'indagine a eui parteeipano studiosi delle universita di Pavia, Bergamo, Torino, Trento e Udine, avente eome seopo cito dal eontributo ehe apre la sezione, opera della eoordinatriee del progetto A. G1ACALONE RAMAT (15) - «studiare eome eoloro ehe apprendono l'italiano imparano gradualmente ad esprimere le relazioni temporali ed aspettuali mediante mezzi diseorsivi, lessieali e morfologiei», e eontiene, oltre al eontributo eitato, ehe informa sui primi dati generali dell'indagine (ehe puo eontare su un vasto spettro di lingue prime diverse negli informanti) e sulle ipotesi ehe se ne rieavano, altri einque interventi. E. BANFI si oeeupa delle potenziali <forme basiehe> del verbo nelle interlingue di apprendenti sinofoni, ehe mostrano una notevole quantita di infiniti sovraestesi; dell'infinito nei sistemi verbali di apprendenti di diversa Ll tratta l'ampio saggio di M. BERRETTA, ehe mostra eome la forma base, non mareata, di verbo sia piuttosto la terza persona singolare del presente, mentre l'infinito sembra gia specializzato per esprimere la dipendenza e la modalita non fattuale, ed eventualmente l'aspetto durativo/ abituale. G. BERNINI, esaminando gli interi paradigmi verbali di varieta d'apprendimento elementari, puo eoncludere fra l'altro ehe vi e l'aequisizione di morfologia flessiva sul verbo gia in stadi relativamente preeoei e ehe si organizzano per primi i paradigmi del presente e del singolare, secondo note gerarehie di mareatezza; G. MAssARIELLO MERZAGORA presenta alcuni mezzi lessieali (in partieolare, avverbi di tempo) utilizzati da apprendenti sinofoni per esprimere rapporti temporali; e D. CALLERI sehizza le linee fondamentali di una rieerea parziale sull'aequisizione dell'imperfetto in bambini italiani. Ad altri progetti di rieerea sull'apprendimento spontaneo dell'italiano, sviluppati a Roma, e dedieata la seeonda sezione, eon eontributi di: M. GNERRE sul sistema verbale nell'italiano di eapoverdiani (ehe nota fra l'altro la presumibile influenza delle earatteristiehe del sistema verbale ereolo nativo); G. BANTI, sul sistema verbale nell'italiano di somali di Mogadiscio; B. TuRCHETTA, sull'uso dei verbi in testi narrativi in italiano di lgbo nigeriani; M. VEDOVELLI, sul rapporto fra sviluppo del sistema verbale e eompetenza metalinguistica. La terza sezione si volge inveee ai eontributi di rieereatori ehe hanno lavorato eon altre L2. Non puo maneare in questo eontesto il nome di N. DITTMAR, ehe riferisee del eonfronto tra le modalita di apprendimento della temporalita in tedeseo di una ragazza undieenne e di una giovane adulta ventenne di Ll polaeeo (non sorprende la grande rapidita e flessibilita nell'avvieinamento alla lingua obiettivo da parte dell'undieenne); ad esso si affianeano C.NoYAU, M. T. VASSEUR e D. VERONIQUE, ehe trattano di diversi aspetti nell'ambito di un ampio progetto finanziato dalla European Seienee Foundation sull'apprendimento spontaneo in adulti immigrati di einque lingue (inglese, tedeseo, neerlandese, franeese e svedese; Veronique tratta in partieolare del sistema di temporalita sviluppato in franeese da arabofoni), e S. SCHLYTER, ehe riferisee dell'aequisizione dei morfemi verbali franeesi in adulti e bambini bilingui (trovando forti parallelismi tra gli itinerari di aequisizione in L1 e in L2). Besprechungen - Comptes rendus 301 A problemi generali delle strutture temporali nella lingua e infine dedicata la quarta sezione, con interventi di: CH. SCHWARZE sulle caratteristiche fondamentali dai punti di vista funzionale, concettuale e formale dei tempi verbali in italiano; P. M. BERTINETTO, sulle perifrasi verbali (con particolare attenzione metodologica ai criteri di identificazione delle perifrasi); A. PuGLIELLI, con considerazioni sulla nozione del tempo e della temporalita in prospettiva antropologico-culturale. Nel complesso, il volume si legge con grande interesse. Esso testimonia non solo di vivaci attivita di ricerca in un settore emerso negli ultimi tempi sempre piu in primo piano quale terreno di collaudo ideale per la verifica e la discussione di ipotesi e risultati della teoria linguistica, alle prese con gli effettivi comportamenti di parlanti ehe stanno ,creando> una propria lingua; ma anche di un felice connubio fra attenzione ai problemi teoricometodologici retrostanti e analisi di multiformi dati empirici, ehe appare chiaramente in molti contributi e ehe consente di illuminare i fenomeni considerati in un quadro globale di grande attualita scientifica. G. Berruto * WALTER BERSCHIN/ ARNOLD RoTHE (ed.), Ernst Robert Curtius: Werk, Wirkung, Zukunftsperspektiven. Heidelberger Symposion zum hundertsten Geburtstag 1986, Heidelberg (Winter) 1989, 300 p. Zum hundertsten Geburtstag von Ernst Robert Curtius veranstaltete die Universität Heidelberg, wo der Gelehrte fünf Jahre gewirkt hatte, ein Symposion, dessen Akten hier vorliegen. Zum selben Anlaß führte das Romanische Seminar der Universität Bonn, Hauptwirkungsort von Curtius ab 1929, eine Vortragsreihe durch, die jetzt ebenfalls greifbar ist 1. Christoph Dröge hatte gleichzeitig in der Bonner Universitätsbibliothek eine Gedenkausstellung unter dem Titel «Ernst Curtius - Europäer und Romanist» organisiert. Im südelsässischen Thann dem Geburtsort von Curtius - und an der Universität Mülhausen fand Ende Januar 1993 ein Kolloquium zum Thema «Ernst Robert Curtius et l'idee de l'Europe» statt 2 . Kurz zuvor war auch in Rom in feierlicher Weise seiner gedacht worden. Es mag erstaunen, daß ein Literaturprofessor nach seinem Tode derart im Rampenlicht steht. Es liegt wohl daran, daß Curtius nicht bloß ein Gelehrter war, der für seine Fachkollegen schrieb, sondern auch ein Essayist, der über Presse und über Kulturzeitschriften ein breiteres Publikum ansprechen wollte. Er selber verstand sich auch als Schriftsteller. Dieser Aspekt wurde in mehreren Beiträgen des Heidelberger Kolloquiums herausgestellt. In seiner Polemik gegen Jaspers im Jahre 1949 unterstrich Curtius, er habe gegen den Philosophen nicht in seiner Eigenschaft als Professor protestiert, sondern als «deutscher Schriftsteller». Als solcher habe er das Recht, «publizistische Waffen zu gebrauchen, wie sie in Deutschland seit Lessing üblich sind» (13). Schon sein erstes großes Buch Die literarischen Wegbereiter des neuen Frankreich (1919) wollte er an literarischen Maßstäben messen lassen: «Das goldene Wort von Thomas Mann (... ) ,Ein Schriftsteller ist ein Mann, dem das Schreiben schwerfällt> ich hatte es in seinem vollen Gewicht erfahren.» 3 Er sprach von seiner Arbeit als einem «künstlerischen Gestaltungsprozess», den er nicht durch ständiges Suchen und Herumlesen unterbrechen wolle. Er arbeite mit einer Assi- 1 W.-D. LANGE (ed.), «In Ihnen begegnet sich das Abendland». Bonner Vorträge in Erinnerung an Ernst Robert Curtius, Bonn 1990. 2 Siehe dazu J.JuRT, «Ernst Robert Curtius und die Europa-Idee. Ein Kolloquium in Mülhausen», NZZ 32, 10.Februar 1993: 28. 3 E.R.CURTIUS, Französischer Geist im zwanzigsten Jahrhundert, Bern 3 1965: 524. 302 Besprechungen - Comptes rendus stentin, die ihm das ganze Material so vorbereitet auf den Schreibtisch lege, daß er selber auch nicht ein einziges Zitat nachzuschlagen brauche. Es überrascht nicht, daß Curtius mit vielen bedeutenden Schriftstellern in Kontakt stand: früh schon begegnete er George; intensiv aber war der Austausch mit Gide, Charles Du Bos, Valery Larbaud. Die Briefwechsel mit diesen Autoren sind mittlerweile ediert 4• Kurz vor seinem Tod richtete Proust einen Brief an ihn 5• Auch mit T.S.Eliot war er eng befreundet 6. Arnold Rothe unterstreicht so im vorliegenden Band, daß Curtius von bedeutenden Schritstellern seiner Zeit ernst genommen, ja anerkannt wurde, daß er im Essay eine Spielart der Schriftstellerei fand, eine Form, um Wissenschaft und Kunst zu verbinden. «Il se sentait ecrivain se considerant comme tel», so der spätere Botschafter Arnaud Berard, der ihn während der Heidelberger Zeit kennengelernt hatte. «11 eüt vivement souffert de n'etre qu'un professeur: il n'exerr;:ait ces fonctions que pour vivre» (101). EARL JEFFREY RICHARDS spricht in seinem Beitrag, «E.R.Curtius' Vermächtnis an die Literaturwissenschaft» von einer fruchtbaren andauernden Spannung zwischen dem Literaturkritiker am Rande des George-Kreises und dem Philologen aus der Gröber-Schule. Begonnen hatte er jedoch zunächst als Philologe bei Gröber in Straßburg mit einer kritischen Edition von Li quatre Livre des Reis (1910) als Dissertation und einer Untersuchung zum Literaturkritiker Ferdinand Brunetiere als Habilitation (1914). Bei Brunetiere hatte Curtius, wie Richards schreibt, bereits eine Definition von Literatur als gemeinsamer seelischer Besitz des einzelnen gefunden, die in den <lieux communs> zum Ausdruck komme. Curtius sprach hier schon von «rhetorischer Topik», was bereits auf seine spätere Topos-Forschung, die ihn so berühmt machen sollte, verwies 7 . WOLF-DIETER LANGE rekonstruierte auf der Basis eines unveröffentlichten Briefwechsels im vorliegenden Band den Dialog Curtius' mit einem anderen bekannten Philologen, Philipp August Becker, auch ein Gröber-Schüler, der ebenfalls aus dem Elsaß stammte. Curtius stimmte dessen früher Interpretation der Chansons de geste als Werk bewußt schaffender Dichter zu und sah bei Becker auch eine Bestätigung seiner Theorie zur Kontinuität und zur historischen Topik, selbst wenn er die Bedeutung festgefügter Diskursschemata mehr herausstellte. Die Mittelalter-Studien von Curtius und Becker sind nach W.D.Lange durch «antiromantische Rationalität» (48) geprägt. Bekannt wurde Curtius gleichermaßen durch sein Buch Die literarischen Wegbereiter des neuen Frankreich (1919), das binnen kurzem dreimal aufgelegt und bei der Tagespresse begeistert aufgenommen, von den Fachgenossen aber, wie Curtius selber im späteren Nachwort hervorhob, scharf abgelehnt wurde. «Essayismus, mangelnde Distanz zum Gegenstand, die Ausblendung historischer Zusammenhänge, überhaupt das Betrachten eines so unsicheren Terrains wie die Gegenwartsliteratur und selbst das Engagement für das aktuelle Frankreich: all das warf man ihm von romanistischer Seite vor», schreibt Arnold Rothe (60). Auch Harald Weinrich spricht davon, das Buch sei von den romanistischen Fachkollegen «so gut wie einhellig abgelehnt» (139) worden 8• 4 H. und J.M.DrncKMANN (ed. ), Deutsch-französische Gespräche 1920-1950. La correspondance de Ernst Robert Curtius avec Andre Gide, Charles Du Bos et Valery Larbaud, Frankfurt 1980; siehe dazu R.THEIS, Auf der Suche nach dem besten Frankreich. Zum Briefwechsel von Ernst Robert Curtius mit Andre Gide und Charles Du Bos, Frankfurt 1984. 5 Siehe dazu R.KEMPF, <«Savez-vous l'adresse de Curtius a qui je voudrais envoyer mon livre? Faut-il HERR, faut-il PROFESSOR? , (Marcel Proust a Andre Gide, juillett 1922)», Allemagne d'aujourd'hui 5 (L) 1956, p.25. 6 Siehe P.GoDMAN, «T.S.Eliot et E.R. Curtius», Liber I, n ° 1, oct. 1989: 53. 7 Diesen Zusammenhang unterstrich auch A.CoMPAGNON in seinem Beitrag zum Mülhauser Kolloquium: «Curtius et ! es critiques franr;:ais (Brunetiere, Thibaudet, Du Bos)». 8 In seiner Arbeit Ernst Robert Curtius und die deutschen Romanisten (Akademie der Wis- Besprechungen - Comptes rendus 303 HANs HINTERHÄUSER berichtet in seinem ganz persönlichen Beitrag, wie er im Winter 1941/ 42 vom Kriegsdienst beurlaubt in einem Münchner Antiquariat Die literarischen Wegbereiter erstanden hatte, weil er einen darin behandelten Autor, Romain Rolland, näher kennenlernen wollte. Er habe das Buch nicht als ein literaturwissenschaftliches Werk, sondern als schöne Literatur aufgenommen. Curtius ging es hier um das intuitive Erfassen der Individualität seiner Autoren. Fasziniert war Hinterhäuser von seinem Ethos und seiner Sprache. «So subjektiv-bildhaft und dann wieder so sentenziös hatte bei uns kein Philologe geschrieben» (100). Hinterhäuser verschweigt aber auch nicht, daß für ihn gewisse Passagen «geschmacklich ans Dubiose streifen» (105). Es brauchte allerdings Mut, dieses Buch unmittelbar nach dem Versailler Vertrag zu veröffentlichen. Es wird auch daran erinnert, daß ganz allgemein Frankreich gegenüber eine Position der Zurückhaltung als angemessen empfunden wurde. So schrieb Curtius seine ersten Briefe an Gide bewußt deutsch. Curtius' Vorschlag, 1925 eine Lektorenstelle für Französisch an der Universität Heidelberg mit einem Franzosen zu besetzen, stieß etwa bei seinen Kollegen auf lebhaften Widerspruch, da einige Spionage und Agitation seitens eines französischen Dozenten befürchteten! HARALD WEINRICH betont in seinem Beitrag, daß die Wegbereiter auch als kulturkundliches Werk gedacht waren, um hier ein anderes Frankreich als das der Dekadenz und des Esprit vorzustellen. Allerdings ist auch Curtius' Vorstellung nicht von völkerpsychologischen Klischees frei, wenn er etwa schreibt, Frankreich sei in einem festen, Deutschland in einem flüssigen Aggregatzustand 9• Dieses stereotype Bild ist auch dadurch bedingt, daß Curtius Frankreich als Person oder, wie er selber in seinem Buch Die französische Kultur (1930) schrieb, als «nationale Kollektivperson» wahrnahm. Selbst wenn französische Autoren wie Michelet oder Peguy über diese Metapher das Selbstverständnis ihres Landes zu artikulieren versuchten, so eignete sich diese Kategorie kaum zur Perzeption einer Nation. Curtius sah in den Wegbereitern - Gide, R. Rolland, Claude! , Suares, Peguy - Vertreter eines «Jungfrankreich», die dem deutschen Selbstbild des Werdenden entgegenkamen; er glaubte bei ihnen ein Wertgefühl zu entdecken, «das mit unserem ein gemeinsames Maß hat»; er hob bei seinen Autoren die Kategorien der Lebens- und Erlebnisintensität hervor. Bergsan und Nietzsche, so bemerkt Weinrich zu Recht, beglaubigten bei Curtius den neuen Elan von der Lebensphilosophie her. Mit dieser lebensphilosophischen Lektüre der <jungfranzösischen Autoren> wollte Curtius diese auch mit den Tendenzen des George-Kreises vermitteln. Er verstand sein Wegbereiter-Buch als Auseinandersetzung zweier seiner «Geistesinhalte»: «französischer Geist und georgischer staatswille» 10• Über Gundolf wurde ihm indes mitgeteilt, daß George in den genannten Autoren wenig Zukunftsweisendes sehen konnte. «Curtius», so gibt W. Lepenies Georges Meinung wiesenschaften und der Literatur, Mainz 1987) nimmt HANS HELMUT CHRISTMANN die romanistischen Fachkollegen von Curtius allzusehr in Schutz. Christmann hatte immerhin einen Aufsatz von EuGEN LERCH gefunden, der Curtius' Buch in einem Artikel der Münchner Zeitung vom 9. Juni 1920 mit dem Titel «Anbiederung an die Neger-Nation» besprach! «Es gibt ihn also leider» (21) so Christmann zu diesem Aufsatz, um dann hinzuzufügen: «Der Berichterstatter hätte aufrichtig gewünscht, belegen zu können, daß es den Text nicht gibt, oder wenigstens, daß er nicht von Eugen Lerch ist» (22). Die Arbeit von Christmann ist fast wörtlich wieder abgedruckt im Bonner Vortragsband «In Ihnen begegnet sich das Abendland» (Nl), p. 65-84. 9 Siehe dazu die Kritik von G: ERARD RAuLET, «Gescheiterte Modernisierung. Kritische Überlegungen zur deutschen Frankreichkunde der Zwischenkriegszeit», in: Begegnung mit dem <Fremden>. Band 2: Theorie der Alterität. Akten des VIII. Internationalen Germanisten-Kongresses, Tokyo 1990, p. 289-301. 10 L. HELBLING/ C. BocK (ed.), Friedrich Gundolf' Briefwechsel mit Herbert Steiner und Ernst Robert Curtius, Amsterdam 1962/ 63: 251. 304 Besprechungen - Comptes rendus der, «war einfach zu töricht, er sah die Dinge schief, und vom geheimen Frankreich zu reden war ein Skandal im George-Kreis, der das geheime Deutschland verkörpern wollte (... ) Auch an Curtius bemängelte er nicht in erster Linie die für einen Romanisten nur allzu verständliche Hinneigung zu Frankreich. Seine Kritik war grundsätzlicher Natur: <Welch ein irrtum so geistige + politische dinge zu verquicken»> 1 1 . Für Curtius waren die behandelten Autoren, wie Weinrich schreibt, auch Wegbereiter «über Grenzen hinweg für eine neue Qualität des Verstehens und der Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland» (141). Auf der Basis eines gemeinsamen <Lebensgefühls> seien die Bedingungen für eine Begegnung nie so günstig gewesen wie in jenen Vorkriegsjahren. «Man geht gewiß nicht fehl», meint indes Hans Manfred Bock, «wenn man annimmt, daß diese These, die die Argumentation des ganzen Buches zusammenhält, im wesentlichen eine Wunschprojektion war, die aus seiner elsässischen Grenzland-Sozialisation entstand.» 12 Am subjektiven Vermittler-Willen von Curtius, der sein Buch «der neuen Jugend unseres Volkes» darbieten wollte, die «die geistige Wiedergeburt Deutschlands mit heraufführen» werde 13 , ist nicht zu zweifeln. Zu fragen ist allerdings, ob ein Dialog nicht eher möglich ist auf der Basis der Anerkennung historisch gewachsener Alterität als auf derjenigen einer postulierten - und vereinnahmenden lebensphilosophischen Gemeinsamkeit. Nach dem Erfolg des Wegbereiter-Buches wirkte Curtius für vier Jahre 1920 bis 1924 als Professor in Marburg, nicht sehr glücklich in diesem <Exil> - «nur südlich des Limes kann man eben leben» schrieb er damals an Carl Schmitt. Der George-Schüler Gundolf hatte sich dafür eingesetzt, daß er nach Heidelberg berufen wurde. Die fünf im übrigen sehr fruchtbaren - Heidelberger Jahre werden im vorliegenden Band in einem fünfzigseitigen sehr informativen Beitrag von ARNOLD RoTHE rekonstruiert. Diese Studie ist auch darum so aufschlußreich, weil sie nicht bloß den Gelehrten beleuchtet, sondern das ganze Umfeld, so daß sich die intellektuelle Biographie zu einer Sozialgeschichte des deutschen Universitätslebens der zwanziger Jahre ausweitet. Denn die Figur von Curtius definierte sich auch durch den Kontrast zu diesem Milieu. Er pflegte, wie Rothe ausführt, einen «durchaus großzügigen Lebensstil» (69), ließ sich mit der Taxe zur Uni fahren, bezahlte aus eigener Tasche eine Privatsekretärin und -assistentin, Frau Eva Mertens, die spätere Proust-Übersetzerin, mietete sich, etwa zur Bewirtung des Ehepaars Mann, eigens einen Lohndiener an, pflegte auswärts in Hotels der obersten Kategorie abzusteigen, wirkte als Professor ohne Bart, mit Hornbrille, Anzügen aus englischem Schnitt dandyhaft provozierend gegenüber den eher puritanischen Kollegen. Er werde sich immer bewußter, so schrieb er an Max Rychner, daß er nicht <dazugehöre,: «Für mich besitzt eben die Wissenschaft nicht jene Wertordnung, die meine Collegen ihr einräumen(...) Der Kosmos des Geistes ist für mich kein Museum, sondern ein Garten, in dem ich wandere und Früchte breche (...) Ich will frei sein, in hellen Sommernächten im Neckar baden oder Freunde sehen, auch wenn tausend Kränzchen oder Congresse an dem Abend tagen.» (89). So pflegte er Geselligkeit in einem kleinen Kreis selbstgewählter Freunde, richtete sich auch bei den Studenten eher an eine kleine Elite. Während der zwanziger Jahre schrieb Curtius weniger in wissenschaftlichen Organen, sondern vor allem in Blättern, die im Dienste der deutsch-französischen Verständigung standen. Dieser Aspekt wird im vorliegenden Band vor allem in einem Beitrag von ROBERT PICHT in sehr positiver Weise gewürdigt, ohne daß die Aporien der Verständi- 11 W. LEPENIES, Die drei Kulturen. Soziologie zwischen Literatur und Wissenschaft, München 1985: 392-93. 12 H.M. BocK, «Die Politik des <Unpolitischen>. Zu Ernst Robert Curtius' Ort im politischintellektuellen Leben der Weimarer Republik», lendemains 59 (1990), 20. 13 E.R. CuRTIUS 1965: 5. Besprechungen - Comptes rendus 305 gungskonzeption von Curtius angesprochen werden. Schon 1924 war Curtius zu den berühmten Tagungen in Pontigny eingeladen worden; ab 1926 beteiligte er sich am <Deutsch-Französischen Studienkomitee>, das der Luxemburger Industrielle Emile Mayrisch, der Gründer des Arbed-Stahlkonzerns, eingerichtet hatte, bei dem nicht nur er und Gide, sondern Paul Desjardin, Gundolf und insbesondere Rathenau teilnahmen 14• Weinrich bewundert in diesem Zusammenhang die «ruhige Würde» -im Gegensatz zu den heftigen Ausfällen Thomas Manns -, mit der Curtius das neue Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich definierte, wenn er etwa schrieb: «Erst wenn man Deutschland wieder zu hören wünscht als unentbehrliches und unersetzliches Glied der europäischen Lebensgemeinschaft: erst dann können wir eine Hoffnung für die Wiederherstellung des geistigen Europas erblicken. Solange wir dieses Zeichen nicht erblicken, ist Zurückhaltung für uns das einzige Gebot» (142). Gide, den Curtius in Colpach kennengelernt hatte, reagiert darauf durchaus positiv: «Enfin une voix d'outre Rhin nous encourage et nous rassure.» Die sich daraus entwickelnde lebenslange Freundschaft zwischen Gide und Curtius trug nach Weinrich auch zu dem wachsenden Interesse des französischen Schriftstellers an Deutschland bei. Curtius betonte indes, daß in Frankreich die Kriegszerstörungen auf dem Gebiete des Geistes deutlich zu spüren seien. Das neue Lebensgefühl, das damals die starren rationalistischen Konventionen zerbrach, sei zersetzt worden. Der Haß gegen Deutschland habe durch den Krieg eine außerordentliche Stärkung erfahren. Die pazifistische Gruppe <Clarte>, der sich auch ein Heinrich Mann, Duhamel, Einstein angeschlossen hatten, wollte diesen Haß überwinden. Curtius kritisierte die Bewegung, wie R. Picht schreibt, aufs heftigste wegen des <rationalistischen Doktrinarismus>, dem Fanatismus des Gleichheitsgedankens. Wenn man nur Brücken über den Abgrund des Völkerhasses schlagen könne «unter der Verpflichtung auf die schalen Dogmen eines Aufklärer-Vereins, unter der Verleugnung aller Tiefen und Höhen des Geistes, dann wollen wir nichts damit zu schaffen haben» (152). Curtius lehnte die nationalistische und die internationalistische Variante ab, plädierte für «ein leidenschaftsloses sachliches Durchdringen der nationalpsychologischen und kulturbiologischen Tatbestände», für ein organizistisches Europa-Konzept im Sinne der «deutschen Art» Goethes, Adam Müllers, Rankes. Damit sind auch die Referenzpunkte des konservativen Denkens klar benannt. In der doppelten Ablehnung des nationalistischen und des internationalistischen Ansatzes wußte sich Curtius mit Gide einig. Ihm gegenüber sprach er sich für einen Dialog aus zwischen «besten Geistern beider Nationen», die sich finden würden auf einer Basis, die sie beide teilten: «eine kosmopolitische (nicht internationalistische) europäische Gesinnung auf dem Fundament eines unbefangenen und unverzerrten nationalen (nicht nationalistischen) Gefühls» (160). Man hätte noch mehr betonen müssen, daß dieser geistesaristokratische Dialog zwischen den «besten Geistern» kaum tragfähig war, weil er nicht die Begegnung der Völker intendierte, wie das der Internationalismus suchte, sondern bloß die der Eliten im Zeichen des Kosmopolitismus 15• Robert Picht fragt sich, ob man die wachsende «Trennung von Geist und Politik» in den Gesprächen von Curtius mit den französischen Schriftstellern nicht als «ein erstes Zeichen von Desillusion» (162) deuten könne. Ich würde meinen, daß das -elitäre - Konzept als solches zum Scheitern verurteilt war. 14 Siehe dazu auch CHR. DRÖGE, «Ernst Robert Curtius und Colpach», Galerie 6 (1988), 26-36. 15 Siehe dazu auch J.JURT, «Sprache, Literatur, Nation, Kosmopolitismus, Internationalismus. Historische Bedingungen des deutsch-französischen Kulturaustausches», in: Le Fram;;ais aujourd'hui: une langue ii comprendre. Melanges offerts a Jürgen Olbert, Frankfurt 1992: 230--41. 306 Besprechungen - Comptes rendus In seinem Beitrag über das Deutschlandbild von Curtius hebt HARALD WEINRICH zu Recht hervor, daß dieses wesentlich durch das Verhältnis zu Frankreich geprägt war. Seine Vorstellung von Deutschland orientierte sich deutlich an räumlichen Kategorien etwa an der Ost-West-Achse des unsäglichen Nadler und operierte mit «rücksichtslosen Ausgrenzungen » (137), war eindeutig westdeutsch orientiert, mit dem Dreieck Straßburg, Heidelberg, Bonn als Kern. Da die große Verständigungsgeste der Franzosen unterblieb 16 , orientierte sich Curtius zunehmend vom Westen nach Süden. Diese Wende ist ablesbar in seiner Schrift Deutscher Geist in Gefahr aus dem Jahre 1932, in der er ausführt, es gebe in Frankreich keine fruchtbare Bewegung mehr, die «uns mitreißen könnte » . Für das Ensemble von Formqualitäten, die Frankreich repräsentiere, könnten die jungen Deutschen kaum empfänglich sein. «Wer der Abkehr von Frankreich das Wort redet, hat aber noch lange nicht das Recht, einen geistigen Protektionismus zu verordnen. Schaltet man die fruchtbare Spannung zwischen deutschem und französischem Geist aus, so muß man erst recht dafür Sorge tragen, daß uns auf anderem Wege die Verbindung mit der klassischen und christlichen Substanz des abendländischen Geisteslebens bewahrt bleibt. Wer den Weg nach Paris abschneidet, muß den Weg nach Rom öffnemP. Curtius fährt dann fort, die Frage, ob die französische oder die italienische Kultur die lateinische Idee verkörpere, sei nunmehr geklärt: «Seit dem Sieg des Faschismus hat die Romidee eine Renaissance erlebt. » 18 ! Daraus ergebe sich zwangsläufig, «daß die nationalistische Jugend Deutschlands, sofern sie überhaupt kulturelle Ziele in ihr Wollen einbezieht, genötigt ist, Italienisch zu lernen und sich an der großen Kultur Italiens zu bereichern» 19. Wenn H. Weinrich dann schreibt, diese Schrift von Curtius sei «höchstens eine ganz blasse Warnung vor dem Faschismus » (145), so trifft das mindestens für die italienische Variante nicht zu; diese wird ja zur Restauratorin der Romidee erklärt. Zuzustimmen ist H. Weinrich, wenn er schreibt, Curtius erweise sich hier «politisch ziemlich ahnungslos hinsichtlich der Gefahr, die dem deutschen und nicht nur dem deutschen Geist wirklich drohte » (145). Der Begriff des ,deutschen Geistes> wird von Weinrich von Richard Wagner hergeleitet, der diesen in kulturellen Leistungen eines Bach oder eines Goethe verkörpert sieht, selbst wenn die Nation am Rande des Abgrundes stehe. In diesen Bahnen dachte auch Nietzsche, der darum nach 1871 die «Extirpation des deutschen Geistes zugunsten des Deutschen Reiches » befürchtete (147). Auch für Curtius war Goethe «die größte Gestalt des deutschen Geistes » , der «letzte Klassiker » ; nach ihm komme bloß mehr Hofmannsthal eine überragende nicht bloß literarische, sondern geistige Bedeutung zu, als «Verkünder einer neuen Einheit von Natur und Bildung » (147). In den Augen von H. Weinrich ist das Deutschlandbild von Curtius keineswegs stereotyp; er operiert allerdings fast durchweg kulturmorphologisch und läßt die politischen Strukturen und Traditionen der Nation außer acht. So verfügte Curtius nicht über Kategorien, die ihm eine Auseinandersetzung mit den schwerwiegenden politischen Umwälzungen der dreißiger Jahre erlaubt hätten. Eine Variante des kulturmorphologischen Ansatzes wurde von LEA RITTER-SANTINIS Beitrag «Im Raum der Romania - Curtius, Benjamin, Freud » herausgearbeitet. Die Auto- 16 Man müßte hier immerhin an die Locarno-Verträge, an die Begegnung von Briand und Stresemann erinnern; aber das war für Curtius wohl zu politisch. 17 E. R. CuRTIUS, Deutscher Geist in Gefahr, Stuttgart/ Berlin 1932: 47s. 18 Ib., p. 49. 19 lb., p. 50. Zur Schrift Deutscher Geist in Gefahr siehe auch D. HoEGES, «Emphatischer Humanismus. Ernst Robert Curtius, Ernst Troeltsch und Karl Mannheim: Von Deutscher Geist in Gefahr zu Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter», in: W.-D. LANGE 1990: 31-52, und K. SoNTHEIMER «Ernst Robert Curtius' unpolitische Verteidigung des deutschen Geistes», ib., 53-61. Besprechungen - Comptes rendus 307 rin betonte, daß in diesen Jahren nach Oswald Spengler die Reflexion über das Raumproblem und seine symbolischen Bezüge zu den Weltbildern der Kulturen das Denken beherrschte. L.Ritter-Santini und H. Weinrich entwickelten den interessanten Gedanken, daß Curtius in seinem räumlich geprägten Denken die These des von ihm bekämpften Soziologen K. Mannheim über die Affinität zwischen dem Raumerleben und konservativem Denken letztlich bestätigte. «Der Adel», so schreibt er [Mannheim], «denkt sich von Grund und Boden her, er ist ja Grund- und Boden-Adel, und in diesem Sinne darf man nicht vergessen, daß Curtius latent adlig war, und die latenten Adligen sind ja manchmal in ihrem Bewußtsein noch viel adliger als die manifest Adligen 20• Die Bürgerlichen und Liberalen hingegen», so fährt Mannheim fort, «haben ein entsprechend intensives Verhältnis zur Zeit» (178). In der Tat findet sich bei Curtius kein ausgeprägtes Geschichtsbewußtsein. CLAUS UttuG hebt dies in seinem Beitrag über E. R. Curtius und T. S. Eliot hervor 21• Eliot war mehr an einer transhistorischen Aufhebung der Zeit interessiert als an einer gegliederten Sukzession der Zeiten. Ganz ähnlich die biologistische Konzeption, die Curtius, etwa in Deutscher Geist in Gefahr, vertrat: «Es gehört zur Biologie der Kultur, daß Niedergang und Erneuerung sich ablösen. Ohne Verfall kann es auch keine Renaissance geben» (118) 22• Eine wesentliche Denkfigur ist so der Zyklus, die auch gegen die Wissenssoziologie Karl Mannheims - «das Währende durch allen Wandel hindurch» behauptete. Der «restaurative Mediävismus» ist nach C. Uhlig schon 1932 vorgegeben. Sowohl Eliot als auch Curtius denken anti-evolutionär, sehen nicht den Wandel, sondern die Variation konstanter Denkmotive. Hofmannsthal und Calder6n werden einem «zeitlosen Mittelalter» zugewiesen, einem katholisch-christlichen Weltbild, das nicht an eine Epoche gebunden sei. Im Sinne der These der «zeitlosen Gegenwart» sieht Curtius die Literatur der Vergangenheit als in der Gegenwart mit wirksam. Fixpunkt der Kontinuitätsthese, die sich gegen das «Trugbild der Evolution» wendet, die auch Analogien zu Toynbees zyklisch strukturierter Kulturmorphologie aufweist, ist für Curtius der abendländische Humanismus, für Eliot indes die anglikanische Religion. Nach Claus Uhlig ist die Einstellung zur Tradition von der jeweiligen Geschichtsphilosophie abhängig. Ob diese sich nun linearprogressiv oder zyklisch-regressiv artikuliere, sei nicht so sehr eine logische als vielmehr eine psychologische Notwendigkeit. So irenisch urteilt HANS-ULRICH GUMBRECHT in seinem Beitrag <«Zeitlosigkeit, die durchscheint in der Zeit. »> nicht. In seinen Augen können wir uns an Curtius' Gestalt bewußt machen, «was heute nicht mehr die Praxis der Literaturwissenschaft sein kann und sein soll» (227). Historisches Bewußtsein verstanden «als Asymmetrie zwischen (Vergangenheits-)Erfahrungen und (Zukunfts-)Erwartungen» (228) gehe Curtius ab. Als Konservativer affirmiere er die «dauernde Präsenz des Substantiellen» (229). Gumbrecht konsta- 20 Arnold Rothe zitiert einen Brief des jungen Curtius an seine Mutter Louise Curtius, geborene Gräfin von Erlach-Hindelbank, die aus französisch-schweizerischem Patriziat stammte. Er berichtet von jemandem, der ihm seinen Stolz auf die adlige Herkunft vorwarf: «II ne fallait pas etre fier de quelque chose qu'on n'avait pas acquis soi-meme. Que c'etait Ja une faiblesse. Mais moi je lui ai dit que tout au contraire c'etait une force. Que je ne m'enorgueillissais pas, que je ne me vantais jamais de mon origine, mais que certainement j'en etais tres, tres fier.» (59) 21 Siehe dazu auch L. HöNNIGHAUSEN, «Curtius, Eliot und der konservative Beitrag zum Modernismus», in: W.-D. LANGE 1990: 245-56. 22 Ganz ähnlich in seinem Rückblick 1952 auf die Wegbereiter: «Es ist das Gesetz alles geschichtlichen Geschehens, welches die Phasen von Entstehung, Wachstum, Differenzierung, Auflösung durchläuft (...) Diesem Phasengesetz wäre das neue Frankreich, wie es sich 1914 abzeichnete, auch ohne den Krieg verfallen» (Französischer Geist, p.520). 308 Besprechungen - Comptes rendus tiert Ende der zwanziger Jahre bei Curtius eine Richtungsänderung; der vorher latente Konservatismus werde nun zum Programm. Väter der <Modeme> wie Aragon, Joyce, Proust würden nicht mehr behandelt. Die Wende wurde nach Gumbrecht ausgelöst durch die Provokation eines neuen Denkens der Ent-Substantialisierung, wie er es bei Karl Mannheim gefunden hatte. Die Angst vor Ent-Substantialisierung als <geistiger Leere> habe den Substantialismus einer neuen Traditionspflege heraufbeschworen 23. Die Wende zum Mittelalter sei so nicht durch den Nationalsozialismus ausgelöst worden, sondern diesem vorausgegangen. «Selbstverständlich», schreibt Gumbrecht, «war Curtius Welten davon entfernt, mit dem Nationalsozialismus zu sympathisieren, und daß ihn die Nationalsozialisten ihrerseits für <unzuverlässig> hielten, ist mehrfach belegt. Freilich macht es diese Distanz, welche Curtius hielt eine Distanz aus Verachtung-, auch fraglich, ob er, wie Leo Spitzer meint, den Nationalsozialismus je als eine ernsthafte Bedrohung für seine so gerne übernommene Rolle eines Repräsentanten des europäischen und des deutschen Geistes erlebte» (234) 24. 23 W.-D.Lange wies in der Diskussion indes auf individualpsychologische Gründe hin, die die Wende zum Mittelalter bei Curtius motivierten. Curtius schrieb am 22. Dezember 1945 an Jean de Menasce: «In diesem Jahr - 1932 wurde ich durch tiefe Erschütterungen meiner Psyche in einen Zustand alternierender produktiver Spannung und schwerer Depression versetzt. Ich schrieb Deutscher Geist, brach dann zusammen, mußte Jung in Zürich consultieren. Es war eine schwere Krise, in der ich später die bewußte Antizipation des Grauens erkannte, das 1933 begann. Aus der Krise kam aber auch Heilung. Einern psychischen Zwang folgend warf ich mich auf das Studium der mittellateinischen Literatur (...) Es bedeutet psychisch die Polarisierung um die <Roma aeterna,. Sie wirkte in mir als Archetyp im Jungsehen Sinne, und d.h. zugleich als ein mit vielfältiger Bedeutung und Energie geladenes Symbol» (244). Ganz ähnlich in dem Entwurf zum Vorwort im Jahre 1945 zu Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter: «Eine zwingende seelische Notwendigkeit drängte mich zu einem Wechsel des Forschungsgebietes. Ich empfand das Bedürfnis, in ältere Zeiträume symbolisch gesprochen, so würde ich heute sagen, in archaische Bewußtseinsschichten zurückzugehen» (Kritische Essays, p.439). Die Analogie der Topoi von Curtius zu den Archetypen Jungs wurde im Kolloquium mehrmals angesprochen. Hinsichtlich der Rückwendung zur Antike über das Mittelalter wäre auch auf die Begegnung mit dem Kunsthistoriker Aby Warburg im Winter 1929 in Rom hinzuweisen, der dort sein Mnemosyne-Projekt vorstellte, das das Weiterleben der Antike untersuchen wollte. Curtius versuchte dies zu verwirklichen allerdings, um seine Kontinuitätsthese zu untermauern, währenddem es Warburg um die Funktion des Nachlebens antiker Formen in der modernen Welt ging. Curtius blieb mit den Mitgliedern des Warburg Institute in der Emigration in London in Kontakt. Der Briefwechsel ist nunmehr greifbar: D. WuTTKE (ed.), Kosmopolis der Wissenschaft. E.R.Curtius und das Warburg Institute. Briefe 1928 bis 1953 und andere Dokumente, Baden-Baden 1989. In seiner Besprechung dieses Bandes wies ULRICH RAULFF auf die unterschiedlichen Metaphern hin, mit denen die Warburg-Leute und Curtius den Prozeß der Überlieferung darstellten: «Die Emigranten im Umkreis der Bibliothek Warburg sprachen durchwegs von <Wanderstraßen der Tradition" von der ,Wanderung der Symbole>. Curtius hingegen sprach erst von <Verwurzelung> in der Tradition und zum Schluß von <Verwachsung,. Unbeschadet aller persönlichen Humanität und Integrität (...) blieb Curtius kraft der Metaphorik seiner Traditionsforschung im Umkreis derer, die auf <Bodenständigkeit> pochten und den andern ihre <Entwurzlung> vorwarfen» (F.A.Z., 16.März 1991). 24 Siehe dazu die Bemerkung von Maria von Rysselberghe über ein Gespräch von Curtius mit Gide über die Situation im deutschen Reich vom Jahre 1935: «Curtius avoue que ! es premiers temps [du nouveau regime] furent intolerables mais qu'on s'habitue et puisque la diminution des intellectuels permet une plus grande ferveur parmi les etudiants». ([MARIA voN RYSSELBERGHE], Les cahiers de la petite Dame, t. II: 1929-1937. Paris, 1974, p.432). Siehe dazu auch F.-R. HAUSMANN, «Les romanistes de Bonn et de Cologne face a la prise de pouvoir par ! es Besprechungen - Comptes rendus 309 H.-U.Gumbrecht beruft sich auf eine normative Vorstellung des historischen Bewußtseins, um zu zeigen, daß Curtius heute nicht mehr <geht>. In der Diskussion relativierte er allerdings diesen strikten Standpunkt; es gebe durchaus große Denkleistungen, die von denselben Aprioris ausgehen wie Curtius: etwa Levi-Strauss (245). Für Earl Jeffrey Richards <geht> aber Curtius durchaus heute noch: Mit der Betonung der Rhetorik, der rhetorischen Strategien, der Topoi nehme Curtius die Semiotik, die <archeologie du savoin Foucaults und sogar die <de-construction> vorweg. Das ging sogar dem so freundlichen Harald Weinrich zu weit. Als Strukturalisten <avant la lettre> könne man Curtius nicht bezeichnen: «Das, was seit Saussure das Strukturfeld konstituiert, ist die Negativität des sprachlichen Zeichens, das heißt die Differenzqualität eines Topos gegenüber anderen Topoi. Davon findet sich bei Curtius kein Anzeichen; diese Differenzqualität hat er nie wahrgenommen» (271). Der kleinste gemeinsame Nenner mit dem <Strukturalismus> ist negativer Natur: die Ausblendung der Geschichte. Die Frage, inwieweit Curtius' Ansatz für die heutige Literaturwissenschaft noch fruchtbar ist, ist letztlich nicht so relevant. Daß man heute noch soviel von ihm spricht und so viel über ihn schreibt, belegt immerhin seine wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung. Daß ihm historisch diese Bedeutung zukam, liegt auch daran, daß er im intellektuellen Feld genau jene Rolle ausfüllte, die dieses Feld auch für die elitäre Selbstlegitimation bereithielt, die des Repräsentanten des <deutschen Geistes" eine Rolle, die von ihm auch verlangte, sich von einem engen, bloß fachbezogenen professoralen Selbstverständnis abzugrenzen 25. J. Jurt * nationalsocialistes en 1933. Deux etudes de cas comparatives», in: Entre Locarno et Vichy. Les relations culturelles franco-allemandes dans ! es annees 1930, Paris 1993, und J.JuRT, «La romanistique allemande sous Je Troisieme Reich: attentistes, resistants, emigres», Actes de la recherche en sciences sociales 86/ 87, mars 1991: 125-28. Curtius, der während des III. Reiches überwintern konnte allerdings observiert durch einen germanistischen Kollegen, der ihn denunzierte, und die letztenMonate des Krieges auf der Flucht vor der SS (so W.-D. LANGE [244]) -, reagierte nach dem Krieg gereizt auf den moralischen Anspruch derjenigen, die das Exil gewählt hatten. Dazu noch einmalMaria von Rysselberghe über ein Gespräch von Curtius und Gide im Jahr 1937: «II est difficile de se rendre compte jusqu'a quel point Curtius souffre du regime hitlerien. Certes il en souffre (...) mais son temperament un peu passif considere ! es choses comme des fatalites historiques qu'il faut subir et il n'est pas loin de blämer Thomas Mann, qu'il aime et admire par ailleurs, de prendre aussi nettement position au lieu de simplement se taire. II lui reproche exactement de ne pas rester au-dessus de Ja melee, de manquer de grandeur dans son opposition» (Les cahiers de la petite Dame, t. III: 1937-1945, Paris 1975, p.38). Hinsichtlich der Weigerung ThomasManns, nach Deutschland zurückzukehren, äußerte sich Curtius in einem Brief vom 1.August 1947 so: «(...) il n'ira pas en Allemagne <pour ne pas se desolidariser avec l'emigration>. Je crois plutöt qu'il a peur. Je tächerai de lui faire voir Je tort qu'il se fait en se laissant accaparer par Ja soi-disante emigration (...)Mais c'est un homme qui aime ses aises» (H. et J. M. DrncKMANN [ed.], Deutsch-französische Gespräche, p.152). Zur Polemik gegen Jaspers siehe im vorliegenden Band auch den Beitrag von Rudolf Walter Leonhardt (13). 25 Relevant ist der Band des Heidelberger Kolloquiums auch, weil er die Diskussionen integral abdruckt reichesMaterial für eine Sozialgeschichte der wissenschaftlichen Enkel und Großenkel von Curtius. Hier wird nicht nur über Curtius debattiert. Curtius regt auch an, zur Reflexion über das eigene literaturwissenschaftliche Tun, über die Erfahrungen in der Lehre. Viel Anregendes, Persönliches, Anekdotisches und einiges, was man unter der Rubrik ,Jahrmarkt der Eitelkeiten> verbuchen kann. 310 Besprechungen - Comptes rendus DIETER WANNER! DouGLAS A. KIBBEE (ed.), New Analyses in Romance Linguistics, Amsterdam/ Philadelphia (Benjamins) 1991, XVIIII + 406 p. ( Current Issues in Linguistic Theory 69) Venti contributi costituiseono questi «Seleeted Papers from the XVIII th Linguistie Symposium on Romanee Languages» tenutosi all'Universita dell'Illinois a Urbana-Champaign nell'aprile 1988. Sei afferiseono alla fonologia e morfologia, gli altri alla sintassi e semantiea; gli autori spaziano dal portoghese brasiliano all'italiano al romeno al milanese, anehe se le lingue piu rappresentate sono, eome giusto, il franeese e lo spagnolo. 11 paradigma di rieerca di gran lunga dominante e quello della grammatiea generativa, eon i temi ehe la earatterizzano: movimenti dei clitiei, parametri del soggetto e dell'oggetto nulli, verbi psieologici e assegnazioni di easo, eee.; nella fonologia, predominano la fonologia metriea e la fonologia lessieale. In questo senso, i lavori eontenuti nel volume rappresentano assai bene «new analyses» sulla struttura delle lingue romanze. Non possiamo qui ehe limitarei a segnalare qualche eontributo ehe ai nostri gusti personali pare di partieolare interesse. CH. LAEUFER, «Syllabifieation and Resyllabifieation in Freneh» (19-36), mostra ehe le regole di struttura sillabica sono determinate da fattori diversi nella pronuneia lenta e nella pronuneia veloee (nella seconda, agisee Ja «Sonority Sequeneing Generalization» ehe stabilisee una gerarehia di sonorita). J. P. Y. MoNTREUIL, «Length in Milanese» (37-47), analizza Ja lunghezza voealiea e consonantiea in milanese (definito eome «a somewhat Freneh-sounding variant of ltalo-Romanee» [38]) alla luee della fonologia prosodiea, ehe pare fornire una soluzione adeguata al problema dell'opposizione fra voeali lunghe e brevi. Di strutture prosodiehe de! franeese antieo si oeeupa Y.-CH. MoRIN, «Old Freneh Stress Patterns and Closed Syllable Adjustment» (49-76), ehe conclude ehe il franeese antieo doveva avere uno schema prosodieo molto sempliee, dove sillabe conseeutive aperte eontenenti una voeale anteriore non alta erano alternativamente forti e deboli; W. L. WET- ZELS, «Contrastive and Allophonic Properties of Brazilian Portuguese Vowels» (77-99), studia Ja distribuzione delle voeali medie e Ja rappresentazione soggiaeente della nasalita alla luee del funzionamento de! tratto ATR («Advaneed Tongue Root») nel portoghese de! Brasile. Fra i contributi di sintassi, una menzione partieolare merita G. BossoNG, «Differential Objeet Marking in Romanee and Beyond» (143-70), uno dei poehi lavori de! volume aeeessibili ai lettori non ferrati nei teenieismi della grammatiea generativa, in eui si esaminano Je manifestazioni della marcatura differenziale dell'oggetto nelle lingue romanze e in quelle semitiehe in prospettiva tipologica, per rieavarne ehe alla base dell'identita formale ehe si puo avere in molte lingue tra aeeusativo e dativo sta il fatto ehe dativi prototipiei hanno le stesse proprieta semantiehe dei soggetti prototipiei, il ehe fa si ehe la marea de! dativo si possa estendere a oggetti ehe eondividano proprieta dei soggetti. J. E. JOSEPH, «Latin Prepositions and Romanee Syntax» (187-99), un altro contributo ehe fuoriesee da! paradigma generativista, analizza il sueeesso delle preposizioni nelle lingue romanze nella linea di uno sviluppo indoeuropeo ehe vede eomplessi rapporti fra il fenomeno fonologieo della proclisi e quello sintattieo dell'ordine <aggiunto-testa>; J. M. LrPSKI, «In Seareh of the Spanish Personal Infinitive» (201-20) tratta delle eostruzioni substandard diffuse in pareeehie varieta di spagnolo (specie earaibiehe) del tipo Se trata de tu ir; problemi di ordine nei nessi di clitici sono dibattuti da E. PEARCE, «On Comparing French and Italian: The Switeh from illum mihi to mihi illum» (253-71); ehe fatti non puramente sintattiei (eome Ja struttura tematica) abbiano a volte un ruolo in fenomeni ritenuti tipieamente sintattiei e mostrato da J. CH. SMITH, «Thematieity and <Übject>-Partieiple Agreement in Romanee» (335-52); infine, L. ZARING, «Deriving Expletives as Complements: Freneh Ce» (371-87), analizza il ce soggetto in franeese nel quadro della teoria 'Government and Binding'. Besprechungen - Comptes rendus 311 11 volume e inoltre arricchito da un'introduzione dei curatori, con il sommario di tutti i singoli contributi, e da dettagliati indiei dei nomi, delle lingue e dei eoneetti.G. Berruto * Actes du XVIII" Congres International de Linguistique et de Philologie Romanes, Universite de Treves (Trier) 1986, publies par DIETER KREMER, Tome II: Linguistique theorique et linguistique synchronique, Tübingen (Niemeyer) 1991, XII+ 670 p. Questo monumentale volume eontiene i eontributi della seeonda sezione de! XVIII eongresso dei Romanisti: si tratta di ben sessantaeinque lavori, suddivisi in dieei gruppi tematici, della eui globalita e evidentemente vano eereare di dar eonto qui. Ci limiteremo a indieare aleuni dei temi trattati. Anzitutto, nella tavola rotonda ehe apre il volume, G. Bossong, B. Pottier, M. Wilmet e R. Martin diseutono, seeondo varie prospettive, dalla linguistiea tipologiea e universalista a quella ipotetieo-deduttivista, su «Qu'est-ee qu'expliquer en linguistique? » (l'intervento di Pottier ei pare, a dire il vero, molto poeo pertinente, dato ehe tratta, non senza eompiaeimenti terminologiei superflui, delle manifestazioni delle semies e noemies). Per il resto, il eatalogo dei temi tende ad esaurire tutto il vasto spettro degli interessi della teoria linguistiea attuale. Si va da problemi di (meta)teoria, quali il trattamento delle sequenze omonimiehe in Saussure (M. HERRMANN) o Ja nozione di frase nella sintassi deserittiva (P. DEMAROLLE); agli artieoli (eon speeiale riguardo allo spagnolo: A. LoPEZ GARcfA, ]. GARRIDO MEDINA, eee.), agli aggettivi Q. HEwsoN, I. PENADES MARTINEZ, eee.), agli avverbi (eon partieolare attenzione alla classifieazione degli avverbi di frase: E. SuoMELA-HÄRMÄ sull'italiano, J. WüEST sul franeese), ai clitiei (noto eampo di battaglia della sintassi di impostazione generativista: L. MELIS, A. HULK, eee.); ai problemi della referenza e dello statuto informativo dei sintagmi nominali (S. KAROLAK, S. STATI, eee.); ad anafora (G. KLEIBER) e eatafora (M. KE�IK); alle frasi eopulative (A. BooNE); all'ordine delle parole (M.-L. RIVERO, M. MANOLIU-MANEA); all'apposizione (M. FoRSGREN) e al partieipio assoluto in franeese (K. H. KÖRNER); alle eostruzioni eausative (C. VET) e fattitive (E. RoEGIEST); e via dieendo. Un nucleo eonsistente di interventi toeea questioni eonnesse alla manifestazione della modalita: modi verbali (in spagnolo: E. RrnRUEJO), verbi modali (F. ÜLIVEIRA), partieelle modali Q. ScHMIDT-RADEFELDT), la negazione (R. MüRANT MARCO, TH. STOLZ), eee.; un altro si eoneentra sui pronomi relativi e le frasi relative (D. GooARD, J. RooRYCK, M. PrnR- RARD, eee.); non maneano eontributi a eavallo eon Ja pragmatiea (per es., sui mezzi linguistiei per esprimere disaeeordo in portoghese: M. H. ARAUJO CARREIRA; sui fatismi nella stessa lingua: M. B. DE A. RoDRIGUES DIAS), o su singoli eonnettivi (como in spagnolo: J. SCHMIDELY; alors: M.-J. GERECHT). In assoeiazione alla grande varieta dei temi trattati, vi e anehe un'evidente pluralita di impostazioni: troviamo infatti approeei guillaumiani, (post)strutturalisti, semantieo-formali, tipologieo-eontrastivi, e naturalmente generativisti. Meno rappresentate sono Je seuole funzionaliste. Nel eomplesso, si ha un quadro veramente vivaee degli attuali interessi nella linguistica romanza deserittiva, in eui spieea se non altro quantitativamente l'apporto dei romanisti di lingua iberiea. 11 volume appare in rieca veste rilegata; ma sono rimasti pareeehi errori di stampa. G. Berruto * 312 Besprechungen - Comptes rendus Atti de[ Convegno internazionale sulla «Peregrinatio Egeriae» (Arezzo, 23-25 ottobre 1987), Arezzo (Accademia Petrarca) 1990, 370 p. Nel centenario della pubblicazione del Codex Aretinus 405, contenente una delle testimonianze linguistiche pii:t importanti per lo studio del latino volgare, l'Accademia Petrarca di Arezzo ha tenuto un importante convegno di studi, di cui ora sono stati pubblicati i densi atti. I diciotto contributi in cui si sono articolati i lavori hanno preso in esame con grande profondita tutti gli aspetti della Peregrinatio, da quello piu latamente storico (con un lungo saggio in cui F. FABBRINI ricostruisce con grande afflato empatico «La cornice storica della Peregrinatio Egeriae», 20-75) a quelli codicologici, archeologici, biblico-liturgici, geografici, e naturalmente linguistici. Sotto quest'ultimo punto di vista, ehe e quello ehe ci interessa in questa sede, C. Mr- LANI, «Note di linguistica egeriana» (109-35), analizza, a vero dire in maniera un po' scolastica, la sintassi e i grecismi, per concluderne ehe «Egeria ebbe il senso del latino classico soprattutto nella sintassi del periodo» (132-33). V. VÄÄNÄNEN, «I due livelli del linguaggio orale nell'Itinerarium Egeriae» (159-----65), osserva l'impiego di due piani diversi dell'oralita, l'uno spontaneo, ehe si ricollega all'uso linguistico tipico dell'autrice, l'altro riflesso, attraverso la riproduzione deliberata di modi popolari o familiari nelle citazioni di discorso diretto. Contributi piu sostanziosi all'analisi linguistica vengono pero da A. NocENTINI, «L'uso dei dimostrativi nella Peregrinatio Egeriae e la genesi dell'articolo romanzo» (137-58), ehe tratta ! 'interessante tema notando ehe il sistema dei dimostrativi nella Peregrinatio vede nella 3 a persona la perdita progressiva del valore deittico, l'improduttivita di rs e la specializzazione di ILLE con valore cataforico e IPSE con valore anaforico: ci si trova quindi chiaramente nella prima fase dell'evoluzione ehe dal latino tardo porta all'articolo romanzo (secondo la trafila ipotizzata da L. Renzi); il nostro testo rispecchierebbe una situazione in cui sono causalmente legati tre fenomeni tipologici, la perdita della flessione casuale, il mutamento nell'ordine dei costituenti e appunto lo sviluppo dell'articolo («lo scadimento dei segnali della dipendenza lineare e stato compensato con la valorizzazione della successione tema-rema e dei segnali ehe la esprimono», 156). Moltissimi gli errori di stampa disseminati qua e 1a nel volume. G. Berruto * MONIKA BucHMÜLLER-PFAFF, Siedlungsnamen zwischen Spätantike und frühem Mittelalter. Die -(i)acum-Namen der römischen Provinz Belgica Prima, Tübingen (Niemeyer) 1990, 953 p. + cartes. (Beih.ZRPh. 225) L'etude «Siedlungsnamen zwischen Spätantike und frühem Mittelalter» a ete proposee a son auteur comme theme de dissertation de philologie germanique a l'universite de Sarrebruck. Le livre que voici s'est developpe dans Je cadre du Saarbrücker Orts- und Flurnamenprojekt, et l'auteur a pu profiter des colloques intitules «Namen und Siedlung» organises a son universite. Le livre recompense richement l'aide res,:ue, et fait honneur a l'universite inspiratrice. Le suffixe -acu(-s, -a, -um) est un hybride celto-latin (< *ak + us, etc.). La variante -iacu(s, -a, -um), caracteristique de Ja Gaule, doit sa naissance a une fausse coupure a partir d'un derive comme Juliacus (Julius + acus). Ce suffixe s'attache aux noms de personne gaulois, latins et germaniques, de meme aux appellatifs, aux noms designant Ja topographie, mais aussi aux hydronymes; pour designer des personnes et des peuples, mais notamment aussi pour former des noms d'exploitations et de colonies (type villa Marciaca, Besprechungen - Comptes rendus 313 fundus Marciacus ou neutre substantive - Marciacum). Ces derniers (Siedlungsnamen) font l'objet de l'etude de M. B.-P. Les suffixes peuvent manifester un developpement phonetique vernaeulaire meme dans des doeuments latins (-iaga, -ega pour -iaca; -ciaga, -cega pour dentale + -iaca). Une nomenclature bilingue (un nom gallo-latin, l'autre germanique) earaeterise les loealites qui se trouvent a la frontiere linguistique. Les deux noms peuvent remonter a une seule base etymologique, p.ex. Antiliacum > Antilly! Enterchen; ou l'un seulement des deux y remonte direetement, alors que l'autre, seeondaire, est refait d'apres ee nom etymologique par adaptation phonetique ou par traduetion. Parfois le nom gallo-latin et le nom germanique ont des bases differentes (Asnaga, nune Chunisberch). Au eours de leur histoire millenaire plusieurs noms ont ete modifies p.ex. par etymologie populaire. De ee fait -ey, -y, -ay (resultats etymologiques de -[i]acu) peuvent avoir supplante d'autres suffixes (Columbarium > Colombey). Les noms releves et etudies sont donnes dans le grand catalogue (eh. 2: 49-615). S'adaptant aux frontieres de la Belgica Prima, l'auteur fournit des materiaux de la France (dep. Moselle, Meurthe-et-Moselle, Meuse, Vosges, et de certains cantons du dep. du Bas-Rhin; le canton Carignan du dep. des Ardennes), de l'Allemagne (la Sarre et quelques cantons [Kreise] de Rhenanie-Palatinat), du Luxembourg (les eantons au sud de la Süre, et le eanton Diekireh) et de la Belgique (la partie meridionale de la provinee Luxembourg). Les noms sont presentes en ordre alphabetique et, pour tout nom d'exploitation/ eolonisation est indique le lieu (pays, departement, eanton). De plus: (A) les formes historiques du toponyme, avee eontexte, si possible, et avee une deseription du doeument; la souree; (B) l'etymologie du toponyme, avee bibliographie et eommentaire; (C) le renvoi a d'autres noms mentionnes dans le eatalogue, noms qui ont/ peuvent avoir la meme etymologie; (D) le renvoi a l'exterieur de la region etudiee; le renvoi a la bibliographie. Bref, un eatalogue tres preeis qui donne toute l'information neeessaire. Les ehapitres suivants (3 et 4) diseutent le developpement phonetique des toponymes en -(i)acum: le eh. 3 examinant aussi l'integration de l'onomastique francique dans l'aire aujourd'hui franeophone de l'aneienne Belgica Prima, et le eh. 4 l'integration des toponymes gallo-romans dans l'aneien haut allemand du type franeonien ( = langue parlee dans l'aire germanique de l'aneienne Belgiea Prima). Le dernier ehapitre (5), qui analyse la eontinuite gallo-romane et la eolonisation franque sur la base des noms en -iacum dans la Belgiea Prima, eompare les faits linguistiques a des donnees de l'histoire et de l'areheologie pour en tirer des eonclusions sur le nombre de la population gallo-romane dans les regions germanisees, sur la ehronologie de la eolonisation, sur la eoexistenee des peuples. Details: Si j'avais a ajouter a ee magnum opus, j'aimerais y trouver un ehapitre diseutant la strueture syllabique et la strueture du mot en roman et en germanique. Il y a des differences, cf. A. MARTINET, Elements de linguistique generale, Paris 1970: 98s. et mon article dans SN 52 (1980): 373s.). Je parierais qu'un Helmuntiaga (< Helmunt + iaca) se presente pour les gens qui parlent roman, eomme Hel! munltid/ ga. Pour son developpement phonetique il doit dorre etre mis en parallele avee com! in(i)tid/ re; et les resultats sont assez similaires (-ntidre > -nc(i)er et -ntidga > -ncei). Une eomparaison de Helmuntidga avee verecundia n'est pas justifiee. Quelques modifications s'imposent quarrt a la bibliographie romane: il faudrait p.ex. utiliser le FEW pour les etymologies. Il faudrait eviter les grammaires depassees (cf. 523) qui ne savent pas eneore identifier, individualiser et respeeter les dialeetes de l'aneien fran�ais. (On regrette que l'auteur n'ait pas pu avoir a sa disposition la dissertation d'A.MoNJOUR, Der nordostfranzösische Dialektraum, parue seulement en 1989) Ces petites remarques et d'autres sont largement raehetees par la riehesse des materiaux que l'auteur met a notre disposition. * Leena Löfstedt 314 Besprechungen - Comptes rendus Dictionnaire historique des noms de famille romans. Actes du 1 er Colloque (Treves, 10-13 decembre 1987) publies par D. KREMER, Tübingen (Niemeyer) 1990, 323 p. (Patronymica Romanica 1) Presentation du projet par D. KREMER: La recherche onomastique fait partie integrante de la lexicologie. Malgre le statut de parent pauvre qu'a eu l'onomastique, nous possedons deja des collections importantes. Le but du Dictionnaire («Dictionnaire historique des noms de famille romans» est un titre provisoire) est la presentation des noms de famille releves dans les langues romanes et leur explication historique, et non une statistique synchronique. Les prenoms resteront moins importants. L'exploitation des materiaux sera guidee par l'experience acquise par le projet allemand du «Glossar der altromanischen Berufs- und Standesbezeichnungen». La publication du dictionnaire (qui necessitera une vaste bibliographie) se fera en collaboration avec les pays participants, et la redaction finale sera mise au point a Treves. Communications generales: Dans son «Panorama general des etudes onomastiques», M. PFISTER souligne l'importance (1) d'une distinction stricte entre les sources originales, datables et localisables d'une part, et des copies dont on ne connait pas la date de transcription de l'autre; (2) des etudes locales s'appuyant sur des bases solides; (3) d'une reelaboratfon des vastes repertoires englobant toute une langue. L'etat actuel des recherches onomastiques est presente dans une serie d'exposes representant les differentes communautes linguistiques. I. CASTRO donne un compte-rendu critique des etudes onomastiques relatives au Portugal et traite la collaboration portugaise; A. M. BADIA r MARGARIT fait de meme pour le catalan et JEAN GERMAIN pour la Belgique romane. Dans sa contribution, M. Badia i Margarit examine aussi l'histoire des noms catalans en soulignant l'importance, panromane d'ailleurs, de l'influence germanique, alors que l'anthroponymie arabe ne correspond nullement aux proportions demographiques de l'arabisation. La province romaine de Norique et la region de Salzburg font l'objet de l'expose «Les noms de personne dans le Norique» de PH. RE.GERAT, et W. DAHMEN presente «La recherche onomastique dans les Grisons: le Rätisches Namenbuch de R. v. PLANTAIA. ScHORTAIK. HUBER (1939-1986)» qui garantit aux Grisons une situation privilegiee dans Je projet, rendra egalement de grands services aux etudes onomastiques des autres regions alpines. L'article «I nomi di persona in Alto Adige fra italiano e tedesco» de J. KRAMER et «Antroponimia friulana» de G. FRAu esquissent la situation historique et actuelle de deux aires peu etendues, mais qui presentent une variete linguistique etonnante du fait de leur situation laterale d'une part, et de l'immigration et du commerce de l'autre. La Sardaigne se met a l'ecart des communautes linguistiques sreurs: en effet les noms de famille sardes ne representent ni patronymes ni noms de metiers. La Sardaigne fait l'objet de l'expose de H.J. WoLF <«Desiderata> de l'investigation onomastique sarde». «L'onomastique au Canada fran�ais: etat de la question» de A. LAPIERRE presente la recherche onomastique portant sur le fran�ais d'outre-mer et sur la situation canadienne (substrat amerindien; contact de l'anglo-americain; instabilite de la population). L'Amerique du Sud est representee par la courte communication «Os sobrenomes no Brasil» de A.G. DA CuNHA placee pourquoi? dans la deuxieme discussion 1• Premiere discussion, communications: Dans «Onomastica romana alle soglie del medioevo», lrRo KAJANTO esquisse le developpement du systeme roman a 2 ou 3 noms 1 L'instabilite des noms dans Je Nouveau Monde ne saurait etre exageree. II est p.ex. parfaitement acceptable, au moins aux Etats-Unis, de changer de nom, meme si ce nom est facile a prononcer, meme si l'on est ni vedette de cinema ni grand criminel; et il est plus frequent encore qu'on en modifie Ja prononciation: pour ! es noms en -et, la tendance est de faire porter l'accent sur cette terminaison, ils se «francisent». Besprechungen - Comptes rendus 315 ([prenom-] nom de gens cognomen) et sa reduction graduelle, des l'edit de Caracalla en 212, a un nom unique (= cognomen). La polynomie survit pourtant a la perte du systeme: les anciens gentilices commencent a etre utilises par des gens qui n'appartiennent pas a la famille; un Fl. (= Flavius), dans un nom tardif, ne fait que denoter l'appartenance de la personne a des cercles gouvernants. Dans «Apellidos vascos» et «Apellidos navarros», R. CIERBIDE presente l'anthroponymie bilingue, romane et basque, des regions pyreneennes, les problemes particuliers (p.ex. d'interpretation) que posent ces materiaux, les types de noms et les sources. L'element basque est toujours majoritaire dans les surnoms (apodos) releves dans l'Apeo de la Jurisdicci6n de Vitoria (1481-1486), alors qu'il est minoritaire, par rapport au roman, dans les Roldes Fiscal y Censal de la Villa de Olite (1244). Dans l'article «La antroponimia medieval de la Liebana» J. L. RAMfREZ et J. M. RoBLES prennent le relais de I. Kajanto en constatant que des 1187 un double nom est la regle dans la region etudiee, exception faite pour les personnages importants, et partant connus, qui n'avaient pas besoin de l'identification fournie par un surnom. En effet le repertoire onomastique des Vlll e et IX e siecles (a peu pres 50% latin et 50% germanique) a diminue vers la fin du XIi e s. et un nom unique ne suffisait donc plus a identifier un individu autrement inconnu. Le nombre des noms chretiens augmente a partir du xn e s., et quelques noms consideres par la suite comme caracteristiques de la region commencent a se manifester. Une courte «Typologie des noms de famille fran9ais» par MARIANNE MuLON etablit les grandes categories des surnoms (toponymes; noms de fonction, metier; description d'une particularite physique ou morale; [derives de] noms de bapteme) pour relever ensuite plusieurs differences, regionales ou autres, dans les usages particuliers. La cause et l'etendue de ces differences posent des problemes (p.ex.: Oll et quand apparaissent les noms doubles? ). «La tipologia dei cognomi italiani» par MARIA GIOVANNA ARCAMONE donne une introduction raisonnee a la situation italienne Oll l'opposition entre le nord (bourgeois, industriel) et le sud (feodal, agraire) se manifeste aussi dans les surnoms. Dans son etude specialisee «Breve nota di antroponimia veneta: Dal veneto al veneziano», G.B. PELLE- GRINI travaille en profondeur pour demontrer la continuite de l'anthroponymie de la region a partir des lointaines origines, gauloises (pour -esso < -asius) ou gallo-venitiennes (-igo < -ikos). ELDA MüRLICCHIO, «Onomastica germanica in ltalia meridionale», examine la formation des hybrides latino-germaniques et des hypocoristiques a base germanique dans le Codex diplomaticus Cavensis redige en neuf volumes entre 792-1072. Le volume le plus ancien du CdC presente 52 hybrides, alors que les deux vol. les plus recents n'en ont que trois: l'affaiblissement de cette activite creatrice marque la romanisation progressive de la population germanique. L'auteur atteste 17 noms hypocoristiques bithematiques (type Ralfo < Rad/ ulf), mais la majorite des hypocoristiques sont toutefois monothematiques. Avec «Une categorie souvent negligee de noms de personne: les delocutifs», J.-P. CHAMBON illustre la naissance d'un type de surnom. Les noms de personne delocutifs ont comme base un enonce ou un fragment d'enonce associe au porteur du nom. On appelle «X» la personne qui dit X (p.ex. N'est-ce-pas, surnom d'un professeur), ou a laquelle on s'adresse en disant X; ou qui est liee a l'enonce X. Les noms de personne delocutifs peuvent etre integres dans la syntaxe p.ex. a l'aide d'un article. Certains d'entre eux peuvent avoir une interpretation non delocutive (quelqu'un qui s'appelle Chateau a cause du juron 'chäteau de Dieu' dont il se sert souvent, pourrait porter ce nom par une raison tout autre). L'auteur souhaite que le Dictionnaire consacre une section speciale aux noms delocutifs. D'une facon assez similaire, K. BALDINGER compare la formation de certains noms de personne avec les jeux de mots dans «Les noms de personnes en afr. et chez San- Antonio» [= Frederic Dard]. Ces jeux de mots sont souvent intentionnels, descriptifs ou 316 Besprechungen - Comptes rendus delocutifs; ils sont intellectuels, mais jouissant d'une popularite remarquable; souvent litteraires, ils demontrent une predilection pour le domaine sexuel. Utilisant notamment des oppositions polysemiques ou homonymiques, ils presentent un <probleme>, dont la solution est laissee au lecteur/ auditeur (p.ex. la double explication du nom <russe> Katastroff). Cet article comprend une vaste bibliographie 2• Premiere discussion: «Histoire onomastique, typologie, terminologie» (pres. K. BAL- DINGER): la proposition de commencer par un corpus-base historique est acceptee, en principe, par une large majorite des participants. - Une commission mixte PATROM et ICOS (= Comite International des Sciences Onomastiques) est etablie pour elaborer une nomenclature onomastique internationale. Deuxieme discussion, communications: Dans «Sources onomastiques romanes», D. KREMER aborde certains problemes pratiques. Le but principal du Dictionnaire etant l'explication linguistique et historique des noms de famille modernes, il faut separer le corpus de base (les noms actuels) des materiaux servant a son explication. L'accessibilite des sources historiques varie d'une region a l'autre dans la Romania aussi bien pour leur quantite que pour leur qualite. Pour l'histoire onomastique, il faut entendre l'anthroponymie tout court et ne pas distinguer entre noms de personne et noms de famille (ces derniers n'etant fixes administrativement qu'a partir du XVI e s.). M. VALENTINA FERREIRA «Colectänea de fontes para o estudo da antroponimia portuguesa» et R. CIERBIDE «Fuentes onomasticas en Navarra» presentent les bibliographies relatives a la recherche onomastique dans leurs regions. R. LORENZO «A aportaci6n galega 6 Diccionario hist6rico dos Apelidos Romanicos» esquisse la situation specifique de la Galicie: beaucoup de materiaux inedits ou mal edites 3 , donc «temos que partir das fontes orixinais» . . . L'information concernant la peninsule est completee par «Desiderata» de M. ARIZA VIGUERA. La recherche portant sur les noms de famille de la France est presentee, en ce qui concerne les documents historiques, par M. BouLOT, et pour la situation d'aujourd'hui, par MARIANNE MuLoN. W. MüLLER rend compte des «Sources de l'anthroponymie en Suisse romande». Suit la discussion «Bases materielles et sources onomastiques» presidee par A. M. BADIA 1 MARGARIT. On approuve, entre autres, de recueillir non seulement les noms de famille, mais, a titre prealable, aussi les prenoms. Troisieme discussion, communications: La monographie «Französisch-englische Namenkontakte im Bereich der Anthropologie» de K. DIETZ decrit l'influence franfaise sur les noms anglais a partir de la Conquete. L'etude de ces transferts a ete negligee; l'auteur se promet «wirksame Abhilfe» du projet PATROM; en revanche, il fait beaucoup d'observations interessantes propres a inspirer ses collegues en philologie romane. Dans «Preliminaires de l'etude des noms de famille de Gibraltar», J. KRAMER rend compte d'un point interessant ou des contacts multilingues se sont intensifies: les noms d'origine romane appartiennent a quatre langues litteraires (espagnol, italien, portugais, catalan); de plus il existe des noms judeo-espagnols et, en dehors du groupe roman, des noms anglais, hebrai:ques, arabes, maltais, indiens etc. jusqu'au chinois cantonais. L'origine des familles qui portent les differents noms doit etre etablie: la plupart des porteurs de noms arabes ne sont pas venus a Gibraltar directement du Marne, mais d'Espagne. E. EicHLER «Zum Stand der Personennamenforschung in der DDR» rend compte des 2 P. 161 «Samso-Nyte l'Esquimaude», interprete «sans eau ni the» doit aussi etre approche de samsonite (une marque deposee de valises non-detruisibles). 3 Situation qui rend difficiles les etudes portant sur la linguistique juridique aussi, et pas seulement en Galicie. Besprechungen - Comptes rendus 317 methodes utilisees dans l'ancienne Allemagne de l'Est pour la recherche onomastique, notamment dans un projet etudiant une situation de contact slavo-allemand, et presente d'interessantes observations socio-linguistiques inspirees par ces methodes. La troisieme discussion «Zones de contacts et aires de transition» presidee par G. B. PEL- LEGRINI, etablit notamment la repartition de l'ceuvre selon les communautes linguistiques (plutöt que selon les pays politiques). Quatrieme discussion, communications: M. PFISTER «Les noms propres dans le LEI» presente le traitement des anthroponymes et de leurs derives dans cc dictionnaire etymologique. G. TAVERDET «Cartographie onomastique» rend compte de la cartographie et de la methode d'enquete propres a la recherche onomastique. La quatrieme discussion «Problemes de lexicographie» (pres. A. LAPIERRE) etablit entre autres que les noms de famille a traiter doivent representer des releves contemporains, mais que la methode a suivre sera essentiellement diachronique a la maniere du FEW. - Parallelement a l'ceuvre principale destinee a la communaute scientifique, des versions abregees pourront etre elaborees pour le grand public. Le dictionnaire sera redige en fran9ais. La cinquieme et derniere discussion, presidee par M. BAunoT, est consacree a des questions d'organisation et de coordination (M. ARIZA VIGUERA), aux problemes relatifs au traitement informatique (H. BAGOLA), et a la discussion concernant Ja bibliographie (H. BAGOLA, M. MULON, M. G. ARCAMONE). Leena Löfstedt * Dictionnaire historique des noms de famille romans. Actes del III col·loqui (Barcelona 19-21 juny 1989), a cura d'ANTONI M. BADIA I MARGARIT i col·laboradors, p.p. D.KRE- MER, Tübingen (Niemeyer) 1991, 262 p. (PatRom. 5) Le colloque a confirme Je double but de l'entreprise, c.-a-d. d'etablir un dictionnaire panroman et des dictionnaires nationaux. Alors que les dictionnaires nationaux sont des dictionnaires de reference rediges dans Ja langue du pays dont ils expliquent ! es NF modernes, Je dictionnaire pan-roman est en principe un dictionnaire historique qui part de l'etymon. Les materiaux sont exarnines en quatre couches chronologiques: 1. ! es noms les plus anciens jusqu'a ! 'an 1000; 2. Je XIII e s. ou apparait le second nom; 3. le XVI e s., celui du concile de Trente qui a uniformise l'information anthroponymique dans ! es registres des paroisses; 4. et enfin ! es listes modernes. Selon Je programme etabli a Pise, Je colloque de Barcelone a examine ! es articles echantillon des lemmes bibit aquam, furnarius, Jacobus, pons, et du mot significant 'jeune', prepares par differents centres de recherche de PatRom. A ces sujets de travail s'ajoutent, dans plusieurs contributions, ! es lemmes willa + heim (> Guillaume) et niger; de meme on trouve Bedoya, Ermenegildus, Maur-, Mille/ Milia artes, le type Mioro et pratum. Les presentations preparees au FEW fül.le (par J.-P.Chambon et autres) et au centre de Treves (par D. Kremer avec H. Bagola) qui, a elles seules, suffisent a convaincre Je lecteur du progres de l'entreprise PatRom. sont suivies de discussions theoriques concernant Ja methode de redaction des articles. Voici, a titre d'exemple, Je principe de selection de la documentation historique formule par J.-P. Chambon (96) selon lequel on notera, dans le dictionnaire pan-roman, pour tout lemme: (1) en tout cas, Ja premiere attestation (meme si elle n'est ni vulgaire, ni latinisee, mais latine); (2) Ja premiere attestation de chaque type formel vulgaire . ..; 318 Besprechungen - Comptes rendus (3) la premiere attestation latinisee; (4) la premiere attestation vulgaire sans article; (5) les attestations interessantes du point de vue anthroponymique (formation des noms hereditaires), ex.: Durant fornier peyrier; et voici la structure generale des articles du dictionnaire (pan-roman) que propose le centre de Treves (124): 1. Lemme 2. Information globale Par domaine linguistique: 3. Noms de famille (modernes) 4. Materiaux historiques 5. Commentaire specifique 6. Commentaire resume general 7. Indications bibliographiques 8. Renvoi onomasiologique. Les articles lexicographiques ! es plus interessants et informatifs ont ete crees a partir de Jacobus, nom a plusieurs varietes - Jaco, Santiago, Tiago, Diego, Jaume ... -, porte par des juifs et par des chretiens, par des saints populaires et par plusieurs rois, notamment dans ! es pays ibero-romans; et bibit aquam qui a inspire a A. M. Badia i Margarit une grande etude historique sur la syntaxe anthroponymique, intitulee Notes sobre el tipus V+ CD en antroponfmia catalana; et aux centres fran9ais ( Marianne Mulon et R. Berger) et wallon (J. Germain) de jolies listes de toutes sortes de buveurs: Boileau, boit (le) vin ... boit vaisselle, etc. Quatre contributions independantes concluent Je livre: Quelques impressions de statistique onomastique medievale par D. KREMER, La frequence des noms de famille contemporains en Wallonie par J. GERMAIN, Programma per una ricerca sulle interdipendenze fra demografia e strutture socio-economiche par C.A. CoRSINI et Inventario parcial de terminos espafioles de referencia onomdstica - Para un metalenguaje onomdstico par A. IGLESIAS ÜVEJERO. Leena Löfstedt * LuPO DE SPECHIO, Summa dei re di Napoli e Sicilia e dei re d'Aragona. Edizione critica a cura di ANNA MARIA CoMPAGNA PERRONE CAPANO, Napoli (Liguori) 1990, 357 p. (Romanica Neapolitana 2 6) II s'agit d'une edition solide et reussie du ms.XIX.6 6 de Ja Biblioteca nazionale de Naples, ms. sur papier qui est Je seul a nous conserver la Summa delli ri de Napuli et delli ri de Aragona. Le ms. est probablement une copie de ! 'original, mais transcrite peu de temps apres Ja composition de l'reuvre (14 68). Ne a Orihuela (Valence) ou il demeura jusqu'a l'äge de 14 ans, pour s'etablir a Barcelone a partir de 1432, Lupo di Spechio etait de langue catalane, mais il passa, a partir de 1438, plusieurs decennies en Italie, surtout a Naples. A.M.C.P.C. decrit Je ms. et rend compte de son histoire (Adriano de Gulielmo, Naples - L'ospizio de S. Anna, Rome - Frederick North, comte de Guilford, Corfu, Phillips collection (=ms. 4994) - Sotheby, Londres - Bibi. naz., Naples), donne des informations concernant le fonds historique et ! es sources de l'reuvre (plusieurs chroniques de provenance napolitaine ou catalane, en partie par l'intermediaire du livre de PERE ToMrc Besprechungen - Comptes rendus 319 intitule Histories et conquestas dels reys d'Arag6 e dels comtes de Barcelona, quelques sources litteraires, juridiques et ecclesiastiques, ainsi que quelques sources orales, identifiees ou non). Dans son analyse de la technique narrative de la Summa, elle signale la dramatisation des evenements, l'amelioration des qualites des «bons» protagonistes, et l'augmentation des defauts des «mauvais», et constate que les histoires de Lupo servent le plus souvent, comme des exempla medievaux, a illustrer et a demontrer un point etabli dans l'ensemble de la narration, alors que le type oppose, les histoires libres (du type de la nouvelle), reste encore rare. 11 semble que ce manuscrit se soit trouve encore a Rome quand il a rei;:u, sur la garde, une inscription qui en decrit le contenu «Lo que esto libre contiene es: Historia de los Reyes de Napoles y Sicilia y fu Autor Lupo de Espexo valentiano del Consejo del Rey de Aragon. Lo escrivio en lengua catalana»; Lo ... catalana de cette inscription a ete barre plus tard, mais quelqu'un d'autre, un Italien cette fois-ci, repete cette information sur le revers «...In lingua catalana e scritto». Cependant l'auteur, citoyen de deux pays mediterraneens, utilise une langue mixte, ou sont melanges les elements italiens (napolitains) et les elements iberoromans (catalans); bon nombre de traits particuliers etant d'ailleurs communs a ces deux langues. A.M.C.P.C. rend compte de la langue de la Summa: c'est une etude minutieuse et detaillee. Prudemment, elle ne se prononce pas sur la repartition des traits entre l'auteur et le scribe, probleme qu'elle reconnait pourtant ( 1 1). Le glossaire de l'reuvre dresse avec d'autant plus de soin avec des renvois a des grands dictionnaires qui font autorite presente un melange semblable d'elements lexicaux. Bon nombre de termes qu'on est pret a qualifier de catalanismes (alamagne, cf. it. tedeschi, cat. alemany; ou malvesta) pourraient temoigner de l'influence frani;:aise a Naples. Qu'on me permette d'ajouter que Lupo de Spechio utilise aussi le latin, non seulement dans des proverbes et des citations bibliques, mais aussi dans des termes techniques ( 2.47.8 Omgnne heretate ab i n t e s t a t o vene alli piit propinchi), et dans de courtes phrases amenees par le contexte ( 1.20.1 per la grande p o m p a e t a v a r i c i a c l e r i c o r u m; 2.35.5 [audience papale] B e a t i s s i m e pa t e r, vui me aviti citato ... - 2.35.6 0 fi l i i, con tal consiglio ... ), detail propre a animer le recit et a souligner l'erudition de l'auteur et des lecteurs. Le texte critique donne beaucoup d'information paleographique (abreviations, feuillets du ms.); il reste, a mon avis, un peu trop conservateur. On lit p.ex. 1.39.3 cossi Giesmundo, ce qui permet la mention, dans la liste des noms propres, d'un Giesmundo 'Sigismondo di Lussemburgo'; j'aurais corrige l'haplographie Cossi (Si)giesmundo. De meme j'aurais corrige, ou au moins commente, la grammaire 1.64.1 la quali sempre fo donna multo virtuuso; 2.8.1 con lo marito e tanta cristiani. Quelle difference y a-t-il entre les deux types de crochets ( ) , normalement <addition de l'editeun et [ ], normalement, <Omission de l'editeur>, p. ex. dans 2.54 rubrique re d'Ara[gona] et 2.54.3 lo le(vo) de mano del re? Le texte cependant est assez facile a lire. La Summa dedicacee a don Alfonso de Aragona, ducha de Calabria, trouvera beaucoup de lecteurs: c'est une source importante de l'histoire (ou plutöt de la tradition) des pays occidentaux de la Mediterranee et des pays limitrophes, notamment de l'Allemagne des Hohenstaufen. Signalons aussi une version interessante de l'histoire de la conversion des Francs (2.2 2 lo re Ielderico devient chretien gräce a sa mogliere cristiana ... Armasen, a. l'aide du moine Sancto Remigi) ainsi que les mentions que fait l'auteur de Roland (2.19), de Charlemagne (2.20) et de Louis son fils (2.21). Observations de detail: P. 2 5: Le passage cite de la Cronaca de Partenope, ed. ALTA- MURA, p. 1 1 6 «Sed rex Alfonsus incepit scribere et intitulare se regem Sicilie Citra et Ultra Pharum et postea intitulavit se regem utriusque Sicilie» devrait etre retenu pour expliquer le nom de Deux-Siciles. Chap. 1.3s.: Le nom Roberto Biscardo attache a un comte Robert «duca de Puglia e duca de Calabria» doit etre explique. 11 s'agit sans doute de Robert Guiscard, Roberto il 320 Besprechungen - Comptes rendus Guiscardo, mais quel est le developpement phonetique qui a amene la graphie? ( Guis- > Vuis- > Bis-? ): les graphies comme Venivento et Viatrice 'Beatrice' sont normales dans le texte. Leena Löfstedt * ILARIA BoNOMIISTEFANIA DE STEFANIS CrccoNEIANDREA MASINI, Il lessico delta stampa periodica milanese nella prima meta dell'Ottocento, Firenze (Nuova Italia) 1990, VIII + 654 p. Lo spoglio lessicale della stampa ottocentesca e un lavoro molto meritorio, destinato a cambiare anche considerevolmente, col progredire della raccolta dei materiali, le nostre conoscenze sulla storia del patrimonio lessicale italiano. Ci si rende sempre pii:t conto, in effetti, della profondita dell'apporto di nuova terminologia dato dal rinnovamento e rapido ricambio di idee, cose e istituzioni ehe caratterizza specialmente la prima meta del secolo. Un recente contributo importante a questo filone di ricerca e dato dal presente volume di tre specialisti del settore, ehe ci propongono il frutto di un minuzioso scavo lessicale effettuato a partire dai cinque ponderosi volumi di Testi e concordanze di cinquantotto testate di periodici milanesi fra il 1800 e il 1847 da essi stessi pubblicati una decina d'anni or sono. Il volume comprende sei capitoli: De Stefanis Ciccone scrive l'introduzione generale e la caratterizzazione dei generi testuali rappresentati dalla prosa giornalistica spogliata, di carattere disparato ma con una forte componente specialistica (dalla chimica alla botanica alla giurisprudenza alla zootecnica); Bonomi si occupa del lessico di tono aulico e tradizionalista; Masini dei neologismi; De Stefanis Ciccone dei forestierismi; Bonomi dei termini di carattere regionale e popolare; Masini di quelli tecnici e scientifici. I capitoli descrittivi hanno la forma di glossari preceduti da ampi commenti, e riportano, se ho contato bene, circa 4500 voci interessanti per una ragione o per l'altra. La parte del leone e fatta dai forestierismi e dai neologismi. I primi appaiono soprattutto sotto la forma di calchi o di prestiti adattati, e pervadono le pii:t varie sfere semantiche, dalla politica alla burocrazia alla casa alla moda alla nascente sociologia ecc.; l'influenza francese e ancora, come c'era da aspettarsi, di gran lunga la pii:t cospicua. Sorprendente e l'enorme quantita di neologismi autoctoni, formati con materiale lessicale e moduli di formazione delle parole italiani (e del tutto giustificato ehe A. Masini dica quindi nel commento, a p. 95, ehe «le neoformazioni, i nuovi significati e le nuove locuzioni ehe si colgono nella stampa periodica milanese del primo Ottocento mostrano uno sforzo di rinnovamento della lingua italiana, quale forse in nessun'altra epoca si era mai verificato cosl ampiamente»). Assai interessanti sono tuttavia anche le parti ehe testimoniano dell'uso di termini provenienti dai dialetti (anch'essi di solito debitamente italianizzati: i «dialettismi integrali» sono soltanto sette), per lo pii:t di area lombarda o pansettentrionale; e dell'ampia utilizzazione di tecnicismi, specie dei settori della medicina e della botanica (ma quella ehe conosce il pii:t radicale rinnovamento risulta essere la terminologia della chimica). Un lavoro del genere naturalmente permette numerose retrodatazioni. Fosforescenza e anticipato, per es., di 5 anni (dal 1817 accolto dal DELI di CoRTELAzzo e ZoLLI al 1812), ma conservatore «funzionario» viene retrodatato di pii:t di sessant'anni, cronaca di cinquanta, corrispondente e corrispondenza nel senso giornalistico di quaranta e sessantacinque rispettivamente, azotato e molecolare di quaranta, inseguimento di cinquantacinque, disgelo di una trentina, ecc.; molto numerosi sono anche i termini ehe non risultano ancora attestati nei dizionari disponibili. Besprechungen - Comptes rendus 321 Nel complesso, ci viene presentata una vera miniera di materiali lessicali, ehe meriterebbe di essere percorsa con gran ricavo d'informazione in piu direzioni, non solo lessicografiche, ma anche, per esempio, nella prospettiva del consolidarsi dei linguaggi settoriali o del formarsi del linguaggio giornalistico, ehe nella prima meta dell'Ottocento mostra da un lato l'apertura ai vari linguaggi settoriali ehe ancor oggi lo contrassegna e dall'altro, a quanto risulta dall'abbondantissima eloquente esemplificazione, una particolare mistura di neologismi ed arcaismi coesistenti nello stesso testo. G. Berruto * AUGUST DAUSES, Die italienischen Dialekte im Überblick. Auszug aus dem Matthäusevangelium mit philologischen Kommentaren, Stuttgart (Steiner) 1992, 94 p. Das schmale Bändchen will nach dem Willen des Verfassers dem «Studierenden einen ersten Einblick in die dialektale Vielfalt der italienischen Sprache [besser wohl: Italiens] bieten» (7), und dazu hat er eine Reihe von Dialektversionen des Matthäusevangeliums auszugsweise zusammengestellt, und zwar in der Form, wie sie zwischen 1859 und 1865 von verschiedenen Übersetzern als Auftragsarbeit des Fürsten Luigi Luciano Bonaparte erstellt worden sind. Es handelt sich um die Kap. 1/ 1-5, sowie das komplette Kap. 2 und Kap. 3/ 1-8. Im Anschluß an die Textauszüge (venezianisch, lombardisch, piemontesisch, ligurisch, romagnolisch, toskanisch, römisch, neapolitanisch, kalabresisch und sizilianisch; 9-47) folgen ein lauthistorischer, ein grammatikalischer und ein lexikalischer Kommentar zu den einzelnen Dialekten (49-74) sowie der Versuch einer Systematisierung der diversen herausgestellten Dialektmerkmale (75-92). Der Band schließt mit einem Hinweis auf die verwendete Literatur (93s.) sowie einer Übersicht über die vom Verf. im gleichen Verlag publizierten weiteren Arbeiten (unpaginiert). Der Verfasser sieht den Vorteil seiner Textsammlung, verglichen mit den Tonmaterialien der von CoRTELAZZ0 betreuten Reihe Profilo dei dialetti italiani, darin, daß eine bessere Vergleichbarkeit gegeben sei als bei den eher spontanen Äußerungen der dialektalen Gewährsleute ein durchaus legitimes Movens. Allerdings läßt der Verf. einen Hinweis auf bereits bestehende, in gleicher Weise motivierte Textsammlungen, etwa die von Papanti, vermissen, in der eine Novelle aus Boccaccios Decamerone in 906 <italienischen> dialektalen Versionen sowie in 57 nicht-italienischen Sprachformen vorgeführt wird. Die Sammlung Papantis stammt aus dem Jahr 1875 also in etwa aus der gleichen Zeit wie die vom Verf. ausgewählten Evangelienübersetzungen. Die Idee ist also nicht neu 1 , und es wäre nicht uninteressant gewesen, zumindest punktuell eine Kontrastierung der beiden Texttypen vorzunehmen auch in einer Einführung für Studierende ... zumal Teile des Korpus von Papanti in der grundlegenden Arbeit von Devoto und Giacomelli 2 bequem zugänglich gewesen wären. Daß mit dem vorliegenden Bändchen natürlich keine exhaustive Abhandlung der Dialekte Italiens geliefert werden kann, weiß der Verf. selbst, zumal er auch auf die bewußte Nutzung des dialektalen Mediums durch die Übersetzer in der Einleitung hinweist. Eine Gültigkeit der herausgestellten Dialekteigenheiten für die spontane Äußerung im Dialekt kann somit also nur bedingt postuliert werden. - Die Evange- 1 Erstmals wurde sie bereits im 16.Jh. umgesetzt, und zwar durch keinen geringeren als L.Salviati. 2 G.DEVOTo/ GABRIELLA GIACOMELLI, I dialetti delle regioni d'Italia, Firenze 2 1991. Der Titel fehlt übrigens in der Bibliographie und wurde vom Verf. offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen. 322 Besprechungen - Comptes rendus lientexte werden in der vom Übersetzer gewählten Transkription präsentiert (gelegentlich wird eine sehr enge Transkription, v.a. im vokalischen Bereich allerdings vom Verf. vereinfacht), d. h. wir sind mit prinzipiell unterschiedlichen orthographischen Normen konfrontiert. Dies wird jedoch im Kommentarteil durch Hinweise zur Aussprache bestimmter Grapheme bzw. Graphemkombinationen aufgefangen. Im Kommentarteil werden dann die Dialekte der Reihe nach aus der Sicht des Evangeliums in seiner Gesamtheit analysiert. Behandelt werden nach den «Lesehilfen» zunächst der Vokalismus und der Konsonantismus, dann die Morphologie und die Morphosyntax sowie der Wortschatz. Einige der Dialektbetrachtungen schließen mit einer eher subjektiv anmutenden Einschätzung des zuvor behandelten Dialekts durch den Verf., der sich allerdings auf Einschätzungen durch den dialektalen native speaker beruft: So wird das Venezianische in bezug zum Spanischen gesehen (51), dem Romagnolischen wird ein «portugiesischer Charakter» (62) bescheinigt; für das Römische, speziell des Trastevere-Viertels, wird in einem solchen Charakteristikkapitel festgestellt, daß auch die Syntax viele sprechsprachliche Elemente aufweise (unbenommen offensichtlich der Tatsache, daß der Dialekt vornehmlich ohnehin mündlich tradierte Sprache ist und die dialektalen Übertragungen der Evangelien aus dieser Mündlichkeit abgeleitet sind ...). Die Darstellung der sprachlichen Eigenheiten der einzelnen Dialekte erfolgt in Gestalt einer stichpunktartigen Auflistung (pro Dialekt maximal 3 Seiten). Historisch angelegte Aussagen alternieren dabei mit Feststellungen, die nur aus dem Vergleich mit dem Toskanischen bzw. anderen Dialekten gezogen werden können. Es werden lediglich Listen gegeben, gelegentlich illustriert durch das Zitat einer Stelle aus dem Evangelium; ansonsten erschöpft sich der Kommentar in einer Taxonomie eher zufällig zusammengewürfelter Phänomene. Die für die Dialekte je separat herausgestellten Phänomene werden dann im folgenden Kapitel systematischer, d.h. in einer Gesamtschau der Dialekte, behandelt. Alternative Verwendungsweisen werden gelegentlich in Überblickstabellen kontrastiv quantifiziert (z.B. der Anschluß eines direkten «persönlichen» Objekts mit Hilfe einer Präposition, die Setzung eines Teilungsartikels mit oder ohne Artikel [was immer dies auch bedeuten mag), die Formeninventare der betonten Pronomina, der pleonastische Gebrauch von Objektspronomina usw.). Im folgenden sei auf einige Details hingewiesen, die die Lektüre des Bändchen etwas gestört haben: p. 50: -gl, -lj > g: «außer vor i: fio» nicht nachvollziehbar: gemeint ist wohl das dialektale Ergebnis von lat. FILIUM, aber dann müßte es heißen: «nach». p. 51: Hinweis auf die Präp. int für in: das Beispielmaterial illustriert aber nur in. p. 60 et passim: die Umschreibung des terminus technicus ,Metaphonie> bzw. <Vokalharmonisierung> (Typ quellolquilli) durch ,Umlauthebung> wirkt hilflos. Zudem dürfte der Student als Dialektadept wohl kaum etwas mit diesem Phänomen anzufangen wissen, da es nirgendwo deutlich anhand eines Beispiels erläutert wird, v.a. auch, da das für die Umlautung verantwortlich gemachte -i in den angeführten romagnolischen Beispielen nirgends auftaucht ... Ähnlich wenig illustrativ auch die Beispiele p.61, wo es heißt: «alt > et: etar; -r > 0 im Infinitiv: parler»; usw. p. 65 et passim: Der Terminus der «intervokalischen Lautsubstitution» in Fällen wie scribba, sabbato, subbito, parabbola usw. ist mehr als unglücklich. Denn was sicher nicht vorliegt, ist eine Lautsubstitution. Das Auftreten der Doppelkonsonanz in intervokalischer Position ist zwar nicht etymologisch, wohl aber über andere Faktoren erklärbar (Niederschlag eines allgemeinen Ausspracheusus für Konsonanten in intervokalischer Position; Hyperkorrektur o.ä.). Und daß im Römischen etwa das an dieser Stelle behandelt wird, -bzu -vhätte werden müssen, welches dann wieder durch -bbsubstituiert worden wäre, ist nicht haltbar. Zudem: was unterscheidet diese Fälle von «Lautsubstitution» von analog gelagerten Fällen wie nomme, primmogenito, demmonia usw. mit normaler Gemination (68)? Besprechungen - Comptes rendus 323 p. 67 et passim: «Abschwächung des Anlautvokals im Präfix in-: nguerra, nfierno .. . » : was heißt hier Abschwächung, wo ist die Grenze hin zum schlichten Nicht-Realisiert- Werden? p. 68: Gelegentlich werden auch nicht in den Evangelien belegbare Dialektmerkmale aufgeführt und ususwidrig mit Sternchen versehen. ib.: «Pluralmarkierung am Nomen fehlt aufgrund der Abschwächung des Auslautvokals, außer durch Umlautwirkung: pes pis, aber: muorto muorte (maskulin! ) sind gleichlautend. » : was soll hier eigentlich demonstriert werden? p. 71: Der explizite Hinweis auf die Verwendung eines Präsens mit futurischem Wert im kalabresischen Text bringt nichts, wenn nicht gleichzeitig auf das Fehlen des Futurs im kalabresischen Tempussystem hingewiesen wird. p. 73: Was ist eine «einzelwortbezogene Geminate » ? p. 73, 77: Der Begriff «persönlicher Akkusativ » im Zusammenhang mit dem präpositionalen Anschluß von direkten Objekten, sofern sie das Merkmal<+ menschlich> beinhalten (aber so<abstrakt> argumentiert Verf. an keiner Stelle), ist unglücklich gewählt. p. 74: Die Feststellung, das sizilianische Vokalsystem, welches aus dem Zusammenfall von teils 3, teils 4 lateinischen Vokalen resultiert, sei nicht nur innerhalb der Romania außergewöhnlich, bringt keinerlei Sachinformation und ist damit obsolet. In zahlreichen Teilen der Romania hat sich der lateinische Vokalismus je spezifisch entwickelt. usw. Insgesamt gesehen hinterläßt der Beitrag von Dauses, so löblich und integer die Absicht auch gewesen sein mag, nämlich eine übersichtliche Einführung in die Dialekte Italiens für Studierende bereitzustellen, ein zwiespältiges Gefühl. Hinzu kommt, daß der bibliographische Apparat mehr als mager ist. Angeführt werden lediglich die zugrundegelegten Übersetzungen (dreimal in Gestalt moderner kommentierter Editionen aus den 80er Jahren) sowie die von CoRTELAZZO initiierte Reihe Profilo dei dialetti italiani und die Historische Grammatik von RoHLFS und je eine italienische, spanische, unterengadinische und provenzalische Bibelübersetzung alles Sprachen, zu denen auf den wenigen Seiten auch noch großzügige Vergleiche gezogen werden . .. Das ist alles. In einer Einführung für Studierende hätte man zumindest auch einige neuere und sachdienlichere Literaturangaben erwartet. Edeltraud Werner * VII Rescontr anternassional de· studi an sla lenga e la literatura piemonteisa (Alba 12-13 magg 1990), Alba (Famija albeisa) 1991, 292 p. Anche gli atti del VII convegno di studi sul piemontese, come i precedenti (cf. VRom. 49/ 50, 496s.), contengono interessanti contributi sulla storia linguistica del Piemonte (accanto a un mazzo di lavori su rappresentanti della letteratura in piemontese). Mentre H. LüDTKE, «Le leggi universali de! mutamento linguistico con applicazione al piemontese» (83-88), propone un Abriss di mutamenti fonetici, lessicali e sintattici intervenuti fra il latino e il piemontese, non senza un cenno alla teoria della cosiddetta<mano invisibile> quale spiegazione delle vie del mutamento linguistico, K. GEBHARDT, «De Carmagnola/ Piemont a la carmagnole fran�aise: histoire du mot » (89-100), traccia con dovizia di documentazione la storia della parola altamente polisemica (toponimo, danza, sorta di giacca, ecc.) carmagnola tra francese e piemontese. G. GASCA QuEIRAZZA, «Documenti de! piemontese di Poirino alle soglie dell'Ottocento » (129-44), continua l'accurato scavo nelle testimonianze de! piemontese rustico nei secoli passati iniziato nei precedenti convegni (questa volta, e esaminato un componi- 324 Besprechungen - Comptes rendus mento poetieo eelebrativo di Agostino Boseo, del 1793, eon numerosi tratti monferrini). Sui rapporti fra «Lenga piemonteisa e parlada loeal ant la literatura bieleisa»(181-235) si dilunga G. BuRATTI eon molti rieehi materiali illustrativi(un toni, eomponimento satirieo, del 1775; una lettera sull'erboristeria di fine '700-inizio '800; alcune poesie di oeeasione della seeonda meta dell'Ottoeento; un eomponimento sui eostumi della Valle d'Andorno dello stesso torno di tempo; e altro), per eoncluderne una larga eompresenza di elementi loeali e di koine piemontese ehe mostrano una tradizione eulturale unitaria, in eui il turineis arios, eome lo ehiama Buratti, eonvive senza diffieolta ne eonflitti eon lo spirito loeale. A eompletare la sezione linguistiea di questi atti, vi e poi una querelle fra H.J. WOLF, «La langue des Sermoni subalpini»(237-54), e M. DANESI, «The Language of the Sermoni subalpini revisited: A Reply to Wolf» (255-62), sulla vexata quaestio della lingua del piu antieo(presunto) doeumento linguistieo del piemontese. Wolf, eonfutando metodo e eonclusioni del noto lavoro di DANESI 1976, trova ehe la eomponente franeese, e provenzale, del testo e assai piu ampia di quanto sostenuto, e lo aserive decisamente alla letteratura franeo-italiana. Al ehe Danesi eontrobatte difendendo la rilevanza dei tratti gallo-italiei (eon argomentazione, a dire il vero, non sempre eentrata). Infine, B. VrLLATA, «L'avnl dle lenghe regionaj e del piemonteis an partieolar»(263-82), paragona il eomportamento linguistieo, e la eompetenza in vari eodiei, dei giovani di Montreal di origine italiana eon la situazione italiana attuale, per trarne una sentita perorazione in difesa dell'uso del piemontese, dato ehe oggi «soa situassion a l'e vreman dispera» (277). A questo tema si rieollega la mozione trilingue (piemontese, italiano, franeese) per la promozione dello studio e della eonoseenza del piemontese eontenuta a ehiusura del volume: e evidente anehe in questi atti, aeeanto a quello propriamente filologieo-seientifico, l'intento di promozione dell'impiego del piemontese, eome mostra il fatto ehe una meta dei eontributi (e la maggioranza di quelli di earattere letterario) e seritta in piemontese. G.Berruto * MARIA TERESA VIGOLO, Ricerche lessicali sul dialetto dell'Alto Vicentino, Tübingen(Niemeyer) 1992, 128 p. (Beih.ZRPh. 240) L'indagine si avvale, oltre ehe di dizionari, atlanti e repertori lessieali loeali, anehe delle registrazioni effettuate per l'Archivio Sonoro dei Dialetti Veneti(promosso da M. CoRTE- LAZZO) e di inehieste personalmente svolte dall'Autriee. 11 volume si apre eon la delimitazione del territorio indagato, ehe e eostituito dalla parte montuosa e pedemontana della provineia di Vieenza, e prosegue eon la diseussione sulla posizione del dialetto di questa zona. Alla breve trattazione su Alcune particolarita fonetico-morfologiche segue una sostanziosa analisi del lessieo loeale svolta in un eapitolo ehe raeeoglie i Relitti lessicali «cimbri» nell'alto vicentino (26--43) e piu ampiamente in un Glossario(44-111).Le voei del glossario, aeeompagnate talvolta da fraseologia, sono sempre eorredate dall'indieazione dei luoghi dove esse sono state registrate e dal eontrollo sulle opere lessieografiehe, sui repertori etimologiei e sui lavori preesistenti sulle parlate loeali nonehe sugli atlanti linguistiei: l'analisi lessieale, eome afferma l'Autriee nella Prefazione, «e stata eondotta in modo eontrastivo rispetto ai dialetti veneti eentrali e meridionali, eompreso il veneziano, privilegiando inveee i rapporti eon le varieta venete settentrionali (feltrino-bellunese), il trentino, il valsuganotto, verso i quali il(...) territorio sembra gravitare, a differenza del vieentino di eitta e del basso vieentino, ehe(...) formano un nucleo unitario eol padovano (...)»(1), ma i eontrolli ehe l'Autriee ha svolto anehe su opere di portata romanza (REW, Besprechungen - Comptes rendus 325 FEW) consentono di inserire il dato linguistico loeale in un contesto molto piu ampio. I singoli lemmi del glossario risultano quindi preziosi sia per la ricehezza dei dati presentati, sia per la loro analisi e per le ipotesi etimologiche: a eoronamento di questo bel lavoro avremmo letto volentieri una eonclusione un po' piu sostanziosa di quella presentata dalla Vigolo, ehe avesse riesaminato eomplessivamente il lessieo reperito e ne avesse evidenziato, per quanto possibile, le tendenze areali e quelle evolutive, sfruttando per queste ultime l'oeeasione offerta dall'esistenza di inehieste AIS e ALi nella zona e di quelle svolte dall'Autriee stessa a distanza di almeno mezzo seeolo. Avrebbe ulteriormente arrieehito il livello informativo del lavoro anehe qualche notizia sulle persone intervistate. Ma non si puo fare tutto in una volta. Paolo Giannoni * WALTER PAGANI (ed.), Vocabolario de[ dialetto di Filattiera. II: Lo spazio e il tempo, Pisa (Paeini) 1990, 273 p. II volume esee a distanza di sette anni dalla eomparsa della prima parte della raeeolta lessieale (Vocabolario del dialetto di Filattiera. I: II corpo umano, Pisa 1983) e viene ad essere un essenziale eontributo alla eonoseenza del lessieo dell'alta Lunigiana, terra ehe eostituisee l'estrema propaggine settentrionale della Toseana amministrativa, ma i eui usi linguistici sono spieeatamente gallo-italici (la regione si insinua tra Liguria ed Emilia) 1 • II Vocabolario, redatto da W. Pagani dell'Universita di Pisa, seaturisee dai risultati di inehieste sul eampo eondotte da cinque nativi del luogo; i risultati non sono ordinati alfabetiea� mente ma per eategorie semantiehe, e i lemmi sono quasi sempre aeeompagnati da una preziosa fraseologia. Altro pregio dell'opera sono i eontinui rimandi alle raeeolte lessieali delle aree limitrofe ed anehe al REW e al DEI (cf. p. 11), eosi ehe alle voei del Vocabolario si aeeompagnano le informazioni indispensabili per l'inquadramento areale e per l'ipotesi etimologiea. Alla fine della raeeolta lessieale segue un'appendiee dovuta a W. Pagani sulla Fonetica storica del dialetto di Filattiera (205-40). Sia il voeabolario ehe l'appendiee sono poi aeeompagnati da un aeeurato indiee alfabetico delle voci dialettali e da un indiee etimologieo, entrambi utilissimi per una veloee eonsultazione dell'opera. Paolo Giannoni * GIUSEPPE P1zzoLOTTO, Bilinguismo ed emigrazione in Svizzera. ltaliano e eommutazione di eodiee in un gruppo di giovani, Bern (Lang) 1991, 243 p. (Europäische Hochschulschriften 21/ 99) E quasi un deeennio ehe le rieerehe soeiolinguistiehe sull'emigrazione italiana nella Svizzera tedesea mettono in rilievo il fatto ehe il eomportamento linguistieo della seeonda generazione si distingue da quello della prima innanzitutto per la frequente alternanza nel diseorso e spesso all'interno di una stessa frase di due eodiei: una varieta di italiano e 1 Per un quadro generale sull'intera area lunigianese si veda P. MAFFEI BELLuccr, Lunigiana, Pisa 1977; un panorama bibliografieo e offerto dalla stessa autriee nell'appendiee La Val di Magra eontenuta nel volume L.CovERr/ G.PETRAcco S1cARDIIW.P1ASTRA (ed.), Bibliografia dialettale ligure, Genova 1980. 326 Besprechungen - Comptes rendus una varieta di dialetto svizzero-tedesco 1. Si tratta di un fenomeno ehe suscita non poche perplessita tra i non linguisti (soprattutto in una situazione fondamentalmente monolingue come quella della Svizzera tedesca) e ehe a volte puo dare adito a speculazioni pedagogiche e culturali di vario genere 2 • Tuttavia sinora sono mancate analisi linguistiche approfondite ehe mettano a fuoeo le funzioni speeifiehe eui assolve il diseorso billingue nelle interazioni eomunieative tra i giovani italiani in Svizzera. Questa laeuna viene ora eolmata da un'interessante rieerea approvata eome tesi di dottorato all'Universita di Zurigo. L'autore Giuseppe Pizzolotto presenta una speeie di case study ehe deserive per eosi dire «dall'interno» le dinamiehe eonversazionali in un gruppo di giovani, piu preeisamente tra di membri di una squadra di ealeio. Il fatto ehe il rieereatore sia allo stesso tempo l'allenatore della squadra (e faeeia quindi parte dell'ingroup) non solo gli ha permesso di superare il grosso problema metodologieo della raeeolta di materiale autentieo, ma garantisee anehe un'analisi dei dati en connaissance de cause. Sono eosl soddisfatti i presupposti etnometodologiei di un tale lavoro, poiehe il rieereatore e in grado di rieorrere alle «shared baekground assumptions» implicite nella eommutazione di codiee 3• Come mette in evidenza Pizzolotto (23-26), nel suo easo l'esigenza antropologiea del going native e resa superflua dal fatto ehe egli stesso fa parte della seeonda generazione e gode quindi del vantaggio del being native. La prospettiva del lavoro puo essere definita soeiolinguistiea in senso lato: benehe l'interesse prineipale sia rivolto al fenomeno del code-switching, si prendono in eonsiderazione anehe il retroterra soeioeulturale dei giovani e la varieta di italiano da loro parlata. Altrettanto variegata e la metodologia dell'indagine ehe spazia dalla valutazione di questionari sociolinguistici all'osservazione parteeipante e all'analisi eonversazionale e varietistiea di brani di parlato spontaneo (il corpus eonsiste di otto ore di registrazione). Il libro e artieolato in sei capitoli: la «Introduzione» (11-14), in eui si esplieitano motivazioni e obiettivi dell'indagine, e seguita da un seeondo eapitolo dedieato alla «Situazione linguistiea» (15-21) ehe eontiene alcune osservazioni generali sulla posizione dell'Italiano nella Svizzera tedesca e sulla nozione di bilinguismo. Riguardo a quest'ultima, l'autore si attiene ad una eoneezione «larga», affermando ehe «il bilingue eome essere eomunieante e un tutto indissoeiabile, eon una eompetenza linguistiea glohale difficilmcnte decomponihilc» (19). Nel terzo eapitolo «L'indagine linguistiea» (23-62) si provvede ad una earatterizzazione de! eampione in base ai risultati rieavati da un questionario eon domande vertenti sull'iter biografico e scolastieo, su eomportamento e atteggiamenti linguistiei nonehe su alcuni aspetti soeioeulturali quali la fruizione di massmedia nelle rispettive lingue, il grado di immersione nella soeieta svizzera e i legami eon l'Italia. Il quadro ehe ne emerge eonferma sostanzialmente Je tendenze individuate da FRANCESCHINI et al. 1984, in particolare per quanto riguarda Ja eonsiderazione molto positiva della lingua italiana ehe assume il valore di simbolo di identita, indipendentemente da! grado di eompetenza dei singoli parlanti. La situazione soeiolinguistiea degli informatori viene deseritta in modo preciso da vari punti di vista, due dei quali meritano di essere menzionati: l'uso della teeniea de! differenziale semantieo per illustrare gli atteggiamenti rispetto alle quattro varieta de! repertorio (35-38), e una tabella sintetiea, di 1 Cf. RITA FRANCESCHINr/ MYRIAM MüLLERIS. SCHMID, «Comportamento linguistico e eompetenza dell'italiano in immigrati di seconda generazione: un'indagine a Zurigo», Rivista Italiana di Dialettologia 8 (1984), in particolare p. 55-59, e G. BERRUTO, «Note sul repertorio lin�uistico degli emigrati italiani in Svizzera tedesea», Linguistica 31 (1991), 61-79. Cf. per esempio l'intervento di E. Compagnoni alla tavola rotonda de! eonvegno di studi Che lingua parlo? Identikit linguistico de[ giovane italiano nella Svizzera tedesca, tenutosi a Zurigo il 30 marzo 1990 (alla p. 42 degli ATTI, a cura di S. SCHMID, Centro di Studi Italiani in Zurigo/ Erziehungsdirektion des Kantons Zürich 1990). 3 Cf.].]. GUMPERZ, Discourse Strategies, Cambridge 1982: 69. Besprechungen - Comptes rendus 327 ispirazione weinreichiana, in cui mediante sette fattori si specificano le differenze all'interno del campione circa lo stato relativo delle lingue in contatto (61s.). Va precisato ehe Pizzolotto suddivide i membri della squadra in due gruppi: da un lato vi e il gruppo «italiano» ehe comprende sei ragazzi nati in Italia e con una scolarizzazione italiana o comunque solo parzialmente svizzera (di questo gruppo fa parte anche uno spagnolo), dall'altro stanno i giovani del gruppo «svizzero» ehe sono nati in Svizzera e vi hanno frequentato tutte le scuole. Tale bipartizione in base a criteri biografici, altre a correlarsi con le affermazioni degli intervistati circa le proprie competenze linguistiche (35), trova anche un riscontro nelle diverse «lingue di preferenza» nel discorso bilingue. 11 quarto capitolo «La commutazione di codice» (63-162) costituisce la parte piu importante e piu consistente del libro. Dopo una rapida discussione di alcune questioni terminologiche e una rassegna dei principali modelli d'analisi proposti negli anni Ottanta (63-81) 4 , l'autore passa ad una minuta disamina della conversazione bilingue, evidenziandone tipi e funzioni mediante numerosi esempi. Piu ehe agli aspetti formali (in termini di punti d'innesto o di restrizioni sintattiche per il code-switching) l'interesse dell'analisi e rivolto alla dimensione conversazionale, discorsiva e sociologica de! fenomeno (134-62). Nella dimensione conversazionale (82-96) gioca un ruolo decisivo la «lingua di preferenza» dei singoli parlanti, ad esempio per specificare la scelta di un determinato destinatario 5 . Piu in generale la commutazione di codice puo servire a creare una determinata costellazione tra i parlanti, attraverso i due principi antinomici di «convergenza» e di «divergenza»: a seconda de! grado di amichevolezza o di conflittualita della situazione si nota una tendenza a passare all'altra lingua o a perseverare nella propria lingua di preferenza, dimodoche la scelta del codice nei cambi di turno puo contribuire ad allargare o a limitare la cerchia dei parlanti. L'enunciazione mistilingue (code-mixing) rappresenta comunque la scelta non marcata ehe lascia aperta la negoziazione de! codice e si profila quindi come strategia conversazionale adatta per superare conflitti e neutralizzare tensioni latenti. In definitiva, nella commutazione di codice prevale la tendenza alla convergenza (ehe, allargando la prospettiva di Pizzolotto, potrebbe essere riportata ad un'esigenza pragmatica piu generale, cioe al principio griceano della cooperazione). Nella dimensione discorsiva (97-133) l'autore espone una ricca casistica di «effetti stilistici» e di mezzi per accentuare o attenuare la forza illocutiva degli enunciati. In particolare risulta ehe il riempimento di lacune lessicali (ehe secondo un'opinione comune sarebbe la funzione principale della commutazione di codice) e solo un fenomeno sporadico nel comportamento linguistico dei giovani. A livello lessicale predominano invece altri usi, come la ricerca di una maggiore espressivita, per esempio attraverso la ripetizione enfatica di un'espressione nelle due lingue, o il miglioramento de! potenziale denotativo o connotativo. Non di rado appare poi una componente ludica, di virtuosismo linguistico o di parodia. Per quanto riguarda il discorso riportato, si osserva infine ehe la citazione non avviene necessariamente nella lingua originale, ma ehe il passaggio all'altra lingua serve piu ehe altro per manifestare la polifonia del discorso. Tutto sommato la commutazione di codice si rivela dunque essere una risorsa comunicativa molto potente ehe attribuisce al discorso una certa «chiave» e funge in un senso piu ampio �ome strategia di contestualizzazione. 4 Cf. SHANA PorLACK, «Sometimes 1'11 start a sentence in Spanish y termino en espafiol: towards a typology of code-switching», Linguistics 18 (1980), 581-618; P. AuER, Bilingual conversation, Amsterdam 1984; G. Lüm/ B. PY, Zweisprachig durch Migration, Tübingen 1984; MONICA HELLER (ed.), Codeswitching. Anthropological and sociolinguistic perspectives, Berlin 1988. 5 Cf. AuER 1984: 23s., per il concetto di «lingua di preferenza». Pizzolotto parte quindi dal presupposto, non condiviso da tutti gli autori, ehe esista una «lingua di base» nella commutazione di codice. 328 Besprechungen - Comptes rendus Nella sua analisi «sociologica» de! code-switching (134-62) l'autore interpreta Je strategie conversazionali dei giovani alla luce dell'identikit sociolinguistico delineato nel terzo capitolo. II «principio di convergenza» acquista cosi un significato socioculturale piu profondo ehe rispecchia le contraddizioni dell'esperienza migratoria e i contrasti all'interno del gruppo. Si impone quindi una relativizzazione della nozione di we-code, dato ehe le lingue sono sempre anche portatrici dei valori delle diverse sfere sociali ehe si intersecano e si sovrappongono nella comunita degli emigrati. Dal punto di vista metodologico, la combinazione dell'approccio conversazionale con quello sociologico, e senz'altro uno dei punti di forza della ricerca ehe permette di penetrare a fondo nella fenomenologia ehe si vuole analizzare e di ricostruire il senso di questo comportamento linguistico cosi affascinante. Nel quinto capitolo «Tipo di italiano impiegato» (163-83), alquanto piu sbrigativo, si passa dall'analisi dell'interazione comunicativa alla descrizione de! sistema linguistico, nell'ottica della Varietätenlinguistik. Lungo l'asse diastratico l'autore documenta con molti esempi i caratteri morfosintattici substandard dell'italiano parlato dai giovani sostanzialmente un tipo di italiano popolare confermando cosi i risultati delle ricerche precedenti 6 . Piu interessante per l'impostazione generale de! lavoro e l'asse diafasico, in particolare a livello lessicale: il ricorso a registri colloquiali e bassi con frequenti imprecazioni, espressioni disfemistiche e pornolaliche e la presenza del lessico settoriale del calcio sembrano infatti essere caratteristiche della «lingua di gruppo» dei giovani ehe favoriscono, in modo non dissimile dalla commutazione di codice, la coesione interna e l'identita linguistica di questa squadra di calcio. Seguono infine conclusioni succinte (185-90) in cui l'autore tira le somme delle sue analisi e solleva il problema psicolinguistico del rapporto tra commutazione di codice e competenza linguistica. Molto utile e la documentazione in appendice ehe comprende, oltre al questionario usato per l'indagine sociolinguistica (203-09), la trascrizione integrale di una conversazione avvenuta in una pizzeria (215-43), offrendo al lettore l'occasione di verificare le ipotesi di Pizzolotto su materiale concreto e di sperimentare, con l'aiuto delle indicazioni precedenti, un'interpretazione propria di un testo organico. Lo spazio a disposizione non permette ovviamente di discutere tutti gli aspetti interessanti del bel lavoro di Pizzolotto. Va comunque ribadito, in conclusione, ehe la ricerca apporta un notevole contributo alle nostre conoscenze sul comportamento linguistico dei giovani italiani in Svizzera, sia per l'alto valore documentario de! materiale raccolto sia per l'accuratezza delle analisi spesso originali e sempre basate su solidi fondamenti teorici. S. Schmid * MARTIN PöTZ, Das Regionalitalienische im Veneto, Geneve (Droz) 1992, (XII) + 263 p. (Kölner Romanistische Arbeiten NF 67) Die Kölner Dissertation hat ein Thema zum Gegenstand, das bislang, trotz der allgemeinen Akzeptanz der Existenz von Regionalsprachen in Italien, noch kaum systematisch, d. h. empirisch untersucht worden ist. Der Verf. legt eigene Sprachaufnahmen sowie authentisches Material in Gestalt von Schüleraufsätzen aus dem Veneto zugrunde. Das Veneto als Untersuchungsbasis bot sich aufgrund des stark ausgeprägten regionalen Sprachbewußtseins an, welches sich bis in die jüngste Zeit hinein im umfangreichen 6 Cf. RrTA FRANCESCHINI et al. 1984: 59-63 e S. SCHMID, «Osservazioni sull'italiano parlato dalla seconda generazione di immigrati nella Svizzera tedesca», in A. STÄUBLE (ed.), Lingua e letteratura italiana in Svizzera, Bellinzona 1989: 178-84. Besprechungen - Comptes rendus 329 Gebrauch des Dialekts im vertrauten Kreise manifestiert und damit etwa der Rolle des Dialekts in Sizilien vergleichbar sei. Zudem gibt es für diese Region bereits umfassende dokumentarische Vorarbeiten, die v. a. im Zusammenhang mit dem von M. CoRTELAzzo betreuten Guida dei dialetti veneti geleistet worden sind. Das Italienische in Gestalt des Regionalitalienischen, also ein Italienisch, das mehr oder weniger stark durch das dialektale «Substrat» bestimmt ist, dient dabei vornehmlich dem Austausch mit als nicht der Region zuordenbaren Personen und besteht im Umsetzen der beim einzelnen Sprecher unterschiedlich ausgeformten Kenntnisse in der Nationalsprache. Die Arbeit gliedert sich in zwei umfangmäßig sehr unterschiedliche Teile. Auf eine kurze Einleitung (ls.) folgt der erste Hauptteil, der einen Forschungsbericht zur Entstehung der Regionalsprachen, zur Geschichte ihrer Erforschung sowie zur Begriffsbildung bietet (3-45). Der zweite, umfassendere Hauptteil ist der Materialerhebung, -präsentation und -interpretation gewidmet (46-220). Es folgen 3 Anhänge (Auszüge aus den Aufsätzen; Anzahl der untersuchten Aufsätze, verteilt auf die einzelnen Schulen; Verzeichnis der Tafeln; 221-38) sowie eine reiche Bibliographie (239--63). Im ersten Hauptteil wird das Phänomen der Regionalsprache in seiner Genese untersucht und in den Kontext der späten Herausbildung einer überregionalen Alltags- und Umgangssprache im Zuge der nationalen Einigung nach 1861 und im permanenten Kampf mit dem bislang als Alltagssprache genutzten Dialekt gestellt. In einer ersten Phase werden die Einführung der Schulpflicht, die Bildung eines nationalen Heers sowie die Entstehung überregionaler Verwaltungszentren als ltalianisierungsinstrumente herausgestellt, in einer zweiten Phase die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung und dann die unifizierende Sprachpolitik im Zeitalter des Faschismus. Und in einer dritten Phase gewinnen die Massenmedien, der Rückgang der Analphabetenrate sowie die massive Industrialisierung im Norden, die zu einer beträchtlichen Binnenwanderung vom Süden in den Norden führt, zunehmend an Bedeutung. Dabei nimmt die Orientierung am toskanischen Modell zusehends ab zugunsten des römischen und dann auch des oberitalienischen Modells (so wie dieses im triangolo industriale manifest wird). Die heutige sprachliche Situation Italiens läßt sich allerdings nicht mehr zwischen Sprache und Dialekt polarisieren. Eine zentrale Rolle spielt nunmehr das sog. Regionalitalienische, welches der konkret in actu realisierte Standard ist und das damit zu den zentralen Varietäten des Italienischen zählt. Das Regionalitalienische wird dabei als Erscheinung der gesprochenen Sprache, des code parle, eingeordnet, der anderen Modalitäten gehorcht als der code ecrit. Allerdings meine ich, daß es illusorisch ist, das Regionalitalienische ausschließlich auf den Bereich ,gesprochene Sprache> festzulegen, denn auch in der geschriebenen Sprache können Regionalismen der Standard sein, und das für unterschiedliche Regionen in Gestalt unterschiedlicher Ausdrucksformen. - Verschiedene Definitionsversuche zum Regionalitalienischen in der Forschung werden vorgeführt, kurz kommentiert und typisiert. Sorgfältig wird dann eine Abgrenzung vorgenommen gegen die Kategorien ,Standarditalienisch> (➔ code ecrit) und italiano comune (➔ code parle'), welches von Canepari erneut unterteilt wird in italiano comune sregionalizzato und italiano comune regionale, das Regionalitalienische im eigentlichen Sinn. Für die eigenen Untersuchungen legt der Verf. den Begriff der Standardsprache auf die Hoch- und Literatursprache fest was insofern etwas überrascht, als Hoch- und Literatursprache durchaus auch einer Definition bedurft hätten, handelt es sich doch zumindest bei letzterer um ein Diasystem, das alle Varietäten der Sprache virtuell umschließt. Ferner sei dieses Sprachkonzept präskriptiv und im Sinne der von Koch und Oesterreicher 1 vorgenommenen Differenzierung schriftsprachlich kon- 1 Cf. P. KocH/W. ÜESTERREICHER, Gesprochene Sprache in der Romania. Französisch, Italienisch, Spanisch, Tübingen 1990. 330 Besprechungen - Comptes rendus zipiert. Demgegenüber variiere das italiano comune im diatopischen, diastratischen und diaphasischen Bereich. Darüber hinaus wird eine Abgrenzung gegen das italiano popolare einerseits und den Dialekt andererseits vorgenommen und die ltalianisierung der Dialekte kurz betrachtet. Den Abschluß dieses ersten Hauptteils bildet ein Einordnungsversuch der Regionalsprache in ein Varietätenmodell des italienischen. Das Regionalitalienische verkörpert für den Verf. die sprachliche Realität im Bereich des code parle und muß als eigenständige Varietät des Italienischen angesehen werden, die keinerlei Annäherung an die Standardsprache zeige (44/ 45) eine Aussage, die allerdings durch die eigenen Materialanalysen des Verf.s bis zu einem gewissen Grad relativiert wird. Im zweiten Hauptteil werden zunächst das Korpus vorgestellt und die Methoden der Materialgewinnung vorgeführt. Ausgewertet werden 912 Schüleraufsätze, die in 16 Schulen in 4 Provinzen angefertigt worden sind, sowie Interviews, die mit 63 Informanten geführt wurden. Die Einordnung der Gewährsleute erfolgt entsprechend Herkunft, Schulbildung und Alter. Die Ausführungen hierzu sind systematisch und höchst informativ. Die Probleme, die bei der Materialbeschaffung auftraten, werden redlich und offen dargelegt. Die eigentliche Auswertung erfaßt vornehmlich den morphosyntaktischen Bereich (Artikel, Pronomen, Verb, Adverb, Präposition, Affixe sowie die Wortstellung). Das Vorgehen ist für alle Bereiche standardisiert. Zunächst werden die dialektalen Vorgaben für die ausgewählte Erscheinung knapp vorgeführt, dann die Ergebnisse aus den Aufnahmen und den Schüleraufsätzen mit Beispielen präsentiert. Für die Schüleraufsätze wird des weiteren ein kleineres Kontrollkorpus von toskanischen Schüleraufsätzen mitberücksichtigt, um auf diese Weise regionalsprachliche Spezifika (zurückführbar auf das dialektale Substrat), überregionale umgangssprachliche Tendenzen und quantitative regionale Schwerpunktbildungen sauber herausarbeiten zu können. Der Verf. ist immer - und erfolgreich bemüht, genau abzuwägen, was spezifisch regionalsprachlich ist und was anderen Faktoren zuzuschreiben ist. Dabei differenziert er, wo sich dies augenscheinlich anbietet, auch zwischen diastratisch und diaphasisch fundierten Variationsspektren. Die Ergebnisse können sich sehen lassen allerdings fehlt bedauerlicherweise ein Resümee im Anschluß an die Darstellung des letzten ausgewerteten Teilbereichs. Mit Sicherheit konnte man von einer derart ausgerichteten Arbeit keine umfassenden theoretischen Aufarbeitungen erwarten, aber das war auch nicht das Anliegen des Verf. Für die weitere Beschäftigung mit dem Phänomen der italienischen Regionalsprachen wünscht man sich weitere, ähnliche systematisch und gut belegte Beiträge. Das Phantom «Regionalitalienisch» hat im vorliegenden Beitrag einen großen Teil seiner <Flüchtigkeit> verloren. Allerdings wäre es für den Leser durchaus auch von Interesse gewesen, nicht nur zu erfahren, wie hoch die absolute Zahl der regionalspracheverdächtigen Elemente und Konstruktionen ist, sondern auch, in welcher quantitativen Relation diese zu sog. <standardsprachlichen> Verwendungen stehen, d. h. inwieweit regionalistische Verwendungen durchgängig oder nur alternativ zur standardsprachlichen Vorgabe in Erscheinung treten, da die Regionalsprache ja ganz offensichtlich kein festumrissener Komplex ist, sondern aus der Zusammenschau von dialektalem Substrat, Standardsprache und Sprecher- (gruppe) jeweils spezifisch gefaßt werden muß. Doch soll dies keinesfalls als Schmälerung des Verdienstes des vorliegenden Beitrages verstanden werden. Die Daten sprechen vielmehr für sich, v. a. auch, da der Verf. hinsichtlich eines Repräsentativitätsanspruchs seiner Ergebnisse alle gebotene Vorsicht walten läßt. Edeltraud Werner * Besprechungen - Comptes rendus 331 REGULA FEITKNECHT/ GIOVANNI Pozzr, Italiano e Italiani a Friburgo. Un episodio di storia letteraria all'estero, Fribourg/ Suisse (Editions Universitaires) 1991, XIV +242 p. + 7 tavole sinottiche (Etudes et Documents sur l'histoire de l'Universite de Fribourg! Suisse, Etudes 2) Aus Anlaß der Hundertjahrfeier der Universität Freiburg im Üchtland (1889-1989) sind mehrere historische Werke erschienen, die von meiner Edition der Erinnerungen und Dokumente meines Schwiegergroßvaters Albert Büchi (1864-1930) unter dem Titel Gründung und Anfänge der Universität Freiburg i. Ü., Freiburg Schweiz 1987, angeführt werden. Nun liegt auch eine Darstellung jener sieben Italiener vor, die von 1903 bis· 1968 den Lehrstuhl für Italienische Literatur bzw. Romanische Philologie innehatten: Paolo Arcari (1903-1950), Giuseppe Billanovich (1951-1960) einerseits, Giulio Bertoni (1905-1922), Angela Monteverdi (1922-1933), Bruno Migliorini (1933-1938), Gianfranco Contini (1938-1953), Arrigo Castellani (1953-1968) andererseits. Der erste Teil («La Cattedra e i Maestri») von G. Pozzr schildert Person und Werk, der zweite Teil («Prospetti e Documenti») von R. FEITKNECHT stellt die archivalischen Grundlagen zusammen: das Verzeichnis aller Vorlesungen und Seminare (prospektiv nach dem Vorlesungsverzeichnis und, soweit möglich, retrospektiv - und damit genauer nach dem Rektorats-Bericht), die beim betreffenden Dozenten eingereichten Doktor-Dissertationen sowie die in den Freiburger Zeiten erfolgten Publikationen. Den Jahresberichten des Rektors werden auch Angaben über Ernennung und Rücktritt, über Aktivitäten außerhalb der Freiburger Universität und über Gastvorlesungen italienischer Referenten in Freiburg entnommen. Dem 1944/ 45 (4 Semester lang) geführten Universitätsstudien- Lager für nach dem Waffenstillstand von 1943 geflüchtete italienische Armeeangehörige sind 24 Seiten gewidmet man könnte füglich von einem dritten Teil reden -, worunter sich auch die präzisen und liebevollen Erinnerungen zweier «Ehemaliger» finden. Die knapp 50 in einer Villa (ist es nun die Villa Beata oder die benachbarte Villa St. Franfois? beide werden genannt) am Stadtrand untergebrachten italienischen Studenten konnten hier z. T. bei ihren mitinternierten Landsleuten, die als Dozenten oder Assistenten wirkten, ihre Studien fortsetzen und z. T. abschließen, in engster Zusammenarbeit mit der Universität und in ständigem Kontakt mit den italienischen Unterrichtsbehörden, so daß ihnen später ihre Freiburger Studien vollumfänglich angerechnet wurden. Die im 2. Teil vorgestellten Verzeichnisse stellen an sich schon ein interessantes Stück Wissenschaftsgeschichte (nicht nur Literaturgeschichte) dar. In der Wahl der Vorlesungs- und Seminarthemen spiegeln sich die Anforderungen eines mehr oder weniger umfassenden Studiums und die persönliche oder zeitbedingte Vorliebe eines Professors für bestimmte Forschungsbereiche. G. Pozzr verwandelt diese Angaben in eine fesselnde Schilderung mit Rück- und Ausblicken auf die Zeit «vor» und «nach» Freiburg und bettet diese in die zeitgenössische literaturwissenschaftliche bzw. philologische Forschung ein. Merkwürdig berührt höchstens, daß der Standort der Universität Freiburg i. Ü. als «auf vorwiegend französischem [gemeint ist frankophonem] Territorium» liegend angegeben wird, das «starken deutschen Einflüssen ausgesetzt» sei: Das Verhältnis der beiden Sprachen zueinander in Stadt und Kanton sowie an der Universität kann nicht so verkürzt dargestellt werden! Man wird der im besprochenen Zeitraum noch kleinen und armen Universität bescheinigen müssen, daß sie in der Berufung der bisweilen blutjungen italienischen Dozenten eine umsichtige Auswahl mit Geschick und Mut getroffen und auswärtige Informationen unter der Hand richtig interpretiert hat. Umso mehr erstaunt es, daß in einem 104 Seiten starken Überblick über die Romanistik in der Schweiz, vorwiegend von 1945 bis 1967, aber das ganze Jahrhundert mit einbeziehend (VRom. 37 [1978]), kein einziges Wort über den 332 Besprechungen - Comptes rendus bei Feitknecht/ Pozzi nun endlich ans Licht gehobenen Anteil italienischer Dozenten in Freiburg verloren wurde. Die wohlwollend-ironische Deutung durch G. Pozzi nämlich als Ausdruck («via negationis et in absentia») der katholischen Internationalität, mit dem peripheren, extravaganten und unwiederholbaren Charakter, der dieser Universität eigen war und ist muß ja wohl um das Epitheton «unverständliche Blindheit» erweitert werden. - Auch das politische Engagement der Dozenten wird nicht verschwiegen: das profaschistische von Arcari sowenig wie die klare Distanzierung von Monteverdi und Contini. Im engeren wissenschaftlichen Bereich schenkt Pozzi den selbständigen Arbeiten, den Texteditionen und den Zeitschriftengründungen gleiche Aufmerksamkeit; seine Darstellung gründet aber nicht nur auf diesen Tätigkeiten, sondern auch auf den größeren Artikeln und kleineren Aufsätzen, ja sehr stark auch auf den Rezensionen. In diesem Zusammenhang bringt er p. 35 eine knappe Definition und Beschreibung dieses Genus (das zwar kein G. litterarium ist) und somit auch eine Ehrenrettung dieser oft verachteten, als subsidiär angesehenen Tätigkeit; in bestimmten Fällen bringt sie die Forschung weiter. Da Pozzi seinem Lehrer Contini ganz besonders nahe steht und ihn charakterisiert anhand einer kurzen Berichterstattung über einen internationalen Kongreß in Genf über «L'Esprit europeen» (1946) eine Berichterstattung, die Pozzi geradezu einen «Conte philosophique» nennt - , zeigt, daß der Fachmann im Idealfall seine Zuständigkeit überschreitet, ja überschreiten muß, wenn ihn die kulturelle (bzw. politische) Situation herausfordert. Eine stark verkürzte Fassung seines Beitrags hat Pozzi im dreibändigen Werk Geschichte der Universität Freiburg Schweiz, Freiburg 1991, Band 2: 737--47, veröffentlicht. I. Baumer * SUSANNE KoLB, Sprachpolitik unter dem italienischen Faschismus. Der Wortschatz des Faschismus und seine Darstellung in den Wörterbüchern des Ventennio (1922-1943), München (Vögel) 1990, 220 p. (Schriften der Philosophischen Fakultäten der Universität Augsburg 40) Die Augsburger Dissertation ist um es vorweg zu nehmen ein gelungener Beitrag zur Sprachpolitik und speziell zur Geschichte der Begrifflichkeit und der Begriffsbildung im Zeitalter des italienischen Faschismus sowie zum Niederschlag, den faschistisches Vokabular in der zeitgenössischen Lexikographie gefunden hat. Die Arbeit gliedert sich in fünf Teile: 1. Einleitung (13-17), 2. Methodendiskussion - Politischer Wortschatz - Sprachpolitik - Sprache des Faschismus (19-65), 3. Erstellung eines für den faschistischen Wortschatz relevanten Korpus auf der Basis ausgewählter Texte aus der faschistischen Regierungszeit (1922-1943) (67-135), 4. Analyse einsprachiger italienischer Wörterbücher aus faschistischer Regierungszeit auf der Grundlage des erarbeiteten Korpus (137-82) und 5. Zusammenfassung (183-98). Sie schließt mit einer Bibliographie, gegliedert nach Quellenmaterial, Nachschlagewerken und Sekundärliteratur, die noch einmal nach thematischen Bereichen ausdifferenziert ist (199-215), sowie mit einem Wortregister zu den behandelten Schlüsselbegriffen und deren Umfeld (217-20). Nach der Einleitung, in der Sprache als Herrschafts- und Machtinstrument generell thematisiert und speziell in bezug auf den italienischen Faschismus knapp umrissen wird, kommt die Verf. zu ihrem ersten Themenkomplex. Die Feststellung, daß die Sprachwissenschaft bislang noch keine kanonisierte Methode zur Erfassung speziell auch des politischen Wortschatzes entwickelt habe trotz einer Reihe unterschiedlicher Ansätze -, führt die Verf. dazu, ihre eigenen Optionen vorzuführen. Die Beschränkung auf die lexikalische Ebene wird zwar nicht näher begründet, doch führt sie zu äußerst aufschlußreichen Ergeh- Besprechungen - Comptes rendus 333 nissen, die es wünschenswert erscheinen lassen, auch für andere sprachliche Rangstufen ähnlich kompetente und detaillierte Untersuchungen durchzuführen. Nach Ausführungen zu allgemeinen Fragestellungen, wie der Behandlung des politischen Wortschatzes durch die Sprachwissenschaft, die Definition von politischer Sprache sowie die diversen Formen der Sprachpolitik (Sprachlenkung und Sprachbeeinflussung), geht die Verf. dann über zur Kultur- und Sprachpolitik des Faschismus. Die Verflechtung der Intellektuellen mit den politischen Propagandainstrumenten und -institutionen wird klar herausgearbeitet und die Rolle der Reale Accademia d'Italia, der Societa Dante Alighieri, des Ufficio Stampa/ Minculprop sowie des Istituto Treccani und der Enciclopedia Italiana eindrücklich vorgeführt. Die zentralen Themen der faschistischen Sprachpolitik (Kampf gegen Dialekte und regionales Italienisch, Vorgehen gegen die Minderheitensprachen v. a. in Südtirol und im Aostatal, Kampagne gegen Fremdwörter, Feldzug gegen das «elitäre» Pronomen Lei sowie Bemühungen um die Verbreitung des Italienischen in den Kolonien) werden kurz, aber informativ umrissen. Doch geht die Verf. hier kaum über die Arbeit von Gabriella Klein hinaus. Ebenfalls von Informationswert sind die Darlegungen zu den sprachnormensetzenden Instanzen des italienischen Faschismus, so wie sie sich manifestieren im Neopurismus und seinem Organ Lingua Nostra, im Idiolekt Mussolinis, in Grammatiken, Wörterbüchern und Schulbüchern. Im Hinblick auf die Sprache des Faschismus selbst werden zunächst einige Quellen faschistischen Ideenguts aufgezeigt und kurz umrissen. Die Darstellung mündet ein in eine Beschreibung der Sprache Mussolinis, einschließlich der dort verwendeten rhetorischen Figuren. Abgeschlossen wird dieses äußerst sachkundig angelegte Kapitel mit einem Ausblick auf die Sprache der Partisanen- und Widerstandspresse. Dem eigentlichen Anliegen der Verf., der Darstellung des spezifisch faschistischen Wortschatzes, ist dann der 3. Teil gewidmet. Als Materialquelle dienen natürlich die Opera Omnia Mussolinis, das Dizionario Mussoliniano, die Enciclopedia Italiana, die Antologia di testi fascisti von Renzo de Felice, Eia Eia Alala, eine von Oreste del Buono zusammengestellte Antologie von Pressebeiträgen aus dem betrachteten Zeitraum, sowie Presseanweisungen zur Sprachnutzung und Lazzaris Le parole del fascismo. Das herausgelöste Vokabular wird in neun Sachgruppen eingeteilt (1. Der faschistische Staat und seine Institutionen, 2. Volk und Vaterland im Faschismus, 3. Ideale des Faschismus, 4. Idole und Mythen des Faschismus, 5. Idolfiguren, 6. Vom Futurismus, Vitalismus, und Dekadentismus inspirierte Wertvorstellungen, 7. Religion und Mystik, 8. Mittel zur Verwirklichung der faschistischen Revolution und 9. Feindbilder des Faschismus). Die einzelnen Begriffe (für den 1. Bereich etwa fascismo fascio fascista fascistico; capo duce condottiero; stato totalitario etico corporativo corporazione corporativismo; movimento partito regime; autarchia autarchico; famiglia) werden im Hinblick auf Erstauftreten, auf ihre Verwendung in präfaschistischer Zeit, sofern es sich nicht um Neologismen handelt, auf ihre Kraft, Basis für ein Wortfeld zu sein, usw. abgeklopft. Die Analysen der Verf. sind sorgfältig und kritisch ausgewogen. Die einzelnen Lexien werden umfassend in Originalkontexten vorgeführt und kommentiert. Der zweite zentrale Schritt, der unternommen wird, ist die systematische Betrachtung der Darstellung der herausgelösten Lexien in der zeitgenössischen Lexikographie, einschließlich der Enciclopedia Italiana. Um besser gewichten zu können, was spezifisch faschistischer Gebrauch bzw. Semantik ist, werden teils präfaschistische Auflagen einzelner Wörterbücher, teils Auflagen aus nach-faschistischer Zeit mit herangezogen. Als Ergebnis kann man dabei festhalten, daß der faschistische Sprachhabitus sehr rasch und sehr intensiv seinen Niederschlag in der Lexikographie gefunden hat und nach dem Niedergang des Faschismus ebenso rasch aus den einzelnen Wörterbucheinträgen auch wieder verschwunden ist, bzw. als spezifisch faschistisch indiziert worden ist. Sehr klug ist auch die Konfrontierung der Nutzungsentwicklung faschistisch geprägter Lexien oder Bedeutungen mit der Entwicklung der ideologischen, wirtschaftlichen und 334 Besprechungen - Comptes rendus politischen Verhältnisse und der gewandelten Zielsetzung faschistischer Bestrebungen. Und wichtig auch der Ausblick auf die Spuren faschistischen Sprachgebrauchs im heutigen Italienischen. Das lexikalische Inventar, das die Verf. als Korpus herausgelöst hat, ist ein guter Ausgangspunkt für eine solche Analyse. Faschistisches Vokabular ist heute nämlich keineswegs verschwunden bzw. marginalisiert. Und es ist ein Verdienst der Verf., für die Wahrnehmung eines solchen Sprachusus sensibilisiert zu haben in einer Zeit, in der dogmatische Splittergruppen für immensen Zündstoff sorgen ein hochaktuelles Buch also, nicht nur für Italien. Ob man allerdings so weit gehen sollte zu postulieren, solche «faschistischen» Elemente aus dem eigenen Wortschatz zu verbannen, halte ich für unpraktikabel angesichts der Tatsache, daß die «faschistische» Bedeutung häufig nur eine Nebenbedeutung innerhalb des Semantems einer Lexie ist, bzw. nur in bestimmten Kollokationen auftritt. Edeltraud Werner * ROLAND MARTI, Probleme europäischer Kleinsprachen: Sorbisch und Bündnerromanisch. München (Sagner) 1990, 94 p. (Vorträge und Abhandlungen zur Slavistik 18) Der Autor möchte mit seiner gedrängten Darstellung der sprachlichen Verhältnisse in zwei Minderheitensprachen, dem Bündnerromanischen und dem Sorbischen, einen Diskussionsbeitrag leisten zur Problematik von Kleinsprachen und zu den Möglichkeiten, Sprachenpolitik zugunsten bedrohter Minderheitensprachen einzusetzen. Marti ist überzeugt davon, daß die Sprachwissenschaft die Verpflichtung hat, auf diesem Gebiet aktiv zu werden. So schlägt er denn auch konkrete Strategien vor, die zur Erhaltung der bedrohten Kleinsprachen beitragen sollen (61-85). In einem einleitenden Teil entwirft Verf. den theoretischen Rahmen für die folgende Darstellung. Das Kapitel «Bündnerromanisch und Sorbisch im Überblick» (18-24) liefert die wichtigsten Informationen zur heutigen Situation der beiden Kleinsprachen, ein weiteres Kapitel «Vorgeschichte» (25-33) beschreibt deren historische Voraussetzungen. Im zweiten Teil seiner Ausführungen wendet sich Roland Marti der Sprachenpolitik in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu• («Sprachenpolitik» 34-48, «Veränderung der äußeren Faktoren in neuerer Zeit» 49-61, «Gegenwärtige und zukünftige Sprachenpolitik» 61-85). Der Autor, der sich zunächst mit dem Sorbischen befaßt hatte und dann auf die Parallelen zwischen der Situation dieser Kleinsprache und derjenigen des Bündnerromanischen aufmerksam wurde, hat sich im Bereich des Bündnerromanischen sorgfältig dokumentiert und ist zu einer im allgemeinen adäquaten Darstellung der bündnerromanischen Sprachsituation gelangt (was das Sorbische angeht, maße ich mir kein Urteil an) 1 . 1 Es ist mißlich, daß in der Tabelle, die die dialektalen Unterschiede innerhalb des Bündnerromanischen illustrieren soll (20 N2), mehrere Fehler ein irreführendes Bild entstehen lassen: statt Puter iffaunt steht iffannt, statt paun pann, ebenso Sursilvan und Rumantsch Grischun pann statt paun. Sutsilvan wäre richtig pan (Marti: pan). An dieser Stelle müßte auch darauf hingewiesen werden, daß im Puter / p�m/ und / iff�nt/ gesprochen wird. - Unpräzis ist die Formulierung «Schaffung des Sutsilvan» (21 N3) für «Schaffung einer sutselvischen Schriftsprache». - Nicht auf dem heutigen Stand sind die Angaben zu den alten romanischen Dorfordnungen (35). Hier müßte unbedingt die Rechtsquellenedition von A. ScHORTA (Rechtsquellen des Kantons Graubünden, 4 Bände, Aarau 1980-85,) zitiert werden. Für genauere Angaben cf. VRom. 49/ 50 (1991), 745s. - Als einziger Lehrstuhl für Rätoromanisch an einer Schweizer Universität wird Fribourg erwähnt (70 NS); Zürich wäre hier auch zu nennen. Besprechungen - Comptes rendus 335 Für den nur mit dem Bündnerromanischen, nicht aber mit dem Sorbischen vertrauten Leser bietet das Buch zunächst einmal Informationen über diese slavische Kleinsprache. Es zeigt darüber hinaus Parallelen auf in der Situation zweier Minderheitensprachen, ohne daß die vergleichende Sichtweise die durchaus deutlichen Unterschiede verwischen würde. Überhaupt muß dem Autor ein differenzierter und kritischer Umgang mit seinem Gegenstand attestiert werden. Dennoch würde man sich wünschen, daß den jeweils unterschiedlichen Gegebenheiten deutlicher Rechnung getragen würde. __ Wer schweizerische Verhältnisse kennt, wird Marti kaum folgen in seinem Vorschlag, das Bündnerromanische durch ein staatlich finanziertes Radio zu fördern. Ebenso unrealistisch erscheint die Forderung, eine bündnerromanische Tageszeitung müßte mit staatlichen Mitteln ermöglicht werden. Was das Sorbische angeht, fühlt sich der Leser in bezug auf das Niedersorbische an die Verhältnisse in der bündnerischen Sutselva erinnert, ohne daß Marti diese Parallele explizit machen würde. Nach seiner Darstellung ist der Bedrohungszustand dieser Sprachgruppe weit fortgeschritten. Die von ihm vorgeschlagene Therapie in Form einer polynormierten Standardisierung (79-84) ist genau das, was in Graubünden in der Surselva und in der Sutselva in der jüngsten Vergangenheit gültig war, was aber nicht verhindern konnte, daß in der Sutselva das Romanische dramatisch zurückging und alle Stützungsversuche (man denke an die Aktion scolettas) scheiterten. Denkt man an diese Erfahrungen zurück, so scheint einem sogar der «bestenfalls gedämpfte Optimismus» Martis (86) als zu positiv. Und vor allem wird nicht klar, was der Sprachwissenschaftler konkret zu den (wie auch Verf. unterstreicht) von vorwiegend außersprachlichen Faktoren abhängigen Entwicklungen beitragen könnte. R. L. * ANITA GUERREAU-JALABERT, Index des motifs narratifs dans ! es romans arthuriens en vers (Xll'-XIIJ' siecles) (Motif-Index of French Arthurian Verse Romances [XII th -XIII th Cent.]), Geneve (Droz) 1992, 506 p. (Publications Romanes et Franr;aises 202) Das vorliegende Werk setzt sich zum Ziel, ein Verzeichnis der Erzählmotive aus den französischen Artusromanen des 12. und 13. Jahrhunderts in Versform bereitzustellen. Während die älteren Bereiche der irischen, isländischen, englischen sowie spanischen und italienischen Literatur bereits über solche Bestandsaufnahmen verfügen, schließt Anita Guerreau-Jalabert mit ihrer Übersicht eine seit langem klaffende Lücke, zumal es der altfranzösischen Literatur nicht an kritischen Texteditionen mangelt, die zur Auswertung bereitgestanden hätten. Folglich lag nichts näher, als ihren überaus reichen Schatz an motifs narratifs zu sichteri und zu ordnen. Dabei kam der Autorin durchaus zupasse,'daß die bis dahin bestehenden Veröffentlichungen ähnlicher Art sich ausschließlich auf den bekannten Motif-lndex of Folk-Literature 1 von STITH TttüMPSON stützen. Eine Einbettung in ein Netzwerk, das sich zudem des Englischen bedient, versprach nicht zuletzt von den Kollokationsfeldern der Einträge her eine gewisse Harmonisierung. Vergebens wird man allerdings in der recht ausführlichen, französischsprachigen «Introduction» (1-19) nach einer Definition der Arbeitsgrundlage suchen. Dies meint, daß zwar der Begriff des motif litteraire als subjektive Kategorie erwähnt, gerade deswegen aber als 1 Cf. ST. THOMPSON, Motif-lndex of Folk-Literature, Helsinki, 1932-36. Daß sich hier ebenfalls Querverbindungen zu der von K. RANKE herausgegebenen Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung, Berlin/ New York 1977ss., ergeben, liegt auf der Hand. 336 Besprechungen - Comptes rendus vermeintlich unklassifizierbar abgetan werden kann (6). Die bereits anderweitig erfolgte Beschreibung des literarischen Motivs als stoffliche Einheit, die mit ihrem Verweis auf eine Situation bereits einen Ansatz zur Fabel herstellt 2 , wird mithin völlig außer acht gelassen. Die Autorin versucht, diesem Dilemma mit einem choix Zarge der Einträge (9) zu begegnen. Dabei zeigt sie sich nicht nur der Schwierigkeit ihres Ansatzes bewußt, sondern weist gleichsam als nachgeholte Ehrenrettung auf die von den mittelalterlichen Autoren bewußt gesuchte Ambivalenz narrativer Strukturen hin, aus denen dann keine Eindeutigkeit mehr für das jeweilige literarische Motiv zu entwickeln sei (lOs.). Ihre gezielt unternommene Darstellung jener von ihr herbeigewünschten generalite bei der Auswahl der Begriffe, die <wohlverstanden> die jeweils erforderliche Trennschärfe · dem Benutzer andient, führt zu einer Überfülle von Motiven, die ebenfalls nicht hilft, den hermeneutischen Zirkel von Text- und Motivart zu durchbrechen. Sie hilft allenfalls dem fremdsprachigen Benutzer, sich in diesem nicht mit muttersprachlicher Genauigkeit zu erschließenden «Index des motifs» (23-210) zurechtzufinden. Doch dies ist nicht alles; denn ausführliche «References par textes» (211-368) schlüsseln jeden der benutzten Texte nach Motiven auf, die durch eine «Concordance» (369-501) wiederum den jeweiligen Artusromanen zugeordnet werden können. Damit kann aus drei verschiedenen Richtungen gearbeitet werden, ergeben sich doch ein motivischer, ein textueller und ein alphabetischer Wortzugriff. Die Materialbasis 3 verdient ebenfalls einen ausführlicheren Kommentar. Es ist begrüßenswert, daß umfänglichere Romangebilde, wie die zum Graal-Stoff gehörige Continuations de Perceval, durch die vorgelegten Verzeichnisse mit rasch erfolgender Übersichtlichkeit erschlossen werden können. Ein Vergleich mit dem Standardwerk von Jean Frappier und Reinhold R. Grimm zu Le roman jusqu'a la fin du Xlll e siecle 4 soll hier endgültige Klarheit zu den Textgrundlagen verschaffen. Aus dem 12. Jahrhundert werden der Tristan-Stoff, die Romane des Chretien de Troyes, außer des ihm lediglich zugeschriebenen Guillaume d'Angleterre 5 , der bereits erwähnte Graal-Stoff nebst seinen Fortsetzungen erfaßt. Die Vertreter aus dem 13. Jahrhundert erscheinen hiermit verglichen in spärlicher Anzahl; denn es werden lediglich die Gauvain-Romane, außer der fragmentarischen Enfances Gauvain, und die Queste-Romane sowie die den declin du merveilleux belegenden Werke berücksichtigt. Völlig unberücksichtigt läßt die Verfasserin die Strömung des roman realiste sowie die nachfolgenden großen romans d'aventure et d'amour. Damit aber spart sie ein noch weitgehend wenig erforschtes Korpus von Texten aus, denen gerade ein erleichternder Zugang über die literarischen Motive hätte zudienen können, zumal diese Untergattung sich einerseits noch des decor des herkömmlichen Artusromans bedient, andererseits nicht unbeeinflußt vom courant realiste seiner unmittelbaren Nachfolger ist 6 . Zumindest bei dieser Auswahl kann Anita Guerreau-Jalabert Konsequenz bescheinigt werden. Insgesamt erfüllt das vorliegende Werk sein Ziel mit einigen Einschränkungen bei der Trennschärfe des zugrundeliegenden Motiv-Begriffs wie auch der Auswahl des zugrundeliegenden Text-Korpus. Unbestritten aber kommt der Autorin das Verdienst zu, mit einer 2 Nach ELISABETH FRENZEL, Stoff-, Motiv- und Symbolforschung, Stuttgart 2 1963, p. 27. 3 Nicht unerwähnt bleiben soll, daß die Autorin ebenfalls auf Lais der Marie de France sowie Lais unbekannter Herkunft zurückgreift. 4 J. FRAPPIERIR. R. GRIMM (ed.), Le roman jusqu'a la fin du Xlll e siecle, t.1: Partie historique, Heidelberg 1978 (GRLMA IV/ 1), vom Rez. besprochen in VRom. 44 (1985), 336-39. 5 Zum Verhältnis von Artusroman und Hagiographie siehe in Vfs. Ausgabe von CHRESTIEN, Guillaume d'Angleterre, München 1987 (KTRMA 24), die «Einleitung», sowie Vfs. Aufsatz «Zur Deutung der Jagdepisoden im Guillaume d'Angleterre», ASNS 227 (1990), 298-305. 6 CF. FRAPPIERIGRIMM 1978: 454. Besprechungen - Comptes rendus 337 umfassenden Übersicht über die entsprechenden motifs narratifs den Zugang zu eben jenen altfranzösischen Artusromanen des 12. und 13. Jahrhunderts zu erleichtern, aus denen sie ihr Material gewinnt. Daß sie ihr Werk in ein Netz von Veröffentlichungen gleicher Vorgehens- und ähnlicher Aufschlüsselungsweise einbindet, gestattet die komparatistische Perspektivierung über den Bereich der Galloromania hinaus. Insofern darf sich Anita Guerreau-Jalaberts Index nicht nur als künftiges Hilfsmittel, sondern überdies als Ansporn zu weiterführenden Forschungen verstehen. H. Klüppelholz * DüROTHEA KuLLMANN, Verwandtschaft in epischer Dichtung. Untersuchungen zu den französischen Chansons de geste und Romanen des 12. Jahrhunderts, Tübingen (Niemeyer) 1992, 370 p. (Beih.ZRPh. 242) La famille, nudeaire ou etendue (! in, lignie, lignage, etc.), et les parents, proches ou eloignes, jouent un röle important dans la litterature epique du XII e s. Se basant sur de solides connaissances theoriques et un vaste corpus, utilises d'une maniere systematique, D. Kullmann illustre l'evolution de la definition et du röle de la famille, a partir des epopees anciennes du debut du siede, par les romans qui surgissent des le milieu du siede, jusqu'aux epopees recentes a partir de la seconde moitie du siede. Le livre, qui comble une veritable lacune, est bien mene et va rendre de grands services. L'auteur elle-meme considere que le resultat le plus important de sa recherche est d'avoir demontre que la representation des relations familiales depend du caractere litteraire des textes examines et n'est nullement un simple reflet des relations sociales contemporaines ou plus anciennes. Elle met en evidence que l'ancienne epopee fäodale, qui decrit surtout les batailles et la prouesse guerriere des chevaliers, opere avec des familles «horizontales»: le heros est entoure et aide de multiples parents qui ont a peu pres la meme äge que lui. C'est cela qui contribue a expliquer, selon elle (94), la frequence remarquable du groupe compose d'un ou plusieurs neveux; en effet les ondes, souvent des freres cadets et non encore maries, n'etaient pas beaucoup plus äges que les fils de leurs sceurs al: nees qui, elles, avaient ete mariees jeunes. Alors que ! es patronymes restent sans consequence et peuvent etre donnes a loisir (p.ex. Chanson de Roland 1594: Malquiant le filz al rei Malcud), la mention de l'onde d'un jeune heros implique, dans l'epopee ancienne, qu'on parle de cet onde dans la meme chanson (28s.). D'ailleurs, la relation de l'onde a son neveu est celle du seigneur fäodal a un important chef de son armee. La famille nudeaire ne devient interessante que dans le roman; enfant unique de ses parents, le heros y est toujours l'heritier inconteste. La relation onde-neveu subsiste, mais c'est le jeune neveu qui est le heros principal (205s.); et l'onde peut aussi etre dote de nieces (176). Les romans connaissent beaucoup de protagonistes fäminins et la description des heroi:nes (belles en regle generale et susceptibles de maitriser quelques procedes magiques) est vaguement calquee sur celle des protagonistes masculins (172s.). Les parents des protagonistes principaux sont issus de grandes familles. La famille «verticale» gagne de l'importance dans l'epopee de la fin du xn e s. Pour ajouter aux deux generations que le public connaissait de nom du moins on dresse des arbres genealogiques pour donner au heros d'autres parents virtuellement interessants (212). La parente spirituelle n'est pas negligee non plus; en effet, l'epopee Orson de Beauvais illustre ! es complications resultant des relations qu'entretient le parrain avec la mere de son filleul (218). Le culte de la jeunesse, observe dans les romans, se manifeste aussi dans ces epopees: si les paires onde-neveu existent toujours, ! es heros en sont les 338 Besprechungen - Comptes rendus jeunes neveux qui ne dependent plus de leurs oncles (262s.). Les duels et ! es disputes entre pere et fils se multiplient (226s.). L'opposition frere-sreur est utilisee pour illustrer des conflits d'interet entre deux familles (300). On trouve des «collectifs» de freres (277s.). D. K. a sans doute raison de souligner Je caractere litteraire de Ja famille. On pourrait dire que c'est Ja famille «verticale» qui justifie certaines actions (! es peres sont necessaires dans Je cycle des barons rebelles, p.ex., ainsi deja dans l'ancien Garmond et Isembart), et que Ja famille «horizontale» y participe (! es batailles de Ja Chanson de Roland n'ont pas besoin de justification: en consequence ! es protagonistes forment des familles «horizontales», et ! es peres des heros ne jouent aucun röle important). Cependant nous dirions que sans etre «genaues Abbild zeitgenössischer oder auch älterer gesellschaftlicher Verhältnisse» (319), Ja litterature pennet quand meme au public de s'y reconnaitre. Aussi D. K. prend-elle soin de signaler que Je Charroi de Nfmes sait distinguer ! es prototypes de deux couches sociales: situation noble guerrier et ses neveux; situation bourgeoise pere et ses enfants (43), mais on pourrait y ajouter. Nous pensons, p.ex., que Ja colere de Ja mere de Raoul de Cambrai (260) reste comprehensible aux lecteurs contemporains de l'epopee; en effet, ce qui avait declenche l'action de l'epopee etait Je refus de se remarier d'Aalais, veuve feodale; et des qu'elle avait su refuser un avantage materiel auquel son creur s'opposait, eile avait Je droit, par Ja suite, d'exiger la meme fermete de son fils. En plus, nous sommes d'avis que ! es arbres genealogiques et Je parrain criminel dans des epopees tardives refletent non seulement Ja quete de heros virtuels de la part des auteurs, mais aussi l'interet du public, pour lequel ! es arbres genealogiques etaient un moyen d'eviter le maria�e entre des parents charnels ou spirituels. C'etait une attitude imposee par le clerge , qui d'ailleurs pour illustrer les horreurs de la consanguinite venait de traduire des romans antiques traitant de l'inceste. Qu'on nous permette de nous arreter aux oncles et a leurs neveux. Nous donnons raison a D. K. en ce qui concerne l'usage litteraire du groupe et nous ne nous proposons que de presenter une question concernant l'origine du groupe. Selon D. K. la relation de l'oncle a son neveu rappelle, dans l'epopee ancienne «die Beziehung eines Feudalherrn zu einem besonders wichtigen Heerführer». Subordonnes a leurs oncles, les neveux executent les ordres de ceux-ci. Le bon neveu du Sarrasin Galafre, chef militaire important, s'appelle Champion; de meme plus tard, dans Je roman epique, Gauvain, Je neveu d'Artur est le meilleur des chevaliers du roi, un champion toujours victorieux. - Si nous laissons de cöte la Germania de Tacite (qui decrit Ja societe germanique anterieure aux migrations et anterieure, d'un millenaire, a la litterature analysee), les neveux ne jouent un röle analogue que dans ! es litteratures medievales anglaise et irlandaise (50). Or des que nous ne l'expliquons pas par une institution sociale propre a cette societe est-ce une coincidence gratuite? Ou cet «avunculat» litteraire primitif qui presente le neveu comme un defenseur redoutable des droits de l'oncle, serait-il le resultat de la collision homonymique, en irlandais medieval, entre deux termes designant l'un, neveu, et l'autre, 'guerrier' 2, collision qui aurait amene a une synonymite des notions (un 'neveu' est necessairement aussi 'champion', 'guerrier')? D. K. a raison d'invalider la theorie incestueuse de Roland (59s.). Dans la Chanson de Roland, Ganelon donne une explication aux mauvaises relations qui regnent entre luimeme et Roland (v. 3758: Rolland me forfist en or et en aveir), explication que son audience ne conteste pas. Peut-etre en sa qualite de second mari de la mere de Roland, a-til dü faire <Service d'homme> (hommage) pour un fief dont Roland etait l'heritier, dont l'or 1 Le Decret de Gratien (1140) a donne de l'actualite aux exigences du droit canon, notamment a celles concemant le mariage. 2 Cf. NM 91 (1990): 487-89. Besprechungen - Comptes rendus 339 et aveir ont appartenu a Roland des sa majorite? Nous ne le savons pas. Mais s'il en avait ete ainsi, l'auteur de Karlamagnussaga ne l'aurait pas compris, car ! es pays scandinaves n'ont pas connu Je regime fäodal frarn;:ais. L'inceste etait un sujet a Ja mode au debut du xnr e s. et il s'en est servi pour expliquer Ja haine. A Ja meme epoque ou peu s'en faut, Ja tradition rolandienne du continent mentionne pourtant les noms des deux parents de Roland 3• Comme Je constate D. K., le neveu de Marsilie et de Falsaron qui attaque ! es Fran9ais avec une virulence remarquable et qui exige Je droit au premier coup contre Roland, mais dorrt Je nom Aelroth n'est donne qu'une seule fois, n'est pas une figure epique traditionnelle (68). II nous semble qu'un neveu-champion anonyme des Sarrasins a re9u le nom d'un roi anglais (Ethelred) dans une situation toute particuliere, p.ex. lors de Ja bataille de Hastings ou, selon Guillaume de Malmesbury, ! es troupes du Conquerant, tout en attaquant ! es Anglais, chanterent une cantilena Rollandi. Leena Löfstedt * DoMINIQUE BouTET, Charlemagne et Arthur au le roi imaginaire, Paris (Champion) 1992, 656p. (Nouvelle Bibliotheque du Mayen Age 20) Au centre du grand ouvrage de Dominique Boutet est Ja representation de la figure du roi dans un corpus de textes qui va des origines a 12 50 environ. En plus de cette limitation chronologique, D.B. s'en est impose une autre, concernant Ja figure royale proprement dite: son etude ne s'occupera que d'Arthur et de Charlemagne (et non, par exemple, d'Alexandre). Plus precisement, D.B. s'interesse au mythe royal, qui gouverne «par une isotopie semantique peut se fixer sur d'autres supports qu'un recit: des usages, des regles juridiques, des rituels, une organisation sociale» (13). L'etude de D.B. s'articule en quatre grandes parties. La premiere, «Au milieu des hommes un roi», tente de saisir la position du roi dans la societe d'une part a travers des textes theoriques (Etats du Monde etc.), a travers ! es chansons de geste et les romans de l'autre. D.B. essaie de capter l'image du roi a Ja fois par opposition aux chevaliers et aux clercs. La royaute peut etre envisagee comme un aboutissement d'une vie de chevalier, mais peut egalement apparaitre, par opposition a cette derniere, comme une solution de facilite et de faineantise. C'est pourquoi, a la fin de Ja Mort Artu, Ja couronne semble aux protagonistes moins seduisante qu'une vie d'ermite. On constate, en plus, que ! es textes theoriques tendent a confärer un röle directeur ethique et moral au roi que les textes litteraires ont, en general, plutöt tendance a lui refuser. Dans tous types de textes, le roi se situe, par rapport au pape, en position de dependance, et l'enquete de D.B. met bien en valeur que, meme si Je roi, comme il est d'usage dans Je domaine germanique, est d'une race particuliere, il n'est rien sans Je sacre. Peu a peu (Du Pacte au Royaume, p. 14 3-64) on assiste dans les textes litteraires a des scenes ou Je roi est souverain non seulement de ses vassaux, mais de tous les hommes. Ils sont tous ses sujets et, sans necessairement etre lies par un serment de fidelite, lui doivent leur obeissance. C'est autour du roi que se joue Je destin de l'ensemble de Ja communaute et c'est lui qui assure surtout face aux pai: ens - Je lien entre Je groupe aristocratique et Je divin. Petit a petit se creent ainsi les notions de Bretagne ou de douce France meme en absence de tout lien fäodal explicite. La deuxieme grande partie de l'etude de D.B., «Racines et Mutations», examine le 3 Cf. KERSTIN ScHLYTER, «Les enumerations des personnages dans Ja Chanson de Roland», Etudes romanes de Lund 22 (1974): 228-30, 116. 340 Besprechungen - Comptes rendus passage a un nouveau systeme de pensee politique. Avec l'aristotelisme, on quitte la vieille theocratie royale d'inspiration augustinienne et l'on adopte un type de reflexion politique qui favorise une conception lai:que de l'Etat, dont l'enjeu est notamment la superiorite du pouvoir spirituel sur le pouvoir temporel. Selon l'ancien systeme, la royaute se fonde, en principe, sur la foi et un certain nombre de qualites ethiques (humilite, clemence etc.) propagees par l'Eglise. Independemment du systeme, nos textes litteraires refletent, a des degres divers, deja l'irruption de criteres d'un autre ordre, sans pour autant abandonner totalement la conception augustinienne. Certains personnages entretiennent en plus des relations privilegiees avec le surnaturel. Souvent, c'est le roi qui profite des interventions divines: dans la chanson de geste, elles se font sous forme de miracles, dans le roman elles se manifestent quasi exclusivement dans les reves premonitoires, mais il faut noter que ces rapports avec le surnaturel ne passent pas par le sacre. Quelques pages interessantes sont consacrees au merveilleux (225-47). La troisieme grande section de l'ouvrage, «Les reconstructions de l'imaginaire», s'occupe des possibilites qu'a l'imaginaire collectif de creer des modeles pour mettre en place les differentes ideologies evoquees dans les chapitres precedents. Ce qui semble etre commun a la plupart des textes, c'est que la cour (ou le roi) fonctionne comme aimant. Le Temps des Crises et de la Finitude (367-424) examine precisement ! es moments Oll les forces centrifuges deviennent plus importantes et la societe est menacee d'eclatement. Il est tres interessant de constater que dans Je roman et dans l'epopee, ! es affrontements entre le roi et un vassal sont toujours surdetermines: il ne s'agit pas d'une simple question de droit, qui oppose deux hommes, mais d'un conflit beaucoup plus complexe, souvent inextricable sur le plan juridique, dont l'origine se situe plus haut dans le temps et qui mettra en jeu, a travers les rapports entre roi et vassal, l'ordre et l'existence de l'ensemble de la societe. Une des idees centrales de l'imaginaire medieval est certainement Je mythe imperial. En lui se fondent l'universalite geographique, l'idee romaine et pontificale, ainsi que la defense du monde chretien. Ces notions traversent a la fois les epopees et Je Brut. A travers une serie de moyens, Ja litterature recupere ces aspirations: par le biais des propheties de Virgile, de Ja Sibylle ou de Merlin, l'empire et la saintete sont transposes vers l'Occident. La Bretagne arthurienne, point Je plus occidental du monde connu,. devient ainsi pour ! es ecrivains Je lieu Oll aboutira Je transfert spirituel et politique de l'antiquite et Oll s'accompliront les temps chretiens. Le Didot-Perceval illustre bien que meme dans cette conception «mythique» du temps, l'histoire a son poids: quand tout est accompli, Ja cour arthurienne perd sa dimension surnaturelle. Arthur redevient un roi «historique», et, partant, un simple chef de guerre oblige de mener une banale campagne militaire contre ! es Romains. Dans Ja derniere grande partie, «Engendrement et Formes litteraires», D.B. examine la relation entre esthetique et ideologie. Les premieres chansons de geste mettent toutes en scene un roi regi par des forces qui le depassent, et tiennent ainsi du «tragique». Cette representation du roi pris dans l'engrenage du systeme feodal est en meme temps «ideologique». Le caractere episodique de la presence du roi dans le roman en vers en revanche est plutöt de nature esthetique: la passivite du roi est inherente a sa fonction litteraire puisqu'elle permettra au heros de partir et d'agir. D.B. fait habilement ressortir les ressemblances entre la figure de Charlemagne et celle d'Arthur des romans en prose, dont Ja plus frappante est peut-etre l'«oubli» de leur condition specifique qui fait qu'ils obeissent a leurs passions comme s'ils etaient des personnages comme des autres. Apres avoir ainsi cerne Je poids de l'esthetique dans l'ideologie, D.B. essaie de definir l'apport de la tradition et des modeles, consacrant une trentaine de pages a l'intertextualite. Il montre que les ideologies et les creations epiques se reflechissent mutuellement, les memes textes pouvant etre repris, mais investis d'un sens different d'une reuvre a l'autre. Besprechungen - Comptes rendus 341 «L'intertextualite modele la physionomie des reuvres, (...)Mais les reseaux qui se constituent ainsi autour des correspondances et des ecarts ne sont pas seulement des lieux de relations reciproques, ils sont la piece maitresse de la construction des mythes qui se cristallisent autour d'Arthur et de Charlemagne, au croisement des differentes ideologies de la royaute» (562). Une conclusion, une bibliographie ainsi qu'un petit index des reuvres litteraires citees bouclent le volume. L'etude de D.B. traite d'un tres vaste sujet. Le corpus des textes qu'il a lus et le nombre des etudes, couvrant toute sorte d'aspects (historique, litteraire, anthropologique etc.) dont il a integre les resultats a sa demonstration sont impressionnants. La limitation chronologique et thematique ne prete donc pas a discussion, elle releve du bon sens. Un petit regret seulement persiste: pourquoi ne pas avoir consacre quelques remarques (en dehors des pages 42s.) aux textes qui mettent en scene (comme la Bataille Loquifer, Lion de Bourges etc.) les deux rois dans une meme reuvre? Mais cela eüt sans doute grossi davantage une etude de pres de 600 pages, qui deja n'est pas d'une lecture facile, tant son erudition est grande. On aurait certainement pu l'alleger 9a et la, par exemple en reduisant la mise au point academique sur la royaute dans la culture indo-europeenne, qui enfonce un peu des portes ouvertes ( 249-316). L'idee de depart, qui consiste a focaliser l'analyse sur le personnage du roi, est certainement bonne: D.B. tient 1a sans doute un fil conducteur tres valable pour la comprehension de la litterature narrative medievale: suffisamment marginale, dans les textes, pour ne pas avoir a etre chaque fois variee, la figure royale est neanmoins assez constante pour permettre des comparaisons synchroniques. De nombreux textes apparaissent ainsi sous un nouveau jour: par le recul meme de son analyse, qui ne s'encombre pas des details d'un texte donne, mais s'efforce de rendre justice avant tout au personnage du roi, en enjambant textes et genres, D.B. condense, comme une histoire litteraire, en quelques heureuses lignes le «sens» de plusieurs centaines de pages. Notamment le chapitre conclusif Formes et significations des mythes (563-601) est une excellente synthese sur le roman et la chanson de geste tout court. Citons a titre d'exemple un passage qui illustre bien la capacite de D.B. de schematiser juste ce qu'il faut (581-82): «Tout l'effort de la royaute et de la collectivite arthuriennes consiste a maitriser (...) le surnaturel et le divin; dans la chanson de geste, ceux-ci demeurent transcendants, inaccessibles (...): ils s'imposent, et les hommes, pour se les concilier, doivent seulement respecter des rites et un code moral etabli de longue date par l'augustinisme politique. La notion de quete est ici depourvue de sens. (...)Meme s'il [le roi] fait corps avec sa collectivite dans le roman aussi bien que dans les chansons de type rolandien, sa place n'est pas la meme: dans celles-ci il est l'intermediaire privilegie qui fait beneficier Ja societe du surnaturel, dans celui-la au contraire il est Je beneficiare final (...) de la maitrise du surnaturel conquise par l'action de ses chevaliers ou deMerlin.» C'est du reste un des points forts de l'etude de D.B. que de proposer le rapprochement peu habituel entre Je roman arthurien en prose et la chanson de geste. En juxtaposant les deux, il fait ressortir ce qu'ils ont en commun et ! es differences. On peut certes dire que D.B. fait davantage avancer nos connaissances sur l'ensemble de Ja litterature narrative medievale que sur des reuvres precises, etant donne qu'il n'est pas sür qu'on apprenne beaucoup, par exemple, sur le Tristan en prose en examinant, comme le fait D. B., Je personnage du roi Arthur sans tenir compte du roi Marc. Paradoxalement, il peut en revanche etre fructueux de relire, apres, Je Tristan en prose a Ja lumiere des conclusions de D.B. Avec son etude, D.B. aura incontestablement donne des impulsions aux recherches sur Ja litterature narrative duMoyen Age. R. Trachsler * 342 Besprechungen - Comptes rendus PIERRE GALLAIS, La Feea la Fontaine eta l'Arbre. Un archetype [sie! ] du conte merveilleux et du recit courtois, Amsterdam/ Atlanta GA (Rodopi) 1992, 355 p. Depuis l'ouvrage de LAURENCE HARF, Les fees au moyen age. Morgane et Melusine. La naissance des fees, Paris 1984, qui est l'etude complete de la figure de la fee dans la litterature fran9aise et latine medievales, on sait que Morgane et Melusine sont, dans notre civilisation, archetypiques. L'ouvrage de Pierre Gallais, elabore, comme l'indique le quatrieme de couverture, en totale independance de la these de Laurence Harf, ne fait cependant pas double emploi avec celle-ci, car P. G., affirme, lui, l'universalite de l'archetype qu'il retrouve «a tous les siecles et saus toutes les latitudes generalement saus forme orale, la plus remarquable des exceptions etant celle des lais et des romans courtois de notre moyen age». L'archetype dont s'occupe P. G. est constitue de trois elements qu'il expose dans l'introduction (5-16): de la Fontaine (element primordial, fertile et nourricier) de l'Arbre (vegetal, qui fait le lien entre ciel et terre, figure de totalisation, avec Je tronc, les branches et ! es feuilles) et la Fee (belle et humaine par son aspect, s'opposant a la fois aux lutins, aux sorcieres et aux anges). Dans les chapitres suivants, P. G. partira du schema narratif elabore par Propp et mis au point par Greimas pour illustrer les configurations diverses que peut prendre Je meme conte: Le chapitre «La rencontre et Je don» (17-34) traite de la forme la plus simple. A force d'exemples, tires pour la plupart du folklore universel, P. G. etudie Je conte mettant en scene un heros (prince ou pauvre, plus rarement un chevalier, mais toujours un «elu») qui reagit de fa9on appropriee (avec respect, courage ou generosite etc.) en presence de la fee (qui peut, elle aussi, apparaitre saus de nombreuses formes mais pas n'importe lesquelles -, meme animales ou elementaires). Pour son comportement, le heros obtient un don. Ce qui est important, c'est que ce petit conte se dispense de l'interdit. Le Sujet agit et obtient la recompense sans qu'une condition Je lie. Le chapitre 2, «La Perte» (35-72), va precisement etudier Ja phase suivante du schema narratif: Ja transgression et Ja perte. Le heros rencontre la fee, il y a union, soumise a un interdit, transgression et disparition de la fee. C'est l'exemple type du conte melusinien de L. Harf. «La Perte et la Recherche» (73-99), qui correspond a AT 400 et 425, traite de Ja suite: la Quete du Sujet qui tente de retrouver Je conjoint sur un parcours qui peut etre jalonne de nombreux obstacles. Au centre, Yvain, dont P. G. fournit une sorte de commentaire continu folklorique qui montre comment Chretien de Troyes a repris, en ! es rationalisant, les elements qui constituaient l'archetype. Par la suite, P. G. (lüls.) examine le conte de la «Pille du diable» (AT 313), un des plus longs du repertoire indo-europeen, et prepare le chapitre suivant «Formes complexes» (113-30). Le theme fondamental de la rencontre d'un mortel et d'une fee aupres de l'eau connait aussi des variations multiples, dont certaines sont passees en revue ici. Sur son parcours narratif, Je Sujet peut rencontrer des Adjuvants et des Opposants, qui prennent souvent, a l'encontre de la fee, la figure de la (belle-)mere ou de Ja rivale mortelle, aboutissant ainsi au schema de l'«homme entre deux femmes». C'est dans le chapitre «Rapprochements» (131-74) que les choses commencent a se compliquer, car si jusqu'ici, l'etude de P. G. traitait de schemas narratifs (qu'il degageait, comparait etc.), ce sixieme chapitre s'occupe de l'association de deux (ou trois) des constituants de l'archetype. Quand un des elements constitutifs manque, il peut avoir ete, selon P. G., gomme a dessein: ainsi, par exemple, dans le cortege du Graal du Perceval, qui se deroule dans un chateau situe «pres de riviere et pres de bois», le Graal est associe au fer, au feu et au sang, qui nient l'eau, et qui font que la pucelle porteuse n'est pas une fee (137). Le chapitre «Rationalisation» (175-224) montre comment, au Mayen Age, les ecrivains fran9ais tendent systematiquement a rationaliser (ou christianiser) les elements Besprechungen - Comptes rendus 343 surnaturels: la fee dans Lanval de Marie de France, par exemple, n'est jamais explicitement qualifiee ainsi, et dans Yonec, la dame ne fera l'amour avec le fae que lorsqu'elle l'aura vu recevoir la communion. «Le Voyage dans l'autre Monde» (225-83) et le chapitre «Le locus amoenus» (285-323) offrent une sorte de phenomenologie de ces deux espaces qui representent, en general, une station dans la Quete, le lieu de la Rencontre ou de la Reunion. Une breve «Conclusion» (325-33) et un index bien fait bouclent le volume. Comment rendre justice aux vastes lectures de P. Gallais? Chaque pas de son argumentation est cautionne par des dizaines d'exemples, c'est-a-dire des petits resumes, parfois assez exhaustifs, mais toujours (pour autant que je puisse en juger ) fideles, des recits qui contiennent l'element en question. Il me semble que P.G. a atteint le but qu'il s'etait fixe: il a rendu plausible l'existence et l'universalite de son archetype. Ce qui reste ouvert, c'est dans quelle mesure cet archetype est encore operationnel au Mayen Age fran9ais. Certes, les exemples tires de textes medievaux sont nombreux, mais on a parfois l'impression que c'est surtout gräce a l'ingeniosite de P.G. que la constellation de la Fee, de la Fontaine et de l'Arbre se degage des documents et que c'est gräce a la virtuosite avec laquelle il enjambe les siecles et les differentes langues que l'archetype se met en place. Ce n'est que devant le Tristan en prose que P.G. baisse les bras: les elements qui constituent «son» archetype s'entassent pele-mele et ont visiblement perdu leur signification folklorique. «Dans cette invraisemblable compilation (...) tout est casse (...) c'est un amalgame et non une synthese! de themes et de motifs a succes. (...) Decidement, le grand moyen äge est bien mort a l'aube du regne de saint Louis! » (210s.). Je me demande si la «cassure» ne se situe pas, par exemple, trois generations plus haut dans le temps et le Tristan en prose ne serait alors que le point culminant d'une certaine fa9on de traiter la matiere folklorique qui se trouverait deja chez Chretien de Troyes; car comme pour le Tristan en prose et P.G. l'admet volontiers lui-meme le «sens» d'un roman de Chretien de Troyes ne se confond pas avec sa signification folklorique. Entre ! es deux ceuvres, il y aurait dorre une diffärence de degre, mais pas de nature. Ni dans l'une ni dans l'autre, la signification profonde des elements ne serait plus en jeu, mais il s'agirait de reprises litteraires, de phenomenes de surface, qu'il faut interpreter autrement. A moins qu'il ne faille supposer la «cassure» entre le folklore et la «litterature» plus haut encore dans le temps, comme pourrait l'indiquer la jolie histoire celtique du vr e siede citee par P.G., dans laquelle une fille mortelle se fait passer pour une fäe (en utilisant precisement l'archetype de P.G.) afin de venger son pere. P.G. l'allegue comme preuve de la vivacite de l'archetype; on pourrait tout aussi bien y voir un premier effort d'emancipation ironique de la litterature a l'egard du folklore. R. Trachsler * BRIGITTE SCHLIEBEN-LANGE (ed.), Fachgespräche in Aufklärung und Revolution, Tübingen (Niemeyer) 1989, 255 p. (Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft 47) Wissenschaft, das heißt wissenschaftliches Wissen, konstituiert sich notwendigerweise dialogisch. Die Zeit der Aufklärung und der Revolution erweist sich aus diesem Blickwinkel als besonders fruchtbares Forschungsfeld, weil sie a) die Dialogizität der Wissenskonstitution nicht nur erkannt, sondern auch thematisiert hat und weil sich b) am Beispiel der für das 18.Jahrhundert typischen Versuche der vulgarisation scientifique verschiedene, noch heute aktuelle Aspekte des Dialogs Fachmann-Laie oder, rein sprachwissenschaftlich betrachtet, der Beziehung Fachsprache-Allgemeinsprache exemplarisch beschreiben lassen. Der Anspruch dieses Sammelbandes geht aber über eine rein sprachwissenschaftliche 344 Besprechungen - Comptes rendus Betrachtungsweise hinaus und ist bewußt interdisziplinär angelegt. Die Herausgeberin weist in ihrer Vorbemerkung darauf hin, daß sich die Beiträge nicht eindeutig einer Fachdisziplin zuordnen lassen, sondern im Schnittpunkt zwischen Linguistik, Literaturwissenschaft, Wissenschaftsgeschichte und Aufklärungsforschung anzusiedeln sind. BRIGITTE SCHLIEBEN-LANGE übernimmt in ihrem einleitenden Aufsatz, «Dialog und Aufklärung», die Aufgabe, die wichtigsten Merkmale der dialogischen Konstitution von Wissenschaft in einer begrüßenswert konzisen Form zu beschreiben. Es sind dies: explizite Formulierung, Offenlegung der Fragestellungen und deren argumentative Aufarbeitung, Synthese unterschiedlicher Perspektiven, Prozessualität der Wissensgewinnung, d. h. ständige Revision des bis anhin als gesichert angenommenen Wissens, dialogische Konstitution von Wahrheit (in expliziter Anlehnung an die Konsenstheorie von Habermas), plurales Subjekt des Wissenschaftsprozesses (die sogenannte «Community of Investigators»). Aus (fach)sprachwissenschaftlicher Sicht besonders interessant ist die Feststellung (6), daß die heutige Wissenschaftsprosa dazu tendiert, die dialogischen Elemente auf ein Minimum zu reduzieren und die Fragestellungen zugunsten einer reinen Systematisierung des darzustellenden und als gesichert geltenden Wissens wegzulassen. Im Gegensatz zu dieser Art moderner Wissenschaftsprosa stehen Versuche, den dialogischen Prozeß der Wissenschaftskonstitution (-konstruktion) schriftlich und literarisch sichtbar zu machen. In einem knappen historischen Überblick erinnert die Autorin etwa an den philosophischen Dialog bei Sokrates und Platon, an die universitäre Tradition der disputatio (im Gegensatz zur rein diskursiven lectio, Ort der Systematisierung des Wissens), an die Tradition der Katechismen, an die Fachdialoge der Aufklärung und an das Seminar als Ort der Erkenntnis in der Humboldtschen Universität. Vor diesem historischen Hintergrund fällt die Beurteilung der heutigen Situation vergleichsweise ernüchternd aus: «Zweifellos wird auch heute noch Wissen dialogisch erarbeitet (...). Aber wohl nie zuvor in der Wissenschaftsgeschichte waren Erarbeitung und Darstellung von Wissenschaft so weit auseinandergeraten. Der Zwang zur originellen Einzelleistung des Forscher-Individuums hat den Blick für die dialogische Einbindung in die Community of Investigators in ihrer historischen und ihrer aktuellen Dimension verstellt» (12s.). Die ersten beiden Aufsätze des Bandes betrachten aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln Fontenelles Entretiens sur la Pluralite des Mondes (1686). HARTWIG KALVERKÄMPER, «Kolloquiale Vermittlung von Fachwissen im frühen 18. Jahrhundert. Gezeigt an den Entretiens sur la Pluralite des Mondes von Fontenelle», eröffnet seinen Beitrag mit einer interessanten, in ihrer Knappheit aber nur schwer nachvollziehbaren Situierung des Gattungsbegriffs Entretien im unsicheren, vom klassizistischen Kanon vernachlässigten oder gar verachteten Feld der genres mineurs. Der Autor kommt zum Schluß, daß die kommunikativen, dialogischen, kolloquialen Genera im Bereich der nichtliterarischen, sachbezogenen Texte (nach einem Hoch am Ende des 17. Jahrhunderts) während der immer mehr wissenschaftsorientierten Aufklärungszeit deutlich an Bedeutung verlieren. Die für den gout precieux bezeichnende, lockere Verbindung von Wissenschaft und Unterhaltung weicht einem neuen Verhältnis zur Wissenschaft, die sich in der Folge «wissenschaftlich», d.h. monologisch, nicht unterhaltsam, autoritär (vom Autor fest kontrolliert) zu präsentieren hat. In einer detaillierten Analyse des Premier Soir der Entretiens gelingt es Kalverkämper darzulegen, wie nun die kolloquiale, unterhaltende Vermittlung von Fachwissen abläuft. Dabei unterscheidet er zwischen fachbezogenem und nichtfachlichem Sprechen und zeichnet auf, wie deren Wechselspiel auf formaler und thematischer Ebene gestaltet wird. Ziel der Analyse ist es, die Strategien der vulgarisation scientifique im Dialog Laie- Fachmann aufzuspüren und darzustellen. Damit wird auch das rein literaturgeschichtliche Interesse an Fontenelles Text überschritten, und der Aufsatz öffnet sich programmatisch auf das 20. Jahrhundert: «In ihren Möglichkeiten und Grenzen haben das endende 17. und das 18. Jahrhundert der heutigen Zeit vorgeführt, wie dieses kommunikationsethische Besprechungen - Comptes rendus 345 Problem einer vulgarisation scientifique als eine soziale Herausforderung gelöst werden kann» (55). Auch MARIE-FRAN<;OISE MüRTUREUX, «L'Astronomie Fontenellisee ou: Science, Langage et Societe dans l'episteme classique», betrachtet Fontenelles Text über die Astronomie als dialogue de vulgarisation scientifique und erarbeitet in dieser Perspektive die Funktion des Dialogs im Hinblick auf die Textstruktur und die Wissensvermittlung. Gleichzeitig sind die Entretiens aber auch ein Dialog über die vulgarisation scientifique: etwa im später dazugefügten Sixieme Soir, wo unter anderem der gescheiterte Versuch der Marquise, ihr neu erstandenes Wissen ihrerseits weiterzugeben, thematisiert wird. Indem der einführende Brief als vollwertiger Bestandteil in die Entretiens aufgenommen wird, kann die Autorin zwei Adressaten unterscheiden: die Marquise und den im Brief angesprochenen Philosophe. Daraus lassen sich zwei Zielsetzungen ableiten: eine le<;on de physique aux mondains ignorants und eine le<;on de rhetorique aux savants pedants (88). Diesen beiden Problemen widmet Marie-Franr; oise Mortureux je ein Kapitel (Dialogue et Vulgarisation Scientifique und L'Enjeu du Dialogue: La question rhetorique), wobei sich letzteres in erster Linie auf die Diskussion einer Foucaultschen These konzentriert, der zufolge Fontenelles Entretiens die für die episteme classique typische Verbindung zwischen parler und connaft re exemplarisch darstellen soll. Die umfangreiche Überlieferung naturwissenschaftlicher Dialoge dokumentiert BRI- GITTE HOPPE, «Naturwissenschaftliche Fachgespräche zur Zeit der Aufklärung in Europa», und weist damit gleichzeitig auf ein noch zum großen Teil unerschlossenes Forschungsgebiet hin. Ausgehend von den hervorragenden Vertretern der Antike, Platons Timaios, Plutarchs naturkundlichen Dialogen, Varros Gesprächen über die Agrikultur, über die mittelalterlichen philosophischen und theologischen Dialoge eines Augustinus, läßt sich die literarische Form des Gesprächs in den Naturwissenschaften bis ins 19.Jahrhundert belegen. Verschiedene naturwissenschaftliche Dialoge des 17. und 18.Jahrhunderts aus Bereichen wie Astronomie, Alchemie, Chemie, Medizin, Pharmazie aufarbeitend, illustriert und dokumentiert die Autorin drei Arten des Fachgesprächs. Eine erste Gruppe von Dialogen dient der Verdeutlichung und Hervorhebung unterschiedlicher Positionen in einer bestimmten wissenschaftlichen Streitfrage. Die eingeführten Personen sind oft dementsprechend gekennzeichnet. Die dialogische Form bietet dem Autor die Möglichkeit, selbst nicht eindeutig Stellung nehmen zu müssen. In einer zweiten Gruppe ist die Polemik der Hauptgesichtspunkt. Die dritte Gruppe, thematisch definiert, hat vorwiegend apologetische Neigungen und dient der Verteidigung von Religion und Moral. Nicht berücksichtigt, weil einer folgenden Erörterung vorbehalten, sind die zahlreichen Dialoge, die der Belehrung Erwachsener oder dem Unterricht Jugendlicher dienen. Zusammenfassend stellt die Autorin fest, daß die reinen Fachgespräche gegen Ende des 18.Jahrhunderts abnehmen. Die Anzahl der Dialoge zur Wissensvermittlung dagegen nimmt deutlich zu.Ende des 17. und während des 18.Jahrhunderts stellt sich einmal mehr die Frage, wie die angesammelte Wissensfülle zusammengefaßt und dem Leser dargeboten werden kann. Die dabei anstehenden Probleme der Anordnung des Wissens (dispositio) und der Wahl des zu dessen Darlegung geeigneten Stils (elocutio) erörtert CHRISTOPH STROSETZKI in seinem Beitrag über «Die geometrische Anordnung des Wissens. Von Pascals esprit de geometrie zu Diderots und d'Alemberts Enzyklopädie und Buffons Naturgeschichte». Die beiden Dimensionen sind als eng verbunden zu betrachten, kann doch bei der Anordnung des Wissens «stärker mit den Mitteln der Dichtung oder der Gelehrsamkeit vorgegangen werden. Es kann ein «geometrischer» Geist herrschen oder ein an literarischer Aesthetik orientierter» (169s.). Esprit de geometrie ist dabei als Metapher zu verstehen für analytisches, diskursives Denken. Dem steht der esprit de finesse (Pascal) gegenüber, das intuitive, dichterische, ganzheitliche Erfassen der Realität. Die beiden Ansätze auf ihre kogni- 346 Besprechungen - Comptes rendus tiven Voraussetzungen und Implikationen prüfend, erörtert der Autor deren Diskussion von Pascal über die Enzyklopädisten bis hin zu Linne und Buffon. Dabei ist im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts ein eigentlicher Paradigmawechsel zu beobachten. An die Stelle der Geometrie als Modell des Wissens, wie sie etwa noch den Discours preliminaire de l'Encyclopedie D'Alemberts prägte, tritt nach und nach die intuitive, als nicht analytisch verstandene Beobachtung der Realität und deren Beschreibung. Kennzeichnend dafür , steht etwa der esprit observateur, wie er bereits von Diderot charakterisiert wird: «L'esprit observateur dont je parle s'exerce sans effort, sans contention; il ne regarde point, il voit, il s'instruit, il s'etend sans etudier» (187). Für die «Wissensanordnung» bedeutet dies, Abwendung von der Konstruktion großer Systeme, Beschreibung konkreter Einzelfakten. «Gespräche über die Sprache» lautet der Aufsatz von LuowIG M. EicHINGER und CLAIRE LüSEBRINK. Eichinger erörtert den Stellenwert und die Funktion des Fachgesprächs neben der überwiegenden Mehrheit diskursiver Behandlungen wissenschaftlicher Themen. Das Gespräch wird dabei als die «mindere Verwandte» der ernsten Fachschrift empfunden und verfolgt vorwiegend popularisierende und didaktisierende Ziele. Im 18. Jahrhundert ist das Gespräch somit nicht mehr eine erkenntnistheoretische Alternative zur scholastischen Methode, wie es noch bei den Humanisten der Eall war. Der volkserzieherische, unterhaltende Effekt wird in den Vordergrund geschoben. An Hand von deutschen Beispielen des 18. Jahrhunderts ermittelt der Autor den Einfluß verschiedener Traditionsstränge: Neben der philosophischen Tradition sokratisch-platonischer Provenienz spielen vor allem die satirischen Dialoge eines Lukians und die Tradition des Schul- Lehrgesprächs (Katechismus, dialogischer Grammatikunterricht) eine zunehmend wichtige Rolle. Sprachpolitische Dialoge im Elsaß während der Revolution stehen im Zentrum des Beitrags von CLAIRE LüsEBRINK. Es geht dabei in erster Linie um Sprachstreitigkeiten, die durch die Neubewertung des Französischen während der Revolution («une nation, une langue», «langue de la liberte») ausgelöst wurden. Die Autorin analysiert ein elsässisches «Bürger-Gespräch» aus dem Jahre 1790, in dem Befürworter einer beschleunigten «Französisierungspolitik» und Anhänger einer «Zweisprachigkeitspolitik» aufeinanderprallen. Ebenfalls der Revolutionszeit gelten die abschließenden Betrachtungen von BRIGITTE SCHLIEBEN-LANGE, «Stereotyper und internalisierter Dialog. Fachgespräche in der Spätaufklärung». Sie untersucht an Hand der sich an eine ländliche Bevölkerung richtenden Feuille Villageoise und der Elemens d'Ideologie von Destutt de Tracy, einer der Hauptvertreter der ideologues, wie weit popularisierende und rein wissenschaftliche Fachdialoge auseinandertreiben. Bei einem interdisziplinär angelegten Sammelband ist es nicht immer einfach, die verschiedenartigen Ansätze und Blickwinkel richtig zu gewichten und einzuordnen. Jedenfalls, um nur eine der Leistungen dieses Bandes zu erwähnen, eröffnet er eine Vielzahl verschiedenster Fragestellungen, die sonst verborgen blieben und in deren Kombination vielleicht der Schlüssel zur Lösung eines Problems liegt. Eine letzte Bemerkung aus der Sicht der Sprachwissenschaft: Obwohl, wie im Werk mehrmals darauf hingewiesen wird (Kalverkämper, p. 37 und Eichinger, p.198), der Begriff des «Fachgesprächs» noch genauer zu definieren ist, gewährt dieser Band einen ersten Einblick in ein vom linguistischen Standpunkt aus noch weitgehend unbearbeitetes Forschungsfeld. Vor allem die Fachsprachenforschung ist aufgefordert, sich neben den aktuellen Fachsprachen-Problemen vermehrt der historischen Perspektive anzunehmen. M. Bischofsberger * Besprechungen - Comptes rendus 347 PIERRE R. L: EON, Phonetisme et prononciations du franc;ais, avec des travaux pratiques d'application et leurs corriges, Paris (Nathan) 1992, 192 p. (fac. linguistique) Pierre Leon ist einer der bedeutendsten lebenden Phonetiker und v.a. der führende Intonologe im Bereich des Französischen davon zeugen u.a. seine inzwischen in 4. Auflage vorliegende Prononciation du fran,;ais standard, seine Essais de phonostylistique, seine Prolegomenes a l'etude des structures intonatives (zusammen mit Philippe Martin) sowie eine Reihe von Sammelbänden, Einzelaufsätzen usw.1; überdies ist er Herausgeber der hervorragenden Reihe Studia phonetica. - Die hier vorliegende Publikation war ursprünglich als eine Art Summa seines Lebenswerkes geplant, die seine Essais wieder aufnehmen und an die über zwanzigjährige Entwicklung der Forschung anpassen sollte; überdies sollte auch der Soziolinguistik und der Diskursanalyse verstärkt Rechnung getragen werden. Das Manuskript dieses Traite de phonostylistique nahm jedoch einen derartigen Umfang an, daß der Verf. sich entschloß, die einleitenden Teile separat als eine Einführung für Studenten und interessierte Laien zu publizieren. So sind wir gewissermaßen durch Zufall zu einem ausgezeichneten Hand- und Studienbuch gekommen, das durch eine geschickte Auswahl und Präsentation einer Reihe von (linguistischen, phonetischen und intonologischen) Grundbegriffen dem Leser «le fonctionnement phonetique du frarn;:ais, dans son rapport avec la variation» näherbringen will (3). Diese Betonung des Variationsaspekts ist vollkommen neu in einem Werk dieser Art und zeigt auch wenn es sich weniger um einen soziolinguistischen, als vielmehr um einen deskriptiven Variationsbegriff handelt sehr deutlich, in welche Richtung sich die Linguistik in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Trotz dieser variationslinguistischen Orientierung, der wiederholt zum Ausdruck gebrachten Überzeugung, daß die Sprache ein heterogenes, in dialektaler, soziolektaler und pragmatischer Hinsicht differenziertes Phänomen ist, bekennt sich Leon aber auch gleichzeitig zu einer reduktionistischen Darstellung der akustischen und physiologischen Daten, denn nur auf diese Weise können sie eine gewisse explikative Potenz gewinnen (3s.). Korrigiert soll dieses Vorgehen dann durch die phonostilistische Komponente werden, die die systematische Vereinfachung wieder auflöst, um den (gewollten oder ungewollten) «aspects stylistiques de l'expressivite orale» zu ihrem Recht zu verhelfen, ganz gleichgültig, ob sie nun eine dialektale, soziolektale, pragmatische, emotive oder attitudinale Grundlage haben. Leon nimmt hier ausdrücklich die stilistischen Ansätze von Bally und Riffaterre wieder auf, transportiert sie aber vom lexikalischen und morphosyntaktischen auf den phonetischen bzw. phonologisch/ intonologischen Bereich (4). Zur vollen Entfaltung wird dieser Ansatz erst im für 1994 angekündigten Traite de phonostylistique kommen 2 , was allerdings nicht hindert, daß sich auch in der vorliegenden Einführung schon deutlich abzeichnet, was von dieser Darstellung zu erwarten ist. Eine kurze Einleitung (3s.), zwölf Hauptkapitel und eine kondensierte Schlußbetrachtung (163-65) geben hierzu ausreichend Gelegenheit. Dabei ist Kap. 1 den allgemeinen (linguistischen) Grundlagen und Grundbegriffen gewidmet, die Kapitel 2-7 befassen sich mit der segmentalen Phonetik, die Kapitel 8-10 mit dem suprasegmentalen Bereich, die Kapitel 11 und 12 schließlich mit gewissen segmentalen Abhängigkeiten von suprasegmentalen Phänomenen. Jedes dieser Kapitel wird durch einen Katalog von Übungsaufgaben und eine 1 Cf. P. R. LEON, Prononciation dufranc;ais standard, Paris 4 1988; rn., Essais de phonostylistique, Montreal/ Paris/ Bruxelles 1971; rn ./ PH. MARTIN, Prolegomenes a l'etude des structures intonatives, Montreal/ Paris/ Bruxelles 1969. 2 Er soll ebenfalls bei Nathan in Paris erscheinen; im Moment der Redaktion dieser Besprechung (August 1993) liegt er jedoch noch nicht vor. 348 Besprechungen - Comptes rendus themenbezogene Bibliographie ergänzt 3 . Abgeschlossen wird der Band von einem Schlüssel zu den Aufgaben (167-75), einer Bibliographie generale (allgemeine Werke zum Thema, die nicht in die Kapitelbibliographien eingehen; 177s.), sowie einem Namens- und einem Begriffsindex (179s. bzw. 181-85). In dem den (linguistischen) Grundlagen gewidmeten 1. Kapitel (5-16) diskutiert Leon zuerst (im Anschluß an Hjelmslev) die Begriffe contenu und expression. Es schließen dann an: forme und substance, phonematique und phonologie, expression prosodique, accentuation 4 und pause. Es folgen dann Ausführungen zur Kombinatorik, zur Variation, zu Kode und Zeichen, der Natur des Zeichens, seiner Motiviertheit bzw. Arbitrarietät und Konventionalität. All dies ist zweifellos von hohem Niveau, und trotzdem scheinen mir gerade in diesem Kapitel eine Reihe von Vorbehalten angebracht zu sein: - Bei der Diskussion der Begriffe forme und substance (5s.) scheint Leon die Substanz mit den Inhalten bzw. der Semantik gleichzusetzen, die Form dagegen mit der Syntax. Dies ist zumindest wenn man sich für die vorangehende Diskussion von contenu! expression auf Hjelmslev beruft nicht statthaft: als in die Form eingehende Substanzen haben vielmehr rangniedrigere Einheiten (aus der Perspektive der ranghöheren) oder im Endeffekt der außersprachliche im Hinblick auf den sprachlich geformten Bereich zu gelten 5 • Oder mit anderen Worten: Die Form ist die systematische Organisation (valeur) von Außersprachlichem. D.h. aber: Der Gegensatz Form/ Substanz gilt für alle sprachlichen Hierarchie-Ebenen, die phonologische, die semantische, die morphologische, die lexikalische, die syntaktische, die intonologische, usw 6 • - P. 6 wird die Unterscheidung der Laute in Vokale, Konsonanten und Halbvokale (semiconsonnes) als eine Kategorisierung im Bereich der ausdrucksseitigen Substanz bezeichnet. Dies scheint mir zumindest zweifelhaft zu sein: Wenn man die Vokale als den Silbenkern bildend, die Konsonanten als marginale Elemente der Silbe und die Halbvokale als marginalisierte Silbenkerne 7 betrachtet, dann kommt ihnen durchaus funktionaler Charakter und damit der Status von Formen zu. - Die Phone (ich ziehe im Anschluß an Pottier den Ausdruck Phonien vor), d.h. die konkreten Lauteinheiten, würden nach Leon in der europäischen Tradition «elements phonematiques» genannt (6). Bei dem allgemeinen terminologischen Chaos kommt dies in der Tat vor; die normale europäische Bezeichnung ist aber elements phonetiques 8 • - Die Ausführungen auf p. 10 müssen eigentlich so interpretiert werden, daß Leon (im Gefolge von Martinet) zwischen den einzelnen Phonemen eine marge de securite annimmt; in Wirklichkeit überlappen die Realisierungsbereiche der Phoneme, so daß sie 3 Eine kurze Durchsicht dieser Fragen hat ergeben, daß sie im allgemein-linguistischen Teil eher zu einfach, im phonologischen und intonologischen Teil dagegen oft zu schwierig für ein einführendes Handbuch sind. Leons souveräne Beherrschung dieser Materie hat wohl verschiedentlich zu einer Unterschätzung der Schwierigkeiten geführt, die sie einem Anfänger bereiten kann. 4 Leon zieht accentuation dem Terminus accent vor, da dieser auch für den lautlichen Realisierungshabitus gewisser Sprachgemeinschaften, Gruppen usw. verwendet wird. 5 Cf. hierfür L.HJELMSLEV, Prolegomenes ii une theorie du langage, Paris 1968: 73ss.; P. WuNDERLI, Ferdinand de Saussure und die Anagramme, Linguistik und Literatur, Tübingen 1972: 92ss. 6 Eigenartigerweise werden dann bei LfoN, p.120 die beiden Begriffe im Hinblick auf die Intonation vollkommen korrekt angewendet. 7 Zu ergänzen wären noch die Sonanten, die als in der Silbenstruktur zentralisierte Randelemente zu gelten haben. 8 Cf. auch p. 22 etc. Besprechungen - Comptes rendus 349 nur im Kontrast zum phonologischen Kontext mit Sicherheit interpretiert werden können 9 • - Ebenfalls p. 10 werden die Phoneme als Zeichen bezeichnet: La langue peut etre envisagee comme un code, c'est-a-dire un systeme de signes; en l'occurrence phonemes, monemes, regles de composition morphologique et syntaxique. Eine solche Gleichschaltung von Phonemen einerseits, Monemen und Syntaxemen andererseits ist nicht statthaft, denn wir haben es im ersten Fall mit bedeutungsdifferenzierenden, im zweiten mit bedeutungstragenden Einheiten zu tun. Hjelmslev (1968: 63ss.) unterscheidet deshalb konsequent zwischen figures und signes. - Nach Leon sind die Schrift, das Morsealphabet oder die Braille-Schrift Substitute des lautlichen Signifikanten. In Wirklichkeit handelt es sich aber um sekundäre oder tertiäre semiologische Systeme, die dazu dienen, den lautlichen (phonologischen) Code mit anderen Mitteln wiederzugeben; dabei «reinterpretiert» die Schrift den phonologischen Code direkt, das Morse- und das Braille-Alphabet dagegen mittelbar, d.h. über die dazwischengeschaltete Ebene der Schrift 10 . - P. 13 werden «lautliche» und «relative» Motivation in einem Atemzug genannt, obwohl es sich hierbei um zwei grundsätzlich verschiedene Dinge handelt: im ersten Fall haben wir eine Beziehung zwischen einem Signifikanten und dem außersprachlichen Bereich, im zweiten dagegen eine Beziehung zwischen einem komplexeren und mindestens zwei weniger komplexen Zeichen. In den folgenden 11 Kapiteln sind die Vorbehalte bedeutend seltener. Die Behandlung der segmentalen Phänomene (17ss.) beginnt mit Kap 2, «Du son a la graphie: la transcription phonetique». Leon betont (gegen Derrida und seine Schüler), daß der orale Code primärer, die Schrift nur sekundärer (und überdies fakultativer) Natur sei. Er geht auf die Entwicklung der Schrift ein, zeigt, daß sie oft die Sprachentwicklung bremst, diskutiert den phonologischen Grundcharakter der Alphabetschrift, präsentiert verschiedene «exakte» Transkriptionssysteme, um dann ausführlicher auf das API und seine Verfeinerungsmöglichkeiten einzugehen. Es folgt dann noch ein Überblick über die französischen Vokale und Konsonanten sowie eine Diskussion der Begriffe mot phonique, groupe rythmique und groupe le souffle. - Kap. 3, «La nature physique des sons de la parole» (29ss.), differenziert zuerst zwischen artikulatorischen, akustischen und auditiven (perzeptiven) Aspekten und ihren Parametern (Dauer, Intensität, Tonhöhe, Timbre). Es folgen dann Ausführungen zur akustischen Analyse der Laute, zur Formantenstruktur usw. Kap 4, «La perception des sons de la parole» (41ss.), liefert hierzu die perzeptiven Entsprechungen, und in Kap. 5, «La production des sons de la parole» (46ss.), wird ausführlich auf die artikulatorischen Aspekte eingegangen: die Artikulationsorgane werden detailliert vorgestellt und im Zusammenhang mit ihren Funktionen Phänomene wie Flüstern, (Ent-)Sonorisierung, Silbenbildung usw. diskutiert. Nach der Behandlung der Artikulationstypen und -orte wird dann noch ausführlich auf die wichtigsten Analysemethoden, die Palatogramme und die Röntgenfilme, eingegangen, die jedoch beide den Mangel haben, nur zweidimensionaler Natur zu sein; die Zukunft dürfte deshalb der holographischen Darstellung gehören, die im Moment von A. Marchal entwickelt wird, und die gute Chancen hat, die scheinbare Unstabilität gewisser Artikulationen über kompensatorische Phänomene in der dritten Dimension erklären zu können. - Kap. 6 und 7 widmen sich dann der Klassifikation der Konsonanten (65ss.) und Vokale (79ss.). Hier wird nun deutlich, warum der artikulatorische Bereich vom Verf. bevorzugt behandelt worden ist: Die artikulatorische Klassifi- 9 Cf. P. WuNDERLI, Französische Intonationsforschung, Tübingen 1978: 128 et passim. 10 Cf. P. WUNDERLI, Saussure-Studien, Tübingen 1981: 25ss. 350 Besprechungen - Comptes rendus kation ist für ihn nachwievor die einzig überzeugende (67). Neben der Klassifikation wird auf kombinatorische Phänomene 11, komplementäre Distributionen, individuelle, dialektale, soziale und phonostilistische Varianten eingegangen; ebenso wird versucht, den spezifischen Charakter des Französischen im konsonantischen und vokalischen Bereich herauszuarbeiten. Auffallen muß, daß Leon immer nur mit (durchaus korrekten) Matrixdarstellungen arbeitet. Hier wäre für die Zukunft zu überprüfen, ob Arboreszenzen nicht zum Teil erheblich aussagekräftiger sind. Würde man z.B. die frz. Nasalvokale nicht nur nach den Kriterien anterieur! posterieur und ecarte/ arrondi in eine Matrix einbinden, sondern eine hierarchisierte Baumdarstellung des folgenden Typs wählen: [Nasalvokal] -------------palatal ! EI � gespreizt m gerundet ! &! velar / Ä O / gespreizt / eil gerundet / 3/ dann könnte so nicht nur der (De-)Kodierungsvorgang simuliert werden, sondern über das Einbringen der Archiphoneme auch deutlich gemacht werden, was bei der Neutralisierung von Oppositionen wie m vs. / &/ oder / eil vs. / 3/ passiert: nämlich eine Tilgung der untersten Merkmalstufe und ein Rückgriff auf die Ebene der Archiphoneme. Die drei den Suprasegmentalia gewidmeten Kapitel (95ss.) beginnen in Kap. 8 mit Ausführungen zur rhythmischen Grundstruktur (Silben und Silbengruppen), wobei die Silbe als pulsionelle Größe mit im Frz. ausschließlich vokalischem Kern gesehen wird. Nach dem Silbenschnitt (interne Junktur) wird dann die frz. Silbenstruktur dargestellt, die durch eine Tendenz zur offenen Silbe gekennzeichnet ist und dem Frz. seinen spezifisch sonoren Charakter sichert. Es folgen weiter: Artikulationsdauer der Phonien, Silbendauer, dialektale und phonostilistische Varianten, Silbengruppen (mot [groupe] phonique, groupe de souffle, groupe rythmique), die Pause und ihre phonostilistischen Aspekte, Realisierungart und Tempo. Überraschen muß in diesem Teil, daß nach Leon bei Paaren wie bete/ bette, pate! patte usw. der Quantitätsunterschied im Verschwinden begriffen sein soll (99). Nach meinen eigenen Daten ist dies keineswegs so; vielmehr besteht eine deutliche Tendenz, Qualitätsunterschiede wie / a/ vs. / a/ , / ,;,/ vs. lad usw. zu nivellieren, und diesen Abbau durch einen Quantitätsunterschied aufzufangen: Wir hätten also viel eher eine Rephonologisierung der Quantität. - Kap. 9 (107ss.) ist der accentuation und dem rythme gewidmet. Es werden nacheinander diskutiert: Natur, Ort und Funktion des Normalakzents, der Insistenzakzent, der groupe rythmique, dialektale, diskursive und emotive Varianten, die pragmatische Funktion des Rhythmus, die Universalienfrage, die rhythmischen Typen und die Tendenz zur Isochronie, und schließlich Form und Substanz des Akzents. - In Kap. 10 kommt Leon zum eigentlichen Kern seiner Darstellung, der Melodie und der Intonation (119ss.). Nach einer sorgfältigen Einführung der Begriffe Frequenz, Tonhöhe, Melodie und Intonation geht er auf den Zusammenhang zwischen Akzent und Intonation ein und diskutiert das Intonem (signe intonatif), das teils als motiviert, teils 11 Bei den Vokalen zeigt Leon, daß es in beschränktem Umfang auch so etwas wie eine Vokalharmonie gibt (85), was sicher nicht als allgemein bekannt gelten darf. Besprechungen - Comptes rendus 351 als konventionell gesehen wird. Nach Verf. ist zwischen drei verschiedenen linguistischen Intonationsfunktionen zu unterscheiden, die als / '\., / und '\. symbolisiert werden können und denen die Werte 'Aussage','Entscheidungsfrage' und 'Injunktion' zugewiesen werden(121) 12• Hier würde ich wieder einmal einige Vorbehalte anmelden. Leon arbeitet in dieser Darstellung nur mit drei Mustern, was eine Halbierung der Zahl gegenüber seinen früheren Arbeiten(und gegenüber Delattre, Wunderli 13 usw.) bedeutet. V.a. wird auch nicht klar,in welchem Zusammenhang diese Einheiten mit den später eingeführten Konturen der Parenthese, Kontinuation, Ergänzungsfrage und Implikation (122, 131 et passim) stehen und welcher Status dieser zweiten Gruppe zukommt. Überdies scheint es mir nicht statthaft, von einer role phonologique zu sprechen, handelt es sich doch ganz offensichtlich um Zeichen, denen im Gegensatz zu den phonologischen Einheiten eine Inhaltsseite zukommt. Faßt man Leons Ausführungen zusammen, so kommt man nachwievor auf einen Grundstock von sechs Konturen, die man in seiner Notation folgendermaßen symbolisieren kann 14: / (continuation), / / (Entscheidungsfrage),'\.(Finalität), '\.'\. (Injunktion und Ergänzungsfrage), ---+ (Parenthese) und/ / '\. (Implikation). Es folgen weiter die phonetische Beschreibung der Intonationsverläufe mithilfe von 5 Niveaus, die Diskussion der Rolle der nicht-melodischen Parameter (Intensität und Dauer), die Zusammenhänge zwischen Intonation und Syntax 15, die komponentielle Analyse, phonostilistische, identifikatorische und impressive Funktionen sowie die prioritäre Rolle der Intonation beim primären Spracherwerb. Den Abschluß der Darstellung machen die beiden Kapitel über die Rückwirkungen des suprasegmentalen auf den segmentalen Bereich,in denen die Probleme des g-muet(141ss.) und von liaison und enchainement(151ss.) diskutiert werden. Die Darstellung zum [g] ist etwas verwirrend, da Leon ihm einerseits phonologischen Status abspricht, ihm andererseits aber doch wieder phonologische Funktionen zugesteht, da es mit 0 kommutieren kann, da [g/ 0] mit anderen Vokalphonemen eine Opposition konstituieren können (z.B. porte/ porta/ portait), und es minimale Paare vom Typus l'eau! le haut gibt(142). Die weiteren Ausführungen(143) scheinen mir aber eine ganz andere Lösung nahezulegen: Im Falle von le haut ist das Graphem h als Wiedergabe des Glottisstops (/ ? / ) zu interpretieren, der als eine Art «Archikonsonant» gelten kann. Dies würde es aber erlauben, [g] als eine Variante der Archiphonems (E (mit den phonologischen Realisierungen / re/ und / r/J/ in betonter Silbe) zu interpretieren, die nur in unbetonter offener Silbe vorkommt und ihrerseits eine Untervariante [0] neben sich hat. - Im Schlußkapitel greift Leon dann nochmals weiter aus und bringt die Ergebnisse seiner Darstellung mit den drei Ebenen System, Norm (deskriptiv und präskriptiv) und Rede von Coseriu in Zusammenhang. Überdies schließt er an den soziolinguistischen Ansatz von Labov an, von dem er v.a. die Theorie vom lnferioritätskomplex der unteren Schichten (besser: der unteren Mittelschicht) und den daraus resultierenden Hyperkorrekturen übernimmt. Es ist in der vorhergehenden Darstellung deutlich geworden, daß ich im Detail mit Leon manchmal nicht gleicher Meinung bin. Dies ist aber in einem derart komplexen(und letztlich nachwievor wenig erforschten) Gebiet wie der Intonologie fast eine Selbstverständlichkeit; dazu kommt noch der außerordentlich weit gesteckte Rahmen dieser Prä- 12 Cf. auch LfoN 1992: 8. 13 Cf. v.a. P. WuNDERLI, «Intonationsforschung und Prosodie», LRL 511 (1990), 34ss. 14 Eine Doppelung des Verlaufssymbols bedeutet eine Verstärkung des Anstiegs bzw. Abfalls. 15 Dieser Teil ist besonders wichtig,weil Leon deutlich macht, daß bei eindeutiger morphosyntaktischer Markierung gewisser Funktionen die Intonation redundant und damit auch verzichtbar bzw. durch eine «neutrale» ersetzbar wird (129ss.); dadurch wird ein wichtiges Argument von Martinet und seinen Schülern gegen die Relevanz der Intonation entkräftet. 352 Besprechungen - Comptes rendus sentation, der ebenfalls öfters Gelegenheit zu unterschiedlichen Auffassungen liefert. Ich zögere aber nicht im geringsten, den vorliegenden Band als eine ausgezeichnete, auf dem letzten Stand der Forschung basierende Einführung in die Phonetik und Phonologie zu bezeichnen, die den einmaligen Vorteil hat, daß sie dem suprasegmentalen Bereich einen zentralen Platz einräumt, ja letztlich auf die Behandlung dieses Bereichs geradezu zugeschnitten ist.Am häufigsten sind die Schwächen im allgemeinen ersten Kapitel.Dann aber unterliegt die Darstellung einem ständigen Crescendo, das in der Hausdomäne des Verfassers, der Intonologie, kulminiert.Nach diesem «Vorlauf» darf man auf den angekündigten Traite de phonostylistique zu Recht in höchstem Maße gespannt sein. P. W. * NIKOLAUS ScHPAK-DoLT, Einführung in die französische Morphologie, Tübingen (Niemeyer) 1992, 138 p. (Romanistische Arbeitshefte 36) Die vorliegende Publikation behandelt ein Gebiet, das zum Teil bereits Gegenstand von früheren Romanistischen Arbeitsheften war.Diese Werke, die Generative Morphologie des Neufranzösischen von Ferenc Kiefer und Ulrich Wandruszkas Probleme der neufranzösischen Wortbildung, wurden allerdings aus der Warte der Generativisten geschrieben. Schpak-Dolt orientiert sich demgegenüber bezüglich Terminologie und Methode am amerikanischen Strukturalismus. Was versteht man heute unter Morphologie? Laut Schpak-Dolt ist es «diejenige Teildisziplin der Sprachwissenschaft, die sich mit der Struktur (dem <inneren Aufbau,) der Wörter befaßt. Üblicherweise unterscheidet man innerhalb der Morphologie zwischen Formenlehre [Flexionslehre] und Wortbildungslehre....Manchmal wird Morphologie mit Flexionslehre gleichgesetzt, wobei dann ein Oberbegriff für Flexion und Wortbildung fehlt» (1). Abgesehen davon, daß die Frequenzverteilung von «üblicherweise» und «manchmal», betrachtet man neuere Arbeiten zu Flexion und Wortbildung, eher zweifelhaft ist, stellt man fest, daß sich die Abgrenzung der Morphologie hierin zunächst erschöpft. Nähere Ausführungen, weshalb der Verf. die Wortbildung in die Morphologie integriert, findet man erst am Ende der Einleitung: «Die Wortbildungslehre ist die Darstellung der Verfahren, nach denen aus einfachen Lexemen komplexere gebildet werden. Die Flexionslehre stellt die Bildung verschiedener Formen eines Lexems dar. Die Teilung in Stamm und Endung spiegelt die Unterscheidung von Wortbildung und Flexion wieder. Konsequenter wäre es, wenn die Wortbildung <Stammbildung> hieße; noch konsequenter: <Bildung des Radikals»> (36 ). Nicht nur kann es bedenkliche Konsequenzen haben, wenn man die Wortbildung als Stammbildung betrachtet (s.u.), auch überrascht die Selbstverständlichkeit, mit der die Wortbildung der Morphologie zugeordnet wird. Zwei aktuelle Einführungswerke zeigen diesbezüglich wesentlich mehr Problembewußtsein, obwohl die Wortbildung in ihren Werken anders als bei Schpak-Dolt keine zentrale Stellung einnimmt.Laut W.Dietrich und H. Geckeler (Einführung in die spanische Sprachwissenschaft, Tübingen 1990) divergieren die Meinungen bezüglich der Stellung der Wortbildung in der Linguistik stark.Je nachdem werde sie als ein Teil der Morphologie, der Lexik, der Syntax oder als autonomes Gebiet betrachtet (Drnrnrctt/ GEcKELER 1990: 90). P. Wunderli vertritt in seinem Band Französische Lexikologie (Tübingen 1989) die Auffassung, daß die Zuordnung der Wortbildung bei Wunderli Lexematik genannt zur Morphologie heute überholt sei.Der entscheidende Unterschied zwischen Lexematik und Flexion sei, daß erstere neue Wörter bzw.Lexien schaffe, die Flexion dagegen nicht (WuNDERLtl989: 74). Daß es zumindest sehr heikel ist, Wortbildung und Flexion in einer Oberkategorie zu rubrizieren, zeigt sich an folgender Aussage Schpak-Dolts: «Die Morphologie ist gekenn- Besprechungen - Comptes rendus 353 zeichnet durch das Bestreben, regelmäßig wiederkehrende Eigenschaften der Wortstruktur zu erkennen und zu beschreiben, aber im Einzelfall auch Abweichungen von der Regelmäßigkeit festzustellen» (1). Diese Aussage ist ohne daß Schpak-Dolt dies sagt wesentlich stärker auf den Bereich der Flexion gemünzt, sieht doch die «Realität» in der Wortbildungslehre so aus, daß das Aufstellen von Regelmäßigkeiten nur begrenzt möglich ist und Abweichungen weitaus mehr als Einzelfälle betreffen. Schpak-Dolt gliedert sein Buch in drei Hauptteile. Auf eine ausführliche, knapp ein Drittel des Buches umfassende Einleitung (1-37) folgen ein Teil zur Wortbildung (38-85) sowie ein Teil zur Flexion (86-126). Den Schluß desBuches bilden zwei Anhänge (127-32) sowie eine Bibliographie (133-38). In der Einleitung stellt Schpak-Dolt nach der knappen Skizze des Gegenstandsbereichs der Morphologie (1) zunächst unterBerufung aufBloomfield denBegriff der sprachlichen Form vor (2-4) und beschäftigt sich näher mit den linguistischen Einheiten Morph, Morphem und Allomorph (4-16). Im Abschnitt «Morphophonemik» erläutert er, wann bei Morphemen mit mehreren Allomorphen welches Allomorph steht (16-19). Danach problematisiert er den Terminus «Wort» und erläutert die Unterscheidung von «grammatischem Wort» und «lexikalischem Wort» (19-23), stellt freie und gebundene, grammatische und lexikalische Morpheme einander gegenüber und unterscheidet zwischen Wurzel und Affix (24-27). Dann stellt Schpak-Dolt zwei Möglichkeiten vor, Affixe zu klassifizieren zum einen könne dies nach ihrer Position im Wort (Präfixe, Suffixe usw.), zum anderen nach ihrer systematischen Funktion (Flexions-, Derivations- und Stammerweiterungsaffixe) geschehen (28s.). Der Schlußabschnitt der Einleitung trägt die Überschrift «Wortstruktur» (29-36): Hier widmet sich der Autor den Termini «mittelbare» und «unmittelbare Konstituenten», erläutert unter Berufung auf Wells und Nida die Prinzipien der Konstituentenanalyse und definiert vor diesem Hintergrund die Begriffe «Endung», «Stamm» und «Radikal». Die zu Beginn eingeführten Termini (v. a. Endung, Stamm und Radikal) sowie die Methode der Konstituentenanalyse ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch und werden immer wieder für Definitionen von Begriffen wie Kompositum, Derivat, Flexionsschema, Flexionsendung usw. herangezogen. Der sich an die Einleitung anschließende Teil über die Wortbildung ist in drei Kapitel untergliedert. Im ersten Kapitel, «Allgemeines zur Wortbildung» (38-43), gibt der Verfasser zunächst einen Überblick über die verschiedenen Wortbildungsverfahren und definiert dann die Begriffe Simplex, Derivat und Kompositum. Es folgen Erläuterungen zu den Begriffen «Motivation» und «Produktivität» sowie zur Unterscheidung von volkstümlichen und gelehrten Bildungen. Im zweiten Kapitel («Derivation» [43-58]) geht es nach einer kurzen Vorstellung der Termini Derivation, Derivat und Derivationsbasis (43s.) zunächst um die Suffigierung (44-74). Die wesentlich kürzeren Ausführungen zur Präfigierung tragen den Titel «Präfigierung und Parasynthese» (zu der keinesfalls naheliegenden Nebeneinanderstellung s. u.) (74-85). Auch wenn die Komposition hier bereits in einem Abschnitt angesprochen wird, sind die Ausführungen diesbezüglich insgesamt doch arg kurz geraten; das der Komposition gewidmete dritte Kapitel füllt nur knapp vier Seiten (86-89). Zum Vergleich: Allein der Passus über Alternationen in der Derivationsbasis umfaßt zehn Seiten (46-56); der Derivation sind insgesamt 43 Seiten gewidmet. Im dritten Teil des Buches geht es um die Flexion. Er ist in vier Kapitel untergliedert. Im ersten Kapitel, «Allgemeines zur Flexion» (91-96), werden die Termini Flexionsschema, lexikalisches Wort und Paradigma erklärt, der Ausdruck «grammatische Kategorien» wird aufgesplittet in «spezifische Kategorien» (z.B. Singular, Plural, Präsens) und «generische Kategorien», d. h. Mengen von spezifischen Kategorien. Die Kapitel zwei bis vier beschäftigen sich jeweils mit der Flexion einer Wortart. Im zweiten Kapitel (97-99) geht es um die Substantivflexion, im dritten Kapitel (100-05) um die Adjektivflexion und 354 Besprechungen - Comptes rendus im vierten, verständlicherweise umfangreicheren Kapitel (106-25 ) um die Verbflexion. Den Abschluß bilden zwei Anhänge, in denen der Autor besonders detailliert verschiedene Möglichkeiten, sprachliche Formen zu zerlegen, durchexerziert. «Anhang I» (127-29) hat ein spezielles Problem der Wortbildung zum Gegenstand, nämlich die verschiedenen Möglichkeiten, gelehrte Ableitungen zu analysieren (etwa cre-ation oder cre-ation oder cre-a-t-ion). «Anhang II» (130-32) beleuchtet ein analoges Problem der Flexion näher: es geht um die verschiedenen Zerlegungsmöglichkeiten von Futur und Passe simple (z.B. vend- -rons oder vendr- -ons). Verschiedene Aspekte zeugen vom Bemühen des Verf., dem potentiellen Leserkreis Romanistischer Arbeitshefte gerecht zu werden.Auch Grundbegriffe, die nicht primär dem Bereich der Morphologie entstammen, wie Phonem und Graphem (2), Synonymie und Homonymie (3s.), werden vom Autor kurz definiert und erklärt. In der Einleitung gegebene Definitionen von Grundbegriffen wie «Flexionsendung», «Stamm» und «Radikal» (3 5s.) werden im Verlauf des Buches wiederholt, bzw.es erfolgt ein Verweis auf die Stelle, an der sie bereits definiert wurden. Positiv ist zudem, daß Schpak-Dolt im allgemeinen keineswegs vor der Problematisierung komplexer Sachverhalte zurückschreckt..Er stellt sowohl Unterschiede in den Terminologien als auch divergierende Standpunkte zu einzelnen Fragen ausführlich dar, wobei seine eigene Position immer klar hervortritt. Um die Fülle an Informationen kanalisieren zu können, arbeitet Schpak-Dolt mit zwei verschiedenen Schriftgrößen. Diese unterschiedliche Gewichtung der Informationen verhindert, daß der Text überfrachtet wirkt und zerfasert. In kleinerer Schrift findet man z.B. sehr viele Literaturangaben, Sonderfälle etwa Ausnahmen zu einer bestimmten morphophonemischen Regel (48) oder unikale Morphe (Hirnin Himbeere [5]) sowie unterschiedliche terminologische Gebräuche, z.B. bei dem Terminus Lexem (23 ). Manchmal finden sich dort auch Positionen, die konträr zu seiner eigenen Auffassung sind eine in Detailfragen wie: «Sind bestimmte Suffixe Varianten eines Morphems oder eigenständige Morpheme? » ( 68) durchaus angemessene Art der Darstellung. Leider verkehren sich diese positiven Ansätze öfter in ihr Gegenteil, so daß das Werk insgesamt nur bedingt seinem Einführungscharakter gerecht wird. Da sind zum einen die bisweilen umständlichen und verschlungenen Formulierungen zu nennen, die die Lektüre sehr mühsam gestalten. Zur Erklärung der Allomorphierelation schreibt Schpak-Dolt: «Sei F eine sprachliche Form, die aus n Morphen besteht und M eine Morphemfolge aus n Morphemen.Die sprachliche Form F repräsentiert die Morphemfolge M gdw.für alle i mit 1 [:S] i [:s] n gilt: das i-te Morph in Fist Allomorph des i-ten Morphems in M» (14). Ob es den Leser da tröstet, wenn Schpak-Dolt nach dem Hinweis darauf, daß in der Literatur häufig Morphem statt Morph zu finden sei, sagt: «Wenn eine Unterscheidung vollkommen klar ist, darf man sie ruhig etwas nachlässig handhaben» (24)? Die Definition für das Kompositum lautet: «Ein grammatisches Wort ist ein Kompositum, wenn sein Stamm so in Konstituenten zerlegt werden kann, daß jede unmittelbare Konstituente des Stamms eine Wurzel enthält» ( 86). Er fährt immerhin fort mit: «Warum diese komplizierte Formulierung? » ... Die umständlichen Formulierungen scheinen mir zum Teil eine Eigenart des Autors zu sein, zum Teil aber auch im Zusammenhang mit der von ihm gewählten und mit äußerster Konsequenz angewandten Terminologie und Methode des Strukturalismus amerikanischer Prägung zu stehen. Sie erschweren bzw. verhindern sogar das Einprägen der Definitionen. Natürlich werden die einzelnen Elemente der Definitionen in früheren Abschnitten vom Autor eingeführt. Der Leser kann (muß? ) also die Definitionen der einzelnen Komponenten nachlesen und auf diese Weise dann die Beschreibung der Allomorphierelation oder die Definition der Komposition nachvollziehen. Eine Einführung sollte jedoch auch zum Ziel haben, Definitionen als Rüstzeug mit auf den Weg zu geben. Das ist aber nicht möglich, wenn die Definitionen nur aus dem Kontext der gesamten Einführung verständlich sind. Besprechungen - Comptes rendus 355 Hinzu kommt, daß die erwähnte, an sich sehr positive Problematisierfreudigkeit Schpak-Dolts mitunter seltsame Blüten treibt. Das fällt vor allem bei seiner Darstellung der Parasynthese auf. Zunächst wundert man sich, nach dem Punkt 2.2, «Suffigierung » , unter 2.3 «Präfigierung und Parasynthese » zu finden. Warum wird die zwischen Prä- und Suffigierung stehende Parasynthese der Präfigierung zugeordnet und nicht in einem eigenen Kapitel besprochen? Unter 2.3.1, «Allgemeines » , gibt Schpak-Dolt folgende Definition: «Parasynthese ist die gleichzeitige Anfügung eines Präfixes und eines Suffixes an einen Wortstamm. » (75) die Existenz der Parasynthese wird also keinesfalls in Frage gestellt. Unter 2.3.4, «Kann Präfigierung die Wortklasse verändern? » (81s.), taucht die Parasynthese sozusagen durch die Hintertür wieder auf. Die Überschrift überrascht, gilt es doch eigentlich als unumstritten, daß die Präfigierung im Gegensatz zur Suffigierung keine Wortartveränderung bewirken kann. Laut Schpak-Dolt gibt es jedoch eine Reihe von denominalen und deadjektivischen Verben, die diese Auffassung in Frage stellen. Als Beispiel für denominale Verben führt er affronter, agenouiller, atterrir, alunir, debarquer, debourgeoiser und depoussierer auf, als Beispiel für deadjektivische Verben affiner, ajuster, assurer, attarder, attrister, aplatir, eloigner. Diese Verben sind jedoch sämtlich Parasynthetika auch nach Schpak-Dolts Definition (75)! Es kommt einer Quadratur des Kreises gleich, mit parasynthetischen Bildungen in Frage stellen zu wollen, daß präfixale Bildungen keine Wortarten verändern können. Schpak-Dolts Argumentation beginnt mit der Frage: «Wie ist der Verbstamm debarquvom Nomen barque abgeleitet? » Es wird also suggeriert, daß sich nur am Wortanfang etwas verändert habe; das Infinitivsuffix nach dem Verf., anders als z.B. bei Thiele, kein Derivations-, sondern ein normales Flexionsaffix-wird vernachlässigt. Man hat den Eindruck, daß der Autor in gewisser Weise im Netz seiner eigenen Terminologie und Methode gefangen ist. Statt Wortbildung schlägt er den Terminus Stammbildung vor (36; s.o.); diese Perspektive führt anscheinend zur Fixierung auf den Wortstamm und damit zu Fragen wie der nach der Ableitung des Verbstamms debarquvom Nomen barque. Schpak-Dolt stellt zwei Antwortmöglichkeiten vor und läßt offen, welche er bevorzugt: «Entweder man räumt ein, daß die Anfügung eines Präfixes einen Wortartwechsel bewirken kann, oder aber man hält an dem Dogma fest: Präfigierung allein kann keine Änderung der Wortart zur Folge haben. Dann ist man gezwungen anzunehmen, daß es nicht die Präfigierung allein ist, die den Übergang vom Nomen zum Verbstamm bewirkt, sondern das Zusammenspiel der Präfigierung mit einer Suffigierung. Ein solches Zusammenspiel heißt Parasynthese » (82). Hier wird eine Alternative vorgestellt - Wortveränderung durch Präfigierung oder durch Parasynthese -, die meiner Ansicht nach keine ist. Denn durch Präfigierung entstünde lediglich die (nicht existierende Form •debarque aber wo käme das Infinitivsuffix -er her? Leider läßt der Autor seine allgemein zu konstatierende Diskussionsfreudigkeit gerade bei einigen zentralen Fragen vermissen. Dies war bereits bei der eingangs erwähnten Abgrenzung der Morphologie der Fall und gilt auch für den Abschnitt zur Komposition. Eine Definition, die das Kompositum als in mehrere Wörter zerlegbares Wort beschreibt, weist er mit der Begründung zurück, daß sie die gelehrten Bildungen wie psychologie, tomographie sowie die «Mischbildungen mit gelehrten und französischen Elementen » , z.B. aerogare, nicht erfassen würde (86/ 89). Daß im allgemeinen (z.B. A. Martinet, Elements de linguistique generale, Paris 3 1991: 135) genau andersherum argumentiert wird, man nämlich als Bedingung der Komposition ansieht, daß die einzelnen Elemente als freie Morpheme auftauchen können und die gelehrten Bildungen auf neulateinischer Grundlage deshalb nicht als Komposita, sondern als ein Sonderfall behandelt werden, dazu sagt Schpak-Dolt kein Wort. Definitionen, die in einigen Fällen trotz oder gerade wegen des Willens nach Klarheit und Vereinheitlichung zu komplizierten, formalisierten Gebilden werden, nicht immer nachvollziehbare Gewichtungen des Stoffes, verschlungene Argumentationsketten und die 356 Besprechungen - Comptes rendus Nicht-Probleniatisierung zentraler Fragen dies alles sind Leseeindrücke, die die erkennbaren guten Ansätze überlagern. Yvonne Stark * Luoo MELIS (ed.), La predication seconde' , Paris/ Gembloux (Duculot ) 1988, 184p. (TL17 ) Die unter dem Titel «La predication seconde» im November 198 8 unter der Herausgeberschaft von Ludo Melis erschienene Aufsatzsammlung der Travaux de linguistique 17, «Revue internationale de linguistique fran9aise», behandelt insgesamt neun Beiträge, welche Gegenstand eines zuvor an der Universite de Gant abgehaltenen colloque international waren. Im Mittelpunkt des Kolloquiums sollte die gemeinhin durch Prädikate realisierte Basis einer jeden Aussage stehen, welche, als sprachliche Universalie bewertet, generell als Prädikation definiert wird. Im Rahmen der Sprechakttheorie als Teilakt beim Sprechaktvollzug ausgewiesen, nämlich als propositionaler Akt, bezeichnet die Prädikation als eine nicht-additive semantische Beziehung allgemein Aktion und Resultat einer Spezifizierung von Objekten oder Sachverhalten anhand der aristotelischen Kategorien nach Quantität, Qualität, Raum und Zeit, bzw. kennzeichnet die Relationen zwischen Objekten. Der Begriff der prädikativen Beziehung meint in diesem Zusammenhang die Subjekt (S )-Prädikat (P )-Beziehung, deren Elemente (S-P) sich gegenseitig voraussetzen (BusSMANN 1983: Prädikation; LEWANDOWSKI 1976: Prädikation; u.a.). Hinsichtlich des formalen Aufbaus der vorliegenden Sammlung ist positiv hervorzuheben, daß auf die Vorstellung der einzelnen Beiträge (7-176 ) eine Kurzdarstellung der in den Aufsätzen verfolgten Intentionen und schließlich entwickelten Thesen als «Resume» (17 7-80) folgt. Ihr wirkliches Augenmerk richtet die Sammlung jedoch nicht auf den Begriff der Prädikation, sondern auf eine Sonderform derselben, auf die sog. sekundäre oder auch integrierte Prädikation, welche Luoo MELIS in seinem einführenden Beitrag, «La predication seconde: Presentation» (7-12), einzugrenzen versucht.Aus semantischer Sicht sei die sog. sekundäre Prädikation u.a. zu definieren als «(...) relation predicative integree dans un predicat a un niveau superieur (...)», wobei hier jeder apport de sens über den Prädikationsbegriff erklärbar sei, was dann den Verlust der Spezifizität der sekundären Prädikation zur Folge habe (8s.). Die Behandlung der Prädikation als syntaktische Relation im Rahmen der syntaktischen Analyse gehe dagegen von einer Solidarität von Subjekt und Prädikat aus, welche jeden der beiden Terme als Voraussetzung des jeweils anderen definiert, was durch die die Terme verbindenden kongruenten Formen markiert sei. In diesem Sinne sei die «(...) reconnaissance d'une predication seconde (...) liee a celle d'une relation entre sujet et predicat» (9). Der Begriff der predication seconde bzw. integree beziehe sich jedoch vorzugsweise auf jene Syntagmen, in welchen der Verbalteil des Prädikats über eine Paraphraseoperation rekonstruierbar sei (9). In Anbetracht der Umstrittenheit dieser Operationen könne noch auf zwei andere Strategien zurückgegriffen werden. Die eine der beiden verlange erneut von einer «(...) solidarite bipolaire entre deux termes comme marque suffisante» auszugehen, welche sich sowohl in autonomen, als auch in integrierten Strukturen nachweisen ließe. In letzterem Falle läge dann zwar eine Verbundenheit der Terme durch eine relation de solidarite, wie in J'ai vu (Marie/ heureuse), vor, diese sei jedoch bezogen auf das «(...) verbe constructeur de l'enonce global» (9). Die andere Strategie bestehe darin, «(...) a situer l'enonce canonique a noyau verbal qui rend la predication seconde explicite au niveau des implications et presuppositions de l'enonce de base et non a celui des structures syntaxiques associees ou sous-jacentes» (9s.). Schließlich erlaube eine pragmatische Analyse die Behandlung der Prädikation als einen Besprechungen - Comptes rendus 357 die Verbindung zwischen zwei Termen etablierten Akt, wobei einem Term die fonction de support, dem anderen diejenige des apport d'information zukomme. Ferner konstituiere dieser Akt«(...) l'entite (...) en un objet de discours, c'est-a-dire en un objet qui peut faire l'enjeu d'une contestation et d'une negociation». Die sekundäre Prädikation definiere sich folglich als eine prädikative Relation«(...) qui ne constitue pas le foyer de la visee phrastique, soit qu'elle lui soit associee, mais presentee comme secondaire (...) soit qu'elle soit incorporee a la predication centrale (...)» (10). Die dargestellten verschiedenartigen Betrachtungsweisen der sekundären Prädikation seien weder zwingend komplementär, noch kompatibel (10). Generell müsse davon ausgegangen werden, daß die predication seconde nicht an eine besondere formale Struktur gebunden ist (l ls.). MAURICE GRoss intendiert mit seiner Studie«La phrase elementaire et ses composants. Une discussion de quelques exemples» (13- 32) die Untersuchung einer Vielzahl fundamentaler, die theorie du lexique-grammaire betreffender Probleme (13 ). Bei der Betrachtung der Natur sog. Elementarphrasen, welche im Artikel als verbes ordinaires definiert sind (13s.), wie der Adverbpositionen innerhalb einer Grammatik (3 0), sollte es insbesondere um eine nähere Bestimmung derselben, wie um die Einführung von arguments supplementaires mittels sog. verbes operateurs et supports, um die Modifikation von Rollen und Funktionen mittels syntaktischer Operationen innerhalb der theorie du lexique-grammaire (177) gehen. Auf Z.S.Harris zurückgreifend, definiert Gross die verbes supports bzw. operateurs als eben solche Verben,«(...) qui n'operent pas de selection semantique sur leurs sujets ou complements, et qui different par des proprietes syntaxiques particulieres des verbes ordinaires (...)» (13s.). Die Analyse ergab, daß ein«(...) schema d'introduction des adverbes dans des phrases elementaires limitees aux seuls types sujet-verbeobjet(s ) (...)» in Anbetracht des Wechsels der Argumentenpositionen der Adverbien wie der obligatorischen Zugehörigkeit der Adverbien zu den Elementarsätzen keinesfalls ausreichend sei (3 0).Der Verfasser schlägt schließlich verschiedene«(...) mecanismes locaux faisant appel a des verbes supports d'adverbes et a des operateurs varies» vor (177). CoLETTE FEUILLARD geht es in ihrem Beitrag «La relation predicative en grammaire fonctionnelle» (3 3-50) um eine Besprechung der Verwendungsweisen der Termini Prädikation und prädikative Relation bei verschiedenen Vorläufern der aktuellen Theorien insb. bei Bally, Benveniste und Dessaintes -, wie um eine Erörterung der Frage, warum die alten Konzepte eine Renaissance im Rahmen mehrerer funktionalistischer Ansätze erleben (177).Die Quintessenz der klassischen Ansätze ergibt, so die Verfasserin, daß die prädikative Relation generell als eine interdependente Beziehung zwischen Subjekt und Prädikat angesehen wird, von welchen jedoch die Grenzen nicht klar zu bestimmen seien. Dem Prädikat käme hierbei eine fonction nodale zu. Weiterhin ordneten die klassischen Theorien den prädikativen Wert in erster Linie der Verbklasse und erst in zweiter Linie anderen Kategorien zu. Schließlich leiste die Prädikation, aus einer hierarchisierenden Perspektive betrachtet, die Etablierung der unterschiedlichen Niveaus, welche einerseits ausgehen könne von einer Klasse, zu welcher das prädikative Element gehöre und sich folglich als predication centrale (kurz: predication) definiere. Hierbei gelte der prädikative Wert als eine inhärente Eigenschaft der Verbklasse, und alle anderen Formen der prädikativen Beziehung seien als predication seconde anzusehen. Andererseits könne die Prädikation auch die unterschiedlichen Niveaus über die Art und Weise etablieren, in welcher das prädikative Segment in die Rede integriert ist. Dies bedeute, daß die«(...) predication <centrale> renverrait a la relation sur laquelle repose la structuration de la phrase, tandis que la predication <seconde> serait assimilee a la predication incidente» (36). Ausgehend von der Schule Martinets definiert die Verfasserin die syntaktischen Beziehungen als funktionale Abhängigkeitsrelationen zwischen Monemen, wobei ein Element nicht nur die Existenz eines jeweils anderen innerhalb einer Struktur erlaubt, sondern vielmehr dessen Integrationsbedingung darstellt (3 7). Somit ließen sich syntaktische Beziehungen nur als 358 Besprechungen - Comptes rendus hierarchische denken, welche ihrerseits einen als Prädikat bezeichneten noyau erforderten (38). Das Prädikat wird also als Knoten betrachtet, wobei der Prädikatsstatus eines Monems voraussetzt, daß dieses aktualisiert, also durch ein anderes, als Aktualisator bezeichnetes Element, in Funktion gesetzt wird (40). Der prädikative Wert wäre ihm also keineswegs von vornherein inhärent (40). Den Ausführungen Feuillards zufolge definiert sich eine prädikative Relation als «(...) un rapport d'implication reciproque, puisqu'un moneme ne peut assumer le röle de predicat que s'il est actualise, et qu'un element n'est actualisateur qu'a condition de permettre a une autre unite d'etre predicat (...)» (40). Die Definition des Prädikats als eines Satzknotens, von welchem aus sich die Gesamtheit der den Satz konstituierenden Beziehungen etabliert, impliziere sowohl den hierarchischen Charakter der syntaktischen Beziehungen als auch das Prinzip eines einzigen Prädikats pro Satz,«(...) a moins que l'unite qui le represente ne soit coordonnee a d'autres monemes» (43). Die Verfasserin unterscheidet der Konvention entsprechend zwischen a) dem Prädikat als dem Zentralelement des Satzes, welches auf Kontext oder Situation rekurriert, und b) dem predicatoi'de, mit welchem die Knoten bezeichnet werden,«(...) qui lui [i.e. le predicat] sont adjacents a l'interieur de l'ensemble (...)» bzw.mit einem anderen Element in Beziehung stehen und stets durch ein Monem aktualisiert sind (43s.). Resümierend stellt Feuillard fest, daß eine systematische Relation zwischen classe und role auszuschließen ist, so daß die in bezug auf den noyau definierte Phrase charakterisiert werden müsse «(...) selon le cas de nominale, verbale, adjectivale, etc., en fonction de l'appartenance du moneme predicatif a l'une ou l'autre de ces classes (...)» (48). Außerhalb der Prädikation sei die Existenz eines Satzes nicht möglich. Die Unterscheidung zwischen predicat und predicatoi'de basiere ausschließlich auf dem Niveau der Integration der Elemente in die Struktur, also auf der Hierarchie der Relationen, während die Opposition predication centrale ( ~) predication seconde auf der Klasse des Prädikats beruhe (49). Die analyse fonctionnelle gehe schließlich aus von der Struktur der Mitteilung und nicht etwa von derjenigen der Äußerung, «(...) de sorte que les criteres utilises sont avant tout des criteres relationnels» (49). Die auf Chervel zurückgreifende tradition scolaire fram; aise einer«analyse selon l'attribut du complement d'objet (...)», welche in der modernen Sprachwissenschaft unter diversen Bezeichnungen weitergeführt wird, steht im Mittelpunkt der Untersuchung <«Laissez-le tel que vous l'avez trouve>: Propositions pour l'analyse du fameux <attribut du complement d'objet»> von CLAIRE BLANCHE-BENVENISTE (51-68). Würden moderne Analysen auf Paraphrasen zurückgreifende decompositions beinhalten, so müsse hierbei differenziert werden zwischen a) jenen Paraphrasen, welche keiner operation intermediaire bedürfen und als«proposition enchässee avec etre» das Adjektiv als accessoire definierten und b) solchen Paraphrasen, welche sog. operateurs supplementaires erforderlich machen, also nicht einfach mit etre zu realisieren seien und das Adjektiv als essentiel auswiesen (51s.). Die Verfasserin intendiert in ihrem Beitrag die Möglichkeit nachzuweisen, die Trennung zweier Verbtypen zu vollziehen, «(...) qui sont pourvus d'apparents <attributs de complements>, sans passer par la paraphrase en etre>, et sans se lancer dans le calcul delicat qui consiste a savoir si l'<attribut> est essentiel ou accessoire (...)» (52).Der Artikel geht aus von einer Definition der Valenz als Gesamtheit der durch das Verb konstituierten Elemente und einer solchen des terme de valence als«(...) l'unite abstraite construite par le verbe, telle qu'on peut la reconstituer d'apres les differentes realisations concretes qu'on en saisit» (53). Die Unterscheidung zwischen Fakultativität und Obligatorik der Elemente sei hier als Kriterium zur Differenzierung der relations syntaxiques d'espece opposees ungeeignet (54s.). Blanche-Benveniste unterscheidet also zwischen«(...) des valences de verbes formees par de termes et d'autres formees des relations». Handele es sich um Terme, so habe jeder eine unterschiedliche Relation zum Verb (55). Die Komplemente unterteilt die Verfasserin in zwei Klassen, nämlich in jene, welche durch eine Solidaritäts- Besprechungen - Comptes rendus 359 beziehung mit ihrem Attribut charakterisiert sind, und solche, welche eine derartige Beziehung nicht aufweisen (56ss.). Zu weiteren Analysen greift die Verfasserin auf tel que als mögliche Proform für ein Attribut zurück (58), welches in einer Struktur des type relatif, und zwar ausschließlich mit zwei Verben der gleichen Valenz funktioniere und einen terme de La valence verbale repräsentiere (59s.). Als Term der Verbalvalenz kämen tel que alle Eigenschaften eines Terms zu. Weiterhin definiert Blanche-Benveniste den gesamten tel que-Satz als Attribut, welches sich direkt auf das Verb bezieht (6 0). Der Rückgriff auf tel que erlaube eine klare Unterscheidung der Gebrauchsweise des attribut de complement, ohne auf eine mit etre realisierte Paraphrase zurückgreifen zu müssen (6 2). Ferner liefere die tel que-Konstruktion stets einen«(...) effet de dissociation entre l'objet et une de ses caracteristiques, qui apparait comme non definitoire de l'objet». Sie bedinge mit anderen Worten eine Referenz des Attributs auf einen nicht-ständigen Zustand, auf einen etat passager des Objekts (6 3s.).Blanche-Benveniste zeigt hier einen Weg zur Identifikation der als attribut de complement bezeichneten Form der Verbvalenz auf, welche stets zwei Terme beinhaltet, nämlich tel que und le, und sich in Gestalt der Sequenz tel que je le + V manifestiert und semantisch markiert ist. Der durch tel que repräsentierte Term müsse angesehen werden als ein besonderes Verbkomplement, welches eine Solidaritätsbeziehung mit dem Term le unterhält (6 6 ). Im Zentrum der Untersuchung MARTIN RIEGELS, «L'adjectif attribut de l'objet du verbe avoir. Amalgame et predication complexe» (6 9-87), steht die durch Ambiguität charakterisierte lineare Sequenz«N 0 avoir - N 1 - ADJ», in welcher das Objekt des Verbs avoir mit einem Adjektiv prädikativer Funktion ausgestattet ist. Hierbei wird von der Hypothese ausgegangen, daß «(...) cette forme phrastique simple masque une configuration semantique complexe issue de l'amalgame de deux predications de statut enonciatif different» (71). Intention der Studie ist schließlich die basismodellhafte Aufstellung eines Paradigmas«(...) regroupant autour du meme schema predicatif un sous-ensemble varie de constructions a attribut du complement d'objet» (71). Der Verfasser unterscheidet generell zwischen a ) der Funktion attribut du c.o.d. und b ) der Funktion epithete du c.o.d. Während es sich beim adjectif attribut um einen vom c.o.d. verschiedenen dritten Konstituenten des Verbalsyntagmas handele (p. ex. Luc a le nez rouge), entspreche das adjectif epithete einem direkten Bestandteil des c.o.d. (72). Als fundamentales Charakteristikum der attributiven Adjektivkonstruktion konstatiert der Verfasser eine starke semantische Beschränkung bzgl. N 0 (= Subjekt ) und N 1 (= Objekt ) (74). Im Rahmen einer Analyse der Sequenzen Luc a le nez rouge! Luc a le Livre rouge gehe es in erster Linie um eine Substitution aller mit dem Adjektiv rouge kompatiblen Substantive für N 0 und N 1. Es handele sich um ein attribut du c.o.d. insofern die syntaktisch-interpretatorischen Eigenschaften des Adjektivs gewährleistet blieben, dem Adjektiv also ein als partie de N 0 zu bewertendes Substantiv N 1 voranginge. Anderenfalls sei das Adjektiv zwangsläufig als epithete de N 1 auszuweisen, welches keine Beschränkungen für N 1 beinhalte, sofern das Substantiv auf einen mit der durch das Adjektiv bezeichneten Eigenschaft kompatiblen Objekttyp referiert (73s.). Das adjectif attribut de l'objet des Verbs avoir konstituiere die Basis eines Paradigmas faktiver Konstruktionen im Sinne P. und C. Kiparskys (19 70), «(...) qui presupposent toute la verite de la sequence initiale N 0 - V - N 1 » (83, 178). Hierbei könne das Verb avoir auftreten mit einem Adjektiv bzw. einem adjektiv-äquivalenten Element und die Angabe sog. caracteristiques statives leisten, oder aber kombiniert sein mit einem relative attributive und den caractere transitoire des Prozesses oder einen dynamischen Charakter hervorheben. Im Falle des mobilen bzw. unabhängigen Charakters des NrReferenten könne auch ein prädikatives Element des type locatif auftreten (83 ).Alle prädikativen Schemata, innerhalb welcher es sich bei «N 0 -avoir-N 1 » um einen preconstruit linguistique handele, fügten sich ein in idiomatische Wendungen metaphorischer oder synekdochischer Basis (83s.). Die attributive Konstruktion des Verbs avoir 360 Besprechungen - Comptes rendus dehne sich aus auf die couple N 0 - N 1 , wo der dem N 1 zukommende determinant possessif die Existenz einer«(...) relation de contigui"te socioculturellement pregnante (...)» signalisiere (84 ).Das faktive Amalgammodell beinhaltet, so Riegel, die Möglichkeit der Charakterisierung einer Gruppe verbaler Syntagmen mit prädikativem Element, nämlich a ) unpersönliche, präsentative oder lokative Konstruktionen, b ) Objektattribute, die als non completifs gelten, und c ) zufällige attributive Verben. Dieser Konstruktionstyp manifestiere«(...) chacun des proprietes originales qui tiennent essentiellement (... ) aux processus cognitifs qui leur sont associes» (84). Die Untersuchung GEORGES KLEIBERS «Sur les relatives du type je le vois qui arrive» (89-115) intendiert in erster Linie die Herausarbeitung einiger neuer Charakterisierungs- und Differenzierungselemente hinsichtlich der Relativkonstruktionen PRO + PROCLIT + v + QUI + v, und zwar vornehmlich im aspektuell-temporalen Bereich (178s., 89s.).Der Verfasser geht davon aus, daß der Gebrauch der relatives des comptes rendus de perception ( = RCP) dreifach beschränkt sei, nämlich durch a) die sog. mondes possibles, b) die sog. univers de croyances und c ) die unicite (178, 89s.). Weiterhin müsse eine notwendige Differenzierung erfolgen zwischen der RCP au present und derjenigen im Imperativ einerseits und der imperfectivite de la RCP und derjenigen konkurrierender Konstruktionen andererseits (178s., 89s.). Schließlich geht Kleiber grundsätzlich davon aus, daß die«(...) RCP n'admet pas d'intervalle de reference englobant et refuse les expressions deictiques a la place du SN antecedent» (178, 89s.).Ausgehend von der Sequenz SUB+ PROCLIT+ v + QUI + v mit eigenen marques aspectuo-temporelles konstatiert der Beitrag bzgl. der Beschränkung hinsichtlich der möglichen Welten,«(...) [que] la situation temporelle de la relative du compte rendu de perception depend de la situation temporelle de la proposition principale», also die Notwendigkeit einer temporalen Simultaneität zwischen der durch den Hauptsatz ausgedrückten Wahrnehmung und dem wahrgenommenen Ereignis (90s.). Als eine notwendige Ergänzung der contrainte sur [es mondes possibles bezeichnet der Verfasser diejenige in bezug auf die univers de croyance, welche definiert wird als<«(...) ensemble des propositions qu'au moment ou il s'exprime le locuteur tient pour vraies> (R.MARTIN 1987: 10)».Der Relativsatz sei somit Bedingungen unterworfen. Während der Satz einerseits wahr sein müsse innerhalb des univers de croyance du locuteur, müsse er, so der Verfasser, andererseits noch keineswegs präsent sein im univers de croyance de l'interlocuteur (93). Das Subjekt der Wahrnehmung könne weiterhin nur der Sprecher bzw. «(...) une tierce personne dont il rapporte la perception (...)» sein, oder aber die 2. Pers. Pl. als Kombination von je + autre(s) personne(s) que l'interlocuteur (94s.). Als dritte Beschränkung nennt der Beitrag diejenige bzgl. der nombre d'occurrences, welche die «(...) pluralite des comptes rendus de perception» betreffe, und konstatiert, daß die RCP im Gegensatz zu den propositions infinitives et participiales auf die«(...) expression d'une seule occurrence de perception» begrenzt sei und «(...) iteration, frequence (...) ou habitualite (...)» ausschließe (96). Das Problem der imperfectivite näher betrachtend, stellt der Verfasser eingangs fest, daß die RCP ausschließlich das Präsens und das Imperfekt zulasse, Tempora,«(...) qui presentent l'evenement a l'aspect imperfectif, c'est-a-dire en train de se derouler (...)».Der progressive Charakter der Konstruktion bedinge, daß sich der durch den Relativsatz beschriebene Prozeß während der durch den Hauptsatz bezeichneten Wahrnehmung im Verlauf befindet (98 ).Die deutliche Nähe zwischen der RCP im Präsens und der korrespondierenden Infinitivkonstruktion sei dadurch bedingt, daß der Infinitiv aufgrund der Unvollendetheit der Wahrnehmung ebenfalls nur auf ein nicht beendetes Ereignis bezogen sein könne, «(...) [qu']il depend entierement de la situation aspectuo-temporelle de la perception» (99 ).Während im Falle der RCP der Sprecher seinen Gesprächspartner am Verlauf seiner Wahrnehmung teilnehmen lassen wolle, sei dieser Effekt im Falle der Infinitivkonstruktion nicht gegeben (100).Der dynamisch-progressive Aspekt der RCP, nämlich die Präsentation der in ihrem realen Ablauf wahrgenommenen Besprechungen - Comptes rendus 361 Aktion, distanziere die RCP weiterhin von der Konstruktion mit dem aspektuellen Operator en train de, welcher als operateur statif (VLACH 1981 ) indiziere, daß sich ein temporales Ereignis in einem bestimmten Moment seines Verlaufs befindet. Diese Konstruktion leiste eine Homogenisierung eines jeweils nicht homogenen Ereignisses (100). Schließlich zeichne sich auch die Partizipialkonstruktion (p.ex.Je le vois pleurant a chaudes [armes) im Vergleich zur RCP durch einen cote statif aus und diene der Wahrnehmungsbeschreibung «(...) de la fa9on d'etre durant l'action en cours et non le deroulement de l'action ellememe» (102 ). In einem nächsten Schritt behandelt Kleiber die RCP im Imperfekt und bespricht eingangs die origine du sens imperfectif. Die in Anlehnung an J. HoEPELMAN und C. ROHRER (1980) bzw. 0. DucRoT (1979 ) formulierte Zentralthese besagt,«(...) [que] l'imparfait designe une entite temporelle a la maniere des massifs», so daß «(...) une phrase a l'imparfait est vraie a la fois pour tout l'intervalle de reference et a tout moment de cet intervalle ( ...)» (104). Während die präsentische RCP den Eindruck e1wecke, es handele sich um ein tatsächlich im Verlauf befindliches Ereignis, bedinge die RCP im Imperfekt eine Homogenisierung des Ereignisses, welches als nicht in Unteraktionen analysierbar erscheint (105). Demgegenüber bewahre die Konstruktion mit en train de«( ... ) sa specificite de marqueur aspectuel imperfectif» (105).Beide Konstruktionen, die RCP im Imperfekt wie diejenige mit aspektuellem Operator, seien jedoch in Anbetracht ihres «(...) caractere d'imperfectif (premier ou derive ) (...)» unfähig,«(...) a figurer dans le compte rendu de perception d'un evenement constituant une progression temporelle par rapport a la situation temporelle precedente» (105). Abschließend behandelt der Beitrag zwei weitere Restriktionen. Im Hinblick auf die RCP im Imperfekt wird eine globale Fixierung des Referenzintervalls der Wahrnehmung (p.ex. «hier» ) ausgeschlossen, was allerdings die Konstruktion mittels Infinitiv bzw. mittels en train de nicht tangiert. Allgemein gelte,«(...) [qu'] une phrase avec RCP, au present comme au passe, se rapporte a l'intervalle de reference qui determine la duree de la perception selon la double condition de verite <pour tout cet intervalle et a tout moment de cet intervalle»> (109s.). Schließlich seien deictiques de la phrase avec RCP ausgeschlossen. Im Gegensatz zu konkurrierenden Konstruktionen sei die Belegung«(...) du referent de l'antecedent de la relative par une expression a sens deictique (...)»nicht möglich (110). Die RCP erfordere ein im Rahmen der Wahrnehmungssituation identifizierbares Objekt, da diese die verite de la RCP begrenze (111). Der von HENRI VAN DEN BussCHE mit«Typologie des constructions dites appositives» (117-3 5) betitelte Beitrag intendiert die Entwicklung einer Typologie der Appositionen bzw.sog. appositiver Konstruktionen zur näheren Definition derselben und zur Herausarbeitung ihrer essentiellen Eigenschaften (117 ). Eingangs wird näher auf die in Gestalt eines syntagme nominal oder eines«(...) syntagme relatif precede de l'element ce (...)» auftretenden«(...) constructions incidentes a la phrase entiere (...)» eingegangen. Spezifische syntaktische Operationen ergaben a ) eine Analysierbarkeit dieser Konstruktion als eines zum Satz zwar gehörenden, sich in diesen jedoch nicht integrierenden Komplementes und b ) entsprechende syntaktische Eigenschaften, welche mit denjenigen anderer, nicht als appositiv bezeichneter adverbialer und nicht in den Satz integrierter Wendungen übereinstimmen (118s.). Aus semantischer Perspektive sei eine solche Konstruktion ausschließlich bewertbar als eine«(...) remarque, une observation secondaire en marge de la phrase» (119s.). Die constructions incidentes a la phrase konstituierten somit also kaum eine eigene geschlossene syntaktische oder semantische Kategorie (120). Sie seien zu analysieren als «(...) complements non selectionnes par le verbe, mais associes a la phrase» (132 ). Ein weitaus größeres Augenmerk lenkt der Beitrag auf die«(...) constructions incidentes a un terme nominal», innerhalb welcher er drei Gruppen unterscheidet (120). Die normalerweise in Initialposition auftretenden constructions anteposees werden . im Beitrag ausgewiesen als«(...) incidentes au terme nominal sujet de la phrase (...)». In 362 Besprechungen - Comptes rendus ihrer typischen Gestalt als durch einen Null-Determinanten eingeführtes syntagme nominal, als syntagme adjectival oder als syntagme prepositionnel a valeur adjectivale, handele es sich bei diesen Konstruktionen einerseits um «(...) predicats aupres du terme nominal sujet (...)», welche als prädikative Syntagmen zu bezeichnen seien, oder aber, im Falle eines sog. syntagme gerondival oder eines syntagme absolu, um Syntagmen, welche als nicht-prädikativ zu bezeichnen seien (121 ). Die vorangestellten Konstruktionen entsprächen aufgrund ihrer Charakteristika somit einem complement periferique (126 ), da sie keinerlei Beziehung zum Verb des Satzes unterhalten. Es handele sich um«(...) complements associes a Ja phrase qui servent d'arriere-plan a celle-ci» (132). Es läge insgesamt eine Übereinstimmung der syntaktischen Charakteristika mit denjenigen der«(...) tournures circonstancielles qui (...) ne sont pas incidentes a quelque terme nominal dans la phrase» (127) vor. Hinsichtlich der semantischen Charakteristika der constructions anteposees konstatiert der Beitrag in Anlehnung an BLUMENTHAL (1 980), daß die Leistung eben dieser Konstruktion in der Konstituierung einer «(... ) espece d'arriere-plan (...) par rapport auquel est presentee la preposition principale» liege, in der Etablierung einer semantischen Relation zwischen dem«(...) contenu de la proposition principale et celui de Ja construction anteposee (...)» (127). In Anlehnung an den sens global des Satzes komme dieser Konstruktion ein temporaler, kausaler oder konzessiver Wert zu, womit sie ihren semantischen Wert insgesamt mit den tournures circonstancielles teile (127). Ohne über eigene syntaktische oder semantische Charakteristika zu verfügen, müßten die constructions anteposees somit einer breiten syntaktisch-semantischen Kategorie zugeschrieben werden, welche auch nicht-appositive Wendungen umfasse (127s.). Die entweder in direkter Finalposition des Satzes oder aber dem Verb nachgestellt auftretenden constructions postposees hätten die Gestalt eines dem Null-Determinanten vorangestellten Nominalsyntagmas, eines adjektivischen Syntagmas oder aber eines präpositionalen Syntagmas adjektivischen Wertes und entsprächen prädikativen Syntagmen «(...) incidents soit au terme nominal sujet, soit au terme nominal objet, de Ja phrase» (124). Diese Konstruktionen seien der Gesamtheit des Satzes zugeordnet, ohne jedoch fest an diesen gebunden zu sein. Als Komplement erscheine eine solche Konstruktion als«(...) ajoutee tardivement a Ja phrase en tant que precision supplementaire (...)» (129). In semantischer Hinsicht unterhielten die nachgestellten Konstruktionen eine spezifische Beziehung zum verbe constructeur de la phrase und beschrieben die«(... ) maniere d'etre du terme nominal» (13 1 ). Sie seien definiert als«(...) complements ajoutes apres coup comme des precisions ulterieures» (132). Den in Form eines Nominalsyntagmas, eines adjektivischen Syntagmas bzw. eines präpositionalen Syntagmas adjektivischen Wertes in Erscheinung tretenden syntagmes contigues entsprächen, so Van den Bussche, zwei Kategorien, nämlich diejenige der eng an den ihnen vorangehenden nominalen Term gebundenen Konstruktionen oder aber diejenige der«(...) constructions toujours incidentes au terme nomjnal sujet (...)», welche der Phrase auch voranzustellen sind ( 123s.). Erstere beschreibe hierbei eine unabhängige Gruppe«(...) prenant necessairement Ja forme d'un syntagme predicatif ou relatif» (123s.). Insgesamt definierten sich die constructions contigues als«(...) complements adnominaux non essentiels a la determination du terme nominal et donnant a son sujet une observation d'ordre secondaire, une remarque parenthetique» (129), als nicht-beschränkende Komplemente (132). Da ausschließlich diese Konstruktionen derartige Charakteristika auf sich vereinigten, sei auch nur ihnen eine Bewertung als Apposition zuzuweisen, welche sich ihrerseits nunmehr als complement adnominal non restrictif begreife (132). In die traditionelle Kategorie der Apposition seien hingegen mehrere syntaktisch-semantische Kategorien integriert, welche auch nicht-prädikative Wendungen«(...) non incidents a l'un ou l'autre terme nominal dans la phrase (...)» aufwiesen (132). Ausgangsbasis von MATs FoRSGREN, «Apposition adnominale: Determinants et ordre des constituants » (13 7-57), ist eine Arbeit des Verfassers aus dem Jahre 1 986, im Rahmen Besprechungen - Comptes rendus 363 welcher er die theoretischen Differenzierungsgrundlagen für die Appositionskategorie diskutierte und einerseits zu einer Darstellung dessen gelangte, was als Paradigma der adnominalen Apposition definiert wurde, andererseits den Entwurf einer auf drei prototypischen Prädikationen (i.e. 'identificationnel'/ 'attributif'/ 'locatif') basierenden semantischen Typologie leistete (137). Die vorliegende Studie, welche ihr Interesse in erster Linie auf den emploi des determinants und den ordre des mots ausrichtet (179), begreift sich als Weiterführung dieser Arbeit und intendiert«(...) [de] presenter quelques resultats partiels d'une enquete qui vise, dans sa totalite, a decouvrir une large gamme de texte (...)» (138).Eingangs definiert Forsgren die Kategorie der Apposition auf syntaktischer, semantischer und pragmatischer Ebene.Auf Syntaxebene sei die Apposition bestimmt durch die Rektionsrelation«base (terme regissant ou recteur)» -«element appositif (terme regi)». Hierbei setze die Apposition die Basis voraus, wobei der Begriff der Apposition die syntaktische Struktur der Gesamtkonstruktion bezeichne (138). Auf Semantikebene sei die adnominale Apposition Trägerin eines predicat externe secondaire des Satzes, welches das Konzept des als Basis fungierenden SN semantisch determiniere, ohne dessen Ausdehnung zu beschränken. Hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes der die Basis konstituierenden Proposition bleibe die Apposition relevanzlos (138s.).Als Akt konstituiere schließlich der «(...) appositif (...) une assertion secondaire de l'enonce, qui fournit une information accessoire sur Je referent de Ja base» (139). Graphische Markierungen wie auch die Koreferenz werden im Beitrag ausgewiesen als «(...) traits descriptifs et non pas definitoires (...)» der Appositionskategorie (140). Den Ausführungen Forsgrens zufolge ist von der Existenz einer mehrere Interpretationsmöglichkeiten einschließenden Appositionshauptkategorie auszugehen. Bei den den Auslegungsmöglichkeiten entsprechenden Parametern handele es sich um a) die Position des element appose, b) den Gebrauch der Determinanten, c) die lexikalische Klasse der Nomina und schließlich um d)«(...) ! es connaissances du monde des interlocuteurs» (141). Hinsichtlich jener Fälle, wo das appositive Syntagma durch einen nominalen oder adjektivischen Knoten konstituiert ist, ergab die Untersuchung, daß die«(...) base de l'appositif semble pouvoir remplir n'importe quelle fonction grammaticale (...)». Weiterhin sei die Basis am häufigsten in der Funktion des Subjekts bzw. eines präpositionalen Komplements nachweisbar und hauptsächlich durch eine description definie, einem nom propre oder einem nom commun konstituiert gewesen (143s.).Ferner habe sich die These J. Tamines nachweisen lassen, daß der einzig mögliche Determinant für ein«(...) appositif nominal dans Je cadre A + B (...)» der Nullartikel sei (146). Die umfangreichen, im Rahmen der Studie vorgelegten Distributionstabellen zeigen schließlich, daß jene Konfiguration, innerhalb welcher der appositif durch ein Adjektiv konstituiert ist, die höchste Frequenz hat, gefolgt von dem Konfigurationstyp«SN + appositif nominal sans determinant». Die Konstituentenanordnung beschreibe hierbei einen «(...) parametre pertinent uniquement lorsque la base de l'apposition exerce la fonction sujet» (179). DAVID GAATONE behandelt in seinem Beitrag«Cette coquine de construction: Remarques sur ! es trois structures affectives du fran9ais» (159-76) jene komplexen nominalen Syntagmen des Typs«ce fripon de valet» (180), welche formalisierbar seien als«(DET) de Y», also mit Determinanten kompatibel seien und sich durch die Fähigkeit auszeichneten, bestimmte syntaktische Funktionen auszufüllen (159). Generell repräsentierten sie eine interne Struktur mit zwei durch de und einen allgemein als affectif bewerteten Semantismus verbunden lexikalischen Elementen (180). Als nominale Syntagmen leisteten diese Sequenzen die«(...) mise en vedette d'un trait, considere comme saillant, d'un etre, d'un objet ou d'un evenement, ou de l'attitude du locuteur a l'egard de ces derniers» (180).Aus semantischer Sicht liege der gemeinsame Nenner dieser Sequenzen in der Tatsache, daß es sich um eine sog.«construction affective ( = (A))» handele (159). Im Hinblick auf die semantischen und formellen Eigenheiten von«X» gelangt der Beitrag zu einer Differenzie- 364 Besprechungen - Comptes rendus rung von drei Untergruppen dieser nominalen Syntagmen: 1. Unter der Kategorie«groupe A» subsumiert der Verfasser jene Sequet\zen, innerhalb welcher die Variable«X» einem Subjekt entspricht, welches auch in anderen Kontexten ohne Bedeutungsverschub aufzutreten vermag. Formalisierbar seien diese Syntagmen als «(DET) N 1 de N 2 », mit N 1 als Träger der valeur affective, wobei N 1 und N 2 eventuell mit einem vorangestellten Adjektiv auftreten können. Werde N 1 von einem Substantiv ausgefüllt, welches je nach Kontext sowohl neutralen als auch affektiven (= appreciatif) Wertes sein könne, so realisiere sich innerhalb der CA ausschließlich letzterer.In Anlehnung an Tu'fEScu (1972: 298) handele es sich um eine«(...) neutralisation de l'opposition des semes actuels/ virtuels en faveur des derniers (...)» (160s.). Obligatorisch müsse sich N 2 durch das Charakteristikum + anim auszeichnen, und fast immer sei auch eine Auflösung dieser Sequenzen in eine attributive Konstruktion möglich, allerdings sei die CA«(...) caracterisee par des effets de sens qui ne se retrouvent pas toujours dans la phrase censee lui correspondre», da, ganz im Sinne MILNERS (1978), der verunglimpfende Semantismus weniger von N 1 herrühre, als vielmehr von der Konstruktion in ihrer Gesamtheit (162s.). Schließlich läge eine deutliche Kontradiktion vor zwischen a ) der syntaktischen Form der CA, welche einem«ordre recteur-regi» entspreche und b ) der semantischen Struktur, welche einer inversen Ordnung gleichkomme (163s.).Hinsichtlich der grammatischen Numerusübereinstimmung von N 1 und N 2 konstatiert der Beitrag die Notwendigkeit der Anpassung von N 1. Eine Genusübereinstimmung trete quasi von selbst im Falle jener N 1 auf, welche bezüglich ihres Geschlechts nicht festgelegt seien (164 ). Ein besonderes Augenmerk richtet der Verfasser sodann auf jene N i , welche zwar über ein festes Genus verfügen, aber dennoch anpassungsfähig seien, wie z.B.das feminine Substantiv espece. Gaatone zufolge beruht dieses Phänomen darauf, daß espece im eigentlichen Sinne nicht zur Kategorie des«(...) lexique affectif admissible dans la position N 1 de la CA (...)» gehöre, wobei letztere, sofern es sich bei N 1 tatsächlich um espece handele, auch nicht über eine korrespondierende attributive Konstruktion verfüge (164s.). Insgesamt stellt der Beitrag weiter fest, daß die Determinantenauswahl von der Gesamtsequenz abzuhängen scheint, wobei N 2 ein«(...) röle de premier plan» zukomme und eine Beschränkung des Rahmens möglicher Determinanten leiste. Der Ausschluß bestimmter Determinanten sei mittels des jeweiligen Semantismus von N 2 zu erklären (168ss.). Allerdings habe der Determinant einen deutlichen Einfluß auf die Interpretation des N 1 und zeichne für den sog.glissement-de-sens, also für den Übergang eines laudativen Terms zu einem solchen von ironisch-pejorativer Bedeutung verantwortlich (169). II. Unter der Kategorie«groupe B» subsumiert der Beitrag jene CA, deren erste Konstituenten Interjektionen sind, welche semantisch als Flüche oder Verfluchungen (= ,jurons>) zu beschreiben und in Adjektivposition ausgeschlossen seien. Formalisierbar seien diese Sequenzen als«(DET) I de N 2 ». Die jurons erschienen als parenthetische Elemente innerhalb der CA, wobei die Wahl des jeweiligen Determinanten wie auch des Genus ausschließlich dem N 2 obliege. Aus semantischer Perspektive leiste N 1 nicht eine Charakterisierung von N 2 , sondern bezeichne«(...) l'attitude du locuteur a l'egard de N 2 » (170 ). In diesem Sinne handele es sich um einen tatsächlichen terme modal (170s.). III. Die dritte Gruppe der CA, die«groupe C», beinhaltet jene Sequenzen, deren erster Konstituent ein Substantiv ist und die, so der Verfasser, als«(DET) N 1 de N 2 » formalisierbar sind, wobei es sich bei N 1 um Bezeichnungen für den Beruf, den sozialen Stand und die Nationalität, um Eigennamen handele, also um «(...) tous termes par eux-memes purement descriptifs, sans meme de connotation affective» (171). Die attributive Konstruktion sei möglich, verstünde sich jedoch nicht als Paraphrase der CA, da es unweigerlich zu einem Bedeutungsverschub kommen müsse (172).Wie in den CA der«groupe A», charakterisiere der N 1 den N 2 «(...) par un trait saillant aux yeux du locuteur (...)». Hinzutrete jedoch die Idee, dieser Zug habe etwas Amüsantes, so daß der Verfasser von einer CA plaisant spricht (172). In dieser Gruppe der CA bestimme N 1 Genus und Numerus des Determinanten. Besprechungen - Comptes rendus 365 Verfüge N 1 jedoch über keine feste Merkmaimarkierung, so würden diese durch N 2 festgelegt (171s.). Es dürfte kein Zweifel daran bestehen, daß die neun Beiträge, welche die vorliegende Sammlung der Travaux de linguistique dem Rezipienten zum Thema der sekundären Prädikation vorstellt, alle gleichermaßen gelungene Annäherungsversuche an diesen äußerst komplexen Gegenstandsbereich darstellen. Während sich die einzelnen Beiträge einen jeweils perspektivisch individuellen Zugang zur gewählten Thematik verschaffen, vermag die Sammlung in ihrer Gesamtheit den Leser in den wohl kaum als traditionell zu bezeichnenden Gegenstandsbereich einzuführen. Letzteres dürfte wohl auch an der Zeit sein, da der Begriff der predication seconde künftig, u.a. im Bereich der Computerlinguistik, von zunehmender Relevanz sein wird. K. Hansen * Luno MELIS, La voie pronominale. La systematique des tours p_ronominaux en fran9ais moderne, Paris/ Louvain-la-Neuve (Duculot) 1990, 157 p. ( Champs lir(guistiques) Es mag zunächst aussehen, als verlängere dieser Band die ohnehin schon lange Liste von Arbeiten zum Thema reflexive Verben um eine weitere Variante. Auf den zweiten Blick scheint Melis' Beitrag aber durchaus gerechtfertigt, denn er ist ein Lösungsvorschlag für ein in bisherigen Ansätzen gerne umgangenes Grundproblem: Sind die verbes pronominaux syntaktisch-funktional oder eher lexikalisch-semantisch zu erfassen? Melis bietet einen Mittelweg an. Er argumentiert stringent, zuweilen geradezu spannend; die vorliegende Monographie ist interessante, wenngleich stellenweise sehr anstrengende Lektüre. Ob die begeisterten Laien («les amoureux de Ja langue», Klappentext), die von der Reihe Champs linguistiques u.a. angesprochen werden, bis zum Ende durchhalten, scheint mir allerdings zweifelhaft. Im Titel verweist der Autor auf die entscheidenden Aspekte seines Ansatzes: Für ihn konstituieren die reflexiven Verben kein drittes Genus verbi, d.h. keine dritte voix zwischen voix active und voix passive, wie sie etwa Stefanini 1 für das Alt- und Mittelfranzösische erkennt; mit der Wahl von tour als Oberbegriff versucht Melis den oben angesprochenen Widerspruch terminologisch aufzulösen. In klassischen Konzeptionen wird einerseits von verbes (pronominaux) und andererseits von voix (pronominale) gesprochen, also sowohl Lexikonzugehörigkeit (wie sie für ein Verb gilt), als auch Produktivität (wie bei einer grammatischen Periphrase) postuliert. Bereits 1983 2 beschreibt der Autor im Rahmen der semantique phrastique das Verb explizit als «element structurant de Ja phrase» und nicht als «element du vocabulaire» (MELIS 1983: 111), ein Ansatz, den er hier wieder aufgreift. Das sorgfältig strukturierte erste Kapitel («Pistes de recherche») mag, trotz der Informationsdichte, mitunter zur Annahme verleiten, es handele sich um ein Einführungswerk, das Studienanfängern zu empfehlen ist. Hier werden in sinnvoller, nicht rigide chronologischer Reihenfolge traditionelle Ansätze vorgestellt. Melis verzichtet ausdrücklich auf Vollständigkeit, versucht lediglich, Fragestellungen und Probleme, freilich im Hinblick auf seine Lösungsvorschläge, zu beleuchten. Kapitel 2 («Principes de classement»), 3 («Les tours subjectifs») und 4 («Les tours objectifs») ergänzen sich zu einer differenzierten 1 Cf. J. STEFANINI, La voix pronominale en ancien et en moyen fran<; ais, Aix-en-Provence 1962. 2 Cf. L. MELIS, Les circonstants et la phrase. Etude sur Ja classification et la systematique des complements circonstanciels en fran9ais moderne, Leuven 1983. 366 Besprechungen - Comptes rendus Typologie. In Kapitel 5 («La grammaire des tours pronominaux») schließlich formuliert Melis seinen Vorschlag zur Erfassung der tours pronominaux und spätestens hier, bei den Formalisierungen, wird die Liebe eines amoureux de la langue auf eine harte Probe gestellt. Die erste piste de recherche zu den tours pronominaux markiert Dangeau im 18.Jh.: Am Vorhandensein eines Reflexivpronomens und an der Bildung der zusammengesetzten Tempora mit etre erkennt Dangeau ein reflexives Verb. Er unterscheidet vier Typen von verbes pronominaux und begründet damit eine Sicht, die, so Melis, bis in heutige Schulgrammatiken weiterbesteht. Es wird unterschieden zwischen den reflechis (Typ: s'imposer), reciproques (Typ: se battre), neutres (Typ: se rouiller) und den passifs (Typ: se vendre). Während Dangeau in seiner vorwiegend semantischen Argumentation noch äußerst vage bleibt er orientiert sich an der aktiven oder passiven «Natur» des Verbs -, verlagern seine Nachfolger die Diskussion auf funktionale Merkmale: Transitivität/ Intransitivität des Verbs und Argumentfunktion des Pronomens oder Produktivität/ Improduktivität. Die neutres werden in diesen Ansätzen als Idiosynkrasien dem Lexikon zugewiesen. Erst das von Zribi-Hertz favorisierte Prinzip der Vergleichskonstruktion reduziert die Menge der neutres, indem es einige, wie etwa se rouiller, als ergative pronominale Verben charakterisieren kann. Zuse rouiller läßt sich folgende Reihe konstruieren: L'humidite a rouille la grille. - La grille est rouillee. - La grille se rouille. In anderen Theorien wird die Verbindung Reflexivpronomen - Verb als rezessive Konstruktion aufgefaßt in den reflechis z.B.haben zwei unterschiedliche syntaktische Rollen denselben Referenten. Die voix pronominale wird auch über ihren aspektuellen Wert charakterisiert. Nach dieser überaus dichten Präsentation bereitet Melis im zweiten Kapitel seine Alternative vor. Um Voreingenommenheit durch theoretische Prämissen zu vermeiden, ermittelt er seine Untersuchungsbasis mithilfe muttersprachlicher Informanten. Er legt den Probanden Phantasieverben in unterschiedlichen Kontexten und unterschiedlichen Konstruktionen(«...il se pratele ...» - «...il le pratele ...») vor und läßt sie interpretieren. Die Tests führen zu zwei Resultaten: Einerseits werden die Reflexivkonstruktionen tatsächlich im Vergleich zu den nicht-pronominalen Konstruktionen typisiert (womit das Verfahren von Zribi-Hertz bestätigt wird), andererseits beeinflußt der Kontext die Kommentare der Probanden (wie: «Verb der Bewegung, nicht transitiv»), so daß für die angestrebte Typologie grundsätzlich von unscharfen Übergängen und subtilen Differenzierungen ausgegangen werden muß wenn solchen intuitiven, vagen Faktoren überhaupt Rechnung getragen werden soll. Obwohl sie trivial klingt, ist die zweite Erkenntnis für den neuen Aspekt an Melis' Ansatz verantwortlich: Er bemüht sich darum, solche tours, die durch gängige Raster fallen, nicht vorschnell dem Lexikon zuzuschreiben. Er versucht vielmehr, möglichst viele Versionen des tour pronominal zu erfassen. Ein Beschreibungsmodell, das neben den Konstanten auch den Idiosynkrasien gerecht werden kann, findet Melis in der Prototypentheorie(er verweist zur Einführung u.a. auf Kleiber 3 ). Ein Prototyp wird als die Schnittmenge aus mehreren Merkmalsmengen definiert. Übertragen auf die toufs bedeutet das: Die tours subjectifs bilden die Schnittmenge aus tours objectifs und tours datifs. Die drei Kategorien reflektieren die möglichen syntaktischen Einbindungen der tours (emplois) und sind von den Probandenkommentaren bestätigt worden. Die ersten beiden Kategorien gehen aus dem Vergleich mit nicht-pronominalen Konstruktionen hervor: Bei den subjectifs stimmen die Subjekte der pronominalen und der nicht-pronominalen Vergleichskonstruktion überein(s.o. «il se pratele»), bei den objectifs nicht. Die datifs entsprechen dem Schema rse - Verb - Objekt 7 . Die Festlegung der tours subjectifs als Prototyp ist an dieser Stelle noch Hypothese, wird aber in den folgenden Analysen der einzelnen Kategorien(ab 2.3) durch Überschneidungen bestätigt. 3 Cf. G. KLEIBER, «Prototype, stereotype: un air de famille? », DRLAV 38 (1988), 1-61. Besprechungen - Comptes rendus 367 Jede der drei Analysen schließt mit einer graphischen Darstellung, in der überlappende Rechtecke Merkmalskombinationen repräsentieren. Damit ist es möglich, Sonderfälle, die keinem der klassischen Typen zuzuordnen sind, die aber gewisse Züge mit anderen tours verbinden, einzuordnen. So lassen sich die Konstruktionen vom Typ: «Justin s'envoie chaque matin trois tasses de cafe. » (Bsp. 54) als tours datifs beschreiben, da sie von den sieben für diese Kategorie festgestellten Merkmalen immerhin drei aufweisen, darunter ein besonders signifikantes, die Austauschbarkeit des Pronomens mit lui. Sogar ein typischer Kandidat für die Einordnung ins Lexikon, s'apercevoir (Bsp. 86), erhält einen definierten Platz bei den tours subjectifs (83). Das von Melis vorgeschlagene Verfahren hat einen beruhigenden Effekt: Die Möglichkeiten der Charakterisierung scheinen unerschöpflich, keine Variante muß als idiosynkratisch ausgeklammert werden. Ein wenig beunruhigend dagegen ist die Gleichbehandlung von produktiven und nicht-produktiven tours. Während etwa Bsp. 54 Repräsentant eines «modele particulierement vivant» (50) ist, gehört Bsp. 86 zur Klasse der verbes deaccusatifs (79ss.), von der Melis sagt: «Le grand nombre d'irregularites montre qu'il n'existe pas de categorie productive de verbes deaccusatifs en frarn;:ais moderne » (82). Beide Beispiele werden in Subkategorien aufgenommen. Beim Blick auf die in vielerlei Hinsicht aufschlußreichen Diagramme zu den Kategorien sollte man also nicht vergessen, daß hier grundsätzlich statisch beschrieben wird, die dynamische Seite mancher tour-Typen bleibt unbeachtet. In den Typologien hat Melis mit Parametern wie Transitivität, Agensposition etc. die externen Eigenschaften der tours besprochen. Die durchaus subtile Analyse über Vergleichskonstruktionen vermag zwar Gruppen von tours zusammenzustellen, die Übergänge jedoch bleiben fließend, die Merkmalskombinationen scheinen geradezu beliebig, wenn sich auch einige Prototypen herauskristallisieren. Zuweilen versagen die erarbeiteten Kriterien gänzlich: Das Beispiel «Le judai:sme se caracterise par l'iconophobie » (121) läßt sich, je nach Vergleichskonstruktion, als tour subjectif, als tour objectif converse (passivisch, resultativ) oder als tour objectif medio-passif (Agens implizit) analysieren bei gleichbleibender Bedeutung. Nach Feststellung der eingeschränkten Zuverlässigkeit der bisher verwandten externen Kriterien versucht Melis in Kapitel 5, ausgehend vom verbalen Kern, eine interne Charakterisierung. Nur die Konstanten der tours werden beobachtet: Subjekt, assoziiertes Pronomen, Verb. Ziel ist die Einbeziehung der tours pronominaux in Melis' Modell zur Beschreibung des nreud actanciel. Dieses Modell ist eine Formel, in der die verbalen Merkmale, die für die Selektion der Aktanten verantwortlich sind, als Prädikate und die Aktanten als deren Argumente definiert sind. Es gibt bei Konstruktionen mit direktem Objekt zwei Argumente: 1. Ein externes Argument, das den Prozeß kontrolliert, in Gang setzt (Prädikat: ± controle) und ihn in bestimmter Weise realisiert (Prädikat: realisation, steht für einen Merkmalskomplex); im allgemeinen entspricht dieses Argument dem Subjekt. 2. Ein internes Argument, das den Prozeß limitiert und von den telischen (Prädikat: ± telique) sowie von den spezifischen lexikalischen Merkmalen des Verbs (Prädikat: proces specifique, steht für einen Merkmalskomplex) seligiert wird; bei den tours entspricht diesem Argument das Reflexivpronomen und damit wieder das Subjekt. Obwohl diese Formel eine unerläßliche Ergänzung zur bis dahin praktizierten Methode der Vergleichskonstruktionen sein könnte, wird sie nur kurz erläutert und nur auf die Grundtypen der tours angewandt. Der Abschnitt ist beendet, wenn man sich gerade an die Formalisierung gewöhnt hat. Der Vergleich mit dem Gebrauch der Reflexivkonstruktionen im Altfranzösischen (5.3) unterstreicht die Richtigkeit der verbzentrierten Betrachtung; durch sie wird deutlich, daß die Bindung Subjekt-Reflexivpronomen im Altfranzösischen stärker ist als im heutigen Französisch. Im Altfranzösischen steht das Reflexivpronomen nicht beim Infinitiv und wird bei Koordination nicht wiederholt. Die enge Bindung zwischen Subjekt und Reflexivpronomen wird sogar als Stilmittel eingesetzt. 368 Besprechungen - Comptes rendus Zurück zu den modernen tours. Melis definiert sie jetzt in Abgrenzung zu aktiven und passiven Konstruktionen: Der tour neutralisiert gewissermaßen den Gegensatz zwischen dem Element, das den Prozeß auslöst (argument externe) und jenem, das den Prozeß begrenzt (argument interne). So wird nicht die Kontrolle über den Prozeß (wie im Aktiv) oder das Ende eines Prozesses (wie beim Passiv) herausgestellt, sondern der Verlauf des Prozesses. Bei der Reflexivkonstruktion wird damit lediglich die Perspektive auf den Prozeß verschoben und der Wert der beiden vorhandenen Kategorien ausgenutzt. Eine autonome voix kann die Reflexivkonstruktion daher nicht genannt werden. Melis spricht hier noch nicht alle Probleme der Reflexivkonstruktion an wichtig wäre z.B., die Formalisierung an den traditionell idiosynkratischen Fällen durchzuspielen -, aber er hat ein solides Fundament für weiterführende Diskussionen geliefert. So könnte eine auf der Prototypentheorie basierende Typisierung womöglich für den ebenfalls zwischen Lexikon und Syntax angesiedelten Bereich der Phraseologie sinnvoll sein. Martina Nicklaus * SUSANNE LEISCHNER, Die Stellung des attributiven Adjektivs im Französischen, Tübingen (Narr) 1990, 281 p. (Romanica Monacensia 31) Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Münchner Dissertation, die von Georg Bossong betreut wurde. Das von der Verfasserin bearbeitete Thema hat im Rahmen der Romanistik nicht gerade Seltenheitswert, und wollte man eine erschöpfende Bibliographie (nur zum Französischen) vorlegen, dann käme weit mehr zusammen als die spärlichen 17 Titel, die uns Leischner liefert 1 . Trotz der keineswegs desolaten Forschungslage glaubt Verf., in diesem Bereich noch Neues zu sagen zu haben - und dies gelingt ihr in der Tat, wenn auch nicht ganz in dem Umfang, wie sie selbst glaubt. Leischner wirft der bisherigen Forschung u.a. vor, sie habe zwar erkannt, daß die Adjektivstellung durch weit mehr als nur einen Faktor beeinflußt werde, doch habe sie dann gleichwohl immer einen dieser Faktoren verabsolutiert. Dies ist weitgehend (wenngleich mit gewissen Einschränkungen) richtig: Wir haben hier eine ganz ähnliche Situation wie beim Konjunktiv 2. Für Verf. ist die Adjektivstellung ein äußerst komplexes Positionsprinzip, in das eine Fülle von Faktoren eingeht, die ihrerseits wiederum (zumindest zum Teil) voneinander abhängen (9). Ihr Ziel ist es, eine abstrakte Theorie zu entwickeln, die diese Faktorenvielfalt möglichst umfassend integriert. Ein derartiges Vorhaben ist gezwungenermaßen auf einer sehr hohen Akstraktionsebene angesiedelt. Wenn die Theorie einer empirische Überprüfung zugänglich sein soll - und genau das ist das Ziel Leischners -, dann muß sie in einem zweiten Schritt konkretisiert, d.h. auf ein weniger hohes Abstraktionsniveau zurückgeführt werden. An diese Arbeitsschritte soll dann die Entwicklung eines empirischen Prüfverfahrens angeschlossen werden, das die Abbildung des Faktorengeflechts bzw. der darauf beruhenden Regeln auf den Rechner erlaubt. Mit dessen Hilfe sollen die Adjektivstellungen in einem gegebenen Korpus errechnet und die Ergebnisse anschließend mit der tatsächlichen Positionierung verglichen werden (9s.). Auf diese Weise sollen sowohl monokausale Erklärungen (12s.) als auch ad hoc-Erklärungen (15) vermieden werden. 1 Cf. hierfür auch unten. 2 Cf. hierfür z.B. P. WuNDERLI, Modus und Tempus, Tübingen 1976: lss. und m., Die Teilaktualisierung des Verbalgeschehens (Subjonctif) im Mitte/ französischen, Tübingen 1970: lüss. Besprechungen - Comptes rendus 369 Mit dem algorithmischen Ansatz und dem Rechnereinsatz betritt Leischner bezüglich der Adjektivposition im Französischen in der Tat Neuland. Dies gilt nicht für den multifaktoriellen Ansatz. Hier liegt ein eindeutiges Defizit der Arbeit vor, fehlen in der Bibliographie doch die neueren Arbeiten von Wilmet, Martin und Wunderli, die genau in diese Richtung gehen 3 ; ihre Berücksichtigung hätte der Verfasserin nicht nur einiges an Arbeit ersparen können, sie wäre mit Sicherheit auch noch zu einem adäquateren (semantischen) Modell gekommen 4• - Was den theoretischen Ansatz angeht, so soll er nach dem Willen der Verf. in erster Linie semantischer Natur sein; morphosyntaktische Faktoren werden deswegen aber nicht einfach unter den Tisch gekehrt, sondern in einer Art Hilfsfunktion mit integriert; dies ändert aber nichts an der Tatsache, daß der Schwerpunkt auf der semantischen Analyse liegt. Diese greift einerseits auf die bestehende Literatur, andererseits auch auf ein eigenes Korpus (Korpus 1) zurück, das auch als Grundlage für die Entwicklung des Algorithmus dient. Dieser wird dann anhand einer zweiten Datensammlung (Korpus 2) auf seine Validität hin überprüft (18ss.). Dabei ist sich Leischner durchaus der Tatsache bewußt, daß immer ein gewisser Fehlerbereich zu erwarten ist und man von einem Algorithmus nie eine vollständige Übereinstimmung der prognostizierten Positionierungen mit den faktisch auftretenden erwarten darf. Einmal bedingt die Algorithmisierung immer einen gewissen Verlust von Nuancen; dann ist auch die Grenze zwischen grammatischem und stilistischem Bereich fließend; und schließlich mußten auch die nach Position mit unterschiedlichen (lexikalisierten) Bedeutungen ausgestatteten Adjektive unberücksichtigt bleiben, da sie nur um den Preis von Zirkelabschlüssen in die Analyse hätten eingebracht werden können (14). Nach diesen einführenden Überlegungen wendet sich Verf. der Sichtung der bestehenden Literatur zu (20ss.). Dabei bezieht sie sich v.a. auf die Arbeiten von Forsgren, Reiner, Blinkenberg, Sciarone, Hutchinson und Waugh 5 ; überdies kommen noch weitere Autoren zum Zuge, u.a. auch solche, die die Verfasserin nur aus zweiter Hand rezipiert (Damourette/ Pichon, Lerch, Kainz 6). Diskutiert werden v.a. die folgenden Aspekte der Adjektivpositionierung: subjektives / vs./ objektives Urteil; Qualifizierung bzw. Charakterisierung / vs./ Determinierung bzw. Spezifizierung; Abschwächung der Adjektivbedeutung bei Anteposition (AP); Bedeutungsveränderung bei AP; Korrelation zwischen bestimmten Adjektivgruppen und Positionierung; Einfluß der Bedeutungsstruktur des Nomens auf die Adjektivposition; Wirkung des Affekts; «epithete de nature>/ ; Kohäsionsgrad zwischen Adjektiv und Nomen. - Im Anschluß an diesen Überblick werden dann die Pflöcke für die eigene semantische Theorie eingerammt (35ss.). Für Leischner ist bei jedem Adjektiv prinzipiell sowohl Anteposition (AP) als auch Postposition (PP) möglich, wenn auch die 3 Cf. M. WrLMET, «Anteposition et postposition de l'epithete qualificative en fran9ais contemporain», TL 7 (1980), 179-201; m., «La place de l'epithete en fra9ais contemporain. Etude grammaticale et stylistique», RLaR 45 (1981), 17-73; R. MARTIN, «Le vague et la semantique de l'adjectif. Reflexion sur l'adjectif antepose en fran9ais», Quaderni di semantica 7 (1986), 243-63; P. WuNDERLI, «La place de l'adjectif: Norme et infraction a la norme», TL 14/ 15 (1987), 221-35. - Cf. jetzt auch M. WrLMET, «Sur l'anteposition de l'epithete qualificative en fran9ais. Apologue linguistique», RLiR 57 (1993), 5-25, eine Studie, die Verf. noch nicht kennen konnte. 4 Cf. auch unten. 5 Für die genauen bibliographischen Angaben cf. LEISCHNER 1990: 279s. 6 Cf. LEISCHNER 1990: 29ss., 37. - Auch dies ist v.a. im Falle von Damourette/ Pichon außerordentlich bedenklich bezüglich der Aufarbeitung der bestehenden Literatur. 7 Eigenartigerweise ist bei Leischner immer nur von «epithete de nature» oder redundanter Information die Rede; der sonst (u.a. auch in der hispanistischen Literatur) gängige Ausdruck Explikativität taucht nirgends auf. Auch dies wieder ein Indiz für die ungenügende Literaturrezeption. 370 Besprechungen - Comptes rendus beiden Stellungen in jedem Fall einen sehr unterschiedlichen Wahrscheinlichkeitsgrad haben können. Diese grundsätzliche Stellungnahme ist sicher zu begrüßen, denn ihre Richtigkeit ist empirisch mit Leichtigkeit nachzuweisen. Richtig ist sicher auch die Feststellung, daß man nicht einfach jedes Adjektiv auf AP oder PP fixieren und entsprechend im Lexikon indizieren kann: dies schließt allerdings noch nicht aus, daß man jedes Adjektiv bezüglich seiner Normalposition indiziert, d.h. bezüglich der Stellung, die es einnimmt, wenn keine Zusatzfaktoren wie Emphase, Kontrast, Explikativität, Figurativität, Determination durch Adverbien usw. wirksam werden (WuNDERLI 1987). Richtig ist weiter auch, daß die Positionswahl nicht arbiträrer Natur ist, sondern durchaus eine jeweils spezifische Funktion hat. Überdies soll der gegenseitigen Beeinflussung des Semantismus von Adjektiv und Nomen bei syntagmatischer Verknüpfung die nötige Aufmerksamkeit geschenkt werden, da die Kontextualisierung nicht ohne Einfluß auf die Semstruktur der in Kontakt tretenden Einheiten bleibt (wobei sich das Nomen als stabiler als das Adjektiv erweist) 8 • Dazu kommt noch, daß sich das Adjektiv in AP bedeutend labiler erweist als in PP. Leischner stellt deshalb die beiden folgenden, durchaus plausiblen Thesen auf: 1. Wenn ein Sprecher eine starke Bedeutungsmodifikation erreichen will, setzt er das Adjektiv vorzugsweise in AP. 2. Ist ein Nomen bzw. ein Kontext besonders stark bedeutungsmodifizierend, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß das Adjektiv in AP erscheint. Das 4. Kapitel (45ss.) liefert dann einen Überblick über die von Verf. als positionsrelevant angesehenen Faktoren. Es sind dies: die semantische Definitheit der Adjektive (Adj. von hoher «semantischer Dichte» neigen zu PP, solche von geringer «semantischer Dichte» zur AP); die semantische Nähe von Adjektiv und Nomen bzw. Verb (deverbale und denominale Adjektive neigen zur PP; sie widersetzen sich einer semantischen Abschwächung und damit der AP); die semantische Komplexität des Nomens (Nomina von hoher «semantischer Dichte» lösen leicht eine Bedeutungsveränderung beim Adj. aus und drängen es so gewissermaßen in die AP; am komplexesten wären die Eigennamen (EN), ferner die Fachtermini 9 ); der wertende Charakter der Adjektive (Adjektive, die leicht zur Bewertung neigen oder sogar per se wertend sind, tendieren zur AP); der semantische Kontext bzw. die Kontrastsetzung (im Kontext kontrastierend eingesetzte Adjektive tendieren zur PP); 8 Allerdings ist G. BLANKE, Einführung in die semantische Analyse, München 1973, nicht gerade die ideale Berufungsinstanz für die Diskussion semantischer Probleme v.a. wenn es sich um das einzig zitierte Werk zur Semantik handelt: In einer Dissertation kann man schon einen etwas umfassenderen Literaturüberblick erwarten als gerade nur ein einziges Handbuch v.a. wenn man in Anspruch nimmt, eine semantische Theorie der Adjektivstellung entwerfen zu wollen. 9 Was die EN angeht, so muß dies zumindest als zweifelhaft gelten. G. KLEIBER (Problemes de reference: Descriptions definies et noms propres, Metz 1981) hat gezeigt, daß die «Bedeutung» von EN mit 'x etre appele / NI' wiedergegeben werden kann (KLEIBER 1981: 397ss.). Das ist aber eine äußerst einfache semantische Struktur; die Komplexität scheint hier vielmehr auf der Referenzebene zu lie,gen. Auch sonst scheinen semantischer und referentieller Bereich bei Leischner nicht immer sauber getrennt zu sein. - Auch bei den Fachtermini müßte man sich fragen, ob die Komplexität nicht semantischer, sondern referentieller Natur ist. Besprechungen - Comptes rendus 371 die Emphase (nur bei ernphasefähigen Adjektiven 10 ; Tendenz zur AP). - Dies gilt allerdings nur bei Adj., die normalerweise zur PP tendieren (Adj.P); LEISCHNER (58) hat selbst erkannt, daß Adj.a (zur Voranstellung tendierende Adj.) sich in der Regel genau umgekehrt verhalten, zieht daraus aber keine Konsequenzen; - «redundante Information» hinsichtlich des Nomens oder Kontextes (gemeint sind die epithetes de nature bzw. das, was normalerweise als «Explikativität» bezeichnet wird; Tendenz v.a. bei «Redundanz» zu einem Nornen zur AP 11); - Figurativität (übertragene Bedeutung; würde eine Verschiebung PP> AP bewirken). Obwohl ich im Detail mit der Einordnung bzw. Interpretation einzelner dieser Faktoren nicht einverstanden bin, kann doch nicht bestritten werden, daß es sich durchwegs um semantische Faktoren handelt, die in der beschriebenen Weise auf die Adjektivstellung Einfluß nehmen. Dazu kommen nun noch einige rnorphosyntaktische Faktoren, die bei Leischner im anschließenden Kapitel abgehandelt werden (62ss.): die Länge bzw. Silbenzahl von Adjektiv und Nornen (Tendenz zu masses croissantes, d.h. Voranstellung des kürzeren Elementes); die «morphologische Struktur» der Nomina (gemeint sind lexikalisierte Norninalsyntagrnen vorn Typus N de N, Na N usw.; würden AP des Adj. favorisieren); die Natur des das Norninalsyntagrna einleitenden «Deterrninators»; indefiniter Artikel/ definiter Artikel/ Demonstrativum (mit un deutlich weniger AP als mit le oder gar dem Demonstrativum 12); - Determination des Adj. durch ein Adv. (Tendenz zur PP). Damit liegt nun das ganze Inventar der für die Adjektivstellung berücksichtigten Faktoren vor. Ab dem Kapitel 6 (67ss.) wird die Arbeit nun bedeutend technischer; da für den Linguisten über weite Strecken nur noch mittelbar von Relevanz, werde ich mich kürzer fassen. Zuerst wird einmal die Konstitution der beiden Korpora kurz präsentiert und daran anschließend die Datenverwaltung vorgestellt, die im Prinzip auf dBase III beruht, aber durch eigene Zusatzprogramme ergänzt wird. - Kapitel 7 (73ss.) befaßt sich dann mit der Festlegung der positionsrelevanten Faktoren. Während dies im Bereich der Morphosyntax relativ einfach ist, erweist sich der semantische Bereich insofern als problematisch, als man es hier in der Regel nicht mit diskreten Größen, sondern mit Kontinua zu tun hat. Dies macht eine «Diskretisierung», d.h. kontrollierbare, linguistisch motivierte Klassenbildung nötig. Wie das funktioniert, soll kurz an zwei Beispielen gezeigt werden. Für den Faktor SEMA (semantische Definitheit des Adjektivs) nimmt Verf. 4 Klassen an, denen die Indices 0, 1, 2 und 3 zugewiesen werden: 0 = Adj. mit sehr geringer semantischer Definitheit; 1 = Restklasse; 2 = Adj. mit verhältnismäßig hoher semantischer Definitheit (objektiv beobachtbare Eigenschaften wie chaud, froid, lourd etc., qualifizierend verwen- 10 Hier müßte man sich fragen, ob im Prinzip nicht jedes Adj. emphasefähig ist (dies gilt unter bestimmten Voraussetzungen selbst für Einheiten, die dem Fachvokabular entstammen); wir hätten dann nur eine größere oder geringere Affinität zur Emphase. 11 Auch hier geht es weniger um die Semantik, als vielmehr um «Kenntnis von Welt», d.h. um Information über den Referenzbereich: in la froide Siberie ist 'kalt' keinesfalls ein semantisches Merkmal von Siberie, in le bon Roi Rene 'gut' keinesfalls ein Sem von Rene. Aus diesem Grunde scheint es mir auch wenig angemessen, von «Redundanz» zu sprechen; der traditionelle Terminus Explikativität ist sicher treffender. 12 Hier schlägt Leischner geschickt und durchaus zutreffend die Brücke zu den Textfunktionen des Artikels (Weinrich) und schafft damit eine Verbindung zum semantischen Bereich (cf. oben, «redundante Information»). 372 Besprechungen- Comptes rendus dete Relationsadjektive); 3 = Adj. mit sehr hoher semantischer Definitheit (relational eingesetzte Relationsadj., physikalisch etc. meßbare Eigenschaften wie rouge, carre etc.). Für den Faktor ABLA (semantische Nähe des Adjektivs zu einem Nomen oder Verb [Ableitung Adj.]) werden 3 Faktoren mit den Indices 1, 2 und 3 ermittelt: 1= Adj., die nicht von einem N/ Verb abgeleitet sind; 2= abgeleitete Adj., die sich semantisch bereits deutlich von der Basis entfernt haben (z.B. Bildungen auf eux, -[a]ble usw.); 3= abgeleitete Adj., die semantisch ihrer Basis noch sehr nahe stehen. In ähnlicher Weise wird auch für die übrigen Faktoren vorgegangen; SEMN (semantische Komplexität des Nomens), WERTA (Wertung und Emphasefähigkeit in der Adjektivbedeutung), KONTEXT (Redundanz, Kontrast und Emphase [jeweils +/ -] aufgrund kontextueller Faktoren), SYNT (semantische Beziehungen zwischen Adj. und N [Redundanz, Figurativität, Kontrastierung des Adj. bei EN], jeweils +/ -), ADV (Determinierung des Adj. durch verschiedene Adverbialklassen), DET (syntagmeneinleitender Determinator [Artikel]), LNOM/ LADJ (Längenunterschied zwischen N und Adj.), STRN (morphologische Struktur des Nomens [+/ lexikalisierte Nominalsyntagmen]). Daran schließt dann eine exemplarische Darstellung für die Faktorenbelegung an (83ss.). Die beiden folgenden Kapitel (9 und 10) sind der Entwicklung des Algorithmus gewidmet. Zuerst werden einige grundsätzliche Fragen diskutiert (92ss.). Mit guten Gründen verzichtet Leischner auf eine statistische Fundierung und entscheidet sich für eine logische Formel auf der Basis von booleschen Operatoren (v, A und-). Es soll je eine Formel für die Vor- und Nachstellung entwickelt werden. In der Anwendung bedeutet dies dann, daß entweder eine, beide oder keine der Formeln zutreffen kann (95): Im ersten Fall liegt eine gültige Vorhersage vor; im zweiten haben wir einen Widerspruch, der eine Sonderbehandlung nötig macht und u.U. über eine Hierarchisierung der Regeln aufgefangen werden kann; im dritten Fall schließlich greift keine der beiden Regeln, so daß eine pragmatische Entscheidung nötig wird (Verf. entscheidet sich dafür, alle diese Fälle der [höherfrequentigen] Nachstellung zuzuschlagen). Leischner betont auch hier nochmals, daß eine logische Formel immer bis zu einem gewissen Grade «mangelhafte» Resultate liefern muß, sei es, daß die Klassifikationen zu grobschlächtig sind, sei es, daß nicht alle relevanten Faktoren berücksichtigt wurden, die stilistischen Elemente zuviel Gewicht haben, zuviele indifferente Adjektive auftreten usw. - Im Anschluß daran werden dann die beiden Formeln V (AP) und N (PP) entwickelt. Die Formel für die Voranstellung umfaßt5 Regeln, diejenige für die Nachstellung deren 10. Dies ist auch ein von Leischner nicht bestrittenes Mißverhältnis, zumal ja die Nachstellung als statistischer «Normalfall» zu gelten hat und deshalb eigentlich einen weniger aufwendigen Regelapparat erfordern sollte. Auf die Details der Formelentwicklung soll hier nicht eingegangen werden; ich reproduziere hier nur exemplarisch die Gesamtformel für die Voranstellung (114) 13 : (SEMA= 0) A (ABLA::::::2) V (SEMN=3) A (KONTEXT* k) A (SYNT * k) V (SEMA:::::: 1) A (ABLA::::::2) A (WERTA 2:2) " (KONTEXT= a) V (SEMA= 1) A (ABLA::::::2) " (STRN= 1) A (LNOM- LADJ 2: 1) V (SEMA= 1) A (WERTA= 1) A (SEMN= 1) " (LNOM 2:2) A (LADJ = 1) 13 Für die die Nachstellung beschreibende Gesamtformel cf. Leischner 1990: 125. (V 1) (V2) (V3) (V 4) (V5) Besprechungen -Comptes rendus 373 Dieser Gesamtalgorithmus erfordert natürlich einen kurzen Kommentar, denn so dürfte kaum jemand viel mit ihm anfangen können. Die 5 Regeln (V 1 bis V 5) sind in der Reihenfolge ihres Gewichtes bzw. ihrer Häufigkeit angeordnet. Sie haben überdies nicht additiven, sondern disjunktiven Charakter, d.h. wenn V 1 nicht greift, kommt V 2 zum Zuge, wenn V 2 nicht greift, ist V 3 an der Reihe usw. Entformalisiert bedeuten die fünf Regeln folgendes: V 1: Voranstellung, wenn das Adjektiv von geringer semantischer Definitheit ist und wenn es nicht von einem Nomen oder Verb abgeleitet ist oder (trotz Ableitung) sich semantisch schon weitgehend verselbständigt hat; V 2: Voranstellung, wenn das Nomen von extrem hoher semantischer Komplexität ist, kein kontrastiver Kontext vorliegt und das Adjektiv auch nicht kontrastierend bei EN eingesetzt wird; V 3: Voranstellung, wenn das Adj. zu der Klasse mit geringer semantischer Definitheit oder zur «Restklasse» gehört, es nicht abgeleitet ist oder sich (trotz Ableitung) semantisch bereits weitgehend verselbständigt hat und ein emphastischer Kontext vorliegt; V 4: Voranstellung, wenn das Adj. zur «Restklasse» gehört, keine Ableitung oder eine semantisch bereits verselbständigte Ableitung vorliegt, das Nomen ein lexikalisiertes (Präpositional-)Syntagma ist und die Länge des Nomens diejenige des Adj. um mindestens eine Silbe übertrifft; V 5: Voranstellung, wenn das Adj. der «Restklasse» angehört, allgemein qualifizierenden (nicht explizit wertenden) Charakter hat, das Nomen der (nominalen) «Restklasse» angehört, zwei oder mehr Silben hat und mit einem einsilbigen Adj. kombiniert wird. Natürlich ist die Umformulierung in natürliche Sprache auf Anhieb leichter verständlich die formalisierte Version des (Teil-)Algorithmus ist jedoch für eine rechnergestützte Analyse unverzichtbar. Im Anschluß an die Entwicklung des Algorithmus wird dieser dann am ersten Korpus getestet. Dabei ergeben sich für die Voranstellung 91,44% richtige Voraussagen, für die Nachstellung 96,14%, was zweifellos nicht schlecht ist. Erstaunlich ist hierbei auf den ersten Blick, daß bei Beschränkung auf V 1 (SEMA = 0 und ABLA ::::; 2) für AP die Trefferquote nur 2,25% höher liegt. Beschränkt man sich für die Nachstellung auf die korrespondierenden Werte dieser beiden Hauptfaktoren (N 1: SEMA 2:: 2; N 2: ABLA = 3), kommt man ebenfalls auf eine fast identische Trefferquote. Da diese Werte aber die semantische und morphologische Grundstruktur der Adjektive beschreiben, liefert uns Leischner mit ihrem Algorithmus geradezu den Beweis dafür, daß der Vorschlag in WuN- DERLI 1987, die Adjektive aufgrund ihres «Normalverhaltens» in zwei Gruppen aufzuteilen und entsprechend zu indizieren (Adj. a und Adj.P), nicht nur möglich ist, sondern in hohem Maße der empirischen Realität gerecht wird. - In einem zweiten Testlauf wird dann der Algorithmus auf Korpus 2 angewendet. Für die Voranstellungsformel ergibt sich eine Trefferquote von 86,50%, für die Nachstellungsformel von 94,81%. Dies ist immer noch relativ gut. Die Testergebnisse zeigen aber auch gleichzeitig, daß der Algorithmus für AP bedeutend schwächer ist, was darauf zurückgeführt werden muß, daß sich die emotionalen und stilistischen Faktoren, die hier eine wichtige Rolle spielen, nur schlecht über eine logische (und damit stark vereinfachende) Formel erfassen lassen. - Ermittelt man schließlich noch die Trefferquote bei Anwendung des Gesamtalgorithmus, dann ergibt sich für Korpus 1 ein Wert von 93,81%, für Korpus 2 ein solcher von 90,01% -zufriedenstellende Werte also, wenn sie auch durch weitere Verfeinerungen noch verbesserungsfähig sind. Die Arbeit schließt mit einem kurzen Ausblick auf die Verhältnisse bei Mehrfachdetermination (1 Subst. -2 und mehrere Adj.,/ mehrere Subst.; 149ss.) und einer Zusammenfassung der Ergebnisse (154ss.). Darauf folgen dann noch mehrere Anhänge: A: Statistik für 374 Besprechungen - Comptes rendus die Korpora 1 und 2 (159ss.); B: Verwendetes Datenmaterial (166ss.); C: Verwendete Programme (237ss.) 14 , sowie die knappe Bibliographie (279s.). Kommen wir zu einer abschließenden Bewertung dieser Arbeit, wobei ich mich auf die Aspekte Layout, Bibliographie und Inhalt beschränken will: - Layout: Die Arbeit wirkt vom Äußeren her recht gepflegt, ist aber von einem «klassischen» Layout weit entfernt; die Verfasserin ist viel zu verliebt in die Schriftenvielfalt ihres Computers und verwendet v.a. zu viele große und fette Schriften für die Titel. Zudem ist eine unterschiedliche Absatzgliederung (mit und ohne Durchschuß) unschön und verwirrend. Ärgerlich sind zahlreiche Fehler beim Zeilen- und Seitenumbruch: falsche Worttrennungen, Hurenkinder und Schusterjungen sind viel zu häufig, und ebenso stimmen verschiedentlich auch die Wortabstände nicht. - Bibliographie: Auf die Mängel in diesem Bereich wurde bereits mehrmals hingewiesen (Arbeiten zur Adjektivstellung, Semantik). Es geht sicher nicht darum, alles aufzulisten, was irgendwie mit dem Thema zu tun hat. Was Verf. uns hier an Literaturrecherchen zumutet, liegt aber bestenfalls auf dem Niveau einer Magisterarbeit. Trotzdem kommt sie zu brauchbaren Ergebnissen. - Inhalt: Die Erstellung des Algorithmus überzeugt weitgehend, und die erzielten Ergebnisse sind so, daß man an ihnen in Zukunft nicht einfach wird vorbeigehen können. Allerdings sind sie auch so gelagert, daß sie eindeutig für eine Klassifikation bzw. Indizierung der Adjektive nach Adj.a und Adj.P sprechen, wie ich es selbst vorgeschlagen habe. Dies hätte erhebliche Vorteile. Einmal würde es erlauben, gewisse Regeln exakter zu fassen, v.a. dort, wo sich die Adjektive je nach Klassenzugehörigkeit positionell gegenläufig verhalten (z.B. Emphase, mise en relief, Registerwechsel, cf. WuN- DERLI 1987: 231). Dann würde der Gesamtalgorithmus durch die Herausnahme der Regeln V 1 und N 1/ 2 erheblich entlastet. Diese Maßnahme hätte gleichzeitig noch einen weiteren, sehr wichtigen Effekt: Durch das massive Übergewicht dieser Regeln (um die 90%) werden die übrigen Regeln in ihrer Bedeutung minimiert und v.a. die Unterschiede zwischen ihnen weitgehend verwischt. Lagert man dagegen die auf der semantischen und morphologischen Grundstruktur der Adjektive beruhenden Gegebenheiten durch die Klassenbildung und Indizierung aus dem Algorithmus aus, steht das ganze Spektrum (100%) für die Gewichtung der «Zusatzfaktoren» zur Verfügung. Um dabei zu verläßlichen Ergebnissen zu kommen, müßte allerdings mit erheblich größeren Korpora gearbeitet werden. In dieser Richtung sehe ich durchaus vielversprechende Zukunftsperspektiven für Leischners Ansatz. P. W. * BETTINA LORENZ, Die Konkurrenz zwischen dem futur simple und dem futur periphrastique im gesprochenen Französisch der Gegenwart, Münster (Kleinheinrich) 1989, 233 + 43 p. (Münstersche Beiträge zur romanischen Philologie 2) Il lavoro di B. Lorenz consiste in un'analisi empirica dell'uso del futuro semplice e del futuro perifrastico (nonche del presente) in contesti di futuro deittico, in un corpus di francese parlato contemporaneo. La ricerca e rnirata sul problema dello stato attuale del rapporto fra le due forme di futuro nel francese e della loro eventuale specializzazione semantica; il retroterra teorico e storico, come pure la comparazione con altre lingue romanze, non sono affrontati. 14 Datenmaterial und Programme können übrigens bei Verf. käuflich erworben werden. Besprechungen - Comptes rendus 375 11 futuro costituisce un argomento di grande interesse per il linguista, sia dal punto di vista teorico ehe descrittivo. Come e noto, nelle lingue romanze ehe dispongono di un futuro morfologico e gia non sono tutte -, questo costituisce una categoria marginale nel sistema verbale. lnfatti, come avviene in molte lingue del mondo, l'uso del futuro, a differenza dell'uso degli altri tempi del verbo, non estrettamente obbligatorio: il futuro semplice puo essere sostituito dal presente, il futuro anteriore dal passato composto. In diacronia d'altro canto si vede come le forme morfologiche di futuro abbastanza rapidamente si perdano e si ricostruiscano a partire da forme analitiche, cosl ehe in epoca storica sono note gia almeno tre forme «nuove» di futuro, da quella latina in -abol-ebo (ie. *bheu- 'essere'), a quella romanza in -rai, -ro ecc. (lat. habeo 'avere (da), dovere') e infine a quella francese e spagnola costruita con il tipo lessicale r andare 7 seguito dall'infinito (aller+ inf.; ir + a + inf.). Non va infine dimenticata la polisemicita del futuro, ehe assume facilmente valori modali epistemici, come espressione di inferenza o congettura, e come tale e utilizzabile anche fuori dai contesti futurali, riferito al presente (se futuro semplice) o al passato (se futuro anteriore). Si tratta dunque di una forma verbale per cosl dire fragile (a rispecchiamento della sua ipotizzabile marginalita nozionale): non obbligatoria e insieme polisemica, incline a perdersi e a ricostituirsi, con oscillazione continua fra un valore modale ed un valore temporale. Queste caratteristiche sono assai diffuse nelle lingue anche non romanze e costituiscono, si puo dire, universali tendenziali del futuro verbale\ ma di tutto cio nulla si dice nel volume qui recensito, dove bibliografia di linguistica generale pertinente al tema non e citata 2 con le positive eccezione dei volumi di S. FLEISCHMAN e di P. WuNDERLI 3 sul futuro, ehe costituivano invece begli esempi di combinazione fra interessi teorici generali e attenzione specifica alle lingue romanze. A parte questa critica generale, nei suoi limiti di ricerca specifica sul francese il lavoro di B. Lorenz eben construito, chiaro e ricco di informazione. 11 volume si apre con l'esposizione del problema, e dedica spazio ad una buona sintesi delle analoghe ricerche precedenti (31-62), su altri corpora di francese parlato (il Fram; ais Fondamental, il corpus d'Argenteuil, ed altri). La parte centrale del volume ededicata all'esposizione della ricerca dell'Autrice stessa, con largo spazio alla discussione della metodologia e all'illustrazione dei dati statistici. I risultati, ehe sono indagati da piu punti di vista, sono pure assai interessanti. Chiudono il volume una bibliografia ehe nei limiti sopra detti ci eparsa completa, ed una utile appendice con una selezione dei testi esaminati. L'Autrice ha raccolto il suo corpus con interviste ad un numero relativamente alto di parlanti (411), allo scopo di esaminare i dati anche nella loro distribuzione sociolinguistica. Le risposte erano strettamente guidate con domande miranti ad elicitare contesti futurali prossimi e non («Quels sont vos projets pour ce soir/ demain/ le week-end prochain [... ]/ l'annee prochaine? »), e piu o meno coinvolgenti l'intervistato/ a in prima persona («Com- 1 Cf.R. ULTAN, «The nature of future tenses», in: J. GREENBERG (ed.), Universals of Human Language, vol. 3: Word Structure, Stanford 1978: 8 3-12 3. 2 Oltre al citato articolo di ULTAN, ci si aspetterebbero in un lavoro sul futuro almeno alcuni riferimenti di base, quali: B. CüMRIE, Tense, Cambridge 1985 (§2.3: Future tense, 5.4: Future time reference in English subordinate clauses, e altri ); Ö. DAHL, Tense and Aspect Systems, Oxford 1985 (il § da! titolo Future time reference, p. 103-12); J. LYONS, Semantics, Cambridge 1977 (§17.3: Tense as a modality); F.R. PALMER, Mood and Modality, Cambridge 1986 (§6.1.3: Modality and future). 3 SuzANNE FLEISCHMAN, The Future in Thought and Language. Diachronie Evidence from Romance, Cambridge 1982; PETER WUNDERLI, Modus und Tempus. Beiträge zur synchronischen und diachronischen Morphosyntax der romanischen Sprachen, Tübingen 1976. 376 Besprechungen - Comptes rendus ment voyez-vous l'avenir en general en ce qui concerne votre situation professionnelle/ quant au chömage en France? » e simili). In questo modo si sono ottenuti dati ben confrontabili e trattabili con criteri statistici, ma si e rinunciato ad esaminare l'uso realmente spontaneo dei futuri: sono i noti vantaggi e svantaggi dei dati elicitati, di cui l'Autrice sembra ben consapevole. Dal nostro punto di vista la principale perdita d'informazione sta nel fatto stesso d'aver elicitato ed esaminato solo contesti futurali: da questi nulla sappiamo dell'uso modale puro (epistemico), non futurale, del futuro francese (il tipo (:a sera le facteur 'sara il postino [detto sentendo suonare il campanello]'; cf. sp. Saran las diez 'saranno le dieci', ted. Paul wird in der Badewanne sitzen 'P. sara nella vasca da bagno'), e nel non poter quindi dare risposta all'ipotesi di una progressiva specializzazione del futuro semplice in quest'uso. In termini di descrizione del sistema verbale, e perdita di non poco conto, cui forse si sarebbe potuto ovviare o includendo domande mirate sull'uso epistemico puro o, forse meglio, esaminando in altri corpora, anche gia disponibili, tutte le occorrenze di futuri e il loro uso 4• I risultati globali emersi dalla ricerca della L. sono i seguenti (95): su un totale di 6772 contesti futurali sono emersi 2458 (36,3%) futuri semplici, 1844 (27,2%) futuri perifrastici, 2307 (34,1%) presenti e 163 (2,4%) altre forme. Si trova dunque anzitutto ehe l'uso di futuri e ben vivo in francese parlato, il ehe non e da dare per scontato 5 , e in secondo luogo ehe fra le due forme il futuro semplice e piu vitale di quanto forse ci si poteva aspettare (quanto il risultato sia legato al tipo di testo «intervista» e quanto invece valga in generale, ovviamente non ci e dato sapere). Come nota l'Autrice, i dati mostrano comunque, da un confronto con quelli rilevati con metodologia analoga nel Fram; ais Fondamental circa trent'anni prima, un regresso del futuro semplice, ehe superava allora il futuro perifrastico in un rapporto di 1,8 : 1, contro ad un rapporto di 1.3 : 1 nei dati attuali. Fra le variabili sociolinguistiche indagate dall'Autrice la piu rilevante risulta il ceto di appartenenza dei parlanti: il futuro semplice e relativamente piu frequente nel ceto alto e viceversa il futuro perifrastico e relativamente piu frequente nel ceto basso anche se la differenza non e macroscopica.Analoga differenza, ma meno rilevante, si trova nelle classi di eta: i parlanti oltre i 50 anni sono piu inclini dei giovani (sino ai 29 anni) al futuro semplice. Non rilevante appare invece il sesso dei parlanti. 4 In una breve ricerca di questo genere sull'italiano parlato (MoNICA BERRETTA, «Il futuro italiano nella varieta nativa colloquiale e nelle varieta di apprendimento», ZRPh.110 [1994] ho esaminato 200 occorrenze di futuri: di questi 135 (67,5%) risultavano usati in contesto di futuro temporale, erano cioe deittici (sia pure con varie coloriture modali), mentre un terzo circa delle occorrenze analizzate (65, ovvero 32,5%) era dato invece da usi non futurali, per lo piu epistemici (es.: da qui andare a R., ci sara sette, otto chilometri; avra quindic'anni; Lei ... sapra certamente ehe i romani dicevano ...; saremo stati nell'inverno nel '17). Dati molto simili risultano da RosELLA BozzoNE CosTA («L'espressione della modalita non fattuale nell'italiano parlato colloquiale», Quaderni de[ Dipartimento di Linguistica e Letterature Comparate [Universita di Bergamo] 7 [1991], 25-73), sempre sull'italiano parlato (interazioni informali, faccia a faccia, tra studenti universitari): su 174 occorrenze si avevano 117 (67,2%) casi di uso futurale e 57 (32,8%) di uso non futurale. Si puo ipotizzare ehe in francese e spagnolo, dove per l'uso deittico e a disposizione anche Ja forma perifrastica, Ja percentuale di usi non futurali de! futuro semplice sia ancora piu alta (per l'uso epistemico puro in spagnolo cf. per es. N. CARTAGENA, «Sistema, norma y habla de! futuro de probabilidad espafiol», in: Logos semantikos. Studia lin�uistica in honorem Eugenio Coseriu, vol. 4: Grammatik, Berlin 1981: 383-94). Per esempio, lo stesso non si puo dire dell'italiano parlato, dove Ja concorrenza de! presente e assai piu forte: in un sondaggio su 100 contesti futurali ho rilevato solo 19 futuri verbali e ben 64 presenti (nel parallelo corpus di italiano scritto invece comparivano, negli analoghi 100 contesti esaminati, 70 futuri e solo 7 presenti pro futuro): cf. MüNICA BERRETTA, «Parliamo de! nostro futuro», ltaliano e Oltre 6/ 3 (1991), 135-40. Besprechungen - Comptes rendus 377 I dati di distribuzione sociolinguistica mostrano dunque, in coerenza con lo sviluppo storico attestato nel breve termine, una chiara tendenza alla diffusione della forma perifrastica; come vedremo, anche dati strettamente linguistici ci mostrano una crescente marginalizzazione della forma semplice. L'attesa differenza d'uso legata a contesti difuturo prossimo (f.perifrastico) vs.lontano (f. semplice) risulta confermata, anche se solo come preferenza e non come differenza categorica (per es. ce soir ...je vais rentrer a la maison vs. pendant les grandes vacances j'irai en Normandie, ma anche, sia pure con minore frequenza, ce soir euh ...je rentrerai chez moi e les grandes vacances, je vais travailler). Lo stesso avviene per l'opposizione tra fatti ehe coinvolgono personalmente il parlante e fatti ehe non lo coinvolgono, con qualche incertezza dovuta alla difficolta di valutare variabili come il coinvolgimento soggettivo del parlante nell'argomento di discorso. Riassumendo, vi sono preferenze nell'uso, ma non si puo parlare di una vera e propria diversita semantica tra i due futuri quale e prevista da alcuni grammatici (si pensi alla stessa denominazione corrente di «futur proche»). Tra le variabili linguistiche l'Autrice nota alcune correlazioni positive, per es.fra contesti negativi e futuro semplice, prima persona singolare e futuro perifrastico, ed altre. Fra queste la piu interessante ci pare la correlazione tra futuro semplice e i verbi piu frequenti: etre, aller e avoir preferiscono di gran lunga la forma semplice, mentre via via ehe si scende nella scala di frequenza la forma perifrastica tende a prevalere.Una correlazione di questo genere, anche se non categorica, ci sembra un dato potenzialmente molto interessante per meglio capire la collocazione de! futuro semplice francese, ehe appare per questa via piu collaterale di quanto non sembri per mera frequenza numerica: non solo perche frequenze assolute alte, se legate a pochi tipi lessicali, sono meno significative, ma piu in generale per il comportamento morfologicamente conservativo degli elementi piu frequenti (si pensi, per un confronto sempre nel sistema verbale, al preterito tedesco, ehe nelle varieta de! Sud si concentra proprio sui tipi sein, haben e sui modali). A lato, e da osservare la sorprendente presenza di un numero consistente di futuri perifrastici de! verbo aller (153, contro 277 futuri semplici), ehe attestano lo statuto ormai morfologico dello stesso aller come morfema di futuro: abbiamo cosi come forme normali s'il fait beau, je vais aller me promener (193); r;a va pas aller en s'ameliorant malheureusement (175).La stessa grammaticalizzazione si ha in altre lingue ehe formano futuri analitici con il tipo 'andare 7 o 'venire 7 : ingl. gonna go, retoromanzo geu vign a vagnir 'verro' e simili. 11 dato sopra commentato della distribuzione delle forme di futuro per frequenza dei tipi lessicali si sovrappone in parte alla correlazione tra verbi stativi e futuro semplice da un lato, e verbi d'azione e futuro perifrastico dall'altro. Quest'ultimo fenomeno ha probabilmente radici nella maggiore coloritura modale (epistemica) de! futuro semplice e nel valore invece incoativo del futuro perifrastico (il dato trova conferma, fuori dal corpus qui analizzato, nella correlazione esistente tra uso epistemico de! futuro e Aktionsart stativa dei verbi 6 ).Medesima fonte hanno, a nostro avviso, le correlazioni positive fra 1 a persona singolare e forma perifrastica da un lato (probabili espressioni di intenzione) e fra 3 3 persona e forma semplice dall'altro (ipotesi). Sugli usi modali la ricerca, dato il metodo scelto, fornisce ovviamente poche indicazioni; l'Autrice riporta qualche esempio, e non sembra ben consapevole della correlazione tra futuro semplice e valori modali epistemici; a suo avviso, il valore di 'Vermutung' puo 6 Cf. PIER MARCO BERTINETTO, «Alcune ipotesi sul nostro futuro (con osservazioni su potere e dovere)», Rivista di Grammatica Generativa 4/ 1-2 (1979), 77-138, e Tempo, aspetto e azione del verbo italiano. II sistema dell'indicativo, Firenze 1986: 491ss.; si confrontino anche gli esempi qui citati alla N4. 378 Besprechungen - Comptes rendus essere assunto da entrambe le forme (mentre i suoi stessi esempi mostrano ehe e invece il futuro semplice a comparire in questa funzione: cf. je pense ehe ce sera pareil en Allemagne; je crois que r;a euh ce sera plutot un probleme d'education). Le brevi conclusioni riassumono la posizione dell'Autrice: si puo parlare per ora solo di «concorrenza» in atto fra le due forme e non di prevalenza del futuro perifrastico; le differenze semantiche, se pure esistenti, non sono ben definite, talche le due forme possono essere trattate come varianti; solo nel futuro si sapranno gli sviluppi ulteriori. Rispetto alla ricchezza e all'interesse dei dati emersi, di cui speriamo d'aver dato idea al lettore, e una sorta di understatement, come tale da apprezzare in un'epoca in cui ogni dato empirico disponibile viene volentieri iperinterpretato. Monica Berretta * Ou en sont ! es etudes sur le lexique? Bilan et perspectives, Paris/ Gembloux (Duculot) 1991, 208 p. (TL 23) Vom 21. bis 23. März 1991 fand in Louvain-la-Neuve ein Kolloquium zur französischen Lexikologie statt, dessen Vorträge nun im Band 23 der Travaux de Linguistique gesammelt vorliegen. Der Band enthält 19 auf sechs Sektionen verteilte Beiträge, die sich aus verschiedenen Warten mit dem in letzter Zeit wieder zunehmend in das Zentrum der Forschung gerückten Lexikon, d.h. dem Wortschatz, befassen: Lexique et informatique, Morphologie lexicale, Etymologie, Lexique et syntaxe, Lexicographie moderne und Semantique lexicale. Jede dieser Sektionen enthält drei bzw. vier Beiträge. Der Aufbau ist mit Ausnahme des Teils Lexique et informatique in allen Sektionen gleich: Am Anfang steht jeweils ein zentrales und ausführliches Expose, dessen angestrebter Grundsatzcharakter bereits im Titel deutlich wird. Darauf folgen kurze Ausführungen zwei oder drei anderer Autoren. Sie nehmen gewisse Teile des zentralen Exposes wieder auf und ergänzen sie, wobei sie sich vorwiegend auf Details beschränken. Nur in seltenen Fällen wird an dem im Mittelpunkt stehenden Expose scharfe Kritik geübt. Der im Titel des Bandes erwähnte Bilanzcharakter des Kolloquiums klingt in mehreren Vortragstiteln an, wenn z.B. von «acquis et perspectives» oder «perspectives et points de vue» gesprochen wird. Diese große Homogenität in bezug auf den Aufbau der Sektionen und den Grundsatzcharakter der zentralen Exposes ist eher ungewöhnlich, jedoch gerade wegen des Umfangs der in die verschiedensten Teilgebiete hineinragenden Disziplin Lexikologie sehr zu begrüßen. Die erste Sektion, «Lexique et informatique», ist die einzige, die in gewisser Weise den einheitlichen Rahmen verläßt, da sie aus drei etwa gleich langen Beiträgen besteht. CHAR- LES MULLER zeichnet in «Lexicologie et informatique» (11-16) die Geschichte des Einzugs der lnformatisierung in die französische Linguistik nach. Ihr Beginn ist mit dem internationalen Kolloquium in Straßburg 1957 anzusetzen, auf dem Bernard Quemada einen Vortrag über erste Einsätze von mechanographischen Maschinen in der Sprachwissenschaft hielt. Die Rolle der Informatik für die Sprachwissenschaft sieht Muller durchweg positiv. Zum einen würde es durch die Informatik wesentlich leichter, bei Wortschatzuntersuchungen oder in der Lexikographie zu den einzelnen Elementen eine große Zahl von Kontexten anzuhäufen, die dann als Fundus für semantische und syntaktische Angaben dienen könnten, zum anderen sei sie auch für die theoretische Sprachwissenschaft von Nutzen. So hätten Erfahrungen mit der computergestützten Lexikographie verdeutlicht, wie problematisch die Abgrenzung der lexikalischen Einheiten ist. Auch BERNARD QuEMADA zieht in «Acquis et perspectives de l'informatique» (17-21) eine positive Bilanz bezüglich des Einsatzes der Informatik in der Sprachwissenschaft. Habe sich der Einsatz von Computern zunächst auf dokumentarische Dienste, z.B. bei der Lr,tc:llung von Indizes und Konkordanzen, beschränkt, so sei er dann auch bei Publikatio- Besprechungen - Comptes rendus 379 nen, z.B. bei Wörterbüchern, eingesetzt worden. Als weitere Neuerungen nennt Quemada «des bases de donnees textuelles» wie Frantext, die banque de mots als Ersatz für den traditionellen «fichier» sowie den Einsatz von Computern in der Lexikographie. Diesbezüglich berichtet Quemada von einem Projekt, das die Computer an jeder Phase der Erstellung eines Wörterbuchs beteiligen möchte, z.B. bei der Erstellung und Verwaltung der Nomenklatur oder bei der Verwaltung von Beispielen und Zitaten. Quemada sieht jedoch auch die derzeitigen Grenzen der Informatik. So seien Verfeinerungen im Bereich der automatischen und halb-automatischen Analyse nötig, die nur durch Verbesserung der morpho-semantischen Analyse erzielt werden könnten. Weitere Fortschritte würden zudem wesentlich von Forschungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz abhängen. PAUL TOMBEURS Urteil über den Einsatz von Computern in der Lexikologie fällt wesentlich skeptischer aus. In «Pour une informatique qui ferait de nous des serviteurs du texte et du <saint langage»> (23-29) konstatiert er in dieser Hinsicht eine Art «anarchie lexicale»: Man würde sich auf Datenbanken stürzen, ohne zuvor grundlegende heuristische Fragen, etwa nach den aufgenommenen Daten und Te:xten, zu klären. Den Wert von Computern sieht er v.a. in einer Art Katalysator-Wirkung. Sie könnten den Zugang zu einer Vielfalt von Texten wesentlich erleichtern, für eine neue, stärkere Vertrautheit mit den Texten sorgen und sozusagen parallel zu einer «memorisation informatique» eine «memorisation personnelle» (28) auslösen. In der zweiten Sektion geht es um die «morphologie lexicale», die sich auf einen bestimmten Ausschnitt des Lexikons, nämlich die Lexematik bzw. traditionell Wortbildung, oder, mit den Worten DANIELLE CoRBINS, das konstruierte Lexikon, beschränkt. Von Corbin stammt auch das zentrale Expose, «La morphologie lexicale: bilan et perspectives» (33-56). Sie gehört der Forschungsgruppe SILEX im CNRS an, die sich schwerpunktmäßig mit der morphologie derivationnelle befaßt. Ihr geht es um die interne Morphologie, d.h. sie untersucht die Beziehungen zwischen den einzelnen Wortkonstituenten, nicht die Auswirkungen der internen Strukturierung des Wortes auf seine syntaktische Valenz. Corbin betrachtet die Morphologie als autonomen Bestandteil der Grammatik, der eigenen Funktionsprinzipien gehorcht. Sie geht von einem generativen Schichtenmodell aus: Die Regelmäßigkeit des konstruierten Lexikons könne man nicht am unmittelbar Beobachtbaren festmachen, da das konstruierte Lexikon auf in Schichten angeordneten Regeln und Prinzipien beruhe, deren Struktur die Morphologie erst zu Tage fördern müsse. Corbin vertritt im Unterschied zur Mehrheit der Linguisten kein dissoziatives, sondern ein assoziatives Morphologiemodell; d.h. sie geht davon aus, daß zwischen der Erzeugung von Sinn und der Erzeugung von Strukturen Assoziationen bestehen. Auf der theoretischen Basis der «morphologie lexicale» hat die SILEX-Gruppe ein experimentelles Wörterbuch, das Dictionnaire derivationnel dufran<; ais (DDF) entwickelt, das Materialien für die traditionelle und die elektronische Lexikographie liefern will. Es beschreibt die Lemmata mit Hilfe der Grammatik der formalen, derivationellen und semantischen Prozesse, die zu ihrer Bildung geführt haben. MARC PLENAT, «Commentaire sur la contribution de Danielle Corbin» (63--65), hält Corbins Beitrag für geeignet, die Beziehung zwischen Wortform und Wortinhalt zu erhellen, aber Corbin läßt seiner Meinung nach einige formale Probleme außer acht. Bei einigen Lexemen ist die Segmentierung in Morpheme nicht möglich, z.B. wenn, wie bei cracra, ein «redoublement» vorliegt. Hier könnte laut Plenat die «prosodische» Morphologie Erklärungsansätze liefern. Sie geht davon aus, daß die Sequenz der Phoneme nicht nur eine morpho-syntaktische, sondern in einigen Fällen auch eine prosodische Struktur hat. Lösungsmöglichkeiten für einige «Spezialfälle» könnte auch die «lexikalische Phonologie» anbieten. Ihr zufolge weist das Lexikon verschiedene Schichten auf, d.h. die Regeln der Wortbildung werden in aufeinanderfolgenden Schichten angewandt, wobei die einzelnen Schichten unterschiedliche phonologische Regeln aufweisen. 380 Besprechungen - Comptes rendus Im Mittelpunkt der Sektion «Etymologie» steht der Aufsatz von JEAN-PIERRE CHAM- B0N, «Etymologie fran�aise (et gallo-romane): un bilan (1971-1991)» (69-89). Aufgrund des TodesWalther vonWartburgs setzt Chambon 1971 als Zäsur, in erster Linie beschäftigt er sich aber mit der Zeit seit 1981. Chambon stellt einen sehr enggefaßten Etymologie- Begriff, die «etymologie pure» oder «integree» (z.B. bei Maikiel), einer sehr weiten Konzeption, der «etymologie integrante» (z.B. bei vonWartburg und Pfister) gegenüber, deren Anliegen eine umfassende Lexikologie auf historischer Grundlage und mit strukturalistischen Elementen ist. Chambon selber entscheidet sich für einen zwischen diesen beiden Extremen liegenden Etymologie-Begriff. Für ihn ist Etymologie mikro-diachronischeWortlinguistik. Der Bereich der Makro-Diachronie gehört für ihn zur Geschichte des Wortschatzes und fällt somit nicht in den Gegenstandsbereich des Etymologen. Bezeichnend für die seit 1981 in der Galloromania betriebenen etymologischen Forschungen ist laut Chambon eine starke «philologisierende Tendenz». Sie zeige sich v.a. in zwei Punkten: zum einen in der zunehmenden Bedeutung von Fragen der Textkritik und -edition, zum anderen in einer Verfeinerung der philologisch-semantischen Textarbeit und einer daraus resultierenden Verbesserung der semasiologischen Definition. Demgegenüber ist das eigentliche Rekonstruieren vonWortformen und -inhalten in den Hintergrund getreten. Vorteil der philologisierenden Tendenz ist laut Chambon, daß die Qualität der etymologischen Arbeiten gestiegen ist. Nachteilig sind eine verstärkte Tendenz zur Spezialisierung sowie ein theoretischer Minimalismus. Die vierte Sektion trägt den Titel «Lexique et syntaxe». MAURICE GRoss stellt im gleichnamigen Hauptexpose (107-32) das System elektronischer Lexika des Französischen vor, das im «Laboratoire d'Automatique Documentaire et Linguistique» (LADL) konstruiert wurde. Dieses System soll von Computerprogrammen zur Dokumentation von Texten und für automatische Übersetzungen benutzt werden. Das für diesen Ansatz zentrale Modell des lexique-grammaire basiert auf dem Prinzip, daß der elementare Satz (No VW; N 0 ist das Subjekt, V das Verb,W sind die Komplemente) und nicht dasWort die Sinneinheit darstellt. Folglich stellt auch der elementare Satz denWörterbucheintrag dar; das Verb V ist ein einfacher Zugangsschlüssel zum Eintrag. Einträge haben somit die Form «N 0 vole» oder «No vole N 1 und N 2 sind die Komplemente). Im lexique-grammaire werden auch Verbindungen wie «etre + Adjektiv» aufgeführt, die eine prädikative Funktion haben. Zudem werden zahlreiche Substantive im lexique-grammaire erfaßt. Sie werden zusammen mit einem verbe support, das besondere syntaktische Eigenschaften aufweist z.B. etre en in «Bob est en colere» dargestellt. Die Beschreibung der Beziehungen zwischen äquivalenten Sätzen führt dazu, daß die Ebene der «morphologie derivationnelle» verschwindet. Das Auftreten von Suffixen und die Existenz von Konstruktionen mit «verbes supports» sind für Gross zwei eng miteinander verbundene Phänomene. Das Problem der traditionellen «morphologie derivationnelle» sei, daß sie klassische Philologie und formale Beschreibung derWörter vermische und somit auf synchroner Ebene unangemessen sei. BEATRICE LAMIROY betont in «Ou en sont ! es rapports entre ! es etudes de lexique et Ja syntaxe? » (133-39), daß im Modell des lexique-grammaire Lexikon und Syntax gleichberechtigt sind. Aufgrund des engen Zusammenhangs von Lexikon und Syntax könne eine Untersuchung in diesen Bereichen nur gekoppelt durchgeführt werden. Die fünfte Sektion trägt den Titel «Lexicographie moderne». Im Mittelpunkt steht der gleichnamige Vortrag von JosETTE REY-DEBOVE (145-59). Sie legt den Schwerpunkt auf die wichtigsten lexikographischen Neuheiten seit den sechziger Jahren. Neuerungen in der Makrostruktur sind z.B. im Petit Robert die Aufnahme von Einheiten, die größer als das graphischeWort sind (wie pomme de terre), sowie im Robert methodique die Berücksichtigung der «morphologie lexicale» als Anordnungskriterium. Neuheiten in der Mikrostruktur sind z.B. der Verzicht auf die Angabe der grammatischen Funktion (bisher nur im spanischenWörterbuch von Maria Moliner), das Auslassen der Definition im Dictionnaire Besprechungen - Comptes rendus 381 du fran<; ais vivant oder die «definition phrastique», sporadisch im Petit Robert des enfants zu finden. Bis auf das Auslassen der Definition finden diese Neuerungen durchweg Rey- Deboves Zustimmung. Die enorme Diversifizierung der Typen von Sprachwörterbüchern begrüßt sie. Auch die Entwicklung der Metalexikographie, d.h. der theoretischen Lexikographie, erfährt bei Rey-Debove eine positive Bewertung. Der theoretische Anspruch der Lexikographie habe zugenommen. Es gehe ihr zunehmend darum, eine zusammenhängende Theorie zu präsentieren. Große Skepsis hegt Rey-Debove jedoch, wenn es um die Frage geht, inwiefern linguistische Theorien, die nicht von Lexikographen stammen, der Lexikographie Impulse geben könnten. Diese Theorien würden wie im übrigen auch die computergestützte Lexikographie - «des regles, des exceptions, de l'implicite, des surprises, des rates» (159) der Sprache nicht gebührend berücksichtigen und seien somit nicht lexikographiegerecht. In «La lexicographie moderne: contrepoint. Reflexions sur la contribution de Josette Rey-Debove» (161-69) wirft PIERRE CoRBIN Rey-Debove ihre Abkapselung gegenüber allen von Nicht-Lexikographen stammenden Neuerungen vor. Er betont die wechselseitigen Beziehungen zwischen linguistischen Theorien und lexikographischer Praxis. Als Beispiel erwähnt er strukturalistische Einflüsse bei einigen Wörterbüchern der Robert-Reihe. Den Schlußpunkt bildet die Sektion «Semantique lexicale». Das Grundsatzreferat, «A propos de la semantique lexicale» (179-93), stammt von ALAIN REY. Nach einem kurzen historischen Abriß über die Beschäftigung mit sprachlichen Zeichen und ihren Bedeutungen seit der Antike äußert er sich ausführlich zu möglichen «conceptions du lexique». Laut Rey gibt es zwangsläufig völlig verschiedene Konzeptionen des Wortschatzes. So seien z.B. die Konzepte in der angewandten Linguistik und in der allgemeinen Sprachwissenschaft ganz unterschiedlich. Operabel ist für Rey einzig eine flexible Konzeption des Lexikons. So könne z.B. die Lexikographie nicht mit einer a priori definierten theoretischen Entität «Lexikon» arbeiten, sondern nur mit einer für ein bestimmtes Projekt angemessenen Lexikon-Konzeption. Verschiedene Auffassungen vom Lexikon haben natürlich auch unterschiedliche Arten von lexikalischer Semantik zur Folge. Rey geht auf die historische Semantik, die strukturelle Semantik, die Referenzsemantik, die Stereotypensemantik (Putnam) und die Prototypensemantik (Rosch) ein. Stereotypen- und Prototypensemantik stünden in enger Beziehung zur traditionellen Praxis der lexikographischen Definition. Doch würden sie genau genommen nichts anderes tun, als die im Wörterbuch angewandten Praktiken «a la lumiere douteuse de la psycholinguistique et de la logique des langues» neu zu interpretieren. Rey warnt generell davor, die lexikographische Praxis zwangsläufig als abhängig von der Theorie anzusehen, mitunter trete das Gegenteil ein. In jedem Fall gelte es dies der Schlußsatz Reys -, das Eintreten von «bereits hundert mal geöffneten Türen» zu verhindern. Diesen skeptischen Äußerungen Reys zu semantischen Theorien steht jedoch in seiner «conclusion» ein Plädoyer für eine verstärkte Kooperation von drei lexikologischen Richtungen gegenüber: Die Lexikologen, die zum Teil unabhängige, zum Teil in eine allgemeine Sprachtheorie eingebettete morphosemantische Modelle errichten, sollten mit den Lexikologen zusammenarbeiten, die sich mit experimentellen Verfahren der Psychologie und der Soziolinguistik beschäftigen. Hinzugesellen sollten sich außerdem die Linguisten, die ihren Ansatz als anthropologisch verstehen und die historisch-kulturelle Dimension integrieren. Der eingangs konstatierten Homogenität im Aufbau der einzelnen Sektionen steht inhaltlich eine ausgesprochene Pluralität gegenüber. Den Grund für diese Vielfalt liefert meiner Ansicht nach Alain Rey: Es gibt nicht das Lexikon; die Lexikonkonzeption kann nur eine flexible, an die jeweilige Warte gebundene, sein und ist mitunter, z.B. in der Lexikographie, sogar auf ein bestimmtes Projekt bezogen. Trotzdem handelt es sich bei · dem Sammelband keinesfalls um eine zusammenhanglose Aufsatzsammlung. Gemeinsam ist allen Sektionen, daß das Lexikon in ihnen die zentrale Schlüsselstellung einnimmt und 382 Besprechungen - Comptes rendus nie nur Aufhänger, z.B. für eine bestimmte Syntaxtheorie, ist; die Warte, aus der die verschiedenen Linguisten jeweils das Lexikon betrachten, wird also niemals zum «Selbstläufer». Unterschiede in der Gestaltung der Bilanzen lassen sich meiner Ansicht nach zumindest teilweise durch den Stellenwert, den das Lexikon im allgemeinen in den verschiedenen Disziplinen hat, erklären. Die Exposes aus den Gebieten Lexikographie, lexikalische Semantik und Etymologie, die sich traditionellerweise mit dem Lexikon beschäftigen, geben recht umfangreiche und breit angelegte Forschungsüberblicke über die letzten Jahrzehnte. Dagegen konzentrieren sich die Referate aus den Disziplinen Morphologie und Syntax, deren Beschäftigung mit der Inhaltsseite der Lexikoneinheiten als zentralem Bestandteil ihrer Theorie wesentlich jüngeren Datums ist, vor allem auf eine ausführliche Präsentation des von ihnen selbst bzw. ihrer Forschergruppe im CNRS entwickelten Ansatzes. Die rechnergestützte Datenverarbeitung ist zwar eine sehr junge Erscheinung in der Linguistik, war aber von Anfang an sehr eng mit dem Lexikon verknüpft und bietet Muller genügend Fundus für einen Forschungsüberblick. Der allgemeine Tenor der Bilanzen ist in allen Sektionen überwiegend positiv (Ausnahme Paul Tombeur). Gemeinsam ist den verschiedenen Autoren das Bemühen um eine integrale Sichtweise. Eine Ausnahme bildet in dieser Hinsicht die Sektion Etymologie, die zwar einen sehr genauen Forschungsüberblick liefert, aber auf Verbindungen zu anderen Ansätzen verzichtet und somit etwas monolithisch wirkt. In allen übrigen Sektionen werden dagegen Querverbindungen zu anderen Disziplinen hergestellt. Allerdings wirken einige Autoren dabei eher halbherzig und lassen aus starker Traditionsverbundenheit heraus? die nötige Offenheit vermissen. So sagt Rey-Debove einerseits, daß die lexikalische Einheit in der Lexikographie zukünftig noch umfassender konzipiert werden müsse, nämlich zugleich linguistisch und enzyklopädisch, und bekundet somit ihren Willen zur Öffnung gegenüber nicht primär lexikographischen Ansätzen. Andererseits betont sie mehrmals, daß lexikographie-externe Theorien für die Lexikographie grundsätzlich nur von sehr geringem Wert seien, und scheint so die Lexikographie abschotten zu wollen. Dabei ist der Bezug auf das Wörterbuch eine wichtige, als Bindeglied fungierende Konstante in allen Sektionen. Zum Teil werden sogar spezielle Wörterbücher zur Anwendung der Theorien entwickelt. Eines zumindest zeigt der vorliegende Band: Dem Schnittstellencharakter des Lexikons kann man nur gerecht werden, wenn man sich ihm von verschiedenen Seiten aus nähert. Yvonne Stark * Tresor de la langue fram; aise. Dictionnaire de la langue du 19 e et du zo e siede (1789-1960) · elabore par le Centre national de la recherche scientifique (Institut national de la langue frans;aise, Nancy), Tome XIV (-ptere -salaud), Paris (Gallimard) 1990, XVII+ 1452 p. In einer an herausragenden Publikationsereignissen nicht gerade reichen Periode in der Entwicklungsgeschichte der französischen Lexikographie muß das Erscheinen eines weiteren Bandes des TLF naturgemäß besondere Aufmerksamkeit auf sich lenken. Dies um so mehr, als der vorliegende Band mit seinen fast 1500 Seiten die beiden gewichtigen Buchstaben Q und R umfaßt (88-1373) und dazu noch das Ende des P (1-87) sowie den Anfang des S (1374-1443). Da der Band XIV kein spezielles Vorwort enthält, ist er ganz der Beschreibung des Sprachgebrauchs in den erwähnten Grenzen gewidmet, wenn man einmal davon absieht, daß der Band eingangs eine weitere Ergänzungsbibliographie (VII-X) enthält und am Ende einen Index jener Wörter, die nicht als Lemmata fungieren, sondern im Rahmen anderer Wortartikel behandelt werden (1444-1450), sowie ein Verzeichnis der Besprechungen - Comptes rendus 383 umfangreicheren Artikel und ihrer Verfasser. Schließlich soll noch auf eine weitere Äußerlichkeit hingewiesen werden: Band XIV des TLF präsentiert sich in einem neuen, olivgrünen Schutzumschlag, der eine nicht unbedingt erforderliche Neuerung darstellt, mit dem aber wohl der seit Band XI (1985) von Gallimard übernommene Vertrieb des TLF dokumentiert werden sollte. Wenn wir uns jetzt einer näheren Betrachtung des in Band XIV behandelten Wortmaterials zuwenden, so sollte von vornherein feststehen, daß eine Besprechung des TLF, die die Tat eines einzelnen ist, nicht die Kollektivleistung eines umfangreichen Mitarbeiterstabes, wie sie der TLF darstellt, bis in die Details kritisch durchleuchten kann. Wie schon in den früheren Besprechungen sehen wir auch hier unsere Aufgabe vornehmlich darin, auf allgemeinere Aspekte und Charakteristika, wie sie uns bei der Durchsicht des vorliegenden Bandes aufgefallen sind, einzugehen. Wenn dabei Einzelfälle zur Sprache kommen, so dienen sie der Illustration oder verdienen sonst unsere Aufmerksamkeit. In unseren früheren Besprechungen des TLF haben wir uns mehrfach ausführlich mit der allgemeinen Konzeption des Werkes beschäftigt. Es genügt daher, an dieser Stelle die wichtigsten Punkte in Erinnerung zu rufen. Bei dem, was hier und auch sonst der Einfachheit halber mit dem Obertitel des Werkes als Tresor de la langue frani:;aise (TLF) bezeichnet wird, handelt es sich entsprechend dem eigentlichen Titel Dictionnaire de la langue frani:;aise du 19' et du 20' siede um ein umfassendes Wörterbuch des Modernfranzösischen, wobei seine zeitlichen Grenzen ursprünglich mit 1789-1960 angesetzt worden sind. Auch wenn die Beschreibung der Standardsprache im Vordergrund steht, werden alle anderen Sprachregister vom TLF mitberücksichtigt. Zur Illustrierung des standardsprachlichen Gebrauchs werden in hohem Maße auch Beispiele aus literarischen Texten herangezogen, was durchaus einer Tradition in der französischen Lexikographie entspricht. Ferner enthält jeder Artikel eine ganze Reihe von Zusatzinformationen, die etwa die Aussprache und die Verwendungsfrequenz betreffen. Einen besonderen Platz unter den ergänzenden Informationen nehmen die wortgeschichtlichen und etymologischen Angaben ein, mit denen man einmal über das erstmalige Erscheinen der Wörter und ihrer einzelnen Bedeutungen und zum andern über ihre Herkunft bzw. Entstehung informieren will. Schließlich kommen gegebenenfalls noch bibliographische Angaben hinzu. Daß der TLF entsprechend seiner Grundkonzeption sein Hauptaugenmerk auf eine detaillierte Analyse des synchronen Wortgebrauchs in den erwähnten zeitlichen Grenzen richtet, läßt sich in Band XIV mit zahlreichen Artikeln illustrieren. Erwähnen wir hier nur einige der besonders ausführlichen Artikel: que, raison, rappeler, regarder, representation, representer 2, rouge, rouler, die teilweise mit einer einleitenden Übersicht über die Bedeutungen und Verwendungen versehen worden sind (raison, rappeler, representer2). Der besseren Lesbarkeit der Artikel dient auch der seit einigen Bänden vermehrt verwendete Fettdruck, mit dem innerhalb der einzelnen Artikel die verschiedenen Verwendungen gekennzeichnet werden. So treffen wir denn den Fettdruck vor allem in Verben gewidmeten Artikeln an, um die verschiedenen Möglichkeiten in deren Valenz und Distribution zu unterscheiden (cf. quitter, rabattre, raccourcir, raconter, raffermir, railler, rallier etc.). Ein anderes drucktechnisches Mittel, das der TLF auch erst nach Beginn seiner Publikation eingeführt hat, ist der Kleindruck für ganze Artikel neben dem von Anfang an praktizierten größeren Normalsatz. Sicher hat diese Entscheidung dazu beigetragen, den TLF in seinem Umfang zu reduzieren. Andererseits fällt es dem Benutzer nicht immer leicht, in jedem Falle nachzuvollziehen, nach welchen Kriterien der größere bzw. kleinere Satz verwendet worden ist. So erscheint etwa repartir gegenüber repartir in reduziertem Satz, obwohl seine Verwendungsfrequenz in dem vom TLF ausgewerteten Korpus eindeutig über derjenigen von repartir liegt. Ähnlich verhält es sich mit retrancher und retracer; auch hier wird in ersterem Falle der Kleinsatz verwendet, obwohl retrancher eine größere Verwendungsfrequenz aufweist als retracer. 384 Besprechungen - Comptes rendus Was die Berücksichtigung von Abkürzungen in Band XIV des TLF angeht, so verdienen die Siglen eine spezielle Erwähnung. Ihre Aufnahme in die Nomenklatur des TLF ist an sich kein Novum; denn die vom TLF aufgeführten Fälle (P.T.T., P.V., Q.G., Q.J.) finden sich auch schon im Grand Larousse de la langue fran<;;aise (1977) als selbständige Artikel. Andererseits wird eine ganze Anzahl von mit R beginnenden Sigeln im Artikel R zusammengestellt (RATP, RER, RF, R.M.l. etc.); das gleiche gilt für mit S anfangende Siglen, die sich im ersten Artikel des Buchstabens S wiederfinden (S.A., S.D.N., S.F.I. 0., S.M.I.C. etc.), wobei z.T. auf die Lemmata verwiesen wird, unter denen die Bezeichnungen in aufgelöster Form behandelt werden. Eine große Anzahl von Artikeln sind auch in Band XIV wieder griechisch-lateinischen Formanten gewidmet, wie sie vor allem in naturwissenschaftlichen und medizinischen Termini Verwendung finden. Nicht weniger als vierzig dieser «elements formants » sind in Band XIV im einzelnen behandelt worden (cf. etwa -ptere, -ptose, pycn(o)-, -pyle, pyr(o)-, radio-, -rama/ -orama, rect(i)-Jrect(o)-, retro-, rhino-, -rrhee, -r(r)hize, sacchar(o)-). Hinzu kommen noch einige «elements de composition » wie quasi-, quatre-, ramasse-, -reacteur, relais-1-relais, repose-, roman-. Schließlich darf im Zusammenhang mit den in Band XIV behandelten Wortbildungselementen auch nicht das Präfix re-/ re-/ rvergessen werden, dessen verschiedene Funktionen in einem über acht Seiten umfassenden Artikel analysiert worden sind und das sich danach in unzähligen Wortbildungen in der Nomenklatur wiederfindet. Daß der terminus ad quem, den sich der TLF ursprünglich selbst für seine Erhebungen gesetzt hatte und der noch immer auf seinem Titelblatt erscheint (1789-1960), mit fortschreitender Zeit immer häufiger überschritten wird, ist nichts Ungewöhnliches, nachdem sich die Redaktion entschlossen hatte, die Spalten des TLF auch den nach 1960 aufgetauchten Neologismen mit einem hohen Bekanntheitsgrad zu öffnen. So findet sich auch in Band XIV eine ganze Reihe von Artikeln, die ganz oder zumindest teilweise Wortschöpfungen oder Bedeutungen gewidmet sind, die sich nach 1960 verbreitet haben. Zu diesen Neologismen gehören u.a. quart-monde, racismel-iste, recycler/ -age, reggae, regionalisation, rentabiliser, reservation, restructurer, retombee, retraiter, revaloriser/ -ation, ringard 2, rock (and roll), roule-boule. Dem stehen auf der anderen Seite all jene Lexien und Bedeutungen gegenüber, die innerhalb der erwähnten Zeitspanne an Gebräuchlichkeit verloren haben oder gänzlich ungebräuchlich geworden sind. Dieses Wortgut, das aus heutiger Sicht eine eingeschränkte Verwendbarkeit aufweist, wird vom TLF als «vieilli » (etwa raout, rapieceter, relevee, renommer, retirement, retorte) oder als «vieux» (etwa puff, raffolir, ramponner, recorder 1 , recouvrance, rengreger, roquentin) gekennzeichnet. Hier zeigt sich, daß der TLF nicht nur ein Thesaurus des Französischen der letzten beiden Jahrhunderte, sondern auch ein Gebrauchswörterbuch für unsere Zeit wenn auch für gehobene Ansprüche sein will. In vielen Fällen wird der eingeschränkte Gebrauch der Wörter oder ihrer Bedeutungen durch zusätzliche Angaben präzisiert, so etwa rancuneux «vieilli, litter. ou region. (Belgique, Canada) » , rappareiller «vieilli, rare » , remugle, repentance, reployer, revancher alle «vieilli ou litter. » , quartaut «vx ou region. » , querir «vx, litter., ou region. » , ramentevoir «vx, litter., rare ou region. (Champagne)». Daß die Fachtermini hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zu den verschiedenen Berufs- und Wissenschaftsbereichen auch im TLF kenntlich gemacht worden sind, ist nichts Auffälliges; sie brauchen uns daher nicht weiter zu beschäftigen. Interessanter erscheint uns dagegen ein Hinweis auf die Regionalismen, die auch in Band XIV wieder zahlreich vertreten sind. Einmal repräsentieren sie das spezifische Wortgut der gegenwärtigen Frankophonie außerhalb Frankreichs, das nach dem erklärten Willen der Herausgeber im TLF Berücksichtigung finden soll. Zu dieser Kategorie gehören etwa für die Westschweiz racart (Valais), ranz (des vaches), replain (auch sonst im Bereich des Frankoprovenzalischen), röstis, für Belgien raccuser, rancuneux, reciproquer, renon, für Kanada rancuneux, rapailler, sacre 3, safre 2. Die nur im Besprechungen - Comptes rendus 385 regionalfranzösischen Sprachgebrauch lebenden Wörter, die vielfach in den Dialekten der jeweiligen Gegend wurzeln, finden sich natürlich auch innerhalb Frankreichs. Ihre Aufnahme in den TLF verdanken diese Termini zwei verschiedenen Umständen. Einmal handelt es sich um Regionalismen, die als Fachausdrücke der Gastronomie, Geographie, Botanik etc. überregionale Verbreitung gefunden haben, so etwa reblochon, replain, replat, rillettes, rillons, saladelle. Zum andern haben wir es mit lexikalischen Elementen zu tun, die Schriftsteller aus den Dialekten bzw. dem Regionalfranzösischen ihrer Heimatregion bewußt oder unbewußt in ihre Werke übernommen haben, so etwa pucher (Normandie/ Flaubert), rabouiller (Centre de Ja France/ Balzac), radee, rafataille (beide Sud-Est/ A. Daudet), reboule (Vivarais/ Pourrat), revolin (Ouest/ La Varende), rochasse (Provence/ Giono), rouette (Centre/ Renard), sagard (Vosges/ Erckmann-Chatrian). Die Berücksichtigung des sprachlichen Substandards («argot » , «populaire » , «familier » ) in einem umfassenden Wörterbuch des Französischen ist heute an sich nichts Außergewöhnliches mehr. Erwähnenswert ist dagegen die Art, mit der das spezielle Wortgut des Substandards im TLF behandelt wird. Und hierbei unterscheidet sich der TLF in der Tat von den anderen großen Wörterbüchern des Modernfranzösischen, und zwar in quantitati- . ver wie auch in qualitativer Hinsicht. So verzeichnet der TLF etwa ( en) quarante, rapioter, rigolboche, rosto, rotoplo(t)s, rouillarde, roupettes, sabouler 'laver; habiller (bien ou mal)', die sich im Grand Larousse de la langue fran,;;aise (GLLF) nicht finden. Andererseits ist die Behandlung der substandardsprachlichen Lexien, die von beiden Wörterbüchern erwähnt werden, durchweg ausführlicher im TLF. Während der GLLF etwa nur rouchie f. 'femme de mauvaise vie' (Zola) kennt, wird im TLFneben diesem auch rouchi m. 'homme de mauvaise vie, voyou' (Vidocq, Memoires) verzeichnet (s. rouchi 2 , -ie); und auch zu rouchie f. finden sich ergänzende Angaben im TLF. Schließlich läßt sich feststellen, daß der TLF bei der Zuordnung zu den verschiedenen Sprachregistern des Substandards in vielen Fällen die Festlegung auf ein einziges Register vermeidet. Diese Fälle werden entweder als «arg./ pop. » (se rabouler, raquer, (ii. la) redresse, retape, ribler, rital, rombiere, roussin, roustir etc.) oder als «pop./ fam. » (raclee,radin, refiler, requinquer, resucee, ronchonner, rosserie, rot, sacristi, etc.) gekennzeichnet. Ein solches Verfahren wird wahrscheinlich dem tatsächlichen Gebrauch in höherem Maße gerecht als eine Festlegung auf ein einziges Register, wie sie etwa vom GLLF praktiziert wird. Neben der synchronen Analyse des modernen Sprachgebrauchs im Hauptteil enthält jeder Artikel bekanntlich eine Rubrik «Etymologie et Histoire » . Diese etymologischsprachhistorische Komponente des TLF, die von einer eigenen Redaktionsabteilung betreut wird, ist in ihrer Bedeutung für das Gesamtwerk nicht zu unterschätzen. Sie liefert einmal die diachrone Dimension zu den synchronen Angaben des ersten Teils, indem die wichtigsten Bedeutungen und Wendungen mit ihren Erstbelegen genannt werden. Zum andern gibt sie Aufschluß über Ursprung oder Herkunft des Wortes. Auch für den Spezialisten hat diese Rubrik insofern ihre Bedeutung, als davon ausgegangen werden darf, daß sie die aktuellsten Angaben zu den Erstdatierungen enthält, da die herkömmlichen etymologischen Wörterbücher des Französischen nicht mehr den neuesten Forschungsstand repräsentieren. Zudem sind die Erstbelege des TLF mit genauer Quellen- und Stellenangabe versehen, was gegebenenfalls den direkten Zugang zur Quelle ermöglicht und zugleich die Gewähr bietet, daß alle Angaben kontrolliert worden sind. Auf die wortgeschichtlichen Daten folgen dann die etymologischen Angaben, die sich im weiteren Sinne mit dem Ursprung des Wortes befassen. Diese beschränken sich in den in Band XIV häufigen Fällen, in denen eine Zusammensetzung mit dem Präfix revorliegt, auf weniges, und zwar auf den Verweis auf das jeweilige Simplex. In den anderen Fällen, wo es um ein Etymon im engeren Sinne geht, stützt sich der TLF naturgemäß auf die Angaben der vorhandenen Quellen. In der Übersicht über die vorliegenden Erklärungen setzt der TLF durchaus eigene Akzente bzw. macht eigene Interpretationsvorschläge (cf. etwa rosse). 386 Besprechungen - Comptes rendus H. Meiers alternative Etymologien haben zumindest teilweise auch Eingang in den TLF gefunden; s. regretter, rider werden Meiers vulgärlateinische Ansätze immerhin in Erwägung gezogen, ansonsten begnügt man sich mit bibliographischen Angaben (s. randonner, riper), die aber auch fehlen können (etwa bei reveche). Erwähnung verdient ferner die etymologische Behandlung der lexikalischen Elemente des Substandards. Da die landläufigen etymologischen Wörterbücher nur ganz begrenzt den substandardlichen Wortschatz berücksichtigen, ist der TLF hier weitgehend auf sich allein gestellt, wenn man einmal von den Erklärungen bei G. Esnault absieht. Der TLF versucht sich dabei seiner Aufgabe so gut es geht zu entledigen. Es ist aber nicht zu übersehen, daß wir es hier mit einem ausgesprochen schwierigen Bereich der französischen Etymologie zu tun haben, in dem in vielen Fällen Unsicherheit um nicht zu sagen Ratlosigkeit herrscht. Angaben wie «mot d'origine incertaine», «origine obscure», «origine inconnue», «mot d'origine discutee» häufen sich gerade bei den Lexien, die als «argot», «populaire» oder «familier» bezeichnet werden (cf. rancart, rapin, rencard, requinquer, rigodon, ringard 2, rotoplo(t)s, rouchi 2, roussin, roupie 1 etc.). In anderen Fällen wird die Erklärung mit einem Vorbehalt («probablement») versehen (cf. ribambelle, riper etc.). Hier tut sich ein interessantes Betätigungsfeld innerhalb der französischen Etymologie auf, da die Quellen bzw. Wortbildungsmodelle des Substandards nur ungenügend erforscht sind; expressive Wortschöpfungen (a la Saint-Glinglin), tautologische Verbalkomposita (sabouler), Übernahmen aus den galloromanischen Dialekten (roupettes, rouste, roustons) sind nur einige der in Frage kommenden Möglichkeiten. Wie schon bei den etymologischen Erklärungen der standardsprachlichen Elemente muß auch hier auf eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den etymologischen Ansätzen verzichtet werden, da sie den Rahmen einer Besprechung sprengen würde. Das participe passe, das als Adjektiv oder substantiviertes Adjektiv Verwendung findet, wird im TLF bekanntlich als Sublemma (sous-vedette) unter dem jeweiligen Verb aufgeführt, wobei diese Art Artikel zunächst keine Rubrik «Etymologie et Histoire» enthielt. Seit neuerem ist jedoch zu beobachten, daß diese Unterartikel vermehrt (aber noch nicht durchgängig) mit einer eigenen diachronen Rubrik versehen werden (in Band XIII u.a. pique, porte; in Band XIV etwa reclus, revolte, risque, roue, roui, roule, rubane, ruche, saccade). Die Rubrik «Etymologie et Histoire» betrifft auch eine gewisse terminologische Vielfalt, auf die teilweise schon früher aufmerksam gemacht wurde. So werden auch in Band XIV weiterhin latin populaire und latin vulgaire nebeneinander verwendet. Zur Bezeichnung des Spätlateins kommen die Äquivalente bas latin, latin de hasse epoque und latin tardif vor; mit latin d'epoque imperiale dürfte dagegen primär das gemeint sein, was man gemeinhin als latin postclassique bezeichnet. Ein anderer Punkt, der ebenfalls schon einmal zur Sprache gekommen ist, betrifft die Quantitätsangaben bei den lateinischen Etyma. Nach wie vor wird hier keine einheitliche Linie verfolgt. In vielen Fällen wird auf die Angabe der Quantität verzichtet, so etwa auch bei den Infinitiven der dritten lateinischen Konjugation (cf. s. remettre, rendre, restreindre, rompre), während bei den französischen Verben, die einen Konjugationswechsel voraussetzen (cf. repondre, rire), die Quantitätsangaben auf ihren lateinischen Vorlagen nicht fehlen. Eine solche Angabe dürfte auch nicht fehlen auf rota, wenn man schon afr. ruee zitiert (s. roue). In anderen Fällen, wo die Quantitäten gesetzt werden, sind sie dagegen überflüssig, etwa bei Wörtern gelehrten Ursprungs (replet < repletus, repletion < repletio) oder bei den lateinischen Verben auf -äre (*recentiäre s. rincer, räsitäre s. radoire), im Gegensatz zu den Verben auf -ere, wo die Quantitätsangabe Klarheit hinsichtlich der Konjugationsklasse schafft. Solche Inkonsequenzen sind zu bedauern, aber bei der Größe des Unternehmens wohl unvermeidlich. Schließlich soll noch auf ein paar kleinere Mängel hingewiesen werden, die uns bei der Durchsicht des Bandes XIV aufgefallen sind. Fr. rature (afr. rasture) geht natürlich nicht Besprechungen - Comptes rendus 387 auf ein «lat. mediev. rasitoria» zurück, sondern auf ein *rasitura (cf. FEW 10,92b); rasitoria liegt dagegen dem apr. rasdoira zugrunde, das als radoire französiert worden ist (s. dort). Fr. recipiendaire wird als «Der. sav. du lat. recipiendus 'qui doit etre re�u', gerondif de recipere . ..» erklärt; recipiendus ist aber kein gerondif (= Gerundium), sondern ein adjectif verbal auf -ndus (= Gerundivum), wie es im übrigen richtig s. reintegrande und reprimande heißt. Wenn retrograder mit «empr. au b. lat. retrogradere...» interpretiert wird, so trifft dies nicht zu; es ist nur ein spätlat. retrogradare (für klass. retrogradi) belegt. Die den jeweiligen Artikel beschließende Bibliographie (Bbg.) ist sicher eine nützliche Rubrik. Wenn es schon unmöglich ist, Vollständigkeit bei den bibliographischen Angaben anzustreben, so sollte doch zumindest die neueste Literatur genannt werden. So gesehen überrascht, daß s. ruche wohl W. BRINKMANNS Arbeit über den Bienenstock (1938) zitiert wird, nicht aber diejenige von E. LEGROS, Sur les types de ruches en Gaule romane et leurs noms (1969). Auch einige Druckfehler sollen an dieser Stelle erwähnt werden: s. quichenotte («Etymol. et Hist. » ) muß es kiso heißen; s. raine (ib.) port. rä sowie logoudorien (nicht -on-); s. ratisser (ib.) soit (nicht soi); s. requinquer (ib. Ende) passim (nicht parsim); s. rhinoceros (ib.) QLVOXEQW� (nicht QLWOXEQW�); s. -r(h)ynque fehlen die Klammern in -r(r)(h)ynque, -r(r)(h)inque; s. romanesque (Bbg.) Bedeutungsgeschichte (nicht -dent-). Trotz kleiner Mängel, die sich bei dem Umfang des Unternehmens nicht vermeiden lassen, stellt auch der Band XIV wieder eine überzeugende Kollektivleistung der TLF- Redaktion dar. O. Jänicke * GRACIELA CHRIST, Arabismen im Argot. Ein Beitrag zur französischen Lexikographie ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Frankfurt a. M./ Bern/ New York/ Paris (Lang) 1991, 632 p. (Europäische Hochschulschriften, Reihe 13, Bd. 160) Die von H. Kröll betreute Mainzer Dissertation stellt die im Zuge der Kolonisierung Algeriens hauptsächlich über das Militär in den französischen Argot gelangten Arabismen zusammen. Die Initiative zu dieser Arbeit ist sehr zu begrüßen, da vor allem im Bereich des Argot sonst eher disparate Einzeluntersuchungen erscheinen und komplexere Veröffentlichungen die Ausnahme bilden. Zu den Entlehnungen im Argot gab es bis 1991, wenn auch zahlreiche, so doch weitgehend summarische Beiträge\ von denen keiner das Material auch nur einer Sprache erschöpfend darzustellen vermochte. Zudem werden «exotische Sprachen» wie das Arabische etymologisch oft nur approximativ behandelt, so daß eine sachkundige Bearbeitung hier wohltuend Abhilfe schafft. Christ gliedert ihre Arbeit in drei Hauptteile, 1. einen einleitenden und analytischen Teil mit Literaturverzeichnis, Definition des Argot, Vorstellung des Arabischen und anderer Islamsprachen, Lexeminventar und Diskussion der Ergebnisse (7-154), 2. ein Glossar (155-573) mit Belegen, Varianten, Bedeutungen und etymologischen Angaben zu den Lemmata und 3. einen Wortindex nach behandelten Sprachen (575-621). Die Begrenzung auf die Zeit ab der zweiten Hälfte des 19. Jh.s ist kaum einschränkend zu verstehen, denn Material aus der Epoche vor und zu Beginn der Kolonisierung Algeriens (1830) liegt nur in amiral 'cuillere' (1827), marabout 'protecteur äge, tente, aumönier' (1840) und sirop 'vin, cafe miserable, sang' (1750) vor 2 • Allerdings ist darauf hinzuweisen, daß sich die Vf. nur mit Direktentlehnungen aus dem Arabischen befaßt und 1 CF. V. NoLL, Die fremdsprachlichen Elemente im französischen Argot, Frankfurt a.M./ Bern/ New York/ Paris 1991: 37-43, 195-98. 2 CF. G. ESNAULT, Dictionnaire historique des argots fran1; ais, Paris 1965, s.v. 388 Besprechungen - Comptes rendus Arabismen, die wie in den genannten Beispielen zunächst in die fr. Gemeinsprache und in der Folge durch Registerverschiebung in den Argot gelangten, nicht berücksichtigt. Christ präsentiert in ihrer Arbeit keinen Forschungsbericht, sondern verweist in der Einleitung nur allgemein auf Titel des Literaturverzeichnisses. Unerwähnt bleiben somit erste direkte Hinweise auf Arabismen im Argot von FRANCISQUE-MicttEL 1856 3 und LAR- CHEY 1878 4. Eine Erwähnung verdiente auch die Arbeit ZIEBACHS 5, die sich bereits 1922 um eine korrektere Angabe von Etyma aus dem Arabischen (und den Balkansprachen) bemüht. Zudem wäre an dieser Stelle durchaus ein Hinweis auf das ausgezeichnete Werk von LANLY angebracht, der uns in Le franr; ais d'Afrique du Nord 6 eine sehr wertvolle Quelle für die Untersuchung von Arabismen im Argot schenkt. Es fällt auf, daß Christ in der Anlage ihrer Arbeit zwischen Romanistik und Arabistik eher dem arabistischen Blickwinkel zuneigt. Dies tritt im Literaturverzeichnis (13-44) sowie in einem ausführlichen Kapitel über das Arabische (67-90) zutage, während der Argot hingegen nur kurz behandelt wird. Vor allem die für das Französische relevante Diskussion der Ergebnisse (129-54) ist mit 25 von 632 Seiten sehr knapp gehalten. Hierbei behandelt die Vf. überwiegend die temporären Aspekte der Entlehnung von insgesamt 86 ermittelten Arabismen (Lemmaeinträge) in einer tabellarischen Übersicht mit Erstbelegen, Notierung in den Argotwörterbüchern, besonderer und heutiger Verwendung sowie einer diachronisch ermittelten Frequenztabelle des Lehngutes. Die Aussagen über die Frequenz in den insgesamt 41 von Christ konsultierten Argotwörterbüchern müssen allerdings dahingehend relativiert werden, daß durch die gängige Praxis des unkritischen Abschreibens bei der Verfassung der Werke gerade im 19.Jh. und ihre unterschiedliche Qualität häufiges Auftreten nicht unbedingt einen Beleg für die tatsächliche Geläufigkeit eines Wortes darstellt. Als Beispiel mag bled dienen, das als sehr bekannter Arabismus bei Christ den vergleichsweise niedrigen Satz von 29% erreicht, während das seltene macach(e) auf 53% kommt (143). Durch die weite diachrone Spanne von fast 150 Jahren können diese Zahlen nur theoretische Relevanz haben. Interessant ist die Feststellung Christs, daß ungefähr die Hälfte der Entlehnungen in französischen Reiseberichten erscheinen, bevor sie in die Argotwörterbücher aufgenommen werden (140). Mit einem Überblick über die semantischen Begriffsfelder des Lehngutes, bei dem das militärische und nordafrikanische Umfeld erwartungsgemäß in den Vordergrund treten, schließt Christ die Diskussion ihrer Ergebnisse. Weitere Aspekte der Entlehnungsproblematik werden nicht behandelt, obwohl das Material zur Auswertung vorliegt. So wäre hinsichtlich der Entlehnungsmechanismen gerade bei den Arabismen im Argot auf den besonderen Typ der «Frequenzentlehnung" 7 hinzuweisen. Es handelt sich dabei um Wörter und Wendungen, die im Arabischen Nordafrikas mit großer Häufigkeit gebraucht werden, so daß sie Außenstehenden zwangsläufig auffallen und somit von Frankophonen in bestimmten Kommunikationssituationen, auch auf neugierige Nachfrage hin, verstanden und übernommen wurden. Dazu gehören vom Arabischen aus gesehen Wörter quantitativer Bestimmung, die interjektiv gebraucht werden können, wie barca 'assez', bezef, 'beaucoup', class 'assez', choui"a 'un peu', fi s sa 'vite', ouallou, 'rien a faire'< mghr. ar. wqlq 'rien' und zab 'rien'< mghr. ar. z9bb 'membre viril'. Weiterhin trifft man auf Anreden wie labes alik? '9a va bien? ', crouille 'Nord-Africain'< 3 FRANCISQUE-MICHEL, Etudes de philologie comparee sur l'argot et sur les idiomes analogues parles en Europe et en Asie [...]Paris 1856: XXXI. 4 L.LARCHEY, Dictionnaire historique d'argot. [...]Paris 7 1878: XVII. 5 H. ZIEBACH, Beobachtungen und Studien zur französischen Soldatensprache im Weltkriege, Diss. Berlin 1922: 33-43. 6 A.LANLY, Le franr;ais d'Afrique du Nord. Etude linguistique, Paris 2 1970. 7 Für nachfolgende Angaben cf. NoLL 1991: 75-100. Besprechungen - Comptes rendus 389 mghr. ar. 1:Juya 'mon frere' und Kurzantworten wie macache 'jamais' < mghr. ar. mq-kqn-s 'il n'y en a pas' und mandich 'rien' < mghr. ar. mij-cqndf-s 'je n'en ai pas'. Im Rahmen der Frequenzentlehnungen wurden auch chbeb 'joli' und meley 'bon' übernommen, die als Träger einer positiven Bedeutung im sonst überwiegend negativ belegten Argotvokabular herausstechen. Auch die in der Einleitung angekündigte Darstellung der regionalen Verteilung der Etyma im Arabischen (50), die eine Entlehnung in manchen Fällen konkret auf Algerien, Marokko oder Tunesien festlegen kann, wird bei der Präsentation der Ergebnisse und im Glossar bei nachfolgenden Beispielen nicht gegeben. Nichtsdestoweniger gibt caouadji 'cafetier' durch die Graphie ( dj) indirekt Auskunft über seine algerische Provenienz 8• Das Wort setzt sich aus (mghr.) ar. qahwa 'cafe' und dem türkischen Suffix -ci [d3i] zusammen, das zur Bildung von Berufsbezeichnungen dient. Es ist im Maghreb als qawqji verbreitet. Die Aussprache [d3] ist ungeachtet der türkischen Herkunft des Suffixes typisch für das Arabische Algeriens, da das Wort in Marokko und Tunesien mit [3] gesprochen wird. Adroper, eine Variante zu droper 'courir' < mghr. ar. cf":;;Jb ;;J(-t,:�q '«taper» la route, cheminer' weist mit anlautendem aebenfalls auf das algerische Arabisch hin, das so den Imperativ präfigiert (i.e. a-cf":;;Jb). Choueille, eine Variante zu chouia 'petite quantite', kommt aus Tunesien, wo statt saya bzw. swfya auch swqyya gesprochen wird. Aus Marokko dürfte baraque, eine Variante zu barca 'impossible', entlehnt worden sein, da die in Algerien zugrunde liegende Form barka, die in Marokko gebräuchliche jedoch bä,:äka lautet. Hier wird deutlich, daß die Variante im fr. Argot auf die ar. Variante zurückgeht und wohl keine fr. Eigenbildung durch Suffigierung oder Metathese vorliegt. Auch von der Lexik her lassen sich regionale Zuweisungen treffen. Aus Algerien stammen class 'assez' < alg. ar. l:Jläff und meley 'bon' < alg. ar. ml�IJ, da man hierfür in Marokko entsprechend ffäfi und m;;Jzyqn, in Tunesien wiederum barsa und bqhi verwenden würde. Bei chbeb 'joli' kennt man das Etymon sbqb in Marokko nur in der Bedeutung 'jeunesse', während im algerischen Arabisch auch die in den fr. Argot übernommene Bedeutung 'joli' vorliegt. Ein weiterer Punkt, den Christ in der Diskussion ausklammert, sind interessante Parallelentlehnungen in den fr. Argot und die it. Gerghi. Es handelt sich dabei um die analoge Übernahme von Arabismen durch italienische Soldaten während der Kolonisierung Libyens (ab 1911) aus dem ebenfalls zum Maghrebinischen zählenden libyschen Arabisch in den it. Substandard. In Menarinis Gerghi bolognesi 9 finden sich galu'f 'maiale' (arg. fr. allouf 'porc'), a biz'e'ff 'molto, in quantita' (arg. fr. bezef 'beaucoup'), filu'ss 'quattrini' (arg. fr. flouse 'argent'), gam&'j 'pidocchio' (arg. fr. gamel 'pou'), nikke-nikke 'coito' (arg. fr. niquer 'posseder une femme') und z'fpp 'phallus' (arg. fr. zob 'penis'). Selbst der englische Slang weist mit flush 'money' (arg. fr. flouse 'argent', arg. it. filu'ss 'quattrini') einen Arabismus auf 10 , der seinerseits über das maltesische Arnbisch durch Soldaten übernommen wurde. Den Schwerpunkt ihrer Arbeit legt Christ auf das Glossar (155-573). Die einzelnen Artikel sind so aufgebaut, daß sie zunächst das jeweilige Lemma kurz mit Varianten, Etymon, deutschen Bedeutungsentsprechungen und Sonderbedeutungen vorstellen. Es folgt ein mit großem Aufwand geführter minuziöser Belegenachweis in Argotwörterbüchern und Texten nach Einzelbedeutungen mit Zitaten und anschließendem lexikographischen Kommentar. In dieser eingehenden und lückenlosen Wortgeschichte liegt der Reichtum der Arbeit Christs. Gleiches gilt für den jeweils abschließenden Kommentar zur 8 NoLL, loc. cit. 9 A. MENARINI, I gerghi bolognesi, Modena 1941. 10 Cf. E. PARTRIDGE, A Dictionary of Slang and Unconventional English. [...], London/ Melbourne/ Henley 8 1984, s.v. 390 Besprechungen - Comptes rendus arabischen Filiation, der etymologisch ausführlich redigiert ist. Lediglich die bereits angesprochene dialektale Behandlung der Etyma ist etwas zurückhaltend und eher gemeinarabisch als mit Schwerpunkt auf dem Maghreb angelegt. Als Referenzwörterbuch zum maghrebinischen Arabisch zieht Christ Beaussier 11 heran, der allerdings die für die Wiedergabe von Dialektformen ungeeignete arabische Schrift verwendet und dem Benutzer unter anderem die Vokalisierung überläßt. So verzeichnet Beaussier beispielsweise ein als bagl zu transliterierendes 'mulet'. Die dialektale Form lautet jedoch bg:Jl und wurde im Argot dementsprechend auch als brel übernommen. Für die Arbeit Christs ergeben sich aus der Heranziehung Beaussiers Unsicherheiten in der Notierung der emphatischen Konsonanten r und l des Maghrebinischen (lies ciirbi statt carbf [172], und /:Jläii statt l:Jläii, [329], im Vokaltimbre (lies nijs statt näs [483] und in der Notierung der Auslautvokale, die im Maghrebinischen generell kurz sind (lies s:Jbsi statt s:Jbsl[532]). Als Referenzwerke wesentlich besser geeignet sind hier Ferre 12 und Tapiero 13, die die bei Arabisten gebräuchliche Umschrift des Maghrebinischen verwenden. Mit Arabismen im Argot legt Christ eine sehr schöne, mit großer Detailfreudigkeit verfaßte Arbeit vor, die eine größere Lücke in der französischen Lehnwortforschung schließt und als willkommene Ergänzung zu den etymologischen Wörterbüchern des Französischen zur Verfügung steht. Der romanistische Ansatz der Arbeit sowie die Ausarbeitung der Ergebnisse hätten gewinnbringend ausgebaut werden können. V. Noll * ALF MoNJOUR, Der nordostfranzösische Dialektraum, Frankfurt/ M. (Lang) 1989, 404 p. (Bonner romanistische Arbeiten 32) Voici une contribution importante a la definition du nord-est de l'aire fram;:aise qui reunit a l'analyse des scriptas medievales l'examen des dialectes modernes (ALF), et qui compare des appellatifs avec des toponymes. Le nord-est examine comprend les dialectes regionaux de la Picardie, de la Wallonie, de la Champagne et de la Lorraine jusqu'a ceux de la Bourgogne et de la Franche-Comte. A.M. examine dans des chapitres distincts ayant chacun une introduction propre certains phenomenes consideres comme caracteristiques du nord-est de l'aire fran9aise: le developpement du suffixe -ARIU, et des groupes -ILIUS, -1us et -1vus, l'absence du son intercalaire, le resultat du nreud -bl-; le s apico-alveolaire et le developpement du lat. K ( + E, 1, J); T ( + J). A la fin de l'examen A.M. constate (353) «Die der vorliegenden Arbeit zugrundeliegende Arbeitshypothese hinsichtlich der Existenz eines dialektübergreifenden Großraums im französischen Nordosten kann durch die Untersuchung einer Reihe ausgewählter Lauterscheinungen [insofern] ... als bestätigt gelten» et je lui donne raison 1: la 11 M. BEAUSSIER, Dictionnaire pratique arabe-fram; ais contenant tous les mots employes dans l'arabe parle en Algerie et en Tunisie [...], Alger 1958. 12 D. FERRE, Lexique marocain-franc;ais. Imprimerie de Fedala [Maroc] s.d. 13 N. TAPIERO, Manuel d'arabe algerien moderne[...], Paris 2 1978. 1 Insofern que j'ai mis entre crochets, renvoie au passage suivant: «insofern als bei jedem der analysierten Phänomene die Einzeldialekte ... eine weitgehende Übereinstimmung zeigen in der Bewahrung des jeweils konservativeren Lautstandes in Abgrenzung gegenüber der Entwicklung des zentralfranzösischen Neuerungsraumes.» Alors que Je s apico-alveolaire, l'absence du son intercalaire, et Je traitement de -blsemblent des traits nettement archai:ques, je ne suis pas tout a fait convaincue de l'anteriorite des resultats orientaux de -ARIU- (> -eir, -ir), par rapport au central -ier: d'autre part un developpement propre au nord-est, contemporain, mais Besprechungen - Comptes rendus 391 repartition de la Gaule, suggeree par Cesar, suggeree aussi par ce que nous savons de l'histoire de Ja romanisation de la Gaule, ou de l'histoire de Ja colonisation franque, se manifeste dans Ja phonetique historique: l'unite linguistique du nord-est remonte a une date ancienne. Le chapitre «Apiko-alveolares s», pour ne donner qu'un exemple, convainc le lecteur de l'anciennete de la prononciation s (notation arabe; emprunts en anglais ou afr. -ssdevient -sh, cf. perish) et de Ja palatalisation ulterieure de cette prononciation apico-alveolaire dans Je nord-est (ecrit s/ ch/ x), ce qui explique ! es graphies des noms de lieu: Xaronval, Charanval de Saro; ou Sampanges pour Champanges ou encore la variation La Siege/ La Chiese. Les anciens toponymes representant ce phenomene (des Xll e et XIII e s.) proviennent en premier lieu de Picardie et de Lorraine (alors que Ja Wallonie et Ja Champagne apportent une recolte plus maigre): il serait faux de considerer Ja Picardie comme un centre de rayonnement pour ce developpement, il s'agit plutöt d'un trait propre a taut Je nord-est. A. M. conclut son livre par une discussion bien menee portant sur differentes explications de l'unite linguistique du nord-est. A. M. fait bien d'utiliser les donnees de la toponomie et il fait doublement bien d'examiner les appellatifs communs et les noms de lieu en sous-chapitres separes; en effet ce sont des categories lexicales bien differentes. Les noms de lieu anciens, leur sens primitif perdu, continuent leur vie solitaire dans Ja marge de la langue et peuvent etre «refaits» a loisir (par l'etymologie savante ou populaire, p.ex.2). Un changement apporte a un appellatif amene une modification au lexique, partant a la langue, mais un nom de lieu change ne modifie pas Ja langue. D'autre part, les noms de lieu plus recents, s'ils sont a l'origine des mots composes, ne se developpent pas comme des appellatifs con1,us comme «un mot» 3 . Neanmoins, les noms de lieu qui ont ete utilises pendant des siecles n'ont pas perdu leur contact avec Ja langue parlee regionale, et la succession chronologique des graphies que presente tel nom de lieu peut servir a illustrer la survie d'un fait linguistique et proposer un developpement qui a pu avoir lieu dans le dialecte. Apres A. M., d'autres specialistes de phonetique historique vont avoir recours a la toponymie: on souhaite qu'il soit bientöt possible de presenter les materiaux onomastiques avec davantage de precision (non seulement le lieu geographique et les dates des exemples donnes, mais aussi, pour chaque exemple, une description du document (lat./ vernaculaire; de provenance locale/ non locale, Je cas echeant: document issu d'un gouvernement allemand/ fran1,ais, etc.). La these d'A. M. va animer Ja recherche et Ja discussion scientifique. II s'agit du pays natal de la litterature fran1,aise (Serments de Strasbourg [? ], Eulalie . . .). Remarque de detail: Je cherche une presentation de la bibliographie utilisee: ! es erudits cites, depuis G. Paris jusqu'a A. Dees, representent plus d'un siede de recherche et, partant, des opinions, des attitudes, des methodes bien differentes. different de celui propre au centre, n'affaiblirait nullement la these de A. M.; je mentionnerai aussi que le Großraum bien identifie par A. M. manifeste son existence par des nouveautes linguistiques (p.ex. l'usage de w), dont certaines ont pu faire fortune ailleurs (p.ex. pal. + -ATA > -ie). La region, qui a un passe roman et germanique different de l'histoire du reste de la Gaule, n'etait pas un hinterland au moyen äge (qu'on pense a l'histoire ecclesiastique ou commerciale de la region, ou au röle du duche de Bourgogne pendant la guerre de Cent ans, p.ex.). 2 P. 267: Galdechiara reste suspect comme variante de Gohout essart, Gaudechart, Godechart. Le lieu tire son nom d'un <lieu defriche> dans le bois, si je comprends bien ( < germ. wald); cependant ce <lieu defriche> est essart dans les trois derniers ex. et plutöt un derive de clarus dans Galdechiara: vu l'a final, la forme semble latinisee. 3 Cf. les noms en -ric et leurs derives. 392 Besprechungen - Comptes rendus P. 166: Je n'attribue pas de valeur dialectale au son intercalaire p. Quel que soit le domaine linguistique qu'elle represente, une personne qui combine une nasale labiale avec une dentale, peut soit substituer une dentale a la labiale, soit changer le lieu d'articulation, effort qui amene facilement une occlusive labiale, acceptee ou non par la graphie traditionnelle de la region, cf. B. LöFSTEDT, Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, Uppsala 1961/ 175s. Leena Löfstedt * MARIA CARERI, Il canzaniere provenzale H (Vat. Lat. 3207). Struttura, contenuto e fonti Modena (Mucchi) 1990, XX + 532 p.(Subsidia al Corpus des troubadours 13) Maria Careri affronta «con matura consapevolezza» (come avverte Aurelio Roncaglia nella Presentazione) lo studio di uno dei principali manoscritti della tradizione poetica trobadorica, sia dal punto di vista codicologico, sia dal punto di vista filologico. Data la ricchezza della ricerca, e Ja sua complessita, si dovranno privilegiare, in questa sede, solo alcuni aspetti, senza per questo negare il valore e l'utilita delle parti de! libro sulle quali ci si vede costretti a sorvolare. La parte strettamente codicologica occupa il primo capitolo, e a questo riguardo non c'e nulla «di cui lamentare Ja mancanza» 1. Essendo il ms. H palinsesto, Maria Careri procede alla descrizione materiale prima di quello ehe viene chiamato cod. 2, cioe l'antologia di liriche trobadoriche (il vero e proprio canzoniere H), e successivamente di quello ehe la studiosa chiama cod. 1, cioe il ms. originario, contenente un'opera latina per il momento non identificata. II cod. 2, databile alla fine del XIII sec., di provenienza veneta (tra Padova e Treviso, secondo quanto risulta <lalle glosse: cf. 289-92), e stato esemplato da tre mani, di cui una principale (mano 1) e due secondarie. Si possono individuare interventi successivi della mano 1, ehe vengono specificati via via con l'indicazione 1 a, 1 b ecc.; Ja mano 2 e responsabile dell'inserimento della maggior parte delle rubriche (non senza fraintendimenti, come si notera), oltre ehe di interi componimenti negli spazi lasciati vuoti dalla mano 1. Per la mano 3 si veda sotto. II ms. e arricchito da alcune miniature eseguite in un momento posteriore alla trascrizione dei testi. L'assemblaggio del cod. 2 e avvenuto in due fasi: la prima dovuta alla mano 1 (primo intervento: 1a; secondo intervento: 1b), la seconda alle mani 2 e 3. Lo scriptorium nel quale H ha visto Ja luce e «occasionale e privato» (63): una sola persona lavora alla fattura materiale de! libro, alla scelta dei testi da antologizzare, alla loro interpretazione e correzione. A proposito della scelta delle liriche, non e da sottovalutare l'idea ehe H, a causa della mancanza dei piu grossi nomi della lirica trobadorica, sia una sorta di appendice di una antologia ben piu completa (109s.). Per quanto riguarda l b , si tratta di interventi di integrazione e correzione, e la mente de! copista-studioso e piu rivolta al testo ehe alla fattura de! libro in quanto oggetto: la scrittura si fa, infatti, «piu rapida e corsiva» (35) rispetto a quella di 1a; anche l'impostazione della pagina risulta, nel complesso, piu disordinata. La seconda fase consiste in un riordinamento, sia testuale sia materiale, dovuto alla mano 2, e, infine, nell'aggiunta, da parte della mano 3, forse di un possessore de! codice, di una canzone di Uc de Saint Circ (BdT 457,40) alla carta 6lv 0 • I capitoli secondo e terzo sono dedicati alla descrizione interna di H: il secondo piu precisamente alla struttura e al contenuto, il terzo ai copisti e alle fonti. II copista principale di H (mano 1) costrul l'antologia per se, ricorendo a materiali di origini diverse, cosa ehe ha conferito un aspetto globalmente disordinato alla raccolta. II 1 Cf. W. MELIGA nella recensione a questo volume in Medioevo romanzo 17 (1992): 272. Besprechungen - Comptes rendus 393 nucleo primitivo del canzoniere (mano 1a) rivela una suddivisione per generi (canzoni: A; sirventesi: B; tenzoni: C) tipica anche di altre antologie trobadoriche. La parte iniziale (A: canzoni), apparentemente turbata dall'inserimento di sirventesi tra i quali compaiono i componimenti di Uc Brunenc BdT 450,3, 450,6 e 450,7 ehe la Careri considera, molto opportunamente, in realta come canzoni (88) esuddivisibile in tre sezioni (Al: canzoni; A2: vidas + canzoni; A3: canzoni) ehe svelano l'utilizzo di raccolte diverse, le quali hanno permcsso al compilatore di integrare quanto antologizzato in Al (eil caso, ad esempio, del citato Uc Brunenc) o di inserire nuovi autori. Non si puo ehe condividere l'opinione della studiosa (97) secondo la quale una tale confusione non puo essere economicamente riferita ad un antecedente unitario ehe il copista-amatore si limita a trascrivere. Rimane il dubbio se l'intervento delle nuove fonti corrisponda ad un esaurimento di quella principale oppure no. Per quanto coneerne la provenienza delle nuove fonti, pare ehe, in alcuni casi, per i trovatori «nuovi», cioeehe si trovano in A2 e A3, ma non in Al, il copista abbia utilizzato raecolte abbastanza distanti da quella di cui si eservito per Al. La situazione piu complieata equella dei trovatori ehe sono presenti tanto in Al quanto in A2 e/ o in A3 (78). Un caso esemplare a questo proposito equello del corpus del trovatore Uc Brunene, al quale la Careri aveva gia dedicato un articolo 2 , e sul quale si sofferma in modo particolare anehe qui (102-04; cf. anche 177-78 e le schede, 365 e 393-97). Anch'io mi ci soffermo, perche l'analisi di tale corpus da me condotta in vista di una nuova edizione critica mi permette di fare qualche, spero utile, precisazione. 11 piccolo canzoniere del trovatore rouergate (sei canzoni di sicura attribuzione) estato trascritto in Hin due, o piu, momenti diversi: la canzone d'apertura (BdT 450,4) si trova alla carta l8r 0 b-l8v 0 a (numero 60), mentre le altre cinque (nell'ordine: BdT 450,7; 450,6; 450,2; 450,3 e 450,1) si trovano alle carte 34v 0 a-35v 0 a (numeri 110-114). Questa diversa collocazione corrisponde ad un cambio di fonte: mentre 450,4, pur nella estrema complessita dei rapporti tra i manoscritti ehe la tramandano, ehe ha spinto l'editore di Uc, Carl Appel 3 , a rinunciare anche alla classificazione dei testimoni, puo essere ricondotta ad una fonte di tipo E, le altre canzoni presentano, in misura diversa, tracce di contaminazione dalla famiglia y (450,3 etutta di derivazione y): pare probabile ehe il copista di H abbia avuto a disposizione una nuova fonte E, eontaminata in momenti successivi con y. Le tracce di questa tradizione in BdT 450,1; 450,2; 450,3; 450,6 e 450,7 sono puntualmente messe in rilievo da Maria Careri. In particolare si prendono in esame BdT 450,2, 450,1 e 450,7. Le strofe V e VII di BdT 450,2, assenti in E (DIKN) sono aggiunte a margine in H (mano l b : si veda l'utilissimo prospetto fornito dalla Careri alle p. 205-18, ehe permette di individuare, per ogni componimento presente in H, le fonti e la mano ehe l'ha trascritto), da una fonte y ( = CR, cf. 395) di cui forse ha usufruito anche il copista del canzoniere A, ehe riporta le due strofe in chiusura di canzone. Oltre ehe in CR le strofe V e VII sono presenti anche in GQST, e in a 1, non conosciuto da Appel e tralasciato dalla Careri ehe si basa, evidentemente, sull'edizione eritica del filologo tedesco (l'unica esistente). Per quello ehe riguarda BdT 450,l edi fondamentale importanza, per il diseorso delle fonti utilizzate dal copista di H, l'attribuzione ad Arnaut Daniel, derivata da una fonte CRß: Maria Careri (397) spiega in modo assai convincente ehe tale attribuzione si deve ad una errata interpretazione, da parte della mano 2, di una postilla della mano 1: «alias [appunto CRß] NAr' danielz». Oltre a cio si aggiunga la segnalazione, in margine alla canzone, della successione strofiea di CM (a M manca la strofe VII: cf. 177s.), leggibile con gli ultravioletti. 2 M. CARERI, «Nell'atelier di un copista: strati di contaminazione nella sezione di Uc Brunet di H», in: Studi catalani e provenzali 88, L'Aquila 1990: 111-20. 3 C. APPEL, «Der Trobador Uc Brunec (oder Brunenc)», in: Abhandlungen Herrn Prof. Adolf Tobler ... dargebracht, Halle 1895, p. 45-78. 394 Besprechungen - Comptes rendus 11 caso di BdT 450,7 (nella nuova edizione sara probabilmente la canzone numero 5) e particolarmente significativo. Anche qui si hanno delle strafe mancanti in E (ABDIKN, ai quali si aggiungano, di diversa tradizione, 0 e U) e presenti, in parte, in y e nella «terza tradizione» ( = S), ehe H riporta in margine, trascritte da 1 b ( = strofe VII) e 1c ( = tornadas, VIII e IX) (cf. 393). Nella scheda relativa a questa canzone (n ° 110) si dovra rettificare quanto affermato a p. 394, cioe ehe le strafe VII, VIII e IX si trovano «solo in CMQT, la IX anche in R»: in realta la strafe e le tornadas sono anche in a 1 S, mentre la strafe VII e la prima tornada sono anche in G. Per quanto concerne il testo, e notevole il rilievo ehe assume, in questo discorso, la variante marginale di H al v. 40 (domnas far), ehe e la lezione di E (ABDIKP, ma anche di NGS, da aggiungere alla scheda di p. 394), mentre nel corpo della canzone H ha la lezione di CM (douz nafrar). E aggiungerei, come elemento significativo della presenza di y, il v. 47, dove H legge venon dezesper con CRMTa 1 QU, contro desvan li voler di E (ABDIKN). A proposito di questa canzone di Uc si potra, forse, stringere ulteriormente riguardo alle fonti di H, anche se gli indizi in questa direzione non sembrano molto significativi: la ricerca e ancora in corso. 11 discorso su Uc ci ha gia portato ad affrontare il problema delle fonti, ehe occupa il terzo capitolo del libro. La fonte primaria di Al risale a E, mentre per A2-A3, come accennato, si affiancano fonti accessorie (y, ß ecc.). Interessante e la sezione di Peire Vidal, per la quale la mano l b (e poi, in successione, l c ) ha a disposizione E, ß, y, Rc a . Analoga analisi viene condotta molto accuratamente dalla Careri anche per le parti B e C, e per le integrazioni della mano 2 (200--03). Seguono i capitoli dedicati alla grafia delle tre mani (di tipo esclusivamente descrittivo con tabelle dei segni grafici e delle basi etimologiche), alle glosse (con relativa edizione e commento linguistico), all'edizione di Questa coble d'amic, costituita da brevi commenti in prosa a una o piu coblas di vari trovatori. Chiudono il libro le schede di tutti i componimenti di H (una vera e propria tavola con i dati essenziali relativi a ciascuna poesia), l'edizione diplomatica di alcune carte di difficile lettura, la bibliografia, gli indici e le tavole. Un libro molto ben fatto, questo ehe Maria Careri ha dedicato al ms. provenzale H, destinato ad essere un punto di riferimento per chiunque, in futuro, voglia scandagliare il terreno assai ricco, a meta tra la filologia testuale e la codicologia, i cui frutti, in passato non certo abbondanti (ma si ricordi l'esemplare studio del Monfrin su C), oggi si comincia a cogliere con un certo successo: penso in particolare ai lavori, alcuni recentissimi, su A (Zufferey), su D (Avalle-Casamassima), su M (Lamur-Baudreu, Asperti, Zufferey), su N (Canettieri), su R (Eusebi, Tavera), su T (Brunetti), sui florilegi (Meneghetti). Lavori non tutti di uguale impostazione, ma ehe contribuiscono, nell'assieme, a gettare nuova luce su questi importanti testimoni della lirica in lingua d'oc. P. Gresti * RAMON SuGRANYES DE FRANCH, De Raimundo Lulio al Vaticano II. Articulos escogidos, Lausanne 1991, 256 p. (Hispanica Helvetica 2) Zum 80. Geburtstag des früheren Ordinarius für iberoromanische Sprachen und Literaturen an der Universität Freiburg i. Ü. haben sein Nachfolger und weitere Kollegen (Lausanne, Genf und Bern) diese Aufsatzsammlung zusammengestellt und nach vier Epochen gruppiert: Mittelalter, Renaissance, Barock, 19. und 20. Jahrhundert. Insgesamt liegen 16 Arbeiten von 1960 bis 1987 auf katalanisch, spanisch, französisch und italienisch vor. Sie spiegeln die weitgespannten Interessen des Autors, seine literarische Sensibilität, seinen philosophisch-theologischen Horizont, seine klare politische und kirchliche Haltung - und Besprechungen - Comptes rendus 395 seine vielsprachige Formulierungsgabe (nur die italienischen Beiträge sind übersetzt), sowie nicht zuletzt seine ohne allen Fanatismus bekundete Liebe zur katalanischen Kultur. Der Abschnitt übers Mittelalter ist von der Figur des Raymundus Lullus erfüllt, dem er schon 1954 eine Monographie gewidmet hatte. Er hebt dessen «Theologie und Methodologie der Missionstätigkeit» hervor, die sich gegen zeitgenössische Ansichten und Verhaltensweisen abgrenzt und nur mit den «Waffen_ des Geistes» vorgehen will, aber immerhin Kreuzzüge zwar nur zur Sicherung der christlichen Evangelisierungsfreiheit in islamischen Ländern nicht ausschließt. Im Abschnitt über die Renaissance deckt der Autor Beziehungsgeflechte zwischen verschiedenen Dichtern und Denkern auf. Im Barock-Kapitel zeigt sich u. a. seine Gabe zur Synthese. Im letzten Abschnitt skizziert er ein «Portrait de l'Espagne», drückt seine erfrischend klare Meinung zum spanischen Bürgerkrieg aus (schon früh exiliert, stellte er sich mit Jacques Maritain, dem späteren Freiburger Kardinal Charles Journet und Don Luigi Sturzo entschieden gegen die religiös-nationalistische Vereinnahmung des Bürgerkriegs durch Franco) und weiß als offizieller «Laien-Auditor» beim II. Vatikanischen Konzil dessen weiterführende Grundlinien klar zu bezeichnen. Man wird bedauern, daß verschiedene Artikel nicht aktualisiert worden sind, sei es durch Überarbeitung oder durch einen entsprechenden Zusatz als Nachbemerkung; auch Überschneidungen hätten vermieden werden können. Geradezu liederlich ist die typographische Gestaltung: es finden sich weit über 100 Druckfehler, sei es im Text, sei es in den bibliographischen Angaben; nicht einmal die Widmung (6) ist ansprechend gegliedert (die Zeilen sind schlecht eingemittet), die Tabula gratulatoria ist unsorgfältig gedruckt, ja sogar das Buch von R. Sugranyes über R. Lullus ist bei jeder Zitierung (mit oder ohne Druckfehler) anders erwähnt. Diese Kritik ist kaum dem Autor, wohl aber den Herausgebern anzulasten. I. Baumer * CHRISTOPH STROSETZKI (ed.), Geschichte der spanischen Literatur, Tübingen (Niemeyer) 1991, XII+ 404 p. Es ist bestimmt kein leichtes Unterfangen, auf knapp vierhundert Seiten einen Abriß der spanischen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart zu präsentieren, wie dies der von mehreren Autoren unter dem Herausgeber Christoph Strosetzki geschriebene Band tut. Er wendet sich an alle, die sich mit dem Thema als «interessierte Laien, Studenten oder Fachkollegen beschäftigen». Der Umfang des Werks macht, wie der Herausgeber im Vorwort selbst bestätigt, eine Beschränkung auf das Wesentliche sowohl in der Darstellung wie auch in der jedem Kapitel angefügten Bibliographie nötig. Um den Zusammenhang zur politischen Geschichte zu gewährleisten, wird jeweils vor jeder Epoche ein knapper Überblick über die wichtigsten Ereignisse geboten. Das Mittelalter wird von ALBERT GIER, «12.-14. Jahrhundert: Lyrik, Epik, Roman und Drama», DIETRICH BRIESEMEISTER, «Mittelalterliche Fachprosa» und KARL KoHuT, «Das 15. Jahrhundert» behandelt und nimmt etwa ein Fünftel des Bandes ein. Die am meisten diskutierten Probleme der spanischen Literatur des Mittelalters, die Entstehung der Jarchas, die Datierung des Poema del Mio Cid und die Autorenschaft des Libro de Alexandre werden im ersten Kapitel behandelt. Bei den Jarchas gibt Gier den Standpunkt von Hilty und Frenk Alatorre wieder, nach dem die Jarchas schon früh Produkte einer Kunstdichtung und nicht Überreste von mozarabischen Volksliedern waren. Das Poema del Mio Cid datiert er auf das 13. Jahrhundert, in Anlehnung an Deyermond, ohne allerdings beispielsweise die Studie von Lapesa, der dahin tendiert, daß bereits 1140-1170 eine erste, nicht überlieferte Version des Textes existierte und somit indirekt 396 Besprechungen - Comptes rendus Menendez Pidal recht gibt, zu erwähnen 1 . Die Autorenschaft des Libro de Alexandre wird offengelassen, Berceo nicht ausdrücklich als dessen Verfasser ausgeschlossen. Das von Dietrich Briesemeister verfaßte Kapitel über Fachprosa im spanischen Mittelalter ist äußerst kurz geraten und kann deshalb die einzelnen Werke und Strömungen nur streifen und in einen knappen Kontext zueinander stellen. Die anschließende Bibliographie enthält lediglich allgemeine Literatur, nichts zu den einzelnen Werken. Der Absicht des Herausgebers folgend, sind auch keine Ausgaben aufgeführt. Gerade bei mittelalterlichen Texten wäre der Leser, der sich näher mit den Werken befassen will, vielleicht doch froh über entsprechende Angaben. Eine reichhaltige, in Werkausgaben und Sekundärliteratur unterteilte Bibliographie schließt sich hingegen an Karl Kohuts Kapitel über das 15. Jahrhundert an. Neben der Lyrik und der Prosa behandelt Kohut auch auf knapp zweieinhalb Seiten das Theater dieser Epoche. Davon ist der größte Teil der Celestina gewidmet, wobei auch die Frage zur nach wie· vor umstrittenen Gattung dieses Textes aufgeworfen wird. Eine befriedigende Erklärung dazu gibt meiner Meinung nach Francisco Ruiz Ram6n im ersten Band seiner spanischen Theatergeschichte 2 , die man in der Bibliographie ebensowenig findet wie diejenige von Angel Valbuena Prat, obwohl beide Autoren dem mittelalterlichen Theater jeweils ein Kapitel widmen. Ruiz Ram6n unterscheidet zwischen obra dramatica und obra escenica, wobei er die Celestina ersterer zuweist, weil ihr Autor nicht an ihre Aufführbarkeit gedacht hat. Als Vergleich aus dem 20. Jahrhundert verweist er auf die von der Länge her fast unaufführbaren Stücke Comedias barbaras und Divinas palabras von Valle-Inclan und Le soulier de satin von Claudel. Zudem ist fraglich, inwieweit die Celestina noch zur Literatur des 15. Jahrhunderts gehört und ob sie nicht besser zusammen mit den Dramatikern des frühen 16. Jahrhunderts behandelt wird. Tatsächlich findet man im von MICHAEL RöSSNER verfaßten Kapitel über das Theater der Siglos de Oro (sie! ) noch einmal anderthalb Seiten über die Celestina. Diese Doppelspurigkeiten (mit entsprechenden Querverweisen in den Fußnoten) findet man im besprochenen Buch auch anderswo; sie sind wohl eine Folge davon, daß es von mehreren Autoren geschrieben wurde. Angesichts der ansonsten gerafften Darstellung stellt sich dennoch die Frage, ob man sie nicht hätte vermeiden können und sollen. Über die den Leser dieser Zeitschrift weniger interessierenden Abschnitte über die neuere Literatur soll an dieser Stelle nicht viel gesagt werden. GEORGES GüNTERT schreibt sehr fundiert über die Lyrik des 16. und 17. Jahrhunderts; die Darstellung wird durch eine ausführliche, fünfseitige Bibliographie abgerundet. DIETRICH BRIESEMEISTER widmet der religiösen Literatur dieser Zeit einige Seiten, und mit dem Roman befaßt sich der Herausgeber. Das 18. und das 19. Jahrhundert werden jeweils in einem Kapitel von MANFRED TIETZ, bzw. HANS-JOACHIM LOPE abgehandelt. In den von MANFRED LENTZEN, KLAUS DrnscHERL und WILFRIED FLOECK verfaßten Teilen über den Roman, die Lyrik und das Drama des 20. Jahrhunderts muß am Ende naturgemäß vieles offenbleiben, da sie versucht haben, die neuesten Strömungen zu berücksichtigen, über die das Urteil der Geschichte noch aussteht. Ausgeklammert bleibt die südamerikanische Literatur, weil sie den Rahmen dieser Darstellung wohl gesprengt hätte. Zusammenfassend kann man sagen, daß das vorliegende Werk zwar geeignet ist für einen ersten Überblick über die spanische Literaturgeschichte, aber keineswegs die mehrbändigen großen Werke etwa von Jones oder Deyermond ersetzen kann und will. Diese 1 R. LAPESA, «Sobre el <Cantar de Mio Cid>. Critica de criticas. 2. Cuestiones historicas», in: ID, Estudios de historia lingüistica espanola, Madrid 1985. 2 F. Rurz RAMON, Historia del Teatro Espafidl I: Desde sus or{genes hasta 1900, Madrid 6 1986: 57-59. Besprechungen - Comptes rendus 397 liegen allerdings nur auf englisch bzw. spanisch vor.Auf deutsch lagen bisher die ausführliche Geschichte der spanischen Literatur von HANS FLASCHE und die Darstellungen des spanischen Romans und des spanischen Theaters von VOLKER RoLOFF und HARALD WENTZLAFF-EGGEBERT, sowie des Theaters bis zum Ausgang des 19.Jahrhunderts von KLAUS PöRTL vor. Insofern füllt Christoph Strosetzki mit seinem kurzen Abriß über die Entwicklung der spanischen Literatur also durchaus eine Lücke im deutschen Sprachraum. A. Schor * HEINZ-PETER ENDRESS, Don Quijotes / deale im Umbruch der Werte vom Mittelalter bis zum Barock, Tübingen (Niemeyer) 1991, 126 p. (mimesis 11) Von der Erkenntnis ausgehend, daß in der Forschung zwar stets von den Idealen der literarischen Figur des Don Quijote die Rede ist, diese indes bisher in ihrem Zusammenhang und Zusammenspiel noch unerforscht geblieben sind, setzt sich Endress nun diese längst fällige Untersuchung zum Ziel.Der Ritter mit der traurigen Gestalt kündigt in einer bisher kaum beachteten großen Rede zum Goldenen Zeitalter erstmals den für ihn gültigen Wandel des Ritterideals an und führt dabei den Umbruch der Werte vom Mittelalter bis zum Barock vor. Daß der Autor nicht davor zurückschreckt, in einem Anfangswie auch einem Schlußkapitel bereits bekannte Größen der Cervantes-Forschung zu benennen, um die Einbindung seiner Neusichten in deren Komplexität und Dynamik verständlich zu machen, ist ihm zugute zu rechnen, richtet er sich doch ausdrücklich zudem an ein literarisch interessiertes Publikum (4). In einem mit dem bescheidenen Titel «Grundlagen» versehenen Kapitel führt der Verfasser mit hoher Treffsicherheit für das Wesentliche die Parodie der Lektüreerfahrung von Ritterbüchern (6), die Dichotomie von Idealismus und Narretei beim Helden (7), den Hintergrund des sozialen wie auch wirtschaftlichen Abstiegs Spaniens bis hin zum Beginn des 17.Jahrhunderts (8-9) 1, Dulcinea als eine nach neuplatonischer Liebestheorie geschaffene Figur Don Quijotes (12), die von eben diesem gesuchte aventura als Ausweis für dessen Umwertung von Alltäglichem in Außergewöhnliches (18) auf. All diese Begleitumstände bedingen die Wandlung eines Protagonisten, in der der Umschwung von individueller Verrücktheit in soziale Hellsichtigkeit zum Ausdruck kommt. So liegt der sonderbare Reiz dieses Klassikers der Weltliteratur darin beschlossen, gleichzeitige Entstehung wie auch Vertiefung dieser Figur im Roman erlesbar vorzuführen (22) 2 . Die literargeschichtliche Scheidung in Realität und Fiktion macht Cervantes Meisterwerk als erstes deutlich, nämlich dadurch, «daß in ihr Fiktion zum Horizont von Welt und wiederum Welt zum Horizont von Fiktion werden kann» 3• «Das Ideal des Goldenen Zeitalters» erfährt in einem gesonderten Kapitel Beachtung und wird als seit Hesiod bestehender Topos zur ältesten Vorstellung vergangener Vollkommenheit entwickelt (26). Auch wenn Don Quijote sich hier als Mitglied einer fahren- 1 Der interessierte Leser hätte an dieser Stelle wahrscheinlich tiefere Einblicke in den Niedergang der Habsburgischen Universalmonarchie bevorzugt, als es die bloße Auflistung gesellschaftsbezogener Schwierigkeiten gestattet. 2 Cf. R.KLOEPFER, «Selbstverwirklichung durch Erzählen bei Cervantes», in: SUSANNE KNALLER/ EDITH MARA (ed.), Das Epos in der Romania. Festschrift für Dieter Kremers zum 65. Geburtstag, Tübingen 1986: 145-64, bes. p.162. 3 H.R. JAuss, «Zur historischen Genese der Scheidung von Fiktion und Realität», in: D.HENRICHIW. lsER (ed.), Funktionen des Fiktiven, München 1983: 423-31, bes. p. 430. 398 Besprechungen - Comptes rendus den Ritterschaft versteht, die durch das Mittelalter geprägt ist, distanziert er sich jedoch in seinen Idealen von ihr, zumal er einer für die Renaissance «restaurativen Utopie» (36) das Wort redet. Daß diese ritterliche Vorstellung zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein Anachronismus sein muß, ist nicht zu bezweifeln; denn das Barock-Publikum konnte dem Ganzen höchstens noch eine parodistische Note, wenn nicht gar eine gewisse Exotik abgewinnen 4 . Neu an diesem cervantinischen Konzept allerdings ist Don Quijotes Ideal einer «ritterlichen Utopie» (37). In einer zentralen, detaillierten Analyse zu den «Einzelidealen» (40-82), die sich von den seit der Antike üblichen Motiven abheben (40s.), werden Naturzustand, Gleichheit, Frieden, Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit als für Cervantes' Helden erstrebenswerte Lebensziele genauestens untersucht. Hier tut sich des Protagonisten so weithin bewunderter «Realismus» (41) auf, der lediglich bei Ritterangelegenheiten kläglich versagt. Überzeugend vermag Endress im Detail nachzuweisen, daß des Ritters soziale wie auch moralische Ideale durchweg vom Renaissance-Denken geprägt sind, selbst wenn sie eine «Ironisierung vom Standpunkt des Barock» aufweisen. Letzterem Aspekt ist ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem die Brechung zwischen literarischem Anspruch und sozialer Wirklichkeit offenbar gemacht wird. Der Autor kann auf Grund der gewonnenen Erkenntnisse an dieser Stelle Irrtümer und Fehlsichten in der gängigen Lehrmeinung ausmachen und beheben (87-94). Dort, wo der spanische Autor die Absolutheit der Ideale bei seinem Protagonisten ironisch bricht, ist es ihm um den Analogieschluß zu tun, mit dessen Hilfe der Leser die Vergangenheit des Goldenen Zeitalters mit der Gegenwart des Eisernen Zeitalters zu vergleichen aufgerufen ist (95). «Das neue Ritterideal», das Don Quijote vertritt, gibt Aufschluß auf eine besondere Rezeption des Mittelalters durch die Renaissance. Diese Leistung, in die die Diskussion der Ideale einmündet, in seiner Untersuchung aufgezeigt zu haben, ist unbestritten Endress' Verdienst. Er veranschaulicht am Beispiel jene Säkularisierung, der sich das christliche Rittertum bei Cervantes unterzieht (100). Don Quijote löst das ritterliche Tugendideal aus seiner mittelalterlichen Individualisierung heraus, um es seiner Zeit gemäß zu generalisieren und zu radikalisieren (103). Wenn der Verfasser der vorliegenden Untersuchung ein abschließendes Kapitel mit dem Titel «Die fortdauernde Gültigkeit der Ideale» anschließt, tut er dies in dem Bewußtsein, daß es Cervantes mit dieser Rezeptionsleistung gelingt, jenen sonderbaren Reiz von Literatur zu schöpfen, der das Ideal als Ausdruck von Narretei zu brandmarken und zugleich als Prinzip von Hellsichtigkeit zu erheben versteht. Zwischen jenen beiden Ansprüchen entwickelt sich ein stetes Zwiegespräch, das in seinen niemals endenden Schwingungen die Ästhetik des wahren Kunstwerks ausmacht 5 • Vor dem Hintergrund der hier lediglich umrissenen vielfältigen Forschungsergebnisse muß die Untersuchung von Heinz-Peter Endress als eine vor allem gut lesbare, klar und deutlich strukturierte, in ihren Argumenten logisch aufgebaute Analyse bewertet werden. Daß dabei auch kulturelle Rezeption sowie literarische Ästhetik in den Blick kommen, kann dem Ganzen nur zum Vorteil gereichen. H. Klüppelholz * 4 Hierzu besonders die Beiträge von BAADER und BERGER in: R. R. GRIMM (ed.), Mittelalter- Rezeption. Zur Rezeptionsgeschichte der romanischen Literaturen des Mittelalters in der Neuzeit, Heidelberg 1991. 5 Cf. K. STIERLE, «Die Absolutheit des Ästhetischen und seine Geschichtlichkeit», in: W. ÜELMÜLLER (ed.), Kolloquium Kunst und Philosophie, Bd. 3: Das Kunstwerk, Paderborn 1983: 231-82, zu dieser durch das Werk selbst ausgelösten Weiterführung seiner Thematik. Besprechungen - Comptes rendus 399 WOLF DIETRICH/ HORST GECKELER, Einführung in die spanische Sprachwissenschaft. Ein Lehr- und Arbeitsbuch, Berlin (Erich Schmidt) 1990, 201 p. (Grundlagen der Romanistik 15) Die vorliegende Arbeit bietet eine synchronisch-diachronisch konzipierte Einführung in die spanische Sprachwissenschaft, die sich vor allem an Studierende der ersten Semester richtet (5--6). Die vier Hauptteile behandeln: I. Realia zur spanischen Sprache (13--45) unter klassifikatorischen, geographischen und dialektalen Aspekten, II. Grundbegriffe der allgemeinen Sprachwissenschaft (46--62), III. Synchronie und Diachronie der spanischen Sprache in Phonetik/ Phonologie, Morphologie, Grammatik/ Syntax, Wortbildung und Lexik (63-118) und IV. Etappen der spanischen Sprachgeschichte von der Romanisierung bis zur Beschreibung des amerikanischen Spanisch (119-92). Inhaltlich vergleichbar sind Die spanische Sprache 1 von BERSCHINIFERNA.NDEZ-SEVILLA! FELIXBERGER mit einem Schwerpunkt auf synchronischer Grammatikbeschreibung und die kurzgefaßte Einführung in die hispanistische Sprachwissenschaft von METZELTIN 2 unter Ausschluß des amerikanischen Spanisch. Ibero-Romanisch von MESSNERIMüLLER 3 hingegen konzentriert sich im linguistischen Teil auf die synchronisch-strukturalistische Beschreibung der Sprachen der Iberischen Halbinsel, während TovAR 4 rein sprachgeschichtlich ausgerichtet ist. Angemerkt sei, daß die Heranziehung spanischer Literatur 5 einschließlich des sprachgeschichtlichen Standardwerkes von LAPESA von Studenten im Grundstudium sprachlich im allgemeinen noch nicht zu bewältigen ist. Gerade vor diesem Hintergrund ist die vorliegende Einführung sehr zu begrüßen. Die Gliederung des Werkes ist eingängig und übersichtlich. Besonders hilfreich sind die den Kapiteln jeweils vorangestellten Literaturangaben zur raschen Orientierung und Kenntnis der wichtigsten Fachliteratur sowie die bibliographischen Grundinformationen mit Erwähnung von Fachzeitschriften (lls.). Eingegliederte Arbeitsaufgaben bieten Anregungen zur Vertiefung des Stoffes. Die Konzeption einer Einführung setzt selbstverständlich eine subjektive Auswahl voraus, die sich wohl hier und da akzentuieren läßt, wobei jedoch entscheidend bleibt, daß sich das Werk aus einem Guß präsentiert. Den Autoren Dietrich und Geckeler gebührt sowohl für die Themenstellung als auch für die gelungene Umsetzung in ein kompaktes Lehrbuch Anerkennung. Die im folgenden angesprochenen Punkte, die man im Hinblick auf eine weitere Auflage zur Diskussion stellen kann, sollen dies in keiner Form schmälern. Im ersten Hauptteil sollte die Problematik des Galizischen zusammengefaßt werden, um eventuellen Mißverständnissen vorzubeugen, die sich durch die parallele Einordnung unter «Die Sprachen auf dem Territorium des heutigen Spanien» (26-31) und «Die historischen nordspanischen Dialekte» (33--41) ergeben könnten. Tatsächlich handelt es sich aus sprachwissenschaftlicher Sicht kurioserweise weder um eine eigenständige romanische 1 H. BERSCHIN/ J. FERNA.NDEZ-SEVILLAIJ. FELIXBERGER, Die spanische Sprache. Verbreitung - Geschichte - Struktur, München 1987. 2 M. METZELTIN, Einführung in die hispanistische Sprachwissenschaft, Tübingen 1973. 3 D. MESSNERIH.-J. MÜLLER, lbero-Romanisch. Einführung in Sprache und Literatur, Darmstadt 1983. 4 A. TovAR, Einführung in die Sprachgeschichte der Iberischen Halbinsel. Das heutige Spanisch und seine historischen Grundlagen, Tübingen 3 1989. 5 R. LAPESA, Historia de la lengua espaiiola, Madrid 9 1986; M.DfEz/ F. MoRALES/ A. SABfN, Las lenguas de Espaiia, Madrid 1980; C. LLEAL, La formaci6n de las lenguas romances peninsuldres, Barcelona 1990. 400 Besprechungen - Comptes rendus Sprache, noch um einen spanischen Dialekt, unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung aber auch nicht um einen Dialekt des Portugiesischen. Problematisch ist die Aussage, im Neugalizischen seien die intervokalischen Frikative [z] und [3] unter kastilischem Einfluß desonorisiert worden (41). Diese Desonorisierung setzt bereits im 13. Jh. ein 6 und kann somit kaum mit dem Kastilischen, das diesen Wandel erst im 16. Jh. vollzieht, in Verbindung gebracht werden. Im Hinblick auf die dialektale Gliederung des Spanischen mit der Beschreibung phonetischer Merkmale (30-45) wäre im Rahmen der Einführung zum besseren Verständnis die Voranschaltung des in der jetzigen Fassung folgenden Kapitels über Phonetik und Phonologie (63-75) methodisch wünschenswert. Bei der Behandlung der Allophone (72) könnte man aus praktischen Gründen auf die Varianten [r] nach [l, n] bei alrededor, enriquecer, im Nexus -srbei Israel und [IIJ] vor [f] bei confuso hinweisen, die manchmal selbst fortgeschrittenen Studenten unbekannt sind. In diesem Sinne führen die Autoren auch die Neutralisierung von -n, -m [n] an. Bei der Behandlung der betonungsabhängigen Diphthongierung von vlt. � und q (76) bietet sich ein Hinweis auf das Verbalparadigma (cuento, contamos) an, um die Auswirkungen dieses Lautwandels auf das Spanische zu veranschaulichen. Die Zuweisung der Monophthongierung von lat. OE zu f und AE zu { (76) sollte eine Einschränkung erfahren, da diese Entwicklung nicht in allen Fällen vorliegt (lat. SAETA > it. s�ta, fr. soie =I=vlt. p�de > it. piede, fr. pied). Die Annahme, die Monophthongierung von AE >{ habe im Lateinischen den Quantitätenkollaps ausgelöst (76), ist sehr spekulativ. So werten HAUDRIcouRT/ JmLLAND / {/ nur als Beleg der nach von Wartburg intermediären Phase einer Koexistenz von Quantität und Qualität 7 . VÄÄNÄNEN bemerkt dazu: «el resquebrajamiento de las cantidades vocalicas no se ha producido subitamente ni al mismo tiempo en todas partes y en todas las capas sociales» 8 • Außerdem gibt es Anzeichen für eine Bewahrung der Quantität im Latein Galliens bis ins 6. Jh. 9. Im Kapitel über Lexikographie wird bemerkt, daß es abgesehen vom Diccionario hist6rico de la lengua espafiola kein großes historisches Wörterbuch gebe (115). Hier könnte man allerdings durchaus auf die Enciclopedia del idioma 10 hinweisen. Bei der Behandlung der Kulturadstrate sollte man im Kapitel über den arabischen Einfluß (149-53) eine Abgrenzung der Bezeichnungen «Arabisch», «Mozarabisch» (Verweis 42s.), «Araber», «Mauren», «Berber» und «Muslime» vornehmen, da in diesem Zusammenhang oft Sprache, Ethnie und Religion verwechselt werden. Entsprechend wäre dann auch die sehr wohl pauschal verstandene, genaugenommen aber nicht korrekte «arabische» Eroberung der iberischen Halbinsel (149) einzuordnen. Hilfreich wäre im Zusammenhang mit der Behandlung dieser für Spanien in vieler Hinsicht wichtigen Epoche ein weiterführender Literaturhinweis auf LEVI-PROVEN<;:AL oder MONTGOMERY WATT 11 . Im Kapitel über den Aufstieg des Kastilischen (164-68) wäre es ein Desiderat, den Einfluß Alfons' des Weisen unter Erwähnung der Siete Partidas, der General Historia etc. 6 «O ensurdecimento das sibilantes em galego e muito antigo; esta ja registrado no seculo XIII e näo pode de modo nenhum ser atribuido a influencia do castelhano» (P. VAZQUEZ CuEsTAIM. A. MENDES DA Luz, Gramatica da Ungua portuguesa, Lisboa 1980: 98). 7 A. HAUDRICOURT/ A. JUILLAND, Essai pour une histoire structurale du phonetisme franc;ais, The Hague/ Paris 2 1970: 33. 8 V. VÄÄNÄNEN, lntroducci6n al latin vulgar, Madrid 2 1985: 71s „ 9 HAUDRICOURT/ JUILLAND, loc. cit. 10 M. ALONSO, Enciclopedia del idioma, 3 vol., Madrid 1958. 11 E. LEvr-PROVEN<;:AL, Histoire de l'Espagne musulmane, 3 vol., Paris 1950-53 und W. MONTGOMERY WATT, Historia de la Espafia islamica, Madrid 6 1986. Besprechungen - Comptes rendus 401 und die Rolle Nebrijas unter Anführung der Wörterbücher etwas eingehender zu behandeln. Auch wäre eine zumindest skizzenhafte Beschreibung der weiteren, in der vorliegenden Fassung ausgesparten Sprachgeschichte über Covarrubias und die Real Academia bis zum behandelten heutigen Spanisch (186-92) wünschenswert. Mit der Einführung in die spanische Sprachwissenschaft legen Dietrich und Geckeler ein sehr gelungenes Lehrbuch vor, das es in faßlicher Darstellung versteht, aus einem weiten Stoffgebiet das Wesentliche herauszufiltern. So hat diese Arbeit bei den Einführungsveranstaltungen in die spanische Sprachwissenschaft an der Universität Göttingen auch ein sehr positives Echo erhalten. Man möchte dem Buch eine weite Verbreitung wünschen. V. Noll * PETRA BRASELMANN, Humanistische Grammatik und Volkssprache. Zur «Gramatica de la lengua castellana» von Antonio de Nebrija, Düsseldorf (Droste) 1991, X+ 555 p. (Studia humaniora 21) Muchos han ensalzado la Gramatica castellana (GC) de! maestro Nebrija, pero pocos son los que se han tomado la molestia de estudiar el texto mas alla del pr6logo: he aqui Ja constataci6n de la que parte la sefiora Braselmann para analizar a fondo una obra mas conocida por sus implicaciones politico-culturales que por su contenido. El resultado de esta investigaci6n es un bello libro de historiografia de la lingüistica, un analisis exhaustivo de un clasico de la gramatica espafiola. Para apreciar el valor de! presente trabajo deben tenerse en cuenta algunas paradojas que han marcado el destino de Ja GC: siendo Nebrija uno de los grandes latinistas de su epoca, puede sorprender que saliese en defensa del castellano y compusiese el primer tratado de gramatica de esta lengua. Es mas, la publicaci6n result6 un fracaso y Ja GC no se volvi6 a editar hasta 1747. Nueva sorpresa: siglos despues de la fria acogida por los contemporaneos, el libro suscita el interes de los lingüistas actuales, quienes descubren en el conceptos y afirmaciones de una extraordinaria lucidez. A la vista de estas contradicciones, P. Braselmann procura, en primer lugar, situar a Nebrija en su epoca, definiendo el clima cultural, el estado general de los conocimientos y las ideologias mas difundidas a fines de! siglo XV. Ello le permite deslindar en el pensamiento lingüistico del profesor salmantino tres grandes zonas de interes que se recubren en parte: las ideas que compartia con los gramaticos mas avanzados de la epoca, aquellas en que se adelantaba a sus contemporaneos y, finalmente, todo lo que desde nuestro punto de vista puede considerarse como inexacto o anticuado. El primero de los cinco grandes capitulos en que se divide el libro traza los principales derroteros de Ja investigaci6n en torno a Nebrija; se presenta como guia bibliografica exhaustiva y bien comentada a traves de Ja abundante literatura cientffica sobre el tema. La reconstituci6n de Ja vida y obra de! maestro es Ja materia desarrollada en el segundo capitulo. Apoyandose en varios estudios previos, Ja autora presenta aquf una semblanza vfvida de un personaje a Ja vez apasionante y apasionado, con su orgullo de humanista debelador de Ja barbarie escolastica. Nebrija se nos aparece como trabajador infatigable, permanentemente dividido entre Ja voluntad de publicar las obras que consideraba fundamentales para Ja difusi6n de! humanismo y Ja ambici6n de ocupar las catedras mas prestigiosas de su tiempo; actividades incompatibles en su caso, pues a cada nombramiento sucedian infaliblemente el cansancio, los conflictos con los colegas y, finalmente, el abandono de! cargo; solia seguir una fase en que, gracias a Ja protecci6n de un personaje influyente, Nebrija podia dedicarse a sus publicaciones. La autora aprovecha estas ocasiones para comentar detenidamente los libros que ven Ja luz en tales perfodos de calma. 402 Besprechungen - Comptes rendus En el capftulo tercero se nos ofrece un panorama de las realizaciones mas importantes en el ambito de la lingüfstica medieval y renacentista. Es sabido que, en contraste con Italia, Espafia careci6, hasta la segunda mitad del siglo XV, de una verdadera tradici6n de estudios gramaticales; y ello a pesar de que la monarqufa castellana posefa desde los tiempos de Alfonso el Sabio una lengua patr6n s6lidamente implantada, frente a la cual las variedades regionales retrocedfan rapidamente. Corno afirma la autora, la ausencia de reflexiones sobre la lengua puede estar motivada por un cierto desfase cultural de la Penfnsula. Sin embargo, pensamos que hay otros factores de peso que parecfan excusar este tipo de inquietudes: la normalidad con que se usaban las tres lenguas iberorromances en la administraci6n, la tratadfstica y las letras, la naturaleza «colonial» de gran parte de su dominio geografico, asf como una cierta anemia de la cultura latina. Sigue, en el capftulo cuarto, la parte probablemente mas importante del libro, el comentario pormenorizado de la GC. El metodo exegetico consiste en parafrasear el razonamiento de Nebrija empleando el aparato conceptual del estructuralismo europeo. Para ello se realiza un meticuloso analisis filol6gico de los valores que revisten sus terminos tecnicos. Es interesante notar que, en muchos casos, el lingüista andaluz aborda un fen6meno gramatical evocando sus nombres griego y latino, a los que da despues una traducci6n o definici6n castellana. Las estructuras del espafiol corren asf el riesgo de quedar oscurecidas o deformadas por una 6ptica centrada en las lenguas clasicas. Ya los gramaticos del siglo XVI asf Villal6n vieron que Nebrija habfa cafdo en la trampa mas de una vez y aprovecharon este defecto para desacreditar la obra. La sefiora Braselmann sefiala los temas donde mas se hace sentir la perspectiva latinizante por ejemplo, en las funciones sintacticas del nombre o en la morfologfa verbal -, pero echa tambien en la balanza los indudables meritos de nuestro gramatico, que son, entre otros: el descubrimiento de lo que hoy llamamos fonema, el primer comentario sobre el artfculo, la excelente descripci6n de la derivaci6n mediante sufijos y la definici6n innovadora del verbo como micleo del enunciado. Todo esto implica una valoraci6n de las distintas partes del libro por parte de la autora, quien, en algunas ocasiones, critica duramente a Nebrija; por ejemplo, cuando tacha su inventario de los tiempos de «completamente arbitrario» (252). El complemento de este recorrido «narrativo» por la gramatica es el capftulo quinto, donde se vuelve sobre una serie de cuestiones que se plantearon a lo largo de la parte anterior. Nos encontramos aquf con una sfntesis sobre las manifestaciones de algunas dicotomfas bien conocidas en la lingüfstica moderna, a saber: gramatica descriptiva/ prescriptiva, razonamiento inductivo/ deductivo, presentaci6n ascendente/ descendente de las unidades de la lengua, enfoque semasiol6gico/ onomasiol6gico, concepci6n paradigmatica/ sintagmatica, descripci6n formal/ funcional y sincronia/ diacronfa. Corno se ve, muchas de estas distinciones estan bastante alejadas del mundo mental de Nebrija, pero la autora justifica su aplicaci6n alegando que todas ellas apuntan ya en la GC, aunque no se nombren asf ni se practiquen sistematicamente. No obstante, subsiste el riesgo de forzar la concepci6n lingüfstica nebrissense al enjuiciarla con criterios actuales; asf, cuando la autora comenta por que la GC carece de un tratado de semantica. Nos parece que el nacimiento tardfo de esta disciplina en la lingüfstica moderna y su diffcil consolidaci6n justifican suficientemente esta laguna. Una de las observaciones mas acertadas, que explica los logros y fallos del maestro en estos terrenos, se refiere a su caracter complejo. Por un lado, Nebrija es un lingüista nato, un estructuralista avant la lettre; por el otro, sabe ser tambien asociativo, impulsivo, arbitrario. Mencionemos. como bot6n de muestra el hecho de que, por lo general, se basa en el uso culto, aunque en algunos casos recurre a un criterio de raz6n abstracta para censurarlo (406). Tambien en el empleo de la terminologfa gramatical Nebrija no es siempre consecuente, como demuestra el analisis de los conceptos de voz y tetra (74ss.). l,Cuales fueron las intenciones de Nebrija al elaborar la GC? Por lo pronto, se advierten Besprechungen - Comptes rendus 403 ciertas divergencias entre los principios formulados en el pr6logo y el contenido del tratado. P. Braselmann piensa que no se debe sobrestimar la motivaci6n polftica evocada en el t6pico de la «lengua compafiera del imperio» (431); en su opini6n, predominaria mas bien el prop6sito de codificar la lengua (437) y de proporcionar quiza un instrumento de trabajo a los traductores de textos latinos (302). Nosotros dariamos la preferencia a este ultimo objetivo. Y es que, respecto a Ja codificaci6n lingüistica se observa un hecho curioso: raras veces se pronuncia el autor sobre usos incorrectos. Ello sorprende tanto mas cuanto ofrece todo un capitulo sobre barbarismos y solecismos, donde se limita, sin embargo, a definir estos fen6menos, sin dar realmente ejemplos de usos divergentes de Ja norma general. Por lo visto, el mero analisis estructural de! espafiol en relaci6n con el latin Je interesaba mas que Ja elaboraci6n de una verdadera ortologia. Ademas de! interes que posee Ja GC para Ja historia de las ideas lingüisticas, queda un fil6n aun poco explotado (y que rebasa, por supuesto, el cuadro tematico que se fij6 Ja sefiora Braselmann): el valor del texto como documento de! espafiol cuatrocentista. Sus datos sobre Ja fonetica de Ja epoca son sin duda los mejor estudiados; pero tambien en los demas planos de analisis se encuentran materiales abundantes que deberian aprovecharse para situar el idiolecto nebrissense en la historia de la lengua. R. Eberenz * Hugo Glättli 29. November 1910 -18. Juni 1992 Unter den Schweizer Romanisten war Hugo Glättli eine markante Persönlichkeit. Mit Carl Theodor Gossen, Ernest Schüle, Konrad Huber, Johannes Hubschmid, Wilhelm Egloff und zahlreichen anderen Studienkameradinnen und -kameraden gehörte er zu einer Zürcher Romanistengeneration, deren Studium ganz in die dreißiger Jahre fiel oder doch in den dreißiger Jahren begonnen hatte. Die prägende Lehrerpersönlichkeit war damals Jakob Jud. Hugo Glättli ist diesem seinem Hugo Glättli, 29. November 1910- 18. Juni 1992 405 Lehrer zeitlebens in Verehrung und Bewunderung verbunden geblieben. Seine Dankbarkeit Jakob Jud gegenüber ging so weit, daß er auf die Publikation einer Studie verzichtete, in der er in den vierziger Jahren Juds Erklärung des Ortsnamens Grabs kritisch beleuchtete und die mit den Sätzen schloß: «Das sind einige Fragen, die sich dem aufmerksamen Leser der Arbeit Juds stellen. Sie sind vielleicht geeignet, seine Deutung des Namens Grabs als nicht endgültig erscheinen zu lassen» 1 • Da Jakob Jud nach der Lektüre der Studie seinem Schüler sagte, er habe nicht mehr die Zeit und die Kraft, um sich nochmals mit dem komplexen Problem zu befassen, ließ Hugo Glättli das Manuskript in einer Schublade seines Schreibtisches verschwinden. Daß sich Hugo Glättli in den vierziger Jahren mit der Deutung eines Ortsnamens befaßte, war kein Zufall. Während seines Studiums hatte ihn Jakob Jud für Probleme der Toponomastik zu begeistern gewußt. So behandelte er in seiner Dissertation, mit der er 1936 promovierte, Probleme der kirchlichen Toponomastik der Westschweiz und Ostfrankreichs (Bibliographie Nr. 1). Es handelt sich dabei um eine äußerst sorgfältige, kenntnis- und materialreiche Darstellung der Namen, die auf eine Bezeichnung für 'Friedhof' zurückgehen (vor allem *MARTURETUM, aber auch *TUMBETUM und ATRIUM), die ein Element SANCTUS und DOMNUS enthalten oder deren Grundlage durch BASILICA oder MONASTERIUM gebildet wird. Mit der ihm eigenen Akribie geht Hugo Glättli der Geschichte und der Verbreitung dieser Namenstypen in der Westschweiz und in den angrenzenden Gebieten Ostfrankreichs nach. Schon am Ende seines Studiums hatte Hugo Glättli begonnen, als Hilfslehrer an Zürcher Mittelschulen Französisch zu unterrichten. Nach dem Studienabschluß setzte er diese Tätigkeit fort und verbrachte kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs noch ein Semester in Florenz, um seine ltalienischkenntnisse zu vertiefen. 1943 wurde er als Hauptlehrer für Französisch und Italienisch an die damalige Oberrealschule (heute: Mathematisch-Naturwissenschaftliches Gymnasium) gewählt. Hugo Glättli war einer jener Mittelschullehrer, in denen das feu sacre der Wissenschaft mit der Übernahme einer dauernden Lehrtätigkeit auf Mittelschulebene nicht erlosch. Wie das Schriftenverzeichnis zeigt, beschäftigte er sich in den vierziger Jahren weiterhin wiederholt mit Problemen der Toponomastik (Nm. 2, 3, 4 und 6), ganz abgesehen von der erwähnten Grabs-Studie. Bezeichnenderweise gelten auch drei seiner letzten Veröffentlichungen Namenproblemen, nämlich der Erklärung der Namen Küsnacht (Nr. 36), Meilen (Nr. 38) und Intragna (Nr. 39). Daneben hatten die wissenschaftlichen Studien von Hugo Glättli mehr und mehr Probleme der französischen Grammatik zum Gegenstand. Bei seinen ausgedehnten Lektüren legte er sich umfangreiche Exzerpte an, korrespondierte mit bekann- 1 Cf. G. HrLTY, «Zur Herkunft des Ortsnamens Grabs», in: Melanges offerts a Carl Theodor Gossen, vol. I, Bern/ Liege 1976, p. 363-94, besonders 363, 367-69. 406 Gerold Hilty ten Grammatikern in Frankreich und Belgien und wurde selbst zu einem der beachteten Spezialisten in französischer Grammatik.Von den sechziger Jahren an galt sein besonderes Interesse der Verwendung des subjonctif (Nm.14, 18, 19, 27, 28, 29, zum Teil 31, 35) und dem Auftreten des ne expletif (Nrn.15, 26, 37).Aber auch ganz andere Probleme interessierten ihn. So publizierte er 1948 mit seinem Freund Carl Theodor Gossen zusammen eine Sammlung von 400 Gallizismen für die Gymnasien der Deutschen Schweiz. Louis Wittmer wollte er helfen, den Entwurf auszuführen, den Charles Bally im Appendice zum zweiten Band seines Traite de stylistiquefranr;aise in Form eines «Tableau synoptique des termes d'identification et de leurs principaux synonymes » vorgelegt hatte. Daraus sollte ein Dictionnaire ideologique de la langue franr;aise werden, von dem aber leider nur ein Specimen erschienen ist (Nr.8). Die wissenschaftlichen Publikationen von Hugo Glättli wuchsen zu einem beträchtlichen Teil aus seiner Lehrtätigkeit heraus. Von dieser Lehrtätigkeit sagte der ehemalige Rektor der Oberrealschule, Bruno Quadri, an der Trauerfeier für seinen Freund und Kollegen sehr treffend: «Als hervorragender Kenner der französischen Sprache und ihrer Strukturen war er stets bestrebt, seinen Schülern eine solide sprachliche Grundlage zu vermitteln. Seine Arbeit war geprägt von hohem Pflichtgefühl, von Gründlichkeit und absoluter Zuverlässigkeit.An einer Maturitätsschule des Typus C, die keine alten Sprachen lehrt, kam nach seiner Auffassung dem Französischen, als Ersatz für das Latein, die Rolle zu, in den Schülern das Gefühl für Logik und sprachliche Ordnungsstrukturen zu wecken und zu vertiefen. Er war ein fordernder und deshalb für die Schüler nicht immer bequemer Lehrer.Er hat viele Jahrgänge von Maturanden maßgebend gefördert. » Hugo Glättli war ein Mensch mit Grundsätzen. Was er einmal als richtig erkannt hatte, stand für ihn fest. Das galt sowohl im Wissenschaftlichen als auch im Menschlichen. Wenn er aber das Gefühl hatte, in der Forschung würden Tatsachen nicht mit der nötigen Sorgfalt gewürdigt, Aussagen mißverstanden oder sogar verdreht, konnte er scharf reagieren. So verwahrte er sich gegen eine Rezension seiner Dissertation durch E.Gamillscheg, zu der er schrieb: «Eine sorgfältigere und in objektiverem Geiste geführte Nachprüfung der Ergebnisse meiner Arbeit hätte G. zweifellos davor bewahrt, in offenbare Irrtümer zu verfallen und gewisse Behauptungen aufzustellen, für die er auch nicht den Schatten eines Beweises anführt. Auf diese Besprechung wünsche ich im Interesse der Forschung zu antworten. » Die Antwort umfaßt dann gegen zwanzig Seiten (Nr.4). Später hat Hugo Glättli mit Moritz Regula und Peter Wunderli über Probleme der Konjunktivverwendung und -deutung diskutiert (Nrn.19, 27, 28). Diese Diskussionen ließen zwei Wesensmerkmale von Hugo Glättli deutlich in Erscheinung treten: seinen Glauben an sprachliche Normen und sein Mißtrauen großen abstrakten Theorien gegenüber.Er wollte die Verwendung des subjonctif auf dem sicheren Boden von unbestreitbaren Fakten und anerkannten Wertvorstellungen erklären. Hugo Glättli, 29. November 1910 - 18. Juni 1992 407 Ich habe angedeutet, daß Hugo Glättli auch im Menschlichen unverrückbar zu dem stand, wozu er einmal «ja» gesagt hatte. Das durften alle seine Freunde erfahren. Auf den Verstorbenen war absolut Verlaß. Und mehr noch: Hugo Glättli war von einer großen Hilfsbereitschaft. Legte man ihm grammatikalische Fragen vor, erhielt man rasch eine fundierte Antwort mit Belegen aus seinen umfangreichen Sammlungen. Er war auch stets bereit, Manuskripte zu lesen und mit kritischen Anmerkungen zu versehen. Schon als Student durfte er Jakob Jud bei der Durchsicht wissenschaftlicher Arbeiten helfen, und was er für unsere Zeitschrift Vox Romanica getan hat, ist im einzelnen kaum abzuschätzen. Schon in der Gründungszeit hat er den Herausgebern durch das Lesen der Korrekturen geholfen. In zwei Bänden wird sein Name im Zusammenhang mit der Herstellung der Indices erwähnt (12 [1951-52], 425; 13 [1953-54], 452). Während zehn Jahren war er Mitglied der Herausgeberkommission (1969-1979), sieben davon als deren Präsident. Nicht nur seine Schweizer Freunde durften Hugo Glättlis Hilfsbereitschaft erfahren, sondern zum Beispiel auch Georges Gougenheim, mit dem er freundschaftlich verbunden war. Im dritten Band von Gougenheims Les mots franr; ais dans l'histoire et dans la vie (Paris 1975) findet sich ein Index des mots cites von fast 20 Seiten, den Hugo Glättli zusammengestellt hat. Auch nach seinem Rücktritt aus der Herausgeberkommission blieb der Verstorbene unserer Zeitschrift verbunden und hat auch in den letzten Jahren noch Druckbogen mitgelesen. Am 14. Mai 1992, einen guten Monat vor seinem Tod, hat mir Hugo Glättli eine letzte Sendung zurückgeschickt und dazu geschrieben: «Die Durchsicht der Druckbogen empfand ich als schwere Belastung . . . Dein Rücktritt von der Leitung der Vox Romanica erinnert mich daran, daß ich schon zu Juds und Steigers Zeiten Druckbogen der Vox korrigierte. Band 51 werde ich nicht mehr erhalten. Meine Mitarbeit an der Zeitschrift hat ihr Ende gefunden.» Hugo Glättli hat nicht einmal mehr das Erscheinen des Doppelbandes 49/ 50 erlebt. In uns und in unserer Zeitschrift wird aber die Erinnerung an diesen unbeirrbaren Lehrer und Forscher und hilfsbereiten Menschen weiterleben. Bibliographie von Hugo Glättli 2 l. Probleme der kirchlichen Toponomastik der Westschweiz und Ostfrankreichs, Paris/ Zürich und Leipzig 1937 (RH 5), 170 p. 2. ''PAUL AEBISCHER,«Sur les noms de lieu composes de domnus et d'un vocable hagiographique et singulierement sur Donneloye et Donatyre», Revue d'histoire suisse 16 (1936), 36-67; VRom. 3 (1938), 192-96 2 Die folgende Zusammenstellung verdanke ich weitgehend Frau Nelly Agazzi-Glättli. 408 Gerold Hilty 3. «Zur Frage des Suffixes -ETUM nach Palatal», in: Sache, Ort und Wort. Jakob Jud zum sechzigsten Geburtstag (12.Januar 1942), Geneve/ Erlenbach-Zürich 1943 (RH 20), p.173-81 4. «Martroi < *MARTUR + ETUM (Zu einer Rezension von Prof. E. Gamillscheg, Berlin, in der ZFSL», VRom. 7 (1944), 244-63 5. «Französische Sprache», in: Schweizer Lexikon III, Zürich 1946, p.574 6. *FERDINAND LoT, Que nous apprennent sur le peuplement germanique de la France [es recents travaux de toponymie? , Paris 1945; VRom. 9 (1946/ 47), 347-50 7. 400 Gallicismes, mit C.TH. GOSSEN, 1948, 53 p. 8. Dictionnaire ideologique de la languefran1;;aise. Impression d'un paragraphe specimen, § 82 VIE: MORT, avec Lours WITTMER, Zurich 1951, 36 p. 9. *ROBERT PICCARD/ EMILE THILO/ ERNEST STEINER, Dictionnaire juridique, Zürich 1950; VRom. 12 (1951/ 52), 383-88 10. *RENE GEORGIN, Pour un meilleurfranr,;ais, Paris 1951; VRom. 13 (1953/ 54), 125-28 11. «Apropos de la syntaxe des interrogatifs quel et lequel en frans;ais moderne», VRom. 14 (1954/ 55), 62-71 12. *E.FROMAIGEAT, Deutsch-Französisches Satzwörterbuch, Zürich 1944-51; VRom. 14 (1954/ 55), 350-52 13. «Apropos du pretendu barbarisme usite par>>, RLiR 22 (1958), 317-23 14. «L'emploi du mode apresjusqu'ii ce que», RLiR 24 (1960), 69-89 15. «Apropos dune expletif apres sans que», VRom. 19 (1960), 300-18 16. «Apropos d'une publication recente sur le frans;ais en Suisse» (*E.G.TmLo, Cours pratique defran<;;ais), VRom. 21 (1962), 323-26 17. *VERENA BRINK-WEHRLI, Englische Mode- und Gesellschaftsausdrücke im Französischen; 19. Jahrhundert, Zürich 1961; VRom. 22 (1963), 446-48 18. «De quelques emplois du subjonctif en frans;ais moderne», RLiR 28 (1964), 273-89 19. «De quelques emplois du subjonctif en frans;ais moderne. Reponse a M. M. Regula», RLiR 30 (1966), 204-06 20. «Necrologie (J.U.Hubschmied)», RLiR 30 (1966), 444--45 21. «Neologismes non signales par le Grand Larousse encyclopedique», ldioma l (1966), 21- 25 22. «Observations sur l'emploi des prepositions devant les noms de pays», in: Melanges de grammairefranr,;aise offerts ii M. Maurice Grevisse pour le trentieme anniversaire du «Bon Usage», Gembloux 1966, p.131-41 23. *GEORGES et ROBERT LE Brnors, Syntaxe dufran<;;ais moderne, 2 vol.Paris 1967; VRom. 28 (1969), 187-95 24. *SACHS-VILLATTE, Langenscheidts Großwörterbuch, Teil II: Deutsch-Französisch, Berlin/ München 1968; Gymnasium Helveticum 24 (1969/ 70), 49s. 25. *ELISABETH MÜLLER, Avviamento allo studio dell'italiano per le scuole medie, Bern 1968; Gymnasium Helveticum 24 (1969/ 70), 50 26. «Les 'pieges' dune», ldioma 6 (1969), 77-80 27. «Apropos du mode regi par apres que. Reponse a M. Peter Wunderli», VRom. 29 (1970), 264--72 28. «Encore des observations sur apres que suivi du subjonctif.Reponse a M. Peter Wunderli», VRom. 29 (1970), 279-82 29. «Sur le mode regi par jusqu'ii ce que», RLiR 38 (1974), 210-22 30. *GEORGES GouGENHEIM, Les motsfranr,;ais dans l'histoire et dans la vie, tome III, Paris 1975; RLiR 39 (1975), 487 31. «Remarques sur attendre que», in: Melanges offerts ii Carl Theodor Gossen, vol.I, Bern/ Liege 1976, p.275-82 32. *WILHELM KESSELRING, Die französische Sprache im 20. Jahrhundert. Charakteristika - Tendenzen - Probleme, Tübingen 1970; VRom. 35 (1976) 277-81 33. *MAURICE GREVISSE, Le Bon Usage, 10 e edition, Gembloux 1975; VRom. 37 (1978), 358-60 Hugo Glättli, 29. November 1910 - 18. Juni 1992 409 34. «Remarques sur le choix du pronom personnel devant faire suivi d'un infinitif», RLiR 43 (1979), 309-16 35. *JACQUES CELLARD, Le subjonctif- Comment l'ecrire? Quand l'employer? , Paris/ Gembloux 1978; Lebende Sprachen 25 (1980), 42s. 36. «Der Ortsname Küsnacht», in: Küsnachter Jahresblätter 1984, p. 9-12 37. «Encore des remarques sur sans que ... ne», VRom. 46 (1987), 87-90 38. «Der Ortsname Meilen», in: Romania ingeniosa. Festschrift für Prof. Dr. Gerold Hilty zum 60. Geburtstag, Bern 1987, p. 25-34 39. «Der Ortsname lntragna», VRom. 48 (1989), 38-40 Oberrieden (Zürich) Gerold Hilty Basel Nachrichten - Chronique 1. Querschnitt durch die Schweizer Romanistik Veränderungen von November 1992 bis November 1993 1.1. Universitäten Claude Blum wird aufgrund seiner Berufung an die Sorbonne seinen Lehrstuhl für ältere französische Literaturwissenschaft auf Ende SS 1994 verlassen; die Wiederausschreibung erfolgt im WS 1993/ 94. Aufgrund ihrer Berufung an die Universität Neuchatei hat Frau Irene Andres-Suarez ihre Lehrtätigkeit in spanischer Philologie in Basel aufgegeben. Bern Auf den 1. Oktober 1993 wurde Jose Manuel L6pez vom Extraordinarius zum Ordinarius für spanische Sprache und Literatur befördert. Fribourg Auf Beginn des Sommersemesters 1993 erhielt Flavio Catenazzi die venia legendi in italienischer Philologie. Auf den 1. Januar 1993 wurde Marie-Jose Reichler-Beguelin zum «professeur associee a mitemps» für «Linguistique du fran9ais moderne» ernannt. Sie ist ebenfalls mit einem halben Pensum an der Universität Neuchatei tätig. Dominique Combe wurde auf den 1. April 1993 zum Ordinarius für «Litterature fran9aise contemporaine» gewählt. Lausanne Auf August 1993 wurde Jean-Claude Muhlethaler zum «professeur assistant» für mittelalterliche französische Literatur ernannt. Neuchatei Auf Ende Wintersemester 1992/ 93 wurde Zygmunt Marzys, Extraordinarius für Geschichte der französischen Sprache, emeritiert. Andres Max Kristol wurde auf das Wintersemester 1993/ 94 zum Ordinarius für «Dialectologie galloromane et histoire de Ja langue fran9aise» gewählt. Zürich Auf den 15. Oktober 1993 trat Gerold Hilty von seinem Lehrstuhl zurück. Er wird im Wintersemester 1993/ 94 durch Georg Bossong, Universität Mannheim, vertreten. Nachrichten - Chronique 411 1.2. Wörterbücher Französisches Etymologisches Wörterbuch: Aufgrund einer Übereinkunft zwischen dem Schweizerischen Nationalfonds und dem französischen «Centre National de Ja Recherche Scientifique» wurde die Redaktion des FEW nach Nancy verlegt. Das Redaktorenteam besteht aus Gilles Roques, Marie-Josephe Mathieu und Nadine Steinfeld (schon in Nancy tätig), die vom Nationalfonds bezahlte Stelle teilen sich Eva Büchi und France Lagueuniere (z.Z. noch in Basel tätig). Dem Redaktorenteam steht Jean-Paul Chauveau (CNRS) vor. Die neue Adresse lautet: Centre du FEW, INaLF, 44, av. de la Liberation, C.O. 3310, 54014 Nancy 2. Bibliographie der Schweizer Romanistik 1992 ANDREs-SuAREZ IRENE et al. (ed.), Estudios de literatura y lingüistica espaiiolas. Miscelanea en honor de Luis L6pez Molina, Lausanne 1992 BALDINGER KURT, «L'importance de Ja dialectologie pour Ja lexicologie (Quatre exemples en moyen franyais: cresson, cauquer, boulesche, mesle)», in: R. C0Lucc1A et al. (ed.), LEI. Etymologie und Wortgeschichte des Italienischen. Festschrift für Max Pfister zum 60. Geb., Wiesbaden 1992 - «Ein Esel heisst den andern Langohr. Das komplexe Problem der Synonymik: Schluss, Aus- und kein Ende», in: SUSANNE R. ANSCHÜTZ (ed.), Texte, Sätze, Wörter und Moneme. Festschrift für Klaus Heger zum 65. Geb., Heidelberg 1992, p. 57-96 - IINGE PoPELAR, Dictionnaire onomasiologique de l'ancien gascon (DAG), fase. 7, Tübingen 1991 - ! INGE POPELAR, Dictionnaire onomasiologique de l'ancien occitan (DAO), fase. 5, Tübingen 1992 - / F. DE TOLLENAERE, «Wie verhält sich fr. sas 'Schleusenkammer' zu ndl. sas 'Schleuse'? », ZRPh. 108 (1992), 254-63 - «Le changement de sens. Problemes anciens et perspectives nouvelles», Academie Royale de Belgique, Bulletin de la Classe des Lettres et des Sciences Morales et Politiques, 6 e serie, vol. 2 (1991), 63-102 - (ed.), «Nouvelles certaines des Isles du Peru (Lyon 1534)», RLiR 56 (1992), 439-73 BERRUTO GAETANO, «Fremdarbeiteritalienisch: fenomeni di pidginizzazione dell'italiano nella Svizzera tedesca», Rivista di Linguistica 3 (1991), 333-{57 - «Sociolinguistica e teoria linguistica», in: VITA FoRTUNATI (ed.), Bologna, la cultura italiana e le letterature straniere moderne, Bologna 1992, vol. 3, p. 61-70 - «La Sicilia linguistica oggi. Un contributo importante alla sociolinguistica italiana», Bollettino del Centro di studi filologici e linguistici siciliani 17 (1992), 262-72 - Segnalazioni di diversi volumi in RID 15 (1991), 229-38 BESOMI ÜTTAVIO, «Appunti su due raccolte di Zanier: II cali e Usmas», Bloc Notes 25 (1992), 17-25 BLUMENTHAL PETER, cf. RovERE GIOVANNI BONHOMME MARC, «La morphologie des contes de l'Araignee dans ! 'Anthologie negre», Continents Cendrars 6 (1992), 46-53 - «Les apports de la semiostylistique a l'analyse du texte scientifique», ALFA 4 (1992), 37-60 BouTIER MARIE-GUY, cf. CHAMBON JEAN-PIERRE BROCHARD MARIE-Jost, cf. CHAMBON JEAN-PIERRE BÜCHi EVA, cf. CHAMBON JEAN-PIERRE 412 Nachrichten - Chronique BuRGER HARALo/ ALOIS M. HAASIPETER VON MATT (ed.), Verborum amor. Studien zur Geschichte und Kunst der deutschen Sprache. Festschrift für Stefan Sonderegger zum 65. Geburtstag, Berlin/ New York 1992 BuRGER MICHEL, «Publication du Glossaire», «Chronique 1991», in: Glossaire des Patois de la Suisse romande, 93' rapport annuel 1991, La Chaux-de-Fonds 1992, p. 3-8, 54-55 CERQUIGLINI-TouLET JACQUELINE, «Des emplois seconds de la rime et du rythme dans la poesie franyaise des XIV e et xv e siecles», in: La rime et la raison. 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Atti dell'incontro in occasione de! conferimento della laurea honoris causa a Max Pfister (Lecce, 7 ottobre 1991), Galatina 1992, p. 55-65 - «Sonorisierungserscheinungen in der galloromanischen und italoromanischen Toponomastik vor dem Jahr 900», in: R. SCHNÜTZEICHEL (ed.), Philologie der ältesten Ortsnamenüberlieferung. Kieler Symposium (1.-3. Oktober 1991), Heidelberg 1992, p. 310-31 - «Stellungnahme des Romanisten zu den sprachlichen Kontinuitätszeugnissen am Oberrhein und im Schwarzwald», in: W. KLEIBER!M. PFISTER (ed.), Aspekte und Probleme der römischgermanischen Kontinuität. Sprachkontinuität an Mosel, Mittel- und Oberrhein sowie im Schwarzwald, Stuttgart 1992, p. 66--70 - «Die Moselromania aus romanistischer Sicht», in: W. KLEIBERIM. PFISTER (ed.), Aspekte und Probleme der römisch-germanischen Kontinuität. Sprachkontinuität an Mosel, Mittel- und Oberrhein sowie im Schwarzwald, Stuttgart 1992, p. 71-97 mit 6 Karten - «Gli Scritti linguistici di Trissino, dei suoi critici e predecessori come fonte di retrodatazioni per la terminologia grammaticale italiana», in: Saggi di linguistica e di letteratura in memoria di Paolo Zolli, Padova 1991, p. 333-41 - «Lessicologia e lessicografia», in: La linguistica italiana degli anni 1976-1986, Roma 1992, p. 293-308 - *J. KRAMER!R. HoMGE! S. KowALLIK (ed.), Etymologisches Wörterbuch des Dolomitenladinischen (EWD), vol. 1 (A-B), Hamburg 1988; ZRPh. 107 (1991), 691-95 - ''J. HAMESSE/ C. MuRAILLE-SAMARAN (ed.), Le travail au Moyen-Age. Une approche interdisciplinaire. 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SYNDRAM (ed.), Komparatistik und Europaforschung. Perspektiven vergleichender Literatur- und Kulturwissenschaft, Bonn/ Berlin 1992, p. 231-51 - «Ein deutsches Requiem für Borges. Feststellungen und Materialien zu seiner Rezeption», IR 36 (1992), 52-72 - «Ricardo Güiraldes: Don Segundo Sombra», in: V. RoLOFFIH. WENTZLAFF-EGGEBERT (ed.), Der hispano-amerikanische Roman, vol. 1, Von den Anfängen bis Carpentier, Darmstadt 1992, p. 132-44 - «Lateinamerikanisch-deutsche Literaturbeziehungen», in: W. KILLY (ed.), Bertelsmann Lexikon der deutschsprachigen Literatur, vol. 13, München 1992, p. 500-1 - «Vom Zauber der Erfindungen zum Trug der Empfindungen. Amerika im Spiegel der Literatur», in: Amerika 1492-1992. Neue Welten - Neue Wirklichkeiten, Braunschweig 1992, p. 78-87 - «Spiegelungen. Wie Europa und Lateinamerika einander sahen», Schweizer Monatshefte 72/ 12 (1992), 1001-14 - «Els factors constitutius de la identitat cultural», in: Genere i Identitat cultural. 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WuNENBERGER (ed.}, La rencontre des imaginaires entre Europe et Amerique, Paris 1992, p. 13-21 - «Avant-propos», in: FRANc;::ms DoLLIER DE CASSON, Histoire du Montreal, Montreal 1992, p. 7-14 - «Preface», in: C. BOLOGNA, Flatus Vocis, Bologna 1992, p. 9-12 3. Dissertationen (soweit nicht in früheren Bänden angekündigt) Basel BRANDENBERGER TOBIAS, Literatura de matrimonio en las literaturas hisptinicas de los siglos XV-XVI PEKAREK SIMONA, Competences discursives en langue seconde: le langagier, le social et l'institutionnel. Une etude de l'acquisition du fran�ais L2 en milieu scolaire et en milieu naturel SAUDAN VICTOR, Activites et representations dans le cadre d'echanges inter-culturels entre apprentis romands et alemaniques. Vers Ja construction de quelles competences? Elements pour une approche linguistique de l'articulation entre apprentissage scolaire et extrascolaire du fran�ais L2 en Suisse alemanique WINET MoNICA, Adaptaci6n de los arabismos en los romances peninsulares Bern Bücm EvA, Les structures du «Französisches Etymologisches Wörterbuch». Recherches metalexicographiques et metalexicologiques CAMBERO PILAR, La obra de Diego Gimenez de Enciso y el tema de Don Carlos HERRMANN ANDRE, El cuento en Garcfa Mtirquez. Significado y genesis de «La increfble y triste historia de la candida Erendida» Ros ENRIQUE, Die iberoromanischen Fassungen des Tristanromans RüFLI EWALD, La autobiograf(a en la literatura espafiola contemportinea. Teorias y praticas RYNN MICHAEL, L'indicible de l'Holocauste THEILE-BECKER ANGELIKA, Teor(as literarias bousonianas como teor(a textual aplicada al teatro de Francisco Nieva. En torno al simbolismo mitico-grotesco YIKA RIVERA JoRGE, El mundo novelesco de Manuel Scorza Lausanne AcoCELLA MARIA ANTONIETTA, I volgarizzamenti della «Storia vera» di Luciano AGoSTINHO-DE LA ToRRE MARIELA, El lexico de los relatos de viajes hispano-americanos del siglo XVIII BARBONE ROBERTO, Leopardi intorno alla musica CECCANTINI FELICE, Il genere dell'elogio nella letteratura italiana del Settecento CoRDONIER NoEL, Introduction a la poi'etique de Victor Segalen CUTINELLI-RENDINA EMANUELE, Chiesa e religione in Machiavelli DE NuccIO RAFFAELE, Percezione e funzione de[ mutamento nella letteratura dell'immigrazione italiana in Svizzera ELIKAN MARC, L'reuvre d'Isaac Bashevis Singer et sa reception dans les pays anglophones et francophones PERRIN LAURENT, L'ironie mise en tropes RoNCACCIA ALBERTO, Le accademie letterarie padane nel Cinquecento e i loro rapporti con la Riforma protestante e con la Svizzera RosA DoumN DoNATELLA, Il percorso verghiano fra attrattive indefinibili e scavo alle radici della memoria SAcco BETTY, Il romanzo contemporaneo come enciclopedia impossibile Nachrichten - Chronique 4. Stand einiger periodischer Veröffentlichungen (abgeschlossen am 30. November 1993; cf. zuletzt VRom. 51, 326s. Schon in früheren Bänden publizierte Angaben stehen in eckigen Klammern) Diccionario del espafiol medieval, Heidelberg (Carl Winter): fase. 8: acordar acreer, 1992 fase. 9: acreer achar, 1993 Dictionnaire etimologique de l'ancien franr,;ais, Tübingen (Niemeyer): fase. G7: gove graver, 1993 Dictionnaire onomasiologique de l'ancien gascon, Tübingen (Niemeyer): [Supplement, fase. 7: 705 rouce - 822 laitue, 1991] Dictionnaire onomasiologique de l'ancien occitan, Tübingen (Niemeyer): [fase. 5: 676 grenade - 824 cresson, 1992] Dicziunari Rumantsch Grischun, Winterthur (Stamparia Winterthur S.A.): fase. 117: infada infragant, 1993 fase. 118: infragant ingrandir, 1993 Französisches Etymologisches Wörterbuch, Basel (Zbinden): Tome XXV fase. 152: assulare2 atrium, 1992 Tome XXII (2e partie) fase. 153: Materiaux d'origine inconnue ou incertaine: Les outils en general (cheville) - Les differents metiers (tannerie), 1993 Glossaire des Patois de la Suisse Romande, Geneve (Droz): Tome V fase. 90: durer dz;1bolon, 1991 Tome VII fase. 91: fedzerfla fenetre, 1992 Lessico Etimologico Italiano, Wiesbaden (Reichert): Vol. IV, fase. 38: bac(c)inum - *baga, 1993 fase. 39: *baga balanus, 1993 fase. 40: balanus - *bal(l)-, 1993 Mittellateinisches Wörterbuch bis zum ausgehenden 13. 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Untersuchung und Edition der Prosaversionen 2, 4 und 5 des «Elucidarium», 1993 Band 252 MECKING VOLKER, Wortgeschichtliche Untersuchungen zu Philippe d'Alcripe's «La nouvelle Fabrique» (ca. 1580), 1993 Band 254 HUMMEL MARTIN, Cadre, employe und Angestellter. Ein sprachwissenschaftlicher Beitrag zur vergleichenden Kulturforschung im deutschfranzösischen Sprachraum der Gegenwart, 1993 5. Neue Publikationen und laufende Arbeiten zum Bündnerromanischen (Stand November 1993) 5.1. Linguistik 5.1.1. Wörterbücher - Dicziunari Rumantsch Grischun (DRG). Band 9 fase. 119: ingrandir - ... Bestellungen bei: Institut DRG, Rohanstr. 5, 7000 Chur - Bündnerromanisches etymologisches Wörterbuch (BREW). Bearbeitet von: HANS STRICKER, ALEXI DECURTINS, WOLFGANG füCHENHOFER, MORITZ VÖGEL! , URSINA SALUZ 5.1.2. Zeitschriften - Annalas da la Societii Retorumantscha, Societa Retorumantscha, Chur, Band 106 (1993). Erster Teil der Festschrift für Alexi Decurtins zum 70. Geburtstag, Schwerpunkt Linguistik Bestellungen bei: Institut DRG, Rohanstr. 5, 7000 Chur Nachrichten - Chronique 5.1.3. Monographien, Artikel 425 - DECURTINS ALEXI, I Rätoromanisch. Aufsätze zur Sprach-, Kulturgeschichte und zur Kulturpolitik; II Viarva romontscha. Contribuziuns davart il lungatg, sia historia e sia tgira, Romanica Raetica 8/ 9, Chur 1993 - HAIMANN JoHN! BENINCA PAOLA, The Rhaeto-Romance Languages, London/ New York 1992 - KRAAS FRAUKE, Die Rätoromanen Graubündens. Peripherisierung einer Minorität, Stuttgart 1992 - LIVER RICARDA, «Bündnerromanisch», in: G. HoLTus/ M. METZELTINICHR. SCHMITT, Lexikon der Romanistischen Linguistik, Vol. II, Tübingen (erscheint demnächst) - ÖTZEL ANNETTE, Markierte Wortstellung im Bündnerromanischen, Frankfurt/ M./ Berlin/ Bern/ New York/ Paris/ Wien 1992 - WuNDERLI PETER, «Das surselvische Verbalsystem. Die surselvischen Innovationen: Gesamtromanische Konvergenzen und Divergenzen», in: J. SCHMITT-RADTEFELDT/ A. 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Huitains I a XLV et LXXVIII a LXXXIV, Geneve (Droz) 1992, 172 p. (Publications romanes et fran(aises 199) Nachrichten - Chronique 431 TYSSENS MADELEINE (ed.), Lyrique romane medievale: La tradition des chansonniers. Actes du Colloque de Liege organise par la Section de Philologie Romane de l'Universite de Liege (14-16 decembre 1989), Liege (Faculte de Philosophie et Lettres de l'Universite de Liege) 1991, 516 p. (Bibliotheque de la Faculte de Philosophie et Lettres de l'Universite de Liege, Fascicule 258) VALIN RocHIHIRTLE WALTERIJoLY ANDRE (ed.), Ler;;ons de linguistique de Gustave Guillaume 12. Le9ons de l'annee 1938-1939. Quebec/ Lille (Les Presses de l'Universite Laval/ Presses Universitaires de Lille) 1992, 412 p. VASILIU EMANUEL, Introducere in teoria limbii, Bucure�ti (Editura Academiei Romäne) 1992, 114 p. VERNAY HENRI, Dictionnaire onomasiologique des langues romanes (DOLR), vol. 2, Tübingen (Niemeyer) 1992, XIII+ 224 p. -, Dictionnaire onomasiologique des langues romanes (DOLR), vol. 3, Tübingen (Niemeyer) 1993, XV+ 178 p. WEIDENBUSCH WALTRAUD, Funktionen der Präfigierung. Präpositionale Elemente in der Wortbildung des Französischen, Tübingen (Niemeyer) 1993, X+ 256 p. (Beih. ZRPh. 247) WEHLMANN SUSANNE, Dialektrometrische Studien zum Korsischen und Sardischen. Eine Gesamtdarstellung auf der Grundlage von zwei Sprachatlanten, 2 vol., Bochum (Romanisches Seminar der Ruhr-Universität Bochum) 1991, 112 p.+ Kartenband WENTZLAFF-EGGEBERT CHRISTIAN (ed.), Le Langage litteraire au xvn e siecle. De la rhetorique a la litterature, Tübingen (Narr) 1991, 306 p. (Etudes litteraires franr;;aises 50) WrnLAK STANISLAW, Fra lessicologia e stilistica. Problemi di lessicologia e di stilistica dell'italiano e di altre lingue romanze, Cracovia (Universitas Cracovia) 1992, 213 p. WILLEMS DoMINIQUE, Donnees orales et theorie linguistique, Louvain-la-Neuve (Duculot) 1990, 144 p. (Travaux de linguistique 21) WINKELMANN ÜTTO (ed.), Stand und Perspektiven der romanischen Sprachgeographie, Wilhelmsfeld (Egert) 1993, X+ 318 p. (Pro lingua 15) WITTSCHIER HEINZ WILLI, Die spanische Literatur. Einführung und Studienführer, Tübingen (Niemeyer) 1993, 480 p. WOLF MICHAELA, Hugo Schuchardt Nachlaß, Graz (Ley) 1993, 635 p. (Arbeiten aus der Abteilung «Vergleichende Sprachwissenschaft» Graz 6) WoTJAK GERD, Estudios de lexicologia y metalexicografia de[ espafiol actual, Tübingen (Niemeyer) 1993, VIII+ 219 p. (Lexicographica, Series Maior 47) ZIMMER RUDOLF, Die Morphologie des italienischen, spanischen und portugiesischen Verbs. Einzelsprachlich und im Vergleich, Tübingen (Niemeyer) 1992, X+ 131 p. (Romanistische Arbeitshefte 37) flagello 7 moltitudine di voci 9 postribolo 235 abominablement 11 adgencer 223 adjoint 223 adverbe 223 affreusement 11 alors que 220, 221 ambitionner 220 anagramme 214 a present 227 apres soupe 226 apres souper 226 armoire 225 arondelle 227 asseoir 225 a travers (de) 210, 211 au travers 210, 211 aveine 227 aveugle 17, 22 avoine 227 beaucoup de foin 8 bestail 216 bestial 216 Bougre! 12 bougre(ment) 12 cangreine 218 convent 225 convoitise 219, 223 couvent 225 crete (lieg.) 9 croire 221 cueillera 221 cueillira 221 cupidite 219, 223 dependre 227 depenser 227 desir 219 Indices A. Wörterverzeichnis Italienisch stormo d'uccelli 9 subisso 7 vocio 9 Französisch Diable! 12 diable(ment) 11, 12 diantre(ment) 12 epitaphe 211 epithete 222, 227 equivoque 214 escritoire 225 exemple 214 fierement 11 fond 225 fonds 225 force 8 force moutons 7 fort 12 fripon de valet 10, 22 gangreine 218 gens 215 gracieux 220 grand' 225 grande 225 herondelle 227 hirondelle 227 landit 225 liberal arbitre 225 lors de 227 lors que 220 lorsque 221 mecene 227 menee (neuch.) 9 mien 216 mon 216 monceau 8 naviger 214 naviguer 214 navire 220 oratoire 225 ardre(s) 211 pluriel 222, 223, 227 plurier 222, 223, 227 paisan 227 paitrine 227 paurmener 212 precipitamment 210 precipitement 210, 220 pretendre 221 pramener 212 quasi 216 raide 12 recueillera 221 relasche 214 reprache 219 rai des rais 19 rude 12 saint des saints 19 sans dessus dessaus 221, 225 sarge 220, 225 sens 225 sens dessus dessaus 221, 225 baig 284 amar 258 apastal 234 aqueste 271 aval 234 barbaridad 7 barbaridad de dinera 9 batsü(n) 284 burdel 234 buz6n 284 caraja 290 caray 283 carne de mi carne 19 carne de mis carnes 23 cerca 267 cipate 290 cal6ravera 280 campadre 266 cansumir 258 caiia 290 cremar 232, 233 cristianas 20 cual 261 cuamaiia 261 Wörterverzeichnis serge 220, 225 sien 216 san 216 sartir de la vie 227 sauper 226 tandis que 220 tas 7, 8 tas de fain 8 tas d'ennuis 8 taxatian 215 taxe 215 taux 215 terrain 215 terriblement 3, 10, 12 territaire 215 terrair 215 tien 216 tan 216 taute sarte 218 traupeau 8 vieil 213, 220 vieux 213, 220 Katalanisch massa (de) feina 7 Spanisch cuanta 261 culo 285 culpa 20 dineral 9 das vezes 271 el 273 enemiga 271 espital 234 es un encanta 20 es un fustidia 20 fablar 237, 239 falar 239 fallar 239 far6n (arag.) 285 gilipichi 290 gilipallas 290 hermana de mi alma 19 higa 272 hija de mi alma 18, 19, 23 hija de mis pecadas 20 hija mfa 19 haba vera 279, 281 harrar 7 433 434 huevo 281 joder 290 la 273 lection 271 leer 258 lo 273 madre de mi vida 19 maior 273 manada de vacas 9 marinero de mi amor 21 marinero de mi vida 21 mtis 273 medroso 272 mejor 273 menor 273 menos 273 miedo 272 monte 266, 272 montesino 266, 272 mont6n 7 mont6n de dinero(s) 9 Moros 20 mucho dinero 9 mujer de mis pecados 20 nisbas 288 ofr 258 ostal 234 overo 279, 280, 281 padre 266 palomo overo 279 pecado 20 pelota 232 pella 232 pellota 232 pena 239 peor 273 cavallo *fouvo 279 cavallo vero 270 ab oculis 17 aboculus 17 *accum 271 ad 271 *alboculus 17, 18 amare 257 apud 267 audire 257 Wörterverzeichnis pesar 237, 239, 240 picha 289 por 267 por malos de mis pecados 20 por mis pecados 20 postribol 235, 236 pender 233 prender 232 primogenito 266 procesion 235, 236 puesto 234 pufteta 290 puteria 235 que 261 jque barbaridad! 20 quien 261 republica 271 rrahezes 240 senzillo 266 seso 237, 239 sexo 239 seso (judensp.) 239 tal 261 tamafto 261 tanto 261 temer 258 tierra 262 tiseras 262 una vez 271 uno 273 vaiven 255 verga 240 vieja 237, 240 vino 262 virga 240 zupo 290 Portugiesisch fouveiro 279, 281 fouvo 279 Lateinisch bis 271 caro de carne mea 23 caterva 17, 22 conventus 225 culus 285 Deus animae meae 23 docere 257 erga 267 Wörterverzeichnis 435 *falovarius 279 poena 240 falvus 279, 280, 281 prior 273 feramen 17, 22 prostibulum 234, 235 ferus 17 res publica 271 ficus 272 salsum 284 foratum 285 semel 271 fulvus 279 senior 273 gilvus 279 serica 225 inimicus 271 sericia 225 legere 257 sexus 239 lupanar 234 sphaera 231 mons 266, 272 varius 279, 280, 281 murex 281 verus 280, 281 penes 267 virga virtutis 240 Griechisch alethinon 280 ßv{}6r; 225 Arabisch ab;,tsun 284 dabür 285 dbn-walad alqd}Jba 287 r,Jakdr 283 caq,eyy;,m piw 287 q,arrdt 287 aq,rata 286 q,arrata 286 cdhira 287 #rta 287 caj[za 285 dir pltlqiw 287 camdl p[yyu 287 dubur 285 cammdr 286 amrdd 287 fdlka 285 asd 285 dst 285 faluk 285 atii 286 fdrj 284 atbidal 286 fdrx 283, 290 atiihu min duburihf 285 fa! i! ill! i 287 dyr 283 fdswa 287 fassa 290 cdyra 287 ftsal 283 azdba 284 *az[bba 284 fisiq 287 furdt 285 btib alkum 285, 289 bawwil 286 }Jaccun 284 btiyq,a 283 han 284 b;,zza 284 }Jawd 286 b;,zzula 284 }Jdwi 287 *b;,zzun(a) 284 IJ;,rb;,s 288 bida + lkabs 287 IJ;,ssun 284 bi/ uzzun 284 }J;,ttun 284 bizz 284, 285 }Jirr 284 *bizz(a) 285 }Jirri pissi 290 bujujj 284 hubara 281 bulb(a) 284, 290 hubarii 279 buzzun 284, 285 }Jucdycan 284 436 ilJ,lfl 283 imUq 286 ist 285 jalada c umayrah 286 jäma c 286 kasxän 287 lawwdt 287 lisfn ailJ,irr 285 mabun 287 mdq c ada 285 ma�dar 287 m;Jn b;JZZ ummo 284 milliqdr 286 mucca 285 muxdnnat 287 ndhd 285 ndk 286 nakalJ, c 286 narbdhu hirri 289 nibeguel 286 nifassfka 287 passas 286, 290 piss(a) 283, 286 piyyu 287 piyyu ldbwa 287 piyyu lubb 287 puccun 284, 285 pulliqdr 286 pusays 283 qd c 285 qdlJ,ba 287 qaldm 283 qardyl 283 qdrqal 283 qarrdn 287 qatim 287 qdtna 285 qawwalfd 287 qirqim 283 qfam 283 qubul 285 Burgos 261 Wörterverzeichnis qul 285 qusir 285 ral:Jf� 240 ralJ,im 284 rakdb 286 räqad 286 raqadma c 286 saw 0 ah 285 sussun 284 suwwa 285 tddd 285 tady 285 tapsis 290 tarbdlJ!Ja 289 tdysar 287 0 uj(u)z 285 c umdyra 286 c umdyri 286 waldd a<f,q,(tg(a 287 waldd azzind 287 wäqa c 286 wa(a 286 xdrq 285 xarri ba c <f, libd c <f, 286 xd�wa 283 xun{d 288 x�yah 283 yarbdlJ!Ja 289 yilucc 290 yip{qq 290 zalldl 287 zalldyr 287 zdni 287 zdn(i)ya 287 zubb 283 zubb 284 zukk 285 zuppit 284 zurnif 287 B. Toponyme Mallorcas 261 Ernst Robert Curtius (1886-1956) Von Heinrich Lausberg (t). Aus dem Nachlaß herausgegeben und eingeleitet von Arnold Arens 1993. 216 Seiten. Kart. DM 78,- Der 1992 verstorbene bekannte Romanist Heinrich Lausberg hat in den Jahren 1968-1969 eine bislang noch nicht erschienene Curtius-Biographie verfaßt, die Arnold Arens hier aus dem Nachlaß herausgibt. Lausberg, der 1932-33 bei Curtius studierte und dann von 1946 bis 1949 dessenMitarbeiterwar, kann alseinerder besten Kenner des großen Meisters gelten, mit dem er "zahllose und immer fruchtbare Gespräche" geführt hat und in dem er seinen .geistigen Mentor'' sah. Quellenbasis der Curtius-Vita sind die profunde persönliche Kenntnis des Gelehrten und des Menschen Curtius, schriftliche Zeugnisse und mündliche Mitteilungen sowie die tiefe Kenntnis des Gesamtwerkes von Curtius. Aus dem Inhalt: Die Familie-Die Schulbildung-Das Studium-Die militärische Dienstzeit- Das Rom-Erlebnis-Der Weg zur Habilitation-Die Habilitation in Bonn-Die Bonner Tätigkeit vor dem Ersten Weltkrieg-Die Teilnahme am Weltkrieg- Die Bonner Tätigkeit der Jahre 1916- 1920-Die Tätigkeit in Marburg-Die Tätigkeit in Heidelberg-Die Tätigkeit in Bonn (1929-1956)-W. Jördens Schrift "E.R. Curtius. Meisterworte" - Briefwechsel E.R. Curtius - F. Schalk Opera Minora Romanische Sprachwissenschaft- Romanische Philologie und Rhetorik- Textanalyse Von Heinrich Lausberg (t). Herausgegeben und eingeleitet von Arnold Arena 1993. XII, 773 Seiten, Geb. DM 196,- Heinrich Lausberg (1912-1992) hat eine Vielzahl von Aufsätzen hinterlassen, von denen mehrere der Forschung nicht nur neue Impulse gaben, sondern ihr auch neue Wege wiesen. Der vorliegende Band bietet seine kleinen Schriften aus den Jahren von 1947 bis 1977 zu den drei großen Forschungsbereichen, mit denen sich Lausbarg befaßt hat (Romanische Sprachwissenschaft, Rhetorik, Textanalyse). Dem Band sind als Anhang die Laudationes von Arnold Arens und Harald Weinrich beigefügt, diediese während einer akademischen Feierstunde zum Gedenken an H. Lausberg am 10. Oktober 1992 hielten. Ausdem Inhalt: Romanlache Spracl')wissenschaft: Vergleichende Charakteristik der italienischen und der spanischen Schriftsprache - Zum romanischen und zum französischen Vokalismus- Beiträge zur italienischen Lautlehre- Zur synchronischen Umstrukturierung diachronisch überlieferter Sprachzustände - Romanische Philologie und Rhetorik: Zur Stellung Malherbes in der Geschichte der französischen Schriftsprache - Rhetorik und Dichtung-M. Goumay et la crise du langage poetique - Textanalyse: Zur literarischen Gestaltung des Transitus Beatae Mariae- Zum altfranzösischen Assumptionstropus .Quant li solleiz"- Zur Metrik des altfranzösischen Rolandsliedes - Einführung in Sartres .Les jeux sont faits"- Mariens Heimgang in liturgischer und paraliturgischer Dichtung - Zum Hymnus .Jesu dulcis memoria" Franz Steiner Verlag Stuttgart Postfach 1 O 1 O 61 - D-70009 Stuttgart Preisänderungen vorbehalten Herbert Schneider / Nicole Wild (Hrsg.) La Muette de Portici Kritische Ausgabe des Librettos und Dokumentation der ersten Inszenierung ERDA 11, 1993, 232 Seiten, 20 Bildtafeln DM 68,-/ ÖS 531,-/ SFr 70,- ISBN 3-86057-001-3 Mit der Oper "La Muette de Portici'', Libretto von Eugene Scribe dem bedeutendsten französischen Librettisten des 19. Jahrhunderts - und Germain Delavigne, Musik von D.F.E. Auber, wurde im Jahre 1828 die erste Grand opera geschaffen. Diese neue Gattung wurde nicht nur für Meyerbeer und viele andere in Frankreich tätige Komponisten, sondern auch für Richard Wagner und Giuseppe Verdi von großer Bedeutung. Die komplizierte Entstehungsgeschichte des Librettos von "La Muette da Portici'' ist an seinen vier Versionen, jede davon mit Varianten, abzulesen. Mit Hilfe der Edition, die zum erstenmal die Handschriften des Scribe- Nachlasses nach philologischen Methoden untersucht, ist die komplizierte Geschichte dieses Opernlibrettos dokumentiert. Dadurch konnte belegt werden, daß die erste, dreiaktige Fassung der Oper von Germain Delavigne stammt. Ein ausführlicher Quellenapparat erschließt Zensur- und Inszenierungsgeschichte. Diese erste kritische Edition eines Opernlibrettos überhaupt wird für die künftige Opernforschung Maßstäbe setzen und nicht nur für die Musiktheater, sondern auch für Musik-, Theater- und Literaturwissenschaftler sowie Historiker von größtem Interesse sein. Stauffenburg verlag Thorsten Greiner Ideal und Ironie Baudelaires Ästhetik der «modernite» im Wandel vom Verszum Prosagedicht 1993. Vlll, 3 1 0 Seiten. Kart. DM 118.-. ISBN 3-484-55018-x (Band 18) Baudelaires Ästhetik wird nicht, wie zuerst Walter Benjamin annahm, von einem Widerspruch des Systems geprägt, sondern stellt selbst ein System des Widerspruchs dar. Dessen Kernstück ist eine Dialektik des Begehrens, bei der das Zusammentreffen von fremdbestimmter Idealorientierung und Autonomiewillen, von Sumaturalismus und Ironie zur Produktionsdynamik von Kunst wird. Diese These wird an einer Untersuchu�g der großen Konzepte der Baudelaireschen Asthetik (Teil 1), der >architecture secrete< der »Fleurs du mal« (Teil II) und an den »Petits poemes en prose« (Teil III) erprobt, mit denen das Widerspruchsmodell eine neue Form erzeugt. Karin Lizium Die Darstellung der historischen Wirklichkeit in Alessandro Manzonis »I Promessi Sposi« VI, 265 Seiten. Kart. DM 122.-. ISBN 3-484-55019-8 (Band 19) Manzoni wollte mit den »Promessi Sposi« seine historiographischen und literarischen Ansp�che an den historischen Roman erfüllen. Die Uberprüfung dieser Zielsetzung anhand einer Detailanalyse der wichtigsten Teilbereiche der in den »Promessi Sposi« geschilderten historischen Wirklichkeit und der Vergleich mit den Quellentexten zeigen neben dem Bemühen um historische Korrektheit auch einige signifikante Lükken, die sich vor allem durch die Verwendung des literarischen Musters des Schauerromans erklären. Die partielle Kollision der historischen mit den literarischen Vorgaben ist ursächlich für die uneinheitliche Struktur des Werks. Die Erkenntnis dieser Problematik führte Manzoni letzten Endes zur Abkehr von der Gattung des historischen Romans. Gerhard Poppenberg Ins Ungebundene Über Literatur nach Blanchot Vlll, 221 Seiten. Kart. DM 116.-. ISBN 3-484-55020-1 (Band 20) Für die literaturtheoretischen Diskussionen im Nachkriegsfrankreich sind die Texte Blanchots von herausragender Bedeutung und prägend bis in die Gegenwart der Auseinandersetzungen um Poststrukturalismus und Dekonstruktion. Die Arbeit stellt die Schriften Blanchots in den Kontext ihrer Entstehung, die Nachkriegsjahre, und zeigt, wie die literaturtheoretischen Diskussionen die zeitgenössischen Fragen artikulieren, wie sie in die Entwicklung der modernen Literatur einzuordnen sind und wie Blanchot seine Überlegungen im Zusammenhang mit diesen Debatten entwickelt hat. Angela Enders Die Legende von der »Neuen Welt« Montaigne und die >litterature geographique< des 16. Jahrhunderts 1993. Vlll, 289 Seiten. Karl. DM 136.-. ISBN 3-484-55021-x (Band 21 ) In einer Analyse der französischen Amerika-Literatur des 16. Jahrhunderts führt die Arbeit den Nachweis, daß sowohl die Reisenden wie auch die Geschichtsschreiber eigenkulturellen Voraussetzungen verhaftet bleiben, die ihnen die Wahrnehmung des >Neuen< an der »Neuen Welt« erschweren und teilweise unmöglich machen. Eine Untersuchung von Montaigne als einem der wichtigsten Rezipienten dieser Literatur zeigt abschließend, daß auch seine »Essais« die Erfahrung des >neuen< Kontinents für den Neuentwurf europäischer Ideale funktionalisieren und sie nicht etwa zur grundlegenden Relativierung eigenkultureller Wertvorstellungen nutzen. Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG Postfach 21 40 · D-72011 Tübingen Niemeyer lW4 Klaus Morgenroth Le terme technique Approches theoriques, etudes statistiques appliquees a la langue de specialite economique du fran1,ais et de l'allemand Ca.190 Seiten.Ln ca.DM 82.-. ISBN 3-484-52250x (Band 250) Lorsqu'on etudie le vocabulaire d'une langue de specialite quelle qu'eile soit, on se heurte tres vite a la question de savoir quelles sont les proprietes linguistiques des ,mots techniques< par rapport aux ,mots non-techniques<. L'objectif de ce travail consiste donc d'abord a systematiser et regrouper les differentes approches linguistiques qui, parfois de fa1,on implicite ou marginale, se proposent de determiner les traits caracteristiques du terme technique. II s'agit de huit approches theoriques au niveau de l'analyse diachronique, semantique, syntaxique, lexicale, pragmatique, contrastive, statistique et au niveau de la normalisation. Malte-Ludolf Babin 'orgolh' - 'umil' Untersuchungen zur lexikalischen Ausprägung des Altokzitanischen im Sinnbereich des Selbstgefühls XI, 459 Seiten.Ln ca.DM 168.-. ISBN 3-484- 52251-8 (Band 251) Die nach onomasiologischen Gesichtspunkten aufgebaute Untersuchung ist der Ausprägung des altokzitanischen Lexikons im Sinnbereich des Selbstgefühls gewidmet. Neben den beiden wichtigsten (orgo/ h und umi[) wird eine Vielzahl weiterer Lexeme analysiert. Die sorgfältige Deutung von insgesamt 920 Belegstellen erweist, daß die zentralen 20 Lexeme des Sinnbereichs unabhängig von Jahrhundert und Gattung einheitlich gebraucht werden, und untermauert damit die These von der grundsätzlichen Einheitlichkeit der altokzitanischen Literatursprache. Volker Mecking Wortgeschichtliche Untersuchungen zu Philippe d'Alcripe's »La nouvelle Fabrique« (ca. 1580) 1993.Xlll, 203 Seiten. Ln DM 82.-.ISBN 3-484- 52252-6 (Band 252) In dieser mit Hilfe des Französischen Etymologischen W örterbuchs (FEW) erstellten lexikalischen Studie wird der Wortschatz einer ca. 1580 in Rouen erschienenen Sammlung von insgesamt 99 volkstümlichen Novellen, der »Nouvelle Fabrique des Excellents Traicts de Verite« vonPhilippe d'Alcripe (i. e.Philippe LePicard, 1530/ 31-1581) in seiner ganzen Komplexität untersucht und sprachhistorisch ausgewertet. Die Wortschatzstudie liefert zahlreiche wichtige Neuerkenntnisse über die Entwicklung des französischen Wortschatzes des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Raffaele Morabito Una sacra rappresentazione profana Fortuna di Griselda nel Quattrocento italiano V, 94 Seiten.Ln ca.DM 58.-.ISBN 3-484-52253-4 (Band 253) Nucleo centrale del libro e l'edizione di un manoscritto quattrocentesco, contenente il testo di una sacra rappresentazione la quale ripropone Ja storia di Griselda, narrata per la prima volta da Boccaccio nel »Decameron« e ehe ebbe un successo straordinario fino al XIX secolo, con numerosi adattamenti e traduzioni nelle principali lingue europee. II testo e preceduto da uno studio critico, ehe tratta anche della fortuna della storia in Italia nel secolo XV. In appendice ne vengono edite altre tre redazioni: una in volgare, da un manoscritto del fiorentino Romigi dei Ricci (1399), e due in latino, di Jacopo Foresti (1483; mai edita dopo il secolo XV) e di Neri Nerli (1502; inedita). Martin Hummel Cadre, employe und Angestellter Ein sprachwissenschaftlicher Beitrag zur vergleichenden Kulturforschung im deutsch-französischen Sprachraum der Gegenwart 1993. VI, 316 Seiten.Ln DM 122.-.ISBN 3-484- 52254-2 (Band 254) Eine empirische Überprüfung lexikologischer Theorie (Wortfeld, strukturelle Semantik, Prototypensemantik, Konstituentenanalyse) anhand des kontrastiv angelegten Falls von employe, cadre und Angestellter erlaubt die Entwicklung eines mehrdimensionalen Bedeutungsbegriffs, der Sprachsystem und Sprechakt gleichermaßen berücksichtigt und deshalb die Integration von Übersetzungsfragen in die semantische Theorie erlaubt. Auf dieser Grundlage wird das Verhältnis von Sprache und außersprachlicher Wirklichkeit im allgemeinen (Kategorisierung) und von Sprache und Kultur im besonderen deutsch-französischen Kontext untersucht. Dabei wird ein gegenwartsbezogenes Verständnis angestrebt, das jedoch ohne die Einbeziehung der sprach- und kulturhistorischen Entwicklung nicht erzielbar wäre. Ein detailliertes Register soll den inner- und interdisziplinären Dialog fördern. Nietneyer Engel, Ulrich/ lsbasescu, Mihai/ Stanescu, Speranta/ Nicolae, Octavian Kontrastive Grammatik deutsch-rumänisch Band 1: Einführung, der Satz, das Verb, der Nominale Bereich Band 2: Partikeln, Fakultative Konstruktionen, Bereiche mit zwingender Regelung, der Text, Register 1.380 Seiten, fest gebunden, ISBN 3-87276-697-X DM 190,-- Das vorliegende Werk ist die fünfte kontrastive Grammatik, die das Mannheimer Institut für deutsche Sprache herausgibt. Die deutsch-rumänische kontrastive Grammatik (DRKG) enthält nicht nur einen Strukturvergleich zweier europäischer Sprachen, sondern sie bietet zugleich je eine vollständige Grammatik der beiden Einzelsprachen. Die DRKG besteht aus fünf Hauptteilen: Der Satz das Verb der nominale Bereich - Partikeln der Text. In zwei kleineren Teilen werden übergreifende Fragen wie Negation, Kongruenz und Interpunktion behandelt. Die Beschreibung der sprachlichen Erscheinungen stützt sich auf neuere linguistische Sehweisen wie Dependenz-Verb-Grammatik und Sprechakttheorie. Bei der Darstellung wurde jedoch stets auf Anwenderfreundlichkeit geachtet: Terminologie und Begriffsinventar folgen weitgehend dem traditionellen Gebrauch, es gibt nur wenige formalisierte und diagraphische Beschreibungen, die Zugänglichkeit wird erleichtert durch ein knappes Gesamtinhaltsverzeichnis (dem detaillierte Übersichten für die einzelnen Teile zur Seite treten) sowie durch ein Register, in dem die wichtigsten Begriffe auch definiert werden. Die DRKG wendet sich an Studierende, akademische Lehrkräfte und Lehrer an Höheren Schulen sowie an Lehrbuchautoren. Die Autoren, rumänische und deutsche Germanisten, hegen die Hoffnung, daß die DRKG auch zu einer Optimierung der Deutschlehrwerke für Rumänen wie der Rumänischlehrwerke für Deutschsprachige beitragen möge. JULIUS GROOS VERLAG Postfach 10 24 23 • 69014 Heidelberg Walter de Gruyter Berlin • New York Sprachpolitik in der Romania Zur Geschichte sprachpolitischen Denkens und Handelns von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart Eine Gemeinschaftsarbeit der Leipziger Forschungsgruppe "Soziolinguistik" Jenny Brumme, Gerlinde Ebert, Jürgen Erfurt, Ralf Müller, Bärbel Plötner unter Leitung von Klaus Bachmann 23,0 x 15,5 cm. XVI, 528 Seiten. 1993. Ganzleinen DM 268,-/ öS 2.091,-/ sFr 255,- ISBN 3-11-013614-7 Es wird ein weitgefaßter, die Lösung von Sprachkonflikten, die Sprachplanung, Standardisierung, Diskursregelung und Fremdsprachenpolitik zusammenfassender Begriffs von Sprachpolitik vorgestellt, der anhand der Praxis der Französischen Revolution verifiziert wird. Unter deren Einfluß, aber auch unabhängig von ihr, hat sich die Sprachpolitik bis zur Gegenwart in Frankreich, Italien, Spanien und den ehemaligen Kolonien in größtenteils übereinstimmenden Formen entwickelt. ANGELIKA CORBINEAU-HOFFMANN Paradoxie der Fiktion Literarische Venedig-Bilder 1797-1984 24,0 x 17,0 cm. X, 638 Seiten. Mit 24 Tafeln. 1993. Ganzleinen DM 386,-/ öS 3.011,-/ sFr 366,- ISBN 3-11-012937-X (Komparatistische Studien, Band 17) Die Arbeit untersucht den Status der Realität in fiktionalen Texten im besonderen Fall Venedigs. Der selbst schon künstlerische Charakter des Gegenstandes bildet eine Herausforderung für die Kunstmittel moderner Literatur und führt zu einer Neubewertung der komparatistischen T hematologie unter poetologischem Aspekt. Preisänderungen vorbehalten ■ ■ ■ Universitätsverlag C. Winter Heidelberg JOHANN WILHELM ■ Grundriß der romanischen v. ARCHENHOLTZ Literaturen des Mittelalters England und Italien Hrsg.: Hans Ulrich Cumbrecht - Nachdruck der dreiteiligen Hans Robert Jauss - Erich Köhler (t) - Erstausgabe Leipzig 1785. Ulrich Mölk Mit Varianten der fünfteiligen Val. XI: La litterature historio- Ausgabe Leipzig 1987, graphique des origines Materialien und Untersuchungen a 1500 der Text- und Wirkungsgeschichte, Tome 2: Partie documentaire Bibliographie und Nachwort 1993. ca. 400 Seiten. Leinen Herausgegeben von Michael Maurer DM 298,-, OS 2324,-, SFr 298,- Teil 1: England. XX, 896 Seiten ISBN 3-8253-0122-2 Teil 11: Italien. XI1, 378 Seiten Kartoniert DM 280,-, OS 2184,-, Teil III: Varianten, Materialien, SFr 280,- Untersuchungen. ISBN 3-8253-0120-3 X, 559 Seiten. 1993. Leinen in Pappschuber DM 250,-, OS 1950,-, SFr 250,- ■ HELMUT KREUZER - KARL RIHA - (Germanisch-Romanische Monatsschrift, Beiheft 10) CHRISTIAN W. THOMSEN (Hrsg.) ISBN 3-8253-4381-2 Von Rubens zum Dekonstruktivismus Sprach-, literatur- und kunstwissen- HILTRUD DAMMANN schaftliche Beiträge. Marie Cardinals Festschrift für Wolfgang Drost «les mots pour le dire» 1993. ca. 272 Seiten mit zahlreichen Autobiographisches weibliches Abbildungen. Schreiben im Kontext der Leinen DM 75,-, OS 585,-, SFr 75,- 68er Bewegung (Reihe Siegen. Beiträge zur Literatur-, Sprach- und Medienwissen- 1993. ca. 232 Seiten. schalt, Band 100) Leinen DM 48,-, OS 374,-, SFr 48,- ISBN 3-8253-0140-0 (Studia Romanica, 81. Heft) ISBN 3-8253-0017-X ■ INA D. DANZER HANS- MICHAEL SPEIER (Hrsg.) T. S. Eliot, Ezra Pound Celan-Jahrbuch 5 und der französische 1993. ca. 312 Seiten. Kartoniert Symbolismus ca. DM 250,-, OS 1950,-, SFr 250,- 1992. X, 225 Seiten. (Beiträge zur neueren Literatur- (Heidelberger Forschungen, 29) geschichte. Dritte Folge, Band 128) Leinen DM 48,-, OS 374,-, SFr 48,- ISBN 3-8253-0027-7 ISBN 3-8253-4554-8 69051 Heidelberg · Postfach 10 61 40 · Telefon 0 62 2117702 60